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Himmel und Hölle

von

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Vorsichtig schlich Kieran hinter einem Auto entlang und blickte der jungen Frau nach. Erstmal schauen, wohin sie ging. Nach ein paar Metern bog sie rechts in einen kleinen Padweg ein, der zuerst in ein kleines Waldstück und dann an ein Feld führte. Kieran konnte sich schon denken, wo sie hin wollte, zumindest ungefähr.

Als sie um die Kurve verschwunden war, folgte er ihr vorsichtig und leise. Dann fiel ihm ein, dass sie ja Kopfhörer trug und gar nichts hören konnte. Er blieb also vorsichtig aber nicht mehr besonders leise. So war es auch viel unauffälliger. Was würden wohl die Leute hier in den Häusern denken, wenn sie ihn gebückt und auf Zehenspitzen die Straße entlang laufen sähen?

Als Kieran an der kleinen Holzhütte im Wald ankam, die zur Aufbewahrung von Ackergeräten und Gartenwerkzeugen diente, war die Frau schon auf dem Feldweg angekommen. Er blieb hinter der Hütte stehen und beobachtete, wie sie sich verstohlen umschaute. Dann ging sie weiter und im nächsten Moment hörte er eine laute Stimme, die irgendwas von einer Reise sang. Kieran grinste. Das war nicht ganz einwandfrei, manchmal blieb ihr die Luft weg. Es war wohl nicht so leicht, gleichzeitig zu singen und zu gehen.

Während sie singend den Feldweg hinauf ging, kam Kieran aus seinem Versteck hervor und schlich geduckt zum Rand des Feldwegs. Dort versteckte er sich hinter einem Baum und beobachtete sie weiter. Er konnte sich ein Lachen einfach nicht verkneifen. Er hörte sie singen und gleichzeitig schnaufen.

Gerade wollte er hinter seinem Baum hervor kommen, als sie plötzlich stehen blieb. Kierans Herz klopfte schneller. Hatte sie ihn etwa bemerkt? Ganz vorsichtig lugte er um seinen Baum herum und wagte kaum zu atmen. Sie drehte sich um, sah in alle Richtungen, auch in seine, sogar recht gründlich. Aber sie schien ihn nicht bemerkt zu haben. Sie machte noch zwei Schritte vorwärts, blieb dann wieder stehen und begann erneut, zu singen. Diesmal konnte Kieran nichts verstehen, von dem, was er da hörte. Es war irgendeine fremde Sprache aber ihre Stimme klang auf einmal wunderschön. Eine zarte und klare Stimme und eine wunderbare Melodie. Kieran lächelte und schloss die Augen. Diese Stimme ging ihm durch und durch. Auf einmal sah er sich auf einem grünen Hügel sitzen und sie im Arm halten.

Einige Minuten lang dauerte der wunderbare Gesang, und als das Lied zu Ende war, war sich Kieran sicher: er hatte sich verliebt.
 

Dayla hatte ihr Lied beendet und setzte ihren Weg über das Feld fort. Noch immer war niemand zu sehen. Der große Wald auf der anderen Seite war längst in Sicht, nur den Weg konnte sie noch nicht sehen. Langsam wurde ihr warm unter ihrer Regenjacke. Sie öffnete die Knöpfe und ließ die angestaute Hitze vom kühlen Herbstwind davon tragen. Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien, der Himmel war blau und die Bäume leuchteten in Rot und Gelb. Hin und wieder kam ein kurzer starker Wind auf, der sie beinahe umwarf. Aber trotzdem war es ein wahres Vergnügen, heute hier oben zu sein. Offenbar hatte niemand Lust, das schöne Wetter auszunutzen, denn sie hatte noch keine Menschenseele gesehen. Nun, das sollte sich bald ändern!
 

„Um Himmels Willen!“ Pepe, der Wirt starrte erschrocken auf die Zeitung in seinen Händen. Der Artikel auf Seite 4 trieb seinen Blutdruck hoch und ihm den Schweiß auf die Stirn. Er las den Text ein zweites Mal.
 

„Gefährlicher Triebtäter entflohen

Aus der Haftanstalt im Dahlhofer Tal in der Nähe von Blombach ist am Samstag, dem 21. Oktober um ca. 19.30 Uhr ein verurteilter Sexualverbrecher entflohen. Er hielt sich in einem Wäschewagen versteckt und wurde unbemerkt durch einen Helfer in den Wäschetransporter geschmuggelt. Der Fahrer des Lieferwagens erschrak, als er eine Stimme hinter sich hörte und setzte das Fahrzeug vor einen Baum. Erst am folgenden Morgen wurde er mit Prellungen und einem angebrochenen Handgelenk nahe des Dahlhofer Waldes aufgefunden. Der Täter flüchtete unverletzt zu Fuß in den Wald. Der Fahrer wurde ins Lemiger Krankenhaus gebracht. Er konnte der Polizei eine gute Beschreibung des Täters liefern. Es handelt sich um Dieter P., der wegen mehrfacher Vergewaltigung und versuchten Mordes eine Haftstrafe von 15 Jahren zu verbüßen hat. Dieter P. ist 42 Jahre alt, 1,76 m groß, hat kurze braune Haare und auffällige graue Augen. Auf dem linken Arm hat er eine Tätowierung, einen schwarzen Pantherkopf. Dieter P. ist hochgradig gefährlich. Die örtliche Polizei bittet die Bevölkerung dringend, die Waldgebiete von Dahlhof zu meiden. Den Anwohnern wird geraten, in ihren Häusern zu bleiben. Sollten Sie Dieter P. sehen, rufen Sie sofort die nächste Polizeidienststelle an.“
 

„Jetzt ist mir klar, warum heute niemand zum Essen kam. Alle haben den Artikel gelesen und keiner traut sich mehr her.“ Pepe schlug wütend mit der Hand auf den Tisch. „Verdammt, dieser Kerl versaut mir mein Geschäft und meinen Ruf! Und das wird sich erst ändern, wenn sie ihn geschnappt haben. Aber bis dahin kann es noch Wochen dauern. Die Wälder da oben sind einfach zu groß. Da könnte er sich bis zum Sankt Nimmerleinstag verstecken und kein Aas würde ihn finden! Na ja, wenigstens haben sie die Leute gewarnt. Das fehlte ja noch, dass eine Familie mit Kindern oder so in seine Hände fällt. Dann hätte er auch noch Geiseln, das ist ja so schon schlimm genug!“

Plötzlich durchfuhr Pepe ein Schlag. Kerzengerade saß er auf seinem Stuhl, sein Herz klopfte schneller und er wurde leichenblass.

„Großer Gott! Kieran ist da oben! Und diese junge Frau auch! Sie ist in besonders großer Gefahr! Offensichtlich hat sie keine Zeitung gelesen und auch kein Radio gehört, da haben sie es bestimmt auch gebracht. Und Kieran sagte ja, er hätte noch keine Zeit für die Zeitung gehabt. Die beiden sind jetzt da oben in großer Gefahr und haben keine Ahnung davon! Ich muss unbedingt was tun!“

Pepe ließ die Zeitung fallen und sprang von seinem Stuhl auf. Er überlegte keine Sekunde. Sein Gewehr lag in der Stube. Er hatte es gestern erst gereinigt und überprüft. Es funktionierte einwandfrei. Eigentlich hatte er im Laufe der kommenden Woche wieder einmal auf die Jagd gehen wollen. Die Schonzeit der Rehe war vorbei und zartes Rehfleisch war bei seinen Gästen besonders gefragt. Nun würde statt Reh etwas anderes auf seinem Beuteplan stehen, etwas viel gefährlicheres…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Caro-kun
2009-02-14T13:48:04+00:00 14.02.2009 14:48
Hilfe O.o
Pepe, tu was!
Echt bemerkenswert, dass er so schnell handelt.

Ach und noch was:
Der Name Dieter passt wirklich perfekt zu einem Sexualverbrecher.
Ich hasse diesen Namen.
Da wird mir schlecht, wenn ich ihn nur höre >~<
(Das Lesen ist nich ganz so schlimm, also nich das du jetzt Angst hast, ich würde abbrechen ^^)



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