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Don't get too friendly

OS-Sammlung (Grösstenteils Rose/Scorpius)
von

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Folgenschwere Beleidigung

Folgenschwere Beleidigung
 

Sie hätte weinen können. Wie konnte er nur? Wie hatte er ihr das nur gerade an den Kopf werfen können? Aus nassen Augen funkelte Rose ihren Cousin böse an, der einfach nur daneben stand und gar nichts sagte, der seinen besten Freund einmal mehr nicht zu Recht wies, wenn er wieder auf ihr herum trampelte. Und ein bisschen galt dieser böse Blick auch ihr selbst, weil sie sich einmal mehr nicht gewehrt hatte.

Auf dem Absatz machte sie Kehrt und stürmte aus den Kellergewölben des grossen Schlosses direkt hinauf in den Gryffindorturm, durch den Gemeinschaftsraum, wo sie erst einmal mit ihrem kleinen Bruder zusammen stiess, der sofort wusste, was wieder einmal vorgefallen war und dann hoch in ihren Schlafsaal. Sie warf sich aufs Bett und verbarg ihr Gesicht in ihrem Kissen. Dieses verdammte Arschloch. Dieses verdammte, hochnäsige, sich selbst für etwas Besseres als andere haltende Arschloch!

Wie konnte Albus nur mit dem befreundet sein? Rose nahm sich gerade fest vor, ihren Cousin aus ihrem Freundeskreis zu streichen. Wenn er nicht für seine Familie einstehen wollte, dann konnte er sich von nun an jemand anderen suchen, der ihren Platz als Cousine einnahm.

Stundenlang lag sie in ihrem Bett und schluchzte leise vor sich hin. Ihre Zimmergenossinnen und ihre Cousine Lily konnten sie auch nach langen Versuchen nicht dazu bringen, mit zum Abendessen zu kommen. Rose wusste zwar, dass sie seinen Triumph dadurch nur noch vergrösserte, doch es kam praktisch auf dasselbe heraus, ob sie jetzt mit roten, verweinten Augen oder gar nicht zum Abendessen erschien.

Immer wieder erschien das Gesicht mit der blassen Haut und den grauen Augen vor ihr. Am liebsten hätte sie ihm seine dreckige, hochnäsige Visage zerkratzt! Aber dazu besass sie den Mut nicht. Genauso wenig wie sie den Mut dazu besass, ihm Paroli zu bieten. Nie hatte sie ihm geantwortet. Sie hatte sich nur immer wieder gesagt, dass sie ihn im nächsten Test schlagen würde und diese Niederlage würde sein grosses Maul schon stopfen. Aber nun waren sechs Jahre vergangen, sie hatte ihn in keinem Test geschlagen und er hatte über all die Jahre hinweg ihrem Selbstvertrauen und auch ihrer Selbstachtung so viele Tritte und Schläge verpasst, dass sie eigentlich nur noch ein einziges Häufchen Elend war. Sie war also genau das Gegenteil von einem Gryffindor. Schon seit ihrem ersten Tag war sie der Meinung gewesen, dass man sie ins falsche Haus gesteckt hatte. Sie hatte mit Professor Longbottom, ihrem Hauslehrer, stundenlange Gespräche geführt und auch wenn er ihr noch so oft gut zugeredet hatte, sie war einfach immer der Meinung gewesen, dass sie eher nach Hufflepuff oder Ravenclaw gehört hätte. Aber sicher nicht zu den Löwen. Denn, jedes Mal, wenn sie ihm über den Weg lief, zeigte sich wieder, dass sie alles andere als eine Löwin war. Eine kleine, ängstliche Maus vielleicht. Aber niemals eine Löwin. Er hingegen war die perfekte Schlange. Ebenso wie ihr abtrünniger Cousin.
 

Rose blieb eine Woche lang im Bett und weigerte sich, ihren Schlafsaal zu verlassen. Das Essen liess sie sich von ihren Zimmergenossinnen mitbringen. Wieso sollte sie ihr Bett auch verlassen. Dort fühlte sie sich am sichersten. Dort konnte er ihr nichts anhaben.

Lily, die diese Entwicklung mit Schrecken mit angesehen hatte, stellte am sechsten Tag ihren Bruder und seinen besten Freund zur Rede. Breitbeinig stellte sie sich vor die beiden hin, die Hände in den Hüften eingestützt und funkelte beide böse an.

„Entschuldigt euch gefälligst bei Rose!“

Albus zuckte bloss mit den Schultern. „Wieso wir beide? Ich hab gar nichts mit der Sache zu tun!“

„Und ob du das hast, Bruderherz. Du hast nämlich einmal mehr nur zugesehen. Sie ist deine Cousine! Ich finde es echt unglaublich, wie du einfach nur zusiehst, während diese Schlange ihr eine Beleidigung nach der anderen an den Kopf wirft! Du bist in Slytherin wirklich bestens aufgehoben!“

„Oh, jetzt bin ich aber verletzt. Verzieh dich Lily!“ Albus schupste seine Schwester zur Seite und drückte sich an ihr vorbei durch den Gang.

Albus’ Freund, der blonde, hoch gewachsene Junge, beachtete Lily nicht einmal, fast so, als wenn sie bloss ein Käfer unter seiner Schuhsohle wäre. Warum sollte er auch? War ja nicht sein Problem, wenn der Karottenkopf ihr Zimmer nicht mehr verliess, bloss weil sie zu wenig Mumm hatte, sich ihm zu stellen. Und überhaupt, sie hätte ja schon lange mal etwas erwidern können auf all seine Beleidigungen. Er wusste nur zu gut, dass er genug Schwachstellen hätte, auf die man zielen könnte, die nutzte Al oft genug aus. Aber die kleine Weasley, nun, die war einfach immer nur stumm. Selbst Schuld.

Lily, die sich so schnell nicht geschlagen geben wollte, packte den Blonden am Arm und hielt ihn zurück. „Hör mal, dieses Mal bist du wirklich zu weit gegangen. Bitte, entschuldige dich doch bei ihr!“ Vernunft hatte bis jetzt doch noch bei jedem Menschen funktioniert. Zumindest hoffte Lily das.

Der Blonde zog sich aus ihrem Griff, warf ihr einen vernichtenden Blick zu und verschwand auf dem Gang. Niemals würde er sich bei einem Weasley entschuldigen. Das war weit unter seiner Würde. Nein, niemals. Da müsste sich die Welt schon mehr als einmal drehen!
 

Am nächsten Hogsmeadsamstag, als praktisch alle Schüler das Schloss verlassen hatten, entschloss sich Rose, ihr Bett doch mal für eine Weile zu verlassen und etwas an die frische Luft zu gehen. Sie suchte sich die Gänge im Schloss, die meistens unbenutzt blieben und bahnte sich so ihren Weg hinauf auf den Eulenturm. Dort würde sie heute sicher ihre Ruhe haben.

Auf dem Turm angekommen, stellte sie sich an die Brüstung und schaute auf die sich unter ihr erstreckende Landschaft. Ein Strom aus vielen kleinen, sich bewegenden Punkten näherte sich Hogsmead. Die meisten Schüler würden jetzt dann gleich dort ankommen und ein paar Nachzügler sassen wohl spätestens in einer halben Stunde im Drei Besen.

Sie würde auch mal gerne wieder nach Hogsmead. Das Problem war nur, mit wem sie da hingehen sollte. Freunde, nun, das hatte Rose irgendwie nicht wirklich. Sie hatte sich immer hinter ihren Büchern versteckt, während andere die freie Zeit genutzt hatten, um Freundschaften zu schliessen. Sie verstand sich zwar mit vielen recht gut, aber wirkliche Freunde, die hatte sie nicht. Wenn sie mal jemandem etwas erzählen wollte, konnte sie war immer zu Lily, aber auch die hatte nicht immer Zeit für sie.

Seufzend stützte sie sich auf der Brüstung ab und lehnte ein wenig darüber hinaus, ihr Blick wanderte dabei auf den Boden direkt unter ihr. Die Schlossmauern fielen steil in die Tiefe und trafen in etwa fünfzig Metern auf harten, mit Steinen durchzogenen Boden. Wenn man hier herunter fiel, dann war es definitiv aus.

Aber dann war man auch gleichzeitig alle Probleme los. Sie müsste sich nie wieder seine Beleidigungen anhören. Plötzlich fragte sich Rose, ob es wohl jemandem auffallen würde, wenn sie nicht mehr da war. Ihren Eltern sicher, obwohl sie sich fragte, wie traurig sie sein würden. Sie hatte ihre Erwartungen bei weitem untertroffen. Einem Teil ihrer restlichen Familie würde es sicher auch auffallen. Vielleicht noch ihren Zimmergenossinnen. Und vielleicht würde irgendwann einmal jemand fragen, was eigentlich aus dem rothaarigen, drahtigen Mädchen mit dem jungenhaften Körper und den vielen Sommersprossen geworden ist, die immer mit einem Buch vor der Nase herum gelaufen war.

Rose lehnte sich noch etwas weiter über die Brüstung, bis sie nur noch auf den Zehenspitzen stand. Es wäre so einfach. Fast schon zu einfach. Sie bräuchte nur noch los zu lassen und sich ein wenig vom Boden abzustossen. Sie nahm eine Hand von der Brüstung. Jetzt stand sie schon nicht mehr ganz so sicher wie zuvor. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als sie erneut auf den felsigen Boden unter ihr blickte.

Sie wollte ihre Hand wieder zurück an die Brüstung legen, doch genau in diesem Moment erfasste sie ein heftiger Windstoss, sie schwankte, spürte, wie sich ihr Gewicht immer mehr nach vorne zu verlagern begann und bekam Angst. Eigentlich hatte sie doch gar nicht wirklich loslassen wollen. Eigentlich wollte sie keine nähere Bekanntschaft machen mit dem Boden weit unter ihren Füssen. Mit dem freien Arm ruderte sie, suchte Halt, glitt aber an den flachen, kerbenlosen Steinen, die glitschig waren durch den vielen Vogelkot, ab. Sollte es wirklich so enden? Rose schloss in Panik ihre Augen und hoffte, dass es nicht allzu sehr wehtun und schnell vorbei sein würde. Von ganz weit weg hörte sie ihren Namen und dachte, dass sie bereits von oben gerufen wurde.

Dann spürte sie plötzlich, wie sich eine Hand um ihre schloss und ihr ganzer Körper durch einen kräftigen Ruck zurück über die Brüstung gerissen wurde. Sie landete schwer auf jemandem, konnte hören, wie ihr Aufprall alle Luft aus seinen Lungen presste. Noch immer hatte sie die Augen geschlossen, auch als ihr Retter sie aufsetzte und erneut ihren Namen sagte. Tränen liefen ihr über die Wangen.

Nachdem ihr Retter sie mehrfach geschüttelt hatte, öffnete sie ihre Augen. Die Angst, die ihren ganzen Körper noch immer lähmte, bekam jetzt noch zusätzlich Gesellschaft von einem gewaltigen Schock. Denn sie sah ihm in die Augen.

Nicht nur das. Sie sah ihm in die Augen und sie dort Angst. Wahrhaftige, ungespielte Angst. Aber warum? Warum sollte er Angst haben? Sie war doch kurz davon gewesen, zu fallen. Und dann endlich verstand sie, was er immer wieder mit zitternder Stimme wiederholte.

„Bin ich schuld? Wolltest du das meinetwegen tun?“

Zu ihren Tränen kam jetzt noch ein kehliges Schluchzen. Am ganzen Körper zitternd, krallte sie sich in seinen Pullover. Vorsichtig zog er sie näher zu sich heran, legte seine Arme um sie und kreuzte die Beine um sie herum, sodass sie fast wie ein Schmetterling in seinem Kokon zusammen auf dem Boden sassen. Eigentlich zitterte er fast genauso fest wie sie, denn gerade hatte er mit angesehen, wie sie fast aus dem Turm gestürzt war und das ungute Gefühl, dass er nicht unschuldig an dieser Situation war, liess ihn nicht mehr los.

Gerade war ihm auf die grausamste Weise überhaupt vor Augen geführt worden, was Worte alles bewirken konnten. Nie hätte er gedacht, dass er mit seinen Beleidigungen sie tatsächlich so tief treffen könnte, dass sie sich dafür in den Tod stürzen würde. Aber andererseits, wenn er sich seine vielen Beleidigungen nochmals durch den Kopf gehen liess, die er ihr irgendwann in ihren gemeinsamen Schuljahren an den Kopf geworfen hatte, konnte er sie sogar irgendwie verstehen.

Wie lange sie so auf dem Boden sassen, wussten sie nicht. Irgendwann brachte Rose zwischen zwei erstickten Schluchzern hervor: „Ich… ich bin abgerutscht. Ich… zum Glück… du… danke.“

Das letzte Wort versetzte ihm einen tiefen Stich ins Herz. Auch wenn sie abgerutscht war, so hatte sie sicher nicht einfach nur so über der Brüstung gehangen. Er nahm sich in diesem Augenblick fest vor, nie wieder das Wort gegen sie zu erheben, niemals wieder. Das hatte er nicht gewollt. Wenn überhaupt, hatte er einmal so richtig mit ihr streiten wollen. Er wartete seit sechs Jahren darauf, dass sie ihm auf irgendeine Art und Weise mal Paroli bot, wenn er sie wieder beleidigte. Hätte er gewusst, wie das Ganze ausarten würde, er hätte schon viel früher aufgehört, sie zu beleidigen. Denn, wenn er etwas bis zur Perfektion beherrschte, dann Rose Weasley im Boden zu zerstampfen.
 

Die Sechstklässler standen vor der geschlossenen Kerkertür und warteten darauf, dass ihr Zaubertranklehrer endlich kommen würde. Wie immer war der wieder einmal zu spät. Und das gab ihm einmal mehr die Gelegenheit, auf Rose Weasley herum zu hacken. Sie sah gerade zufälligerweise in seine Richtung, da rief er auch schon über die ganze Menge hinweg: „He, Schlammblut, hast du heute Morgen schon mal in den Spiegel geschaut? Kann sein, dass Merlin dir endlich Brüste geschenkt hat. Oder hast du das winzige Bisschen, das du Oberweite nennst, mit Klopapier ausgestopft?“

Er konnte sehen, wie sich ihre Finger in ihre Tasche krallten und die Knöchel weiss unter der Haut hervor stachen. Wunderbar. Er hatte sie, einmal mehr. „Hab gehört, dass du in Verwandlung wieder einmal total versagt hast. Willst du mal zu mir in die Nachhilfe kommen? Ich kann dir zeigen, die man einen Zauberstab richtig verwendet.“ Hierbei liess er kurz Raum, um einem aus seinem Gefolge Zeit für wüste Gesten mit der Zunge zu lassen. „Nötig hättest du es. Vielleicht wirst du dann endlich den Besen los, den du verschluckt hast.“

Er trat zu ihr heran, legte seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Die ersten Tränen blitzten bereits in ihren Augenwinkeln. Für einen Augenblick überlegte er, ob er wirklich noch mehr sagen sollte. „Haben deine Eltern dich schon von der Erbschaftsliste gestrichen? Kann mir ja nicht vorstellen, dass sie eine solch herbe Enttäuschung, wie du es bist, überhaupt noch in ihrem Haus dulden wollen.“
 

„Es tut mir leid.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Und es war wohl das erste Mal in seinem Leben, dass er eine Entschuldigung wirklich ernst meinte.

Er hörte, wie ihre Schluchzer stockten und beobachtete, wie sie langsam den Kopf hob. Aus geröteten Augen sah sie ihn an. Es war wohl das erste Mal in ihrem Leben, in dem er sie nicht hämisch belächelte sondern sie mit festem Blick ansah, der bewies, dass er auch meinte, was er gerade gesagt hatte.

„Warum hast du es dann getan?“, fragte sie ihn vorwurfsvoll.

„Ich… keine Ahnung, du warst einfach das perfekte Opfer, du hast dich nie gewehrt.“ Er sagte die Wahrheit. Er wusste wirklich nicht, warum er gerade sie immer zu seinem Ziel gemacht hatte. Vielleicht auch, weil sie niemanden gehabt hatte, der sich zwischen ihn und seine Beute gestellt hatte. Nicht einmal ihren Cousin Al. „Vielleicht, weil es so einfach war bei dir.“

„Ja, ich habe mich nie gewehrt.“ Sie seufzte und legte ihren Kopf an seine Schulter. Mit einer Hand wischte er ihr die Tränen weg.

„Soll ich dich in den Gryffindorturm bringen?“ Rose nickte leicht, woraufhin er sich erhob und ihr dann aufhalf.

Schweigend liefen sie durch die leeren Gänge. Er hatte noch immer einen Arm um ihre Schulter gelegt und sie krallte sich noch immer Halt suchend in seinen Pullover.

Vor dem Portrait der fetten Dame blieben sie stehen. Sie schwiegen, irgendwie wollte keinem etwas einfallen, das man in dieser Situation hätte sagen können. Sogar die fette Dame schwieg, obwohl sie das Geschehen natürlich aufmerksam beobachtete.

Irgendwann hob Rose den Kopf und sah ihm in die Augen. „Scorpius, du bist nicht schuld. Wärst du es nicht gewesen, hätte jemand anders mich jahrelang niedergemacht.“ Er nickte leicht, verstehend. „Wenn jemand schuld ist, dann all die, die rund herum gestanden sind und nie etwas gesagt haben.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um, liess endlich seinen Pullover los, flüsterte das Passwort und trat durch das Loch hinter dem Bild. Kurz bevor die fette Dame wieder an ihren angestammten Platz schwang, warf sie noch einmal einen Blick über die Schulter. Ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen.

Unter den tadelnden Blicken der fetten Dame verliess er den Gryffindorturm, in Gedanken noch immer bei dem, was sie gerade gesagt hatte. Sie gab ihm nicht die Schuld daran, was gerade fast passiert wäre. Auf unerklärliche Weise beruhigte ihn das. Sehr sogar. Doch das hiess nicht, dass es ihn von seinem neuen Vorsatz abbringen würde. Nichts konnte das mehr.
 

Als Rose wieder zum Unterricht erschien, gab es natürlich grosses Gerede. Hinter ihrem Rücken stupsten sich die anderen Schüler an und erzählten sich die unglaublichsten Geschichten, warum sie fast die ganzen letzten zwei Wochen Unterricht versäumt hatte. Eine Hufflepuffschülerin behauptete sogar, dass Rose eine Abtreibung gehabt hätte, von der sie sich hatte erholen müssen. Doch all das Gerede störte sie nicht. Nicht mehr. Denn etwas hatte sich verändert. Er.

Die erste Stunde, die sie wieder mit den Slytherins zusammen hatte, war natürlich die Schlimmste gewesen. Alle grün gekleideten Jungs hatten dumme Sprüche gemacht, sie angerempelt und einer hatte sogar nach ihrem Po gegrapscht. Das hatten sie natürlich früher auch schon getan. Aber damals war niemand dazwischen gegangen. Diesmal stand plötzlich ein grosser, blonder Junge zwischen ihr und den anderen, funkelte alle, inklusive Albus, der sich sehr über das ganze Theater amüsiert hatte, böse an und verscheute sie damit vorerst.

Anfangs hatten alle, selbst Rose, gedacht, dass wäre eine von Scorpius’ neuen Ideen, sie zu bodigen. Doch schnell merkte man, dass es ihm nicht mehr darum ging, sie fertig zu machen, sondern sie vor anderen zu schützen.

Das Vierteljahr bis zu den Sommerferien war das Angenehmste gewesen, das Rose je in Hogwarts verbracht hatte. Scorpius’ Omnipräsenz hatte dazu geführt, dass die anderen Schüler aufgehört hatten, über sie zu sprechen. Jetzt hatten sie ein neues Thema gefunden. Scorpius Malfoys komisches Verhalten.
 

Rose sass in der Bibliothek über ein Buch gebeugt, neben ihr Pergament und Feder, damit sie sich alles Wichtige notieren konnte. Bald wäre es so weit. Bald würde sie ihre UTZ Prüfungen haben und dann hiess es nach sieben Jahren endlich ‚Bye bye Hogwarts’. Noch vor einem Jahr hätte sie sich unglaublich darauf gefreut, endlich hier raus zu kommen, weg von all den Leuten und besonders weit weg von Scorpius Malfoy.

Aber seit dem Tag, als er sie davor bewahrt hatte, vom Turm zu stürzen, hatte sich ihr Leben verändert, hatte sich zum Besseren gewendet. Was damals passiert war, hatten weder sie noch er jemals jemandem erzählt. Das war ihr kleines Geheimnis. Und auch wenn Albus sie beide noch so lange gelöchert hatte, warum sie auf einmal so gut miteinander auskamen, sie erzählten ihm nichts.

Mit einem Seufzer liess sich Scorpius Malfoy Rose gegenüber auf den Stuhl sinken, seine Bücher klatschte er laut auf den Tisch. „Ich bin froh, wenn das hier vorbei ist.“

Rose grinste nur, hob jedoch den Kopf nicht. Ihre Cousine Lily hatte sie vor ein paar Tagen gefragt, ob es sein könnte, dass sie und Malfoy Freunde seien. Zuerst hatte Rose einfach nur gelacht, dann jedoch, als sie etwas später im Bett lag und den roten Baldachin über sich angestarrt hatte, hatte sie nochmals über Lilys Worte nachgedacht. Freunde. Nun, da sie nicht wusste, wie sich eine richtige Freundschaft anfühlte, konnte sie diese Frage auch nicht beantworten. Das hiess, dass sie noch immer damit beschäftigt war.

„Sag mal, Scorpius, sind wir eigentlich Freunde?“ Auch jetzt blickte sie noch immer in das Buch vor ihr, jedoch las sie nicht mehr. Vielmehr wartete sie gespannt auf seine Antwort.

Für einen Moment schwieg er und überlegte. Freunde, schwierig. Er hatte nie irgendetwas gegen sie direkt gehabt, hatte sie bloss zu seinem Opfer erkoren, weil sie sich besser dazu geeignet hatte, als alle anderen. „Das musst du mir sagen. Wenn du mich hasst, dann nicht. Wenn du mich magst, dann würde ich sagen, ja.“

Jetzt endlich sah sie von ihrem Buch hoch. „Nein, ich denke nicht, dass ich dich hasse. Zumindest nicht mehr.“

Scorpius’ Mundwinkel zuckten leicht nach oben. „Dann wär das ja erledigt. Hast du die Verwandlungshausaufgaben schon gemacht? Ich steck da irgendwie in einer Sackgasse.“

Und so, nach langen Jahren des Hasses, rückte Rose ihren Stuhl näher zu Scorpius heran, zog aus ihrer Tasche ein weiteres Stück Pergament und begann mit ihm über die Hausaufgaben zu diskutieren.

Etwas entfernt an einem anderen Tisch sassen Albus und Lily. Albus hatte sich dazu herab gelassen, seiner kleinen Schwester mit den Hausaufgaben zu helfen, doch achtete er gar nicht auf ihre Fragen, sondern starrte bloss zu seinem besten Freund, dessen Verhalten er überhaupt nicht mehr verstand, und seiner Cousine.

„Sag mal, was ist eigentlich mit den beiden los?“, fragte er Lily.

Kurz hob sie den Kopf, schaute auf das ihr bereits bekannte Bild, wandte sich zu ihrem Bruder und sagte in ernstem Ton: „Die beiden sind halt erwachsen geworden und haben festgestellt, dass es nichts bringt, sich so kindisch aufzuführen, wie du und der ganze Rest dieser Schule.“

„Also weißt du irgendetwas?“ Albus rückte näher zu seiner Schwester und sah sie erwartungsvoll an.

„Nein. Und selbst wenn, würde ich es dir nicht erzählen. Es hat sicher einen Grund, warum niemand etwas Genaues über ihre Versöhnung weiss!“ Sie streckte ihrem Bruder die Zunge raus.

Während Rose Scorpius erklärte, wie sie die Aufgabe gelöst hatte, schloss dieser unter dem Tisch sanft ihre Hand in seiner ein. Es war seine Art, ihr zu zeigen, dass er auf sie aufpasste und Rose mochte das sehr. Sie verkeilte ihre Finger in seinen und rückte noch ein Stück näher zu ihm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2009-06-11T11:27:35+00:00 11.06.2009 13:27
sehr schön <3
Von: abgemeldet
2009-01-25T20:57:05+00:00 25.01.2009 21:57
also alles in allem kann ich mich nur Lily_Toyama anschließen!!!
ein toooooooooooooooooooller os^^
ich find es totaaaaal süß, wie er sie beschützt!!!
er ist schon ein süßer, wenn er will und ich find es auch klasse, dass die beiden keinem erzählen, was da oben passiert ist.
wär irgendwie cool, wenn du noch einen zweiten teil zu dem os schreiben würdest, vielleicht, wenn die zwei die schule fertig haben, also auf den os hier aufgebaut^^

ich mag dieses pairing!

danke fürs bescheid geben, machste das beim nächsten os wieder?

lg alexiel
Von:  Lily_Toyama
2009-01-25T14:07:07+00:00 25.01.2009 15:07
Der Schluss was süß, ganz ohne Kuss und den ganze Sache, einfach süß.
Einen Frage: Warum sind Lily und Rose in einem Schlafsaal oder habe ich das falsch verstanden?
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen das Rose nicht interligent ist, wenn ich mir Rose und Hugo vorstelle, das Rose eher wie Hermine und Hugo eher wie Ron, ich weiß nicht warum, aber klar kann es auch so rum sein.
Übrigens glaube ich Rose ist gar kein Schlammblut, Harry urde ja auch nie als eins bezeichnet und sie hat die gleiche Elternkonserlation.
Was mir aufgefallen ist was nicht stimmt sein könnte? warum war er alleinen oben in der Eulerrei, Draco konnte doch auch nicht ohne sein Gefolge irgendwo hin und auch warum sie ihn nicht die Schuld gibt ist mir nicht ganz schlüssig, sonst war der OS wieder klasse.
Am besten hat bis jetzt mir der erste gefallen.
*knuddel*
Lily


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