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Sunset

Fortsetzung von 'Sydney Recovery Story'
von

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Prolog

Prolog
 

Ich weiß nicht, wie ich mir unsere Zukunft vorgestellt hätte. Ich habe nie darüber nachgedacht. Ich habe sie einfach auf mich - auf uns - zukommen lassen.

Aber hätte ich je darüber nachgedacht, dann wären mir bestimmt viele Ideen gekommen. Ideen, was aus uns werden würde, Ideen, wo wir wohnen würden, Ideen, wie wir leben würden. So viele Möglichkeiten…

Doch egal, wie meine Zukunftsträume auch ausgesehen hätten, der Hauptbestandteil wären immer WIR gewesen. Du und ich.

Jetzt bin ich froh, dass ich mir unser zukünftiges Leben nie genau ausgemalt habe, denn sonst würden diese Träume jetzt platzen. Ich hätte noch mehr Probleme, mich zu dieser Tat zu zwingen, es würde mir noch mehr Schmerzen bereiten. Noch mehr Qualen.

Ich will es nicht tun, aber ich muss, dass weiß ich. Ich verfluche unser Schicksal. Waren wir nie dafür bestimmt, zusammen glücklich zu sein? War es von Anfang an unser Schicksal, so zu enden? Am Boden, zerstört, vernichtet, ausgebrannt und - zerrissen? Ich weiß es nicht.

Vielleicht haben wir in unserem letzten Leben zu viele schreckliche Taten begangen, für die wir auch jetzt noch büßen müssen? Vielleicht haben wir einfach zu viel schlechtes Karma? Oder wir waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort, zusammen mit den falschen Personen.

Warum ich so ruhig bin? Ich weiß es nicht.

Mein Kopf ist wie leergefegt. Das Gewicht in meiner Hand ist schwer und drückt, drückt auf mein Herz und meine Seele.

Es zerreist mich fast, dich so zu sehen. Wie du da vor mir stehst.

Deine kalten Augen funkeln mich an, doch das Leben in ihnen suche ich vergeblich.

Mit meiner freien Hand wische ich mir zitternd ein paar Strähnen aus meinem Gesicht. Sie sind von Blut und Schweiß verklebt.

Meine Sicht verschwimmt, ob es aus Schwäche ist oder einfach wegen der Tränen, die mir ungehindert aus den Augen über mein zerkratztes und verzweifeltes Gesicht laufen, weiß ich nicht. Doch es ist mir gleich.

Mein Blick bleibt an dir haften, ich lasse dich nicht aus den Augen, verfolge jede deiner Bewegungen.

Es tut weh. Es tut so verdammt weh, dich so zu sehen.

Langsam hebe ich meine Hand. Sie zittert und es kostet mich meine ganze Überwindung, doch ich schaffe es. Ich muss es schaffen, ich habe es dir schließlich versprochen. Auch, wenn du dich vielleicht nicht mehr daran erinnerst. Genauso wenig wie an die schöne Zeit, die wir zusammen hatten.

Oh ja, sie war schön, die schönste in meinem Leben, doch sie war so verdammt kurz.

Ich betrachte dich weiter, wie du da stehst. So dicht vor mir, mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht. Deine kalten Augen blitzen freudig auf und das Grinsen wird breiter, während du gelassen in den Lauf der Waffe starrst.

„Und, kannst du es?“, flüsterte er leise. „Kannst du mich umbringen? Es beenden, ein für allemal? Deine Schmerzen, dein Leid, deine Qualen … und … mein Leben?“

Das Zittern meiner Hände verstärkt sich. Tränen rinnen haltlos über mein Gesicht. Die Sicht verschwimmt noch weiter.

„Nein…! Nein….!!!“, hauche ich kraftlos. Wer bist du? Was ist nur aus dir geworden? Wie konnte es so weit kommen? Ich weiß es nicht. Doch es tut weh.

„Schwächling. Versager. Du bist so erbärmlich, Ray…“ Langsam kommst du auf mich zu.

Deine Stimme wie Eis, und sie reißt blutige Wunden in mein Herz.

Ist es dir überhaupt klar? Ist dir bewusst, wie sehr du mich verletzt? Wahrscheinlich schon, denn sonst würdest du es nicht tun, nicht wahr?

Eigentlich müsste ich dich hassen für das, was du mir hier gerade antust, was du mir angetan hast. Doch ich kann es nicht, denn…

… ich liebe dich Bryan. Noch immer. Und ich werde es auch immer tun.

Ich beiße mir auf die trockenen, rissigen Lippen, schmecke das Blut, das von dort aus in meinen Mund fließt. Eigentlich müsste es wehtun, doch ich spüre es nicht. Mein ganzer Schmerz befindet sich in meinem Herzen.

Du bleibst dicht vor mir stehen. Keinen Meter vor der Pistole, die ich zittrig mit beiden Händen umklammere. Geladen und entsichert.

„Ich hasse dich Ray, ich hasse dich wirklich. Es wird Zeit, all dies zu beenden!“

Mit einer Hand fasst du nach vorne. Das irre Glitzern in deinen Augen verstärkt sich und mir wird klar, egal was du jetzt tun wirst, ich werde es nicht überleben.

Plötzlich festigt sich mein Griff, ich trete einen halben Schritt zurück.

Du hältst in deiner Bewegung inne. Du hast nicht damit gerechnet, dass ich noch in der Lage wäre, mich zu rühren nicht? Du dachtest, du hättest mich bereits innerlich zerstört.

Ich spüre, wie sich mir die Kehle zuschnürt, mir die Luft zum Atmen nimmt, als du mich misstrauisch beobachtest.

Doch dann lächle ich dich an. Es tut so weh.

„Ich liebe dich Bryan“, wispere ich leise.

Deinen Augen weiten sich erschrocken und ungläubig als du begreifst, was ich jetzt tun werde. Du hast nicht damit gerechnet dass ich dazu fähig bin, doch ich muss, ich habe es schließlich versprochen.

Gequält schließe ich meine Augen, denn ich ertrage deinen Anblick nicht mehr. Ich will nicht sehen was passiert. Kalt und schwer liegt die Waffe in meinen Händen, als ich den Abzug drücke.

Du stehst zu dicht vor mir, ich kann dich nicht mehr verfehlen.

Der Schuss löst sich.

Der Rückstoß schleudert mich nach hinten, erschrocken öffne ich die Augen und blicke in deine silbernen Seelenspiegel, ich sehe, wie der letzte Glanz in ihnen erlischt, wie dein lebloser Körper nach hinten fällt.

Du bist tot.

Ich habe dich umgebracht.

Mein Herz, es zerbricht in tausend Teile.

Meine Hände vergraben sich zitternd in meinen Haaren…

… und ich schreie.
 


 

Fortsetzung folgt ...

Kapitel 1

So, jetzt geht es richtig los mit der Story, das davor war ja nur die Einleitung. Ich hoffe, sie wird euch gefallen, ich jedenfalls gebe mir die größte Mühe. Danke übrigens für die Kommis!

Was es mit dem Prolog auf sich hat, darüber könnt ihr ruhig noch ein bisschen Rätseln.^^
 

Also dann, viel Spaß bei dem…
 

1. Kapitel
 

Dring. Driiing. Driiiiiiiiing.

Genervt rollte Ray mit den Augen.

„Bryan, kannst du nicht an die Tür gehen, ich bin gerade beschäftigt!“, rief er aus der Küche. Sein Freund grummelte daraufhin, doch er tat, was von ihm verlangt wurde.

Kurze Zeit später wurden Stimmen im Flur laut, die sich näherten. Anscheinend hatten sie einen Gast. Nun doch neugierig geworden kontrollierte der Schwarzhaarige noch einmal den Inhalt der Töpfe und Pfannen, die vor ihm auf dem Herd standen und als er feststellte, dass alles zu seiner Zufriedenheit vor sich hin köchelte, lugte er vorsichtig ins Wohnzimmer. Sofort blieb sein Blick an Bryan heften. Groß, muskulös, leicht Braun gebrannt – Sydneys gutem Wetter sein dank – und mit einem leicht kantigen doch irgendwo auch weichem Gesicht, in das andauernd ein paar seiner silbernen Strähnen fielen … … und das momentan einen ziemlich angepisst aussehenden Ausdruck zur Schau stellte.

Da wandte dieser sich um.

„Ray, könntest du vielleicht kurz kom… Oh, da bist du ja schon.“ Sofort verzog sich der grimmige Ausdruck und machte einem Freundlicheren platz, doch man konnte noch immer deutlich erkennen, dass der Russe genervt war.

Ray trat nun vollständig in das Wohnzimmer. Jetzt erst bemerkte er die zweite und ziemlich unauffällige Person. Ein kleiner Mann, vielleicht Mitte vierzig, mit Halbglatze und in einem braunen, abgetragenen Anzug.

Er räusperte sich leicht, wobei seine Brille ein Stück von der Nase rutschte und er sie erst einmal zurechtrücken musste. Dann erhob er die Stimme. Dabei warf er Bryan immer wieder nervöse Blicke zu, anscheinend erheblich eingeschüchtert von dessen abweisendem Verhalten. Ray kannte dieses Benehmen schon zur genüge und inzwischen amüsierte er sich nur noch über die Reaktion der Anderen.

„Äh… also, mein Name ist Jonathan Baker. Ich bin bei der Regierung in der Abteilung Jugend und Sport tätig. Und … ähhh … in zwei Wochen beginnen die World Championshpis, wie Sie vielleicht … wissen… Und, bisher konnte Australien noch nie sehr erfolgreich dort auffallen, wir haben meist nicht einmal die Vorrunde überstanden… Und .. also … wir haben beschlossen, es trotzdem noch mal auf einen Versuch ankommen zu lassen, also …“

„Kommen sie zum Punkt!“, unterbrach Bryan das Gestotter des Mannes rüde. Ray schüttelte nur grinsend den Kopf. So machte sein Freund den armen Kerl doch nur noch nervöser! Und das wusste Bryan ganz genau, doch wahrscheinlich war es ihm egal und er hatte sogar seinen Spaß daran. Im Grunde war Ray nur dankbar, dass er nicht das Opfer von Bryans Sadismus war und so lange es sich in Grenzen hielt, ließ er seinem Freund diesen Spaß. Dabei wussten sie doch beide längst, worauf Mr. Baker hinaus wollte!

Dieser wiederum trat noch einen unsicheren Schritt zurück, bevor er mit unsicherer und ziemlich hoher Stimme fortfuhr: „Nun, … da Sie beide das Turnier gewonnen haben und außerdem auch schon Erfahrung in Wettkämpfen solcher Größenklasse gesammelt haben, haben wir uns entschlossen, nun, .. also, .. Sie dort hinzuschicken.“

Ein kurzes Schweigen trat ein, während der Sportabteilungsvertreter leicht ängstlich von einem Bein auf das andere trat. Es war das einzige Geräusch, das man in der Wohnung hören konnte. Schließlich durchbrach der Silberhaarige die Stille.

„So, Uns wollen Sie also dort hinschicken?“, fragte Bryan kalt und bissig.

Sofort zuckte der Mann wie unter einem Schlag zusammen.

„Ähh, … also nur, wenn Sie wollen natürlich, und.. äh.. die Kosten würden wir selbstverständlich auch übernehmen…“, sagte er schnell. Seine Augen huschten unruhig hin und her, als suche er nach einem Fluchtweg.

Langsam tat er dem Schwarzhaarigen doch Leid, also mischte er sich ein, bevor Bryan den armen Kerl noch so fertig machte, dass er in die Psychiatrie eingeliefert werden muss.

„Ich denke, wir lassen uns ihren Vorschlag in Ruhe durch den Kopf gehen und melden uns dann innerhalb der nächsten Woche bei ihnen. Danke für das Angebot.“, sagte Ray freundlich.

Mr. Baker nickte nur noch kurz und flüchtete geradezu aus der Wohnung, in der seiner Meinung nach ein Dämon und ein Engel hausten. Erleichtert atmete er die frische Luft ein und lockerte seine Krawatte. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Keine zehn Pferde würden ihn dort noch einmal rein bekommen!
 

„Ach Schatz, musst du immer so unfreundlich sein?“, scholt Ray Bryan belustigt.

„Der arme Mann hätte sich doch vor Angst fast in die Hosen gemacht.“

Der Andere zuckte nur desinteressiert mit den Schultern.

„Kann ich was dafür, dass der so ein Angsthase ist?“ Die Stimme hatte noch immer einen unfreundlichen Ton.

„Bist du heute mit dem falschen Bein aufgestanden?“

Genervt rollte der Russe mit den Augen, doch er antwortete nicht, sondern setzte sich wieder und nahm sein Buch zur Hand.

Leicht angefressen verschwand auch Ray wieder in der Küche, um das Mittag zu beenden.
 

Kurze Zeit später spürte der Chinese, wie ihn zwei starke Arme umschlossen und ein warmer Körper schmiegte dicht sich an ihn.

„Hast du ein Glück, dass ich dich schon vorher gehört habe, sonst hättest du jetzt die Bratpfanne im Gesicht“, meinte er trocken. Es stimmte, er konnte zwar auf einem Auge wieder sehen - dass Linke war nach wie vor von einem grauschwarzen Schleier überzogen - doch seine restlichen vier Sinne funktionierten weiterhin so gut, wie zu seiner Blindenzeit.

„Es tut mir Leid“, flüsterte ihm Bryan ins Ohr und knabberte leicht daran. „Ich hab einfach nicht so gut geschlafen und war wohl etwas aggressiv deswegen. War nicht böse gemeint.“

Leicht lächelte der Chinese.

„Schon gut, ist ja nicht so, als wäre mir dieses Verhalten neu. Aber wenn du heut noch was essen willst, solltest du das lassen.“ Rays Gesicht war schon merklich gerötet.

Jetzt grinste auch der Russe wieder und ließ von seinem Opfer ab. Ohne ein weiteres Wort nahm er Teller, Besteck und Gläser und ging zurück ins Wohnzimmer. Ray folgte kurz darauf mit dem Essen.
 

Seufzend sah Ray zu den Sternen. Oft stand er auf dem Balkon und betrachtete sie, seit er sein Augenlicht zurückerhalten hatte. Leider sah man sie hier kaum. In seiner Heimat, im tiefsten China, dort leuchteten die Himmelskörper noch hell und klar, doch hier war die Stadt und das ganze Drumherum einfach zu hell, als das man die Sterne noch gut erkennen könnte. Dennoch, ein bisschen sah man sie. Und dieses bisschen betrachtete Ray nun.

Seine Ohren vernahmen Autolärm von einer größeren Straße in der nähe und zwei Hunde, die sich gerade ankläfften. Ein Mann schrie den Hunden zu, doch endlich ruhig zu sein, doch diese hörten scheinbar nicht.

Von dem Balkon aus sah Ray eine Gruppe Jugendliche johlend auf dem Fußweg entlang gehen, aufgestylt und aufgedreht. Wahrscheinlich waren auf dem Weg zu einer Bar oder Disco.

All das gehörte zu Sydney, dem Ort, an dem er jetzt seit 10 Monaten lebte. 10 Monate, noch nicht einmal ein Jahr, und doch erschienen sie ihm fast länger als ein Leben. So viel hatte er hier erlebt. Zuerst verlor er hier sein Augenlicht vollständig. Er musste lernen, ohne es zurecht zu kommen. Dann, als er es langsam akzeptierte, fand Bryan ihn. Damals hatte er dieses Treffen verflucht, dass wusste er noch, doch jetzt war es das Beste, was ihm passieren konnte. An da an war er nicht mehr alleine gewesen. Er hatte jemanden, der ihn kannte, mit dem er reden konnte. Auch wenn Ray zugegeben erst sehr überrascht gewesen war, dass der gefühlskalte Russe ihn weiterhin treffen wollte. Und er selbst auch mit seiner noch vorhandenen Angst hatte fertig werden müssen, immerhin hatte Bryan mal versucht, ihn umzubringen, doch zwischen ihnen entwickelte sich langsam so etwas wie Freundschaft. Bis Bryan ihn zum Bladen zwang. Damals wäre Ray fast ausgerastet. Oder war er es? Er erinnerte sich nicht mehr richtig. Doch auch das hatten beide bewältigt, und so waren sie in der Lage gewesen, die Australische Meisterschaft zu gewinnen. Selbst Drigger konnte Ray wieder steuern.

Und dann die Operation. Diese war zwar nicht hundertprozentig erfolgreich gewesen, doch zumindest auf einem Auge konnte er wieder etwas sehen. Und darüber war Ray überglücklich.

Nein, Sydney war wirklich wie ein Zuhause für ihn geworden. Hier, wo er mit seinem geliebten Bryan, denn ein Paar waren sie ja auch noch geworden, zusammen in einer Wohnung lebte. Mehr könnte er sich nicht wünschen, um glücklich zu sein.

Und dennoch, immer wieder hörte er diese Stimme in seinem Kopf, diese Stimme, die ihm sagte, dass Sydney nicht sein erstes Zuhause war, die ihm sagte, dass da draußen noch ein paar Menschen waren, die ihn durchaus vermissten, die sich Sorgen machten. Und seit dieser Mann heute da gewesen war, konnte Ray diese Stimme einfach nicht mehr überhören. Sie schrie ihn förmlich an und das schlechte Gewissen seinen Freunden gegenüber erdrückte ihn.
 

Hinter sich hörte er, wie die Balkontür geöffnet wurde und sein Freund mit leichten Schritten hinaustrat.

Bryans Atem ging ruhig. Er stellte sich neben den Schwarzhaarigen und betrachtete nun seinerseits die Straße.

„Was wirst du tun?“, fragte er ruhig.

Müde schloss Ray die Augen für einen Moment.

„Ich weiß es nicht“, flüsterte er leise. „Und du?“

Der Blick des Russen schweifte über die Dächer zum Himmel.

„Ich werde gehen.“

Überrascht starrte Ray Bryan an.

Bryan erwiderte den Blick.

Eiskristalle bohrten sich in Bernstein.

„Unter der Voraussetzung, dass auch du gehst.“

Enttäuscht verzog sich das Gesicht des Schwarzhaarigen und er vergrub es verzweifelt in den Händen.

„Warum kannst du dich nicht unabhängig entscheiden? Bleibt wieder einmal alles an mir hängen?“, presste er hervor.

Seufzend betrachtete Bryan seinen Freund. Ihm wusste, womit sein Kätzchen sich quälte. Es belastete sein Kitten schon seit einer ganzen Weile, doch seit heute Morgen war es schlimmer geworden. Seit dieser Mr. Baker sie besucht hatte.

„Es bleibt nicht alles an dir hängen. Du solltest nur wissen, egal wie du dich entscheidest - wenn du gehst, wirst du nicht allein gehen müssen und wenn du bleibst wirst du nicht allein hier zurückgelassen - wir werden zusammen bleiben. Ich habe meine Entscheidung getroffen, ich bleibe bei dir.“

Vorsichtig streichelte Bryan dem Chinesen durch die Haare.

„Aber wenn ich nicht wäre, was würdest du dann tun?“

Nachdenklich betrachtete der Russe seinen Geliebten.

„Es wäre mir egal, Kitten. Es wäre mir einfach egal. Aber weißt du was ich denke?“

Verwirrt schüttelte Ray den Kopf, als sein Freund nicht weiter sprach.

„Ich denke, dass es unfair gegenüber Kai und Tala wäre. Sie haben noch immer nicht aufgegeben. Noch immer bekomme ich SMS von ihnen, obwohl es nun schon über ein halbes Jahr her ist, dass ich ohne etwas zu sagen verschwunden bin. Selbst wenn wir nicht an diesem Turnier teilnehmen, wir sollten sie besuchen. Immerhin gibt es für keinen von uns Beiden mehr einen Grund, sich zu verstecken, oder?“

Leicht lächelte der Russe nun. Ein Lächeln, das bisher nur Ray als sein Geliebter gesehen hatte, ein Lächeln, das nur für ihn bestimmt war.

Und jedes Mal wenn der Schwarzhaarige es sah, hatte er das Gefühl, dahin zu schmelzen. Seine Knie wurden weich und sein Herz begann zu rasen. Er wandte den Blick ab.

„Ich weiß nicht“, seufzte Ray immer noch leicht zweifelnd.

Nun nahm der Silberhaarige den Anderen in die Arme und drückte ihn fest an sich. Es fiel ihm schwer, sein Kätzchen so verzweifelt zu sehen. Bei jedem Andere wäre es ihm am Arsch vorbeigegangen, doch Ray hatte etwas geschafft, von dem Bryan vorher nicht einmal angenommen hatte, dass es möglich war. Ray hatte sich in sein Herz geschlichen.

Tief sog Ray den Duft Bryans in ihn auf.

„Was ist wirklich dein Problem?“, fragte Bryan gelassen.

Erst schwieg Ray, der andere rechnete schon gar nicht mehr mit einer Antwort, bis Ray es doch über die Lippen brachte. Leise wurde die Stimme vom Wind davongetragen.

„Ich habe Angst.“
 

* * * Zwei Wochen später * * *
 

„Oh man!!! Das ist ja ein riesiges Hotel!!! Und total chic! Bestimmt war das tierisch teuer!!!“

„Ja, aber immerhin sind wir auch die Weltspitze der Beybladesportszene, da hat die BBA nur das Beste für uns herausgesucht. Das ganze Hotel wurde komplett für die Weltmeisterschaft angemietet und hier sind nur die Mitglieder der 40 teilnehmenden Teams, deren Trainer, etc. und Leute von der Organisation der Weltmeisterschaft untergebracht. Außerdem …“

„Jaja, Kenny, wirklich interessant… Ohhh! Da, seht mal, ein riesiges Aquarium mit Haien! Und schau mal Max, wie edel die Stühle und Tische aussehen!..“

„Tyson, hör auf dich wie ein Kleinkind aufzuführen, es ist schließlich nicht das erste Mal, dass du in einem Fünf-Sterne-Hotel übernachtest!“

„Ach Kai, sei doch nicht so! Außerdem bist du gar nicht mehr in unserem Team, also hast du mir gar nichts zu sagen! Ätsch!“

„Oh Gott… Komm Tala, wir suchen uns unser Zimmer! Ich halt das nicht mehr aus.“

„Hihi… Ja Schatz. Kenny, wir sehen uns dann beim Abendessen!“

Mit einem äußerst genervtem Gesichtsausdruck stapfte der ehemalige Leader der Bladebreakers, Kai Hiwatari, mit seiner Tasche in der einen Hand, Tala mit der anderen Hand mitziehend, auf den Aufzug zu, der die Beiden zu ihrem Zimmer bringen sollte. Der rothaarige Ex-Teamleader der Demolitionboys, Tala Ivanov, wiederum trug ein amüsiertes Grinsen zur Schau, während er seinem Freund und Teamkollegen gezwungener Maßen folgte. Tyson Konomya, aktueller Teamleader der Bladebreakers, klebte währenddessen mit seiner Nase am Aquarium und schnitt den vorbeiziehenden Fischen Grimassen, während sein Freund und Teamkollege Max sich auf der anderen Seite des Aquariums darüber lustig machte. Kenny versuchte derweil verzweifelt auf den Blauhaarigen einzureden, die Fische doch endlich einmal in Frieden zu lassen und sich seinem Alter entsprechend zu verhalten.

„Gib’s auf Kenny, Tyson ist und bleibt ein Baby!“, rief Tala dem erfolglosen Braunhaarigen noch zu, bevor sich die Türen des Liftes schlossen.
 

Keiner der Profiblader bemerkte während all dem Trubel die zwei verhüllten Gestalten, die, als die zwei Teams aufgetaucht waren, sich eilig hinter ein paar großen Blumenkübeln verborgen hatten. Aufmerksam hatten sie das Geschehen beobachtet.

„Sie haben sich überhaupt nicht verändert“, murmelte die Kleinere der beiden Gestalten.

Die Größere nickte nur kommentarlos.

„Kai…“

Langsam wandte die kleinere Person ihren Blick von den noch immer im Atrium herumblödelnden Bladebreakern – Kenny hatte es inzwischen vorgezogen, sich zu verziehen – und schmiegte sich an den Anderen an.

„Vielleicht hätten wir doch nicht kommen sollen.“

Leicht seufzte der Größere, umarmte seinen Freund mit dem einen Arm und zog mit der freien Hand derweil seine blaue Wollmütze vom Kopf. Dann streifte er auch dem Anderen die Kapuze deiner Jacke vom Kopf.

„Früher oder später hätten wir uns ihnen sowieso stellen müssen, Kitten“, bemerkte er dann.

„Es ist sowieso schon ein Wunder, dass ihnen unsere Namen auf der Teilnehmerliste noch nicht aufgefallen sind. Anscheinen hat sich Herr Dickenson doch an unseren Wunsch gehalten und unsere Namen noch nicht veröffentlicht, nur unseren Teamnamen.“

Leicht nickte Ray und vergrub sein Gesicht tief an der Brust des Russen.

„Ich bin ihm wirklich dankbar dafür.“

Nun begann Bryan zu grinsen.

„Außerdem solltest du dich bei den miesen australischen Bladern bedanken, dank denen schon so alle Welt denkt, dass wir uns nur aufgrund der Australischen Meisterschaft für das Turnier qualifiziert haben und in der ersten Runde rausfliegen werden. Deshalb informiert sich auch keiner darüber, wer sich hinter dem Namen ‚Hurricane’ verbirgt.“

Erneut nickte der Chinese. Das war wirklich die Ironie des Schicksals. Und ausnahmsweise stand sie auf ihrer Seite.

Kein Mensch außerhalb Australiens interessierte sich für die dortigen Blader. Es war bekannt, dass diese eh absolut schwach waren. Folglich waren bei den ‚Australischen Meisterschaften’, wie sie sich schimpften, auch nur ein paar Lokalsportreporter aus Sydney anwesend. Niemand außerhalb des Kontinents wusste über den Sieger dort Bescheid, nicht einmal, obwohl es sich um zwei weltbekannte Profis handelte!

Das Land selbst zeigte auch wenig Engagement in der Förderung des Sportes und somit in der Publizierung dieser ungewöhnlichen Tatsache.

Herr Dickenson war darum auch ziemlich überrascht, als er ihren Namen auf der Teilnehmerliste erspähte. Keinen Tag nach ihrer Anmeldung hatte er bei Ray und Bryan angerufen und gefragt, ob sie wirklich teilnehmen würden. Wie ein Kleinkind, das einen Lolli geschenkt bekommen hat, so sehr hatte er sich daraufhin gefreut. Allerdings wollte er auch sofort ihren alten Teamkollegen und Freunden Bescheid geben. Nur schwer konnte Ray den älteren Herren, der für die Organisation der WM verantwortlich war, davon abhalten. Und noch mehr Überzeugungskunst von Seiten des Chinesen hatte es benötigt, Herrn Dickenson davon zu überzeugen, ihre Namen noch nicht zu veröffentlichen, sondern nur den Teamnamen ‚Hurricane’.

‚Es sollte eine Überraschung werden!’, hatte Ray gesagt. Doch selbst am Telefon konnte er heraushören, dass der Leiter der BBA ihm nicht glaubte. Dennoch schwieg dieser schließlich und akzeptierte die Bitte, wofür ihm der Schwarzhaarige unendlich dankbar war.

Rays Gedanken schweiften weiter ab. Telefonate. Ja, das mit Herrn Dickenson war nicht das erste seit langer Zeit gewesen, dass er nach Japan führte. Nur zu frisch war seine Erinnerung an das missglückte ‚Gespräch’ mit Kai. Obwohl das Wort Gespräch hier wirklich eine Verhöhnung war.
 

* * * Flashback * * *
 

Dring! Driing, driiing!!!

„Hiwatari hier, hallo?“

Zitternd klammerte sich der Schwarzhaarige an dem Hörer fest. Kais Stimme!!! Wie lange war es nur her, als er sie das letzte Mal gehört hatte? Ein Jahr? Es erschien ihm wie eine halbe Ewigkeit. Unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen, tat Ray das Einzige, was ihm übrig blieb: Er schwieg.

„Hallo...?!“

Er fragte nach! Kai fragte nach!!! Früher hätte er einfach aufgelegt! Wie sehr sich sein Freund in den letzten neun Monaten doch verändert zu haben schien. Auch seine Stimme klang viel tiefer, reifer. Das war nicht mehr das Kind, das der Chinese einmal kennen gelernt und mit dem er Freundschaft geschlossen hatte, dass war ein junger Mann!

Ein Mann, dessen Freundschaft er einfach verraten hatte… Er, Ray, war gegangen, ohne ein Wort des Abschieds oder auch nur eine Nachricht zu hinterlassen. Auf keinen von Kais Anrufe hatte er reagiert, keine SMS beantwortet, er hatte Kais Sorge ignorant abgetan und sich nicht darum geschert. Wie konnte er nur so etwas tun?!

Langsam schlich sich der Gedanke in Rays Kopf ein, ob es nicht besser wäre, wenn er sich gar nicht mehr bei Kai melden würde. Dieser war sicher enttäuscht von ihm, oder schlimmer, hasste ihn! Der Russe hätte allen Grund dazu. Auf alle Fälle war er sich ohne ihn besser dran. Obwohl er ihn schrecklich vermisste…

„...… Kai….…“

Erschrocken zuckte Ray zusammen, als er merkte, dass er das letzte Wort laut ausgesprochen hatte. Hastig knallte er den Hörer auf das Telefon und starrte dieses daraufhin an, als sei es etwas Bösartiges und Gefährliches.
 

* * * Flashback Ende * * *
 

Erst zwei Stunden später fand Bryan ihn so – immer noch das Telefon anstarrend -, als dieser vom Einkaufen wiederkam.

Er hatte ihn damals gefragt, war Ray um Himmels Willen da treiben würde. Daraufhin hatte der Schwarzhaarige seinem Freund von dem missglückten Gespräch berichtet und von diesem gründlich den Kopf gewaschen bekommen.

Seit wann er denn solche Minderwertigkeitskomplexe hätte?, hatte Bryan ihn gefragt. Das würde gar nicht zu ihm passen.

Und der Russe hatte ihn gleichzeitig beruhigt, dass Kai sicher nicht ihre Nummer hätte, denn ein Telefon, wo diese angezeigt wird, besaß er nicht. Das erleichterte Ray ungemein.

Dennoch, im Nachhinein konnte nicht einmal Ray selbst sagen, was falsch gelaufen war. Die Gedanken, die ihn heimgesucht hatten, als er seinen alten Freund anrief, konnte er sich nicht erklären, denn selbst ihm war klar, dass Kai nie so sauer auf ihn sein würde. Ray rationales Denken schien für einen Moment wirklich abgeschaltet geworden zu sein. Einen zweiten Versuch hatte er daraufhin nicht gewagt, mit der Angst, dass etwas Derartiges noch ein einmal geschehen könnte.
 

„Ach verdammt! Das ist doch alles so öööödee!!!“, beschwerte sich ein gewisser rothaariger Russe lauthals, während er sich auf das Bett seines Hotelzimmers schmiss.

Ein blaugrauhaariger Junge beobachtete dies ziemlich skeptisch. Er stand locker am Türrahmen des Badezimmers angelehnt und musterte seinen Geliebten kritisch. Vier blaue Dreiecke, die er schon seit seiner Kindheit trug, zierten seine Wangen.

„Was ist denn nun schon wieder dein Problem Tala?“, fragte er belustigt.

„Das fragst du noch?“, entgegnete der Andere in einem Ton, als wäre es doch offensichtlich. „Mensch Kai! Hast du dir mal die anderen Blader angesehen, die hier durchs Hotel stolziert sind? Alles Schwächlinge und Versager, dass lässt sich doch jetzt schon erkennen. Keiner von denen wird eine wirkliche Bedrohung darstellen! Na gut, außer vielleicht das Oberbaby Tyson, aber selbst mit dem werden wir inzwischen fertig, das hat Kenny sogar mit 97 %iger Wahrscheinlichkeit berechnet, auch wenn unser lieber Bladebreakerleader das nicht hören wollte!“

An dieser Stelle seiner Rede seufzte der Russe grottentief.

„Das wird so langweilig, nur, weil die alle so schlecht sind. Und so etwas nennt sich dann hochtrabend Weltmeisterschaft! Pah, das ich nicht lache!“

Jetzt musste Kai doch grinsen. Er setzte sich auch auf das Bett und wuschelte Tala durch die Haare und noch bevor dieser sich wehren konnte, wurde er auch schon in eine feste Umarmung gezogen.

„Aber Wolf, nun stell dich nicht so an. Du übertreibst, denn so schlecht sind die Anderen nun auch wieder nicht.“

Kurz dachte Kai einen Moment nach.

„Nur, weißt du, wir sind nun einmal die größten Freaks, wenn du es so sehen willst. Wir haben fast doppelt so viel trainiert, wie unsere Freunde, und die haben schon wesentlich mehr trainiert, als die anderen Teilnehmer. Da ist es kein Wunder, dass wir bei weitem besser sind. Plus, so ungern du es hörst, aber Biovolt hat uns auch Vorteile verschafft.“

Kurz verfinsterte sich Talas Blick und er versteifte sich. Dann beschränkte er sich jedoch darauf, zu grummeln: „Nur weil wir scheinbar am meisten Spaß am Trainieren haben und im Gegensatz zu den Anderen kaum weitere Hobbys, heißt das noch lange nicht, dass sie ihr Training vernachlässigen müssen. Außerdem haben wir die Hiwatari-Corporation zu leiten!“

„Ach haben wir das? Komm schon, gib’s zu, das meiste machen unsere Angestellten und der Manager, weil wir noch zu jung sind“, nahm Kai diesem Argument den Wind aus den Segeln.

Langsam wanderten seine Lippen zum Ohrläppchen Talas und begannen, daran zu knabbern. Der Andere konnte ein Aufstöhnen kaum unterdrücken.

„Aber“, brachte er noch rau hervor, „wären Bryan oder Ray hier, dann hätten wir richtig schwere Gegner, denn die sind genauso vernarrt wie wir!“

Hier stockte Kai kurz. Seine Augen wurden leicht abwesend, doch schnell hatte er sich gefangen und schubste Tala nun vollends unter sich. Über seine beiden verschwundenen Freunde wollte er nun wirklich nicht nachdenken, zu traurig stimmte ihn das immer. Bestimmt schob er diese Gedanken beiseite, im Moment gab es Interessanteres. Mit einer geübten Bewegung wanderte seine Hand unter das Oberteil seines Geliebten und entlockte diesem ein weiteres Keuchen. Sofort zog Tala Kais Kopf zu sich herunter und presste fordernd seine Lippen auf dessen. An dieser Stelle schloss Kai die Augen. Oh ja, im Moment gab es wirklich Besseres …
 

Wer Rechtschreib- und Grammatikfehler findet, der kann sie gerne behalten. Ich brauch sie nicht!
 

achat

Kapitel 2

Hi

Ich freu mich, dass ihr auch Kapitel Zwei lesen wollt und ich danke den Kommentarschreibern. Das zeigt mir immer, dass die Story auch gelesen wird!
 

Bitte lest euch auch meinen Endkommentar durch.
 

Also dann, viel Spaß beim Lesen!
 

2. Kapite
 

Ein geschäftiges Treiben herrschte in der Trainingszentrale der BBA. Zwischen angespannten und nervösen Beybladern, begeisterten Fans und nervigen Reportern gelang es den Organisatoren nur mit Mühe, den Überblick zu behalten. Das ganze Gebäude wurde heute für die Vorrunde gebraucht. Bereits frühs um acht begannen die ersten Kämpfe und die letzten würden wahrscheinlich erst sehr spät beendet sein. Dennoch, mehr als ein Tag war für die Vorrunde nicht eingeplant, denn sie gehörte noch zum eher weniger interessanten Teil der Weltmeisterschaft. Hier ging es für die vierzig teilnehmenden Mannschaften lediglich darum, in den Hauptwettkampf zu gelangen, welcher dann in einem großen Stadion stattfinden würde.

Die vierzig Teams waren in acht Gruppen eingeteilt worden, fünf Teams pro Gruppe. In diesen Gruppen musste dann jeder gegen jeden spielen, folglich vier Matches pro Team. Die zwei besten Mannschaften pro Gruppe kamen weiter in das Finale. Das System erinnerte stark an das der Fußballweltmeisterschaft – nicht, dass das auch nur einen der Blader interessieren würde. Wer das jetzt verstanden hat, der weiß auch, dass von den vierzig Teams es nur sechzehn in den Hauptwettkampf schaffen werden, welcher dann im KO-System ausgetragen werden würde.
 

Zwei funkelnde Bernsteine beobachteten interessiert das Geschehen und hielten Ausschau nach bekannten Personen. Unruhig betrachtete Ray die unruhigen Menschenmassen, während er nervös mit einer seiner Haarsträhnen spielte. Er hatte sich in einer dunklen Ecke verborgen, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, erkannt zu werden. Er wusste nur zu gut, wie sinnlos dieses Unterfangen war. Spätestens bei seinem ersten oder zweiten Wettkampf würden sie entlarvt werden. Im Gegensatz zu dem eher abgekapselten Australien würde man sie hier, im Zentrum des Beybladesports sofort erkennen. Aus diesen Gründen hatte Bryan es auch geschafft, ihn davon zu überzeugen, von einer Verkleidung und gefälschten Namen abzusehen. Auch wenn Ray sich nun reichlich schutzlos vorkam.

Und nach eben diesem Russen, der sich sein Freund schimpfte, hielt Ray nun Ausschau. Der andere hatte beschlossen herauszufinden, wann sie wo und gegen wen spielen müssen, denn der Chinese hatte sich geweigert, sich in das Getümmel zu stürzen. Er konnte solches Gedränge nicht leiden, denn seine geschärften Sinne wurden dann immer stark überreizt. Noch immer zerbrach er sich den Kopf darüber, wie er seinen ehemaligen Teamkollegen und Freunden gegenüber treten sollte. Doch urplötzlich im Gedränge der Massen einem von ihnen gegenüber zu stehen, das wollte er wahrlich nicht provozieren. Eine absolute Horrorvorstellung.

Und wieder einmal fragte er sich, wann er denn so ein Feigling geworden war.

Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, ruckte sein Kopf erschrocken hoch. So in Gedanken versunken hatte er seine Umgebung ziemlich vernachlässigt. Erleichterung durchströmte ihn, als er in ein paar silberne Augen blickte.

„Da bist du ja endlich!“, rief er erleichtert aus und fiel Bryan um den Hals.

Anstatt die Umarmung zu erwidern seufzte dieser jedoch nur leise und schob ihn bestimmt von sich.

„Du ziehst es also noch immer vor, dich feige zu verstecken?“, fragte er leicht spöttisch.

Verletzt blickte Ray zu ihm hoch. Sein Freund verstand seine Ängste einfach nicht und er würde es wohl auch nie. Ob es überhaupt etwas gab, wovor Bryan Angst hatte? Dem Schwarzhaarigen fiel nichts ein. Vielleicht sollte er seinen Freund einfach Mal danach fragen.

„Also pass auf, wie haben ziemliches Glück mit unserer Gruppe. Wir sind in Gruppe fünf und die Einzigen, die uns gefährlich werden können, dass sind die Majestics.“

„Die Majestics?“

„Ja. Oliver und Enrique bilden dieses Team. Die anderen haben aufgehört. Weiter sind keine allzu bekannten Mannschaften in der Gruppe. Unser erstes Match ist übrigens gegen sie und zwar in“ ein kleiner Blick auf die Uhr „zwanzig Minuten.“

Nickend nahm Ray die Informationen zu Kenntnis. Ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen, er hatte schon befürchtet, gegen die White Tigers oder sogar die Blitzkrieg Boys antreten zu müssen.

Vorsichtig warf er einen Blick zu seinem Freund.

„Bist du sehr sauer auf mich?“, fragte er vorsichtig.

Seufzend sah nun auch Bryan zu ihm hinunter.

„Nein, ich glaube, dass könnte ich gar nicht. Ich versteh es nur einfach nicht.“

Vorsichtig, als ob er etwas an Ray zerbrechen könnte, strich er mit seiner Hand über Rays Wange und strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Darunter hervor kam Rays blindes Auge, dass er so immer verborgen hielt.

„Du machst dir einfach zu viele Gedanken.“, und damit küsste er ihn sanft.

Der Schwarzhaarige, der sich nun doch etwas überrumpelt fühlte, wollte seinen Freund wegdrücken, doch dieser war eindeutig stärker, sodass Ray schließlich aufgab und auf den Kuss einging. Immer wieder überraschte es Ray, wie zärtlich sein Freund doch sein konnte, wenn er wollte – und Mal nicht den kühlen Russen raushängen lies. Diese Momente faszinierten ihn immer wieder aufs Neue. Als sie sich voneinander lösten, nahm der Kleinere jedoch erst einmal die Farbe einer überreifen Tomate an und sah sich hastig um.

„Verdammt, was, wenn uns jemand gesehen hätte?“, fragte er angesäuert.

Daraufhin konnte Bryan nur grinsen. Erneut beugte er sich vor und Hauchte Ray ins Ohr: „Dann wäre dass wohl die Schlagzeile des nächsten Tages. Erregung öffentlichen Ärgernisses durch überraschendes Coming Out homosexueller verschwundene Blader! Und du bräuchtest dir keine Sorgen mehr darüber zu machen, wie du alles deinen Freunden beibringst.“

„Es sind auch deine … Freunde“, brachte Ray nur atemlos heraus, die raue Stimme an seinem Ohr vermischt mit dem betörenden Duft seines Freundes brachte ihn fast um den Verstand.

Doch genauso schnell, wie Bryan mit seinem Spiel begonnen hatte, beendete er es auch. Er schob Ray ein Stück zurück, betrachtete ihn kurz ernst und hauchte ihm noch einen leichten Kuss auf die Wange.

„Wir sollte los, wenn wir nicht unser erstes Match verpassen wollen.“

In dem Moment, als er den Schutz des verbergenden Schattens verließ, verließen auch alle Emotionen und Gefühle sein Gesicht, seinen Körper und scheinbar auch sein Herz. Dies war wieder der Bryan, den Biovolt in all den Jahren geformt hatte, der Bryan, den die Öffentlichkeit kannte und den seine Gegner fürchteten. Der Bryan, der Ray fast sein Lebenslicht ausgeblasen hätte.

Doch Ray fürchtete sich nicht mehr vor ihm, denn er wusste, all dies war nur eine Fassade, eine Maske, die er aufrecht erhielt, um sich selbst zu schützen, doch eigentlich nicht, um andere zu verletzen. Der heutige Bryan würde ihn nie verletzen.

„Arena neun ist unsere.“

Nickend folgte der Schwarzhaarige dem Russen, der sich zielstrebig durch die Massen schob. Ab und zu konnte Ray ein paar Blicke auf einige Kämpfe werfen, wenn sie gerade an Beyarenen, natürlich alle abgegrenzt, vorbeiliefen, doch seine Freunde konnte er zu seiner Beruhigung nirgends ausmachen. Als sie die große Eingangshalle durchquerten, erhaschte der Chinese einen Blick auf die große Tafel, an der alle laufenden Matches mit Teamnamen, Spielstand und Ort aufgeführt waren. Hier wurde ihm klar, weshalb sie keinen bekannten Gesichtern über den Weg liefen. Fast alle waren momentan in ein Match verwickelten. Ray drückte ihnen die Daumen, dass sie es schaffen würden.
 

Klirrend krachten die Blades gegeneinander, doch im Jubel der Zuschauer und Freunde ging dieses Geräusch fast unter. Erneut wurde der Blade des Braunhaarigen zurückgedrängt, fast bis an den Rand der Arena, und nur mit Mühe konnte er ein herausfallen verhindern. Schweiß lief ihm über die Stirn und kurz wischte er sich mit der Hand darüber um zu verhindern, dass ihm die klebrigen Tropfen in die Augen liefen und die Sicht behindern würden. Er wusste, dass er am Ende seiner Kräfte war, doch er wusste auch, dass er nicht gewillt war, einfach aufzugeben.

Mit kritischem Blick beobachtete Kai den Kampf seines Teamkollegen. Tala spielte mit seinem Gegner. Wie die Katze mit der Maus. Alle sahen es, alle wussten es und der Graublauhaarige war sich sicher, dass auch Talas braunhaariger Gegner es wusste, dennoch gab dieser nicht auf. Und das war auch der einzige Grund, weshalb der Kampf so lange dauerte. Unter normalen Umständen hätte Tala ihn innerhalb von Sekunden vom Tableau gefegt, doch noch viel lieber amüsierte er sich über die langsam anwachsende Verzweiflung eines sturen Gegners, der doch bald einsehen musste, dass sein kümmerlicher Widerstand zwecklos war. Und genau solch ein Gegner war der Braunhaarige.

Ein sadistisches Grinsen bildete sich auf Kais Gesicht. Oh ja, auch bei Tala gab es eindeutig noch Überbleibsel aus der Zeit bei Biovolt. Doch der Braunhaarige war selbst Schuld, wenn er seine sichere Niederlage nicht einsehen wollte.

Doch langsam wurde es langweilig. Gerade als Kai seinen Partner zum Beenden dieses Matches bringen wollte, kam ein überaus aufgedrehter Tyson hereingestürmt und erstickte dieses Vorhaben erfolgreich im Keim.

„Geschafft, wir haben es geschafft!!!“, rief er ausgelassen und tänzelte überglücklich um seinen ehemaligen Teamleader herum. Genervt verdrehte Kai die Augen.

„Tja, sieht aus, als würden wir uns wohl im Finale wieder sehen!“

„Auch das noch“, murrte Kai in seinen nicht vorhandenen Bart. Kenny, der von dem aufgeweckten Blauhaarigen angelockt wurde, kam auf sie zu.

„Was ist los, weshalb ist Tyson dieses Mal so aus dem Häuschen?“

„Wir haben es in den Hauptkampf geschafft“, übernahm dieses Mal Max das antworten, der schmunzelnd seinen überdrehten Freund beobachtete.

„Hey Tyson, ärger Kai nicht so, sonst lässt er dich wieder Runden laufen!“, rief er ihm zu. Doch Tyson ignorierte das, dafür nahm Kai diesen Satz dankbar entgegen.

„Genau! Und nur, weil wir nicht mehr in einem Team sind, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht Mittel und Wege kenne, dich dazu zu zwingen!“, knurrte er bedrohlich.

Nach dieser doch sehr offensichtlichen Drohung gab sogar Tyson klein bei.

„Eigentlich ist es keine Überraschung. Ich habe mich vorher bereits über die anderen Mannschaften etwas informiert, doch es waren keine besonders starken dabei. Und nach dieser glücklichen Tatsache, dass nie mehr als zwei von unseren Teams in einer Gruppe sind, müssten wir es alle problemlos in der Hauptkampf schaffen.“, klärte Kenny sie auf, während er seine Brille gewissenhaft putze. In diesem Moment machte er mehr den je den Eindruck eines besserwisserischen Lehrers. Aber Kai war schlau genug, diesen Gedanken für sich zu behalten, schließlich war der kurze Braunhaarige auch verdammt hilfreich.

„Unseren Teams?“, hakte er daher nur nach.

„Ja, damit meine ich natürlich uns, also die Bladebreakers und die Blitzkriegboys, sowie außerdem die All Starz, die Majestics und die White Tigers. Die anderen Profis haben ja leider alle aufgehört.“

Das Bedauern in seiner Stimme war nur zu deutlich. Und Kai stimmte ihm innerlich zu. Seit dieser neuen Zwei-Personen-pro-Team-Regel sind meist nur einige aus den Teams ausgetreten und haben aufgehört, anstatt dass sich die Teams gespalten haben. Durch diese Regel wollte man zu lange Kämpfe vermeiden, doch bei den Profis traf sie auf Unverständnis. Das beste Beispiel waren die White Tigers. Hier gehörten nur noch Lee und Kevin als Spieler dazu. Der große Gary hatte komplett aufgehört, während Mariah eine Karriere als deren Manager begonnen hatte. Klar schlug sie sich auch dort sehr gut, trotzdem hatte der Bladesport zwei talentierte Leute verloren.

Aber was hatte Tala so schön dazu gesagt: Weniger Gegner, die wir besiegen müssen!

„Was macht Tala da eigentlich?“, riss Kenny Kai aus seinen Gedanken. Ups, den hatte er ja ganz vergessen. Stirnrunzelnd beobachtete Kenny gerade die Show, die der Rothaarige da mit seinem Gegner abzog, als Kai sich zu Wort meldete.

„Hör auf mit dem Blödsinn und beende das Match endlich, es wir langweilig!“

Tala wiederum sah nun zu den Anderen. Seufzend nickte er und schickte den Braunhaarigen mit einem kurzen Stupser über den Rand des Tableaus. Dann kam er zu seinem Freund.

„Du bist gemein, ich hatte ihn fast so weit, von selbst aufzugeben.“, beklagte er sich mit weinerlichem Ton.

„Die Bladebreaker sind im Hauptwettkampf“, unterbrach Kai ihn jedoch nur rüde.

Sofort änderte sich der Gesichtsausdruck seines Freundes.

„Echt, warum haben wir es dann noch nicht geschafft?“

„Weil wir später als sie angefangen haben und du einfach nicht aus dem Knick kommst. Aber beschwer dich nicht, andere Teams haben jetzt erst ihren ersten Kampf.“

Munter schwatzend verließen Tyson, Max, Kai, Tala und Kenny gerade den Raum, als Michael auf sie zugestürmt kam.

„Leute, Leute, die Majestics sind in Schwierigkeiten!“, rief er aufgeregt.

Sofort hatte er Kennys ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Wirklich, dass kann eigentlich nicht sein. Sie sind in einer ziemlich schwachen Gruppe und dürften nach meinen Prognosen keinerlei Probleme haben. Gegen wen spielen sie?“

Auch die Anderen waren verstummt und lauschten neugierig.

„Keine Ahnung. Ich glaube, die Hurricanes oder so. Ich hab’s nur an der Tafel in der Eingangshalle gesehen. Das erste Match haben sie schon verloren. Das zweite dürfte gerade anfangen.“

„Hurricanes? Nie gehört.“, sagte Max. „Wer sind die?“

„Das ist die australische Mannschaft!“, mischte sich nun Dizzy ein.

„Aha, und wer ist im Team?“

Kurz schwieg der Laptop, dann meinte sie zögerlich: „Ich weiß es nicht … darüber sind keine Daten vorhanden….“

„Sehr merkwürdig. Hast dort nicht nachgeforscht, Kenny?“, wandte sich Kai an den Brillenträger.

„Äh, nein. Weißt du, Australien war bisher nie wirklich gut, total mies im Bladen, daher habe ich denen wohl keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist mir ein Rätsel, woher sie auf einmal derart gute Leute haben sollten.“

Nachdenklich nickte Kai. Gut, mit Überraschungen musste man immer rechnen. Plötzlich zog ihn etwas am Arm.

„Los, nichts wie hin. Ich will sehen, Wer die Europäer so fertig macht!“

Und schon schleppte Tyson die anderen hinter sich her, ohne Rücksicht auf Verluste versteht sich.
 

Schon von weitem konnte man die begeisterten Rufe der Zuschauer vernehmen. Anscheinend fand das Match einen guten Anklang bei den Fans. Nun doch neugierig geworden schob sich Tala durch die Menge, dicht gefolgt von seinem Freund und Teamkollegen. Die anderen hatten sie unterwegs verloren. Da in den Fahrstuhl nur noch zwei Personen gepasst hatten und niemand zwei grimmig drein schauende Russen warten lies, mussten Tyson und Co entweder warten oder sich die volle Treppe hoch quälen.

Erst, als Tala ganz vorne an der Absperrung stand, hatte freie Sicht auf das Kampfgeschehen. Den ersten Kampf hatten die Majestics verloren und auch beim zweiten schien Enrique arge Probleme zu haben. Sein weißes Hemd war durchgeschwitzt und sein Blick starr auf das Tableau gerichtet. Wenn man bedachte, dass hier in der Vorrunde jeder Spieler nur ein einziges Mal spielte, kein drei Mal wie im Hauptkampf, und bei gleichstand die zwei Gewinner den Sieg in einem einzigen Match ausfochten, dann war das eine beachtliche Leistung von Enriques Gegner.

Interessiert wanderte Talas Blick auf die andere Seite der Arena und nur mit Mühe konnte er ein Aufkeuchen verhindern.

Das konnte doch nicht sein, oder doch?

„Tala, geh beiseite, ich sehe nichts!“, riss ihn da die Stimme Kais aus seiner Starre.

Talas Gedanken rasten. Was sollte er machen? Doch zum zögern fehlte ihm die Zeit. Ruckartig drehte er sich herum und packte Kai an den Schultern, zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.

Erschrocken hielt dieser in seinem tun inne.

„Kai, versprichst du mir etwas?“, fragte Tala ernst. Unter normalen Umständen würde er sich nie so merkwürdig verhalten, doch die Umstände waren nicht normal und er kannte Kais Starrsinn und Stolz nur zu genüge. Verwirrt nickte sein Gegenüber nur.

„Gut, versprich mir nicht Dummes zu tun, hörst du?“

„Was zum Teufel soll das, Tal?“, brauste Kai nun doch etwas sauer auf.

„Versprich es mir, Kai!“ Der Rothaarige ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Frustriert seufzte Kai. „Okay, ich versteh zwar nicht, was das soll, aber ich verspreche es dir, gut? Ich werde nicht s Dummes tun!“

Zufrieden nickte Tala. Noch einen Augenblick zögerte er, dann ließ er Kai vorbei.

Dieser meinte nun grinsend: „Steht da vielleicht den EX, oder warum die Panik.“

Mit funkelnden Augen sah auch der Graublauhaarige nun zu dem Match auf…

…und erstarrte.

Wie gebannt hefteten sich seine Augen an die schmale, zierlich Figur, die dort Enrique gegenüber stand. Ein Entschlossener Gesichtsausdruck zierte ihr Gesicht, während ihre schwarzen Haare vom Wind des Kampfes aufgewirbelt wurden.
 

„Ray…“
 

Es war nur geflüstert, nur ein Hauch einer Stimme. Selbst Tala, der direkt neben Kai stand, hatte Probleme, es zu verstehen. Doch die feinen Sinne des Neko-jins nahmen es dennoch wahr.

Erschrocken wirbelte der Schwarzhaarige herum und blickte erschocken in die roten Rubine seines bestens Freundes.

„Kai…“, flüsterte er tonlos.

In diesem Moment zischte ein Blade haarscharf an ihm vorbei und landete klappernd hinter dem Chinesen. Doch dieser beachtete es gar nicht. Genauso wenig wie die Worte des Schiedsrichters, der lauthals verkündete, dass dieser Sieg an Enrique ging, welcher nun mir Bryan um den endgültigen Sieg kämpfen musste.

All dies war unwichtig geworden.

„Kai, ich … ich kann es dir erklären!“, rief Ray, der aus irgendeinem Grund das dringende Bedürfnis hatte, sich zu rechtfertigen.

„Ach ja?! Ich glaube nicht, dass das nötig ist! Schließlich kennen wir uns nicht mehr!“, zischte dieser aufgebracht und noch bevor jemand etwas sagen oder tun konnte, war der Russe herumgewirbelt und stürmte aus dem Raum.

Tala seufzte nur leise.

„Dabei hatte er es mir doch versprochen“, murmelte er.

In diesem Augenblick huschte ein schwarzer Blitz an ihm vorbei und der Rothaarige konnte erkennen, dass Ray Kai wohl hinterherlief.

„Na dann, viel Glück.“
 

Kapitel zwei Ende.
 

Achtung!!!

Ab jetzt wird etwas unregelmäßig hoch geladen. Ich schreibe momentan Abi und mache meinen Führerschein, demzufolge habe ich viel zu tun. Ich werde versuchen, mindestens alle zwei Wochen ein neues Kapitel on zu stellen, doch ich verspreche nichts. Auch wenn mir das natürlich ganz doll Leid tut.

Aber eins verspreche ich: Diese Story wird nicht abgebrochen, sondern beendet. (Nur wann ist die Frage…)

Aber ich kann euch beruhigen. In spätestens drei oder vier Monaten bin ich mit allem durch und spätestens da geht’s regelmäßig weiter, auch wenn ich nicht hoffe, dass es so lange dauert.
 

Also dann, bis zu nächsten Mal
 

achat

Kapitel 3

Hey!
 

Willkommen zum Kapitel nach Kapitel zwei!

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die meine Geschichte bis jetzt kommentiert haben, die da wären:

Amyrose88

Yaoifan

zintia
 

DANKE!!!
 

Was die aufgekommenen Fragen angeht, so werde ich jetzt hier nicht darauf eingehen, da sie, soweit geplant, im Laufe der Story beantwortet werden.
 

Also dann, viel Spaß beim Lesen vom:

3. Kapitel
 

Eilig lief Ray die vollen Gänge des BBA-Gebäudes entlang. Seine Augen schwirrten hektisch umher, auf der Suche nach einem graublauen Schopf. Mehrere Leute drehten sich verstört oder ärgerlich hinter ihm um, weil er sie angerempelt hatte, andere beobachteten das Schauspiel nur neugierig. Doch all das interessierte den Schwarzhaarigen nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er eben mitten in einem Match sich hatte ablenken lassen und dadurch verloren hatte, oder dass er weggerannt war. In seinem Kopf herrschte absolute Leere und nur ein Gedanke beherrschte ihn noch: KAI!!!

Er musste ihn finden. Wieso hatte er sich nicht auch schon früher bei ihm gemeldet? Was für ein verdammter Idiot war er doch gewesen! Er kannte doch Kai, er wusste, wie dieser reagieren würde und nun fühlte er sich natürlich übergangen, vergessen. Und er war sauer. Scheiße noch mal!

Ray betete, dass sein Freund ihm verzeihen würde.

Keuchend blieb er in der Eingangshalle stehen und sah sich suchend um. Wo sollte er jetzt hin? Da! Kai! Gerade verschwand dieser nach draußen. Ohne weiter darüber nachzudenken setzte sich Rays Körper wie von selbst in Bewegung. Unsanft drängelte er sich durch eine Traube Menschen, die ihm den Weg versperrte.

Als er endlich das Gebäude verließ, empfing ihn ein Schwall kühler, frischer Luft. Ihm war die Hitze da drinnen gar nicht so bewusst gewesen, doch jetzt spürte er den Unterschied deutlich. Leicht blinzelte er mit den Augen, versuchte, sich an den plötzlichen Wechsel von künstlichem Licht in Tageslicht zu gewöhnen. Als er endlich klar sehen konnte, wurde ihm klar, dass er den Russen aus den Augen verloren hatte. Kurz orientierte er sich. Lange war es her, das er das letzte Mal hier gestanden hatte. Fast ein Jahr. Damals war die Welt noch in Ordnung gewesen…

Doch andererseits hatte er jetzt Bryan, jemanden, den er nicht mehr missen wollte. Wie viel hatte sich doch verändert, seit dem Zeitpunkt, bevor er gegangen war. Aber es musste doch auch Dinge geben, die gleich geblieben waren, oder?

Bei diesem Gedanken kam dem Chinesen eine Idee und er lenkte seine Schritte in Richtung des angrenzenden Parks, beschleunigte noch. Aufregung bemächtigte sich seiner, schleichend langsam, wie ein Gift. Wenn er Recht behielt, würde er gleich Kai gegenüber stehen.

Früher hatte sich der Rotäugige immer in den Park zurückgezogen und andere Menschen beobachtet. Er meinte, dabei könne er gut nachdenken. Nicht selten hatte der Chinese den Anderen hier aufgefunden.

Und er sollte Recht behalten. Dort saß er. Auf der Parkbank. Den Rücken ihm zugewandt, mit gesenktem Kopf, den er in den Händen vergraben hatte. Kurz sah Ray sich um, doch sie waren alleine. Zu dieser Uhrzeit befanden sich nicht viele Menschen hier.

Langsam und leise schlich sich Ray an ihn heran. Sein Atem zitterte. Er wollte etwas sagen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt.

Ein Ast brach unter seinen Füßen.

Erschrocken drehte Kai sich um.

Und Ray starrte in glühend rote Augen.
 

Noch immer blickte Tala nachdenklich auf die Tür, durch die soeben Kai und Ray den Raum ziemlich eilig verlassen hatten, wähernd hinter ihm von der Arena ein Schiedsrichter ziemlich verzweifelt versuchte, Ruhe in die ungewöhnliche Situation zu bringen.

Leicht kopfschüttelnd drehte sich der Blauäugige wieder um. Seinen beiden Freunden konnte er momentan eh nicht helfen, also brachte es auch nichts, sich unnötig Sorgen zu machen. Da beobachtete er doch viel lieber das Chaos, was sie hinterlassen hatten. Das war vieeel lustiger.

Enrique stand, noch immer reichlich verwirrt am Tableau. Er schien seinen plötzlichen Sieg noch nicht ganz begriffen zu haben. Oder vielleicht hatte er auch nur noch nicht die Identität seines Gegners verdaut. Wer wusste das schon? Apropo. Wer war eigentlich Rays Partner? Immerhin musste es ein ziemlich guter Blader sein, wenn er sogar Oliver schlagen konnte.

Neugierig schielte er auf die Bank, die auf der anderen Seite der Beyarena stand. Und da traf ihn doch fast der Schlag! Das konnte doch nicht sein, oder?

Ein diebisches Grinsen schlich sich auf Talas Gesicht und er war sich sicher, es würde auch nicht so schnell verschwinden. Da hatte sich doch tatsächlich der liebe Bryan mit dem Kätzchen zusammengeschlossen – oh ja, Tala wusste gut Bescheid über die Spitznamen seines Freundes für den zierlichen Chinesen, immerhin hatte der ihn auch vor seinem Verschwinden schon so bezeichnet. Und eines wusste Tala jetzt auch ganz genau: Diese Weltmeisterschaft würde nicht mal annähernd so langweilig werden, wie er erst befürchtet hatte!

Und sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter.

Auch Bryan hatte den Rotschopf inzwischen erspäht. Er nickte ihm jedoch lediglich zu. Seine Miene war wie immer blank und verschlossen.

„Kann es dann endlich weitergehen?“, fragte er ungeduldig.

Erschrocken wirbelte der überforderte Schiedsrichter zu ihm herum und starrte ihn einige Sekunden an, als wäre er ein Geist. Dann räusperte er sich verwirrt und nickte.

„Da es ein Unentschieden gab, bitte ich nun die jeweiligen Sieger an das Tableau. Da wäre für die Majestics Enrique und für die … äh … Hurricanes … äh … Bryan. … Bereit?“

Der Russen nickte nur und brachte sein Starter in Position. Enrique folgte dessen Beispiel.

„Na dann, Let It Rip!“

Beide starteten ihre Blades, doch Enrique war noch von dem vorherigen Kampf angeschlagen, im Gegensatz zum ausgeruhten Bryan.

Der Kampf dauerte keine zwanzig Sekunden, da kullerte Enriques Blade neben ihm auf dem Boden. Resigniert gab dieser sich geschlagen.

„Und damit steht der Sieger fest: Die Hurricanes!“, verkündete der Schiedsrichter laut. Nur vereinzelt konnte man Applaus vernehmen. Dafür füllte aufgeregtes Getuschel den Raum und Bryan konnte mehr als einen Finger aus dem Augenwinkel wahrnehmen, der auf ihn zeigte. Und die stierenden Blicke in seinem Rücken trugen zu seiner Laune auch nicht wirklich etwas Positives bei.

Doch Bryan ließ sich davon nicht im Geringsten stören. In einer lockeren Bewegung schnappte er sich Falborg und verließ die Nähe des Tableaus.

Er kletterte über die Absperrung und gesellte sich zu Tala. Dessen eisblaue Kristalle hatten jede Bewegung seines ehemaligen Teamkollegen verfolgt und der Rothaarige musste erfreut feststellen, dass Bryan nichts von seiner enormen Stärke eingebüsst hatte. Nein, das Gegenteil schien sogar noch der Fall zu sein. Der Silberhaarige hatte scheinbar fleißig trainiert.

Stumm nickte Bryan dem Anderen zu und starrte nachdenklich auf den Ausgang, durch den vor kurzem noch sein aufgewühlter Teamkollege gestürmt war. Der Silberhaarige machte Ray keine Vorwürfe, dass er das Match verloren hatte. Kai konnte man als Ablenkung eindeutig zählen und obwohl man damit hätte rechnen müssen, kam es doch unerwartet plötzlich. Und Kai war in solchen Situationen auch ziemlich schwierig, wie Bryan aus eigener Erfahrung sagen konnte.

Doch eines stand fest. Sollte der Rotäugige seinen Freund auch nur in irgendeiner Weise verletzten – und hier waren weniger physische als viel mehr psychische Schmerzen gemeint –, dann konnte er sich auf einiges gefasst machen. Oh ja! Bryan hatte einen verdammt starken Beschützerinstinkt für sein Kitten entwickelt, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass es die erste Person seit er denken konnte war, die ihm wirklich etwas bedeutete. Eltern hatte Bryan nie gehabt, zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Und in der Abtei waren große Gefühle auch nicht gern gesehen wesen. Als der Russe diese Höllenstation seines Lebens endlich verlassen konnte, da waren seine Emotionen schon so stark abgestumpft gewesen, dass er gedacht hatte, er hätte keine mehr. Einzig Tala und Kai bedeuteten ihm etwas. Obwohl Bryan sich nicht sicher war, ob man das als Freundschaft bezeichnen konnte, es war eher eine Art Verbundenheit. Etwas Verständnis. Und dann kam dieser verfluchte Chinese. Erst besiegte er ihn vernichtend in Russland und dann, bei ihrer nächsten Begegnung, da wirkte er so zerbrechlich und verletzt, dass der Bryan fast gezweifelt hätte, dass es sich um die gleiche Person handelte.

Und dann hatte Ray sich in sein Herz geschlichen und seine Gefühle ausgebuddelt.

Oh Gott! Das klang vielleicht kitschig! [Stimmt!]

Talas stumme Musterung ließ Bryan die ganze Zeit kommentarlos über sich ergehen.

„Die packen das schon!“, unterbrach der Rothaarige auf einmal das Schweigen.

Nun begegnete Bryan Talas Blick.

„Das will ich für Kai auch hoffen!“, knurrte er.

Elegant hob Tala eine Augenbraue und musterte seinen Freund nun noch neugieriger.

„Wie geht es dir?“, fragte er völlig übergangslos. Vorwürfe machte er dem Ausreißer nicht. Tala konnte sich die Gründe für Bryans Verhalten denken. Natürlich war er nicht glücklich darüber, doch war er sich genauso der Tatsache bewusst, dass Anschuldigungen an dem Silberhaarigen wirkungslos abprallen und nur unnötig Ärger hervorrufen würden. Bei Bryan musste man mit solchem Verhalten immer rechnen.

Bei Ray sah das schon ganz anders aus. Zu neugierig war Tala, was der Chinese ihnen erklären würde. Ohne Nachricht abhauen war immerhin überhaupt nicht sein Stil. Andererseits… Hatte er das bei den White Tigers nicht auch schon gemacht?

Leicht schüttelte Tala den Kopf. Seiner Meinung nach passte ein solches Verhalten nicht zu dem Neko-jin.

„Ich muss sagen, ich bin überrascht, dich hier zu sehen.“, startete Tala einen zweiten Konversationsversuch mit Bryan, welcher die erste Frage schlichtweg ignoriert hatte.

„Ich dachte, es würde dir sonst zu langweilig werden“, gab der nun locker zurück.

Ein Grinsen schlich sich auf Talas Gesicht. Wie Recht sein Freund doch damit hatte!

„Bist…bist du wirklich Bryan?“, hörten sie da eine ungläubige Stimme. Irritiert starrte Bryan auf den blauhaarigen Jungen, der ihn erstaunt anstarrte. Tyson! Innerliche stöhnten beide Russen auf. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Steif nickte Bryan.

Da wuchs ein überdimensionales Lächeln auf dem Gesicht des Bleadbreakers.

„Cool!!! Du bist auch hier?! Abgefahren! Dann fehlt ja nur noch Ray und wir wären wieder komplett!“, rief er lauthals aus.

„Ach nee? Wirklich?“, kam es nur sarkastisch von Tala. Manchmal störte ihn Tysons Unaufmerksamkeit doch gewaltig.

„Nun, da müsst ihr nicht lange warten.“, mischte sich da Oliver ein, der soeben mit Enrique die Absperrung überwand.

„Was meinst du damit?“, erkundigte sich Kenny neugierig.

Erst jetzt fiel dem silberhaarigen Russen auf, wer sich hier denn alles versammelt hatte. Die Bleadbreakers, die braunhaarige Brillenschlange, dieser Idiot von den All Starz und natürlich die Majestics, die er gerade platt gemacht hatte.

„Die Anderen sind zusammen mit Kai und mir gekommen, aber anscheinend hat sie etwas aufgehalten und sie haben dadurch deinen Partner verpasst“, raunte ihm Tala ins Ohr. Bryan nickte nur. In Gedanken überlegte er sich schon Fluchtmöglichkeiten, denn auf große Wiedersehensfreude hatte er echt keinen Bock. Nur weil er Ray liebte, musste er dessen Freunde ja noch lange nicht mögen. Ob sein Kätzchen sauer wäre, wenn er die Weltbevölkerung gleich von ein paar dieser nervigen Kinder befreien würde? Wahrscheinlich schon. Schade.

Plötzlich fiel ihm auf, dass er von allen angestarrt wurde. Verwundert sah er sich um. Hatte er seine Gedanken laut ausgesprochen?

„Ray ist wirklich dein Teamkollege?“, fragte ihn da Tyson, als ob es ein schlechter Scherz wäre. Ach so, darum ging es!

Wieder beschränkte sich Bryan nur auf ein Nicken und sein Gesichtsausdruck wurde noch kälter und abweisender. Die sollten jetzt bloß nicht mit blöden Fragen kommen.

Nun, bei jedem lebendigen Individuum hätte dieser mörderische Ausdruck sicher auch gewirkt, aber Blader gehörten zu einer besonderen Spezies und ein gewisser Blauhaariger sowieso.

„Mensch, wie habt ihr denn das geschafft? Kann ich mir gar nicht vorstellen! Ich meine, bei eurer letzten Begegnung, bei der Weltmeisterschaft in Russland… Aber hey, wie habt ihr euch getroffen? Wo war Ray eigentlich? Wir haben uns tierisch Sorgen gemacht?!“, bestürmte Tyson Bryan sofort weiter.

Hier schritt glücklicherweise Tala ein und rettete dem temperamentvollen Weltmeister damit sicher mehr als einen Knochen.

„Ich denke, diese Fragen können dir die Beiden zusammen beantworten. Warten wir damit, bis Kai und Ray wieder hier sind.“
 

„Was willst du?“, kalt wie Eis klang die Stimme und ein kalter Schauer jagte Ray über den Rücken.

„Verzieh dich!“, zischte Kai ungehalten.

Demonstrativ wandte er dem Chinesen seinen Rücken zu und starrte ins Nichts.

Wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen, hätte Ray jetzt geschmunzelt. Der Russe hatte sich also doch nicht so sehr verändert.

„Es tut mir Leid“, flüsterte er leise. Kai rührte sich nicht, obwohl Ray sich sicher war, dass er ihn gehört hatte. Vorsichtig umrundete er also die Bank und setzte sich neben den Blaugrauhaarigen, achtete dabei aber auf einen gewissen Abstand. Kai sollte nicht schon wieder weglaufen.

Er spürte, wie sein – Freund? – sich neben ihm verspannte. Schweigend saßen sie einige Minuten nebeneinander, der eine nicht gewillt, etwas zu sagen, der andere, der nicht wusste, was er sagen sollte.

Das Wetter war schön. Man hörte ein paar Vögel in den Bäumen zwitschern und das Laub rauschte leicht im Wind. Wolkenschäfchen jagten sich gegenseitig über den azurblauen Himmel.

„Wieso hast du dich nicht gemeldet?“

Es dauerte einige Sekunden, bis Ray verstand, dass der Andere mit ihm gesprochen hatte. Nur was sollte er antworten?

„Ich … ich weiß es nicht. Ich glaube, ich hatte einfach Angst. Angst vor deiner Reaktion … dass du sauer auf mich sein würdest… Und scheinbar hatte ich diese Angst zu Recht.“

Diesen leichten Vorwurf konnte Ray dann doch nicht unterdrücken. So sehr hatte er gehofft, dass alles gut gehen würde. Dass Kai ihn sehen würde und ihn in den Arm nehmen würde. Dass er ihm sagen würde, dass er sich freue, dass er wieder da wäre. Aber das waren nur Träume. Keine dieser Vorstellungen entsprach der Realität und der Schwarzhaarige musste sich eingestehen, dass diese Fantasien auch sehr weit hergeholt waren.

„Ich bin nicht sauer“, meinte Kai nach kurzem Zögern, „Ich bin nur unendlich enttäuscht. Kennst du mich wirklich so wenig? Vertraust du mir nur so wenig? Warum Ray?“

„Nie wieder. Ich verspreche, dass ich so etwas nie wieder tun werde. Was Geschehen ist, dass kann ich nicht mehr Rückgängig machen, so sehr ich es auch bereue, doch in der Zukunft will ich es besser machen. Versprochen!“

„Warum sollte ich dir glauben? Wer garantiert mir, dass du nicht schon morgen wieder weg bist, ohne eine Nachricht oder ein Wort?“

Ray setzte schon zum Antworten an, doch dann stockte er. Sollte er das wirklich sagen?

„Was ist, fehlen dir die Worte?“, redete Kai jedoch schon weiter. Angriffslustig.

Hektisch schüttelte Ray den Kopf.

„Nein. Ich kann es dir nicht mit Sicherheit garantieren. Das Einzige was ich weiß ist, dass ich dich in den letzten Monaten verdammt vermisst habe. Du warst mein bester Freund, du hast mich immer verstanden und mir immer geholfen, auch wenn ich das erst nicht begriffen habe. Ich möchte dich nicht verlieren Kai, bitte?“ fast flehend kamen die Worte aus dem Mund des Schwarzhaarigen.

Nachdenklich starrte Kai auf seine Hände. Was sollte er jetzt tun? Sicher, auch ihm war Ray sehr wichtig und er wollte ihn ungern verlieren. Doch warum sollte er ihm noch einmal vertrauen, nachdem er derart enttäuscht wurde? Noch gut erinnerte er sich, wie verzweifelt er den Chinesen gesucht hatte. Die schlimmsten Horrorszenen hatten sich in seinem Kopf abgespielt. Wie Ray in irgendeiner dreckigen und verlassen Gasse lag, verletzt und ausgeraubt, und niemand da war, der ihm half. Oder wie er von gemeingefährlichen Typen entführt und gefoltert wurde, weil … okay, das war wirklich sehr weit hergeholt, oder? Auf jeden Fall war er damals unendlich dankbar, dass Tala für ihn da gewesen war, denn er hätte nicht gewusst, was er sonst getan hätte. Der Rothaarige hatte ihn mehr als einmal vor einen Dummheit bewahrt. An diesem Abschnitt seines Lebens wurde Kai wieder einmal klar, wie verletzlich der Mensch doch wirklich war. Wie zerbrechlich. Und das wollte er nicht. Er wollte nicht zerbrechen und kaputt gehen, wegen einem Anderen!

Und jetzt saß Ray hier, gesund und munter. Was, wenn Kai ihm noch einmal derart vertrauen und ihn derart dicht an ihn heranlassen würde? Schon damals war es schwer gewesen, doch jetzt? Er wollte nicht noch einmal so verletzt werden, so etwas nicht noch einmal miterleben. Vieles war ihm egal, doch Dinge wie Verrat und falsche Freunde verkraftete er einfach nicht. Zu oft war er verraten und missbraucht worden.

Plötzlich erinnerte der Graublauhaarige sich an das Versprechen, dass Tala ihm abgenommen hatte.

`Mache keine Dummheiten.’

Wusste sein Freund, was passieren würde? Anscheinend. Innerlich grinste er. Niemand kannte ihn halt besser, als der rothaarige Blader. Aber was sollte er jetzt tun?

Leicht seufzte er. Wenn er schon seinen eigenen Entscheidungen nicht mehr vertraute, dann sollte er vielleicht wenigstens auf die seines Geliebten vertrauen.

Dem Schwarzhaarigen behagte dieses Schweigen überhaupt nicht, das er keine Ahnung hatte, was in dem anderen vorging. Zögernd blickte Ray das erste Mal in diesem Gespräch auf und zuckte zusammen, als er in die rot funkelnden Augen seines Freundes starrte.

Plötzlich huschte ein kleines Lächeln über Kais Gesicht. Fast schon belustigt schüttelte er den Kopf.

„Ich weiß wirklich nicht wie du das machst, aber du wickelst mich immer wieder um den Finger. Dabei hatte ich mir doch geschworen, sauer auf dich zu sein. Aber ich schaffe es wohl doch nicht.“

Fast schon wehleidig seufzte er und betrachtete nachdenklich den Chinesen, der ihn unsicher ansah. Anscheinend hatte Ray nicht verstanden, was er damit gemeint hatte.

„Ich bin dir nicht mehr böse. Auch wenn ich es immer noch nicht verstehe, aber ich hoffe, du erklärst es mir irgendwann.“ Elegant erhob sich der Russe von der Bank und lief ein paar Schritte, doch dann stoppte er wieder und drehte sich halb um. Auffordernd sah er Ray an.

„Na los, komm schon. Die anderen machen sich bestimmt schon Sorgen und wir sollten sie nicht zu lange warten lassen. Tyson platzt sicher schon vor Neugierde.“

Überrascht blitzten ihm zwei goldene Opale entgegen. Dann breitete sich ein glückliches Lächeln auf Ray Gesicht aus und freudestrahlend sprang er auf und fiel seinem Freund um den Hals.

„Ja, lass uns zurückgehen!“, lachte der Chinese glücklich.
 

So, das war Kapitel drei!

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Oh ich bin ja sooo happy, dass ich es so schnell geschafft habe!^^

Wie auch immer, an alle, die wie ich in Berlin – oder einem anderen Bundesland, bei dem die Ferien jetzt beginnen – zur Schule gehen, den wünsche ich auch frohe Ferien!!!

Da ich nicht da bin, kann ich euch versprechen, dass Kapitel vier mindestens zwei, maximal drei Wochen dauert. Also, bis dann
 

Eure achat

Kapitel 4

Und da bin ich wieder!
 

Hihi, ich hab mich ja tierisch gefreut, dass endlich jemandem die Ähnlichkeit des Prologes zu ‚Bis(s) zum Morgengrauen’ aufgefallen ist. Ich geb ja zu, ich habe mich davon inspirieren lassen, aber ich habe mich bemüht, es trotzdem anders – für die Story natürlich – passender und vor allem mit eigenen Ideen verändert, zu schreiben. ‚Bis(s)’ war nur Inspiration! (Aber ich finde das Buch einfach toll!) Auf die Frage, wie lange Ray denn nun verschwunden war, antworte ich ganz einfach: zwischen neun und zehn Monate lang, manchmal runde ich halt nur auf. (Bryan ist erst dreieinhalb Monate später verschwunden, als Ray.)
 

Außerdem bedanke ich mich, für die Kommis!
 

4. Kapitel
 

„Oh man, wo bleiben die denn?“

Unruhig hüpfte Tyson auf und ab, immer um die Gruppe bekannter Blader drum herum, und trieb dabei mehr als einen von ihnen zum Wahnsinn.

Während Tala nur genervt den Kopf schüttelte, denn die Frage hörten sie bereits zum siebzehnten Mal, hatte Bryan die Augen geschlossen und ignorierte alles und jeden um sich herum. Der Rest, folglich Max, Kenny und Michael, unterhielten sich und grübelten, was das alles zu bedeuten hatte.

„Hey, da seit ihr ja endlich!“, rief da der Blauschopf freudig und stürmte auf einen gewissen schwarzhaarigen Chinesen zu. Ruckartig hoben sich drei Köpfe und starrten neugierig auf das Bild, welches sich ihnen bot.

„Oh Ray! Du bist es wirklich! Ich wollte es ja erst nicht glauben, als Tala es erzählte. Wo warst du denn? Warum bist du einfach so abgehauen? Wir haben uns Sorgen gemacht!“, bestürmte Tyson ihn.

Auch der Rest trat nun zu dem Grüppchen. Aufgeregt begrüßten sie sich und begannen eine lockere Unterhaltung.

Fast, als wäre ich nie weg gewesen, stellte Ray erleichtert fest. Anscheinend nahmen seine restlichen Ex-Teamkollegen seine Flucht nicht ganz so extrem auf, wie Kai. Und darüber war Ray furchtbar dankbar.

Tala währenddessen grinste breit und starrte Kai unverhohlen an. Als dieser es bemerkte, nickte er dem Rothaarigen nur zu. Ihm war völlig klar, dass sein Freund ihm dieses Ausflippen noch ewig vorhalten würde. Hättest du doch gleich auf mich gehört…. Diesen Satz würde Tala jetzt öfter von sich geben, als man eine Taube auf dem Markusplatz sah. Oh Gott, was hatte er sich da nur eingebrockt?

„Warum bist du nun eigentlich abgehauen?“, stellte da Kenny die gefürchtete Frage.

So fort war es still. Alle waren auf die Antwort gespannt und ganz besonders ein gewisser Rotäugiger spitzte die Ohren, hatte er das doch auch noch nicht erfahren.

Ray lief wie auf Kommando leicht rosa an. Inzwischen war es dem Schwarzhaarigen doch ein wenig peinlich. Jetzt, wo er all seine Probleme hinter sich gelassen hatte und praktisch alles wieder in Ordnung war, da klang seine Erklärung doch etwas unzureichend in seinen Ohren. Im Nachhinein hatte er das Gefühl, viel zu übertrieben gehandelt zu haben.

„Ähem…“, räusperte er sich leicht unsicher und sah verlegen zur Seiten, „Was haltet ihr davon, wenn wir zuerst einmal nach den White Tigers sehen. Ich wollte sie auch noch begrüßen. Und dann erzähl ich es euch allen zusammen, dann muss ich es nicht doppelt erklären, okay?“

Bryan schüttelte leicht den Kopf. Da wollte sein Kätzchen doch glatt Zeit schinden. Aber wenn der Silberhaarige so den Gesichtsausdruck der Anderen betrachtete, dann schien die Masche auch noch zu wirken.

Kenny nickte und setzte eine verständnisvolle Mine auf.

„Okay, dass ist wahrscheinlich logischer. Wart Mal. Ah ja, wenn meine Daten korrekt sind, dann bladen sie gegen ein russisches Team. Haben gerade angefangen. Und zwar… ah, hier hab ich’s, das Team Destruction und zwar in Arena sechs, das ist ganz hier in der Nähe!“

„Als wären deine Daten mal nicht korrekt“, spöttelte Tyson leicht und bekam von Max einen Schlag auf den Hinterkopf.

„Sein nicht so gemein, schließlich hilft er uns auch immer! Und jetzt lasst uns gehen!“

Nickend machten sich alle auf den Weg. Allein Kai fasste Ray noch einmal scharf ins Auge. Ihm war das Ausweichen des Schwarzhaarigen auf Kennys Frage nicht entgangen. Und er begann, sich seine eigenen Gedanken zu machen.

Der Weg zu Arena sechs an sich war nicht weit, da hatte der kleine braunhaarige Junge mit der übergroßen Brille wieder einmal Recht, doch hatte er gleichzeitig das Gedränge vergessen, welches im gesamten Gebäude herrschte.

Zu Beginn kam erschwert hinzu, dass einige der wenigen anwesenden Reporter vom Coming-Back Rays und Bryans erfahren hatten. Wie die Hyänen auf einen frischen Kadaver hatten sie sich auf die Gruppe Blader gestürzt. Ray reagierte natürlich etwas erschrocken und weder die Bladebreakers, noch Michael oder Kenny waren da eine große Hilfe.

Doch mit vielen bösen Blicken und sehr wenig diplomatischem Geschick gelang es den drei Russen, die Aufdringlinge loszuwerden.

„Du wirst heute nirgends mehr ohne mich hingehen!“, zischte Bryan dem Chinesen leise zu, als er den Reportern finster hinterher sah, die gerade etwas fluchtartig ihre nähere Umgebung verließen.

Leicht lächelnd nickte Ray und verdrehte die Augen. So hilflos war er auch wieder nicht. Seine Überraschung hatte sich schnell gelegt und er wusste, wie man sich wehrte. Doch hatte er nicht vor, das dem Russen jetzt zu sagen, denn es würde nur unnötigen Streit provozieren. Er hatte eh vor, bei Bryan zu bleiben.

Erleichtert betraten sie den Raum, in dem sich Arena sechs befand. Automatisch huschte der Blick des Schwarzhaarigen zur leicht erhöhten Arena. Cool, hier kämpfte man auf einem Podest.

„Chef, bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte er den Kleinsten skeptisch.

Es waren keine Blader zu sehen. Hatte der Kampf noch nicht begonnen? Er konnte außer dem Podest nicht viel erkennen, da sich zu viele Leute davor herumtummelten und angeregt unterhielten. Oder diskutierten sie?

Da stieß Bryan ihn leicht in die Seite und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung der Anzeigetafel, die über der Beyarena hing.
 

Team: Destruction - White Tigers

Match 1: Winner Loser

Match 2: Winner Loser

Match3: ------------------------------

Final Winner: Team Destruction
 

Oh Gott. Wie Ray das hasste. Warum mussten die nur immer alles in Englisch schreiben? War die Muttersprache, oder in diesem Fall Japanisch, etwa nicht gut genug?

Erst nach diesem Gedanken sickerte die Botschaft durch. Laut dieser Anzeige war der Kampf bereits beendet. Und die White Tigers hatten verloren.

Aber so schnell? Hatte Kenny nicht gesagt, sie hätten gerade erst angefangen? Wie konnte das sein?

Nun doch sehr neugierig schob sich Ray durch die Menge nach vorne. Er nahm kaum wahr, wie seine Freunde ihm folgten. Wieder spürte er sein Herz laut hämmern und das Blut in seinen Ohren rauschen. Er war aufgeregt. Er würde seine Familie wieder sehen. Denn nichts anderes waren die White Tigers für ihn.

Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Das Einzige, was er noch hörte, war: „RAY!!!“, dann wurde er gnadenlos zu Boden geworfen.

Erschrocken hatte er die Augen zusammengekniffen und sich mit den Händen wenigsten halbwegs abgefangen, als er unsanft auf dem Hintern landete.

„Oh, Ray! Ich bin ja sooo froh, dich wieder zu sehen! Wir hatten bereits Gerüchte gehört, dass hier wärst, aber dann mussten wir zu unserem Match und konnten leider nicht kommen! Ich freu mich ja sooo, dich wieder zusehen?“

Nun, Ray kannte allgemein zwar nicht so viele Mädchen, aber er war sich dennoch sicher, dass es nur verdammt wenige gab, die in einer solch hohen Tonlage fähig waren, zu sprechen.

„Ma… Mariah?“, krächzte der Chinese atemlos. „Du… Du schnürst mir die Luft ab.“

„Oh.“ Fast sofort verschwand das Gewicht von seinem Körper und Ray rappelte sich wieder auf. Dann sah er direkt in Mariahs Augen. Etwas unsicher grinste er.

„Hi, lange nicht gesehen.“

Zu seiner Erleichterung grinste nun auch die Rosahaarige.

„Ich freu mich auch. Komm mit, die Anderen sind noch beim Tableau!“

Und ohne eine Antwort abzuwarten, zerrte sie den Langhaarigen hinter sich her durch das Gedränge. Ray blickte nur Hilfe suchend seine Freunde an, die sich erst etwas irritiert ansahen, dann jedoch schulterzuckend folgten.

„Lee, Kevin!!! Seht mal, wer hier ist!“

Rief kurz darauf Mariah, Ray zuckte ob dem plötzlichen Gekreische erschrocken zusammen. Manchmal war die kleine Rosahaarige wirklich nervig.

Da sah er seine beiden ehemaligen Teamkollegen. Kevin saß, mit dem Rücken an das Podest gelehnt, auf dem Boden und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Seine Augen waren geschlossen. Sein Atem ging noch etwas schneller als normal und einige Kratzer und Schnitte zeugten von einem harten Match. Halb getrockneter Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Bei Mariahs Ausruf öffnete er langsam die Augen, um zu sehen, was ihre Managerin nun schon wieder wollte.

Lee stand neben dem erschöpften Grünhaarigen, doch das war auch der einzige Unterschied. Er sah genauso fertig aus. In seiner Hand hielt er ein paar Bladeteile, vermutlich die Überreste seines Blades.

Es musste ganz schön zur Sache gegangen sein.

Als Lee den Schwarzhaarigen erblickte, hellte sich seine düstere Mine etwas auf.

„Na sieh mal einer an, wer hat sich denn da entschlossen, dass er doch noch etwas mit uns zu tun haben will.“, meinte er spöttisch, doch das breite Grinsen, welches sein Gesicht zierte, verriet ihn.

Sobald Ray ihn erreicht hatte, schloss er ihn kurz aber fest in den Arm.

„Ich wusste, du würdest hier auftauchen!“

Ray hob fragend die Augenbraue.

„Ach, woher denn?“

„Dich kann man von keiner WM fernhalten, so einfach. Außerdem ist es wie ein Gesetz: Macht sich Raymond Kon aus dem Staub und lässt sein Team ohne ein Wort im Stich, dann wird er bei der Nächsten WM gegen sein altes Team mit einem neuen antreten! Und, habe ich Recht, oder nicht?“ Es klang fast provozierend.

Getroffen wandte Ray den Kopf ab und starrte beschämt zur Seite.

„Aber eigentlich war es gar nicht so geplant, dieses Mal.“, murmelte er leise.

„Hey, das war nicht böse gemeint, aber es ist halt eine Tatsache. Ich freu mich jedenfalls, dich wieder zu sehen. Wir haben uns auch Sorgen gemacht. Obwohl wir eigentlich ziemlich genau wissen, dass du sehr gut alleine klar kommst.“

Erleichtert lächelte Ray.

„Danke Lee“, sagte er ehrlich.

„Also, ich würde dich ja auch herzlich begrüßen und knuddeln, aber im Moment komm ich hier nicht hoch“, hörte er da eine Stimme und sah nun zu Kevin, der ihn schief anlächelte - vom Boden aus. „Also beschränke ich mich erst einmal auf ein: Ich freue mich, dass du wieder da bist! Okay?“

Lachend hockte der Langhaarige sich hin, sodass er nun auf Augehöhe mit Kevin war.

„Ihr seit ganz schön fertig gemacht worden, was?“, fragte er neckend.

Lee stöhnte nur frustriert auf und Kevin rutschte noch ein bisschen mehr in sich zusammen. Er zog einen Schmollmund.

„Hör mir bloß auf!“, rief Lee aus. „Oh, hi Tyson! Ihr seid also auch alle hier“, gerade hatte der White Tiger die Anderen bemerkt, „Max, Kevin, Michael, Kai, Tala und …. Bryan?“

Bei dem letzten Namen stockte er kurz und sprach ihn nur zögernd aus.

Auch Mariah drehte sich nun um. Sofort fixierten ihre Augen den Russen. Ohne, dass auch nur jemand die Chance hatte zu reagieren, stürzte sie sich auf den Silberhaarigen.

„Du?!!! Was willst du hier, du Arsch?! Du hast hier nichts verloren! Und bleib gefälligst Ray fern, du hast beim letzten Mal schon mehr als genug Schaden angerichtet! Das du dich überhaupt hier her traust, du …“

„Mariah, beruhige dich!“ Nur mühsam schaffte Ray es, die aufgebrachte Chinesin von Bryan zu entfernen. In Gedanken bedankte er sich währenddessen bei seinem Schatz, dass dieser sich nicht zur Wehr gesetzt hatte, denn das wäre böse für Mariah ausgegangen.

„Las ihn in Ruhe, ja?“

„Aber Ray, er hat dich das letzte Mal fast umgebracht, warum setzt du dich für ihn ein, er ist ein totaler Vollidiot, er sollte gesperrt werden, er…“

Und wieder unterbrach der Schwarzhaarige seine Freundin, und auch wenn es vielleicht unhöflich war, aber anders würde er nicht zu Wort kommen.

„Er ist mein Partner!“

„…“

Verwirrt hielt die Pinkhaarige einen Moment inne, doch als die Nachricht in ihrem Gehirn durchgesackt war, starrte sie Ray erschrocken an.

Aus dem Augenwinkel konnte Ray erkennen, dass auch Lee, der den Russen ebenfalls misstrauisch gemustert hatte, nun ihn überrascht anstarrte. Kevin hatte erneut die Augen geschlossen. Bei ihm war sich der Schwarzhaarige nicht einmal sicher, ob der überhaupt noch mitbekam, was um ihn herum geschah.

„Was…… Wie meinst du das, Ray?“ Unsicherheit klang in der Stimme der Chinesin mit.

„Ja, das würde mich auch interessieren!“, Lees Stimme dagegen bildete einen harten Kontrast, so schneidend, wie die Frage gestellt war.

Kalt fixierte er Bryan, seine Augenbrauen misstrauisch zusammengezogen, als wolle er den Russen allein mit seinem Blick ausspießen.

Bryan erwiderte diesen Blick jedoch nur gelassen.

Leute, die den Russen besser kannten, in diesem Fall also Ray, Kai und Tala, konnten sogar ein leicht amüsiertes Grinsen erkennen, dass seine Mundwinkel umspielte. Ihm schien das Ganze ja herrlich viel Spaß zu machen.

Ray schnaubte.

„Das bedeutet, dass er mein Teamkollege ist und wir zusammen an dieser WM unter dem Namen Hurricanes für Australien teilnehmen.“

Nun war es um Mariahs Selbstbeherrschung endgültig geschehen.

„WAAAHHHS?! Das kann doch nicht dein Ernst sein, Ray? Der Kerl ist ein Verbrecher! Der wollte dich umbringen, hast du das etwa schon vergessen?!“

Mit ihren Händen hatte sie den Schwarzhaarigen an den Schultern gepackt und verkrallte sich geradezu schmerzhaft darin. Wie besinnungslos schüttelte sie ihren Kopf, als wolle sie den Gedanken so daraus vertreiben.

Plötzlich wurde ihr der Neko-jin mit einem Ruck entrissen.

Erschrocken blickte sie auf und starrte in die kalten Bergkristalle Bryans. Dieser hielt sein Kätzchen beschützend im Arm, anscheinend hatte er ihr Ray entwunden.

Lees versteifte sich, sein Blick wurde noch finsterer und seine Haltung war eindeutig: Ein falscher Schritt, und du bist fällig.

Die Spannung war fast greifbar.

Für einen Moment fragte sich Ray, wie es plötzlich so ausgeartet war. Er hätte nicht gedacht, dass seine Sandkastenfreundin derart überreagieren würde. Nicht, nachdem es sogar Tyson so gut aufgenommen hatte, dass er und Bryan nun in einem Team kämpften.

„Hör mal, Kleine! Ich weiß, dass es schwer für dich zu begreifen ist, und ich streite auch gar nicht ab, dass ich Ray einmal umbringen wollte und es auch fast geschafft hätte, doch seit dem ist eine ganze Menge Zeit vergangen. Viel hat sich verändert und wir sind älter und vor allem reifer geworden. Was ich damals getan habe, dafür habe ich mich bei Ray entschuldigt, er hat es angenommen, und damit sollte die Sache für dich erledigt sein. Verstanden?“

Verdattert nickte Mariah. Mit einem solchen Ausbruch, war er auch noch so ruhig, hatte sie nicht gerechnet.

„Und du kannst dich auch wieder beruhigen, Kleiner, ich werde Ray schon nicht weh tun.“, stellte der Russe noch mit einem Blick zu Lee fest, ehe er Ray aus seinem Griff entließ. Ihre Beziehung wollten sie zwar nicht verheimlichen, aber unter den momentanen Umständen kamen sie still überein, dass sie mit ihrem Coming-Out zumindest noch so lange warten wollten, bis die White Tigers den ersten Schock verdaut hatten. Sonst würde es wirklich noch Tote geben.

Gerade holte der älteste Chinese für eine Entgegnung Luft, als eine kalte Stimme sie rüde unterbrach.

„Na wenn das Mal nicht die Verräter sind!“

Überrascht wandten sich alle Blicke zu den Neuankömmlingen.

Sofort versteifte sich Bryan und kniff seine Augen misstrauisch zusammen, doch auch die Anderen reagierten ähnlich.

Ihnen gegenüber standen zwei junge Männer. Der eine hatte lange blonde Haare, die ihm nicht ganz bis zu den Hüften reichten und die er offen trug. Graublaue Augen blitzen unter dem langen Pony hervor. Er war der Größere der beiden und konnte dem silberhaarigen Russen genau in die Augen sehen, ohne den Kopf auch nur einen Millimeter heben oder senken zu müssen. Der andere Junge, fast einen ganzen Kopf kleiner, hatte kurze, wuschlig braune Haare und trug eine große, verspiegelte Sonnenbrille auf der Nase.

Doch hinter den beiden ragte eine den Bladern nur zu vertraute Gestalt auf, lilafarbene Haare umrahmten das kantige Gesicht und auch die für ihn so typische Maske fehlte nicht.

„Boris!“, zischte Kai, der als erstes seine Stimme zurückerlangt hatte.

„Und das Team Destruction!“, fügte Kevin wütend hinzu.

Überrascht starrte Ray auf den kleinen Blader, von dem er wirklich gedacht hatte, er würde schlafen. Sauer blitzen die Augen des Sitzenden zu dem Blonden hinauf.

Dieser erwiderte den Blick spöttisch.

„Was, schon wieder fähig, die Klappe so weit aufzureißen? Dann war ich wohl doch netter, als ich dachte!“, höhnte er.

Aufgebracht wollte Kevin aufspringen und sich auf den Blonden stürzen, doch Lee hielt ihn zurück.

„Bleib sitzen, das sind sie nicht wert. Wir wollen wegen denen keine Disqualifizierung riskieren“, riet er erstaunlich ruhig.

Doch auch ein Blauhaariger hatte Mühe, sich zurückzuhalten, auch wenn er es krampfhaft versuchte.

„Was wollt ihr hier?!“, rief Tyson schließlich laut und stellte damit wohl die Frage, die allen auf der Zunge lag.

Nun grinste auch Boris.

„Das, was ihr auch wollt. Die Meisterschaft gewinnen.“, meinte er nonchalant.

„Das ist wohl kaum dein einziges Ziel, Balkov! Du führst doch etwas im Schilde!“, mischte sich nun auch Tala ein. Ihm behagte die Anwesenheit der anderen Russen überhaupt nicht. Er hatte sich zwar starke Gegner gewünscht, aber doch nicht solche!

„Ach Tala“, seufzte Boris theatralisch, „überhaupt kein Vertrauen! Aber ein Verräter wie du kann mit diesem Begriff wahrscheinlich eh nichts anfangen, oder? Aber das ist egal, ich habe jetzt wesentlich bessere Blader, als du dein Team jemals geworden wärt. Fragt die Versager da, die werden es bestätigen!“ Mit einem Kopfnicken deutete er auf die ramponiert aussehenden White Tigers.

„Ihr habt unfair gekämpft!“, warf Mariah sauer ein. „Die Blader anstatt die Blades zu attackieren ist absolut feige!“

Nun ruckte Bryans kopf herum.

„Sie haben euch angegriffen?“, fragte er leise, fast bedrohlich.

Lee nickte, während Kevin zu Boden schaute.

„Am Ende konnten wir uns kaum noch auf dem Kampf konzentrieren, denn ihre Attacken richteten sich gegen uns, nicht gegen unsere Blades. Und unsere BitBeasts waren nicht in der Lage, uns davor zu beschützen. So etwas haben wir nie geübt.“

„Aber ihr habt eure BitBeasts noch, oder?“, fragte nun Kenny, der dem Ganzen bisher schweigend gelauscht hatte.

Lee nickte, seine Hand klammerte sich stärker um die Reste seines Blades.

„Ist es das, was ihr wieder wollt, die BitBeasts stehlen?“

„Vielleicht.“, antwortete Boris auf Tysons Frage schlicht.

Dann wandte er sich um, um zu gehen. Seine beiden Blader machten ebenfalls Anstalten, ihm zu folgen.

„Keine Sorge, das nächste Mal werde ich dich richtig auseinander nehmen.“, versprach der Blonde Kevin noch mit einem leicht irren Funkeln in den Augen.

Ray lief ein Schauer über den Rücken und aus dem Augenwinkel registrierte er, wie Lee sich vor den Grünhaarigen stellte, den Blick des Blonden erwidernd. Auf dessen Gesicht schlich sich ein sadistisches Grinsen.

„Und dann, wirst du ihn nicht mehr retten können.“, fügte er noch hinzu.

„Damit wirst du nicht durchkommen, Boris!“, zischte Bryan aufgebracht. Erschrocken zuckte Ray zusammen, er spürte den Hass, den sein Freund ausstrahlte.

Auch der Angesprochene blieb kurz stehen. Obwohl Bryan leise gesprochen hatte, schien der Lilahaarige ihn gehört zu haben.

„Gerade du wirst noch merken, dass es ein Fehler war, uns zu verlassen, Bryan. Du gehörst zu uns und auch du wirst das bald einsehen müssen.“, antwortete er, ohne sich umzudrehen.

Das russische Team samt Trainer verschwand, ohne von jemandem aufgehalten zu werden.

Alle mussten das Geschehene zuerst einmal verarbeiten.
 

Ächz.

Geschafft.

Das war jetzt aber wirklich eine schwere Geburt und hat auch noch ziemlich lange gedauert. Aber ich hab euch ja gewarnt. So richtig zufrieden bin ich mit dem Ergebnis auch nicht, aber ich wüsste nicht, was ich besser machen könnte. Fällt euch was ein?

Na egal, ich hab nächste Woche meine erste Prüfung und dann wieder ein bisschen Zeit. Die restlichen Prüfungen kommen später. Hoffentlich komm ich da ein bisschen mehr zum Schreiben.

Also bis dann,
 

eure achat

Kapitel 5

Danke für den Kommentar!

Und weiter geht's:
 

5. Kapitel
 

„Kevin, ist alles okay bei dir?“

Besorgte Bernsteine musterten den Grünhaarigen. Dieser lächelte nur schief.

„Wir sollten gehen!“, bestimmte Lee. Er beugte sich zu seinem Partner runter und für einen kurzen Augenblick dachte Ray, er wolle ihm aufhelfen, doch stattdessen nahm Lee ihn einfach auf die Arme. Kevins Proteste überging er dabei einfach.

„Hat noch jemand einen Kampf auszufechten?“, fragte Tyson interessiert. Schon hatte Kenny Dizzy gezückt, doch weiter kam er nicht.

„Ich muss noch, aber ihr könnt ja schon ins Hotel gehen. Wir sehen uns dann da“, unterbrach Michael den Braunhaarigen. Der Amerikaner war froh über diese Ablenkung, so ein Duell würde seinen Kopf frei machen. Das alles hier ging über seine Begriffsvermögen hinaus. Und damit wollte er jetzt nicht zugeben, dass er dumm war. Aber verstehen tat er das alles trotzdem nicht. Nur eines fiel ihm wieder ein. Wenn man mit den Bladebreakers zusammen rum hing, wurde es nicht langweilig. Allerdings konnte es auch verdammt gefährlich werden, wie er mit einem Blick auf die White Tigers und auch Ray und Bryan, noch in Gedanken hinzufügen musste.

Plötzlich klopfte ihm jemand hart auf den Rücken, sodass er beinahe nach vorne umkippte. Wütend drehte er sich um.

„Na dann fiel Glück, Mic!“, rief ihm ein freudestrahlender Max entgegen. „Wir sehen uns dann!“

Benommen nickte der Amerikaner. Gerade, als die seltsame Gruppe aus seinem Blickfeld verschwand, machte etwas klick bei ihm.

„Nenn mich nicht Mic!“, rief er wütend aus, ziemlich sicher, dass es eh keiner mehr hörte.
 

Schweigend saßen sie in der Hotellobby und starrten bedrückt auf den Boden. Kevin kuschelte sich an Lee. Dieser hatte inzwischen dafür gesorgt, dass sein Freund ordentlich verarztet wurde und so zierten einige Pflaster den Körper des kleinen Bladers. Ray war erst etwas überrascht gewesen, als er das gesehen hatte, doch dann musste er schmunzeln. Es hatten sich also zwei gefunden.

Noch gut erinnerte sich der Langhaarige an die Streitereien, die es zwischen den Beiden früher immer gab. Gerne neckte Kevin den, seiner Meinung nach viel zu ernsten, Lee und brachten ihn so zur Weißglut. Aber wahrscheinlich stimmte das Sprichwort ‚Was sich neckt, dass liebt sich’ hier doch. Es freute Ray auf jeden Fall enorm.

Doch ein Blick auf den Sessel ihm gegenüber verriet ihm, dass nicht nur bei diesen, seiner ehemaligen Teamkollegen Amor mit Pfeilen nicht gegeizt hatte. Dass Tala und Kai total vernarrt ineinander waren, gut, das war ihm schon länger bekannt. Aber auf dem Sessel saß Max, und direkt hinter ihm Tyson, der mit den Haaren des Blonden spielte und als einziger keine Trauermine aufsetzte. Ihn kümmerte das wahrscheinlich auch nicht. Tyson gehörte halt zu den wenigen Menschen, die wortwörtlich nur in der Gegenwart lebten und die weder die Vergangenheit noch die Zukunft interessierten. Wehmütig seufzte der Neko-jin. Manchmal könnte er den Blauhaarigen deswegen wirklich beneiden.

„Was, denkt ihr, hat Boris vor?“, durchbrach Kenny schließlich das Schweigen.

„Ist er wieder hinter den BitBeasts her?“

Nachdenklich betrachtete Tala den kleinen Braunhaarigen. Dann warf er einen Blick zu seinem Geliebten, der mit verschränkten Armen und abweisendem Gesichtsausdruck auf der Couch neben ihm saß. Dessen ganze Haltung drückte aus: Kommt mir bloß nicht zu nahe.

„Das lässt sich bei diesem Kerl leider nie genau sagen. Der tickt so verquer, dass niemand seine Pläne versteht, aber wir müssen auf alle Fälle damit rechnen.“ Auch Tala war sehr ernst.

„Das er nicht hier ist, weil er Sehnsucht nach uns hatte, ist doch wohl klar, oder?“, schnaubte da Kai verächtlich.

„Ich versteh gar nicht, wie er überhaupt zugelassen werden konnte!“

Zustimmend nickten alle.

Fluchend warf Tyson plötzlich die Hände hoch und schrie laut auf.

„Oh Maxie, du darfst dich doch nicht bewegen! Jetzt sind die ganzen Zöpfe futsch!“, beschwerte er sich. Lee fiel fast vom Sofa.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein?! Boris ist aufgetaucht und will wieder einmal unsere BitBeasts entführen und du hast nichts Besseres zu tun, als Max Haare zu kleinen Zöpfen zu flechten!“, brauste er auf.

Zuerst sah Tyson ihn ziemlich verdattert an, hatte er mit diesem Ausbruch doch nicht gerechnet. Doch dann grinste er den nun vor ihm stehenden Lee breit an.

„Ach wisst ihr, ich mach mir um Boris Sorgen, wenn es soweit ist. Bisher hat er doch noch nichts getan. Warum also spekulieren und heiß machen? Vielleicht will er wirklich nur am Turnier teilnehmen, dann wäre die ganze Aufregung ja umsonst.“

Nun schaute auch der Rest Tyson bedröppelt an.

„Nichts passiert? Nichts passiert?! Und dass Kevin und ich hier verletzt sind und mein Blade eingeäschert wurde, nennst du nichts passiert?! Hast du sie noch alle, natürlich ist der Kerl eine Gefahr!“ Und schon wollte Lee auf den Blauhaarigen losgehen, doch Kevin und Tala reagierten zeitgleich. Während Tala den aufgebrachten Chinesen von hinten festhielt, redete Kevin beruhigend auf ihn ein.

„Lass das, Lee. Tyson hat schon Recht, das war nur ein ganz normaler Kampf. Er war etwas härter, aber die Gegner waren auch stark. Beruhig dich, okay?“

Nur langsam entspannte sich Lee.

„Die Hotelangestellten schauen schon komisch, also setzt euch bitte wieder hin“, murmelte Kenny da unwohl.

„Ich denke, wir sollten einfach etwas vorsichtiger sein, wenn wir gegen das russische Team spielen. Aber ansonsten können wir wirklich nur abwarten. Leider ist es an Boris, den ersten schritt zu tun.“, mischte sich nun auch Ray ein, der dem Ganzen bisher schweigend zugesehen hatte.

Zustimmend nickte auch der Rest der Anwesenden. Das hatte der Schwarzhaarige gut auf den Punkt gebracht.

„Uahhh!!! Verdammt, bin ich müde!“, gähnte Tyson plötzlich laut und streckte sich. Max fiel vor Schreck vom Sessel.

„Ty, was soll der Mist, kannst du nicht aufpassen?“, rief er aufgebracht, während Kevin sich prächtig amüsierte. Der Blauhaarige sah nur hinunter, zu seinem am Boden sitzenden Freund, und setzte seinen besten Hundeblick auf.

„Sorry Maxie! Aber ich bin so müde. Wollen wir nicht noch schnell was Essen gehen und dann schlafen?“

„Jetzt schon?“, maulte Tala. „Ich bin noch gar nicht müde.“

„Hey Leute!“, rief da Kenny aufgeregt aus. „Die Matches sind zu Ende und damit auch die Vorrunde. Der letzte Kampf wurde gerade entschieden!“

„Wirklich? Und, wie sieht es aus?“, fragte Ray und beugte sich neugierig zum Chef hinüber, um einen Blick auf den Bildschirm des Laptops zu erhaschen.

„Warte mal einen Moment. Dizzi, hast du die Daten?“

„Gerade ausgewertet.“, meldete sich der Laptop zu Wort.

„Und? Nun sag schon und machs nicht so spannend?“, aufgeregt sprang Max um den Tisch herum, sodass Kai nur genervt die Augen verdrehen konnte.

„Ihr habt doch eh beide Matches gewonnen, also seid ihr eh weiter.“, mischte er sich ein.

„Nana, nicht so unhöflich, junger Mann. Ich verlange etwas mehr Aufmerksamkeit und Respekt für meine Arbeit, sonst muss dein Team in Zukunft ohne mich auskommen“, erklang Dizzi etwas eingeschnappt. Erneut verdrehte Kai die Augen. Tala kicherte nur, legte einen Arm um seinen Freund und zog ihn noch dichter zu sich heran.

„Also, wenn ich mich nicht irre – was sowieso nie vorkommt -, dann sind die Bladebreakers, die Blitzkriegboys, die Hurricanes, die White Tigers, die All Starz, die Majestics – die übrigens gerade den letzten Kampf gewonnen haben -, das Team Destruction und noch neun weitere, weniger bekannte Teams, weiter. Also insgesamt stehen 16 Teams im Finale. Das Finale wiederum findet in genau zwei Wochen statt. In dieser Zeit sind die Mannschaften dazu aufgefordert, sich noch einmal in Topform zu bringen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, sich auf ihre Gegner einzustellen, da ja nun alle bekannt sind. Das Finale findet im KO-System statt, wobei die genauen Gegner erst am ersten Tag des Finales ausgelost werden. Und natürlich ist das Stadium hier der Austragungsort.“

„Wow. Wir haben jetzt also zwei Wochen zur Vorbereitung. Ganz schön lange.“, stellte Ray überrascht fest. So genau hatte sich der Chinese mit dem Ablauf noch nicht befasst. Plötzlich musste er ein Gähnen unterdrücken und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.

Da erhob sich Kai.

„Es war ein anstrengender Tag. Ich denke, wir haben uns alle unseren Schlaf verdient. Ab Morgen heißt es noch einmal kräftig trainieren, nun wo wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Und damit meine ich nicht nur das Team Destruction. Vergesst nicht, während des Turniers sind wie alle Gegner. Ich denke, das alles reicht für heute. Lasst uns schlafen gehen.“

So erhob sich auch der Rest der Anwesenden und sie folgten dem Graublauhaarigen munter schwatzend.

Irritiert sah Tyson der Truppe hinterher.

„Wieso bewegt sich bei mir immer Keiner, aber wenn Kai etwas sagt, dann springen immer alle. Irgendwie ist das gemein.“
 

Nachdenklich starrte Bryan aus dem Fenster. Sein Blick schweifte über die hell erleuchtete Stadt. Die chaotisch bunten Lichtspiele standen in einem extremen Kontrast zum pechschwarzen Himmel. Nicht ein Stern konnte man entdecken. Unter anderen Umständen hätte der Russe sich nun über die starke Beleuchtung der Stand geärgert, war sie doch Grund für das Fehlen der Sterne. Doch heute tat er es nicht. Denn Bryan wusste, selbst wenn er jetzt auf einem Feld im Niemandsland stehen würde, er könnte keinen Stern erkennen. Er wusste, auch wenn er es jetzt nicht sehen konnte, dass der Himmel von einer dicken, dunklen Wolkendecke verborgen wurde.

Er spürte es. Seinen Narben, keine großen, doch viele kleine, sagten es ihm. Sie ließen ihn das Wetter förmlich spüren. Die hohe Luftfeuchtigkeit, das Zeichen für baldigen Regen.

Das Wetter passte zu seiner Stimmung.

„Bryan?“

Fragend trat Ray neben ihn. Den Lufthauch, den der Chinese dabei erzeugte, wirbelten für einen kurzen Augenblick ein paar Strähnen in das Gesicht des Silberhaarigen und versperrten ihm die Sicht, bevor sie wieder zur Ruhe kamen.

Rays Blick folgte dem seines Freundes und auch er sah kurz in den Himmel. Da er dort jedoch nichts Interessantes entdecken konnte, wandte er den Blick relativ schnell gegen Boden.

“Du hast es ihnen nicht gesagt.“

Verwirrt hob Ray den Kopf. Er hatte mit keiner Antwort mehr gerechnet.

„Ihnen was nicht gesagt?“

Anstatt einer Antwort wandte nun auch Bryan seinen Blick vom Himmel ab und sah auf seinen Freund. Langsam hob er seine Hand und strich Ray die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht, die sein linkes Auge bedeckten. Sein blindes Auge.

Wie bei einem Schlag zuckte Ray zusammen und wandte erneut den Blick ab. Sein rechtes Auge fixierte ein paar Jugendliche, die gerade aus einer Karaoke-Bar auf der gegenüberliegenden Straßenseite kamen. Munter plaudernd und lachend gingen sie die Straße hinunter, bis sie schließlich im Gedränge nicht mehr auszumachen waren.

„Es ergab sich keine Gelegenheit“, sagte er ausweichend.

„Du hattest den ganzen Nachmittag und Abend Gelegenheiten dazu“, konterte Bryan ruhig.

„Ich… ich wusste nicht, wie ich es erklären sollte. Ich dachte, vielleicht …“

„Vielleicht was? Vielleicht lachen sie dich aus? Vielleicht halten sie dann weniger von dir? Vielleicht denken sie, du wärst zu schwach? Hör auf zu denken Ray. Zumindest so. Sie werden es hinnehmen, im schlimmsten Fall noch interessiert Fragen stellen, aber das war es auch. Sie sind doch deine Freunde, oder? Ich denke jedenfalls, sie haben ein Recht dazu, es zu erfahren.“

Leise seufzte Ray.

„Wenn dich einer meiner Freunde so reden hören würde, die würde dich für schwerkrank halten. Du bist so anders, wenn wir zu zweit sind.“

Leicht grinste Bryan.

„Kann schon sein, aber im Gegensatz zu ihnen bist du mir auch wichtig.“

Daraufhin schwieg Ray. Er wusste, dass seine Freunde seinem Geliebten nicht viel bedeuteten. Tyson, Max, Kenny, Lee, Mariah und Kevin und all die Anderen. Bryan hatte nie viel Kontakt mit ihnen. Eigentlich gar keinen. Doch es so direkt gesagt zu bekommen, war schon hart. Manchmal fragte sich der Chinese, was wohl passiert wäre, wenn er nie krank geworden wäre. Wenn er nie auf Bryan getroffen wäre. Dann wäre er Bryan jetzt genauso egal, wie seine Freunde. Nur ein bedeutungsloser Niemand in Bryans einsamer Welt.

Bei diesem Gedanken erschauderte er.

Plötzlich wurden seine Gehirnströme von etwas Weichem auf seinen Lippen unterbrochen. Doch noch bevor sein Gehirn registrierte, dass Bryan ihn gerade küsste, reagierte sein Körper. Er schloss genießerisch die Augen und begann, auf die Forderungen seines Freundes einzugehen. Ohne zu zögern öffnete er seine Lippen ein Spalt und schon bald spürte er die fremde und doch schon so bekannte Zunge, die versuchte, die seine zu animieren. Schon bald ließ er sich auf das wilde Gerangel ein.

Nach Luft schnappend trennte er sich schließlich von dem Russen, welcher nicht einmal schwer atmete.

„Na also, damit kann man dich doch immer wieder vom Denken ablenken.“

Wütend blitzte Ray seinen Freund an.

„Heißt das, du willst jetzt aufhören?“

Doch schon hatte Bryan sich abgewandt, allem Anschein nach das Badezimmer als neues Ziel.

„Oh nein. So nicht, mein Freund!“ Und mit einem Aufschrei sprang er von hinter auf den Silberhaarigen und klammerte sich an seinem Rücken fest. Aus dem Gleichgewicht gebracht stolperte dieser und schaffte es durch eine kurze Wende, anstatt auf dem harten Boden, auf dem gefederten Bett zu landen. Doch noch ehe er eine Chance zum Aufrichten oder Gegenangriff hatte, spürte er eine freche Zunge an seiner Ohrmuschel.

Beinahe widerwillig musste er leise aufstöhnen, doch da verschwand die Zunge auch schon und Rays Gesicht schob sich in sein Blickfeld. Funkelnde Bernsteine musterten ihn aufgeregt.

„Dachtest du wirklich, dass du so davon kommst? Nicht mit mir. Ich habe doch gerade erst Blut geleckt!“

Und damit küsste er seinen Freund stürmisch.

Tatenlos lies Bryan seinen Freund machen, dafür tat er es einfach viel zu gut. Hätte ihm vor ihrer ersten Nacht jemand gesagt, dass der kleine Chinese so stürmisch und bestimmend im Bett sein konnte, er hätte ihn ausgelacht. Doch, wider Erwarten war er es und wider Erwarten gefiel es Bryan…
 

Angenehme Schwärze umgab ihn. Sie wiegte ihn sanft und wohlig. Zufrieden schnurrend kuschelte sich Ray noch enger an den warmen Körper neben ihm. Er spürte die Arme, die ihn umschlangen. Immer und immer tiefer glitt er in die Finsternis, die ihn rief. Sein Bewusstsein schwand immer mehr und wenn es das nicht täte, dann würde es ihm sagen, gleich wäre er eingeschlafen. Es dauerte nicht lange, bis auch sein Atem so ruhig und gleichmäßig ging, wie der seines Freundes neben ihm.

Wenn nur dieses Klopfen nicht wäre!

Er war müde, er wollte schlafen und dieses laute Klopfen, dass in der Stille der Nacht noch besser zu hören war als sonst, hielt ihn hartnäckig davon ab.

Plötzlich bewegte sich der Körper neben ihm. Unwillig klammerte Ray sich an Bryan fest, in dem Versuch, ihn aufzuhalten. Ungehalten knurrte er.

Da spürte er, wie Bryan seine Finger sanft von sich löste.

„Keine Sorge, ich bin gleich wieder da. Ich will nur schauen, wer da so dringend mit uns reden möchte.“, flüsterte er ihm ins Ohr.

Und schon war er lautlos verschwunden. Nun endgültig seiner Wärmequelle beraubt öffnete auch Ray unwillig die Augen und sah sich verschlafen um. Die Digitalanzeige des Radios zeigte 0.23 an. Es war also fast halb eins. In der Nacht. Stöhnend richtete sich der Chinese im Bett aus. Welcher Idiot störte sie um diese nachtschlafende Zeit?

Neugierig spitze er die Ohren, als er hörte, wie die Tür leicht quietschte. Bryan hatte sich wohl noch schnell etwas übergeworfen, bevor er aufgemacht hatte. Naja, was musste der Russe auch immer nur in Boxershorts schlafen.

„Kai?!“, hörte er da Bryans Stimme verwundert.

„Was ist passiert? Komm erst einmal rein, du siehst total fertig aus!“

Nun wirklich neugierig geworden schlüpfte Ray schnell unter der Bettdecke hervor und huschte in den Flur. Was er sah erschrak ihn.

Kai, völlig aufgelöst und eindeutig am Weinen - auch wenn nur ein paar Spuren davon zeugten – und mit zerrissenem T-shirt, klammerte sich krampfhaft an Bryan fest. Ein dünnes Blutrinnsal lief ihm von der Stirn aus über das Gesicht und tropfte nun auf Bryans Hemd.

„Sie haben ihn!“, brachte er stockend hervor.

„Wer hat wen?“ Es überraschte Ray immer wieder, wie ruhig sein Geliebter in den unterschiedlichsten Situationen bleiben konnte. Dennoch, auch Bryans Gesicht drückte Besorgnis aus.
 

„Tala … Sie haben Tala entführt!“
 


 

So, das wäre dann Kapitel 5. Das Nächste kommt auch bald, ich versuch, mich zu beeilen.

Und an alle, bei denen jetzt auch die Osterferien anfangen: Ich wünsche viel Spaß und Erholung! Ich werd sie jedenfalls genießen.^^
 

Also bis bald,
 

achat,

Kapitel 6

Hallihallo!

Ich hoffe, ihr hattet alle ein tolles Osterfest und habt viele Ostereier gefunden!

Und weiter Geht's:


 

6. Kapitel

„Wie meinst du das? Was ist genau passiert?“

„Ich weiß nicht… Sie kamen plötzlich. Tala und ich, wir waren schon ins Bett gegangen. … Sie müssen sich in unser Zimmer geschlichen haben. Tala haben sie aus dem Bett gezerrt. Mir eine Pistole vor den Kopf gehalten. Es … es waren drei. Ich glaube…… nein, ich bin mir sicher, sie trugen das Abzeichen von Biovolt. … Es ging so verdammt schnell. Sie haben ihn einfach mitgenommen. Ich konnte kaum reagieren….“

„Verdammt!“ Wütend donnerte Bryan seine Faust gegen die Wand. Erschrocken zuckte Ray zusammen und auch Kai sah verwirrt auf. Das Gesicht des Silberhaarigen zierte eine wütende Maske.

„Kai, komm erst Mal mit ins Bad. Da kann ich deine Wunden versorgen. Und du brauchst etwas Vernünftiges zum Anziehen“, begann Ray, praktisch zu Denken. Fragend richtete sich sein Blick auf Bryan. „Sollen wir die Anderen holen? Vielleicht können sie uns helfen. Kenny auf jeden Fall. Oder?“ Einen Augenblick lang starrte Bryan seinen Geliebten nur an. Dann nickte er und wandte sich der Tür zu.

„Kümmer dich um Kai!“, warf er ihm noch zu, dann war er auch schon weg.

Ray wiederum ging zu Kai, der sich inzwischen wieder einigermaßen gefasst hatte.

„Komm mit. Ich zeig dir, wo alles steht.“

Schweigend folgte Kai seinem Freund. Niemand von ihnen wusste, was er sagen sollte. Der Chinese war mit der Situation ein Bisschen überfordert. Kai hingegen nahm alles wie durch einen dicken Nebelschleier wahr. In Gedanken folgte er seinem Geliebten, der jetzt wahrscheinlich in tierischen Problemen steckte. Kai wollte sich gar nicht ausmalen, was er durchleiden musste. Er hoffte, dass es ihm gut ging. Aber er machte sich auch keine Illusionen, er wusste nur zu gut, wie grausam Biovolt sein konnte.

Wie mechanisch folgte Kai Rays Anweisungen, wusch sich erst das Gesicht und setzte sich dann auf den kleinen Hocker im Badezimmer. Unterbewusst nahm er auch wahr, wie sein Freund ihn von dem zerrissenen T-Shirt befreite und seine Wunden versorgte. Nicht einmal zuckte er zusammen, obwohl er wusste, eigentlich müsste das Desinfizieren wehtun. Nicht einmal als Ray ihm einen festen Verband um den Kopf schlang und so die nur noch schwach blutende Wunde verband.

Danach drückte Ray ihm eine Tasse von dem Tee in die Hand, den er nebenbei aufgebrüht hatte. Auch er selbst nahm sich eine Tasse und setzte sich dann neben Kai, welchen er auf dem Bett platziert hatte und der sich nun krampfhaft an dem Tee festhielt. Vorsichtig nahm ihn der Chinese in den Arm.

Kurz darauf hörte er, wie sich die Tür öffnete und nacheinander kamen Tyson, Max, Kenny, Lee, Kevin und Bryan mehr oder weniger munter in das Zimmer.

Sofort stürmte Tyson auf seinen ehemaligen Leader zu.

„Kai, ist alles in Ordnung bei dir? Bryan hat uns erzählt, was passiert ist! Bist du verletzt?“

„Tyson…“, versuchte Ray, den Japaner zum Schweigen zu bringen. Doch es war schon zu spät. Als hätte der Blauhaarige die Zündschnur entzündet, schoss der bis jetzt so ruhige Russe vom Bett hoch. Die Tasse mit dem Tee fiel unbeachtet zu Boden und der hellblaue Teppich zog die Flüssigkeit gierig auf.

„Ob alles in Ordnung ist?! Tala wurde Entführt, Biovolt stellt jetzt wer weiß was mit ihm an und du fragst, ob alles in Ordnung ist?! Bist du wirklich so beschränkt? Scheiße noch mal, gar nichts ist in Ordnung! Und ich weiß nicht mal, was ich jetzt machen soll?“

Verzweifelt ließ der Blaugrauhaarige sich wieder von Ray zurück auf das Bett ziehen und beruhigen. Sein Körper zitterte und er lehnte sich sacht in die Umarmung. Sein Blick viel auf das verschüttete Getränk.

„Sorry.“, nuschelte er leise.

Doch Ray schüttelte nur sacht mit dem Kopf. „Schon okay“, flüsterte er.

„Vielleicht sollten wir einfach die Polizei rufen?“, mischte sich da Lee ein.

Doch während Kevin bekräftigend mit dem Kopf nickte, schüttelte der Rest den selbigen.

„Die Polizei hat bei Biovolt noch nie viel gebracht. Bevor sie an einem Ort etwas illegales anstellen gehen sie sicher, dass mindestens die Hälfte der staatlichen Sicherheit auf ihrer Seite steht. Die Polizei würde uns also nicht helfen, im Gegenteil, sie würde uns eher noch in die Quere kommen, wenn wir ihr Bescheid geben.“, klärte Bryan die unwissenden Chinesen auf.

„Aber was können wir denn sonst tun?“ Kevins Stimme klang mindestens genauso hilflos, wie der sonst so stolze Russe in Rays Armen wirkte. Der Grünhaarige musste sich eingestehen, dass ihn dieser Anblick ein wenig erschütterte und er war sich sicher, dass es den Anderen auch so erging. Kai machte sich wirklich Sorgen um seinen Rothaarigen Freund.

„Also, Biovolt hat hier in Tokio zwei Standorte. Einer, der Hauptstandort, befindet sich im Büroviertel der Stadt, keine zehn Minuten von hier. Der Andere, etwas unwichtigere Standort befindet sich etwa eine halbe Stunde entfernt in einer Gegend voller Lagerhallen. Ansonsten konnte Dizzy keine Weiteren finden. Zumindest nicht in der näheren Umgebung.“, meldete sich da Kenny zu Wort, der bisher schweigend auf seinen Laptop eingehackt hatte. Ray hätte ihm in diesem Moment vor Freude um den Hals fallen können, denn er spürte, wie sich Kais Körper aufrichtete. Fragend musterte er den kleinen Braunhaarigen.

„Bürohaus und Lagerhalle sagst du?“

Kenny nickte noch mal bestätigend.

„Dann auf zu den Lagerhallen. Oder?“ Zur Sicherheit wendete sich Kai noch an den anderen Russen, doch auch Bryan nickte nur und griff bereits nach seiner Jacke.

„Ihr wollt ihn allein da raus holen?“, fragte Lee ungläubig.

Max grinste ihn breit an.

„Klar. Ist schließlich nicht das erste Mal, dass wir so etwas machen. Damals in Russland haben wir uns auch schon Mal bei Biovolt eingeschlichen, allerdings, um Kai zurückzuholen.“

Kai nickte düster.

„Ich hoffe, diesmal sind wir erfolgreicher, als ihr damals.“

Tyson lächelte beruhigend.

„Wenn Tala freiwillig mitkommt, bestimmt.“
 

Gespenstige stille lag in der Luft. Bis zu zwanzig Meter hohe Lagerhäuser aus grauem Stahl und Beton beherrschten das Bild, das die Beyblader erwartete. Sie hatten sich von zwei Taxis in der Nähe absetzen lassen und schlichen nun vorsichtig und leise zwischen den Häusern, leeren Kisten, Mülltonnen und allerlei anderem Unrat.

Plötzlich stoppte Max. Verwundert hielten auch Lee, Kevin und Bryan an, die hinter ihm liefen. Der Russe warf dem Blonden einen fragenden Blick zu, während Lee sich unruhig umsah. Doch Max Augen fixierten starr eine dunkle Ecke.

Plötzlich raschelte es. Nun wandte sich auch die Aufmerksamkeit der Anderen dort hin und angespannt hielten sie den Atem an. Da schoss, ohne dass jemand hätte reagieren können, eine große, braune Ratte auf den Amerikaner zu. Erschrocken quietschend stolperte der ein paar Schritte zurück, direkt in Lees Arme. Dieser regierte sofort und hielt ihm ohne zu zögern die Hand vor den Mund, um den Schrei zudämpfen.

Nach dieser Aktion wurden auch Kai, Tyson, Ray und Kenny auf die Zurückgebliebenen aufmerksam. Während Ray seinen Zeigefinger vor den Mund hielt um ihnen zu bedeuten, leise zu sein und Tyson sich ganz offensichtlich ein Lachen verkneifen musste, durchbohrte Kai die Störenfriede wütend mit seinen rotglühenden Augen und dem scheinbaren Wunsch, sie in ein Häufchen Asche zu verwandeln.

Ein zerknirschter Gesichtsausdruck erschien auf Max Gesicht und schnell rappelte sich der blonde Junge wieder auf. Schweigend drehten sich alle wieder um und gingen vorsichtig weiter.

Plötzlich hielt Kai erneut. Mit der Hand bedeutete er den Anderen, ihm vorsichtig zu folgen.

„Das ist es“, flüsterte Kenny nach einem Blick auf seinen Laptop.

Über ein paar alte Kisten hinweg hatten die Teenager einen guten Blick auf eine relativ hohe Lagerhalle. Im Gegensatz zu den meisten anderen hier in der Gegend sah diese jedoch sehr neu aus. Sie war etwa fünfzehn Meter hoch und bestand aus Stahl und Beton. Man konnte Videokameras sehen, die in einer für einen Menschen nicht erreichbaren Höhe angebracht waren. Außerdem gab es wohl mehrere Sicherheitsleute, denn im Abstand von ungefähr zwei Minuten kam immer ein anderer vorbeigelaufen. Sie schienen das Gebäude in regelmäßigen Abständen zu umrunden.

Die Blader setzten sich in den Schutz der Kisten und sahen sich an.

„Das muss es sein“, flüsterte Tyson. „So stark wie das bewacht wird.“

Ernst nickte Kai. „Das wird nicht einfach.“ Man konnte ihm sein Missfallen ansehen.

Noch einmal spähte Ray vorsichtig über eine der Kisten hinweg. Da fiel ihm etwas ins Auge.

„Da hinten ist eine Tür“, flüsterte er aufgeregt. „Man sieht sie kaum, da sie sich gut in den Rest der grauen Fassade einfügt, aber sie ist da.“

Lee, ebenfalls ein Neko-jin, warf auch einen Blick in die von Ray gewiesene Richtung. Während Bryan nur den Kopf schüttelte, da er nichts erkennen konnte, nickte Lee bejahend.

„Ray hat Recht. Sie ist verdammt schwer zu erkennen, selbst mit den besseren Sinnen eines Neko-jins, aber sie ist da. Und sie hat ein normales Türschloss. Kann jemand von euch Schlösser knacken?“

Fragend sah Lee in die Runde. Alle schüttelten verneinend die Köpfe, da hob Kevin vorsichtig die Hand.

„Das… kann ich machen“, sagte er leise.

Überrascht starrte Lee seinen Freund an. Schließlich nickte er nur, darüber würden sie sich später unterhalten.

„Bleiben nur noch die Kameras“, warf Max ein.

Wieder sahen sie sich ratlos an.

„Das Problem ist auch gelöst.“

„Wie?“ Fragend sah Kai Kenny an, der noch immer nachdenklich auf seinen Laptop sah.

„Ich wusste es! Unser Chef findet für alles eine Lösung! Er mpfh…“, rief Tyson glücklich aus, bevor Bryan ihm seine Hand vor den Mund hielt.

„Schrei nicht so.“, zischte er ihm gefährlich ins Ohr.

Vorsichtig lugte Max über die Kisten.

„Puh. Es war zum Glück grad keiner da.“

„Also Kenny, was hast du?“, lenkte Kai die Aufmerksamkeit sofort wieder auf den kleinen Braunhaarigen.

„Nun.. wie wäre es denn mit einem toten Winkel?“, fragte er verschmitzt.

Doch schon wank enttäuscht Kai ab.

„Das bringt uns nichts. Die Tür haben die Kameras auf alle Fälle im Blick.“

Heftig schüttelte Kenny mit dem Kopf.

„So meine ich das auch nicht. Aber wenn ihr es schafft, die Kamera von der Tür wegzudrehen, dann haben wir freien Weg. Der tote Winkel der Kameras liegt nämlich genau unter der linken Kamera, die die Tür beobachtet. Und wenn sich Ray auf Bryans Schultern stellt, dann müssten sie an die Kamera heranreichen.“

„Aber ist das nicht etwas auffällig?“

„Nein Tyson. Da, wie Lee bereits bemerkt hat, diese Fassade überall gleich aussieht und selbst die Tür kaum auszumachen ist, dürfte den Sicherheitsleuten der veränderte Winkel kaum auffallen, wenn wir ihn nur so weit wie nötig ändern. Und da es sich um feste, also keine sich bewegende Überwachungskameras handelt, ist das Drehen auch sehr einfach.“

Tyson grinste Kenny an.

„Das ist genial Chef, also los, worauf warten wir noch?“

Genervt verdrehte Bryan die Augen.

„Darauf, dass der Sicherheitsmann vorbeikommt. Ab da an haben wir etwa zwei Minuten, sicherheitshalber etwas weniger.“

Vorsichtig warf er einen Blick über die Kisten. Als er den Wachmann um die Ecke kommen sah, wandte er sich an seinen Freund.

„Bist du soweit, Ray?“

Dieser nickte ernst.

Sobald der Wachmann aus ihrem Blickfeld verschwand, schlichen sie sich vorsichtig unter die Kamera, o sie, laut Kenny, nicht gesehen werden konnten.

Dann stieg Ray auf Bryans Schultern. Krampfhaft versuchte er, an der glatten Wand halt zu finden, während der Russe sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. Doch selbst dann musste der Schwarzhaarige sich noch auf die Zehenspitzen stellen, um an diese verfluchte Kamera zu kommen. Wacklig drehte er sie ein wenig tiefer, sodass sie nun nicht mehr die Tür, sondern das Stück wand davor filmte.

Vorsichtig ging er nun in die Hocke, um von Bryans Schultern herunter zu springen, doch in dem Moment, als sich seine Finger von der Wand lösten verlor er das Gleichgewicht und fiel.

Erschrocken schrie er leise auf und kniff die Augen zusammen, aber anstatt des erwarteten Aufpralls fingen ihn zwei starke Arme. Als er seine Augen öffnete, starrte er in die amüsiert glitzernden Kristalle Bryans.

„Und ich dachte immer, Katzen würden immer auf allen Vieren landen.“, flüsterte er ihm zu.

Leicht errötete der Chinese und beeilte sich, wieder auf seine eigenen zwei Beine zu kommen.

„Danke“, nuschelte er und warf einen Blick zu den Kisten.

Gerade kamen Kai, Lee, Tyson und Max dahinter hervor. Kevin stand bereits an der Tür und werkelte mit einem Metalldraht daran herum, den er vorhin noch schnell gesucht hatte.

Vorsichtig im Halbkreis um das Sichtfeld der Kamera herumgehend gesellten sich auch die Hurricanes dazu.

„Wo ist Kenny?“, fragte Ray verwirrt.

„Er kommt nicht mit. Ihm ist das nichts, er wäre uns nur im Weg, meinte er. Aber er hat uns drei Walkietalkies gegeben um Kontakt mit ihm zu halten.“, antwortete Kai, die Geräte hochhaltend.

„Beeil dich Kevin, es sind schon eineinhalb Minuten um. Gleich kommt wieder ein Wachmann.“, drängelte Tyson den kleinen Chinesen, während Max sich unruhig umsah.

„Hetz mich nicht … ah, ja! Ich hab’s! Schnell rein.“

Und kaum hatten die sieben die Tür hinter sich geschlossen, kam erneut ein Sicherheitsmann um die Ecke.

Kenny, der das ganze vorsichtig beobachtet hatte, sackte erleichtert ausatmend zusammen und wischte sich mit der Hand über die Stirn.

„Das war knapp.“
 

„Das war knapp“, flüsterte Max.

Zustimmend nickte Kai und schaltete seine Taschenlampe an. Jeder hatte vorher eine eingesteckt. Sie befanden sich in einem kahlen Gang, der auf nichts deutete, doch zu seiner Erleichterung konnte er zumindest keine Kameras ausmachen.

„Am Besten, wir teilen uns auf. Immer zu zweit oder dritt. Lee und Kevin sind Team eins; Tyson, Max und Ray sind Team zwei; Bryan und ich sind Team drei. Jedes Team bekommt ein Walietalkie. Wenn jemand Tala findet, meldet er sich sofort, verstanden?!“

Noch einmal sah der Graublauhaarige sich um, bis der Schein seiner Taschenlampe auf eine unauffällige Tür traf. Das Schild daneben war unmissverständlich. Treppenaufgang.

„Am Besten nimmt Team eins das Erdgeschoss, Team zwei die erste Etage und Bryan und ich die zweite. Wenn eines der Teams mit seiner Etage durch ist, gibt es über das Walkietalkie bescheid und nimmt sich die nächste vor. Alles klar soweit? Gut!“

Zustimmend nickten alle, auch wenn Ray einen Moment mit sich haderte. Wollte er doch lieber mit Bryan in einem Team sein. Aber er würde die Beiden vermutlich nur aufhalten, daher schwieg er letztendlich. Kai wusste, was er tat, das hatte er bereits oft genug bewiesen.

Und so trennte sich die Gruppe.
 

„Au, Tyson, pass doch auf!“, fluchte Max, als ihm sein Freund zum wiederholten Male auf den Fuß getreten war. Genervt verdrehte Ray, der vorne weg lief, die Augen.

Sie hatten sich entschieden, dass ihnen eine einzige Taschenlampe reichen würde – die nun Ray in der Hand hielt -, da das unauffälliger ist. Aber angesichts der Tatsache, dass das Gefluche der Beiden hinter ihm vermutlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit erregte, als es hundert Taschenlampen hätten tun können, fragte sich Ray, warum er sich das antat.

Ah ja, um Kais Geliebten zu retten und ihn wieder glücklich zu sehen.

Leise seufzte Ray, was tat man nicht alles für seine Freunde.
 

„Irgendwie unheimlich hier, oder?“

Zustimmend nickte Lee. Auch er musste gerade daran denken.

„Vor allem versteh ich nicht warum hier drinnen niemand ist. Draußen diese enormen Sicherheitsmaßnahmen und hier drinnen nicht mal ne billige Kamera. Schin skurill.“

„Vielleicht denken sie, dass es sowieso niemand unbemerkt rein schafft und haben sich Sicherheitsvorkehrungen für hier drinnen gespart?“, mutmaßte Kevin, der dicht neben seinem Freund ging.

Lee schüttelte den Kopf.

„Das ist schwer vorstellbar.“

Langsam wurden die beiden Chinesen immer unruhiger. Alle Gänge sahen gleich aus, sie waren erstaunlich hoch – so um die drei Meter -, alle zwanzig Meter gab es eine Kreuzung zweier Gänge und dazwischen eine Tür, die in die unterschiedlichen Lagerräume führten. Die meisten der Türen waren abgeschlossen. Die Räume, in die die beiden konnten, standen voll mit irgendwelchen Kisten von irgendwelchen hochgiftigen Chemikalien bis hin zu superspeziellen Technikteilen. Verwirrend.

Aber da sie vermuteten, dass zumindest Tala bewacht wurde, sparten sie es sich, alle Türen aufzubrechen und in alle Räume zu sehen. Das würde nur unnötig Zeit kosten.

„Seit wann kannst du Schlösser knacken?“, unterbrach Lee leise die Stille.

Breit grinste Kevin.

„Schon eine Weile. Ich habe es mir selbst beigebracht, als die Dorfältesten begannen, die Türen zur Vorratskammer abzuschließen. Ich wollte mich nicht von den Süßigkeiten trennen. Später hab ich meine Technik noch verfeinert, als ich in der Stadt war.“ Hier wurde der kleine Chinese ernst. „Ich geb ja zu, dass meine Weste wirklich nicht mehr rein ist. Ich bin mehrfach in verschiedene Beybladegeschäfte eingebrochen, um Teile für meinen Blade zum Aufmotzen bekommen. Du erinnerst dich bestimmt, du warst damals von allen am misstrauischsten. Du hast mir bestimmt auch nie geglaubt, als ich euch erzählt habe, ich hätte sie gefunden. Und ein paar Monate später bin ich in ein Musikgeschäft mal eingebrochen, einfach um zu sehen, ob ich es noch drauf habe. Da habe ich aber nichts mitgehen lassen. …. Sorry…“

Deprimiert war der kleine stehen geblieben und sah beschämt auf den Boden.

Lee schüttelte nur hilflos den Kopf.

„Jetzt ist es eh zu spät. Ich hoffe nur, dass du deine kriminelle Phase erfolgreich überwunden hast. Einen Verbrecher könnte ich nicht lieben.“

Erschrocken zuckte Kevin zusammen.

“Nein, ich hab seit dem nichts mehr gedreht, ich schwör’s. Und ich werde es auch nie wieder tun. Und außerdem hat es uns hier doch wirklich geholfen, nicht?“

Den letzten Satz sagte Kevin mit einem Grinsen im Gesicht. Lee sah seinen Freund nur einen Augenblick an, dann musste auch er grinsen.
 

Eilig, doch auch vorsichtig, schlich Kai durch die dunklen und grauen Gänge. An den Kreuzungen lauschte er immer kurz, bevor er um die Ecke spähte, ob die Luft auch rein war.

Frustriert hielt er einen Moment an und schloss die Augen um tief durchzuatmen. Es war zu verrückt werden. Da spürte er Bryans Hand auf seiner Schulter.

„Keine Sorge, wir finden ihn schon.“

Leicht nickte Kai.

„Aber es macht mich fertig. Die Sorge um ihn. Ich mein, wer weiß, ob er sich überhaupt hier befindet. Er könnte inzwischen in Russland sein, ohne dass wir auch nur die leise Ahnung davon haben.“

Noch einmal wanderten die roten Seelenspiegel unruhig im Gang auf und ab.

„Sie dich um! Hier ist keine Menschenseele! Das ist doch nicht normal!“

Darauf wusste sein Freund nichts zu sagen. So schweig er lieber und lief vorsichtig weiter. Deprimiert schüttelte Kai seinen Kopf. Er musste diese trüben Gedanken loswerden, sonst unterlief ihm nur ein Fehler.

Gerade kamen sie an der nächsten Kreuzung an, als diese von dem hellen Lichtkegel einer Taschenlampe erhellt wurde. Verwirrt hielt Kai inne. Die Anderen waren nicht hier, sondern in den Etagen unterwegs. Das bedeutete…

„Bryan, schnell!“, zischte er und schob sich schnell in einen Raum, dessen Tür direkt neben ihm war. Diese war glücklicherweise nicht abgeschlossen. Auch Bryan hatte das fremde Licht bemerkt, doch er war schon zu weit vorne und würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen. So entschloss er sich für eine Flucht nach vorne.

In dem Moment, als die fremde Person um die Ecke kam holte er aus und schlug sie nieder. Allerdings hatte der Silberhaarige nicht mit den drei weiteren Personen, die, wie Bryan nun erkennen konnte, Wachmänner waren, gerechnet.

Sofort stürzten sie sich auf ihn. Zwei hielten ihn von hinten fest, während einer versuchte, ihn von vorne zu bändigen. Nur verschwommen nahm er wahr, wie Kai aus seinem Versteck gestürmt kam, um ihm zu helfen. Alles, was er hörte, war ein gefluchtes: „Stell ihn doch endlich ruhig!“, von einem der Wachleute. Dann spürte er einen kleinen stich am Hals.

Zeitgleich verschwamm seine Sich für einen Moment. Seine Gliedmaßen wurden schwer und seine Kraft verließ ihn. Wie ein nasser Sack fiel er zu Boden.

Erst der Aufschrei des Wachmannes vor ihm, der ihm wohl ein Beruhigungsmittel gespritzt hatte, holte ihn aus seinem Dämmerzustand. Der Anblick, wie Kai den überraschten Mann niederschlug und sich kurz darauf mit den zwei übrig gebliebenen prügelte, weckte neue Lebensgeister in ihm.

Mit aller Kraft stemmte er sich hoch und half Kai dabei, sich gegen die zwei Leute zu wehren. Erleichterte stellte er fest, dass je mehr er sich bewegte, auch immer mehr das taube Gefühl aus seinem Körper verschwand.

Keine Minute später lagen auch diese beiden Wachleute neben ihren Kollegen bewusstlos am Boden. Erschöpft wischte Kai sich über die verschwitze Stirn. Da fiel sein Blick auf die am Boden liegende zerbrochene Spritze. Stirnrunzelnd hob er sie auf.

„Bryan?“ fragend suchte sein Blick den seines Freundes. Der hatte nur einen kurzen Blick für das medizinische Instrument übrig. Nachlässig zuckte er mit den Schultern und deutete auf seinen Hals, an dem man den kleinen stich noch erkennen konnte.

„War ein Beruhigungsmittel, aber die Wirkung war nicht besonders. Mir geht’s gut, keine Sorge.“

„Bist du sicher?“ Skepsis schwang in der Stimme Kais mit.

Doch Bryan schüttelte nur mit dem Kopf.

„Alles okay, wirklich. Mir geht’s super. Aber… sag den Anderen nichts. Ich will nicht, dass Ray sich unnötig Gedanken macht.“

Zwei hochgezogene Augenbrauen kommentierten den letzten Satz und ein leichtes Grinsen bildete sich auf Kais Gesicht.

„Also doch. … Los, weiter!“

Nickend erhob sich auch Bryan und nachdem sie die Wachleute gut verschnürt in den Raum gesperrt hatten, wollten sie weiter. Doch gerade, als sie die Tür verschlossen hatten, wurde die Stille von einem Knacken unterbrochen.

Erschrocken starrte Kai auf sein Walkietalkie bevor er sich wieder entspannte und es anschaltete.

„Was ist los?“, fragte er aufgeregt.

Es war Tysons stimme, die ihm scheppernd aus dem Gerät entgegenkam.

„Tala, wir haben Tala gefunden“ Wir sind schon auf dem Weg zu Ausgang, wir treffen uns da, schnell.“

Doch den letzten Rest hatte der Russe gar nicht mehr wahrgenommen, da er schon den Gang zurück zur Treppe rannte. Vergessen war alle Vorsicht. Nur mit Mühe konnte Bryan mit dem nervösen Jungen mithalten, der in halsbrecherischer Geschwindigkeit die Treppen mehr herunter sprang als ging.

Und kaum hatte sie die letzte Treppe erreicht, strahlte ihnen auch schon ein roter Haarschopf entgegen.

„Tala!“, rief Kai stürmisch.

Angesprochener hob leicht den Kopf. Er sah mitgenommen aus und ein großes Veilchen zierte sein Gesicht, dennoch grinste er schief, als er seinen Geliebten sah.

„Jep, ich bin’s“, flüsterte er.
 

Das war das Ende des sechsten Kapitels.

Und der Auftakt für eine Menge weiterer Geschehnisse, die unsere armen Blader einholen werden. Denn wer denkt, damit ist alles gut ausgegangen und die Story wäre an dieser Stelle beendet, den muss ich leider enttäuschen. Es kommt noch viel, viel schlimmer…

Aber wenn es hier schon zu Ende wäre, dann wäre es ja langweilig, nicht? So viel ist nun auch wieder nicht passiert.

Ich denke, mit diesem Kapitel feiert die Story Bergfest. Damit wird sie etwas länger als geplant, aber das wird wohl kaum einen stören, oder? ^^

Ich bleib euch also noch ein wenig erhalten und damit verabschiede ich mich,

denn da ich nächste und übernächste Woche meine Abiprüfungen schreibe, wird das siebte Kapitel etwas dauern. Ich muss wirklich dringend lernen. *seufz*

Deswegen ist das hier auch kein Cliffhänger. *g*
 

Bis demnächst,

achat
 

Kapitel 7

Und weiter geht's:
 

7. Kapitel
 

An ihren Weg zurück in ihr Hotel erinnerte sich Ray nur noch verschwommen. Es schien alles so surreal.

Sie redeten von Glück, dass sie den entführten Russen zufällig in einem der Lagerräume halb bewusstlos und mit einfachen Hanfseilen gefesselt gefunden hatten.

Doch war es Zufall, dass die Tür zu eben jenem Lagerraum einen kleinen Spalt offen stand und man so das schmerzvolle Stöhnen des Verletzten hören konnte?

Sie redeten von Glück, dass sie so einfach und ohne Probleme in das Gebäude gelangt waren.

Doch war es Zufall, dass das Gebäude, welches von außen so schwer bewacht wurde, wie eine Bankzentrale, von innen nicht den kleinsten Hauch einer Sicherheitsvorkehrung aufwies?

Sie redeten von Glück, dass ihnen drinnen keine Wachmänner weiter begegneten.

Doch war es Zufall, dass allein Kai und Bryan auf die scheinbar einzigen vier Wachmänner innerhalb des Gebäudes trafen und sie so einfach übertölpeln konnten?

Ray wusste es nicht, doch er hatte in dieser Nacht auch keine Muße mehr, sich mit derart komplexen Fragen zu beschäftigen, deren Antwort er allein durch Nachdenken sowieso nicht finden konnte. Sie hatten Tala zurück, das war alles, was zählte.

Als sie ihr Hotel erreichten, schienen bereits die ersten Sonnenstrahlen über die Dächer Tokios. Die letzten Partygänger gingen oder torkelten johlend durch die Straßen, auf dem Weg nach Hause oder einem anderen Ort zum Schlafen. Im krassen Gegensatz zu diesen übernächtigten Jugendlichen standen die in glattgebügelten Anzügen durch die Straßen laufenden Erwachsenen. Diese Männer und Frauen mit Aktentaschen, teilweise noch einen Kaffee oder etwas zu Essen in der Hand, eilten zu ihrer Arbeit. Sie rümpften die Nase, kamen sie an denen vorbei, die jetzt erst nach Hause gingen, dem Ort, von dem sie gerade kamen. Die Hektik des Arbeitsalltages traf auf die Zügellosiggeit des Nachtlebens.

Müde blickte Ray durch das Fenster des Taxis, welches ihn, Bryan, Tala und Kai zurück zum Hotel führte. Hinter ihnen in einem weiteren Taxi saßen Tyson, Max, Kenny, Lee und Kevin.

Er warf einen kurzen Blick nach vorne, zum Beifahrersitz, wo Bryan hinplatziert wurde. Dieser sah stur geradeaus auf die Straße, als ob es dort etwas Besonderes zu sehen gäbe. Dabei wusste der Chinese, dass alles, was Bryan sah, wahrscheinlich nur weitere Autos waren. Manchmal fragte Ray sich, ob es ihn eigentlich störte, dass sein Freund so kalt und abweisend war. So unkommunikativ. Die meisten Leute hielten schon allein wegen seines Gesichtsausdruckes Abstand von ihnen, wenn sie gemeinsam unterwegs waren. Da konnte nicht einmal Rays sonniges und freundliches Gemüt sie anlocken. Auf der einen Seite fand Ray es schon lustig, die Menschen zu beobachten, aber in seltenen Moment spürte er einen kleinen Stich in seinem Herzen. Einen Stich der Einsamkeit.

Doch wollte er, dass Bryan sich änderte? Hatte er sich nicht genau deshalb in ihn verliebt? Weil er anders war? Weil Ray es genoss, von dem Russen das Gefühl der Sicherheit zu bekommen? Ja, Ray Gefiel der Beschützerinstinkt seines Geliebten. Immer musste der Chinese auf sich alleine achten. Bei den White Tigers hatte er als Teamkapitän die Verantwortung inne. Hier musste er die Anderen beschützen. Und als er alleine unterwegs war, hatte er auch niemanden, der auf ihn acht gab. Bei den Bladebreakers? Nun, sicher hatten sie dort alle gegenseitig auf sich geachtet. Zumindest hatten sie es versucht. Aber bei den gefährlichen Abenteuern, in die sie immer hineingeschlittert waren, war es kaum möglich, auf seine Freunde zu achten. Man war froh, wenn man selbst alles mit heiler Haut überstand.

Aber Bryan. Er passte auf ihn auf. Hier konnte Ray richtig entspannen. Wenn er mit Bryan zusammen war, dann wusste er, dass er in Sicherheit war und dieses Gefühl genoss er. Das Gefühl, einmal für nichts und niemanden Verantwortung zu übernehmen, nicht einmal für sich selbst. Wieder etwas, das er an Bryan liebte.

Plötzlich spürte der Schwarzhaarige, wie sich etwas neben ihm regte. Tala hatte seine Sitzposition geändert. Der Rothaarige musste sich zwischen ihn und Kai setzen, damit er sich entweder an ihn oder seinen Freund anlehnen konnte und nicht mit der harten Autotür Bekanntschaft machte. Sie wussten noch nicht genau, wie schwer Tala verletzt war. Bisher konnten sie nichts Schwerwiegendes erkennen, außer ein paar Schrammen, Prellungen und das blaue Auge halt. Doch Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste. Und so saß Tala nun zwischen Ray und Bryan hinten im Auto und kuschelte sich ganz eng an den Graublauhaarigen, welcher wiederum seinen Arm um den Rothaarigen gelegt hatte und ihn sanft streichelte.

Bis jetzt hatte Tala noch nicht viel gesprochen. Genau genommen gar nichts, außer den Worten zu Kai an der Treppe in der Lagerhalle. Sein Zustand lag irgendwo zwischen Dämmerschlaf und Bewusstlosigkeit und genau das Beunruhigte den Schwarzhaarigen. Was, wenn sie ihn am Kopf erwischt hatten und er eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, oder gar Schlimmeres?

Da verringerte sich die Geschwindigkeit des Autos. Mit einem Ruck hielt es genau vor dem Hotel. Durch das unsanfte Gerüttel aufgeweckt zuckte Tala zusammen und sah sich verwirrt um.

„Alles in Ordnung, Wolf. Keine Sorge.“, flüsterte Kai ihm beruhigend zu, während er ihm aus dem Auto half. Als die Beiden draußen standen, gesellte sich Bryan dazu und fasste den Rothaarigen von der anderen Seite, um ihn ebenfalls zu stützen. Ray unterdessen bezahlte das Taxi.

Hinter ihnen kam das zweite Taxi zum stehen. Die fünf Blader sahen reichlich zerknautscht aus, als sie das Auto verließen. Leicht lächelte Ray bei dem Anblick. Aber es war kein Wunder. Der Chinese verstand auch nicht ganz, warum die fünf sich unbedingt in ein Taxi quetschen mussten, hinten vier und vorne einer. Na gut, Kenny und Kevin waren klein genug, aber zusammen mit Max und Tyson war es auf der Rückbank vermutlich dennoch sehr eng gewesen.

Kopfschüttelnd bedeutete Ray den Anderen, ihm zu folgen, und ging eilig den drei Russen hinterher, die bereits den Fahrstuhl erreicht hatten.

Sie alle dankten Gott, dass es noch so früh am Morgen war, sodass sich außer ihnen und den Hotelangestellten niemand in der Lobby befand. Fragen von neugierigen anderen Bladern, Gästen oder gar Reportern konnten sie jetzt wirklich nicht gebrauchen.

Recht schnell gelangten sie unbehelligt in das Hotelzimmer, welches sich die beiden Russen teilten. Vorsichtig halfen Bryan und Kai Tala, sich auf dem Bett niederzulassen. Doch während Kai bei seinem Geliebten blieb um ihn weiterhin zu stützen, erhob Bryan sich wieder und rief über das Telefon einen Hotelarzt. Dann nahm auch er neben Ray platz.

So saßen sie schweigend beieinander, Kenny, dann Kevin und Lee, Max und Tyson, Bryan und Ray und Tala und Kai. Niemand sagte ein Wort. Die Angst und die Ungewissheit, ob der Rothaarige in verletzt war oder nicht lastete wie ein dicker Nebel schwer im Zimmer.

Als es klopfte erhob sich Max schnell, wahrscheinlich um der drückenden Atmosphäre des Zimmers zu entkommen, die das sonnige Gemüt des Blonden noch stärker Mitnahm als die Anderen, mutmaßte Ray. Als der Arzt, ein älterer Herr mit einer Brille und Halbglatze, seinen Patienten sah, schlug er beinahe die Hände über dem Kopf zusammen. Doch bei der Frage, wie es denn soweit hatte kommen können, da traf er auf eine Mauer des Schweigens. Nicht glücklich darüber nahm er es schließlich hin, als Bryan ihn wütend anknurrte.

„Machen sie einfach ihren Job!“

Und auch der stechende und misstrauische Blick aus den teuflisch roten Augen Kais forderten den Arzt nicht unbedingt zu weiteren Fragen heraus.

Woher hätte er auch wissen sollen, dass die Blader selbst nicht genau wussten, was mit ihrem Freund geschehen war. Sie wussten einzig und allein, dass der Rothaarige von Biovolt entführt worden war, doch dass konnten sie dem armen Mann kaum sagen. So hüllten sie sich doch lieber in Schweigen.

Keine fünf Minuten später richtete der Arzt sich stöhnend auf und packte seine medizinischen Geräte sorgsam zurück in die schwarze Ledertasche.

„Und, was ist mit ihm?“, fragte Kai besorgt.

Nachdenklich betrachtete der Arzt den Jungen.

„Nun, soweit ich das vor Ort beurteilen kann, ist der junge Mann mit ein paar Schrammen, Kratzern und Prellungen davon gekommen. Sonst ist alles in bester Ordnung.“

Nur die Tatsache, dass der geschwächte Körper Talas noch immer an ihm lehnte, hielt den Blaugrauhaarigen davon ab, wütend aufzuspringen. Doch dafür fuhr Tyson mit wütender Stimme dazwischen.

„Was soll das heißen, in Ordnung?! Tala ist kaum bei Bewusstsein, das ist nicht normal!“

„Beruhigen Sie sich“, seufzte der Arzt. „Natürlich ist das nicht normal. Diesen Dämmerzustand verdankt er vermutlich einer Betäubung oder etwas Ähnlichem. Genau kann ich es nicht sagen, dazu müsste ich sein Blut überprüfen, doch die Benommenheit des jungen Mannes müsste sich innerhalb der nächsten paar Stunden legen. Dennoch sollte er sich natürlich schonen. Um allerdings völlig sicher zu sein, dass man ihm nichts Gefährlicheres als ein Betäubungsmittel verabreicht hat, würde ich ihm gerne etwas Blut abnehmen, um es zu untersuchen. Ist das für Sie in Ordnung?“ Die letzte Frage richtete er vor allem an Kai, der nun etwas entspannter war. Tala ging es soweit gut. Welch ein Glück.

Ohne zu zögern nickte er und beobachtete der Arzt dabei, wie er seinem Freund vorsichtig etwas von dessen rotem Lebenssaft abnahm. Als er das erledigt hatte, verabschiedete sich der Mann freundlich mit einem Nicken und verließ die Blader.

„ist er endlich weg?“, hörte Kai da eine leise Stimme nuscheln.

Verwirrt senkte er den Blick und betrachtete seinen Freund. Dessen Augenlider flatterten leicht und öffneten sich halb.

„Tala?“, fragte Kai erleichtert und glücklich, auch wenn noch ein Hauch Unsicherheit in der Stimme mitschwang.

„Nein, die Aushilfskraft vom Weihnachtsmann. Natürlich ich.“, entgegnete dieser. Doch fehlte ihm noch der Zynismus in der Stimme, den er sonst immer an den Tag legte.

„Du bist ja wach? Warum hast du nichts gesagt?“, fragte Tyson überrascht, aber auch eindeutig froh. Stöhnend richtete Tala sich auf, sodass er völlig ohne Kais Hilfe sitzen konnte. Dann grinste er den Blauhaarigen an.

„Was glaubst du hätte er getan, wenn er gemerkt hätte, dass ich wach bin?“, fragte er.

Etwas ratlos sah Tyson ihn an.

„Fragen gestellt“, übernahm Bryan.

Leicht nickte Tala. „Fragen, auf die ihm nicht antworten wollte. Also hab ich gewartet, bis er weg war, bevor ich ‚aufgewacht’ bin. Ich … mpfh!“

Ohne Vorwarnung hatte Kai ihn gepackt und an sich gedrückt, so den Rothaarigen gleichzeitig aber auch zum Schweigen gebracht.

„Danke.“, flüsterte der Graublauhaarige leise. Dann ließ er Tala wieder los und wandte sich zu den Anderen. Tala lächelte nur leicht.

Sein Geliebter hatte in den letzten paar Stunden vermutlich mehr Emotionen gezeigt, als in seiner ganzen Bladerkarriere zuvor. Aber vor anderen Personen zu schmusen, dass konnte er trotzdem nicht. Gut, Bryan und Ray waren da manchmal eine Ausnahme, aber auch dann ging die körperliche Nähe immer von Tala aus.

Leicht räusperte er sich.

„Wie gesagt, mir geht’s eigentlich ganz gut. Bis auf mein blaues Auge, aber ich hatte schon schlimmere Verletzungen. Was passiert ist, kann ich aber auch nicht genau sagen. Ich war die ganze Zeit kaum bei Bewusstsein, sie haben mir mehrmals, immer wenn ich am Aufwachen war, ein Schlafmittel oder so gespritzt. Das blaue Auge ist übrigens der Zeuge eines erfolglosen Versuches, mich dagegen zu wehren. Keine Ahnung, was sie mit mir vorhatten, aber noch war nichts passiert. Danke, dass ihr mich rechtzeitig da raus geholt habt.“

„Kein Problem, Alter! Das machen wir doch gerne!“, rief Tyson dazwischen, musste sich dann aber auf Grund eines Gähnen unterbrechen.

„Da alles geklärt ist, könnt ihr ja wieder auf eure Zimmer gehen. Tala braucht noch Ruhe und auch ihr habt dringend ne Mütze Schlaf nötig“, bestimmte Kai und warf so alle auf eine sehr elegante Weise aus dem Zimmer.
 

„Ich bin so froh, dass es Tala gut geht.“

Mit einem geradezu riesigen Gähnen sank Ray auf sein Bett. Leicht gab es unter seinem Gewicht nach.

„Ich hatte echt Angst um ihn, aber es ist zum Glück noch einmal alles gut ausgegangen.“

Müde rieb sich der Chinese die Augen und blinzelte verschlafen zu seinem Geliebten. Dieser saß nachdenklich in einem Sessel und starrte stirnrunzelnd in seine Tasse Tee, die er mit beiden Händen umklammerte. Die Ellenbogen stützte er dabei auf seinen Knien ab.

„Was ist los, misstraust du jetzt sogar schon dem unschuldigen Tee?“, fragte Ray amüsiert. Sein Freund verhielt sich momentan wirklich komisch.

„Bryan…?“

Langsam stand Ray wieder auf, auch wenn es ihn Überwindung kostete, dass so einladend aussehende Bett zu verlassen. Doch sein Freund war mit seinen Gedanken wieder so weit weg, dass er sogar seinen Geliebten ignorierte. Das gefiel dem Langhaarigen nicht wirklich.

Von hinten umschlang er den Russen mit seinen Armen und nahm ihm vorsichtig den heißen Tee aus der Hand. Ohne viel Federlesen stellte er die Tasse auf den Tisch und platzierte sich auf dem Schoß des Silberhaarigen.

„Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.

Verwirrt blinzelte Bryan, doch dann schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.

„Alles bestens. War nur in Gedanken.“

„Das habe ich bemerkt“, schnaubte Ray leicht eingeschnappt.

Entschuldigend küsste ihn der Russe. Eigentlich war es meist seine einzige Art der Entschuldigung, denn die passenden Worte brachte er nur schwer heraus. Selbst gegenüber Ray kostete es ihn Überwindung, sich mit Worten zu entschuldigen, sein Stolz kam ihm dabei erheblich in die Quere.

Vorsichtig schob Bryan die Arme unter seinen Freund und stand mit ihm auf. Ray schnurrte zufrieden. Ihm gefiel es sichtlich, von seinem Geliebten auf Händen getragen zu werden.

„Es ist schon verdammt früh und wir hatten noch keinen Schlaf diese Nacht. Wir sollten langsam zusehen, dass wir welchen bekommen.“

Leicht nickte der Chinese und kuschelte sich nur noch fester an seinen Freund.

Vorsichtig, um den fast schon schlafenden Ray nicht zu wecken, legte Bryan ihn auf das Bett, nur, um sich kurz darauf neben ihm zu platzieren. Noch während er sie beide zudeckte, klammerte Ray sich schon wieder an ihn. Wieder lächelte er leicht. Sein Kätzchen schien heute besonders schmusebedürftig zu sein.

„Ray?“, flüsterte er leise.

Angesprochener gab nur ein leichtes Grummeln von sich. Ganz schlief er also noch nicht.

„Ich bin auch froh, dass Tala nichts passiert ist. Versprichst du mir etwas?“

Leicht spürte Bryan mehr, als dass er es sah, wie Ray nickte. Er schlief wohl schon fast.

„Versprich mir, dass du auf dich aufpasst. Egal was passiert. Ich will nicht, dass du verletzt wirst, denn ich liebe dich. Immer, hörst du? Versprich mir, dass du dich gegen jeden wehren wirst, der dir wehtun will, gegen jeden. Auch gegen mich, wenn es sein muss! Versprich es!“

Bryans Stimme war am Schluss so eindringlich geworden, dass Ray gar nicht anders konnte, als zu nicken. Anscheinend hatte sein Freund gerade jetzt, wo das mit Tala passiert war, wieder eine seiner besonders beschützerischen Phasen.

„Ich verspreche es“, nuschelte Ray leise, dann driftete er endlich in die Welt der Träume ab.
 

Angenehme Schwärze umgab ihn. Fest kuschelte er sich in die weichen Kissen und seufzte wohlig.

Klopf klopf!

Unruhig drehte er sich um.

Klopf klopf!

Er versuchte, das störende Geräusch auszusperren, indem er sein Kissen über seine Ohren drückte, doch es half alles nichts.

Klopf klopf!

Wer versuchte diesmal, so penetrant mit ihnen zu sprechen?! Er war müde und wollte schlafen. Sauer knurrte er leicht.

„Bryan…?“, fragte Ray schließlich leise, in der Hoffnung, sein Freund würde sich erbarmen und an die Tür gehen, dann müsste er nicht aufstehen.

Doch nichts rührte sich neben ihm.

Klopf klopf!

Verdammt!!!

Unwillig tastete Ray neben sich umher, auf der Suche nach dem warmen Körper seines Geliebten. Doch da war nur eisige Kälte. Verwirrt öffnete er die Augen und setzte sich langsam auf. Es dauerte nicht lange, bis sein einziges noch funktionstüchtiges Auge sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatte.

Klopf klopf!

Irritiert blickte er sich um. Die Vorhänge waren zugezogen, doch draußen schien die Sonne bereits wieder unterzugehen. Ein unheimliches Dämmerlicht herrschte in dem Raum, die Schatten tanzten unruhig umher. Das Bett neben ihm war leer.

Leicht fröstelte Ray und schlang die Decke enger um sich.

„Bryan…?“, flüsterte er noch einmal leise.

Es kam keine Antwort.

Klopf klopf!!!

Erschrocken zuckte Ray zusammen, ob des gewohnten Geräusches, welches schon seit einiger Zeit seine Ruhe störte, nun aber dröhnend laut in der gespenstigen Stille wirkte.

Noch immer leicht unsicher kletterte der Chinese umständlich aus dem Bett und schlich vorsichtig zur Tür. Für einen Moment zögerte er, die Hand verhaarte still auf der Türklinke. Da klopfte es wieder energisch.

Was, wenn da draußen ein Irrer stand? Ein Verbrecher, der nur darauf wartete, dass er die Tür öffnete?

Leicht schüttelte Ray den Kopf. Das war doch Unsinn, er hatte zu viele Horrorfilme gesehen. Sie befanden sich hier immerhin in einem Hotel und es war früher Abend, sodass noch genug Leute wach waren. Außerdem, welcher Einbrecher klopfte bitte so penetrant? Vielleicht hatte Bryan einfach nur seinen Schlüssel vergessen? Ja genau, das musste es sein.

Voll von neuer Entschlossenheit öffnete Ray die Tür.

Doch es war nicht Bryan, der davor stand…
 

*räusper*

Ja, ich weiß, dass ist jetzt etwas fies. Aber es tut mir trotzdem nicht Leid.

Irgendwie muss man sich ja die Aufmerksamkeit der Leser erhalten, nicht wahr? *g*

Aber ich bitte die Leser, trotzdem ganz ruhig zu bleiben und etwas Geduld zu beweisen. Da ich jetzt meine schriftlichen Abiprüfungen hinter mir habe (hurra! Ich kann mich beerdigen lassen) und die mündlichen noch etwas auf sich warten lassen, habe ich vieeel Zeit zum Schreiben, die ich auch nutzen werde. ^^

Des Weiteren eine Mitteilung, die euch hoffentlich nicht zu sehr enttäuschen wird, aber es wird voraussichtlich keine Lemon-Szene in dieser Fanfic geben. Einfach, weil ich selbst mir nicht zutraue, so etwas zu schreiben. Und solange ich niemanden finde, der sich dazu bereiterklärt, mir so etwas zu schreiben, etwas Vernünftiges wohlgemerkt, muss diese Story wohl ohne auskommen.

Aber hey, eurer Fantasie ist natürlich keine Grenzen gesetzt. Bei entsprechenden Passagen, wo ich mich bisher immer in Schweigen gehüllt habe, könnt ihr euch ja selbst ausdenken, was weiter geschieht.^^
 

Also, wir sehen uns dann spätestens nächste Woche, eure
 

achat

Kapitel 8

Hey Ihr!

*seufz* Ich weiß, ich hatte versprochen, schneller zu sein. Es ist schon merkwürdig, da hab ich nun keine Schule mehr, aber trotzdem immer noch keine Zeit. Ist irgendwie wie verhext!

Egal, hier kommt nun das achte Kapitel. Ich weiß, ich hab euch das letzte Mal alle auf die Folter gespannt, keine Sorge, hier kommt die Antwort auf die Frage: Wer steht denn nun vor der Tür?

Viel Spaß beim Lesen!


 

8. Kapitel

„Kai?!“

Verwirrt starrte Ray seinen Freund an. Wie dieser nach Atem ringend und scheinbar völlig verzweifelt im Flur des Hotels stand.

Ray konnte nicht genau sagen warum, aber irgendwie erfasste ihn ein unheimlich starkes Deja-vu-Gefühl.

Doch dann schoss dem Schwarzhaarigen ein Gedanke durch den Kopf.

„Ist etwas mit Tala?“, fragte er besorgt.

Doch der Russe schüttelte nur stumm den Kopf.

„Kann ich reinkommen?“, fragte er dann, seine Stimme trotz seines Gemütszustandes erstaunlich ruhig.

Konfus fuhr Ray sich mit der rechten Hand durch die Haare - mit der Linken hielt er noch immer die Decke fest, die er um seinen Körper geschlungen hatte – und bedeutete dem Anderen, ihm zu folgen.

Als sie im Schlafzimmer angekommen waren, fiel Rays Blick erneut auf das leere Bett und sein Herz verkrampfte sich unwillkürlich.

„Ist Bryan etwas passiert?“ Angstvoll sahen goldene Iride in rote Rubine.

„Nein.“, meinte Kai schlicht.

Erleichtert atmete der Chinese aus, sich erst jetzt bewusst werdend, dass er die Luft überhaupt angehalten hatte. Gähnend ließ er sich auf das Bett fallen und sah Kai erwartungsvoll an.

„Also, was ist nun los? Warum so panisch?“, fragte er neugierig.

Einen kurzen Augenblick schwieg Kai. Anstatt sich zu setzen ging er zu den Fenstern und schob die Gardinen einen Spalt breit beiseite.

„Wo ist Bryan?“, fragte er da völlig zusammenhangslos.

Frustriert stöhnend ließ Ray sich nun völlig nach hinten aufs Bett fallen und legte einen Arm über die geschlossenen Augen.

„Was weiß ich. Wahrscheinlich ist er weit vor mir aufgewacht und anstatt jemanden zu wecken oder sinnlos im Zimmer herumzusitzen ist er nach draußen gegangen, um ein bisschen zu trainieren. …. Ja, ich denke, er ist trainieren! Warum?“

Leicht schüttelte Kai den Kopf und warf nur einen besorgten Blick zu dem Chinesen.

„Kann ich Drigger sehen?“ Wieder so eine zusammenhangslose Frage.

Erneut stöhnte Ray frustriert. Er war noch immer etwas müde.

„Klar. Der müsste eigentlich bei meinen Klamotten auf dem Stuhl da neben dir liegen.“

Der Graublauhaarige nickte und begann, in den Sachen des Chinesen herumzustöbern. Ray sah es zwar nicht, aber er konnte es gut hören. Das rascheln des Stoffs.

„Ray?“

„Was?!“, fauchte Ray nun doch genervt.

„Er ist nicht hier.“

„Aber…. Lass mich das mal machen.“ Müde tappste er zu Kai, der Rays Kleidung auf dem Boden verteilt hatte, und warf einen Blick darauf. Dann griff er geübt in die Tasche, die sowohl Blade als auch Starter enthielt. Erst nahm er den Starter heraus, dann fasste er nach dem Blade. Doch seine Hand fasste ins Leere. Verwirrt tastete er in der Tasche herum, doch er konnte nichts spüren. Kein Blade da.

Nun doch etwas besorgt sah er an allen erdenklichen Orten nach, die ihm einfielen. Aber er konnte Drigger nicht finden. Seine Angst und Verzweiflung wuchs.

„Ich… ich verstehe das nicht. Ich hatte ihn doch in die Tasche gelegt. Ich meine …“

„Beruhig dich Ray.“ Sanft griff Kai nach der Schulter des aufgelösten Chinesen.

„Du bist nicht der Einzige.“

„Wie?“

Misstrauisch runzelte Ray die Stirn.

„Wie meinst du das?“

Ruhig musterten Kais rote Augen den Chinesen.

„Was ich damit meine ist, dass alle unsere Blades weg sind. Die der Bleadebreakers, der White Tigers und auch unsere, der Blitzkriegboys. Und jetzt auch deins. Alle, die geholfen haben, Tala zu befreien.“

„Aber … wer?“

Wieder schwieg Kai nachdenklich. Sein Blick schweifte durch das Zimmer, bis er sich wieder an Ray festhakte.

„Und du hast wirklich keine Ahnung, wo Bryan ist?“

„Was … nein, dass habe ich dir doch schon gesagt. … Du denkst doch nicht, dass … nein!!! Auf keinen Fall! Das würde er nie tun!“

Innerhalb von Sekunden war der sonst so besonne und ruhige Chinese auf hundertachzig. Aufgebracht fuhr er auf und schüttelte vehement seinen Kopf. Nur mit Mühe konnte er den Impuls unterdrücken, seinen besten Freund an den Schultern zu packen und durchzuschütteln.

Oh nein, Ray war keineswegs verblödet. Er wusste genau, worauf Kai mit seinen Fragen anspielte. Er wollte Bryan zum Schuldigen erklären. Und das nur, weil eben jener nicht persönlich da war, um sich zu verteidigen.

Beschwichtigend hob Kai die Hände.

„Beruhig dich Ray, so war das nicht gemeint. Wir müssen nur alle Möglichkeiten durchgehen, das verstehst du doch sicher. Und Bryan ist nun einmal einer der Wenigen, die ohne Probleme in unsere Räume gelangen können. Den Hauptschlüssel zu stehlen ist eine seiner leichtesten Übungen, wie du dir sicher vorstellen kannst. Hinzu kommt noch, dass er von uns allen weiß, wo wir unsere Blades in der Nacht verstauen.“

Wieder schüttelte Ray sauer den Kopf. Seine Augen funkelten gefährlich.

„Dennoch, dass ist kein Grund, ihn als Dieb hinzustellen! Nicht, solange nichts eindeutig bewiesen ist!“

Resignierend schloss Kai kurz die Augen. Als er sie wieder öffneten, strahlten sie erneut die sonst für ihn so übliche Kälte aus. Die Kälte der Russen. Der gleiche Ausdruck, den auch Bryan oft trug. Leicht schauderte Ray.

„Am Besten, du ziehst dich ordentlich an und kommst dann in Tala und mein Hotelzimmer. Die Anderen sind bereits da. Dann können wir alles Weitere besprechen.“

An seiner Stimme konnte Ray erkennen, dass er Bryan noch immer verdächtigte. Es tat dem Chinesen weh.

Aber momentan waren ihm die Hände gebunden. Hier konnte er nichts tun.

Um seinen Unwillen auszudrücken zog er es jedoch vor, Kai zu ignorieren. Ohne den Russen noch einmal anzusehen drehte er sich um, nahm seine Kleidung wieder an sich und verschwand ohne ein Wort im Badezimmer. Sein feines Gehör vernahm noch das Klicken der Zimmertür, als Kai ihr Hotelzimmer verließ.
 

Als Ray endlich in Kais Zimmer erschien, ordentlich angezogen, war seine Laune tiefer, als es jedes Kellergeschoss sein konnte. Er hatte sich extra viel Zeit beim Duschen und Anziehen gelassen, in der Hoffnung, Bryan würde auftauchen. Doch er kam nicht.

„Ray, da bist du ja!“, begrüßte ihn Tyson erleichtert. Anscheinend hatten sie ihn bereits erwartet.

Desinteressiert sah sich der Chinese in dem Raum um. Tala saß im Sessel, während sein Geliebter hinter ihm am Fenster stand. Tyson hatte sich den Platz auf dem Bett gesichert, neben ihm Kenny, der wieder einmal auf seinem Laptop tippte. Er war der Einzige, der nicht aufsah, als Ray eintrat.

„Hi Tala, wie geht’s dir?“, fragte Ray besorgt. Ein schiefes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Rothaarigen.

„Nun, wenn du meinen körperlichen Zustand meinst, ganz gut. Das Schlimmste ist mein blaues Auge und mein Gott, ich hatte wahrlich schon Schlimmere Verletzungen.“

Ray nickte nur.

„Wo sind die Anderen, Kai? Du meintest, Kevin, Lee und Max wären auch betroffen.“

Doch bevor der Graublauhaarige antworten konnte, fuhr Tyson dazwischen.

„Die sind noch mal zu der Lagerhalle, in der wir Tala gefunden haben. Ich durfte aber nicht mit, weil Kai dagegen war!“ Tyson war deutlich unzufrieden mit dieser Entscheidung. Klar, er verpasste nur ungern das Spannendste.

„Wir dachten, dass wir dort vielleicht Hinweise auf unsere Bitbeasts finden, denn um die geht es wahrscheinlich“, klärte Kai Ray auf. Dann deutete er auf den Tisch. „Da ist etwas zu essen, ein paar Schnitten. Ich nehme an, du hast Hunger, da ich dich ja geweckt habe. Wir Anderen haben schon etwas gegessen.“

Dankbar setzte Ray sich auf den Stuhl neben Tala und griff sich ein belegtes Brötchen. Auch wenn er im Moment nicht gut auf den Russen zu sprechen war, so hatte Kai Recht. Ray hatte Hunger. Es war such schließlich beinahe vierundzwanzig stunden her, seit er das letzte Mal etwas zu sich genommen hatte.

„Wo ist eigentlich Bryan?“, fragte da Tyson neugierig.

Erschrocken zuckte Ray zusammen. Er warf einen Blick zu Kai. Wenn Tyson ihm diese Frage stellte, dann hatte der Graublauhaarige den Anderen wohl nichts von seinen irrsinnigen Vermutungen erzählt. Dabei entging ihm allerdings nicht der Blickaustausch zwischen Tala und Kai. Aha, der Rothaarige schien von Kais Meinung bezüglich Bryan zu wissen. Wahrscheinlich war er sogar beteiligt daran. Diese verdammten Russen!

„Ich weiß es nicht genau, Tyson. Sicher trainieren oder so. er hat sich nicht von mir verabschiedet.“ Tyson nickte nur.

Doch wenn der Langhaarige so über seine eigenen Worte nachdachte… Bryan hatte ihm nicht einmal eine Nachricht hinterlassen, wo er hingegangen war. Etwas, was er sonst auf alle Fälle tun würde. Vielleicht, vielleicht hatte Kai ja Recht mit seiner…… Aber nein!!! So etwas sollte er nicht denken. Er vertraute schließlich seinem Schatz! Bryan würde ihn nie hintergehen!

Doch auch wenn Ray es sich nicht eingestehen wollte. Ein kleines Stück Zweifel blieb, dass langsam, aber beständig, an ihm nagte.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Max, gefolgt von Lee und Kevin, stürmte ins Zimmer.

Aufgedreht sprang Tyson vom Bett auf und begrüßte den Blonden stürmisch.

„Hi Ray, na, auch endlich wach?“, wurde Angesprochener von Kevin begrüßt. Auch Lee nickte ihm zu.

„Und, habt ihr etwas gefunden?“, unterbrach Tala das Gewusel.

Betreten blickte Max erst ihn, dann Kai an.

„Na ja, nicht wirklich. Genau genommen, war das Gebäude total leer. Als ob dort nie etwas gewesen wäre! Total unheimlich! Wir verstehen das nicht.“

Der Amerikaner klang leicht verzweifelt.

„Gar nichts?“, fragte Kai nach einmal zur Bestätigung.

Lee nickte ernst.

„Keine Wachmänner, ausgeschaltete Kameras. Wir sind sogar ohne Probleme hineingekommen. Die gesamte Lagerhalle war leer. Keine Kisten, keine Kartons. Wie ausgestorben.“

Leicht runzelte Kai die Stirn.

„Sehr merkwürdig.“

„Was machen wir denn jetzt?“

„Gar nichts. Uns sind die Hände gebunden. Kenny, hast du nicht irgendetwas?“

Doch auch der kleine Braunhaarige schüttelte verneinend den Kopf.

Eine drückende Stille senkte sich über die Anwesenden. Alle grübelten und versanken in dunklen Gedanken.

Es war fast wie letzte Nacht. Nur dass diesmal nicht Tala derjenige war, der nicht auffindbar war, sondern Bryan. Ray machte sich inzwischen wirklich Sorgen.

Ein lautes Piepen durchbrach die Stille und alle zuckten erschrocken zusammen. Hastig griff der Schwarzhaarige in seine Tasche und zog sein Handy heraus. Ihm war bewusst, dass ihn gerade alle anstarrten, doch er kümmerte sich im Moment recht wenig darum. Er hoffte, Bryan würde sich endlich melden. Ein Blick auf den Display sagte ihm jedoch, dass die Nummer unbekannt war.

„Sorry“, nuschelte er leise zu den Anderen und hob ab. Vielleicht war es wichtig.

„Hallo, hier Ray Kon“, meldete er sich förmlich.

Die restlichen Blader beobachteten ihren Freund. Im Moment hatten sie eh nichts Anderes zu tun.

Zuerst war der Gesichtsausdruck des Langhaarigen genervt, dann jedoch wurde fragend, bis hin zu misstrauisch.

„Was meinen Sie damit?“, fragte Ray seinen Gesprächspartner.

Und plötzlich wurde der Chinese immer blasser und fing an zu zittern. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, legte er auf und fiel kraftlos in sich zusammen.

„Ray?“, fragte Max besorgt. Doch der Schwarzhaarige reagierte nicht. Dann jedoch sah er auf. Seine goldenen Opale trafen direkt auf Kais blutrote Rubine.

„Du hattest Recht“, flüsterte er erstickt.

Verwirrt sahen sich die Anderen an. Sie verstanden nicht, wovon Ray sprach. Nur Talas Gesicht verdunkelte sich merklich.

„War das Bryan?“, fragte Kai ruhig.

Leicht schüttelte Ray den Kopf.

„Nein, dass war Mr. Baker. Er war derjenige, der uns hier her geschickt hat, um Australien zu vertreten. Er war für die Organisation verantwortlich. Er meinte, Bryan hätte heute auf Kosten der Sportabteilung, die Mr. Baker leitet, einen Flug nach Russland, genauer gesagt nach Moskau, gebucht. Angeblich zu Trainingszwecken. Und nun hat er mich gefragt, ob ich denn hinterher reisen möchte und er mir auch ein Flugticket reservieren soll. Schließlich sind wir ein Team und sollten gemeinsam Trainieren.“

„Das ist noch lange kein Grund anzunehmen, dass…“, wollte Kai zu Rays Erstaunen ihn beruhigen, doch er unterbrach ihn gleich wieder.

„Außerdem hat Mr. Baker gesagt, er solle mir von Bryan ausrichten, sollten wir etwas vermissen, ihr Beide“, dabei deutete er auf die Russen, „wüsstet schon, wo ihr es euch abholen könntet.“

„Verdammt!!!“ Erschrocken zuckte Ray zusammen, als Tala auf einmal aufsprang und fluchend um Raum hin und er wanderte. Die Reihe von Flüchen, die er dabei auf Russisch von sich gab, war mit Sicherheit nicht sehr jugendfrei. Dann schritt Tala jedoch zielstrebig auf Ray zu und fasste ihn an der Schulter.

„Mach dir keine Sorgen, Kleiner! Wir holen Bryan zurück. Damit wird Biovolt nicht durchkommen! Diesmal nicht!“

Wieder nickte Ray nur leicht, doch diesmal umspielte ein dankbares Lächeln seine Lippen. Man sah deutlich, dass er sich die Tränen verkniff.

„Also, ich will ja nicht unhöflich sein, aber könntet ihr uns verraten, wovon ihr redet?“, fragte da Lee.

„Das ist Recht simpel…“, übernahm Tala die Erklärung nach einem kurzen Blick auf Kai, der noch immer starr auf einen unbestimmten Fleck an der Wand sah.

„… und so wie es aussieht, hat Bryan die Bitbeasts entwendet und ist damit nach Moskau direkt in die Abtei gegangen.“

„Oh, dieser verdammte Bastard! Wir hätten es wissen müssen!!! Ray, dich trifft keine Schuld, daran ist nur dieser ignorante, schleimige, ….“

„Tyson, es reicht!!!“, unterbrach Ray den Japaner rüde. Er konnte die Beleidigungen nicht ertragen. Es war so schon schwer für ihn zu begreifen, was gerade geschah.

Überrascht von dem unerwarteten Ausbruch des Chinesen starrte der Blauhaarige ihn an.

„Ray, ist da vielleicht etwas, was du uns noch sagen wolltest?“, fragte da Kevin scheinheilig. Ein fieses Lächeln zierte sein Gesicht.

Zuerst verstand Ray nicht, was sein Freund ihm sagen wollte, doch dann … oh, shit! Jetzt hatte er sich wohl endgültig verraten.

Auf der anderen Seite, Kai und Tala waren vermutlich schon längst dahinter gekommen, dafür kannten sie sowohl ihn als auch Bryan einfach viel zu gut. Und auch wenn Kevin den Russen nicht kannte, Ray konnte vor dem Grünhaarigen noch nie etwas allzu lange geheim halten. Der Kleine schien ein Gespür für solche Dinge zu haben. Im Gegensatz zu Lee, der war ein richtiges Trampeltier in dem Gebiet.

„na ja, ihr müsst wissen, Bryan und ich sind nicht nur Teamkollegen. Wir sind auch … Freunde…“ Den letzten Teil des Satzes flüsterte Ray nur noch, dennoch hörten es alle, genauso wie die besondere Betonung des Wortes ‚Freund’.

„Awww! Ich wusste es!“, freute sich Kevin. Er wurde jedoch schnell wieder ernst.

„Aber, warum hat Bryan dann…?“ Er beendete den Satz nicht. Ray zuckte nur hilflos mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht, Ich weiß es wirklich nicht. Wir waren glücklich! Und nie gab es irgendwelche Anzeichen! Ich kann nicht glauben, dass er so etwas freiwillig tun würde! Ich …“

„Das hat er auch nicht!“, unterbrach Kai Ray. Es war das erste mal, dass der Graublauhaarige sich zu Wort meldete, seit sicher war, dass Bryan die Bitbeasts direkt in Biovolts Hände gespielt hatte. „Ihr müsst wissen, als wir bei Talas Befreiung auf die Wachmänner gestoßen sind, haben wir euch nicht alles erzählt. Sie haben Bryan, wie soll ich sagen, sie haben ihm irgendetwas gespritzt. Wir hielten es für ein Beruhigungsmittel, das nicht gewirkt hat. Ich sollte euch, besonders dir, Ray, nichts sagen, um euch nicht unnötig zu beruhigen. Nun, es sieht ganz so aus, als war es kein einfaches Beruhigungsmittel.“

„Aber, was…?“, man sah Ray die Verwirrung regelrecht an.

„Weiß du Ray“, sprach Tala weiter, „Biovolt hat unter anderem Experimente mit persönlichkeitsverändernden Drogen gemacht. Ihr durftet ja direkt Zeugen sein. Bei der Weltmeisterschaft waren sowohl Bryan, als auch ich, die wichtigsten Versuchskaninchen. Oder warum glaubst du, wollte Bryan dich umbringen? Auch wenn er kalt und gefühllos wirken mag, so weit würde unter normalen Umständen nicht einmal er gehen. Aber durch das Mittel, dass sie uns gegeben haben, wurden wir aggressiver als normal und alle positiven Gefühle wurden von den negativen überlagert. Außerdem standen wir vollkommen unter dem Einfluss von Boris. Wir hätten Selbstmord begangen, hätte er es von uns gefordert, so hörig machte uns das Zeug.“ Bei der Erinnerung schauderte Tala. Auch die restlichen Anwesenden schwiegen betroffen. Bis heute wusste keiner von ihnen, wie weit die Experimente in der Abtei gegangen waren.

„Nun ist es leider Gottes so, dass die Forschen von Anfang an Bryan als erstes Versuchsobjekt benutz haben. Wir haben keine Ahnung, was sie ihm alles gegeben haben und wie es sich genau auswirkt. Wir dachten, der Einfluss dieses verdammten Teufelszeugs wäre schon längst weg, aber anscheinend…“, hilflos zuckte der Rothaarige mit den Schultern. Er brauchte den Satz nicht beenden. Alle wussten, was es bedeutete. Bryan stand erneut unter Biovolts Einfluss. Ob freiwillig oder nicht, Fakt war, der Silberhaarige war jetzt ihr Feind.
 

Hurra, hurra! Das war’s für diese Woche.

So, jetzt möchte ich mich noch ganz doll für die vielen lieben Kommis bedanken!

Außerdem hab ich da noch einen Keks für amyrose88, die bemerkt hat, dass das bei Talas Entführung viel zu glatt gelaufen ist.

Vielen Dank, ich freue mich immer wieder über deine Reviews!
 

Bis bald,

achat

Kapitel 9

Hallihallo! Da bin ich wieder!

Und vor lauter Freude und Erleichterung (ich habe heute meine letzte Abiprüfung hinter mich gebracht), hab ich endlich wieder Zeit zum Schreiben gefunden. Das Kapitel mag etwas kurz sein, aber ich wünsche euch trotzdem viel Spaß beim Lesen!!!
 

Ach, ehe ich es vergesse: Vielen Dank für dein Kommentar, amyrose88!!! Ich hab mich wirklich gefreut! (Wenigstens einer, der die Story liest...^^)


 

9. Kapitel
 

„Tyson, sitz still, du machst uns alle noch wahnsinnig!“

Ray warf Kai einen dankbaren Blick zu, als dieser den Japaner endlich zur Ruhe brachte. Das hielt ja kein Mensch aus. Wie vom Floh gestochen hüpfte der Blauhaarige auf seinem Platz herum, ärgerte die Stewardess und hörte gar nicht auf, zu quatschen.

Nachdenklich ließ der Chinese seinen Blick erneut aus dem Fenster schweifen. Der Ausblick hatte sich in den letzten paar Stunden kaum geändert. Zuerst konnte man nur das blaue Meer sehen und jetzt nichts als weites, leeres Land. Ray wusste nicht, ob sie sich schon über Russland befanden. Es war ihm auch egal. Laut des Piloten würden sie erst in zwei Stunden in Moskau ankommen. Und keine Minute eher.

Zähflüssig zog sich die Zeit dahin, die Sekunden schienen länger als normal, und hatte eine Stunde wirklich nur sechzig Minuten? Waren es inzwischen nicht mehr geworden? Dieses Gefühl beschlich Ray jedenfalls so langsam.

Noch gut erinnerte Ray sich an die vergangenen paar Stunden.

Nachdem alle begriffen hatten, was Sache war, war es ganz schnell gegangen. Es selbst hatte noch einmal bei Mr. Baker angerufen und gemeint, er würde doch nach Moskau wollen, um dort zu trainieren. Dieser hatte ihm daraufhin einen Flug gebucht. Die Flugtickets von Kai, Tala, Max Tyson, Kevin und Lee hatte Kai übernommen, der durch die Erbschaft die Firma seines Großvaters erhalten hatte und damit genug Geld verdiente. Kenny hatte dankend abgewinkt und gemeint, ihm wäre es zu gefährlich und er würde eh nur im Weg stehen. Da blieb er lieber in Japan, um von dort aus die Polizei auf Biovolt zu hetzen, sollten sie nicht mehr zurückkommen.

Und jetzt saßen sie alle hier, in einem Flugzeug nach Moskau. Ohne zu wissen, was sie dort erwarten würde. Ohne zu wissen, wem sie begegnen würden. Ohne Plan. Und dabei roch das doch alles so schrecklich nach einer Falle…
 

„Da wären wir also!“

Neugierig, aber auch vorsichtig, starrten sie alle die alten Gemäuer der Abtei an, die Biovolts Hauptquartier war.

Zitternd schlang Ray sich die Arme enger um den Körper, um sich selbst besser wärmen zu können? Besorgt musterte Kai ihn von der Seite.

„Willst du meine Jacke haben?“, fragte er den Chinesen, doch Ray schüttelte nur mit dem Kopf. Momentan waren die Temperaturen hier, im sonst so kalten Russland, recht angenehm, die abgehärteten Einheimischen liefen alle in kurzärmeligen T-Shirts und Tops herum, doch selbst sie – ausgenommen Kai und Tala, das waren ja irgendwie Einheimische – trugen nur dünne Jacken.

Es wehte ein leichtes Lüftchen, aber weder die Temperaturen, noch der Wind waren der Grund, der Ray zum Zittern brachte. Es war sein Innerstes. Wenn er an Bryan dachte. An seinen Bryan. Der nun in Biovolts Händen war. In ihrer Gewalt. Die ihn gegen seinen Willen kontrollierten.

Es geschah doch gegen seinen Willen, oder? Er tat das doch nicht freiwillig? Er liebte ihn doch? Das konnte alles nicht nur gespielt gewesen sein! … Oder?

Erneut durchzog ein Zittern Rays Körper. Diese Zweifel. Sie nagten an ihm. Langsam, aber beständig. Sie fraßen ihn von Innen auf, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte. Und mit jeder Minute, die er länger ohne einen gegenteiligen Beweis in dieser verworrenen Welt lebte, wuchsen sie und gewannen an Macht. Es machte ihn psychisch fertig.

„Was tun wir jetzt?“, fragte Max. Sein Blick lag auf dem großen Eingangstor, dass rechts und links jeweils mit einem Wachposten ausgestattet war.

„Na was wohl, du Schlaumeier, wir gehen hin und fragen höflich, ob wir nicht rein dürften. Die werden uns natürlich freundlich begrüßen, Boris wird uns zu einem Tee und Keksen einladen, während er Bryan und unsere Blades holen lässt und uns verraten, dass er das ganze Theater veranstaltet hat, weil er uns eigentlich nur mal wieder sehen wollte. So ne bescheuerte Frage…“, entgegnete Tala zynisch.

„Lass es Tala!“, wies Kai seinen Freund zurecht. „Wir müssen uns rein schleichen. Möglichst unauffällig. Und dieses Mal wird es auf Garantie schwerer als bei dem Lagerhaus in Japan.“

„Dann sollten wir uns das ganze vorsichtig schon jetzt ansehen. Noch ist es hell und wir können uns schon einen geeigneten Punkt aussuchen, von wo wir starten. Vielleicht hat diese Mauer, die das ganze Biovoltareal umzäunt, ja irgendwo Schwachstellen“, schlug Lee vor, der Mal überraschend logisch und vorausschauen dachte.

Tief seufzte Tala. „Ja, das wird das Beste sein. Und entschuldige Max, aber das alles hier nimmt mich wohl doch mehr mit, als ich gedacht hätte.“

Doch der Blonde zuckte nur nachlässig mit den Schultern. „Ist schon okay“, grinste er den Rothaarigen an. Die Frohnatur hatte den Vorfall wahrscheinlich schon längst vergessen.

„Am Besten, teilen wir uns auf. Ich, Maxie, Lee und Kevin gehen nach rechts und ihr nach links, ja?“ Voller Tatendrang und scheinbar unendlich begeistert von dem Gedanken, endlich etwas Spannendes und Nützliches zu tun, sah Tyson uns mit leuchtenden Augen an.

Tala sah, wie sein Freund zum Widerspruch ansetzen wollte, doch er trat Kai gerade noch rechtzeitig auf den Fuß.

„Wir treffen uns wieder hier“, bestimmte er und zischte dem Graublauhaarigen noch leise ins Ohr, „lass ihm seinen Willen, wegen so etwas können wir jetzt keinen Streit gebrauchen.“ Kai seufzte ergeben. Allerdings so leise, dass nur Tala es hörte.

Da trat auf einmal Kevin auf die Beiden Russen zu. Bisher hatte der Kleine immer den größtmöglichen Abstand zu den Beiden gehalten. Er konnte sie nicht wirklich leiden und es war für alle offensichtlich, dass er nur wegen Ray mitgekommen war. Doch weder Kai, noch Tala beschwerten sich darüber. Sie nahmen es so hin.

„Bis dann, und passt auf Ray auf, kapiert!“, meinte der Grünhaarige leicht drohend. Mit einem Kopfnicken deutete er auf den Langhaarigen, der leicht abseits stand und ihrem ganzen Gespräch nicht wirklich zu folgen schien. Leicht abwesend starrte er auf die Abtei, als ob er mit seinem Blick ein Loch in die massiven Steinmauern brennen wolle, um dann einfach hineinzuspazieren und seinen Freund samt BitBeasts zu holen.

„Die Sache mit Bryan nimmt ihn mehr mit, als er zugeben will und ich habe Angst, dass er etwas Unüberlegtes macht.“ Eindeutige Besorgnis schwang in Kevins Stimme mit. Doch auch wenn Tala den Kleinen nicht mochte – genauer gesagt fühlte er gar nichts ihm gegenüber – stimmte er ihm zu. Ray war momentan nicht zurechnungsfähig und musste beobachtet werden. Daher war es gut, dass Kai und er mit ihm in einer Gruppe waren. Ob Tyson sie bewusst so eingeteilt hatte?

„So weit denkt dieser Idiot niemals“, flüsterte Kai ihm zu, als er hätte er die Gedanken des Rothaarigen gelesen, „der wollte nur nicht mit uns in einer Gruppe sein und da Ray der Einzige hier ist, der wirklich mit uns auskommt, musste er herhalten.“

Dazu sparte Tala sich eine Antwort.

Kalt fixierten seine blauen Saphire Kevin.

„Keine Sorge!“

Und damit wollte er sich abwenden, um das Gelände um die Abtei zu überprüfen. Aber eine Stimme hielt ihn ab.

„Welch eine freudige Überraschung! Ihr habt länger als erwartet gebraucht!“

Wie von der Tarantel gestochen fuhr Tala herum und starrte entsetzt auf die vor ihnen stehende Person. Vor Überraschung brachte er kein Wort heraus. Sein Hals war trocken, schien wie zugeschnürt und sein Gehirn hatte auf Sparflamme gestellt.

„Bryan…“

Es war nur ein Flüstern, dass den Rothaarigen aus seiner Starre befreite.

Gerade noch rechtzeitig griff er Ray am Arm und hielt ihn davon ab, auf den silberhaarigen Russen zuzustürmen. Eisern schlossen sich seine Finger um das Handgelenk und zogen ihn bestimmt zu sich. Der zierliche Chinese hatte keine Chance, auch wenn er sich heftig wehrte.

„Tala! Lass mich los, ich muss zu Bryan! Tala! Ich…“ Einzelte Tränen lösten sich bereits aus Rays Augenwinkeln und sein Gesicht wirkte mit jeder Sekunde verzweifelter. Am Ende brach ihm die Stimme und sein Widerstand ebbte aprubt ab.

„Warum…?“, fragte er heiser.

„Weil das nicht Bryan ist, zumindest nicht der, den du kanntest. Sie ihn dir doch an!“

Langsam glitt Talas Blick von Bryans Gesicht – auf dem ein sadistisches Grinsen prangte, dass er ihm am liebsten ausschlagen würde – hinab und blieben schließlich an seinem Hemd hängen, an dem vorne für jeden sichtbar das Logo von Biovolt prangte.

Ihm wurde übel.

Nur nebenbei nahm er wahr, wie Kevin zu ihm stürmte und den am Boden hockenden Ray in den Arm nahm.

„Was willst du?“, fragte Kai schließlich kalt. In seiner Stimme klang ein Hass mit, bei dem den Anderen ein Schauer über den Rücken lief.

„Was denn, ist klein Kai etwa sauer auf mich?“, fragte Bryan amüsiert. Sein Blick glitt von dem Graublauhaarigen zu Ray.

„Bist du wütend, dass ich deinen kleinen Freund hab sitzen lassen? Spielst du jetzt den großen Bruder, der gekommen ist, um mich zu verhauen?“

Bei Bryans gehässiger Stimme zuckte der Langhaarige schmerzhaft zusammen. Mit aufgerissenen Augen starrte er den Russen an. Verständnislosigkeit und Verlorenheit spiegelten sie wieder.

Kevin drückte Ray eng an sich und zog seinen Kopf zu sich hin, sodass Ray den Blick von seinem ehemaligen Geliebten wenden musste.

„Hör nicht hin“, flüsterte der Kleine leise und versuchte, seinen Freund zu beruhigen.

„Verdammtes Arschloch, was fällt dir ein, so über Ray zu reden?!“, brauste Tyson sauer auf. Schon wollte er sich auf Bryan stürzen, als dieser ihm plötzlich seinen Beyblade vor die Nase hielt.

„Darüber würde ich noch einmal nachdenken“, wies er den Japaner zurecht. Dann fixierten seine Augen wieder Kai, dessen Körper unheimlich angespannt wirkte. Seine Blicke brannten sich wie Feuer in den Körper Bryans und seine Fäuste ballten sich so krampfhaft zusammen, dass seine Fingernägel tief in das Fleisch stachen. Selbst der sonst so beherrschte Russe hatte Mühe, sich zu kontrollieren.

Diese Erkenntnis entlockte Bryan ein kleines, schadenfreudiges Lachen.

„Was denn Kai? Ist dir etwa endlich klar geworden, dass du mir unterlegen bist? Es ist wirklich traurig, sechs starke Blader gegen einen Einzigen. Aber ohne eure Blades seit ihr halt doch aufgeschmissen. Absolut Nutzlos. Und diese kümmerliche Figur da“, mit dem Kopf deutete er auf Ray, der erneut Bryan beobachtete - diesmal strahlten seine Augen allerdings nur noch Trauer aus -, „kann man eh nicht zählen.“

„Verdammter Wichser! Dafür wirst du büßen!“, zischte Lee.

„Du hast unsere Frage noch nicht beantwortet“, unterbrach Tala da das Gespräch, bevor es noch ausartete. So sehr es ihm auch widerstrebte, musste er seinem ehemaligen Teamkollegen Recht geben. Im Moment waren sie Bryan gegenüber machtlos, laut sagen würde Tala das allerdings nie. „Was willst du hier?!“

„Ach, eigentlich nur mal ‚hallo’ sagen. Oh, und euch mitteilen, dass es sinnlos ist. Ihr bekommt eure BitBeasts nicht wieder. Diesmal nicht. Ihr habt verloren. Seht es ein und gebt auf und verschwindet von hier, bevor euch noch etwas passiert.“

„Niemals. Ich bekomme mein Dragoon zurück! Er gehört zu mir, dass wirst du schon noch sehen!“, rief Tyson aufgebracht, aber er rührte sich nicht vom Fleck.

„Wenn ihr meint…“

Wieder dieses überlegene Lächeln, dass sie Bryan alle gerne aus dem Licht schlagen würden!

Und damit drehte der Silberhaarige sich um und verschwand im Schatten der Abtei.

„Scheiße!“ Wütend trat Kai einen Stein auf dem Boden und katapultierte ihn bestimmt dreißig Meter weit weg.

„Ganz ruhig“, vorsichtig legte Tala ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen, dabei tobte auch in ihm ein Sturm ungeahnter Ausmaße.

Aprubt drehte der Graublauhaarige sich um und ging zu Ray der noch immer am Boden saß und von Kevin im Arm gehalten wurde. Beide Chinesen rührten sich nicht. Auch Lee trat zu ihnen.

„Wie geht es ihm?“, fragte er. Wen er meinte wussten alle.

Kevin sah seinen Geliebten nur leicht verzweifelt an.

„Nicht gut. Ihn nimmt es wirklich mehr mit, als ich gedacht hätte. Wir müssen irgendwo hin, wo er sich ausruhen kann, er steht kurz vor dem Zusammenbruch.“

Wütend fletschte Lee die Zähne.

„Wenn ich diesen Kutzenov erwische wird er sich wünschen, nie geboren worden zu sein! Ich werde ihn …“

„Nein…“ Es war nur ein Flüstern, doch alle hörten es.

„Es ist nicht Bryans Schuld. So etwas würde er nie tun. Er steht unter ihrer Kontrolle. Ganz sicher…“ Ray klang eher so, als wolle er sich selbst von seinen Worten überzeugen und weniger die Anderen.

„Ach, Ray-chan. Du bist einfach zu lieb. Dieser Arsch hat dich nicht verdient“, sprach Kevin wieder beruhigend auf seinen Freund ein und fuhr ihm sanft durch die Haare.

„Ich muss Lee zustimmen“, erhob Kai nun die Stimme, „dieses Mal ist Bryan zu weit gegangen. Ganz egal, ob er kontrolliert wird oder nicht, aber dass er Ray derart verletzt werde ich nicht dulden!“

Entschlossenheit sprach aus der Stimme, aber auch das Versprechen, keine Gnade walten zu lassen.

Zustimmend nickten alle.

Ein leichtes Lächeln huschte über Talas Gesicht. Kai hatte gegenüber dem schwarzhaarigen Chinesen wirklich einen ausgeprägten Beschützerinstinkt entwickelt. Kein Wunder, die Beiden verstanden sich wirklich gut, schon immer. Daher war es auch kein Wunder gewesen, dass er, Tala, damals Ray gegenüber so extrem eifersüchtig geworden war. Er hatte zu diesem Zeitpunkt die eher geschwisterlich gehaltene Beziehung der Beiden nicht verstanden und in Ray einen Rivalen gesehen. Dass er dabei einen Schritt zu weit gegangen war und der Chinese dank ihm im Krankenhaus endete, dass tat Tala auch heute noch leid. Aber Gott sei dank hatten Ray und vor allem auch Kai ihm verziehen.

Nachdenklich warf Tala noch einen letzten Blick auf die Abtei, bevor er den Anderen folgte.
 

„Ihr bleibt sicher hier?“

Erneut nickte Kevin. Diese Frage hatte Tyson ihm jetzt bestimmt schon zum zwanzigsten Mal gestellt. Und langsam nervte es. Diesmal allerdings erschien sein Geliebter, um ihn heldenhaft zu retten.

„Ich erklär es dir noch ein letztes Mal, Tyson. Kevin bleibt hier, um auf Ray aufzupassen. Ich denke, auch du stimmst zu, dass es nicht gut wäre, ihn mitzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf Kutzenov treffen, ist schließlich ziemlich hoch und ich will nicht, dass Ray noch etwas passiert. Das ist der Kerl nicht wert.“

Besorgt sahen nun beide, Lee und Tyson, auf das Bett, in dem Ray schlief. Dieser war, gleich nachdem sie in dem Apartment, dass sie vorsorglich für drei Tage gemietet hatten, sofort erschöpft auf das Bett gefallen und eingeschlafen. Das war jetzt schon mehrere Stunden her und dennoch machte der Chinese keine Anstalten, aufzuwachen.

„Ich versteh nicht, wie er sich in Bryan verlieben konnte“, murmelte Tyson leise. Tala warf ihm einen schrägen Blick zu.

„Weißt du, früher, da konnte Bryan wirklich nett sein. Wenn es dieses Seite war, die Ray kennen gelernt hat, dann kann ich ihn verstehen. Aber das ist Vergangenheit. Bryan hat sich unwiderruflich verändert, leider zum negativen. Nur hat Ray das vermutlich nicht erkannt, oder nicht erkennen wollen.“

„Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass er sich Ray auch nur auf hundert Meter nähert“, zischte Lee. Es gefiel ihm nicht, dass sein Freund derart unter diesem Bryan litt.

„Macht euch endlich auf den weg. Die Sonne ist schon fast untergegangen.“

Kevin starrte die Blader auffordernd an.

„Und du schaffst das hier alleine? Ich kann auch gerne noch mit hier bleiben, wenn du willst“, bot Max dem Kleinen an, doch der schüttelte nur bestimmt den Kopf.

„Mit Ray werde ich schon fertig. Aber ihr werdet alle gebraucht, immerhin brecht ihr bei Biovolt ein. Also los, bringt die BitBeasts zurück!“
 

Bis zum nächsten Mal,
 

achat

Kapitel 10

So richtig weiß ich zwar nicht, was vorher falsch war, aber ich hoffe, dass das Kapitel jetzt freigeschaltet wird. Tschuldige für die Verspätung, amy.
 

10. Kapitel
 

„Okay, ab jetzt bitte absolute Ruhe!“, forderte Kai noch einmal alle auf. Besonders Tyson und Max blickte er scharf an. Diese nickten.

Vor ihnen erhob sich das altehrwürdige Gemäuer der jahrhundertealten Abtei. Obwohl, ehrwürdig? Ehrwürdig war an diesem Gebäude nichts mehr. Früher vielleicht mal eine Stätte des Friedens und des Glaubens, doch heute ein Ort der Manipulation und Grausamkeit der schlimmsten Sorte.

Ohne ein weiteres Wort lösten sich Kai und Tala von der kleinen Gruppe, bestehend aus den beiden Russen, Max, Tyson und Lee. Besorgt beobachteten der Chinese, der Japaner und der Amerikaner, wie Tala und Kai sich jeweils an eine der Wachen, die das einzige Eingangstor bewachten, von hinten heranschlichen und nahezu synchron diese mit einem gezielten Schlag außer Gefecht setzten. Die ganze Aktion hatte vielleicht drei, vier Minuten gedauert, doch es erschien allen Anwesenden wie Stunden.

Zu ihrem Bedauern hatten sie festgestellt, dass die Mauer, die die Abtei vor Eindringlingen schützte, keine Schwächen aufwies. Also waren sie gezwungen worden, den direkten Weg durch das Tor zu nehmen.

Lautlos winkte Tala die Anderen, die in sicherer Entfernung gewartet hatten, heran und vorsichtig schlichen sie sich in das düstere Gemäuer.

Leise, ohne das geringste Geräusch zu verursachen, huschten sie durch die Korridore. Selten kamen sie an einem Fenster vorbei und das einzige Licht, das ihnen den Weg weisen konnte, kam von der spärlichen Beleuchtung, von den nackten, kalten Glühbirnen, die im Abstand von etwa zehn Meter in den Gängen von der Decke baumelten.

Taschenlampen hatten sie zwar dabei, wollten sie aber nicht nutzen, da der Schein des Lichtkegels sie nur verraten könnte.

Plötzlich hielt Kai, der ganz vorne lief, aprubt an. Alle verspannten sich, da sie dachten, der Graublauhaarige hätte jemanden entdeckt, doch dieser zeigte nur auf einen leeren Raum. Ohne weitere Aufforderungen schlüpften sie in diesen und verschlossen die Tür vorsichtig.

„Das hat so keinen Sinn“, flüsterte er beinahe resigniert.

„Wir haben keine Ahnung, wo wir suchen müssen. Im Moment nähern wir uns dem Flügel, in dem, die Kinder untergebracht sind, aber dort sind die BitBeasts sicher nicht. In einem Teil des Kellers befinden sich die Labore der Wissenschaftler, dort könnten wir suchen. Aber dieser Bereich ist hoch gesichert. Dort unbemerkt hinein zu gelangen ist nahezu unmöglich. Verdammt!“

Beruhigend legte Tala Kai eine Hand auf die Schulter.

„Bleib locker.“

„Und Boris Büro?“

Überrascht wurde Lee von allen angesehen. Daraufhin versuchte dieser, sich zu erklären: „Naja, ich dachte, wenn Boris jetzt hier der Chef ist, dann wird er auch ein Büro haben. Vielleicht sind unsere Blades dort und wenn nicht, dann werden wir doch zumindest einen Anhaltspunkt dort finden, oder?“

Tysons Augen strahlten.

„Aber natürlich, warum sind wir nicht selbst darauf gekommen?“

„Ja, Lee hat völlig recht!“, nickte Tala zustimmend. „Wir müssen blind gewesen sein.“

„Wisst ihr, wo das Büro ist?“, fragte Max neugierig.

„Also, na ja…“, etwas unsicher druckste Tala herum, wurde aber von Kai unterbrochen.

„Ich weiß zumindest, wo Voltaires Büro früher war und ich wette, dass Boris es jetzt selbst nutzt. Er war schon immer scharf darauf. Folgt mir!“

Eilig machten sie sich auf den Weg, immer darauf bedacht, keinem zu begegnen. Doch die Gänge waren wie ausgestorben und daher wurden sie nicht erwischt. Ein mulmiges Gefühl befiel sie.

„Hier ist es!“, flüsterte Kai leise.

Sie standen vor einer großen, zweiflügeligen Holztür, die mit verschiedenen Ornamenten verziert war. Die Schnitzereien hatten ihre besten Tage allerdings längst hinter sich. Viele Teile waren zerkratzt, abgesplittert und abgewetzt.

Vorsichtig drückte Kai die Klinke herunter, erleichtert, dass nichts quietschte. Dann stieß er die Tür vorsichtig auf und lugte in den dahinter liegenden Raum. Es war stockfinster. Mit der rechten Hand griff der Graublauhaarige an seinen Gürtel und löste die dort befestigte Taschenlampe. Mit einem leisen *Klick* schaltete er sie ein.

Vorsichtig trat er in das Büro und fühlte mehr als das er hörte, wie die Anderen ihm folgten. Der kleine Lichtkegel der Taschenlampe schweifte durch den Raum und offenbarte einen großen hölzernen Schreibtisch, der ähnlich wie die Tür verziert war. Allerdings konnte man hier sehen, dass der Tisch wesentlich mehr gepflegt wurde. Hinter dem Tisch stand ein schwarzer Ledersessel. Des Weiteren befanden sich im Raum diverse Schränke mit Ordnern, sowie ein Computer und ein zweiter Monitor.

Tala, der ebenfalls seine Taschenlampe eingeschaltet hatte, schritt hinter den Schreibtisch und öffnete vorsichtig die verschiedenen Schubladen, schloss sie aber auch sofort wieder. Die Anderen inspizierten den Rest des Raumes, sahen in die Schränke und teilweise auch in die Ordner.

„Verdammt!“, leise fluchte der Rothaarige, während er an der obersten Schublade des Schreibtisches rüttelte. Sie war als Einzige verschlossen.

Da fiel sein Blick auf den Ordner, der vor ihm auf dem Tisch lag. Obwohl Ordner etwas übertrieben war. Es war mehr eine dünne Akte, dazu noch unbeschriftet. Einer leisen Ahnung folgend ließ er von der verschlossenen Schublade ab und schlug die Akte auf.

Hastig flogen seine Augen über die Zeilen, blieben kurz an Bryans Bild hängen, ehe sie weiter schweiften.

Während er las, versuchte Talas Gehirn die Informationen, die er, durch das Überfliegen nur bruchstückhaft erhielt, zusammenzusetzen. Seine Augen weiteten sich geschockt.

Plötzlich durchflutete gleißend helles Licht den Raum, zwang den Rothaarigen dazu, die geblendeten Augen schmerzhaft zusammenzukneifen.

Leicht fluchte er. Auch ohne etwas zu sehen wusste er, was das Licht bedeutete, denn von ihnen wäre niemand so dumm gewesen, den Lichtschalter zu betätigen…

„Überraschung, Überraschung! Wer hätte das gedacht?“

Leicht amüsiert hallte Bryans Stimme unnatürlich laut in den Ohren der Blader wider, wurde von dem kalten Gemäuer zurück geworfen und bekam einen unheimlichen Nachklang.

„Es ist doch schön, wenn alle so vorausschaubar sind. Warum habt ihr nicht auf mich gehört? ihr hättet verschwinden sollen, als ihr noch die Zeit dazu hattet. Jetzt ist es zu spät. Nicht, dass wir euch hätten gehen lassen…“

Als die fünf Blader endlich wieder klar sehen konnten, mussten sie feststellen, dass sie umzingelt waren.

Im ganzen Büro hatten sich Wachleute postiert, die mit Pistolen auf sie zielten. In der Tür stand Bryan, seine Augen glitzerten gefährlich.

„Was soll das heißen?“, fragte Kai gezwungen ruhig. Er spielte mit seiner Frage auf den letzten Satz des Silberhaarigen an.

„Was das heißen soll? Oh Kai, gerade von dir hätte ich etwas mehr erwartet. Oder glaubst du wirklich, Biovolt würde irgendetwas dem Zufall überlassen? Glaubst du wirklich, dass ihr aus einem glücklichen Umstand heraus herausgefunden habt, wo ich bin? Nein, Kai, so einfach ist das nicht. Aber du musst doch zugeben, es ist wirklich interessant, wie leicht sich die Leute manipulieren lassen.“

„Was soll das heißen?! War das alles so geplant?!“

„Aber sicher doch, Kai. Es war alles geplant. Und es ist wirklich reibungslos verlaufen. Ich bin stolz auf euch“, leise kicherte Bryan. Seine Stimme enthielt einen Hauch von Wahnsinn. „Wir freuen uns, euch wieder hier begrüßen zu dürfen, an dem Ort, an dem alles angefangen hat, an dem Ort, an dem alles enden wird, an dem Ort, an den ihr hingehört… Kai, Tala, willkommen zu Hause!“

Erschrocken weitete Tala die Augen, doch dann spürte er einen dumpfen Schmerz an der Schläfe und die Welt um ihn herum wurde schwarz…
 

„Kevin?“

„Ray? Du bist wach?“

„Mmh… Was ist passiert?“

Besorgt musterte der Grünhaarige, wie sein Freund sich stöhnend im Bett aufrichtete uns sich den Kopf rieb. Leicht blinzelte Ray im Dämmerlicht.

„Kevin?“, fragte er noch einmal. Dieses Mal klang seine Stimme nicht mehr kratzig.

„Was, oh, ja, also… Wir hatten doch beschlossen, uns hier vorerst eine Unterkunft zu mieten und du bist, kaum waren wir hier angekommen, eingeschlafen. Du warst total fertig.“ Den letzten Satz hatte Kevin nur geflüstert, doch die scharfen Ohren Rays hatten ihn trotzdem wahrgenommen.

„Fertig, warum war ich fertig?“ Neugierig starrte der Schwarzhaarige seinen Kumpel an. Ray schien sich wirklich nicht zu erinnern. Frustriert seufzte Kevin und hüpfte auf das Bett. Er konnte einfach nicht still sitzen.

„Also, erinnerst du dich noch? Wir wollten doch zur Abtei und dort haben wir, nun ja …“, stotterte Kevin leicht. Er wusste nicht, ob es schlau war, seinen Freund schon mit dem Vergangenen zu konfrontieren. Ray sollte nicht noch einmal zusammenbrechen.

Doch dieser schien auch so zu verstehen, was der Grünhaarige ihm sagen wollte. Sein Körper verkrampfte sich und seine Hände krallten sich in die Decke.

„Bryan…“, flüsterte er erstickt.

Kevin nickte nur leicht. Er traute sich nicht, seinen Freund anzusehen. Er konnte es nicht leiden, wenn Ray so litt. Kurz entschlossen sprang er auf und zog Ray in eine feste Umarmung.

„Lass dich von diesem Arschloch nicht so runterziehen, Ray! Das ist der Kerl nicht wert! Kein Grund, traurig zu sein, freu dich lieber, dass du ihn endlich los bist!“

„Ist schon gut, Kevin“, sanft löste Ray sich aus der Umarmung seines Freundes und sah ihm in die Augen. Trotz der Tatsache, dass Rays Bernsteine noch immer tiefe Traurigkeit ausstrahlten, lächelte er leicht.

„Es geht mir gut. Tut mir Leid, das ich vorhin so ausgetickt bin, das wird nicht wieder vorkommen, versprochen. Gib mir einfach ein bisschen Zeit…“

Misstrauisch bohrten sich Kevins Augen in Rays, doch er schwieg. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass sein Freund die rabiate Trennung und den Verrat schon verwunden hatte, doch er wollte auch keine Wunden aufreißen, die vielleicht schon zu heilen begonnen hatten.

„Wenn du meinst…“, flüsterte er leise. „Hier, willst du was trinken?“

Damit wollte der Kleinere das Gespräch auf andere Dinge lenken, doch wie so oft spielte das Schicksal da nicht mit.

Nun etwas munterer sah sich Ray in der Ferienwohnung um.

„Wo sind die Anderen?“, fragte er neugierig.

Wieder schluckte Kevin. Warum schaffte sein Kumpel es heute auch immer so zielgenau immer die Fragen zu stellen, die er nicht hören wollte?

„Weg…“, antwortete er leise.

„Ach nee! Wäre mir nicht aufgefallen. Also?“ So leicht ließ Ray sich nicht abspeisen. Schon gar nicht mit so einer bescheuerten Antwort.

„Verdammt, sie sind zu Biovolt!!! Oder hast du schon vergessen, warum wir ursprünglich her geflogen sind?! Sie haben noch immer unsere BitBeasts und wir wollen sie zurück!!!“, brauste Kevin auf einmal auf, zuckte im nächsten Moment aber wieder zurück. „Oh sorry Ray, das wollte ich nicht! Verzeih mir, ich wollte dich nicht anschreien. Es ist nur, das ist alles ziemlich viel und …“

„Schon gut“, murmelte Ray leise. Er hatte die Knie angezogen und sein Gesicht in den Händen darauf vergraben. „Sie sind also zu Biovolt?“ Es klang besorgt, resigniert, verzweifelt.

Seufzend ließ Kevin sich nach hinten auf den Rücken fallen und starrte die Decke an, auf der in der Dunkelheit leicht Schatten tanzten. Es schien, als versuchten sie, ihn zu fesseln, zu hypnotisieren, in ihren Bann zu ziehen. Er konnte seine Augen nicht von ihnen wenden.

„Ja“, erwiderte er leise.

„Wann sind sie los?“

„Weiß nicht. Bei Einbruch der Dunkelheit. Vor drei oder vier Stunden.“

„Sie sollten schon längst zurück sein.“

„Vielleicht.“

„Es könnte was passiert sein.“

„Und dann?“

„Dann müssen wir sie retten.“

Jetzt erst konnte Kevin seinen Blick von den wabernden Schatten lösen. Seine Augen suchten Rays noch immer zusammengesunkene Gestalt. Sie war in der Dunkelheit nur als Umriss zu erkennen.

„Sie retten?“

„Ja, denn alleine kommen sie aus der Abtei nicht heraus, sollte Biovolt sie geschnappt haben.“

„Wir haben keine Chance.“

„Das wissen wir erst, wenn wir es versucht haben.“

„Vielleicht brauchen sie nur etwas länger.“

„Glaubst du wirklich.“

„Warten wir noch drei Stunden.“

„Und dann gehen wir hin und retten sie. Ich werde sie nicht dort alleine lassen.“

„Nein. Du hast Recht. Ich auch nicht.“

Kraftlos ließ Kevin seinen Kopf wieder auf das Bett fallen.

„Bitte, kommt zurück, sonst sind wir so was von am Arsch!“
 


 

Oh Gott. Im Moment hab ich wirklich Schwierigkeiten, auch nur einen vernünftigen Satz zu schreiben. Ich weiß echt nicht, was los ist. *seufz*

Vielleicht zu wenig Stress?
 

Sorry, dass das Kapitel so kurz geworden ist.
 

Bis zum nächsten Mal, hoffentlich in alter Frische, eure
 

achat

Kapitel 11

Ups.

Mir ist gar nicht aufgefallen, dass das letzte Kapitel mit einem Cliffhänger endete. *drop*

Tschuldigung, das war wirklich keine Absicht.

Ist schon doof, wenn man selbst die Story kennt, da machen einem solche Enden nichts aus. Ich meine, ich weiß, wie’s endet, aber das verrate ich euch nicht. Da müsst ihr euch noch etwas gedulden. Ätsch.

Aber egal, die Spannung muss ja schließlich erhalten bleiben, nicht wahr?
 

Vielen Dank für dein Kommi, amy!!!

Ich freue mich, dass es euch so gut gefällt und darum will ich euch auch gar nicht länger aufhalten, weiter geht’s:

11. Kapitel
 

„Kevin? Kevin?! Kevin, wach auf!“ Immer ungeduldiger rüttelte Ray an der Schulter seines Freundes. Dieser war vor einiger Zeit eingeschlafen und blinzelte ihn jetzt müde an.

„Ray? Was’n los?“, fragte er verschlafen und unterdrückte ein Gähnen.

„Es ist jetzt schon nach drei. Ich denke, wir sollten uns Sorgen machen.“

„WAS???“ Wie von der Tarantel gestochen fuhr der Kleinere auf.

„So spät schon? Ich wollte doch nicht einschlafen! Und sie sind noch immer nicht zurück?“

Beunruhigt sah er den Schwarzhaarigen, doch der nickte nur leicht. Im Schein der Nachttischlampe konnte Kevin erkennen, das Rays Augen – wie seine Eigenen vermutlich auch – Angst ausstrahlten. Angst um ihre Freunde.

„Scheiße!“, murmelte er und schloss resigniert die Augen.

Die Anderen waren vor über fünf Stunden aufgebrochen, um die BitBeasts zurück zu holen. Und das sie jetzt noch nicht da waren, konnte eigentlich nur eines bedeuten: Man hatte sie geschnappt.

Kevin wollte gar nicht ausmalen, was jetzt mit ihnen passierte. Er hatte höllische Angst um seine Freunde, vor allem aber auch um Lee, seinen Geliebten. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch in Momenten wie diesen wurde ihm deutlich, wie wichtig ihm der aufbrausende Chinese inzwischen geworden war und wie sehr sein Herz doch an ihm hing. Tja, das nannte man dann wohl Liebe.

„Wir sollten los!“

Rays Stimme klang überraschend beherrscht und entschlossen. Nichts war mehr von der Unsicherheit, Trauer und Verzweiflung übrig, die den Langhaarigen noch vor ein paar Stunden beherrscht hatte.

Leicht lächelte Kevin. Ja, das war der Ray, den er kannte!

„Dann los“, antwortete er nur.
 

Stöhnend kam Tala zu sich.

Ihm tat alles weh. Seine Knochen schmerzten und seine Gelenke fühlten sich unnatürlich steif an. Außerdem pochte sein Kopf heftig. Als ob jemand mit einem kleinen Vorschlaghammer hinter seiner Stirn saß und versuchte, sich nach draußen zu arbeiten. Um wenigstens seinen Gliedern etwas Linderung zu verschaffen, wollte er seine Position etwas ändern, doch nicht sehr überrascht musste er feststellen, dass das nicht ging. Er konnte sich nicht bewegen.

Leicht knurrend öffnete er seine Augen einen Spalt. Zuerst hatte er Mühe, etwas zu erkennen, doch es dauerte nicht lange, da gewöhnten sich seine Pupillen an das flackernde Licht, dass von den wenigen Fackeln kam, die den Raum erhellten.

Neugierig sah sich der Rothaarige um, als ihn ein stechender Schmerz durchfuhr. Er ging von seinen Handgelenken aus und zog sich seinen ganzen Körper hinunter. Gleichzeitig spürte er, wie etwas Warmes seinen Arm hinunter lief. Kleine Schauer jagten durch seinen Körper und eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen. Ein vorsichtiger Blick nach oben bestätigte seine Vermutung. Man hatte ihn an eine Wand gekettet, seine Hände wurden dabei von eisernen Handschellen über seinem Kopf an der Wand gehalten.

Das warme Blut, das von seinen aufgescheuerten Handgelenken an ihm herunter lief, fühlte sich auf seiner ausgekühlten Haut ungewöhnlich heiß an.

„Na? Auch endlich wach?“

Erschrocken fuhr Talas Kopf herum und er stierte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Doch die besagte Ecke lag in totaler Finsternis, sodass er nichts erkennen konnte.

„Bleib ruhig, ich bin’s, Kai“, hörte er da.

Langsam hatten sich die Augen des Rothaarigen an die Finsternis gewöhnt. Undeutlich konnte er die Umrisse seines Geliebten wahrnehmen. Scheinbar befand dieser sich in einer ähnlich ungünstigen Position wie er selbst.

Dennoch war Tala erleichtert, zumindest zu wissen, dass es seinem Freund nicht schlechter ging, als ihm selbst. Nicht, dass das ein Grund zur Freude war.

„Kai“, flüsterte er heiser. Seine Stimme war rau, seine Kehle fühlte sich an wie Schmirgelpapier und seine Stimme erkannte er kaum als seine eigene. Jetzt verstand er auch, weshalb der Graublauhaarige so fremd klang.

Kai nickte.

„Sie haben uns scheinbar in den Keller gebracht. In den Kerkerteil. Die Anderen sind noch nicht aufgewacht.“

Mit einem Kopfnicken deutete Kai auf weitere Gestalten, in der Finsternis kaum zu erkennen, die ebenfalls an die Wand gekettet wurden.

Sofort zählte Tala durch. Drei Leute. Es waren alle da, sie hatten sie also nicht getrennt. Ob das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, konnte der Rothaarige allerdings nicht sagen.

„Wie lange bist du schon wach?“, fragte Tala weiter. Er hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, Kais Stimme zu hören.

„Eine Weile“, antwortete dieser kurz, machte deutlich, dass ihm nicht nach Reden war.

Dann schwiegen sie.

Die einzigen Geräusche, die die beiden Russen wahrnahmen, war das vereinzelte Stöhnen ihrer Freunde, die einfach nicht wach wurden, das Quieken der Ratten, die ab und zu vorbeihuschten und das stetige Tropfen von Wasser, das die kalten, feuchten, steinernen Wände hinunter lief.

Sprechen taten sie nicht. Weder waren sie großartig zu dieser Anstrengung in der Lage, noch gab es etwas, was sie zu sagen hätten.

Ab und zu warf Tala einen besorgten Blick auf seinen Freund. Dessen Atemzüge waren mehr oder weniger ruhig und er hatte sich auch eine ganze Weile nicht mehr bewegt. Tala hoffte, er war nur eingeschlafen, denn wenn Kai wieder ohnmächtig geworden war, dann wäre es ein sehr schlechtes Zeichen.

Er selbst hatte kaum Mühe, sich wach zu halten. Seine Gedanken schweiften zurück zu ihrem Einbruch. Was war schief gegangen? Warum waren sie erwischt worden? Hätte es etwas geändert, wenn sie eine Wache draußen aufgestellt hätten? … Wahrscheinlich nicht.

Leicht seufzte der Rothaarige.

Und die Blades hatten sie auch nicht… Bei diesem Gedanken musste er wieder an die Akte denken, die auf Boris Schreibtisch gelegen hatte. Er überlegte, was ihn an dieser Akte so fasziniert hatte, dass es seine sämtliche Aufmerksamkeit beansprucht hatte und ihn blind für seine Umgebung gemacht hatte. Da fiel es ihm wieder ein.

„Kai! Kai!!!“, zischte er aufgeregt. Doch jetzt enthielt seine Stimme eindeutige Panik.

Tala sah, wie sein Geliebter sich wieder rührte, dabei leicht stöhnte.

„Tal? Was ist los?“, fragte er müde, nachdem er sich vergewissert hatte dass sie noch immer alleine waren.

„Kai, auf Boris Tisch, da lag eine Akte! Erinnerst du dich? Ich hab hineingeschaut und darin waren Aufzeichnungen und Pläne von einem Projekt. Bryan! Bryan ist nicht der Einzige! Sie wollen auch …“

Tala schaffte es nie, den Satz zu beenden.

In diesem Moment wurde die schwere eiserne Tür, die ihre Zelle bisher von der Außenwelt abgetrennt hatte, mit einem Ruck aufgerissen.

Überrascht hielt Tala inne und starrte, genauso wie Kai, mit weit aufgerissenen Augen zur Tür.

Leicht quietschend öffnete sie sich und herein traten zuerst zwei von Biovolts Wachleuten. Ihnen folgte eine dritte Person.

„Boris!“, zischte Tala aufgewühlt.

Sofort hatte er die volle Aufmerksamkeit des neu Eingetroffenen.

„Ah, mein lieber Tala! Du bist schon wach wie ich sehe. Und der liebe Kai auch! Das ist aber schön!“

Leicht zog und rüttelte Tala an seinen Ketten. Nicht, weil er sie lösen und sich befreien wollte – er wusste, dass er dazu nicht in der Lage war – aber um Boris zu zeigen, dass er noch nicht aufgegeben hatte und Widerstand leisten würde.

Der Lilahaarige schmunzelte bei dieser Geste nur herablassend.

„Was willst du von uns?“, fragte da Kai. Seine Stimme klang jetzt überraschend klar, klirrte aber eisig.

Ohne sie noch einmal anzusehen, entgegnete Boris: „Das werdet ihr gleich erfahren, doch zuerst werde ich noch unsere restlichen Gäste aus ihrem Dornröschenschlaf erlösen.“

Er gab einer der Wachen ein Zeichen und der Mann griff sich ohne zu zögern einen Eimer und überschüttete Lee, Tyson und Max mit Wasser. Auch ohne es zu fühlen, war sich Tala bewusst, dass das Wasser eisig kalt sein musste.

Erschrocken fuhr Tyson hoch und sah sich hektisch um. Max brauchte etwas länger, um endgültig sein Bewusstsein wiederzuerlangen, Lee dagegen hatte sich erstaunlich schnell im Griff und betrachtete seine Position und Umgebung. Seine Augen blieben an Boris hängen.

„DU?!“, schrie da Tyson. „Was soll das? Was willst du von uns? Lass uns sofort hier raus, Boris!“

Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte Tala jetzt die Augen verdreht. Der Blauhaarige schien seine Lage noch nicht ganz begriffen zuhaben. Sie waren im Moment leider nicht in der Position, Forderungen zu stellen.

Klatsch!

Lee und Max zuckten erschrocken zurück und Tala beobachtete mitleidig den Japaner, der vor Schock innegehalten hatte. Wären seine Hände nicht gefesselt, würde Tyson sich jetzt sicher über die schmerzende Wange reiben. Der Rothaarige wusste aus eigener Erfahrung, wie kräftig Boris zuschlagen konnte.

Aber hoffentlich verstand Tyson jetzt, das es nicht gut war, ihre Entführer zu provozieren. Sie saßen eindeutig am kürzeren Hebel.

Entführer? Konnte man sie so nennen, wenn man selbst doch bei ihnen eingebrochen war? Diebe waren sie auf jeden Fall, aber Entführer? Bryan hatten sie auf jeden Fall irgendwie entführt. Auf ihre Art und Weise…

Verwirrt schüttelte Tala den Kopf. Warum machte er sich gerade jetzt um so einen Schwachsinn Gedanken?

Langsam richtete der Rothaarige seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen vor ihm.
 

„Hast du alles?“

Leicht nickte Kevin. Es war ja auch nicht gerade so, als gäbe es viel, was er mitnehmen müsste. Eine Taschenlampe, ein Klappmesser, einen Dietrich – man wusste ja nie – und viele, viele Nerven.

Vor allem an letzterem fehlte es ihm aber, fürchtete der Grünhaarige.

Kevin war beeindruckt, wie ruhig sein Freund sich verhielt. Ray zeigte keine Anzeichen von Angst oder Nervosität. Nur Besorgnis um ihre Freunde konnte Kevin in Rays Augen ablesen.

„Da vorne ist es“, flüsterte Kevin.

Wieder standen sie vor der Abtei. An der gleichen Stelle, an der sie vor nicht einmal zwölf Stunden ebenfalls standen, nur waren sie da in Begleitung ihrer Freunde. Ein Kribbeln erfasste Kevin und er musste sich stark zusammenreißen, nicht wie ein aufgeregtes Kleinkind von einem Bein aufs Andere zu hüpfen, wie er es sonst gerne tat. Das hier war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Das Gemäuer der Abtei erhob sich wieder vor ihnen. Doch hatte es beim letzten Mal düster und unheimlich gewirkt, so was es jetzt gruselig und Furcht einflößend.

Leicht schüttelte Kevin den Kopf. Wie konnte man nur freiwillig dort leben?

Der Grünhaarige war froh, dass er wusste, dass Kai und Tala früher zum Leben hier mehr oder weniger gezwungen wurden, sonst hätte er spätestens jetzt an deren Verstand gezweifelt.

Ohne ein Wort setzte sich Ray neben ihm wieder in Bewegung. Allerdings wählte er nicht, wie ihre Freunde zuvor, den Weg durch das Haupttor. Die Wachen waren inzwischen wieder auf ihrem Posten und keiner der beiden Chinesen hatte das große Bedürfnis, sich mit ihnen anzulegen.

Stattdessen, gingen sie nun die Mauer ab, um nach einer günstigen Stelle zu suchen, an der sie in die Abtei eindringen konnten. Es dauerte auch nicht allzu lange, da wurden sie fündig.

Die Mauer selbst war an allen Stellen gleichhoch, so etwa sieben Meter, und aalglatt, sodass hochklettern nicht in Frage kam. Allerdings hatte Biovolt es wohl versäumt, auch die Bäume in der näheren Umgebung zu fällen. An einer Stelle stand ein Baum dicht genug, um für die Neko-jins von Nutzen zu sein.

Mit dem Kopf zeigte Ray auf dem dicken Stamm und Kevin nickte zustimmend. Innerhalb von ein paar Sekunden waren die beiden in Katzenmanier den Baumriesen hinaufgeklettert und saßen jetzt in der Baumkrone. Von hier aus konnten sie ohne Schwierigkeiten über die Mauer blicken. Sie war etwa einen Meter breit und dahinter lag nichts als Wiese, aus der in der Finsternis das Gebäude der Abtei herauszuwachsen schien.

Wieder einmal bedankte Kevin sich für das Erbe seiner Vorfahren. Denn ohne das Blut der Neko-jins, das alle in ihrem Dorf in sich trugen, wäre es ihm und Ray weder möglich gewesen, vom Baum aus auf die Mauer und von dort hinunter zu springen – der Abstand zwischen Baum und Mauer betrug nämlich immerhin noch knappe fünf Meter – ohne ein Geräusch von sich zu geben, noch wären sie heil unten angekommen. Aber wie hieß es so schön: Katzen landen immer auf ihren vier Pfoten.

Im hellen Mondlicht erhob sich nun direkt vor ihnen die Abtei, der Wind rauschte leise durch das Gras zu ihren Füßen und über ihren Köpfen krächzte eine Krähe.

Kevin trat einen Schritt näher an Ray. Dieser starrte mit leerem Blick auf das Gebäude vor ihnen und der Grünhaarige hatte eine etwaige Ahnung von dem, was im Kopf des Langhaarigen vor sich ging.

„Wir sollten einen Weg hinein suchen“, flüsterte er.

Ray nickte nur.
 

„Ihr wollt also wissen, warum ihr hier seid?“

Boris Stimme klang spöttisch. Keiner erwiderte etwas. Tyson schien seine Zunge endgültig verschluckt zu haben und auch Lee und Max hatten sofort begriffen, dass sie sich hier nicht einmischen sollten.

„Dabei ist es doch so einfach, nicht wahr Tala?“

Grinsend blickte er dem Rothaarigen ins Gesicht. Dieser wurde blass.

„Dann ist es also wahr?“, fragte er leise, mehr sich selbst, als sein Gegenüber.

Boris nickte leicht, sein Grinsen wurde noch breiter. Nun wurde auch Kai unruhig. Das Verhalten seines Geliebten gefiel ihm nicht. Dieser war auf einmal unnatürlich ruhig und wenn der Graublauhaarige es nicht besser wüsste, dann würde er sagen, er hätte in Talas Stimme so etwas wie Angst gehört. Aber das ging nicht. Tala hatte nie Angst!

„Was ist wahr?“, fragte er scharf. Er wollte nicht im Unklaren gelassen werden.

Belustigte Augen fixierten Kai.

„Du weißt es nicht? Hat dir dein Geliebter“, dieses Wort spie Boris förmlich hervor, bevor seine Stimme wieder heiter wurde, „etwa noch nicht gesagt, was er entdeckt hat, als er in meinen Akten herumgeschnüffelt hat?“

Verneinend schüttelte Kai den Kopf. Sein Blick fixierte Tala.

„Nun, dann sehe ich mich wohl dazu gezwungen, dieses Versäumnis nachzuholen. Dabei ist es so einfach. Ihr erinnert euch an die Tests, die wir immer mit Bryan durchgeführt haben? Kurz bevor ihr uns verraten habt, haben wir eine neue Versuchsreihe mit ihm gestartet. Leider kamen wir nie dazu, das Experiment abzuschließen – bis vorgestern. Du erinnerst dich sicher noch an das Mittel, dass wir dem armen Bryan gespritzt haben, als ihr so rüde in unser Lagerhaus eingedrungen seid? Ja? Das ist gut. Es war, entgegen eurer Vermutungen, kein schlechtes Beruhigungsmittel, sondern ‚Control 2’. ‚Control 1’ haben wir Kutzenov gespritzt, als ihr noch alle bei uns wart, kurz, bevor ihr Biovolt fast an den Abgrund getrieben hättet. Das gute an ‚Copntrol 1’ ist, dass es ewig im Blut bleibt, wenn man nicht speziell etwas dagegen tut. Aber wieso sollte man etwas gegen etwas tun, von dessen Existenz man nichts weiß? Folglich befand sich ‚Control 1’ noch in Bryans Blut. Als wir nun ‚Control 2’ dazugegeben haben, ‚Control 1’ hatte ja mehr als genug Zeit, in sämtliche Zellen von Bryans Organismus einzudringen, haben sich die zwei Stoffe miteinander verbunden und der Junge steht nun unter unserer Kontrolle. Ihr müsst wissen, je länger ‚Control 1’ sich im betreffenden Organismus befinden, desto besser ist am Ende, nach Zugabe von ‚Cotrol 2’, unsere Kontrolle über den Organismus. Und bei Bryan wären das ja mehr als zwei Jahre Wirkungszeit für ‚Control 1’.“

„Ihr Schweine!“, zischte Kai wütend.

„Wie könnt ihr das nur tun! Und jetzt? Was wollt ihr jetzt von uns…. Scheiße, NEIN!!!“

Plötzliche Erkenntnis spiegelte sich in Kais Augen wieder und panisch blickte er sich zu Tala um. Der jedoch mied seinen Blick.

„Ich sehe, du hast verstanden“, leicht lachte Boris und trat auf den Rothaarigen zu, der sich augenblicklich verspannte.

„Das könnt ihr nicht machen! Hör auf damit! Balkov!!!“ Wie wahnsinnig versuchte Kai jetzt, sich gegen seine Ketten zu stemmen und sich loszureißen, doch es war ein aussichtsloses Unterfangen.

„Talas Entführung diente nicht nur dem Zweck, an Bryan heranzukommen. Gleichzeitig haben wir ihm auch noch ‚Control 1’ gespritzt und kein lächerliches K.O. - Mittel.“

Mit einem bedauernden Blick betrachtete Boris den verzweifelten Kai, welcher wiederum nur Augen für seinen Geliebten hatte.

„Weißt du, Kai? Eigentlich solltest auch du an dem Tag ‚Control 1’ verpasst bekommen, aber das haben diese Deppen von Wachleuten ja nicht auf die Reihe gekriegt. Egal, das können wir auch hier nachholen. Leider muss zwischen der Einnahme der beiden Stoffe eine Zeitspanne von mindestens einem Tag liegen, damit ‚Control 1’ genug Zeit hat, um in die Zellen des Organismus einzudringen. Weiterhin wirkt ‚Control 2’ erst, wenn der Organismus die Kontrolle über seinen Körper für ein paar Sekunden aufgegeben hat. Ob das nun durch Schlaf oder Ohnmacht der Fall ist, ist dabei irrelevant. Bei Bryan war es Schlaf aber ich glaube nicht, dass wir bei dir die Geduld haben werden, darauf zu warten, dass du einschläfst, Tala. Und jetzt halt still, Kleiner, sonst tut es nur unnötig weh.“

Und mit diesen Worten zog Boris eine kleine Spritze mit einer durchsichtigen Flüssigkeit aus seiner Tasche. In aller Ruhe schraubte er die feine Kanüle darauf und setzte sie an Talas Hauptschlagader am Hals an.

„TALA, NEIN!!!“ Erneut kämpfte Kai verzweifelt und mit letzter Kraft gegen die Fesseln an, die ihn davon abhielten, seinem Geliebten zu helfen. Den Schmerz, den er sich dabei selbst zufügte, die immer weiter aufgeschürften Handgelenke, all das nahm er nicht wahr. Er hatte nur Augen für Tala, der sich, kurz bevor sich die Kanüle in seinen Hals bohrte, noch einmal zu seinem Freund umwandte. Seine Augen waren dabei so leer und zeigten deutlich, dass er bereits aufgegeben hatte.

„Es tut mir leid, Kai“, flüsterte er verzweifelt.

Da spürte er auch schon einen heftigen Stich, kurz verschwamm seine Sicht, bevor sie sich wieder klärte.

‚Control 2’ befand sich in seinem Blut.

Er sah, wie Boris den Arm hob.

„Zeit, zu uns zurückzukehren, Tala!“

Dann spürte er erneut einen Schlag an der Schläfe und widerstandslos überließ er sich die Finsternis, die ihn umfing. Kämpfen hätte eh keinen Zweck…
 

Okay, diesmal bin ich mir über den Cliffhänger bewusst, aber es geht nicht anders. Ich glaube, ab hier könnte ich aufhören wo ich wollte und es wäre immer ein Cliffhänger. Und den ganzen Rest der Geschichte mit einmal hochzuladen, wäre etwas viel, denke ich. ^^

Jetzt sind wir also am Kern der Story angekommen. Das ganze Problem, auf dem die Story aufgebaut ist. ‚Control 1’ und ‚Control 2’… Jaaa, ich geb’s ja zu, bei den Namen war ich besonders kreativ, aber hey, zumindest passen sie!

Falls jemand noch Fragen zu diesem Kapitel hat, (vllt hab ich was nicht so ordentlich erklärt, wie erhofft) beantworte ich sie gerne. Einfach sagen!
 

Also bis zum nächsten Mal! Eure
 

achat

Kapitel 12

Das nächste Kapitel ist da und spannend geht es weiter!


 

12. Kapitel

„Irgendwie unheimlich hier“, flüsterte Kevin leise.

Ray nickte nur. Auch er hatte ein mulmiges Gefühl. Doch es half alles nicht, sie mussten da rein. Irgendwo da drinnen waren ihre Freunde, die ihre Hilfe brauchten.

Irgendwo da drinnen war Bryan.

Schnell verdrängte Ray den letzten Gedanken und konzentrierte sich wieder auf ihre bevorstehende Aufgabe. Nach einigem Suchen hatten sie eine etwas vermoderte Holztür mit einem verrosteten alten Schloss gefunden. Der Zustand der Tür ließ darauf schließen, dass diese nicht mehr genutzt wurde. Daher war die Wahrscheinlichkeit auch sehr gering, dass sie beim Eindringen in die Abtei sofort erwischt werden würden.

Jetzt machte sich Kevins Dietrich bezahlt. Ohne Schwierigkeiten knackte er das schon etwas veraltete Schloss und sie schlüpften Beide in den finsteren Gang dahinter.

Und hier standen sie jetzt. Durch die halb geöffnete Tür drang noch etwas Mondlicht herein und erhellte so den alten, vermoderten Gang. Die Wände waren feucht und leicht schmierig. Der Geruch von Verwesung beherrschte die Luft. Der Kleinere wollte sich gar nicht vorstellen, wie viele tote Ratten hier vor sich hin verwesten. Von den Lebenden Mal ganz zu schweigen.

„Brrr.“

Leicht schüttelte Kevin sich und griff mit einer Hand zu seiner Taschenlampe, um ihren Weg besser auszuleuchten, doch wurde er von Rays Hand aufgehalten. Der Langhaarige sah ihn an und schüttelte den Kopf.

„Das ist zu gefährlich. Irgendwo wird dieser Gang einen noch benutzten Gang kreuzen, oder aber, hier gibt es Überwachungskameras. Das Licht der Taschenlampe könnte uns verraten.“

Einen Moment sah Kevin seinen Freund an. Die Argumentation war sehr logisch, aber …

„Wir können uns doch nicht im Dunkeln da lang tasten! Wer weiß, was da noch kommt und …“

„Doch, wir können. Oder besser: Ich kann. Du nimmst meine Hand und ich führe dich sicher. Wenn wir miteinander reden, dann bekommen eventuelle Kameras das nicht mit und wenn wir leise genug sind, werden wir auch von den Wachen nicht entdeckt. Es ist sicherer so, vertrau mir!“

Zweifelnd betrachtete der Grünhaarige Ray.

„Es ist dennoch gefährlich“, meinte er beharrlich.

Der Ausdruck in Rays Augen wurde flehend.

„Wir dürfen uns aber auf keinen Fall erwischen lassen! Denk an unsere Freunde, wir sind ihre letzte Chance! Bitte! … Denk an Lee!“

Autsch. Der letzte Satz hatte gesessen. Kurz schloss Kevin die Augen. Ja, er durfte Lees Rettung auf keinen Fall gefährden. Er würde es nicht ertragen, wenn ihm etwas geschehen würde. Und Ray wirkte so sicher. Auch wenn Kevin es nicht verstand, aber er vertraute Ray.

Er grinste seinen Freund schief an und steckte seine Taschenlampe wieder weg.

„Okay, auf in die Finsternis!“
 

„Tala?“

Hilflos musste Kai zusehen, wie Boris seinem Geliebten erst gewaltsam die Spritze mit dem verfluchten ‚Control 2’ injizierte und ihn danach rücksichtslos niederschlug, um die erwünschte Ohnmacht herbeizuführen, die er brauchte, damit das Mittel seine verfluchte Wirkung endgültig erzielte.

Es schmerzte den Graublauhaarigen, Tala sah so kraftlos und zerbrechlich aus, wie er dort an der Wand hing.

Lediglich am Rande nahm er wahr, wie auch Lee, Tyson und Max versuchten, ihm zu helfen. Doch die Lage war aussichtslos.

Erneut winkte Boris einen der zwei Wachleute heran. Dieser griff nach einem zweiten Eimer mit Wasser und schüttete ihn ohne zu zögern über den wehrlosen Rothaarigen.

„Da ich extra nicht so fest zugeschlagen habe, müsste ihn das eigentlich wecken. Wenn ihn eure Beziehung nicht zu sehr verweichlicht hat, Kai“, sagte Boris mit einer fröhlichen Stimme. Er hatte doch nicht etwa etwas gegen Homosexualität? Oder lag es an ihrer Liebesbeziehung im algegemeinen?

Und tatsächlich, Tala begann leicht zu stöhnen. Seine Muskeln zuckten und sein Kopf hob sich leicht. Die Augen öffneten sich einen Spalt.

Kai hielt den Atem an.

Hatte ‚Control 2’ gewirkt?

Oder war Tala stärker?

Konnte man sich gegen dieses Gift überhaupt wehren?

Vorsichtig richtete Tala sich auf und stellte sich langsam auf seine zwei Füße, um seine Arme von seinem Gewicht zu entlasten. Das alles tat er hochkonzentriert, starrte dabei auf den Boden. Nachdem er die letzten Schwindelgefühle, wahrscheinlich Überbleibsel seines kurzen Black-Outs, überwunden zu haben schien, hob er den Kopf wieder und sah sich ruhig in der Gefängniszelle um.

Sein Blick schweifte über die zwei Wachen, verharrte kurz bei dem grinsenden Boris, nur um dann weiter über Tyson, Lee und Max zu wandern und schließlich bei Kai hängen zu bleiben.

Eisig kalte Saphire bohrten sich in verzweifelt hoffnungsvolle Rubine.

„Was tue ich hier?“, fragte Tala. Seine Stimme so emotionslos wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.

Leicht sackte Kai zusammen und biss sich hoffnungslos auf die Unterlippe, um den aufwallenden Schmerz in seinem Inneren zu verdrängen.

Sie hatten verloren.

Er spürte mehr als das er sah, wie Boris sich über seine Hilflosigkeit und Verzweiflung freute, wie ihn sein Verhalten amüsierte.

Wie er diesen Bastard doch hasste!

„Das ist nicht wichtig. Warte einen Augenblick, du wirst aus deiner unglücklichen Lage sofort befreit werden.“

Schnell zog der Lilahaarige aus seiner Tasche einen kleinen Schlüssel hervor, mit dem er Talas Handschellen öffnete.

Kurz musste dieser sich an der Wand festhalten, da ihm die Kraft und das Gleichgewicht fehlten. Die lange Festnahme ohne Nahrung oder Wasser hatten ihn ausgelaugt und ohne die stützende Wirkung der Handschellen musste er wesentlich mehr Konzentration dazu aufbringen, gerade zu stehen.

Leicht rieb Tala sich die wunden und blutverschmierten Handgelenke.

„Was soll ich tun?“, war das nächste, was er sagte.

Kai hätte kotzen können. Dieses unterwürfige Verhalten, dieser bedingungslose Gehorsam! Wie sehr er es doch verabscheute! Und er wusste, Tala ging es genauso. Gerade deswegen schmerzte es ihn, seinen Geliebten sich jetzt so gebärden zu sehen. Wie er nur auf Boris Befehle reagierte. Wie eine Maschine, nicht wie ein Lebewesen mit eigenem Willen, absolut hörig. Kai hasste es.

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Kai sah, wie Boris Tala eine kleine Spritze vor Augen hielt. Es war nicht die Gleiche, die er Tala in den Hals gerammt hatte, diese war noch gefüllt.

Ein sadistisches Grinsen bildete sich auf Boris Gesicht und sein Blick wanderte zu dem angeketteten Russen.

Ein plötzlicher Blitz der Erkenntnis durchzuckte Kai und erschrocken keuchte er auf. Wie aus Reflex wollte er zurückweichen, doch hinter ihm befand sich nur die feuchte, kalte, raue Mauer.

Tala verstand auch ohne eine Aufforderung durch Worte.

Er griff nach der Spritze und schraubte in aller Ruhe und Sorgfalt die dünne Kanüle darauf. Dann fixierten seine kalten, blauen Augen Kai. Langsam schritt er auf diesen zu, wie ein Raubtier, dass seine Beute in die Ecke gedrängt hatte.

„Tal, bitte, komm zu dir! Das willst du doch gar nicht!“, redete Kai leise aber bestimmt auf den Rothaarigen ein, der sich ihm langsam aber beständig immer mehr näherte. Er reagierte auf die Worte nicht.

„Tala!“, fast schon flehend klang Kais Stimme.

Irgendwie musste er ihn doch aus dieser Apathie reißen können. Aus diesem… Zustand! Das war doch nicht sein Tala, sondern nur eine willenlose Marionette ohne jegliche Gefühle. Irgendwo da musste doch auch noch sein heißblütiger Geliebter sein. Er konnte doch nicht einfach verschwinden!

Langsam fasste Tala nach Kais Arm, doch dieser begann, wie wild zu zappeln. So lange er nicht still hielt, hatte Tala keine Chance, ihm ‚Control 1’ zu injizieren, also musste er in Bewegung bleiben.

Obwohl jeder seiner Knochen schmerzte, er durfte auf keinen Fall aufgeben, denn dann hätte Biovolt so gut wie gewonnen.

Plötzlich presste Tala sich mit seinem ganzen Körper gegen Kai und drückten diesen so fest gegen die raue Wand. Erschrocken zog Kai scharf die Luft ein. Die unerwartete körperliche Nähe irritierte ihn und seinen Körper. Das ist nicht Tala! Immer wieder musste er sich das ins Gedächtnis rufen.

Das Gewicht des Rothaarigen presste ihn förmlich gegen die Mauer und ließ keinen Platz mehr für Bewegungen. Hilflos, denn noch wehrte sich alles in ihm dagegen, seinen Geliebten eventuell zu verletzen, musste Kai zusehen, wie Tala ihm langsam das Gift spritzte. Der Einstich im Arm schmerzte kaum, fast zärtlich ging der Blauäugige vor.

Dazu der keuchende Atem Talas, denn es war anstrengend, den Graublauhaarigen so zu fixieren, all das brachte Kai fast um den Verstand. Am Ende war er schließlich auch nur ein Mann.

Dann, genauso plötzlich, wie Tala sich an ihn gepresst hatte, verschwand der heiße, verschwitzte Körper und ein leichter Schwindel überkam Kai. Seine Sicht verschwamm und seine Knie wurden weich. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er die Kontrolle wieder erlangt hatte, gerade so, als hätte man ihm ein ganz schwach dosiertes K.O.-Mittel gegeben.

Der Rotäugige zitterte leicht, als ihm der Verlust der Wärmequelle bewusst wurde, die eben noch so dicht bei ihm war.

Von seinem eigenen Geliebten die Freiheit genommen.

Jeder andere hätte an seiner Stelle jetzt vermutlich geheult.

Kai beschränkte sich auf einen schmerzvollen Blick und ein geflüstertes „Tala“, als dieser hinter Boris ihre Zelle verließ.

Es tat so weh.
 

„Wie machst du das?“

Kurz hielt Ray inne.

„Was?“, fragte er dann.

„Na dass du nicht stolperst, nirgends gegen läufst, das halt!“

Ray war sich sicher, dass Kevin mit der Hand, mit der er sich nicht an ihm festhielt, wild in der Gegend herum gestikulierte.

Seit beinahe zehn Minuten liefen sie nun schon durch die totale Finsternis. Zwei Mal hatten sie etwas surren gehört. Es klang wie etwas Technisches, das sich bewegte. Wie ein besonders leises, ferngesteuertes Auto. Nur, dass es über ihren Köpfen war. Die beiden Chinesen tippten auf Überwachungskameras.

Das wiederum bedeutete, dass sie wirklich auf die Taschenlampen verzichten mussten, etwas, dass Kevin sichtlich missfiel.

Er hielt sich jetzt mit einer Hand krampfhaft an Ray fest. Dieser lief langsam durch die Finsternis, eine Hand immer an der Wand. Vor Stufen oder engen Stellen warnte er den Anderen immer, damit dieser sich nicht verletzte. Bis jetzt war alles gut gegangen.

„Ist dir etwas an mir aufgefallen?“, fragte Ray leise.

Kurz überlegte Kevin.

„Nein, eigentlich nicht. Außer, dass du unverständlicher Weise an diesem Idioten von Bryan hingst und … oh, scheiße, sorry Ray. Das wollte ich nicht!“

„Schon okay. Sonst noch etwas? Am Aussehen vielleicht?“ Ray war froh, dass sein Freund den Schmerz nicht sehen konnte, der kurz über sein Gesicht zuckte.

„Nein. Ich meine, du trägst die Haare anders…“

Der Schwarzhaarige nickte.

„Genau. Erinnerst du dich noch an meine Mutter. Sie hatte doch diese Krankheit…“

Am Ende des Satzes wurde er immer leiser. Er sprach selten über seine Eltern.

„Ja, mit den Augen. Sie war am Ende sogar blind, wenn mein Vater Recht hat. Er hat mir davon erzählt… Moment, du willst doch nicht sagen…?“

„Es ist eine Erbkrankheit. Ich bin erblindet. Fast ein Jahr habe ich so gelebt, später habe ich Bryan getroffen. Er hat mir wirklich sehr damit geholfen, mit meiner Behinderung klar zu kommen. Damals habe ich mich auch in ihn verliebt…“ Einen Augenblick schwieg Ray. Sie waren stehen geblieben, der Langhaarige dachte an früher. In solcher Finsternis hatte er gelebt, als er sich in Bryan verliebt hatte. Und dieser sich in ihn. Leise seufzte er. Davon war er noch immer überzeugt.

„Jedenfalls weiß ich, wie es ist, nichts sehen zu können. Ich habe gelernt, mich auf meine restlichen Sinne zu verlassen, vorbehaltlos. Deswegen bewege ich mich hier so sicher.“

Ray spürte, wie Kevin seine Hand aufmunternd drückte.

„Aber jetzt kannst du sehen.“ Es war mehr eine Aussage als eine Frage.

„Ja. Ich habe mich einer OP unterzogen. Das linke Augenlicht war nicht zu retten, aber mit dem rechten Auge kann ich wieder sehen.“ Leicht lächelte Ray.

„Und um deine Halbblindheit zu verstecken schiebst du deine Haare vor das Auge. Nicht schlecht. Aber sag mal, die Krankheit war doch nicht der Grund, warum du verschwunden bist, oder? … Ray?“

Der Langhaarige antwortete nicht.

„Awww! Das kann doch nicht wahr sein!“ Mit einem leisen Aufschrei umarmte Kevin seinen Freund.

„Deswegen? Traust du uns so wenig? Sind wir so schrecklich? Du bist ein Idiot, Ray! Ein richtiger Idiot!“

Nun Umarmte auch Ray Kevin.

„Tut mir Leid“, nuschelte er leise. „Ich vermute, du hast Recht.“

„Mmh, ich habe immer Recht!“

Dann lösten sich die beiden wieder.

„Aber darüber reden wir noch Ray. Wegen so etwas abzuhauen… Naja, jetzt sollten wir weiter.“

„Da hast du wohl auch wieder Recht.“

„Hihihi. Klaro. Immer doch!“

Schweigend setzten sie ihren Weg vor, nun wesentlich entspannter als vorher.

Plötzlich hielt Ray inne.

„Da vorne ist Licht“, flüsterte er.

Aufgeregt spähte Kevin an dem Größeren vorbei und tatsächlich. Licht!

Nun noch vorsichtiger geworden schlichen sie weiter, bis sie auf den beleuchteten Gang trafen. Es war niemand in Sicht.

„Und jetzt?“, fragte Kevin leise.

Ray zuckte hilflos mit den Schultern.

„Da es vorhin beständig bergab ging nehme ich an, wir sind im Keller. Wenn sie unsere Freunde wirklich fest halten, dann wahrscheinlich hier.“

Kevin nickte zustimmend.

„Wir sollten uns aufteilen, dann haben wir größere Chancen, sie zu finden“, schlug er vor.

Kurz überlegte Ray. War es wirklich so klug, sich zu trennen? Waren sie nicht gerade dann noch schwächer? Aber Kevin hatte Recht. Wer weiß, wie groß die Kellergewölbe waren. Vor allem, wenn man bedachte, wie lange sie bereits gelaufen waren. Er erinnerte sich dunkel daran, wie Kai ihm mal erzählt hatte, dass die Gewölbe unter der Abtei einem Irrgarten glichen, in dem man nur zu schnell den Überblick verlieren konnte. Schon mit viel Glück dürfte es eine Weile dauern, sie zu finden. Zu Zweit waren ihre Chancen wirklich besser…

Widerstrebend nickte der Schwarzhaarige.

„Okay, aber wir treffen uns in spätestens vierundzwanzig Stunden im Appartement, verstanden?“

„Ja.“

„Gut, dann viel Glück! Pass auf dich auf!“

„Du auch!“

Besorgt beobachtete Ray, wie der Grünhaarige nach links in den Gang einbog und ihn fast geräuschlos hinunter huschte. Bereits nach wenigen Sekunden war er hinter einer Biegung verschwunden.

Erneut seufzte Ray. Er musste sich jetzt konzentrieren. Auf keinen Fall durfte er erwischt werden.

Auf leisen Pfoten schlich auch er den beleuchteten Gang entlang, allerdings nahm er die andere Richtung.

Nach einigen Metern erreichte er eine Kreuzung. Hilflos sah er sich um und ging Schulter zuckend geradeaus weiter. Jetzt konnte er sowieso nur noch auf sein Glück vertrauen.

Aber das schien ihm heute nicht hold zu sein. Er war noch keine fünf Minuten unterwegs, da vernahm seiner feiner Gehörsinn Schritte. Da diese zwischen den verdammten Steinwänden allerdings so hallten, konnte er keine genaue Entfernung bestimmen.

Panisch sah sich der Schwarzhaarige um. Die letzte Abzweigung war schon eine Weile her, das würde er nicht rechtzeitig schaffen. Es gab aber auch sonst keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Gerade entdeckte er eine kleine Nische, in der er sich vielleicht verbergen könnte, da war es bereits zu spät.

Zwei Wachleute bogen um die Ecke. Sie waren breitschultrig und muskelbepackt, trugen jeweils einen Schlagstock, ein langes Messer und eine Pistole, gehörten aber augenscheinlich auch zu der Sorte Mensch, bei der die Muskeln die Gehirnzellen verdrängt hatten.

„Hey, du!“, schrie einer von ihnen sofort und griff nach seinem Messer. Ohne zu zögern ging er auf den zierlichen Chinesen los. Dieser jedoch wich mit einer behänden Leichtigkeit aus, die er sowohl seinen Genen als auch seinem jahrelangen Kampfsporttraining zu verdienen hatte.

Schnell sprang er zur Seite. Er spürte, wie ihn die kühle Klinge des Dolches streifte und seine Kleidung aufriss. Ein feiner Schnitt zierte jetzt seine rechte Schulter, nicht tief genug um gefährlich zu sein, doch immer noch tief genug, um stark zu bluten. Leicht fluchte Ray. Gerade, als der Mann zu einem weiteren Hieb ausholte, nutzte Ray diesen Moment seiner Deckungslosigkeit und beförderte seinen Gegner mit einem gezielten Tritt zu Boden. Aus dem Augenwinkel nahm Ray wahr, wie der Andere nun seinen Schlagstock zückte und - wie sein Kollege zuvor - ohne nachzudenken auf ihn zustürmte. Mit aller Kraft holte er aus und schlug zu. Den ersten Schlag musste Ray mit seinen Unterarmen, die er schützend vor sein Gesicht hielt, abfangen, doch unter dem zweiten Schlag duckte Ray sich in einer fließenden Bewegung weg und rollte sich aus der Gefahrenzone. Der Wachmann, dessen Schlag so ins Leere gegangen war, verlor das Gleichgewicht, stolperte und riss seinen Kollegen, der sich gerade wieder mühevoll aufgerappelt hatte, mit zu Boden.

Schreiend und fluchend rollte das Menschenbündel auf dem Boden und sie versuchten, wieder auf die Beine zu kommen. Doch diese Chance ließ Ray ihnen nicht. Ohne zu zögern schickte er die beiden Wachleute mit einem gezielten Handkantenschlag ins Reich der Träume.

Leicht keuchend wischte sich der Chinese den Schweiß aus der Stirn. Er hatte wahrlich Glück gehabt, dass keiner der Beiden ihre Pistole gezückt hatte. Aber auf der einen Seite waren die schmalen Gänge wohl kein geeigneter Ort für eine Schusswaffe und auf der anderen Seite machte es ihnen sicher auch viel mehr Spaß, einen Gegner zu verprügeln. Hirnlose Schwachköpfe eben.

Kurz betrachtete Ray die Bewusstlosen. Die würde noch ne Weile schlafen.

Erleichtert atmete er auf. Das war einfacher gewesen, als erwartet.

Da nahm er hinter sich ein leises Klicken wahr.

„K…Keine Bewegung!“, schrie eine Stimme hinter ihm.

Erschrocken drehte Ray sich um und spürte schon im nächsten Moment einen Luftzug und ein schmerzhaftes Ziehen an seinem rechten Arm. Geschockt hielt er inne und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf einen dritten Wachmann. Dieser richtete leicht zitternd eine Pistole auf ihn und schien reichlich nervös.

Innerlich verfluchte Ray sich für seine Unaufmerksamkeit und hob langsam die Hände. So aufgeregt, wie der Kerl war, würde der ihn glatt ausversehen erschießen und dass wollte der Chinese doch lieber vermeiden.

„U..Umdrehen!“, forderte der Wachmann ihn auf. Ray gehorchte ohne zu zögern, ließ sich jedoch Zeit. Er hörte die lauten Schritte des Mannes, als er von hinten auf ihn zukam. Er mochte es überhaupt nicht, wenn sich sein Gegner hinter ihm befand. Dann wurde Rays Arme plötzlich mit einem Ruck nach unten gerissen, gleichzeitig bohrte sich der Lauf der Pistole schmerzhaft in seinen Rücken. Gepeinigt schrie der Langhaarige auf.

„So. Und jetzt schön stillhalten“, murmelte die Wache und fummelte an seinen Handgelenken herum. Ray spürte kühles Metall. Anscheinend sollten ihm Handschellen angelegt werden, mutmaßte er. Es dauerte eine ganze Weile, der Wachmann schien es nicht hinzukriegen. Noch immer spürte Ray die Pistole im Rücken. Er vermutete, dass der Mann es einfach nicht packte, mit nur einer Hand die Handschellen ordentlich zu platzieren und zu verschließen.

Trotz der für ihn eigentlich ziemlich beschissenen Situation musste Ray leicht grinsen. Sein rechter Arm schmerzte stark. Der Schnitt an der Schulter schien doch schlimmer zu sein, als er vorhin im Eifer des Gefechtes angenommen hatte. Und nun war sein Arm auch noch angeschossen worden. Ob die Kugel noch immer darin steckte? Ray hatte keinen Schimmer.

Plötzlich verschwand die Pistole in seinem Rücken. Diesen Moment nutzte Ray und wirbelte herum. Zu seiner Überraschung waren seine Hände noch immer frei. Schon holte der Chinese zu einem ordentlichen Tritt aus, da sah er den Griff der Pistole auf sich zurasen.

Scheiße!

Ein dumpfer Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus. Der Mann hatte nicht seine Schläfe getroffen, dass hatte Ray durch seine Drehung verhindert, dennoch spürte der Blader, wie Blut an seinem Hinterkopf hinunterlief. Benommen sackte er zu Boden, mit dem Gesicht nach unten.

Alles drehte sich und drohte, in einer angenehmen Schwärze zu versinken, doch beharrlich kämpfte Ray gegen die aufsteigende Ohnmacht an. Er musste wach bleiben! Auf keinen Fall durfte er sich schnappen lassen!

Ein heftiger Tritt in seinen Magen ließ ihn sich zusammenkrümmen. Schmerzhaft hustete er. Als nächstes spürte er ein Gewicht auf sich. Anscheinend hatte der Wachmann sich auf ihn gesetzt, um ihn still zu halten und versuchte nun mit beiden Händen, die seinen hinter seinem Rücken zusammenzubinden.

Noch einmal mobilisierte Ray seine letzten Kraftreserven und stemmte sich mit einem Ruck nach oben. Erschrocken keuchte sein Gegner auf und fiel zu Boden. Zu überrascht war er, um sich zu wehren. Mit einem letzten, zugegebenermaßen etwas ungezielten, Tritt, beförderte Ray auch diesen Wachmann ins Reich der Träume.

Keuchend ließ er sich an der Wand nieder und fasste sich nach Luft schnappend den Bauch. Hoffentlich war bei dem Tritt vorhin keine Rippe zu Bruch gegangen. Genug Kraft steckte jedenfalls drinnen und seine Brust schmerzte auch höllisch.

Für einen kurzen Moment schloss Ray die Augen und gönnte sich einen Moment der Ruhe. Fahrig wischte er sich über die Stirn. An seinem Handrücken klebte Schweiß und Blut. Sah ganz so aus, als hatte er sich bei dem Sturz vorhin sein Gesicht ziemlich aufgeschrammt.

Erschöpft wanderte sein Blick zu den drei Bewusstlosen. Langsam stand Ray auf und betrachtete die Drei. Spätestens jetzt war ihm klar geworden, wie gefährlich Biovolt eigentlich war. Wie weit sie gingen.

Sie gingen über Leichen.

Und gerade deswegen durfte auch Ray sich keine Schwächen erlauben.

Noch einmal dachte Ray an den Kampf eben und wie knapp es doch gewesen war. Also fasste er einen Entschluss.

Zögerlich nahm der Langhaarige eine der Pistolen an sich, betrachtete sie kurz und steckte sie schließlich in seinen Gürtel.

Man konnte ja nie wissen.
 

Ähm. Ich glaube, ich habe am Ende des sechsten Kapitels was von Bergfest erzählt. Ein riesengroßer Irrtum!!!

Ich hab echt nicht damit gerechnet, aber die Ereignisse nehmen doch mehr Wörter in Anspruch, als von mit erwartet. Ich habe keine Ahnung, wie lang die Story noch wird. Nach meinen Stichpunkten haben wir jetzt etwa drei Viertel geschafft. Aber das hat ja scheinbar nichts zu heißen…*g*

Ich könnte natürlich auch die Kapitel länger machen, aber dann würde es noch länger dauern und das will ich auch nicht. Mindestens 2000 Wörter pro Kapitel ist das Ziel!

Also, wir sehen uns in Kapitel 13 (uah, Unglückszahl! Hoffentlich gilt das nicht auch für unsere armen Helden…)!
 

Bye, eure
 

achat

Kapitel 13

Hallo und vielen Dank für den Kommentar.

Und ich würde auch super gerne etwas mehr dazu sagen, außer dass ich total happy darüber bin, dass es dir so gut gefällt und du dir auch eigene Gedanken macht, aber ich fürchte, wenn ich näher auf die Kommentare eingehe, dann verrate ich schon einen Teil der Story. Und das will ich auf keinen Fall!

Also bleiben sie schön neugierig …

13. Kapitel

„Kai?“

Gut konnte man die leise Stimme in der Stille hören. Leicht hob Angesprochener den Kopf. Seine Augen trafen die von Tyson.

„Was ist?“, knurrte er unwillig.

„Ist alles in Ordnung?“

„Ja, klar! Alles Bestens! Bescheuerte Frage…“ Leicht schüttelte der Russen den Kopf.

Dennoch gab Tyson nicht auf.

„Wie geht es dir? Spürst du etwas? Fühlst du dich komisch, oder so?“

Leicht spannte Kai sich an. Erneut wollte er den Japaner unwirsch anfahren, warum nervte der auch so? Doch dann sagte ihm sein kleines bisschen Vernunft, dass er sich noch hatte Bewahren können, dass die Frage des Blauhaarigen gar nicht so unbegründet war. Obwohl Kai sich vorstellen konnte, dass Tyson diese Frage eher stellte, weil er sich Sorgen um ihn machte und nicht, weil er wissen wollte, ob er, Kai, schon etwas von Biovolts Einfluss auf ihn spürte. Sentimentaler Trottel. Er sollte nicht so viel an Andere denken. Begriff Tyson nicht, dass auch für ihn hier inzwischen ums nackte Überleben ging? Biovolt schien jetzt endgültig keine Grenzen mehr zu kennen.

Leicht seufzte Kai.

„Keine Sorge, es geht mir gut. Ohne dieses ‚Control 2’ ist das, was sie mir bereits gespritzt haben, scheinbar völlig harmlos.“

„Da bin ich ja beruhigt“

Daraufhin schnaubte Kai nur. Er verkniff es sich, darauf hin zu weisen, dass er in etwa 24 Stunden den zweiten Teil dieses Kontrollgiftes verabreicht bekommen würde und dann ebenfalls Biovolt unterstehen würde.

„Wir sollten sehen, dass wir hier raus kommen!“, mischte sich da Lee ein.

„Ja, nur wird das etwas kompliziert, diese Ketten sind verdammt stabil“, meldete Max sich. „Ist bei dir alles klar, Ty?“ Man konnte die Sorge um seinen Freund aus der Stimme des Amerikaners hören.

„Jaja. Alles klar. Kein Grund zur Panik, Maxie.“

Erleichtert strahlte der Blonde.

Wieder musste Kai ein Stöhnen unterdrücken. Dieser Kindergarten brachte ihn noch vor Biovolt um den Verstand. Wieder musste er an Tala denken. Diese kalten Augen, völlig leblos. Aber wahrscheinlich befand sich in Talas Körper im Moment auch nur wenig Leben. Ein Zittern durchlief Kais Körper. Und dabei wollten sie doch nur an dieser Meisterschaft teilnehmen, in der Hoffnung auf ein paar neue Herausforderungen! Nie hatten sie mit so etwas gerechnet! Das Leben war echt scheiße…

Plötzlich zuckte Lee zusammen.

„Seit mal leise!“, zischte er.

Seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt und angespannt beobachtete er die Tür. Auch die anderen Blader verstummten auf der Stelle und starrten auf die Tür. Keiner wagte zu atmen. Zuerst wollte Kai fragen, was das denn solle, da hörte auch er es. Ein leises, schabendes Geräusch, das von der anderen Seite der Tür kam.

„Was ist das?“, fragte Max ängstlich.

„Die bessere Frage wäre wohl, wer ist das“, murmelte Lee leise. Aber wer auch immer es war, er schien keinen Schlüssel für die Tür zu haben. Eine leise Hoffnung keimte in dem Chinesen auf. Könnte es sein, dass…? Aber nein, das war unmöglich. Oder?

Da gab es ein *Klick*. Unnatürlich laut wirkte es in der Stille. Leise schwang die Tür auf und ein grüner Haarschopf tauchte in dem Spalt auf.

„Kevin!“, stieß Lee erleichtert hervor.

„Was machst du denn hier?“

Vorsichtig lugte dieser in die Zelle. Dann schaltete er seine Taschenlampe ein, da die Fackeln nur spärlich Licht spendeten.

„Da seid ihr ja!“, rief er erleichtert. Der Lichtkegel fuhr schnell über die Gesichter seiner Freunde. Sie sahen alle sehr blass aus, hatten diverse Kratzer und auch ihre Kleidung war teilweise zerrissen. Doch zu seiner Erleichterung konnte Kevin keine größeren Verletzungen sehen. Nur Tysons Wange sah unnatürlich rot aus und Kais Handgelenke waren extrem aufgeschürft und blutig.

„Bin ich froh“, lächelte Kevin glücklich. Da stockte er. Gerade strahlte seine Taschenlampe auf ein paar offene Handschellen, die einsam an der Wand baumelten. Auch an ihnen klebte Blut. Es schien frisch zu sein. Noch einmal leuchtete er mit seiner Taschenlampe den gesamten Raum ab.

„Wo ist Ivanov?“, fragte er beunruhigt.

Ein betretenes Schweigen folgte.

Schließlich war es Lee, der sich, nach einem Blick auf Kai, leise räusperte: „Hör mal Schatz. Am Besten holst du uns hier raus und ich erzähle dir währenddessen, was passiert ist, okay?“

Kevin verpasste Lee einen kurzen Kuss auf die Wange. Das konnte er sich nicht verkneifen, zu froh war er, den Anderen wieder zu sehen.

„Okay!“, stimmte er zu.

Und damit zückte er zum wiederholten Mal in dieser Nacht seinen Dietrich.
 

Leise, aber schnell, huschte Ray weiter durch die ausgestorbenen Gänge. Bei dem kleinsten Geräusch zuckte er zusammen und er achtete immer darauf, eine Versteckmöglichkeit zu haben. Die Begegnung mit den Wachleuten hatte ihn etwas schreckhafter, aber vor allem auch vorsichtiger gemacht.

Sein Arm schmerzte und auch sein Kopf dröhnte unangenehm, doch jetzt musste er weiter. Fürs Umkehren war es schon längst zu spät. Nicht, dass es für ihn je zur Option stehen würde.

Bisher hatte er in keinem der Räume ein Anzeichen seiner Freunde entdecken können. Bei den Zellen und Folterinstrumenten, die hier herum standen, teilweise sicher noch aus dem Mittelalter, war er aber auch irgendwie froh darüber. Menschen konnten wirklich grausam sein.

Nach einer weiteren Biegung stand er plötzlich in einem etwas größeren Raum. Mehrere Gänge trafen sich hier. Insgesamt sechs Stück, das hieß, abzüglich dem, durch den er gekommen war, musste sich der Chinese zwischen fünf möglichen Wegen entscheiden. Innerlich grummelnd musste Ray zugeben, dass er schon längst die Orientierung verloren hatte.

Vorsichtig betrat er den kreisrunden Raum. Das Feuer der vielen Fackeln hinterließ gruselige, sich reckende, streckende, stauchende und krümmende Schatten, die auf den kalten, steinernen Wänden ihren Angst einflößenden Tanz tanzten. Ray mutmaßte, dass er ungefähr zehn große Schritte bräuchte, um den Raum zu durchqueren. An den Wänden standen vereinzelt Klappstühle, einige davon schon kaputt, andere nur sehr alt. Vielleicht war das hier früher eine Art Treffpunkt, bei der enormen Größe würde es sich ja anbieten. An den Wänden hingen zwischen den Fackeln außerdem zusätzliche Glühbirnen. Auch an der Decke waren alte Lampen befestigt, die nur mit Strom funktionierten. Also hatte selbst hier unten die moderne Welt versucht, Fuß zu fassen. Am Zustand der Beleuchtungseinrichung konnte Ray jedoch erkennen, dass das elektrische Licht nur sehr selten gebraucht wurde.

Gerade hatte der Schwarzhaarige sich für einen der Gänge entschieden und wollte ihn betreten, als er hinter sich leise Schritte vernahm. Kurz spannte er sich an. Er wusste, es war zu spät. Die Schritte waren zu dicht, er musste bereits entdeckt worden sein, es sei denn, die fremde Person war blind. Was Ray allerdings bezweifelte. Noch hatte der Unbekannte nichts gesagt. Leise fluchte der Chinese auf seine Unachtsamkeit und drehte sich vorsichtig um…

…und stockte.

Der sportlich muskulösen Körper wurde kaum von der langen Jeanshose und dem ärmellosen Sweatshirts versteckt, dazu saßen sie zu eng. Auf beiden Kleidungsstücken prangte das Zeichen Biovolts.

Leicht hob Ray den Blick.

Er fürchtete sich vor dem, was er sehen würde.

Und dennoch wusste er, was kommen würde.

Kurzes, silbriges Haar umfloss sanft ein kantiges Gesicht, das eine harte Mine zur Schau trug. Den Mund umspielte ein kleines, sadistisches Lächeln, während die Augen nur grausam funkelten.

Helle, lilafarbene Augen.

Wie funkelnde Saphire.

Hart schluckte Ray, als er erkannte, dass er Bryan gegenüberstand.
 

„Ihr habt echt Talent für so etwas“, anklagend sah Kevin Tyson in die Augen. Dieser starrte nur verwirrt zurück.

„Wofür?“, fragte er verständnislos.

Kevin zuckte nur mit den Schultern und grinste frech.

„Euch immer wieder in so ne Scheiße zu manövrieren, dafür natürlich.“

Leicht schüttelte Lee den Kopf und drückte seinem Freund einen kurzen Kuss auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Dein Ausdruck ist heute wieder unter aller Kanone. Aber Recht hast du. Andere werden neunzig Jahre alt, haben in dieser Zeit zwei bis drei verschiedene Lebenspartner gehabt und 1,2 Kinder gezeugt. Ansonsten ist ihr Leben langweilig und dröge, ohne das je etwas Besonderes passiert. Aber ihr hier scheint Unheil ja praktisch anzuziehen.“

Leicht schmollend wandte Tyson den Kopf zur Seite und murmelte ein „Wir können doch gar nichts dafür“, während Max leise kicherte.

Da wurden sie von Kai unterbrochen, welchen Kevin als letztes befreit hatte.

„Ich störe euch nur ungern, aber wir sollten hier verschwinden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand von Biovolt hier auftaucht und dann will ich weg sein. Außerdem fehlen uns noch immer unsere BitBeasts.“

Tyson nickte.

“Machen wir uns auf den Weg.“

„Warte, Kai!“, hielt Kevin die Gruppe auf.

„Was ist?“, wandte sich der Angesprochene fragend um.

„Na ja…“, druckste der Grünhaarige leicht herum, „ich bin nicht allein her gekommen. Ray ist auch hier. Damit die Chancen euch zu finden größer sind, haben wir uns aber aufgeteilt.“

„WAS?!!!“ Kai entgleisten sämtliche Gesichtszüge.

„Du hast ausgerechnet RAY mit hergebracht?! Bist du denn wahnsinnig? Was, wenn er Bryan über den Weg läuft? Scheiße! Wie konntest du leichtsinnig sein? Und du weißt nicht einmal, wo er ist?!“

„KAI! Hör auf, beruhige dich doch!“

Ohne es selbst zu registrieren hatte Kai den kleinsten der Chinesen am Kragen gepackt hatte und ihn nun hart gegen die Wand drückte. Lee hatte dagegen Kais Handgelenk gepackt und versuchte Kai dazu zu bringen, seinen Freund loszulassen. Dieser lief nämlich gerade leicht blau an und schnappte hilflos nach Luft. Erschrocken ließ Kai Kevin unsanft fallen und trat zwei Schritte zurück.

Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare. Seine Gedanken rasten.

Er wollte Ray nicht auch noch verlieren. Erst hatte er seinen Freund Bryan an Biovolt verloren, dann Tala, seinen Geliebten. Dieser Verlust schmerzte ihn wohl mehr als alles Andere. Aber wenn Biovolt jetzt auch noch Ray in die Finger bekommen würde, seinen absolut besten Freund – okay, und neben Bryan auch sein Einziger -, dann hätten sie ihm wirklich jeden genommen, der für ihn irgendwie wichtig war. Aber das konnte er nicht zulassen! Er würde Ray nicht auch noch kampflos Biovolt überlassen!

“Wir müssen ihn finden“, meinte er bestimmt.

„Das wird schwer. Die Kellergewölbe sind riesig und wir wissen nicht, wo wir suchen sollen. Aber wir wollten uns in 24 Stunden wieder im Appartement treffen.“

„24 Stunden? Bis dahin kann alles Mögliche passieren! Ray weiß noch nicht mal, dass du uns befreit hast und sucht weiter nach uns! Er ist noch immer in Gefahr!“

Beschämt sah Kevin zu Boden. So wenig er den Russen auch mochte, doch dieser hatte Recht. Es war bescheuert gewesen, dass sie sich getrennt hatten. Absolut bescheuert.

„Ich würde sagen, wir suchen erst einmal den Ausgang! Das wird schwer genug. Vielleicht laufen wir Ray ja dann über den Weg“, schlug Max vor. Man konnte ihm ansehen, dass er diesen Ort so schnell wie möglich verlassen wollte. Aber Kai schüttelte bestimmt den Kopf.

„Ihr könnt hier verschwinden, wenn ihr wollt, aber ich suche Ray. Auf keinen Fall lasse ich ihn hier!“

Kurz betrachtete Lee den Russen, während er seine Arme vorsichtig bewegte, die noch immer von der stundenlangen ungewöhnlichen Haltung schmerzten.

„Ich und Kevin helfen dir!“, sagte er nachdrücklich.

Kevin nickte sofort, da er von Schuldgefühlen geplagt wurde. Immerhin war es ja seine Aufgabe gewesen, auf den Langhaarigen aufzupassen und nun war dieser seinetwegen in Gefahr.

Auch Tyson schloss sich der Rettungsgruppe an, sodass dem Amerikaner am Ende nichts anderes übrig blieb, als ebenfalls mitzukommen.

Allerdings kamen sie nicht weit.

„Wer hat sich denn da verirrt?“

Erschrocken wirbelte Kai herum. Sofort spannte er sich an und sah lauernd auf Talas Gestalt. Dieser blickte sie spöttisch an. Er trug inzwischen genauso wie Bryan die Uniform von Biovolt. Lässig, mir beiden Händen in den Hosentaschen, stand er mitten im Gang.

„Wurdet ihr etwa gerettet?“, sein Blick glitt über Kevin, „Von einem kleinen Straßendieb? Nur wir euch das nichts nützen. Genießt eure kurze Freiheit, gleich werdet ihr wieder in den Zellen sitzen. Diesmal allerdings Einzelhaft.“

Leicht biss sich Kai auf die Lippe, trat allerdings einen Schritt vor.

„Und wie willst du das machen?“ Seine Stimme klang eiskalt, denn der Graublauhaarige wusste, anders war mit seinem ehemaligen Freund nicht zu reden. Hier durfte man keine Gefühle zeigen, sonst ging man hoffnungslos unter. „Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber du bist alleine und wir sind zu fünft. Mindestens zwei von uns können Kampfsport. Du bist Chancenlos. Geh lieber, bevor dir noch etwas passiert“, sagte er drohend.

Tala fing an zu lachen. Es war ein kaltes, tonloses Lachen, welches hundertfach von den Wänden widerhallte. Den Bladern lief ein eisiger Schauer über den Rücken.

„Nun, mein Lieber Kai, ich fürchte, du überschätzt dich wieder Mal ein bisschen.“

Langsam nahm er die rechte Hand aus seiner Hosentasche. Er wusste, Kai beobachtete jede seiner Bewegungen mit Argusaugen und umso mehr erfreute ihn dessen fassungsloser Blick, als Kai die Pistole sah, die er in der Hand hielt. In aller Ruhe zielte er mitten auf das Herz seines ehemaligen Geliebten.

Kais Augen weiteten sich erschrocken. Er trat einen kleinen Schritt zurück, doch er wusste, jetzt hatten sie keine Chance zur Flucht mehr. Zumindest nicht ohne mindestens einen Schwerverletzten oder gar Toten. Denn alle Demolitionboys hatten während ihres Beybladetrainings früher auch den Umgang mit Handfeuerwaffen gelehrt bekommen und gerade Tala verfehlte selten sein Ziel. Kais Mund wurde trocken und er schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, da die Welt vor seinen Augen zu verschwimmen drohte. Er hatte gehofft, dass wenigstens er von Biovolts verfluchtem Gift verschont bleiben würde, dass er zurück in Japan in aller Ruhe nach einem Gegenmittel suchen könnte und seinen Geliebten und Bryan befreien könnte. Doch all diese Pläne schienen sich in diesem Moment in nichts weiter als Asche zu verwandeln, die vom harten Wind der Realität davon geweht wurde.

Doppelter Cliffhanger… hihihi… ^^
 

Ich weiß auch nicht warum, aber bei diesem Kapitel musste ich mir wieder jedes Wort herausquälen. *seufz* Irgendwie ist es gar nicht so einfach, das Chaos im Kopf in vernünftige Sätze zu fassen, die die Leser dann auch noch verstehen. Deswegen ist es auch wieder etwas kürzer geworden, aber ich versuche, das nächste Kapitel schneller fertig zu bekommen.
 

Bis dann,
 

eure achat

Kapitel 14

Hallo an alle Leser!!!
 

Willkommen zum vorletzten Kapitel dieser Fanfic. Ihr habt richtig gehört: Des VORLETZTEN Kapitels! (Wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle.)

Es ist gut möglich, dass euch die Handlung jetzt sehr schnell vorkommt, aber die Kapitel sind, glaube ich, auch ziemlich lang. Ich will das Ganze nur nicht unnötig auswalzen, oder so.
 

Also, viel Spaß beim Lesen!

14. Kapitel

„Tu’s nicht, Tala.“

So sehr Kai sich auch dafür hasste, doch seine Stimme hatte einen flehenden Ton angenommen. Er konnte es nicht glauben, dass sein Geliebter ihn hier mit einer Waffe bedrohte. Das er sein Leben bedrohte. Irgendwo in diesem Körper musste doch noch etwas von dem rothaarigen Russen vorhanden sein. Biovolt konnte mit diesem Kontrollgift doch nicht Talas kompletten Willen ausgelöscht haben, oder?

Aber wenn Kai an Bryan dachte… Dieser hätte Ray sich auch nie derart gedemütigt und psychisch verletzt, hätte er auch nur noch einen Funken Widerstand in sich…

Tala trat einen Schritt auf ihn zu. Sein Gang war sicher, irgendwie auch unbekümmert. Es wirkte ziemlich befremdlich in den finsteren, nur von vereinzelten Fackeln erhellten Gängen.

Kai spürte das kühle Metall der Pistole, als Tala ihm den Lauf seiner Waffe gegen die Stirn drückte. Max wimmerte leicht, während Lee zischend die Luft einzog. Die vier Blader hielten sich im Hintergrund, denn wenn selbst Kai nichts ausrichten konnten, dann waren sie erst recht machtlos. Wenn sie doch nur ihre Beyblades hätten. Mit ihren BitBeasts könnten sie sich aus dieser misslichen Lage vielleicht befreien, doch leider versteckten sich ihre Gefährten noch immer irgendwo in dieser verdammten Abtei.

„Auf einmal so still, Kai? Wo ist denn deine große Klappe hin? Oder hast auch du endlich kapiert, dass ihr machtlos seid?“ Talas Lippen verzogen sich bedauernd. „Weißt du, am liebsten würde ich dich jetzt hier einfach so erschießen, dass würde uns allen eine Menge Arbeit ersparen. Außerdem wäre ich dich dann endlich los! Du hast ja keine Ahnung, wie schwer es war, dich die ganze Zeit zu ertragen. Deinen Geliebten zu spielen! Pah, als ob ich für jemanden wie dich jemals etwas empfinden könnte, lächerlich!“

Wie Nadeln stachen die Worte in Kais Herz und obwohl er wusste, dass da Boris aus seinem Freund sprach, taten ihm die Worte unglaublich weh.

„Du hast mich geliebt, Tala, das weiß ich! Nein, du liebst mich sogar immer noch! Genauso, wie ich dich liebe! Nur scheint dir dieses verdammte Gift deine Gefühle und einen Teil deines Verstandes gelähmt zu haben!“, sprach er gezwungen ruhig, sein Gesicht eine Maske absoluter Gelassenheit.

Belustigt schüttelte Tala den Kopf und ging einige Schritte rückwärts. Verachtend betrachtete er die Gruppe hilfloser Blader.

„Es ist schon traurig, wie der einst so starke Kai Hiwatari sich von Gefühlen hat blenden lassen und nun so schwach und hilflos vor mir steht. Wirklich Jämmerlich. Aber bald wirst du wieder zu deiner alten Stärke zurück gefunden haben. In ein paar Stunden wirst auch du durch ‚Control 2’ wieder die Wahrheit erkennen und zu uns zurückkehren!“

Leicht zuckte Kai zusammen. Stimmte es? War er wirklich schwach geworden? Hatten seine Gefühle sein Handeln zu sehr beeinflusst?

Nein! So durfte er gar nicht denken, es stimmte nicht! Entschlossen starrte er in Talas eisblaue Augen.

„Lieber lasse ich mich erschießen, als Biovolts neues Schoßhündchen zu werden. Tut mir Leid, aber wenn du mich aufhalten willst, dann musst du mich schon umbringen. Vorausgesetzt, du kannst es!“

Und damit lief nun Kai auf Tala zu. Langsam, aber bestimmt schritt er auf den rothaarigen Russen zu, der ihn überrascht anstarrte. Tja, damit hatte er wohl nicht gerechnet, dachte Kai in einem kleinen Anflug von Genugtuung.

„Kai!“, rief Tyson hinter ihm erschrocken. Der Russe konnte deutlich die Angst in dessen Stimme hören. Er hoffte nur, der Japaner mischte sich jetzt nicht ein, denn das würde er sicher nicht überleben.

„Bleib hier!“, zischte Lee. Zu gerne würde der Graublauhaarige sich jetzt umdrehen, um zu sehen, was da hinter ihm passierte, doch seine blutroten Augen fixierten Talas Gestalt, damit ihm auch keine Bewegung entgehen konnte.

„Bist du wirklich so dumm?“, fragte Tala leise. Kai war sich nicht ganz sicher, doch konnte es sein, dass in der Stimme des Rothaarigen ein Hauch von Angst mitschwang? Und wenn ja, dann warum?

Plötzliche straffte sein Gegenüber sich und es klickte leise. Tala hatte die Pistole entsichert. Kai verkrampfte sich. Aus Reflex wollte er langsamer werden, doch er zwang seinen Körper, weiter zu gehen. Er war nur noch ein paar Schritte von seinen Geliebten entfernt, da trat plötzlich ein wahnsinniger Glanz in dessen Augen. Talas Hand begann zu zittern und er schoss.
 

„Ich wusste wir würden uns noch einmal wieder sehen.“

Kalt musterten Bryans Augen die verletzte Gestalt Rays.

„Hast du mich vermisst?“

Mit aufgerissenen Augen starrte der Chinese den Silberhaarigen an. Beobachtete stumm, wie dieser immer näher kam.

Er wollte laufen. Weglaufen von seinem ehemaligen Geliebten, weg, von dieser emotionslosen und kalten Puppe, die außer dem Aussehen nichts mehr mit seinem Bryan gemeinsam hatte. Doch Rays Körper schien ihm nicht zu gehorchen, er hatte die Kontrolle darüber verloren. Wie ein scheues Reh, das im Angesicht der hell leuchtenden Scheinwerfer eines heranrasenden Autos reglos stehen bleibt, so schien auch er zur Bewegungslosigkeit verdammt.

„Ich habe dich vermisst“, flüsterte Bryan leise, als er ihn erreicht hatte. Geradezu sanft nahm er Rays Kinn in seine Hand und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.

„So schwach, so wehrlos, so zerbrechlich“, hauchte er sanft. Dann, ohne Vorwarnung, schleuderte er Ray hart gegen die Wand hinter ihm.

Leise schrie der Chinese auf, vor Schreck und vor Schmerz, und sank haltlos zu Boden. Seinen ganzen Körper hatte wieder dieses Zittern erfasst.

„Warum?“, fragte er hilflos. Glühende Bernsteine suchten in kalten Saphiren nach einer Antwort, doch alles was sie fanden, war tiefe, gähnende Leere. Trocken schluckte Ray, da wurde er von Bryan wieder hochgezogen.

„Weil ich dich hasse, dich und deine Gefühlsduselei. Deswegen!“

„Nein, das ist nicht wahr!“ Haltlos begann der Schwarzhaarige zu schluchzen. Noch immer wurde er zwischen Bryan und der Wand eingeklemmt, seine Hände hielten sich krampfhaft an Bryans Armen fest, unsicher, ob sie ihn zu sich heranziehen, oder vin sich wegstoßen sollten.

„Du hast mich geliebt! Wir hatten doch Spaß zusammen!“

Auf einmal wurde Bryans Mine nachdenklich.

„Mmh… Nein, geliebt habe ich dich nie. Ich bin mir nicht mal sicher, wie ich es geschafft habe, dich auszuhalten. Dein Rumgejammere wegen deiner Blindheit, deine Unselbstständigkeit, all das war echt nervig. Aber…“, plötzlich fixierten Bryans Saphire Rays Gesicht, sodass diesem ein kalter Schauer über den Rücken lief. Nie hatte der Langhaarige mehr Angst vor seinem Geliebten gehabt, als in diesem Moment.

„Aber zumindest für Eines warst du wirklich gut genug!“

Und mühelos durchbrach Bryan Rays schwachen Widerstand und drückte ihm einen harten Kuss auf die Lippen. Dieser schrie erschrocken auf und diesen Moment nutzte die fremde Zunge, um in Ray Mund einzudringen.

Heftig strampelte, trat und schlug der Chinese um sich, doch Bryan war ihm sowohl körperlich, als auch gesundheitlich überlegen. Er biss auf Rays Unterlippe, bis diese zu bluten anfing, seine Lippen formten ein sadistisches Grinsen.

Aus den Augen des Opfers rannen inzwischen unaufhaltsam die heißen, salzigen Tränen. Sie brannten in dem zerkratzten Gesicht und durchnässten das zerrissene Shirt.

Schließlich, nach scheinbar unendlich langer Zeit, löste sich Bryan wieder von seinem Opfer.

„Nicht jetzt schon weinen, ich habe doch noch so viel mit dir vor“, hauchte der Russe verführerisch. Dabei wanderte seine eine Hand an Rays Oberkörper hinunter bis zu seiner Hose, wo sie schließlich für einen kurzen Augeblick verweilte, bis sie versuchte, den Verschluss zu öffnen.

Ray fühlte sich wie in Trance. Das konnte einfach nicht wahr sein! Das konnte nicht passieren, dass musste alles ein schrecklicher Alptraum sein! Nie würde Bryan versuchen, ihn zu… ihn zu… Oh Gott, Ray konnte es nicht einmal denken!

Nur ganz langsam begriff der Chinese, dass es sich um die Realität handelte. Bryan versuchte tatsächlich, ihn zu vergewaltigen!

Auf einmal sah Ray wieder alles ganz klar, es war als hätte sich ein milchiger Schleier vor seinen Augen, vor seinen Sinnen und seinem Verstand, endlich gelüftet. Sein Gegenüber bekam von der plötzlichen Wandlung nichts mit. Zu sehr war er mit seinen eigenen Zielen beschäftigt.

Allein dieser Tatsache verdankte Ray es vermutlich auch nur, dass er fähig war, den überrumpelten Bryan von sich zu stoßen und mit ein paar großen Schritten aus dessen Reichweite zu gelangen.

Rays Atem ging schnell, abgehakt, als er die Pistole aus seinem Gürtel hinten zog und auf seinen ehemaligen Geliebten richtete. Dieser sah ihn überrascht an. Noch immer lächelte er leicht, ihn schien die plötzliche Wendung der Ereignisse nicht im Geringsten zu beunruhigen, sondern er zu amüsieren.

„Und jetzt?“, fragte er beinahe neugierig.
 

Verwirrt starrte Kai in den leicht qualmenden Lauf der Pistole. Tala hatte daneben geschossen…

„Tal?“, fragte der Russe vorsichtig. Er wusste, nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Stand ihr Freund jetzt auf ihrer Seite? Oder war das nur ein Warnschuss? Kai begriff es nicht.

„Schweig!“, schrie da der Rothaarige. Erschrocken zuckte Kai zurück und beobachtete, wie sein Geliebter die Pistole klirrend zu Boden fallen ließ und sich mit beiden Händen an den Kopf fasste, während er schwer atmend auf die Knie fiel.

„Sei still“, wimmerte er schon fast.

Vorsichtig trat der Rotäugige zu den am Boden knieenden und betrachtete ihn unsicher. War das eine Falle? Oder hatte Tala plötzlich wirklich scheinbar heftige Kopfschmerzen bekommen?

Mit einem gezielten Tritt schleuderte Kai die auf der Erde liegende Waffe in Richtung Kevin, welcher sie auch sofort an sich nahm. Mit einer Handbewegung deutete Kai den anderen Bladern, vorerst zu bleiben, wo sie waren.

Vorsichtig kniete er sich neben Tala und berührte ihn leicht an der Schulter, immer mit einem Angriff rechnend.

Doch der Andere zuckte nur schmerzhaft zusammen. Schweißperlen tropften von seiner Stirn und die Atmung schien mehrmals fast auszusetzen. Langsam machte Kai sich doch Sorgen.

„Tala?“, fragte er erneut. Doch der Angesprochene reagierte nicht. Er schien Kai nicht einmal zu hören, sondern krümmte sich nur weiter zusammen, wimmerte erneut kurz auf.

Langsam versetzte ihn der Zustand des Rothaarigen in Panik.

„Hört mal!“, rief da auf einmal Kevin.

Kai lauschte, es war vollkommen ruhig, bis auf den noch immer abgehackten Atem Talas, doch dann konnte auch er den Tumult hören, der ganz in ihrer Nähe zu sein schien.

„Was ist das?“, fragte Tyson leise.

Lee zuckte nur hilflos mit den Schultern, als plötzlich Schüsse erklangen. Beunruhigt sahen sich die Blader an.

„Ich glaube, wir sollte hier weg“, flüsterte Max ängstlich.

Plötzlich sackte der Körper Talas kraftlos zusammen und Kai schaffte es nur dank seiner guten Reflexe, ihn vom schmerzhaften Aufprall auf dem Boden zu bewahren.

„Was ist mit ihm?“, fragte Lee und trat nun endgültig zu den beiden Russen.

„Bewusstlos“, murmelte Kai nur nachdenklich. In seinem Kopf arbeitete es. Weshalb war der Rothaarige so plötzlich zusammengebrochen? War er krank? Oder hatte es etwas mit den Kontrollgiften zu tun? Nebenwirkungen?

„Wir sollten hier weg“, wiederholte Lee noch einmal Max. Der Lärm war lauter geworden, doch noch immer konnten sie nichts Genaues verstehen.

Kai nickte und hob Tala auf seine Arme.

„Was hast du vor?“, fragte Kevin skeptisch.

„Ihn natürlich mitnehmen!“, antwortete Tyson bestimmt für Kai. „Wir können ihn doch nicht hier lassen und eine Gefahr scheint er im Moment auch nicht für uns zu sein.“

Gerade wollten sie weiter gehen, da hörten sie eindeutig Schritte. Diese bewegten sich auf sie zu und waren auch schon sehr dicht. Die Personen schienen zu rennen.

„Verdammt!“

Da stürmten die Fremden um die Ecke und blieben aprubt stehen, als ihr Blick auf die sechs Blader fiel.

„Judy?“

„Da seid ihr ja endlich?!“, rief die blonde Amerikanerin erleichtert aus.

„Mum, was machst du hier?!“, wollte Max erstaunt wissen.

„Keine Zeit, Schatz.“ Ihr Blick fixierte die Beiden Russen. „Was ist mit ihm?“

Vorsichtig legte Kai Tala wieder zurück auf den Boden, erleichtert, ein bekanntes und wohl gesonnenes Gesicht zu sehen. Auch, wenn er nicht begriff, weshalb auf einmal die Wissenschaftlerin hier aufgetaucht war, antwortete er ihr. „Bewusstlos. Er hatte plötzlich ziemliche Schmerzen und ist zusammengebrochen, aber Biovolt hatte ihm vorher ein Mittel namens ‚Control 2’ injiziert. Es …“

„…zwingt die betreffende Person zu absolutem Gehorsam. Ich weiß“, unterbrach ihn die Frau. Überrascht sah Kai auf.

„Woher…?“

Nun lächelte Judy leicht.

„Erinnerst du dich an den Arzt, der Tala in eurem Hotelzimmer untersucht und ihm etwas Blut abgenommen hat?“, fragte sie, während sie in ihrer Tasche herumwühlte. Kai nickte benommen.

„Nun, er hat einen Fremdstoff in Talas Blut festgestellt und die Probe zu mir geschickt, weil er das Mittel nicht kannte. Ich habe es dann ebenfalls untersucht, zusammen mit ein paar Spezialisten. Es hat ein bisschen gedauert, aber wir haben relativ schnell festgestellt, dass es bestimmt nichts Gutes mit dem Fremdstoff auf sich hat. Darum habe ich euch gesucht, damit ich mir Tala persönlich anschauen konnte, doch ich habe nur Kenny gefunden. Dieser hat mir dann erklärt, was passiert ist. Zusammen konnten wir dann Vermutungen darüber aufstellen, wozu das Gift dient, sie alle gingen in Richtung Fremdkontrolle. Wir haben natürlich sofort ein Gegenmittel entwickelt, ah, da ist es ja!“ Bei diesen Worten zog sie eine kleine Spritze hervor, die mit einer merkwürdig dunklen Flüssigkeit gefüllt war.

„Bitte halte ihn kurz still“, murmelte Judy und injizierte Tala das Gegengift.

„Wird es helfen?“, fragte Tyson neugierig.

Leicht rieb sich die Blonde die Stirn.

„So genau kann ich das natürlich nicht sagen, da Tala der Erste ist, bei dem wir es versuchen. Aber laut unseren Daten müsste es das Mittel neutralisieren.“ Sie klang sehr optimistisch.

Da fiel Kai noch etwas ein.

„Boris hat ihm zwei verschiedene Mittel gespritzt. Er meinte, das erste wäre die Grundlage für das zweite. Aber wirkt das Gegengift denn dann überhaupt noch?“

Zu Kai Erleichterung nickte Judy.

„Ihr habt sicher den Lärm gehört, nicht? Mit den Untersuchungsergebnissen von Talas Blut hatten wir genug Indizien, um eine Razzia hier durchführen lassen zu können. Oben wimmelt es von Polizisten. Ich habe, bevor ich hier runter kam, im Büro von Boris eine Akte zu diesen ‚Control’-Giften gefunden und kurz durchgesehen. Entweder hat das Gegengift überhaupt keine Wirkung, oder aber es neutralisiert ‚Control 1’, wodurch dann ‚Control 2’ die Grundlage genommen wird und es sich im Körper nicht halten kann und verschwindet. Ich tippe auf Neutralisation, um aber sich gehen zu können, würde ich vorschlagen, Tala schnellstmöglich in ein Krankenhaus zu bringen. Ich habe oben bereits ein paar Wissenschaftler angewiesen, an einem Gegengift zu ‚Control 2’ zu arbeiten, sollte das hier nicht funktionieren.“

„Warum ist er zusammengebrochen?“

Nachdenklich sah Judy den bewusstlosen Tala an.

„Ich vermute, dass Talas Körper ‚Control 1’ noch nicht ganz aufgenommen hatte, weil es sich noch nicht so lange in seinem Stoffkreislauf befand. Sein Organismus wehrt sich noch gegen den Fremdstoff, der Zusammenbruch ist ein Zeichen des Abstoßvorgangs. Eine Art Immunreaktion, wenn man es so sehen will.“

„Das heißt, es wird alles wieder in Ordnung? Talas Körper kann dem Gift auch alleine widerstehen?“, fragte Kai hoffnungsvoll. Doch Judy schüttelte den Kopf.

„Ich fürchte, am Ende bleibt es bei dem Versuch, das Gift loszuwerden. Nach diesem Zusammenbruch ist Talas Körper zu geschwächt und wenn wir nichts unternehmen, dann übernimmt das Gift endgültig die Kontrolle über ihn. Wir sollten ihn ins Krankenhaus bringen.“

„Gut gehen wir“, meinte Max erleichtert. „Aber wo kommen wir hier heraus?“

„Da hinten, folgt mir!“

Und so liefen sie Judy hinterher, bis sie an einer Treppe ankamen, die nach oben führte.

„Tyson, kannst du vielleicht Tala nehmen?“, fragte Kai den Japaner. Dieser sah erstaunt auf.

„Warum?“, fragte er.

„Nun, falls du es vergessen hast, aber Ray ist noch irgendwo hier unten und ich würde ihn gerne noch suchen.“

„Ich komme mit!“, erbot sich sofort Kevin und Lee deutete an, dass auch er folgen würde.

Stirnrunzelnd betrachtete Judy die Jugendlichen. Schließlich nickte sie ergeben.

„Dann sucht ihn, wir kümmern uns inzwischen um Tala. Aber seid vorsichtig, noch haben wir nicht die gesamte Abtei unter Kontrolle und einige der Wachleute dürften hier unten noch frei herumlaufen. Ah, ehe ich es vergesse, hier, das gehört doch euch, oder?“

Noch einmal wühlte sie in ihrer Tasche und holte nacheinander acht Beyblades heraus.

„Unsere BitBeasts!“, freute sich Tyson und schnappte sich sogleich sein Dragoon. „Wo waren sie?“

„In Boris Büro in der obersten Schublade des Schreibtisches, sie war abgeschlossen. Aber mit etwas Gewalt…“ Leicht grinste die Amerikanerin.

Kai nickte und knirschte leicht sauer mit den Zähnen. Verdammte Schublade.

„Also dann, passt gut auf euch auf!“

Und nach einem letzten Blick auf seinen Geliebten, von dem er wusste, dass er jetzt in Sicherheit war, drehte Kai sich um und verschwand wieder tiefer in dem Gewirr aus Räumen und Gängen unter der Abtei. Hinter ihm hallten die Schritte Kevins und Lees von den Wänden wider, während die Anderen sich auf den Weg an die Oberfläche machten.
 

Zitternd hielt Ray die Pistole auf Bryan gezielt. Schwer wog das kalte Metall in seinen Händen. Die Last schien ihn zu erdrücken, sein Atem ging stockend.

Seine goldenen Opale glänzten feucht, starrten auf Bryan, der, mit einer Hand in der Hosentasche, ihn interessiert musterte. Seine kalten Augen funkelten amüsiert.

Zitternd löste Ray eine Hand von der Waffe, hielt sie allerdings noch immer direkt auf den Russen gerichtet, und wischte sich ein paar lose Haarsträhnen getränkt in Blut und Schweiß aus der Stirn.

Er spürte, wie ihm die Tränen haltlos über das Gesicht rannen, wie seine Sicht andauernd verschwamm. Das Salz brannte in den Kratzern.

Starr fixierte er Bryan, während er seine Hand zurück zur Waffe führte. Schmerz kennzeichnete Rays Blick.

Erneut begann der Russe, zu grinsen. Es amüsierte ihn, den Chinesen so vor ihm stehen zu sehen, so verletzt, zerrissen und hilflos.

„Und, kannst du es?“, flüsterte er leise. „Kannst du mich umbringen? Es beenden, ein für allemal? Deine Schmerzen, dein Leid, deine Qualen … und … mein Leben?“

Erneut erbebte Rays Körper und der Langhaarige konnte nur mit Mühe ein Schluchzen unterdrücken.

„Nein…“, hauchte er kraftlos. Die Verzweiflung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er wollte Bryan nicht verletzten oder sogar töten, niemals wollte er etwas dergleichen tun. Er liebte ihn - noch immer - und es zerbrach sein Herz, den Silberhaarigen so zu sehen. Und obwohl er wusste, dass von seinem Bryan nichts mehr übrig war, so weigerte sich dennoch alles in ihm dagegen, ihn zu verletzen.

„Schwächling. Versager. Du bist so erbärmlich, Ray…“, flüsterte Bryan leise, gefährlich und kalt. Hohn und Spott trieften nur so hervor.

Dann setzte er sich in Bewegung, ging langsam auf den Chinesen zu, welcher jede von Bryans Bewegungen genauestens verfolgte.

Einen knappen Meter vor Ray kam der Russe schließlich zum Stehen.

Ein leises *Klick* brachte ihn zum Innehalten. Ray hatte die Pistole entsichert.

Leicht schüttelte Bryan den Kopf und musterte Rays Gestalt.

„Ich hasse dich, Ray, ich hasse dich wirklich. Es ist Zeit, all dies zu beenden!“

Panisch weiteten sich Rays Augen. Sein Herz begann zu rasen. Was sollte er tun? Wie in Zeitlupe nahm er wahr, wie Bryan eine Hand ausstreckte, um nach der Waffe zu greifen. Um ihm seinen letzten Schutz zu nehmen, alles, was noch zwischen ihnen stand.

Zitternd biss sich der Schwarzhaarige auf die Lippen. Er hatte seine Entscheidung innerhalb weniger Sekundenbruchteile gefällt. Er liebte Bryan, keinen Zweifel. Er liebte ihn und er würde ihn immer lieben und er würde ihn nie verletzen, das könnte er nicht, niemals …

Aber das hier war nicht Bryan!!!

Plötzlich festigte Ray seinen Griff um die Pistole, seine Finger umschlossen sie fest und sicher. Das Zittern hatte sich mit einem Schlag verflüchtigt. Aus Reflex trat er einen Schritt zurück, damit ihn der Rückstoß nicht zu sehr umwarf.

Bryan stoppte sofort in seiner Bewegung. Verharrte kurz, dann weiteten sich die Augen vor Erkenntnis und Ray konnte den Horror sehen, der mit dem Wahnsinn in den kalten Saphiren um Vorherrschaft kämpfte.

Bryans Körper hatte es verstanden, bevor es sein Verstand begreifen konnte. Niemals hätte der berechnende Russe noch Widerstand von dem scheinbar schon so gebrochenen Chinesen erwartet. Niemals hätte er erwartet, dass Ray sich doch noch gegen ihn stellen könnte. Und jetzt, als er seinen Fehler begriff, da war es bereits zu spät.

Bryans Saphire suchten Rays Bernsteine.

„Ich liebe dich, Bryan“, wisperte Ray leise, ein sanftes Lächeln auf den Lippen, bevor er die Augen kurz schloss.

Dann drückte er den Abzug.

Der Schuss hallte hundertfach von den steinernen Wänden wider und die Fackeln begannen zu flackern, bevor sich eine gespenstige Stille ausbreitete.

Starr blickte Ray auf Bryans leblosen Körper, in die vor Überraschung weit aufgerissenen Augen, in denen nun endgültig jedes Leben erloschen war, als der Russe nach hinten fiel.

Er war tot.

Einfach tot.

Und Ray hatte Bryan umgebracht.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Chinese wirklich begriff, was soeben passiert war.

Laut klirrend fiel die Pistole zu Boden.

Mit zuckenden Händen griff sich Ray an die Brust, als er das Gefühl hatte, sein Innerstes, sein Herz, würde in tausend Teile zerspringen.

Kraftlos fiel er auf die Knie, konnte den Blick nicht von dem Toten abwenden, sein ganzer Körper verkrampfte sich, bis er das Gefühl des Schmerzes, die Last der Schuld nicht länger er tragen konnte und zu schreien und schluchzen begann.

Er schrie, bis er keine Luft mehr bekam und dennoch reichte es nicht, um seine Qualen auch nur annähernd auszudrücken. Letztendlich wussten sein Körper und sein Geist keinen anderen Ausweg mehr und er versank in einer absoluten, alles verschlingenden Schwärze.

Irgendwo hatte er das Gefühl, Kai seinen Namen rufen gehört zu haben, doch es war ihm egal. Er konnte nicht mehr und er wollte nicht mehr. Ohne Widerstand gab Ray sich der willkommenen Ohnmacht hin.
 

Ich denke, selbst der unaufmerksamste Leser müsste hier die Prolog-Situation erkannt haben. Und, sind jetzt alle Fragen diesbezüglich geklärt? Es hatten mich ja einige gefragt, was es damit aus sich hatte. So, jetzt wisst ihr es. Und, hat’s euch gefallen?

Übrigens: Wir nähern uns dem Ende…
 

Eure achat
 

PS: So als Hinweis: Ein Drama ist eigentlich nicht geplant. Eigentlich… (Mal sehen^^)

PPS: War von euch schon mal jemand in Stuttgart?

Kapitel 15

Hallo alle miteinander!
 

Hier ist das letzte Kapitel von ‚Sunset’!!!

Ich muss zugeben, ich bin echt erleichtert, dass ich bin zum, Schluss durchgehalten habe. Ich hatte nämlich öfter durchaus Lust, die Flinte ins Korn zu werfen und aufzuhören, aber ich hab es doch noch geschafft. Hurra!

Ich hätte echt nicht gedacht, dass die Story so lang wird. Das war nicht unbedingt geplant, aber ich glaube, ihr seid wohl die Letzten, die sich darüber beschweren, was? *lach*
 

Also dann, viel Spaß beim Finale:
 

15. Kapitel

„Oh hallo! Ich freue mich, sie wieder zu sehen! Ich nehme an, sie wollen wieder zu ihm?“

Leicht nickte Kai.

Die Schwester an der Anmeldung blätterte kurz in ihren Unterlagen. Diese Zeit nutzte Kai, sich in dem Hospital umzusehen. Obwohl er inzwischen eigentlich oft genug hier war. Er kannte die Einrichtung fast schon auswendig.

Das Meiste war in weiß gehalten, im Foyer standen gemütlich Sessel und Sofas um kleine Tische herum, in denen Patienten und Besucher saßen und Kaffee aus der Cafeteria tranken, Zeitung lasen, sich unterhielten oder einfach nur die Menschen um sich herum beobachteten. Ärzte und Schwestern eilten vorbei, Pfleger halfen Patienten in ihren Rollstühlen oder mit ihren Gehhilfen.

Es war alles in allem ein munteres Treiben.

„Ah ja, sie können jetzt sofort zu ihm. Die Untersuchung heute wurde bereits abgeschlossen“, riss die junge Schwester Kai aus seinen Gedanken.

Stumm nickte er erneut und wandte sich zur Treppe, als ihn jemand an der Schulter griff.

„Warte doch auf mich“, beschwerte Tala sich grummelnd. „Ich habe nun mal nicht so schnell einen Parkplatz gefunden.“

Leicht lächelnd beugte sich der Rothaarige zu seinem Freund hinüber und küsste ihn zur Begrüßung leicht auf die Wange. Hinter ihnen konnten die Beiden die Schwester leise kichern hören.

„Sorry“, nuschelte Kai nur.

Leicht seufzte Tala. „Schon gut, ich weiß ja, dass du es eilig hast.“

Schweigend gingen die beiden Russen die Treppe hoch und durchquerten die offenen, hellen Gänge.

Fast jeden Tag waren sie hier, seit nun fast zwei Monaten.

Damals, bei der Razzia, war alles ein pures Chaos gewesen. Tala wurde ohne zu zögern in ein Krankenhaus eingeliefert und nach ein paar Tagen kam er wieder zu sich. In dieser Zeit hatte man ihm auch ein Gegenmittel zu ‚Control 2’ gegeben, sodass er Biovolts Einfluss endgültig entkommen war.

Auch Kai hatte man ‚Control 1’ aus dem Körper entfernt.

Ray und Bryan wurde, nachdem man sie gefunden hatte, ebenfalls ins Krankenhaus gebracht.

Noch gut erinnerte Tala sich daran, wie aufgelöst sein Freund gewesen war, als er endlich wieder erwachte. Kai hatte sich förmlich an ihn gekrallt und ihm alles erzählt. Hatte ihm erzählt, dass Ray erst nicht aufwachen wollte, dass er in ein Koma gefallen war, das scheinbar rein psychisch bedingt war.

Es hatte den Rothaarigen eine ganze Zeit gebraucht, Kai wieder zu beruhigen.

Boris dagegen hatte man verhaftet. Diesem sollte der Prozess gemacht werden, doch vor ein paar Tagen hatten sie einen Anruf bekommen. Der Lilahaarige hätte sich wohl in seiner Zelle erhängt.

Trotz all ihrer Probleme oder gerade deswegen – um sich abzulenken -, hatten die Blitzkriegboys entschieden, an der Weltmeisterschaft weiter teilzunehmen.

Ihr erstes Match fand nicht statt, da auf Grund des Fehlens der Hurricanes eine Mannschaft weniger im Finale stand. Das nächste Match bestritten sie gegen die Majestics, die ihnen nichts entgegensetzen konnten. Im Halbfinale standen sie dem Team Destruction gegenüber. Kai hatte seine ganze aufgestaute Wut und sein Hass bei diesem Kampf entladen - von dem Team war absolut nichts übrig geblieben. Obwohl Tala ja mutmaßte, dass das Team ohne die Unterstützung Biovolts, die wahrscheinlich auch aus Dopingmitteln bestand, eh wesentlich schwächer gewesen war.

Im Finale waren überraschender Weise die White Tigers ihre Gegner, die zuvor die Bladebreakers in einem nervenaufreibenden, hitzigen Kampf knapp geschlagen hatten. Doch weder Lee noch Kevin waren den beiden Russen gewachsen gewesen und mussten sich mit einem 0:2 geschlagen geben.

Aber das schönste an diesem Tag war für den Graublauhaarigen vermutlich nicht die gewonnene Weltmeisterschaft gewesen, sondern die Nachricht aus dem Krankenhaus, dass Ray endlich aufgewacht wäre…

Die beiden Russen blieben vor einer der vielen weißen Türen des Hospitals stehen. An der Wand daneben hing ein kleines Schild mit der Aufschrift: Einzelzimmer – Raymond Kon.

Seufzend betrachtete Tala das Schild.

Ray mochte aufgewacht sein, doch seitdem befand er sich in einem andauernden Zustand der Apathie. Er reagierte auf nichts und niemanden, starrte nur trübsinnig vor sich hin. Er aß wenn man es ihm sagte und er schlief, wenn man es ihm sagte, doch mehr tat er auch nicht.

Im Krankenhaus konnte er nicht bleiben, aber allein wollte Kai ihn auch nicht lassen. Da aber weder Kai noch Tala mit dem Zustand umgehen konnte, in dem sich der Langhaarige befand, brachten sie ihn in einem privaten Hospital auf dem Lande unter. Es bafand sich in Russland, ganz in der Nähe Moskaus und damit auch von Kais und Talas Wohnsitz. Früher war dies ein kleines Schloss gewesen. Es hatte einen großen Park mit einem kleinen See und viel Pflegepersonal. Ray hatte einen Psychiater zugeteilt bekommen, der sich ihm annahm, doch bisher hatte dieser keinen Erfolg gehabt.

Leise klopfte Kai an die Tür, obwohl er wusste, dass niemand antworten würde. Es antwortete seit sechs Wochen niemand und heute würde es nicht anders sein.

Langsam öffnete er die Tür und sah vorsichtig in das Zimmer. Schließlich trat er ein, dicht gefolgt von Tala.

Sie begrüßte das gleiche Bild wie immer. Ray saß auf seinem Bett am Fenster, angelehnt an ein dickes, weiches Kissen. Seine Haut hatte die gleiche Farbe, wie die weiße Bettwäsche und seine schwarzen Haare hoben sich stark davon ab. Mit trüben Augen sah der Chinese aus dem einen Spalt breit geöffneten Fenster – weiter ging das Fenster nicht auf, um eventuellem Selbstmord vorzubeugen -, doch seine Puppillen waren unfokussiert. Oder seine Pupille, denn inzwischen war die Halbblindheit Rays ein offenes Geheimnis, doch Kai hatte nie die Chance, deswegen sauer auf den Anderen zu sein. Viel zu sehr sorgte er sich momentan um ihn.

Der Schwarzhaarige hatte beim Eintreten der Russen nicht aufgesehen und Tala bezweifelte, dass er sie überhaupt bemerkt hatte. Wenn, dann zeigte er es jedenfalls nicht. Auf dem Nachttisch neben dem Bett stand eine weiße Plastikblumenvase – alles, was zu scharfkantigen Scherben werden konnte, war untersagt – und darin stand ein wunderschöner, bunter Blumenstrauß, den Kai am gestrigen Tage mitgebracht hatte, um, wie er sagte, etwas Farbe in diesen sterilen Raum zu bringen. Es wäre ja kein Wunder, wenn man hier wahnsinnig werden würde.

Kai hatte das zwar nur im Scherz gesagt, doch Tala wusste, dass sein Geliebter fürchtete, dass Ray seinen Verstand verlieren könnte. Laut der Ärzte wäre es gut vorstellbar, wenn der Chinese nicht endlich über den Verlust seines Geliebten hinwegkommen würde.

Das weiße Holzregal an der Wand enthielt lediglich ein paar Kleidungsstücke aus dem Hotelzimmer Rays und Bryans, sonst allerdings keine persönlichen Dinge.

„Hallo Ray“, sagte Kai, so wie immer, wenn er hereinkam.

Der Chinese sah weiter aus dem Fenster, so wie immer, wenn jemand das Zimmer betrat.

Leise zog Kai sich einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. Dann begann er zu erzählen. Das würde helfen, hatte der Psychiater gesagt. Also erzählte der Graublauhaarige. Er erzählte von dem, was er an diesem Tag schon getan hatte, was in der Zeitung stand, was er von Tyson und den Anderen gehört hatte und das sie sich Sorgen um ihn machten. Eigentlich erzählte Kai inzwischen jeden Tag das Gleiche, wie Tala feststellte. Er beobachtete das ganze von der Tür aus. Er hatte sie geschlossen und lehnte nun daran, während er seinen Geliebten beobachtete.

Dem Rothaarigen gefiel Kais Verhalten nicht. Es war verständlich, dass dieser sich Sorgen um seinen Freund machte, das machten sie alle. Doch Tala hatte Angst, dass Kai zu viel Kraft in Ray investierte, Kraft, die ihm dann im Leben fehlen würde. Er hatte Angst, dass Kai alles Andere vergessen würde. Schon die Tatsache, dass der Rotäugige jeden Tag hier her kam. Da musste man ja depressiv werden! Nicht einmal Tala begleitete den Anderen täglich. Und das nur, weil Kai sich die Schuld an dem Ganzen gab, dabei konnte er nun wirklich als Letztes etwas für den Zustand des Chinesen.

Tala machte sich Sorgen um seinen Schatz. Begriff dieser nicht, dass er Ray nicht helfen konnte? Nicht er war es, den Ray brauchte, Ray brauchte jemand anders. Ray brauchte Bryan.

Das konnte man schon allein daran erkennen, dass der Chinese jedes Mal, wenn der Name des silberhaarigen Russen fiel, leicht zusammenzuckte. Die einzige Reaktion, die er je von sich gab.

Dennoch hatte Kai es sich in den Kopf gesetzt, als Rays bester Freund, diesen aus seiner Apathie zu holen.

Auch die White Tigers hatten lange ihr Glück versucht. Doch vor einer Woche mussten sie schließlich doch zurück nach China, da man sie dort brauchte. Nun war Kai der Einzige, der Ray noch helfen konnte, so glaubte er, und strengte sich noch mehr an.

Manchmal hasste Tala Ray. Schon wieder nahm dieser ihm seinen Geliebten weg. Der Rothaarige war nicht dumm und er wusste, dass ihn die Eifersucht langsam aber sicher auffraß. Er fühlte sich hinten angestellt. Vernachlässigt.

Neidisch auf einen geistig Kranken. Manchmal war das Schicksal schon hart.

Plötzlich klingelte Talas Handy. Aus seinen Gedanken gerissen zuckte er erschrocken zusammen.

„Tal!“, zischte Kai ihn wütend an, weil er sich in seinem ‚Gespräch’ gestört fühlte.

Der Rothaarige warf dem Sitzenden einen entschuldigenden Blick zu und schlüpfte eilig aus dem Zimmer.

„Ivanov“, meldete er sich leise. „Ah ja, das ist korrekt. Aha…“

Angespannt lauschte er seinem Gesprächspartner. Eine tiefe Falte grub sich auf seiner Stirn ein, dann glättete sie sich jedoch in er lächelte breit.

„Das ist ja wunderbar! Ich komme so schnell ich kann.“

Schon legte er auf und lugte noch einmal in Rays Zimmer.

„Kai?“, flüsterte er leise. Dieser sah ihn abwartend an.

„Ich muss noch einmal kurz weg. Geschäftlich. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, also warte nicht auf mich.“

Kai nickte, um zu zeigen, dass er zugehört hatte und wandte sich erneut an Ray. Tala verließ eilig das Gebäude.
 

Einige Tage später saß Kai wieder einmal an Rays Bett und betrachtete den Chinesen besorgt. Er hatte bereits alles erzählt, eigentlich das Gleicht wie immer, nur eine Neuigkeit hatte er gehabt.

Ein gewisser Mister Jonathan Baker von der australischen Abteilung für Jugend und Sport wurde verhaftet, nachdem man festgestellt hatte, dass er wohl einige Gelder von Biovolt bezog und in ihrem Auftrag in seinem Land nach jungen Talenten suchte, die er dann an Biovolt empfahl, beinahe verkaufte. Er war es auch gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass man das Team Hurricane zur Weltmeisterschaft schickte und damit direkt in die Falle Biovolts.

Doch selbst auf diese Information reagierte Ray nicht. Er starrte stumm weiter aus dem Fenster.

Kai hörte, wie leise die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Er machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, denn er wusste, dass Tala heute auch wieder kommen wollte.

Als der Graublauhaarige jedoch noch ein zweites Paar Schritte hörte, war er doch verwundert. Hatte Tala einen Arzt oder einen Pfleger mitgebracht?

Neugierig sah er sich um … und erstarrte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte Kai zur Tür, seine Hände ballten sich wütend zu Fäusten.

Tala jedoch führte den Zeigefinger zu seinen Lippen und bedeutete seinem Geliebten, leise zu sein. Still winkte er ihn aus dem Zimmer. Einen Augenblick zögerte Kai, warf Ray noch einen letzten besorgten Blick zu, doch dann folgte er Talas Aufforderung. Beim Verlassen des Raumes blitzen seine roten Rubine die dritte Person mörderisch an.

Kaum trennte die geschlossene Tür Ray und den Fremden von den beiden Russen, fuhr Kai seinen Geliebten wütend an.

„Was soll das?!“, fauchte er aufgebracht. „Wie ist das möglich? Er ist…“

„Schhhh…“, vorsichtig legten Tala dem Anderen die Hände auf die Schultern und zog ihn sanft aber bestimmt in seine Arme.

„Beruhige dich. Wie du siehst, ist er nicht tot. Aber bis vor ein paar Tagen war er noch kurz davor. Er wurde gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen.“

„Aber warum hast du niemandem etwas davon gesagt? Du selbst meintest, er wäre der Einzige, der Ray noch helfen könne!“

Leicht seufzte Tala.

„Ich habe mich an den Rat des Psychologen gehalten. Es wäre einfacher über einen harten Verlust hinwegzukommen, als über eine zerstörte Hoffnung verbunden mit einem schweren Verlust.“
 

Leicht rauschte der Wind in den Bäumen. Das Rascheln der Blätter konnte man selbst in dem leeren Zimmer Rays hören. Trübsinnig starrte der Chinese aus dem geöffneten Fenster. Ein Vogel hatte sich auf das Fensterbrett gesetzt und versuchte nun, den Regenwurm herunterzuwürgen, den er in seinem Schnabel hatte.

Vorsichtig trat die Person näher an das Bett.

„Ray…“, flüsterte er leise.

Erschrocken stob der Vogel flügelschlagend auf und flog davon. Der Regenwurm, der ihm dabei aus dem Schnabel gefallen war, kroch nun verwirrt auf dem weißen Fensterbrett herum, bis er die Kante erreichte und hinunter in ein Beet fiel, froh, noch einmal knapp dem Tode entronnen zu sein.

Der Eindringling setzte sich auf den Rand des Bettes und strich dem Schwarzhaarigen sanft die Haare, die das linke Auge verdeckten, beiseite.

„Ich dachte, du wolltest dein blindes Auge nicht mehr verstecken, wenn du es den Anderen gesagt hast?“, sagte er, seine Stimme ruhig, aber leicht vorwurfsvoll.

Langsam kam Bewegung in den Patienten. Leicht drehte Ray den Kopf. Seine Hände begannen zu zittern und krallten sich krampfhaft in die dünne Decke. Seine Augen waren leicht aufgerissen. Stumm bewegten sich seine lippen, doch kein Ton entkam ihnen.

Merkwürdig musterte ihn der Andere, wusste nicht, was mit dem Chinesen los war. Doch als dieser hilflos nach Luft schnappte, packte der Fremde ihn an den Schultern und schüttelte ihn leicht, etwas panisch.

„Ganz ruhig, Ray! Atmen, hörst du? Atmen! Es ist alles in Ordnung! Bitte Ray…“, redete er auf den Langhaarigen ein.

Plötzlich griff Ray nach dem Arm des anderen und hielt ihn erstaunlich fest.

„Bryan…“, brachte er stockend hervor.

„Ja…“, flüsterte der Silberhaarige und zog Ray nun, da dieser sich wieder halbwegs beruhigt hatte, in eine sanfte Umarmung.

„Ja, ich bin’s.“

„Aber, wie…? Ich verstehe nicht…“ Wie ein Ertrinkender klammerte Ray sich an den Russen, schon wieder rannen Tränen seine blassen Wangen hinunter.

„Du bist tot“, hauchte er leise.

Bestimmt schüttelte Bryan den Kopf.

„Nein! Nein, das bin ich nicht. Aber, es tut mir so Leid!“

Plötzlich schob er Ray von sich und stand schnell auf. Er trat einige Schritte vom Bett weg, sein Gesichtsausdruck war unergründlich.

„Es tut mir Leid. Ich wollte dir nicht so nahe kommen“, sagte er leise. Ray hatte Mühe, ihn zu verstehen.

Fragend blickten seine großen, goldenen Augen zu dem Silberhaarigen auf.

„Ich verstehe nicht ganz…?“

Beschämt sah Bryan auf den Boden, etwas, was Ray noch nie bei den stolzen Russen gesehen hatte. Es passte auch nicht zu ihm.

„Ich… ich habe dich verletzt … und …“, verlor er sich mitten im Satz, als ihm die Stimme versagte. Doch Ray verstand.

Vorsichtig schob der Chinese die Decke weg und schwang die Beine aus dem Bett. Leicht zittrig stand er auf. Es war eine ungewohnte Belastung, meist hatten die Pfleger ihn in einem Rollstuhl gefahren. Lange war er nicht mehr selbstständig gelaufen. Nicht, weil er nicht konnte, sondern einfach, weil er nicht wollte. Keinen Sinn darin sah.

Er machte ein paar unsichere Schritte auf Bryan zu, der ihn jetzt angespannt beobachtete, unsicher, ob er noch weitrer zurückgehen sollte oder ihm entgegen kommen. Plötzlich knickte Rays eines Bein unter ihm weg und erschrocken schrie er leise auf. Doch bevor er auf dem harten Boden aufkommen konnte, landete er in den starken Armen Bryans.

„Danke“, keuchte er, noch etwas erschrocken.

„Warum tust du auch etwas derart Dummes? Du weißt doch, dass du erst noch mit einem Physiotherapeuten etwas üben musst, weil du so lange im Bett lagst.“

„Entschuldige“, murmelte Ray leise, „aber ich dachte, du wolltest gehen. Und das darfst du nicht! Nicht nach allem, was passiert ist, das würde ich nicht verkraften!“

Unverständnis spiegelte sich in Bryans Saphiren. Ray war erleichtert, endlich wieder etwas in ihnen erkennen zu können.

„Weshalb willst du noch etwas mit mir zu tun haben? Nach allem, was passiert ist? Ich verstehe dich nicht.“

„Aber das warst doch nicht du! Kai hat mir alles erzählt, erklärt, was es mit Control 1 und Control 2 auf sich hat. Dich trifft keine Schuld. Aber ich verstehe nicht, wie du…“

Schmerz zuckte über Rays Gesichtszüge. Doch Bryan nahm seinen Satz auf.

„…wie ich überleben konnte?“ Leicht nickte Ray. Bryan dagegen begann etwas zu grinsen.

„Dachtest du wirklich, du wärst ein so guter Schütze? Noch dazu mit geschlossenen Augen? Nein… du hast mein Herz nicht getroffen.“

„Aber wie?! Du standest direkt vor mir, ich konnte es doch gar nicht verfehlen!“

Bryan biss sich auf die Unterlippe.

„Zugegeben, es war knapp. Ein paar Millimeter neben dem Herz ist die Kugel im Körper stecken geblieben. Eine meiner Rippen hat den Schuss zwar nicht aufgefangen, aber doch gedämmt, dadurch konnte die Kugel die Lunge oder andere Organe nicht so schlimm beschädigen. Ich hatte wirklich Glück. Bis vor ein paar Tagen lag ich im Koma. Judy hat mein Blut außerdem von den Giften befreit. Eigentlich wollten die Ärzte mich noch dabehalten, aber gegen Tala und mich hatten sie keine Chance!“

„Tala?“

„Ja, er wusste es die ganze Zeit. Allerdings war er neben Judy und dem Krankenhauspersonal der Einzige, dem bekannt war, dass ich nicht gleich in der Abtei verstorben war. Es tut mir Leid, dass er dir nichts gesagt hat, aber…“

Leicht schuldig dreinblickend fuhr Bryan seinem Geliebten durch die Haare. Er hatte Ray während des Redens wieder auf das Bett gesetzt und kniete nun davor auf Augenhöhe mit dem Chinesen.

Leicht lächelte Ray den Russen an, einfach nur überglücklich, dass er wieder da war. Sein Herz raste in seiner Brust, dass er das Gefühl hatte, es springe vor Freude fast heraus.

„Schon okay. Ich bin ihm sogar dankbar. Hätte ich dich im Krankenhaus noch einmal sterben sehen, dann hätte ich mir wohl ohne zu zögern das Leben genommen.“

„NEIN!“ Wütend starrte Bryan Ray an. Dieser hatte ängstlich die Augen aufgerissen. Die Stimme des Russen war auf einmal so kalt gewesen, wie in der Abtei.

Augenblicklich beruhigte sich der Silberhaarige, als er die Reaktion des Anderen sah.

„Verzeih Ray, ich wollte dich nicht so anfahren. Aber bitte, verletz dich nicht meinetwegen, bitte! Das will ich nicht, versprich es mir also, ja?“ Leicht flehend klang Bryans Stimme.

Ray wirkte auf einmal unheimlich müde.

„So, wie ich dir versprechen musste, dass ich mich gegen jeden wehren würde, der mich verletzen wollte, auch gegen dich?“

Leicht zuckte Bryan bei der vorwurfsvollen Stimme zusammen.

„Ja“, entgegnete er dennoch fest, „genauso.“

„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Das Einhalten des letzten Versprechens hat mich schon so viel Kraft gekostet, ich weiß nicht, ob ich so etwas noch einmal auf mich nehmen kann.“

„Bitte, Ray!“

Schweigend starrte Ray über Bryans Schulter an die weiße Wand, tief in Gedanken versunken.

„Okay, ich tue es.“ Er konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie erleichtert Bryan bei diesen Worten war.

„Aber nur, wenn du mir auch etwas versprichst“, fuhr Ray unbeirrt fort. Sofort horchte der Russe auf.

„Was?“, fragte er vorsichtig.

Nun sah Ray Bryan wieder tief in die Augen.

„Versprich mir, dass du bei mir bleiben wirst. Für immer!“

„Aber Ray!“

„Nein! Versprich mir das, oder ich verspreche dir nichts!“

Geschlagen sackte Bryan zusammen.

„Wie kannst du mich überhaupt noch in deiner Nähe ertragen? Ich verstehe dich nicht. Ich habe dir so viel angetan. Erst die Weltmeisterschaft in Russland, wo ich dich fast umgebracht habe, und dann jetzt in der Abtei. Ich habe dich gedemütigt, dich seelisch fertig gemacht und dich dann, als du bereits körperlich verletzt hast, noch einmal angegriffen. Physisch und Psychisch! Glaub nicht, dass ich irgendetwas von dem, was passiert ist, vergessen habe! Ich habe dich gequält, wollte dich erneut töten, aber diesmal wollte ich … scheiße, ich hätte dich, wenn du dich nicht gewehrt hättest, sogar … …. vergewaltigt.“

Das letzte Wort sprach Bryan mit so viel Selbsthass aus, dass es Ray selbst wehtat.

„Das ist mir egal. Schließlich war es nicht dein eigener Wille. Also?“

Auffordernd starrte Ray Bryan an. Leicht lächelte dieser dann eines dieser Lächeln, die nur Ray als ein solches erkannte, weil er den Russen schon so lange kannte. Ein kleines Seufzen entwich Bryans Lippen.

„Ich, Bryan Kutzenov, verspreche hiermit, Raymond Kon niemals zu verlassen, es sei denn, dieser will es ausdrücklich!“

Kurz verzog Ray bei der Nennung seines vollen Namens das Gesicht, doch er wusste, dass Bryan das auch nur Tat, um sich bei ihm für das Versprechen zu rächen, zu dem er erpresst wurde. Tja, der Russe vertrug es halt einfach nicht, wenn man ihn zu etwas gegen seinen Willen brachte.

Leicht lachend fiel Ray dem Russen um den Hals.

„Als ob ich dich jemals nicht mehr haben wollen würde!“

„Mmh. Danke. Jetzt du!“

„Also gut. Ich, Ray Kon, verspreche hiermit, mich nie selbst zu verletzen, obwohl ich jetzt wohl auch nie wieder einen Grund dafür haben werde!“

Sanft küsste Bryan den Chinesen auf die Stirn.

„Danke“, flüsterte er noch einmal.

Schelmisch blitzten Rays Augen auf.

„Was denn, ist der große starke Bryan plötzlich schüchtern geworden, oder was? So macht man dass!“

Und damit wurde Bryan in einen tiefen Kuss hineingezogen, den er nach kurzem Zögern überglücklich erwiderte.
 

Vor zwei Wochen hatte Bryan Ray aus seinem Apathischen Zustand geholt. Zwei Wochen voller Freude, Tränen, Selbstzweifel und Liebe.

Schnell erholten sich die beiden Angeschlagenen auch von ihren letzten Verletzungen, unterstützt von Kai und Tala, bis sie schließlich von den Ärzten endgültig entlassen wurden.

„Und du bist dir auch wirklich sicher, Koneko?“

„Zum x-ten Mal: Ja!“

Genervt verdrehte Ray die Augen und wandte sich von seinem Geliebten ab, der ihn noch immer kritisch ansah.

Fröhlich lief der Chinese zu Kai und Tala. Der Rothaarige hatte den Arm um seinen Freund gelegt.

„Na dann ihr Beiden, unser Flug geht gleich, wir müssen uns verabschieden.“

Sanft trennte sich Kai von Tala und trat zu Ray. Dann zog er ihn in eine tiefe Umarmung.

„Und ihr wollt wirklich nicht bei uns bleiben?“, fragte er noch einmal nach. Der Schwarzhaarige konnte eine Spur Hoffnung in der Stimme hören. Bestimmt schüttelte er jedoch den Kopf.

„Nein. Ihr habt euch jetzt entschieden hier in Russland zu bleiben, weil ihr die Abtei in einen vernünftigen Zustand bringen wollt. Außerdem ist das eure Heimat. Aber ich habe wirklich genug von Russland, dieses Land wird mich sonst eines Tages wirklich noch umbringen. Und Bryan geht es genauso. Auch er braucht erst einmal Abstand von all dem. Außerdem haben wir uns in Australien ein wirklich schönes Leben aufgebaut, mit einer Wohnung und ein paar Freunden. Mal abgesehen davon ist das Wetter in Sydney fiel besser als in Moskau“, fügte er noch grinsend hinzu.

„Da muss ich Ray zustimmen“, meinte Tala.

„Aber jetzt, wo wir ihre Adresse haben, können wir ihnen ja jederzeit einen Überraschungsbesuch abstatten, um zu sehen, ob sich die Beiden auch benehmen. Also los, lass Ray endlich los, sonst verpasst er wirklich noch sein Flugzeug, Kai!“

Leicht seufzte der Graublauhaarige.

„Ja wahrscheinlich hast du Recht.“ Traurig lächelnd sah der Rotäugige das ungleiche Paar an. „Wisst ihr, ihr Beiden, ich werde euch wirklich vermissen. Immerhin habe ich euch gerade erst wieder gefunden.“

Bryan nickte.

„Wir melden uns, versprochen.“

„Super!“ Freundschaftlich klopfte Tala dem Silberhaarige auf die Schulter. Ray, der das beobachtete, hoffte nur, dass der Rothaarige das bei ihm nicht auch machen würde, sonst können sie ihn bei der Kraft, die Tala hatte, gleich wieder ins Krankenhaus einliefern.

„Pass gut auf dein Kätzchen auf, Bryan! Und das du mir clean bleibst!“, verkündete Tala laut.

„Hey!“, beschwerte Ray sich, „Ich kann auf mich alleine aufpassen!“

Leicht lachen zog Bryan ihn an sich und drückte ihm einen Kuss auf den Haarschopf.

„Das weiß ich doch, Kitten. Aber ich pass gerne auf dich auf, also lass mir das Vergnügen.“

„Auf Wiedersehen, ihr Beiden. Ich denke, ihr solltet jetzt wirklich gehen“, unterbrach sie da Kai. Seine Haltung war leicht steif geworden, man sah ihm an, dass ihm der Abschied schwer fiel, doch keiner sagte etwas dazu.

Plötzlich rieb sich Ray leicht das Auge.

„Ohhh! Muss klein-Ray etwa weinen?“, triezte Tala mit einem Grinsen im Gesicht und wuschelte dem Schwarzhaarigen zum Abschied noch einmal ordentlich durch die Haare.

„Ja, vor Freude, dass ich deine dämlichen Kommentare nicht mehr hören muss!“, schniefte Ray. „Passt auf euch auf, ja?“

„Machen wir.“

Und damit wandten sich Ray und Bryan um, um das kalte und graue Russland endgültig hinter sich zu lassen und zurück in das warme und sonnige Sydney zu fliegen.

„Ich glaube fast, Boris hat Recht gehabt. Ich bin wirklich weich geworden“, murmelte Kai leise, als seine zwei Freunde sein Blickfeld verließen.

Eng drückte Tala ihn an sich.

„Das mag vielleicht so sein, aber das ist egal. Ich liebe dich so wie du bist und ich will dich auch gar nicht anders haben.“

„Das kann ich nur zurückgeben.“
 

* * * ENDE * * *
 

Ich hoffe, es hat euch gefallen!
 

An dieser Stelle möchte ich mich natürlich noch für eure Unterstützung hauptsächlich in Form von Kommentaren bedanken: DANKE, DANKE, DANKE!!!

(Besonders großes Danke an Amyrose88! *knuddel*)

Ich freue mich, so gut wie keine negative Kritik bekommen zu haben (obwohl das manchmal auch recht hilfreich ist), denn das bedeutet, dass es euch gefallen hat und darüber freue ich mich natürlich.
 

Was ich als nächstes schreibe weiß ich noch nicht, aber hier wird es wahrscheinlich keinen dritten Teil geben, falls jemand auf diesen Gedanken kommen sollte. Da bin ich momentan nämlich total Ideenlos.

Ich werde einfach warten, bis eine Muse die Zeit findet vorbeizukommen und mich zu küssen, ne? ^^
 

Vielleicht lesen wir uns ja wieder (was ich sogar hoffe), vielleicht auch nicht, ich sage einfach:
 

Auf Wiedersehen und viel Spaß beim weiteren Herumstöbern in den Fanfictions,
 

eure achat
 



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-06-16T19:55:02+00:00 16.06.2010 21:55
*in ohnmacht fall*
Von: abgemeldet
2010-05-24T08:33:17+00:00 24.05.2010 10:33
Das war mal wieder sooo spannend ><
Von: abgemeldet
2010-05-09T18:40:47+00:00 09.05.2010 20:40
Das war soooooo süß ><
Von:  Yukitohana
2009-07-25T19:25:45+00:00 25.07.2009 21:25
so jetzt habe ichs endlich geschaft diesen ff zu ende zu lesen. Und ich muss sagen das ende ist sehr schön geworden und das Bryan lebt ist auch gut es war wirklich überrachen.
Von:  Bran
2009-07-20T19:10:17+00:00 20.07.2009 21:10
ein happy end, ein wirkliches richtiges happy end. und bryan lebt doch noch. oh mann was für ein glück. mich verwundert es nur ein bisschen dass Tala und Kai die WM gewonnen haben und nicht Tyson und Max aber Tala ist eh besser. irgendwie schade dass es nun vorbei ist aber wenn du was neues schreibst darfst du mich ruhig anschreiben ^_^
bis irgendwann mal
LG amy
Von:  Last_Tear
2009-07-10T11:58:11+00:00 10.07.2009 13:58
WAH >_< *schock* OMG Du hast kein Drama geplant? *drop* Dafür sieht es aber sehr danach aus xD" Armer Ray ;_; Aber wenigstens gehts Tala gut^^
Sorry XD Aber mehr fällt mir dazu grad echt nich ein >.<

Von:  Bran
2009-07-10T10:21:28+00:00 10.07.2009 12:21
Bryan.....tot......
ähhhhhh ich bin...baff. Ich mein ich bin froh dass es Tala wieder besser geht aber Bryan? Oh man dass mach mich jetzt echt fertig. wirklich. Bis zum nächsten Kapp.(Dann bin ich vielleicht auch wieder in der Lage ein vernünftiges kommi zu schreiben aber damit hast du mich echt überrupellt)
zum P.P.S Ja ich war schon mal in Stuttgart wieso?
LG amy
Von:  Bran
2009-07-06T19:12:32+00:00 06.07.2009 21:12
Awwww
für einen Augenblick hab ich gedacht das wäre Tala der da die Tür auf macht.....
Aber wie heißt es so schön die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich bin nämlich immer noch davon überzeugt dass Tala nur Schauspielert. Nun zu Ray:
der Arme ausgerechnet Bryan in die Hände zu laufen der arme.
Bis zum nächsten mal
amy-chan
Von:  Bran
2009-06-25T20:35:25+00:00 25.06.2009 22:35
wow du bist ja momentan richtig im schreibfieber.
so jetzt mal der reihe nach:
1. ich vermute (und hoffe) dass Tala nur schauspielert.
2. jetzt ist es raus warum ray abgehauen ist und
3. mann das war knapp
das waren in etwa meine gedankengänge bei dem kappitel. ansonsten kann ich nur immer wieder betonten dass ich deine geschichte liebe.
bis zum nächsten mal
amy
Von:  Bran
2009-06-21T20:30:07+00:00 21.06.2009 22:30
das ging aber schnell. hab auch jezt erst gesehen dass ein neues kappi on ist da ich am WE in düsseldorf war. zum kappi:
yay das ist der ray den wir alle kennen auch wenn er und kevinnur sehr kurz vorkamen. armer tala hoffe mal sie kriegen beide wieder zurück.
LG amy


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