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Sunset

Fortsetzung von 'Sydney Recovery Story'
von

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Kapitel 6

Hallihallo!

Ich hoffe, ihr hattet alle ein tolles Osterfest und habt viele Ostereier gefunden!

Und weiter Geht's:


 

6. Kapitel

„Wie meinst du das? Was ist genau passiert?“

„Ich weiß nicht… Sie kamen plötzlich. Tala und ich, wir waren schon ins Bett gegangen. … Sie müssen sich in unser Zimmer geschlichen haben. Tala haben sie aus dem Bett gezerrt. Mir eine Pistole vor den Kopf gehalten. Es … es waren drei. Ich glaube…… nein, ich bin mir sicher, sie trugen das Abzeichen von Biovolt. … Es ging so verdammt schnell. Sie haben ihn einfach mitgenommen. Ich konnte kaum reagieren….“

„Verdammt!“ Wütend donnerte Bryan seine Faust gegen die Wand. Erschrocken zuckte Ray zusammen und auch Kai sah verwirrt auf. Das Gesicht des Silberhaarigen zierte eine wütende Maske.

„Kai, komm erst Mal mit ins Bad. Da kann ich deine Wunden versorgen. Und du brauchst etwas Vernünftiges zum Anziehen“, begann Ray, praktisch zu Denken. Fragend richtete sich sein Blick auf Bryan. „Sollen wir die Anderen holen? Vielleicht können sie uns helfen. Kenny auf jeden Fall. Oder?“ Einen Augenblick lang starrte Bryan seinen Geliebten nur an. Dann nickte er und wandte sich der Tür zu.

„Kümmer dich um Kai!“, warf er ihm noch zu, dann war er auch schon weg.

Ray wiederum ging zu Kai, der sich inzwischen wieder einigermaßen gefasst hatte.

„Komm mit. Ich zeig dir, wo alles steht.“

Schweigend folgte Kai seinem Freund. Niemand von ihnen wusste, was er sagen sollte. Der Chinese war mit der Situation ein Bisschen überfordert. Kai hingegen nahm alles wie durch einen dicken Nebelschleier wahr. In Gedanken folgte er seinem Geliebten, der jetzt wahrscheinlich in tierischen Problemen steckte. Kai wollte sich gar nicht ausmalen, was er durchleiden musste. Er hoffte, dass es ihm gut ging. Aber er machte sich auch keine Illusionen, er wusste nur zu gut, wie grausam Biovolt sein konnte.

Wie mechanisch folgte Kai Rays Anweisungen, wusch sich erst das Gesicht und setzte sich dann auf den kleinen Hocker im Badezimmer. Unterbewusst nahm er auch wahr, wie sein Freund ihn von dem zerrissenen T-Shirt befreite und seine Wunden versorgte. Nicht einmal zuckte er zusammen, obwohl er wusste, eigentlich müsste das Desinfizieren wehtun. Nicht einmal als Ray ihm einen festen Verband um den Kopf schlang und so die nur noch schwach blutende Wunde verband.

Danach drückte Ray ihm eine Tasse von dem Tee in die Hand, den er nebenbei aufgebrüht hatte. Auch er selbst nahm sich eine Tasse und setzte sich dann neben Kai, welchen er auf dem Bett platziert hatte und der sich nun krampfhaft an dem Tee festhielt. Vorsichtig nahm ihn der Chinese in den Arm.

Kurz darauf hörte er, wie sich die Tür öffnete und nacheinander kamen Tyson, Max, Kenny, Lee, Kevin und Bryan mehr oder weniger munter in das Zimmer.

Sofort stürmte Tyson auf seinen ehemaligen Leader zu.

„Kai, ist alles in Ordnung bei dir? Bryan hat uns erzählt, was passiert ist! Bist du verletzt?“

„Tyson…“, versuchte Ray, den Japaner zum Schweigen zu bringen. Doch es war schon zu spät. Als hätte der Blauhaarige die Zündschnur entzündet, schoss der bis jetzt so ruhige Russe vom Bett hoch. Die Tasse mit dem Tee fiel unbeachtet zu Boden und der hellblaue Teppich zog die Flüssigkeit gierig auf.

„Ob alles in Ordnung ist?! Tala wurde Entführt, Biovolt stellt jetzt wer weiß was mit ihm an und du fragst, ob alles in Ordnung ist?! Bist du wirklich so beschränkt? Scheiße noch mal, gar nichts ist in Ordnung! Und ich weiß nicht mal, was ich jetzt machen soll?“

Verzweifelt ließ der Blaugrauhaarige sich wieder von Ray zurück auf das Bett ziehen und beruhigen. Sein Körper zitterte und er lehnte sich sacht in die Umarmung. Sein Blick viel auf das verschüttete Getränk.

„Sorry.“, nuschelte er leise.

Doch Ray schüttelte nur sacht mit dem Kopf. „Schon okay“, flüsterte er.

„Vielleicht sollten wir einfach die Polizei rufen?“, mischte sich da Lee ein.

Doch während Kevin bekräftigend mit dem Kopf nickte, schüttelte der Rest den selbigen.

„Die Polizei hat bei Biovolt noch nie viel gebracht. Bevor sie an einem Ort etwas illegales anstellen gehen sie sicher, dass mindestens die Hälfte der staatlichen Sicherheit auf ihrer Seite steht. Die Polizei würde uns also nicht helfen, im Gegenteil, sie würde uns eher noch in die Quere kommen, wenn wir ihr Bescheid geben.“, klärte Bryan die unwissenden Chinesen auf.

„Aber was können wir denn sonst tun?“ Kevins Stimme klang mindestens genauso hilflos, wie der sonst so stolze Russe in Rays Armen wirkte. Der Grünhaarige musste sich eingestehen, dass ihn dieser Anblick ein wenig erschütterte und er war sich sicher, dass es den Anderen auch so erging. Kai machte sich wirklich Sorgen um seinen Rothaarigen Freund.

„Also, Biovolt hat hier in Tokio zwei Standorte. Einer, der Hauptstandort, befindet sich im Büroviertel der Stadt, keine zehn Minuten von hier. Der Andere, etwas unwichtigere Standort befindet sich etwa eine halbe Stunde entfernt in einer Gegend voller Lagerhallen. Ansonsten konnte Dizzy keine Weiteren finden. Zumindest nicht in der näheren Umgebung.“, meldete sich da Kenny zu Wort, der bisher schweigend auf seinen Laptop eingehackt hatte. Ray hätte ihm in diesem Moment vor Freude um den Hals fallen können, denn er spürte, wie sich Kais Körper aufrichtete. Fragend musterte er den kleinen Braunhaarigen.

„Bürohaus und Lagerhalle sagst du?“

Kenny nickte noch mal bestätigend.

„Dann auf zu den Lagerhallen. Oder?“ Zur Sicherheit wendete sich Kai noch an den anderen Russen, doch auch Bryan nickte nur und griff bereits nach seiner Jacke.

„Ihr wollt ihn allein da raus holen?“, fragte Lee ungläubig.

Max grinste ihn breit an.

„Klar. Ist schließlich nicht das erste Mal, dass wir so etwas machen. Damals in Russland haben wir uns auch schon Mal bei Biovolt eingeschlichen, allerdings, um Kai zurückzuholen.“

Kai nickte düster.

„Ich hoffe, diesmal sind wir erfolgreicher, als ihr damals.“

Tyson lächelte beruhigend.

„Wenn Tala freiwillig mitkommt, bestimmt.“
 

Gespenstige stille lag in der Luft. Bis zu zwanzig Meter hohe Lagerhäuser aus grauem Stahl und Beton beherrschten das Bild, das die Beyblader erwartete. Sie hatten sich von zwei Taxis in der Nähe absetzen lassen und schlichen nun vorsichtig und leise zwischen den Häusern, leeren Kisten, Mülltonnen und allerlei anderem Unrat.

Plötzlich stoppte Max. Verwundert hielten auch Lee, Kevin und Bryan an, die hinter ihm liefen. Der Russe warf dem Blonden einen fragenden Blick zu, während Lee sich unruhig umsah. Doch Max Augen fixierten starr eine dunkle Ecke.

Plötzlich raschelte es. Nun wandte sich auch die Aufmerksamkeit der Anderen dort hin und angespannt hielten sie den Atem an. Da schoss, ohne dass jemand hätte reagieren können, eine große, braune Ratte auf den Amerikaner zu. Erschrocken quietschend stolperte der ein paar Schritte zurück, direkt in Lees Arme. Dieser regierte sofort und hielt ihm ohne zu zögern die Hand vor den Mund, um den Schrei zudämpfen.

Nach dieser Aktion wurden auch Kai, Tyson, Ray und Kenny auf die Zurückgebliebenen aufmerksam. Während Ray seinen Zeigefinger vor den Mund hielt um ihnen zu bedeuten, leise zu sein und Tyson sich ganz offensichtlich ein Lachen verkneifen musste, durchbohrte Kai die Störenfriede wütend mit seinen rotglühenden Augen und dem scheinbaren Wunsch, sie in ein Häufchen Asche zu verwandeln.

Ein zerknirschter Gesichtsausdruck erschien auf Max Gesicht und schnell rappelte sich der blonde Junge wieder auf. Schweigend drehten sich alle wieder um und gingen vorsichtig weiter.

Plötzlich hielt Kai erneut. Mit der Hand bedeutete er den Anderen, ihm vorsichtig zu folgen.

„Das ist es“, flüsterte Kenny nach einem Blick auf seinen Laptop.

Über ein paar alte Kisten hinweg hatten die Teenager einen guten Blick auf eine relativ hohe Lagerhalle. Im Gegensatz zu den meisten anderen hier in der Gegend sah diese jedoch sehr neu aus. Sie war etwa fünfzehn Meter hoch und bestand aus Stahl und Beton. Man konnte Videokameras sehen, die in einer für einen Menschen nicht erreichbaren Höhe angebracht waren. Außerdem gab es wohl mehrere Sicherheitsleute, denn im Abstand von ungefähr zwei Minuten kam immer ein anderer vorbeigelaufen. Sie schienen das Gebäude in regelmäßigen Abständen zu umrunden.

Die Blader setzten sich in den Schutz der Kisten und sahen sich an.

„Das muss es sein“, flüsterte Tyson. „So stark wie das bewacht wird.“

Ernst nickte Kai. „Das wird nicht einfach.“ Man konnte ihm sein Missfallen ansehen.

Noch einmal spähte Ray vorsichtig über eine der Kisten hinweg. Da fiel ihm etwas ins Auge.

„Da hinten ist eine Tür“, flüsterte er aufgeregt. „Man sieht sie kaum, da sie sich gut in den Rest der grauen Fassade einfügt, aber sie ist da.“

Lee, ebenfalls ein Neko-jin, warf auch einen Blick in die von Ray gewiesene Richtung. Während Bryan nur den Kopf schüttelte, da er nichts erkennen konnte, nickte Lee bejahend.

„Ray hat Recht. Sie ist verdammt schwer zu erkennen, selbst mit den besseren Sinnen eines Neko-jins, aber sie ist da. Und sie hat ein normales Türschloss. Kann jemand von euch Schlösser knacken?“

Fragend sah Lee in die Runde. Alle schüttelten verneinend die Köpfe, da hob Kevin vorsichtig die Hand.

„Das… kann ich machen“, sagte er leise.

Überrascht starrte Lee seinen Freund an. Schließlich nickte er nur, darüber würden sie sich später unterhalten.

„Bleiben nur noch die Kameras“, warf Max ein.

Wieder sahen sie sich ratlos an.

„Das Problem ist auch gelöst.“

„Wie?“ Fragend sah Kai Kenny an, der noch immer nachdenklich auf seinen Laptop sah.

„Ich wusste es! Unser Chef findet für alles eine Lösung! Er mpfh…“, rief Tyson glücklich aus, bevor Bryan ihm seine Hand vor den Mund hielt.

„Schrei nicht so.“, zischte er ihm gefährlich ins Ohr.

Vorsichtig lugte Max über die Kisten.

„Puh. Es war zum Glück grad keiner da.“

„Also Kenny, was hast du?“, lenkte Kai die Aufmerksamkeit sofort wieder auf den kleinen Braunhaarigen.

„Nun.. wie wäre es denn mit einem toten Winkel?“, fragte er verschmitzt.

Doch schon wank enttäuscht Kai ab.

„Das bringt uns nichts. Die Tür haben die Kameras auf alle Fälle im Blick.“

Heftig schüttelte Kenny mit dem Kopf.

„So meine ich das auch nicht. Aber wenn ihr es schafft, die Kamera von der Tür wegzudrehen, dann haben wir freien Weg. Der tote Winkel der Kameras liegt nämlich genau unter der linken Kamera, die die Tür beobachtet. Und wenn sich Ray auf Bryans Schultern stellt, dann müssten sie an die Kamera heranreichen.“

„Aber ist das nicht etwas auffällig?“

„Nein Tyson. Da, wie Lee bereits bemerkt hat, diese Fassade überall gleich aussieht und selbst die Tür kaum auszumachen ist, dürfte den Sicherheitsleuten der veränderte Winkel kaum auffallen, wenn wir ihn nur so weit wie nötig ändern. Und da es sich um feste, also keine sich bewegende Überwachungskameras handelt, ist das Drehen auch sehr einfach.“

Tyson grinste Kenny an.

„Das ist genial Chef, also los, worauf warten wir noch?“

Genervt verdrehte Bryan die Augen.

„Darauf, dass der Sicherheitsmann vorbeikommt. Ab da an haben wir etwa zwei Minuten, sicherheitshalber etwas weniger.“

Vorsichtig warf er einen Blick über die Kisten. Als er den Wachmann um die Ecke kommen sah, wandte er sich an seinen Freund.

„Bist du soweit, Ray?“

Dieser nickte ernst.

Sobald der Wachmann aus ihrem Blickfeld verschwand, schlichen sie sich vorsichtig unter die Kamera, o sie, laut Kenny, nicht gesehen werden konnten.

Dann stieg Ray auf Bryans Schultern. Krampfhaft versuchte er, an der glatten Wand halt zu finden, während der Russe sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. Doch selbst dann musste der Schwarzhaarige sich noch auf die Zehenspitzen stellen, um an diese verfluchte Kamera zu kommen. Wacklig drehte er sie ein wenig tiefer, sodass sie nun nicht mehr die Tür, sondern das Stück wand davor filmte.

Vorsichtig ging er nun in die Hocke, um von Bryans Schultern herunter zu springen, doch in dem Moment, als sich seine Finger von der Wand lösten verlor er das Gleichgewicht und fiel.

Erschrocken schrie er leise auf und kniff die Augen zusammen, aber anstatt des erwarteten Aufpralls fingen ihn zwei starke Arme. Als er seine Augen öffnete, starrte er in die amüsiert glitzernden Kristalle Bryans.

„Und ich dachte immer, Katzen würden immer auf allen Vieren landen.“, flüsterte er ihm zu.

Leicht errötete der Chinese und beeilte sich, wieder auf seine eigenen zwei Beine zu kommen.

„Danke“, nuschelte er und warf einen Blick zu den Kisten.

Gerade kamen Kai, Lee, Tyson und Max dahinter hervor. Kevin stand bereits an der Tür und werkelte mit einem Metalldraht daran herum, den er vorhin noch schnell gesucht hatte.

Vorsichtig im Halbkreis um das Sichtfeld der Kamera herumgehend gesellten sich auch die Hurricanes dazu.

„Wo ist Kenny?“, fragte Ray verwirrt.

„Er kommt nicht mit. Ihm ist das nichts, er wäre uns nur im Weg, meinte er. Aber er hat uns drei Walkietalkies gegeben um Kontakt mit ihm zu halten.“, antwortete Kai, die Geräte hochhaltend.

„Beeil dich Kevin, es sind schon eineinhalb Minuten um. Gleich kommt wieder ein Wachmann.“, drängelte Tyson den kleinen Chinesen, während Max sich unruhig umsah.

„Hetz mich nicht … ah, ja! Ich hab’s! Schnell rein.“

Und kaum hatten die sieben die Tür hinter sich geschlossen, kam erneut ein Sicherheitsmann um die Ecke.

Kenny, der das ganze vorsichtig beobachtet hatte, sackte erleichtert ausatmend zusammen und wischte sich mit der Hand über die Stirn.

„Das war knapp.“
 

„Das war knapp“, flüsterte Max.

Zustimmend nickte Kai und schaltete seine Taschenlampe an. Jeder hatte vorher eine eingesteckt. Sie befanden sich in einem kahlen Gang, der auf nichts deutete, doch zu seiner Erleichterung konnte er zumindest keine Kameras ausmachen.

„Am Besten, wir teilen uns auf. Immer zu zweit oder dritt. Lee und Kevin sind Team eins; Tyson, Max und Ray sind Team zwei; Bryan und ich sind Team drei. Jedes Team bekommt ein Walietalkie. Wenn jemand Tala findet, meldet er sich sofort, verstanden?!“

Noch einmal sah der Graublauhaarige sich um, bis der Schein seiner Taschenlampe auf eine unauffällige Tür traf. Das Schild daneben war unmissverständlich. Treppenaufgang.

„Am Besten nimmt Team eins das Erdgeschoss, Team zwei die erste Etage und Bryan und ich die zweite. Wenn eines der Teams mit seiner Etage durch ist, gibt es über das Walkietalkie bescheid und nimmt sich die nächste vor. Alles klar soweit? Gut!“

Zustimmend nickten alle, auch wenn Ray einen Moment mit sich haderte. Wollte er doch lieber mit Bryan in einem Team sein. Aber er würde die Beiden vermutlich nur aufhalten, daher schwieg er letztendlich. Kai wusste, was er tat, das hatte er bereits oft genug bewiesen.

Und so trennte sich die Gruppe.
 

„Au, Tyson, pass doch auf!“, fluchte Max, als ihm sein Freund zum wiederholten Male auf den Fuß getreten war. Genervt verdrehte Ray, der vorne weg lief, die Augen.

Sie hatten sich entschieden, dass ihnen eine einzige Taschenlampe reichen würde – die nun Ray in der Hand hielt -, da das unauffälliger ist. Aber angesichts der Tatsache, dass das Gefluche der Beiden hinter ihm vermutlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit erregte, als es hundert Taschenlampen hätten tun können, fragte sich Ray, warum er sich das antat.

Ah ja, um Kais Geliebten zu retten und ihn wieder glücklich zu sehen.

Leise seufzte Ray, was tat man nicht alles für seine Freunde.
 

„Irgendwie unheimlich hier, oder?“

Zustimmend nickte Lee. Auch er musste gerade daran denken.

„Vor allem versteh ich nicht warum hier drinnen niemand ist. Draußen diese enormen Sicherheitsmaßnahmen und hier drinnen nicht mal ne billige Kamera. Schin skurill.“

„Vielleicht denken sie, dass es sowieso niemand unbemerkt rein schafft und haben sich Sicherheitsvorkehrungen für hier drinnen gespart?“, mutmaßte Kevin, der dicht neben seinem Freund ging.

Lee schüttelte den Kopf.

„Das ist schwer vorstellbar.“

Langsam wurden die beiden Chinesen immer unruhiger. Alle Gänge sahen gleich aus, sie waren erstaunlich hoch – so um die drei Meter -, alle zwanzig Meter gab es eine Kreuzung zweier Gänge und dazwischen eine Tür, die in die unterschiedlichen Lagerräume führten. Die meisten der Türen waren abgeschlossen. Die Räume, in die die beiden konnten, standen voll mit irgendwelchen Kisten von irgendwelchen hochgiftigen Chemikalien bis hin zu superspeziellen Technikteilen. Verwirrend.

Aber da sie vermuteten, dass zumindest Tala bewacht wurde, sparten sie es sich, alle Türen aufzubrechen und in alle Räume zu sehen. Das würde nur unnötig Zeit kosten.

„Seit wann kannst du Schlösser knacken?“, unterbrach Lee leise die Stille.

Breit grinste Kevin.

„Schon eine Weile. Ich habe es mir selbst beigebracht, als die Dorfältesten begannen, die Türen zur Vorratskammer abzuschließen. Ich wollte mich nicht von den Süßigkeiten trennen. Später hab ich meine Technik noch verfeinert, als ich in der Stadt war.“ Hier wurde der kleine Chinese ernst. „Ich geb ja zu, dass meine Weste wirklich nicht mehr rein ist. Ich bin mehrfach in verschiedene Beybladegeschäfte eingebrochen, um Teile für meinen Blade zum Aufmotzen bekommen. Du erinnerst dich bestimmt, du warst damals von allen am misstrauischsten. Du hast mir bestimmt auch nie geglaubt, als ich euch erzählt habe, ich hätte sie gefunden. Und ein paar Monate später bin ich in ein Musikgeschäft mal eingebrochen, einfach um zu sehen, ob ich es noch drauf habe. Da habe ich aber nichts mitgehen lassen. …. Sorry…“

Deprimiert war der kleine stehen geblieben und sah beschämt auf den Boden.

Lee schüttelte nur hilflos den Kopf.

„Jetzt ist es eh zu spät. Ich hoffe nur, dass du deine kriminelle Phase erfolgreich überwunden hast. Einen Verbrecher könnte ich nicht lieben.“

Erschrocken zuckte Kevin zusammen.

“Nein, ich hab seit dem nichts mehr gedreht, ich schwör’s. Und ich werde es auch nie wieder tun. Und außerdem hat es uns hier doch wirklich geholfen, nicht?“

Den letzten Satz sagte Kevin mit einem Grinsen im Gesicht. Lee sah seinen Freund nur einen Augenblick an, dann musste auch er grinsen.
 

Eilig, doch auch vorsichtig, schlich Kai durch die dunklen und grauen Gänge. An den Kreuzungen lauschte er immer kurz, bevor er um die Ecke spähte, ob die Luft auch rein war.

Frustriert hielt er einen Moment an und schloss die Augen um tief durchzuatmen. Es war zu verrückt werden. Da spürte er Bryans Hand auf seiner Schulter.

„Keine Sorge, wir finden ihn schon.“

Leicht nickte Kai.

„Aber es macht mich fertig. Die Sorge um ihn. Ich mein, wer weiß, ob er sich überhaupt hier befindet. Er könnte inzwischen in Russland sein, ohne dass wir auch nur die leise Ahnung davon haben.“

Noch einmal wanderten die roten Seelenspiegel unruhig im Gang auf und ab.

„Sie dich um! Hier ist keine Menschenseele! Das ist doch nicht normal!“

Darauf wusste sein Freund nichts zu sagen. So schweig er lieber und lief vorsichtig weiter. Deprimiert schüttelte Kai seinen Kopf. Er musste diese trüben Gedanken loswerden, sonst unterlief ihm nur ein Fehler.

Gerade kamen sie an der nächsten Kreuzung an, als diese von dem hellen Lichtkegel einer Taschenlampe erhellt wurde. Verwirrt hielt Kai inne. Die Anderen waren nicht hier, sondern in den Etagen unterwegs. Das bedeutete…

„Bryan, schnell!“, zischte er und schob sich schnell in einen Raum, dessen Tür direkt neben ihm war. Diese war glücklicherweise nicht abgeschlossen. Auch Bryan hatte das fremde Licht bemerkt, doch er war schon zu weit vorne und würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen. So entschloss er sich für eine Flucht nach vorne.

In dem Moment, als die fremde Person um die Ecke kam holte er aus und schlug sie nieder. Allerdings hatte der Silberhaarige nicht mit den drei weiteren Personen, die, wie Bryan nun erkennen konnte, Wachmänner waren, gerechnet.

Sofort stürzten sie sich auf ihn. Zwei hielten ihn von hinten fest, während einer versuchte, ihn von vorne zu bändigen. Nur verschwommen nahm er wahr, wie Kai aus seinem Versteck gestürmt kam, um ihm zu helfen. Alles, was er hörte, war ein gefluchtes: „Stell ihn doch endlich ruhig!“, von einem der Wachleute. Dann spürte er einen kleinen stich am Hals.

Zeitgleich verschwamm seine Sich für einen Moment. Seine Gliedmaßen wurden schwer und seine Kraft verließ ihn. Wie ein nasser Sack fiel er zu Boden.

Erst der Aufschrei des Wachmannes vor ihm, der ihm wohl ein Beruhigungsmittel gespritzt hatte, holte ihn aus seinem Dämmerzustand. Der Anblick, wie Kai den überraschten Mann niederschlug und sich kurz darauf mit den zwei übrig gebliebenen prügelte, weckte neue Lebensgeister in ihm.

Mit aller Kraft stemmte er sich hoch und half Kai dabei, sich gegen die zwei Leute zu wehren. Erleichterte stellte er fest, dass je mehr er sich bewegte, auch immer mehr das taube Gefühl aus seinem Körper verschwand.

Keine Minute später lagen auch diese beiden Wachleute neben ihren Kollegen bewusstlos am Boden. Erschöpft wischte Kai sich über die verschwitze Stirn. Da fiel sein Blick auf die am Boden liegende zerbrochene Spritze. Stirnrunzelnd hob er sie auf.

„Bryan?“ fragend suchte sein Blick den seines Freundes. Der hatte nur einen kurzen Blick für das medizinische Instrument übrig. Nachlässig zuckte er mit den Schultern und deutete auf seinen Hals, an dem man den kleinen stich noch erkennen konnte.

„War ein Beruhigungsmittel, aber die Wirkung war nicht besonders. Mir geht’s gut, keine Sorge.“

„Bist du sicher?“ Skepsis schwang in der Stimme Kais mit.

Doch Bryan schüttelte nur mit dem Kopf.

„Alles okay, wirklich. Mir geht’s super. Aber… sag den Anderen nichts. Ich will nicht, dass Ray sich unnötig Gedanken macht.“

Zwei hochgezogene Augenbrauen kommentierten den letzten Satz und ein leichtes Grinsen bildete sich auf Kais Gesicht.

„Also doch. … Los, weiter!“

Nickend erhob sich auch Bryan und nachdem sie die Wachleute gut verschnürt in den Raum gesperrt hatten, wollten sie weiter. Doch gerade, als sie die Tür verschlossen hatten, wurde die Stille von einem Knacken unterbrochen.

Erschrocken starrte Kai auf sein Walkietalkie bevor er sich wieder entspannte und es anschaltete.

„Was ist los?“, fragte er aufgeregt.

Es war Tysons stimme, die ihm scheppernd aus dem Gerät entgegenkam.

„Tala, wir haben Tala gefunden“ Wir sind schon auf dem Weg zu Ausgang, wir treffen uns da, schnell.“

Doch den letzten Rest hatte der Russe gar nicht mehr wahrgenommen, da er schon den Gang zurück zur Treppe rannte. Vergessen war alle Vorsicht. Nur mit Mühe konnte Bryan mit dem nervösen Jungen mithalten, der in halsbrecherischer Geschwindigkeit die Treppen mehr herunter sprang als ging.

Und kaum hatte sie die letzte Treppe erreicht, strahlte ihnen auch schon ein roter Haarschopf entgegen.

„Tala!“, rief Kai stürmisch.

Angesprochener hob leicht den Kopf. Er sah mitgenommen aus und ein großes Veilchen zierte sein Gesicht, dennoch grinste er schief, als er seinen Geliebten sah.

„Jep, ich bin’s“, flüsterte er.
 

Das war das Ende des sechsten Kapitels.

Und der Auftakt für eine Menge weiterer Geschehnisse, die unsere armen Blader einholen werden. Denn wer denkt, damit ist alles gut ausgegangen und die Story wäre an dieser Stelle beendet, den muss ich leider enttäuschen. Es kommt noch viel, viel schlimmer…

Aber wenn es hier schon zu Ende wäre, dann wäre es ja langweilig, nicht? So viel ist nun auch wieder nicht passiert.

Ich denke, mit diesem Kapitel feiert die Story Bergfest. Damit wird sie etwas länger als geplant, aber das wird wohl kaum einen stören, oder? ^^

Ich bleib euch also noch ein wenig erhalten und damit verabschiede ich mich,

denn da ich nächste und übernächste Woche meine Abiprüfungen schreibe, wird das siebte Kapitel etwas dauern. Ich muss wirklich dringend lernen. *seufz*

Deswegen ist das hier auch kein Cliffhänger. *g*
 

Bis demnächst,

achat
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bran
2009-04-13T17:14:26+00:00 13.04.2009 19:14
das war ja fix. hab noch gar net mit nem neuen kappi gerechnet. war aber auf jeden fall wieder ein tolles kapitel. aber.......irgendwie ging das alles doch viel zu glatt. die ganze sache stinkt doch zum himmel............. nja werds ja im nächsten kappi sehen.
by amy-chan


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