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Dear Loser

von

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new world, new life

Der Lauf hatte die Kugel abgefeuert. Sie hatte ein anderes Opfer getroffen als ursprünglich geplant war. Der Einzige, der das gewusst zu haben schien, war der Schütze selbst. In hide's Gesicht gab es kein Zucken, keine Emotion. Als ginge ihn das alles gar nichts an, blickte er hinab auf das was er angerichtet hatte. Sein Boss war zusammengebrochen und hielt sich unter Gejaule und Schmerzensschreie die blutende Schulter. Der rote Saft quoll ihm über die hellen Finger. hide wand sich diesem Szenario ab und entfernte sich mit sicheren, gleichmäßigen Schritten. Parallel dazu öffnete er, ohne hinzusehen, die Revolvertrommel seiner Webley und ließ die übrigen fünf Patronen ungeachtet auf den Boden fallen. Anschließend folgte ihnen auch die Waffe selbst. Der Blondschopf verließ den Schrottplatz, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Nicht einmal Pata schenkte er noch Beachtung. Er ging einfach fort.

Zurück blieben ein verdutzter Taiji, ein noch verdutzterer Pata und ein wimmernder und sich vor Schmerzen krümmender Yoshiki. Der Schuss hatte ihn ohne Umwege mitten in der Schulter getroffen und die Schmerzen zogen sich durch seinen gesamten Arm bis hin zur Brust. Noch nie wurde er angeschossen und die Schmerzen, die er gerade durchlitt, hatte er sich auch noch nie vorzustellen gewagt. Ebensowenig wie die Möglichkeit, von einem seiner besten Kämpfer angegriffen zu werden. Von hide. hide hatte auf ihn geschossen. Diese Tatsache war viel zu unerwartet gekommen und verstörte ihn zu sehr, als dass sein Hirn das wirklich realisieren konnte.

Pata stand da wie vom Donner gerührt. Blickte hide nach, der den Gehweg entlang ging als sei nichts gewesen. ….was war da gerade vor seinen Augen abgegangen....? Und es war vor seinen Augen passiert, nicht vor seinem inneren Auge. Sein bester Freund hatte....aber das konnte doch gar nicht sein?! „HIDE!“ Doch der gebrüllte Name brachte ihm auch keine Antworten auf seine Fragen. Als hide in der Ferne immer kleiner wurde, drehte er sich zurück und blickte auf Yoshiki, der da jammernd auf dem Boden saß. Der ebenfalls verletzte Taiji saß dicht neben ihm, beugte sich nun sogar vor um die Schusswunde zu begutachten.

Taiji griff nach Yoshiki's inzwischen völlig blutbesudelter Hand und drückte sie beiseite, anschließend schob er den Shirtärmel mehr oder minder behutsam hoch um sich die Verletzung besser ansehen zu können. Das Einschussloch war sauber, die Patrone musste mitten in seiner Schulter feststecken. Ein glatter, gezielter Schuss. Das war kein Versehen, hide war nicht die Waffe verrutscht. Das war Absicht. Als er registrierte dass Pata noch anwesend war, wies er ihn sofort an. „Was glotzt du so blöde? Ruf 'nen Krankenwagen! Beeil dich mal!“

Völlig perplex starrte der Rothaarige abwechselnd auf die blutüberströmte Schulter und in Taiji's Gesicht. Seine Fäuste ballten sich. Er wollte keine Befehle von diesem Kerl ausführen. Er ließ sich doch nicht von der gegnerischen Seite herum kommandieren! Doch dann machte ihm Yoshiki's Jaulen wieder den Ernst der Lage bewusst. Sein Boss benötigte wirklich rasch Hilfe. Er zögerte noch einen kurzen Moment, dann lief er los zur nächsten Telefonzelle.

Yoshiki selbst wusste kaum wie ihm geschah. Da fummelte dieser Typ, den er bis vor wenigen Momenten noch tot sehen wollte, an seiner verletzten Schulter herum. Jetzt zog er sich sogar auch noch das Shirt aus und presste es ihm auf die Wunde! Yoshiki kam sich vor wie im falschem Film und schrie sogleich nochmal lauter auf, als er den Druck gegen die frische Schusswunde spürte.

„Zappel nicht so rum!“, fuhr Taiji ihn an und bemühte sich, sein Shirt, trotz Yoshiki's Herumgewinde, auf die Wunde gepresst zu halten. Seine eigene Stichverletzung im Schenkel hatte er völlig vergessen.

Yoshiki's glasige Augen starrten den Jüngeren fragend an. „Warum bringst du mich nicht um?“, schluchzte er unter Schmerzen. Im Moment wünschte sich X's Leader tatsächlich nichts anderes als einfach zu sterben. Sein bester Freund arbeitete gegen ihn, hide hatte ihn eiskalt verraten....er fühlte sich komplett alleine. Grauenhaft alleine. Und dieses Gefühl in seinem Herzen war genauso schmerzhaft wie die Kugel in seinem Fleisch.

Das erste Mal, seit der Schuss gefallen war, sah er seinem ursprünglichem Erzfeind direkt in die Augen. Sie waren mit Tränen gefüllt und mit purer Verzweiflung. Doch die Verzweiflung bezog sich nicht nur auf die Verletzung. Taiji konnte sich nicht daran erinnern, zuvor so viel Menschlichkeit in diesen Augen gesehen zu haben.... „Ich prügel auf niemanden ein der schon am Boden liegt, das weißt du.“ Er registrierte, dass Yoshiki trotz seiner sitzenden Position immer wieder mit dem Oberkörper leicht zur Seite schwankte. Der Kreislauf ist angeschlagen, ging es ihm durch den Kopf und kurzerhand setzte er sich breitbeinig hinter Yoshiki, um ihm mit seinem eigenem Körper eine Stütze zu bieten.

Yoshiki bekam davon nur noch die Hälfte mit. Seine allgemeine Wahrnehmung schien irgendwie leicht eingeschränkt zu sein...wo kamen diese lustigen, schwarzen Punkte her, die ständig vor seinen Augen tanzten und ihn scheinbar ärgern wollten? Plötzlich spürte er, dass er mit dem Rücken und Kopf gegen irgendwas Warmen lehnte.....irgendwas was sich bewegte...... „...Taiji....“ Wo war dieser Bastard hin...? Hatte er ihn jetzt auch noch im Stich gelassen? Warum verließ ihn jeder...? Wo waren sie alle....? Waren es nicht mal so viele........? Er fühlte sich so einsam................

„Hey, Yoshiki....“ Taiji klatschte ihm, mehr oder minder behutsam, gegen die Wange als er bemerkte, dass der Junge wegdriftete. „Jetzt wird nicht geschlafen! Wach auf! Hey!!“ Er rüttelte ihn, verpasste ihm noch ein paar Backpfeifen. Doch erfolgte darauf keine Reaktion. Umso erleichteter war er jedoch, als er mit einem Mal die Sirenen des herannahenden Krankenwagens vernahm. Und da bog er auch schon auf den Schrottplatz ein. Noch bevor der Wagen ganz stand, sprangen die ersten beiden Rettungssanitäter raus und überwanden die letzten paar Meter Distanz zu den Beiden zu Fuß. Taiji blinzelte. Wo war Pata abgeblieben? Sein Blick schweifte über den sandigen Platz. Die Sanitäter wuselten um ihn und Yoshiki herum. Er bekam deren Fragen zuerst gar nicht mit, war er immernoch damit beschäftigt, Pata ausfindig zu machen.

Doch der war nicht da.

„Hey!“

Taiji spürte wie ihn jemand an der Schulter rüttelte. Er blickte hoch und sah in das Gesicht eines jungen Sanitäters.

„Was ist passiert?“, wollte Dieser wissen.

„Wir sind überfallen worden und er wurde an der Schulter angeschossen“, log Taiji mit leicht monoton klingender Stimme.

„Sind sie auch verletzt?“, hakte der Helfer nach und deutete mit einem leichten Kopfnicken auf Taiji's blutbefleckte Jeanshose.

Der Wuschelkopf folgte mit den Augen der Kopfbewegung des Mannes und erblickte nun seine eigene Stichwunde. „Uhm...ja....“, murmelte er halb abwesend. Er war mit seinem Gedanken überall gewesen, nur nicht bei seinem eigenem Bein. Jetzt erst, wo er die Verletzung sah, spürte er den Schmerz Stück für Stück wieder durch seine Nervenbahnen jagen.
 

Als Yoshiki das erste Mal wieder erwachte, fühlte er sich wie in Watte gebettet. Träge blinzelte er mehrere Male, sah Licht, aber nichts Klares. Stimmengewirr kam langsam aber unaufhaltsam immer näher – und plötzlich registrierte er die leicht schaukelnden Bewegungen, denen sein Körper ausgeliefert war. Er lag auf einer Trage, dicht neben sich eine Rettungskraft kleben. Sein betäubtes Hirn benötigte noch ein paar weitere Anläufe bis er begriff, dass er sich hier in einem Krankenwagen befand. Auf der schmalen Seitenbank sah er jemand Vertrauten sitzen. Taiji. Die übrigen Leute um ihn herum waren alles Sanitäter. Nur Taiji war da..... Ausgerechnet er....... Ihrer beider Blicke trafen sich. Yoshiki war zu müde um ihm auszuweichen. Er versuchte in den Augen seines vermeintlichen Gegners eine Antwort zu finden. Doch so sehr er sich auch bemühte – er fand sie nicht. Er sah keinen Hass, sah keinen Hohn, sah keinen Spott. Alles was er sah war....Sorge. Yoshiki verstand es nicht, verstand es nicht......und dann übermannte ihn die Narkose auch schon wieder.......
 

„Was hast du dir dabei gedacht??“ Pata starrte sein Gegenüber nur fassungslos an. Nachdem er bei der Telefonzelle den Notruf abgegeben hatte, begab er sich ohne zu zögern auf die Suche nach hide. Damit hatte er auch Glück gehabt, er fand ihn kurz vor ihrem zu Hause. Der Blonde war nicht schnell genug gewesen. Nun standen sie sich in Pata's Keller gegenüber. Er wollte Antworten haben. „Du solltest Taiji erschießen, verdammt, nicht Yoshiki! Taiji!! Bist du blind geworden oder was?“ Der Rothaarige hatte wieder eine Lautstärke eingeschlagen, die er in letzter Zeit öfters anwand.

hide jedoch beeindruckte dies inzwischen nicht mehr. Er stand fast bewegungslos da, ließ den Jüngeren um sich herumtigern und sich beäugeln.

Und genau diese Ruhe, diese völlige Teilnahmslosigkeit, verstand Pata nicht. Er packte ihn hart am Kragen und schüttelte ihn durch. „Verfuckte Scheiße, hast du überhaupt 'ne Ahnung was das für dich bedeutet?? Für uns??“, fauchte er ihm ins Gesicht.

hide sagte noch immer kein Wort. Wich den Blicken jedoch auch keine Sekunde lang aus.

Pata verzweifelte. „Verdammt nochmal hide! Du machst alles kaputt!“

„Es ist schon alles kaputt!“ Die lauten Worte des Blonden klangen schon fast befremdlich, so eindringlich war sein Schweigen seit dem Schrottplatz geworden. „Wem willst du denn noch was vormachen, Pata?“ Er ging in die Offensive. „Der Scheiß hier geht schon lange den Bach runter! Glaubst du, Ryö und Den sind nur einfach so ausgestiegen? Glaubst du, Kazzy wurde nur einfach so getötet?“ Seine jungen, rebellischen Augen blitzten vor neuer Energie regelrecht auf. „Selbst Toshi entfernt sich schon von X! Merkst du das nicht?“

„Aber X ist unsere Familie!“ Die Verzweiflung wurde immer deutlicher hörbar.

„X ist nicht mehr meine Familie!“ hide's Stimme wurde getragen von einer ungewöhnlichen Überzeugung.

Dieser Satz traf Pata wie ein Stachel im Herzen. Nein.... „Wie kannst du soetwas nur sagen?“ Es geschah äußerst selten, aber in diesem Moment geschah es: Seine Stimme wurde heiser, heiser durch den sich zuschnürenden Hals. Schwach und filigran.

hide legte ihm beide Hände auf die Schultern. „Es tut mir Leid. Aber ich will einfach nicht mehr. Ich will das alles hier nicht mehr...“ Es tat ihm weh den Schmerz in den Augen seines Freundes aufflackern zu sehen. Aber sein Entschluss stand fest. Trotz allen Schmerzes.

Pata schüttelte ansatzweise den Kopf. „...wie kannst du das nur sagen...?“, wiederholte er mit gebrochener Stimme. „Wir waren immer zusammen, wir haben alle gegenseitig auf uns aufgepasst...“ Erinnerungen aus seiner Überfahrt von Japan nach Süd-Korea vermischten sich mit den Zeiten mit X. Dann bäumte er sich noch ein Mal auf, mobilisierte all seine Kraft. „Wir können immernoch was erreichen! Wir haben noch Einfluss, wir können uns neue Leute-“

hide schnitt ihm den Satz ab. „Was willst du denn hier erreichen mit so einer Bande wie X?“, brüllte er ihm entgegen, in der gleichen Lautstärke wie er ihn soeben auch angefahren hatte. „Ich will einfach nicht mein Leben lang mit Straßenprügeleien und Raub verbringen und nach jedem Ding auf der Flucht vor den Bullen sein!“ Er riss sich von Pata los, trat ein paar Schritte von ihm entfernt, schaute ihn aber wieder an. „Ich will leben, verdammt!“ Sein ganzes Gesicht spiegelte die Sehnsucht wieder, die schon die ganze Zeit tief und fest in ihm schlummerte. „Ich will meine Träume verwirklichen, ich will Ziele haben! Echte Ziele!“ Seine ausdrucksstarken Augen ließen nicht von Pata ab. „Ich will Musik machen, ich will 'ne eigene Band haben, ich will auf der Bühne stehen – das will ich! Und nicht kleine Kinder abzocken und Zeitungsläden überfallen!“ Es sprudelte alles auf einmal aus ihm heraus; alles was zuvor niemand wissen, geschweige denn hören wollte, drängte sich regelrecht aus seinem Mund, um endlich an die Freiheit zu gelangen. „Darum war ich ständig bei Tusk's Auftritten! Weil er es getan hat, weil er seinen Träumen gefolgt ist! Und das will ich auch!“

Bei Tusk's Namen verfiel Pata gleich wieder in neuen Unmut. „Du läufst jemanden von den Sister's hinterher – dabei haben die dir diese Verletzungen zugeführt!“ Und er zeigte mit ausgestrecktem Finger auf hide.

„Die Sister's haben mich angegriffen – aber die Sister's haben mich auch gerettet!“

Der Rothaarige stutzte – und verstand nun gar nichts mehr. Es reichte lediglich noch zu einem völlig irritiertem „Hä?“

„Morrie und noch so'n Kerl haben mich überfallen und mich vermöbelt, ja. Aber Sceanna, der Kleine, hat sich dazwischen geworfen. Er hat mir geholfen und dafür gesorgt, dass die anderen Zwei aufhören.“

Das zerstörte nun endgültig Pata's bisheriges Weltbild. Hätte hide jetzt wieder von Tusk angefangen, hätte er geglaubt es handele sich nur wieder um Wunschdenken seines Freundes oder weil er sein Idol beschützen wollte. Aber zu Sceanna hatte hide keinerlei Verbindungen – soweit er wusste – weswegen es keinen Sinn machen würde, würde er sich diese Geschichte nur ausdenken. Der Rothaarige ging wie in Trance zwei, drei Schritte rückwärts bis er die kalte Steinwand im Rücken spürte. An Dieser ließ er sich dann in Zeitlupe hinabrutschen bis er auf dem Boden saß. Sein Blick war ins Leere gerichtet. Er sah seine Welt bildlich zerbrechen.

hide kniete sich vor ihm hin. „Pata.....X is' schon lange kaputt. Wir waren nur noch die Überreste.“ Er liebkoste ihm mit einer Hand die Schulter. Er wusste, dass er Pata mit all dem soeben desillusioniert hatte, aber er hielt es für nötig. Zum Einen um sich selbst die Tatsachen nochmal klar zu machen und zum Anderen, um Pata nicht ins Leere laufen zu lassen. Denn das hatte sein bester Kumpel einfach nicht verdient.

Und diesem besten Kumpel stiegen gerade Tränen in die immernoch leicht verstörten Augen. Es ging für ihn alles so schnell...er hatte so lange hartnäckig an X festgehalten und nun, innerhalb von weniger als einer Stunde, zerbrach diese Welt völlig in Scherben, riss ihm den Boden unter den Füßen weg. Er legte die Stirn auf seine angewinkelten Knie. Die Tränen liefen.

hide genügte diese Position, er musste Pata's Gesicht nicht sehen um zu wissen, dass er weinte. Beschützend schlang er seine Arme um den verzweifelten Jungen und schmiegte sich vertraut an ihn. So häufig hatte Pata ihn trösten müssen, hatte ihn in Schutz genommen. Jetzt war hide dran. „Shhhhh.......alles wird gut......“, wisperte er beruhigend und begann den Anderen leicht hin und her zu wiegen. „Ich bin ja da......ich lauf nicht weg....“

Pata's Finger suchten irgendwann den Weg zu einem Arm des Blonden und verkrallten sich schließlich in dem dünnen, schwarzen Mantelstoff. Er brauchte Halt.
 

„You now the times are changing the going, could get rough. I've lost and I've gained!“ Die Band spielte bereits den letzten Song und das Publikum war völlig aus dem Häuschen. Zi:Kill kamen mit jedem Auftritt immer besser an und es sprach sich in der Gegend schnell rum. Diese Band würde ihren Durchbruch noch schaffen, da waren sich alle sicher.

Als Tusk und seine Jungs nun den letzten Song beendet hatten und sich beim Publikum für den tobenden Beifall bedankten, schlugen ihnen das erste Mal eindeutige „Zugabe“-Rufe entgegen. Tusk wollte zuerst seinen Ohren nicht trauen, sah verblüfft zu Ken und Seiichi, die mit ihren Instrumenten ein Stück hinter ihm standen. Die Leute wollten mehr, sie wollten tatsächlich mehr! Nach kurzem Zögern und einer knappen Absprache spielten sie die gewünschte Zugabe - „Nonfiction“, auch wenn dieses Lied nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend ertönte. Aber die Band hatte einfach noch nicht so viele Songs im Gepäck. Schadete ihnen aber im Moment noch nicht denn dieser Song kam beim Publikum auch beim zweiten Mal noch wahnsinnig gut an. Dann war aber wirklich Schluss. Die Jungs stöpselten ihre Geräte ab und verließen die Bühne. Tusk begab sich mit Gitarrist Ken daraufhin sogleich an die Bar, die anderen beiden verschwanden in einem Hinterzimmer.

Die Bar war auch ebenso das angesteuerte Ziel einer ihrer größten Fans und eben dieser Fan ließ es sich nicht nehmen und packte die Chance nun endlich am Schopf. Er parkte sich auf den nächsten Barhocker direkt neben Tusk. „Ihr wart richtig gut!“

Tusk wand seinen Kopf zur Seite und schaute geradewegs in hide's Gesicht. Das war für die ersten paar Sekunden auch die einzige Reaktion des Sängers. In seinem Kopf sortierten sich ein paar Regeln gerade neu. Doch davon bekam man von aussen nichts mit. „Danke“, kam endlich die Antwort und ein seichtes Lächeln folgte. Die Zeiten hatten sich geändert, die Rollenverteilung war neu ausgewürfelt worden. Es war zwar in diesen Momenten immernoch ein leicht seltsames Gefühl, jemanden mit friedlichen Absichten so dicht neben sich sitzen zu haben, gegen den man bis vor wenigen Wochen noch angekämpft hatte, aber trotzdem hatte Tusk ein gutes Gefühl. Und er war froh über dieses Gefühl.

„Hey, ich hab gehört du kannst auch Gitarre spielen. Kannst du mir 'n bißchen darauf beibringen?“ Trotz hide's so lässigem Tonfall bubberte sein Herz ein bißchen doller als er seine Frage aussprach.

Tusk nahm sein bestelltes Getränk in Empfang und nickte knapp. „Klar.“

„Cool!“ Nun war auch der Rest Zweifel und der letzte Funken Unsicherheit über Bord geworfen. „Sach ma', braucht ihr zufällig noch Verstärkung in eurer Band?“

Nun konnte Tusk ein breites Grinsen nicht mehr verbergen. „Ey, gründe deine eigene Band!“, lachte er und buffte hide freundschaftlich gegen den Oberarm. Sein Blick fiel dabei über hide's Schulter und sein Grinsen wurde daraufhin noch breiter. „Und dein erstes Mitglied lässt auch nicht lange auf sich warten“, stellte er fest und winkte die Person, die er da in der Menschenmenge entdeckt hatte, zu sich ran.

„Huh?“ hide drehte sich um um erkennen zu können was Tusk meinte. Und er staunte nicht schlecht als er jemanden auf sie zukommen sah.

Mit einem leicht schiefem Grinsen auf den rotbemalten Lippen und einem Hauch von Schüchternheit im Gesicht, gesellte sich Sceanna zu den Zweien. „Hi“, lautete die knappe und leicht heiserne Begrüßung. Sein Blick blieb dabei auffallend lange an hide haften. „Hey...alles wieder okay?“, fragte er, für seine Verhältnisse, recht leise.

Das Grinsen von Tusk steckte an und so zogen sich auch hide's Mundwinkel in die Breite. „Ich lebe noch.“ Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er bei dem kleinen Rotschopf verdammt beliebt war.

Doch noch ein weiterer Rotschopf sollte die junge Truppe vergrößern: Er hatte sich ihnen lautlos genähert und stand nun etwa einen halben Meter hinter Sceanna. Als hide sich gerade beim Barkeeper was bestellt hatte und seinen Kopf wieder zurück in die alte Position brachte, weiteten sich seine Augen vor Überraschung. „Pata!“, schrie er vor lauter Freude aus, sprang von seinem Hocker runter und dem Anderen direkt an den Hals. Seit ihrem letzten Gespräch waren gut zwei Wochen vergangen und seit dem hatte er ihn kaum noch zu Gesicht bekommen. Doch nun stand er hier, bei ihnen, und auch wenn sein Gesichtsausdruck keine strahlende Freude präsentierte, so war er doch alles andere als kampflustig.

„Hey....... - hide, du erwürgst mich!“ Unter Keuchen versuchte Pata den Freund von sich abzupflücken, was bei Tusk und Sceanna zur allgemeinen Belustigung beitrug.

Kaum ließ hide nun wieder von seinem Kumpel ab, erschlug er ihn dafür mit seinen neuesten Plänen. „Du spielst auch mit!“

„Was? Wo?“ Pata's Gesicht glich gerade einem einzigem Fragezeichen, woraufhin Tusk nicht mehr konnte und die ersten kleinen Tränchen lachte. Was war das nur für ein verrückt schräges Duo, die beiden?

„In meiner Band!“, erwiderte hide mit einem Ton, als hätte er dies schon seit Urzeiten geplant. „Sceanna ist dann auch dabei und schon machen wir Zi:Kill Konkurenz!“

„Äääääääähh......“, war die vorläufige Antwort des Irokesen auf diese leicht überdrehten Pläne seines leicht überdrehten Freundes. Sein Blick ging etwas hilflos durch die Runde, bevor er mit etwas kleinlauter Stimme fragte: „Kann ich darauf erst mal was trinken?“
 

Taiji stapfte die Straße entlang, zog immer mal wieder an seiner Zigarette, als er plötzlich eine ihm vertraute Person auf sich zukommen sah. „Hey Yoshi!“ Er hob die Hand, die den Glimmstängel zwischen den Fingern eingeklemmt hielt, zum Gruß.

Yoshiki durchzog ein leichtes Kribbeln als er Taiji's Stimme hörte. Seit Toshi hatte ihn niemand mehr so genannt. Ausser sein kleiner Bruder. Aber diesen Kosenamen aus dem Mund seines ehemaligen Erzfeindes zu hören war für ihn immernoch etwas seltsam. Doch er ließ sich das nicht anmerken und erwiderte statt dessen die Begrüßung. „Hey! Wie geht’s dem Bein?“ Sie standen sich mittlerweile gegenüber.

„Is' noch dran“, war die lässige Antwort des Lockenkopfs. „Und was macht deine Schulter?“

„Eingeschränkt aber vorhanden“, und Yoshiki bemühte sich, noch lässiger zu klingen als der Andere.

„Aber sie wird wieder ganz, oder?“ Taiji sah ihn mit wachen Augen interessiert an.

„Die Ärzte meinten, mit etwas Glück kann's klappen.“ Er zwinkerte. „Und du, wieder auf'm Weg zum Lovehotel 'Cherries'?“ Die letzten beiden Worte betonte er absichtlich übertrieben da er wusste, wie sehr Taiji diesen Laden und seinen Job verabscheute.

„Boah ey, hör auf! Ich such mir echt was Anderes“, kam die halb schief gegrinste Antwort. Es hatte sich definitiv schon zu weit rumgesprochen, womit man ihn am schnellsten aufziehen konnte. Trotzdem schloss er Yoshiki in eine brüderliche, lockere Umarmung – natürlich darauf bedacht, seiner verletzten Schulter nicht zu nahe zu kommen.

Und als seien die zwei Jungs schon ihr Leben lang Freunde gewesen, erwiderte Yoshiki diese Geste des Vertrauens und Vertragens, wenn auch nur einarmig, um seine Schulter nicht zu sehr zu belasten. „Ey, mach's gut, man.“

„Mach's besser.“ Taiji löste sich wieder aus der Umarmung und ging an ihm vorbei um seinen Weg zur Arbeit fortzusetzen. „Wir seh'n uns!“

„Bye!“ Auch Yoshiki ging wieder seiner Wege. Waren das auch nicht mehr die Wege von X denn X war Geschichte. Nachdem Toshi sich nach ihrer letzten Prügelei nicht mehr bei ihm blicken ließ und er von Dritten erfuhr, dass sein ehemaliger bester Kumpel sich offenbar eine eigene Bande zusammen zu trommeln versuchte, hatte sich kurz darauf auch Pata von ihm gelöst. Zusammen mit hide wollte er irgendeiner verrückten Bandidee nachgehen, er war mit der Sprache nicht so wirklich rausgerückt. Jedenfalls gab es, ausser Yoshiki selbst, niemanden mehr und da der Zerfall bei den Sister's ähnlich aussah (Morrie hatte sich ebenfalls einer anderen Gruppe angeschlossen und Tommy war Taiji's bester Freund, akzeptierte dessen Entscheidungen und war zudem nie großartig nachtragend) und sich nach der Sache auf dem Schrottplatz die Karten eh neu gemischt hatten, entschied man sich dazu, das Kriegsbeil zu begraben. Eine Entscheidung, die wenige Tage zuvor noch undenkbar gewesen wäre und die weder Taiji noch Yoshiki gebilligt hätten. Doch dass Taiji sich, nach hide's Amoklauf, regelrecht fürsorglich um Yoshiki gekümmert hatte (ohne dass er dieses Handeln selbst wirklich hätte erklären können), das hatte in Beiden etwas grundlegend verändert. Ihre ganzen Ansichten, ihre Gefühle – auch ihre Gefühle zueinander. Sicherlich fiel es Taiji leichter, diesen neuen Weg einzuschlagen als Yoshiki, doch in Anbetracht der Tatsachen, dass Yoshiki seit Anbeginn seines Bandenlebens eine völlig andere Philosophie verfolgte als der Jüngere, war es auch wenig verwunderlich. In den ersten Tagen, als er im Krankenhaus lag und von den Ärzten zu hören bekam, dass Taiji ihn mehrfach besucht hatte – immer wenn er schlief – glaubte er noch, der Andere würde auf eine günstige Gelegenheit warten ihn doch noch umzubringen. Doch als er Taiji dann schließlich an seinem Krankenbett sitzen sah als er wach war und sie sich Ewigkeiten nur gegenseitig ansahen und anschwiegen, da war ein Umdenken unausweichlich gewesen. Selbst Yoshiki wurde das an dem Tag klar. Die Veränderungen waren nun zum greifen nahe, sie waren unausweichlich. Und womöglich waren diese Veränderungen der Anfang einer neuen Sache, eines neuen Weges.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Regenschein
2010-12-31T21:27:51+00:00 31.12.2010 22:27
Als ich zum erstenmal auf Mexx nach FanFics von X Japan gesucht habe, war ich anfangs einwenig enttäuscht, dass es nur so wenige gibt, aber als ich dann deine FanFic hier gefunden habe, war ich total happy!

Das ist eine der wenigen FanFics, die ich komplett in einem Rutsch gelesen habe, weil ich einfach nicht aufhören konnte =D
Die Story ist von Anfang bis Ende richtig gut durchdacht und auch die Charaktere sind einfach super! (Auch wenn ich mich an (den sonst so perfekten) Yoshiki in der Rolle als "bösen Gangboss" erstmal gewöhnen musste xD )
Besonders gut gefällt mir, dass du die Charaktere hier so facettenreich gestaltet hast und viele eine Entwicklung im Laufe der Story durchleben. Dadurch kommen sie sehr glaubwürdig rüber und werden auch nie langweilig oder allzu vorhersehbar.

Es ist wirklich schön, dass es hier auf Mexx noch Fanfic-Autoren gibt, die sich nicht ausschließlich auf platte 08/15 Shonen-Ai Geschichten konzentrieren.

Werd mir jetzt auf jeden Fall auch deine anderen FF's durchlesen ^____^

PS: Noch einen guten Rutsch! ^^
Von: abgemeldet
2010-06-20T11:24:21+00:00 20.06.2010 13:24
wha....
das ende war so tooll >.<°°°
alles is gut **
ich mag so enden **
vor allem hide, sceanna und pata als band fin dich klasse idee xxxD super trio xxxD
ich finds wirklich gut, wie du diese enden am schluss noch eingeleitet hast, auch die szene mit hide und pata fand ich sehr schön, in patas keller, wo hide klarmacht, dass es aus ist mit X ^^ also..richtig gutes ende...auch wenns jetz leider vorbei is...warum isses vorbei? ;_; ich möcht ne nachgeschichte zur band von hide, pata und sceanna bitte..xxxD darf man sich sowas als leserwünsche bei dir anmelden? xD°
na ja...ich bin richtig froh, dass ds ende so gut is, das erleichtert es ein bissl, dass es jetz keine kappis geben wird U____U...
so...ds wars nun von mir ^^
*winke*
_pinkuuu_
Von:  hideplueschtier
2010-05-14T12:10:16+00:00 14.05.2010 14:10
So, Plüschi startet nun die große Kommi-nachhol Aktion XD

Das Ende kam wirklich recht überraschend, zwar war nach hides Schuss auf Yoshiki schon irgendwie klar, dass nun alles auseinanderfällt, aber das es nun wirklich beendet ist, hatte ich nicht erwartet.
Die Anfangsszene zwischen Taiji und Yoshiki gefällt mir sehr gut. Anscheinend müssen beide erst sowohl physisch verletzt als auch psychisch ziemlich angeschlagen sein um zu begreifen, dass ihr Krieg nicht ewig gehen kann und sie sich eigentlich viel ähnlicher sind, als sie beide denken.
Auch die Auseinandersetzung zwischen hide und Pata ist dir sehr gut gelungen, da du es dem Leser ermöglichst einen sehr tiefen Einblick in ihr Denken, ihre Emotionen und dem daraus resultierenden Verhalten zu gewinnen. Patas Verzweiflung bildet einen gelungenen Kontrast zu hides Träumen, die er nicht aufgeben will und mit denen er letzlich Pata die Augen öffnet.
Zi:Kills Auftritt am Ende ist ein schöner Schlusspunkt und veranschaulicht vor allem die entgültige Wendung sehr deutlich. Es scheint, dass deine (überlebenden) Protagonisten erst alles verlieren mussten, um überhaupt zu realiseiren, dass es noch einen anderen Weg, eine bessere Zukunft geben kann. Wie sie diesen beschreiten, gefällt mir, vor allem da es ihnen gelingt Frieden zu finden, indem hide, Sceanna und Pata in hides neugegründeter Band vereint werden.
Auch die abschließende Versöhnungszene zwischen Taiji und Yoshiki ist sehr passend eingesetzt und spiegelt ihre Charaktere sehr gut wieder, wie ich finde. Auch wenn sie anscheinend weiterhin versuchen den jeweils anderen mit ihrer Coolness zu beindrucken, scheinen sie doch nun jemanden gefunden zu haben, dem sie vertrauen können, etwas das für beide gewöhnungsbedrüftig sein dürfte, mit dem sie aber anzunehmender Weise mehr Erfolg haben werden als mit ihrem Krieg gegeneinander.

Was ich noch besonders erwähnen muss, ist die Entwicklung die alle deine Charaktere im Laufe der Geschichte durchgemacht haben. Allein schon das sie sich entwickeln und nicht statisch an einem Punkt bleiben lässt das Ganze sehr realistisch wirken. Sowohl durch die äußeren Geschehnisse, als auch durch ihre Emotionen und ihr Denken beinflusst, entwickeln sie sich alle zu reiferen, interessanten Persöhnlichkeiten, die trotzdem ihre Ecken und Kanten haben, wodurch zumindest ich sie alle ins Herz geschlossen habe.

Alles in allem eine wirklich sehr gute Fanfic mit gut durchdachtem Plot, erfolgreichem Spannnungsbogen und interessanten Charakteren, sodass man sie gerne gelesen hat und sich für die Zukunft mehr davon wünscht. Weiter so!
Von:  Dark-Kaze
2010-05-11T16:29:41+00:00 11.05.2010 18:29
Ein schönes Ende, so gut hatte ich es mir nicht vorgestellt, aber mir gefällt der Gute ausklang der Situation und der einzelnen Gesichten. Ich finde es gut gelungen.. Mach weiter so

Lg

Dark-Kaze
Von:  Luinaldawen
2010-04-30T19:18:23+00:00 30.04.2010 21:18
Ein schönes Ende. ^-^
Ich hab mir das halbe Kapitel einen gegrinst. Wirklich toll. o.o
Allerdings ists auch schade, dass es zu ende ist.... aber so haben wenigstens welche überlebt um es noch erleben zu können. XD
Mir haben hide und Taiji da beide sehr imponiert, für beide war es sicher nicht einfach, von dem bisherigen Weg abzuweichen und komplett umzudenken - und dabei noch andere mitzureißen. Sehr, sehr schön dargestellt.

Dieses Kapitel hat mir auch meine absolute Lieblingsszene der ganzen Ff beschert: wie hide Pata um den Hals fällt. *-*
Es wäre kein Happy End (soweit man da von einem Happy End reden kann, aber ich denke, das passt schon) gewesen, wenn die beiden sich nicht wieder zusammengerauft hätten.

Ich bin schon sehr auf deine nächsten Projekte gespannt *-*
Von:  Yoshiki_Deyama
2010-04-30T14:06:52+00:00 30.04.2010 16:06
*vorm PC sitzt*
*blitzel*
WOW!
Ich hänge mich Zottelfee an: Überraschendes Ende! Irgendwie hab ich gedacht, die bringen sich alle gegenseitig um, aber ich bin froh, dass dies nicht der Fall ist und SO gefällt es mir viel besser! ^^
Die Idee von dieser FF hab ich einmalig gefunden! Wenn du was Neues schreibst, gib mir doch bitte bescheid!

Glückwunsch zur Fertigstellung!
lg ^___^
Von: abgemeldet
2010-04-30T09:40:00+00:00 30.04.2010 11:40
uff, das ende kam jetzt aber doch sehr überraschend... ich hatte ja mit einem romanformat gerechnet ;P
eigentlich schade, dass das das ende ist, hab mich immer auf die fortsetzungen gefreut,... jetzt gibt's auch keine ausreden mehr, die mich vom büffeln abhalten ;D
im großen und ganzen kann ich nur sagen, dass du wirklich eine tolle fantasievolle welt geschaffen hast mit interessanten charakteren und spannenden situationen. da ich viele der personen nicht kannte (also der realen vorbilder) war es zum teil schwer für mich sie zuzuordnen, sei es nun den banden oder ihrer person selbst...
aber ansonsten wär es schön, wenn man dennoch weiterhin von dir hört und wenn mich nicht alles täuscht hast du bestimmt schon wieder eine neue story im kopf, oder? ;D


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