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Nervenzusammenbruch frei Haus

Auch Leader brauchen Ruhe
von

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Der letzte Vorhang

Mir gehört hier niemand. Anmerkung würden heute den Rahmen sprengen, darum lest bitte meinen Blog, hier:
 

http://www.animexx.de/weblog/353956/490017/
 

Der letzte Vorhang
 

~~~Meine Seele wird nicht verschwinden. Und in der nächsten Welt werde ich versuchen, von dir geliebt zu werden. ~~~

(Kotodama, Kagrra, )
 

Die Stimmung hinter der Bühne war ausgelassen. Uruha hatte sich zwar mit dem Rest der Firma über die dringliche Einladung von Kagrra zu ihrem Tourfinale gewundert, aber er arbeitete lange genug mit ihnen zusammen, um zu wissen, dass man bei ihnen mit allem rechnen musste. Noch immer hielt er die Eleganz, die sie auf der Bühne an den Tag legten, nur für eine sehr gute Tarnung, ihre chaotischen Eigenschaften zu verstecken. Sofern man sie nicht persönlich kannte, klappte das auch ganz gut.

Neben ihm saß Aoi, der gerade Kouki und Kifumi Bilder der Zwillinge zeigte. Der Stolz in Aois Stimme war unverkennbar.
 

"Einmal Ruhe bitte!" Laut übertönte Isshis Stimme die Gespräche im Raum. Erfolgreich, alle richteten die Augen auf den Sänger, der mit dem Rest der Band eingetreten war. Sie alle waren schon geschminkt und hatten ihre Haare bereits gemacht, trugen aber noch ihre Alltagskleidung.
 

"Danke für die Einladung," bedankte sich Miyavi für sie alle noch einmal.
 

"Danke, dass ihr gekommen seid," antwortete Isshi. Sein Gesicht war ungewöhnlich ernst. Ein seltsames Gefühl beschlich Uruha. Das hier war anders, aber er konnte nicht sagen, was nicht stimmte. Sein Blick wanderte von Isshi zu Izumi. Der Drummer stand eng neben dem Sänger und drückte plötzlich dessen Hand. Ach, das war es. Uruha lächelte. Den Verdacht, dass etwas zwischen den beiden war, hatte er schon lange. Vermutlich war es Izumis Schüchternheit zu verdanken, dass sie sich erst jetzt entschlossen, die Karten über sich auf den Tisch zu legen.
 

"Ja, es... bedeutet uns sehr viel." Akiya nickte schluckend. Uruhas seltsames Gefühl war wieder da. Auch die Gesichter von Nao und Shin wirkten angespannt. Und sie wussten so gut wie er, dass niemand sich hier fürchten musste, weil er eine Beziehung mit einem Mann hatte. Er sah sich nach seinen anderen Kollegen um. Nach und nach breitete sich auf ihren Gesichtern die Erkenntnis aus, dass etwas anders war als sonst. Die Stille war fast greifbar. Es war Keiyuu, der sie schließlich brach.
 

"Was ist los?" Uruha hörte ihm die Anspannung an.

Isshi tauschte erst einen Blick mit Izumi, dann mit Nao. Beide nickten leicht, wobei Nao sich über die Augen wischte. Auch Shin und Akiya nickten.
 

"Das hier," begann Isshi und schluckte dann. "Das hier heute ist nicht das Tourfinale. Es ist das Finale von Kagrra. Morgen gibt es Kagrra nicht mehr."

Uruhas Magen krampfte sich zusammen. Er spürte, wie ihm kalter Schweiß ausbrach. Sein Herz raste, als er versuchte, die Worte er verstehen, die Isshi gesprochen hatte. Und sie zu verarbeiten.

Er war nicht der Einzige, der Schwierigkeiten hatte. Als er zu Aoi sah, sah er, wie weiß dessen Gesicht geworden war.
 

"Was?" Miyavi fasste sich als Erster wieder soweit, dass er sprechen konnte. "Ihr hört auf?"
 

"Ja," bestätigte Izumi. "Heute ist unser letztes Konzert."
 

"Aber... warum?" IV starrte sie mit offenem Mund an.
 

"Wir haben es so beschlossen," antwortete Shin.
 

"Warum?" Shou wiederholte IVs Frage.
 

"Es gibt viele Gründe," antwortete Isshi. "Einer davon ist, dass Izumi und ich morgen Japan verlassen werden."
 

"Ich wiederhole: WARUM?" Shou schüttelte den Kopf. "Ihr könnt doch nicht einfach alles hinschmeißen!"
 

"Doch." Nao nickte fest. "Das können wir. Und wir haben es schon getan. Es ist alles klar, das hier ist wirklich unser letztes Konzert."
 

"Wann habt ihr das beschlossen?" Yasuno war unter seiner Bräune blass geworden.
 

"Keine Ahnung," gab Isshi zu. "Ich denke, jeder von uns hat diesen Entschluss in der letzten Zeit getroffen und vor einer Woche haben wir dann gesagt, dass heute das Finale ist."
 

"Aber die Fans! Was werden die sagen?"
 

"Sie werden es erst morgen erfahren," sagte Isshi und seine Augen strahlten plötzlich. "Das heute Abend wird das größte und beeindruckenste Konzert, dass wir je gegeben haben. Wir wollen mit einem großen Finale gehen und nicht irgendwann vor halbleeren, kleinen Hallen spielen. Die Fans sollen einen unglaublichen Abend haben. Also twittert mir keiner von euch, was wir euch eben gesagt haben." Dabei sah er Aoi an und zwinkerte ihm zu.
 

"Okay." Miyavi nickte. "Aber warum wollt ihr beide das Land verlassen?"
 

"Ja, hast du was verbrochen und bist auf der Flucht?" Keiyuu lächelte, aber es erschien Uruha unsicher.
 

"Nein." Isshi lachte auf. "Wegen der paar Starfzettel, die ich noch zahlen muss, verlasse ich das Land sicher nicht. Wir wollen es einfach."
 

"Unser Flieger geht um 3 Uhr heute Nacht," fügte Izumi an.
 

"Wohin?" Endlich brachte Uruha wieder etwas heraus. Seine Kehle fühlte sich trocken an.
 

"In unser Paradies," schelmisch lächelte Isshi. Es war klar, dass sie keine andere Antwort bekommen würden.
 

"Bitte habt heute Spaß." Akiyas Blick glitt über ihre Gesichter. "Wir wollen euch alle dabei haben. Ihr seid uns wichtig. Nur respektiert, dass wir nicht mehr dazu sagen, warum und wieso wir aufhören."
 

"Gut." Ruki nickte. "Ich gehe davon aus, ihr hab euch das gut überlegt."
 

"Sehr gut," sagte Izumi. "Bitte geht auf eure Plätze. Wir müssen uns noch umziehen. Und heute wollen wir die Fans auf keinen Fall warten lassen."
 

"Okay." Sichtlich nicht wissend, was er sagen sollte, nickte Kai. "Sehen wir euch noch, bevor ihr abfliegt?"
 

"Wenn wir uns jetzt von euch verabschieden, könnten Isshi und ich vor lauter Tränen nicht auf die Bühne," lächelte Izumi. Shin öffnete die Tür zum Flur um ihnen allen unmissverständlich klar zu machen, dass sie ein letztes Mal vor dem Auftritt allein sein wollten. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen sah Uruha zu, wie Isshi und Izumi sie alle ansahen und ihnen zulächelten, als sie an ihnen vorbei gingen. Er tauschte einen Blick mit Isshi und musste die Tränen zurück drängen.
 

"Uruha?" Aoi nahm seine Hand. Still gingen sie mit als letztes den Gang zu ihren Logenplätzen hinauf. "Kannst du dir die Firma ohne die Jungs auch nicht vorstellen?"
 

"Überhaupt nicht," gab er zu. "Sie waren immer da und irgendwie... unsere Mentoren, oder?"
 

"Allerdings." Aoi nickte. Vor ihnen stand Kai mit Takeru in der Tür zur Loge. Takeru liefen Tränen über das Gesicht.
 

"Ich kann einfach nicht fassen, dass es keine Musik mehr von ihnen geben wird," murmelte Takeru erstickt. "Die bringt mich immer runter, wenn ich total überdreht bin." Kai schloss ihn in die Arme.
 

"Das geht nicht einfach so, ich muss ihm noch was sagen, ich platze sonst, das kann der doch nicht machen!" IV platze aus der Tür und schob Nao, der ihn am Arm hielt, unsanft zur Seite.
 

"IV, warte, wenn..."
 

"Ich MUSS das machen, klar?"

Uruha ließ Aois Hand los und rannte mit IV gemeinsam zurück. Wenn der kleine Kerl den Mut hatte, Isshi zu sagen, was er von dem Ganzen hielt, dann er sicher auch.
 

"Isshi!" Sie fanden ihn allein vor der Gaderobe, noch in zivil, eine Zigarette rauchend vor.
 

"Okay, mit der Kombination habe ich nicht gerechnet," lächelte er. "Aber ich sag es euch gleich - es ist alles entschieden."
 

"Aber du kannst dich doch nicht einfach aus dem Staub machen, das geht nicht, was ist mit den Fans, mit uns, ich dachte, wir sind sowas wie eine Familie, du kannst nicht gehen!" IV war nicht laut, aber die Worte platzten heraus.
 

"Geh nicht," bat Uruha nur. "Ohne dich... ist es nicht wie sonst. Wir brauchen dich," gab er zu. "Du hast immer ein Ohr für jeden von uns, ich weiß nicht, wem du alles geholfen hast."
 

"Genau." IV nickte. "Du bist doch immer für alle da gewesen, wie soll das jetzt werden?"

Isshi drückte seine Zigarette aus und legte beiden eine Hand auf den Arm.
 

"Ihr braucht mich nicht mehr. Ihr seid erwachsen. Niemand hier ist auf mich angewiesen. Und das müsst ihr alle endlich lernen."
 

"Und wenn wir dich einfach als Freund hier behalten wollen? Du wirst mir schrecklich fehlen," gab Uruha zu.
 

"Ihr mir auch. Alle."
 

"Ich werd dir nie vergessen, was du damals zu mir gesagt hast, als ich zu dir kam wegen der Zwillinge."
 

"Ich dir auch nicht, also nicht das, aber das andere, du weißt schon, was ich mein, oder, weil ich bin total über den Haufen und ich weiß, dass dich das nervt, wenn ich so rede, aber ich kann das gerade nicht anders, weil ich nicht fassen kann, dass ihr aufhört, das kann ich einfach nicht fassen, ich meine, ich liebe eure Musik und kenne sie schon ewig und euch zu kennen ist eine Ehre für mich und dann heute dabei zu sein, das ist... unglaublich."

Uruha legte den Arm um IVs breite Schultern.
 

"Danke." Isshi nahm IV wieder aus Uruhas Arm und drückte ihn fest. "Einen Rat hab ich doch noch für dich, Krümel: Diese Stärke, die behalt dir bei." Dann küsste er ihn auf die Stirn, bevor er Uruha in die Arme schloss.
 

"Auch noch einen Rat für mich?" Es schnürrte Uruha die Kehle zu.
 

"Einen letzten Rat, okay. Bleib genauso, wie du bist."
 

"Du bist verrückt, Isshi."
 

"Ihr doch auch, oder?"

Langsam lößte Uruha sich aus der Umarmung, während er Isshi seinerseits einen Kuss auf die Wange drückte. Dann ging er mit IV zurück zur Loge, ohne sich umzudrehen. Er wusste, wenn er das tat, würde er doch weinen.
 


 

Reno sah, wie IV mit Uruha zurück kam. Beide sahen aus, als würden sie gleich zu weinen beginnen. Auch auf den anderen Logenplätzen sah es nicht besser aus, während sich unter ihnen die Halle mit Fans füllte. Er fragte sich, was sie morgen denken würden, wenn sie erfuhren, dass dies das letzte Mal war, dass sie Kagrra live erlebt hatten. Und ob sie nicht lieber jetzt schon wissen würden, dass es das letzte Mal war. Doch dann wurde ihm klar, dass die Jungs ihren Fans nicht das Konzert durch ein solches Gefühl verderben wollten.
 

"Und was ist mit unserem Projekt? Wird Nao da noch bei sein, was meinst du?" Tora unterhielt sich mit Keiyuu.
 

"Ich frage ihn später. Nicht heute." Keiyuu klang seltsam. Vermutlich war es für ihn und die anderen der älteren Acts noch schwerer zu fassen, dass Kagrra aufhörten, als für sie. Ihm persönlich war egal, was aus dem Nebenprojekt der drei wurde. Gerade hatte er nur den Gedanken im Kopf, dass er Nao vielleicht nicht mehr sehen würde. Wenn Isshi und Izumi sich einfach aus dem Staub machten und sie alle ihre Band hinwarfen, was sollte Nao dann daran hindern, ebenfalls zu verschwinden? Was, wenn er heute das letzte Mal die Chance hätte, mit Nao zu reden?
 

"Reno?" Ryoga sah ihn schräg von der Seite an. "Hol Luft, du bist ganz blass."
 

"Ich denke die ganze Zeit nur daran, was ich mache, wenn Nao auch weggehen sollte."
 

"Ihn anrufen, würde ich vorschlagen."
 

"Oh, stimmt." Daran hatte Reno noch gar nicht gedacht. Trotzdem, er musste wissen, warum Nao einfach alles hinwarf. Jetzt. "Bin gleich wieder da!"
 

"Reno!"

Aber er ignorierte Ryoga. Er war schon halb in der Gaderobe, als ihm einfiel, dass er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte. Ziemlich sicher wäre er umgedreht, wenn in diesem Moment nicht Akiya die Tür geöffnet hätte.
 

"Huch, was machst du noch hier?" Überrascht sah er ihn an. Dann lächelte Akiya. "Komm kurz rein."
 

"Nein, schon gut, ich..."
 

"Wer ist da?" Nao streckte seinen Kopf zur Tür raus. "Hey, Reno! Wolltest du noch was Bestimmtes? Was soll, hey!" Die Tür fiel zu, nachdem Akiya seinen Bassisten einen Schubs gegeben hatte, der ihn davor befördert hatte. Reno lächelte.
 

"Wenn ihr nicht mehr bei der Firma seid, sehen wir uns dann trotzdem noch?" Er hatte so schnell gesprochen, wie er konnte, ohne dass es unverständlich wurde.
 

"Klar." Nao strahlte. "Ich bleibe doch eh."
 

"Ehrlich?"
 

"Klar, ich bleibe. Tokyo High Black braucht mich doch!"

Ich dich auch, wollte Reno sagen, nickte aber nur.
 

"Dann lass ich euch mal allein. Ist besser."
 

"Okay. Wünsch uns das Konzert unseres Lebens, ja?"
 

"Ganz sicher wird es das." Mit einem Lächeln machte Reno sich langsam wieder zurück auf den Weg zur Loge. Er würde Nao nicht aus den Augen verlieren, also konnte er das letzte Mal, dass er Kagrra auf der Bühne sehen konnte, mit allen Sinnen genießen.
 

"Warte mal kurz!" Überrascht drehte er sich um, die Stimme die ihn rief gehört nicht Nao, sondern Isshi. Er war halb umgezogen, trug unten bereits einen schwarzen Hakama aber oben noch ein schlichtes, schwarzes Hemd.
 

"Ich wollte nicht stören."
 

"Hast du nicht," sagte Isshi lächelnd. "Bevor ich hier verschwinde, muss ich dir nur noch was sagen."
 

"Ja?" Etwas unheimlich war ihm das schon, so viel hatte er nie mit Isshi zu tun gehabt.
 

"Nao ist in dich verliebt. Bis über beide Ohren. Nur weiß er es nicht, weil er viel zu dusselig ist, dass zu kapieren. Und dass du in ihn verliebt bist, seh ich."
 

"Wie kommst du darauf?" Hatte er sich verraten? Dabei war er doch so vorsichtig gewesen und hatte nur Ryoga davon erzählt.
 

"Weil du aus Angst ihn nicht mehr zu sehen noch schnell zu uns kommst und dann lächelnd abziehst, nachdem er dir sagt, dass er hier bleibt."
 

"Oh. So offensichtlich?"
 

"Ja." Isshi nickte. "Nao ist eine Seele von Mensch. Versprich mir, ihn glücklich zu machen."
 

"Ich verspreche es." Reno gab Isshi die Hand darauf.

Als er sich wenige Minuten später wieder auf seinen Platz setzte, wusste er, warum alle sagten Isshi sei der, mit dem man immer reden konnte.
 

Als das Licht in der Halle ausging, erhoben sich Applaus und freudiges Geschrei aus den Reihen der Fans. Die Aufregung war spürbar, als das sanfte, fast mystische, Intro Kagrra´s erklang.

Nur kleine Lampen, die einen Schein wie Kerzen verbreiteten, erleuchteten den Rand der Bühne, als zuerst Izumi auftauchte. Dann setzte ein schwaches Licht ein und zeigte Izumis Lächeln, während er den Fans winkte und sich dann hinter sein Schlagzeug setzte. Zu einer schwarzen Hose trug er ein blaues Oberteil im Kimonoschnitt, das mit silbernen Mustern verziert war. Neben seinem Platz leuchteten weitere kleine Lampen auf.

Nao trat nach ihm auf die Bühne, hob die Hand in dem violett schimmernden Ärmel zum Gruß an die Fans und trat zu seinem Bass. Wie Izumi wurde auch er nun von kleinen Lampen beschienen, die die silbernen Muster in seinem langen Oberteil zum glänzen brachten. Als Nao auf seinem Platz stand, folgte Shin, der in Grüntöne gekleidet war und wie seine Kollegen erst den Fans winkte, bevor auch er hinter seinem Koto von den kerzenartigen Lampen angestrahlt wurde.

Akiyas schwarze Kleidung wäre im Dämmerlicht untergegangen, wäre sie nicht mit blauen und silbernen Mustern verziert gewesen, die bei seinen Bewegungen schimmerten, als er seine Gitarre umlegte.

Das Klatschen der Fans untermalte den Takt des Intros und schwoll zu neuer Lautstärke an, als Isshi als Letzter mit gemessenen Schritten auf die Bühne trat. Hinter ihm lief geduckt ein Bühnenhelfer, der den Saum seines überlangen, roten Gewands trug. Anders als seine Kollegen grüßte Isshi die Fans nicht, bevor er sich hinter seinem Mikro in der Mitte der Bühne einfand. Während hinter ihm der Bühenhelfer den Saum auf dem Boden drapierte, breitete Isshi langsam seine Arme aus. Bestickte Ärmel reichten bis zu seinen Füßen hinab. Das diffuse Licht erlosch, nur noch die kleinen Lampen erhellten die Bühne. Im selben Moment verstummte das Intro und mit ihm breitete sich eine gespannte, freudige Stille in der Halle aus, so ruhig, dass man hören konnte, wie Isshi tief Luft holte. Mit klarer Stimme begann er, die ersten Zeilen von "Utakata" ohne Musik zu singen. Als Kagrra dann ihre Instrumente anschlugen, ging hinter ihm ein goldener Scheinwerfer an, dessen Licht alles außer ihm beinahe in Dunkelheit versinken ließ. Das Licht erweckte den Eindruck, seine hoch aufgetürmten Haare wären wie eine Krone. Reglos, bis auf flehende Gesten mit seinen Armen, sang Isshi den Song voller Gefühl. Seine Stimme trug durch die Halle und schien jeden der Anwesenden mitten ins Herz zu treffen. Nur mit den wenigen Gesten und seiner Mimik unterstrich Isshi die Worte des Liedes in jeder einzelnen Zeile. Nachdem die letzten Worte verklungen waren, legte Isshi die Hände vor seiner Brust zusammen und senkte den Kopf, als wollte er diesen Moment für immer in seiner Erinnerung behalten. Die Fans klatschten laut und feierten die Band.

Isshi hob den Kopf, noch immer war sein Platz an der Spitze der Bühne der einzig helle Ort in der Halle. Er lächelte und sprach mit tiefer Stimme in das Mikro.
 

"Willkommen!" Dann warf er den Kopf zurück und zeitgleich mit dem Einsetzen der ersten Takte "Kotodamas" fiel sein rotes Gewand zu Boden und enthüllte einen Hakama mit schwarzer Hose und rot-orangenen Oberteil, beides mit goldenen Fäden kunstvoll bestickt, und das komplette Bühnenlicht ging an. Aus dem Bund der Hakama-Hose zog er einen goldenen Fächer. Gemeinsam mit Isshi begannen die Fans ihre Fächer im Rhythmus des Songs zu bewegen. Innerhalb von Sekunden verwandelte die Halle sich in ein wogendes Meer aus Fächern.

Isshi strahlte mit seiner Band um die Wette, während er tanzend den Song sang.

Sie spielten fast drei Stunden, in denen jeder der fünf Musiker zu Höchstform auflief. Nao sprang und rannte bei den schnellen Songs lächelnd über die Bühne, Akiya feuerte die Fans an. Izumi gab alles am Schlagzeug und führte die Band durch jeden einzelnen Song. Shin wechselte immer wieder zwischen Gitarre und Koto und gab den Songs den unverwechselbaren Zauber Kagrras.

Doch Isshi war der König der Bühne. In seiner Stimme klang seine Seele mit und berührte jeden, der sie hörte tief in seinem Innersten. Es war unmöglich, bei seiner Ausstrahlung die Augen längere Zeit von ihm abzuwenden. In diesem Moment, auf dieser Bühne, gab er alles von sich.
 

"Last Song," rief Isshi am Ende der Zugaben und doch viel zu früh in sein Mikrofon. "Sakebi!"

Beim ersten Ton ging plötzlich ein Regen aus künstlichen Kirschblüten auf das Publikum und die Band nieder. Zwischen den fallenden Blüten drehte Isshi sich, lachte, als er fast mit Nao zusammen stieß, rannte ans andere Ende der Bühne, feuerte die Fans dort noch einmal an, alles zu geben und fand sich schließlich zum Ende des Songs wieder in der Mitte der Bühne ein.

Nao, Shin und Akyia legten ihre Instrumente weg und auch Izumi stand auf. Obwohl ihnen allen Tränen in den Augen standen, wirkten sie glücklich, als sie Hand in Hand vorn standen und den Blick über ihre Fans in sich aufsogen.
 

"Vielen Dank," sagte Isshi. "Für diese wunderbare Zeit. Wir werden es niemals vergessen. Nehmt euch an den Händen, jeder von euch. Egal, ob ihr die Person neben euch kennt oder sie heute das erste Mal seht. Werdet eins mit uns."

Die Reihen der Fans folgten seiner Ansage, nicht wenige hatten Tränen in den Augen. Isshi wartete, bis alle Hände ineinander verschlugen erhoben waren.
 

"Auf drei und für immer! EINS - ZWEI - DREI!" Alle, die Band, Fans, Kollegen und sogar einige der Ordner sprangen gemeinsam in die Luft. Dann begannen die Fans zu klatschen und Isshi, Akiya, Shin, Nao und Izumi winkten und verbeugten sich. Nun gab es für ihre Tränen kein Halten mehr, ungehindert liefen sie über ihre trotz allem lächelnden Gesichter. Langsam senkte sich von oben ein tiefroter Vorhang vor der Band herab, bis er sie vor den Blicken des Publikums verbarg und das Licht anging.
 

"Das..." Keiyuu schluckte. Unter ihrer Loge leerte sich die Halle bereits. "Das war..."

Sonst wortgewand fand er nun keine Worte mehr um seine Gefühle zu beschreiben. Neben ihm schluchzte Nami leise auf und er drückte ihre Hand fester. Er löste den Blick von dem Vorhang und sah seine Kollegen an. Dann schämte er sich nicht, auch seinen Tränen freien Lauf zu lassen, denn niemanden hier hatte das Konzert kalt gelassen. Zu wissen, nie wieder mit dieser Band zusammen auf einer Bühne zu stehen, schmerzte mehr, als er gedacht hätte. Er würde es vermissen, ihre Musik in dieser Form hören zu können.
 

"Ja." Yasuno nickte. "Das war es."

Noch immer herrschte Ruhe in der Loge, jeder der Musiker schien das Erlebte in seine Erinnerung einbrennen zu wollen. Nur leises und verschämtes Schniefen war zu hören.

Nach und nach wurde Keiyuu klar, dass kaum noch ein Mensch unten in der Halle war und sie besser gehen sollten, wenn sie nicht riskieren wollten, dass sie jemandem auffielen. Gerade, als er seine Kollegen aufforden wollte, mit ihm gemeinsam zu Kagrra zu gehen um ihnen zu dem gelungenen letzten Konzert zu gratulieren, piepste sein Handy leise in seiner Hosentasche. Keiyuu zog es heraus und blickte auf die eigegangene Mail. Sie war von Isshi.
 

"Lies das bitte allen vor, Keiyuu, ja? Ich danke euch, dass ihr alle heute hier her gekommen seid. Es war mir und uns allen unglaublich wichtig, uns so von euch zu verabschieden. Aber es wird keine Feier geben. Ich schreibe dies aus einem Auto, dass zum Flughafen fährt. Was auch immer ihr macht, wo auch immer ihr hingeht - ich liebe euch und ihr werdet immer in meinem Herzen sein. Danke für alles. Isshi."
 

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Even if my body breaks off, this song countinues living

(Hesitating means death - The Gazette)

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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von:  Jaeba
2011-10-15T12:51:18+00:00 15.10.2011 14:51
Ich muss sagen, im ersten Moment hab ich gesagt "Das kann ich nicht lesen" ... ich habs dann doch irgendwie geschafft - allerdings nicht, ohne von Anfang bis Ende zu heulen.
Bisher hatte ich mich immer gut ablenken können, aber durch das Kapitel war's dann wieder vorbei ...
Es ist wirklich schön geschrieben und ich bin froh, dass du es doch geschrieben hast!
Ich habe sie zweimal live gesehen von daher kann ich das Konzert sehr gut nachempfinden - auch wenn ich gestehen muss, dass es mir lieber gewesen wäre, es nicht zu können, das hätte mir einige Tränen erspart.
Nun ja ... nochmal danke, dass du das Kapitel geschrieben hast!!
Von:  Gizzy
2011-10-12T16:20:54+00:00 12.10.2011 18:20
Ich konnte das Kapitel gestern ehrlich gesagt nur überfliegen, weil ich durch meine Tränen kaum noch was auf dem Bildschirm erkannt habe. Und jetzt trau ich mich nicht, es noch mal durchzulesen.. Aber das Kapitel war wirklich wunderschön und.. ja. Ich kann dazu eigentlich nicht viel sagen, ich mag einfach gar nicht darüber nachdenken, wieso es nötig war so ein Kapitel zu schreiben. Es ist wirklich ein schöner Abschied. Danke dafür.
Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-12T15:04:35+00:00 12.10.2011 17:04
Dieses Kapitel war wunderbar...traurig, aber unglaublich!
Das ist ein wunderbarer Weg Isshi so gehen zu lassen!
Wirklich toll gemacht!!!
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2011-10-11T20:52:36+00:00 11.10.2011 22:52
Vielen Dank...
Von:  ScarsLikeVelvet
2011-10-11T17:40:35+00:00 11.10.2011 19:40
Dieses Kapitel hat mich zu Tränen gerührt.
Ich bin wirklich beeindruckt von deiner Art zu schreiben und danke dir, dass du Kaggra, bzw. Isshi so hast aus der FF scheiden lassen.
Von:  Hachiko_Rhapsodos
2011-10-11T15:00:07+00:00 11.10.2011 17:00
Seit ich die Nachtricht von Isshi tod gelesen habe könnte ich meine Gefühle nie klar orden.
Als diese Kapitel gelesen habe kam mir die tränen.
Ich habe versucht etwas zur schreiben das meine Gefühle klar ausdrucken kann, aber ich konnte es nicht.
Aber Isshi wird immer in meine Erinnerungen blieben.

Von:  Astrido
2011-10-11T12:46:07+00:00 11.10.2011 14:46
Es ist echt gefühlvoll geschrieben!
Ich finds okay, das du keine gründe genannt hast, auch wenn du es einfach mit der offiziellen begründung machen könntest.
Ich mag auch die beiden zitate am Anfang und am ende.ich tu mich immer schwer, sowas aus songs rauszupicken.

völlig unpassend musste ich eher schmunzeln, als die member immer alle einzeln noch mal zur garderobe gerannt sind um den membern was zu sagen.

ich hoffe nur, dass du die anderen member, die übrig geblieben sind, jetzt nicht vergisst mit einzubeziehen, nur weil es kagrra, nicht mehr gibt.
da du ja isshi mit izumi zusammen wegschickst.. weißt du, was aus dem izumi in der realität(und den anderen) geworden ist?
lg
Mayu
Ihr letztes Auftreten hier war eine schöne Erinnerung an die Zeit, in der es sie gegeben hat. Wir werden sie nie vergessen.
Von:  Haidogirl
2011-10-11T11:49:35+00:00 11.10.2011 13:49
Das Ende is so .. *wein* T.T
So schade, aber gut, dass Nao wenigstens bleiben will~
Wow zu deinem Konzertteil! Klingt, als wärst du schon mal da gewesen ^0^
Von:  xXRenoXx
2011-10-11T11:19:09+00:00 11.10.2011 13:19
Das Kapitel ist wirklich wunderschön. So voller Gefühl und berührt einem im Herzen.
Ich muss zugeben, das ich meine Tränen auch nicht zurückhalten konnte. Du hast es so schön geschrieben. Er wird immer in unserer Erinnerung bleiben. Auch wenn ich mich nochmal wiederhole, aber ich muss es nochmal sagen: Ein wundervolles schönes Kapitel!
Von:  Near___
2011-10-11T09:11:42+00:00 11.10.2011 11:11
Ich weiß nicht wirklich was ich dazu sagen soll.
Außer das ich es genau perfekt finde.
Es ist wirklich genau das richtige.


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