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Das Fest der Lichter

von

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Auf dem Weg

Südlich des Kontinents Alecrast liegt eine Insel mit dem Namen Lodoss. Diese Insel ist entstanden aus den erbitterten Kämpfen zweier Göttinnen. Der Göttin der Schöpfung Marfa und der Göttin der Zerstörung Kardis. Lange Zeit nannte man diese Insel die verfluchte Insel, doch seit der mutigen Entscheidung eines jungen Ritters bestimmen die Menschen selbst ihr Schicksal. Daher ist die Situation auf Lodoss auch nur allzu menschlich. Zwar ist die Insel auf dem Papier geeint. Seit der gemeinsame Feind in Gestalt des Imperiums von Marmo verschwand, beginnt die Allianz jedoch erste Brüche zu zeigen.
 

An der westlichen Grenze des Königreichs Flaim (2 Wochen vor dem Fest der Lichter):
 

So schnell ihn seine Füße trugen, eilte eben jener junge Ritter, auf dessen Schultern noch vor nicht allzu langer Zeit das Schicksal von ganz Lodoss gelastet hatte, die Treppen des kleinen Vorposten hinunter. Oder lapidar nach dem Dienstplan gesprochen die Stufen der Festung 11. Bis ihn plötzlich eine laute wohlbekannte Stimme aufhielt: „Hey, Kommandant, hast du nicht etwas vergessen?“ Noch mitten im Schritt wandte er sich um, strauchelte und wäre beinahe rückwärts die Treppe hinuntergefallen. „Nein, was denn, Garak?“, fragte er erstaunt das grünhaarige Muskelpaket von einem Söldner, das ebenso plötzlich oben am Absatz erschien. „Na mich zum Beispiel,“ tönte es gut gelaunt von oben unterstützt von einem Fingerzeig. „Garak…“ Entnervt sah der nicht mehr ganz so strahlende junge Ritter zu Boden. Er hatte die Welt gerettet – na gut genaugenommen nur Lodoss aber es lief auf dasselbe hinaus – und König Kashew hielt es immer noch für notwendig, ihn nicht ohne ein Kindermädchen auf Mission zu schicken… Wann würde sich das jemals ändern? „Ach ja und das hier, Spark,“ wurde er plötzlich wieder aus seinen Gedanken gerissen und nun plötzlich von einem Wurfgeschoss beinahe die Treppe hinunter gefegt. Verwirrt betrachtete er das kleine Bündel, bis ihm plötzlich wieder einfiel, was es enthielt. „Du hast‘s ganz schön eilig, Kommandant. Kann ich gut verstehen. Aber wir wollen doch nicht, dass Fräulein Neese deswegen am Lichterfest ohne ihr Geschenk dasteht, nicht?“ Die Andeutung seines Kameraden war eindeutig, sorgte jedoch genauso wie der freundschaftliche Ellenbogenstoß in seine Seite nicht unbedingt dafür, dass die Röte von seinen Wangen auch wieder verschwand. Daher nickte der Angesprochene nur und begab sich dann mit Garak zu den Ställen. Zum Glück legte es der Söldner nicht weiter darauf an ihn in Verlegenheit zu bringen und so sattelten sie schweigend ihre Pferde. „Hmm, es hat schon so seine Vorteile, dass du befördert worden bist, Kommandant. So reist’s sich direkt viel angenehmer,“ war sein einziger trockener Kommentar, sobald sie im Sattel saßen. „Ach, wer kann es denn jetzt kaum abwarten, nach Blade zu kommen?,“ konnte Spark es sich einfach nicht verkneifen und spielte damit ganz bewusst auf eine hübsche rothaarige ehemalige Diebin an. „Öhm, na ja, wer ist am Lichterfest nicht gerne zu Hause? Da gibt’s das beste Essen, das beste Bier und jede Menge hübscher Frauen.“ Einen Moment musterte Spark sein Gegenüber skeptisch, dann jedoch lächelte er. Garak war einfach unverbesserlich. Fast hätte er ihn wieder einmal hereingelegt. Doch sie hatten bereits zu viel zusammen erlebt, als dass dem jungen Mann das kurze Zögern seines Kameraden entgangen wäre, bevor er antwortete. „Also dann, auf nach Blade!“, verkündete er, um im nächsten Augenblick seinem Pferd die Fersen zu geben und auch schon loszupreschen.
 

Etwa zur gleichen Zeit in Blade, der königlichen Hauptstadt:
 

Unsicher betrachtete das junge Mädchen die exotische Auslage des Marktstandes und beugte sich dabei weit über die seltsamen Waren: Gewürze aus Raiden, Eidechsenschwänze, eine Delikatesse aus dem Norden Flaims, Granatäpfel aus dem Süden, seltsame Käferaugen, keine Ahnung woher,… Schließlich gab sie es auf. Hier würde sie niemals ein Geschenk für ihren Liebsten finden. „Auch nicht das Richtige dabei, was?“, hörte sie Lainas verständnisvolle Stimme. Sie nickte nur geknickt. „Ich versteh nicht, wo das Problem ist,“ schaltete sich plötzlich ihre andere Begleiterin ein. „Du bist einfach viel zu wählerisch. Denkst du wirklich, dass es ihm nicht total egal ist, was du ihm schenkst, solange es von dir ist?“ Fröhlich schob sich die junge Dame mit den etwas zu spitzen Ohren und der nicht viel weniger spitzen Zunge eine weitere Hand voll Nüsse in den Mund. „Aber Leaf, ein Geschenk muss doch von Herzen kommen gerade zum Fest der Göttin Falis. Da ist es wichtig, dass man es besonders genau aussucht, da auch jeder Mensch etwas Besonderes ist.“ Doch die Halbelfe kicherte nur und ein freches Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, das fast von einem Ohr zum anderen reichte. „Ein Geschenk der Liiebe also? Oder sag bloß, du brauchst bei meinem Geschenk auch so lange.“ „Leaf hat Recht. Ich finde auch, du machst dir etwas zu viele Gedanken. So findest du nie ein Geschenk für ihn bis zum Fest. Andererseits wenn du schon eine Idee hättest, ließe sich da vielleicht etwas machen,“ bot die Rothaarige ihre Hilfe an. Doch die junge Priesterin schüttelte nur den Kopf. Sie zweifelte zwar nicht daran, dass Laina geradezu alles in kürzester Zeit auftreiben konnte. Aber das Geschenk musste von ihr selbst kommen. „Danke, Laina, aber ich werde schon noch das Richtige finden,“ entgegnete sie entschlossen. „Apropos Laina, du hast doch bestimmt schon das richtige Geschenk für Garak gefunden, oder?“, wandte sich Leaf mit einem vielsagenden Lächeln einem neuen Opfer zu. Mit dem Ergebnis, dass sich Laina prompt an der Nuss verschluckte, die der Wirbelwind ihr gerade angeboten hatte. „Wie kommst du denn auf die Idee, dass ich Garak etwas schenke?“, fragte sie ganz ruhig. „Och, komm schon, Laina. Das ist doch offensichtlich. Außerdem hab ich auch was für Garak. Also was ist es?“ „Was?“ Ihre beiden Begleiterinnen musterten die Halbelfe erstaunt, die jedoch wieder nur grinste. „Och, der alten Zeiten wegen,“ Leaf zuckte die Schultern, „Außerdem kann ich es doch nicht zulassen, dass er am Fest der Lichter stinkt wie ein Schwein.“ „Du schenkst ihm einen Besuch beim Bader?,“ vergewisserte sich Laina erstaunt. „Erraten,“ bestätigte Leaf. „Also was hast du für ihn?“ „Ich habe nicht gesagt, dass ich etwas für ihn habe. Und selbst wenn es so sein sollte, würde ich es dir erzählen, wüsste es morgen die halbe Stadt,“ schlug die ehemalige Diebin zurück. „Laina, das war fies.“ Passend dazu ließ Leaf die Ohren geknickt hängen und setzte ihren mitleiderregendsten Blick auf. Jedoch nicht ganz mit der erwünschten Wirkung. Denn jetzt war es an Neese zu Kichern, die diesen Scheinstreit ihrer beiden Freundinnen nur zu gut kannte. Eine Sekunde später stimmten eine zunächst verdutzte Leaf und eine ebenso erheiterte Laina ein, bevor sie beschlossen dem Markt eine weitere Chance zu geben.
 

Am selben Abend in einer Taverne auf dem Weg nach Blade:
 

Nachdenklich strich der junge Mann über ein ganz bestimmtes Päckchen. „Na, Kommandant, hast du denn gar keinen Hunger?,“ riss ihn plötzlich Garak aus seinen Gedanken. „Wenn du nicht willst, kümmer ich mich gerne auch noch um deine Portion.“ Als dieser einen Augenblick später immer noch keine Antwort erhielt, setzte er hinzu:“Oder bist du etwa krank?“ „Nein, Garak, es ist alles in Ordnung. Es kann nur nicht jeder so einen guten Appetit haben wie du,“ entgegnete Spark jedoch nur nachdenklich. „Hmm, also war das jetzt ein Ja oder Nein?,“ fragte der Söldner mit ebenso nachdenklichem Blick. Doch eben diese Frage brachte das Fass bei seinem Gegenüber zum Überlaufen. „Garak! Musst du dich eigentlich immer so benehmen? Seit du offiziell mein Leibwächter oder sollte ich vielleicht sagen Aufpasser bist, besteht dazu doch überhaupt keine Notwendigkeit mehr. Als flaimischer Adeliger…“ „… bin ich auch nur ein Mensch und lebe so, wie es mir passt. Außerdem solltest du doch inzwischen gemerkt haben, dass man mich nicht mit dem normalen blaublütigen Gesocks vergleichen kann.“ Doch wieder zögerte Spark einen Augenblick zu lange:“Aber…“ „Ach so, du glaubst das war alles nur ne tolle Show?“ Wieder einmal gelang es dem Schrank seinen Schützling niederzustarren. „Denkst du es ist einfach jahrelang etwas zu spielen, was man überhaupt nicht ist?“ „Nein, entschuldige, Garak. Ich denke ich sollte jetzt besser schlafen gehen,“ entgegnete dieser nur geknickt und immer noch so brütend, wie ihn der Söldner schon lange nicht mehr gesehen hatte. Dennoch beließ Garak es bei einem „Hm, tut das, Kommandant.“ Bis er bemerkte, dass sein Schutzbefohlener und Kommandant, so war das nun mal, immer noch keinen Bissen angerührt hatte.
 

Irgendwann hörte Spark erstaunlich leise Schritte auf den Stufen und kurz darauf öffnete sich vorsichtig die knarzende Tür ihres angemieteten Zimmers. Da er jedoch nicht weiter darüber reden wollte, solange er nicht mit sich selbst ins Reine gekommen war, gab er vor zu schlafen. Ob sein Leibwächter ihm dies nun abnahm oder nicht, jedenfalls verlor auch dieser kein Wort, sondern legte sich sofort schlafen. Eigentlich hatte der Kämpfer mit der unerschütterlichen guten Laune überhaupt nichts mit der Sache zu tun, musste Spark sich eingestehen. Es lag viel mehr an König Kashew, der ihn anscheinend niemals für voll nehmen würde oder aber schlimmer noch ihm nicht vollkommen vertraute. Außerdem war da noch Neese, die ständig in seinem Hinterkopf herumspukte. Ob ihr sein Geschenk wohl gefallen würde? Was sie wohl gerade machte? Kurz sah er sie vor sich, wie sie ihre seidigen violetten Haare bürstete und zu denselben Sternen hinaufsah, bevor sie sich ebenfalls zu Bett begab. Ja, das war sehr wahrscheinlich. Hoffentlich wäre er bald wieder bei ihr in Blade, wo er sich vergewissern könnte, dass es ihr auch an nichts fehlte. Er hatte sie aus den Fängen eines Totenbeschwörers gerettet. Er wollte sie nun nicht durch seine bloße Abwesenheit verlieren. „Ach, Spark,“ hörte er ihre geduldig-liebevolle aber doch auch leicht tadelnde Stimme, bevor er endlich seinen Schlaf fand.

Ein seltsames Orakel

Zeitgleich jedoch in Blade:
 

„Ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee ist.“ Ein wenig gequält sah die junge Marfapriesterin zu ihrer Freundin auf, die vor Vorfreude geradezu sprühte. „Ach komm schon, Neese. Das wird bestimmt lustig,“ versuchte Leaf sie zu überreden. „Aber ich glaube einfach nicht daran, dass Menschen in die Zukunft sehen können. Außerdem will ich gar nicht wissen, was sie für mich bereithält.“ Die Geistermagierin lachte jedoch nur. „Ich doch auch nicht, Neese. Aber selbst wenn, ein bisschen Vorspinksen kann ja nicht schaden. Vielleicht siehst du ja, was du Spark schenken wirst,“ sagte sie und zwinkerte der Angesprochenen zu. „Hmm…“ Doch diese schien immer noch alles andere als überzeugt zu sein. „Kommt ihr bald oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen,“ mischte sich aus den Schatten der Palastmauer eine weitere Stimme ein. „Ist gut, Laina, wir sind so weit,“ ergriff Leaf schließlich die Initiative und schubste die immer noch unentschlossene Neese kurzerhand in Richtung des kleinen Seitengangs, der sie aus dem Palastgarten führte.
 

Eilig huschten drei Gestalten durch die Nacht, die ihre Schatten über die Gassen von Blade gelegt hatte. Bis die kleinste von ihnen mitten auf dem nun menschenleeren Marktplatz plötzlich nießen musste und stehen blieb. Hatte da etwa gerade jemand an sie gedacht? Nachdenklich schob sie ihre Kapuze ein wenig zurück, sodass ein paar hellviolette Strähnen zum Vorschein kamen und sah hinauf zu den Sternen. „Spark…,“ flüsterte sie seinen Namen. Ob er wohl auch gerade im Moment zu denselben Sternen hinaufblickte? Ob er es gewesen war? „Neese, komm schon wir müssen weiter,“ ermahnte sie Laina in gedämpftem Tonfall. Die Kleine seufzte nur und ergab sich schließlich in ihr Schicksal. Gegen Laina – und- Leaf konnte sie nicht sehr viel ausrichten. Aber was würde sie ohne die beiden bloß anfangen?
 

Eine ganze Weile später erreichten die drei schließlich eine ziemlich heruntergekommene Hütte, die auch Neese bestenfalls nur noch als baufällige Baracke bezeichnet hätte. „Na dann will ich aber mal hoffen, dass wir auch wirklich was zu sehen kriegen, wo du uns schon durch die halbe Stadt gejagt hast,“ verkündete ihre Freundin gespannt. „Das kommt ganz darauf an, wie ihr euch anstellt,“ meinte die ehemalige Diebin, die gerade vollkommen in ihrem Element zu sein schien, nur geheimnisvoll. „Was soll das denn jetzt schon wieder heißen,“ murrte Leaf. „Das soll heißen, dass du dich noch einen Augenblick gedulden musst, Leaf. Denn ich spiele für euch heute Abend nicht die Hellseherin.“ Mit diesen Worten verschwand Laina in dem finsteren Loch, das wohl schon lange von keiner Tür mehr verschlossen wurde und ließ eine grummelnde Halbelfe und eine junge Priesterin zurück, die nachdenklich in die Schwärze vor ihr blickte. „Na Neese, bist du denn nicht gespannt? Nicht mal ein kleines bisschen?,“ fragte Leaf, deren Laune sich bereits wieder um 180° gedreht zu haben schien. Doch sie verstummte, als plötzlich ein eisiger Wind durch die Gassen wehte und dabei fast schon spielerisch an ihren Umhängen zog und zerrte. Die Halbelfe schüttelte sich und schaute als hätte sie gerade in eine Zitrone gebissen. Neese war diese Veränderung natürlich nicht entgangen. „Was ist, Leaf? Stimmt irgendetwas nicht?,“ fragte sie besorgt. „Ich weiß nicht…“ Die Halbelfe schüttelte ernst den Kopf. „Ach, wahrscheinlich ist es nur der Wüstenwind. Er ist wilder und rauer als jeder andere und so nebenbei: Nachts verdammt kalt,“ versuchte Leaf mit einem Grinsen die Sorgen ihrer Freundin zu zerstreuen. Aber eigentlich war es Laina, die sie vor weiteren Fragen bewahrte, als plötzlich ihr Oberkörper aus der Dunkelheit auftauchte und die beiden herein winkte.
 

Man konnte zwar nicht sehr viel erkennen, aber in der kleinen Behausung sah es nicht sehr viel einladender aus, als ihr äußerer Eindruck vermuten ließ. Überall lag allerlei Gerümpel und Krimskrams aufgestapelt, dessen Umrisse nur vage verrieten, welchem Zweck es dienen mochte. Die tiefen Schatten taten ihr Übriges und machten den Ort auch nicht unbedingt gemütlicher, verliehen ihm dafür jedoch etwas Geheimnisvolles. „So, da seid ihr ja endlich. Ich hatte schon lange keine Gäste mehr,“ schreckte eine alte Stimme sie aus ihren Gedanken, die genauso verbraucht klang, wie dieser Ort es auf den ersten Blick zu sein schien. Im selben Moment tauchte eine von abgetragenen Tüchern verhüllte gebeugte Gestalt aus den Schatten auf. Mit schlurfenden Schritten kam sie auf die drei zu und erst als sie wieder das Wort ergriff, bemerkte Neese, dass sie sie die ganze Zeit über ungehörig angestarrt hatte. Verschämt senkte sie die Augen. So etwas machte man doch nicht und was fiel ihr überhaupt ein, die alte Frau direkt nach ihrem Äußeren oder dem Zustand ihres Zuhauses zu beurteilen.

Die Alte hob die Arme, als wollte sie alle zugleich darin einschließen. „Lasst mich euch doch erst einmal ansehen. Denn so ist’s Brauch, so ist es richtig.“ Sofort wandte sie sich Neese zu und im nächsten Augenblick fühlte sie, wie ein paar erstaunlich glatter, weicher Hände zuerst ihre Haare, dann vorsichtig ihr Gesicht und schließlich ihren Oberkörper bis zu ihrer Taille hinunterglitten. Gerade schienen sie ihren Weg fortsetzen zu wollen, als plötzlich ein Schmerzensschrei gefolgt von einem geflüsterten Fluchen die Stille zerriss. Verwirrt starrte Neese zu der Frau, die ihre Hände plötzlich zurückgezogen hatte. „Entschuldige, Kindchen. Der Ichias drückt wieder einmal. Jaja, die Leiden des Alters…“ „Vielleicht kann ich helfen,“ bot die junge Priesterin sofort ihre Hilfe an. „Nein, das ist nicht nötig. Weißt du, das Leiden gehört zum Leben dazu. Und so weiß ich wenigstens ab und an, dass ich noch lebendig bin,“ entgegnete ihr die Alte. Erst wollte Neese protestieren. Es war unnötig, dass diese arme alte blinde Frau litt. Aber dann erinnerte sie sich wieder an die Worte ihrer Großmutter, als sie sie das letzte Mal gesehen hatte und nickte nur traurig.

In der Zwischenzeit hatte die Alte ihr kleines Willkommensritual auch bei Leaf vollzogen und humpelte auf eine Sitzgelegenheit ihnen gegenüber zu, die lediglich aus einer Kiste, auf der man eine mottenzerfressene Decke ausgebreitet hatte, zu bestehen schien. Leaf, die scheinbar weniger gefesselt war von ihrer Gastgeberin, warf Laina einen fragenden Blick zu. „Ach, wir kennen uns schon länger. Da wäre das ganze überflüssig,“ sagte sie nur und warf der Frau einen um Zustimmung bittenden Blick zu, den diese mit einem Nicken erwiderte. „Aber kommt, kommt, setzt euch doch. Ihr müsst nicht die ganze Nacht über stehen bleiben,“ forderte sie ihre Gäste auf. Die drei sahen sich erst einmal suchend um, nahmen dann aber schließlich jede auf einer ähnlichen Sitzgelegenheit Platz.

„Und Sie sind also eine Wahrsagerin?“ Die Halbelfe hatte sich vorwitzig auf dem seltsamen Stapel, den ein braunes Tuch verdeckte, nach vorne gelehnt und beäugte ihr Gegenüber interessiert und ein wenig skeptisch, wie Neese aus ihrem Blick zu schließen glaubte. Doch die Alte nickte nur. „Wahrsagerin, Hellseherin… aber ich selbst nenne es lieber nach vorne schauen…“ „Und was sehen Sie zum Beispiel, wenn Sie nach vorne schauen?“, setzte Leaf ihr Verhör fort. „Für’s Erste, dass es wohl nicht ganz leicht sein wird dich zu überzeugen, junge Dame. Aber das macht nichts.“ „So so,“ meinte die „junge Dame“ nur, während ihre Augen ein Neese nur allzu bekanntes Funkeln angenommen hatten. „Dann versuchen Sie es doch mal!“

Die Alte nickte ein geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen und holte wie auf ein Zauberwort eine dampfende Teekanne aus dem Gerümpel hervor. Zuerst starrte die Halbelfe das Gefäß an, als habe sie noch nie in ihrem Leben eine Teekanne gesehen, dann jedoch verzog sie verstimmt ihre Mundwinkel, als ob man ihr den Spaß verdorben hätte. „Und das soll mich jetzt überzeugen oder was?“ „Du hast auch kein bisschen Geduld, Leaf,“ mischte sich plötzlich Laina ein und nahm lächelnd als erste eine Tasse dampfenden Tees in Empfang. „Hmpf.“ Ihr Lächeln verbreiterte sich lediglich, als die Halbelfe ihr frech die Zunge herausstreckte. „Trinkt erst einmal, junge Dame,“ schien die Wahrsagerin sie ebenfalls zu ignorieren und drückte auch ihr eine Teetasse in die Hand. Schmollend nahm die Unruhestifterin einen tiefen Zug und verbrannte sich prompt dabei die Zunge, was ihren Begleiterinnen nur ein Kichern entlockte. „Danke,“ entgegnete Neese höflich, als auch sie ihre Tasse erhielt. Ohne ein weiteres Wort tranken sie ihren Tee.
 

„So, dann lass mich doch einmal sehen,“ forderte schließlich nach einer Weile die Alte ihr vorwitziges Gegenüber auf. „Na schön.“ Diese zuckte nur die Achseln, reichte der Hellseherin jedoch nicht sofort ihre Tasse. „Ach, fangen Sie doch bei Neese an,“ sie nickte in ihre Richtung, „ihr Schicksal ist sicher viel interessanter.“ Ihr Lächeln allein wäre schon Anspielung genug gewesen. Doch die Alte schüttelte nur den Kopf und streckte unerbittlich ihre Hand aus. Seufzend reichte ihr schließlich Leaf ihre Teetasse, welche die Wahrsagerin sofort über ihren Kopf hob und herumschwenkte. Wie ein seltsamer Tanz wirkten ihre Bewegungen, bis sie schließlich das Tongefäß wieder herunternahm und lange Zeit hinein starrte.

„Und?“, fragte die Halbelfe scheinbar unbeeindruckt aber doch neugierig. „Schhhht.“ Die Wahrsagerin nahm sich offenbar alle Zeit der Welt, bis sie endlich den Kopf hob und antwortete: “Dir steht (noch) ein langer steiniger Weg bevor, bis du endlich das findest, wonach du insgeheim ohne es zu ahnen suchst.“ „Ach und steht in der Tasse da praktischer Weise auch, was das sein soll?“ „Du erwartest doch nicht allen Ernstes elementare Weisheiten aus –einer- Tasse Tee zu erhalten,“ erwiderte die Alte gelassen, um sich sofort mit dem gleichen Procedere Neese Tasse zuzuwenden. Die Gefoppte steckte diese Nachricht erstaunlich gut weg. Doch wahrscheinlich lag das nur daran, dass nun sie selbst dran glauben musste, argwöhnte ihre junge Freundin. Wie gebannt verfolgte sie jede einzelne erstaunlich gewandte Bewegung der alten Frau und spürte, wie ihr Herz vor Aufregung immer schneller schlug, obwohl sie doch überhaupt nicht daran glaubte.

„Keine Angst junges Fräulein,“ erschreckte sie die aufmunternde Stimme der Alten beinahe. „Was ich sehe ist nur wie das Leben selbst. Es gibt Gutes und Schlechtes. Auch in deiner Tasse.“ Neese entging nicht, dass sich ihr Blick dabei verdunkelt hatte. „Was sehen Sie denn?,“ fragte sie vorsichtig und immer noch aufgeregter, als sie es zugeben mochte. „Leider zunächst nur wenig Erfreuliches. Du wirst eine alte Liebe verlieren. Aber,“ sie betonte das Wort mit Nachdruck, “verzweifle nicht, denn du wirst schon bald eine neue weit stärkere finden. Trauere daher dem Alten nicht allzu lange nach. Und ich glaube… Au!“ Schon wieder krümmte sich ihre Gastgeberin vor Schmerzen und lenkte so die junge Priesterin einen Augenblick von der dunkeln Prophezeiung ab. Sofort beugte sie sich über die Leidende. „Lassen Sie mich Ihnen doch helfen,“ entfuhr es ihr schon fast verzweifelt. Doch erneut winkte die Alte, die sich erstaunlich schnell erholte, nur ab. „Es ist nichts…“ „Liebste Laina, gib mir doch bitte deine Tasse.“ Da ihre alte Bekannte auch nicht weiter auf dieses Ereignis einging, lehnte sich Neese schweren Herzens auf ihrem provisorischen Stuhl zurück. Dennoch bereute sie es, dass sie gegen den Willen der alten Frau nicht mehr für sie tun konnte und bekam derart in Gedanken versunken kaum noch etwas von dem Zauber mit, der sie eigentlich hätte erheitern sollen.
 

Sie hatte es geschickt eingefädelt, wie so oft. Sobald sie Neese und Leaf vorgeschickt hatte, angeblich um die Wahrsagerin doch noch davon zu überzeugen, dass die junge Priesterin nach ihr sehen durfte, wandte sie sich die Hände locker in die Hüften gestemmt der verschleierten Gestalt ihr gegenüber zu. „Und das sollte mich jetzt überzeugen oder was?“, fragte sie in einem Tonfall, der deutlich zeigte, wie zufrieden sie mit der geleisteten Arbeit war. „Das kommt ganz darauf an, was du erwartet hast,“ entgegnete ihr eine keineswegs eingeschüchtert klingende Männerstimme.

Im nächsten Augenblick fiel eine Schleierschicht nach der anderen zu Boden gefolgt von dem alten formlosen Mantel, der die Verwandlung perfekt gemacht hatte, bis schließlich eine zu dieser Stimme schon eher passende Gestalt zum Vorschein kam: Die eines jungen Mannes mit eigentlich recht ebenmäßigen Gesichtszügen, die ihn hätten attraktiv wirken lassen, wäre da nicht ein gieriges Funkeln in seinen Augen und ein für Lainas Geschmack zu selbstsicherer Zug um seine Mundwinkel gewesen. „Also ich für meinen Teil fand es sehr amüsant,“ fügte er immer noch völlig von sich überzeugt hinzu, während er die beiden schweren Goldohrringe abnahm. „Es ging aber nicht darum, dass du deinen Spaß hast, falls du es vergessen haben solltest, sondern darum die beiden zu unterhalten.“ Die ehemalige Diebin hatte sich inzwischen an eine Wand gelehnt und auch wenn ihr Blick momentan noch gelangweilt auf das nächste Regal gerichtete war, merkte nun auch ihr Gesprächspartner langsam, dass im Augenblick wohl nicht mit ihr zu spaßen war.

„Ok, ok.,“ antwortete er hektisch, „also was passt dir nicht?“ „Deine Vorhersagen könnten etwas positiver sein und wie soll ich es nennen? Uneigennütziger. Ach ja und geh nicht so sehr auf Tuchfühlung, falls es ein nächstes Mal geben sollte.“ Mit jedem Wort tastete sich ihre Hand ein wenig weiter vor, bis sie schließlich beobachtet von einem gierigen Augenpaar einen kleinen Lederbeutel hervorzog und nachdenklich in der Hand wiegte. Erst als ihr Gegenüber eifrig nickte, warf sie ihm kurzerhand das ganze Beutelchen zu. „Eigentlich hättest du dafür nichts verdient. Aber ich halte mich an meine Abmachungen,“ erklärte sie, obwohl der andere deutlich mehr Interesse an den Münzen zeigte, die er kurz abschätzend in der Hand hielt, um sie im nächsten Augenblick ganz natürlich in seiner Kleidung verschwinden zu lassen. Dennoch nickte er zu ihrer leichten Überraschung und fragte sie um das Maß voll zu machen in einer seltsamen Imitation von Höflichkeit: “Und kann ich sonst noch mit etwas dienen?“ Einen Moment überlegte Laina. Seine Geste sagte ihr deutlich, dass sie etwas übersehen haben musste. Schließlich fragte sie das Erstbeste, was ihr in den Sinn kam. Ihre Intuition hatte sie bisher nur selten betrogen. „Ja. Du könntest mir zum Beispiel erklären, was es mit meiner doch sehr seltsamen Zukunft auf sich hat. Ich werde demnächst eine wichtige Entscheidung treffen müssen, die mir nicht gefällt? Und sie könnte mich auf einen neuen aber dennoch bekannten Weg führen?“ Sein Lächeln verriet ihr bereits, dass sie richtig gelegen hatte, dennoch wartete sie seine Worte ab.

„Ah, ja. Eigentlich müsstest du das für dich selbst herausfinden können. Aber „die Geister“ waren sehr nachdrücklich, dass ihre Nachricht auch bei dir ankommen sollte.“ Allarmiert musterte Laina den jungen Dieb, ohne es sich hoffentlich zu deutlich anmerken zu lassen. „Dann sei deutlicher,“ sagte sie nur mit einem Hauch von einer Drohung in der Stimme. „Na ja, ich muss nicht erklären, dass du einigen Leuten „aufgefallen“ bist, seit du deine Zelte hier bei uns in Flaim aufgeschlagen hast. Solltest du vor haben zu bleiben, erwartet man von dir, dass du dich als nützlich erweist und deinen Anteil zur Gemeinschaft beiträgst.“. Daher wehte also der Wind. Wieder verriet sein aufgeblasenes Lächeln mehr als es sollte.

„Deine Gesellschaft sollte wissen, dass ich mich zur Ruhe gesetzt habe,“ antwortete sie schroff. „Hmm, klär das mit ihr. Aber ich fürchte die meisten sehen das anders,“ entgegnete er nur mit einem Schulterzucken. „Auf das ein oder andere kann man eben nicht verzichten. Und dann ist es auch nur richtig, dass man dafür bezahlt. Findest du nicht?“ „Wenn Blicke töten könnten,“ dachte sich Laina nur und tadelte sich sofort für ihre Unprofessionalität. Hatte sie denn alles verlernt? Außerdem zuckte ihr Ziel nicht mal mit der Wimper, sondern fuhr fort: „Oder glaubst du, wenn ich im Unrecht wäre, würden wir überhaupt hier stehen und uns unterhalten? Also überleg es dir. Die Folgen könnten nämlich ansonsten äußerst unangenehm sein und das nicht nur für dich selbst.“
 

„Neese, Laina kennt die Stadt sicher inzwischen besser als wir zwei zusammen. Wetten, sie ist noch vor uns beiden zurück?“, vertrat die Halbelfe entschieden ihren Standpunkt. Doch eher der Umstand, dass ihre Begleiterin keine Sekunde still zu stehen vermochte und Neese deutlich zu sehen glaubte, wie sie ein Zittern unterdrückte, brachte ihren Kopf dazu, sich zustimmend auf und ab zu bewegen. „Na endlich.“ Sofort wurde sie mit einem strahlenden Lächeln belohnt und musste sich beeilen mit ihrer Freundin Schritt zu halten. Trotzdem konnte sie nicht anders, als noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Dabei machte sie sich viel weniger Sorgen um Laina als um die alte Frau. Was wäre, wenn sie doch noch zustimmte. Dann schüttelte sie jedoch entschieden den Kopf. Tief in ihrem Herzen wusste sie doch bereits, dass es nicht so sein würde.
 

„Also dann bis morgen. Schlaf gut, Neese.“ Die Sprecherin machte sich gar nicht die Mühe ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken, streckte dabei die Arme in einem unnatürlichen Knäuel über ihrem Kopf empor und wartete kaum die ruhige aber herzliche Erwiderung ihrer Gefährtin ab, bevor sie den Palastgarten in der entgegengesetzten Richtung durchquerte. Diese schien es jedoch weit weniger eilig zu haben und blieb nachdenklich für einen Moment an die Palastmauer gelehnt stehen. „Aber so ein Schwachsinn… also der einzige steinige Weg, der vor mir liegt, wird der zu meinem Zimmer sein,“ hörte sie Leafs lautes Sinnieren. Wenn sie das ganze doch auch nur so leicht nehmen könnte. Bis jetzt hatte sie zwar nicht daran geglaubt und die Schmerzen der Frau hatten sie zu sehr abgelenkt, als dass sie sich auf ihre Worte konzentrierte. Aber was, wenn die Prophezeiung doch nicht so unrecht hatte und Spark ein Unglück zustieß?

Betreten schaute sie zu Boden, bis es ihren Blick wieder zu den Sternen empor zog. Eine dunkle Wolke verdeckte gerade den Mond. Doch ihr blieb überhaupt keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, als sich ihr auch schon eine Gruppe von Stimmen näherte. „Es ist wirklich schön wieder einmal hier in Flaim zu sein, nicht wahr Parn?“, hörte sie als erste eine weibliche Stimme klar aus den anderen heraus. Doch noch ehe dieser ihr antworten konnte, drang auch schon ein Neese wohlbekanntes Lachen zu ihr herüber. „Eigentlich müssten wir euch danken, dass euer Weg euch wieder einmal hierher geführt hat. Ihr wisst doch, dass der freie Ritter Parn und seine hübsche Begleiterin stets willkommene Gäste in Blade sind,“ begrüßte König Kashews Stimme offenbar gutgelaunt seine Begleiter. „Habt Dank, König Kashew. Es tut gut zu wissen, dass es einen Ort gibt, an dem man stets mit offenen Armen aufgenommen wird,“ antwortete der Angesprochene. „Wie lange wolltet ihr eigentlich bei uns bleiben? Bestimmt doch bis zum Lichterfest?,“ vernahm sie nun plötzlich auch die sachliche Stimme ihres Vaters. „Das geht leider nicht, so gerne wir das annehmen würden,“ antwortete ihm jedoch der freie Ritter bedauernd, „Eto hat uns bereits eingeladen die Festtage bei ihm zu verbringen.“ „Oh, das ist natürlich schade. Aber Marfas Wege sind unergründlich,“ bemerkte nun auch noch die ruhige Stimme ihre Mutter. „Ja das sind sie.“ Sie konnte das Lächeln des Freundes ihres Vaters fast vor sich sehen. „Vielleicht sehen wir uns ja dort. Ich soll euch nämlich diese Einladung aus Valis überbringen.“ „Oh, das ist natürlich etwas anderes. Das Lichterfest in Falis heiliger Stadt ist sicher eindrucksvoll. Außerdem könnten wir so Eto endlich einen Besuch abstatten. Was meinst du dazu, Liebes?“ „Ich hätte nichts dagegen, wenn der König keine Einwände hat?“ „Nein, nein, reist ihr nur und bestellt in einem König Eto die besten Grüße aus Flaim.“ „Dann wäre das ja geklärt,“ schloss Deedlit das Thema auf ihre direkte Art.

„Hat sich eigentlich vieles bei euch verändert, seit wir uns das letzte mal begegnet sind?“, fragte Parn plötzlich besorgt. „Hm, wenn du auf die dunklen Wolken am Horizont anspielst, Parn, so kann ich dich beruhigen. In Flaim herrscht tatsächlich Frieden seit jenem Tag und auch in seinen verbündeten Ländern, so weit ich das beurteilen kann,“ entgegnete der König gelassen und beruhigte Neese aufkommendes schlechtes Gefühl ein wenig. „Dann habt ihr also noch nicht von den Aufständen im südlichen Allania gehört?“ „Nur sehr wenig und das nicht aus erster Hand. Aber vielleicht würdet ihr beide uns später darüber informieren?“ „Natürlich. Bei euch gibt es sicher freudigere Nachrichten. Wie geht es eigentlich Spark und den anderen?“ „Ach, ich habe Garak und den Jungen gerade auf Patrouille in den Norden geschickt. Es sollte ihm also an nichts fehlen. Er wird übrigens jeden Tag zurückerwartet. Vielleicht begegnet ihr ihm ja noch,“ antwortete König Kashew, wobei es ihm wiederum durch seine entspannte Art gelang Neese einen schweren Stein von der Seele zu nehmen. „Das würde mich sehr freuen,“ antwortete Parn ganz im Kontrast zu seinem Tonfall.

„Schau nicht so Parn, was gefällt dir denn schon wieder an der Sache nicht?“ „Wenn ich offen sprechen darf, König Kashew,“ begann der freie Ritter zögerlich und fuhr nach einer Pause fort: „Spark hat sich bereits sehr verdient gemacht. Eigentlich hätte ihm nicht weniger der Titel „Held von Lodoss“ zugestanden und Ihr schickt ihn immer noch nur mit Leibwächter auf Missionen, die keine großen Gefahren versprechen?“ „Wir haben bereits darüber gesprochen, Parn,“ Neese glaubte eine leichte Ungeduld in der Stimme des Söldnerkönigs wahrzunehmen, „der junge Spark ist für mich und für Lodoss unersetzlich, wie sich ja bereits gezeigt hat. Und daher wäre es unsinnig, ihn ohne dass es die Situation erfordert in Gefahr zu bringen.“ „Wie soll es ihm dann aber möglich sein eigene Erfahrungen zu sammeln? Wenn Ihr ihn euch wirklich als Nachfolger wünscht…“ „Oh, die wird er sammeln, sobald er am Lichterfest die Grafschaft Marmo erhalten hat,“ winkte König Kashew wie beiläufig ab. „Marmo?“, riefen alle Anwesenden (Neese selbstverständlich ausgeschlossen) verwundert im Chor. „Ja, Marmo. Denn ich bin derselben Meinung wie du, Parn. Spark sollte seine eigenen Erfahrungen sammeln und wer wäre außerdem besser geeignet, die schwarze Insel wieder aufzubauen als der, der sie ohne Kampf gewonnen hat?“ „Da habt ihr nicht ganz Unrecht, Majestät,“ tat nun auch ihr Vater seine Meinung kund und besiegelte Neese Verzweiflung. Wie erstarrt verfolgte sie das weitere Gespräch, ohne die Worte wirklich zu hören.

Erst als die Gruppe schon lange verschwunden war, löste sich die junge Priesterin wieder von der Palastmauer und sank wie von einem harten Schlag getroffen in die Knie. Denn zum ersten Mal in ihrem Leben zweifelte sie. Gute Göttin Marfa, was hatte sie nur mit ihr vor? Warum schickte sie Spark fort in dieses entsetzliche Land? Und warum musste König Kashew ausgerechnet ihn zu seinem Nachfolger bestimmt haben? Könige heirateten Prinzessinnen, kein einfaches Mädchen. So viel wusste sie. Erst als schon fast der neue Morgen anbrach, begab sich Neese auf ihr Zimmer. Noch einmal dachte sie über ihren soeben gefassten Entschluss nach, als sie sich zu Bett begab und kniff entschlossen ihre Augen zusammen. Aber sie würde daran festhalten, für Spark, auch wenn es ihr alles andere als leicht fiel.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Kayley
2009-01-25T00:46:12+00:00 25.01.2009 01:46
Wow ersteinmal: DANKE!
Das war wirklich unglaublich schön geschrieben! Ich hatte fast das Gefühl, ich würde mir eine weitere Folge von Record of Lodoss War anschauen. Die Charaktere sind so gut getroffen, dass ich sie in meinem Kopf bildlich vor mir hab lachen und erröten gesehen!
Spark ist sooooo süß *quietsch* Und Garaks "Kommandant"...göttlich xD
Leaf und Laina hätte ich auch gern zum geschenke-shoppen. Natürlich sind auch die original, wie aus dem Anime entsprungen!
Weißt du was richtig unheimlich war? Bei den Gesprächen hab ich die Anime-Stimmen in meinem Kopf gehört xD
Also ich bin jetzt grad echt ergriffen *lach* Dankeschön, dass du mir sowas Schönes geschrieben hast!!!
Waaaah weiter soooooo ^___^


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