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Das Fest der Lichter

von

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Auf dem Weg

Südlich des Kontinents Alecrast liegt eine Insel mit dem Namen Lodoss. Diese Insel ist entstanden aus den erbitterten Kämpfen zweier Göttinnen. Der Göttin der Schöpfung Marfa und der Göttin der Zerstörung Kardis. Lange Zeit nannte man diese Insel die verfluchte Insel, doch seit der mutigen Entscheidung eines jungen Ritters bestimmen die Menschen selbst ihr Schicksal. Daher ist die Situation auf Lodoss auch nur allzu menschlich. Zwar ist die Insel auf dem Papier geeint. Seit der gemeinsame Feind in Gestalt des Imperiums von Marmo verschwand, beginnt die Allianz jedoch erste Brüche zu zeigen.
 

An der westlichen Grenze des Königreichs Flaim (2 Wochen vor dem Fest der Lichter):
 

So schnell ihn seine Füße trugen, eilte eben jener junge Ritter, auf dessen Schultern noch vor nicht allzu langer Zeit das Schicksal von ganz Lodoss gelastet hatte, die Treppen des kleinen Vorposten hinunter. Oder lapidar nach dem Dienstplan gesprochen die Stufen der Festung 11. Bis ihn plötzlich eine laute wohlbekannte Stimme aufhielt: „Hey, Kommandant, hast du nicht etwas vergessen?“ Noch mitten im Schritt wandte er sich um, strauchelte und wäre beinahe rückwärts die Treppe hinuntergefallen. „Nein, was denn, Garak?“, fragte er erstaunt das grünhaarige Muskelpaket von einem Söldner, das ebenso plötzlich oben am Absatz erschien. „Na mich zum Beispiel,“ tönte es gut gelaunt von oben unterstützt von einem Fingerzeig. „Garak…“ Entnervt sah der nicht mehr ganz so strahlende junge Ritter zu Boden. Er hatte die Welt gerettet – na gut genaugenommen nur Lodoss aber es lief auf dasselbe hinaus – und König Kashew hielt es immer noch für notwendig, ihn nicht ohne ein Kindermädchen auf Mission zu schicken… Wann würde sich das jemals ändern? „Ach ja und das hier, Spark,“ wurde er plötzlich wieder aus seinen Gedanken gerissen und nun plötzlich von einem Wurfgeschoss beinahe die Treppe hinunter gefegt. Verwirrt betrachtete er das kleine Bündel, bis ihm plötzlich wieder einfiel, was es enthielt. „Du hast‘s ganz schön eilig, Kommandant. Kann ich gut verstehen. Aber wir wollen doch nicht, dass Fräulein Neese deswegen am Lichterfest ohne ihr Geschenk dasteht, nicht?“ Die Andeutung seines Kameraden war eindeutig, sorgte jedoch genauso wie der freundschaftliche Ellenbogenstoß in seine Seite nicht unbedingt dafür, dass die Röte von seinen Wangen auch wieder verschwand. Daher nickte der Angesprochene nur und begab sich dann mit Garak zu den Ställen. Zum Glück legte es der Söldner nicht weiter darauf an ihn in Verlegenheit zu bringen und so sattelten sie schweigend ihre Pferde. „Hmm, es hat schon so seine Vorteile, dass du befördert worden bist, Kommandant. So reist’s sich direkt viel angenehmer,“ war sein einziger trockener Kommentar, sobald sie im Sattel saßen. „Ach, wer kann es denn jetzt kaum abwarten, nach Blade zu kommen?,“ konnte Spark es sich einfach nicht verkneifen und spielte damit ganz bewusst auf eine hübsche rothaarige ehemalige Diebin an. „Öhm, na ja, wer ist am Lichterfest nicht gerne zu Hause? Da gibt’s das beste Essen, das beste Bier und jede Menge hübscher Frauen.“ Einen Moment musterte Spark sein Gegenüber skeptisch, dann jedoch lächelte er. Garak war einfach unverbesserlich. Fast hätte er ihn wieder einmal hereingelegt. Doch sie hatten bereits zu viel zusammen erlebt, als dass dem jungen Mann das kurze Zögern seines Kameraden entgangen wäre, bevor er antwortete. „Also dann, auf nach Blade!“, verkündete er, um im nächsten Augenblick seinem Pferd die Fersen zu geben und auch schon loszupreschen.
 

Etwa zur gleichen Zeit in Blade, der königlichen Hauptstadt:
 

Unsicher betrachtete das junge Mädchen die exotische Auslage des Marktstandes und beugte sich dabei weit über die seltsamen Waren: Gewürze aus Raiden, Eidechsenschwänze, eine Delikatesse aus dem Norden Flaims, Granatäpfel aus dem Süden, seltsame Käferaugen, keine Ahnung woher,… Schließlich gab sie es auf. Hier würde sie niemals ein Geschenk für ihren Liebsten finden. „Auch nicht das Richtige dabei, was?“, hörte sie Lainas verständnisvolle Stimme. Sie nickte nur geknickt. „Ich versteh nicht, wo das Problem ist,“ schaltete sich plötzlich ihre andere Begleiterin ein. „Du bist einfach viel zu wählerisch. Denkst du wirklich, dass es ihm nicht total egal ist, was du ihm schenkst, solange es von dir ist?“ Fröhlich schob sich die junge Dame mit den etwas zu spitzen Ohren und der nicht viel weniger spitzen Zunge eine weitere Hand voll Nüsse in den Mund. „Aber Leaf, ein Geschenk muss doch von Herzen kommen gerade zum Fest der Göttin Falis. Da ist es wichtig, dass man es besonders genau aussucht, da auch jeder Mensch etwas Besonderes ist.“ Doch die Halbelfe kicherte nur und ein freches Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, das fast von einem Ohr zum anderen reichte. „Ein Geschenk der Liiebe also? Oder sag bloß, du brauchst bei meinem Geschenk auch so lange.“ „Leaf hat Recht. Ich finde auch, du machst dir etwas zu viele Gedanken. So findest du nie ein Geschenk für ihn bis zum Fest. Andererseits wenn du schon eine Idee hättest, ließe sich da vielleicht etwas machen,“ bot die Rothaarige ihre Hilfe an. Doch die junge Priesterin schüttelte nur den Kopf. Sie zweifelte zwar nicht daran, dass Laina geradezu alles in kürzester Zeit auftreiben konnte. Aber das Geschenk musste von ihr selbst kommen. „Danke, Laina, aber ich werde schon noch das Richtige finden,“ entgegnete sie entschlossen. „Apropos Laina, du hast doch bestimmt schon das richtige Geschenk für Garak gefunden, oder?“, wandte sich Leaf mit einem vielsagenden Lächeln einem neuen Opfer zu. Mit dem Ergebnis, dass sich Laina prompt an der Nuss verschluckte, die der Wirbelwind ihr gerade angeboten hatte. „Wie kommst du denn auf die Idee, dass ich Garak etwas schenke?“, fragte sie ganz ruhig. „Och, komm schon, Laina. Das ist doch offensichtlich. Außerdem hab ich auch was für Garak. Also was ist es?“ „Was?“ Ihre beiden Begleiterinnen musterten die Halbelfe erstaunt, die jedoch wieder nur grinste. „Och, der alten Zeiten wegen,“ Leaf zuckte die Schultern, „Außerdem kann ich es doch nicht zulassen, dass er am Fest der Lichter stinkt wie ein Schwein.“ „Du schenkst ihm einen Besuch beim Bader?,“ vergewisserte sich Laina erstaunt. „Erraten,“ bestätigte Leaf. „Also was hast du für ihn?“ „Ich habe nicht gesagt, dass ich etwas für ihn habe. Und selbst wenn es so sein sollte, würde ich es dir erzählen, wüsste es morgen die halbe Stadt,“ schlug die ehemalige Diebin zurück. „Laina, das war fies.“ Passend dazu ließ Leaf die Ohren geknickt hängen und setzte ihren mitleiderregendsten Blick auf. Jedoch nicht ganz mit der erwünschten Wirkung. Denn jetzt war es an Neese zu Kichern, die diesen Scheinstreit ihrer beiden Freundinnen nur zu gut kannte. Eine Sekunde später stimmten eine zunächst verdutzte Leaf und eine ebenso erheiterte Laina ein, bevor sie beschlossen dem Markt eine weitere Chance zu geben.
 

Am selben Abend in einer Taverne auf dem Weg nach Blade:
 

Nachdenklich strich der junge Mann über ein ganz bestimmtes Päckchen. „Na, Kommandant, hast du denn gar keinen Hunger?,“ riss ihn plötzlich Garak aus seinen Gedanken. „Wenn du nicht willst, kümmer ich mich gerne auch noch um deine Portion.“ Als dieser einen Augenblick später immer noch keine Antwort erhielt, setzte er hinzu:“Oder bist du etwa krank?“ „Nein, Garak, es ist alles in Ordnung. Es kann nur nicht jeder so einen guten Appetit haben wie du,“ entgegnete Spark jedoch nur nachdenklich. „Hmm, also war das jetzt ein Ja oder Nein?,“ fragte der Söldner mit ebenso nachdenklichem Blick. Doch eben diese Frage brachte das Fass bei seinem Gegenüber zum Überlaufen. „Garak! Musst du dich eigentlich immer so benehmen? Seit du offiziell mein Leibwächter oder sollte ich vielleicht sagen Aufpasser bist, besteht dazu doch überhaupt keine Notwendigkeit mehr. Als flaimischer Adeliger…“ „… bin ich auch nur ein Mensch und lebe so, wie es mir passt. Außerdem solltest du doch inzwischen gemerkt haben, dass man mich nicht mit dem normalen blaublütigen Gesocks vergleichen kann.“ Doch wieder zögerte Spark einen Augenblick zu lange:“Aber…“ „Ach so, du glaubst das war alles nur ne tolle Show?“ Wieder einmal gelang es dem Schrank seinen Schützling niederzustarren. „Denkst du es ist einfach jahrelang etwas zu spielen, was man überhaupt nicht ist?“ „Nein, entschuldige, Garak. Ich denke ich sollte jetzt besser schlafen gehen,“ entgegnete dieser nur geknickt und immer noch so brütend, wie ihn der Söldner schon lange nicht mehr gesehen hatte. Dennoch beließ Garak es bei einem „Hm, tut das, Kommandant.“ Bis er bemerkte, dass sein Schutzbefohlener und Kommandant, so war das nun mal, immer noch keinen Bissen angerührt hatte.
 

Irgendwann hörte Spark erstaunlich leise Schritte auf den Stufen und kurz darauf öffnete sich vorsichtig die knarzende Tür ihres angemieteten Zimmers. Da er jedoch nicht weiter darüber reden wollte, solange er nicht mit sich selbst ins Reine gekommen war, gab er vor zu schlafen. Ob sein Leibwächter ihm dies nun abnahm oder nicht, jedenfalls verlor auch dieser kein Wort, sondern legte sich sofort schlafen. Eigentlich hatte der Kämpfer mit der unerschütterlichen guten Laune überhaupt nichts mit der Sache zu tun, musste Spark sich eingestehen. Es lag viel mehr an König Kashew, der ihn anscheinend niemals für voll nehmen würde oder aber schlimmer noch ihm nicht vollkommen vertraute. Außerdem war da noch Neese, die ständig in seinem Hinterkopf herumspukte. Ob ihr sein Geschenk wohl gefallen würde? Was sie wohl gerade machte? Kurz sah er sie vor sich, wie sie ihre seidigen violetten Haare bürstete und zu denselben Sternen hinaufsah, bevor sie sich ebenfalls zu Bett begab. Ja, das war sehr wahrscheinlich. Hoffentlich wäre er bald wieder bei ihr in Blade, wo er sich vergewissern könnte, dass es ihr auch an nichts fehlte. Er hatte sie aus den Fängen eines Totenbeschwörers gerettet. Er wollte sie nun nicht durch seine bloße Abwesenheit verlieren. „Ach, Spark,“ hörte er ihre geduldig-liebevolle aber doch auch leicht tadelnde Stimme, bevor er endlich seinen Schlaf fand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kayley
2009-01-25T00:46:12+00:00 25.01.2009 01:46
Wow ersteinmal: DANKE!
Das war wirklich unglaublich schön geschrieben! Ich hatte fast das Gefühl, ich würde mir eine weitere Folge von Record of Lodoss War anschauen. Die Charaktere sind so gut getroffen, dass ich sie in meinem Kopf bildlich vor mir hab lachen und erröten gesehen!
Spark ist sooooo süß *quietsch* Und Garaks "Kommandant"...göttlich xD
Leaf und Laina hätte ich auch gern zum geschenke-shoppen. Natürlich sind auch die original, wie aus dem Anime entsprungen!
Weißt du was richtig unheimlich war? Bei den Gesprächen hab ich die Anime-Stimmen in meinem Kopf gehört xD
Also ich bin jetzt grad echt ergriffen *lach* Dankeschön, dass du mir sowas Schönes geschrieben hast!!!
Waaaah weiter soooooo ^___^


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