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Unsterbliche Liebe

Wiedergeborener Hass
von

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Der Anfang allen Übels

Erst mal entschuldige ich mich hiermit für die ewige Wartezeit.

Tut mir laaaiiieeed! >o<

Schulische Probleme und so...
 

Dann hab' ich auch noch ewig an der Fortsetzung gesessen...
 

Da das ursprüngliche ganze Kapitel zu lang zu werden schien, habe ich beschlossen, es in zwei Teile zu spalten (also die Erzählungen von dem, was sozusagen vor der Geschichte spielt). Es ist trotzdem ziemlich lang geworden... *drop*

Teil 2 wird in Form von Kapitel 10 folgen, aber ich werde etwas Zeit dazwischen legen, damit ihr dieses Kapi hier ersteinmal "verdauen" könnt! ;)
 

Viel Spaß also mit diesem Haufen Schwachsinn!

(Ich hoffe, ich verwirre euch nicht zu sehr mit den Perspektivenwechseln!^^")
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 


 

Als Eragon wieder die Augen öffnete, kam es ihm so vor, als hätte er es auch genauso gut sein lassen können. Es dauerte eine Weile, bis seine Augen sich an das schwummrige Licht gewöhnt hatten, das von einer kleinen Öffnung ihm gegenüber kam. Anscheinend war dort ein kleines Fenster, nicht länger als seine Hand, angebracht, gut fünf fuß über dem Erdboden. Jenes Fenster war mit dicken Gitterstäben, so schien es ihm, besetzt, sodass es unmöglich war, auch nur die Hand hindurch zu stecken. Verwirrt musterte Eragon diese Stäbe, ehe ein leises, schabendes Geräusch, gefolgt von einem leisen Quieken, seine Aufmerksamkeit auf den Boden richtete. Eben dort, wo sein schwummriger, trüber Blick hängen blieben, erblickte er ein paar rot glimmender Augen. Erschrocken versuchte er, von eben jenem verzerrtem Widerschein des Kerzenlichtes fort zu kommen, stieß jedoch sehr schnell gegen die Wand, an die gelehnt er saß; zusätzlich stellte er fest, dass schwere Fesseln um seine Handgelenke gelegt worden waren. Es dauerte eine Weile, bis die Erkenntnis zu ihm durchsickerte: er war ein Gefangener. Mutlos ließ er sich wieder in die Ketten sinken, die Ratte, wie er inzwischen erkannt hatte, gelangweilt bei ihrer Suche nach Futter auf diesem matschigem Boden beobachtend. Währenddessen versuchte er, seine magischen Kräfte zu rufen, und stellte fest, dass diese mit irgendeiner Droge unterdrückt wurden. Leise seufzend legte er den Kopf zurück und sah träge zu dem kleinem Gitterfenster, während plötzlich die Erinnerungen zurückkamen...
 

Noch in der Nacht waren Soldaten zu dem Lager gekommen, in dem er sich verkrochen hatte. Sie kamen, weil ein Pferdediebstahl gemeldet worden war, ebenso wie ein Flüchtling, und so suchten sie nach beidem, stark vermutend, dass sie es zusammen finden würden. Die Wandersleute meinten zwar, sie wären bei der falschen Gruppe, doch der Bestohlene erkannte sein Pferd wieder. Die Soldaten, die bis dahin aus halbgeschlossenen Augen von Lionel beobachtet wurden, der die Güte besessen hatte, für Eragon zu übernehmen, stapften nun auf den scheinbar Schlafenden zu...
 

Sein Kopf fühlte sich so an, als würden alle gestohlenen Pferde dieser Welt auf eben jenem herumtrampeln. Es war grauenhaft, noch viel schlimmer als nach eben jener durchzechten Nacht damals mit Brom in Dras Leona. Und dann war da auch noch dieses mulmige Gefühl, dass irgendetwas fehlte... nur leider kam er nicht mehr darauf, was genau ihm fehlte. Es war, als seie sein Geist von einem pelzigem Flaum überzogen, der verhinderte, dass er irgendwie voran kam in seinen Bemühungen, sich an das zu erinnern, was genau ihm fehlte. Dabei war er sich fast sicher, dass es nicht einmal etwas Angenehmes war, das ihm fehlte... nur... was war es denn dann, das ihm solch ein Kopfzerbrechen bereitete...?
 

Unsanft rissen sie den Jungen hoch und musterten sein zerschlagenes Gesicht, das sie schnell mit dem Fahndungsbild verglichen. Zum Glück hatte Lionel schnell die Augenfarbe und ein paar weitere Details verändert, die sich leicht rückgängig machen ließen, sodass man sie wenigstens nicht als Eragon erkannte, außerdem hatten sie sich einen Lumpen um die Gedwëy Ignasia gewickelt, damit diese nicht auffiel. Man musterte sie kritisch, bevor man nach ihrem Namen fragte. „Neal“ war das Erste, was Lionel spontan einfiel, und man glaubte es ihnen schließlich. Angeklagt des Diebstahles nahm man ihn fest, dennoch grummelnd, dass man nur einen kleinen Fisch erwischt hatte. Natürlich ließen sie es sich nicht nehmen, ihn ‚schon mal im Voraus zu bestrafen’, was im Grunde genommen darauf hinauslief, dass sie ihre Wut an ihm ausließen...
 

...was seinen Brummschädel erklären dürfte. Aber ihm war nicht klar, woher plötzlich all diese Erinnerungen kamen, die nicht wirklich seine sein konnten... oder waren sie es doch...? Er verstand im Moment ohnehin nichts, und so überließ er sich den Erinnerungen, denn das nahm ihm die Entscheidung nach dem ab, was er jetzt tun sollte...
 

Nachdem sie sich ausgetobt hatten trugen sie ihn in diese Zelle. Der Wärter beschloss anscheinend, sicher zu gehen und verabreichte ihm, der er kaum noch etwas mitbekam und sich nicht wehren konnte, die betäubende Droge. Daraufhin wurde alles schwarz und er wusste nichts mehr...
 

...womit er bei seinem jetzigen Problem angelangt war. Er wusste zwar wieder, wo er war und wie er hierher gelangt war, aber er wusste nicht, wie er hier wieder wegkommen sollte, was ihn erwartete oder geschweige denn, was es denn nun war, das ihm so schmerzlich fehlte. Nach einer Weile kapitulierte er und schloss die Augen, dankbar in einen unruhigen Schlaf entrückend, der ihn wenigstens die Schmerzen in seinem Körper vergessen ließ...
 

„Du hast es also endlich hierher geschafft!“ Als die braunen Seelenspiegel sich öffneten wünschte ihr Besitzer, er hätte es gelassen und die Stimme ignoriert. Aber wenigstens tat ihm nichts mehr weh, außerdem konnte er wieder klar denken. Sich aufrichtend musterte er seinen Gegenüber, der ihm, bis auf das Alter, aufs Haar glich. „Lionel.“

Da er von diesem nicht mehr als einen kühlen Blick erntete, sah er sich etwas um, wollte wissen, in welcher Umgebung er sich befand. Dies war kein normaler Raum, wurde ihm sofort klar, weil die Sonne an einem blauen Himmel stand, an dem nur vereinzelte weiße Wolkenfetzen hingen. Er stand auf sattgrünem Gras, und in seiner Umgebung standen Bäume und Zierpflanzen, er machte zwei Blumenbeete aus. Um all dies waren hohe Mauern gezogen, in die in regelmäßigen Abständen Fenster eingelassen waren. Und obwohl dies ein kleiner Innenhof einer Burg zu sein schien, viel zu winzig, um der Haupthof dieser Mauern zu sein, sah er weit und breit niemanden. „Wo sind wir hier?“
 

Sein jüngeres Ich beobachtend wartete Lionel nur auf die Fragen, die wohl bald auf ihn einströmen würden, doch als er die erste von ihnen vernahm, stutzte er. Eragon eine Weile verdutzt musternd, lächelte er schließlich und ging seelenruhig auf ihn zu, bis er direkt neben ihm stand. „Dies ist mein Garten... unser Garten...“ Er schwieg eine Weile, bevor er etwas ernsthafter weitersprach. „Dieser Raum wird von unserem Geist gestaltet. Ich habe dich hierher gerufen, daher hat er die Form, die ich ihm gab. Diese Welt hier ist völlig fiktiv, sie wurde für uns erschaffen und nur für uns allein, sie existiert nur in unseren Gedanken. Hier können wir uns treffen, um mit einander von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Gefällt dir der Garten, Kleiner?“ Die letzten Worte waren wieder lächelnd gesprochen, während der Frage hatte er mit fast schon gütigem Blick auf den Jungen herab gesehen, während sein blick zuvor nachdenklich auf einem hohem Ast gelegen hatte, der breit genug war, um das Gewicht eines Jugendlichen wie Eragon problemlos zu tragen.
 

Verwundert sah Eragon auf, als er bemerkte, dass Lionel neben ihm stand. Erst jetzt fiel ihm dessen Kleidung auf; diese war schlicht, doch in gewisser Weise nicht greifbar. Das einzige, was er sah, war ein pures weiß. In diesem Zusammenhang stellte er fest, dass er selbst genauso gekleidet war. Diese Tatsache beunruhigte ihn, und kurze Zeit später trug er, ohne es so ganz erklären zu können, die selbe Kleidung, die er früher immer in Carvahall getragen hatte. So fühlte er sich irgendwie schon besser. Nachdem das erledigt war, sah er wieder zu Lionel auf, dessen Erscheinung sich ebenfalls gewandelt hatte...
 

Der Junge war doch wirklich beeindruckend! Anstatt ihn mit Fragen zu bombardieren kümmerte er sich lieber um solchen Kleinkram! Mit einem belustigtem Schmunzeln auf den Lippen beobachtete er, wie sein jüngeres Ich mit dieser Welt umging, fast, als seie er sie schon ewig gewohnt. Um dem Kind, wie er es fand, einen Gefallen zu tun, wechselte auch er die Kleidung; nun trug auch er, was er für gewöhnlich getragen hatte: ein Gewand, in violett und grau gehalten, zwar seiner einstigen Stellung als Drachenreiter angemessen und an die Farbe seiner Drachin angepasst, aber ansonsten eher unauffällig. Kaum war dies geschehen, trafen seine Augen wieder die des Jungen, der ihn inzwischen aufmerksam beobachtete. Nun war Lionel aber gespannt...
 

„Was willst du von mir?“
 

Der Ernst und die Entschlossenheit in den braunen Augen beeindruckte den Älteren und er hob anerkennend die Augenbrauen, ehe er sich umwand und auf eine jüngst erschienene, weiß getünchte Bank zuhielt. Sich auf dieser niederlassend bedeutete er Eragon, sich vor ihm in das weiche Gras zu setzen. „Komm, ich erzähle sie dir... meine Geschichte, die nun zu deiner wird...“
 

Überrascht über diese Aufforderung folgte Eragon der Gestalt. Er musste zugeben; trotz der eher unauffälligen Kleidung für einen Drachenreiter, die er sich immer viel... aufregender, pompöser vorgestellt hatte, so strahlte dieser Mann doch eine gewisse Würde aus, die ausreichte, um einen Bauernjungen wie ihn zu beeindrucken. Unwillkürlich legte er die Hand auf den Griff der roten Klinge Zar’roc, die wie aus dem Nichts an seiner Seite erschienen war. Vorsichtig setzte er sich vor Lionel auf das Gras, wie er sich früher immer vor Brom in den Staub gesetzt hatte, um dessen Geschichten zu lauschen, und er war beinahe genauso aufgeregt wie er es damals als kleines Kind gewesen war.
 

Aufmerksam beobachtete Lionel den Kleinen, wie er, kaum fühlte er sich bedroht, seine alte Waffe an seiner Seite erschienen ließ, ungeachtet der Tatsache, dass dieses Schwert ihn vor kurzem erst beinahe aufgespießt hatte. Als er sich dann jedoch niederließ, umspielte ein ruhiges, gütiges Lächeln seine Lippen, ehe er zu sprechen begann. „Meine Geschichte beginnt vor 166 Jahren in Dras Leona. Du kennst diese Stadt bereits von deinen Reisen her... damals war es eine blühende Stadt, eine glückliche Stadt, eine gerechte Stadt. Sie wurde regiert von Elya Tábor, dessen Nachfahre Marcus nun noch immer dort regiert. Offiziell hatte Elya nur ein einziges Kind, einen Sohn mit dem Namen Lucius Tábor. Elya war ein guter Herrscher, doch er war auch ein genauso fleißiger Mann wie Fürst, wenn du verstehst. Er hätte einen Haufen Bastarde sein eigen nennen können, hätte er sie als solche akzeptiert; und beinahe ein Viertel aller am Hofe lebenden Kinder war von ihm. Man sah es den wenigsten von ihnen an, doch zu seinem Leidwesen gab es einen Jungen, der seinem Sohn Lucius zum Verwechseln ähnlich sah; es war der Sohn einer Küchenmagd und sein Name lautet noch heute Lionel.“ Er bedachte den verdattert dreinschauenden Eragon mit einem breiten, fast schon dreckigen Grinsen, ehe er fortfuhr. „Ich lebte dort als Küchenjunge und freundete mich mit Lucius an, als wir beide etwa acht Jahre alt waren. Diese Freundschaft blieb bis in seinen Tod bestehen und war des öfteren nützlich für mich, denn er ermöglichte es mir, eines der Dracheneier zu berühren, aus dem dann meine treuste und beste Freundin schlüpfen sollte, die ich je hatte. Ich denke, du verstehst, was ich meine...“ Auf Eragons Nicken hin fuhr Lionel mit seinen Erzählungen fort. „Die ersten Jahre waren sehr anstrengend für mich. Die meisten Drachenreitern kamen aus zumindest gebildetem Elternhaus und mussten nicht, wie ich, erst noch lesen und schreiben lernen, bevor sie ihre Unterrichtsbücher benutzen konnten. Dafür fiel mir das Körpertraining leicht, da ich immer hart hatte arbeiten müssen. Als es soweit war und wir den einzelnen Lehrmeistern zugeteilt wurden, war ich mit meinen 13 Jahren bereits seid drei Jahren auf Vroengard. Mein Meister war ein Elf und ein sehr weiser Mann, der bereits einen Schüler unterrichtete. Dieser war nur zwei Jahre älter, aber um einiges weiter als ich. Sein Name lautete Galbatorix...“ Nun ließ er dem Jungen eine Pause, um diese Worte zu verdauen, auch wenn dieser sicherlich schon mit Erwähnung des Königs gerechnet hatte.
 

Und so war es auch, eigentlich hatte Eragon nur darauf gewartet, wann sein Feind das erste mal in Erscheinung treten würde. „Das heißt, ihr habt euch schon als Jugendliche kennen gelernt?“ Er lauschte mit Neugier, momentan noch ohne jegliche Abscheu. Jedes Wort, das er erfuhr, könnte ihm später gegen Galbatorix helfen, davon einmal abgesehen half es ihm, seine eigene Lage besser deuten zu können.
 

Lionel war überrascht darüber, welch reifes Verhalten der Jüngere an den Tag legte. Damit hatte er eigentlich nicht gerechnet, aber es freute ihn, da er sich so die ewigen Nervereien mit dem Halbstarken sparen konnte. „Nun... nicht direkt. Das erste mal bin ich ihm bei meiner Ankunft auf der Festung der Reiter begegnet. Ein paar der Kinder, die mich noch aus meiner Heimat kannten und gesellschaftlich über mir, dem ‚Küchenbastard’, standen, drangsalierten mich ob meiner Herkunft. Galbatorix beobachtete das Ganze, bis sie es soweit trieben, dass ich im Matsch landete. Galbatorix reichte mir daraufhin eine Hand und sein damals schon zwei Jahre alter und entsprechend großer Drache verscheuchte die Anderen. Anschließend ließ er mich allerdings stehen, ohne auch nur ein Wort zu sagen.“ Er schwelgte einen kurzen Moment in Erinnerungen und versank in tiefes Schweigen...
 

...während es Eragon so schien, als würde eben jene Szene sich direkt vor ihm abspielen: er fand sich selbst und Lionel plötzlich auf jenem Platz wieder und konnte beobachten, wie blassere Gestalten der damaligen Beteiligten genau das taten, was Lionel gerade berichtet hatte. Fasziniert und zugleich auch entrückt beobachtete er das Szenario, wie jede andere Erinnerung bisher auch.
 

Nach einer Weile bemerkte auch Lionel den Unterschied und lachte leise, ehe er aufstand und die Bank verschwand. „Gut... dann zeige ich dir, was damals geschah.“

Und wieder veränderte sich die Umgebung; sie standen auf einer der Plattformen von Vroengard, die das gesamte Bild dieser Drachenreiterfestung ausmachten. Überall standen Türme mit ähnlichen, unterschiedlich hohen Türmen, die nach oben hin mit einer Falltür geöffnet wurden und in eine stark verbreiterte Plattform mündeten. Mit ihnen standen noch ein Jugendlicher auf der Plattform, der ihr kleiner Bruder hätte sein können; das schulterlange Haar am Hinterkopf zu einem groben Zopf gebunden, ein paar lose Strähnen standen ihm am Kopf hab, seine Kleidung ähnelte einer Uniform, die farblich perfekt mit dem Drachen zusammenpasste, der neben ihm stand. Dieser Drache war größer als Saphira, und dennoch wirkte sie in dieser Umgebung klein. „Das ist Lilium, mein Drache.“ Erklärte Lionel mit Stolz, ehe er den Blick gen Himmel richtete, wo sich ein weiterer Drache näherte. Die türkisen Schuppen schillerten im Sonnenlicht viel heller als die lilanen der Drachin, und doch warf der Drache ihr einen Blick zu, der deutliches Interesse verriet. Allerdings wirkte er wie einer von der Sorte, die jedes Weibchen anmachen würden. Trotzdem fühlte Lilium sich sichtlich geschmeichelt. Der junge Lionel warf ihr einen tadelnden Blick zu, ehe er sich auf den nur zwei Jahre älteren Reiter konzentrierte, der soeben abgestiegen war.
 

„Das sind Galbatorix und sein Drache?“ Den Drachen hatte Eragon zuvor nicht richtig gesehen, da er nur auf die Kinder geachtet hatte; erst jetzt fiel ihm dessen Farbe auf.
 

„Shruikan war erst sein zweiter Drache, dieser hier war sein Erster.“

Mit einer Begeisterung, die seiner Drachin ernste Konkurrenz machte, ging der junge Lionel nun auf Galbatorix zu und verneigte sich ehrfürchtig vor diesem, ehe er wieder zu dem leicht perplexem Reiter aufsah, der ihn dennoch eher unterkühlt musterte. „Es freut mich, endlich mit dir sprechen zu können, Galbatorix. Ich will dir schon seid drei Jahren für die Hilfe von damals danken. Mein Name lautet Lionel, und es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Er lächelte fröhlich und wartete auf die Antwort, die schließlich in Form eines leichten Nickens kam. „Schön... meinen Namen kennst du ja bereits... es freut mich ebenfalls...“ Der Ältere schien ziemlich um diese Worte zu ringen und nicht so ganz zu wissen, wie er nun reagieren sollte, doch zum Glück löste ihn sein Meister ab, der gerade auf seinem gewaltigen grünen Drachen am Himmelszelt erschien. Schnell machten die vier Platz, damit der ehrfürchtige Drache landen und sein schwarzhaariger, filigraner Reiter von seinem Rücken springen konnte. Mit begeistertem, jungfröhlichem Gesicht musterte er die beiden Jugendlichen. „Ah, ihr kennt euch also schon, wunderbar! Mein Name ist Nifruen, du bist also Lionel? Von dir habe ich bisher eine Menge Gutes gehört, hoffentlich wirst du dem gerecht!“ Der junge Lionel errötete leicht, während der Ältere zu einer Erklärung ansetzte. „Ich habe meinen Status als Drachenreiter nie für selbstverständlich gehalten und immer sehr hart an mir gearbeitet. Mein Fleiß hat sich schon damals bezahlt gemacht, auch wenn ich mich nie in die erste Reihe traute, so waren meine Fähigkeiten dieser doch immer würdig. Zumindest bis... ach, du wirst noch sehen, was ich meine.“

Mit diesen Worten ließ er die Vorführung fortschreiten. Die sechs flogen hinfort, um mit der Ausbildung zu beginnen. Erneut löste sich die Szenerie auf, und sie waren in eben jenem Garten von vorhin. „Dieses Fleckchen grün konnte zwischen den Wohnstätten entstehen und wurde seid jeher von freiwilligen Schülern gepflegt.“ Wie zur Bestätigung seiner Worte erschien der jüngere Lionel mit einem gewaltigen, randvollem Bottich voll Wasser, das er in die Mitte des Gartens stellte. Dieser Lionel schien kaum älter zu sein als der, de sie zuvor gesehen hatten. Über die selbe lilane Uniform trug er nun eine Schürze, um sie vor dem Wasser zu schützen. Tief durchatmend konzentrierte er sich eine Weile, ehe er die Arme hob und mit Hilfe der Handbewegungen die Magie kontrollierte, die das Wasser an ihr Ziel brachte.
 

„Wie ist es möglich, dass er die Magie verwendet, ohne die alte Sprache zu verwenden?“ Das Ganze war doch schwachsinnig! Eragon hatte gelernt, dass das hier unmöglich war, man brauchte die alte Sprache für die Magie und Punkt aus!
 

„Nun, dass ich sie nicht ausspreche, heißt nicht, dass ich sie nicht verwende... wenn du dich stark genug konzentrierst, funktioniert es auch, wenn du in der alten Sprache denkst. Das ist aber sehr kompliziert und erfordert eine enorme Willenskraft. Ich fand das durch Studien in der Bibliothek heraus, eigentlich sollte keiner von uns das bereits können.“ Kaum hatte er mit seinen Worten geendet, war der junge Lionel fertig und begutachtete stolz sein Werk. Es schien, als würde er sich so in dieser Kunst, der unausgesprochenen Magie, üben. Doch plötzlich schrak er zusammen und wirbelte herum, als das Klatschen zweier nicht zu ihm gehörender Hände durch den Hinterhof hallte. „Wahnsinn... ich bin beeindruckt.“ Diese kühle und doch ehrliche Stimme kam von demselben Jugendlichen, den sie zuvor noch auf der Plattform gesehen hatten: Galbatorix.

Verschreckt wich der kleine Lionel ein wenig zurück, bis er an das Holz des Bottichs stieß. „Galbatorix...“ Angesprochener lief nun langsam auf den Jüngeren zu, der vor Schreck über den Bottich stürzte und in eben jenem landete, was dafür sorgte, dass ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Älteren erschien. „Du musst dich nicht gleich nass machen, Kleiner.“ Erschrocken sah der Junge an sich herunter und sprang sofort aus dem Bottich, nur um festzustellen, dass eben jener doch staubtrocken gewesen war. Wütend sah er zu Galbatorix auf, der darüber nur lachen konnte, ehe er mit einem freundlich-amüsiertem Lächeln zu dem Jüngeren sah. „Keine Angst, ich verrate dich nicht. Freunde?“ Mit dem letzten Wort hielt er dem Jüngeren die Hand hin, auf dass dieser einschlagen möge.

„Wie sollte ich damals auch wissen, wie all das enden würde...“
 

„Moment mal - Er hat mir gesagt, dass ihr bis zu deinem Lebensende ein Liebespaar wart, was meinst du dann damit?“ Eragon verstand nicht recht, was wollte Lionel ihm hiermit sagen? Doch als der eisige Blick des Älteren ihn traf, schluckte er und sofort zog sich jede seiner Fragen tief in den Schatten seines Kehlkopfes zurück. Aus dem Blick des Anderen wurde er nicht wirklich schlau, es schien Wut darin zu sein, Verzweiflung, Angst, Schmerz, Trauer, Hass. Auf jeden Fall schien er ihm damit sagen zu wollen, dass er schweigen solle, wahrscheinlich würde diese Frage noch geklärt werden. Also gab der Jüngere klein bei und sah wieder auf das eingefrorene Geschehen, um Lionel so zu bedeuten, dass er fortfahren konnte.
 

Verdammtes, vorlautes KIND! Aber gut... Eragon schien eingesehen zu haben, dass hier keine Fragen geduldet waren, und so ließ er das Szenario wieder wechseln. Dieses mal sprang er zwischen vielen kleinen Erinnerungen, die Galbatorix und ihn als unzertrennliche Freunde zeigten, die gemeinsam alles mögliche anstellten. Bis zu jenem Tag, der alles verändern sollte... es war die Einweihungszeremonie einer neuen Gruppe von Drachenreitern, die ihr achtzehntes Lebensjahr erreicht und damit ihre Ausbildung vollständig beendet hatten. Lionel stand in den Zuschauerreihen, sowohl der Erzählende, als auch der Junge, und beobachteten die Auszeichnung der neuen Reiter. Dabei lag ihr Augenmerk auf einem ganz bestimmten jungen Mann, dessen Antlitz den jungen Lionel schon seid geraumer Zeit verzauberte. Stolz sah eben jener nun zu dem Jungen und grinste ihn fast schon verlegen an. Die letzten Jahre mit Lionel hatten ihn verändert, ebenso wie er eben jenen verändert hatte. Momentan sah man allerdings nur positive Veränderung, die schwerwiegenste, die Abhängigkeit von einander, würde man erst viel später sehen...

Von der eigentlichen Zeremonie bekam keiner von beiden wirklich etwas mit und Galbatorix stolperte beinahe, als er aufgerufen wurde, was dem Publikum ein leises Auflachen entlockte.

Wieder verwischte sich die Szene, dieses Mal zeigte sie den Hinterhofgarten des Nachts. Auf dem Ast, den der ältere Lionel bei der Erklärung des Ortes noch gemustert hatte, saß nun sein jüngeres Ebenbild; 15, fast 16 und damit in Eragons Alter. Lustlos ließ er die Beine baumeln, er wirkte ziemlich niedergeschlagen. Innerhalb der Mauern schien, weitab des Gartens, ein Fest stattzufinden, man sah die Lichter und hörte weit entfernt Gelächter, doch hier bekam man kaum etwas mit davon. Gerade so genug, um es zu erahnen. Und doch saß der Jugendliche weit entfern von den Feierlichkeiten auf seinem Baum und blies Trübsal, ganz allein... oder auch nicht.

„Hey Kleiner, warum versteckst du dich, hm?“

Unterhalb des Baumes war Galbatorix erschienen, in der selben feierlichen Kleidung die er zuvor schon während der Zeremonie getragen hatte. Eine seiner Hände ruhte am Baumstamm, während seine blaugrauen Augen den Blick des Jüngeren suchten. Dieser wiederum hatte nur kurz hinunter gesehen, dann den Blick aber auch schon wieder abgewandt, einen undefinierbaren Punkt anstarrend. „Nur so... ich mag diese Art von Feierlichkeiten nicht.“

Leise seufzend schüttelte Galbatorix den Kopf, ehe er wieder zu dem Jüngeren aufsah. „Erzähl doch keinen Blödsinn, du bist immer der Erste, der fast ausflippt, wenn er von einer solchen Feier hört, also komm jetzt darunter und erklär mir was los ist.“

Als der Kleine aber oben sitzen blieb, beschloss der frisch gebackene Drachenreiter, den Baum zu erklimmen. Oben blieb er dann am Astansatz sitzen und sah mit einem müden Lächeln zu seinem Freund. „Jetzt bin ich extra zu dir hinauf gekommen, also erzähl mir schon, was los ist...“ „Du gehst weg...“

Kleinlaut gab Lionel eben jene Worte preis, und schon legte sich ein Rotschimmer auf seine Wangen. Den Blick hielt er stur auf seine Fußspitzen gerichtet, sodass er gar nicht mitbekam, wie Galbatorix den letzten Meter zwischen ihnen noch hinter sich brachte. Er merkte es erst, als der Ältere die Arme um ihn legte. „Wenn das dein Problem ist, warum versteckst du dich dann vor mir?“ Halb erschrocken, halb beleidigt sah Lionel zu dem Älteren auf, ehe er sich auf die Unterlippe biss und den Blick wieder auf seine Zehen richtete. Als Galbatorix bemerkte, dass der Junge zu zittern begann, zog er ihn näher an sich heran, um ihn zu wärmen und ihm das Gefühl von Sicherheit zu geben, ohne zu verstehen, was das eigentliche Problem war. Diesem stiegen schließlich die Tränen in die Augen, doch sprechen konnte er nicht. Schließlich lächelte Galbatorix fürsorglich, legte eine Hand an das Kinn des Jungens und drehte dessen Gesicht zu ihm. Bevor Lionel etwas Gescheites von sich geben konnte, versiegelte der Ältere vorsichtig seine Lippen mit einem Kuss. Erst weiteten sich Lionels Augen überrascht, dann trat ein glücklicher, verliebter Ausdruck in eben jene und er erwiderte den Kuss, ehe die Szene wieder dunkel wurde. Um die beiden Seelen herum wurde es schwarz, bis wieder der Garten erschien und Lionel zu sprechen ansetzte. „Das war der Anfang unserer Beziehung, die über Freundschaft hinausging. Ich wurde wenige Wochen später 16 und es wurde ihm gestattet, zu meinem Geburtstag vorbei zu kommen. Auf diese Art und Weise überbrückten wir die Zeit bis zu meiner vorzeitigen Ernennung zum vollwertigen Mitglied der Drachenreiter, vorzeitig, weil ich mir so viel Mühe mit dem Unterrichtsstoff gab, dass mein Meister bereits ein Jahr später entschied, dass ich reif genug war, um meinen Dienst anzutreten. Galbatorix und ich bemühten uns, gemeinsame Missionen zu erhalten und meistens glückte dies. So sahen die Obersten, dass wir als Team am besten arbeiten konnten; wir hatten gelernt, einander perfekt zu ergänzen. Dadurch kannten wir aber auch genau die Stärken und Schwächen des jeweils Anderen... als Einzige, wohl bemerkt. Niemand außer mir kannte Galbatorix so gut, andersherum war es genauso. Eigentlich war alles gut, denn obwohl wir mit dem System so nicht ganz einverstanden waren, taten wir nie etwas unüberlegtes. Wir waren dem Morden auch gänzlich abgeneigt... nun, eigentlich eher ich, aber ich schaffte es stets, meinen etwas... übereifrigen und teilweise hitzigen Freund zurück zu halten. Was bei dir allerdings schwieriger ist, weißt du das?“ Er warf Eragon einen teils belustigten, teils tadelnden Blick zu, der daraufhin in sich zusammen zu sinken schien, aber nichts erwiderte. Ein leichtes Schmunzeln zierte die Lippen des Älteren, ehe seine Züge sich verfinsterten. „Das ging etwa 30 Jahre lang gut, bis zu jenem verhängnisvollem Tag...“

Erneut wandelte sich ihre Umgebung und Eragon erhaschte einen Blick auf die beiden jungen Männer, wie sie erwachsen aussahen. Dennoch lagen zwischen diesem Galbatorix und dem, den er kennen gelernt hatte, meilenweite Unterschiede. Die beiden Reiter standen, mit ihren inzwischen um einiges größeren Drachen, in einer gewaltigen Halle, in der sie vergleichsweise winzig wirkten. Sie standen in der Mitte des Raumes, auf einer Art kleinem Podest, um sie herum erhoben sich mächtige Emporen mit den Ältesten der Drachenreiter. Der Raum selbst war beeindruckend weiß und schien dadurch in einem fast heiligem Licht zu erstrahlen, was den Obersten noch zusätzliche Würde verlieh. „Galbatorix, Lionel. Wir haben beschlossen, euch neue Missionen zuzuteilen...“ Die beiden schienen gefasst, auf dem Gesicht des Älteren erschien sogar ein Lächeln, teils vor Genugtuung, teils vor Vorfreude. „Galbatorix, du wirst...“ Setzte der Mann an, doch Galbatorix unterbrach ihn. „Wartet, heißt das, ihr schickt uns getrennt auf Missionen?!“ Dabei betonte er das Wort ‚getrennt’ besonders, da dieses ihm davon am wenigsten schmeckte. „Ja, das haben wir vor.“ Man sah nur noch, wie die Gesichter der beiden entgleisten und immer blasser wurden, als hätte man ihnen das Todesurteil gegeben...

Daraufhin wurde wieder alles dunkel und viel schneller wandelte sich dieses mal die Szene; sie kam Eragon erstaunlich bekannt vor. „Das hier hast du schon einmal geträumt... zumindest den Anfang.“ Erklärte Lionel, während sie beobachteten, wie der Lionel aus der Erinnerung gehetzt und nass vom Regen durch die Gänge hetzte, schwer angeschlagen und anscheinend dermaßen erschöpft, dass es ein Wunder war, wie er so schnell laufen konnte. Schließlich blieb er schliddernd vor einer normalen Holztür stehen, von keiner Beschriftung irgendwie erkennbar gemacht. Dennoch stieß er sie auf und trat ein, nur um sich kurz daraufhin umzusehen. Und dort, auf einem Bett erblickte er den zu Tode verletzten Galbatorix... er erkannte ihn kaum wieder, vom Äußerlichen her, und doch wusste er, tief in seinem Herzen, dass er es war. Erleichtert wankte er, von der monatelangen Suche erschöpft, auf das bett zu, kniete sich vor dieses und griff die Hand des Älteren, der bewusstlos dort lag, ehe er am Bettesrand zusammenbrach...

Wieder wechselte sich die Umgebung; dieses mal standen Eragon und der erzählende Lionel direkt neben dem Lionel der Erinnerung, der aus dem Hintergrund heraus Galbatorix’ Kampf um einen neuen Drachen beobachtete und den Rat mit zusehendst wütenderen, schier hasserfüllten Blicken taxierte. Schließlich verließen sie alle gemeinsam den Saal und Lionel versuchte, den vor Wut tobenden Galbatorix irgendwie zu beruhigen; doch ihm fiel auf, was für Schäden die Ereignisse hinterlassen hatten. Eingeschüchtert blieb er zurück und schwieg, was Galbatorix erst bemerkte, als er schon einige Meter zwischen sie gebracht hatte. Er warf noch einen verächtlichen Blick auf den Jüngeren, ehe er sich abwand und weiter ging...

Wieder eine neue Szenerie, und wieder rannte Lionel, dieses mal im Schlafgewand mit flüchtig umgelegten Schwertgurt. Als er abgehetzt am Ort des Geschehens ankam, dessen eigener Wachzauber ihn herbei zitiert hatte, starrte er nur entsetzt auf das, was er vorfand: einen blutenden, alten Freund von ihm, und über ihm, mit der blutigen Tatwaffe in der Hand und blutbesudelter Kleidung stand Galbatorix, den Mann, den er liebte... geschockt wich Lionel, der unter all den anderen herbeizitierten Wachen und Reitern kaum auffiel, an die nächstbeste Wand zurück und glitt an dieser zu Boden, ehe er bewusstlos und damit alles schwarz wurde.

Als Lionel aufwachte, befand er sich zwar in einem hellen Raum, aber er saß auf einem hohen Holzstuhl; seine Hand- und Fußgelenke an die Lehnen und Stuhlbeine gekettet. Mehrere der Obersten beäugten ihn genauso verachtend wie Galbatorix es zwei Erinnerungen zuvor getan hatte, nur, dass bei ihnen noch Misstrauen, Unmut und Wut eine gewaltige Rolle spielten. Und schon begannen die Fragen: „Wusstest du, was er vor hat?“ Geschockt brauchte Lionel eine Weile, um sich zu sammeln, ehe er in Tränen ausbrach. „Ich... ich weiß doch... nicht mal.. nicht einmal jetzt weiß ich, was er vorhatte! Ich weiß ja nicht mal was genau passiert ist...“ Er hielt den Kopf gesenkt, sodass er die Tränen dabei beobachten konnten, wie sie auf seinen Schoß fielen. Durch diese Blickweise konnten Eragon und Lionel nur noch den Trauernden auf dem Stuhl sehen, alles um diesen herum war schwarz und die Stimmen verschwammen zu einer Art Hintergrundgeräusch, dennoch verstand man jedes Wort. „Warst du an diesen Plänen beteiligt?“ „Ich sagte doch schon, dass ich nichts davon wusste!“ „Du bist dir bewusst, dass...“ „Nein! Ich bin mir gar nichts bewusst, gar nichts!“ „Er hat einen Reiter ermordet, woraufhin auch sein Drache den Tod fand! Und du, als sein Geliebter und langjähriger Partner, willst mir erzählen, du hast nichts davon gewusst?!“ „Ja, verdammt, es ist doch so! Er... er hat sich so... verändert... das hätte... das hätte ich nie zugelassen...“

An dieser Stelle unterbrach Lionel die Erinnerung und sprang zu einer nächsten; dieses Mal befand Lionel sich in einem dunklen Kerker, als entsprechende Tür aufgestoßen wurde. Aus trüben, aber eiskalten Augen, die einem gefrorenem Moor glichen, starrte er seinen ‚Besucher’ an, wieder einer der Ältesten. „Was wusstest du?“ Monoton, wie er es sich in den letzten Jahren angewöhnt hatte, antwortete er mit „Nichts...“, ehe er sich eine schallende Ohrfeige einfing. Das war ein Witz im Vergleich zu dem, was sie bisher schon mit ihm und Lilium durchgezogen hatten, daher zuckte er nicht einmal mit der Wimper, auch nicht, als der hochgewachsene Elf ihn am Kragen, oder eher dem filzigen Rest davon, packte und empor hob. „Lügner! Weißt du, was er getan hat?!“ „Er hat versucht ein Ei zu stehlen und...“ „Nein! Nicht das! Was er in der letzten Nacht getan hat!“ Nun hob Lionel verwundert die Augenbrauen, doch sein sonstiger Blick wurde gleich. „Er hat dich in deinen Albträumen verfolgt?“ Für seine freche und zugleich vollkommen desinteressierte Antwort pfefferte der Elf ihn mit voller Wucht in die nächstbeste Ecke des Kerkers, sodass es sogar kleine Bruchstücke aus der Mauer regnete, direkt auf Lionels ohnehin schon geschundenes Haupt. „Nein! Ohh nein, schön wär’s!“ „Du willst von meinem Liebsten träumen?“ Für diesen Kommentar setzte es einen heftigen Tritt in den Magen, anschließend war Lionel ruhig. Bedächtig und hasserfüllt, diese Situation der Macht über ein verhasstes Objekt anscheinend genießend, beugte er sich zu Lionel herab und ergriff dessen verstaubten, blut- und dreckverschmierten Haarschopf, um ihn auf seine Höhe zu heben. Leise raunte er diesem die nächsten Worte ins Ohr, hasserfüllt und so, als trüge Lionel selbst die Schuld daran: „Er hat einen jungen Reiter verführt, der ihm half, einen Jungdrachen zu rauben. Sie töteten dessen Reiter und flohen, alle beide. Anscheinend hat er dich vergessen, wenn er sich neuen Männern zuwendet, hm?“ Der darauf folgende Blick des Geschlagenen war um einiges eisiger, aber auch noch viel leerer als zuvor. „Wenn ich ihm egal geworden bin, dann hast du ja keinen Grund mehr, mich zu ‚befragen’, sehe ich das richtig?“

Für diese Antwort wurde er mit dem Gesicht voran auf den Boden geschmettert und kommentarlos zurück gelassen, inzwischen machte Lionel sich nicht einmal mehr die Mühe, seine Wunden zu heilen...

Die nächste Erinnerung spielte noch immer in dem selben Kerker, nur seine inzwischen anderen und teilweise genesenen Wunden zeigten an, dass viel Zeit vergangen sein musste; sowohl im Bezug auf die letzte, als auch im Bezug auf seine letzte ‚Vernehmung’. Nur ab und an brachten sie ihm noch Essen, das letzte Mal war inzwischen lange her, zu lange... es krachte plötzlich laut und die abgemergelte Gestalt im dreckigstem Kerkerloch hob träge den Blick, als schmetternd die Tür aufgeschlagen wurde. Als er jedoch sah, wer durch diese trat, weiteten sich erst seine Augen, ehe sie wieder den gewohnten Ausdruck der letzten Zeit, waren es Jahre gewesen?, annahmen. „Aha... du lebst also noch... sie haben mir gesagt, dass du einen neuen Drachen hast...“ Seine Stimme klang leise, schwach und brüchig und auch sein Äußeres war kaum wieder zu erkennen. Galbatorix hielt am Eingang zur Zelle inne, es schien ihn einiges an Überwindung zu kosten, doch er trat näher an den Geschundenen heran. „...Lionel? Bist das... wirklich du?“ „Lionel... sie haben mich lange nicht mehr so genannt... wie lange ist es her, wann hast du unseren Freund ermordet? Und... wie hieß er noch gleich...?“ Erschrocken glitt sein Blick über den Körper seines einstigen Geliebten, ehe er sein Schwert, das inzwischen genauso schwarz war wie sein Drache, zückte und die Ketten zerschlug. Anschließend nahm er den gebrechlichen Lionel auf den Arm und trug ihn aus der Zelle, während dessen Blick von dem hellen Licht außerhalb geblendet wurde. „Arg... so hell...!“

Wieder wurde alles schwarz, und sie sahen, wie Lionel, inzwischen wieder körperlich gesund gepflegt und auch wieder ordentlich hergerichtet, in einem fremden Bett erwachte. Verwundert richtete er sich auf und stellte fest, dass ihm das problemlos gelang. Mit noch immer dem selben teilnahmslosen Blick wie bisher, wenn auch leicht durch Überraschung angetaut, sah er sich um, bis er Galbatorix entdeckte, der mit einem leicht verlegenem, aber auch fürsorglichem Lächeln auf einem Hocker nahe des Bettes saß. „Hey Kleiner... wie geht es dir?“ Als er diese Stimme wieder hörte, wenn auch aus dem Mund eines sichtlich gealterten Galbatorix, der dem jetzigen schon relativ ähnlich sah, schienen die seelischen Spuren der Folter wie fortgewischt, selbst wenn dem nie so sein würde. Freudig strahlend sprang er aus dem Bett, um gleich daraufhin vor Hunger schwächelnd auf Galbatorix’ Schoß zusammen zu sinken. Leise lachend fing dieser ihn auf, legte die Arme um ihn und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln, ehe die Szene verblasste...

„Ich dachte damals, dieser Moment hätte alles wieder gut gemacht... und es würde alles wieder gut werden...“
 

Eragon Stockte und sah zu Lionel auf. „Was ist denn passiert? Warum wurde es nicht alles wieder gut? Du... du warst doch so... glücklich...“ Er hatte vollkommen vergessen, was er von der folgenden Geschichte wusste, er war so in die Erzählungen des Älteren versunken, dass er nicht mehr wusste, dass Galbatorix eigentlich der Böse war, dass er alle Drachenreiter ausgelöscht hatte und dass Lionel ja auch irgendwie gestorben sein musste, und er hatte vergessen, was danach geschehen war... im Moment fühlte er einfach nur mit dem Älteren, der ihm so ähnlich war...
 

„Sieh selbst...“
 


 


 


 


 

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Und ja, noch ein kleines Nachwort. Ich bitte nämlich darum, mir nicht den Hals umzudrehen, falls etwas unschlüssig erscheint - ich habe an mehreren verschiedenen Tagen daran gearbeitet und es kann sein, dass ich einen faden aufgenommen und anschließend verloren habe. Ich hoffe, die Geschichte unseres "nervigen Stimmchens" ist dennoch verständlich...^^" (auch wenn Lio 'türlich nur von dem berichten kann, was er selbst miterlebt hat... blöde Situation...)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Fischi-san
2009-07-09T07:35:58+00:00 09.07.2009 09:35
Iwie is bei mir irgendwo mitten im Satz Schluss....*schulter zuck*
Egal!^^
Das Kappi is super geworden!
Man bleibt auch während der Perspektivenwechsel <--(gibts das Wort überhaupt?) immer im Fluss der Geschichte und wird eigentlich gar nicht von ihnen gestört!
Auch fängt man an Lionel zu mögen!^^
So, das wars dann mal von mir!
Ich hoffe es geht schnell weiter!
Lg Aki
Von:  Toastviech
2009-07-07T16:25:40+00:00 07.07.2009 18:25
Irgendwie war mir Linoel die ganze zeit nicht ganz geheuer.
Etwas unsympatisch und verdammt gefährlich.
Aber jetzt......
ICh leide mit ihm und versteh ihn etwas mehr.

Super kapi und mach schnell weiter, ja?^^

lg Toasty


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