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An Elicoorian Christmas Carol

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Soviel zu: Das letzte Kapitel sollte jetzt eigentlich schnell gehen. Jetzt habe ich doch wieder ein Jahr gebraucht, verzeiht. Vor allem, weil das Kapitel damals wirklich schon zur Hälfte fertig war. /D
Aber obwohl seit dem ersten Kapitel mittlerweile fünf Jahre vergangen sind, der allgemeine SO3-Flash vorüber und die meisten Fans zu anderen Fandoms weitergezogen sind, war es mir doch irgendwo wichtig, das ganze hier trotz der geringen Leserzahl zueende zu bringen. Einfach, weil ich Dinge nicht gerne unbeendet irgendwo liegen lasse.
Es ist immer etwas seltsam, nach so langer Zeit zu einem Charakter zurückzukehren. Ein bisschen wie Fahrrad fahren. Am Anfang etwas wacklig, aber verlernen tut man es nicht. Ich hoffe, ich habe Albels Charakter im letzten Kapitel jetzt nicht zu einer OoC-iC-Wackelpartie werden lassen, weil es nun wirklich etwas länger Herr ist, seit ich mich mit Herrn Griesgram beschäftigt habe. Eine Char-Entwicklung musste es ja geben, ich hoffe jetzt einfach, ich hab sie einigermaßen plausibel rübergebracht. Komplett anzeigen

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Das Ende und ein Anfang

Albel schlug das Herz immer noch bis zum Hals und pumpte das Blut mit rasender Geschwindigkeit durch seine Adern. Auf dem Rücken am Boden liegend starrte er an seine Zimmerdecke während er die Luft in raschen Atemzüge einsog und ausstieß.
 

Seine Zimmerdecke.

Diese Feststellung erfüllte ihn mit einer unendlichen Erleichterung.

Er war am Leben, in seiner eigenen Kammer und nicht dazu verdammt worden, das Schicksal seines zukünftigen Ichs zu teilen. Die Geister hatten ihn verschont und der Spuk war vorüber.

Ein gelöstes Lachen entkam seinen Lippen – einen Ton, den das alte Gemäuer um ihn herum schon lange nicht mehr gehört hatte und den es freudig mit seinem Echo zu verstärken schien.

Der Elicoorinaner wusste nicht, wann er sich das letzte Mal in den vierundzwanzig Jahren seines Daseins so lebendig gefühlt hatte – so gut, so befreit.
 

Er führte die Hand zum Gesicht als könne er damit die Ungläubigkeit von sich streichen, die er immer noch empfand, und erst da spürte er die Feuchtigkeit, die seine Wangen und nun auch seine Fingerspitzen benetzte. Der Krieger erstarrte in der Bewegung, regelrecht überrumpelt von seinen eigenen Emotionen und langsam erstarb der glückliche Ausdruck auf seinen Zügen.
 

Die Realität flutete zurück in sein Bewusstsein und mit ihr verzog er in leichtem Ekel den Mund.

Wie verhielt er sich hier eigentlich?

Lachte und weinte wie ein kleines Kind wo er dieses Alter doch schon lange hinter sich gelassen hatte. Er setzte sich auf und schüttelte den Kopf. Und wer sagte Albel eigentlich, dass dies alles nicht doch nur ein Traum gewesen war?

Vielleicht hatte sich eine dieser Maden tatsächlich nur einen sehr üblen Scherz erlaubt und ihm etwas in sein Wasser gemischt, weil er es dem Schwertkämpfer übel nahm, dass er der gesamten Truppe das Sternenfeuerfest verdarb. Sein Blick wanderte zurück zu seiner Schlafstätte. Verwelkte Blätter lagen über das zerknitterte Laken verstreut und die Kerzen auf dem mehrarmigen Leuchter waren zu kurzen Stümpfen runtergebrannt.

Vielleicht aber auch nicht.
 

Ein langer Atemzug verließ seine Lippen.

Traum oder nicht, die Bilder waren immer noch präsent in seinem Kopf. Wenn auch nur eine kleine Chance darauf bestand, dass sie seine Zukunft werden könnten, würde er jegliche Möglichkeit auf ein Eintreten ausmerzen. Und er würde jetzt damit anfangen.
 

Er rappelte sich auf, seine nächsten Schritte kurz überdenkend. Ein Erscheinen auf der Feier, zu der Fayt ihn eingeladen hatte, schien nahezu unumgänglich. Dies hatte man ihm über die letzten Stunden mehr als nur einmal verdeutlicht. Allerdings fragte sich der Vierundzwanzigjährige, ob dies allein tatsächlich ausreichend war.

Denn in all den Jahren hatte er den Geschenkebrauch nicht vergessen. Obgleich es lange her war, dass er ihn zuletzt gepflegt hatte, erinnerte er sich immer noch an die Freude auf den Gesichtern seiner damaligen Kameraden. Und an die auf dem Gesicht des kleinen Kindes, welches er einst gewesen war. Als er sich seiner Gedanken bewusst wurde, schüttelte er einmal mehr den Kopf. Bei den Göttern, es war ja fast schon grauenhaft, zu welcher Sentimentalität ihn die jüngsten Ereignisse beflügelten – von denen er noch nicht einmal wusste, ob sie überhaupt real waren.

Dennoch... fast unwillkürlich streifte sein Blick suchend durch die Kammer, bis seine blutfarbenen Iriden an einem Langschwert hängen blieb, welches er einem Feind nach dessen Tod abgenommen hatte. Es war ein schönes Stück, mit Rubin- und Smaragdsplittern in den goldenen Knauf eingearbeitet, gut ausbalanciert und mit einer scharfen Klinge. Albel merkte, wie er einen Entschluss fasste. Es sollte zudem mehr als ausreichen, dachte er. Es hatte dem Erdling gefälligst auszureichen, oder dieser würde der erste sein, der den kalten Kuss des Stahls zu schmecken bekam. Der Kerl sollte sich glücklich schätzen, dass Albel überhaupt seine Aufwartung auf dieser schwachsinnigen Feier machte.

Der Anführer der Schwarzen Brigade beäugte die Waffe kritisch und rieb dann mit dem behandschuhten Teil seiner Faust kurz über das Heft, um einige eingetrocknete Blutspritzer davon abzuwischen. Dann nickte er zustimmend und verstaute das Schwert an seinem Gürtel.
 

Doch bevor er sich auf den Weg machte, hatte er noch etwas zu erledigen. Er wusste nicht, wie viel Zeit seit dem Besuch des ersten Geistes vergangen war, aber als er in die Trainingsarena trat, übten sich seine Männer immer noch unter der nun tiefstehenden Sonne in der Kunst des Schwertes.
 

„Aufhören! Sofort!“

Der scharf gebellte Befehl des Elicoorianers ließ die Krieger erstaunt inne halten und sich verwirrt zu ihrem Oberhaupt umdrehen.

„Ihr alle geht augenblicklich nach Hause!“

Ein Raunen lief durch die Menge. Albel zog sein Katana und umschrieb einen weiten Kreis mit der Klinge, zeigte mit der Spitze auf seine Untergebenen.

„Wer es wagen sollte, mir zu widersprechen oder wen ich vor Ende des Sternenfeuerfestes wieder hier erwische, darf den Latrinendienst für die nächsten drei Monate übernehmen.“

Einige der Schwarzgerüsteten nahmen ihre Helme ab und das Erstaunen auf ihren Gesichtern war deutlich zu erkennen. Unruhiges Gemurmel wurde laut, über das sich Albels bissige Stimme deutlich hinwegsetzte.

„Habt ihr mich verstanden?!“

Die Männer der Schwarzen Brigade salutierten zackig, aber das Grinsen auf den Zügen der Enthelmten war deutlich zu erkennen und die Freude, mit der sie diesem Befehl nachkommen wollten, mehr als offensichtlich.

„JAWOLL, KAPITÄN!“
 

Als die immer noch leicht verwirrte, aber sehr glückliche Menge an Rüstungsträgern an ihm vorbeiströmte, griff Albel nach der Schulter eines Kriegers mit auffällig rotem Haar und zog ihn kurz zur Seite. Der Vierundzwanzigjährige löste ein klirrendes Säckchen von seinem Gürtel und drückte es dem Mann an die Brust.

„Und du sorg besser dafür, dass deine Göre zu einem Arzt kommt.“

Der Rotschopf sah ihn verwirrt an. „Was...?“

„Anstatt meine Großzügigkeit infrage zu stellen, solltest du sie annehmen... ehe ich es mir anders überlege.“

Das Mitglied der Brigade nickte demütig. „Danke, Kapitän.“

Mit einem gewissen Grad an Genugtuung sah Albel dem Kämpfer hinterher und richtete dann seine rubinfarbenen Iriden zum tiefstehenden Feuerball am Himmel. Es wurde Zeit, dass er sich selbst auf den Weg machte.
 

Als Albel in den mit Menschen gefüllten Saal trat, schien zunächst niemand das Eintreffen eines weiteren Gastes zu bemerken. Jedermann tanzte, lachte oder bediente sich am reichhaltigen Büfett – die Stimmung war so ausgelassen, wie er sie aus der Vision des zweiten Geistes in Erinnerung hatte. Erst als seine blutroten Augen selbst suchend durch die Menge zu streifen begannen, wurde ein kleines Grüppchen an einem der Tische auf ihn aufmerksam. Ein fast schon diabolisches Lächeln umspielte die Lippen des Elicoorianers bei der Reaktion einer bestimmten Person auf sein Erscheinen. Allein für das fassungslose Gesicht des blonden Gorillas hatte sich das Kommen schon gelohnt. Albel war sich sicher, wenn er nicht so fest mit den Schädel verankert wäre, dann wäre der Kiefer des Muskelmannes soeben mit Sicherheit bis auf den Steinboden gestürzt.
 

Schließlich löste sich ein junger Mann aus der Mitte der bunt gemischten Gemeinschaft und bewegte sich auf ihn zu, bis der blauhaarige Erdling dann schließlich vor dem Anführer der Schwarzen Brigade stehen blieb. Etwas nervös, aber offensichtlich positiv überrascht. Wenn nicht sogar glücklich.
 

„Du bist doch gekommen“, erwiderte Fayt und ein Lächeln fand den Weg auf seine Züge.
 

Der Vierundzwanzigjährige spürte sein Herz ob dieser überschwänglichen Reaktion kurz stolpern. Normalerweise wurde seine Anwesenheit nicht so froh aufgenommen.

Anstatt auf die Aussage des Teenagers zu antworten, wandte Albel den Blick ab und hielt das Schwert in die Richtung des Jugendlichen. Je schneller er mit diesem Schwachsinn fertig war, desto besser. „Hier.“
 

Nun wirkte Fayt tatsächlich sogar etwas überrumpelt, wie dem Anführer der Schwarzen Brigade ein Blick aus dem Augenwinkel verriet.
 

„D-Danke“, erwiderte der Neunzehnjährige und nahm das Präsent entgegen. Während er es mit einer Hand neben seinem Körper hielt, begann er mit der anderen in einer seiner zahllosen Taschen zu kramen. „Aber ich habe auch etwas für dich.“

Interessiert und nun seinerseits etwas überrascht – obwohl er eigentlich damit hätte rechnen müssen, dass Fayt etwas besorgen würde – richte er seinen Blick wieder vollends auf den Wissenschaftlersohn. Der Erdling streckte ihm eine Hand entgegen, auf dessen Teller ein flaches, ovales Objekt lag. Bei genauerer Betrachtung erkannte Albel, dass es ein Schleifstein war. Und die auf der rauen Oberfläche eingravierte Rune verriet, dass er aus einer der Meisterschmieden Ariglyphs stammte.

„Ein frohes Sternenfeuerfest, Albel.“
 

Ein schiefes Lächeln zog an den Mundwinkeln des Elicoorianers, als sich seine Finger um den Stein schlossen und er ihn entgegen nahm. Ein solch maßlos überteuertes Geschenk für jemanden wie ihn zu besorgen... es sah dem Jugendlichen so unendlich ähnlich. Aber genau so sollte es sein. So und nicht anders.

Wenngleich ihm die nächsten Worte nur schwer und als verhaltenes Brummen über die Lippen kamen, er meinte sie so wie er sie sagte.
 

„Dir... auch.“
 

Ein lauter Ruf beendete den gemeinsamen Moment.
 

„Fayt!“ klang es über den Lärm der Feier hinweg und als Albel über die Schulter des Jugendlichen in die Richtung blickte, aus der die Stimme kam, konnte er sehen, wie das Erdenmädchen Fayt herbeiwinkte. Der Wissenschaftlersohn drehte sich kurz um und hob verstehend den Arm, ehe er seine Hand wieder dem Elicoorianer entgegenstreckte.
 

Fragend blickte Albel sie an.
 

„Magst du mitkommen?“
 

Früher hätte der Anführer der Schwarzen Brigade dieses Angebot ausgeschlagen. Mit Sicherheit sogar. Aber nach diesen ereignisreichen Stunden... nun ...

Langsam nickte er, sich wundernd, ob ein Teil von ihm der Sache nicht vielleicht mit etwas völlig anderem als Widerwillen und Schicksalsergebenheit begegnete. Ob etwas in seinem Inneren nicht sogar auf diese Frage gehofft hatte. Etwas, das erkannt hatte, dass dieses Fest nicht allein Humbug und Unsinn war, sondern so viel mehr.

Schließlich legte der Krieger seine Hand in Fayts und ließ sich von ihm zur Gruppe geleiten.

Es war immer noch alles schrecklich sentimental und kitschig... aber zum ersten Mal seit vielen Jahren machte es Albel nicht wirklich etwas aus.



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