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Eistränen

von

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Unverhoffte Zusammenhänge

Als Tohma und ich die Eishalle verließen, sah ich es an der Zeit mich bei Tohma zu bedanken. Er hatte mir mit dem Trainerwechsel soviel ermöglicht.

Nicht nur, dass ich die Chance hatte weiter zu laufen und mich weiter zu entwickeln, er hatte mich auch aus Hakus Fängen befreit, er hatte dafür gesorgt, dass ich endlich Leben konnte. Mein ganzes Leben hatte ich unter Haku gelitten und war in meiner Karriere nicht durch mein Können weitergekommen, sondern dadurch, dass ich die Beine für ihn und seine Komplizen breit machen musste. Obwohl ich mir damals schwor, dass ich, sollte ich von Haku wegkommen, nie wieder unter einem männlichen Trainer laufen würde, wusste ich, dass Matt mir niemals etwas antun würde. Nicht nur, weil er Tohmas Bekannter war, Tohma hätte auch ihn dafür zur Rechenschaft gezogen. Mir wurde klar, dass ich mit Tohma nicht nur einen Partner und Liebhaber gefunden hatte, sondern auch einen Leibwächter, der ohne mit der Wimper zu zucken für mich töten würde. Die Gefahr, die von diesem gutaussehenden Mann ausging, der ständig lächelte war mir allerdings nicht hinreichend bewusst, das sollte ich noch im Verlauf unserer Beziehung lernen.
 

Wir fuhren gemeinsam zu einem kleinen hübschen Lokal in der 72sten Straße, ich hatte Hunger, mein Magen knurrte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich bewusst diesem Knurren nachgegeben hätte und einfach etwas aß. Tohma beobachtete mich die Fahrt über. „Kimiko, wenn du reden willst…“ Ich sah auf die Straße, mein Entschluss ihm die ganze Wahrheit zu sagen stand fest. Aber nicht im Auto. „Später, wenn wir gegessen haben und alleine sind, werde ich dir alles sagen.“ Antwortete ich ruhig. In einem öffentlichen Lokal hätte meine Geschichte niemals meine Lippen verlassen. Als wir vor dem Lokal hielten, verließ allerdings ein erstauntes „Oh“ meine Lippen. Tohma sah mich an. „Was oh?“ Ich lächelte. „Mein Cousin arbeitet seit kurzem in diesem Lokal als Kellner.“ Tohma lächelte. „Oh das ist ja witzig.“

Dass dieser Umstand nicht wirklich witzig werden würde, ahnten wir beide nicht, denn Tohma kannte meinen Cousin nicht – jedenfalls glaubte ich das bisher – aber die Welt ist manchmal doch kleiner, als man vermuten mag.
 

Wir betraten also das Lokal, Tohma nahm mir meinen Mantel ab und wir setzen uns an einen der freien Tische, während ich nach meinem Cousin Ausschau hielt. Ich enddeckte ihn auch relativ schnell. „Da ist er ja. Yaten!“ Ich rief nach ihm und der gutaussehende Mann mit den Limongrünen Augen drehte sich zu mir um. „Kimiko! Hey kleines!“ Er strahlte, er freute sich mich zu sehen. Dann wandte er sich zu Tohma. „Ach Tohma, alter Freund.“ Das überhörte ich und umarmte meinen Cousin. Er und seine Brüder waren die Söhne meiner Tante mütterlicherseits. „Wie geht’s dir, wir haben uns ja ewig nicht gesehen.“ Erst als ich Tohmas eiskalten Blick sah, bemerkte ich bewusst den Umstand, dass diese beiden Männer sich kannten. Ich war sichtlich verwirrt. „Ihr kennt euch?“ Diese Frage stammelte ich eigentlich mehr. Yaten lächelte. „Wir waren mal gut befreundet.“ Waren?? Das wunderte mich schon. Tohmas Blick verriet mir, dass Yaten umgefallen wäre, wenn Blicke hätten töten können. Dennoch blieb der ruhig und souverän und bat mich, mich zu setzen. Er wollte keinen Aufstand machen, mir den Abend nicht verderben, schätzte ich. Yaten allerdings bewies wieder einmal das Feingefühl einer Kettensäge. „Naja, ich hatte was mit seiner Exfrau“ sagte Yaten kühl und mir fiel alles aus dem Gesicht.

Dass Yaten sich in eine Ehe einmischen würde, hätte ich ihm niemals zugetraut. Und die Art, wie cool der dastand. Als sei das das Normalste der Welt. „DU warst das?!“ stieß ich entsetzt hervor. Es war eine Frage und eine Feststellung zugleich und mit diesem Moment war mein Hunger passé. Ich wollte nur noch weg. „Lass uns woanders hingehen Tohma.“ Ich war entschlossen, ich war enttäuscht, ich war…ja…regelrecht wütend. Tohma verließ vor mir das Lokal, Yaten bat mich zu warten. Obwohl ich fuchsteufelswild war, schaffte ich es irgendwie meine Emotionen unter Kontrolle zu halten, sodass ich flüsterte: „Was sollte das? Du hast seine Ehe zerstört!!!! Hast du denn gar kein Gewissen???“ Yaten schien das relativ kalt zu lassen. Er stand cool an die Theke gelehnt. „Oh tut mir Leid, aber seine Frau hat nun mal Bedürfnisse. Er ist ein Arbeitstier.“ Dass er damit ins Schwarze traf, wusste ich damals natürlich noch nicht. Aber im Moment war da nur meine Wut. „Erzähl mir nichts! Ich glaub nicht dass es dir Leid tut! Aber ich versteh dich nicht...wie auch immer. Viel Spaß mit der Furie.“ So verließ ich wutentbrannt das Lokal und stieg zu Tohma ins Auto. Er weinte und mir zerriss es das Herz. Ich fühlte mich schuldig. „Es tut mir Leid, Tohma…Ich wusste nicht…“ begann ich aber Tohma weinte und ich zog ihn in meinen Arm. Er tat mir Leid aber ich dachte auch weiter. Weinte er um sie? Liebte er sie immer noch? Was war mit mir? Mit uns? Hatten wir beide eine Chance?

„Verzeih mir…“ begann ich. „Wenn ich das gewusst hätte…“

„Schon gut, ich muss es verdrängen.“

„Verarbeiten wäre besser“ antwortete ich. Und dann sagte ich etwas, das ich in diesem Moment ernst meinte, aber ich wusste, es würde mich zerreißen. „Soll ich doch lieber wieder Platz für eine mögliche Rückkehr deiner Frau machen?“ Tohma schüttelte den Kopf. „Nein, ich will sie nicht zurück“
 

Wir fuhren zu Tohma nach Hause und er macht den Vorschlag, dass wir bei ihm kochen und essen könnten. Mir gefiel der Gedanke sehr. Die Atmosphäre wäre sicher viel entspannter. Während er sich ans Werk machte, schaltete ich das Radio ein und ging ihm mit Kleinigkeiten, wie spülen, Tisch decken und abtrocknen zur Hand. Tohma war seit wir in seiner Wohnung waren nicht sehr redseelig, was mir zwar auffiel, mich aber nicht weiter störte. Wir waren zusammen und die Aussicht auf einen gemeinsamen, gemütlichen Abend bestand, was wollte ich mehr? Ich war ohnehin kein Mensch, der viel erwartete, oder verlangte. Ich gab mich mit dem zufrieden, was man mir bot. Tohma sagte mir wieder, dass er mich liebte, bei Gott ich liebte ihn auch und wie ich ihn liebte. Ich zog ihn über mich, das Essen war für mich plötzlich nebensächlich geworden, aber das machte mir nichts, Essen hatte nie einen hohen Stellenwert in meinem Leben gehabt. Mir war es wichtiger bei ihm zu sein und ich hatte das Gefühl nach der Begegnung mit Yaten wäre das auch viel wichtiger als irgendein Fraß. (Auch wenn Tohma gut kochen kann), aber wie gesagt, ich lege keinen großen Wert aufs Essen. Also widmeten wir uns lieber uns.
 

Nach diesem kleinen Stelldichein (das ich natürlich nicht weiter erläutern werde), wärmte Tohma uns das Essen auf. Er hatte mir eine Mordsportion auf den Teller gepackt. Ich wusste, dass ich schlank war, dass ich es aber nötig hätte SOVIEL zu essen, war mir nicht klar, und das wollte ich auch nicht. Von meiner Anorexie hatte ich noch nichts gesagt, und das hatte ich auch nicht vor. Ich wollte nicht, dass Tohma denkt, dass er mit einer Irren zusammen ist.

Dummerweise flüsterte ich den Satz „Ich werde nie wieder magersüchtig“ etwas zu laut und so kam es dann doch dazu, dass ich etwas andeutete. Mich wunderte schon, dass er so cool darauf reagiert hatte, normalerweise war ich es gewohnt in entsetzte Gesichter zu blicken, wenn die Themen sexueller Missbrauch und Anorexia Nervosa auf den Tisch kamen. Bei Tohma hatte ich das Gefühl, er hätte das gar nicht zur Kenntnis genommen und für einen Moment bereute ich es, ihm das erzählt zu haben, andererseits war Ehrlichkeit und Vertrauen in einer Beziehung doch das A und O, oder sah ich das falsch. Fakt war jedoch, dass ich niemals vorhatte Aufmerksamkeit mit meiner Geschichte zu erregen oder im Mittelpunkt zu stehen, denn das hasste ich und das ist auch heute noch der Fall.

Jedenfalls wenn es um negative Dinge in meinem Leben ging.

Doch als ich ihm alles erzählt hatte, von Haku, der ersten Goldmedaille und den Punktrichtern, wich ihm doch die Farbe aus dem Gesicht und er war genauso entsetzt wie alle anderen. Er nahm mich in den Arm und das konnte ich in diesem Moment echt gut gebrauchen.

Ich sagte ihm, dass ich sogar mit dem Gedanken spielte das Eislaufen komplett aufzugeben. Tohma sagte, ich sollte das nicht tun, ich wusste damals noch nicht, dass sich seine Meinung Jahre später radikal ändern würde und was mir damit dann noch bevorstand.
 

Aber erst mal hatte ich andere Sorgen, die sich erst Tage später bemerkbar machen sollten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  CreamCake
2012-02-23T19:14:29+00:00 23.02.2012 20:14
Heay :)

Tohma tut mir Leid, das er von seiner Frau betrogen wurde und dann auch noch den Mann treffen muss, mit dem sie ihn betrogen hat :(
Ist schon blöd :(
Also größere Familienfeste werden die beiden wohl nie feiern^^..

Ich finds schön, wie die beiden harmonieren und er so zu ihr hält :) nach allem was ihr angetan wurde, tut ihr das sichtlich gut :)

Liebe Grüße
Von:  Christian-Grey
2012-02-20T23:17:20+00:00 21.02.2012 00:17
holla na wirds wieder heiß
*hrrr*
aber ich finde es super geschrieben ^^


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