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Eistränen

von

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Aus Mangel an Beweisen

Als mein Vater und ich in die Praxis kamen, hatte ich ein komisches Gefühl. Irgendwie glaubte ich nicht daran, dass Haku für das was er mir jahrelang angetan hatte endlich zur Rechenschaft gezogen werden konnte. Die Arzthelferin sah uns und schickte uns gleich durch zur Ärztin. Nachdem ich geklopft hatte, betraten wir das Gesprächszimmer. Die Ärztin bot uns sofort die beiden Plätze vor ihr an, meine Krankenakte und ein Formular lagen vor ihr auf dem Tisch. „Kimiko Sie wollen mich also von der Schweigepflicht entbinden.“ Ich nickte. „Ja“ Mein Vater sah sie an. Nun kennen wir die Wahrheit, stimmt es, dass meine Tochter vergewaltigt wurde?“ Sie sah mich an und ich nickte erneut, dann wand sie sich meinem Vater seufzend zu. „In der Tat. Leider muss ich das bestätigen. Auch wenn die Untersuchungen eindeutig waren, so hat ihre Tochter allerdings nie bestätigt, was passierte, ich nehme, dass das nun endlich eingetreten ist.“ Sie sah mich an, ich hatte den Kopf gesenkt, denn ich schämte mich immer noch. „Kimiko es gibt rein gar nichts, für das du dich schämen musst. Im Gegenteil, du solltest stolz auf dich sein, dass du endlich dein Schweigen gebrochen hast, ich denke wäre es eher passiert, wäre es besser gewesen aber Missbrauchsopfer schweigen jahrelang, das ist völlig normal. Sie schämen sich und manche reden niemals.“ Ich seufzte, es störte mich nicht, dass sie von der Anrede „Sie“ in die Anrede „Du“ übergegangen ist. Im Gegenteil, das gab mir irgendwie nicht das Gefühl „nur“ eine Patientin zu sein. Wieder nickte ich. Mein Vater warf mir einen kurzen Blick zu, dann streckte er die Hand nach den Unterlagen aus, die die Ärztin ihm aushändigte. „Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie mit diesen Unterlagen genügend Beweise haben um diesem Schwein das Handwerk zu legen.“ „Das hoffen wir auch“ sagte mein Vater, stand auf und verneigte sich vor der Ärztin.
 

Als wir die Praxis verließen, regnete es. Ich seufzte, denn ich hasste Regen und tu es noch heute. Wir stiegen ins Auto und mein Vater startete ohne zu zögern den Motor. „Wir fahren sofort zur Polizei, sagst du aus?“ Ich sah ihn an. „Meinst du das bringt was, Papa?“ Plötzlich war mein Vater total empört. „Natürlich wird das was bringen und wenn nicht, kastrier ich ihn persönlich. Niemand legt die Hand an meine Prinzessin!“ Ich sah ihn an, mein Vater liebte mich abgöttisch, so wie ich ihn liebte und es zerfraß ihn, dass er mitansehen musste, wie ich litt und mir nicht helfen konnte. Ich legte meine Hand auf seine, die auf dem Schaltknüppel unseres alten Toyota lag. „Danke Papa!“ sagte ich leise. Er sah mich an „Meine kleine Kimiko…ich hoffe du wirst irgendwann ein normales Leben führen, einen liebevollen Mann finden, der dich nach Strich und Faden verwöhnt und dir niemals wehtut.“ Ich schwieg kurz bevor ich antwortete. „Ich hab noch genug Zeit, ich will keinen Mann, ich hab von Männern die Nase voll, alles Schweine, außer Papa und Seiya“ Er musste lächeln.
 

Den Rest der Fahrt schwieg mein Vater, und da ich das als unangenehm empfand, schaltete ich das Radio an. Im Radio lief „Ban me no Tsumi“ von Nittle Grasper und ich drehte das Radio lauter. Ich schloss die Augen und lauschte dem Intro. Auch während des gesamten Liedes, sagte keiner was, ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir schon längst am Polizeipräsidium geparkt hatten. Nach dem Song öffnete ich die Augen und sah in das lächelnde Gesicht meines Vaters. „Du magst diese Band, nicht wahr Kimiko?“ Ich lächelte ebenfalls. „Oh ja Nittle Grasper sind klasse!“

„Was findest du an dieser Musik?“ „Ich glaub das verstehst du nicht, aber ich mag den Stil, entweder total ruhig und schmusig, oder eben peppig.“ „Wer sind die eigentlich?“ Ich konnte nicht glauben, dass mein Vater allen ernstes ein Gespräch mit mir über meine Lieblingsmusik anfing. Kimi war nun voll in ihrem Element und ich fing an drauflos zu plappern. „Es gibt drei Bandmitglieder: Ryuichi Sakuma ist der Sänger, dann gibt’s da Tohma Seguchi, er spielt Keyboard und Noriko Ukai, sie spielt Synthizier. Wusstest du dass Herr Seguchi nicht nur Bandmitglied ist, sondern gleichzeitig Produzent und Chef der Plattenfirma „NG Records“?“ Mein Vater machte große Augen, eigentlich interessierte ihn mein Wissen nicht, er wollte mich nur lockern, bevor wir zur Polizei gingen, aber er hatte das so geschickt gemacht, dass ich das nicht gemerkt habe. „Wirklich? Wie alt ist der denn?“ Ich sah ihn einen Moment ratlos an. „Um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht so genau, ich glaube so um die Mitte oder Ende zwanzig.“ „Und dann schon Plattenboss?“ Ich zuckte die Schultern. „Tja wahrscheinlich.“ Er lächelte und stieg aus. Ich tat es ihm gleich. „Warst du schonmal auf einem Konzert?“ Ich sah ihn an, als sei ich der Meinung, er wolle mich auf den Arm nehmen. „Wann denn Papa? Ich war entweder auf dem Eis oder in der Klinik.“ „Aber du würdest gern!“ Ich nickte. „Ja sicher aber weißt du wie schwer es ist an Karten zu kommen?? Die sind meistens am ersten Tag schon ausverkauft.“ „Oh wie Schade“ meinte mein Vater nur und wir betraten das Präsidium. Mit dem Moment als die Tür hinter uns sich leise schloss vergaß ich Tohma, Nittle Grasper und das Konzert. Wir meldeten uns an und mussten dann eine ganze Stunde warten, bis ein Beamter endlich mal Zeit hatte. Als wir aufgerufen wurden, wurden meine Knie weich. Was war, wenn diese Aussage ungeahnte Folgen für mich haben würde? Oder wenn alles gar nichts brachte, es schon zu spät war?
 

Wir betraten den Raum und ich musste mich ausweisen, dann erklärte mir der Beamte alles und stellte ein Diktiergerät ein. „Wir nehmen Ihre Aussage auf, Fräulein Kudo, ja?“ Ich nickte und nach dem der Beamte mir ein Zeichen gab, dass die Aufnahme läuft, begann ich meine Geschichte erneut zu erzählen. Zwischendurch stellte der Beamte Fragen, die ich beantwortete. „Gibt es Zeugen?“

Ich antwortete mit Nein.

„Gibt es ärztliche Gutachten?“

„Ja“ sagte ich und gab ihm meine Akte. Er schaute sie durch. Viel zu lange. Schließlich sagte er dass das alles nicht ausreiche, ich hätte eher kommen sollen. Das war wie ein Schlag ins Gesicht und so sah ich ihn auch an. Er beteuerte, dass es ihm Leid täte, der Fall sei verjährt. Das war zuviel für mich. Niedergeschlagen erhob ich mich und ging einfach ohne mich zu verabschieden. Ich kam mir so dumm vor. Was sollte ich denn machen? Warten, bis Haku eine weitere Gelegenheit bekam? Das konnte ich nicht.

Kurz darauf kam mein Vater zurück und nahm mich einfach in den Arm ohne etwas zu sagen. Wir fuhren dann nach Hause, es dämmerte bereits und ich war bedient. Ich wollte nur noch meine Ruhe haben. Aber da machte mir mein Bruder einen Strich durch die Rechnung. Freudestrahlend kam er auf mich zu. „Yumiiiiiiiiiiiiiiiiiii“ Ich hasste es, wenn er meinen zweiten Vornamen so in die Länge zog, als sei er Kaugummi. „Was willst du?“ zischte ich genervt. „Ich hab was für dich!“ Er strahlte, als ob ihn ein Geschenk erwarten würde. Ich sah ihn an „Für mich?“

„Ja“

„Und was? Weihnachten und Geburtstag sind vorbei.“

Dann reichte er mir einen Umschlag. Ich sah ihn an, murmelte ein Danke und öffnete den Umschlag. Ich griff hinein und holte etwas raus, das ich erst nur als zwei Schnipsel Papier identifizierte.

Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen, doch als ich las, was auf den Papierschnipseln stand, war ich von den Socken. Die Papierschnipsel waren Eintrittskarten:

„Nittle Grasper – live on Tour in Japan

Freitag, 24. März 2002, 19:00Uhr im Tokyo Dome

Reihe 1, Stehplatz”

Ich sah meinem Bruder in die lächelnden Augen.

„Ein kleines Willkommensgeschenk, ich wusste, dass du da gern hingehen würdest, also habe ich sofort als die Tickets rauskamen zwei bestellt, ich geh mit dir dahin“

Ich freute mich wie ein kleines Kind an Weihnachten und fiel meinem Bruder um den Hals. Er drückte mich und als er mich losließ nahm er mir die Tickets ab und deutete auf die Uhr. „Geh dich fertig machen kleine Schwester.“ Meine Eltern sahen mich lächelnd an und so schnell wie ich im Bad war, konnte wohl keiner gucken. Der Ärger über die Situation bei der Polizei war vergessen und ich duschte rasch und machte mich fertig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  CreamCake
2010-12-26T11:31:56+00:00 26.12.2010 12:31
ich finds schön das Kimiko nach den ganzen tiefschlägen, wieder was hat, weswegen sie sich freuen kann :D
ich hoffe das bleibt jetzt auch erstmal so xD
liebe grüße - frohe weihnachten :)
Von:  Christian-Grey
2010-12-24T16:34:11+00:00 24.12.2010 17:34
oh weia verjährt na super
aber hey sie geht auf das konzert wo sie ja den mann ihres lebens findet
*grinse*
ich bin gespannt wies weitergeht


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