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Eistränen

von

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Gute Miene zum bösen Spiel

Eher widerwillig ging ich in den Ballettraum. Wie immer begann ich damit mich an den Barren mit Dehnübungen aufzuwärmen. Mir tat alles weh und mein Kopf

dröhnte. Aber es war der seelische Schmerz der meinen körperlichen betäubte, wie eine Spritze. Haku kam kurz darauf zu mir und gab mir Anweisungen, wie

ich diese und jene Übung auszuführen hätte. Irgendwann spürte ich nur pure Hitze in meinem Gesicht, mein linkes Auge wurde immer kleiner, schwoll

an, bis ich kaum noch etwas sah. Ohne ein Wort verließ ich den Ballettraum. Haku sagte nichts. Ich ging zur Toilette um mein Gesicht zu kühlen und sah nun

im Spiegel was ich bisher nur vermutet hatte. Mein linkes Auge war zu geschwollen, ich hielt mir rasch ein mit kaltem Wasser getränktes Tuch ins Gesicht.

Ich hoffte, dass es kein Veilchen geben würde, legte mir aber für meine Eltern eine Ausrede zurecht. Ich würde einfach sagen, dass ich mit meinen Kufen

gestürzt sei und mich nicht hatte abfangen können. Lügen war das was ich am meisten hasste und das ist heute noch so, aber damals wusste ich mir nicht anders

zu helfen. Meine Angst zwang mich zum Lügen. Haku kam zu mir und legte die Hand um meine Hüfte. Mir kam der Ekel hoch. Ich spürte wie seine Hände über meinen

Körper wanderten, ich wusste ganz genau was er wieder mal von mir wollte aber ich wollte es ihm nicht geben. Nicht schon wieder.

Zaghaft wand ich mich aus seiner Berührung und tat als sei nichts aber er zog mich wieder an sich und küsste mich. Wieder entzog ich mich ihm und er schlug zu.

Kein Ton entwich mir. Mein Kopf flog zur Seite und ich verharrte in dieser Position, sagte nichts, weinte nicht, schrie nicht. Ich stand einfach nur da, und wartete. Wartete darauf dass er mich auszog, mich gewaltsam nahm bis ich es schließlich in mir spürte was er mir gab. Aber er tat nichts dergleichen. Er sah mich einfach nur an. "Zieh dich aus!" sagte er eiskalt und schroff, und wieder floh ich aus meinem Körper und tat was er verlangte. Ich wusste was er von mir wollte und ging auf die Knie. Dann entkleidete ich ihn und befriedigte ihn oral, bis ich schlucken musste was er mir gab. Mir kam das alles wie eine Ewigkeit vor. Nachdem er bekommen hatte was er wollte zog er sich an, aber damit war es nicht vorbei denn er wollte auch Geschlechtsverkehr, damit dass er sich wieder angezogen hatte, hatte er mich in Sicherheit gewogen und das war durchaus das was er wollte. Ich zog mich wieder an und fing mir wieder eine Ohrfeige ein. "Leg dich hin" fuhr er mich an, und ich war auch noch so töricht es zu tun.
 

Das alles ging über Jahre so weiter. Mit dreizehn Jahren befand es meine Mutter für notwendig dass ich zum Gynäkologen ginge und mich untersuchen lassen. Ich weigerte mich vehement dagegen und sehnte mich nach jemandem, dem ich anvertrauen konnte was geschehen war und doch wusste ich im Inneren, dass ich es nicht konnte. Meiner Familie war meine Veränderung aufgefallen und als mein Bruder einmal zu mir sagte, dass meine Augen traurig und leer wirken würden, wurde mir schlagartig klar, dass er etwas ahnen musste, aber ich schwieg. Ich fraß meinen Kummer einfach in mich hinein.

Aber alles half nichts meine Mutter wollte mich unbedingt zum Frauenarzt schleppen. An einem Novembertag war es soweit. Meine Mutter entschuldigte mich beim Training, da sie für mich einen Termin gemacht hatte. Sie telefonierte mit Haku und ich hörte nur, dass sie mit ihm diskutierte.

Sie sagte, es sei ihre Sache, wann sie es für richtig hielt mich untersuchen zu lassen. Natürlich wollte Haku nicht, dass ich zu diesem Termin gehe, denn dann würde sich herausstellen, dass ich keine Jungfrau mehr war und alles würde auffliegen. Davor hatte ich die meiste Angst. Ich begann damit mich über das Thema des sexuellen Missbrauchs zu informieren, surfte im Internet, war in der Bibliothek und verschlag jeden Bericht im Fernsehen darüber. Da ich meinen eigenen Fernseher im Zimmer hatte, war es ein leichtes für mich Reportagen und Dokumentationen aufzuzeichnen und sie mir, wenn ich alleine war anzusehen. Das tat ich oft wenn ich wusste dass meine Eltern oder mein Bruder später nach Hause kommen würden. Ich suchte immer nach Anzeichen, dafür, dass ich KEIN Opfer davon war, aber es brachte alles nichts, ich wusste es mit meinen mittlerweile dreizehn Jahren ganz genau. Es half nichts, ich wurde missbraucht und ich konnte nichts dagegen machen. Oft spielte ich mit dem Gedanken, einfach mit dem Eiskunstlauf aufzuhören, da das für mich die einfachste Methode war von Haku loszukommen, aber ganz so einfach wie ich es dachte war es leider nicht, denn es gab ja diesen hübschen kleinen Vertrag.
 

Nachdem ich mir an einem Abend wieder eine aufgezeichnete Reportage zu dem Thema ansah und mich tief im Inneren fragte, warum ich mir das antat, fiel mein Blick auf den Kalender in meinem Zimmer. Der zweite November. Morgen war es soweit, mein Termin stand an, direkt nach der Schule. Mir wurde plötzlich heiß und mein Herz fing an zu rasen. Schnell schaltete ich den Fernseher aus und nahm die Videokassette aus dem Recorder. Ich versteckte sie in einem kleinen abschließbaren Fach in meinem Schrank und machte mich fertig fürs Bett. Meine Schultasche war gepackt, mein Bento fertig und ich schlurfte ins Bad. Wie ein nasser Sack. Zähneputzen, Haare bürsten, waschen. Alles lief ab wie in einem Film, bis ich irgendwann im Bett lag und mich von einer Seite auf die andere wälzte. Irgendwann hörte ich den Schlüssel in der Tür. Meine Familie kam heim. Ich hörte die schweren Schritte meines Vaters vor meiner Tür, alles war dunkel, bis ein kleiner Lichtspalt in mein Zimmer drang. Mein Papa hatte die Tür geöffnet. „Yumi, schläfst du schon, liebes?“ hörte ich ihn flüstern, aber ich tat, als ob ich schlief und er ging auch in dem Glauben, dass es tatsächlich der Fall sei. Ich seufzte und wickelte mich in die Decke, ich fror aber ich wusste es hatte keinen Zweck ich musste ja zu diesem Termin und ich hatte so eine höllische Angst davor.
 

Um sechs Uhr riss mich der Wecker – meiner Meinung nach – brutaler als sonst aus dem Schlaf. Müde schaltete ich ihn aus und machte mich für die Schule fertig. Fujita wollte mich abholen, diese Sitte hatte sich schnell eingebürgert, also beeilte ich mich da ich wusste, dass er wie immer Über pünktlich sein würde. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu ende gebracht, klingelte es. Ich ging raus und Fujita begrüßte mich mit bester Laune, ich war alles andere als gut gelaunt und schenkte ihm nur ein knappes „Morgen“. Fuji schaute schräg. „Himmel Kimi, was ist denn mit dir los?“ „Nichts“ versicherte ich, wusste aber ganz genau, dass er mir nicht glaubte. „Du bist total komisch in der letzten Zeit.“ meinte er besorgt, es ist also auch meinem besten Freund aufgefallen, war ja auch klar. Wir gingen gemeinsam ein Stück, es schneite, dann blieb ich stehen. Fuji drehte sich um. Ich starrte in den grauen Novemberhimmel. „Fuji“ sagte ich leise.

“Hm?“

Ich seufzte.

„Ein Arzt“ begann ich.

„Steht immer unter Schweigepflicht?“

„Wie kommst du jetzt darauf? Musst du zum Arzt?“

Ich nickte und war kurz davor ihm alles zu erzählen.

Fujita musterte mich eine Weile und lächelte dann. „Ja ein Arzt steht unter Schweigepflicht, er darf nichts von Untersuchungsergebnissen oder anderem erzählen.“ Ich sah ihn mit großer Erleichterung an, er lächelte nur, fragte aber nicht weiter. Dann fragte er aber doch. „Du bist doch nicht krank Yumi?“ sein Blick war besorgt. „Nein, nein, versicherte ich ihm. „es ist nur eine Routineuntersuchung du kennst das doch selber als Sportler.“ Er lachte und nickte und wir setzen unseren Schulweg schweigend fort. Ich fand die Stunden in der Schule flogen nur so davon, ich schwieg die meiste Zeit. Wie ich bereits sagte, war ich ein aufgewecktes Kind gewesen aber nachdem ich missbraucht wurde und dieser Zustand weiter anhielt, war ich stiller geworden, was niemandem verborgen blieb. Ich hatte nun das Image der kleinen Träumerin, aber das störte mich nicht weiter, mir war nur wichtig, dass keiner fragte, mich alle in Ruhe ließen und ich meine Maske halten konnte. Aber was nach dem Termin beim Frauenarzt? Wieder stieg die blanke Panik in mir auf, ich spürte wie mein Gesicht heiß wurde und ich angesehen wurde aber ich sagte nichts, antwortete auf Nachfragen nur, dass alles mit mir in Ordnung war. Nichts war in Ordnung verdammt!! Rein gar nichts. Aber ich konnte mich schlecht vor die Klasse stellen und es herausposaunen oder? Nein, unmöglich! Also schweigen, schweigen und abermals schweigen.
 

Die Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken und ich ging in die Pause. Fuji sah mich an. „Hast du wieder kein Bento dabei Yumi?“ Ich sah ihn an und verneinte, woraufhin er mir seines entgegenstreckte. “Ich hab keinen Hunger“ sagte ich leise und aus dem Augenwinkel sah ich wie Fuji leicht enttäuscht sein Bento wieder zurückzog und es auf seinen Schoß stellte nachdem er sich auf den Mauervorsprung gesetzt hatte. Eine Weile herrschte betretenes Schweigen unter uns. Zwei Mädchen kamen auf mich zu. „Kimiko, stimmt es dass du wieder eine Meisterschaft gewonnen hast und eine Goldmedaille gewonnen hast? Deine wievielte ist das jetzt? Ich will auch Eiskunstlaufen, kann ich in dein Team, wie ist der Trainer?“ und all solche Fragen prasselten auf mich ein. Ich sah Sayumi an. „Ja ich hab wieder eine gewonnen, ist meine zweite, für den Eiskunstlauf seid ihr zu alt ihr müsst mit 3 Jahren anfangen“ antwortete ich knapp. Sayumi, eine kleine, etwas pummelige Mitschülerin sah mich etwas betreten an und irgendwie tat sie mir leid, aber andererseits dachte ich dass es besser sei wenn sie nicht unter Haku läuft, wer weiß, ob er sie nicht auch vergewaltigt und gedemütigt hätte. „Lass es besser, Eiskunstlauf ist ein harter Sport, mach das lieber in deiner Freizeit als Hobby.“ Sie sah mich an, lächelte dann aber und zeigte mir eine kleine Zahnlücke. Dann sagte sie dass sie uns nicht weiter stören würde und dackelte wieder ab. Mit ihrer Figur, sah sie in ihrer Schulunform seltsam aus. Ich wusste warum sie Eiskunstläuferin werden wollte. Ich war ein hübsches Mädchen, mit langen schwarzen Haaren, die ich meist in der Schule zu zwei Zöpfen geflochten trug, schlank und mit langen Beinen – offenbar Hakus Beuteschema – und ich schaffte es Schule, Sport und den Missbrauch zu bewältigen. Natürlich wusste niemand, dass Haku mich missbrauchte aber für alle war ich eine Art Vorbild und ich verabscheute es. Denn das führte dazu, dass alle sein wollten wie ich und ich selbst am liebsten niemand gewesen wäre nur hätte das niemand verstanden.
 

Es klingelte ein zweites Mal und wir gingen wieder in den Unterricht. Kunst stand auf dem Plan ich machte gern Kunstunterricht, aber ich mochte auch den Musikunterricht gern. Ich patschte mit den Farben, als mich jemand von hinten antippte. „Kimiko guck mal“ Ich drehte mich um und bekam eine Ladung Farbe ins Gesicht gekippt.

Das war Lavina, eine englische Mitschülerin – und sie HASSTE mich. Dabei hatte ich ihr gar nichts getan. Leicht verwundert sah ich sie an. die gelbe Farbe, die sie mit ins Gesicht gekippt hatte, tropfte an mir herunter. Fujita kam sofort um mir das Gesicht abzuwischen, als die Lehrerin Frau Nezu in den Raum kam. Sie sah mich und schickte mich mit Fujita in den Waschraum. Lavina und auch ich wussten nicht, dass sie schon länger in der Tür stand und gesehen hatte wie ich zu meinem Kükenoutfit kam, und zur Strafe musste Lavina den gesamten Kunstraum sauber machen, und damit meine ich ALLES. Jeden einzelnen Schrank, jeden einzelnen Tisch und jeden einzelnen Pinsel musste sie feinsäuberlich reinigen. Für mich war das ein kleiner Triumph und ich lächelte mir ins Fäustchen. Sie blieb den gesamten Nachmittag dort, während ich mich auf meinen Horrortermin vorbereiten musste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Christian-Grey
2009-12-26T23:03:30+00:00 27.12.2009 00:03
ich finde das kapitel am anfang gut ^^
lass es spannend^^


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