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Das schönste Geschenk von dir

von

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Zu wissen, dass man geliebt wird, ist eines der schönsten Geschenke dieser Zeit.

Das weiß jeder.

Das sagt jeder.

Und meistens stimmt es auch.

Ein Lächeln einer besonderen Person, meistens auch nur ein herzlicher Blick, reicht aus, um das eigene Herz in wohliger Wärme schneller schlagen zu lassen.

Das ist es, was diese Zeit zu einer wirklich außergewöhnlichen macht, hat im sonstigen Jahr ein selbes Lächeln oder ein selber Blick nur selten die gleiche Wirkung.

Wohl wissentlich verschenkt man deswegen immer öfter ein solches Lächeln oder einen solchen Blick an die Personen, die einem nahe sind.

Und das schönste ist, dass es immer wieder gerne erwidert wird.

Es vergeht selten ein Tag, an dem dies nicht der Fall ist.

In dieser Zeit.
 

Mittlerweile ist der Heilige Abend und die Person, von der ich mir ein Lächeln wünschte, schenkte mir noch keins.
 

Draußen ist es dunkel und kalt.

Schneeflocken wollen nicht fallen und es tropfen schwere Regentropfen gegen die geschlossenen Fensterscheiben.

Das stetige Trommeln des Wassers übertönt fast gänzlich die leise Weihnachtsmusik, die in lieblichen Klängen den Raum erfüllt.

Nicht viel von weihnachtlicher Stimmung, trotz des Schmuckes.

Und all die anderen, meine Freunde, die das Haus normalerweise mit ihrem Lachen und ihren glücklichen Gesichtern erfüllen, sind nicht da. Feiern Weihnachten nicht mit uns.

Ausnahmsweise.

Es passiert nicht selten, aber dieses Jahr … dieses Jahr bestand sie darauf.

Warum weiß ich nicht. Ich habe gelernt, nicht zu fragen. Es ist besser so, wenn man nicht ihre Hand auf der Wange spüren will.

Ich hab sie vermutlich schon zu oft gefühlt.

Nicht angenehm.

Alles andere als angenehm …

Aber das nahm mir nicht die Hoffnung, es dennoch zu versuchen.

Ein einziges Lächeln von ihr.

Das einzige Ende war und bleibt grausam.

Nichts anderes.

Was soll ich sonst schon anderes machen?
 

Und jetzt sitzen wir hier beim Abendessen.

Fein und ordentlich zubereitet.

Sie hat es zubereitet.

Was übrigens die größte Überraschung überhaupt ist.

Ich hatte stundenlang darauf gewartet, dass sie mich endlich zu sich pfeift und von mir verlangt, dass ich mich endlich an den Herd stelle und anfange, unser Weihnachtsessen zu kochen.

Sie kam nicht.

Und als mich dann diese köstlichen Düfte erreichten, meine Nase kitzelten, konnte ich nicht widerstehen und ich musste hinunter gehen.

Nur um dann von einem köstlich aussehenden Essen überrascht zu werden.

Sie lächelte nicht, als sie mich sah, sondern bat mich einfach, mich zu setzen.

Ich tat es und stillschweigend eröffnete sie dann das Festessen.

Blickte mich nicht einmal an.

Sie tut es immer noch nicht.

Führt ohne ein einziges Wort die Stäbchen elegant von ihrem Teller zu ihrem Mund.

Sicher und ohne irgendetwas zu verschwenden.

Sie isst nur, doch es fällt mir schwer, den Blick von ihr zu wenden.

Sie sagt nichts dazu, obwohl ich mir sicher bin, dass sie weiß, wie sehr ich von ihr gebannt bin.

Innerlich lächelnd schüttele ich den Kopf, versuche mich so zu kontrollieren.

Vermutlich zwecklos.

Sie hebt den Blick nicht, isst weiter, bis sie irgendwann – ich habe kein einziges Mal auf die Uhr gesehen – die Stäbchen sinken lässt und sie ordentlich und parallel zueinander über den Teller legt.

Dann sieht sie mich an, der ich das Essen noch nicht beendet habe, und schweigend scheint sie zu genießen, wie ich ihr zauberhaftes Mahl mit den Stäbchen ebenso vorsichtig zu meinem Munde führe wie ich es gerade noch genoss, ihr dabei zuzusehen.
 

Gemeinsam räumen wir den Tisch ab, verpacken das wenige, das wir nicht aßen, in verschiedene Schalen, die in den Kühlschrank geräumt werden, und spülen das Geschirr.

Noch immer sagt sie kein Wort.

Es verwundert mich und hin und wieder werfe ich einen Blick zu ihr, wenn sie mir den Rücken zuwendet, um einen gespülten und abgetrockneten Teller oder Topf in einen Schrank einräumt.

Mich beschleicht das Gefühl, dass sie irgendetwas beschäftigt, aber ich frage ich nicht nach.

Werde nicht.

Zumindest noch nicht.
 

Vielleicht hat sie irgendetwas vor.

Auch wenn ich nicht weiß, was.

Ist das möglich?
 

Nein.
 

Still und ohne ein einziges Wort wartet sie darauf, dass ich, nachdem ich das Wasser abgelassen habe, das Spülbecken gesäubert habe und danach nichts mehr darauf schließen lässt, dass es nach dem letzten gründlichen Putzen heute morgen noch mal gebraucht wurde.

Sie wartet auch darauf, dass ich mir danach die Hände gewaschen habe, und hilft mir dann dabei, meine Hemdärmel ordentlich wieder runterzukrempeln.

Überrascht lasse ich sie gewähren.

Auf ihrem Gesicht noch immer kein Lächeln oder sonst irgendeine Regung.
 

Und mittlerweile scheint es doch, als hätte sie etwas vor.

Aber es fällt mir schwer, es zu glauben.

Kann nicht sein.
 

Zusammen gehen wir ins Wohnzimmer.
 

Es ist ein seltsames Weihnachten.

Anna ist seltsam.

Selbst wenn es ein normaler Tag wäre, hätte sie mindestens schon ein Wort gesagt und jetzt ist es bereits später Nachmittag und ich warte noch immer darauf, dass sie etwas sagt und wenn es nur ein forsche Aufforderung wäre, endlich die Klappe zu halten oder etwas anderes zu machen.

Gar nichts kommt von ihr.
 

Im Wohnzimmer steht in einer Ecke unser Weihnachtsbaum, den ich vorgestern in einem Wald in der Nähe gefällt und dann hierher geschleift habe.

Aber geschmückt hatte ich ihn an diesem Tag nicht und deswegen überrascht es mich jetzt umso mehr, dass er in den hellsten Farben strahlt.

Sie betrat vor mir den Raum, aber sie schaltete die Deckenlampe nicht ein und deswegen ist das Zimmer nur beleuchtet von den vielen Farben der Lichterkette, die sie garantiert mit viel Kleinstarbeit

(und vielem Fluchen – ich weiß, sie kann es nicht ausstehen, wenn die Nadeln sie kratzen)

um den Baum gewickelt hat.

Es sieht lieblich aus und ich lächele bei der Vorstellung, wie sie um den Baum gelaufen ist und ihn geschmückt hat, sie selbst jedoch bleibt vollkommen unberührt.

Vielleicht sieht sie mein Lächeln auch einfach nur nicht.

Ich sage nichts. Entdecke unter dem Baum zwei kleine Geschenke.

Das linke ist meins; ich erkenne es an der Form und der ein klein wenig missratenen Schleife oben drauf – ich bin beim Binden an ihr verzweifelt und dafür sieht sie noch einigermaßen okay aus.

Nicht zu vergleichen mit der auf ihrem Geschenk. Wie ein kleines Meisterwerk.

Seufzend wende ich den Blick von dem Baum ab und ihn wieder ihr zu. Ich glaube, für einen winzigen Augenblick, bevor sie ihren Kopf wegdreht, ein triumphierendes Grinsen zu entdecken – oder zumindest ein Muskelzucken.
 

Immerhin ein erster Schritt.

Aber immer noch nicht jenes Lächeln, jener Blick, der diese wohlige Wärme und dieses bezaubernde Herzklopfen mit sich bringt.

Aber vielleicht ist es noch zu früh, die Hoffnung aufzugeben.

Und allein der Gedanke daran, dass der Abend doch noch eine andere Wendung nehmen könnte, lässt mein Herz schon schneller schlagen.
 

Ein einziges Lächeln wäre wirklich …
 

Ich bin ein wenig zu sehr in Gedanken versunken, in meinen Wunschvorstellungen, als dass ich das, was auch immer mir machen bis zur Bescherung, wirklich wahrnehmen könnte.

Ständig nur diese Bilder vor Augen, in denen sie so ein wunderschönes Lächeln auf den Lippen und einen ebenso wunderschönes in den Augen hat.

Wir sehen fern.

Ich weiß nicht was, einen Weihnachtsfilm? Ich glaube, er hieß irgendetwas mit „Manhattan“ … keine Ahnung.

Nur diese Bilder, bis der Film zu Ende ist, sein gutes Ende nimmt und sie den Fernseher ausstellt.

Erst jetzt fällt mir auf, als sie aufsteht, um den Knopf am Fernseher zu drücken, wie nah wir beieinander gesessen haben.

Erst jetzt fällt mir auf, dass mein Arm ihre Wärme vermisst.

Hatte ich ihn wirklich um ihre Schultern gelegt?

Sie saß wirklich … direkt bei mir.

Meine ganze linke Seite ist noch warm von ihrem Körper und ich wünschte, sie würde sich wieder neben mich setzen.
 

Nun ist nur noch das Licht der Lichterketten um den Weihnachtsbaum, dass den Raum erhellt, und trotzdem glaube ich auf ihren Wangen einen roten Schimmer zu erkennen.

Sie sagt nichts, sondern geht einfach nur zum Baum und nimmt beide Geschenke, kommt mit ihnen zurück und setzt sich wieder zu mir.

Genau dort, wo sie gerade gesessen hat.

Und jetzt fällt mir auf, wie schön es sich anfühlt.

Ich kann ihr Gesicht nicht sehen, aber ich glaube, das muss ich auch nicht.

Ihre Hände zittern leicht, während sie mir ihr Geschenk reicht, ein leises „Frohe Weihnachten“ murmelt.
 

Das erste, was sie heute sagt.

Vielleicht liegt es daran, dass ich ihre Stimme heute so lange nicht mehr gehört habe, aber sie klingt so anders. Schüchterner, rauer.

Als ob …

Nein …
 

Lächelnd nehme ich das Geschenk an.

„Frohe Weihnachten, Anna.“

Und vorsichtig berühre ich mit meinen Lippen ihr weiches Haar.

Sie sagt nichts dazu, wehrt sich nicht, sondern lehnt sich einfach nur ein bisschen weiter an mich.
 

Neugierig versuche ich mit einer Hand das Geschenk zu öffnen, will nicht den anderen Arm von ihren Schultern nehmen müssen.

Sie sieht es, schüttelt den Kopf und nimmt es mir wieder aus der Hand.

Vermutlich genauso geschickt, wie sie die Schleife gebunden hat, nimmt sie sie wieder ab und löst vorsichtig das Klebeband vom Papier.

Ich lache leise, als sie es zu Boden fallen lässt und nun die kleine Schachtel, die es offenbart, öffnet.

Mich beschleicht das Gefühl zu wissen, was drin ist.
 

Das Geschenk von mir für sie sieht fast genauso aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-07-12T16:05:54+00:00 12.07.2009 18:05
Das war so süß. ich kann mir das richtig vorstellen. Also ich glaube das Geschenk ist ein Ring. Also in meinen Gedanken ist es das auf jedenfall^^
Von:  silbersternchen
2009-04-12T18:51:32+00:00 12.04.2009 20:51
Ich fand das ziemlich traurig!
Da wartet yo jetzt die ganze Zeit auf ein lächeln und bekommt es am ende net mal.
Aba es war trotzdem und vielleicht auch deswegen suuuuuuuuuper!!!!!

Mich würde aber auch interessieren was das Geschenk war!

lg
silbersternchen
Von: abgemeldet
2009-02-23T11:53:34+00:00 23.02.2009 12:53
Schöööön! Supisupisupi! *in die Hände klatscht* Ich will meeeeehr!!!
Von:  Lusami
2008-12-29T13:13:35+00:00 29.12.2008 14:13
LOL XD Schlag mich, aber ... was warn das Geschenk jetzt? XD
Von:  Nagi_chan
2008-12-01T18:15:20+00:00 01.12.2008 19:15
haaaaaaach des war ja sooooooooo süß echt^_______^
super schön geschrieben=)


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