Zum Inhalt der Seite

Vampire? Die gibt es doch gar nicht!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 81- 82

Kapitel 81:
 


 

Mein Lächeln fror auf den Lippen ein und meine Mundwinkel zuckten, während ich mir sowas wie eine Bergpredigt anhören konnte. Dabei war der Redner noch nicht mal in meiner Nähe. Ich hörte Alucards Stimme in meinem Kopf und hatte mich wieder hingesetzt, die Füße hielt ich in das kühle Wasser des Sees vor mir. Irgendwas von wegen, ich solle endlich anfangen, meine Kräfte richtig zu kontrollieren und so weiter. Ich hörte irgendwann gar nicht mehr zu. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, mir die Ohren zuzuhalten, ich hätte dies gemacht. Ihn raus schmeißen brachte ich ebenso wenig fertig. Meine Gedanken vor ihm abschirmen auch nicht. Nachdem er endlich fertig zu sein schien, plantschte ich mit den Füßen und fragte, wo er gerade sei und wann er hier war. Denn ich traute mich nicht, alleine durch die Schatten zu reisen. Bei meinem Glück kam ich in Timbuktu raus. Sofort hielt ich mit den Füßen inne, als er mir doch tatsächlich offenbarte, dass er in einem Privatjet sitzen würde. Anscheinend zusammen mit Sera und diese Verrückten sollte auch dabei sein? Was hatte ich verpasst? Und was wollten die hier? Es stellte sich nach kurzem heraus, dass diese Irre in den Vereinigten Staaten ein Treffen besuchen wollte. Um was es in diesem ging, verriet er mir natürlich nicht. Doch war es verwunderlich, dass ich mich fragte, wie dies zusammen passte? Warum jetzt? Und warum verdammt nochmal, reiste er mit der in einem Flugzeug, anstelle sofort zu mir zu kommen?? Mir hätte sonst was passieren können oder ich hätte sonst etwas anstellen können. Aber scheinbar war ihm das egal, dass er sich so lange Zeit ließ. Er hätte einfach her kommen und mich zurückbringen können. Stattdessen war er scheinbar zurück nach London gekehrt, um dann sich auf diesen weg hier her aufzumachen. Als ich so darüber nachdachte, fragte ich mich nun auch, ob er sofort gewusst hatte, wo ich mich befand. Warum denn sonst sollte er so hier her kommen und nicht anders? Und was war mit Sorin? Fragen über Fragen und ich bekam nicht mal auf die Hälfte von denen eine Antwort. Gefrustet ließ ich mich nach hinten fallen und sah zu den immer heller werdenden Wolken, aufgrund des Sonnenaufganges. „Bleib, wo du dich derzeit aufhältst. Ich werde dich holen kommen, sobald wir in Washington gelandet sind und dich hier her bringen.“

„Du hättest mich auch gleich dorthin bringen können!“ Konterte ich in Gedanken und strich mit der Handfläche über das vom Morgentau feuchte Gras. „Das wäre nicht so schnell geschehen, wie dies hier.“ Nun horchte ich doch überrascht auf. „Wie meinst du das? Ich war binnen Minuten hier, dann müsstest du das in Sekunden schaffen und sonst hat es doch auch funktioniert.“

„Innerhalb Europas waren die Strecken nicht so weit von einander entfernt und zumeist kannte ich jene Regionen, wo du dich aufgehalten hast. Zumindest einige dort in der Nähe und war dadurch schneller an meinem Ziel.“ Verständnislos sah ich weiter nach oben und den vorbeiziehenden Wolken dabei zu, wie sie ihre Form änderten. „Warte...du kannst dich bei weiteren Strecken nur dahin bewegen, wo du die Umgebung kennst?“ Fragte ich nach und glaubte wirklich, mich verhört zu haben. Immerhin war ich definitiv noch niemals in Amerika! Klar, auf dem Globus und in Büchern oder im Internet habe ich schon mal die eine oder andere Stadt gesehen. Auch im Fernsehen. Aber ich war definitiv noch niemals an diesem Ort! Und ich kann mich auch nicht entsinnen, genau diese Umgebung irgendwo gesehen zu haben. Nicht mal auf einer Postkarte. Also was verdammt nochmal, wurde hier gerade gespielt? War ich es vielleicht nicht alleine gewesen, als ich durch die Schatten gezogen wurde? Hatte etwas anderes damit was zu tun? Doch wenn, dann müsste dieses andere doch auch hier sein. Sofort richtete ich mich auf und sah mich aufmerksam um. Nein, ich war hundertpro alleine. Eine Antwort von Alucard blieb aus auf diese Frage und ich begann mir tatsächlich auf der Lippe herumzukauen. Das gefiel mir immer weniger. Von dem erlebten, auf dem Friedhof hatte ich ihm noch nichts erzählt gehabt und war mir nicht sicher, ob ich dies überhaupt ansprechen sollte. Zumindest nicht, wenn er nicht wirklich da war. „Kathrin! Hörst du mir überhaupt zu?“ Ich sah wieder nach oben zum Himmel, auch wenn dort nichts außer Wolken war. „Da du ziemlich präsent in meinem Kopf bist, bleibt mir gar nichts anderes übrig!“ Gab ich etwas giftiger zurück, als eigentlich gewollt. Doch hatte er mich in meinem Gedankenfluss gestört. „Verhalte dich die nächsten Stunden unauffällig. Ich werde gegen Abend bei dir sein.“

„Das sind nicht nur ein paar Stunden, das ist ein ganzer Tag. Was soll ich so lange machen?“

„Dich unauffällig verhalten, wie ich es bereits erwähnte.“ Ich verzog meine Lippen bei dieser Erwiderung und rollte nur mit den Augen. Das war mal wieder so typisch für ihn. Doch schließlich gab ich seufzend auf. Immerhin hey, ich war in Amerika.
 

Als er sich aus meinen Gedanken endlich zurückzog, da seine Aufmerksamkeit etwas anderes verlangte und ich war mir dabei extrem sicher, dass es diese Irre sein musste, was mir überhaupt nicht gefiel, hatte ich beschlossen, bis heute Abend mich in der Stadt umzusehen und so zu tun, als sei ich eine ganz normale Touristin. Die Stadt war zwar nicht groß, doch immerhin für mich vollkommen fremd. Nur von dem hiesigen Friedhof hielt ich mich ganz weit fern. Auf noch so ein Erlebnis hatte ich beim besten Willen keine Lust. Hätte ich vorher nicht schon Bekanntschaft mit Gouls gemacht, mich hätte der Anblick schockiert oder gar traumatisiert. Mein Weg führte mich sowohl über die Hauptstraße der Stadt, wie auch durch kleinere Gassen und irgendwann hatte ich dann sogar den Namen raus bekommen. Ich befand mich derzeit in Incline Village. Einen Ort, von dem ich vorher noch nie in meinem ganzen Leben gehört hatte. Doch von einem hatte ich schon mal gehört, Baseball. Es gab zwei Spielfelder, direkt nebeneinander. Auf einem befanden sich mehrere Kinder, die spielten und auf einem anderen schien ein Club gerade zu trainieren. Die Bühnen waren zu dieser Zeit frei zugänglich und ich setzte mich einfach auf eine der freien Bänke. Wenn ich schon mal hier war, dachte ich mir und fragte mich nach etlichen Minuten doch, was an dem Sport so interessant war. Mir die Hand vor dem Mund haltend, gähnte ich. Ob die hier auch irgendwo eines dieser amerikanischen Footballplätze hatten? Vielleicht war der Sport ja interessanter, überlegte ich, während sich eine junge Frau in meiner Nähe hinsetze. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich sah zu ihr hin. Sie hatte sich drei Reihen vor mir gesetzt. Ihre langen, blonden Haare fielen ihr lockig über den Rücken. Sie wirkte zierlich und doch bekam mich ein schlechtes Gefühl. Anscheinend hatte sie ebenso etwas vernommen, denn nun drehte sie sich zu mir um und sah mit ihren stahlgrauen Augen in meine. Überraschung breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie neigte den Kopf erst zur einen und dann zur anderen Seite, ehe sie aufstand und tatsächlich auf mich zukam. Da ich mir sicher war, dass sie hier, vor den Team, das unten auf dem Feld trainierte, nichts Schlimmes machen würde, blieb ich zunächst ruhig sitzen. Doch bereitete ich mich innerlich auf das schlimmste vor. Es mussten etliche Sekunden vergangen sein, ehe sie ihre glockenhelle Stimme erhob. „Vladiana? Bist du das?“

„Was?“ Den Namen meiner leiblichen Mutter zu hören, brachte mich geradewegs aus dem Konzept. Ich musste mich zusammenreißen und sah mir die Frau genauer an. Sie konnte nicht älter als Ende zwanzig sein. Woher also sollte sie Vladiana kennen, wenn die doch vor knapp achtzehn Jahren umgekommen war? Außer als Kind, was ich mir schlecht vorstellen konnte. Oder aber... war sie kein Mensch? Ich stand postwendend auf und trat einige Schritte zurück. Irgendwelchen Ärger konnte ich beim besten Willen nicht gebrauchen. „Nein. Du bist nicht sie. Vladiana war weiblicher vom Körperbau her.“ Wenn man den Satz etwas umdrehte, hätte dies glatt als Beleidigung durchgehen können, wurde mir bewusst und ich biss die Zähne zusammen. „Ich kenne Sie nicht. Schönen Tag noch.“ Erwiderte ich und drehte mich um. „Warte! Bist du etwa Dakaria!“ Ein Zucken ging durch meinen Körper und ich blieb aus Reflex stehen. Langsam drehte ich mich zu der Frau um, welche mich noch immer vollkommen überrascht, aber nicht böse ansah. Was ging hier vor? „Ich weiß nicht, was sie meinen. Ich kenne weder eine Vladiana noch eine Dakaria.“ Gab ich ernst von mir und wollte weiter gehen, als sie mir hinterher rannte und nach meinem Handgelenk griff. „Warte! Du bist es wirklich, nicht wahr?? Du bist ihr Kind!“

„Ich sagte nein! Und jetzt lassen Sie mich los!!“ Ich stand kurz davor, sie von mir zu stoßen. Auch wenn das für Aufmerksamkeit gesorgt hätte. „Du hast hier her gefunden. Das muss bedeuten, der Schutzzauber ist dabei zu versagen. Das ist nicht gut.“ Mitten in meiner Bewegung, sie von mir zu stoßen, hielt ich inne. Was hatte sie eben von sich gegeben? „Schutzzauber?“ Fragte ich nach und sie nickte mir ernst zu. „Ich hatte bereits heute Nacht solch eine Ahnung gehabt, dass heute etwas vorfallen wird und mein Gefühl mich hier her zu begeben hatte mich nicht getrübt.“ Sie schien gerade mit sich selber zu reden und sah mir danach erneut in die Augen. „Du musst mit mir kommen! Wir müssen ihn erneuern!“

„Hä?“ Ich war mit der ganzen Situation gerade vollkommen überfordert. Was sollte das alles? „Schnell! Wenn du bereits von alleine herkommen konntest, ist kaum noch Zeit!“ Gab sie ernst von sich und zog mich tatsächlich hinter sich her. Jedoch nur ein paar Schritte, denn dann schlug ich ihre Hand von mir und brachte direkt wieder etliche Schritte zwischen uns. „Sie spinnen doch! Lassen Sie mich ja zufrieden!“ Gab ich finster von mir und war so kurz davor, vor ihren Augen in den Schatten zu verschwinden. Doch noch hatte ich einen halbwegs klaren Verstand. Denn nicht nur sie könnte dies mitbekommen, auch andere hier. Immerhin hatten wir nun doch bereits für etwas Aufmerksamkeit gesorgt und einige von dem Club, die mehr am Rande oder auf der Bank saßen, hatten die Blicke zu uns gerichtet. „Ich werde dir nichts tun, Dakaria. Ich will dir helfen.“

„Ha! Wers glaubt!“ Zuviel hatte ich in dem letzten Jahr erlebt und würde mich keineswegs von irgendjemanden umstimmen lassen, ihn blindlings zu vertrauen. Das schien sie wiederum mit zu bekommen und ihr Blick wurde trübsinnig. „Du musst vieles durchgemacht haben, vor allem, als der Schutzzauber begann zu bröckeln. Und das alles ohne Hilfe. Ich hatte Vladiana gewarnt, das sie dich nicht bei Menschen lassen sollte. Sie können jemanden wie dich nicht beschützen.“

„Was?.. Hey! Hören Sie auf, so über meinen Eltern zu sprechen!! Sie kennen sie ja nicht mal!!“ Wurde ich nun laut und knurrte sie sogar an. Ihre Augen weiteten sich dabei und sie zog tatsächlich ihre Hand zurück, welche sie erneut nach mir ausgestreckt hatte. „Ich wollte dich nicht kränken und hab meine Worte nicht richtig bedacht. Verzeih mir. Und ich meinte es anders als von dir gedacht.“ Es interessiere mich nicht, was sie noch von sich gab, drehte mich um und ging weg. Mein Vertrauen, dass ich in Fremde hatte, wurde einst durch die Drachen vertrieben. Immerhin hatte damals alles damit begonnen, dass ich Juraj vertraute und wo hatte es mich hingeführt?
 

Die Frau schien mir nicht zu folgen, was deren Glück war. Denn ansonsten hätte ich wohl wirklich andere Seiten aufgezogen. Erst recht, wenn keine Beobachter mehr anwesend waren. Es war gerade mal Mittag und somit erst der halbe Tag rum. Doch nach diesem Erlebnis eben, hatte ich mich dazu entschlossen, wieder zurück zu dem See zu gehen und dort auf Alucard zu warten. So kam es, dass ich nach einem guten Fußmarsch mich wieder an das Ufer setzte, die Schuhe auszog und meine Füße ins kühle Nass hielt. Dabei glitten meine Gedanken immer wieder zu dieser komischen Frau. War es wirklich nur Zufall gewesen? Oder war ich wirklich aus dem Grund hier, wie sie sagte? Das konnte einfach nicht sein. Woher hätte ich denn sowas wissen sollen? Oder war es so etwas wie ein Instinkt in mir drinnen, der mich hergebracht hatte? Kopfschüttelnd verneinte ich dies selbst und strich mir durch die Haare. Mein Leben war auch noch nicht kompliziert genug. Ich ließ mich auf den Rücken fallen, atmete tief durch und sah nun einfach weiter den Wolken zu, wie sie vorbei glitten. Es mussten bereits Stunden vergangen sein und es war so langweilig nur auf Alucard zu warten. Was brauchte er so lange? Ob ich ihm von dem Treffen mit der Frau berichten sollte? Vielleicht würde er dann einen Zahn zulegen, überlegte ich und wieder lief ein kalter Schauer über meinen Körper. Ich richtete mich auf und sah zur Seite, wo die Blonde mit zwei anderen zusammen stand und zu mir sah. Nun gut, wenn sie unbedingt ärger haben wollte, dann sollte sie diesen eben bekommen. Meine Schuhe ließ ich aus, da ich direkt auf sie zuging und alle Muskeln anspannte. Immerhin hatte ich noch keine Ahnung, was die wirklich waren. Vampire konnten sie nicht sein und Menschen auch nicht. Etwa fünf Meter von ihnen entfernt, blieb ich stehen. „Ich will keinen etwas antun, doch ich werde mich verteidigen!“ Sagte ich mit bedrohlicher Stimme zu ihnen und nahm direkt einen festen Stand ein, um schnelle Angriffe abzuwehren, auch wenn die nicht so aussahen, als würden sie einen versuchen. Doch Vorsicht war besser als Nachsicht. „Wir wollen dir nichts tun. Wir wollen lediglich einen Vertrag einhalten.“

„Vertrag?“ Fragte ich misstrauisch nach und behielt die Spannung in meinen Muskeln weiter aufrecht. „Nicht mit dir. Doch mit deinem Fleisch und Blut.“ Sagte eine andere. Alle drei Frauen waren blond und hatten fast dieselbe Frisur. Sie sahen sich auch ziemlich ähnlich. Ob es Schwestern waren? „Ich hab keine Ahnung, von was ihr redet und es interessiert mich auch nicht! Lasst mich in Ruhe! Ich werde auch bald von hier verschwinden!!“ Zugern wäre ich dies bereits, doch musste ich noch auf jemanden warten, der endlich auch ruhig mal ankommen könnte! „Das können wir nicht. Das ist zu wichtig.“ Sprach die Frau ganz links. Ihre Stimme war ruhig und wirkte einfühlsam, doch ließ ich mich davon nicht einwickeln. „Und wenn schon! Ich sagte doch, es interessiert mich nicht!“ Wiederholte ich mich und begann nun doch damit, mich darauf vorzubereiten, in die Schatten zu flüchten. Würde ich die Zeit bis zu Alucards auftauchen in diesen verbringen, in der Hoffnung, das die Drei keinen Weg dorthinein fanden. „Du verstehst es nicht, Dakaria. Du dürfest nicht einmal am Leben sein. Das ist eine Sünde der Natur.“

„Und doch wurde es dir gestattet, zu existieren. Wir sind niemand, der sich gegen diese auflehnt.“

„Doch werden wir dafür Sorge tragen, dass du nicht aufgenommen werden kannst in ihrer Mitte.“

„....Hä?..Was? Ich verstehe kein Wort von dem, was ihr da faselt.“ Und es wurde mir zu blöd, weswegen ich mein Vorhaben in die Tat umsetzte und in die Schatten mich zurückzog. Die drei Frauen vor mir konnte ich ziemlich gut ausmachen. Ihre Umrisse waren viel heller als jener von Sorin letztens. Hatte das was zu bedeuten? Kopfschüttelnd ging ich von ihnen weg und musste mich dabei aber konzentrieren um weiterhin in dieser Umgebung zu bleiben und dabei aber keinen Fehler zu machen. Nicht das ich wirklich plötzlich auf der anderen Seite der Erde landete. Hoffentlich wenn in einem Teil der Welt, den Alucard bereits kannte. Ich musste über meine eigenen Gedanken grinsen, als ich ein ziehen an mir spürte. Ich drehte mich um. Die Umrisse der drei Frauen wurden heller und zerschnitten regelrecht die Finsternis um mich herum. Was machten die? Ziemlich schnell bekam ich die Antwort, als die Dunkelheit um mich herum geradezu weg gesprengt wurde. Ich wurde dabei einige Meter weit geschleudert und landete tatsächlich im See. Erschrocken tauchte ich auf und hustete, nachdem ich versehentlich Wasser eingeatmete hatte. Was war geschehen? Wie hatten die das gemacht? Ich sah zum Ufer, wo die Drei standen und zu mir sahen. „Was habt ihr für ein Problem?? Verdammt nochmal! Ich will nichts von euch!!“ Schrie ich ihnen zu und war dabei ziemlich angepisst, in den See gelandet zu sein. Immerhin war das Wasser nicht gerade warm. „Wir wollen dir nichts Böses.“

„Ja ne, ist klar! Deswegen handelt ihr gegen meinen Willen!“ Ich schwamm zum Ufer und hievte mich nach oben, als ich dieses erreichte. Meine Sachen klebten an mir und ich wringte meine Haare aus, danach mein Oberteil. „Du bist noch jung und so leicht zu formen.“

„Wir werden dafür sorge tragen, dass dir ein normales Leben beschert wird und dich keiner für sich nutzt.“

„Doch dafür müssen wir dich erneut in deinem eigenen Fleisch festketten.“
 

Von einer zur anderen sah ich und wedelte anschließend mit der Hand vor meinem Gesicht, um ihnen zu zeigen, dass sie sie nicht alle hatten. „Ihr wisst schon, dass ihr auch normal mit mir reden könnt, oder? Also sagt endlich, was Sache ist!“ Verlangte ich. Denn ich hatte keine Lust deren Geschwafel weiter zu ertragen, und mir irgendwas daraus zu reimen. Eine der Drei trat einen Schritt nach vorne und setzte sowas wie ein sanftes Lächeln auf die Lippen, das mir dennoch einen Schauer über den Körper jagte. „Du bist zu jung für solche Kräfte, Dakaria. Du musst noch viel lernen, um sie richtig zu beherrschen und einzusetzen. In falschen Händen bist du eine Gefahr. Deine Fähigkeiten hätten noch gar nicht aufwachen dürfen. Wir hatten sie verschlossen bis zu dem Zeitpunkt, wo du bereit für sie wärst.“ Sprach sie und so langsam machte es dann doch mal klick bei mir. „Wartet! Ihr hattet mich in einen Menschen verwandelt?“

„Nicht verwandelt! Wir haben deine Fähigkeiten unterbunden. Du warst und wirst immer jenes Wesen sein, welches du bist.“

„Was für mich ein und dasselbe ist.“ Meinte ich nuschelnd und rieb mir über die Stirn. Das wurde mir hier alles zu viel. „Eure Besorgnis ist ja ganz nett...echt. Aber ihr kommt dafür ein paar Monate zu spät. Also nichts für ungut, aber ich habe kein Interesse daran, das ihr irgendwas mit mir macht!“ Die mittlere von ihnen neigte ihren Kopf zur Seite. „Noch wurdest du nicht in ihren Kreis aufgenommen. Es ist noch nicht zu spät.“

„Was für ein beschissener Kreis??? Redet verdammt nochmal endlich normal!!“ Mir platzte regelrecht die Hutschnur, während sie weiterhin die Ruhe selbst blieben. „Von jeder Art gibt es eines, das am machtvollsten ist.“ Sprach die Mittlere der Drei und setzte sich in Bewegung. Sie ging um mich herum gefolgt von der anderen und schließlich zogen die Drei doch tatsächlich Kreise um mich, während sie weiter sprachen. „Sie sind die reinsten ihrer Art. Ihr Blut wurde nicht vermischt.“

„Seit Jahrtausenden leben sie verborgen vor allen anderen.“

„Und doch wollen wenige, die von ihnen Kenntnis haben, in ihre Mitte aufgenommen werden. Sie versuchen, einen hohen Preis zu zahlen.“

„Ihnen zu beweisen, dass sie ihrer würdig sind.“

„Es gelang bisher keinen von ihnen.“

„Doch dich werden sie von sich aus aufnehmen.“

„Du bist das erste Reinblut deiner Art seit mehreren Jahrhunderten.“

„Deine Fähigkeiten übersteigen jene anderer um ein Vielfaches.“

„Durch deine Eltern hast du zudem besondere Gaben mit auf dem Weg bekommen.“

„Die Fähigkeit des Traumwandelns wohnt in dir. Eine Fähigkeit, welche es seit Generationen nicht mehr gegeben hat.“ Ich schüttelte den Kopf und versuchte, alles an Informationen aufzunehmen, was sie von sich gaben. „Mein Vater sollte das auch schon gekonnt haben!“ Warf ich direkt ein. „Ciprian war kein Mensch, wie viele angenommen hatten.“

„Und doch konnte er zu dem anderen Wesen werden, von dem du abstammst.“ Ich bekam Kopfschmerzen von all dem, was die von sich gaben. Warum konnten die denn keinen Klartext reden. Doch dann musste ich mich an etwas von damals erinnern, als mich Juraj einmal mit sich genommen hatte. Erschienen da nicht lauter komische Wesen in einem Kreis aufgestellt und er hatte mit denen auf irgend einer komischen Sprache was gesprochen? Jene Wesen waren es auch gewesen, die auftauchten, als Alucard diesen elenden Drachen fertig gemacht hatte. Was waren ihre Worte gleich noch gewesen? Irgendwas davon, den Kreis zu schließen und dann aber, das ich zu jung dafür sei. „Was war mein Vater denn dann?“ Fragte ich nun und endlich blieben sie stehen, wofür ich dankbar wenn, immerhin hatte mich es auch verrückt gemacht, wie sie ihre Kreise um mich gezogen hatten. „Ein Riyoon nennt man seine Art.“ Ich verzog das Gesicht und sah sie noch fragender an. „Ah ja,,ist klar...das sagt alles.“ Ich schüttelte den Kopf. „Gut, mal angenommen es stimmt, was ihr da schwafelt. Warum sollte es denn so schlimm sein, in deren Mitte aufgenommen zu werden?“ Fragte ich geradewegs heraus und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. „Bist du erst einmal in ihrer Mitte, führt kein Weg hinaus.“

„Sie werden wieder vollzählig sein und erneut die Welt zu ihrem Sinne formen.“

„Das letzte Mal ist Jahrtausende her, dass sie vollständig waren.“

„Und brachte großes Leid mit sich.“ Na toll, dachte ich mir nur. Aber zumindest schien ich hier endlich auch mal ein paar antworten zu bekommen, die ich schon länger suchte. „Okay. Ich verstehe. Aber habe ich da nicht auch noch ein Wort mitzureden? Vielleicht will ich gar nicht bei denen mit machen.“

„Macht verleitet. Zudem haben sie welche unter sich, die bekannt für Manipulationen sind.“

„Wie bereits erwähnt. Du bist jung und leicht zu formen.“ Ich wollte gerade noch etwas Einwänden, als ich innehielt. Ich konnte ihn spüren. Er war in der Nähe. Ebenso schienen auch die Drei es zu bemerken und sahen sich nun gegenseitig an, gingen aufeinander zu und fassten sich an ihre Hände. „Was seit ihr eigentlich?“ Fragte ich nun auch mal. „Wir sind Hexen und dienen der Natur.“ Das hätte mir auch gleich klar sein sollen.

Erleichterung durchflutete mich, als ich die bekannte Gestalt vor mir auftauchen sah. Mit dem Rücken stand er zu mir, den Blick auf die drei Frauen gerichtet. „Warum überrascht es mich nicht, dass ich dich nicht alleine lassen kann, ohne das du Schwierigkeiten machst?“ Fragte er grinsend über seine Schulter hinweg. „Ich hab gar nichts gemacht!“ Konterte ich und musste dann aber tief durchatmen. „Dennoch bin ich froh, dass du da bist.“

„Gib mir die Kurzfassung.“ Woher wusste er, dass ich ihm gerade erzählen wollte, was geschah? Ich konnte nur wieder mit den Kopf schütteln und berichtete dann ganz knapp, das die drei Frauen Hexen waren und meine Kräfte wohl einst unterdrückten und dies nun wieder machen wollen. „Wenn ihr an sie ran wollt, solltet ihr erst an mir vorbei.“ Kam es von ihm zu den Frauen und jene sahen Alucard sehr lange an, bevor sie begannen zu sprechen. „Du bist der Grund, aus welchem unser Zauber nicht mehr aufrecht gehalten werden konnte.“

„Deine Verbindung zu ihrer Herkunft ist stark und wird von Erinnerungen geprägt.“

„Dennoch bist auch du nicht in der Lage, sie zu beschützen, wenn die Zeit reif ist.“

„Wer sagt, dass ich sie schützen will? Ich will wissen, wie stark sie sein und ob sie es mit mir aufnehmen kann.“ Gab er grinsend von sich und mir fiel dabei glatt die Kinnlade nach unten. „Mischt euch nicht ein und ich werde euch nicht zu Hundefutter verarbeiten.“

„Deine Entscheidung wirst du bereuen.“

„Noch können wir etwas unternehmen. Wenn sie zu stark wird, ist unser Zauber wirkungslos.“

„Kein Interesse.“ Gab er mit einer wegwerfenden Handbewegung von sich und drehte sich nun endlich zu mir um. „Und selbst, wenn sie es wollte, würde ich es nicht zulassen.“ Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich mit in die Schatten. „Ich hab dich auch vermisst!“ Entgegnete ich und deutete dann hinter ihn. „Sie können die Finsternis durchbrechen und auflösen.“ Warnte ich ihn. „Ich weiß. Ich hatte mit solchen bereits zu tun. Doch werden wir nicht länger hierbleiben und ihnen die Möglichkeit dazu geben.“ Noch bevor ich was fragen konnte, drückte er mich an sich ran und ich musste schlucken, als die Schatten um uns herum sich auch schon bewegten und ich die Augen schloss. Ich wusste, dass er mich irgendwo anders hinbrachte und irgendwie war ich ihm dafür sogar dankbar..oder lag es nur daran, dass er hier war?
 


 

Kapitel 82:
 


 

Noch immer hielt ich mich an seinem Mantel fest, auch wenn wir bereits aus den Schatten draußen waren und auf einem Gang standen, der von hellen Lampen erleuchtet wurde. „Du gelangst ziemlich schnell in Schwierigkeiten. Dagegen solltest du etwas unternehmen.“ Meinte Alucard lächelnd und sofort ließ ich von ihm ab. „Als wenn ich das freiwillig machen würde! Ich wollte nicht nach Amerika!..Zumindest nicht so.“ Gab ich kleinlaut von mir und strich mir anschließend über die Stirn. „Wo sind wir hier überhaupt?“ Fragte ich dann aber mal und drehte mich in dem Gang um. Der Boden war mit einem rötlichen Teppich ausgestattet und die Wände waren holzverkleidet. Es gingen mehrere Türen von dem Gang ab und am Ende dessen sah man eine größere, doppelte Holztür. „In Washington, in einem Hotel.“

„In einem Hotel?? Was machen wir hier? Können wir nicht zurück nach England?“ Fragte ich und erinnerte mich dann ja dran, dass er sagte, er könne so weit nicht durch die Schatten reisen. Doch irgendwie bezweifelte ich das noch immer bei ihm. Ob es einen anderen Grund hatte? „Was ist mit Sorin? Ist er auch hier?“

„Er ist dortgeblieben und wartet auf deine Rückkehr.“

„Du hast ihn alleine zurückgelassen? Alucard.“ Ich konnte das nicht glauben. Der arme Sorin. „Du machst dir zu viele Gedanken um den Köter. Beginne dir mehr um dich selbst Gedanken zu machen.“ Mit den Wörtern stieß er seine Hand gegen meine Schulter und drängte mich somit, vorwärts zu gehen, bis ich vor der Tür, mit der Zimmernummer 1603 stand. „Und jetzt?“ Denn ich hatte keinen Schlüssel und die Tür aufbrechen sollte ich bestimmt nicht. Ich sah neben mich, als er doch tatsächlich sowas wie eine Schlüsselkarte gegen das Schloss hielt und die Tür aufging. Sofort ging ich weiter, blieb aber wie angewurzelt im Eingangsbereich des Zimmers stehen. „Kein Kellergewölbe!“ Das musste ich einfach sagen und ging dann langsam weiter. Das Hotelzimmer war groß. Vielleicht an die 10 Meter breit und fast genau so lang. Es gab in diesem noch einen weiteren Raum und als ich hineinsah, erkannte ich ein separates Schlafzimmer mit angrenzendem Bad, wo ich sofort begann zu jubeln. Die Badewanne war der Traum. Etwas in den Boden eingelassen und so groß, das ich dort locker vier mal reinpassen könnte. Es hielt mich nichts mehr und ich griff nach einem der Badezusätze. Lavendelduft stand drauf und ich kippte den Inhalt der halben Flasche hinein, stellte danach das Wasser ein. Es begann sofort zu dampfen, da ich es auf heiß eingestellt hatte. Ich war gerade dabei, mir dieses Oberteil auszuziehen, als ich mir doch noch bewusst wurde, wer sich ebenso hier im Raum aufhielt und mich zu dem Schwarzhaarigen drehte. „Willst du mit rein?“ Was ich lediglich sarkastisch fragte und gleich etwas hinterher sagen wollte, doch begann ich zu schlucken und ging rückwärts, bis ich mit dem Rücken an der Wand stand. „Das war nicht ernst gemeint!“ Schrie ich zu ihm, als er doch tatsächlich seinen Mantel über die Schultern streifte und danach den Knoten des roten Stoffes an seinem Hals löste. Er öffnete die Fliege und die Bänder des Stoffes hingen hinunter, als er die ersten Knöpfe des Hemdes öffnete. Ich musste hier schleunigst raus, doch stand er genau bei der Badtür. „Alucard! Das war wirklich nicht ernst gemeint. Verschwinde!!“ Schrie ich ihn an, doch hatte er nur ein Grinsen auf den Lippen. Nach dem dritten Knopf seines Hemdes, ließ er davon aber ab, doch nur um sich seiner Weste zu widmen, die zu seinem Mantel nach unten auf den Boden fiel. „Ob ernst gemeint oder nicht. Ich habe schon lange kein heißes Bad mehr genommen. Bereits ganz vergessen, welchen Sinn dies hat. Warum die Gelegenheit nicht ergreifen und es wieder herausfinden?“

„Dann doch aber nicht jetzt! Oder lass mich wenigstens draußen warten.“ Er neigte den Kopf etwas zur Seite, als er das Aufknöpfen seines Hemdes fortführte. „Ich werde dich nicht aufhalten, wenn du raus gehst.“ Kam es von ihm und doch blieb ich dort stehen und sah zu, wie der weiße Stoff seinen Weg zum Boden fand. Ich brachte es nur mit äußerster Mühe zu stande, meine Augen wieder nach oben zu bewegen, um ihm nicht noch länger auf die nackte Brust zu starren. Die Reiterstiefel folgten gleich daraufhin und als er nun doch sich an seiner Hose zu schaffen machte, schaffte ich es, mich aus meiner Trance zu lösen und stieß mich von der Wand ab. Er ging dabei einen Schritt zur Seite und sah mich nicht an, als er grinsend zum Wasser ging und dabei die Hose über seine Hüfte abstreifen ließ. Bevor ich zu viel sah, war ich zum Glück bereits wieder im Schlafzimmer und zog die Tür hinter mir zu. Mit dem Rücken lehnte ich mich dagegen. Was dachte er sich nur dabei? Obwohl. Irgendwie war ich mir auch sicher, dass er mich einfach nur ärgern wollte und zu gerne mit mir spielte. Seufzend ging ich zum Bett und ließ mich auf dieses Fallen. Ein kurzes Wimmern entkam mir, als ich die Beine zusammenpresste, um dieses ziehende Gefühl loszuwerden.
 

Es musste bestimmt schon eine gute halbe Stunde vergangen sein. Ich hatte mich Bauchlinks aufs Bett gelegt, die Beine nach oben angewinkelt und die Fußknöchel überkreuzt. Etwas wippte ich mit den Beinen und hatte die Arme verschränkt auf der Bettdecke liegen, darauf mein Kinn. Es war eigenartig, doch versuchte ich, mir die ganze Zeit vorzustellen, wie er wohl gerade dort in der Wanne lag. Ich biss mir dabei kurz auf die Lippe, als meine Gedanken erneut dahin schweiften. Ob ich doch mal nachsehen sollte? Nur um mich zu vergewissern, dass es ihm gut ging? Was, wenn ich es zu heiß eingestellt hatte und er einen Kreislaufkollaps bekam? Konnte er sowas überhaupt bekommen? Ich beantwortete mit die Frage direkt mit nein und sah ihn erneut vor meinem geistigen Augen. Stöhnend drückte ich mein Gesicht in die Bettdecke. Was war nur los mit mir? War sowas denn normal? Anstelle mir darüber den Kopf zu zerbrechen, wie das Wasser ihn umspielte, sollte ich lieber mir Gedanken über das machen, was diese drei Hexen von sich gegeben hatten. Immerhin waren die anscheinend dafür verantwortlich gewesen, dass ich als Mensch aufgewachsen bin. Sie hatten meine Kräfte unterdrückt und wollten es erneut tun, aufgrund eines Versprechens meiner Mutter gegenüber. Wenn ich sie richtig verstanden habe. Oder hatte mein Vater es mit ihnen abgemacht. Wie lief sowas eigentlich ab? Immerhin lebten beide nicht mehr. Daher mussten die sich doch überhaupt nicht mal mehr an diesen Vertrag oder das Versprechen halten. Ich drehte mich auf den Rüken, die Beine und Arme ausgestreckt, sah hoch zur Decke. Und dann das mit diesen Kreis. Ich hatte zwar nun erfahren, was diese komischen Individuen von mir wollten. Aber noch lange nicht, was es genau für Auswirkungen auf mich hatte. Ich konnte zu denen doch auch einfach nein sagen und dann hatte sich die Sache erledigt. Denn ich wollte mit denen nichts zu tun haben. Ich wollte einfach nur mein Leben leben. Seufzend rieb ich mir über die Augen. Mein Leben. Was für ein Leben war das nur? Ich wollte gerade mal nach langer Zeit wieder an meine Eltern, an die menschlichen denken, als es an der Tür klopfte. Da diese so weit weg war, vernahm ich es entsprechend leise und rollte vom Bett herunter, ging zur Tür. Es gab keinen Türspionen, was ich schade fand. Doch andererseits, wer könnte schon wissen, dass ich hier war? Oder betraf das Klopfen Alucard? Sollte ich aufmachen, oder nicht? Da derjenige auf der anderen Seite trotz meiner langen Überlegungszeit nicht aufhörte, öffnete ich nun einfach die Tür und spannte mal wieder alle Muskeln an, nur für den Fall der Fälle. Überrascht sah ich aber nur Sera vor mir, die mitten in der Klopfbewegung innehielt und ihre Gesichtszüge zu entgleisen schienen. „K...Kathrin, du hier?“ Fragte sie komplett verwundert. „Ja. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.“ Gab ich von mir, da sie mich noch immer fassungslos ansah und ich nicht ganz verstand, wieso eigentlich. Immerhin verstanden wir uns doch ziemlich gut, hatte ich angenommen. Also was hatte sie dann für ein Problem? „Fräulein Polizistin. Was führt dich her?“ Als ich seine Stimme hörte, drehte ich mich direkt um und trat dabei etwas zur Seite. Schließlich hatte er sie angesprochen. Mir fiel fast die Kinnlade nach unten und ich musste mich an der Türklinke festhalten. Nur mit einem großen, dunkelgrauen Handtuch um der Hüfte stand er dort und strich sich durch die feuchten Haare. „Meister...ich...ich meine...“ Als ich es endlich schaffte, meinen Blick von ihm zu lösen, sah ich zu Sera, welche immerwieder zwischen ihm und mir hin und her sah. Es dauerte etwas, bis es bei mir klick machte und ich sofort die Hände hob. „Egal was du gerade denkst! Es ist nicht so, wie es aussieht!! Er hat sich einfach ausgezogen und ist ins Badewasser gegangen!!....Als ich noch draußen war!...Ich war gar nicht im Bad dabei!“ Ich war sowas von am Ende und wusste überhaupt nicht, wohin mit mir. „Kathrin. Ich bezweifle, dass es dies ist, aus welchem Grund sie hier ist.“ Wieder drehte ich mich zu ihm um, wobei er zu uns gekommen war und ich den Kopf etwas heben musste, um ihm in seine Augen zu sehen und nur alleine dort sollte ich auch hinsehen! Nirgendwo anders hin! Erst recht nicht auf die Brust und die Muskeln die sich nach unten zogen und dieser verdammt gut geformte und definierte Bauch und...War mein Blick wirklich nach unten gerutscht?? Schnell drehte ich mich von ihm weg mit einem keuchen. Auch das noch. „Fräulein Polizistin. Ich warte auf eine Antwort.“ Anscheinend war ich nicht die einzige, bei welcher das Gehirn gerade verrückt spielte. Alucard griff nach der Tür und hielt diese fest, wobei er mir den Weg aber nun nach draußen versperrte und ich über seinen Arm hinweg zu Sera sehen musste. „Ich...ich...ich wollte nicht stören, Meister. Entschuldigt.“ Sie ging einen Schritt zurück und sah nochmal kurz zu mir, danach aber wieder zurück zu Alucard. „Ich dachte nur...wir wollten in der Stadt doch.. nach diesen künstlichen Vampiren suchen..und ich dachte...ihr kommt mir, Meister...“

„Künstliche Vampire?“ Jetzt wurde ich neugierig und konnte den Blick von Alucards Arm abwenden, um Sera anzusehen. „Es gibt künstliche Vampire? Wie das?“

„Sie scheinen mit einem Chip ausgestattet zu sein, der sie dazu macht. Wir wissen noch nicht viel. Aber scheinbar gibt es auch hier welche von denen. Vielleicht führen die uns zu dem Hersteller von den Chips.“ Und warum hörte ich davon heute zum ersten Mal? Fragend sah ich zu Alucard. „Geh dich umsehen. Wenn etwas sein sollte, gib mir Bescheid. Bis dahin störe uns nicht erneut, Fräulein Polizistin..und das meine ich ernst.“ Das anfängliche Lächeln auf seinen Lippen erstarb bei dem letzten Teil des Satzes und ich sah mehr als verwirrt zu ihm, als er die Tür vor Seras Nase schloss. Warum war er auf einmal so ernst? Und warum verdammt nochmal ließ das meine Knie weich werden??
 

Erst als ich merkte, dass wir beide ziemlich nahe beieinander standen, wobei er nicht mehr, als das Handtuch um seine Hüfte trug, wich ich sofort einige Schritte zurück. Er kam mir hinterher und sein Gang glich dem einer Raubkatze. Was hatte er vor? Was geschah hier gerade? Erneut fand ich mich mit dem Rücken gegen die Wand wieder und musste schlucken, als er mir so nahe war. Er streckte die Hand aus und strich mit dem Fingerknöchel über eine Stelle meines Kiefers. Danach sah er mich wieder grinsend an und hob seine Hand etwas höher. „Du solltest nun baden gehen. Außer du bevorzugst es, mit Dreck im Gesicht umher zu laufen.“ Seine Worte musste ich erst einmal verarbeiten, bis es mir klar wurde und ich auf seinen Fingerknöchel sah. An diesem war eine kleine Spur von Dreck. Ich war zwar in den See geschleudert wurden, doch hatte der nicht alle Spuren von mir runter bekommen gehabt, welche ich durch das vorherige Training mit ihm erhalten hatte. „Oh...du hast recht...ich sollte.. Baden gehen... Und du dir was anziehen.“ Gab ich noch schnell von mir und duckte mich unter seinen Arm weg, den er ausgestreckt hatte und mit der Handfläche sich gegen die Wand abstützte. Den Drang, mich zu ihm umzudrehen überwand ich und schloss etwas lauter als beabsichtigt die Badtür hinter mir. Ich konnte das Blut durch meine Adern rauschen hören und mein Herz fühlte sich an, wie ein Presslufthammer. Ich hoffte nur, dass er nichts davon mitbekommen hatte. Denn für weiteren Spot von ihm wollte ich nicht herhalten. Einige Minuten ließ ich verstreichen, um mich zu akklimatisieren und stieß mich von der Tür ab. Seine Sachen lagen noch auf den Boden. Hätte er sie nicht besser mit raus nehmen müssen? Oder aber er hatte draußen irgendwo Neue. Hatte er das Wasser neu eingelassen? Der Schaum bedeckte die ganze Oberfläche und irgendwie war ich mir sicher, dass es dies nicht getan hätte, wenn er es nicht neu einlaufen gelassen hätte. Überrascht sah ich es mir an und inhalierte dann aber den schönen Lavendelduft. Was dies auch immer für ein Schaumbad war, ich mochte es jetzt schon und streifte mir endlich diese Klamotten vom Leib. Zu erst hielt ich meine Zehenspitzen ins Wasser. Es war fast schon zu heiß und doch freute ich mich darauf. Vorsichtig stieg ich hinein und jauchzte vor Glück. Es gab nichts Schöneres auf der Welt, als ein heißes Bad nach all dem, was geschah, sagte ich zu mir selber und war bereits bis zu den Knien im Wasser, als die Badtür aufging. Mein Kopf drehte sich zur Seite und ich sah Alucard dabei zu, wie er einfach so hinein kam und seine Sachen vom Boden griff. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihm dabei zu, bis ich mich aus meiner Starre löste. „ALUCARD!!! Verdammt nochmal!!! Was soll das????“ Schrie ich ihn an und rutschte den Beckenrand hinunter ins Wasser. Dabei verschränkte ich die Arme vor meinen Brüsten, auch wenn es mittlerweile schon zu spät war und er mal wieder alles gesehen hatte. Warum nur kannte der Mistkerl keine Privatsphäre? Ich war kurz untergetaucht und kam wieder hoch, wobei mir das Schaumwasser übers Gesicht lief. Da ich es durch pusten nicht weg bekam, musste ich die Hände nehmen und sah erbost zu ihm hin. Denn er machte noch keinerlei Anstalten zu verschwinden. „Ich muss gestehen, der Anblick gefällt mir tatsächlich. Genau wie beim letzten Mal.“ Wieder dieses schalkhafte Grinsen auf seinen Lippen, dass er auch damals in der Villa drauf hatte, als er mich in der Wanne überrascht hatte. Nur damals konnte ich nicht so weit untertauchen wie jetzt gerade. „Verschwinde!!!“ Schrie ich ihm entgegen, doch trat er stattdessen einen Schritt auf mich zu. „Oder was?“ Fragte er das ernsthaft? Doch was sollte ich darauf erwidern? Mir fiel nichts ein und selbst jetzt fühlte ich mich wieder in die Ecke gedrängt. Ich hatte mich zum Ende der Wanne begeben und spürte den Beckenrand am Rücken. „Vielleicht sollte ich dir Gesellschaft leisten.“ Und er griff nach dem Tuch um seine Hüfte. „Untersteh dich!!! Verdammt nochmal, Alucard!! Verschwinde!!!“ Ich hätte beinahe angefangen zu weinen, so peinlich war mir diese ganze Situation. Vor allem aber auch deswegen, weil ich mir insgeheim wünschte, er würde es einfach machen. Den Stoff fallen lassen und zu mir kommen. Wieder begann es zwischen meinen Beinen zu kribbeln, als ich nur daran dachte und hoffte, die Röte in meinem Gesicht war der Hitze des Wassers zuzuschreiben. Als er begann zu lachen, sah ich fragend zu ihm. „Genieße es Kathrin. Vielleicht werde ich dir deinen Wunsch beim nächsten Mal erfüllen.“

„Wunsch? Ich hatte keinen Wunsch geäußert!!“ Schrie ich ihm nach, als er mit seinen Sachen auf dem Arm aus dem Bad ging. „Dein Körper tat dies.“ Hörte ich ihn noch sagen und die Tür schloss sich wieder. Ich rutschte bis zur Nase ins Wasser und wäre so gerne in diesem Moment gestorben.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück