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Vampire? Die gibt es doch gar nicht!

von

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Kapitel 53-54

Kapitel 53:
 


 

Nicht mal ein Tag war vergangen und ich langweilte mich jetzt schon fast zu Tode. Nachdem ich mich richtig über Darks Gesellschaft gefreut hatte und mit ihm etwas schmuste, fragte ich Alucard in Gedanken nach Futter für ihn, bekam jedoch nur ein schallendes Lachen in meinem Kopf und die Aussage, das er sich um sich selber kümmern konnte. Na Danke auch, dachte ich mir. Aber zumindest war ich somit nicht vollkommen alleine hier. Ich befand mich gerade in der alten Badewanne, nachdem ich raus gefunden hatte wie das warme Wasser funktionierte und ich einige Liter durch den Abfluss laufen lassen musste. Das Wasser war zu erst Braun wie Schlamm gewesen, doch dann endlich klar. Jetzt lag ich drinnen und genoss die herrliche Wärme. Der Hund saß bei der Tür und sah mir dabei zu. Wie ich es mir gedacht hatte, ein perfekter Wachhund eben. Ich summte gerade irgendwas vor mich hin, als ich bemerkte wie er sich bewegte und zu ihm sah. Seine Ohren stellten sich auf. „Hörst du was Dark?“ Ich stand sofort auf, auch wenn es mir um das heiße Wasser leid tat. Doch ich hatte keine Lust nackt im Bad überrascht zu werden und bei meinem Glück hätte es schneller dazu kommen können, als mir lieb war. Ich griff nach dem Handtuch, das ich mir bereit gelegt hatte und schlang es um mich, als ich auf Dark zu ging und mit meiner Hand durch sein Fell strich. „Was hast du mein Großer?“ Fragte ich nochmal und ging aus dem Bad raus auf den Flur. Hören tat ich nichts, außer den Regen, welcher draußen begonnen hatte. Er prasselte genau gegen die Fensterscheiben. Vielleicht war es nur irgend ein Tier, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Ich zuckte mit den Schultern und ging wieder zurück, lies das Tuch zu Boden fallen und stieg zurück ins Wasser. Seufzend lehnte ich mich zurück und legte die Arme auf die Seitenränder der Wanne. Sie wirkte erst klein, doch nachdem ich drinnen lag bemerkte ich, das man sich doch fast ausstrecken konnte. Nur meine Zehen reckten vorne hinaus. Wieder begann ich mich zu entspannen und zu summen, als Dark nun begann zu knurren. „Oh man, Dark! Du bist ja schon fast genau so anstrengend wie dein Herrschen. Da ist nichts. Beruhige dich und komm her.“ Ich streckte meine Hand aus und wartete, als er nicht kam, sah ich zu ihm, doch bei der Tür saß er nicht mehr. „Dark?...Verdammt...“ Das wars mit meiner Ruhe. Wieder stand ich auf, trocknete mich schnell ab und stieg in meine Sachen. Das war auch noch ein Thema, welches ich anschneiden musste. Ich hatte hier keine Klamotten und diese alten Fetzen in dem Schrank neben der Bettwäsche würde ich sicher nicht anziehen. Die Haustür stand einen Spalt offen und ich ging darauf zu, durch sie durch. Er stand auf der Veranda und hatte die Ohren aufgestellt. „Du solltest noch lernen Türen hinter dir zu schließen, die ganze Kälte kommt sonst rein.“ Ich klopfte ihn auf die Seite und sah mich um, doch es war nichts hier draußen, dachte ich zumindest. Bis ich die Namen hörte. Es waren Menschen, nur wenige. Vielleicht acht oder neun und sie riefen jene Namen, von denen ich welche kannte, Jackson und Patrick. Es waren wohl Familienmitglieder oder eine Art Suchtrupp. Hatte Alucard die anderen also doch umgebracht? Nur weil ich ihnen meinen Namen gesagt hatte? Ich verstand nicht wieso er es getan hatte und stöhnte auf bei den Gedanken. Wieso nur machte mir das auch so verdammt wenig aus? Das war zum Verrückt werden.

„Lass uns wieder rein gehen, Dark.“ Ich strich ihm übers Fell, doch blieb er draußen. „Dann mach doch was du willst. Türen zu öffnen scheinst du ja zu können. Komm wieder rein wenn du fertig bist.“
 

Das Bad konnte ich vergessen und ließ das Wasser aus der Wanne abfließen. Danach ging ich ins Schlafzimmer und bezog es schnell mit Laken, Kopfkissen und einer Decke. Anschließend ging ich wieder runter und nochmal raus. Dark stand noch immer auf der Veranda in Habachtstellung. „Also Dark, du kannst hier draußen bleiben und aufpassen, was du auch richtig gut machst, oder du kommst mit rein und wir gehen schlafen.“ Seine Ohren bewegten sich und ich war mir ja schon sicher, das er mich genau zu verstehen schien. „Na was ist mein Großer?“ Einen Moment dauerte es, und er drehte sich gerade zu schnaufend um, trottete dann aber hinein und ich schloss die Tür hinter ihm. „Ja, bist eben doch ein braver Junger.“ Ich kraulte ihm dabei hinter dem Ohr und ging die Treppe nach oben, er hinter mir her. Oben angekommen öffnete ich das Fenster einen kleinen Spalt um frische Luft rein zu lassen. Es tat gut mal wieder in einem richtigen Zimmer zu schlafen und nicht irgendwo eingesperrt oder in einem Kellerloch. Als ich mich umdrehte, saß Dark schon im Bett. „Hey! Ich hoffe du hast dir die Pfoten vorher sauber geleckt!“ Meinte ich ernst zu ihm und sah zum Glück nichts dreckiges auf den frischen Laken. „Dein Glück auch.“ Von ihm kam etwas, das sich wieder anhörte wie ein Schnauben. Kopfschüttelnd ging ich auf die andere Seite des Bettes und zog mir den Pullover über den Kopf, danach stieg ich aus der Hose und legte mich nur in Unterwäsche ins Bett, zog die Decke über mich und sah zu meinem Wachhund, dem ich gleich wieder durchs Fell strich. „Alucard,,kannst du mich hören?..Wenn ja, kannst du mir ein paar meiner Sachen her bringen? Ich will ungern die nächsten tage nackt durch die Gegend rennen.“ Ich versuchte einfach mit ihm zu reden und schloss dann meine Augen. „Dark wird es mit Sicherheit nichts ausmachen, wenn du so umher läufst.“ Seine Stimme in meinem Kopf und ich musste etwas lächeln. „Aber mir macht es was aus...Bitte.“

„Ist gut, ich werde dir welche bringen, noch etwas?“

„Ja, ein paar Liter Blut abgefüllt in einer Flasche und dazu ein paar Bücher..ach und vergiss den Fernseher und den Rechner nicht.“ Zählte ich auf und bekam nach kurzer Zeit sein Lachen wieder zu hören. „Also Gut..“ Jetzt freute ich mich noch mehr. „.. Ich lasse dich die nächsten Tage mit vergnügen Nackt durch die Gegend laufen. Wir sehen uns in zwei, drei Tagen.“ Und damit war meine gute Laune dahin. Gefrustet schlug ich auf die Decke und sah danach zu Dark. „Dein Herrschen ist echt Scheiße, weißt du das?“ Er neigte seinen Kopf etwas und sah mich mit diesen Augen an, die mir nur zu gut bekannt vorkamen. Ich sah etwas länger hinein, schüttelte dann aber den Kopf und drehte mich auf die Seite, kuschelte mein Gesicht kurz in dessen Fell und legte mich danach wieder zurück. „Schlaf Gut Dark, und wenn was ist, belle ruhig.“ Davon würde ich mit Sicherheit wach werden. Hoffte nur, er bellte nicht ohne Grund. Es dauerte nicht sehr lange, bis ich eingeschlafen war.
 

Als ich aufwachte war es draußen noch hell, doch es neigte sich auch bald dem Abend entgegen. Streckend richtete ich mich auf und schlug die Decke dabei weg. Dark lag noch immer auf der anderen Seite des Bettes und sah zu mir. „Nah mein Großer..lass uns aufstehen.“ Meine Sachen sammelte ich vom Boden auf und stieg zu erst in meine Jeans, danach zog ich den Pullover über. Es lagen hier keine meiner Sachen herum, daher ging ich runter, doch auch nichts im Wohnzimmer oder im Bad. Hatte er also wirklich vor mich in den selben Sachen Tagelang herum laufen zu lassen? Oder würde er später noch vorbei kommen? Ich hoffte für ihn zweiteres. Gefrustet ließ ich mich auf einen der Stühle nieder und sah wieder hoch zur Decke. Was jetzt? Hier wieder nur den ganzen Tag sitzen? Dark legte sich neben mich auf den Boden und schnaufte kurz. „Ja, mir ist auch langweilig...was hältst du davon, wenn wir etwas raus gehen?“ Ich kraulte ihm kurz durchs Fell und dann verließ ich mit ihm zusammen das Haus. Die frische Luft atmete ich ein und hoffte irgendwie bald doch mal zum Meer zu kommen, welches ja nur einen Katzensprung von hier entfernt zu sein schien. Dark blieb neben mir und ich klopfte ihm erneut auf die Seite. „du kannst ruhig herum laufen, mein Großer...Na los.“ Ich stieß ihn etwas vorwärts und ging dann selber die Stufen der Veranda runter. Davor streckte ich mich nach oben und gähnte dann. Menschen konnte ich nicht in der Nähe hören. Wie es schien hatten sie bemerkt, das hier weitersuchen nichts brachte. Ein bisschen Mitleid mit den Familien hatte ich schon, doch mehr konnte ich jetzt auch nicht tun und ging den Weg entlang bis zu dem Tor. Probleme sollte es mir kaum bereiten hier drüber zu klettern, doch ich ließ es vorerst. Ich ging den Weg einmal um den Zaum herum entlang, einfach nur weil ich nichts weiteres zu tun hatte. An manchen Stellen waren Gebüsche so dicht, das ich nicht mal den unteren Teil des Zaunes sehen konnte. „Hier hat bestimmt schon Jahrelang sich keiner mehr drum gekümmert..wieso hat er das so verwahrlosen lassen?“ Fragte ich mich selber und ging weiter, bis ich nun auf der Rückseite des Hauses stand. Es lagen etwa 100 Meter zwischen Zaun und hinterem Teil des Hauses. Der meiste Teil war mit Bäumen und Gebüschen übersät, aber als ich zum Haus sah, erblickte ich auch etwas, das aussah wie die Reste eines Springbrunnens. Ich ging darauf zu und stand bald schon davor. Er war kaputt und doch konnte man einen Teil der Statur in dessen Mitte erkennen. Einen Frauenkörper und wie so üblich nackt dargestellt. „Wieso immer Frauen? Könnte es nicht mal ein nackter Kerl sein?“ fragte ich mich selber und rieb mir über die Augenlider, als ich neben mir ein Schnaufen vernahm und hinsah. „Was denn? Ist doch wahr. Immer nur nackte Frauen, anstelle mal eines nackten Mannes.“ Gab ich murrend von mir und ging dann weiter. Doch musste ich auch gestehen, dass die Statur bestimmt schön ausgesehen hatte, als sie noch ganz war und der Springbrunnen mit Sicherheit ebenso. Bald schon kam ich wieder am Tor an und drehte mich zurück zum Haus. „Mein neues zu Hause für unbestimmte Zeit...Hoffentlich gibt es hier einen Gärtner oder so was..er muss sich nicht einbilden, das ich dies machen werden.“ Das konnte er gleich vergessen, genau so wenig wie ich drinnen sauber machen würde. Es war nicht mein Haus und nur weil er sich Jahre lang nicht drum gekümmert hatte, hieß das nicht, ich würde es für ihn übernehmen! Doch am Ende seufzte ich und rieb mir den Nacken. Was dachte ich da nur? Irgendwann würde ich doch Anfang etwas Sauber zu machen, denn wenn ich hier schon leben würde, dann nicht in einem staubigen Haus. Ich konnte es lediglich etwas herauszögern und in der Zeit hoffen, er würde selber den Arsch bewegen, sein Anwesen auf Hochglanz zu bringen. Was nützte es so etwas zu besitzen und dann nicht zu pflegen? Wollte er es zerfallen lassen? Wie viel bedeutete es ihm denn? So wie es schien ziemlich wenig.
 

Ich ging nach einiger Zeit wieder rein ins Haus. Dark blieb draußen, wusste ich ja, das er die Tür aufbekommen würde..oder bellte damit ich ihn rein ließ. Ich machte es mir wieder im Wohnzimmer bequem. Dieses mal aber auf der ziemlich alten Couch und ich hoffte das sie nicht gleich zusammen brach als ich mich drauf setzte. Doch sie hielt es aus, welch ein Glück. Nur was jetzt machen? Wenn mir jetzt schon wieder so langweilig war, wie würde es dann nachher sein? Was hatten die Menschen nur früher gemacht? Ich schlug mit den Händen auf meine Knie und stand wieder auf. Nein, ich wollte mich hier nicht langweilen und ging daher wieder raus. Dark war nirgends zu sehen, doch sicher lief er irgendwo auf dem Grundstück herum. Ich selber ging einige Meter vom Haus weg und begann danach mich durch einige Dehnübungen warm zu machen. Er sagte zwar, ich solle mich nicht überanstrengen und von den Schatten fern halten, doch ein paar Übungen waren doch hoffentlich nicht verboten und wenn ich daran dachte, dass ich selbst als ich die Kontrolle über mich verloren hatte, gegen diesen anderen Vampir nichts wirklich ausrichten konnte. Das wurmte mich noch immer etwas. Nach dem aufwärmen ging ich die verschiedenen Techniken durch, welche Alucard mir einst gezeigt hatte. Mit jemanden zusammen hätte es bestimmt mehr Sinn gehabt, aber ich konnte eben nicht alles haben.

Die zeit verging, irgendwann war Dark wieder hier und hatte sich beim Tor hingestellt, sah mir zu wie ich mich bewegte und gegen ein fiktives Etwas kämpfte. Die Sonne war schon untergegangen und der Mond leuchtete am Himmel. Ich war verschwitzt und sollten später wirklich keine meiner Sachen hier sein, blieben mir nur die Optionen, die alten Sachen aus dem Schrank anzuziehen, meine weiterhin anbehalten oder wirklich nackt herum zu laufen. Ich strich mir den Schweiß von der Stirn und atmete tief ein, als ich wieder die Stimmen von Menschen hörte, und wieder suchten sie nach den vermissten Jugendlichen. Wie lange sie es wohl noch machen würden? „Wir sollten wieder rein gehen.“ Sagte ich zu Dark und wollte mich gerade umdrehen, als ich die Lichter von Taschenlampen sah. Dark stellte sich genau vors Tor und fing an zu knurren, als einige der Suchenden näher ran kamen. „Da ist jemand!“ Schrie einer von ihnen und ich seufzte nur, ging aber auch zum Tor und stand bald einigen älteren Herrschaften gegenüber. Gut, damit war mein schlechtes Gewissen echt im Kellergeschoss angekommen. „Betreten verboten und auf eigene Gefahr! Sie sollten von hier verschwinden!“ Sagte ich zu ihnen und strich dabei Dark durchs Fell. „Wir wussten nicht das hier jemand lebt..“

„Das Haus steht seit Jahren leer.“ Ich wollte mich nicht mit ihnen unterhalten, war mir sicher, das dies nur zu Problemen führen konnte und doch, als ich in die Augen der älteren Dame blickte, zerriss es mir fast das Herz. „Ich bin erst einige Tage hier. Das Anwesen gehört...einem Bekannten.. ich will hier abschalten.“ Sagte ich und setzte ein charmantes Lächeln auf. „Sie sind auf der Suche nach jemanden?“ Fragte ich dann um das Gespräch schnell dorthin zu lenken und sie dann somit wieder weg zu schicken.

„Was?..Ja! Unsere Kinder. Sie sind Gestern nicht nach Hause gekommen. Haben Sie sie gesehen? Hier ein Foto von ihnen.“ Sie zeigte es mir und obwohl Dark noch lauter knurrte, griff ich durch die Stangen des Tores und nahm das Bild kurz an mich, reichte es dann aber wieder zurück. „Nein, tut mir leid. Aber hier sind sie nicht gewesen.“ Sie sah mich geradezu verzweifelt an und nickte dann aber. „Danke..wenn Sie sie sehen sollten...“

„Dann werde ich sie nach Hause schicken.“ Sagte ich und nickte ihr zu, sah ihnen nach, als sie gingen und musste mir wieder über den Nacken streichen. „Mein Karma wird so was von im Arsch sein...“ Ich klopfte Dark ein paar mal gegen die Seite.
 

„Lass uns rein gehen..ich glaube ein Bad wird mir wieder gut tun.“ Er blieb wo er war und ich zuckte nur mit den Schultern. Wie es schien war er ein Wachhund durch und durch. Ich würde später nochmal nach ihm sehen und ging wieder ins Haus und machte die Wanne bereit. Es gab hier keine Dusche, ansonsten hätte ich die genommen. Gerade legte ich meinen Slip auf den Stapel mit der Wäsche, als ich etwas spürte und mich dann schnell umdrehte, gleich daraufhin aber die Arme vor mir verschränkte. „Was machst du hier??“

„Dir Sachen bringen.“ Er grinste mich an und hielt ein paar meiner Sachen hoch, während ich bestimmt knallrot anlief. „Verdammt!! Alucard!!“ Ich griff schnell nach dem Tuch und schlang es um mich herum, nachdem ich ihm den Rücken zugedreht hatte. Danach sah ich wütend zu ihm hin. „Wir hatten darüber schon mal gesprochen!! Was fällt dir ein hier einfach so rein zu kommen??“

„Es ist mein Anwesen, ich kann kommen und gehen wann ich will.“

„Aber doch nicht ins Bad wenn ich hier drinnen bin!!“ Gerade hätte ich mir gewünscht Dark wäre hier und würde ihm ins Bein beißen..oder wo anders hin. „wie ich schon mal sagte, du bist nicht die erste Frau, welche ich nackt gesehen habe. Nichts besonderes.“ Nichts besonderes? Bezog er es jetzt auf die Nacktheit oder auf mich? Es war wie ein Faustschlag in die Magengrube. Ich funkelte ihn wütend an und fletschte meine Zähne. „Verschwinde...“ Fauchte ich zu ihm, als er die Sachen auf einen kleinen Schrank legte. „Und wenn nicht?“ Das war nicht gut..gar nicht gut. Ich spürte das kribbeln in meinen Fingern und wie ich langsam die Beherrschung verlor. Ich musste mich zusammen zu reißen und versuchte meine Atmung zu beruhigen, als er mich bereits angrinste und danach den Kopf etwas zur Seite streckte, bis es sich anhörte, als wenn sein Genick knacksen würde. „Du verlierst die Kontrolle, nicht wahr? Und das schon wieder nur wegen solch einer Kleinigkeit.“ Er machte es nicht gerade besser und ich griff fester ins Handtuch an der Stelle, wo ich es oben hielt. Gerade wollte er noch etwas sagen, doch ich konnte nicht mehr an mich halten und griff ihn wieder an, landete aber schneller als ich sehen konnte auf den kalten Fliesen unter mir. Fauchend versuchte ich nach ihm zu treten, doch legte er sein eines Bein quer über meine Oberschenkel und drückte sie runter. „Du bist noch immer schwach.“

„Lass mich los und ich zeige dir, wie schwach ich bin!!“ Keifte ich ihn an und wollte ihn am liebsten unter mir blutend sehen, ihm jedes seiner Gliedmaßen raus reißen und danach ihn an seinen Eingeweiden am Tor aufhängen, in der Hoffnung Dark gefiele sein Abendessen! „Noch immer frage ich mich, welche deiner Seiten es schafft die Oberhand zu gewinnen...spätestens wenn der Zauber wirklich ganz und gar von dir weg ist und es du bist, werde ich dich irgendwie zähmen müssen.“

„Vorher wirst du mich töten müssen!!“

„Kann ich auch, aber das würde weniger Spaß mit sich bringen.“ Er stieß sein Knie in meine Magengrube und ich schrie vor Schmerzen auf, vor allem als er mit der Hand gegen die Stelle drückte, wo er mir letztens ein Loch verpasst hatte. „Doch lieber wäre mir eine Mischung aus beiden von dir..wir werden sehen was geschieht und auch wie es mit deinem Erbe aussieht.“ Ich sah ihm in die Augen, als er das sagte. Erbe? Was für ein Erbe meinte er? „Ich werde dich jetzt wieder los lassen, Kathrin. Also reiß dich zusammen, oder ich muss dich dazu zwingen und du weißt, wie viel Freude mir das bereiten würde.“ Er grinste und ging nun von mir runter. Wütend sah ich ihn an und stand ebenso auf. Das Handtuch war etwas verrutscht, doch schien es mich nicht zu stören, es war mir sogar egal. „Oder eine Mischung aus beiden wäre gefährlich für mich...“ Meinte er nun und ich knurrte ihn an, ballte die Fäuste um gleich danach nach ihm zu schlagen. Er bewegte sich zu schnell und ich spürte noch, wie er mit einem heftigen Schlag gegen meine Schulterblätter mich traf und danach sein Knie wieder gegen meinen Magen traf. Nach vorne gebeugt ging ich auf die Knie und spuckte Blut auf die weißen Fliesen. „Ich werde jetzt wieder gehen bis übermorgen.“ Und damit verschwand er. Ich schoss meine Augen und musste mich dringend beruhigen um dieses andere Ich wieder weg zu sperren, was sich aber als ziemlich schwer heraus stellte. Erst nachdem die halbe Einrichtung in dem Bad zertrümmert war, fand ich wieder zu mir selber und saß auf den Wannenrand, zog mir einige Splitter des Spiegels aus der Fußsohle. Ich musste dringend etwas unternehmen wegen dem anderen Ich.
 


 

Kapitel 54:
 


 

Nachdem Bad hatte ich einen provisorischen Verband um meinen Fuß gemacht. Ich war mir sicher, dass die Wunden bald verheilt sein würden. Danach ging ich raus und rief nach Dark, doch er kam nicht. Ob Alucard ihn wieder mit genommen hatte? Ich hoffte nicht und ging mich daher draußen umsehen. Es dauerte zum Glück nicht lange bis ich ihn fand. Er saß bei einem der Bäume, mit Blick zum Zaun. „Hey mein Großer. Na hast du wieder was gehört?“ Fragte ich und strich ihm durchs Fell. Es war mitten in der Nacht und bis auf den Wind und einigen Nachteulen konnte man nichts hören. Eigenartig, solch eine Ruhe. Ich begann sie zu genießen. Fast wie früher, als ich ein kleines Kind war und mich heimlich Nachts aus dem Haus geschlichen hatte. Lächelnd strich ich Dark weiter durch Fell und schloss dabei die Augen. Hätte mir damals jemand gesagt was auf mich zukommen würde, mit Sicherheit hätte ich ihm kein Wort geglaubt. Nach einigen Minuten ließ ich seufzend von Dark ab und drehte mich in Richtung des kaputten Springbrunnens. Ich ging zu ihm und setzte mich auf den halbwegs heilen Steinrand. „Wie er wohl ausgesehen hatte damals?“ Fragte ich mich und stellte es mir vor, wie hier alles einst ausgesehen haben könnte als es noch nicht so heruntergekommen war. „Warum hat er es zerfallen lassen?“ Fragte ich mich erneut, strich mit den Fingerspitzen eine kleine Fuge entlang. Er sagte, er hatte das Anwesen geschenkt bekommen, von einem alten Bekannten. Wer das wohl war? Und wieso hatte er es ausgerechnet ihm geschenkt? Ich war in Gedanken versunken, bis ich etwas an meinem Bein spürte und hinsah. Dark hatte sich an mich gelehnt und sich hingelegt. Lächelnd sah ich zu ihm. „Wie ist dein Herrschen wohl zu dir gekommen? Ob er mir das irgendwann mal erzählt?“ Fragte ich und bekam mal wieder nur ein Schnauben von ihm zu hören. Irgendwann, so hoffte ich, würde ich diese Geheimnisse lüften. Einige Zeit blieb ich hier sitzen und als die ersten Vögel begannen zu singen, stand ich auf, ging zurück ins Haus. Dark folgte mir dieses mal ohne das ich etwas zu ihm sagen musste. Im Bett angekommen lag er auf der rechten Seite. Ich zog mich schnell aus und krabbelte unter die Decke. „Bis später mein Großer.“ Bis ich eingeschlafen war, kraulte ich durch sein weiches Fell. Es fühlte sich warm und geborgen an, als ich wach wurde. Langsam öffnete ich meine augen und sah verwundert in zwei rote hinein. „Alucard?“ Was machte er hier? Er legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen und beugte sich zu mir runter. Ich schloss meine Augen genau in dem Moment als er seine Lippen auf meine legte. Ein kribbeln durch fuhr mich und ich krallte mich mit den Fingernägeln ins Laken hinein. Warum tat er das? Doch noch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, löste er sich von mir. Kurz danach schreckte ich auf. Ich saß senkrecht im Bett, sah mich um...aber keiner hier, bis auf Dark der neben mir lag und mich neugierig anzusehen schien. „Verdammt...nur ein Traum...“ Es war doch einer, oder etwa nicht? Mit den Fingern berührte ich meine Lippen und seufzte schließlich. Warum dachte ich darüber überhaupt nach? Selbstverständlich war es nur ein Traum und sollte auch einer bleiben, wenn es ging ein einmaliger und nicht wiederkehrender. Nachdem ich ein paar der Sachen angezogen hatte, die er mir gestern vorbei brachte, streckte ich mich ordentlich durch. Morgen im laufe des Tages, oder wohl eher in der Nacht würde er wieder her kommen. Bis dahin war ich hier weiterhin alleine. Ich verließ das Schlafzimmer, wobei Dark an mir vorbei lief und schon die Treppe runter sprintete. Ich sah ihm kurz nach und schüttelte dann aber mit dem Kopf, wollte ihn gerade nachgehen. Doch blieb ich stehen und sah zu der Tür zum anderen Schlafzimmer. Warum auch immer, ich wusste es nicht. Vielleicht nur um sicher zu gehen, ging ich auf diese zu und öffnete sie. Das alt aussehende Bett war nicht bezogen oder benutzt worden. Warum nur empfand ich dabei Wehmut? Ich ging näher auf das Bettgestell zu, streckte die Hand aus. Es war seines, hatte er das nicht gesagt? Ich strich vorsichtig über die Verzierungen am Kopfende. Zu gerne hätte ich gewusst was die Zeichen darstellen sollten. Ich war mir sicher, das sie eine Bedeutung hatten.
 

Was machte ich hier gerade? Ich griff mir an den Hinterkopf und streckte meinen Kopf kurz in den Nacken. Danach drehte ich mich um und verließ das Zimmer schnellstens, lief die Treppe runter und direkt raus aus dem Haus. Die Tür hatte einen kleinen Spalt offen gestanden, weswegen ich davon ausgehen konnte, das Dark schon draußen war. Ich sollte mich nicht täuschen. Er stand am Tor und schien irgendwas zu beobachten. Deswegen ging ich zu ihm und sah ebenso in die Ferne. „Wollen wir uns etwas die Stadt ansehen gehen, Dark?“ Eigentlich hatte ich Alucard versprochen nicht weg zu gehen, doch er würde eh bis Morgen nicht zurück kommen, also warum die ganze Zeit hier drinnen verbringen? Ich wollte nicht länger irgendwelchen Gedanken nach gehen und sah zu dem Hund runter. Sein Blick jagte mir einen Schauer durch den Körper. Fast schon so, als wenn er gleich zu seinem Herren rennen und alles berichten würde. „Manchmal machst du mir richtig Angst, Dark.. Aber gut, bleiben wir hier.“ ich wollte seufzen, vernahm dann jedoch ein Motorengeräusch und sah in die Richtung aus der es kam. Dark knurrte bereits. Ich legte meine Hand in sein Fell als das Licht zweier Scheinwerfer mich traf. Sofort hob ich die Hand und schirmte meine Augen ab, bis ich mich ans Licht gewöhnt hatte. Es war ein alter Lieferwagen, dunkelblau lackiert. Jedenfalls an manchen Stellen. Beim überwiegenden Teil des Wagens schien der Lack bereits ab zu sein. Der Wagen hielt einige Meter vor dem Tor, dann ging die Fahrertür auf und eine Frau, etwa Mitte 20 stieg aus. Sie hatte dunkelblondes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz trug. Dazu hatte sie einen grünen Overall an. „Es stimmt also echt, jemand ist auf dem alten Dorset Anwesen.“ Ich sah sie fragend an. „Ähm...nichts für Ungut, aber was wollen Sie hier?“

„Ich war neugierig, nachdem meine Tante berichtete, sie hätte eine junges Mädchen alleine hier getroffen.“

„Ich bin nicht alleine.“ Entgegnete ich sofort und strich weiter durchs Darks Fell. „Wow. Der Hund ist aber riesig... ist sonst noch jemand bei dir?“ sie kam noch näher, blieb dann aber stehen als Dark lauter knurrte und die Ohren nach hinten anlegte. „Selbst wenn, das geht keinen was an.“

„Du musst schon verstehen das es eigenartig ist, wenn ein junges Mädchen ganz alleine so weit Abseits sich aufhält. Hier draußen könnte etwas passieren. Gerade erst werden vier Jugendliche vermisst.“ Das ich damit was zu tun hatte, behielt ich lieber mal für mich. „Danke für Ihre Sorgen, aber ich komme ganz gut alleine zu recht.“

„Amanda Cooper ist mein Name. Du kannst mich ruhig Amanda nennen und nicht siezen, dann komme ich mir so alt vor.“ Sie lachte, wobei ich meinen Kopf nur etwas zur Seite neigte. Die letzten, welche ich meinen Namen sagte, waren verschwunden..beziehungsweise nicht mehr am leben. Ich konnte mir sicher sein, wie auch immer, Alucard würde raus finden, wenn ich jemanden meinen Namen sagte. Also atmete ich tief durch. „Kat..nenn mich einfach Kat.“ In der Hoffnung das dies wenigstens in Ordnung war. „Kat also? Wie alt bist du?“ Solche Fragen konnte ich echt nicht leiden und biss die Zähne zusammen. „Siebzehn...“

„Wirklich? Und dann lassen dich deine Eltern hier alleine?“ Als sie das sagte, schien es fast so als wenn mich etwas runter ziehen würde. „Wie gesagt, ich kann gut auf mich aufpassen. Wenn sonst nichts weiter ist, solltest du jetzt gehen.“

„Ja...Okay. Aber sollte was sein, ruf doch bei uns im Laden an. Ich arbeite in einem Supermarkt, und wir liefern auch zu Leuten nach Hause.“ Sie wollte gerade eine Karte aus ihrer Hosentasche ziehen, doch ging ich dabei bereits einige Schritte zurück. „Tut mir leid, hab kein Telefon.“

„Was?...Nicht mal ein Handy?“ Ich hatte nicht mal eines jemals besessen. Damals brauchte ich keines und später..nun ja, war jemand anderes immer wieder dagegen gewesen, das ich mit anderen Kontakt aufnahm. „Kein Telefon, kein Handy, kein Internet.“

„Aber was wenn dir etwas passiert, du kannst doch gar keine Hilfe rufen.“

„Dann habe ich den Großen hier.“ Ich zeigte auf Dark, welcher schon die Zähne gefletscht hatte. Scheinbar war sie bereits zu dicht ans Tor ran gekommen. Sie sah mich verwundert an. „Und was wenn er dich angreifen sollte?“ Ich sah zu ihm und danach wieder zu ihr. „Dann ist es eben so.“

„Du bist eigenartig...“ Seufzend stemmte ich die Hände in meine Hüfte. „Ich will einfach nicht die Gesellschaft von Fremden.“ Denn das hatte mir in der letzten Zeit einiges an Ärger eingebracht. „Aber wenn du keine neuen Leute kennen lernst, werden alle für dich nur Fremde sein.“ Gab die überhaupt mal auf? „Ich brauche keine neuen Leute kennen lernen. Jene die ich bis jetzt kenne reichen mir vollkommen aus.“

„Kein Mensch kann ewig alleine leben.“ Und da war der Knackpunkt. Ich war kein Mensch. „Ich weiß nicht wie lange ich hier bleibe, sollte ich länger als beabsichtigt bleiben, komme ich bei eurem Laden vielleicht mal vorbei.“ Jetzt entwickelte sich ein Lächeln auf ihren Lippen und sie kam noch etwas näher. Als Dark knurrte, klopfte ich ihm kurz auf die Seite. „Ist schon gut mein Großer.“ Ich ging auch näher aufs Tor zu und nahm die Karte, welche sie mir entgegen streckte. „Wir sind ein Familienunternehmen, seit gut 170 Jahren jetzt schon bestehend. Etwa zwei Kilometer von hier weg...und natürlich immer auf der Suche nach neuen Kunden.“ Ich sah auf die Karte und nickte dann. „Gut zu wissen...“ Doch dann sah ich auch sofort wieder hoch. „Seit 170 Jahren? Dann muss deine Familie viel über den Ort hier wissen.“

„Selbstverständlich. Meine Ur Ur Großmutter hatte hier mal gearbeitet als Dienstmagd. Deswegen war ich ja so überrascht zu hören das nach solange Zeit wieder jemand hier ist. Denn seit damals steht es schon leer und wurde höchstens mal von einigen für kurze Zeit bewohnt...wenn es stimmt was man sich so erzählt.“ Von einigen? Ich musste an Alucard denken und war mir sicher, das wenn er nur alleine hier war...oder? Er war doch alleine hier gewesen. Aber was wenn nicht? Wie viele hatte er vorher schon mal hier her gebracht? Und warum machte ich mir darüber Gedanken? „Also dann, ich muss so langsam wieder zurück. Vielleicht sehen wir uns wieder, Kat.“ Ich nickte ihr zu und sah noch wie sie in den Wagen stieg und dann wieder weg fuhr. Die Karte steckte ich in die Hosentasche und drehte mich danach um, sah zum Haus zurück.
 

Wenn ich weiterhin nur über irgendwas nachdachte, was ich doch nicht verstand oder mir erklären konnte, würde ich mich nur fertig machen. Ich ging zurück ins Haus. Dark blieb draußen am Tor, als wenn er dem nicht ganz traute und dachte es würde noch jemand vorbei kommen. Im Wohnzimmer stand ich vor dem Schrank und sah mir nun mal die anderen Bilder genauer an. Ich nahm sie vorsichtig hoch, da die Bilderrahmen alt wirkten und ich sie nicht kaputt machen wollte. Jedoch auf keinen der Bilder konnte ich ihn sehen. Also wie stand er in Verbindung zu dieser...Familie..den Namen hatte ich schon wieder vergessen. Ich wollte das Bild gerade zurück stellen, als mir ein weiteres auffiel und ich dieses von weiter hinten vorzog. Ich wischte den Staub ab und sah fassungslos drauf. Vorsichtig strich ich mit dem Finger drüber. „..Rian....“ Ich kannte ihn. Es war der Mann, welcher ab und an in meinen Träumen war..der mir Mut zusprach und bei dem ich mich Geborgen fühlte. Er hatte mich auch einst gewarnt von Juraj fern zu halten. Aber wie konnte das sein? Ich zog das Bild aus dem Rahmen raus um es ohne diese Glasscheibe davor genauer zu betrachten und setzte mich dabei aufs Sofa. Als ich es umdrehte, strich ich vorsichtig über eine Jahreszahl. 1857. Aber das vor für über 150 Jahren. Wie konnte ich von jemanden träumen der vor so langer Zeit gelebt hat? Unter der Jahreszahl stand noch etwas anderes. Die Buchstaben waren schwer zu entziffern und nur mit viel Mühe und immer wieder genauerem hinsehen schaffte ich es. „Ciprian Dorset...“ War das sein richtiger Name? Mir wurde richtig flau im Magen und meine Gedanken begannen zu rasen. Bis zu dem Moment wo ich das Bild nicht mehr halten konnte und es auf den Boden fiel. „Ciprian...Aber...“ Ich konnte es nicht fassen, nicht begreifen. War das ein Scherz? War das Schicksal? Wollte mich jemand quälen? Warum fand ich ein Bild von meinen leiblichen Vater hier in einem Schrank in einem Haus das scheinbar Alucard gehörte? Und vor allem, wie kam es das er genau so aussah wie jener Rian aus meinen Träumen..oder ...war es schon immer er gewesen?.. Hatte ich von meinen Vater geträumt? Hatte er mich geschützt, gewarnt? Wie war das möglich? Ich ging wieder zum Schrank, sah mir die anderen Bilder genaustens an und zog alle aus den Rahmen wo er drauf war. 1864...1877..1893...1901..auf all diesen vier Bildern war er zu sehen und ein Teil des Grundstückes oder des Hauses im Hintergrund. Ich erkannten den Springbrunnen, die Veranda und das Tor wieder. Dann noch sein Nachname. Dorset...Hatte diese Amanda nicht vorhin etwas von einem Dorset Anwesen erzählt? Er lebte hier..gehörte es einst ihm? Ich legte die Bilder auf den Tisch und stand auf, musste hier schnellstens raus an die frische Luft. Als ich draußen war, atmete ich tief durch. Alucard musste es doch gewusst haben..er hatte mir damals den Namen meines Vaters gesagt...den Vornamen nur, aber immerhin. Warum also hatte er mich hier her gebracht und es nicht gesagt? Er hätte mir ein Bild von ihm zeigen können als ich danach gefragt hatte! Er wusste das es welche gab! Aber das war nicht das einzige, nicht mal das was mich am meisten fertig machte. Am meisten beunruhigte mich die Tatsache, das ich ihn so oft in meinen Träumen gesehen hatte. Das er mir mit Ratschlägen zur Seite stand und mich getröstet hatte. Es war mein Vater gewesen und ich hatte es nicht einmal gewusst! Warum hatte er selber nie etwas gesagt? Konnte er es überhaupt? Waren es wirklich nur Träume und wenn...war er vielleicht gar nicht wirklich tot wie Alucard sagte? Was wenn er noch irgendwo war? Ich griff mir in die Haare und ging in die Hocke. Was sollte ich nur machen? Meine Gedanken rasten schon wieder, bis ich von etwas kühlem angestoßen wurde. Ich sah zur Seite und erkannte Dark, der mich ansah. Ich streckte die Arme aus und legte sie um ihn, drückte ihn an mich ran. „Was soll ich nur machen, Dark?“ Ich wusste das er mir keine Antwort darauf geben konnte und doch tat es gut überhaupt jemanden zu fragen. Aber vielleicht sollte ich auch einfach Alucard zur Rede stellen. Immerhin hatte er mir so einiges verheimlicht. Vielleicht war auch die Sache mit dem Tod meiner Eltern anders als er sagte. Was wenn ja? Wie weit konnte ich ihm dann noch trauen..und wieder war ich an dem selben Punkt wie damals. Jedes mal wenn ich glaubte ihm vertrauen zu können, zerbrach dies in etliche Scherben. Ich richtete mich wieder auf und ließ meine Schultern etwas kreisen. Morgen würde er zurück kommen, hatte er gesagt. Gut, würde ich ihn erwarten und dann hoffte ich für ihn, das er mir alles sagte was ich wissen wollte. Ich ging wieder rein und Dark folgte mir.
 

Die restliche Zeit hatte ich hauptsächlich damit verbracht so viele Fragen wie möglich zu sammeln. Etwas aufschreiben konnte ich nicht. Hatte ich keinen Stift gefunden. Aber so wiederholte ich die Fragen ständig in meinem Kopf um keine zu vergessen. An schlafen war nicht mal zu denken. Ich saß im Schlafzimmer am Fenster und sah die meiste Zeit des Tages einfach nur hinaus, während Dark auf dem Bett lag und mich zu beobachten schien. Ich fand es schon etwas eigenartig das er nicht schlief und doch war ich ihm auch dankbar, das er die Zeit mit mir aufblieb und mir so Gesellschaft leistete. Die Zeit verstrich langsamer als gedacht, alleine dadurch das ich solange auf ihn wartete und irgendwann wiederholte ich wie ein Mantra, das er endlich kommen sollte. Vielleicht hörte er es ja sogar. Weit nach Mittag kam ein lautes Schnauben von Dark und er sprang auf, trottete aus dem Schlafzimmer. Ich war mir sicher, das er wohl raus wollte und ließ ihn, wendete meinen Blick wieder nach draußen.

„Das du mich so sehr vermisst, vielleicht sollte ich doch etwas mehr Zeit hier verbringen.“ Sofort drehte ich mich zu ihm um. Ich sprang von der Fensterbank und kam zu ihm, dabei versuchte ich ruhig zu bleiben. Es nützte mir nichts jetzt die Fassung oder Kontrolle zu verlieren. „Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“ Er sah zu mir und dann zu der Kommode, wo die Bilder lagen. Er nahm eines davon in die Hand und sah es sich an. Eigentlich wollte ich sie ihm zeigen. Das er sie so schnell entdeckte und wusste, dass ich deswegen mit ihm reden wollte fand ich verwirrend. „Ciprian.“

„Ja...du hattest mal gesagt, das mein Vater so hieß...ist er das?..Ist das mein Vater??“ Wollte ich wissen und kam näher auf ihn zu griff nach den anderen Bildern und hielt sie hoch. „Die Frage ist eher, wie kamst du darauf? Wenn du nie vorher ein Bild von ihm gesehen hast?“ Mit dieser Frage nahm er mir so ziemlich jeglichen Wind aus den Segeln und all meine anderen Fragen schienen wie ausgelöscht zu sein. „Das...das spielt keine Rolle! Du hast es gewusst und mich hier her gebracht ohne etwas zu sagen!“ Ich ging einen Schritt zurück, als er auf mich zukam. „Warum sollte ich es dir sagen? Was hätte es gebracht? Dein Vater ist tot.“

„Wieso bist du dir da so sicher? Er könnte noch leben!“

„Und wie kommst du darauf?“ Jetzt stand er genau vor mir, nahm die anderen Bilder aus meiner Hand, während ich mich mit dem Rücken gegen die Fensterscheibe drückte. Ich musste mich zusammen reißen und atmete dann tief durch, beruhigte mich selber. „Ich...habe von ihm geträumt...lange bevor ich überhaupt wusste das meine Eltern..nicht meine leiblichen Eltern sind..“ Gestand ich nun und sah zu ihm hoch, in seine Augen. „Ich verstehe das nicht! Wenn er wirklich tot ist, wie konnte das sein?? Er muss doch dann noch leben!!“ Schrie ich ihn geradezu an und griff an seinen Mantel. Ich wollte mich an irgendwas klammern. Wenn Rian..Ciprian wirklich lebte, dann musste ich ihn finden. Alucard griff meine Hand und löste sie von seinem Mantel. „Du hast von ihm geträumt? Was genau?“

„Spielt das eine Rolle?? Es ist doch wichtiger das...“

„WAS. Hast du geträumt??“ Das erste Wort sprach er laut und die anderen mit durchdringender Stimme. Erschrocken sah ich in seine Augen und schwieg einige Sekunden lang. Dann aber ließ er meine Hand los und ich lehnte mich mehr an die kühle Fensterscheibe, begann ihm zu erzählen. Ich erzählte ich nicht alles, einiges an Erinnerung gehörte nur mir. Aber das er mich damals vor Juraj gewarnt hatte und mir auch sagte was er wirklich war, das erzählte ich ihm schon. „Verstehst du jetzt, wieso ich nicht glauben kann das er Tod ist?“

„Er ist es. Ich habe gespürt als er vor über 17 Jahren ausgelöscht wurde.“

„Was?“ Ich sah wieder zu ihm, während er einige Schritte von mir weg ging und die Bilder zurück auf die Kommode legte.
 

„1784 habe ich ihn selber geschaffen, etwa zwei Kilometer von hier...deswegen konnte ich es auch spüren als er ausgelöscht wurde von diesem Drachen...“ Mein Mund blieb offen stehen, doch etwas sagen brachte ich nicht fertig. „Er war damals schon verdammt gut darin in die Träume anderer zu gelangen und das er es sogar noch über seinen Tod hinaus schafft..wie es scheint hat er mit letzter Kraft die er besaß diese Verbindung zu dir aufgebaut..aber ich bin sicher, alles was du erlebt hast waren nur seine Gedanken vergangener Tage.“ Ich ließ mich auf der Fensterbank nieder und zog die Knie an. „Wenn du fertig bist, um jemanden zu trauern den du gar nicht kanntest, ruf mich.“

„Was?“ Ich sah zu ihm als er mir zu winken wollte und sprang dann auf, kam zu ihm, ballte meine Faust und schlug mit voller Wucht genau in sein Gesicht. Sein Brillengestell ging dabei zu Bruch, mehr leider nicht. „Er war mein Vater! Du hast es gewusst und auch das er hier einst lebte! Ebenso das du ihn erschaffen hast! Wieso also hast du mir all das verschwiegen???“ Er nahm das kaputte Brillengestell von seiner Nase und ließ es zu Boden fallen. Dann funkelte er mich zornig an und doch blieb ich genau dort stehen wo ich war. „Weil er für mich vor hundert Jahren gestorben ist, als er mit Vladiana dieses Land verlassen hatte!“ Jetzt griff an meine Kehle und zog mich daran hoch. „Und wenn sie ihn nicht geliebt hätte, ich hätte ihm den schmerzhaftesten und grausamsten Tod von allen geschenkt.“ Zischte er mir zu und ließ mich dann wieder los. Ich hustete und rieb mir die Kehle, stand dann aber wieder auf. „Warum...wenn du ihn so hasst..hast du das Anwesen behalten?“ Fragte ich und sah wieder zu ihm rauf. Ich ließ mich durch ihn nicht einschüchtern. Als ich keine antwort bekam, wollte ich nochmal nachfragen, auch auf die Gefahr hin das er mir vielleicht wirklich den Kopf abriss. Doch schloss er dann seine Augen und drehte den Kopf etwas zur Seite. „Weil es ihr hier immer im Herbst gefallen hat...“ Das war der einzige Grund? Wieder fühlte es sich wie ein Stich in mir an und ich ging einige Schritte von ihm zurück. „Du hast sie geliebt..meine Mutter...“

„Selbst wenn, ist es lange her.“ Ja, es war lange her und doch als ich ihn ansah war ich mir sicher, das er selbst noch heute etwas für sie fühlte. Ich lehnte mich an die Schrankwand und atmete ein paar mal tief durch. „Wenn der Zauber ganz von mir ist..und ich noch ich selber sein sollte...werden sich unsere Wege trennen. Ich bin mir sicher mich dann unter Kontrolle halten zu können...immerhin hatte ich es letztes mal geschafft beim trinken diese nicht zu verlieren und ihn nicht umzubringen.“ Nein, das war er danach gewesen. „Ich schätze kaum, das du dann noch einen Grund haben solltest mich aufzuhalten...Juraj hast du umgebracht, nicht wahr? Und ich sollte keine Gefahr für die Menschen in der Umgebung von..was eigentlich? Deiner Herrin sein.“ Jetzt sah er wieder wütend zu mir. „Sie ist nicht meine Herrin! Ich habe lediglich ein Versprechen gegeben und das halte ich ein!... Aber nein, es gibt keinen weiteren Grund dich aufzuhalten.“ Ich nickte ihm zu und griff hinter mich an den Griff des Schrankes, drückte diesen fest. „Also wie lange denkst du, wirst du mich noch ertragen müssen?“

„...Vielleicht einen Monat insgesamt bis der ganze Zauber von dir ist und wir wissen wer du wirklich bist.“ Ein Monat, das war eine absehbare Zeit. Aber diese..jeden Tag, jede Nacht in seiner Gegenwart? „Du wirst mir noch zeigen was du mit den Leichen gemacht hast? Wie du sie verschwinden ließt und wie du die Menschen beeinflusst?“ Das waren noch Sachen die ich einfach lernen musste und ich würde mich in dieser Zeit zurück halten...versuchen ihm nicht näher zu kommen. „Heute Nacht wirst du dich wieder nähren müssen, dann werde ich es dir beibringen.“ Gut, dachte ich mir. „Dann solltest du jetzt verschwinden, wie sonst auch immer. Wir sehen uns heute Nacht.“ Sein Blick war durchdringend und doch verschwand er in den Schatten. Als er endlich weg war, ließ ich vom Schrankgriff ab, welcher sich bereits stark verbogen hatte und ging zu Boden. Ich hockte mich hin. Ich würde es schon schaffen...irgendwie.



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