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Vampire? Die gibt es doch gar nicht!

von

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Kapitel 27-28

Kapitel 27:
 


 

„Was mir einfällt? Willst du das wirklich wissen?“ Sein Grinsen, ich hätte es ihm am liebsten in diesem Moment aus dem Gesicht geprügelt, doch riss ich mich zusammen. „Nicht mehr so sehr, doch will ich, dass du gehst! Ich will mich anziehen!“ Das Handtuch drückte ich fester an mich ran, als er sich von dem Türrahmen mit der Schulter abstieß und auf meine Sachen zuging. Er hob das pinke Shirt hoch. „Dein Geschmack hat sich in den letzten Wochen sehr verändert. Gehört das zu der Pubertät? Wie man so schön sagt?“ Fragte er grinsend und ich wollte sofort nach dem Shirt greifen, doch war er schneller und hielt es von mir fern. „Das geht dich überhaupt nichts an und jetzt gib mir meine Sachen zurück!“ Wieder versuchte ich dran zu kommen und erneut scheiterte ich beidem Versuch. „Es geht mich mehr an, als du dir eingestehen vermagst. Zieh dich vernünftig an.“ Ich wollte gerade etwas erwidern, als er mir plötzlich ins Ohr biss. Auf der Stelle sprang ich einen Schritt zurück und legte meine Hand drauf. Was sollte das denn gerade? Ihn Fragen konnte ich nicht mehr, denn er war bereits verschwunden und mein Shirt lag auf dem Boden. Ich drehte mich noch einige male um mich selber, nur um sicher zu gehen, dass er nicht mehr hier im Raum war. Denn wirklich sicher konnte man sich nie sein. Zumindest hatte ich das in den letzten Monaten bei ihm gelernt. Vorsichtig hob ich das Shirt auf und schnappte mir die blaue Leggings, dazu meine Unterwäsche und stellte mich neben den Schrank, wo eine kleine Nische war. Nur falls er doch noch irgendwo in der Nähe sich rum trieb. Dann zog ich mich schnell an. Als ich fertig war, war ich noch immer so durch einander, dass meine Gedanken Karussell fuhren. Vor allem fragte ich mich, was dieser Biss zu bedeuten hatte, das hatte er noch nie getan gehabt. Als ich erneut drüber strich, rannte ich aber auch gleich zum Spiegel und sah mir mein Ohr genauer an, doch zum Glück kein Anzeichen davon, das er mich geritzt hätte.

Nach dem ganzen Schreck hätte ich jetzt wirklich etwas zu essen vertragen können, aber auf dem Tisch stand noch nichts. In der Hoffnung etwas zu finden, verließ ich mein Kellerloch und ging die Treppe nach oben. Ich suchte nach dem Diener, welcher mir vielleicht was geben konnte. Er war der einzige von allen, der mit mir sprach. Die anderen hier wichen mir regelrecht aus, als ich ihnen entgegen kam. Als wenn ich eine ansteckende Krankheit hätte. Also bitte. Um sie zu verletzten oder sonstiges müsste ich sie schon beißen. Und aufgrund meiner Gereiztheit fauchte ich sie einfach an, als sie an mir mit großem Abstand vorbei gingen.
 

Der Diener war in dem Teil des Gebäudes nicht zu finden, in welchem ich umher ging. In die anderen Teile wäre ich zu gerne gegangen, doch hatte man mir, aus welchem Grund auch immer, den Zugang versagt. Komisch nur, das sich nie ein Mädchen in meinen Alter daran hält. Ups, war die Tür zu dem linken Flügel etwa offen? Als ich durch die Tür ging, verschränkte ich meine Hände hinter den Rücken und ging einfach weiter. Sollte mich jemand fragen, ich bin nur durch eine offene Tür gegangen und hatte dabei ganz vergessen, dass dies hier zu einem Gebäudeteil führt, den ich nicht aufsuchen dürfte. Das aber auch nirgendwo Schilder standen. Sie sollten das schnellstens ändern. Ich ging weiter durch den Gang, an den vom Boden bis zur Decke reichenden Fenstern vorbei und blieb schließlich vor einem stehen. Von hier aus konnte ich genau auf den Platz sehen, wo die ganzen Soldaten sich versammelten. Einige von ihnen hielten gerade einen Übungseinsatz ab. Noch immer konnte ich nicht ganz glauben, was hier alles geschah und das es so etwas überhaupt gab. Seit etwas mehr als drei Monaten lebte ich nun schon in dieser Welt und noch immer kommt sie mir fremd und wie ein schlechter Traum vor. Ob es irgendwann anders sein wird? Wollte ich das eigentlich? Nein, ich wollte in mein altes Leben zurück und zu meiner Familie. Ich vermisste sie noch immer schrecklich. Sicher, meine Eltern hatten mich hier zurück gelassen bei diesen Verrückten, doch hatten sie es aus einen guten Grund getan, zumindest redete ich mir das immer wieder ein. Mit einem seufzen machte ich mich weiter auf die Suche nach meinem mittlerweile lieb gewonnenen Blutgeber.

Um so weiter ich voran kam, um so dunkler schienen mir die Gänge zu werden. Ein Schauer lief über meinen Körper und ich rieb mir über die Arme. Es war hier nicht nur dunkler, sondern auch kälter oder meine Einbildung spielte mit mir. Die Zimmertüren an den Seiten hatten immer größere Abstände zueinander. Das müsste doch heißen, die Räume dahinter waren größer, oder? Ich wollte es wissen und öffnete einfach eine der Türen, sah hinein. Der Raum war wirklich groß, doch die Einrichtungsgegenstände waren mit lauter Planen überzogen. Etwas unheimlich, daher schloss ich die Tür wieder und ging zur nächsten. Der Raum dort hinter hatte für mich die gleiche Größe wie der anderer und auch hier waren die Möbel von Planen bedeckt. Als das dritte Zimmer identisch aussah, ließ ich es sein weiter nach zu gucken. Die Gänsehaut war mir jetzt schon gewiss und ich versuchte diese weg zu rubbeln. Wie lange war ich eigentlich schon umher gegangen? Die einzige Uhr auf dem Gang, wo ich war, konnte mir die Zeit nicht verraten, da sie stehen geblieben war. Genau um neun Uhr zwanzig an irgend einen Tag. Kopfschüttelnd um meine Gedanken zu vertreiben ging ich weiter und stand bald wieder vor einem riesigen Fenster, aus dem ich hinaus sah.

Ich war auf der Rückseite des Gebäudes, nach meiner Aussicht zu urteilen. Einen Garten konnte ich von hier aus sehen. Zuerst wollte ich weiter gehen, doch blieb ich stehen. Dort unten trafen sich mehrere Leute. Einer von ihnen schien diese verrückte Lady zu sein, wenn mich mein Blick nicht täuschte. Bei ihr war mein geliebter Blutgeber. Jetzt hatte ich ihn endlich gefunden, doch war er zu weit weg und zu dieser verrückten wollte ich auch nicht. Die anderen, welche bei ihnen waren, insgesamt 6 an der Zahl, kannte ich nicht. Sie waren nicht von hier oder aber ich war ihnen vorher noch nicht begegnet. Doch konnte ich erkennen, dass einer von ihnen einen grauen Mantel trug. Seine Haare waren, oder schienen blond zu sein. Was mich aber am meisten faszinierte war, dass dieser Mann die verrückte ziemlich auf die Palme zu bringen schien. Ich musste dabei einfach lächeln und feuerte ihn schon an, so weiter zu machen. Doch sah ich dann nur, wie er sich umdrehte und weg ging, begleitet von den anderen fünf und gleich im Anschluss von mehreren der Soldaten hier.
 

Nachdem es hier nicht mehr zu sehen gab für mich, machte ich mich weiter auf den Weg. Da ich wohl genau so lange für den Weg zurück brauchen würde, wie für den unbekannten Weg zurück zu dem Teil des Gebäudes, in welchem ich mich aufhalten durfte, entschied ich mich für den unbekannten Weg. Da ich schon mal die Gelegenheit hatte mich hier umzusehen, nutzte ich diese auch. An den Wänden wo ich nun vorbei kam, hingen lauter Bilder. Sie schienen alt zu sein. Wirklich Ahnung hatte ich von so etwas nicht. Sie waren zumindest genau so oder sogar noch größer als ich selber und es waren keine Fotos. Sie waren richtig gemalt wurden. Das wiederum beeindruckte mich. Vor einem blieb ich genauer stehen. Auf diesem war ein Mann und eine Frau zu sehen. Wenn ich Ahnung von der Kleidung der vergangenen Epochen gehabt hätte, hätte ich bestimmt auch raus gefunden zu welcher Zeit es entstanden war. So konnte ich nur raten und nahm das 17., vielleicht 18. Jahrhundert an. Die Frau auf dem Bild war wirklich schön und jung. Sie hatte langes, blondes Haar, welches zusammengeflochten war und der Zopf über ihre Schulter hing. Die blauen Augen schienen richtig lebendig zu wirken. Der Mann dagegen war älter, schien erschöpft. Er hatte braune Augen und kurze, dunkelbraune Haare. Ob das Vater und Tochter waren? Oder Mann und Frau? Doch zu der Zeit, wo es gemalt wurde, war es sicherlich mehr gang und gebe, dass ein älterer Mann solch eine junge Frau an seiner Seite hatte. Nahm ich zumindest an und ging weiter. Dabei dachte ich darüber nach, wie ich wohl in der Zeit gelebt hätte. Hätte ich mich auch so unterbuttern lassen oder wäre ich auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurden als Hexe? Wohl eher das zweite, nahm ich mit einem zynischen Lächeln an.

Irgendwann kam ich endlich wieder in den Gebäudekomplex, von wo ich vorhin los gegangen war. Hier sah ich auch endlich mal wieder eine funktionierende Uhr. Ich war ganze drei Stunden unterwegs gewesen. Solange kam es mir dann doch nicht vor. Ich hatte mit vielleicht einer gerechnet, aber nicht gleich drei. Zumindest hatte mich keiner auf meinem Spaziergang angetroffen, das war doch etwas schönes und ich konnte mich mehr umsehen. Fand es jedoch ziemlich unheimlich, dass so viele Räume ungenutzt waren. Wie viele hier wirklich lebten? Etwa nur die verrückte, Alucard und Sera? Waren das etwa alle? Und vielleicht noch der Diener, Walter? Wirklich wenig für solch ein großes Gebäude.

Ich ging die Treppe nach unten zum Keller und in mein kleines Zimmer hinein. Dieses mal stand eine Flasche mit Blut drauf. Das hieß, der Diener war vorhin hier unten gewesen, als ich auf dem Rückweg war. Ich ging hin zum Tisch und setzte mich an diesen ran. Dann griff ich nach der Flasche. Sie war schon etwas warm. Wenn ich eines hier gelernt hatte, dann das kaltes Blut am besten schmeckte. Nun ja, ich wusste noch nicht, wie Blut aus einer lebenden Ader schmeckte, das war ja auch warm. Aber ich kannte zumindest den Unterschied zwischen gekühlten und aufgewärmten Blut und das aufgewärmte schmecke nicht sehr berauschend. Obwohl das in meinem Sinne wohl egal war. Denn auch dieses berauschte mich noch immer, sobald ich es ins Glas fließen sah. Ob das irgendwann einmal vorbei gehen würde? Es war nur zu hoffen. Die ersten zwei Gläser hatte ich meinen Verstand wieder abgeschaltet. Beim dem nächsten war ich jedoch wieder klar im hier und jetzt und genoss es einfach nur. In den letzten Monaten hatte ich meine Wünsche verbannt, wieder richtiges Essen zu mir nehmen zu können. Das brachte nichts außer Wehmut und Frust und beides konnte ich mir nicht wirklich leisten.

„Kathrin, da bist du ja endlich. Ich hatte dich schon vermisst.“ Gerade wollte ich zum vierten und letzten Glas ansetzen, als ich Sera vernahm und mich zu ihr umdrehte. Sie stand in einem grünen Sommerkleid vor mir und strahlte mich gerade zu an. Hatte ich irgendwas verpasst oder sollte ich lieber schnellstens eine Ausrede mir überlegen um etwas zu verpassen? „Ich war nur etwas spazieren. Ist etwas vorgefallen?“

„Nein, nichts beutendes. Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht.“

„Das tut es, wie du siehst.“ Ich lächelte zu ihr und trank endlich das letzte Glas leer, stellte es danach auf den Tisch zurück. Anhand von Seras Blick konnte ich erkennen, das sie es mir am liebsten aus der Hand gerissen hatte. Doch der Blick verschwand schnell aus ihrem Gesicht. „Ja, das sehe ich. Na gut. Dann will ich dich gar nicht weiter stören. Soll ich dir morgen aus der Stadt etwas mit bringen?“ Ich hätte es lieber gefunden, wenn sie mich mit genommen hätte. „Die Läden haben morgen doch zu, oder?“

„Das stimmt, aber es gib ein paar Kioske. Wenn du willst, hole ich dir irgendwas zu lesen?“

„Zu lesen habe ich genug.“ Dabei deutete ich auf den ganzen Stapel an Büchern. Zweie davon musste ich noch immer komplett durchlesen. Sie nickte und verschwand dann schließlich. Ich mochte Sera, fast schon wie eine große Schwester. Ich machte mich jetzt auch daran eines der beiden ungelesenen Bücher mir anzugucken. Das Wissen könnte ich vielleicht doch noch gebrauchen, sollte ich von hier fort kommen. Denn meine Welt würde sicherlich nicht mehr so sein wie früher. Also schnellstens alles aus der anderen lernen. Ich hatte solange gelesen, bis mich die Müdigkeit dahin raffte. Aufwachen tat ich durch den Lärm, welches durch das herunterfallen des Buches entstand. Völlig müde rieb ich mir über die Augen und war erst am überlegen. Sollte ich auf stehen und es auf den Tisch legen, oder einfach mich umdrehen und weiter schlafen? Die Müdigkeit siegte und ich drehte mich wirklich einfach um, schlief weiter.
 

Als ich am nächsten späten Nachmittag wieder erwachte, lag das Buch noch immer am Boden. Ich stand auf und legte es auf den Tisch, ging danach ins Bad um mich fertig zu machen und anschließend zurück in mein Zimmer. Als Sachen suchte ich mir einen hell violetten Rock raus, welcher mir bis knapp über die Knie ging. Dazu eine blass blaue Bluse, die ich gerade zuknöpfte. Das Spiegelbild fand ich mehr als grässlich. Sollte das hier vorbei sein, würde ich sehr, sehr lange zeit nur noch dunkle Sachen anziehen. Nachdem ich in meine Sneaker geschlüpft war, ging ich nach oben und streckte mich am oberen Teil der Treppe. Die Sonne war noch lange nicht untergegangen, doch machte mir das nichts aus. Im Gegensatz zu Sera hatte ich kein Problem damit und ging raus. Wenigstens noch etwas die Wärme auf meiner Haut spüren. Auch wenn dies durch die ganzen Wolken am Himmel erschwert wurde, konnte ich einige Sonnenstrahlen erhaschen. Ich hoffte sehr, das ich niemals hierauf verzichten musste. Als schließlich die Sonne untergegangen war, machte ich mich auf den Weg zum Schießstand. Ich wollte die Übung schnell hinter mich bringen. Mein Peiniger war noch nicht hier, ob er vielleicht dachte, ich würde noch schlafen? Oder mir wieder die Nägel lackieren? Mit einem Grinsen auf den Lippen lud ich meine Sabroa durch und ging mit ihr zu den Zielscheiben. Heute fing ich ganz anders an. Ich ging von links nach rechts an der Zielscheibe vorbei, in einem gewissen Abstand und schoss schließlich drauf. Jeder Schuss ein Treffer, wie man so gerne sagte. Das Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen und drehte mich um. Dieses mal rannte ich und schoss erneut. Dabei jedoch hatte ich zwei Schüsse daneben. Doch immer noch eine gute Zahl an Treffern. Die Waffe sicherte ich wieder und brachte sie zurück ins Gebäude. Der Herr ließ noch immer auf sich warten. Nachdem ich meine Sabroa verstaut hatte, nahm ich mir vor, sie am Donnerstag mit zu nehmen, mit reichlich Munition. Ich mochte die Waffe wirklich und sie konnte mit bestimmt später noch helfen. Immerhin wusste ich ja nicht, was noch alles geschehen würde. Gerade als ich das Gebäude verließ, kam Alucard mir entgegen. „Jetzt hast du doch glatt verpasst, wie ich einen neuen Rekord aufgestellt habe.“ Gab ich lächelnd von mir, als er vor mir stehen blieb. „Hast du wieder irgendwelche Kunststücke dabei ausprobiert?“

„Ach wo, wie kommst du nur auf so was?“ Ich winkte ab und als er an mir vorbei ging, folgte ich ihm. Zusammen gingen wie in die Trainingshalle. Ich wärmte mich kurz auf und machte einige Dehnübungen. Sein Augenrollen konnte ich sogar hinter dessen Brille bemerken und musste schmunzeln. „Werden wir heute die Fähigkeit mit den Schatten zu verschmelzen wieder weiter üben?“

„Ja, obwohl ich sehr überrascht bin, das du diese so sehr lernen und beherrschen willst, während du andere Fähigkeiten in den Hintergrund stellst.“

„Welche anderen denn? Wie ich erfolgreich dafür sorge, dich erfolglos zu schlagen? Die Fähigkeit beherrsche ich mehr als gut.“ Ich beugte mich vorne und berührte mit den Fingerspitzen den Boden. Dabei rutschte der hintere Teil meines Rockes ziemlich nach oben. Selbstverständlich war dies pure Absicht. Ob er hinsah? Wenn nicht, war es seine eigene Schuld. Immerhin hatte ich dank des vielen Trainings einen wirklich guten Hintern bekomme, jedenfalls meiner Ansicht nach. Ich beendete die Übung und drehte mich zu ihm um. Sein Blick war immer noch hinter der Brille verborgen und ich konnte nicht feststellen, wo er hingesehen hatte.
 

„Na dann, wollen wir anfangen.“ Ich ging zu einer Stelle des Raumes, wo der meiste Schatten war und schlenkerte dabei mit den Armen vor und zurück um diese zu lockern. Danach streckte ich sie nach vorne, die Hände zusammen gefaltet ließ ich sie kurz knacken. Ich hoffte so sehr, das ich es endlich hinbekam länger als nur eine Minute mit den Schatten zu verschmelzen, das würde mir so viel mehr nützen. Meine ganze Konzentration ging auf diese und ich stellte mir vor, wie mein Körper sich auflöste und mit der Dunkelheit vor mir eins wurde. Als ich dies das erste mal gemacht hatte, hatte mich die Angst gepackt. Ich hatte Tage gebraucht um mich von den Schock damals zu erholen und jetzt? Jetzt fühlte es sich einfach gut an. Es war ein Teil von mir, den ich zu akzeptieren begann. Kurz bevor ich vollkommen mit dem Schatten verschmolz, ging ich einen Schritt weiter auf diesen zu und atmete hörbar aus. Die Dunkelheit hatte sich um mich gelegt und hieß mich willkommen. Ich war ein Teil von ihr und sie einer von mir. „Kathrin, sieh mich an.“ Das wollte er jedes mal und genau wie die anderen Male davor, konnte ich es nicht. Ich schaffte es nicht meine Augen zu öffnen. Es war, als wenn die Dunkelheit nicht wollte, das ich durch sie sehe, als wenn sie etwas vor mir verbergen wollte. „Kathrin, sieh mich an.“ Irgendwann einmal würde ich es sicher schaffen, doch nicht heute. Ich spürte, wie meine Kraft abnahm und mich schwächte. Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, trennte ich mich von der Finsternis und landete mit dem Knien auf den Boden. Den Oberkörper hatte ich nach hinten gelehnt und öffnete endlich wieder meine Augen. Die Decke war das erste was ich sah, gefolgt von Alucards Augen. Er hatte seine Brille abgenommen, setzte sie aber wieder auf und grinste mich von oben herab an. „Fast zwei Minuten. Du wirst besser. Aber nächstes mal verwendet mehr Energie darauf die Augen zu öffnen. Es ist wichtig, das du siehst was um dich herum geschieht.“ Allmählich konnte ich meine Arme und Beine wieder spüren und lehnte mich nach vorne. Mit den Händen auf dem Boden stützte ich mich ab. „Ich weiß nicht wieso, aber ich kann es einfach nicht. Als wenn etwas will, das meine Augen geschlossen bleiben.“ Gestand ich ihm. Obwohl ich froh war, fast zwei Minuten durchgehalten zu haben, fand ich es frustrierend, schon wieder nicht die Augen geöffnet zu bekommen. Es konnte doch nicht so schwer sein, oder? „Beschreibe es mir.“ Ich versuchte aufzustehen, doch mein Körper wollte noch nicht, somit blieb ich auf dem Boden weiter knien, während Alucard sich neben mich setzte. „Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Ich spüre die Dunkelheit, die Schatten um mich herum. Sie spinnen mich ein, wie in einen Kokon. Aber sobald ich die Augen öffnen will, ist es als wenn sie diese zugeklebt hätten. Ich kann die Lider nicht heben.“ Anders konnte ich es einfach nicht schildern und hoffte es reicht ihm. „Ich erahne woran es liegt. Das wird einiges an Übung erfordern.“

„So wie alles andere?“ Gab ich lächelnd von mir und ließ mich jetzt einfach nach hinten auf den Boden fallen. Die Beine hatte ich dabei ausgestreckt und meine Arme seitlich von mir liegend. Ich war vollkommen fertig und wie jedes mal total überrascht. nicht mal zwei Minuten und ich fühlte mich, als wenn ich gerade mehrere Stunden gelaufen wäre. „Ja, so wie alles andere. Aber ich bin sicher, das du es schnell lernen wirst. Wenn du dich nachher hinlegst zum schlafen, versuche auf deine Umgebung zu achten.“ Das verstand ich jetzt weniger. „Worauf soll ich da achten? Wie irgend ein kleiner Käfer die Wand hoch läuft oder was? Vielleicht ist es dir entgangen, aber dort unten im Keller gibt es nicht gerade viel, auf das es zu achten gilt.“

„Nein, achte auf andere Sachen. Auf jede noch so kleine Veränderung. Die Schatten sind nicht nur hier, wo wir trainieren, sie sind überall. Du musst mit ihnen interagieren. Lerne sie kennen.“

„Okay, jetzt bekomme ich eine Gänsehaut. Was soll mir das denn bringen, außer das ich nicht mehr einschlafen will?“ Ich versuchte mich hinzusetzen und scheiterte kläglich, weswegen ich liegen blieb. „Wenn du mit den Schatten verschmilzt, musst du lernen, sie nicht nur als Umgebung zu betrachten, sondern als etwas lebendes. Sie können dir helfen, aber genau so gut dich auch behindern.“

„Und warum dann beim einschlafen?“
 

Kapitel 28:
 


 

Wie lange ich auf dem Boden verbracht habe? Ich konnte es nicht sagen. Aufgestanden war ich erst, nachdem ich mich wieder halbwegs bewegen konnte. Mit schmerzenden Gliedern und einem Kopf, der mir zu bersten schien, machte ich mich wieder auf den Weg zurück in mein Kellerloch. Ich sollte die Fähigkeit nicht so überstrapazieren, doch es ärgerte mich, dass ich es nur so kurz hin bekam. Wenn ich im Zug zusammenbreche nach dem Einsatz dieser ist mir auch nicht geholfen. Vielleicht sollte ich bis Donnerstag heimlich etwas üben. Zurück im Zimmer lies ich mich auf die weiche Matratze des Bettes Bauchlinks fallen und schloss die Augen. Es war noch nicht mal Mitternacht und ich fühlte mich schon wie Morgens. Mit viel Kraft schaffte ich es, mich umzudrehen und auf den Rücken zu liegen. Ich sollte zwar die Bücher lesen, doch mein Verstand sagte mir, ich solle lieber weiter üben. Mit geschlossenen Augen lag ich hier also und atmete kurz tief durch. Danach versuchte ich jenes umzusetzen, was er mir vorhin gesagt hatte. Ich sollte Veränderungen wahr nehmen, also konzentrierte ich mich darauf. Minuten verstrichen und keinerlei Veränderungen machte ich in dem Zimmer aus. So langsam fühlte ich mich verarscht. Ich erhob mich wieder und rieb mir über die schmerzenden Beine. Mein Körper hatte sich bereits begonnen zu regenerieren und ich war immer wieder erstaunt, wie schnell das ging. Gerade als ich zu dem Bücherstapel wollte, öffnete sich die Tür und Walter kam mit einer Flasche und einem Glas auf einem Tablett hinein. „Ich störe hoffentlich nicht, junge Dame.“ Lächelnd hatte ich mich umentschieden und setzte mich an den Tisch ran. „Nein, vielen Dank.“ Nach den ganzen anfänglichen Schwierigkeiten kam ich mittlerweile mit dem Butler gut aus. Zumindest brachte er mir etwas Freundlichkeit entgegen. Die Sachen stellte er auf den Tisch, machte eine kleine Verbeugung und ging wieder. Des öfteren hatte ich ihm gesagt, er könne es sein lassen und doch hatte er es immer wieder getan. Da mein Magen anfing zu knurren, wollte ich ihm nicht länger das Essen enthalten und machte mich wie so üblich über die Flasche Blut her. Drei Monate und ich war zu einem Blutjunkie geworden. Was mich früher abgeschreckt hatte, wollte ich nun nicht mehr missen.
 

Die Flasche war halb leer und ich stand Lippen leckend auf. Das Bücher lesen hatte sich in den Hintergrund geschoben, denn ich fühlte mich gerade mehr als gut. Was an meinem Essen eben lag. Daher beschloss ich den Zustand auszunutzen und weiter zu üben. Viel Zeit blieb mir nicht mehr.

Ich stellte mich dafür auf die Gegenüberliegende Seite der Zimmertür und sah zu den Schatten, welche von dem Kleiderschrank erzeugt wurden. Einst hatte mich Alucard gewarnt. Ich sollte meine Fähigkeiten nicht alleine üben, sollte ihn in der Nähe haben. Aber wozu? Damit er danach sah, wie fertig ich am Boden lag? Mich von den Schatten trennen konnte ich ziemlich gut und das restliche Blut in der Flasche würde mir hiernach helfen mich schneller zu erholen. Also begann ich mich wieder zu konzentrieren. Es brauchte Zeit, denn ich fühlte wie die Anstrengung und Erschöpfung zurück kam, doch Aufgeben war für mich keine Option. Ich ging näher auf die Schatten zu, bis mein Fuß diesen berührte. Ich spürte, wie er begann mich zu umschlingen und gab mich ihm erneut hin. Einen tiefen Atemzug später war ich erneut mit der Finsternis verschmolzen und genoss deren schützende Hülle. Sie spann mich ein wie ein Kokon. Schließlich versuchte ich die Augen zu öffnen. Es war wieder so, als wenn etwas mich daran hinderte. Wieso nur wollte es mir nicht gelingen? Ich setzte alles daran gegen den Widerstand anzukommen und spürte wie meine Augenlider begannen zu zittern. Vielleicht würde ich es kleines Stück hinbekommen, nur einen Millimeter, das würde für den Anfang vollkommen reichen.

„Dakaria....Dakaria, hab dich...“ Ich erschrak und fiel regelrecht aus dem Schatten hinaus, genau auf den Boden meines Zimmers, wo ich mich zusammen kauerte. Die Schmerzen begannen sich wieder in meinem Körper auszubreiten, doch machte mir die eben gehörte Stimme bei weitem mehr Sorge. Sie klang unheimlich, tief und zugleich anziehend. Wer das wohl gewesen war? Und nach wem hatte er gesucht? Nach einer Dakaria, aber wer war das und wieso konnte ich ihn hören? So etwas war mir während aller anderen Übungen nie widerfahren, oder lag es daran, dass sonst immer Alucard mit in der Nähe war? Sollte ich ihn hiernach fragen? Doch würde er dann wissen, dass ich heimlich geübt habe und das gegen seiner Anordnung. Nein, ich sollte es für mich behalten. Sollten wir aus welchem Grund auch immer, vor Donnerstag Abend noch einmal diese Übung durch nehmen, würde ich so tun als sei mir das eben gerade da erst widerfahren und würde ihn fragen.Mit schmerzenden Gliedern stand ich auf und schleppte mich gerade so zum Tisch, an welchen ich mich setzte und die restliche Flasche leer trank und dieses mal ohne es mir vorher ins Glas zu kippen. Anschließend schaffte ich es ins Bett und schloss die Augen. Die Müdigkeit hieß ich willkommen und war binnen weniger Sekunden eingeschlafen.
 

Ein Gefühl des Fallens kam über mich und ich schreckte aus dem Schlaf auf. Meine Bluse war durchgeschwitzt und ein Muskelkater jagte durch meine Beine. Ich musste mich aus dem Bett rollen und landete mit dem Gesicht voran auf dem Boden. Anschließend stemmte ich mich mit den Armen nach oben und konnte einigermaßen stehen. Das Gefühl verschwand nach und nach, bis nichts mehr davon übrig war und es mir so vorkam, als hätte ich es mir nur eingebildet. Selbst mein Gleichgewicht hatte ich schnell wieder gefunden und taumelte nicht mehr umher. War das vielleicht durch die Überanstrengung gekommen? Ich hoffte, dass nichts anderes dafür verantwortlich war. Endlich schaffte ich es den Blick auf die Uhr zu richten. Kurz vor neun Uhr Morgens. Eine gefühlte Ewigkeit war ich schon nicht mehr so früh aufgestanden. Obwohl man das eben wohl kaum als aufstehen definieren konnte. Nochmal mich hinlegen wollte ich nicht und ging daher lieber schnell ins Bad. Die kalte Dusche tat wunder und anschließend zog ich eine schwarze Jogginghose und dazu ein schwarzes Top über. Ich hatte gerade keinen Nerv für etwas anderes und zudem war es noch nicht Abends. Ich konnte mich dann noch immer entsprechend umziehen. Doch was sollte ich nun mit dem angefangenen Morgen machen? Mich noch mal hinlegen? Nein, dafür war ich zu munter. Ich ging nach oben und suchte das Zimmer auf, wo ich mich des öfteren aufgehalten hatte, setzte mich dort auf das Sofa und schaltete den Fernseher an. Leider lief an einem Montag morgen so gut wie nichts vernünftiges im Programm und irgendwann blieb ich auf einem Sender hängen, der irgendwelche BBC Reportagen wiederholte. Nur noch vier Tage, sagte ich zu mir selber um einen Kollaps zu vermeiden, der sich heranzuschleichen schien. Ich war bestimmt schon viel zu lange hier drinnen eingesperrt, das war wohl auch der Grund für das eben erlebte gewesen. Dies redete ich mir zumindest ein. Die Zeit wollte nicht wirklich verstreichen, doch was sollte ich anderes machen? Ich könnte wieder runter gehen und weiter lesen, doch darauf hatte ich noch weniger Lust. Mein Blick ging zur Seite und zu einem Fenster hin. Der Himmel war heute mit Wolken überzogen. Ich stand auf und öffnete das Fenster, atmete den Geruch vom Regen ein. Es nieselte und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ich mochte den Geruch. Schließlich schloss ich das Fenster aber wieder und stand unschlüssig vor dem Sofa. Dann aber schaltete ich den Fernseher aus und verließ das Zimmer wieder. Es war ein reges treiben auf den Fluren. Viel mehr als sonst immer, was wohl daran lag, dass ich sonst nichts Morgens hier herum lief. Ich begegnete Leuten, die ich vorher nicht kannte und welche mich nicht zu kennen schienen. Sie grüßten mich und gingen nicht vermehrt auf Abstand. Es fühlte sich besser an, ich fühlte mich dadurch besser.
 

Schließlich stand ich vor er Eingangstür. Meine Hand bereits auf dem Türgriff, als sich eine andere auf diese legte. Sofort zuckte ich zusammen. „Es ist früh am Morgen und du solltest schlafen.“

„Ich konnte nicht mehr und außerdem geht es dich nichts an!“ Ich nahm meine Hand vom Türgriff und ging zur Seite um mich danach umzudrehen. „Wieso bist du eigentlich schon wach, Alucard?“ Hatte ich gehofft er würde schlafen und mich in ruhe lassen. „Habe ich überhaupt geschlafen?“

„Woher soll ich das wissen? Ist ja nicht so, das ich heimlich in dein Zimmer gehe und nach sehe.“ Die Arme verschränkte ich vor der Brust. „Geh wieder schlafen, ich werde dich heute Abend wecken.“

„Ich bin jetzt schon wach! Und außerdem muss ich nicht von dir geweckt werden! Lieber würde ich es finden, wenn du nicht immer ins Zimmer kommst!“ Seufzend rieb ich mir über die Nasenwurzel und sah danach zur Tür. „Ich muss hier einfach raus, Alucard. Die decke fällt mir sonst noch auf den Kopf.“

„Nicht jetzt. Deine Zeit wird kommen.“

„Meine Zeit ist bereits da! Ich bin doch kein kleines Schoßhündchen, das man einsperren kann, bis man beschließt mit ihm Gassi zu gehen! Verdammt nochmal!“ Jetzt stampfte ich sogar mit dem Fuß auf vor Wut. Er wollte etwas sagen, doch wurden wir unterbrochen als ein paar der Hausangestellten am Treppenrand stehen blieben und zu uns sahen. „Unsere Unterhaltung führen wir an einem anderen Ort weiter.“

„Sehr gerne und zwar draußen. Ich brauche dringend frische Luft.“ Dieses mal hielt er mich nicht auf, doch folgte er mir auch. Wieso nur konnte er Sonnenlicht ertragen? Hätte er nicht genau wie Sera nur in der Dunkelheit und des Nachts umher gehen können? Na gut, wirklich Sonne war auch gerade nicht, dank der Wolken. Dennoch. Wieso musste er am Tage herum laufen? Das Gesicht streckte ich nach oben und ließ die Regentropfen auf mein Gesicht prasseln. Es tat so gut. Noch besser wäre es mir jedoch gegangen, wenn er nicht hinter mir gestanden hätte. Als er eine meiner Haarsträhnen berührte, sprang ich nach vorne und drehte mich wütend um. „Fass mich nicht an!“ Fauchte ich ihm entgegen und beruhigte mich dann aber wieder schnell, während er einen Käfer zwischen den Fingern hielt. „Oh.. Danke...“ Meinte ich dann nur und seufzte. Er schnipste diesen weg und lächelte mich an. „Dein Temperament ist dem deiner Mutter gleich zu setzen.“ Dafür erntete er einen finsteren Blick von mir. Ich hatte nur eine Mutter und diese war gerade in Frankreich, wo ich auch bald sein würde. Er drehte den Kopf leicht zur Seite und neigte den Kopf dabei etwas runter. „Warte hier. Ich bin gleich wieder zurück.“ Damit drehte er sich um und ging wieder rein. Wo er wohl hinging? Doch war mir das egal. Als wenn ich auf ihn warten würde! Wo dachte er nur hin? Ich drehte mich murrend um und ging einfach weiter. Die Arme verschränkte ich vor der Brust, als ich durch eine kleine Pfütze ging.

Mein Ziel war der Garten hinter dem Haus, also ging ich einmal komplett um das Herrenhaus herum. Ein schöner, langer Morgenspaziergang, könnte man meinen. Wenn man dabei nicht an den unzähligen Soldaten vorbei ging. Die wiederum sahen mir alle nach, als sei ich irgendwas undefinierbares. Irgendwann kam ich bei dem Garten an, welchen ich gestern aus dem Fenster heraus gesehen hatte. Ich betrat ihn. Die Rosen blühten und er war umzäunt von einer etwa zwei Meter hohen Hecke, an welcher sich Efeu herum rankte. Mein Ziel war die Mitte des Gartens. Hier stand eine große Statue aus weißem Stein, welcher jedoch mittlerweile einige graue Stellen aufwies. Sie zeigte eine Frau in einem langen Kleid, welches nach hinten weg eine Schleppe hatte. Der rechte Arm war ausgestreckt und auf dieser stand ein Adler. Ich mochte die Statue sehr, wischte den Regen von der Steinbank weg und setzte mich drauf. Hier waren keine anderen Menschen und ich genoss die Stille um mich herum, genau wie die frische Luft und den sanften Regen. Noch vier Tage, wiederholte ich wieder das Mantra in meinen Kopf. Obwohl mir das hier etwas fehlen wird. Es war wirklich schön hier und könnte bestimmt noch schöner sein, wenn man es etwas mehr pflegen würde. Vielleicht aber wollte man, das es älter aussah und ließ es aus diesem Grund etwas verkommen. Ich wusste es nicht und hatte auch keine Ahnung von so etwas.
 

„Ist es Euch nicht zu kalt hier draußen?“ Kurz schreckte ich zusammen, sah dann aber zu dem Butler, welcher einen dunkelblauen Schirm über mich aufgespannt hielt. „Ich finde es sehr angenehm, dennoch danke.“ Ich nahm den Schirm an und würde ihn erst mal aufgespannt lassen, solange Walter hier war. „Was machen Sie hier?“ Wollte ich dann aber wissen und begann den Griff des Schirms zwischen meinen Fingern zu drehen. „Nach Euch suchen. Ihr wart nicht in Eurem Zimmer.“ Jetzt sah ihn ihn durchdringender an. „Ich muss auch nicht ständig im Zimmer bleiben. Außerdem, guckt Ihr immer nach, ob ich im Zimmer bin?“ Wenn ja, würde ich a sofort irgendwie dafür sorgen, dass die Tür zugesperrt war. Gegen Alucard dürfte dies wenig ausrichten, gegen ihn aber bestimmt etwas. „Nein, nicht immer. Ich wollte Euch nur einen Brief bringen. Er ist heute angekommen.“ Ich sah auf den weißen Umschlag und verstand nicht. Wie kam es, das ich einen Brief erhielt? Doch dann sah ich den Absender und griff sofort danach. Er kam von meinen Eltern und nach dem Absender zu urteilen waren sie wirklich wieder in Frankreich, allerdings in Roquefort. Ich wunderte mich, was sie dort machten. Die Stadt kannte ich nur von Straßenschildern. Gerade wollte ich den Brief öffnen, sah aber wieder zu dem Butler hin. „Kann ich alleine sein?“

„Selbstverständlich, solltet Ihr etwas brauchen, sagt es mir bitte.“ Und schon ging er wieder. Ich musste etwas murren. Ihm Bescheid geben, wenn ich etwas bräuchte? So ein Unsinn. Als ich dies getan hatte, sagte er nur, er könne das nicht arrangieren und da wollte ich nur einen Rechner oder Laptop mit Internetverbindung haben. Ich öffnete den Umschlug und holte den Brief raus, öffnete diesen. Die Handschrift meiner Mutter konnte ich sofort erkennen und mir liefen dabei Tränen über die Wangen, als ich die Zeilen las. Sie schrieb, das sie mich sehr vermissen würde, genau wie mein Vater es tat und sie sich wünschte ich könnte bei ihnen sein. Doch auch, dass dies nicht mehr möglich war und ich hier bleiben sollte. Es sei das beste für mich. Eines Tages würden wir uns wieder sehen, sobald ich mit der ganzen Situation zurecht gekommen bin. Aber das wollte ich nicht! Ich wollte sofort zu ihnen zurück! Sie schrieb noch, das sie jetzt in Roquefort leben würden, da mein Vater dort von der Arbeit hin versetzt wurde. Der Brief endete nur mit den Zeilen, das ich keinen Unsinn anstellen solle und sie beide mich unendlich liebten. Ich drückte den Brief an mich ran und beugte mich nach vorne um meinen Tränen freien lauf zu lassen. Es war so unfair. Wieso konnte ich nicht bei ihnen sein? Wieso wollten sie, das ich nicht bei ihnen war? Es gab für alles eine Lösung und jene musste nicht so aussehen, das ich hier weiter gefangen war. Wussten meine Eltern das eigentlich? Sicher nicht, denn wenn hätten sie mich bestimmt doch schon von hier weg geholt. Ich hoffte das so sehr. Immerhin war ich doch kein Tier, das man einfach so weg sperren konnte, auch wenn diese verdammte Frau das am liebsten wohl getan hätte. Ich entwickelte einen richtigen Hass auf diese Frau und würde ihr wohl das nächste mal an die Kehle springen, sollte ich sie sehen. Das alles war nur ihre Schuld! Sie hätte meiner Mutter die Wahrheit sagen sollen, wie ich hier leben würde. Dann hätte meine Mutter sicher einen anderen Weg gewählt und nun saß ich hier fest.
 

„Eine jämmerliche Kreatur wie du wagt es am Tage in meinem Garten zu sitzen?“ Wenn man vom Teufel redet, dachte ich mir nur und drehte mich mit gefletschten Zähnen zu ihr um. Die Tränen hatte ich schnell weg gewischt und steckte den Brief zurück in den Umschlag. Danach stand ich auf und schob ihn in die Tasche meiner Jogginghose. „Glauben Sie eigentlich, mir macht es Spaß hier zu sein? Wenn es nach mir ging, wäre ich schon lange von hier weg! Also wenn ich ihnen nicht passe, dann lassen Sie mich doch einfach gehen!!“ Schrie ich sie an und wollte schon gehen. „Wage es nicht noch einmal so mit mir zu reden, du unwürdige und sch...“ Weiter kam sie nicht, da es mir reichte und alle Sicherungen in mir durch brannten. Ich rannte auf sie zu und wollte ihr wirklich die Kehle zerfetzen. Das war gerade mein größter Wunsch. Beinahe hätte ich es auch geschafft, doch wurde ich plötzlich festgehalten und nach oben gehoben. „Lass mich runter!! Ich bringe diese Schlampe um!! Ich werde ihr die Kehle aufreißen und sie an ihrem eigenen Blut ersticken lassen!!!“ Schrie ich immer wieder und versuchte mich zu wehren, doch konnte ich mich aus der Umklammerung nicht befreien.

„Alucard! Schaff sie weg von hier und sorge dafür, dass dies nie wieder geschieht!“

„Es wird wieder geschehen!! Jedes mal wenn ich dich sehe, werde ich dich versuchen umzubringen!!“ Schrie ich ihr nach und kratzte über den Arm, welcher mich festhielt. „Lass mich endlich los!!“ Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich endlich beruhigt hatte und wieder etwas runter kam. Ich stemmte mich nicht mehr gegen die Arme, welche mich umschlingen, sondern lehnte mich dort rein. „Wieder beruhigt?“ Alucards Stimme, ich seufzte und nickte anschließend. „Ja. Ich glaube schon.“ Jetzt endlich ließ er von mir ab und ich fiel dabei ein wenig nach vorne, konnte mich aber schnell fangen und drehte mich zu ihm um. Mein Blick fiel auf seinen Arm, welcher blutete. Ich sah hin, doch im Gegensatz zu sonst immer, überkam mich keinerlei Faszination davon. Ich schüttelte den Gedanken ab und sah hoch zu seinem Gesicht. Seine Brille war kaputt und verbogen. Er nahm sie vom Gesicht, zerdrückte das Gestell in der Hand und lies sie auf den Boden fallen. „Was war in dich gefahren? Solch eine Kraft hätte ich beim Training lieber gesehen.“ Ein Lächeln auf seinen Lippen und ich musste die Hände zu Fäusten ballen. „Diese verdammte Frau macht mich einfach so wütend! Verdammt nochmal, wenn sie mich nicht leiden kann, obwohl sie mich nicht mal kennt!! Dann soll sie mich gefälligst weg lassen! Ich hab sie nicht gebeten hier zu bleiben! Ganz im Gegenteil sogar!!“

„Nein, ich hatte sie gebeten dich hier zu behalten.“ Erst wollte ich noch etwas sagen, doch dann schwieg ich und sah voller entsetzen zu Alucard. Was hatte er eben gesagt?

„Weil du dich in diesem Zustand am besten konzentrieren kannst. Versuch es einfach, Kathrin.“ Mit diesen Worten stand er auf und ging. „Das Training ist für heute Nacht beendet, aber vergiss nicht die Bücher fertig zu lesen.“ Meine Widerworte behielt ich heute für mich und schloss die Augen.



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