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Chaos um Sanae

Was wäre, wenn...
von

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May I introduce you...?

Disclaimer:

Na ja Leute, ich bleibe standhaft dabei: Nichts gehört mir, bis auf die Idee zu dieser Story... Aber das ist ja auch schon was... Dafür gehört Henris Charakter ganz allein mir, der ist auf meinem Mist gewachsen und sowohl Lob als auch Kritik gehen einzig und allein an mich...
 


 

„Und was soll ich nun tun? Soll ich zu Tsubasa gehen und mit ihm reden? Oder soll ich es lassen? Kalle, das war keine Antwort auf meine Frage.“
 

„Weißt du wie viel Sterne über Nacht verglühen, weißt du wie viel rote Rosen all zu schnell verblühen? Weißt du wie viel Zeit, man einfach nur vergeudet und vertreibt, sie kommt nie zurück, drum kümmere dich um die, die dir noch bleibt. Nutze deine Chancen Sanae und ergreife dein Glück mit beiden Händen, wenn Tsubasa wirklich derjenige ist, den du willst und von dem du dein ganzes Leben lang geträumt hast. Du hast es dir verdient glücklich zu sein, aber verschwende deine Zeit nicht, denk an Marie, wir haben nicht so viel davon, denn keiner kann uns sagen, wann wir nicht mehr in der Lage dazu sein werden, unser Leben so zu leben, wie wir es gerne wollen.“
 

Schweigsam sah Sanae Schneider an. Er hatte seine Augen geschlossen und schien gar nicht so recht anwesend zu sein. Seine Gedanken waren auf jeden Fall irgendwo anders und Sanae konnte mit seinem Rat im ersten Augeblick nicht wirklich viel anfangen.

Ja, sie hatte keine Zeit zu verschwenden und sie sollte ihr Glück ergreifen, aber in diesem Moment wusste sie doch noch nicht einmal, was denn nun ihr wirkliches Glück war.
 

Instinktiv wusste Sanae, dass sie Schneiders Villa verlassen musste, damit sie endlich eine lange fällige Entscheidung treffen konnte. Sie hatte alle lange genug zum Narren gehalten, jetzt war es an der Zeit Nägel mit Köpfen zu machen. Wollte sie um Tsubasa kämpfen oder wollte sie ihr Leben ohne ihn in den Griff bekommen? Sie konnte nicht jedes Mal, wenn es um ihn ging, so reagieren, wie sie heute reagiert hatte. Ja, er brachte sie durcheinander, verwirrte sie und seine Taten und Worte widersprachen sich, aber nichts desto trotz, war es ihre Entscheidung, ob sie all das mit sich machen ließ.
 

„Es liegt in meiner Hand.“
 

Leise murmelte Sanae vor sich hin, als sie die Tür zu Genzos Haus aufschloss. Sie ahnte, dass er noch nicht wieder zu Hause war um ihr noch mehr Zeit und Ruhe für sich selbst zu geben und dafür war sie ihm unheimlich dankbar. In den letzten Wochen war Genzo Wakabayashi ihr ein unendlich guter Freund gewesen, den sie auf keinen Fall mehr missen mochte. Er war nicht wie Jun, oder vielleicht war Jun Misugi auch nicht wie er, aber sie hatten beide auf ihre Art und Weise ihrem Leben einen Halt geben, als alles andere in sich zusammen zu fallen schien. Jun war da gewesen, als Tsubasa Japan verlassen hatte und sie, Sanae, nur noch ein Häufchen aus Elend und Tränen gewesen war, unfähig sich daran zu gewöhnen, dass sie ihn jetzt nicht mehr jeden Tag würde sehen können und Genzo hatte ihr während der gesamten Zeit in Deutschland die Hand gehalten. Er hatte ihr zur Seite gestanden und sie angelächelt. Ein Lächeln, das verband, ein Lächeln, das befreite. Er hatte durch ihre manchmal heitere Fassade direkt in ihr Herz geblickt und verstanden, was sie dort tief drin für einen Kummer verbarg. Wahrscheinlich hatten sowohl er, als auch Jun die Narben gesehen, die Tsubasa im Laufe der Jahre dort unabsichtlich hinterlassen hatte. Sie hatten sie gesehen und verstanden, dass man an diesen Wunden nicht rührte, denn wenn sie sich wieder öffnen sollten, so wäre alle der Schmerz wieder da, den Sanae so mühselig in eine dunkle Ecke ihres Herzens verbannt hatte. Er wäre wieder da und würde ihr Leben erneut auf den Kopf stellen, sie erneut in ein dunkles Loch hineinziehen, dessen Boden sie lieber nicht näher erforschen wollte. Jun, Genzo und sicherlich auch Karl-Heinz hatten in ihr Herz geschaut, es gelesen und verstanden. Solche Freunde sollten ihr mehr bedeuten als eine Liebe, die ihr bisher mehr Herzensleid gebracht hatte, als alles andere. Aber seit wann waren Gefühle schon rational?
 

Es war zum verrückt werden. Da küsste Tsubasa sie sanft und leidenschaftlich zugleich, nur um alles mit einem Brief dann wieder zu zerstören. Er war ein Meister darin aufgebaute Hoffnung fatal wieder in sich einstürzen zu lassen. Das konnte er wirklich und wahrheftig fast so gut wie Fußballs spielen und das sollte bei ihm schon etwas heißen. Sanae behauptete ja nicht, dass er es absichtlich tat, aber immer, wenn sie sich sahen, schaffte er es, ihr wieder Hoffnung und Vertrauen in eine gemeinsame Zukunft zu geben und immer brachte er es auch am Ende fertig, sie wieder wie ein gottverdammtes Kartenhaus in sich einstürzen zu lassen. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ihre Hoffnung und ihr Vertrauen mit der Zeit und den vielen Enttäuschungen immer wackliger und zerbrechlicher geworden war- wie ein Kartenhaus. Früher, am Anfang ihrer Beziehung, hätte sie nur auf den Kuss beharrt und den Brief komplett ausgeblendet oder ihn sich so zurecht gedreht, dass er in ihr Weltbild passte, aber mittlerweile war viel Zeit vergangen, Sanae war älter und erfahrener geworden und die Welt war nicht mehr nur schwarz-weiß für sie. Es gab so viel grau und irgendwie schien ihre Beziehung zu Tsubasa immer irgendwo in diesem Graubreich zu sein, niemals nur schwarz oder nur weiß, immer irgendwo im nirgendwo.
 

Schweigend taperte Sanae durchs Haus und versuchte eine Lösung für ihre Probleme zu finden. Ihr Herz und ihr Kopf drängten sie in unterschiedliche Richtungen, sie zerrissen sie innerlich und versuchten sie zu einem Weg zu zwingen und keinen der beiden war sie bereit zu gehen. Sie konnte sich nicht, wie ihr Kopf es von ihr verlangte, komplett von Tsubasa lossagen, sie konnte ihn nicht komplett auch ihrem Leben verbannen, das war unmöglich und ihr Herz schrie laut auf bei dem bloßen Gedanken an ein Leben ohne sein manchmal spitzbübisches, leicht verlegenes Lächeln, aber sie konnte auch nicht tun, was ihr Herz ihr sagte: Sie konnte ihm nicht all den Schmerz einfach so vergeben, zu ihm nach Barcelona fliegen und ihn anflehen sie zu lieben. Sanae konnte nicht um seine Liebe flehen, das wollte sie auch nicht. Liebe war zumindest für Sanae nichts, was man erflehte, man bekam und gab sie freiwillig. Aus ganzem Herzen und mit ganzer Seele, bedingungslos und ohne Einschränkungen. Und wieder argumentierte ihr Kopf, dass ihr „will nicht“ nur Trotz war. Ein Trotz, der ihr vielleicht die Liebe ihres Lebens wegnahm. Aber Sanae wusste, dass sie ihm nicht ihr Herz offen vor die Füße legen konnte, auf dass er es vielleicht unabsichtlich zertrat. So viel Mut und so viel Wahnsinn besaß sie nicht in all ihren Knochen zusammen. Sie hatte dafür einfach viel zu viel Angst. Ein gebranntes Kind scheute das Feuer, war es nicht schon immer so gewesen?
 

Taro und Tsubasa standen noch zusammen in der Abflughalle des Flughafens und warteten auf ihren Aufruf. Tsubasa war noch vollkommen in Gedanken, in Gedanken an Sanae, den Brief und den Kuss, so dass er Taros Worten nur am Rande folgte.
 

„Sag mal Tsubasa, hörst du mir überhaupt zu?“
 

Tsubasa schreckte bei diesen Worten aus seinen Gedanken hoch und sah zu seinem alten Freund. Taro konnte sich ein Grinsen kaum noch verkneifen, da er genau wusste, woran Tsubasa die ganze Zeit gedacht hatte, als er wie ein Schlafwandler auf die Rollbahn gesehen hatte.
 

„Ich habe keine Ahnung, was du mir eben erzählt hast, Taro.“
 

„Macht nichts, das habe ich mir nämlich schon fast gedacht. So konzentriert wie du aus dem Fenster geschaut hast. Deine Gedanken waren doch bestimmt bei Sanae, oder?“
 

Wortlos nickte Tsubasa, er wollte mit Taro nicht über Sanae sprechen. Zumindest nicht jetzt, es gab einfach zu viele Fragen, auf die er noch keine Antwort hatte. So vieles, was noch schief gehen konnte. Außerdem hatte er sie geküsst, verdammt noch mal. Er wusste ja selbst nicht, was ihm in diesem Augenblick geritten hatte, aber es hatte sich so verdammt gut und so verdammt richtig angefühlt. Er war seinen Instinkten gefolgt und wahrscheinlich hatte ihn nur sein schneller Abgang vor einer schallenden Ohrfeige und wüsten Beschimpfungen gerettet. Denn Sanae war bestimmt keine Frau, die sich einfach so von Hinz und Kunz küssen ließ, auch wenn sie sich schon Jahre kannten und schon fast eben so lange gute Freunde waren. Es gab Grenzen, die man einfach nicht überschritt und er hatte sich ihnen widersetzt. Jetzt konnte er nur hoffen, dass der Brief, den er mit Pascal zusammen verfasst hatte, alles wieder gerade bog und sie ihm den Kuss verzieh. Obgleich Tsubasa sich nicht wirklich dafür entschuldigen wollte, denn er hatte sich einfach richtig angefühlt.
 

Neben Pascal saß Tsubasa in der großen Lufthansa Maschine. Er hatte einen Fensterplatz gewollt, damit er in aller Ruhe nachdenken konnte, aber Alan Pascal hatte nicht die Absicht, ihm Ruhe und frieden auf dem zweistündigen Flug zu gönnen.
 

„Sag mal Tsubasa, was war das eigentlich vorhin in der Abflughalle mit Sanae?“
 

Tsubasa versuchte den ahnungslosen zu spielen und stellte sich im ersten Augenblick auf taub, besann sich dann aber eines Besseren und antwortete etwas mürrisch, weil er über dieses Thema gerade garantiert nicht reden wollte.
 

„Ich weiß nicht, was du meinst. Ich habe mich von ihr verabschiedet und ihr den Brief gegeben, genauso, wie du es mir geraten hast.“
 

„Ich habe dir aber bestimmt nicht geraten sie so leidenschaftlich zu küssen, als gäbe es kein morgen. An diesen Satz könnte ich mich erinnern.“
 

Tsubasa wollte sich mit dem jungen Argentinier nicht streiten, aber auf ein weiteres Kreuzverhör wie eben mit Taro hatte er auch keine Lust. Warum musste sich auch alle Welt in seine Angelegenheiten einmischen? Konnte er nicht einfach einmal machen, was er dachte?
 

„Nein, ich habe einfach das gemacht, was mir in diesem Moment am sinnvollsten erschien. Punkt.“
 

„Und das war sie zu küssen?“
 

„Ja.“
 

Pascal sah nun ebenfalls nachdenklich aus dem Fenster und einige Minuten verstrichen ohne das einer der beiden den Mund aufmachte, Tsubasa hoffte schon fast, dass die Angelegenheit damit für Pascal erledigt wäre, aber dann sprach er doch weiter, sein Ton diesmal etwas zögerlicher.
 

„Wenn das für dich sinnvoll ist, dann möchte ich nicht als Frau an deiner Seite sein.“
 

„Warum nicht?“
 

Tsubasa war verwirrt. Was hatte das eine so wirklich mit dem anderen zu tun? Verlor Pascal jetzt langsam aber sicher den Verstand? Oder war das nur mal wieder seine etwas verquere Logik?
 

„Na ganz einfach: Ich könnte mir als Frau an deiner Seite nie sicher sein, ob du mir auch treu wärest. Ich müsste immer Angst haben und könnte dir nicht trauen. Und wie Juan und Sanae uns schon auf der Tanzfläche gezeigt haben, kann es keine wahre Liebe ohne Vertrauen geben.“
 

„Ich würde meine Frau niemals betrügen.“
 

„Und deine Freundin?“
 

„Die auch nicht, wenn ich mein Herz einmal verschenkt habe, dann bin ich treu, Alan, das solltest du doch mittlerweile eigentlich wissen, dass ich nicht irgendwo herum schlafe, wenn ich mit einer Frau zusammen bin, das hat sie nicht verdient.“
 

„Nein, das hat sie nicht. Aber du schläfst ja auch nicht wild herum, du hast bisher nur fremd geküsst, aber so wie es ausgesehen hat, könnte da durchaus auch noch mehr sein.“
 

„Wovon redest du verdammt noch mal, Alan?“
 

Pascal lachte trocken auf. Sein Freund schien den Wink mit dem Zaunpfahl wirklich nicht zu verstehen. Sanae Nakazawa hatte augenscheinlich alles andere aus seinem Hirn verdrängt.
 

„Ich rede von Elena del Carmen, deiner Freundin in Barcelona, die sehnsüchtig auf deiner Rückkehr wartet. Klingelt da was? Zur Erinnerung, sie ist fast ein Meter achtzig groß, lange schwarze Haare, braungebrannte Haut, endlos lange Beine, schwarze, feurige Augen. Von Beruf Model und seit mehr als vier Monaten deine ständige Begleiterin, auch wenn die Presse von eurer Liaison noch nicht mitbekommen hat.“
 

Jetzt wusste Tsubasa, was Alan meinte. Oder eher, wen er meinte. Während seines kurzen Aufenthaltes in Bremen hatte er nicht einen Augenblick an Elena gedacht. Nicht eine Sekunde. Er hatte sogar vergessen Bescheid zu sagen, dass er gut angekommen war. Dabei waren die beiden wirklich schon seit fast vier Monaten mehr oder weniger ein Paar. Sicher, er hatte ihr noch nicht die drei kleinen Worte zugeflüstert und sie hatten nie wirklich darüber gesprochen, aber sie verbrachten viele Nächte gemeinsam, gingen zusammen aus, sie kam zu seinen Fußballspielen und er ging hin- und wieder zu ihren Modenschauen, wenn sie in Barcelona waren. Ja, für alle Außenstehenden mochte es so aussehen, als wären sie ein Paar und Tsubasa hatte das Gefühl, dass Elena es bestimmt genauso sah. Und sie würde über die Sache mit Sanae, den Kuss, bestimmt nicht erfreut sein.
 

„Ähm, Alan, nun ja, ich wäre dir sehr dankbar, wenn ähm... nun ja...“
 

„Du wärst mir sehr dankbar, wenn ich deinen Kuss mit Sanae und alles andere, was in Bremen geschehen ist, besser für mich behielte und Elena nichts davon erzählen würde.“
 

„Ja, so kann man das sagen.“
 

Alan überlegte einen Moment. Sicherlich war in Bremen nichts weltbewegendes passiert, was Elena zu großen Eifersuchtsszenen Anlass geben würde, aber das Temperament spanischer Frauen war nicht umsonst berühmt-berüchtigt und er wollte seinem Freund nicht unnötig ärger machen. Aber andererseits war Pascal sich fast sicher, dass zwischen Tsubasa und Sanae mehr lief, als sie beide wahr haben wollten. Er konnte zumindest für Tsubasa definitiv sagen, dass da tiefere Gefühle im Spiel waren, auch wenn er es sich selbst noch nicht bewusst war. Und auf Sanaes Seite konnte er auch schon fast schwören etwas ähnliches beobachtet zu haben. Wenn sich zwischen den beiden mehr entwickelte, dann würde Tsubasa mit Elena bestimmt Schluss machen und dann wollte er gewiss nicht in der Nähe sein.
 

„Ich werde meinen Mund halten, Tsubasa, aber sobald zwischen euch beiden mehr passiert, sei bitte so ehrlich und mach reinen Tisch, sonst bleiben mehr gebrochene Herzen zurück als nötig.“
 

Tsubasa und Alan sahen sich in die Augen und es verging ein Moment tiefsten Verständnisses, bis Tsubasa zustimmend nickte.
 

„Ich werde aufpassen Pascal, sowohl auf Elena als auch auf Sanae.“
 

Sanae wurde von der Haustürklingel aus ihren Gedanken gerissen. Mit einem noch immer leicht verheulten Gesicht schlich sie zur Haustür und lugte durch den Spion. Sie hielt nichts von Genzos moderner Kameratechnik, der gute, alte Spion tat seinen Dienst für Sanae immer noch wunderbar.
 

Vor der Tür wartete eine junge Frau mit dunkelblondem, leicht lockigem Haar. Ein schwarzer Mantel reichte ihr bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel und soweit Sanae schauen konnte trug sie eine blaue Jeans und schwarze Stiefel. Sie ähnelte keinem der vielen Groupies und Modepüppchen, die Sanae innerhalb der letzten Wochen nur zu häufig gesehen hatte. Sie wirkte eher freundlich und vertrauenserweckend, so dass Sanae ohne weiter nachzudenken auch schon die Tür öffnete.
 

„Hallo, wie kann ich ihnen helfen?“
 

Die junge Frau starrte Sanae überrascht und ein wenig verlegen an. Vor ihr stand definitiv eine junge Japanerin, aber was hatte sie auch anderes erwartet, schließlich gehörte dieses Haus auch einem Japaner und Genzo Wakabayashi hatte öfter Besuch aus seiner Heimat da, es gab also keinen Grund nervös zu werden. Absolut keinen Grund unruhig auf den Absätzen hin- und her zu schwanken. Nein, wenn die junge Frau ehrlich mit sich war, war das natürlich gelogen. Es gab allen Grund unruhig, nervös und auch ein wenig enttäuscht zu sein, auch wenn sie es niemals gezeigt hätte. Genzo hatte selten bis nie Besuch aus seinem früheren Heimatland und sie hatte noch nie eine Frau bei ihm gesehen, die sich augenscheinlich so heimisch fühlte. Vor allen Dingen keine östliche Schönheit, die zwar im Augenblick ein klein wenig derangiert und traurig aussah, aber sonst absolut traumhaft aussehen musste, zumindest im Vergleich mit ihr. Sie war zwar etwas kleiner als sie selbst, aber ihr braunes, langes Haar fiel ihr weich über den Rücken und ihre Figur war zart und fast schon fragil. Sie ähnelte eine gütigen Elfe, befand sie. Ihre weiße, makellose Haut und die mandelförmigen, braunen Augen ließen sie exotisch hübsch aussehen und der rote Mund setzte nur den letzten Akzent. Eine wahre Exotin stand vor ihr, soviel stand fest und sie beneidete die junge Frau um ihr Aussehen, auch wenn sie sonst immer sehr zufrieden mit sich gewesen war. Solch ein Aussehen war einfach außerhalb ihrer Möglichkeiten. Möglicherweise hatte sie während ihrer Abwesenheit doch einiges mehr verpasst, als sie erwartet hatte.
 

Sanae wiederum besah sich die junge Frau ebenso genauer und wusste nicht so recht, was sie denken sollte. Sie war ungefähr einen Kopf größer als sie, auch wenn die Stiefel einen hohen Absatz hatten, war sicher, dass sie Sanae problemlos überragte. Ihr Gesicht war leicht rundlich und die Stirn war gerunzelt, aber ihre meerblauen Augen schienen von innen aus fröhlich zu strahlen. Ihre Nase war gerade, ihre Wangen wunderschön leicht gerötet und sie hatte volle, dunkle rote Lippen, denen nicht mit teurem Lippenstift oder gar Botox nachgeholfen worden war. Sie sah aus wie das sprühende Leben, so vital und lebensfroh, wie Sanae durch ihre japanischen Züge niemals würde aussehen können. Unter ihrem Mantel konnte sie die Konturen einer recht üppigen Figur erkennen mit Kurven genau an den richtigen Stellen, so wie Männer es mögen mussten und ihre Beine wirkten durch die Stiefel so unendlich lang und graziös. Irgendwie beneidete Sanae die junge Frau vor sich, die nur so vor Selbstvertrauen zu sprühen schien.
 

Beide Damen konnten ja nicht wissen, dass sie sich während der Musterung gegenseitig beneideten und wünschten so auszusehen, wie die jeweils andere. So war die weibliche Psyche nun einmal angelegt, man wollte immer genau so sein, wie man nicht sein konnte.
 

„Hey, ich wollte eigentlich zu Genzo Wakabayashi, aber wenn ich störe komme ich gern später noch einmal wieder.“
 

„Nein, nein, du störst überhaupt nicht. Aber komm doch rein. Genzo ist leider gerade nicht zu Hause, aber ich gehe davon aus, dass er nicht mehr lange wegbleibt. Schließlich ist bald Essenszeit und Genzo verpasst normalerweise selten eine Mahlzeit, auch wenn man es ihm als Profi nicht ansieht.“
 

Sanae geleitete die junge Frau ins Wohnzimmer und setzte sich selbst in ihren Lieblingssessel. Seit drei Wochen war Sanae nun schon hier bei Genzo zu Hause, aber seiner Einrichtung konnte sie größtenteils immer noch nichts abgewinnen. Sie war ihr einfach etwas zu kühl, zu modern und bei weitem zu unpersönlich. Nirgendwo hingen Fotos ihrer gemeinsamen Zeit, außer natürlich im Schlafzimmer, aber das betrat Sanae selten und auch da hingen nur vereinzelt welche. Er hatte keine Bilder aufgehängt und die Wände waren fast durchgehend weiß gestrichen. Es erschien ihr einfach nicht wohnlich in diesem architektonisch Meisterwerk, das wunderbar gebaut und geschnitten war, aber jedwede Liebe und Wärme vermissen ließ, die Sanae sich von ihrem eigenen Zuhause versprach. Ihre kleine, etwas zu voll gestellte Wohnung in Japan bot mehr Wärme und Geborgenheit als Genzos schöner Klotz. Nur in diesem Sessel hatte sie sich von Anfang an verliebt. Die wahrscheinlich selbst gemachte Steppdecke aus verschiedenen Mustern und Stoffstücken und überhaupt die Bequemlichkeit. Das war ihr Sessel geworden und Genzo hatte nur geheimnisvoll gegrinst und etwas leise vor sich hin gemurmelt was klang wie: Frauen...
 

Es schmerzte sie zu sehen, wie gut sich die junge Japanerin anscheinend in diesem Haus und in Genzos Leben auskannte. Sie war nur vier Wochen weg gewesen und schon hatte Genzo eine Frau gefunden und sie war bei ihm eingezogen. Alle Achtung, der Herr legte ein Tempo vor, das sie ihm nicht zugetraut hätte. Bisher war er ihr immer eher schüchtern und zurückhaltend vorgekommen, vielmehr ein Mann, der erst überlegte und dann handelte, aber entweder hatte er dieses Prinzip für die Liebe auf den ersten Blick über Bord geworfen oder die beiden kannten sich schon länger, was wahrscheinlicher war. So oder so hatte sie an diesem Ort wohl eher nichts mehr zu suchen. Selbst ihr Sessel schien jetzt dieser Frau zu gehören, auch wenn Genzo ihr einmal scherzeshalber versprochen hatte, dass dieser Platz immer ihr gehören würde. Ja, so konnte man sich irren. Innerhalb von nur einem Monat hatte sich hier augenscheinlich eine Menge verändert.
 

„Ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Sanae Nakazawa.“
 

Sanae hielt ihr freundlich die Hand hin und sie schüttelte sie ebenso freundlich: Sie wusste, dass es jetzt an ihr war sich vorzustellen, aber es fiel ihr schwer. Im Grunde genommen musste sie eigentlich die andere Frau, Sanae, die gerade in ihrem Sessel saß, verabscheuen oder zumindest nicht mögen, aber irgendwie kam sie nicht umhin zu lächeln und den Gruß ehrlich und herzhaft zu erwidern.
 

„Hallo Sanae, ich bin Henriette, aber alle nennen mich nur Henri. Ist kürzer und bei weitem nicht so pompös.“
 

Sanae lachte auf. Die Frau gefiel ihr. Sie hatte so eine lockere, ungezwungene Art auf die Menschen zu zugehen und Sanae fragte sich, woher Genzo sie wohl kannte und warum er bisher noch nie über sie gesprochen hatte. Er hatte innerhalb der letzten Wochen über viele andere Menschen gesprochen, die Sanae nicht im geringsten interessierten, aber diese Henriette hätte sie schon brennend interessiert, sie schien so freundlich und offen zu sein. Völlig unkompliziert.
 

Einen Augenblick schwiegen beide und sahen sich nur an. Es war nicht direkt unangenehm, aber man konnte spüren, dass keine der beiden so richtig wusste, was sie sagen sollte. Keine war sich sicher, was an dieser Stelle wohl angebracht war.
 

„Du bist dann wohl Genzos Freundin.“
 

Es war keine Frage von Henriette, es war mehr eine Feststellung und Sanae nickte nur etwas betreten. Sie und Genzo kannten sich immerhin schon sehr, sehr lange und sie konnte getrost sagen, dass sie eine Freundin von Genzo war.
 

„Ja, ich denke, dass man das so sagen könnte. Wir kennen uns immerhin schon seit mehreren Jahren.“
 

Nun wusste Henri auch, warum Genzo sich so schnell entschlossen hatte: Er kannte sie schon länger und sein Entschluss war somit ganz und gar nicht spontan. Und damit musste sie sich auch nicht mehr wundern, denn Genzos Freundin war hübsch, nett und schien ihn wirklich sehr zu mögen, auch wenn sie auf den ersten Blick etwas schüchtern und zurückhaltend erschien, aber das war ja nichts schlechtes, im Umgang mit der Presse mochte es sogar vorteilhaft sein. Henriette seufze. Das machte die Sache nicht leichter.
 

„Dann gratuliere ich aber. Genzo war schon lange auf der Suche nach der Frau seines Lebens und hat sie bisher aber nicht gefunden. Anscheinend hat sich das jetzt geändert, wo du bei ihm bist.“
 

Im ersten Augenblick war Sanae zu perplex um überhaupt irgendetwas zu sagen. Hatte Henriette sie etwa gerade als Genzos „Frau seines Lebens“ bezeichnet? Sanae Nakazawa war sicherlich vieles, aber nicht die Frau des Lebens für Genzo Wakabayashi. Da hatte Henriette aber etwas derbe missverstanden, das konnte Sanae so nicht stehen lassen. Vielleicht wirkte sie auch deswegen etwas deprimiert, weil sie dachte, dass Genzo eine feste Freundin hatte.
 

„Nein, nein, Henriette, warte, nicht so schnell. Ich glaube du hast da falsche Schlüsse gezogen. Ja, Genzo und ich kennen uns seit unserer Kindheit und wir sind auch seitdem locker befreundet. Und ja, ich wohne seit drei Wochen hier, aber ich bin nicht die Frau seines Lebens, geschweige denn irgendwie romantisch an ihm interessiert. Und er auch nicht an mir. Nicht, dass du da irgendetwas missverstehst, das wäre mir furchtbar peinlich.“
 

Überrascht sah Henriette Sanae an.
 

„Ihr seid also nicht-“
 

Henriette sprach nicht weiter, aber Sanae konnte sich natürlich denken, was die junge Blondine meinte. Und diese Frage konnte sie ausnahmsweise einmal sicher und guten Gewissens verneinen. Sie und Genzo waren bestimmt kein Paar. Und würden wohl auch nie eines werden, was man aber anscheinend nicht von Henriette und Genzo behaupten konnte, denn sie schien einer Beziehung nicht abgeneigt zu sein, so wie Sanae ihr Verhalten interpretierte.
 

„Nein, wir sind nicht zusammen. Ich bin seit drei Wochen hier in Bremen und arbeite an der hiesigen Uniklinik und für den SV Werder Bremen, aber mehr auch nicht. Meine Unterbringung war so katastrophal, das er mich hier aufgenommen hat. Mehr aber auch nicht. Auch wenn die Zeitungen das erst anders interpretiert hatten, wir sind nur Freunde, nicht mehr.“
 

Henriette atmete fast unmerklich auf, aber Sanae entging es trotzdem nicht, so dass sie ganz unschuldig nachfragte.
 

„Diese Nachricht scheint dich ja sehr zu freuen. Bist du etwa in Genzo verliebt?“
 

„Ja, ich meine nein. Ach eigentlich weiß ich es nicht so genau. Es ist alles so furchtbar kompliziert, falls du verstehst, was ich meine.“
 

Oh ja, Sanae verstand so einiges von komplizierten Situationen und noch komplexeren Beziehungen, die im Grunde genommen noch gar keine waren, aber schon Probleme brachten wie eine. Irgendwie kam Sanae sich sogar vor, als hätte sie diese ausweglosen, zum Verrückt werdenden Situationen erfunden
 

„Glaub mir Henriette, wenn es um komplizierte Beziehungen geht, weiß ich ganz genau, was du meinst.“
 

„Wirklich?“
 

„Ja, definitiv. Man könnte sogar sagen, dass ich sie erfunden habe, so kompliziert und ausweglos sind meine Beziehungen.“
 

Einen Moment schwiegen wieder beide und dachten an ihre kolossalen Probleme, die sie beide irgendwie nicht zu lösen vermochten. Es war schon nicht leicht eine Frau in der Welt der Fußballer zu sein und wie schwer mochte es dann erst werden eine Freundin eines Fußballers zu sein, wenn sie denn erstmal so weit kämen?
 

„Genzo ist ein wundervoller Mann und manchmal glaube ich wirklich, dass wir eine Chance haben, aber dann sehe ich wieder, wie er von seinen Fans umgeben ist und bin mir dann nicht mehr so sicher, ob er mich überhaupt als eine potentielle Freundin sieht. Alle anderen Frauen, die ihm zu Füßen liegen, sind so unheimlich schön und weltgewandt. Die treiben bestimmt fast genauso viel Sport wie Genzo selbst, ernähren sich gesund und halten sich fit. Sie passen einfach so verdammt gut zu ihm. Sie haben Erfahrungen in scheinbar allen Lebensbereichen und interessieren sich für Fußball. Oder sie geben es zumindest vor.“
 

„Und was ist mit dir?“
 

„Mit mir? Ich bin das genaue Gegenteil! Ich bin dick, ich esse, worauf ich gerade Hunger habe und kenne mich nicht aus in der Öffentlichkeit. Von meinem inexistenten Interesse am Fußball wollen wir gar nicht erst reden. Mir ist dieses Spiel ein Rätsel und ich weiß nicht, was alle so toll daran finden, wenn zweiundzwanzig Männer hinter einem Ball herlaufen. Es ist mir wirklich schleierhaft, wie man damit seine Zeit verschwenden kann.“
 

Henriette schnaubte nur leicht und Sanae sah ihr an, dass sie das, was sie gesagt hatte, wirklich ernst meinte. Nun ja, das konnte wirklich ein ziemliches Problem sein, da sie sich in einen Fußballcrack verliebt hatte, für den es wenig Dinge gab, die ihm wichtiger waren.
 

„Welcher Sport interessiert dich den? Welchen treibst du selbst?“
 

„Ich? Der Sport und ich sind seit dem Ende meiner Schulzeit geschiedene Leute. Außerdem waren wir noch nie Freunde. Das sportlichste an mir ist mein Eisprung und der fällt schon nicht so besonders aus.“
 

Bei so einem lapidaren Kommentar konnte Sanae nicht anders als laut los zu lachen. Henri war einfach nur zu komisch. Dabei meinte sie wirklich jedes Wort todernst. Sanae verstand natürlich auch ihr Dilemma und wusste wie schwer es war so viele schöne Frauen um „ihren“ Mann herum zu ertragen, da half nur jahrelange Erfahrung und eine gehörige Portion Vertrauen, aber wenn es noch nicht einmal der eigene Freund, war, dann konnte man nichts gegen die Eifersucht tun.
 

„Du bist schon eine Nummer. Ich mag dich und ich denke Genzo würde gut daran tun dich nicht aus den Augen zu lassen. Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt, wenn du dich nicht für Sport interessierst. Genzo hat sonst kaum noch Hobbies und ich nehme mal nicht an, dass ihr euch einfach so in der Stadt über den Weg gelaufen seid.“
 

Einen Augenblick schien Henri zu überlegen, ob sie diese Geschichte einer jungen Frau erzählen konnte, die sie gerade erst kennen gelernt hatte, aber sie entschied sich dafür, da Sanae ihr sehr sympathisch war und als eine von Genzos alten Freunden bestimmt nicht zu schnell über sie richten würde. Sie kannte ja schließlich Genzos Art und würde sicherlich verstehen, was geschehen war. Oder eher nicht geschehen war.
 

„Also, eigentlich fing alles mit Napoleon an.“
 

„Unserem Napoleon? Napoleon Dynamite?“
 

„Genau dem. Er war es nämlich, der mich den anderen vorgestellt hat. Unter anderem auch Genzo, obwohl ich zu meiner Schande gestehen muss, dass er mir nicht sofort aufgefallen ist. Ich war noch so überwältigt von der Tatsache, dass ein gut aussehender Fußballstar mich in einem Club angesprochen hat, dass ich auf seine Freunde gar nicht so richtig geachtet habe. Außerdem kann Napoleon einen auch leicht ablenken.“
 

Flashback
 

Henriette saß allein vor ihrem Cocktail und überlegte, ob sie nicht besser schon nach Hause gehen sollte. Es war ein eher ruhiger Abend, auf der Tanzfläche tummelten sich nur ein paar ganz tapfere und sie hatte definitiv noch nicht genug intus um sich zu ihnen gesellen zu können. Also nippte sie weiter an ihrem Sex on the Beach und hing ihren Gedanken nach.
 

So bemerkte sie nicht, wie einige junge Männer den Club betraten und zielstrebig auf ihren Stammtisch zugingen. Es waren Napoleon, Schneider, Wakabayashi, Kaltz und Diaz, die einen weiteren Sieg in der neuen Bundesligasaison feiern wollten. Schnell wurden sie mit Drinks versorgt und Napoleon machte sich natürlich sofort daran den Club nach jungen, hübschen Frauen abzusuchen, die ihm Gesellschaft leisten würden. Sein Blick fiel auf Henriette, die einsam an ihrem Tisch saß.
 

„Leute, ich glaube, ich habe mein Vögelchen für diese Nacht gefunden.“
 

Elegant stand Napoleon auf, strich seine Kleider gerade und machte sich auf den Weg zu seinem anvisierten Ziel. Er war sich sicher, dass er sie überzeugen konnte, immerhin war er nicht umsonst ein bekannter Fußballstar, dem alle zu Füßen lagen. Seine Kollegen indes amüsierten sich köstlich über Napoleons Anblick und seinem feschen Spruch.
 

„Mal sehen, was die Vögelchen dann wohl morgen früh wieder von den Dächern singen, ich kann mir nicht vorstellen, dass Napoleon es diesmal ohne Aufsehen zu erregen schafft. Oder überhaupt schaffen will.“
 

Schneider machte sich nichts aus den Eroberungen seines Teamkollegen, er hatte seinen eigenen, guten Anteil an jungen Frauen, die ihm nur allzu willig Einlass in ihre Wohnung oder ihr Hotel gewehrten. Selbstverständlich hatte er einen ganz anderen Frauengeschmack als der Franzose, der die Blondinen bevorzugte, während Schneider eher eine Brünette mit zu sich nahm. Nein, Kinder von Traurigkeit waren sie alle beide nicht, sobald es um Frauen ging. Spaß für eine Nacht konnte er en masse haben, wenn er nur wollte, aber heute abend hatte er keinen Bedarf, außerdem war Marie gerade erst wieder nach Hause gekommen, so dass er nicht zu lange fort bleiben wollte.
 

Währenddessen war Napoleon mittlerweile bei Henriette angekommen, die immer noch leicht gelangweilt in ihr Glas schaute.
 

„Ich denke dieser Stuhl trägt meinen Namen.“
 

Überrascht schreckte Henri aus ihren Gedanken auf und sah in das spitzbübisch grinsende Gesicht Napoleons, der sich seines Erfolges bereits sicher war. Ihr gefiel sein freches Grinsen und auch der Körper war nicht zu verachten, aber heute abend hatte sie sich eigentlich vorgenommen alleine nach hause zu gehen.
 

„Und welcher wäre das?“
 

Erstaunt musterte Napoleon sie. Bisher war es noch nicht vorgekommen, dass eine Frau ihn nicht erkannte. Er war immerhin ein Star. Aber heute abend wollte er eine Ausnahme machen und so blieb er bei ihr stehen und drehte sich nicht beleidigt um.
 

„Nun, mein Name ist Louis Napoleon und wer seid ihr, werte Dame?“
 

Seine formvollendeten Schmeicheleien rangen Henriette ein Lächeln ab. Napoleon hatte schon von klein auf gewusst, wie man Frauen um den Finger wickelte und er war sich gewiss nicht zu schade dieses Wissen auf der Jagd gnadenlos einzusetzen.
 

„Ich heiße Henriette.“
 

„Nun Henriette, darf ich dir dann einen Drink spendieren? Vielleicht noch mal das selbe, was du jetzt hast?“
 

„Ja, gerne, noch einmal Sex on the Beach, bitte.“
 

Napoleons Grinsen wurde nur noch breiter. Dieses Getränke hatte ihm schon so viele Frauen in sein Bett gebracht, dass er dem Erfinder eigentlich einmal eine Flasche des besten Champagner zukommen lassen musste. Mit einem arroganten, aber unheimlich sexy Lächeln legte Napoleon einen Arm um Henriette und flüsterte ihr leise zu.
 

„Schätzchen, für Sex on the Beach müssen wir nicht an die Bar gehen, da kenne ich einen viel besseren Platz, wo du viel besseren Sex on the Beach bekommst als hier.“
 

Henriette verstand seine Zweideutigkeiten und hatte ehrlich gesagt auch schon mit so etwas in der Art gerechnet, da Napoleon nicht der erste Mann war, der sie so oder so ähnlich anmachte. Deswegen hatte sie ihre Antwort auch sofort parat und schnurrte leise in Napoleons Ohr.
 

„Macht mir dein Sex on the Beach denn auch so ein schönes Kribbeln im Bauch und lässt er mich auch denken ich könnte fliegen?“
 

Napoleon strahlte sie an und war sich mittlerweile sicher, dass er das richtige Vögelchen gefunden hatte, dass er vielleicht auch länger als eine Nacht behalten konnte, denn mir Henri würde es bestimmt nicht langweilig werden.
 

„Oh ja, Schätzchen, du denkst ganz bestimmt das du fliegen kannst, wenn ich dir meine besondere Mischung gezeigt habe und für das Kribbeln im Bauch sorge ich höchst persönlich.“
 

„Na dann mal los.“
 

Henriette hakte sich bei Napoleon unter und gemeinsam verließen sie das Lokal.
 

Flashback ende
 

„Hast du die Nacht mir Napoleon verbracht?“
 

Sanae wusste, dass diese Frage eigentlich zu persönlich und viel zu intim war, aber sie konnte ihre Neugier einfach nicht verbergen. Sie hätte Henri nie für so eine Frau gehalten, die einfach so mit einem Mann mitging, der sie in einer Bar angemacht hatte.
 

„Ja, wir haben die Nacht zusammen verbracht. Diese und noch einige andere. Irgendwann hat er mich dann auch seinen Freunden vorgestellt und so sind Genzo und ich uns dann das erste Mal begegnet, obgleich ich sagen muss, dass Genzo mir nicht wirklich aufgefallen ist, Napoleon kann sehr, nun ja, du weißt bestimmt was ich meine.“
 

Ja, Sanae hatte so ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Luis Napoleon gemacht und sie wusste sehr genau, wie er sein konnte. Deswegen machte sie Henriette auch keinen Vorwurf daraus, dass sie Genzo nicht weiter beachtet hatte. Er war ja auch immer sehr still und zurückhaltend, gerade, wenn es um Frauen ging.
 

„Und wie habt ihr euch letztendlich doch näher kennen gelernt?“
 

Henri lächelte, denn diese Erinnerung war bei weitem angenehmer als die Zeit mit Napoleon, die ihr im Endeffekt mehr Schmerz als Freude gebracht hatte, auch wenn sie sie nicht missen wollte.
 

„Napoleon hat mich überredet mit ins Stadion zu kommen und da saßen Genzo und ich neben einander. Er war verletzt und durfte nicht spielen, also hat er sich die Zeit genommen und mir das Spiel erklärt. Da es mich aber nicht weiter interessiert hat, sind wir schnell auf andere Themen gekommen und haben uns prächtig unterhalten.“
 

Sanae konnte nicht so ganz glauben, dass er Genzo Wakabayashi, den sie kannte, sich von einem Fußballspiel seiner Mannschaft so leicht ablenken ließ, aber augenscheinlich geschahen doch noch Zeichen und Wunder. Und ein besseres Zeichen, als das konnte man sich als Freundin eines Fußballers doch gar nicht wünschen.
 

„Und was ist dann passiert?“
 

„Napoleon konnte seinen Schwanz nicht in der Hose behalten, das ist passiert. Ich habe ihn mit einer anderen erwischt und war natürlich dementsprechend ziemlich schockiert und traurig. Und wütend, die Wut darf ich nicht vergessen, in diesem Augenblick hätte ich ihn am liebsten kastriert. Ich meine, ich war 18 Jahre und dachte wirklich, dass Luis der Mann für etwas festeres wäre. Aber da habe ich mich wohl ziemlich getäuscht. Aber so ist das eben, wenn man jung ist, man macht Fehler und man lernt daraus.“
 

„Und wie bist du dann näher mit Genzo zusammen gekommen?“
 

„Bei ihm habe ich mir die Augen ausgeheult wegen Napoleon. Ich wusste nicht wohin mit mir, also bin ich zu Genzo gegangen und er war absolut umwerfend. So liebevoll und voller Verständnis. Er hat Napoleon nicht in Schutz genommen und war für mich da. Tag und Nacht, im wahrsten Sinne des Wortes. Es bestimmt nicht leicht mit mir, aber er hat tapfer zu mir gehalten und Napoleon sogar eine runter gehauen.“
 

Wow, das war jetzt aber absolut etwas neues. Wakabayashi verabscheute jede Form von Gewalt und da ging er hin und schlug seinem Teamkollegen wegen einer Frauengeschichte eine runter? Alle Achtung, Henriette musste ihm wirklich unter die Haut gegangen sein, damit er so reagierte.
 

„Das wundert mich aber, sonst ist er nicht so der Mensch, der gewalttätig wird.“
 

Henriette lächelte Sanae an und ihre Augen bekamen so ein Leuchten, dass ihr fast das Herz aufging. Henriette schien wirklich etwas für Genzo übrig zu haben, so wie sie von ihm sprach. Mit dieser Begeisterung und so liebevoll.
 

„Ja, nicht? Ich war auch so überrascht, aber er hat gesagt, dass es einfach mal bitter nötig war, damit Napoleon seine Lektion lernt. Man kann eben nicht einfach so mit Frauenherzen spielen, wie es einem beliebt. Schließlich habe ich meine Lektion eigentlich auch gelernt.“
 

„Und welche ist das?“
 

„Das ich am besten die Finger von Fußballern lasse, das bringt nur Unglück und Schmerz. Aber irgendwie schaffe ich es nicht meinen festen Vorsatz durch zu halten, zumindest nicht, wenn Genzo so vor mir steht und mich anlächelt. Dann bin ich regelmäßig verloren und alle guten Vorsätze sind vergessen.“
 

Dieses Gefühl kannte Sanae nur zu gut, auch wenn sie es selbst nie so gut in Worte hätte fassen können. So ging es ihr zwar nicht bei Genzo, dafür aber umso mehr bei Tsubasa, der es schaffte alles aus ihrem Gehirn zu verdrängen. Anscheinend hatten Fußballer dieses unglaubliche Talent Frauen zu willenlosen Marionetten zu machen.
 

„Ich glaube Henri, wir beide können noch richtig gute Freundinnen werden, soviel wie wir gemeinsam haben.“
 

_________________________________________________________________________________
 

Sooo... Nun habt ihr also auch meinen ersten eigenen Charakter kennen gelernt... Wie findet ihr Henriette? Mögt ihr sie? Ist sie euch zu unrealistisch, sollte ich noch irgendetwas an ihr ändern? Möchtet ihr bestimmte Eigenschaften oder so noch hinzu gefügt? Bei ihr bin ich mir ehrlich gesagt noch sehr unsicher... Wie fandet ihr das kleine Intermezzo mir Napoleon? Gut? Schlecht? Glaubhaft? Unglaubhaft? Ich fand diese Begegnung während des Schreibens eigentlich relativ lustig, aber vielleicht lag das auch nur an mir...

Soll Henriette eine größere Rolle in Genzos Leben spielen oder nur einen Gastauftritt haben? Schreibt mir einfach eure Meinung in euren Kommentaren...
 

Habe ich euch mit Tsubasas heimlicher Beziehung überrascht? Ja, es gibt noch eine andere Frau in seinem Leben und was das für Sanae und Tsubasa bedeutet wird sich in den kommenden Kapiteln klären... Aber immerhin weiß er jetzt schon mal mehr über seine Gefühle... Bitte Feedback dazu...
 

Ich wünsche euch schon mal einen guten Rutsch ins Neue Jahr und einen feucht-fröhlichen Silvesterabend, falls wir uns nicht mehr vorher schreiben sollten... Ich kann noch nicht sagen, ob ich noch ein Kapitel vorher online stellen werde... Mal sehen...
 

Auf wieder lesen

Schumeriagirl



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2008-12-31T05:07:11+00:00 31.12.2008 06:07
ich finde sie genauso toll wie alle vor mir. und ich find die geschichte immer immer besser.... ich weis nicht mehr was für komplimente ich dir noch machen kann, mir fehlen die worte.....perfekt!
Von:  Dragonohzora
2008-12-28T23:57:28+00:00 29.12.2008 00:57
Huhu, danke für deine beacnhrichtigung
*freu*
Und dann ahst du noch so ein langes kapitel zustande ekommen^^ Schön schön....

Zum Kapitel, also zuerst ist mir aufgefallen, das es bei Sanae irgendwie den Anschein erweckt das sie nur nach ausreden sucht, wenn der liebste weiter weg ist, ist es eben immer etwas schwieriger.....Sie soll gefälligst ihren Hintern bewegen undTsubasa mal klipp und klar sagen, was sie empfindet, it ja nicht zum aushalten. Vielelicht klingelt es ja denna uch endlich mal bei tsubasa...wo wirdenn bei tsubasa wären
*tuef Luft mal hol*

OH MEIN GOTT, du hast mich jetzt aber sowas von geschockt und überrscht, ich dahcte wirklichmein herz bleibt stehenoO Also Tsubasa Tsubasa hintergeht er doch glat seine Freundin udn bemerkt das nicht einmalXD ich würd ja mal wieder sagen, das ist so typiscXD na wenn dei Presse oder auch nur iregdnwelche paparazzi Fotografen itbekommen haben, das er am Flughafen Sanae geküsst hat udn das wäre wohl realistisch, dann säße tsubasa garantiert erstmal ziemlich in der Klemme udnwennes erst mal vor siener Freundin wäre^^ idn das die Presse es noch nicht mitbekommen haben soll, das Tsubasa wohl eine Freundin hat, ist ja auch schwer vorstellbar, da hatte er aber echt Glück bis jetzt gehabtXD ihc kann nur sgaen Tsubasa wach auf, also wnen er siene Freundin toal vergißß, kanns ja für ihn zuminedst nicht wirklich zu engegwesen sien. Eine Begneung zwoschen siener Freundin udn sanae wäre auch mal interessant^^ Gott sanae soll blos nicht die Flinte ins Korn werfen,wenn heasukommen sollte, das Tsubasa eine Freundin hat.

Super fand ich, das du diesmal auch mal Tsubasa fern ab von sanae eine rolle zuegdahct ahts udn in siene Gedanken eingeluschert hastXD

Puh, ein kapitel voller überracshungen udn ich kann nurs agen, cshreib gan scshnel weiter! Und bitte lass Tsubasa und Sanae sich finden, die beiden gehören einfahc zusammen!

Ein super kapitel, nur weiter so, sher nervenaufreibend für michXD (kein Scherz)^^

udn was die Henrietta angeht....also wäre doch sü,wenn sie mit gnezo zusammen komm, dann ist der arme auch nicht so einsam.

Schreib schnell weiter und wenn du es nicht mehr schaffen soltest dieses Jahr ein neues Kapitel on zu stellen, dann wünshe ich dir auch schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr, bleib am Ball und auch von mir ein dickes Dankeschön für dein Kommi

Lg^^
*Tsubi/Sanae Fahne schwenk*
Von:  Elfenkautz
2008-12-28T22:12:42+00:00 28.12.2008 23:12
Ohlalala...unser Tsubasa is ja ein schwere Nöter....nein war absolut realistisch, zu glauben ein Fussballer der weltstatus erreicht und sich dannnicht mit Models etc einlässt (vor allem wenn er sich über die gefühle für eine bestimmte Frau sicher ist) das ist unrealistisch, ich hab ja auch ehrlich gesagt darauf gehofft ;P...das macht die sache noch ein wenig chaotischer..ich hoffe auf einen ast reinen wutanfall seitens sanae wenn sie das erfährt....

Henri find ich toll (auch wenn der name etwas verwirrend ist) und eine gute Frauenfreundschaft fehlte bisher ja auch...ich denke die beiden können sich prima ergänzen...trotzdem sollte sie jetzt nicht zum hauptchara mutieren, so nebenbei find ich eigentlich immer ganz gut.
außerdem verdient genzo ne tolle freundin...Napoleon is genauso dargestellt wie ich ihn mir vorgestellt habe *GG*

Das war wiedermal ein gelugenes Kapitel..auch wenn schneider nicht vorkam ;P

Ich wünsch dir einen guten Rutsch freu mich aufs weiterlesen..

GLG
Kautz


P.S. SCHNEIDER UND SANAE!!!!!!!!!!!!!!! ;P
Von: abgemeldet
2008-12-28T17:54:57+00:00 28.12.2008 18:54
ich finde henriette einfach klasse, sie erinnert mich an eine von meinen besten freudinnen
es wäre viel zu schade, wenn sie nur einen gastauftritt hätte

warte schon gespannt aus das nächste kapitel
Von:  Zaubermaus
2008-12-28T17:23:22+00:00 28.12.2008 18:23
Ich will ehrlich zu dir sein.......
Ich liebe Sie..
Sie passt so gut darein und sie steht nicht auf Fussball...*gg*
find ich prächtig....
Ich find sie cool.
Ziemlich schlagfertig muss man (in diesem Fall Frau) schon zu geben, aber doch hat mir sehr gefallen...

Tsubasas Freundin kann ich jetzt schon nicht Leiden...
Ich glaube das wäre so die Typische art von frau der ich auf der Straße eine rein hauen würde... (schließlich ist sie mit Basa zusammen und der gehöhrt Sanae.)
Naja, aber Henri find ich echt toll...
Ich hoffe man wir mehr von ihr Lesen...
Ich freu mich schon wenns weiter geht...

Guten Rutsch und so weiter...
HDL
Kyoko


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