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Panakeias Segen

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17. August: Teil 2

Und schon wieder wir. Ist schon wahr, dass wir mit dem Manga so weit abgeschlossen haben, aber bei Panakeia wird es trotzdem weitergehen. Die Story ist unser Baby und wir wollen sie in jedem Fall beenden. Wir sind zwar jetzt schon leicht über unser eigentliches Ziel von 120000 Wörtern hinausgeschossen (>_>), aber da das schreiben noch immer Spaß macht und unser Plan für die Geschichte fest steht, wird es hier auch weitergehen. (Und seien wir mal ehrlich... unsere Charaktere sind sowieso ein wenig OOC >_>)
 

Disclaimer: Akira Amano, ATLUS
 

Panakeias Segen
 

17. August: Teil 2
 

Tsuna hielt es jetzt nicht mehr auf dem Stuhl und er erhob sich ganz langsam, um an seiner. ‚Ich-verschwinde-durch-die-Wand‘-Technik zu arbeiten, die er schon lange nicht mehr trainiert hatte. Belphegor jedoch, blieb wie angewurzelt sitzen als Viper sich ganz frei durch den Raum bewegte und sich an einem Teller Kekse bediente, der in der Mitte eines kleines Tischchens stand. „Mann, ich habe solchen Hunger.“, meinte sie ruhig und schob sich einen der Kekse in den Mund. „Ich muss gestehen, dass ich dich...“, sie blickte Tsuna scharf an, „...noch nie auf einem meiner Konzerte gesehen habe, aber dich kenne ich.“, erklärte sie und umrundete Belphegors Stuhl, um diesen anblicken zu können. Diesem entfuhr ein schriller Schrei und er löste die Hände nun endlich vom Stuhl, um sie sich über den Mund zu halten. Gedämpft von ihnen, hörte man sein Charakteristisches Psychopatenlachen. „Ushishishishishishi.“ Tsuna konnte es zwar wegen der vielen Haaren nicht sehen, aber er glaubte zu wissen, dass Belphegor feuerrot war.

Bei dem Geräusch verzog Viper ihren Mund wieder zu einem Lächeln. Sie hatte eine nicht zu verleugnende Ähnlichkeit mit einer Katze die den Wellensittichkäfig umkreiste und ganz genau wusste, wie man ihn öffnete. Wenn Belphegor nicht aufpasste, würde sie ihn wahrscheinlich mit Haut und Haaren verschlingen. Sollte es soweit kommen, musste Tsuna ihn wohl retten, denn er war mit Sicherheit nicht in der Lage zu erkennen, dass das keine gute Sache war.

“Was für ein süßes Lachen.” sie grinste noch ein Stück breiter. “Ja jetzt bin ich ganz sicher, du stehst immer in der ersten Reihe und machte Fotos als würde es kein Morgen geben. Und du hast mir Pralinen auf die Bühne geworfen. Rumtrüffel und Whiskey-Cherry, ich erinnere mich sehr gut. Normalerweise werfen die Fans Stofftiere auf die Bühne.”

Belphegor lachte noch immer unterdrückt und es fiel ihm sichtlich schwer sich wieder zu beruhigen. Sein Gesicht glühte wahrscheinlich. Würde über seinem Kopf eine Fackel hängen, hätte er sie mit Sicherheit nur mit seiner Körperwärme entflammt.

„Ushishishishi...“, lachte Bel und nahm nun endlich die Hände weg. „Der Prinz hat sie selbst gemacht. Der Prinz hofft sie haben dir geschmeckt. Ushishishishi. Er dachte weil die Tour ‚I want chocolate‘ heißt, dass es vielleicht ein hübsches Geschenk wäre.“, meinte er leise und Tsuna wusste jetzt ungefähr, wie es um Belphegors Geisteszustand bestellt war. Nicht gut, wenn er schon von sich selbst in der dritten Person sprach und sich als Prinz bezeichnete. „Außerdem dachte der Prinz...“ Belphegor kicherte leise, aber schien nicht fähig seinen Satz zu beenden.

Viper kicherte hinter vorgehaltener und lehnte sich gegen den Tisch mit den Plätzchen. Ihre schneeweißen Schneidezähne bissen mit der Gefährlichkeit eines Alligators ein Stück aus einem der Kekse. Wahrscheinlich war sie in Wirklichkeit eine Schlange die in Tarnung die Welt bereiste um besonders dumme Fans zu fressen. Belphegor gehörte definitiv in diese Kategorie.

“Was dachte der Prinz? Weißt du, sie waren wirklich köstlich. Viel besser als die, die ich normalerweise in den Geschenkkörben bekomme. Sie schmolzen förmlich auf der Zunge, da würde es mich wirklich interessieren was du dir dabei gedacht hast. Wünscht du dir dafür ein Autogramm? Ich gebe dir eines wenn du lieb fragst und bitte, bitte sagst.”

„Ich... also... Der Prinz möchte gern ein Autogramm. Und der Prinz dachte. Ushishishishi... Er dachte, dass das Geschenk ein Geschenk zum White Day ist. Ushishishishi.“. Bel stammelte diesen Satz offenbar mit den letzten Resten seiner geistigen Gesundheit. Er schien jeden Moment in Ohnmacht zu fallen.

„Es.. Es freut den Prinzen sehr, dass sie geschmeckt haben. Und er möchte... Möchte bitte, bitte ein Autogramm. Nur deswegen ist er hergekommen.“, wiederholte er sich und Tsuna sah, wie seine Waden zitterten. Hätte er gestanden wäre er spätestens jetzt umgefallen.

Viper konnte es wohl auch sehen, denn ein liebliches Kichern verließ ihre Lippen, scheinbar gewillt Belphegor in einen frühen Herztod zu treiben. Tsuna fragte sich ob er eher einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommen würde wenn sie so weiter machte.

“Hmm wenn du mich so lieb fragst, kann ich ja gar nicht nein sagen.” erklärte sie ihm gespielt nett grinsend und zog einen Edding aus einer der vielen Taschen ihres Oberteils, er war pink. Tsuna war nicht überrascht. Erstaunlich bestimmt lehnte sie sich über den sitzenden Belphegor, so dass ihr Dekolleté direkt vor seinem dichten Pony hing und mit einer flotten Handbewegung setzte sie ihre Unterschrift quer über den Haarreif.

Belphegor quietschte aufgeregt. Tsuna konnte nicht sagen, wohin er schaute. Wahrscheinlich direkt in ihren Ausschnitt, auch wenn es da nicht viel zu sehen gab. Tsuna musste gestehen, dass Viper flach war wie ein Brett, wenn sie keine Mädchenkleider getragen hätte, hätte er sie für einen Jungen gehalten.

Belphegor lachte, kicherte und schien fast keine Luft mehr zu bekommen. Sein stetiges Ushishishishishi, schien gar kein Ende mehr zu nehmen. „Da... Danke...“stotterte er schließlich und krallte seine zitternden Hände in sein Hosenbein.

Er war wirklich, wirklich froh, dass es von ihr nicht bemerkt wurde. Offenbar zeigte sein Ninja-Training endlich Früchte. Er konnte sich tarnen wie ein Chamäleon.

Vielleicht konnte er sich jetzt sogar in die Mädchenumkleide schleichen ohne von einer Traube keifender und zischender Mädchen zur Hölle gejagt zu werden… Nein… so sicher war er sich seiner Fähigkeiten dann doch nicht. Die Mädchen seiner Schule konnten gefährlicher sein Als Ninja-Astronaut-Profikiller… okay, Tsuna sah es ein, das war wahrlich kein sonderlich guter Vergleich gewesen.

Viper strich mit seinen beringten Fingern durch die dicken Strähnen von Belphegors Haar und lächelte schief, Tsuna war froh nicht zu wissen was sie dachte. Sein unschuldiger Geist hätte möglicherweise Schaden davon genommen.

“Kein Problem, Kleiner. Es ist ja nur eine Unterschrift. Und du Junge? Möchtest du auch ein Autogramm?” So viel zum Thema Chamäleon.

Tsuna schüttelte fast panisch den Kopf, aber Viper blickte ihn nicht einmal an, deswegen unterstrich er seine Antwort mit einem kräftigen „Nein.“, nur zögerlich setzte er an: „Ich möchte aber gerne gehen... Und wenn es möglich ist... ohne Polizei...“, meinte er und entrang Viper ein kurzes Lachen.

„Keine Sorge. Meine Bodyguards haben nur etwas übertrieben. Sie wussten ja nicht, wen sie hier eingefangen haben.“.

Viper grinste jetzt bereits so breit, wie Bel es eigentlich zu tun pflegte, wenn er etwas ausheckte, während Bel seine strahlend weißen Zähne zu einem nervösen Lächeln bleckte.

Viper schob vorsichtig die Haare Belphegors ein Stück zur Seite, die aussahen, als wären sie aus Beton, mit so viel Gel waren sie zugekleistert.

Das war das erste Mal, dass Tsuna seine Augen sah und er wünschte sich nichts mehr, als das es auch das letzte mal sein mochte. In seinem bisherigen Leben hatte Tsuna noch niemals einen Albino gesehen, aber er war sich ziemlich sicher, dass Belphegor etwas Ähnliches war. Seine Augen waren von einem sonderbaren lilafarbenen Ton und umrandet von dichten, dicken Wimpern. In ihnen steckte etwas, was Böse wirkte. Ein Blick in diese Augen war wie ein Blick in den Wahnsinn persönlich. Hätte die Verrücktheit eine körperliche Form, so läge sie hier vor ihm. Doch Viper hielt nur mit ihren schmalen Händen sein Haar zurück und musterte sie interessiert. Die Frau hatte wirklich Mumm in den Knochen.

“Wirklich, einzigartig.”

Erst jetzt schien Belphegor überhaupt zu bemerken, dass Viper seine Haare angehoben hatte. Tsuna sah wie sein Gesicht zu glühen begann, feurig rot und wie er gleich darauf seinen Blick senkte, die Augen zusammenkniff und versuchte sich selbst wieder hinter seinem Haar zu verstecken. „Ushishishishishishi. Danke.“, säuselte er aufgeregt und ging dann wieder dazu über dümmlich zu kichern.

„Denkst du es wäre für den Prinzen in Ordnung, mir seinen Namen zu verraten?“, kicherte Viper fröhlich.

Tsuna war offenbar schon wieder vergessen und er war froh darüber. Er wollte mit dieser ganzen Situation gar nichts mehr zu tun zu haben.

Ob es wohl auffallen würde, wenn er sich jetzt aus der Tür schlich? Was dachte er überhaupt drüber nach, sein schlechtes Gewissen würde ihn hinterher umbringen. Wer wusste schon, was diese Viper seinem Freund antun würde. Vielleicht fütterte sie ihn mit Keksen bis er platzte oder zwang ihn in einer Schokoladenfabrik zu arbeiten, damit sie immer einen frischen Vorrat Pralinen hatte.

“Der Prinz heißt… Belphegor!” quiekte er aufgeregt und sein Atem beschleunigte sich merklich. Bei seinem Blutdruck konnte er froh sein wenn nicht einfach eine Ader platzte und ihn innerlich verbluten ließ.

“Das ist ein schöner Name. Bel, möchtest du noch ein Geschenk von mir haben? Du darfst es aber keinem sagen.” zwitscherte sie gut gelaunt.

Belphegor schien unsicher, was er sagen sollte. Er war so nervös wie ein Kaninchen dem ein Jäger einen Gewehrlauf unter die Nase hielt. Schließlich nickte er aufgeregt, unfähig etwas zu sagen, und schluckte, obwohl sich nicht einmal Spucke in seinem Mund befand, die Bewegung lief seine Kehle hinunter und gab ihm das Gefühl, dass sich ein riesiger Kloß darin befand.

Er hätte niemals zu träumen gewagt irgendwann ein Geschenk von ihr zu erhalten, geschweige denn Viper je so nahe zu kommen. Er hatte heute das Höchstmaß an Schock, Überraschung und weltlicher Freude erreicht. Er war der festen Überzeugung, dass niemand, absolut niemand glücklicher sein könnte als er.

Viper sah das wohl ähnlich. Sie hatte sicher so viel mit Fans zu tun, dass sie sie im Schlaf um ihren kleinen Finger wickeln konnte. Diese Art von Frau war die Gefährlichste die es gab, denn sie wusste wie ihre Mitmenschen zu beeinflussen waren.

“Also mein junger Prinz, dann schließ mal deine Augen, sonst ist es ja keine Überraschung, nicht wahr?” Belphegor nickte unsicher und seine unheimlichen Augen verschlossen sich fest, er presste sie so stark aufeinander, dass es direkt schmerzhaft aussah. Viper schmunzelte nur und beugte sich zu dem Jungen herunter. Tsuna musste seine Weitsicht nicht einsetzen um zu erkenne was sie gleich machen würde. Und obwohl er es wusste, schockierte es ihn doch unbeschreiblich, als sie ihre pinken Lippen auf Belphegors legte und ihm einen kleinen trockenen Schmatzer aufdrückte.

Belphegor hatte das Gefühl gleich in Ohnmacht fallen zu müssen. Er konnte nicht mehr. Er hielt es nicht mehr aus. Es war nur ein ganz einfacher simpler Kuss. Es war nichts dabei, aber... aber... gleich nachdem Viper sich gelöst hatte, konnte man ihn leise gebetartige Sprüche murmeln hören. Tsuna glaubte: OhmeinGottOhmeinGottOhmeinGott zu verstehen und als er Vipers Grinsen sah, wusste er, dass es wohl das war.

Belphegor war nicht mehr fähig irgendetwas anderes hervorzubringen, dessen war er sich bewusst und vielleicht war es besser, wenn er jetzt die Führung der Situation übernahm, bevor sie noch ganz aus dem Ruder lief. Genau so, wie Daniela es ihm beigebracht hatte.

Mit geschwollener Brust trat Tsuna, vor Testosteron nur so überlaufend, vor und packte Belphegor an den Schultern, um ihn mit einer schnellen Bewegung wieder auf die Beine zu ziehen. Jetzt war der Zeitpunkt wo sie gehen mussten, wenn nicht ein Unglück geschehen sollte.

“Also.. Es wird wirklich spät und wir sollten längst zurück zu unseren Wohnheimen gegangen sein…” erklärte er nuschelnd und gab sich alle Mühe Belphegor halbwegs gerade zu halten, damit dieser nicht das Gleichgewicht verlor. Viper nickte verstehend und ging an ihnen vorbei zur Tür, damit sie sie aufschließen konnte. Angestrengt trieb Tsuna seinen Begleiter an seine Füße zu bewegen, mit dem einzigen Ergebnis, dass dieser stolperte und direkt in die Arme der überraschten Viper fiel. Tsuna fand es ganz erstaunlich, dass sie ihn halten konnte und nicht einfach mit ihm umfiel.

Belphegors Gesichtsausdruck nach zu urteilen fand er etwas ganz anderes überraschend, als er da gegen ihren Körper gepresst stand und von Viper gehalten wurde. Seine Gesichtsfarbe durchlief das ganze Farbschema von kirschrot bis kalkweiß, als ihn die Erkenntnis traf wie ein Backstein aus dem fünften Stock.

“Mist…” war das einzige was Viper noch sagen konnte.

Auf einmal hatte Belphegor es sehr, sehr eilig. Er befreite sich aus Vipers Armen und betrachtete ihn ein wenig überrascht. Dann fasst er, Tsuna wäre vor Scham fast im Boden versunken, an eine Stelle an die man normalerweise nicht fasste und bekam auch prompt eine gescheuert. „Wie kannst du es wagen?“, fragte Viper ganz Diva. Ihr standen Tränen in den Augen.

Noch bevor irgendwer anders reagieren konnte, wurde die Tür aufgerissen und Vipers Bodyguard stürmte ins Innere des Raumes. Der Pinkhaarige sah sich nur kurz um, dann sah er Bel, der seine Wange hielt und Tsuna, der völlig entgeistert auf die Szene starrte.

Ohne irgendwelche Umschweife zu machen, packte er Bel am Kragen und zerrte Tsuna am Arm aus dem Raum und setzte sie dahin, von wo sie gekommen waren. Vor die Hintertür, die er gleich darauf zuknallte.

„Ein... Ein Junge...“, wisperte Belphegor leise und schaute ungläubig auf die Mülltonne, hinter der er sich vorher versteckt hatte.

Tsuna wusste nicht so recht was er sagen sollte, er hatte es geahnt seit er Viper das erste Mal gesehen hatte, aber wie hätte er das Belphegor klarmachen sollen? Es einfach sagen? Nein, so abgestumpft war Tsuna nicht und Viper hätte eh alles geleugnet.

“Bel?” fragte er vorsichtig und legte dem erschütterten Jungen eine Hand auf die bebenden Schulter. Für ihn war gerade eine Welt zusammen gebrochen, nicht nur eine Welt, sondern sein gesamtes Weltbild. Sicherlich hatte er sich in seiner Phantasie eine kleine süße Zukunft zusammen mit Viper und einem Haus im Grünen ausgemalt und jetzt musste er die bittere Realität einsehen.

“Viper ist… wie kann… wie kann Viper denn ein Junge sein? Das ist doch… das ist doch…”

Belphegor schob nur seine Haare zurecht und lachte leise. „Ushishishishishi. Ein Junge. Viper ist ein Junge.“. Mehr brachte er ganz offenbar nicht heraus.

Von hinter der Tür drangen seltsame Geräusche. Es klang als würde Vipers rabiater Bodyguard jeden Moment wieder herauskommen, daher beschloss Tsuna Belphegor nach oben zu ziehen und ihn nach Hause zu schaffen, bevor doch noch die Polizei kam und sie wegen sexueller Belästigung verhaftete. Außerdem konnte Tsuna ihm da sicher besseren Beistand geben. Den brauchte er jetzt nämlich dringend, so wie er aussah. Es war sicher nicht leicht zu verkraften von einem Jungen verführt worden zu sein.

Belphegor sagte auf dem Heimweg nicht viel, eigentlich sogar gar nichts. Er starrte nur aus dem Fenster der Bahn und schwieg vor sich hin, wo seine Gedanken waren, war leicht zu erraten. Seine Hände hielten seinen Gameboy fest umklammert, dessen Stand-By Leuchte wie immer grün blinkte, zum Zeichen, dass er noch an war. Belphegor macht ihn niemals aus. Immer wenn er nichts zu tun hatte öffnete er ihn und spielte mit seiner kleinen Prinzessin. Jetzt sah er so aus als würde selbst sein Gameboy ihn anwidern. Noch bevor Tsuna etwas dagegen machen konnte, öffnete Belphegor die Fensterklappe des Wagen und warf das Gerät in der Fahrt schlicht und ergreifend hinaus. Tsuna konnte nicht anders als ihn fassungslos anzustarren.

“Ist das… nicht etwas rabiat?”

„Meine Prinzessin heißt Viper und sieht aus wie sie...“, meinte er nur kurz und knapp. Ich will nicht mehr weiterspielen.“ Tsuna ahnte bereits, dass er diesen Schritt später bereuen würde, aber jetzt ließ sich nicht mit ihm reden.

Er wusste wo sie aussteigen mussten, aber als sie das vollbracht hatten, wusste er nicht weiter. Er war noch nie bei Belphegor gewesen, daher führte ihn der Blonde zu seinem Haus. Ein großes, erstaunliches Haus mit einem riesigen Garten. Bel führte ihn eine lange Kiesstraße entlang und öffnete die Flügeltür mit einem Schlüssel.

Tsuna wurde seltsam angeblickt, als er mit dem Blonden gemeinsam die Halle betrat, aber er versuchte sich nicht daran zu stören. Er wusste ja nicht einmal was all diese Leute in den seltsamen Hausmädchenkostümen hier taten. Er ging mit ihm nach oben auf sein Zimmer, das wie vermutet mit Viper-Postern, Fotos, Postkarten und sogar einem Starschnitt tapeziert war, die Bel abzureißen begann, als Tsuna die Tür geschlossen hatte.

Die Sammlung war wirklich erstaunlich, Belphegor hatte wohl alles gesammelt was jemals zu Viper erscheinen war, selbst ihre Kleiderbügel besaß er, obwohl diese kleine Flügelchen an den Enden als Verzierung hatten. Nun aber warf er alles in die Mitte seines Zimmers auf einen großen Haufen und begann sein Zimmer gründlich von allem zu reinigen, was auch nur halbwegs an Viper erinnerte.

“Bel… vielleicht solltest du nicht so… rabiat alles wegwerfen… Viper ist zwar ein Junge, aber ansonsten hat sich doch nichts verändert… Die Musik bleibt gleich, er sieht immer noch genauso aus und der Fan Krimskrams ist immer noch so... nutzlos wie zuvor. Sicher bereust du es alles weggeworfen zu haben, wenn du dich wieder beruhigt hast…”

Angesäuert drehte Belphegor sich nicht mal um sondern warf nur seinen Wecker auf den immer größer werdenden Haufen. “ALLES hat sich verändert” fluchte er aufgebracht. “Ich hab mir sogar Bettwäsche gekauft! Ich habe Bettwäsche von einem Jungen!”

Tsuna verstand das Problem nicht. Er verstand es eigentlich ganz und gar nicht. Hatte Belphegor Viper etwa nur wegen ihrer... oder besser gesagt seines Aussehens gemocht, nur wegen irgendwelcher seltsamer Fantasien, die er in sich gehabt hatte? Er war ihm nie so oberflächlich vorgekommen.

Tsuna musste das stoppen. Er musste es wirklich stoppen. Schnell fasste er Belphegors Arm und zog ihn zurück, um ihn auf einen Stuhl zu drücken, der mit einem Viper-Überzug bezogen war. „Hör auf!“, bat er ihn ruhig und hielt ihn fest. Er ist ein Junge, das ist alles. Du kannst doch auch Fan von einem Jungen sein. Oder magst du... ihre... seine Musik gar nicht. Warst du nur in sie... verliebt?“, fragte er neugierig. Er musste gestehen das interessierte ihn wirklich.

“Du kannst… das echt nicht verstehen… Viper war mein Engel. Ich hab mir alles ausgemalt. Ich kannte sie in meiner Phantasie. Ich mein… ich kannte ihre Musik und wie sie sich bewegt, wie sie redet. Du kannst… einfach nicht verstehen… sie… er… das geht einfach nicht.” er ließ den Kopf hängen und starrte wahrscheinlich auf seine Füße. So genau wusste man das ja nie bei ihm.

Seine Intuition sagte Tsuna deutlich was er wissen musste. Belphegor versuchte zwar es zu kaschieren, aber hier war mehr als nur sein Stolz als Fan verletzt. Das war eine Herzenssache.

“Du warst… wirklich ganz schlimm in Viper verknallt nicht wahr?” Er bekam keine Antwort und das war Antwort genug.

„Ich hätte nie geträumt ihr...ihm je so nahzukommen. Als sie mich so angemacht hat. Ich dachte ich sterbe. Ich war kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Sie war genauso. Hat genauso geredet, genauso gehandelt, sie war so süß. Ihre Augen haben gefunkelt, als sie mir auf den Haarreif geschrieben hat.“ Tsuna hörte Bel schluchzen und er wusste, dass es schlimm um ihn stand.

„Und dann... und dann... Sie hat mich die ganze Zeit belogen, die ganze Zeit. Und ich bin seit zwei Jahren ein Fan von ihr. Seit zwei Jahren hänge ich einem Mädchen nach, dass gar kein Mädchen ist, hab mich nach ihr gesehnt, geradezu verzehrt hab ich mich nach ihr. Ich wollte sie treffen, sie beeindrucken ich wollte sie... ganz allein für mich.“, schluchzte er leise. „Und es sah so aus als wollte sie... er mich auch... Aber das war alles nur Lüge, Fassade. Sie... Er... hat nur gespielt.“

Tsuna sah ein, dass dieser Zweifel wirklich, wirklich begründet war. Er begann Bel zu verstehen.

Aber gleichzeitig sprang ihm die Idiotie der Situation wieder ins Gesicht. Bel hatte diesen Jungen nie wirklich gekannt, er war ein Fan und Viper war mit ihm wie mit allen Fans umgegangen. Es war sein Job ihre Fans zu unterhalten und man konnte nicht behaupten, dass sie dies nicht auch getan hätte. Und immer noch tut wenn Belphegor keinen allzu großen Wirbel macht.

Tröstend legte Tsuna seinen Arm um ihn, auch wenn er nicht glaubte ein wirklich Trost sein zu können. “Aber Bel… sie… naja das war doch nichts Persönliches… Wahrscheinlich hat sein Manager ihm gesagt dass er mit seiner Stimme als Mädchen besser ankommen würde oder so. Natürlich belügt er seine Fans, aber trotzdem ist er in dem was er macht doch gut.” Belphegor schüttelte nur seinen Kopf, das wollte er alles nicht hören. Zu hören dass er auch nur einer von vielen Idioten war, tat nur noch mehr weh.

„Hör zu Bel. Am Besten, bevor du das alles weg wirfst, legst du dich erst einmal hin und denkst über alles nach. Schläfst eine Runde und vielleicht sieht die Welt morgen ja schon ganz anders aus. Er ist ein Junge, aber er singt noch immer gut. Und er schauspielert gut. Er ist hübsch und niedlich und süß und noch genauso wie immer. Er wird den Reportern noch immer meckernd erklären, dass er keine Brustvergrößerung will und dass...“, mühselig versuchte sich Tsuna zu besinnen, was Belphegor ihm erzählt hatte, aber ihm fiel nichts mehr ein.

„Hätte sie mich nur niemals so abgegraben. Hätte sie mich nie geküsst, dann wäre alles halb so schlimm.“, schluchzte Bel leise vor sich hin. Tsuna wusste nicht, ob er gehört hatte, was er versucht hatte zu erklären.

“Er hat… wahrscheinlich nur etwas Spaß gewollt… so grausam das auch klingt. Sieh es doch so, Bel, du wurdest von deinem großen Idol geküsst. Er mag zwar nicht das sein, was du gedacht hast, aber dieser Kuss war ein kleines Geschenk.”

Belphegor lachte nur trocken. “Das war ein Geschenk… auf das ich hätte verzichten können.”

Seufzend zog Tsuna eine der vielen CDs aus einem Stapel und tat sie in die Stereoanlage dessen Anzeigefenster blau blinkte. Nach wenigen Sekunden erklang die glockenreine Stimme von Viper, der seine leicht melancholische Hitsingle trällerte. Belphegor hielt sich jedoch nur die Ohren zu. Tsuna konnte nicht anders und rollte mit den Augen. Jetzt reichte es ihm wirklich, wenn Belphegor sich wie ein Idiot benehmen wollte, würde er das nicht unterstützen. Kurzerhand schnappte er sich die Hände des blonden Jungen und zog sie von seinen Ohren weg.

“Es ist immer noch dasselbe Lied oder? Sieh mich an und sag mir das es jetzt anders klingt als vorher, wenn du das so siehst und ich helfe dir persönlich beim Zusammenpacken.”

Belphegor seufzte. „Natürlich ist es das selbe Lied, aber es ist nicht mehr die selbe Person, die es singt. Es ist nicht mehr... Viper, sondern die verräterische Schlange Viper, der Lügner Viper, ja, genau. Ein Lügner. Wenn er nur nicht... so süß wäre.“

Tsunas Gesicht erhellte sich etwas. Da war noch nicht alles verloren. Er durfte jetzt nicht aufgeben.

„Leute wie er sind immer an gewisse Konditionen gebunden... Er konnte wahrscheinlich einfach nicht sagen, dass er ein Junge ist, weil es ihm verboten worden ist. Eigentlich hat er dich nicht belogen, sondern dir nur etwas verschwiegen. Vielleicht weil er es musste.

Und er schien in jedem Fall interessiert an dir... Fändest du es denn so schlimm, wenn er ein Junge wäre? Ich meine... heutzutage ist doch da nichts mehr dabei. Er schien dich zu mögen. Vielleicht will er dich wieder sehen, vielleicht solltest du nochmal mit ihm sprechen... irgendwie.“

Ein schwaches Lächeln huschte über Belphegors Züge, fast so als hätte Tsuna einen besonders lustigen Witz gemacht in seiner mentalen Krise.

“Du hast doch gesehen wie schwer man an sie… ihn… rankommt. Ständig sind seine Bodyguards in der Nähe und er zieht von Stadt zu Stadt. Es ist fast unmöglich ihn mal zu erwischen und außerdem… bezweifle ich echt… dass er mich sehen will. Ich glaube ich habe seine Privatsphäre etwas verletzt.”

Tsuna fand das war die großzügigste Beschreibung für ‘Ich habe ihm in den Schritt gefasst’ die er jemals gehört hatte. Wahrscheinlich hatte er recht, wenn es jemanden gab den Viper ganz sicher nicht sehen wollte, dann war es die Person, die sein Geheimnis kannte.

“Sicher kommt… früher oder… später eine Gelegenheit wieder mit ihm zu reden, du musst nur die Augen offen halten. Und jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Vielleicht ist er ja gar kein so übler Kerl, diese bösartige Schlange. Am Besten räumst du dein ganzes Fan Zeugs erst mal in den Schrank in eine Kiste… oder auch drei, und holst sie erst wieder raus, wenn du alles gründlich überdacht hast.”

Bel nickte und stimmte Tsunas Vorschlag so zu. Im Moment würde er den ganzen Kram am liebsten in Brand setzen, aber Tsuna hatte definitiv recht. Er sollte erst einmal alles überdenken. Nur langsam erhob er sich wieder, ging zum Schrank und zog eine zusammengefaltete Umzugskiste heraus.

Er klappte sie auf, verstaute all das Zeug darin und schob sie in den Schrank zurück. Dann legte er neue Bettwäsche heraus und setzte sich auf den Bettrand. „Lässt du mich... ein bisschen allein Tsuna? Ich wird auch... nichts mehr anstellen, Ich versprech’s. Ushishishishi.“, meinte Bel noch leicht frustriert. „Ich glaub ich werde wirklich eine Runde schlafen. Ich fühl mich... ganz müde.“.

Der Tag war wirklich stressig gewesen, stellte Tsuna fest, während der die grüne Allee bei der S-Bahn entlang ging. Zu seinem Wohnheim war es nicht weit und er entschloss sich zu gehen und den Abend noch etwas zu genießen. Das trübe Licht der Straßenlaternen hüllte ihn in einen milden Schein und Tsuna konnte den restlichen Glitter von Belphegors Merchandise auf seinen Händen glitzern sehen. Der Anblick war witzig und vermittelte den Eindruck zaubern zu können.

Wenn er Morgen nicht von Hibari gehäutet werden wollte, brauchte er definitiv ein wenig Magie in seinem Leben. Eigentlich, brauchten sie alle doch ein wenig Magie, um die Wahrheit zu verkraften, die sie umgab. Wen kümmerte schon diese erdrückende Macht, wenn Einbildung und Träume doch so viel schöner waren. Manchmal, war es besser, nichts zu wissen.
 

Wird fortgesetzt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-11-10T11:08:58+00:00 10.11.2009 12:08
ich muss sagen es erleichtert mich irgendwie das Viper jetzt doch ei nJunge ist. Femper ist wirklcih nicht so ganz meine Kragenweite. *herz*

Irgendwie wars total süß dass Belphegor sich so aufgeregt hat. XD Als würde die Welt untergehen o__Ö Da wurde jemand ja zimelcih tief in seinem Glauben erschüttert *ggg* Ich hoffe er kriegt sich wieder ein ^o^

aber ich musss sagen....V____V dieser arme Gameboy... da blutet einem ja das Herz...

Freu mich auf das nächste Kapitel
eure Trauerglocke
Von:  Neven
2009-11-08T14:52:33+00:00 08.11.2009 15:52
ó o der arme bel..

ihr habt mich aber auch ganz schön übers ohr gehauen XD
am anfang (als viper das erste mal erwähnt wurde) dachte ich ja noch so im scherz "wäre ja schon lustig, wenn sie ein er wäre"
aber im laufe der geschichte habe ich dann echt gedacht das viper ein mädchen wär o o"

wie gesagt mir tut bel immer noch leid > <
aber tsuna war wirklich sehr einfühlsam

bin schon gespannt wie es mit bel und viper weiter geht
und natürlich auch mit dem rest XD
Von: abgemeldet
2009-11-08T10:00:01+00:00 08.11.2009 11:00
Das hat ja irgentwie so kommen müssen.
Ich meine, was wäre die Bel/viper-Viper/Bel Geschichte denn ohne ein bischen Herzschmerz?

Hervorragendes Kapitel.
Auch, wie Tsuna hier so einfühlsam und verständlich Bel tröstet und hilft.
Ich mss dieses Kapitel wirklich loben.

Macht weiter so

JLP


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