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E.M.U

Forgotten Memories...
von

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Forgotten Memories

Disclaimer:

Mit dieser Geschichte will ich kein Geld verdienen.

Ich schreibe sie ausschließlich aus Spaß und ohne böse Hintergedanken.

Ich habe keinerlei Rechte an bekannten Orten, Personen oder Namen.
 

Claimer:

Der Text dieser Slash-Fanfiction stammt ausschließlich von mir
 

Kurzbeschreibung:

Eine Kurzgeschichte über die Mitglieder meiner japanischen Lieblingsband (die es seit dem Jahre 2000 nicht mehr gibt). Die Mitglieder sind allesammt Seiyuu, in Japan sehr berühmte Synchronsprecher. Es geht wiedermal um mein Traumpaar: Hikaru kommt heute etwas später vom Rehearsal und will erst noch etwas für sich und Nobutoshi einkaufen bevor er den Heimweg antritt. Allerdings wartet Nobutoshi lange Zeit vergeblich auf seinen Koi...
 

A/N:

Für Fragen, Anregungen und Verbesserungswünsche bin ich immer offen und über mein Profil erreichbar.
 


 

E.M.U's Second Story
 

~ Forgotten Memories ~
 


 

Das Telefon klingelte schrill und riss Nobutoshi Canna aus seinen Gedanken.

Was würde er heute, an seinem freien Tag wohl mit Hikaru unternehmen?

Gingen sie heute wieder in den Park, oder diesmal shoppen?

Er sprang auf und eilte zum Telefon ehe der Anrufbeantworter seine Rolle übernahm.

"Moshi moshi?", sagte er glucksig.
 

Am anderen Ende der Leitung herrschte eine Sekunde Stille und dann plauderte die ihm wohl bekannte nasale Stimme wie ein plätschernder Bach ins Ohr. Dabei wollte Hikaru Midorikawa seinem Mitbewohner nur klar machen, dass er heut etwas später käme, ein Termin würde sich verzögern. Danach wollte er noch Saft und Brötchen kaufen gehen.
 

Nobutoshi lächelte sanft am Hörer.
 

"Typisch. Er ist immer so mitteilungsbedürftig.", dachte er bei sich und hörte ihm gar nicht richtig zu. Das Meiste würde er ihm heute Abend eh noch ein paar Mal erzählen.

Aber das war er von seinem Liebling gewöhnt.
 

"Hai, geht in Ordnung Hikaru-chan", strahlte Nobutoshi. "Pass nur auf dich auf."
 

Hikaru klang etwas verwirrt am Ende der Leitung, der Nobutoshi eigentlich eine Frage gestellt hatte. Sagte aber nichts weiter, außer dass Nobutoshi nicht vergessen sollte die Hunde Raimu und Karin zu füttern und verabschiedete sich nur ebenso glücklich auf ihr baldiges Wiedersehen. Guten Gewissens legte Nobutoshi den Hörer wieder auf und suchte seine Schuhe. "Also aus dem Shoppen wird nichts. Dann eben ein Picknick.", überlegte er. "Nur noch Ryo-chan bescheid sagen. Vielleicht lenkt ihn das ein wenig ab, wenn er mit uns mitkommt."
 

Ryōtarō Okiayu saß allein in seinem großen Wohnzimmer auf der Couch.

Ihm war elend zu mute. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte sich seine Frau von ihm getrennt und ist samt Tochter ausgezogen. Er mochte es nicht allein zu sein, darum versuchten Hikaru und Nobutoshi immer möglichst viel mit ihm zu unternehmen, ohne das ihr eigenes Zusammensein darunter litt.
 

Da Ryōtarō nicht so weit von ihnen wohnte, reichte Nobutoshi ein Fußmarsch durch den Park als erholender Spaziergang.

Es regnete ein wenig. Nobutoshi schloss die Tür hinter sich ab und sah prüfend zum Himmel. "Es wird bald ein Gewitter aufziehen... Hoffentlich ist Hikaru-chan vorher Zuhause..."

Er sorgte sich ein wenig, verscheuchte aber die Gedanken und machte sich dann auf den Weg.
 

Ryōtarō war in der Zwischenzeit wieder in einem mitleidigen Zustand.

Da er so ein treuer, vertrauensseliger und freundlicher Mensch war, konnte sich Nobutoshi vorstellen, wie es jetzt in ihm aussehen musste. Er litt ziemlich unter dem Verlust seiner Lebenspartnerin.

Die Anderen aus seiner alten Band E.M.U versuchten ihn zwar immer wieder aufzumuntern,

doch sobald ihn die Einsamkeit zurück hatte fühlte er sich wieder schrecklich. Manchmal weinte er auch.
 

Es klingelte an Ryōtarōs Haustür, aber er registrierte es erst nach dem dritten Mal.

Langsam und schwerfällig erhob er sich und wischte sich über die feuchten Wangen.

Als er öffnete stand ein fröhlich grinsender Nobutoshi vor seiner Tür. "Yo!", winkte dieser ihm entgegen. "...Yo... komm rein.", antwortete Ryōtarō nur schlaff.
 

Nobutoshi zog eine übertriebene Schnute. "Was ist denn schon wieder mit dir Ryo-chaan~", fragte er mit schräggelegtem Kopf. Im gefiel nicht, wie sehr ihn diese Sache herunterzog. Er machte sich Sorgen.

"Nichts... Tut mir leid. Setz dich doch ruhig."

Ryōtarō zeigte auf die Couch neben den beiden Sesseln auf der er eben noch gesessen hatte und drehte sich Richtung Küche.

"Möchtest Du etwas zu Trinken?", fragte er.

"Einen Tee bitte... und für dich auch einen", antwortete Nobutoshi und setze sich.

Er dachte noch immer nebenbei über seine freie Zeit nach: "Picknick fällt auch flach... Warum muss es ausgerechnet heute regnen. Na gut. Dann machen wir uns halt einen schönen Tag bei Ryo-chan. Das wird ihm gut tun."
 

Als hätte Ryōtarō seinen Namen gehört, trat er wieder aus der Küche und gesellte sich zu Nobutoshi. Nach kurzem Schweigen ergriff er das Wort: "Canna-san..." Nobutoshi funkelte ihn an. "N... Nobutoshi-kun... was führt dich zu mir, so allein?"
 

"Och...", begann der Angesprochene, "Hikaru-chan kommt heute etwas später nach Haus und ich dachte, Du könntest vielleicht etwas Gesellschaft vertragen." Er lächelte und dieses Lächeln erwärmte Ryōtarōs Herz ein um ein Vielfaches. Er lächelte etwas scheu zurück. "Wie geht's Euch so?", versuchte Ryōtarō ein übergehendes Thema zu finden. "Ach.", Nobutoshi grinste, "Meinst du in unserem "Liebesleben?", und piekste Ryōtarō leicht in die Rippen.
 

Dieser schaute nur noch verlegener zur Seite. Dann nahm er sich zusammen und kratzte sich mit einem schiefen Lächeln am Kopf: "Nun ja. Eigentlich überhaupt."
 

Nobutoshis gieriges Funkeln erlosch aus seinen Augen und auch er wirkte etwas verlegen.

Er schaute zur Seite. "Uns geht's gut, soweit."

"Das ist schön." Ryōtarō sah zu Boden und die Stimmung geriet ins Wanken.

Nobutoshi fiel etwas auf und er ergriff das Wort, um die Stimmung nicht gänzlich kippen zu lassen: "Du hast ein paar Bilder abgehangen, wie ich sehe. Vielleicht hängst du jetzt bei dem neugewonnenen Platz ein paar Bilder von uns auf.", scherzte er. Ryōtarō lächelte frech und schüttelte den Kopf. "Soweit kommt's noch.", sagte er und stand auf, um den fertigen Tee aus der Küche zu holen.

Letztendlich plauderten sie noch über dies und jenes, scherzten und lachten.

Doch es wurde spät.

Nobutoshi sah immer häufiger auf sein Handy. Ryōtarō bemerkte seine ständig ansteigende Unruhe und fragte schließlich: "Was ist denn? Ist etwas mit Hikaru-kun? Oder warum bist du so nervös."
 

Nobutoshi biss die Zähne zusammen. "Ich weiß nicht... Aber so lange sollte er eigentlich nicht wegbleiben... Er wollte sich melden, sobald er nach Hause kommt. Er wollte doch nur Brötchen holen…"

Ryōtarō rückte vorsichtig ein Stück näher an Nobutoshi und legte die eine Hand auf dessen Schulter. "Es wird schon nichts sein." Er lächelte.
 

"Nein.. wohlmöglich hat sich die Tratschtante nur wieder festgequatscht.", zischte Nobutoshi.

Ryōtarō schaute etwas besorgt drein.
 

Einige Minuten vergingen, dann klingelte das Telefon. Beide schreckten auf und Ryōtarō ging darauf zu, nahm ab und... erstarrte.
 

"H, hai.. ich verstehe... ", stotterte er. "Wer ist denn dran? Etwa deine Ex?", tuschelte Nobutoshi ihm zu. "Wimmel sie ab, die blöde Kuh." Doch Ryōtarōs Augen wurden leer und Nobutoshi begriff das etwas nicht stimmte. Er sah ihn erwartungsvoll und besorgt an.

"Ja Sir.. Ich richte es aus... haben sie vielen Dank.", sagte er fast mechanisch. Dann legte er den Hörer weg und setzte sich langsam wieder auf die Couch. Nobutoshi sah ihn nur verständnislos an. "Was ist los? Wer war das?" "Nobutoshi-kun… ", begann er: "Es geht um Hikaru-kun.." Ryōtarō ballte die Fäuste auf seinem Schoß und Nobutoshi wurde bleich. "W, was ist passiert? Um Himmels Willen was ist los, Ryo-chan??" Nobutoshi rutschte von der Couch und saß vor ihm auf den Knien. Er nahm Ryōtarōs Hand und sah ihn mehr als entsetzt an. "Was… was ist los, Ryo-chan?"

"Hikaru-kun... er, er wurde angefahren...", begann er.

"Oh.. mein... ", Nobutoshi sprach nicht weiter und Ryōtarō ergriff erneut das Wort: " Er wurde von einem PKW erfasst... nicht so schlimm, dass er ... nicht Durchkommt. Aber er wurde einige Meter mitgerissen und kommt nicht mehr zu sich..." Er verkrampfte sich.

"Nein... " Nobutoshi legte seinen Kopf auf Ryōtarōs Schoß.

"Sag, dass das nicht wahr ist..."

Ryōtarō beugte sich vor und streichelte über seinen Rücken. "Es ist furchtbar... Sie haben dich zu Hause nicht erreicht und riefen deshalb bei mir an, als enger Freund von Hikaru-kun… Der Beamte ruft noch einmal an, um uns bescheid zu geben in welchem Krankenhaus sie ihn untergebracht haben. Ich fahre mit dir zusammen hin, okay?" Er versuchte ihn etwas aufzuheitern, doch da es ihn selbst so sehr berührte gelang es ihm nicht.

Er fühlte Nobutoshis Tränen und er fühlte seine.
 

Endlose Minuten vergingen. Beide waren starr vor Schmerz. Dann klingelte das Telefon erneut. Nobutoshi machte sich ruckartig von Ryōtarōs Umarmung frei, sprang auf und rannte zum Hörer. "Ja, ja?? Was ist mit ihm? Wie geht's ihm?", begann er laut und hektisch. "Wo? - Ja.. ja, ja. Und was ist mit ihm? - Ich bin sein… sein Mitbewohner... Kann ich jetzt schon hinkommen? – Warum denn nicht?! ... Okay... aber heute noch? Gut. Haben Sie vielen Dank." Er schlug den Hörer auf und wollte aus der Tür stürzen, hätte ihn Ryōtarō nicht mit ein wenig Gewalt am Handgelenk gepackt. Er drückte Nobutoshi mit sanftem Lächeln ein Taschentuch in die Hand. Als dieser sich fragend umdrehte. "Sagte ich nicht etwas von 'gemeinsam'?" Er legte ihm eine Jacke um die Schultern, nahm sich einen Schirm und beide verließen Das Haus.
 

Der Sturm hatte zugenommen und die Wolkendecke war finster. Es grummelte bereits. Hin und wieder vernahm Ryōtarō ein leises Schluchzen von seinem Freund. Er hatte einen Arm um ihn gelegt um ihn zu stützen. Er konnte verstehen, dass Nobutoshi nicht mehr länger hätte warten können. Allerdings hätte er nicht einen Gefühlsausbruch dieser Größe erwartet. Doch das tat jetzt ganz sicher nichts zur Sache. Wichtig war jetzt Hikarus Befinden...
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Als sie das Krankenhaus erreichten wurden ihre Schritte schneller und Nobutoshi eilte vor zur Anmeldung.
 

"Liegt hier ein gewisser Midorikawa Hikaru-san??", fragte er aufgebracht.

Die Dame hinter dem Tresen sah ihn etwas verwirrt an. "Sind sie ein Angehöriger? des Patienten?"

"Mh... sagen wir ich bin sein Arbeitskollege... nein, sein Seelenverwandter." Nobutoshi seufzte.

"Dann tut es mir leid. Nur Angehörige dürfen zu den Patienten.", antwortete die Empfangsdame.

"Können sie mir nicht wenigstens sagen wie es ihm geht, verdammt!" Ryōtarō schritt dazwischen und wies ihn auf seine Sprechweise hin, doch nütze dies nicht viel, Nobutoshi war zu aufgebracht. Letztendlich ergriff er selbst mit tiefer aber sehr sanfter Stimme das Wort: "Midorikawa-san hat niemanden mehr außer ihm. Bitte machen sie eine Ausnahme." Er sah sie flehend an und die Dame am Schalter errötete etwas. "Na, na wenn das so ist…", stotterte sie verlegen, "Er liegt Zimmer 454 im 4. Stock.” "Vielen Dank!” Ryōtarō verabschiedete sich noch mit einer freundlichen Verbeugung, als Nobutoshi bereits ungeduldig vor dem Fahrstuhl stand. "Immer mit der Ruhe, Nobutoshi-kun... Es geht ihm sicher gut.”
 

Doch der besorgte Mann hörte seine Worte gar nicht erst und wurde nur noch ungeduldiger.
 

Zimmer 451, 452, 453... Da! Nobutoshi blieb wie angewurzelt vor der Tür stehen. Ryōtarō doch legte sanft die Hand auf seinen Arm. Nobutoshi traute sich nun den Türknauf zu berühren und die Tür zu öffnen.
 

Hikaru lag still da. An eine Maschine angeschlossen. Eine Atemmaske auf dem Gesicht.

Die Augen geschlossen...
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Er war nicht bei Bewusstsein als Nobutoshi und Ryōtarō endlich zu ihm durften. Ryōtarō kümmerte sich darum, die Schwestern abzulenken, die die beiden vom Zimmer fernhalten wollten, während Nobutoshi sich leise auf den Stuhl neben dem Krankenbett niederließ. Er nahm Hikarus Hand und legte sie an seine Wange. Doch der Bewusstlose regte sich nicht. Ryōtarō hatte es in der Zwischenzeit geschafft, die Schwestern zu verscheuchen und stellte sich mit verschränkten Armen neben die Tür. Nobutoshi drehte sich kein einziges Mal zu ihm um während sie da waren, als wäre die Zeit zum Stillstehen gezwungen. In Nobutoshis Augen wuchs eine Leere heran gegen die er nicht ankämpfen konnte. Dieses Gefühl machte ihn fast wahnsinnig. Hikaru dort so liegen zu sehen brachte ihn um ein Haar um den Verstand. Eine Ewigkeit saß er so da und Ryōtarō überlegte, nicht lieber gehen zu sollen. "Nobu-", setzte er an sich zu verabschieden. "Nein bleib..." Ryōtarō hielt in der Bewegung inne. "Ich habe Angst, Ryo-chan... geh nicht." Ryōtarō lächelte sanft. "Geht klar."
 

Ryōtarō beobachtete alles von der Tür aus. Er konnte sehen wie Nobutoshi seinen Kopf senkte und bittere Tränen weinte. Doch in diesem Moment konnte er wirklich nichts für ihn tun.
 

"Ich bleibe hier aber… ich warte besser draußen vor der Tür...”
 

Keine Reaktion.
 

Ryōtarō verließ das Zimmer und setzte sich draußen auf einen der Warteplätze. Unsicher strich er sich durchs Haar und auch ihm rollte eine Träne über die Wange. Erst seine Frau, seine Tochter, nun Hikaru.

Was hatte sich dieses verdammte Schicksal nur dabei gedacht.
 

"Hikaru-chan.. was machst du nur für Sachen...”, hauchte Nobutoshi seinem Geliebten ins Ohr.

"Wie kannst du mir das antun...” Er seufzte und begann seine Hand noch fester zu drücken.

"Komm wieder zu dir... verlass mich nicht einfach. Ich kann doch nicht ohne dich... Das weißt du doch.

Ryo-chan braucht dich, Dai-chan, Hide-chan und deine Fans... was sollen die denn nun denken?”

Er verstummte und sah still auf Hikarus Gesicht. Er strich ihm einige Strähnen von der Stirn und küsste sie zärtlich.
 

"Komm zu mir zurück...”
 

Noch einige lange Minuten vergingen, dann betrat Ryōtarō das Zimmer erneut. "Wir müssen gehen... Der Chefarzt ist da.”
 

Nobutoshi erhob sich und schritt still auf den behandelnden Arzt zu. "Was ist mit ihm? Was ist das für eine Maschine an die er da angeschlossen ist? Und … wird er durchkommen?", fragte er bewegt.
 

Der Mann sah ungläubig auf Nobutoshis Tränen und begriff dann. "Er, er wird es schaffen, ja. Aber wir können für nichts weiter garantieren. Vielleicht bleiben ernste Schäden zurück. Gehen sie erst einmal nach Hause und beruhigen sie sich. Wir müssen Ihren Freund noch gründlicher untersuchen. Hier können sie eh nichts ausrichten.”
 

"Das stimmt Nobutoshi-kun... Lass uns gehen.”

Still schlich Nobutoshi am Arzt vorbei zu Ryōtarō, nahm ihn bei der Hand und beide verließen langsam das Gebäude.
 

Ein Tag verstrich, ein weiterer und noch zwei andere sollten folgen.
 

Nobutoshi war zwangsläufig bei Ryōtarō eingezogen, damit sie sich beide gegenseitig aufbauen konnten. Nobutoshi saß wie auf heißen Kohlen und konnte kaum eine Minute ruhig sitzen. Er aß und trank kaum und Ryōtarō hatte die Befürchtung, ihn nun auch noch einweisen lassen zu müssen, weil er langsam dahinvegetierte.
 

Es war der blanke Horror.
 


 

Dann das erlösende Klingeln vom Telefon.

Ryōtarō ging an den Apparat. "Okiayu? Was? Was für eine glückliche Botschaft! Wir sind sofort da. Haben sie vielen dank Fräulein!”
 

Nobutoshi sah Ryōtarō traurig aber erwartungsvoll an. "Wer war das?”, fragte er. "Was glaubst du? Das Krankenhaus war dran. Hikaru-kun ist aus seinem Koma erwacht.” Nobutoshi sprang ungläubig auf, "Was?! Los los, Ryo-chan! Lass uns hin!” "Ja ja, einen Moment... Ich finde meinen Schal nicht... Es schneit schon. Hast Du nicht gesehen?” "Oh ja.", Nobutoshi sah eine Sekunde aus dem Fenster, nicht länger, "Egal. Hikaru-chan ist mir wichtiger als der dumme Schnee! Mach, mach!”
 

Am Krankenhaus angelangt rannte Nobutoshi zur Sekretärin, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und hopste gleich weiter zum Fahrstuhl. Ryōtarō wollte sich noch bei ihr für sein Verhalten entschuldigen als sie das Wort ergriff.
 

"Der Fall in der 454, nicht wahr?”
 

"Ja. Warum? Ist etwas?”, Ryōtarō schaute sie besorgt an.
 

"Es ist kritischer als erwartet... Der Patient kann sich kaum noch an etwas erinnern. Sein Kurzzeitgedächtnis scheint verloren. Versuchen Sie ihm bitte etwas auf die Sprünge zu helfen, aber beanspruchen Sie ihn nicht zu sehr. Viel Erfolg.”

Ryōtarō steckte ein riesiger Kloß im Hals.
 

Er nickte und ging beachtlich langsam zum Fahrstuhl. Nobutoshi wartete schon ungeduldig auf ihn.

"Freust Du dich gar nicht? Ich hoffe er darf heute schon wieder mit nach Hause kommen.”, Ryōtarō wusste nicht, wie er Nobutoshi die Sache erklären sollte.
 

"Hm, doch. Ich freue mich...”
 

"Du siehst aber gar nicht danach aus.”, bemerkte dieser. Aber er zuckte nur mit den Schultern und starrte auf die Fahrstuhlanzeige.
 

Vor der Zimmertür angekommen hielten beide kurz inne, dann riss Nobutoshi die Tür auf und wollte gerade hineinstürzen als er abermals zum Stehen kam.
 

Hikaru saß bereits in seinem Krankenbett. Der Arm unter einem dicken Verband verborgen.

Er reagierte erst sehr spät.
 

"Oh.. Besuch.", lächelte er, "wie schön."
 

"Hika... Hikaru-chan.." Nobutoshi ging langsam auf ihn zu und nahm seine Hand.
 

"Wer...?" Hikaru sah ihn verwundert an.
 

Ryōtarō hockte sich neben Nobutoshi und schloss die Augen bevor er das etwas sagte.

"Er kann sich wohlmöglich an kaum etwas erinnern... Versuch das zu verstehen."

Nobutoshi blickte auf und sah beide abwechselnd an.
 

"Aber an mich... Er wird sich doch wohl noch an mich erinnern können... Hikaru-chan, ne? Du weißt doch wer ich bin? Dein Can-chan Ne, ne...?"
 

Hikaru antwortete nicht gleich. Er sah, zu seiner Verwunderung, Tränen auf dem Gesicht des Mannes, der seine Hand hielt. Dunkel glaubte er sein Gesicht schon einmal gesehen zu haben, genau wie das, des anderen Mannes im Raum. Aber das konnte genauso gut auch jemand sein, der ihm mal auf der Straße begegnet war.
 

"E.. Es tut mir leid... Ich erkenne Sie nicht wieder... und Sie auch nicht Herr..."
 

"Okiayu... Okiayu Ryōtarō...", warf Ryōtarō ein.
 

"Okiayu-san... Es tut mir leid aber, so sehr ich es auch versuche... Ich kann mich einfach nicht entsinnen..."
 

Der Arzt kam hinzu: "Midorikawa-san, wie fühlen sie sich?"
 

Hikaru lächelte nur schwach. "Wenn ich so sehe, wie ich diese beiden Menschen verletze, geht es mir nicht mehr so besonders..."
 

"Das kommt schon noch alles wieder..." Im Stillen merkte er an: "Hoffe ich jedenfalls..."

Dann wandte er sich den beiden Besuchern zu. "Und sie sind, nehme ich an, Verwandte oder Freunde des Patienten. Geben sie ihm Zeit. Die Zeit die er braucht."
 

"Aber.. aber er wird sich doch wieder erinnern können, nicht wahr? Er wird mich doch...", Nobutoshi stockte.

"Es tut mir leid. Das kann ich ihnen nicht sagen. Es wird jedenfalls nicht mehr sehr viel Zeit brauchen, bis Midorikawa-san aus dem Krankenhaus entlassen werden kann."
 

"Yokatta..." Nobutoshi seufzte erleichtert, allerdings lag es ihm schwer auf dem Herzen, dass sein Koi ihn nicht wiedererkannte...
 

"Sollte sein Gedächtnis nicht bald von allein zurückkehren, sollten wir einen Therapeuten hinzuziehen. Nun muss ich Sie bitten zu gehen."
 

Bedrückt machten sich beide auf den Heimweg.
 

Nobutoshi ließ sich in Ryōtarōs Ehebett fallen, als sie wieder bei ihm zu Hause ankamen.

Er schluchzte tief.
 

Ryōtarō folgte ihm und setzte sich neben den Trauernden. "Es wird schon werden... Bestimmt."
 

"Ryo-chan..."
 

Beide seufzten.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Nach drei Tagen durften sie Hikaru abholen. Da er aber immer noch kaum etwas von seinem Gedächtnis wiederhatte, wurde den beiden zu mehr Geduld geraten.

Hikaru erinnerte sich noch dunkel an eine Band. An Auftritte vor großem Publikum, doch da war es schon vorbei. Von seinen Hunden und der Beziehung zu seinem Bandkollegen wusste er nichts mehr.
 

Nobutoshi war verzweifelt. Er traute sich nicht Hikarus Hand zu fassen. "Hmm...", grübelte dieser. Ich glaube, ich bin verliebt." Sagte er plötzlich.

Ryōtarō und Nobutoshi erstarrten.
 

"W... Was? In, in wen?" Nobutoshi steckte ein dicker Kloß im Hals

"In diese süße Krankenschwester... hmmm. Aber ich bin wohl zu alt für sie."
 

Nobutoshi schwieg, und Ryōtarō griff sanft nach seiner Hand. "Wie ist es eigentlich mit euch? Seit ihr ein Paar oder sowas?" Wieder hielt die Stille an.
 

Ryōtarō ergriff das Wort: "Ich bin geschieden seit einigen Wochen. und Nobutoshi-kun..."
 

"...Ich, ich bin Single." Nobutoshi lächelte schief, aber traurig. Ryōtarō sah ihn untersuchend an.
 

"Oh. Kann ich bei Dir gar nicht verstehen, Canna-san. Aber die richtige kommt bestimmt noch."

Hikaru grinste nichtsahnend.
 

"Die richtige hat ihr Gedächtnis verloren und erinnert sich nicht mehr an mich...", flüsterte Nobutoshi so leise, dass nur Ryōtarō ihn hören konnte.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

"Ich finde es wirklich aufmerksam von euch, dass ich hier wohnen darf. Vor allem trotz des Stresses, wegen der Nachuntersuchungen. Wohnt ihr gemeinsam hier? Oder haben wir vorher sogar zusammen in einer Wohngemeinschaft gelebt?"
 

Ryōtarō antwortete an Nobutoshis Stelle: "Nein, das ist dein und Nobutoshis gemeinsames Heim."

Hikaru sah ihn leicht ungläubig an: "Wie bitte?" Nobutoshi nickte. "Ja. Er hat recht... Eigentlich ist es sogar dein eigenes Haus... aber ich wohne seit längerer Zeit bei dir. Mir wurde es in meiner kleinen Wohnung zu einsam. Dann zog ich kurz nach deinem Unfall bei Ryo-chan ein und nun, seit du wieder da bist wohnt er solange hier, bis es dir richtig gut geht und..."
 

"Und ich Nobutoshi richtig in den Haushalt eingeführt habe, damit ich euch guten Gewissens wieder allein lassen kann.", beendete Ryōtarō den missglückten Satz.
 

Hikaru setzte sich. "Ich möchte mehr erfahren. Ich will mich erinnern… Warum wohne ich alleine mit Nobutoshi-kun in so einem so großen Haus?"
 

Nobutoshi senkte den Kopf. "Vielleicht ist es ja schon an der Zeit, es dir zu erzählen..."
 

Ryōtarō sah ihn zweifelnd an, nickte aber dann. "Irgendwann musst du es ihm so oder so sagen. Ich lasse euch dafür lieber allein." Er fasste Nobutoshi aufmunternd an der Schulter und verließ das Zimmer.
 

Nobutoshi setzte sich neben Hikaru und legte seine Hand dicht neben die seines Liebsten.
 

"Ich bitte dich, dich nicht aufzuregen oder das alles für einen dummen Scherz zu halten, jetzt, wo Du dich sowieso an nichts erinnerst..." Hikaru fühlte sich auf die Folter gespannt.
 

Nobutoshi lies sich einige Sekunden verstreichen um sich zu sammeln.
 

"Hikaru-chan... Mir ist es nie so schwer gefallen wie jetzt… dir zu sagen…", er schluckte, "...wie sehr ich dich liebe..."
 

Hikaru wurde blass im Gesicht, und seine Hände schrecklich kalt, er sagte jedoch nichts, sondern wartete darauf, dass Nobutoshi sich wieder fasste, um weiterzusprechen.
 

"Ich weiß, das klingt für dich sicherlich total absurd, aber...", Nobutoshi kullerte eine Träne nach der anderen über das Gesicht."Aber wir haben ein so harmonisches Leben geführt... Alles war perfekt. Als ich von deinem Unglück erfuhr bin ich vor unserem besten Freund Ryōtarō zusammengebrochen, weil ich mir so schreckliche Sorgen gemacht habe. Aber andere Sorgen, als die, eines guten, meinetwegen auch sehr guten Freundes... Eigentlich wissen es alle, die uns etwas besser kennen, Hikaru-chan. Wir waren immer füreinander bestimmt. Es tut mir leid, dir das einfach alles so an den Kopf zu werfen, aber ich habe solche Angst dich zu verlieren... bitte versteh das..."
 

Hikaru schwieg noch immer.
 

"Ryo-chan ist solange hier her gezogen bis alles wieder ‚'in Ordnung' ist. Ich schaffe das nicht alleine. Du hättest mich jeden Tag verzweifelt mit mir selbst kämpfen sehen... so wie jetzt grade..."

Hikaru zeigte eine Regung.

Ganz unbewusst wischte er zärtlich eine Träne von Nobutoshis erröteten Wangen.
 

"Ich glaube, ich habe jetzt erst einmal genug gehört.", Hikaru sah ihn mit glasigen Augen an,

"Bitte lass mich jetzt allein, Canna-san."
 

Nobutoshi wurde das Herz tonnenschwer. Ein blitzender schmerz schoss ihm durch die Glieder.

Die Bewegung war so zärtlich, doch die Worte so schrecklich ungewohnt kalt.
 

Er fror.
 

Er verließ den Raum, griff nach seiner Zigarettenschachtel, die auf der Theke lag, und öffnete die Haustür.
 

Draußen stand schon Ryōtarō, der Nobutoshi mit besorgter Miene musterte.
 

"Es scheint... nicht gut gelaufen zu sein, oder...?"
 

"Er ... hat mich vor die Tür geschickt. Ich denke... er muss erst mal alles verarbeiten was ich ihm eben gestanden habe..."
 

Ryōtarō sah ihn an: "Wie würdest du reagieren wenn dir jemand seine Liebe aufzwingt, der noch nicht mal vom üblichen Geschlecht ist, wie man es als normaler Mann erwartet?" "Wohlmöglich nicht anders..." Nobutoshi ging in die Hocke und vergrub sein Gesicht in den Händen.
 

"Es tut nur so schrecklich weh. Diese Blicke mit denen er mich ansieht. Sie sind so teilnahmslos. So kalt und irgendwie abweisend. Ich dachte ich sterbe..."
 

Ryōtarō nahm seine Zigarettenschachtel, zündete einen Stängel an und reichte diesen an Nobutoshi weiter. "Beruhige dich erst einmal. Wir schaffen das. Glaub an euch."
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Hikaru hatte die beiden beobachtet. Er konnte einfach nicht begreifen wieso es grade ein Mann war mit dem er zusammenleben musste. Er fragte sich immer wieder, ob es nicht vielleicht ganz gut war, sich nicht an die Vergangenheit zu erinnern. Zu verschreckend war der Gedanke an eine Liebesbeziehung unter Männern. Abgesehen davon wollte er unbedingt näher mit der Krankenschwester in Kontakt treten. Er hatte sehr gehofft, dass die beiden ihn dabei unterstützen würden. Doch das war wohl unmöglich. Er empfand zwar nichts für den hitzköpfigen Burschen, aber trotz allem wollte er ihm das nie und nimmer zumuten. Er überlegte, allein ins Krankenhaus zu fahren und dort sein Glück zu versuchen. Gleich morgen würde er es tun.
 

Er schlich wieder zurück ins Schlafzimmer. Er hatte Nobutoshi gebeten doch lieber im Wohnzimmer auf der Couch zu schlafen. Vorher kuschelte er aber noch mit seinen beiden Hunden, die er jetzt erneut kennenlernte.
 

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Nobutoshi zog einige Male sehr tief an seiner Zigarette bevor er erneut seufzte. "Ich verstehe das einfach nicht. Grade jetzt… Warum muss grade jetzt so etwas passieren. Es lief doch so gut mit uns beiden. Wieso empfindet er nur so für diese Frau…"
 

"Nobutoshi-kun, er kann doch auch nichts für seine Gefühle. Das musst du doch verstehen. Na ja sicherlich verstehst du es. Aber das macht es auch nicht leichter.", Ryōtarō resignierte und hockte sich neben ihn.
 

"Am besten du lässt noch einige Tage verstreichen und wir werden ja weiter mit ihm üben, sich wieder an alles zu erinnern. Setzen wir alles daran, das seine Gefühle für dich wieder aufleben, hm?"
 

Nobutoshi ließ die Schultern hängen, deutete dann jedoch nach einem kurzen Moment ein leichtes Nicken an.
 

"Lass uns wieder reingehen wenn ich mit meiner Kippe fertig bin. Ich möchte ihn noch mal sehn, bevor er schlafen geht. Schließlich hat er mich ja aus unserem Schlafzimmer rausgeworfen…"
 

Ryōtarō sah ihn zerknirscht an. Als Nobutoshi seinen letzten Zug nahm, stand er auf. Er warf den Zigarettenstummel weit über den Zaun und die Glut, die dabei verloren ging verflog glitzernd im Wind.
 

Nobutoshi setzte sich aufs Sofa und Ryōtarō verschwand in der Küche. Er bereitete sich und seinem Freund einen wärmenden grünen Tee zu.
 

Nobutoshi saß da und ließ seine Daumen umeinander kreisen. Dann wollte er aufstehen, seinen Mut zusammennehmen und Hikaru noch einmal sprechen. Doch das war gar nicht mehr nötig. Noch bevor Nobutoshi sich ganz erhoben hatte klopfte es am Türrahmen.
 

"Tut mir leid wenn ich euch so spät noch störe, aber es gibt etwas, das ich gerne noch loswerden möchte."
 

Hikaru stand da, in seinem hellblauen Schlafanzug, wie ein kleiner Junge und Nobutoshi konnte sich nur mäßig unter Kontrolle halten. Zu gern wäre er jetzt zu ihm gegangen und hätte ihn in den Arm genommen und… - Er schüttelte den Kopf.
 

"Ich fahre morgen noch einmal ins Krankenhaus. Ich möchte nicht dass ihr euch Sorgen macht. Ich fahre hin um mich mit Schwester Eiko zu treffen."
 

Nobutoshi ließ sich ohne ein Wort wieder aufs Sofa fallen und hätte am liebsten laut geschrien.
 

Ryōtarō kam aus der Küche, trocknete grade eine Schüssel ab und sah erschüttert zu den beiden Männern.
 

"Ich weiß, ich kann euch nicht bitten mich zu begleiten, oder mich gar zu unterstützen. Aber diese Frau geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf und ich muss es wenigstens versuchen. Tut mir leid, Canna-san."
 

Nobutoshi kippte zur Seite, blieb aber in seiner verkrampften Haltung.
 

Ryōtarō richtete das Wort an Hikaru: "Findest Du das wirklich okay? Ich meine, jetzt schon nach einer neuen Liebe Ausschau zu halten? Und dann auch gleich die Erstbeste?"
 

"Sie ist nicht die Erstbeste. Als ich sie sah traf es mich wie ein Schlag. Ich liebe sie. Und ich will sie erobern! Egal was ihr Homos dazu sagt!", mit diesen Worten verschwand Hikaru hinter der zugeknallten Schlafzimmertür.
 

Das war eindeutig mehr als Nobutoshi je hören wollte. Hikaru hatte gerne Stimmungsschwankungen, schon früher, aber sie waren nie dermaßen verletzend. Er kauerte sich auf, ohne auch nur eine Träne zu vergießen und verließ schweigend, unter Ryōtarōs Einwendungen das Haus.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Es war kalt. Er hatte sich nichts weiter angezogen. Keine Schuhe, keine Jacke. Er kauerte einfach da, im eiskalten Schnee.
 

Seine Zigarette war ausgegangen nachdem sie ins feuchte Weiß fiel. Er zitterte stark. Nicht nur wegen der Kälte draußen, sondern wegen der Kälte, die aus dem Schlafzimmer bis zu ihm hindurch drang.
 

Ryōtarō beobachtete ihn vom Fenster aus. Auch wenn er sich um seine Gesundheit sorgte hätte er einen Teufel getan ihn jetzt zu stören. Nobutoshi brauchte einfach einen Moment für sich.
 

Seine Frau hatte er in dem ganzen Stress völlig vergessen, doch nun, wo er so ausgeschlossen und alleine dastand, vermisste er sie sehr. Es tauchten Parallelen zu ihm auf.
 

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Es war mitten in der Nacht als Ryōtarō hochschreckte. Nobutoshi! Er lag nicht auf der Couch und auch sonst nirgendwo. Er kann doch nicht noch draußen vor der Tür sein?! Er warf sich eine Decke um, eilte zum Eingang und riss die Wohnungstür auf.
 

Da lag er. Zusammengekrümmt und ganz blass vor Kälte vor einem Berg von unausgerauchten Zigaretten. "Oh Nobutoshi-kun. Für so schlimm hätte ich die Situation auch nicht eingeschätzt…", flüsterte er und legte die Decke um ihn.
 

Nobutoshi erwachte aus seiner totenähnlichen Starre. "Warum bin ich draußen…? Uh… Ist das kalt…" Ryōtarō half ihm auf und stützte ihn auf dem Weg zur Couch. "Warte. Ich mach dir etwas Heißes zu trinken. Hoffentlich hast du dir nicht noch den Tod geholt." "Du bist zu fürsorglich, Ryo-chan." Er grinste schief.
 

Immerhin hatte er gelächelt.
 

Am nächsten Morgen schreckte Nobutoshi auf. "Hikaru-chan! Wollte er nicht heute diese Frau treffen?!"
 

Ryōtarō, der es sich neben ihm auf dem Boden bequem gemacht hatte, sah ihn schläfrig an.

"Ja, wollte er. Aber ich bin mir sicher -", er sah auf die Uhr, "- er wird noch nicht auf sein. Dreh dich noch mal um. Nicht das du dich doch noch erkältest…"
 

Nobutoshi konnte keine Sekunde mehr ruhig daliegen. Er lief erst schnellen Schrittes, doch bis zur Schlafzimmertür wurde er immer langsamer, bis er letztendlich nur noch vorsichtig tapste.

Es war Dunkel, als er durchs Schlüsselloch schmulte, aber diese Gewissheit reichte ihm nicht.

Er drückte vorsichtig die Türklinke runter.
 

Er war nicht da. Hikaru war nicht mehr da!
 

"Ich muss sofort los, Ryo-chan! Ich kann ihn nicht einfach so kampflos ziehen lassen. Halte hier bitte die Stellung falls er zurückkommen sollte…"
 

"Bist du dir sicher? Warte doch lieber ab, bis er von seiner Abfuhr wiederkommt…", Ryōtarō versuchte ihn irgendwie zurückzuhalten.
 

"Und wenn er die eben nicht bekommt? Nein! Er kann mich nicht einfach so allein lassen. Einfach so, nach allem!", und er stürzte in voller Montur aus der Tür.
 

-Er hat wieder nicht gefrühstückt…-
 

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Schnaufend kam Hikaru am Schwesternzimmer an. "Eiko hat Frühdienst, ich glaube ich habe es rechtzeitig geschafft."
 

In dem Moment trat auch schon die hübsche Schwester aus dem Raum. "Oh, Midorikawa-san. Welche Freude sie wieder so wohl auf zu sehen. Haben sie denn einen besonderen Wunsch?"
 

Hikaru wurde leicht blass, doch dann überwog die Röte in seinem Gesicht. "Ja… Ich bin hier weil ich… Sie sehen wollte, Schwester Eiko." Sie sah ihn verdutzt an. "Ich habe mich in Sie verliebt. Es tut mir leid, aber würden Sie mir einen Moment unter vier Augen schenken?" Er verneigte sich ganz tief vor ihr.
 

Man sah ihr an, wie peinlich die ganze Situation für sie sein musste, aber schließlich stimmte sie zu. "Wir können uns im Park auf ein lauschiges Plätzchen setzten… Wenn Sie das möchten. Aber meine Pause ist gleich zu Ende."
 

Nobutoshi rannte, als ginge es um sein eigenes Leben. Er wollte Hikaru nicht einfach irgendjemandem überlassen. Nicht dieser Frau und auch keinem sonst. Er erreichte das Krankenhaus in wenigen Minuten, er sprang aus der, grad zum Stillstand gekommenen Straßenbahn und hetzte zum Eingang. "Wo ist das Schwesternzimmer? Nein, wo ist Schwester Eiko?" "Sie… Sie ist mit einem Gast im Park. Aber waru-" Nobutoshi war schon weitergeeilt.

Als er vor der gläsernen Tür stand, die zum Garten führte, konnte er Hikaru und die junge hübsche Frau bereits erkennen. Er war sich nicht sicher, ob er nicht einen Fehler beging und so recht traute er sich auch nicht weiter.
 

Schließlich überwand er sich. Es ging um seinen Partner, um ihre gemeinsame Zukunft. Er konnte diesen Wunsch nicht einfach wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Er versuchte sich von hinten anzuschleichen.
 

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"Es… Es ist so. Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich schon, dass ich sie kennenlernen muss. Ich habe mich im ersten Augenblick in Sie verliebt. Bitte gehen Sie mit mir aus! Ich meine es völlig ernst und bitte zweifeln Sie nicht an meinem Verstand. Sie sind so wunderschön wie eine Kirschblüte…Bitte." Hikaru verneigte sich wieder vor ihr.

"Das ist wirklich sehr schmeichelnd, Midorikawa-san, aber ich kenne Sie doch kaum. Und ich darf mich auch nicht mit einem Patienten privat verabreden, tut mir leid." "Aber ich bin doch gar nicht mehr ihr Patie-"
 

"Hast du nicht gehört? Die Frau will nichts von dir!" Nobutoshi hatte die beiden erreicht und stand nun mit gesenktem Haupt hinter ihnen. Er kniff die Augen zusammen.
 

"Wer sind Sie?" Erschrocken drehte sich die Schwester zu ihm um.
 

"Es tut mir leid, dass ich jetzt noch mehr kaputt mache als alles schon war… aber ich kann dich nicht einfach aufgeben. Du kannst doch nicht einfach auf die Pirsch gehen, nur weil du mich vergessen hast… Das kannst du mir doch nicht antun!"
 

Eiko sah beide verwirrt an. Sie bemerkte wie Hikaru die Hände zu Fäusten ballte und zu Zittern begann.
 

"Ich habe zu dir keine Beziehung, Canna-san! Versteh das endlich! Es ist nett, dass ihr mich aufgenommen habt, dass ihr euch um mich gekümmert habt. Aber ich muss dich langsam bitten, wieder aus meinem Haus auszuziehen. Du hast dort nichts mehr verloren!"
 

Nobutoshi schwieg, und nun kämpften sich auch die Tränen durch. "Verstehe ich das richtig? Sie sind der Lebensgefährte von Midorikawa-san? Das tut mir so wahnsinnig leid, ich will ihnen wirklich nicht dazwischenfunken. Bitte sprechen sie sich erstmal aus. Meine Pause ist jetzt eh vorüber. Und… Midorikawa-san; Es tut mir leid, aber ich kann Ihre Gefühle nicht erwidern. Dafür kenne ich Sie auch zu wenig. Leben Sie wohl." Damit verschwand sie. Nobutoshi stand noch immer schweigend da. Hikaru brodelte vor Wut.
 

"Wie kannst Du es nur wagen mir alles kaputt zu machen! Nur weil so ein Homo hinter mir her rennt heißt das nicht, dass ich mit keiner Frau zusammen sein darf! Verdammt, ich liebe dich nicht! Mir ist egal was du dir dabei denkst. Ein uns gibt es nicht mehr! Also finde dich damit ab. Ich bin ganz froh mich an so etwas abartiges nicht mehr erinnern zu können!"
 

Nobutoshi sank auf die Knie. Er konnte die Worte kaum hören, zu unnatürlich kamen sie aus Hikarus Mund. "Das bist noch nicht wirklich du, Hikaru-chan… Bitte gib uns beiden doch eine Chance. Du musst dich wieder erinnern… Du kannst mich nicht einfach so abweisen. Nicht nach Allem…"
 

"Du hast mir mein Date ruiniert!" Mit diesen Worten wollte Hikaru sich entfernen, als er plötzlich eine andere Stimme hörte.
 

"Are? Midorikawa-san? Toshi? Was treibt euch beide denn hierher?"
 

Hideo Ishikawa schlenderte auf die beiden zu, nachdem er sie entdeckt hatte. "Dai-chan hat sich vermutlich den Fuß gebrochen und wird jetzt erstmal behandelt, dieser Tollpatsch." Er grinste.
 

"Ishikawa-kun?", fragte Hikaru. Nobutoshi sah ihn an. Er hatte vollkommen vergessen Hideo und Daisuke von Hikarus Unfall zu informieren. Aber warum konnte sich Hikaru dann an Hideo erinnern?
 

"Yo! Nun sagt schon was euch beide hierher verschlagen hat. Ist etwas passiert? Toshi? Was ist denn mit dir los?"
 

Nobutoshi war wie zu einer Salzsäule erstarrt. Er wollte nur noch weg. Nur noch allein sein.

"Hikaru-chan… Warum kannst du dich an Hide-chan erinnern?"
 

"Ich hab keine Ahnung warum…", er sah ihn scharf an, "vielleicht weil er nicht so ein stalkender Homo ist wie du, und uns keine schaurigen Erinnerungen zugrunde liegen."
 

Hideo sah die beiden endlos verwirrt an. "Autsch…Homo… Schaurige Erinnerungen…? Habt ihr euch etwa gestritten? Das Traumpaar schlechthin?"
 

Hikaru wurde grün im Gesicht. "Ich muss dann mal…" Damit zog er ab, ohne sich von Nobutoshi ein weiteres Mal aufhalten zu lassen.
 

"Auweia… Was ist denn mit dem los? Toshi, willst du mir irgendetwas sagen?"
 

Nobutoshi nahm, ohne eine Antwort zu geben, sein Telefon aus der Hosentasche und wählte Ryōtarōs Handynummer.
 

"Ryo-chan. Hide-chan und Dai-chan sind wieder im Lande. Ich glaube, Hide-chan möchte eine Erklärung. Können wir uns bitte zusammen bei dir hinsetzen? Ich kann das jetzt wirklich nicht alleine… Hikaru hat… Ja. Danke. Bis gleich."
 

Er klappte das Handy wieder zusammen und steckte es zurück in die Tasche. Dann sah er Hideo das erste Mal richtig an. "Es ist einfach nur furchtbar."
 

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Ryōtarō war wieder für einen Moment in der Küche verschwunden. "Es ist wirklich eisig geworden. Ich mache uns etwas Warmes. Einen Moment."
 

Nobutoshi nutze die Gelegenheit um etwas vom Thema abzuschweifen. "Wie geht's Dai-chan? Ich hoffe, es ist nicht so schlimm. Schließlich muss er diese Nacht ja noch dort bleiben."
 

"Doch doch. Es geht ihm gut. Ihm gefällt's nur zu gut im Krankenhaus. Das erlaubt er sich öfter mal. Den Krankenkassen auf der Pelle hängen wegen jedem kleinen Wehwehchen.", lächelte Hideo.
 

Ryōtarō reichte den Beiden die warmen Getränke.
 

"Dann schießt mal los. Was war vorhin mit Midorikawa-san? So habe ich ihn ja noch nie erlebt."
 

Nobutoshi seufzte. Ryōtarō sah ihn mitleidig an und begann Hideo die ganze Geschichte zu schildern.
 

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"Das ist ja schrecklich… Und was wirst du jetzt tun, Toshi?", fragte er. "Du kannst ihn doch nicht einfach so zieh'n lassen. Schließlich wart ihr das perfekte Dream-Team!"
 

Nobutoshi lies die Schultern hängen. "Deswegen war ich heute dort. Hikaru hat sich verliebt. In eine Frau. Und er wollte sie dort um ein Date bitten. Aber ich habe ihm dazwischengefunkt und sie verscheucht. Ich glaube, sie hat ohnehin abgelehnt, aber Hikaru-chan schiebt nun die Schuld auf mich und er beschimpft mich und Ryo-chan ständig als dämliche Homos vor denen er Angst haben muss. Er will, dass ich ausziehe und ihn ein für allemal in Ruhe lasse. Er sagt auch, er ist froh, sich an unsere gemeinsame Vergangenheit nicht mehr erinnern zu können, wenn es da um Liebe zwischen zwei Männern geht. Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll… Er ist nicht mal bereit zu versuchen sich wieder zu erinnern…"
 

"Das ist wirklich hart…" Hideo zog die Augenbrauen hoch. "Und wenn ich mal mit ihm rede? Mich hat er ja schließlich wiedererkannt. Ihr habt doch auch erzählt, dass er sich an die Bandzeiten erinnern kann. Nur nicht mehr an euch beide, richtig?" Ryōtarō und Nobutoshi nickten resignierend.
 

"Wisst ihr was, ich werd gleich mal zu ihm geh'n. Der schläft sicher noch nicht, sondern grämt sich vor der Glotze."

Nobutoshi sah ihn zweifelnd an. "Ich bin mir nicht sicher, ob das was bringt…"
 

Hideo ließ sich nicht umstimmen. Er bedankte sich vielmals für den Tee und machte sich Direkt auf. Schließlich war es zu Hikarus Haus ja nicht weit.
 

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Erst öffnete niemand. Doch dann, nach dem zweiten Klingeln bewegte sich der Türgriff. "Ishikawa-san? Was treibt dich bei dieser Kälte und um diese Uhrzeit noch zu mir? Komm doch erstmal herein."
 

Hideo betrat den spärlich eingerichteten Flur und schritt dann in den umso wuchtigeren Wohnzimmerbereich mit der breiten Couch und dem verschnörkelten Wohnzimmertisch. Ersetzte sich bevor er das Wort ergriff.
 

"Ich bin mal direkt. Ich war grade bei Canna-san und Okiayu-san und die beiden haben mir alles erzählt. Was ist nur mit dir passiert?"
 

Hikaru verzog die Miene und setzte sich zu Hideo auf die Couch. "Nichts ist mit mir passiert. Ich habe mein Gedächtnis verloren und weiß nichts mehr davon, dass ich einmal eine Schwuchtel war, Verzeihung, dass ich mit einem Mann zusammen war. "
 

"Wie redest du eigentlich?" "Ich rede normal. Was ist daran schon besonders." "Du verletzt Canna-san", mahnte Hideo.

"Was kann ich dafür wenn er nicht auf mich hört… Er will doch unbedingt seine Abfuhr persönlich abholen nachdem er mir alles kaputt gemacht hat."
 

"Midorikawa-san… Hikaru-kun… Nobutoshi-kun liebt dich. Und in deinem tiefsten Inneren liebst du ihn genauso sehr. Das hat nichts mit Homos und Schwuchteln zutun. Das ist einfach so. Du kannst deine Gefühle nicht einfach abschalten und so tun als wären sie nie da gewesen. Lass deine Erinnerungen auf dich zukommen, so merkwürdig es für dich auch sein mag. Und öffne dich deinen Freunden. Versuch doch auch mal Nobutoshi-kun und Ryōtarō-kun zu verstehen. Die beiden wollen dich nicht verlieren. Und Nobutoshi würde lieber sterben als dich aufzugeben. Das meine ich ernst. Ryōtarō-kun sagte mir, dass Nobutoshi-kun gestern erst die halbe Nacht draußen in der Kälte verbrachte, weil du ihn aus eurem Schlafzimmer geschmissen hast."
 

"Ach. Dummes Zeug…" Hikaru wandte sich ab. Er war die ganze Situation leid. Sein Gefühl, alle seien gegen ihn, schien sich zu bestätigen. "Ich will davon einfach nichts mehr hören. Ich liebe diesen Mann nicht. Fertig."
 

Hideo sah ihn durchdringend an, dann seufzte er. "Ich kann mir vorstellen, dass das jetzt nicht leicht ist. Du hattest schwere Verletzungen, hast dein Gedächtnis verlor'n und nun rücken dir alle auf die Pelle. Aber du musst dafür auch Verständnis haben. Gib ihnen eine Chance. Weise Nobutoshi-kun nicht so von Dir. Er liebt dich über alles. Er beißt sich jetzt wahrscheinlich schon wieder die Zähne aus, weil er an nichts anderes mehr denken kann."
 

Hikaru schaltete auf Stur: "Ich dachte ich habe mich klar ausgedrückt. Ich möchte jetzt lieber allein sein, Ishikawa-san. Bitte grüße Sakaguchi-san von mir und gute Besserung. Auf Wiedersehen!"
 

Hideo erhob sich. "Ist gut, alter Junge. Ich bin mir sicher, das wird alles schon wieder. Aber bitte tu mir den Gefallen und schlaf 'ne Nacht drüber. Und dann entschuldige dich wenigstens bei Nobutoshi-kun. Du hast ihm echt wehgetan. Schlaf gut, und deine Grüße werde ich ausrichten. Bye."

Mit einem kurzen Winken verabschiedete sich Hideo und verschwand aus der Tür.
 

Auf dem Weg zur Bahn schrieb er Ryōtarō noch eine SMS:
 

"Hey Okiayu-san! Habe mit Midorikawa-san gesprochen.

Er ist sehr stur. Wartet den morgigen Tag ab. Bye!"
 

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Hikaru machte sich bettfertig. Irgendwie war es schrecklich still um ihn. Selbst seine Hunde, Raimu und Karin, hatten sich schon vor einiger Zeit ins Körbchen gelegt. Er redete sich die Einsamkeit aus. "Ach, was weiß der schon… Der hat ja auch keinen Wildgewordenen an der Backe, so wie ich! Wie kann man nur auf einen…" Er sah sich beim Zähneputzen im Spiegel an.
 

Seine Handbewegungen wurden ruhiger. "Was tu ich eigentlich. Ich kann doch eigentlich am Wenigsten reden. Ich weiß nicht mal was passiert ist, geschweige denn, was vorher war…"
 

Er spülte sich den Mund aus. "Nein… Ich habe schon Recht! Was kann ich dafür wenn mir so ein Typ am Bein hängt, für den ich nicht mal was empfinde!"
 

Er schlich auf leisen Sohlen ins Schlafzimmer. "Irgendwie ist es schon einsam so ohne die beiden. Wenigstens Ryōtarō-san hätte ich ja hier bleiben lassen können. aber das wär' ja Quatsch. Schließlich ist er lieber bei sich Zuhause."
 

Er setzte sich aufs Bett und richtete seine Bettdecke. "Vielleicht hat Ishikawa-san Recht und ich sollte einfach mal eine Nacht darüber schlafen. Irgendwie frage ich mich ja doch, was damals alles war… Wenn Nobutoshi-kun wirklich so stark empfindet muss das ja auch irgendwo her kommen."
 

Er legte sich hin und zog sich die Decke bis zum Kinn. "Ob es lange her ist, dass ich alleine in diesem Bett geschlafen habe? Wie lange wir wohl zusammen waren… Was wohl in der Zeit mit E.M.U zwischen uns geschehen ist…"
 

Mit diesen Gedanken schlief er kurz darauf ein.
 

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Ryōtarō rüttelte leicht an Nobutoshis Schulter. Der regte sich nur widerwillig. "Wie spät ist es…?"

"Spät genug. Du musst los. Hast Du nicht heute ein Vorsprechen für eine Animerolle?" "Verd… Ja Du hast Recht! Ich muss mich fertigmachen!" Nobutoshi sprang auf und huschte ins Bad. "Vergiss heute aber nicht zu frühstücken! Ich habe dir extra etwas besorgt." "Hai hai, Ryo-chaan~~"
 

Nobutoshi putzte sich in rasender Eile die Zähne und wusch sich sein Gesicht. Als er das Handtuch vom Gesicht nahm, sah er seine übernächtigten, mit tiefhängenden Tränensäcken betonen Augen und die Blässe an seiner Nasenspitze. Es konnte nicht so weitergehen. Er musste unbedingt etwas ändern, sonst würde er noch selbst daran zerbrechen.
 

Er schlüpfte in seine Jeans, in sein Sweat-Shirt und in die ausgelatschten Sneakers, die er sich vor Ewigkeiten bei einem gemeinsamen Bummel durch die Stadt mit Hikaru besorgt hatte.
 

Ryōtarō mahnte ihn zur Ruhe. Er setzte sich an den Esstisch und bedeutete Nobutoshi es ihm gleichzutun. "Nun stärk dich erstmal. Wenn du dich sehen könntest. So fertig habe ich dich lange nicht mehr erlebt. Hoffentlich stellen deine Kollegen nachher nicht noch unangenehme Fragen…"
 

"Gomen. Ich hab's selbst eben geseh'n… Eigentlich müsste ich mal zu 'nem Maskenbildner oder so. Oder am Besten einfach auf eine Kur!" Ryōtarō lachte. "Na dann fang mal an zu sparen. Aber ich glaube, so schlecht ist die Idee gar nicht. Ich gebe dir was zu wenn die Sache mit Hikaru-kun über die Bühne gegangen ist. Ich bin da in der Zwischenzeit schon wieder optimistisch."
 

Nobutoshi schielte ihn irritiert an. "Nachdem was er uns alles an den Kopf geworfen hat, dir und mir? Ich fand das mehr als hart. Und ich bin von Hide-chans therapeutischen Künsten dann doch nicht so überzeugt. Aber na gut. Vielen Dank für das leckere Frühstück. Wir sehen uns später."
 

Ryōtarō brachte ihn noch bis zur Tür und achtete darauf, dass er auch ja den Schirm und seinen Schal mitnahm.
 

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Trotz anfänglichem Schwächeln brachte Nobutoshi seine Rolle so überzeugend es ging rüber. Die anderen Seiyuus waren begeistert und überglücklich nun einen so erfahrenen Kollegen am Set zu haben. Masakazu Morita kam als erstes auf ihn zu um ihm die Hand zu schütteln. "Canna-san, Du bist wirklich perfekt für diese Rolle! Niemand könnte den Arrancar so rüberbringen wie du. Wie wär's, wenn wir nach der Arbeit mit Itou-san noch was trinken gehen?"
 

Nobutoshi war von dem Gedanken gar nicht mal so abgeneigt. Schließlich musste er sich endlich mal ablenken, nachdem er sich schon morgens mehrmals zur Vernunft gerufen hatte.
 

"Geht klar, warum auch nicht! Ich freu mich auch riesig darüber mal wieder mit euch was zu unternehmen."
 

Kentarou Itou lächelte ihm zu.
 

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Es wurde spät. Kentarou und Masakazu beschlossen, den angetrunkenen Nobutoshi noch bis zu Ryōtarōs Haustür zu begleiten. Irgendwie konnte er es doch nicht lassen die Hände an den Alkohol zu legen. Obwohl seine beiden Kollegen schon einige Male meinten, es wäre wohl langsam genug. Nobutoshi hatte angefangen zu reden. Über sich. Über seinen körperlichen Zustand und etwas anderes, dass beide nicht wirklich verstanden. Eigentlich wollten sie ihn ja zu seinem Wohnblock bringen, doch er konnte grade noch vor sich hinlallen, dass er doch jetzt bei Ryōtarō wohnte. Auch bei dieser Aussage runzelten beide die Stirn. Sie klingelten an Ryōtarōs Haustür und gingen, ohne mit Nobutoshi zu warten. Irgendwie hatten sie ein mieses Gefühl.
 

Nobutoshi schwankte. Die Haustür öffnete sich nicht gleich. Er sah durchs Fenster. Man konnte nicht viel sehen. Nur ein paar Jacken im Eingangsbereich. Ein paar Jacken? Hatte Ryōtarō Besuch?
 

Mit einem leisen Klacken drehte sich der Schlüssel von innen in der Haustür. Ryōtarō schielte durch den Spalt. Merkwürdigerweise sagte er nichts, sondern ließ Nobutoshi still seine Garderobe ablegen.
 

Nobutoshi hielt sich den Kopf. Es war wohl doch etwas zuviel des Guten gewesen, mit dem lieben alten Freund, dem Alkohol. Er hatte sogar ein Blackout und wollte nur noch schlafen.
 

Dazu kam er allerdings nicht gleich. Jemand saß auf der Couch. Und es war nicht sein derzeitiger Wohnpartner. "Hikaru-chan…" Nobutoshi riss starr die Augen auf. "W- was machst du hier?"
 

"Ich habe getan, was Ishikawa-kun mir vorgeschlagen hat. Eine Nacht drüber schlafen. Ich habe zwar auch den ganzen Tag dafür gebraucht, aber du kommst ja eh erst jetzt, Canna-san. Ich hatte genug Zeit, noch etwas mit Okiayu-san zu plauschen."
 

"Hikaru-chan…", Nobutoshi war zu ungläubig und zu betrunken, um ihn auf eine andere Art und Weise anzusprechen.
 

Ryōtarō sorgte wieder für den kulinarischen Genuss und war in die Küche verschwunden.
 

"Canna-san, es tut mir leid, was ich alles gesagt habe. Es war euch, und besonders dir gegenüber sehr ungerecht." Nobutoshi schwieg.
 

"Ich weiß immer noch nicht so ganz was ich von dir halten soll. Natürlich bist du ein netter und fürsorglicher Kerl, aber ich kann mir ein Leben mit einem Mann einfach nicht vorstellen, tut mir leid."
 

Sein gegenüber ließ die Schultern sinken. Hikaru fiel auf, dass Nobutoshi in diesem Moment alle Hoffnungen zu verlieren schien.
 

"Ich habe allerdings nachgedacht. Und es interessiert mich schon, wer ich war, wer ich bin und was alles in meinem Leben geschehen ist, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Du hast ja sicher auch gemerkt, dass mir Ishikawa-san und Sakaguchi-san durchaus im Gedächtnis geblieben sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die beiden seltener als euch zwei sehe. Ich möchte gerne, dass du mir dabei hilfst, Canna-san. Bitte erzähl mir die Dinge aus der Vergangenheit."
 

Nobutoshi zeigte eine erste Regung. Er hob den Kopf und sah Hikaru verweint an. "Du findest nicht, dass ich nur ein abartiger Schwuler bin, der dir an die Wäsche will…?" "Ich habe nur gesagt, dass ich mir das im Moment noch nicht vorstellen kann. Aber ich versuche es zu verstehen und dir zuzuhören. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht so gemein sein. Aber du hast mich auch ziemlich bedrängt mit deiner Hingabe."
 

"Gomen." Nobutoshi seufzte.
 

"Nein ist schon okay. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte. Also bitte. Hilfst du mir?"
 

"Hikaru-chan… Ich würde alles dafür tun, dich für mich zurück zu gewinnen. Ich werde dir alles erzählen. Die guten, aber auch die echt miesen Dinge die zwischen uns waren… Aber bitte, sei dann nicht sauer auf mich." Hikaru lächelte und schüttelte bedächtig den Kopf.
 

Ryōtarō schritt erleichtert aus der Küche und stellte den beiden Teller hin. "Nun esst erstmal was. Ich glaube, ich werde mal zu Hikaru-kun fahren und mit den Hunden spazieren gehen. Das hast du doch sicher noch nicht gemacht, oder?" "Oh nein. Raimu muss unbedingt raus. Vielen Dank."
 

Ryōtarō grinste und ließ die beiden allein.
 

"Lass uns erstmal essen und ein Bisschen meines Alkoholpegels abbauen, dann machen wir es uns schön auf der Couch gemütlich."
 

Hikaru war einverstanden und beide probierten die Köstlichkeiten auf ihren Tellern während sie auch begannen sich locker zu unterhalten.
 

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Hikaru hörte gespannt zu und überraschender Weise konnte er ab und an eine Erinnerung einwerfen, die ihm noch im Gedächtnis geblieben war und sich somit seine Erinnerung wie ein Puzzle langsam zusammenfügte.
 

Nobutoshi, der sich zuerst noch etwas unwohl fühlte, Hikaru mit intimen Details aus ihrem Privatleben zu "füttern" wurde zusehends sicherer. Da Hikaru diese anfängliche Abwehrhaltung abgelegt hatte, wurde das Gespräch auch noch entspannter.
 

Hikaru versuchte sich immer wieder vorzustellen mit Nobutoshi Zärtlichkeiten auszutauschen, aber es fiel ihm noch ziemlich schwer. Sein Gegenüber musste sich aber auch mehrmals zusammenreißen, nicht einfach näher zu rücken, oder seine Hand auf seinen Schoß zu legen. Er wollte auf keinen Fall, dass Hikaru ihn erneut hinauswarf.
 

"… Wir waren am Abend vorher im Kino und haben uns einen romantischen Film angesehen. Die Leute um uns herum haben uns ganz komisch angeschaut. Ich wollte auch lieber in den aktuellen Actionfilm, aber du konntest mich wieder einmal überreden mit dir was Kitschiges zu gucken.", er lächelte. "Am morgen darauf musstest du zur Arbeit und deinen Anime weitersynchronisieren. Du riefst mich an, dass du dich verspäten würdest, aber noch Essen mitbrächtest." Nobutoshi wurde langsam ernst. "Ich habe den ganzen Tag überlegt, ob ich dich ausführen soll, zum Shopping oder zu einem netten Picknick. Aber du kamst einfach nicht von der Arbeit zurück…" Seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Dann rief ein Polizist an und sagte uns, dass du einen schweren Unfall hattest, im Koma liegst und…" Nobutoshi konnte nicht mehr weitersprechen. Ihm liefen die Tränen übers Gesicht und er konnte nicht mehr aufhören zu weinen.
 

Nun, wo Hikaru alles mitangehört hatte. Das Schöne und das nicht so Schöne… Es ging nicht mehr spurlos an ihm vorbei. Seine Erinnerungen waren aufgefrischt, die Puzzleteile waren wieder zusammengefügt. Nur ein kleines Stück, mitten in der Mitte fehlte noch. Er nahm Nobutoshi in den Arm um ihn zu trösten.

Er konnte seinen Schmerz jetzt besser verstehen und wollte einfach nur, dass es ihm besser ging.
 

"Canna-san", flüsterte Hikaru. "Ich danke dir sehr für deine Offenheit." Nobutoshi schluchzte.

"Ich weiß, dass du ein sehr guter Freund bist und kann mir gut vorstellen, dass ich dir einmal verfallen bin.", setzte er seinen Satz fort.
 

"Ich liebe dich nicht."
 

Er holte tief Luft, als Nobutoshi erneut schluchzte.

"Aber ich möchte diesem Gefühl gerne eine Chance geben." Er löste die Umarmung und Nobutoshi sah ihn ungläubig an.

"Du möchtest es wirklich mit mir versuchen?" Hikaru lächelte sanft und nickte dann.

"Ich möchte, dass wir ganz von vorn anfangen und ich werde in eine Therapie gehen. Unser Gespräch hat mir wirklich die Augen geöffnet."
 

Nobutoshi wurde heiß. Er wollte nichts lieber, als seinen Liebsten innig zu küssen, doch er wusste, dass es dafür noch zu früh war. Es tat weh, aber die Hoffnung, die ihm Hikaru mit dieser Chance wieder gab, war den Schmerz wert.
 

"Lass uns gleich morgen damit anfangen!", sagte er übermütig und fischte sein Handy aus seiner Hosentasche.

Hikaru schaute ihn an, dann sah er auf das Handy und nickte.
 

Nobutoshi tippte auf Wahlwiederholung und rief Ryōtarō an, um ihm direkt davon zu erzählen.
 

Dieser war völlig verstört und musste sich erst zweimal sagen lassen, dass er von Hikaru eine zweite Chance erhalten hatte. Hikaru war das alles ein wenig unangenehm und er stand verlegen auf und ging ein Stück von der Couch weg.
 

"Hikaru-chan", sagte Nobutoshi, als er Ryōtarō wieder weggedrückt hatte. "Ich habe Angst mich aufzudrängen. Wenn dir irgendwas zuviel wird, dann sag es mir bitte." Hikaru nickte.
 

Am folgenden Tag gingen sie gemeinsam spazieren, bummelten eine Zeit lang durch verschneite Parks und blieben an einem kleinen See stehen. Er war zugefroren und glänzte wie Kristall im Sonnenlicht. Nobutoshi sah Hikaru immer wieder an und lächelte, als er das Funkeln in seinen Augen sah. "Du bist so kitschig.", sagte er dann grinsend. Hikaru schaute verwirrt zu ihm rüber. "Wieso?" "Du immer mit deinem Glitzer-Blingbling-Schicki-Micki-Zeug. Und du wolltest mit einer Frau zusammenkommen? Ihr hättet euch doch nur um die hübscheren Accessoires gestritten.", lachte er. Hikaru schaute wieder aufs Eis und die kleinen Luftblasen, die sich darunter gebildet hatten.

"Du hast sicher Recht. Ich habe nach meinem Aufwachen total überreagiert. Da wusste ich noch nicht mal wirklich, wer ich überhaupt bin."
 

Nobutoshi lächelte ihn an. "Auch wenn du mich immer noch nicht liebst. Ich möchte gern ein Date mit dir verbringen. Ich möchte auch, dass die anderen uns begleiten.", sagte er. "Lass uns in den neuen Vergnügungspark gehen. Dai-chan ist auch schon wieder so gut wie fit und es hat uns immer schon allen sehr großen Spaß gemacht, gemeinsam auf den Rummel zu gehen." Hikaru schaute ihn an. "Ich möchte mir das bei dem Wetter ungern vorstellen, aber es würde mich auch sehr freuen alle gemeinsam wiederzutreffen."
 

Abends saßen sie gemeinsam vor dem Fernseher und zeppten durch das langweilige TV-Programm.

Es lief aber nichts Interessantes mehr und Hikaru wollte ins Bett gehen.
 

Nachdem er sich bettfertig gemacht hatte, stand Nobutoshi in der Schlafzimmertür. Er wirkte unsicher und Hikaru ging mit fragendem Blick auf ihn zu. "Was ist noch?"
 

"Hikaru-chan, ich weiß, dass es noch zu früh ist in einem Bett zu schlafen aber…", er schaute verlegen zu Boden." Aber?" Hikaru war neugierig. Er stand jetzt genau vor seinem Lebensgefährten.
 

Nobutoshi zögerte nicht lange und küsste Hikaru zärtlich auf die Wange, bevor er ihn traurig aber fest umarmte.
 

"Ich möchte deine Nähe spüren, Hikaru-chan… deine Lippen und deinen Körper… Ich sehne mich so nach ihm.", hauchte er seinem Koi ins Ohr. "Es tut mir leid."
 

"Hikaru stand still und ein Schauer rann ihm über den Rücken. Es war ein gutes Gefühl, geliebt zu werden. Aber zu lieben wäre sicher ebenso schön.
 

"Canna-san…", flüsterte er. "Ich bin noch nicht soweit."
 

Nobutoshi atmete tief durch, sog den Duft von Hikarus Haaren ein und lockerte seine Umarmung.

Es schmerzte unendlich, aber er würde sich zurückhalten müssen. "Gomene. Ich wollte dich nicht so überrumpeln. Es ist nur, dass ich…" "Ist schon gut.", unterbrach ihn Hikaru. "Ich werde morgen in meine Therapiesitzung gehen. Dann gehen wir in diesen Vergnügungspark. Was hältst Du davon?"
 

Nobutoshi ließ ihn nun ganz los und schaute ihn gebrochen an. "Das werden wir machen, ganz wie du möchtest, Hikaru-chan..."
 

Hikaru nickte, lächelte ihn an und verschwand allein im Schlafzimmer.
 

Nobutoshi seufzte tief und kuschelte sich wieder auf die Couch. Er war ehrlich zu Hikaru, denn er wünschte sich nichts mehr, als ihn wieder in die Arme schließen zu können.
 

Nobutoshi wurde von seinem Handy geweckt, welches auf dem Tisch zu vibrieren begann.

Verschlafen klappte er es auf und hatte Ryōtarō am Apparat. "Seid ihr schon wach? Ich würde gern vorbeikommen und mit euch frühstücken. Alleine ist mir das zu fad.", sagte er.

Nobutoshi wühlte seine Uhr hervor. Sieben Uhr. "Ja. Komm vorbei, wir sind gleich soweit.", brabbelte er und legte auf. Müde stand er auf und gähnte. Dann suchte er seine Sachen zusammen und klopfte an Hikarus Schlafzimmertür. Es kam keine Reaktion. Vorsichtig öffnete er die Tür und schielte hinein. Hikaru lag noch in tiefem Schlaf, eng in seine Decke gekuschelt. Nobutoshi wurde wohlig warm zumute. Er schlich zu ihm und kniete sich vor das Bett um ihn besser anschauen zu können.
 

Vorsichtig setzte er sich dann zu ihm aufs Bett und küsste ihn sanft. Hikaru merkte von alledem nichts. Vorsichtig ließ er seine Hand unter die Decke gleiten und streichelte vorsichtig über seinen Bauch und noch tiefer. Es fiel ihm schwer die Kontrolle zu bewahren und wiederholte seinen Kuss, während er mit der Hand langsam und vorsichtig den Schritt des Schlafenden massierte. Alles fühlte sich wieder so gut an wie vor dem Unglück, und Nobutoshi wollte gar nicht mehr aufhören. Nein, er wollte lieber noch ein bisschen mehr… Nur noch ein bisschen mehr.
 

Dann riss er die Augen auf. Ryōtarō wollte gleich hier sein. Wenn Hikaru das jetzt mitbekommen würde wäre es vermutlich aus.

Sich selbst ermahnend zog Nobutoshi die Hand wieder unter der Bettdecke hervor und schlich sich resignierend wieder aus dem Schlafzimmer.
 

Hikaru drehte sich um und grinste über beide Wangen. Es hatte ihm gut gefallen.

Er ließ sich noch ein wenig Zeit bevor er ebenfalls aufstand. Nobutoshi musste ja nicht alles wissen.
 

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Ryōtarō hatte reichlich Frühstück zubereitet und schon alles fertig auf den Tisch gestellt, als Nobutoshi endlich fertig gewaschen und angezogen im Flur stand. Hikaru saß bereits am Tisch und lächelte ihn an.
 

"Ohayo~", gähnte Nobutoshi, während er sich dazugesellte.
 

"Habt ihr gut geschlafen? Nobutoshi-kun, Du siehst etwas verkatert aus." Der Angesprochene grinste unfreundlich. Ryōtarō ließ sich nicht ärgern. "Ich habe mit Hikaru-kun abgesprochen, dass ich ihn zur Therapie fahre und ihn auch wieder abhole. Wäre ja noch schöner, wenn er jetzt alleine durch die Stadt müsste." Nobutoshi sah ihn irritiert an: "Und warum grade du? Kann ich das nicht machen?", fragte er.
 

"Du kümmerst dich mal darum, dass Daisuke-kun und Hideo-kun zum Festplatz kommen."
 

Nobutoshi knirschte mit den Zähnen. "Ja, das wird mich genug Mühe kosten.", zischte er.

Ryōtarō und Hikaru lächelten ihn an. "Na dann, lasst es euch schmecken!"
 

Nobutoshi hatte tatsächlich seine liebe Mühe Hideo und Daisuke auf ihren Handys zu erreichen. Beide hatten den Termin auf dem Festplatz völlig vergessen und waren stattdessen gemeinsam in der Stadt unterwegs.
 

Nobutoshi gelang es aber dann doch, nach etlichen Versuchen und sie trafen sich nachmittags zu dritt am Eingang des Vergnügungsplatzes.
 

"Und was ist mir dir", fragte Nobutoshi den Jüngsten im Bunde. "Du lässt ja auch nichts aus, oder?", er grinste Hideo an, der dieses Grinsen nur zu gern erwiderte. "Ihr seid so blöd. Als wenn mir das Spaß macht… Hoffentlich kommen Hikaru-kun und Ryōtarō-kun bald.", grummelte Daisuke.
 

Wie gerufen tauchten die Beiden auch kurze Zeit später ebenfalls am Eingang auf.

Nach langer Zeit als Gruppe wiedervereint machten sie sich einen vergnüglichen Tag. Hikaru durfte keine heiklen Attraktionen mitfahren und auch Daisuke musste sich schonen, aber letztendlich hatten alle sehr viel Spaß.
 

Nach ein paar Stunden und etlichen Attraktionen und Übelkeitsanfällen später beschlossen sie, diesen Tag mit einer Fahrt im Riesenrad ausklingen zu lassen. Natürlich hatten Ryōtarō, Hideo und Daisuke ihre Finger da mit im Spiel.
 

Hikaru liebte das Riesenrad und es gab nichts schöneres, als in einer kleinen romantischen Gondel hoch über der Stadt zu schweben. So hatte es Hikaru früher immer ausgedrückt.
 

Die drei teilten sich eine Kabine und ließen Hikaru und Nobutoshi eine eigene besteigen. Nobutoshi war das völlig unangenehm. Er fühlte sich wie ein Schulkind, bei seinem ersten Date mit seiner großen Liebe. Er lächelte. So ähnlich war es ja auch.
 

Es war schon dunkel, und die Lichter der Stadt erhellten den Himmel. Hikaru war von der schneeweißen Aussicht begeistert und Nobutoshi sah ihn die Zeit über verträumt an.
 

Dann ruckelte es. Ein unangenehmes Ruckeln und dann blieb das Rad stehen. Sie schwebten hoch über der Erde, als die Gondel aufhörte sich zu bewegen.
 

"Ups.", Nobutoshi fiel nichts Besseres dazu ein und er grinste. "Das musste natürlich ausgerechnet jetzt passieren, oder?" Hikaru sah ihn unsicher an. Er fühlte sich in dieser Höhe nicht wohl. Nicht, wenn ein Absturz bevorstehen könnte.
 

"Mir ist kalt", flüsterte er stattdessen nur. Nobutoshi schaute ihn ernst an und setzte sich auf Hikarus Seite der Gondel. Diese begann unbehaglich zu schaukeln und es dauerte einen Moment, bis Hikaru sich wieder beruhigt hatte.
 

Nobutoshi zog behutsam seine Jacke aus und legte sie Hikaru über den Schoß.

"Es muss ja nicht sein, dass du nach all dem Pech auch noch krank wirst", lächelte er.
 

Hikaru empfand dieses Lächeln als warm und herzlich und ihm kribbelte es angenehm im Bauch. Er wusste nicht genau wie er reagieren sollte und tat einfach das, was er für Richtig hielt.
 

Er lehnte sich an Nobutoshis Schulter.
 

Dem wurde in diesem Moment ganz anders und er legte liebevoll seinen Arm um ihn.

"Es wird sicher gleich weitergehen. Wir müssen nur kurz warten."
 

"Küss mich, bitte.", flüsterte Hikaru.
 

Nobutoshi verstand nicht recht und war sich nicht sicher was er tun sollte.
 

"Ja… bitte… Küss mich. Jetzt. Bevor ich es mir anders überlege.", hauchte Hikaru abermals schwach.
 

Sein Freund war unsicher ob er diese Situation jetzt wirklich ausnutzen sollte.

Doch dann hob er Hikarus Kinn leicht an und berührte sanft seine Lippen.

Hikaru schloss seine Augen und erwiderte den Kuss.
 

Alles schien für einen Moment vergessen.

Alle Last für diesen Moment abgeworfen.
 

"Can-chan…", seufzte Hikaru.

Nobutoshi streichelte vorsichtig mit der Hand über seinen Schoß.
 

Der Kuss dauerte an und er wurde mit jedem Atemzug intensiver und leidenschaftlicher.

"Hikaru-chan… Ich…"
 

Dann ruckelte es wieder. Beide sahen verdutzt auf.

Eine Durchsage ertönte: "Es lag eine technische Störung vor. Wir werden jetzt alle aus ihren Gondeln lassen und werden das Riesenrad sofort warten. Wir bitten um Ihr Verständnis."

Die Gondeln setzten sich wieder in Bewegung.
 

"Immer dann wenn es…", Nobutoshi grummelte. Hikaru lächelte ihn verliebt an. "Immer dann, wenn es was, Can-chan?" Nun viel es Nobutoshi erst auf. Hikaru hatte ihn bei seinem Kosenamen genannt. "Can-chan… Du erinnerst Dich wieder?", fragte er leicht verstört. Hikaru schmiegte sich als Antwort fest an seine Brust. "Was ein kleiner Schreck alles so auslöst ist schon verblüffend.", schwärmte er.
 

Nobutoshi wagte sich kaum zu kneifen, in der Angst zu träumen. Aber er war wach und Hikaru tatsächlich neben ihm. Angeschmiegt. Verliebt. Endlich. Ihm kamen die Tränen.
 

Als sie aussteigen konnten warteten Ryōtarō, Hideo und Daisuke bereits ungeduldig und wunderten sich über Nobutoshi. "Also es war ja schon unheimlich, Toshi, das geb ich ja zu.", begann Hideo, "Aber zum Heulen war's doch wirklich nicht, oder?"
 

Nobutoshi wischte sich erschrickt übers Gesicht und funkelte Hideo böse an.

"Das habt ihr miesen Hunde doch alles geplant, gebt's doch zu!", knurrte er.
 

Daisuke antwortete an Hideos Stelle: "Selbst wenn. Dann ist der Plan doch auch voll aufgegangen, oder?"
 

Hikaru klammerte noch immer lächelnd an Nobutoshis Arm.

"Da habt ihr wohl recht.", grummelte dieser.
 

Hikaru lächelte noch immer: "Na wir haben jetzt alles durch, hatten viel Spaß, und es ist spät. Lasst uns doch jetzt nachhause gehen." Er fügte hinzu: "getrennt!"

Nobutoshi kratzte sich am Kopf und überlegte, sich nicht doch noch mal zwicken zu sollen.

Irgendwie wurde ihm Hikaru nach den letzten Tagen plötzlich unheimlich.
 

Ryōtarō antwortete zögernd darauf: "Gut. Wenn was ist, dann meldet euch. Aber ich nehme an, ihr habt heute noch viel nachzuholen.", er zwinkerte.
 

Daisuke wurde rot im Gesicht und Hideo verpasste ihm spaßeshalber eine Kopfnuss. Schimpfend und lachend machten sie den Anfang, als sie den Vergnügungspark Richtung Heimat verließen.
 

Ryōtarō stand noch kurz da und beobachtete die beiden. "Ich freue mich sehr für Euch. Ihr seid ein so schönes Paar." Er lächelte, etwas traurig, dann drehte auch er sich um und ging.
 

"Es geht ihm nicht gut, oder?", flüsterte Hikaru seinem Koi zu.

"Seine Frau. Jetzt wo es mit uns wieder bergauf geht, da steht er natürlich wieder allein da.", grübelte Nobutoshi. "Aber nur, weil wir uns ein paar Tage selbst aus den Verkehr ziehen heißt das nicht, dass wir für unseren Freund nicht da sein können. Schließlich war er auch die ganze Zeit da, als es dir so schlecht ging."
 

"Can-chan.", flüsterte Hikaru.
 

"Ja?"
 

"Lass uns nach Hause gehen."
 

"Ja."
 

Sie gaben sich einen verliebten Kuss und machten sich dann auch auf den Heimweg.

Hin, zu einer langen, sehr langen Nacht.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Senri
2008-11-01T19:09:08+00:00 01.11.2008 20:09
HiHO *-*' ich find die story toll, sagte ich dir auch schon XD Kenne zwar die Charas nicht so gut aber sie ist dennoch toll geschrieben *_*
mach weiter so *knuddel* ^-^


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