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The short stories of Eternity Sword

Kurzgeschichtensammlung
von

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Etranger

Der Gesang von Vögeln weckte ihn, doch noch öffnete er nicht seine Augen, sondern versuchte erst einmal zu rekapitulieren, was geschehen war. Plötzlich war da dieses Licht gewesen, dann war alles vor seinen Augen schwarz geworden – und nun spürte er, dass er auf dem Boden, nein, auf Gras, lag. Er hörte Vögel singen und roch... nichts. Was ungewöhnlich war, denn als er das Bewusstsein verloren hatte, war er gerade auf dem Heimweg gewesen und die Straße, die er nutzte, roch immer nach irgendetwas. Nach Fisch, frisch gekochtem Reis oder auch nur nach Autoabgasen. Aber seine Nase und seine Lungen füllten sich hier mit angenehm sauberer Luft.

Schließlich öffnete er die Augen. Wenigstens am Himmel hatte sich nichts geändert, er war blau, so wie immer und von vereinzelten weißen Wolken verhangen, die sanft von dem Wind vor sich hergetrieben wurden.

Vorsichtig setzte er sich aufrecht hin, um sich weiter umzusehen. Er befand sich auf einer Wiese, deren saftiges grünes Gras verriet, wie gesund sie war, zahllose Blumen sprossen mittendrin hervor und wiegten sich mit den Halmen im Wind, der auch sein weißes Haar zerzauste.

Wo immer er war und wie auch immer dort hingekommen war, er befand sich auf jeden Fall weit weg von zu Hause. Doch noch spürte er darüber weder Furcht noch Panik, er war noch weit davon entfernt, zu begreifen, dass er sich in Schwierigkeiten befinden könnte. Er müsste nur ein Haus finden, dort könnte er dann nach einem Telefon fragen – und auch gleich seinen genauen Aufenthaltsort herausfinden – und dann würde seine Familie ihn schon wieder nach Hause holen, alles kein Problem also.

Er stand auf, auch wenn seine Beine sich noch ein wenig wackelig anfühlten und lief aufs Geratewohl in irgendeine Richtung davon, da ihm jede gleich erschien.

So sehr er sich auch nach einer Straße umsah, er konnte keine entdecken und so langsam beschlich ihn ein unangenehmer Gedanke. Möglicherweise war er immer noch bewusstlos, war bei einem Unfall ins Koma gefallen und lag nun im Krankenhaus, während sein Geist sich durch eine fremdartige Welt bewegte, in der es keinerlei Technik oder Großstädte gab.

Diese Vermutung festigte sich besonders, als er schließlich eine Burg entdeckte. Sie war nicht verfallen, aber auch keine Touristenattraktion, sie sah neu aus – und war offensichtlich bewohnt. Eine Mauer umgab sie und hielt Fremde draußen und ihre Bewohner im Inneren.

Auch wenn er genau wusste, dass er hier kein Telefon finden würde, riet ihm seine Vernunft, dass es besser wäre, dort Hilfe zu erfragen. Noch glaubte er immerhin, dass es nur ein wenig Unterstützung bedarf, ihn wieder nach Hause zu bringen.

So lief er an der Mauer entlang, bis er schließlich zu einem Durchgang kam, der allerdings von zwei Soldaten bewacht wurde. Er sah auf den ersten Blick, dass sie keine Japaner waren, dafür waren sie groß gebaut und ihre kantigen Gesichter waren braungebrannt von der Sonne. Ihre Augen konnte er wegen der Metallhelme, die sie tief in die Stirn gezogen hatten, nicht erkennen, aber er wusste auch so, dass keine Armee der Welt ihre Soldaten so ausrüsten würde. Der Verdacht, dass er sich gar nicht mehr in seiner Welt befand, wie auch immer das hätte gehen sollen, erhärtete sich weiter.

Während er sich den Wachen näherte, überlegte er noch, was er ihnen sagen, wie er erklären sollte, dass er nicht wusste, wie er eigentlich hierher gekommen war und dass er nur wieder nach Hause wollte. Doch als die beiden sich um zuwandten, wurden jegliche Gedanken aus seinem Gehirn gefegt.

Sie hoben ihre Schwerter, in denen sich das Sonnenlicht brach und ihn blendete und redeten dabei in wirren Worten, deren Sinn er nicht verstand auf ihn ein, nein, sie schrien regelrecht.

Verängstigt blieb er stehen und schüttelte immer wieder den Kopf, dabei murmelte er undeutlich einige Wörter, um zu verstehen zu geben, dass er nicht wusste, was sie von ihm wollten, dass er sie nicht verstehen konnte – und plötzlich wurden sie beide wieder still.

Ihre Blicke waren auf seine Kleidung gefallen, er glaubte zu sehen, wie sie blass wurden, dann gab einer ein ersticktes Keuchen von sich, während der andere nur ein Wort ausstieß: „Etranger!“

Das war zumindest ein Begriff, mit dem er etwas anfangen konnte. Er war französisch und bedeutete Fremder... aber er war mit Sicherheit nicht in Frankreich gelandet. Die Sache wurde immer mysteriöser und der Wunsch, dass es wirklich nur eine Komafantasie war, immer stärker.

Einer der Soldaten rannte hastig ins Innere der Burg davon, der andere schien vor Angst wie gelähmt zu sein.

Er verstand es nicht. Warum sollte man einen Fremden fürchten? Vor allem, wenn er kleiner und wesentlich schwächer war als man selbst und er noch dazu unbewaffnet war.

Außerdem fragte er sich, warum man gerade dafür ein französisches Wort gebrauchte.

Er überlegte, ob es nicht vielleicht besser wäre, wegzulaufen, solange er nur mit dieser einen Wache herumstand, aber seine eigenen Beinen schienen festgewurzelt zu sein und weigerten sich beharrlich, auch nur einen Schritt in irgendeine Richtung zu tun, seine Augen starrten nach wie vor auf das scharf aussehende Schwert in der Hand der Wache.

So dauerte es nicht lange, bis der Soldat, der zuvor weggelaufen war, mit Unterstützung wieder zum Tor zurückkehrte. Auch die Dazugekommenen musterten ihn mit blassem Gesicht, einer von ihnen rief ihm etwas zu, aber erneut konnte er nur den Kopf schütteln und gleichzeitig die Schultern heben, um zu zeigen, dass er nicht verstand, was sie sagten. Es war keine Sprache, die ihm auch nur im Mindesten bekannt vorkam, lediglich das Wort Etranger kannte er.

Erst als einer von ihnen ihm mit hastigen Gesten zu verstehen gab, dass er mit ihnen kommen sollte, nickte er sofort und lief los, um zu zeigen, dass er durchaus gewillt war, mit ihnen zusammenzuarbeiten, solange sie ihn dafür nicht bedrohten.

Während sie durch die Stadt liefen, hielten die Soldaten mehrere Schritte Abstand von ihm, als fürchteten sie sogar, ihm zu nahe zu kommen, da sie ihn dann möglicherweise aus Versehen anfassen könnten.

Auch die Bewohner der Stadt, die allesamt innehielten, um den Tross furchtsam zu betrachten, hielten sich fern von ihm. Manche packten sogar ihre Kinder fester, damit diese auf gar keinen Fall auf ihn zulaufen könnten.

Er verstand es einfach nicht, absolut nicht, es machte keinen Sinn.

Während er innerlich immer wieder seine erste Begegnung mit den Wachen nachspielte, um herauszufinden, ob er irgendetwas getan hatte, was sie derart verstimmt haben könnte, führten sie ihn in die Burg hinein und dort direkt in den Thronsaal, wo sich nur eine einzige Person aufhielt. Es war ein beleibter Mann, dessen Kopf fast schon ein wenig zu klein erschien. Eine Brille auf seiner Nase half ihm, alles und jeden mit einem hochmütigen Blick zu mustern.

Vor diesem Mann blieben sie wieder stehen. Einer der Soldaten sprach ihn an und gestikulierte wild zwischen ihm und dem Mann hin und her. Dieser musterte ihn interessiert durch seine Brillengläser, die im Feuerschein der Kerzen glitzerten. Auf ein kurzes Winken seiner Hand rauschten alle Soldaten hinaus und ließen ihn allein mit dem seltsamen Mann, der ihn weiterhin musterte.

Kaum waren die Türen geschlossen, winkte der andere ihn lachend mit sich und auch wenn ihm das nicht im Mindesten gefiel, ließ er sich zum Thron führen. Auf diesem saß kein Herrscher, gleich welches Geschlechts oder Alter, er fand lediglich ein Schwert, dessen seltsam geformte, rote Klinge im Feuerschein glitzerte.

Er konnte nicht anders als diese Waffe anzustarren und das lag nicht nur an der absolut einmaligen Form. Eine seltsame, ihm vollkommen unbegreifliche Aura umgab das Schwert, lockte ihn und wollte, dass er es an sich nahm.

Er schaffte es nicht, diesem Verlangen zu widerstehen, nein, er wollte es nicht einmal. Was immer das war, es verhieß ihm Macht, die er brauchte, um seine tiefsten Wünsche und seinen Schwur zu erfüllen – und genau das benötigte er. Macht, so viel wie er bekommen konnte.

Die Energie des Schwertes drang in ihn ein, kaum, dass er die Hand auf den Griff gelegt hatte, eine vollkommen unbekannte Macht breitete sich in ihm aus, übernahm ihn allerdings nicht, sondern ergänzte ihn vielmehr, wurde zu einem Teil von ihm, auf den er nach Belieben zugreifen konnte.

Während sein Kopf sich mit Wissen füllte, das er in seinen Körper fließen ließ, fuhr er herum, um den Mann zu betrachten, der mit ihm im Raum stand – und als er wieder etwas sagte, konnte er plötzlich jedes einzelne Wort verstehen: „Willkommen in Sargios, Etranger von 'Chikai'.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2014-12-24T07:41:24+00:00 24.12.2014 08:41
Shun... yeah...

Leana: „Diese Begeisterung.“

Es ist Shun! Wie soll ich da begeistert sein? D:

Yuuto: „Ich verstehe das.“

Dich hat keiner gefragt.


und dann würde seine Familie ihn schon wieder nach Hause holen

Wozu hat man Mama und Papa? :D



Möglicherweise war er immer noch bewusstlos, war bei einem Unfall ins Koma gefallen und lag nun im Krankenhaus, während sein Geist sich durch eine fremdartige Welt bewegte, in der es keinerlei Technik oder Großstädte gab

Er hat eine blühende Fantasie o_O



Shun blieb erstaunlich ruhig während der ganzen Sache. Aber das passt auch irgendwie zu ihm. Er wird ja nur bekloppt und hysterisch, wenn es um Kaori geht... das Mädchen hat echt keinen guten Einfluss auf Männer XD
Obwohl es hier um Shun ging, war es doch sehr angenehm zu lesen. Beinahe habe ich sogar vergessen, dass es hier um ihn ging. Gute Arbeit *lol*
Ich kann mir wirklich vorstellen, dass Shuns Ankunft so abgelaufen sein könnte. Toll gemacht ^^


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