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Contagious

You are the disease I‘ m obsessed with (SetoxYami)
von

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No doubt

So wie Yami vorgeschlagen hatte, hatte sich Kaiba vorgenommen, am nächsten Sonntag mal wieder etwas mit Mokuba zu unternehmen. In letzter Zeit, das musste er zugeben, hatte er ihn wirklich etwas vernachlässigt. Woran nicht zuletzt Yami Schuld war. Kaiba musste sich eingestehen, dass er seit einigen Wochen nur noch an seinen Geliebten dachte und gezwungenermaßen natürlich an seine Arbeit, dabei hatte ihm die immer Spaß gemacht, doch jetzt, da sie ihn daran hinderte, Yami öfter zu sehen, war es ihm irgendwie lästig geworden jeden Tag den gleichen oder ähnlichen Trott bei seiner Arbeit nachzugehen, wo er doch wusste, was es noch besseres gab. . . Und damit war er schon wieder mit seinen Gedanken bei Yami und ihrem Bett gelandet, oder besser gesagt, was sie ziemlich oft dort veranstalteten.
 

Jedenfalls wollten sie nun alle drei gemeinsam am nächsten Sonntag das Kaiba-Land besuchen, wobei Seto hoch und heilig versprechen musste, nicht als Chef aufzutreten, sondern anonym und getarnt als gewöhnlicher Besucher. Das konnte ihm allerdings nur recht sein, denn das bedeutete, dass er sich ganz Yami widmen konnte, ohne von jemandem belästigt zu werden. Außerdem war es doch bedenklich, sollte jemand herausfinden, in was für einer Beziehung er zu diesem ‘Jungen’ stand. Da würde sich die Presse sicherlich die Mäuler darüber zerreißen, mal vom Image der Kaiba-Corporation abgesehen.
 

Kaiba schüttelte den Kopf. Was dachte er da schon wieder? Schließlich wollte er doch eigentlich wegen Mokuba ins Kaiba-Land und nicht, um sich mit Yami zu vergnügen. Doch er konnte nicht anders, seit der kleine Möchtegern-Vampir in sein Leben getreten war, blieb nicht nur seine Arbeit auf der Strecke, sondern auch sein kleiner Bruder, den er doch eigentlich über alles liebte.

Deshalb versuchte er nun, seine Gedanken auf eben diesen zu konzentrieren oder doch wenigstens auf seine Arbeit. Aber wie das nun mal so ist, wenn man an etwas bestimmtes nicht zu denken versucht, so klappte dies dadurch nur umso weniger. Und so kam es, dass seine Gedanken kurze Zeit später schon wieder völlig unkontrolliert zu Yami schweiften, und zwar zu der Tatsache, dass dieser kaum noch passende Klamotten hatte, da er in den letzten Wochen einen erstaunlichen Wachstumsschub durchgemacht hatte. Und da war es wieder, das Thema. Dies zeigte Seto einmal mehr, dass der Kleine kein richtiger Vampir war, denn dann hätte er nicht mehr wachsen können. Aber was war Yami nun eigentlich? Dieser schien das selbst nicht so genau zu wissen. Oder tat er nur so, als habe er keine Ahnung? Aber wieso sollte er Seto etwas verschweigen? Schließlich liebte er ihn doch, oder nicht? Das hatte er zumindest ziemlich überzeugend behauptet. Doch eine gewisse Unsicherheit verblieb in seinen Gedanken.
 

Wie auch immer, Kaiba hatte kurzerhand beschlossen, am folgenden Samstag mit Yami einkaufen zu gehen, um ihn neu einzukleiden, da ihm seine alten Sachen viel zu eng und zu kurz waren. Nun, dagegen hatte Kaiba selbst eigentlich nichts einzuwenden … Aber Yami konnte ja nicht überall so herumlaufen.
 

Viel zu lang hatte es gedauert, bis endlich Samstag war, doch nun war es soweit und Kaiba versuchte, sich seine Begeisterung darüber, Yami neu einkleiden zu dürfen, nicht anmerken zu lassen. Das war ihm nämlich etwas peinlich und außerdem wollte er nicht auch noch offen zeigen, wie abhängig er bereits von seinem kleinen Vampir war. Dazu war sein Stolz einfach zu groß. Obwohl, wenn er es genau bedachte, hatte ihn Yami wahrscheinlich schon längst durchschaut. Trotzdem, ein bisschen so tun, als wäre man nur der muffelige Begleiter beim Shoppen seines Partners, durfte man doch.
 

“Ach, du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst”, erklärte Yami gerade, während sie zusammen auf dem Balkon frühstückten und Seto vornehmlich seine Tageszeitung studierte.
 

“Nein, schon gut. Ich komme mit”, blickte er nun zu seinem Geliebten auf und begann ihn ungewollt mit seinen Blicken zu durchbohren, da er sich fragte, was Yami wohl am besten stehen würde.
 

“Na, was ist denn?”, erkundigte sich dieser mit hochgezogener Augenbraue und einem Schmunzeln auf den Lippen.
 

“Nichts”, erwiderte Kaiba und blickte etwas peinlich berührt zur Seite. Jetzt hatte er Yami doch glatt angestarrt!
 

“Ts, ts, an was du wieder denkst”, interpretierte der kleine Blutsauger die Blicke falsch. “Aber keine Sorge, dazu werden wir auch noch kommen. Hm, wie wär’ s, wir könnten es zur Abwechslung mal in einer Umkleidekabine tun.” Kaiba verschluckte sich an seinem Kaffee und hustete. Diesen Vorschlag von Yami hatte er nun wirklich nicht erwartet. Als er sich das unwillkürlich bildlich vorstellen musste, lief er rot an.
 

“Nein, das wird nicht nötig sein”, meinte er schließlich reserviert. Das fehlte noch, dass andere Leute mitbekamen, was er so mit Yami trieb. Die Vorstellung war zwar verlockend, aber nein! Er schüttelte den Kopf. Es hatte ihm schon gereicht, dass ihnen sein Hausdiener ‘aufgelauert’ hatte, während sie es taten. Jetzt auch noch in einem Geschäft entdeckt zu werden, wäre zuviel. Vor allem, da er als Chef der Kaiba-Corporation ja kein Unbekannter war und Homosexualität in Japan nicht gerade akzeptiert wurde.
 

Yami grinste ihn schamlos an und schien sich köstlich über seine Verlegenheit zu amüsieren. “Oder, wie wäre es mit einer Toilette?”, führte er schließlich sinnend seine Gedanken fort. “Da kann uns niemand stören. Okay, man wird uns zwar hören, aber das findest du doch nicht schlimm, oder?” Kaiba wurde einmal mehr rot. Wäre er anfällig dafür gewesen, hätte er jetzt bestimmt Nasenbluten bekommen. Mit Yami in einer Toilette? Was zu viel war, war zu viel! Mit einem Schwung war er aufgesprungen und stapfte vom Balkon. Yami kicherte vor sich hin. Wo Seto wohl so schnell hin wollte?
 

Dieser war erst mal ins Bad verschwunden und hatte sich eine kalte Portion Wasser ins Gesicht geschüttet. Als ob er heute Morgen nicht schon ausgiebig genug geduscht hätte! Er verfluchte sich dafür, dass er seine Gefühle so schlecht unter Kontrolle hatte. Obwohl er sich jedes Mal vornahm, nicht wieder so leicht die Fassung zu verlieren, schaffte es Yami doch immer wieder, ihn den Kopf verlieren zu lassen.

Er schüttelte heftig den Kopf und einige Wassertropfen los zu werden, die sich in seinen Haaren verfangen hatten.

Dann stützte er sich mit den Händen auf dem Waschbecken ab und starrte in den Spiegel.

Nach einigen Sekunden musste er doch lächelnd aufatmen.
 

Seto hatte wirklich alle Mühe Yami nicht aus den Augen zu verlieren.

Immer wieder verschwand dieser hinter einem Kleiderständer in diesem riesigen Kleidergeschäft, das ihn sehr an ein Labyrinth erinnerte.

Nur einen Moment nicht aufgepasst und schon hatte Seto Yami wieder verloren.

Suchend blickte er sich um.

Es gab sieben Etagen, die in der Mitte geöffnet waren, so dass man nach unten in die Empfangshalle schauen konnte. Darüber führten halbrunde Treppen, die Seto lieber nicht benutzte, da er nicht ganz schwindelfrei war.

Überall in den Wänden waren große Spiegel eingelassen, was den Raum noch einmal vergrößerte und somit noch schwieriger machte Yami zu finden.

Vor allem musste Seto aufpassen, nicht aus Versehen gegen einen der Spiegel zu laufen.

Überall gab es stilistisch an die Kleidung angepasst, die dort verkauft wurde, Sitzgelegenheiten und aus einer Wandvertiefung wurde man von glubschäugigen Fischen beobachtet.

Normalerweise bekam man in so einem Geschäft Personal zugeteilt, das sich um einen kümmerte, aber Yami wollte lieber auf eigene Faust losziehen.

Aber hier gab es nun mal so viele Kleider, dass man sich notgedrungen verlaufen musste. Zudem war diese Etage ziemlich schrill gestaltet, denn Yami hatte nicht gerade den bravsten Kleidergeschmack.

Nachdem er das Stockwerk einmal umrundet hatte und - wenn auch mit etwas Abstand zur Brüstung - nach unten in die Eingangshalle geschaut hatte, hielt er es für die beste Idee sich an eine der Bars zu begeben, die es in jedem Stockwerk gab und zu warten.

Plötzlich spürte er zwei Hände, die sich um seinen Arm schlangen.
 

“Seto, du musst mir helfen.”
 

Seto drehte den Kopf weg, so als wäre er beleidigt. “So, wer wollte denn niemanden zum beraten mitnehmen?”
 

Bevor Seto nachschauen konnte wie dieser Satz nun angekommen war, wurde er auch schon mitgezogen.
 

“Das mein ich doch nicht, außerdem hätten die ganzen Frauchen, die hier rum rennen das auch nicht geschafft.”
 

Nun hob Seto doch fragend die Augenbraue, sein Blick folgte dem Yamis, als sie vor einem hohen Regal zu stehen kamen.
 

“Das da hätte ich gerne, aber ich komm nicht dran…”
 

Seto sah wie Yami auf ein Kleidungsstück zeigte, das etwas außerhalb seiner Reichweite lag und lächelte.

Er sah einem Moment zu wie Yami sich steckte und auf die Zehenspitzen stellte, aber es fehlten einfach noch ein paar Zentimeter.
 

“Tja, klein sein ist nicht immer von Vorteil…”
 

Mit Leichtigkeit pflückte Seto den Bügel von der Stange und reichte ihn Yami, der auch sofort in Richtung Umkleidekabinen verschwand.
 

“Dafür hab ich ja auch dich großen starken Mann”, kichere er dabei anerkennend, wobei ein gewisser Sarkasmus in der Stimme nicht unterdrückt werden konnte.
 

Diesmal heftete Seto sich sofort an Yamis Fersen, damit er nicht erneut verloren ging.

Er staunte nicht schlecht über die vielen Kleidungsstücke, die Yami schon zusammengetragen hatte in so kurzer Zeit.

Langsam ließ er sich auf einen weißen Sessel sinken, der mit lila und schwarzen Spritzern versehen war und wartete.

Nach einer Weile verstummte das Rascheln in der Umkleide und schließlich wurde der Vorhang zurückgezogen.
 

“Naaa? Wie findest du es!?” Yami lächelte und drehte sich einmal im Kreis.
 

Seto blieb im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke weg und er wäre vom dem Sessel geplumpst, wenn man beim Sitzen nicht so tief darin eingesunken wäre.

Dieses Oberteil war wie für Yami gemacht, als hätte jemand sein ganzes Leben damit verbracht, das perfekte Kleidungsstück für ihn zu entwerfen.

Es betonte seinen Körper wirklich auf eine einzigartige Art und Weise, das gehörte verboten!

Zugegeben, so ausgefallen war es gar nicht, schwarzer, weicher Stoff, die Arme gingen ungefähr bis zu den Ellbogen und darüber war eine schwarze Jacke ohne Arme, dafür aber mit einem umso eindrucksvolleren Kragen. Über den Rücken hinweg lag sie eng am Körper angeschnürt. Oder besser gesagt momentan war es nicht geschnürt, Yami hielt die beiden Enden festgezogen nach unten.
 

“Moment…” Seto stand auf und drehte Yami um, dann begann er vorsichtig die Kordel über Kreutz zu schnüren. Wieder war er so weit, dass es wohl zu Nasenbluten geführt hätte, wären seine Adern nicht so überaus strapazierfähig gewesen.
 

“Weißt du, was noch viel mehr Spaß machen würde als es zu zuschnüren? Das Gegenteil zu machen.”

Yami grinste und lehnte sich an Seto, dieser hätte sich wohl nicht beherrschen können, doch in diesem Moment fiel Yami das Preisschild ins Auge und er drehte sich um.

“Wou! 23.000 Yen! Das kostest ja so viel wie der ganze Kram da zusammen!!”
 

“Wir nehmen es”, sagte Seto bestimmt, er konnte seinen Blick nicht abwenden. Diesmal war es an ihm die Arme um Yami zu schlingen.

“Außerdem hab ich da auch etwas davon”, flüsterte er in Yamis Ohr, worauf dieser sein ebenso anzügliches Lächeln erwiderte.
 

Eine junge Dame kam gerade mit ihrer Mutter um die Ecke. Neureiche, die den neuen Luxus voll auskosteten, nach ihren voll beladenen Armen zu urteilten.

Unverzüglich wurden sie beide rot.
 

Seto bemerkte, dass Yamis Blick auf einmal zur Seite ging und er hörte damit auf, dessen Hals zu küssen um nachzusehen, was dessen Aufmerksamkeit empörender weise erregte. Ungläubig sah er die zwei an, bis ihm wieder einfiel, dass sie ja hier in einem Kaufhaus waren.

Als die beiden Kaibas durchbohrenden Blick gewahr wurden, wandten sie sich peinlich berührt wieder ab und fingen an, miteinander zu tuscheln. Na toll! Wenn er jetzt Pech hatte, dann hatten die beiden ihn auch noch erkannt und morgen würde groß in der Zeitung stehen, dass der Chef der Kaiba-Corporation in der Öffentlichkeit mit einem Jungen beim Knutschen erwischt worden war. Und wenn er noch mehr Pech hatte, würde man auch noch herausfinden, mit wem er zusammen war und es gäbe noch mehr Ärger. Somit sank Setos Laune unheimlich schnell in den Keller. Dabei hatte der Tag so gut angefangen.
 

“Ach, Schatz. Mach dir nicht so viele Sorgen”, meinte Yami unbekümmert, dem offenbar seine Missstimmung aufgefallen war, was aber auch nicht schwer war, da er eine Miene wie ein Sauertopf zog. “Was hältst du davon, wenn ich jetzt gleich meine neuen Sachen anziehe, die alten in die Tüte packe und wir ein Eis essen gehen?”, dabei strahlte der Kleine eine solche Wärme, aber auch Gelassenheit aus, dass es Kaiba schon wunderte, wie er so ruhig sein konnte. Machte der sich keine Sorgen, was passieren würde, wenn alle Öffentlichkeit erfuhr, dass sie zusammen waren? Allerdings hatte er jetzt auch keine Lust, das auszudiskutieren und stimmte Yami somit einfach zu. Zuhause hätten sie noch genug Gelegenheit, darüber zu reden. Jetzt wollte er den Tag mit seinem kleinen Blutsauger erst mal genießen.
 

Doch leider konnte er sich auch im Eiscafé mit Yami nicht wirklich entspannen. Die ganze Zeit fühlte er sich beobachtet, als könnte man ihnen ansehen, dass sie ein schwules Pärchen waren. Okay, auf dem Weg von den Parkplätzen hier her war das auch gar schwer zu übersehen gewesen, da sich Yami kurzerhand bei ihm eingehakt hatte. Kaiba erkannte, dass die Sache offenbar doch nicht bis heute Abend warten konnte, denn entweder er tat so, als wären er und Yami nur ganz gewöhnliche Freunde und verdarb damit sich und ihm den Spaß, oder aber er fand sich hier und jetzt damit ab, dass die Öffentlichkeit die Wahrheit über sie erfuhr. Diese Zwickmühle bereitete Kaiba allmählich Kopfschmerzen und eben diesen hielt er nun mit den Händen fest und stützte sich entnervt auf dem runden Tisch ab. Schon lange war ihm eine Entscheidung nicht mehr so schwer gefallen wie diese.
 

Yami schien dagegen bei bester Laune und strahlte ihn an wie 100 Watt Glühbirne.

“Mund auf, Schatz!”, befahl er und ehe Seto sich’ s versah, war er der Aufforderung gefolgt und hatte nun einen Löffel Eis im Mund stecken. Oh, nein, das ging doch nicht! Das war doch viel zu auffällig, wenn Yami jetzt anfing, ihn zu füttern! “Und, wie schmeckt dir das Bananeneis?”
 

“Ganz okay”, erwiderte Kaiba mürrisch, ohne seine Bedenken zu äußern. Vorsichtig blickte er sich aus den Augenwinkeln um und stellte erleichtert fest, dass niemand zu ihnen rüberstarrte. Vielleicht war er ja doch nicht so bekannt, wie er befürchtet hatte? Zum Glück würde er sich morgen, wenn er zusammen mit Mokuba und Yami sein Kaiba-Land besuchte, verkleiden, ebenso wie er seinen kleinen Bruder in ein Kostüm zu stecken gedachte. Jedenfalls hätte er dann das heutige Problem nicht.
 

Yami hatte nun den Kopf auf die gefalteten Hände gestützt und schaute ihn aus seinen rötlichen Augen forschend, aber auch besorgt an.
 

“Es ist dir peinlich, mit mir zusammen in der Öffentlichkeit gesehen zu werden, nicht wahr?”, stellte er treffend fest. Also war ihm Kaibas Verhalten doch nicht entgangen, so wie er anfangs getan hatte.
 

“N-nein, so ist es nicht”, blickte der entschuldigend zur Seite. “Es ist nur so, dass die Leute nun mal so sind . . . , wenn sie erfahren, dass man nicht ganz normal hetero ist, stempeln sie einen gleich als schlechten Menschen ab. Im Privat-Bereich ist es vielleicht nicht ganz so schlimm, aber als Geschäftsmann kann man gleich seine Arbeit niederlegen, wenn so etwas rauskommt. Niemand will sich dann noch mit einem einlassen, als hätten sie Angst, das wäre ansteckend.” Aus dem letzten Kommentar hörte man Verachtung, aber auch Schmerz heraus.
 

“Tut mir leid, Seto. Ich kenne das”, damit nahm Yami Kaibas Hand. “Und in diesem Fall gibt es leider nur zwei Möglichkeiten: Entweder man zieht den Schwanz ein, gibt auf und führt ein ganz normales Leben, wobei man dann sich selbst verliert und alles aufgibt, was einem etwas bedeutet, oder aber man steht zu dem, was man ist und kämpft für das, was einem wichtig ist.”
 

“Du hast Recht. Tut mir leid, ich habe nur an mich gedacht und gar nicht daran, dass du es in dieser Hinsicht doppelt schwer hast.”
 

“Tja”, lachte Yami, doch es war ein resigniertes Lachen, “ich weiß gar nicht, was die Leute schlimmer finden: Dass ich so eine Art Vampir bin, oder dass ich auf Männer stehe.”
 

“Auf Männer? Doch wohl hoffentlich nur auf einen!” Setos Augen funkelten, während er Yamis Hand, die bis eben seine umschlossen hatte, aufnahm und die Finger küsste.
 

“Och, da gab es noch diesen Sebastian, der war auch ganz niedlich. . .”, wich Yami aus.
 

“Bitte?!”, empörte sich Kaiba. “Ich hoffe, das ist nur ein Scherz.”
 

“Aber natürlich, du bist der attraktivste Mann, den ich je gesehen habe”, verstand es der kleine Blutsauger zu schmeicheln. “Aber noch süßer bist du eben, wenn du dich ärgerst oder eifersüchtig bist. Verzeih mir, ich konnte mir die Bemerkung einfach nicht verkneifen.”
 

“Da gibt es nichts zu verzeihen”, erklärte Kaiba lächelnd. “Ich weiß doch, dass du mich gerne ärgerst.” Er ließ sich mit einem weiteren Löffel Eis füttern und sah einen Moment schweigend und anscheinend hoch konzentriert den Serviettenhalter auf dem Tisch an.

“Also dieser Sebastian…”, begann er und legte die Stirn in Falten. Gegenüber von ihm erklang ein Glucksen und dann ein Prusten. Seto schaute zu Yami auf, dieser wedelte mit einer Hand vor seinem Mund herum als habe er sich verschluckt und bekäme keine Luft mehr. Seto wollte schon aufspringen um ihm zu helfen, doch Yami hatte damit aufgehört und hielt sich nun stattdessen den Bauch. Und zwar vor Lachen.
 

“Oh mein Gott… Seto… sag… das es nur ein Witz war… du glaubst doch nicht wirklich…” Der Rest war nicht mehr vernehmlich, denn Yami legte seinen Kopf auf die Tischplatte, damit er nicht überall zu hören war.
 

“Klar, das war nur ein Scherz”, gab Seto trocken lächelnd zurück. Eigentlich war das ernst gemeint, setzte er in Gedanken hinzu und war irgendwie ein wenig geknickt über Yamis Reaktion. Andererseits war er nun etwas beruhigter was die Sache anging und schließlich, als Yami wieder aufsah, musste er mitlachen. Dann nahm er Yamis Hand und tätschelte sie leicht, damit sich Yami wieder beruhigen konnte.
 

Für einen Moment fühlte sich Seto richtig wohl, wie ein normales Pärchen, wie es tausende auf den Straßen da draußen gab. Was die machten, darum scherte sich auch niemand, sie konnten tun und lassen was sie wollten. Ältere Leute schüttelten zwar den Kopf darüber, hatten aber meist doch nicht so viel dagegen, wie sie glauben machen wollten.
 

Er sah in Yamis Augen, der diesen Blick ebenso intensiv erwiderte. Plötzlich riss das Hupen eines riesigen Lastwagens, der draußen vorbeirauschte, Seto aus seinem Bann, und er ließ Yamis Hand sofort los. Unauffällig ließ er den Blick durch den Raum schweifen, um sicher zu gehen, dass noch immer niemand auf sie achtete.
 

“Dein Eis schmilzt…” Yamis Stimme klang zwar freundlich, doch es schwang ein gewisser Unterton mit.
 

In diesem Moment schämte sich Seto ein wenig, dass er unterbewusst doch lieber die erste Möglichkeit nahm, die Yami ihm vorhin vorgeschlagen hatte. Und er konnte spüren, dass Yami ihm das ein wenig übel nahm. Aber wörtliche Entschuldigungen nützten bei Yami überhaupt nichts, da mussten schon Taten her.

Entschuldigend sah er Yami an, doch dieser schien sich momentan lieber mit seinem Eis zu beschäftigen.

Ihm kam eine Idee.

Eine total kindische, vor allen Dingen für ihn, er war immerhin Oberhaupt einer mächtigen Firma, aber was tat man nicht alles für die liebe Liebe.
 

Sanft stupste er mit seinem eigenen Bein gegen Yamis. Dieser strafte ihn mit Ignoranz.

Ein weiterer Stupser folgte und prompt folgte der Gegenangriff. So eingeschnappt konnte Yami wohl nicht sein, Seto konnte sehen wie das Lächeln wieder auf sein Gesicht zurückkehrte.

Ein spannendes Duell über mehrere Runden begann, ausgetragen unter dem Tisch und mit den Füßen. Plötzlich spürte Seto wie sich Yamis Beine um seine schlangen, so dass er sich nicht mehr bewegen konnte.

Verloren!

Seto schnalzte mit der Zunge und sah in Yamis Gesicht. Ein überlegenes Grinsen machte sich darin breit.
 

“Jetzt hab ich einen Wunsch frei”, verkündete er feierlich, dabei ließ er seinen Oberkörper etwas nach vorne sinken und lehnte sein Kinn auf seine gefalteten Handrücken ab.
 

“Ach ja?” Seto grinste nun ebenfalls. “Und du denkst, den werde ich dir erfüllen?” Auch er rückte etwas näher in Mitte des Tisches.
 

“Sicher.”
 

“Und was macht dich da so sicher?” Noch ein Stückchen näher.

Seto konnte sich gut vorstellen, dass dies von Außen nun so aussah, als hätten die beiden was zu besprechen, was niemand hören durfte. Wen sie als nächstes umlegen sollten oder so. Zu einem Pärchen passte diese Ausstrahlung, die im Moment von ihnen beiden ausging nicht, was Seto auch ziemlich recht war.
 

Yami antwortete dieses Mal nur mit einem Lächeln und Seto spürte auf einmal wie sich Yamis Beine, die immer noch um die von Seto geschlungen waren, sich langsam aufwärts bewegten, seine Knie passierten und sanft an seinen Oberschenkeln entlang fuhren. Kleine elektrische Blitze schienen sich den Weg durch Setos Körper zu bahnen und verursachten ein Kribbeln in seinem Bauch.

Sein kleiner Blutsauger wusste anscheinend wie sehr er ihn im Griff hatte.

Sieg Nummer 2.

Unwillkürlich musste der Braunhaarige etwas hin und her rutschen, sonst würde am Ende noch etwas passieren, was hier in der Öffentlichkeit wohl sehr unangenehm war.

Schnell nahm er einen weiteren Löffel von seinem Eis.
 

“Und?” Yami hatte das zuckersüßeste Lächeln aufgesetzt, das Seto je gesehen hatte. Als könne er keiner Fliege was zu leide tun.
 

Seto grummelte leicht.

“Was wünschst du dir?”, gab er schließlich nach, worauf Yamis Beine wieder auf ihren vorgesehenen Platz zurückbaumelten.

Um doch allen Konsequenzen vor zu beugen, überschlug Seto die seinen Kurzer Hand und sah dann zu seinem Erpresser hinüber.
 

Dieser strahlte übers ganze Gesicht, es schien ihm also auch noch Spaß zu machen, Seto zu quälen.Vielleicht Rache dafür, dass er sonst so viel arbeiten musste?

Obwohl, wenn es nach Setos Gefühlen ginge, wäre er den ganzen Tag mit Yami zusammen. Sie könnten ja so viel unternehmen, einen Kurztrip in irgendein fernes Land, wo sie endlich mal ungestört sein konnten, nicht ohne Hintergedanken natürlich.

Seto bemerkte wie er wieder abdriftete, zu verlockend war der Gedanke öfter einmal so viel Freizeit mit Yami verbringen zu können.

Erwartungsvoll sah er zu dem Objekt seiner Gedanken hinüber.

Was er sich wohl wünschen würde?
 

“Hm, da muss ich nicht lange überlegen: Küss mich!”, Yamis rötliche Augen blitzten erwartungsvoll auf.
 

“So bescheiden?”, merkte Seto an, jedoch fiel es ihm im nächsten Moment wie Schuppen von den Augen: Was sich sein Freund gerade wünschte, war mehr als nur ein Kuss - es wäre auch der Beweis, dass es ihm wirklich egal war, was die Leute um sie herum dachten. Hier konnte er nicht mehr flüchten, ohne einen Riesenkrach mit Yami heraufzubeschwören. Also hieß es, sich jetzt sofort zu entscheiden: entweder für seinen kleinen Vampir oder für sein Image. Da Kaiba wusste, dass diese Entscheidung in jedem Fall schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen würde, fiel ihm dies nicht so leicht, wie man vielleicht denken konnte.
 

Er blickte Yami tief in die Augen und erkannte daran nicht mehr den Schalk, der eben noch aus ihnen gefunkelt hatte, sondern tiefe, ehrliche Gefühle. Zumindest fühlte es sich an, als würde Yami sein Innerstes für ihn offenbaren. Er versank regelrecht darin, konnte sich nicht mehr von dem Anblick losreißen und handelte nur noch instinktiv, wie hypnotisiert, als er sich zu Yami vorbeugte. Auch dieser kam ihm ein Stück entgegen und sie schlossen die Augen, als sich ihre Lippen trafen. Ein Kribbeln breitete sich in Kaibas gesamtem Körper aus und er hätte vor Glück jauchzen können, wären seine Lippen nicht gerade verschlossen gewesen. Als er sich endlich von Yami löste, schien es, als ob dieser ihn mit einem gänzlich neuen Blick bedachte, so, als wäre er sich nun noch viel sicherer, dass er Seto liebte. So musste es sich wohl anfühlen, wenn man sich entschloss, mit jemandem zusammen alt werden zu wollen.
 

Kaiba schaute ebenso verliebt zurück, nur um im nächsten Moment aus seiner Verzückung gerissen zu werden, da ihm plötzlich bewusst wurde, dass einige Leute um sie herum nun in ihre Richtung pfiffen, grölten oder applaudierten. Entgeistert guckte er sich um und eine energische Frau meinte:
 

“Heirate ihn doch!” Kaiba lief vor lauter Verlegenheit rot an und suchte Zuflucht in Yamis Blick, der sich überhaupt nicht an den anderen Leuten zu stören schien.
 

“Offenbar sind die Leute hier doch toleranter als wir dachten”, bemerkte er lediglich. Kaiba nickte erleichtert.
 

An diesem Tag ging er Hand in Hand mit Yami durch die Straßen und fühlte sich, als wäre er von Wolke Sieben noch höher, so ungefähr bis Nummer Dreizehn, aufgestiegen, wobei er die Dreizehn für seine persönliche Glückszahl hielt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kassia
2008-12-07T13:21:31+00:00 07.12.2008 14:21
Eigentlich finde ich es ziemlich egoistisch von Yami zu verlangen, dass Kaiba ihn in aller Öffentlichkeit küsst. Er setzt damit nicht nur Setos Ruf aufs Spiel, sondern auch den von Mokuba, KC Image und Zukunft sowie die der Angestellten dort. Aber okay, in diesem Fall (heile FF Welt halt) ging es gut; trotzdem gefällt mir Yamis Art nicht. Und Setos "Besessenheit" von Yami ist auch bedenklich. Der kann ja ohne Yami gar nicht mehr funktionieren. Aber schön, dass Kaiba wenigstens Bedenken wegen seiner Homosexualität hatte; ihr also auf das Thema überhaupt eingegangen seid, im Gegensatz zu den meisten anderen FFs, wo die Heteros die exotische, vorm Aussterben bedrohte Spezies sind und Schwulsein die Norm.
Im Übrigen bin ich genauso wie Seto neugierig, was für eine seltsame Art Vampir Yami denn nun eigentlich genau ist.


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