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Die Arena

von

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Schabay

Schabay, ein selbstständiger Söldner, der sich mal hier mal da anheuern lies, trat von dem Schatten des Warteraumes in das Sonnenlicht, das die Arena überflutete. Sein Gegner, ein Myrmidon der vom Arenaleiter als Jaster ausgerufen wurde, trat ihm entgegen. In gebührenden Abstand blieben sie voreinander stehen.

Schabay in einer stolzen, aufrechten Haltung, sein mächtiges Schwert über die Schulter gelegt, der Myrmidon in einer leicht geknickten, arroganten Haltung. So ehrbar ihre ersten Schritte waren so vedorben waren die Blicke die sie sich jetzt zuwarfen:

Dies hier war die Arena, wo Menschen auf Leben und Tod kämpften um Gold zu gewinnen und auf das Risiko hin ihre Leben zu verlieren. Jeder noch so schmutzige Trick würde erlaubt sein, wenn man es mit dem entsprechenen Gegner zu tun hatte. Und Schabay war der entsprechende Gegner.

Wenn er gegen einen Ritter kämpfte konnte er sich durchaus ehrbar verhalten, doch im Kampf mit einem Dieb nutzte er dieselben hinterhältigen Tricks schamlos aus. Der Blick dieses Myrmidonen Jastar verriet ihm das auch er bereit war auf alle Ehre zu pfeifen und zu kämpfen, wie es im blutigen Staub der Arena angebracht war: Auf Leben und Tod und um Gold.

Stummen Blickes einigten sich die beiden Männer auf Gold oder Tod.

Der Arenameister rief. Der Myrmidon hielt den Oberkörper leicht schräg, ansonsten aufrecht und ging in die Knie, um besser abfedern zu können. Schabay lockerte seinen Schwertarm, hielt das Schwert aber immer noch über der Schulter im Rücken, den andern Arm stütze er in die Seite.

Der Arenameister rief zum zweiten mal. Jaster, der bis eben noch leicht wippte, um sich ein letztes mal zu lockern wurde ruhig, doch grinste er Schabay frech an. Schabay streckte die Knie durch und hielt das Schwert fester. Auch er hörte auf sich zu lockern.

Als der Arenameister zum dritten mal rief war es, als hätte jemand eine Bogensehne losgelassen: Jaster schoß pfeilschnell von seiner Position auf Schabay zu, der eben noch selbst angreifen wollte. Doch als der Myrmidon mit dieser Geschwindigkeit heranrauschte vergaß er sein Vorhaben fürs Erste und konzentriert sich auf den Angriff seines Gegners.

Jaster war plötzlich neben ihm, schlug ihm die Klinge hart in die Seite. Schabay entfuhr ein Schmerzensschrei, als sich der Stahl in seinen Unterarm und Rücken zugleich bohrte. Aber Jaster war ebenso schnell wieder verschwunden, wie die Schmerzen einsetzten. "Schlecht gezielt", dachte sich Schabay. Wäre der Schlag gut plaziert gewesen, hätte er ihm den Arm abtrennen können, doch das Schwert war schräg aufgekommen. So war Schabay mit einer Schnittwunde am Unterarm und einer weiteren Wunde am Rücken davongekommen.

Spöttisch lehnte er den Oberkörper vor, nach dem Motto "Mehr hast du nicht zu bieten?" Dann lockerte er sein eigenes Schwert, das er über der Schulter trug und sprang kraftvoll vom Boden ab. Trotz seines eigenen Gewichtes und dem Beträchtlichen seiner Klinge legte er einen beachtlich hohen Sprung hin und genau darin lag seine Stärke.

In der Luft schlug er einen Salto, in dem er sein Schwert mit beiden Händen packte und es mit todbringender Präzision auf den Myrmidon herabschlug. Doch Jaster überraschte ihn: Gelassen lies er sich ein Stück weit nach hinten fallen. Da er Schabay die Seite zugedreht hatte war er nicht nur ein schlankes Ziel gewesen, nun hatte sich das Ziel auch noch verschoben und Schabay's Klinge rammte nur nutzlos in den Sand der Arena.

Fluchend wuchtete er die Klinge mit solchem Schwung heraus, das es ihn fast von allein mit in die Luft riss und er in einigem Abstand sicher auf den Füßen landete, die Klinge nun wieder auf seinem Rücken. Spöttisch grinste ihn Jaster an, bevor er wieder in die Attacke überging.

Er war so schnell das es für einen Moment aussah als flitzten zwei Gegner auf Schabay zu. Schabay fühlte den Angriff mehr als das er ihn hörte oder sah. Der Myrmidon tauchte wie beim Ersten mal neben ihm auf, wenn diesmal auch auf der anderen Seite, um ihm das Schwert in die Seite zu hieben.

Geistesgegenwärtig drehte sich Schabay herum und hörte zufriedengestellt, wie Stahl auf Stahl krachte. Er hatte dem Myrmidon im letzten Moment den Rücken zudrehen können, wo schützend die breite Klinge seines Schwertes hing. Einen Moment lang starrte ihn der Myrmidon mit aufgerissenen Augen an, dann sprang er eilig zurück, um nicht Opfer eines weiteren Scherzes von Schabay zu werden.

Doch Schabay hatte ihn bereits ins Visier genommen und als Jaster landete schwang er sich schon hoch in die Luft, drehte sich mit seinem Schwert in einem anmutigen Salto und zögerte für den Bruchteil einer Sekunde den Angriff zu Ende zu führen. Diese Verzögerung lies seinen Angriff viel knapper ausfallen und machte es für Jaster schwerer die Attacke richtig einzuschätzen und auszuweichen.

Im letzten Moment riss Schabay sein Schwert herum. Es hätte nicht den durchdringenden Schmerzensschrei des Myrmidon gebraucht, er spürt auch so, wie sich seine Klinge durch Fleisch fraß und Blut spritzen lies. Ein Ruck in der Klinge lies ihn zusammenzucken noch bevor der den Boden erreichte. Wieder sicheren Boden unter den Füßen starrte er entgeistert geradeaus.

An seiner Klinge entlang war kein Tröpfchen Blut, dafür war die Spitze wie in ein Fass mit roter Tinte getaucht. Dieser Teufelsbraten hatte es in einem letzten, verzweifelten Moment geschafft sich nach hinten zu werfen. Hätte der Schlag getroffen hätte Schabay damit selbst einen Keiler in zwei Hälften spalten können, doch so war nur Jasters Oberkörper von der rechten Schulter bis zur Hüfte aufgerissen und Blut sickerte in stillen Bächen heraus.

Wie einen Schlag durchfuhr es Schabay das er sich zurückziehen musste. Die Spitze seiner Klinge berührte den Sand, so das es nichts gab was Jaster daran hinderte sein eigenes Schwert von der rechten Hand in die linke zu werfen und einen Angriff zu starten.

Schabay packte panisch sein Schwert mit beiden Händen, um es hochzureißen, sich in die Luft zu reißen, sich eine Chance zu verschaffen dem kommenden Angriff irgendwie entgegenzustehen, doch er war zu langsam. Jaster brauste durch den Sand, sammelte in einer halben Drehung Schwung für einen Angriff und der Schlag saß.

Schabay schrie auf und hätte fast sein Schwert losgelassen als ihn die Klinge seines Gegners am Brustkorb traf und tief bis zu den Knochen eindrang. Doch genauso schnell wie Jaster zugeschlagen hatte riss er die Klinge wieder heraus und sprang mit einer anmutigen Pirouette auf Abstand. Durch das seitliche herausreißen vertiefte sich die Wunde nur, was es für Schabay nicht gerade einfach machte sein Schwert zu packen und es sich auf den Rücken schwingen zu wollen.

Doch Jaster war schon wieder im Angriff. Blut spritzte aus seiner Wunde in den Sand, als er halb über den Sand fliegend halb rennend auf Schabay zukam. Der Söldner war gerade dabei entgegen seiner Gewohnheit nicht zu springen, sondern das Schwert nur aufzuheben und sich über die Schulter auf den Rücken zu wuchten, als ihn die Attacke traf.

Im ersten Moment fühlte er gar keinen Schmerz, sondern spürte nur wie etwas hartes, fremdes gegen seine Hüfte krachte und so tief hineinfuhr das sicher der halbe Knochen absplitterte. Jaster zog die Klinge grob heraus und riss dabei Schabays halben Bauch auf. Der Söldner schrie haltlos als zeitgleich der Schmerz einsetzte und er sein eigenes Blut durch die Luft fliegen sah. Wenn der Kampf noch länger andauern würde würde er bald seine eigenen Eingeweide durch die Luft fliegen sehen können.

Darum verlor er keine Zeit, sondern biss trotz Schmerzes nur die Zähne zusammen und stieß sich schon wieder vom Boden ab. Sein Sprung fiel diesmal kürzer aus, um Jaster keine Zeit zu geben sich neu zu orientieren, da die Füße des Myrmidonen eben erst wieder den Boden berührt hatten.

Schabays Schlag fiel nicht so stark aus wie der letzte, aber diesmal verfehlte er sein Ziel nicht: Die Klinge traf Jaster unvorbereitet und riss ihn von den Füßen. Schabay hätte nicht hinsehen müssen, er spürte in den Armen wie die Schneide seiner treuen Klinge den Bauchraum seines Gegners aufspaltete. Da Jaster schräg gelandet war, hatte Schabay's Schwert seinen Bauch statt seine Schultern oder gar seinen Kopf getroffen.

Doch Schabay gab sich gar nicht die Chance die schwere Klinge in dem Versuch Jaster in zwei Hälften zu zerteilen noch weiter herunterzudrücken, sondern riss sie lieber wieder hinaus, stieß sich selbst vom Boden ab und drehte in der Luft geschickt sein Schwert auf seinen Rücken. Durch den Schwung landete er wie gewohnt auf den Füßen, doch knickte er unter den Schmerzen ein und wäre hingefallen, hätte sich sein Schwert nicht mit der Spitze in den Boden gerammt und ihm Halt gegeben.

Er versuchte sich wieder aufzurichten, scheiterte allerdings beim ersten Versuch. Jaster war viel disziplinierter. Schabay sah, wie ihm Schmerzenstränen aus den Augen rannen, als er sich aufrichtete. Zwar stand er schräger als zuvor, aber im Gegensatz zu dem Söldner schaffte er es seine Klinge nicht über den Boden schleifen zu lassen und eine halbwegs kampfbereite Haltung einzunehmen.

So ging es zu in der Arena. Hier gab es keine Ehre und keine Entehrung. Schmerzen waren sie alle gewohnt, alle Kämpfer wussten, dass Schmerzen einen schreien liesen, ohne das man selbst es unterdrücken konnte. Die Schmerzen und gleichzeitig der Wille weiterzumachen liesen einem siedend heiße Tränen in die Augen treten. Die Kämpfe konnten eine Ohnmacht zur Folge haben und manchmal war diese Ohnmacht gefolgt von dem Tod.

Schabay verkrampfte sich, als er noch einmal versuchte sich aufzurichten. Das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Fratze verzogen schaffte er es aber schließlich doch wieder hochzukommen.

So war das nunmal in der Arena. Keinem Kämpfer würde ein Schmerzensschrei oder eine Träne als Schwäche nachgetragen werden, niemand konnte sich darüber lustig machen wie Männer wie Frauen, Kämpfer wie Magier bis an die Grenzen ihres Lebens gingen... um zu gewinnen.

Schabay war bereit und schaffte es sogar sein Schwert aus dem Boden zu ziehen, doch Jaster war schon einen Schritt weiter: Der Myrmidon zischte durch den Sand, das Schwert in der linken Hand. Zwar bewegte er sich längst nicht mehr so kraftvoll und geschwind wie am Anfang des Kampfes, doch reichte es, um den nicht minder verwundeten Schabay in die Enge zu treiben.

Ob Jaster nun nicht mehr schnell genug war, oder sich bei Schabay der größere Überlebenswille zeigte, jedenfalls ging Jasters Angriff schief. Schabay drehte den Oberkörper weg und Jaster Klinge prallte an Schabays Schwert ab, glitt nutzlos daran entlang bis sich der Myrmidon entschied sich zurückzuziehen.

Zum letzen Mal wie Schabay befand. Er schulterte sein Schwert und sammelte sich für seinen letzten Angriff. Jaster, der Myrmidon schlitterte zurück auf seine Position, doch brachen seine Beine unter ihm Weg und er fiel rücklings in den Sand.

Schon war Schabay in der Luft, sein Sprung fiel höher aus als alle anderen in diesem Kampf und die Zeit schien sich ins Endlose zu dehnen. Für diese eine Sekunde sah er Jaster auf dem Boden liegen, der Mann sah ihn an und seine dunklen Augen zeigten deutlich, dass weder sein Kampfesmut noch sein Überlebenswille gebrochen waren. Er hatte sich entschieden weiterzumachen bis zum Ende und das Ende würde er bekommen.

Wenn Schabay in der Luft war konnte er fliegen. Sein Schwert mochte schwer sein und er selbst kein Fliegengewicht, doch er war stark genug hoch hinauszuspringen, weit über die Köpfe der anderen, hoch über Kavalleristen bis auf die Höhe der Flügel von Pegasi und Wyvernreiter. Hier oben, in der Luft, lag sein Vorteil.

Denn im Scheitelpunkt seines Sprunges würde er sich drehen, sein Schwert von seinem Rücken ziehen und dann würde alles auf seinen Gegner einbrechen: Das Gewicht seiner Klinge, sein eigenes, die geballte Energie eines Falles und der Schwung, den Schabay immer in einem Salto in der Luft sammelte und verstärkte, indem er sich schwungvoll das Schwert vom Rücken riss.

Der Scheitelpunkt war gekommen. Anmutig wie ein Vogel rollte sich Schabay zu seinem Salto zusammen. Die Welt drehte sich: Der Himmel verschmolz mit der Erde und die Erde verschmolz mit dem Himmel. Der Punkt von dem er gesprungen war war zu sehen und dann der Punkt an dem er landen würde: Jaster.

Schabays Augen weiteten sich in einer Schrecksekunde. Jaster gab deutlich das Zeichen, dass er aufgab. Die Augen geschloßen, die Hand erhoben lag er auf dem Rücken und Schabay bereits über ihm. Was sollte er tun? Er konnte seinen Schwung nicht ins Nirgendwo verpuffen lassen. Zum Handeln gezwungen breitete Schabay Arme und Beine aus, hielt die Klinge weit von sich gestreckt, damit er Jaster nicht mehr treffen konnte und bereitete sich auf einen schmerzhaften Zusammenstoß mit Jaster vor, von dem er hoffte, dass auch Jaster auf ihn vorbereitete war.

Er war es.

Schabay's Flug fand ein abruptes Ende, als Jaster's Klinge durch ihn hindurchstieß. Der Schweinehund hatte sie im letzten Moment aufgerichtet! Schabay wurde die Luft aus den Lungen gepresst, obwohl er nicht direkt auf Jaster landete. Die Klinge hielt sie voneinander getrennt, fassungslos starrte Schabay in Jaster's Gesicht das kaum eine handbreit von seinem eigenen entfernt war.

"Du... Hund", keuchte er. Die Antwort war nur ein schäbiges Grinsen. "Du wusstest ich würde...grn..." er spürte wie ihm die Stimme versagte. Sein Mund begann sich mit Blut zu füllen. Jaster merkte es und stieß ihn angewidert und unter Aufbietung all seiner Verbleibenden Kräfte von sich herunter.

Schabay rollte auf den Rücken, den Blick in den Himmel wo ihm die Sonne die Sicht nahm. Die Finger seiner rechten Hand zuckten. Er hielt sein Schwert nicht mehr in der Hand. Doch er spürte einen Teil der Klinge unter sich, wo er auf ihr lag. Der Griff konnte nicht weit von seiner Hand entfernt liegen. Wenn er schon sterben musste, dann wollte er wenigstens nicht ohne seine treue Klinge sterben.

Hätte Jaster gekonnt wäre er sicher aufgestanden, hätte dem Sterbenden ins Gesicht gespuckt, indem er auf dessen Klinge getreten wäre und sich hochmütig zum gefeierten Sieger erklären zu lassen, während sein Gegner sterbend vor seinen Füßen lag. Schabay's einzige Genugtuung war, das Jaster nicht konnte. Er war zu schwer verletzt um aufzustehen, doch hielt er beide Hände von sich gestreckt, auch die eine mit dem blutverschmierten Schwert, um sich als Überlebender zu erkennen zu geben und sich von dem Sterbenden neben ihm abzuheben.

Schabay spürte wie ein Zittern seinen Körper durchlief. Seine Finger verkrampften sich, um leere Luft, nicht um sein Schwert und sein Augenlicht brach im blendend weißen Angesicht der Sonne.



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