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How To Be A...

Pokémon (Rayquaza) [3. Platz im WB^^]
von

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Entscheidung

Alles um mich herum war furchtbar dunkel. Nichts in meiner unmittelbaren Umgebung konnte ich erkennen. Selbst meinen Körper konnte ich nicht ausmachen. Was war hier nur los?

Angestrengt versuchte ich nach einer Lösung zu suchen, doch alles, was mir in den Sinn kam, verflüchtigte sich zu einer unbekannten Leere. Irgendwie wollte ich eine Lösung finden, aber irgendwie auch wieder nicht. Wo immer ich mich auch befand, in diesem Raum fühlte ich mich unbeschwert und auch geborgen, obwohl ich von einer fremdartigen Dunkelheit umgeben war.

Ich bewegte mich keinen Zentimeter und irgendwie wollte ich das auch nicht. In einem schwerelosen Zustand verharren – mehr wollte ich wirklich nicht. Sich einfach der Ruhe und Stille hingeben. Das war alles, was mir in den Sinn kam. Mich erfüllte eine seltsame Gleichgültigkeit oder anders gesagt: ich entspannte mich vollkommen.

Ich trieb in diesem unbekannten Nichts umher, ohne irgendwelche Sorgen.

Mein Atem ging ruhig und gleichmäßig.

Nichts denken. Nichts fühlen.

Nichts.

Ich schien mich in diesem Nichts zu verlieren…

Ein greller Lichtblitz ließ mich aufschrecken und plötzlich waren all meine Sinne wieder geschärft. Meine Umgebung war mit einem Mal von einer grellen Helligkeit umgeben und von irgendwoher hörte ich eine Stimme. Ich kannte diese Stimme und mit einem Mal erinnerte ich mich wieder: der Trainer!

„Komm heraus, Rayquaza!“

Nachdem ich diese Worte gehört hatte, wechselte der helle Schein zu einer mir sehr bekannten Umgebung. Ich fühlte, spürte, roch und sah meinen Himmelsturm! Ich war wieder in Freiheit!

Ich blickte in den nun dunklen, klaren Nachthimmel, an dem sich das funkelnde Sternenmeer ausgebreitet hatte. Eine kühle Brise wehte mir um die Nase und mit einem tiefen Luftzug schmeckte ich das Salz des Meeres darin.

Kurz darauf drehte ich mich um. Den Trainer hatte ich selbstverständlich nicht vergessen. Er blickte zu mir empor, während ich aus meinen luftigen Höhen zu ihm hinunter glitt. Diese roten Augen, die mich anstarrten. Sie strahlten nicht mehr diesen starken Kampfeswillen aus. Aus ihnen strahlte eher eine wundervolle Wärme, die mich sofort ergriff. Eine seltsame Vertrautheit verband mich plötzlich mit diesem jungen Mann, gegen den ich noch vor kurzem einen erbitterten Kampf geführt hatte. Seltsames Gefühl.

„Rayquaza“, sprach er mich an, „Ich habe es tatsächlich geschafft, dich zu fangen! Die vielen Jahre, wofür ich gekämpft hatte, waren also nicht umsonst und ich konnte mich in einem harten Duell dir gegenüber beweisen. Ich hoffe, du erkennst meine Stärke nun an.“

Während ich über seine Worte nachdachte, blickte ich weiterhin in seine ausdrucksstarken Augen. Es stimmte. Er hatte mich tatsächlich gefangen. Am Ende war ich einfach zu geschwächt, als dass ich mich dagegen hätte wehren können. Es ging alles auch viel zu schnell.

Allerdings musste ich mir eingestehen, dass dieser Raum im Pokéball nicht wirklich schlecht war. Ein wunderbarer Ort zum Erholen und an dem man sich keinerlei Sorgen machen musste. Dort waren Pokemon wirklich gut aufgehoben und vor jeglichem Einfluss geschützt. Der Erfinder muss ein großartiger Mensch gewesen sein.

Dennoch zog ich die Freiheit einem Pokéball vor. Aber wer wusste schon, ob ich diesen Wunsch jetzt überhaupt noch Folge leisten konnte? Schließlich gehörte ich jetzt zu einem Pokémontrainer. Ich wurde in einem fairen Kampf auf ehrliche Weise gefangen. Und ja. Ich erkannte die Stärke dieses jungen Mannes tatsächlich an.

„Rayquazaa“, sagte ich zu ihm und teilte ihm meine Gedanken mit..

Daraufhin tat er einen erleichterten Atemzug und schloss dabei seine Augen. Ein zufriedenes Grinsen huschte über sein Gesicht, ehe er wieder zu mir aufblickte und mich diesmal mit einem ernsten Gesichtsausdruck anblickte.

Lange Zeit herrschte Stille und nur der Wind heulte ab und zu auf. Dann richtete der junge Trainer wieder sein Wort an mich.

„Es ist wirklich eine große Ehre für mich, ein legendäres Pokemon wie Ihr es seid, einmal in meinem Leben gefangen zu haben. Doch für mich war dies nichts weiter als ein Test. Eine Prüfung, der ich mich selbst unterzogen hatte. Ich wollte meinen Mut, meine Stärke und meine Fähigkeit als Trainer unter Beweis stellen. Ich wollte sehen, ob meine Pokemon durch mich stark genug geworden sind, um es mit einem legendären Drachenpokémon aufnehmen zu können. Und ja. Sie haben es geschafft! Mehr wollte ich mit diesem Kampf nicht erreichen. Daher gebe ich dir deine Freiheit wieder. Du kannst wieder deiner Wege gehen.“

Wieder blickten diese roten Augen meinen gelben entgegen. Wieder versteckte sich hinter ihnen eine gewisse Entschlossenheit.

„Er will mich tatsächlich nicht bei sich behalten? Mich nicht mit auf seine zukünftigen Reisen mitnehmen – falls es noch welche geben würde. Mit mir seine Gegner das Fürchten lehren? Er lässt mich tatsächlich frei?“, dachte ich überrascht. Eine seltsame Wahl wie ich fand. Aber Entscheidung blieb Entscheidung und ich würde ihn garantiert nicht umstimmen wollen.

Allerdings hatte er mich ja nun gefangen und irgendwie wollte ich das Gefühl nicht loswerden, dass ich ihm deswegen dennoch von Nutzen sein könnte oder ihm in irgendeiner Weise meine Stärke zur Verfügung stellen konnte. Ich verspürte einen tiefen Drang ihm sagen zu wollen, dass er mich jederzeit rufen könne, wenn er meine Hilfe in Anspruch nehmen wolle. Er hat mir bewiesen wie stark er war und ich habe sie anerkannt. Und gerade deswegen wollte ich ihm das auch zeigen.

„Ray—Rayquazaa!“ Er würde es zwar nicht verstehen, aber ich wollte ihm meine Entscheidung unbedingt mitteilen.

Wie gebannt beobachtete ich weiterhin den Trainer vor mir. Wieder schlich sich ein erleichtertes Grinsen auf sein Gesicht, das ich in keinster Weise deuten konnte. Er hatte mich doch nicht etwa verstanden?

„Ich glaube zu wissen, was du mir sagen willst. Und in diesem Falle nehme ich dein Angebot gerne an.“

Ein wenig geschockt betrachtete ich diesen Menschen vor mir. Konnte es vielleicht sein, dass die Trainer durch den Fang eines Pokemon sich mit ihm soweit geistig verbinden, dass diese die Gedanken und Gefühle ihrer Pokémon erspüren können? Ein Rätsel dass ich zu gerne lösen würde. Aber dafür bräuchte ich einen Trainer. Doch der einzige, der es je geschafft hatte, mich – eines der Legendären und Hüter der Welt – zu fangen, ließ mich wieder frei und kehrte mir den Rücken!

Während unseres Gespräches, wenn man es so nennen mochte, war Stahlos, das ebenfalls ziemlich mitgenommen aussah, hinzugekommen und neben seinen Trainer gekrochen. Dieser erhob daraufhin seine Hand und strich liebevoll über den Kopf der Stahlschlange, die dafür den Kopf gesenkt hatte. Entspannt schloss es die Augen.

„Du hast wirklich ausgezeichnet gekämpft, Stahlos. Und auch ihr anderen“, jetzt wandte er sich an seine anderen Pokemon, die gerade in ihren Pokébällen waren, „Ihr habt alle großartig gekämpft und mir einen Wunsch in Erfüllung gehen lassen, den ich ohne euch nie hätte erreichen können! Ihr habt euch eine lange Pause verdient! Lasst uns nun wieder nach Hause gehen. Es war ein langer Tag.“

Während der Trainer nach dem Pokéball von Stahlos suchte, wandte dieses sich an mich. „Du hast wirklich einen großartigen Kampfstil. Mein Trainer hätte sicherlich mit dir an seiner Seite noch viele Kämpfe bestritten und hätte deine Techniken noch weiter verbessert. Aber es ist wohl besser, dass du weiterhin in Freiheit lebst. Es ist ja nichts so, dass wir anderen nicht wissen, wie wichtig du und ihr anderen Legendären für uns und die Welt seid“, grinste es mir zu und fuhr weiter fort, „Daher ist das wohl die beste Entscheidung. Auch wenn ich dich gerne bei uns im Team gesehen hätte.“

„Auch ich muss gestehen, dass ich es gerne erlebt hätte, wie es ist, unter einem Menschen oder besser gesagt einem Trainer zu stehen. Ein solches Erlebnis hatte ich noch nie und man kann ja immer mal was neues ausprobieren.“, entgegnete ich ihm.

„Tja, wenn das so ist, lass dich doch einfach vom nächstbesten Trainer fangen, der es wagt, dich herauszufordern!“

„Na, ich denke, ich hab erstmal genug von diesen ganzen Kämpfen. Außerdem wäre es ja langweilig, sich einfach so geschlagen zu geben. Das ist nicht mein Stil.“

Daraufhin mussten wir beide breit grinsen.

Es war wirklich erstaunlich, wie zwei so harte Rivalen in einem Kampf sich nun derart verstanden. Nicht nur zum Trainer schien ich eine gewisse emotionale Bindung aufgebaut zu haben. Auch zu seinen Pokemon fühlte ich mich nun näher als vorher. Ein Band der Freundschaft fing an sich langsam zu knüpfen…

Der Trainer hatte nun den Pokéball auf sein Stahlos gerichtet und rief es zurück. „Vielleicht sieht man sich ja wieder.“, sagte es zu mir, ehe es in seinem Pokéball verschwand. Auch der junge Mann wandte sich an mich: „Auf Wiedersehen, Rayquaza.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.

Und ich blieb allein zurück.
 

Ein frischer und kühler Nachtwind wehte mir um die Nase, während ich mehrere hundert Kilometer über Hoenn dahinflog. Ich durchstob einzelne Wolken, die daraufhin einen nassen Film auf meinen Schuppen hinterließen.

Ich würde wieder auf meinen üblichen Patrouillenflug gehen und zu den verschiedenen Ländern fliegen, um dort nach dem Rechten zu sehen.

„Auf Wiedersehen, junger Trainer.“

Und ein Wiedersehen – das wusste ich – würde es ganz bestimmt geben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Teilchenzoo
2011-09-29T21:22:04+00:00 29.09.2011 23:22
Doch, das Ende gefällt mir. Hätte er Rayquaza behalten, hätte ich ihn für einen platten, normalen Trainer gehalten. So aber beweist er, dass er etwas besonderes ist.
So inetwa hätte ich mir das Ende auch gewünscht - Rayquaza frei, und vielleicht mit Akzeptanz für den Trainer und seine hart trainierten Pokémon. Und so ist es auch gekommen.

Eine sehr schöne Geschichte - super aufgebaut, immer spannend, und mit wunderbaren Einblicken in das Innenleben der Figuren - sei es über ihre Äußerungen oder ihre Gedanken.

Lg

Von: abgemeldet
2010-01-04T16:47:39+00:00 04.01.2010 17:47
Fett das war Hamma!
Du hast dich dazu entschieden Das INNERE eines Pokeballs zu beschreiben und das auch noch ausgezeichnet!
DU hast mich überzeugt ich bin wahnsinnig zufrieden und glücklich der Anfang das Finale alles hat gepasst! DIckes Lobdu hast es dir verdient!


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