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Neu im Chaos

Chris und Ryan One
von

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Traum oder Realität?

Chris
 

Die Kälte schnürte mir die Kehle zu. Ich konnte nicht mehr atmen und nicht mehr lange wach bleiben. Plötzlich spürte ich einen Ruck und der Druck auf mir lies nach. Ich hörte leise Stimmen die wie aus weiter Ferne klangen. Rufe und das Weinen eines Kindes. Maria!

Ich versuchte die Augen zu öffnen. Ich konnte nur schemenhaft erkennen was vor mir war. Ich spürte noch einen Druck auf meinem Arm. Ryan. Er lag neben mir. Er war blass, seine Lippen blau vor Kälte. Er rührte sich nicht. Dann wurde er von mir fort gebracht. Ich schloss die Augen und lies es zu das der Schlaf mich einschloss.

Schluchzend hörte ich noch Marias Stimme. “Chris”.
 

Alles um mich herum war dunkel. Aber ich hatte keine Angst. Es war weder kalt noch warm. Ich lies mich einfach treiben.

Vor mir bildete sich auf einmal ein Umriss. Jemand stand dort. Er war zu weit weg. Langsam kam ich näher und dann erkannte ich Ryan. Sein Kopf war gesenkt und er machte ein trauriges Gesicht. Ich wollte zu ihm aber er verschwand ehe ich ihn erreichen konnte.

Dann wurde es heller und ich sah Bäume. Ich war in einem Park. Dort wo ich Vincent und die andern zum ersten Mal sah. Neben Vincent saß eine schwarze Gestalt die von niemandem wahrgenommen wurde. Er bewegte sich nicht und sagte auch nichts. Er saß einfach nur da und schaute teilnahmslos.

Die andern schienen Spaß zu haben. Sie lachten. Bianca und Jessy machten Blödsinn auf der Wiese.

Ich sah Ryan der mit jeder Sekunde in der gelacht wurde sich weiter zu entfernen schien.

Dann wurde es wieder dunkel. Ich fragte mich wie es für Ryan war wenn Vincent und die andern ausgelassen lachten und er dabei zusah. Plötzlich tat es mir Leid mit den andern Spaß gehabt zu haben. Wie konnte ich mich nur amüsieren während Ryan Qualen litt die ich mir nicht mal vorstellen konnte?

Ich fühlte mich Mitschuld an seiner Trauer.

Ich hörte leises schluchzen. Ich stand wieder in dem Garten in den Ryan geflohen war als er Streit mit seinem Vater hatte. Damals war es das erste Mal das ich ihn näher kam. Er saß wieder genauso wie damals vor mir. Seine Schultern bibberten und er weinte leise. Ich setze mich neben ihn. Ich wollte ihn in meine Arme nehmen. Ihm sagen dass es mir Leid tat nicht für ihn da gewesen zu sein. Doch er verschwand ehe ich ihn berühren konnte.

Es war als würde er vor mir flüchten. Ich war wieder allein in der Dunkelheit. Genauso allein wie Ryan. Nein, ich war nie alleine gewesen. Ich hatte meine Freunde und meine Familie immer an meiner Seite. Ich würde nie verstehen wie sich Ryan fühlen musste.

Plötzlich stand ich wieder auf der Brücke. Es kam mir vor als wäre es eine Ewigkeit her. Ich spürte den Wind um mich. Mir war so kalt. Es war eine Kälte die nicht nur meinen Körper betraf, auch mein Herz schien einzufrieren. Ich stand auf der breiten Brüstung und blickte ins schwarze Wasser. Es schien mich anzuziehen. Ich machte einen Schritt vor. Aber ich wagte es nicht zu springen. Ich dachte an meine Freunde und Familie. Dann sah ich Ryan. Er stand direkt vor mir. Der Wind strich durch seine schwarzen Haare. Er sah mich mit einer Traurigkeit an die mir beinahe das Herz zerriss. Tränen rannen ihm über die Wangen und hinterließen dunkle Spuren. Ich wollte nach ihm greifen. Ihn fest halten. Doch ich konnte mich kaum bewegen.

Ein kräftiger Windstoß blies mir entgegen. Ryan öffnete den Mund und sagte etwas. Der Wind verschlang seine leisen Worte fast völlig. Aber ich konnte sie dennoch verstehen.

“Hilf mir”.

Ryan fiel nach hinten. Er fiel der Dunkelheit entgegen. Ich wollte ihm folgen, doch ich bewegte mich nicht. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Das Schwarz verschlang ihn und ich konnte nur dabei zusehen.

Mir wurde die schmerzliche Wahrheit klar. Ich konnte ihn nicht erreichen, nicht berühren. Und ihm nicht helfen.
 

Stück für Stück ließ der Schmerz der Angst nach und die Leichtigkeit die um mich war verschwand. Ich fühlte sich matt und schwach. Noch hatte ich die Augen geschlossen. Und versuchte meine Hand zu bewegen. Doch ich konnte nicht. Doch es ging. Das war kein Traum mehr.

Zögerlich öffnete ich die Augen. Das Licht tat weh und ich schloss die Lider wieder. Dann öffnete ich sie wieder. Nur schemenhaft erkannte ich etwas. Ich lag. Jemand hielt meine Hand. Ich drehte meinen Kopf. Selbst diese kleine Bewegung verlangte mir alles ab.

Das Bild wurde klarer und ich erkannte meine Mutter die neben mir saß. Sie sah traurig aus. Als sie mich ansah veränderte sich ihr Blick und sie lächelte wobei ihr gleichzeitig die Tränen kamen.

Sie sagte leise: “Chris, ich hab mir solche Sorgen gemacht”. Sie drückte meine Hand fester.

Einen Moment sah ich meinen Vater über mir. Neben ihm stand Maria. Sie kam näher, tat ein Knie auf das Bett und schlang dann ihre Arme um mich. Sie flüsterte: “Du hast mir Angst gemacht. Ich dachte schon du wachst nie mehr auf”.

Es dauerte eine ganze Weile bis sie mich wieder los ließ. Und auf dem Bettrand sitzen blieb.

“Du hast mehr als einen ganzen Tag durch geschlafen. Aber du bist sicher noch sehr müde. Du solltest dich weiter ausruhen”, sagte meine Mutter.

Ich fühlte mich wirklich so müde, dass ich jeden Moment wieder einschlafen konnte. Aber vorher musste ich noch etwas wissen: “Was ist mit Ryan?” Ich hörte meine Worte selbst kaum, aber sie verstand.

Sie sah auf ihre Hände die auf ihren Knie ruhten und sagte: “Das ist der Junge den du gerettet hast, nicht wahr?” Sie machte eine kurze Pause. “Ich weiß nicht wie es ihm geht. Er ist immer noch auf der Intensivstation. Mehr weiß ich nicht”.

Mich überkam Angst. “Ich muss zu ihm”. Ich versuchte aufzustehen doch ich bekam gerade mal meinen Oberkörper hoch. Meine Knochen taten irgendwie weh.

“Bleib bitte liegen, du hast noch Fieber”. Meine Mutter drückte mich sanft an der Schulter zurück.

Dann sagte mein Vater: “Du musst dir keine Sorgen um deinen Freund machen. Er ist hier in besten Händen. Es wird ihm sicher bald besser gehen. Aber du musst dich jetzt erstmal ausruhen”.

Ich sah ein dass ich so nicht zu Ryan kommen konnte. Trotz der großen Angst um ihn konnte ich jetzt nichts für ihn tun. Mir kam immer wieder dieses Bild vor Augen: Ryan wie er leichenblass und regungslos neben mir lag. Es ließ mir keine Ruhe.

Irgendwann ohne es zu merken schlief ich ein. Maria lag an meiner Seite und hatte einen Arm um mich gelegt. Ihre Wärme tat mir gut. Doch im Traum sah ich dieses schreckliche Bild noch tausende male vor mir.
 

Als ich wieder aufwachte war es draußen schon längst dunkel. Ich schaute einen Moment aus dem Fenster, dessen weiße Vorhänge noch nicht zugezogen wurden.

Das Zimmer wurde nur von der Nachtischlampe erhellt die neben mir auf einem kleinen Tisch stand und ein warmes Licht ausstrahlte.

Ich atmete einmal tief ein und aus. Die Schmerzen und die lähmende schwäche waren fast verschwunden. Ich fühlte mich gleich viel besser.

Meine Mutter saß auf einem Stuhl. Kopf und Arme hatte sie auf mein Bett gelegt und schlief. Als ich mich aufrichtete machte sie die Augen auf und lächelte. Sie strich die langen Haare, die ihr ins Gesicht gefallen waren, beiseite und fragte: “Wie fühlst du dich?”

“Schon viel besser. Du musst wirklich nicht die ganze Zeit hier bleiben. Ich komme schon zurecht”.

Sie schüttelte leicht den Kopf: “Das macht mir nichts aus. Ich bleibe bei dir. Wenigstens noch diese Nacht. Du hast doch sicher Hunger”. Sie nahm eine Apfel die in der Schale auf dem Tisch lagen und schnitt in mit einem kleinen Messerchen in vier Teile und gab sie mir. “Hier ist”.

Ich fühlte mich als hätte ich Wochen nichts mehr gegessen und war doch dankbar das meine Mutter hier war.

Sie redete noch über Weihnachten. Wie wir es dieses Jahr feiern würden und machte mir klar dass ich sicher bis dahin wieder entlassen werden würde. Kaum eine Stunde später schlief ich wieder ein. Diesmal träumte ich nichts. Und so konnte ich mich richtig ausruhen.
 

Am Morgen als ich aufwachte war meine Mutter noch immer bei mir und wünschte: “Guten Morgen”. Sie hatte ringe unter den Augen. Ihr Lächeln wirkte fast gezwungen.

“Du kannst jetzt wirklich nach Hause gehen. Du siehst müde aus”.

Sie antwortete nicht sondern überlegte was sie tun sollte. Nach einiger Zeit sagte sie: “Du hast wohl recht. Ich könnte etwas schlaf vertragen”. Sie stand auf und nahm ihre Jacke die sie über die Stuhllehne gelegt hatte. “Ich komme später noch mal um nach dir zu sehen. Soll ich dir etwas von zuhause mitbringen?”

“Nein, ich brauche nichts”.

“Also gut. Dann bis nachher”. Mit diesen Worten ging sie zur Tür hinaus.

Ich überlegte ob ich nicht doch schon aufstehen konnte. Gut genug ging mir es dazu. Aber selbst wenn ich herum laufen konnte würde ich nicht zu Ryan kommen. Es durfte sicher niemand zu ihm. Und mein Vater hatte schon irgendwie Recht. Ryan war hier gut aufgehoben und ich sollte mir nicht solche Sorgen machen. Aber eins gab mir doch zu bedenken. Warum ging es Ryan so viel schlechter als mir? Ich hatte den Sprung ins kalte Wasser doch auch relativ unbeschadet überstanden. Sicher, Ryan war länger drin als ich, aber trotzdem kam es mir komisch vor. Und genau deswegen machte ich mir doch Sorgen.

Ich lies mich auf das Kissen fallen und starrte die weiße Decke an. Es roch typisch nach Krankenhaus. Bis jetzt war ich nie oft in einem gewesen. Das einzige Mal war als ich Mama besuchte als Maria zur Welt kam. Eins war gleich geblieben. Krankenhäuser machten mich irgendwie schwermütig. Bei einem Blick durch das Fenster sah ich das es angefangen hatte zu schneien.

Ich schloss die Augen wieder und stellte mir vor ich wäre woanders. Es wäre wieder Sommer und ich wäre bei meinen Freunden. Ryan war auch da. Alle lachten und hatten Spaß. Ich wollte das Ryan auch lachte. Aber ich konnte es mir nicht vorstellen. Warum nicht? Etwa weil ich ihn nie lachen gesehen habe?

Ich fasste einen Entschluss. Wenn ich hier heraus kam würde ich dafür sorgen das Ryan lachen konnte und das ihm nichts mehr geschehen würde. Er musste sich ja mal helfen lassen. Egal ob er es verweigerte. Ich würde es tun, er musste einfach. Das alles musste endlich ein Ende haben.

Ich war so tief in meine Gedanken vertieft dass ich gar nicht merkte dass die Tür aufging und jemand herein kam. Vor mir stand ein älterer Doktor im weißen Kittel. Freundlich fragte er: “Na, wie geht es dir heute?”.

Ich setzte mich im Bett auf. “Ganz gut”, sagte ich knapp.

Mit einem Lächeln sagte er: “Du klingst aber ´nicht gerade so als würde es dir gut gehen”.

Ich sah ihn nicht an. Er hatte recht damit, dass es mir nicht gut ging. “Was ist mit Ryan?”

“Ist er ein Freund von dir? Du kannst stolz auf dich sein, du hast ihm wohl das Leben gerettet”.

Ich sah denn Doktor jetzt direkt an. Er lächelte noch immer etwas. Wahrscheinlich war er es gewohnt immerzu freundlich zu lächeln um den Patienten ein gutes Gefühl zu geben.

“Wie geht es ihm? Sagen sie es mir, bitte”.

Das Lächeln viel von ihm ab und er schaute ernst. “Du hast ihn gerettet. Noch eine Minute länger im Wasser und wir wüssten nicht was mit ihm gewesen wäre. Im Moment ist er noch nicht aufgewacht. Aber sei sicher dass wir alles tun um ihm zu helfen”.

Ich wusste nicht woran es lag aber es kam mir so vor als würde er mir etwas verschweigen. “Erzählen sie mir alles. Ich muss wissen was mit ihm ist. Warum ist er immer noch auf der Intensivstation?”

Der Doktor schaute noch etwas ernster und sagte mit tiefer Stimme: “Dein Freund hat viel Blut verloren und eine schwere Unterkühlung. Ich nehme an der Grund dafür dass er immer noch nicht aufgewacht ist, ist ein Schock den er erlitten hat”.

Ich war wie erstarrt. Und blickte den Arzt ungläubig an. Was meinte er mit viel Blut verloren? Mir schnürte es die Kehle zu. Nur schwer bekam ich meine Frage heraus. “Blut? War er verletzt?”

“Er hatte eine Schnittwunde auf der Brust. Sie war nicht besonders tief. Allerdings hielt die Blutung lange an. Wir mussten die Wunde mit dreißig Stichen nähen”. Nach einer kurzen Pause sagte er noch. “Er ist jetzt außer Lebensgefahr. Mach dir nicht so viele Gedanken Er wird schon wieder”.

Seine Worte konnten mich nur wenig beruhigen. Meine Hände zitterten. Ich war wütend. Warum geschah Ryan so etwas? Wer hatte ihm das angetan?

Der Mann sagte eine Zeit lang nichts, fragte dann aber: “Es ist jetzt womöglich nicht der richtige Zeitpunkt, aber weißt du warum dein Freund in den Fluss sprang? Hat ihn vielleicht jemand dazu gezwungen?”

Mit zitternder Stimme sagte ich, “Ich weiß es nicht”.

Er machte ein zustimmendes Geräusch. “Da ist noch etwas anderes. Er hat Abdrücke von einem Seil an den Handgelenken und mehrere blaue Flecken. Das ganze sieht aus als wäre er Opfer eines Verbrechens geworden. Ich will dich jetzt nicht darüber ausfragen. Aber du solltest darauf vorbreitet sein das die Polizei dich zu diesem Vorfall befragen wird”.

Er ging zur Tür, legte eine Hand auf die Klinke und blieb noch kurz stehen: “Ich werde dafür sorgen das die Polizei dich nicht so bald belästigt. Als Arzt habe ich darauf Einfluss. Du kannst dich also noch etwas ausruhen und alles bedenken”.

Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zu Stande. Mit einem Mal packte mich wieder dieses Gefühl von Hilflosigkeit. Alles in mir schrie: “Nein”.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-06-18T19:04:14+00:00 18.06.2009 21:04
ich bin sooo froh dass die beiden das überlebt hatten.
*im kreis rumhüpf*
Warte schon sehnsüchtig auf den nächsten Teil:)
Von: abgemeldet
2009-06-17T14:00:23+00:00 17.06.2009 16:00
hah :D erste XD
*freuts*
öhm ich hab ja gewusst das die beiden überleben ;)
*grins*
schreib schnell weiter :3
ich würde mich freun :D


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