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Neu im Chaos

Chris und Ryan One
von

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Schulferien und der Anfang vom Drama

Chris
 

Zeit Gestern Morgen, als Ryans wütender Vater auftauchte und Ryan einfach mitnahm, war er spurlos verschwunden. Zu lange als das Vincent oder sonst wer mir einreden könnte es wäre alles gut und das Ryan in Sicherheit wäre. Bevor ich heute zur Schule ging war ich noch mal bei ihm, aber ich traute mich nicht zu klingeln weil sein Vater öffnen könnte, und der war der letzte mit dem ich reden wollte. Würde er vor mir stehen, wüste ich nicht was ich getan hätte, wahrscheinlich wäre ich ausgerastet und hätte ihn angeschrien oder vielleicht wäre ich auch einfach wieder gegangen ohne ihm ins Gesicht zu schauen. Schon alleine durch seinen eisigen Blick konnte dieser Typ einen durchstechen und man bekam den Eindruck winzig zu sein. Dann wollte man sich einfach nur in ein Loch verkriechen oder so schnell wie möglich weg rennen.

Nachdem ich also noch mal durch das Fenster in Ryans Zimmer sah, natürlich wieder von Schuppendach aus, ging ich zum Hinter garten in dem ich Ihn damals, nach einem Streit mit seinem Vater zusammengekauert gefunden hatte. Damals wusste ich noch nicht in was für ein Gefühlschaos ich mich durch unsere Freundschaft stürzen würde. Aber ich hätte es damals schon bemerken müssen. Denn das etwas nicht mit Ryan stimmte und das er Probleme hatte die man nicht einfach von einem auf den nächsten Tag bewältigen konnte, war so sicher wie das Amen in der Kirche.

Am liebsten würde ich weiter nach Ryan suchen anstatt hier in der Schule zu hocken. Vom Unterricht bekam ich sowieso nichts mit, weil ich an wichtigere Sachen dachte. Ich musste nur aufpassen dass der Lehrer nicht bemerkte dass ich nicht zuhörte, dazu musste ich nur ab und zu etwas in mein Heft schreiben das offen vor mir lag. Nebenbei lies ich meinen Stift in der Hand kreisen, was ich mir im Laufe der Zeit angewöhnt hatte und immer tat wenn ich über etwas nachdachte.

Aber was mich noch mehr nervte als die Blicke des Lehrers, bei denen ich was schrieb, waren die Blicke von Lisa die mich regelrecht anstarrte und wohl keine Probleme damit hatte so offensichtlich den Unterricht zu ignorieren.

Ich schaute unauffällig zu ihr und sie dachte wohl nicht mal daran auch nur eine Sekunde mit ihren stark blau geschminkten Augen von mir weg zu sehen. Es war zwar kaum zu übertreffen aber Heute schien mir das Starren von ihr nerviger als sonst. Ich würde es ihr ja gerne sagen aber seit dem Gespräch mit Alex, der sie ganz klar sehr mochte, was ich gar nicht nachvollziehen konnte, musste ich nett zu Lisa sein. Auch wenn das oft nicht so einfach war. Und außerdem glaubte ich es würde auch nichts ändern wenn ich es ihr sagte. Sie würde es trotzdem weiter tun.

Zeit ich Ryan kannte, erschienen mir die Probleme von Alex oder Lisa oder überhaupt die aller meiner Mitschüler banal und unwichtig geradezu idiotisch. Was mich schon ein bisschen wütend machte. Warum musste ich solche schwerwiegenden Schwierigkeiten haben für die es anscheinend keine Lösung gab. Und dann mussten die anderen mich auch noch mit ihren Problemen belästigen.

Letztens hatte mich Michael gefragt was er bezüglich eines Mädchens aus einer andern Klasse tun sollte in das er verliebt war. Er dachte wohl ich würde mich mit so was gut auskennen. Denn als ich ihn fragte ob er nicht Alex um Rat fragen könnte, sagte er mit einen breiten Grinsen “Na, weil du doch der Mädchenschwarm Nummer Eins in der Klasse bist.”

Jetzt hätte ich wirklich die Augen verdreht wenn ich nicht gedacht hätte dass das doch nicht so eine gute Idee war wenn Michael mich mit derart erwartungsvollen Blicken ansah. Und ich hätte ihm ja auch gerne helfen wollen aber im Augenblick fiel mir einfach nichts ein was ich dazu sagen könnte. Vielleicht hätte ich ihm sowieso nicht helfen können. Michael dachte ja anscheinend ich würde mich mit Mädchen gut auskennen nur weil mich Lisa andauernd anmacht. Aber in Wahrheit weiß ich genauso wenig über Mädchen wie Alex zum Beispiel. Oder irgendjemand anders. Auch wenn das nach außen nicht so wirken mag, weil mich die Mädchen immer wegen meines Äußeren verliebt ansahen, was mir genau wie bei Lisa öfters gewaltig auf den Keks geht. Aber was sollte ich schon machen, ich ließ es einfach so wie es war ohne irgendeinem Mädchen Hoffnungen zu machen.

Und da war nun Michael der mich immer noch wartend ansah. Irgendwas musste ich ja sagen. Und weil mir im Moment wichtigere Sachen als Mädchenprobleme durch den Kopf gingen und mir auch gar nicht zu diesem Thema einfiel, blieb mir nichts anderes übrig als ihn abzuwimmeln. Auch wenn ich ihn damit enttäuschte, was mir ehrlich gesagt mehr Leid tat als ich mir in Wahrheit eingestehen wollte. Denn ich war eigentlich ein Typ der sich immer um seine Freunde kümmerte, egal wie eng sie nun mit mir befreundet sind.

Letztendlich sagte ich also: “Frag am besten jemand anders, Michael. Ich kann dir da nicht weiter helfen”. Kurz dachte ich darüber nach ob ich nicht noch so was Abgedroschenes wie “sei einfach du selbst” sagen sollte. Aber das ließ ich doch dann besser.

Und wie ich es mir gedacht hatte schaute mich Michael enttäuscht an und ging dann. Bestimmt zu Alex um ihn zu fragen.

Als ich daran zurück dachte wurde mir klar dass ich mich in letzter Zeit mehr und mehr von den drei entfernt hatte. Ich fand das nicht besonders schlimm aber ein wenig musste ich ja auch die Freundschaft zu ihnen wahren. Ich wollte ja nicht eines Tages völlig alleine über den Schulhof wandern. Obwohl mir derzeit genau danach war.

Ich nahm an aus diesem Grund starrte mich Lisa so an. Weil ich mich distanziert hatte. Also entschloss ich mich mal wieder mit ihnen zu reden. Aber nicht Heute, dafür schwirrten mir einfach zu viele andere Sachen durch den Kopf.

In diesem Moment fragte der Lehrer ohne dass ich es bemerkt hatte Lisa nach dem eben erzählten. Worauf sie natürlich keine Antwort wusste und dies mit einem kecken Lächeln überspielte.

Mir fiel der Stift den ich bis eben im Kreis drehte aus der Hand und mein Blick fiel auf das schwarze Schweißbändchen das ich in meinem Mäppchen hatte. Ich nahm es in die Hand und betrachtete es. Es war dass das Ryan damals als er bei mir schlief vergessen hatte. Ich nahm es immer mit und wollte es schon zisch mal zurückgeben aber der richtige Zeitpunkt war einfach nicht gekommen und ich vergaß es auch mehr als einmal.

Nun läutete es und damit war die letzte Stunde und der heutige Schultag zu ende. Zum Glück war Morgen Samstag. Die Weihnachtsferien würden dann endlich anfangen und mir eine Pause von dieser nervigen Schule geben. So konnte ich mich um wichtigere Dinge kümmern.

Der Lehrer wünschte uns ein schönes Weihnachtsfest und das wir alle wieder gesund nach den Ferien hier erscheinen sollten.

Die Schüler sprangen alle auf und konnten gar nicht schnell genug aus der Klasse kommen. Ich lief als einer der letzten zur Tür. Doch ehe ich raus gehen konnte stoppte mich der Lehrer mit einer kurzen Handbewegung.

“Chris komm doch bitte mal her”.

Ich ahnte es, das würde nichts Gutes bedeuten. Das konnte man schon am Gesichtsausdruck des alten Lehrers erkennen.

Ich sagte erstmal nichts und stellte mich vor seinen Schreibtisch und wartete ab was er zu sagen hatte.

“Ich habe mir deine letzten Noten angesehen auch die die du bei andern Lehrern bekommen hast. Hast du dazu was zu sagen?” Ohne auf eine Antwort zu warten sprach er weiter. “Es ist nicht zu übersehen das du in letzter Zeit stiller geworden bist und nicht mehr präsent am Unterricht teilnimmst. Du weißt sicher auch dass sich das in deinen Noten widerspiegelt. Du warst sonst immer ein guter Schüler. Es wäre sehr schade wenn ich dir eine schlechte Note geben müsste. Ich hoffe du erkennst den Ernst der Sache und strengst dich nach den Ferien wieder an”.

Ich nickte und der Lehrer gab mir ebenfalls mit einem kurzen Nicken zu bedeuten dass ich gehen konnte.

Fast schleichend und in Gedanken versunken ging ich aus dem Raum, den Flur entlang, die Treppen runter und raus in das kalte Winterwetter. Der eisige Wind wehte mir entgegen und ich holte meine Mütze, die ich in der Jackentasche hatte heraus und setzte sie auf.

Ich war schon vor dem Schultor und ging den Bürgersteig entlang zu der Bahnhaltestelle von der aus ich erstmal nach Hause fahren würde. Danach wollte ich mich mit Vincent und den anderen in der Wohnung der Mädchen treffen. Vor allem deswegen weil ich wissen wollte ob jemand was neues von Ryan gehört hatte. Aber in dieser Hinsicht machte ich mir wenig Hoffnung. Wenn sie was wussten, hätten sie mich schon längst angerufen.

“Chris”, rief jemand hinter mir.

Ich drehte mich um und da stand Lisa in voller Pracht. Wie immer wenn sie mit mir redete mit einem fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht und einem glänzen in den Augen.

Ich wollte ja eigentlich nicht mehr mit ihr reden bis die Schule wieder nach den Ferien Wochen anfing. Aber das musste wohl jetzt vorverlegt werden.

Ich ging zu ihr, lächelte kurz, worauf ihr lächeln noch breiter wurde und sagte so freundlich ich konnte: “Hi, Lisa”.

Ich weiß nicht woran es lag aber irgendwie wirkte sie anders als sonst. Vielleicht deswegen weil sie ab und zu auf den Boden schaute und mich nicht wie sonst dauerhaft anlächelte.

“Sag mal warum redest du nicht mehr so oft mit Alex, Michael und mir? Ich fände es schön wenn wir wie früher jeden Tag zusammen die Pause verbringen würden. Oder uns auch mal außerhalb der Schule treffen. Wir sind schon so lange in einer Klasse und haben noch nie etwas zusammen gemacht”.

Da hatte sie durchaus Recht. Aber die Wahrheit war das ich nicht noch mehr Zeit mit ihr und den andern zwei verbringen wollte. Ich passte einfach nicht zu ihnen. Das konnte ich ihr natürlich auf gar keinen Fall sagen. Es war schon vorherzusehen wie sie reagieren würde wenn ich ihr sagte dass ich mit andern Freunden lieber zusammen bin. Darauf würde sie höchst wahrscheinlich fragen was das für Freunde sind, und wenn ich dann sagte dass es Emos sind…. Oh mein Gott. Das wollte ich mir nicht mal ausmalen was sie dann sagte oder tat. Wahrscheinlich wollte sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Sie und die zwei Jungs hatten ja gleich am Anfang unseres ersten Treffens auf dem Schulhof gesagt was sie von Emos hielten.

Also sagte ich einfach: “Weißt du ich hab zu Hause ein paar Probleme und da gibt es ganz schön Stress. Da wollte ich euch nicht damit belästigen. Ich hätte euch nur die gute Stimmung kaputt gemacht”.

“Nein, gar nicht”, kam es wie aus der Pistole geschossen. “Ich hätte dich trotzdem gerne bei uns”.

Ich lächelte darauf um ihr zu zeigen das ich verstanden hatte.

“Tut mir leid dass du Stress hast”, sprach sie weiter. “Aber du kannst mit mir… Ich meine mit uns ruhig darüber reden. Das würde sicher helfen”.

“Das ist lieb von dir aber ich komme schon alleine damit zurecht”.

“Das muss du doch aber nicht. Ich meine wir sind doch Freunde, da ist es doch klar dass wir dir helfen wenn es dir mal nicht gut geht.”

Ich musste über ihren Enthusiasmus den sie mir noch nie gezeigt hatte lächeln. Und ein bisschen tat es mir auch leid dass ich sie angelogen hatte. “Ok, nach den Ferien werde ich wieder zu euch kommen”.

Lisa faltete ihre Hände mit den bunt lackierten Fingernägeln zusammen die sie bis eben in den Jackentasche hatte und sagte mit glänzenden Augen und hoher Stimme: “Versprochen?”

Ich gab zu manchmal konnte Lisa echt niedlich sein. So wie in diesem Moment zum Beispiel. “Ja, versprochen”.

Nach einer kurzen Pause wollte ich gehen und sagte zum Abschied: “Also, bye. Wir sehen uns”, und drehte mich herum, um zu gehen.

“Warte”, rief Lisa bevor ich auch nur einen Schritt gehen konnte.

Also wandte ich mich noch mal zu ihr und wartete was sie zu sagen hatte. Auf einmal kam sie mir seltsamer als sonst vor. Sie schaute weder fröhlich noch sonst irgendwie wie sie es immer tat. So ernst zu sein passte gar nicht zu ihr. Gleichzeitig wirkte sie auch etwas schüchtern was noch seltsamer war.

“Weißt du…” fing sie an. Brach dann aber ab und sagte: “willst du vielleicht einen Kaffee mit mir trinken gehen?”

“Also eigentlich…”

“Oder wir können auch in die neue Bar die gleich ein paar Straßen weiter aufgemacht hat”. Sie deutete die Straße entlang und schien schon erwartungsvoll auf die Zustimmung von mir zu warten. Aber als sie bemerkte das ich nicht so begeistert von der Idee war, geschweige denn Ja sagen würde, sagte sie noch hinzu: “Oder wo willst du hin? Mir ist es egal. Hauptsache wir machen uns einen schönen Tag zusammen”.

“Tut mir Leid aber ich habe heute was anderes vor”. Es tat mir wirklich etwas Leid das ich ihr absagen musste. Sie schien sich so darauf zu freuen und gar nicht daran zu denken dass ich Nein sagen könnte. Damit sie nicht ganz und gar am Boden zerstört war lächelte ich sie an, legte die Hand auf ihre Schulter und sagte: “Aber ein andermal gehen wir bestimmt mal wohin”.

Das schien sie wieder etwas aufzumuntern. Sie schaute mich nicht mehr ganz so traurig an.

Damit dachte ich sie sei zufrieden und wollte mich grade wieder umdrehen um zu gehen. Langsam wurde es wirklich zu spät um noch die nächste Straßenbahn zu erwischen.

Doch ehe ich begreifen konnte was geschah, schlang Lisa ihre Arme um mich und drückte sich so fest an mich dass ich erst einen Schreck bekam und sie verwirrt ansah. Aber sie hatte ihren Kopf an meine Brust gelegt und die Augen geschlossen.

Mir war das schon etwas unangenehm und ich wusste nicht so recht was ich machen sollte. Der Duft ihres Parfüms das sehr stark nach Erdbeeren roch stieg mir in die Nase und langsam ahnte ich was Lisa vorhatte. Von da an war mir die Situation noch unangenehmer.

Ich ließ den Dingen ihren Lauf. Sollte Lisa tun was sie für richtig hielt. Ich wusste sowieso dass dieser Moment eines Tages kommen würde.

Ich sah etwas verloren in dieser misslichen Lage zum grauen Himmel hinauf und langsam fielen die ersten Schneeflocken auf uns hinunter. Die Zeit schien unendlich langsam zu vergehen und ich war schon nah dran Lisa von mir zu schieben und sie zu fragen was los sei. Obwohl ich es genau wusste.

Allmählich dachte ich daran einen Arm um sie zu legen. Sie erschien so zerbrechlich das ich glaubte sie finge gleich an zu weinen.

Doch dann sagte sie so leise das ich es kaum verstehen konnte: “Ich liebe dich, Chris”.

Bei diesem Worten wurde mir klar wie weh ich Lisa tun würde wenn ich sie abblitzen lasse. Und wie sehr ich ihr schon die ganze Zeit in der sie mich mochte wehgetan haben musste. Aber ich konnte nicht mit ihr zusammen sein. Deshalb hatte es keinen Sinn sie weiter anzulügen. Ich musste jetzt einen Schlussstrich ziehen. Also gab ich ihr die einzig mögliche Antwort.

“Lisa, es tut mir Leid aber…”

“Nein”, schrie sie und senkte ihren Kopf den sie immer noch an mich drückte.

Ich war mir nicht mehr so sicher was ich ihr sagen sollte und schwieg noch eine Weile. Jedoch wollte ich auf keinen Fall das sie wegen mir anfing zu weinen. Denn das schien gleich zu geschehen. Also legte ich einen Arm um ihre Schultern um sie zu trösten. Denn es war mir sehr wohl klar das Lisa im Moment so tief traurig sein musste das jedes ablehnende Wort von mir ihr wie Messerstiche ins Herz vorkommen mussten.

Mit zittriger Stimme wollte sie etwas sagen, stoppte dann aber und holte tief Luft. Dann fing sie leise an zu sprechen: “Ich weiß was du sagen willst. Du hast es mir ja schon oft genug klar gemacht dass du nicht mit mir zusammen sein willst und dass du mich nicht mal magst”.

“Ich mag dich doch, Lisa”.

“Ja, ich weiß schon. Mehr als Freunde können wir nicht werden, nicht wahr?”

Darauf antwortete ich nichts weil ich sicher war das Lisa meine Antwort schon kannte.

Es herrschte Stillschweigen. Sie hoffte insgeheim wohl noch dass sie sich doch noch Hoffnungen machen könnte. Aber desto länger ich nichts sagte schien sie umso mehr zu begreifen das es in dieser Hinsicht zwischen uns nur Freundschaft geben konnte. Daran das ich ihr das endlich klar machen musste führte kein Weg vorbei. Aber ich würde es so tun das sie mich nicht hinterher hassen würde oder nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ich könnte mir denken sie wäre eine durchaus erträgliche Freundin wenn sie endlich damit aufhörte mir hinterher zu stellen. Sie war im Grunde ein nettes, süßes Mädchen.

Der Schneefall hatte inzwischen zugenommen und es wehte ein kalter Wind um uns herum.

Ich schob Lisa sanft von mir und sie wehrte sich nicht dagegen. Sie schaute trotzig zu Boden. Ihre Wangen und Nase waren schon rot vor Kälte und sie steckte die frierenden Hände wieder zurück in ihre Jackentaschen. Sie hatte weder Handschuhe noch einen Regenschirm, der sie vom nass werden schütze dabei. Auf ihren blonden Haar glitzerten die Schneeflocken und sie stand immer noch nur da und wusste nicht was sie tun sollte.

Ich setzte meine Mütze ab und zog sie Lisa über. Darauf sah sie mich verwundert an. Ich lächelte so liebevoll wie ich sie sicher noch nie angelächelt hatte und sagte aufmunternd: “Wir bleiben gute Freunde, Lisa. Versprochen”.
 

Kaum einen Moment später, wie es mir vorkam, stand ich auch schon vor der Wohnung der Mädchen wo wir alle uns immer getroffen hatten und Spaß hatten. Nur Heute würde es hinter dieser Tür wohl nichts zum Lachen geben. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen mit den anderen zu lachen und so zu tun als wäre nichts. Das mit Ryan schwebte wie eine riesige schwarze Wolke über allem. Ich konnte mir schon denken dass die andern trotzdem so taten als hätten sie Spaß. Sie wollten mich aufmuntern und mich auf andere Gedanken bringen. Sie kannten mich inzwischen gut genug um zu wissen dass ich mir Sorgen um Ryan machte und ich auch nicht an etwas anderes denken konnte.

Ich klingelte einmal und kurz darauf hörte ich auch schon jemanden zur Tür laufen. Jessy öffnete und bat mich mit einem Lächeln herein. Wir gingen ins Wohnzimmer wo schon Vincent und Sara auf der Couch saßen und Bianca die sich in einen Sessel eingekuschelt hatte und sich mit einer kleinen Spielkonsole amüsierte.

Ich setzte mich neben Vincent. Jessy ging auf den anderen Sessel wo sie die Beine anzog und sich halb auf die Lehne legte, die Augen kurz schloss und seufzte: “Oh man, ist das heute langweilig”.

Gerade wollte ich nach Ryan fragen aber ich ließ es am Ende doch sein weil ich die anderen nicht noch mehr in ihrer Stimmung hinunter ziehen wollte.

Als längere Zeit niemand etwas gesagt hatte und nur die seltsamen Geräusche von Biancas Spiel zu hören waren, stand Sara von der Couch auf und ging mit den Worten: “Ich mach uns mal einen Kaffee”, in die Küche.

“Ich will lieber einen Tee”, rief Jessy ihr noch schnell hinterher.

Sara blickte noch mal zurück und dann stand auch Vincent auf und folgte ihr, wahrscheinlich um ihr zu helfen.

“Und was hast du heute schon so alles gemacht, Chris?” Fragte Jessy.
 

In der Küche mit Sara und Vinc

Sara stützte beide Hände auf den Küchentisch und seufzte.

Vincent sah sie verwundert an und fragte: “Was ist los mit dir”.

Sie antwortete nicht sofort sondern ging zur Kaffeemaschine und füllte Wasser und das Pulver ein. “Ich kann es bald nicht mehr mit ansehen wie sich Chris immer gehen lässt und traurig auf der Wäsche schaut wegen Ryan. Ich weiß ja dass er sich Sorgen macht aber langsam nervt es. Findest du nicht?”

Sie schaute Vincent kurz an und als sie merkte das er gar nicht so erfreut über ihre Worte drein blickte setzte sie schnell leise hinzu: “Entschuldige”.

Beide setzten sich an den Tisch und warteten schweigend bis der Kaffee ganz durch gelaufen war.

Nach einer Minute sagte Sara in einem freundlichen Ton: “Ich meine nur das Chris und auch du sich nicht so viele Gedanken machen sollten über jemanden der doch offensichtlich nie was mit euch oder uns zu tun haben wollte. Wenn Ryan mal bei uns ist sitzt er doch nur so da und sagt kein Wort”.

Vincent sah sie enttäuscht an. “Dann kennst du ihn wohl nicht so gut wie ich”.

“Das mag sein aber trotzdem will ich nicht das er es dauernd ist um den du dir und Chris Sorgen macht. Ich denke dass es doch blöde ist wenn die Stimmung bei uns von Ryans Abwesenheit abhängt. Und selbst wenn er da ist, ist die Stimmung durch ihn gedrückt”.

Vincent sagte nichts und Sara dachte er verstand schon was sie meinte. Sie wollte wirklich nicht ungerecht oder gar böse klingen aber sie wollte dass alles wieder so wie früher war. Früher hatten alle zusammen Spaß und hatten aus vollen Herzen gelacht. Niemand hätte gedacht dass dies eines Tages endet. Und dass durch einen neuen Freund der mehr Probleme mit sich bringt, als sie zusammen bewältigen konnten und er dies die ganze Gruppe durch sein trotziges Gesicht immer wieder spüren ließ.

“Ich fahre morgen über die Ferien zu meiner Familie und ich möchte gerne dass du mitkommst Vinc”.

Vincent schien kurz zu überlegen sagte dann aber zu Saras Überraschung: “Ich kann nicht”.

Sara reagierte darauf aufgebrachter als es angebracht war und Vincent vermutete das hinter ihrer Bitte mit ihr zu kommen, noch mehr steckte als sie sagen wollte.

Sara stemmte wieder beide Hände auf dem Tisch, stand halb auf und sagte so laut dass es die anderen im Wohnzimmer mitbekommen können: “Wieso nicht. Natürlich kannst du”. Als sie merkte dass sie laut geworden war atmete sie einmal tief ein und ging dann zum Schrank um die Tassen raus zu holen. Sie stellte sie auf ein Tablett und nahm die volle Kaffeekanne und stellte sie neben die bunten Tassen.

Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte und auf das fertigte Tablett hinunter sah sagte sie fast flüsternd: “Vinc, ich will nicht das dir noch mal etwas passiert. Damals, nach diesem Vorfall mit diesem irren Autofahrer dachte ich mir schon dass das kein Zufall sein konnte. Ich weiß nicht warum das geschieht aber ich habe Angst um dich. Damals hattest du Glück, aber was ist nächstes Mal?” Ihre Schultern fingen an leicht zu zittern.

Vincent saß noch auf dem Stuhl und beobachtete seine Freundin die er bis jetzt noch nie so erlebt hatte. Es war zwar normal dass sie sich auch Sorgen um ihn machte aber dass sie Ryan daran die Schuld gab das er mal das Pech hatte beinahe von einem Auto angefahren zu werden, konnte er gar nicht verstehen. Ein bisschen war er wütend auf sie weil sie so etwas aber andererseits sagte wusste er was sie meinte. Er stand auf stellte sich hinter Sara und schlang langsam die Arme um ihre Schultern.

Sie beruhigte sich wieder und genoss die Nähe zu Vincent. Insgeheim hoffte sie noch dass er einsichtig wurde und mit ihr mitkam. Aber sie müsste es eigentlich besser wiesen. Er würde nicht mitkommen. Das wurde Sara mir jedem Moment klarer.

Vincent gab ihr einen Kuss auf die Wange und sagte mit einer sanften Stimme: “Ich liebe dich”. Nach einer kurzen Pause setzte er noch hinzu: “Aber ich kann nicht mit dir kommen. Ich muss hier bleiben”. Er ließ Sara los nahm das Tablett mit dem Kaffee und ging zur Küchentür.

Sara sah noch immer hinunter. Ihr blick wanderte zu Vincent der sich noch einmal halb zu ihr gewandt hatte und sie mit ernsten blick ansah. Noch ehe er hinaus ging sagte er: “Ich lasse ihn nicht im Stich”.
 

Wieder im Wohnzimmer:

Weil keiner der beiden Mädchen so recht wusste über was man reden könnte hatte Bianca mir ihr Spiel gezeigt das wie sie sagte ihr vorzeitiges Weihnachtsgeschenk war. Jessy hatte derweil die Musikanlage eingeschaltet und träumte vor sich hin.

Da kam Vincent mit dem Kaffee aus der Küche und stellte alles auf dem Tisch. Während wir uns ausgossen fragte Jessy, nach einen kurzen Blick auf die Tassen, mürrisch: “Und wo ist mein Tee?”

Vincent schaute Jessy darauf mit einem entschuldigenden Lächeln an und gab zur Antwort: “Vergessen”.

Jessy stand übertrieben mühselig auf und ging in die Küche um sich ihren Tee selber zu machen.

Dann klingelte es an der Tür. Mit einem mal schlug mein Herz schneller als mir der Gedanke kam das vielleicht Ryan gleich herein kommen würde. Ich wollte gerade aufstehen um aufzumachen aber Vincent kam mir zuvor.

Als ich das klacken des Türschlosses hörte konnte ich mich kaum halten und wollte zur Tür rennen. Aber das ließ ich dann doch besser sein. Denn sollte es Ryan sein würde er hier wahrscheinlich rein spazieren und so tun als wäre nichts gewesen. Das passte zu seiner Art. Und wenn ich dann aufgedreht auf ihn zu gerannt käme und ihn freudig empfangen würde, würde ihn das sicher wieder vergraulen. Und außerdem wie sah das aus wenn ich hier herumzappelte wie ein aufgescheuchtes Hühnchen.

Die beiden kamen nicht sofort rein. Man hörte nur Vincent wie er ein paar Worte mit seinem Gegenüber wechselte. Dieser sagte aber anscheinend nichts.

Dann kam Vincent zuerst herein und mich packte wieder dieses Gefühl das ich kaum noch still sitzen konnte und am liebsten aufgesprungen wäre.

Und dann kam plötzlich dieser Moment wo ich innerlich in ein tiefes schwarzes Loch fiel. Denn hinter Vincent kam nicht Ryan. Sondern die Person die ich im Moment gar nicht sehen wollte. Robert.

Jetzt konnte ich nicht begreifen wie ich auch nur denken konnte das Ryan hier einfach rein kommen würde. Das wäre zu schön gewesen um wahr zu sein. Aber er würde nicht hierher kommen nachdem er so oft betont hatte dass er nichts mehr mit uns zu tun haben wollte und wir uns von ihm fern halten sollten. Nein, er würde sicher nicht zu seinen Freunden kommen.

Bianca und Robert begrüßten sich gegenseitig. Ich brachte kein Wort heraus.

Kurz nachdem Robert sich auf den Sessel gesetzt hatte, auf dem zuvor Jessy ihren Tagträumen nachgegangen war, kam Jessy auch schon mit einer dampfenden Tassen Tee aus der Küche und strahlte übers ganze Gesicht als sie Robert sah. Sie lief zu ihm und fiel ihm in die Arme nachdem sie die Tassen, die schon ein Viertel ihres Inhaltes verloren hatte, auf den Tisch abgestellt hatte.

Ich beachtete die beiden kaum. Doch ich hörte Jessy flüstern: “Ich hab dich vermisst”. Darauf gab Robert ihr einen Kuss und Jessy kicherte süß.

Bianca schaute die beiden missmutig an. Sie dachte bestimmt das gleiche wie ich über die beiden. Was fand Jessy nur an diesem Robert. Bianca hatte mir erzählt das sie Jessy auch ausreden wollte mit Robert zusammen zu sein. Und sie meinte das Jessy einfach den erst besten genommen hätte nur weil sie endlich einen Freund haben wollte. Aber das konnte ich nicht so glauben. Egal wie aufgedreht und auch kindisch Jessy war, das sie einfach irgendjemanden als Freund nahm traute ich ihr nicht zu. Da musste mehr dahinter stecken als Bianca und ich vermutete. Vielleicht hatte Jessy aber auch die gute Seite an Robert entdeckt. Ich zweifelte allerdings daran ob er überhaupt eine gute Seite hatte.

Kurz nach Jessy kam auch Sara aus der Küche und setzte sich. Sie wirkte sehr niedergeschlagen. Wahrscheinlich missbilligte sie es auch das Robert hier war. Es war offensichtlich dass sie ihn genauso wenig wie ich ausstehen konnte.

Jessy blieb auf Roberts Schoß sitzen und schlürfte ihren Tee aus ihrer Hallo Kitty Tasse und er hatte die Arme um ihre Hüfte gelegt.

“Und was wollen wir heute noch machen?” fragte Jessy.

“Tot, tot, tot”, schrie Bianca auf einmal. Sie klappte ihr Spiel zu und sah uns überrascht an und machte einen Vorschlag: “Ach so, wie wäre es wenn wir uns endlich mal überlegen was wir an Weihnachten machen!”

“Na, wir gehen natürlich zum Treffen. Wie jedes Jahr. Das ist doch schon in ein paar Tagen”, gab Jessy als Antwort.

Bianca nahm einen Schluck von ihren Kaffee und sagte: “Ja, ist schon klar. Aber was sollen wir anziehen?” Sie zupfte etwas an ihrem Shirt um ihre Frage zu unterstreichen.

“Das werden wir dann schon sehen. Dir fällt doch bestimmt auch was ein. Ich hab jedenfalls schon eine Idee was ich anziehen werde”, sagte Jessy und legte ihren Kopf an Roberts Schulter.

Bianca verzog einen Moment das Gesicht und wendete sich dann zu mir. “Du kommst doch auch mit, oder Chris?”

“Na klar. Davon habt ihr mir doch schon vor Monaten erzählt”.

“Ja super”, freute sich Bianca. “Das wird dir gefallen. Da kommen ganz viele Emos und mir machen ne Party bis zum nächsten Morgen. Da gehen wir jedes Jahr zusammen hin”.

Nach dem letzten Satz stockte sie plötzlich weil sie sah dass ich auf einmal etwas traurig drein schaute. Darauf sagte Bianca kleinlaut: “sorry”.

“Was ist denn auf einmal mit euch los?”, mischte sich jetzt auch Robert ins Gespräch.

Bianca sagte nach einer kleinen Pause nachdenklich und leise: “Wenn wir nur alle zusammen hingehen könnten”.

Robert lies darauf ein kurzes Lachen hören und sagte: “Redest du etwa über diesen Ryan? Wenn ihr mich fragt, der kommt nicht wieder”.

Seine Worte machten mich so wütend das ich kurz die Beherrschung verlor und etwas zu laut rief: “Natürlich kommt er wieder”.

Robert sah mich verwundert an: “Wie naiv bist du denn. Du glaubst wohl auch noch an den Weihnachtsmann. Das der Kleine nicht wieder kommt ist so was von sicher. Ihr solltet froh sein das er weg ist”. Er verzog den Mund zu einem fiesen Lächeln und sah mich herausfordernd an.

Gerade wollte ich Robert etwas erwidern aber Bianca legte ihre Hand auf meinen Arm und sagte dann mit übertriebener Fröhlichkeit: “Was, gibt es den Weihnachtsmann nicht?”

Niemand sagte etwas.

Ich beruhigte mich langsam wieder und sagte danach nichts mehr zu Robert. Sollte er doch schwätzen. Wenn ich mich hier aufregte half das auch nichts.

Bis zum Abend redeten die Mädchen noch über Klamotten und derartiges. Was Robert betraf, redete der fast nur mit Jessy und lies ab und zu eine gemeine Bemerkung los, was Jessy anscheinend nicht störte.

Was Vincent und Sara anging sagten die kaum ein Wort zueinander. Aber Sara redete bei den beiden Mädchen doch eifrig mit und lachte auch zwischendurch was aber ziemlich aufgesetzt wirkte.
 

Ryan
 

Nach der langen Zugfahrt stand Ryan nun am Hauptbahnhof und wusste nicht wohin er gehen sollte. Draußen war es zu kalt um in der Gegend herum zulaufen. Also blieb er in der großen Halle. Von dem Geld das er noch einstecken hatte, kaufte er sich am Kiosk was zu essen und setzte sich auf eine Bank.

Nachdem er gegessen hatte überlegte er sich ob er nicht einfach hier am Bahnhof bleiben konnte. Hier war es wenigstens warm und er konnte auf der Bank schlafen. Dass sie nicht grade bequem war macht ihm herzlich wenig aus. Aber diese Idee stempelte er sofort wieder ab. Hier konnte jeder Zeit jemand in Uniform vorbei kommen, der ihn fragte was er hier mache und ihn womöglich auf eine Polizeiwache bringen, weil er kein Wort sagte. Und außerdem waren hier zu viele Überwachungskameras.

Lange konnte er hier also nicht bleiben, sonst würde er Aufsehen erregen. Für eine Stunde oder so konnte er allerdings ruhig hier sitzen bleiben. Dann würde die Aufseher ihn schon für einen Reisenden halten und ihn nicht ansprechen.

Doch nicht mal eine Stunde später sah Ryan durch die Menschenmaßen zwei Typen in Uniform mit ihren abgerichteten Hund die sich umsahen. Die würden zwar nicht sofort und direkt auf ihn zukommen, aber das Risiko bestand immer. Also stand Ryan besser auf als weiter hier zu bleiben.

Er zog seine Kapuze tiefer ins Gesicht und ging unauffällig zu den Ausgängen.

Draußen angekommen blickte er zum grauen Himmel hinauf während ein kalter Windstoß ihm fast die Kapuze wieder heruntergeweht hätte. So wie es aussah würde es bald regnen oder schneien. Beides wäre schlecht für Ryan wenn er nicht bald was fand wo er sich unterstellen konnte.

Er lief zwischen den vielen Menschen hindurch und lies dabei den Kopf auf den Boden gerichtet. So das kaum einer ihm ins Gesicht sehen konnte.

Ein weiterer Windstoß wehte den Duft von heißem Glühwein zu ihm rüber. Auf dem großen Vorplatz des Bahnhofes hatte ein Stand mit Weihnachtsgebäck eröffnet. Die Menschen standen drum herum und tranken und lachten.

Ryan lief weiter und ging hinunter in die nächste U-Bahnstation. Eine Karte kaufte er sich nicht. Das Geld hätte dafür aber auch nicht ausgereicht. Er stieg in die nächste Bahn ein die eintraf und fuhr bis zu einer Haltestelle an der er sich gut auskannte und wo er hoffte einen geeigneten Platz zu finde wo er eine Zeit lang bleiben konnte.

Er wurde mit den andern Leuten hinaus geschoben und ging oder schlenderte fast die Treppen hinaus. Ein paar Straßen weiter befand sich eine Bushaltestelle mit einem kleinen Häuschen. Ryan setzte sich hinein auf die kalte Bank und hauchte seine Hände an die ihm vor Kälte schon wehtaten. Dann zog er die Beine an sich und schlang die Arme um die Knie, wie er es immer tat wenn er sich alleine und verlassen fühlte.

Am liebsten würde er natürlich zu seiner Mutter zurück. Aber das konnte er nicht. Zu seinem Vater wollte er auch nicht. Der würde ihn wahrscheinlich so derart ausschimpfen wie er es noch nie erlebt hatte. Ryan hatte sowieso die Absicht gehabt nie wieder zu diesem miesen Vater zurück zu gehen. Er konnte auch ganz gut alleine zurechtkommen. Dazu brauchte er niemanden.

Kaum einen Moment später, wie es ihm schien, öffnete er die Augen und merkte erst jetzt dass er eingeschlafen war. Für wie lange konnte er nicht sagen. Eben so wenig konnte er sagen wie spät es war. Aber er schätzte dass es wohl nicht mehr lange dauern würde bis es ganz dunkel wurde und da wollte er nicht unbedingt noch immer an dieser Haltestelle sitzen. Auch hier würde es irgendwann auffällig werden wenn er lange blieb.

Er erhob sich etwas steif vor Kälter. Die ersten paar Schritte schmerzten ihn ein wenig vor Kälte. Er musste sich dringend irgendwo aufwärmen. Hunger hatte er auch wieder bekommen. Aber diesmal konnte er sich nicht einfach was kaufen, sein Geld reichte nicht mal um das allerbilligste zu kaufen.

Er beschloss sich mehr Geld zu besorgen und ging dazu ein paar Straßen weiter. Auf dem Weg überlegte er ob er das jetzt wirklich durchziehen wollte. Aber er hatte keine andere Möglichkeit an Geld zu kommen.

Nun stand er in einer engen Seitengasse und schaute nach ob sich der Straße entlang niemand befand der ihn sehen konnte. Als er sich versichert hatte, dass niemand in der Nähe war lief er schnell über die Straße und um die Ecke. Nun schlich er sich an einem Haus vorbei und stand vor dem alten Schuppen vor seinem Haus. Oder besser gesagt das Haus seines Vaters.

Wie gewohnt kletterte er mit Hilfe der brüchigen Holzkiste am Schuppen hinauf und schaute von da aus in das Fenster hinein in sein Zimmer. Es war leer und dunkel.

Ryan tastete nach dem kleinen Stein den er immer zwischen die Öffnung klemmte um das Fenster von außen zu öffnen. Er war zum Glück noch an seiner Stelle. Er schob das Fenster hinauf, hielt sich am Sims fest und sprang gekonnt hinauf. Er hatte das mittlerweile so oft gemacht dass es kein Problem mehr für ihn war. Auch wenn das Fenster etwas zu hoch lag als das andere hinauf kommen könnten.

Bevor er es wagte den Raum zu betreten blieb er einen Moment auf der Fensterbank hocken und herrschte ob jemand kam oder ob man ein anderes verräterisches Geräusch hören konnte. Doch alles blieb still.

Sein Vater war sicher an der Arbeit oder auch oben in seinem Arbeitszimmer.

Ryan atmete erleichtert aus und stieg ins Zimmer. Das Fenster ließ er offen. Er ging zu der Kommode und nahm aus der Schublade die kleine Silberdose heraus. Unter dem Bild seiner Mutter befand sich noch der Rest des Geldes das er für den Fall der Fälle gespart hatte. Nachdem er es eingesteckt hatte betrachtete er nachdenklich das Bild.

Heute Morgen war er noch bei ihr gewesen. Doch jetzt schien es ihm als wäre es schon Wochen her. Ryan legte das Foto nicht zurück und steckte es in seine Jackettasche. Wegen diesem Foto konnte er sich wieder Mut zusprechen. Wenn er es ansah dachte er fest daran das alles eines Tages anders sein würde und er zufrieden leben konnte. Dann stellte er die Dose zurück und ging zum Kleiderschrank. Er nahm Handschuhe heraus und einen langen Schall den seine Mutter vor langer Zeit für ihn gemacht hatte. Er schlang ihn sich um den Hals, setzte seine Kapuze wieder auf und sah sich ein letztes Mal in seinem Zimmer um. Zurückkommen würde er nicht. Auf keinen Fall.

Als er wieder draußen an der Straße stand, schaute er wieder nach rechts und links ob ihn jemand sehen konnte. Am Fenster der alten Schreckschraube die Ryan einmal verraten hatten war auch keiner. Nur dieser schwarze Mercedes der vor dem Haus parkte störte Ryan.

Wegen denn schwarz getönten Scheiben konnte er nicht sehen ob jemand drin saß. Aber wieso sollte jemand noch darin sein, wenn dann gehörte dieser Wagen sicher einem Geschäftspartner seines Vaters und war nun oben bei ihm um über Geld zu reden.

Also schlich Ryan die Straße hinunter. Hier durfte er nicht rennen. Damit würde er umso verdächtiger erscheinen. Er überlegte sich wo er jetzt hingehen sollte. Vielleicht in eins dieser Häuser für Obdachlose. Da würde er sicher auch etwas zu essen bekommen und schlafen konnte er dort auch.

Plötzlich riss ein Geräusch Ryan aus seinen Gedanken. Schritte. Hinter sich hörte er ganz deutlich schwere Schritte. Erst wollte Ryan ganz normal weiter laufen, denn es könnte ja auch jemand ganz normales sein der gerade aus seinem Haus herauskam und nur den gleichen Weg wie Ryan hatte. Aber dann hörte er noch ein Geräusch. Es klang wie kleine Metallstücke die einander stoßen. Mit einem Mal kam ihm die Erinnerung an den Verfolger der ihn durch die halbe Stadt gejagt hatte bis er dann auf Chris traf und er keine Wahl gehabt hatte als ihn mit sich zunehmen.

Ryan versuchte sich einzureden dass es schon nicht der Typ von damals sein konnte. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und er bekam langsam Panik. Er konnte nicht anders und lief etwas schneller. Dann rannte er los. Wenn das ein normaler Typ war würde er ihm ja kaum nachlaufen.

Jetzt packte ihn wirklich die Angst. Die Schritte hinter ihm verschwanden nicht sondern wurden sogar noch lauter und kamen näher. Ryan rannte schneller. Doch wegen der Kälte die seine Glieder steif hat werden lassen konnte er nicht so wie sonst laufen. Und ehe er verstand was geschah hatte der Typ hinter ihm seinen kräftigen Arm um Ryans Schultern gelegt und hielt ihn fest. Er versuchte dagegen anzukämpfen. Doch vergeblich. Kaum einen Herzschlag später fühlte Ryan einen betäubenden Schmerz im Magen. Das letzte was er hörte was das Geräusch eines Motors und das fiese Lachen des Typen. Dann wurde alles um ihn herum schwarz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-06-07T11:32:28+00:00 07.06.2009 13:32
juhuuuu... du hast weiter geschrieben!... und ich habe erst garnicht bemerkt.. jaja... peinlkich, peinlich.
Aber mann ey... voll toll das es weiter geht^^
Du hast echt genau an der richtigen (und fiesen) Stelle aufgehört.. also: schreib mehr, oder weniger schnell weiter. Jeh nach dem, wie es dir passt
Von: abgemeldet
2009-05-18T01:15:01+00:00 18.05.2009 03:15
Wer ist daaas???
und was will er von ryan???
Mach schnell schnell weiter , ich will unbedingt wissen was noch so passiert :D
Chris fammilie kommt irgendwie gar nicht mehr vor ...
Robert is doof er versteht chris liebe zu ryan nicht xD
Danke, fuer die Ens
Lg
Nicicat
Von: abgemeldet
2009-05-17T19:59:02+00:00 17.05.2009 21:59
oh neiiiin,armer ryan....Q.Q
langsa aber sicher sollten chris und ryan wieder aufeinander treffen....-.-*
menno,robert nervt!xD
auf jeden fall schönes chapter
freu mich schon aufs nächste,welches jawohl sicher früher kommt als dieses hier *lach*
cia lg
Von:  Flusen
2009-05-17T08:49:48+00:00 17.05.2009 10:49
Sooo, wie versprochen raff ich mich zu einem Kommi auf ^.~
Das Kapitel hat mir eindeutig besser gefallen, als die letzten. Nach der Stelle wo Ryan betrunken auf diesem Platz saß und die du super gut hin bekommen hast, waren mir im Rest des betroffenen Kapitels doch n paar zu viele Logikfehler. Auch die Kapitel in denen Ryan bei seiner Mutter war haben mir nicht so gut gefallen und Chris nervt mich mit seinem Verhalten doch etwas. Ka, er reagiert immer so über und vorallem so übertrieben. Sicher, er macht sich Sorgen um Ryan und wenn dieser wirklich verschwunden ist hat er auch allen Grund dazu, aber... Blah~
Was mich an diesem Kapitel hier sehr gestört hat war, das ständig falsche Zeiten benutzt wurden. Hattest du nicht jemanden der Korrektur liest? Generell ist die Rechtschreibung deutlich besser geworden, aber dieses gehüpfe zwischen den unterschiedlichen Zeiten war doch ein bissel zu viel ^^''
Blah~
Ich bin auf alle Fälle sehr gespannt wies jetzt weiter geht, also schieb deinen Allerwertesten hinter den Schreibtisch und sei fleissig XD
Liebe Grüße,
dat Flusen
Von:  Marge91
2009-05-16T21:37:51+00:00 16.05.2009 23:37
super kapi
mach wieter so
freu mich schon auf das nächste kapi
du bekommst ein gggaaannnzzz ddddiiiicccckkkkkeeeessss lllllloooooooobbb
von mir
mfg Marge:-)
;-)
Ps. schrieb schnell wieter


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