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Woge der Dunkelheit

von

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Angriff auf Server

Unter Yokato's aufmerksamen Blick versammelte sich die Armee aus fliegenden Digimon. Viele dieser Wesen waren von beeindruckender Größe, vor allem aber war der Junge von der Anzahl der Wesen beeindruckt. Er hatte damit gerechnet, dass es wie auf Server ein paar hundert Digimon geben würde, die sich ihm anschließen würden, doch was er hier sah, überstieg sein Vorstellungsvermögen bei Weitem. Noch nie hatte er von eine Armee mit so vielen Streitern gesehen oder davon gehört. Äußerlich ließ er sich nicht viel anmerken, ein Feldherr durfte sich nicht anmerken lassen, wenn etwas nicht war, wie er erwartet hatte. Sehr zu seiner Freude brauchten die Digimon keine Anweisungen, wie sie etwas zu tun hatten, die meisten wussten es bereits und Jene, die diese Routine nicht kannten, wurden von den Anderen entsprechend eingewiesen. Dem Jungen wurde klar, dass diese Digimon regelmäßig übten, sonst würden die Abläufe nicht sitzen. Nahezu jedes Digimon wusste genau, wann es was zu tun hatte, was es brauchte. Diese Disziplin beeindruckte den Jungen, denn seit vielen Jahrhunderten gab es auf dieser Insel keinen Krieg mehr, dennoch waren alle auf einen solchen vorbereitet.

„Lange schon mussten wir keine solche Formation mehr einnehmen“, sagte Gryphomon. „Dennoch haben wir uns immer darauf vorbereitet, dass es einen Krieg geben könnte, denn die Prophezeiungen warnten uns vor euch und dem Krieg. Heute ist der Tag gekommen, an dem wir ausrücken, um unser Schicksal zu erfüllen. Dieses Schicksal ist uns beschienen und wir werden unser Bestes geben, dieses auch zu erfüllen.“

Der Junge nickte und rückte seine Waffen zurecht. In einer Waffenkammer hatte er einen Jagdbogen entdeckt, mit dem er zu üben beschlossen hatte. Warum genau er das getan hatte, wusste er nicht, vermutlich war ihm einfach nur langweilig, aber es interessierte ihn auch nicht so wirklich, wieso er es letztendlich getan hatte. In den vergangenen Tagen hatte er diverse Pfeile verschossen, hatte viel geübt und irgendwann hatte er den Bogen gar nicht mehr weggelegt. Vielleicht würde der Krieger den Bogen brauchen, möglicherweise würde es Situationen geben, in denen er mit einem Bogen mehr ausrichten würde als mit seinem Katana. In seinen Augen war es keine Option, jedes Mal Ely um ihren Bogen bitten zu müssen, denn sie war trotz allem wesentlich besser mit einem Bogen umgehen als er. Nur wenig später war es dann soweit, die Digimon hatten die letzten Vorbereitungen abgeschlossen und warteten nur noch auf den Befehl, auszurücken. Gryphomon blickte den Krieger an und kniete sich nieder.

„Es ist an der Zeit“, sagte das Digimon. „Gewähre mir die Ehre, dich zu tragen, wenigstens die kurze Strecke bis zum Strand.“

Der Junge nickte und kletterte auf den Nacken des Digimon. „Dann lasst uns zum Strand fliegen und uns dort mit den Anderen zusammenschließen. Dort werden wir uns eine Taktik überlegen, wie wir unseren Nachteil, vom Meer aus anzugreifen, am besten zu unserem Vorteil nutzen können.“

Gryphomon nickte und mit einem majestätischen Brüllen erhob das Digimon sich in die Luft. Mit ein wenig Abstand folgten die anderen Anführer, dann kamen die normalen Soldaten. Der Digiritter warf einen Blick und verspürte eine Gänsehaut, von unten musste der Anblick überwältigend sein. Unwillkürlich fragte er sich, ob die damaligen Armeen genauso ausgesehen haben mochten, doch die Frage wollte er nicht stellen.

Die Landschaft rauschte nur so an dem Jungen vorbei. Wo er auf dem Hinweg noch Tage gebraucht hatte, waren jetzt nur wenige Stunden von Nöten, dann kam der Strand bereits in Sicht. Mit diesem Tempo konnte selbst der Ozean in nur wenigen Tagen überflogen werden und erste Pläne nahmen in seinem Kopf Form an. Für sich selbst versprach Yokato sich, seinem Bruder und auch seinem alten Bekannten eine böse Überraschung zu bereiten. Bei diesem Versprechen legte sich ein böses Lächeln auf seine Lippen und einige Sekunden lang gab er sich seinen Tagträumen hin. Dann jedoch riss er sich wieder zusammen, schließlich kämpfte er hier nicht für sein eigenes Vergnügen, sondern um diese Welt zu retten. Das Lächeln wich jedoch nicht von seinen Lippen, es verharrte noch eine ganze Weile dort. Schließlich konnte der Krieger die am Strand zurückgelassenen Digimon erkennen und lenkte sein Digimon in die entsprechende Richtung mit der Anweisung, mit der Landung zu beginnen. Was der Junge jedoch nicht ausmachen konnte, waren die anderen Kinder, als er jedoch genauer drüber nachdachte, wunderte es ihn nicht mehr so richtig. Er mochte zwar eine längere Strecke zurückgelegt haben, doch er hatte die Möglichkeit, zu fliegen, ein Vorteil, den sonst niemand hatte. Wie schnell die Digimon am Boden auch sein mochten, mit den Herren der Lüfte konnten selbst die schnellsten Sprinter nicht mithalten. Nach der Landung sprang der Junge wieder runter von dem Digimon und vertrat sich die Beine. Dann wanderte er durch die Reihen und organisierte die Digimon so, dass sich die Neuankömmlingen unter die Luftdigimon würden mischen können. Dem Krieger war wichtig, dass die Digimon so schnell wie möglich versuchten, zu einer Einheit zusammenzuwachsen, denn in einer Schlacht konnte es schnell zu einem Nachteil werden, wenn die einzelnen Kompanien nicht zusammenarbeiten konnten. Der Angriff vom Meer aus war schon ein Nachteil genug, die Digiritter konnten es sich nicht leisten, wenn sie sich selbst das Leben schwer machten dadurch, dass sie die Digimon zu keiner echten Armee geformt hatten. Nachdenklich wanderte der Krieger durch die Reihen und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
 

Dass Jeanne noch auf selbst lief, war nur ihrer lodernden Entschlossenheit zu verdanken. Der Marsch durch die brennenden Steppen hatte ihr eine Menge Kraft abverlangt. Die mitgeschleppten Wasservorräte waren bereits drastisch zusammengeschrumpft, dabei hatten die Feuerdigimon keinen Bedarf an Wasser. Schier unermüdlich lief das Mädchen weiter, es gönnte sich und den Digimon immer nur kurze Pausen und sie begann, jede Rast zu fürchten. Begann zu fürchten, dass sie beim nächsten Mal nicht mehr dazu in der Lage sein würde, aufzustehen und weiterzulaufen. Doch noch schaffte sie es immer wieder, sich aufzuraffen, auch wenn sie mittlerweile alles scheute, was sie spiegelte. Die Haare hingen ihr wild vom Kopf weg, die Kleidung war salzverkrustet und ihrer Haut ging es auch kaum besser. Sie hörte schon Ely's Stimme in ihrem Kopf, wie diese sich über Jeanne's Zustand ausließ und das Mädchen nahm sich vor, bei dem nächsten großen See ein Bad zu nehmen und ihre Kleidung auszuwaschen.

„Tentomon, haben wir hier einen See in der Nähe?“ fragte das Mädchen.

„Hier abseits müsste einer liegen“, nickte das Insektendigimon. „Aber wir haben noch genügend Wasser, um es zurück zu schaffen.“

„Es geht mir auch nicht um die Vorräte“, meinte Jeanne und lief rot an. „Aber ich muss mich einfach mal sauber machen, so wie ich momentan aussehe, könnte ich eine Gestalt aus einem Schauermärchen sein, dass Ammen den Kindern immer erzählen. So kann ich mich echt nicht blicken lassen.“

„Wenn wir dann eine längere Rast machen“, sagte Marsmon. Selbst das gewaltige Digimon sah erschöpft aus. „Wenigstens fünf Stunden, sonst kommen wir alle total erschöpft am Strand an.“

Das Mädchen nickte. „Nun gut, dann werden es fünf Stunden. Aber dann müssen wir wieder weiterreisen, denn so sehr ich gerade Wert darauf lege, wieder sauber zu sein, so sehr müssen wir uns auch beeilen.“

Das Mädchen nickte, dann ließ es sich zum nächsten See führen. Die Digimon ließen sich erschöpft fallen, viele von ihnen schliefen sofort ein. Jeanne lief ans Wasser und zog ihre Kleider aus, dann sprang sie in den See. Ihre Kleider nahm sie mit und wusch sie.

Stunden später fühlte das Mädchen sich frisch erholt und sauber. Ihre Klamotten waren noch ein wenig feucht, dafür aber nicht mehr dreckverkrustet. Die Digimon lagen immer noch dort, wo sie sich hingelegt hatten, sodass Jeanne beschloss, ihren Streitern noch etwas Ruhe zu gönnen. Sie trat jedoch zu Marsmon, der nachdenklich an einem Lager saß.

„In einer Stunde werden wir uns bereit machen“, sagte die Digiritterin. „Deine Digimon sollen so lange noch ruhen können, doch danach werden wir wieder weiterreisen. Falls möglich, möchte ich heute Abend noch zum Strand gelangen, dort werden wir uns mit den anderen Digirittern und deren Truppen treffen.“

„Ok, Digiritterin“, nickte Marsmon. „In spätestens zwei Stunden werden wir aufbrechen. Ich selbst werde dafür Sorge tragen, dass wir soweit sind.“

Wie versprochen setzte die Truppe sich zwei Stunden später in Bewegung. Jeanne hatte in der Wartezeit verschiedene Schwertübungen praktiziert in der Hoffnung, sich ablenken zu können. Vor Ungeduld kribbelten ihre Muskeln und es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, die Übungen hatten ihr wenigstens ein bisschen Ablenkung versprochen. Vor ihren geistigen Augen liefen verschiedene Alptraumszenarien ab, in denen Yokato etwas geschah und sie verfluchte sich dafür, dass sie ihren Freund hatte ziehen lassen, wo er doch dazu neigte, sich in Gefahr zu begeben. Am deutlichsten stand ihr die Szene vom Strand vor Augen, wo der Junge zwar den Rückzug befohlen hatte, selbst jedoch weiterhin an vorderster Front blieb, um weiterhin so viel Zeit wie möglich zu erkaufen. Wäre er auch nur eine Minute später losgerannt, hätte auch Ely nichts mehr tun können. Das Mädchen biss sich auf die Lippen, als sie an ihre lächerliche Reaktion dachte, daran zurückdachte, wie sie verzweifelt versucht hatte, sich aus Atoeru's Griff zu befreien, um an den Strand zurück zurennen, selbst wenn ihr klar war, dass sie nie eine Chance haben könnte, den Jungen zu retten.

„Worüber denkst du nach?“ fragte Agumon, der neben ihr herlief. „Immer wenn du nachdenkst, hast du so komische Falten über deinen Augen.“

„Ich hab keine Falten“, empörte Jeanne sich. „Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen?“

Eingeschüchtert zog Agumon den Kopf ein und duckte sich. „Du wolltest sagen, worüber du nachdenkst“, sagte das Dinodigimon eingeschüchtert und versuchte, vom Thema abzulenken.

„Ich hab an nichts wichtiges gedacht“, sagte eine errötende Jeanne. „Ich habe nur daran gedacht, dass wir es eilig haben, weil Deemon's Ankunft bevorsteht.“

„Und warum bist du so rot?“ stichelte das orangene Digimon. „Du hast bestimmt an Yokato gedacht“

„Gar nicht wahr“, zischte das Mädchen, jedoch wenig überzeugend. Ihre Stimme war viel zu hoch und viel zu schrill, ihre Gesichtsfarbe fegte jeglichen Restzweifel beiseite. „Ich habe nicht an Yokato gedacht.“

„Und warum bist du dann so rot?“ lachte Agumon. „Seitdem, was auf dem Floß passiert ist, wissen wir doch alle, was du über unseren Krieger denkst. Und jetzt sei mal ehrlich, wann hast du ihn das letzte mal so entspannt gesehen?“

„Der Strand ist bereits in Sicht“, sagte Marsmon. „Nicht lange und du wirst deinen Freund wiedersehen.“

In der Ferne konnte Jeanne bereits eine große Ansammlung von Digimon sehen. Wenigstens einer der Digiritter musste also den Strand bereits erreicht haben. Sie beschleunigte noch einmal, denn nach all der Zeit wollte sie wieder ihre Freunde sehen, zudem machte sie sich wirklich Sorgen darum, dass sie zu spät kommen würden. Sie hatte Deemon bisher nur einmal gesehen, doch dieses eine Treffen hatte bereits ausgereicht, ihr Angst einzuflößen. Nach Allem, was sie über dieses Wesen gehört hatte, entschied es Schlachten nur durch seine Anwesenheit, ein Problem, für dass die Digiritter eine Lösung finden mussten. Doch das Mädchen zweifelte nicht daran, dass sie es schaffen würden. Deemon musste eine Schwäche haben; es hatte keine Freunde und nur eine unbefriedigte Herrschaftssucht. Gier nach Macht machte einen blind, das hatte sie in vielen Geschichten gehört. Jeanne hoffte, dass das auch auf Deemon zutreffen würde. Mit jedem Schritt wurden die Digimon größer und schon bald konnte sie erste Details erkennen. Auch eine kleine, menschliche Gestalt entdeckte sie. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber sie war sich sicher, dass die Haare dieses Menschen im Sonnenlicht rot leuchteten. Die Digimon, die ihr folgten, waren ihr egal, ohne auf diese zu achten rannte sie los.

„Yoki“, rief sie, als sie den Samurai zweifelsfrei erkennen konnte. Dieser drehte sich um, um herauszufinden, woher die Stimme kam, als Jeanne bereits gesprungen war und dem Jungen um den Hals fiel. Unfähig, das Gleichgewicht zu halten, fielen die Beiden zu Boden.

„Lass mich nie wieder alleine“, rief das Mädchen dem Jungen zu, der hilflos unter ihr begraben lag. „Das nächste mal kette ich mich an dich, ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du hättest wer weiß was anstellen können.“

„Jetzt beruhige dich doch“, gab der Junge kläglich von sich und versuchte sich zu befreien.

„Ich bin ruhig“, rief Jeanne, noch eine Spur lauter als vorher. „Sag mir nie wieder, ich soll mich beruhigen.“

„Bei den Ahnen“, stöhnte der Junge, wurde jedoch von einem Kuss unterbrochen. Die nächsten Minuten ließ Jeanne dem Samurai keine Gelegenheit, etwas zu erwidern.

„Hat euch mal jemand gesagt, wie süß ihr beiden ausseht, wenn ihr so daliegt?“ erklang die amüsierte Stimme Atoeru's, dessen Ankunft die beiden Digiritter nicht bemerkt hatten.

Der Junge stand vor ihnen und konnte sein breites Grinsen nicht einmal annähernd verbergen.

„Ich glaube, Ely und Riro sind auch nicht mehr weit entfernt, wir sind also fast vollzählig.“

„Was ist mit Rai?“ wollte der Krieger wissen, der sich mühsam wieder auf die Beine kämpfte.

„Lange Geschichte“, meinte der Gelehrte und sein Gesicht verfinsterte sich. „Ich werde sie erzählen, wenn wir beisammen sitzen. Sie lebt aber.“

„Gut, dann warten wir noch ein paar Minuten“, nickte Yokato. „Dann haben wir einiges zu besprechen.“

„Vorher solltet ihr beiden vielleicht dafür sorgen, dass ihr nicht ganz so wild ausseht“, lachte Atoeru und duckte sich, als Jeanne ihre Tasche nach dem Jungen warf.
 

Nach und nach trafen die anderen Kinder samt ihrer Armeen ein.Wie von Yokato geplant mischtem sich die Digimon untereinander auf, an vielen Stellen schienen sich die Digimon bereits aus vergangenen Tagen zu kennen.

„Marsmon“, dröhnte Gryphomon. „Es ist ewig her, seit wir einander gesehen haben. Du siehst noch kräftiger aus als damals.“

„Inzwischen muss ein ganzes Zeitalter vergangen sein“, nickte der Herrscher der Feuerlande. „In der Zeit, in der ich nicht mit Regierungsarbeit beauftragt bin, halte ich meine Kampfkünste hoch, wie es scheint, ist das überall der Fall.“

„Nun, vermutlich kennt ein jeder von uns die Legenden und Mythen“, sagte das geflügelte Digimon. „Es ist unser Schicksal, ein weiteres Mal in den Krieg zu ziehen, dieses Mal aber nicht, um einen Herrscher vom Kontinent der Elemente zu vertreiben, sondern um diese Welt vor ihrer Vernichtung zu bewahren.“

„Diese und möglicherweise noch unsere“, sagte Yokato. „Und wenn man den ganzen Legenden, die wir gehört haben, Glauben schenken darf, muss es noch wenigstens eine andere Welt geben.“

„Niemand weiß genau, wie viele Welten es gibt“, sagte Marsmon nachdenklich. „Über die Wizardmon sagt man, dass diese gemeinsam mit noch einigen anderen Digimon von einer magischen Welt kommen, über wieder andere Digimon sagt man, dass sie mal von Dieser, mal von Jener Welt stammen. Heute weiß niemand mehr, was davon noch der Wahrheit entspricht.“

„Viele Digimon haben erst Generationen später angefangen, ihre Chroniken niederzuschreiben, in dieser Zeit sind aber schon viele Sachen vergessen worden oder auch einfach nur durch Weitererzählungen verändert.“

„Was ist mit den Hütern der großen Bibliothek?“ fragte Jeanne und bemerkte, wie Yokato und Atoeru mit einem Mal aufmerksam wurden. „Könnten die das vielleicht wissen?“

„Was diese Digimon wissen und was nicht, ist ein Rätsel, dass selbst wir Centarumon bis heute nicht haben lösen können“, sagte ein in der Nähe stehendes Centarumon. „Wir wissen nicht einmal, wer diese Hüter sind. Möglicherweise sind es einfach nur besondere, berufene Digimon, vielleicht handelt es sich dabei aber auch um einige Überlebende der Altvorderen, das weiß niemand. Wir würden alles dafür geben, auch nur einen Blick auf diese Bibliothek werfen zu können. Alles, was wir wissen ist, dass wir manchmal durch Boten Kopien der Werke erhalten als Austausch für einige unserer neuverfassten Werke, doch die Boten sind nur normale Digimon, die diese Hüter nie gesehen haben.“

„Schade“, murmelte der Gelehrte. „Irgendwann in meinem Leben will ich diese Bibliothek einmal sehen, ich glaube, dafür würde ich selbst meinen Stab opfern.“

„So sehr wir uns das auch wünschen mögen, vielleicht sollten wir uns den aktuellen Problemen widmen“, sagte Riro, der mit Bibliotheken überhaupt nichts anfangen konnte. „Wir haben eine Schlacht vor uns, für die wir uns einen Plan zurecht legen sollten.“

„Bevor wir loslegen, soll Atoeru seinen Bericht erstatten, denn wie er berichtete, wird Rai uns auf der Rückreise nicht begleiten.“

„Was?“ rief Ely empört aus. „Was ist mit ihr passiert? Ihr geht es doch gut, oder?“

„Ja, es geht ihr gut“, nickte Renamon. „Falls es nicht so sein sollte, hätte ich es bestimmt gespürt.“

„Als sie uns verlassen hat, war sie soweit gesund“, stimmte Atoeru dem Digimon zu. „Als wir uns getroffen haben, um mit den Digimon von Nenarda seltsam. Sie sagte, dass sie eine innere Stimme hören würde, die sie rufe. Ohne ihre Mission hätte sie die Verhandlungen vermutlich niemals geführt. Meine Vermutung ist, dass es ihre Bestimmung war, erst mit MarineAngemon zu sprechen, bevor sie endlich abreisen konnte. Der Anführer der Wasserwelt hat uns noch einige seltsame Dinge gesagt, ich vermute, es ist Teil einer Prophezeiung gewesen.“ Der Junge schloss für eine Sekunde die Augen und dachte nach. „Die genauen Worte lauteten: Für den Sieg müsst ihr alle eurer Bestimmung folgen. Der grimmige Heiler muss barmherzig werden, die Gewalt muss zur gezielten Kraft werden, die Stimme der Vernunft muss erklingen, lasst das Licht erstrahlen und das getrübte Auge muss sehen. Wo Finsternis ist, muss ein Licht erscheinen, dann kann Deemon geschlagen werden.

„Beeindruckend“, nickte MarineAngemon. „Ich habe diese Prophezeiung einige Male lesen müssen, ehe ich sie auswendig aufsagen konnte. Du hast sie nur einmal gehört und doch Wort für Wort wiedergeben können.“

„Das ist eine Begabung“, sagte Atoeru. „Etwas, dass ich einmal gehört habe, kann ich mir lange merken.“

„So ist es bei Ely, wenn sie etwas gelesen hat“, rief Turimon aufgeregt. „Vermutlich könnte sie jedes Buch, dass sie gelesen hat, auswendig aufsagen.“

„Wenn da etwas wichtiges dabei war, ist es vielleicht besser, wenn sie es nur kurz zusammenfasst“, sagte Yokato. „Ich habe zwar kein schlechtes Gedächtnis, aber ich kann mir Sachen weder so gut merken wie Atoeru noch wie Ely. Wenn die Beiden also etwas erzählen, hoffentlich nur die Kurzfassung, das kann ich mir dann auch merken.“

„Es waren interessante Dinge dabei“, meinte das Mädchen nachdenklich. „Aber eigentlich nichts kriegsentscheidendes.“

„So ähnlich sieht es auch bei mir aus“, stimmte der Gelehrte dem Mädchen zu. „Alles, was wir herausgefunden haben ist, dass Deemon Schlachten durch seine Anwesenheit entscheidet. Wenn er erscheint, geraten die Digimon in Panik und so gewinnt er die Schlachten.“

„So eine Präsenz hätte auch ich gerne“, murmelte der Samurai. „Dafür müssen wir uns etwas einfallen lassen, sonst könnten die Schlachten sehr viel kürzer enden, als uns lieb ist.“

„Ich denke, mit dir an unserer Spitze flüchten unsere Truppen nicht“, sagte Gabumon. „Wir brauchen einen Anführer, der uns klar sagt, was zu tun ist, der selbst dann noch standhaft bleibt, wenn alle vor Furcht erstarren.“

„Ich denke, MarineAngemon's Prophezeiung viel mit unserem Erfolg zu tun hat“, warf der Gelehrte ein. „Ich vermute, dass ich soweit weiß, wer womit gemeint ist, aber was genau es heißen soll ist mir noch nicht klar.“

„Der Heiler bin wahrscheinlich ich“, überlegte der Samurai. „Auch wenn mir nicht klar ist, warum ich grimmig sein soll.“

„Du bist unser oberster Krieger“, sagte Ely nüchtern. „Deine Gabe hast du bislang so gut wie nie eingesetzt. Wahrscheinlich musst du deine zweite Bestimmung akzeptieren und wirklich zu einem Heiler werden. Aber wer bitte ist die Gewalt?“

„Du“, sagte Yokato nüchtern. „Du bist von uns allen die Einzige, der mit der Kraft der Gedanken ganze Berge einreißen könnte. Doch deine Gabe ist noch zu unkontrolliert.“

„Gar nicht“, empörte das Mädchen sich. „Ich habe viel geübt und viel gelernt.“

„Hast du“, nickte der Gelehrte. „Aber denk an den Strand zurück. „Du hast dir nicht zugetraut, die Stämme so gezielt zu bewegen, dass du niemanden verletzt. Du hast eine Menge gelernt, aber du musst ebenso noch immer eine Menge lernen. Was ist mit der Stimme der Vernunft?“

„Rai“, sagte Yokato sofort. „Sie ist die Stimme der Wahrheit in unserer Gruppe. Sie hebt die Stimme zur Moral an, was aber soll es heißen, die Stimme muss erklingen?“

„Vielleicht hat es etwas mit ihrem Auftrag zu tun?“ fragte Renamon. „Wieso bist du eigentlich nicht sauer auf sie?“

„Ich bin nicht glücklich darüber, das muss ich gestehen“, erklärte der Krieger. „Aber ich vertraue auf ihr Urteil. Hier sind zu viele Kräfte am Werk, wenn sie denkt, sie muss ihre Reise alleine antreten und uns verlassen, dann wird sie ihre Gründe haben. Ich kann nur hoffen, dass sie auch wirklich weiß, was sie tut, aber ich vertraue darauf, dass sie weiß, was sie da tut. Dass ihre Stimme erklingen muss, soll möglicherweise heißen, dass ihr Auftrag Erfolg hat.“

Einige Augenblicke lang senkte sich Schweigen über die Gruppe und die Kinder sahen Atoeru an.

„Das getrübte Auge, mein Freund“, sagte der Krieger bedeutungsschwer. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Guilmon und Renamon den Gelehrten musterten. Das Interesse von Atoeru's Digimonpartner konnte Yokato noch verstehen, aber wieso auch Renamon so interessiert war, wunderte ihn. Renamon war ein intelligentes Wesen, dass sich zu vielen Dingen seine Gedanken machte. Wenn er sich aber so für den Jungen interessierte, musste zwischen den beiden Digirittern irgendetwas vorgefallen sein. Plötzlich dämmerte dem Krieger, dass der Gelehrte in seinem Bericht nicht die ganze Wahrheit berichtet hatte. Wahrscheinlich war etwas vorgefallen, dass Beiden klar sein musste, wie ihre Gefühle zueinander war. Es kostete den Samurai eine Menge Mühe, nicht wissend zu grinsen, seine Miene verriet jedoch nur, dass er wusste, was von dem Gelehrten erwartet wurde.

„Ja“, nickte Atoeru. „Das getrübte Auge. Vermutlich mache ich mich lächerlich, wenn ich behaupte, weder zu wissen, wer gemeint sein könnte noch was. Deshalb werde ich uns dieses Theater ersparen. Wahrscheinlich weiß jeder hier so gut wie ich, dass damit ich gemeint bin. Ich muss endlich meine Vorbehalte bezüglich meiner Gabe ablegen und meiner wahren Bestimmung folgen. Ich muss in den Fluss der Zeit eintauchen und tun, wovor ich mich die ganze Zeit über sträube.“

„Damit bleiben nur noch zwei Fragen ungeklärt“, sagte Ely. „Das Licht muss erstrahlen und ein Licht muss in der Finsternis erscheinen. Wer ist damit gemeint?“

„Wir haben noch Jeanne und Riro, die wir nicht genau benennen konnten“, überlegte der Gelehrte. „Wir wissen alle, dass Jeanne's Gabe die Läuterung ist.“

„Ein helles Licht, dass die Finsternis reinigt“, nickte der Krieger. „Wir haben ein Licht, dass erstrahlt und ein Licht, welches erscheint. Ich bin sicher, dass nicht beide Lichter für Jeanne sein können.“

„Licht und Finsternis“, murmelte Ely. „Vor langer Zeit habe ich mal etwas gelesen, dass es Menschen gibt, für die ein Rätsel einer Dunkelheit gleicht.“

„Licht ins Dunkel bringen“, nickte Jeanne. „Wenn etwas unbekanntes geklärt wird, dann wird man erleuchtet.“

„Womit wir sagen können, dass Jeanne das Licht ist, dass erstrahlen muss. Ihre Läuterung wird die Kraft sein, die Deemon nicht schlagen kann. Wie aber hilft uns das beim letzten Rätsel.“

„Riro hat die Gabe, einige Sekunden in die Zukunft zu sehen, er sieht Dinge kurz bevor sie geschehen“, überlegte Yokato. „Er erleuchtet einen dunklen Pfad, vielleicht ist das damit gemeint.“

„Wie kann ich meine Gabe denn bitte bewusst einsetzen?“ fragte Riro. „Ich sehe einfach Bilder, die mich warnen.“

„Irgendwie sind wir alle dazu in der Lage, unsere Gaben bewusst einzusetzen“, sagte Atoeru. „Du hast vermutlich ein ganz anderes Verständnis für unsere Umgebung als wir. Yokato und Ely haben Erfahrung und können Dinge erahnen, dir aber liegt deine Umgebung im Blut. Man könnte auch sagen, du bist die Umgebung.“

„Willst du damit sagen, dass ich das einfach nur spüre, weil ich Teil dieser Welt bin?“ wollte der jüngere Digiritter wissen.

„Ja“, nickte der Ältere. „Wir sind nicht richtig Teil dieser Welt, während du mit ihr verwoben bist. Du kannst sie nicht beeinflussen, aber möglicherweise können einige von uns ihre Kräfte zusammenschließen und somit auf vielfältigere Weise nutzen.“

„Und wie sollen wir herausfinden, wie das möglich ist?“ wollte Ely wissen. „Wir haben niemanden, der uns das lehren kann.“

„Ihr habt einander“, sagte MarineAngemon. „Ihr habt euren Verstand und eure Freundschaft. Sorgt euch nicht, eure Pfade werden erkennbar vor euch liegen, sobald die Zeit gekommen ist. Vertraut auf einander, diese Bande der Freundschaft kann niemand zertrennen außer euch selbst.“

„Hab Dank, MarineAngemon“, sagte Yokato. „Du hast uns bereits sehr geholfen und ich bin sicher, deine Worte werden uns eine noch viel wertvollere Hilfe sein, wenn wir wissen, wie sie gemeint sind. Jetzt jedoch sollten wir uns beratschlagen, wie wir auf Server landen können, ohne abgeschossen zu werden, ehe wir den Strand erreicht haben.
 

Seit einigen Tagen nun segelte die Armee auf den Flößen über die Meere. Die Meeresdigimon erwiesen sich dank ihrer umfassenden Kenntnisse über Gewässer als wertvolle Hilfe. Wenn die See rauer wurde, waren sie da und konnten wenigstens die Flöße stabilisieren. Yokato saß vorne auf seinem Floß und beobachtete die Umgebung, als er Atoeru's Schritte hörte.

„Yokato, können wir kurz reden?“ fragte der Junge zurückhaltend. Yokato hörte an der Stimme, wie viel Überwindung es den Gelehrten gekostet haben musste, die Frage zu stellen und es schwang die Hoffnung auf eine Ablehnung mit.

„Gerne“, nickte der Samurai. „Setz dich und dann erzähl mir, was dir auf dem Herzen liegt.“

Etwas umständlich setzte Atoeru sich hin und schwieg eine Weile.

„Ich habe nachgedacht“, setzte schließlich an. „Immer wieder suche ich nach Ausreden, wieso ich nicht beginnen muss, meine Gabe zu erforschen, mich damit auseinander zu setzen. Immer wieder finde ich Gründe, wieso es gerade wirklich ein schlechter Zeitpunkt ist, damit zu beginnen. Doch das muss ein Ende haben, ich kann nicht immer weglaufen. Gerade hier auf dem Floß sollte mir klar sein, dass die Gelegenheit nie günstiger sein wird, meine Gabe gezielt zu erlernen. Kannst du mir helfen?“

Der Krieger hatte dem Jungen schweigend und konzentriert zugehört. Ihm war klar, dass diese Gabe den Jungen beschäftigte, denn möglicherweise musste er Sachen sehen, die er nicht sehen wollte. Dem Samurai war klar, dass er mit dem Gelehrten nicht würde tauschen wollen. In die Zukunft sehen zu können wäre möglicherweise ein Segen, mit Sicherheit aber eine Bürde. Zu sehen, wie sie den anderen Jungen quälte, schmerzte den ältesten Jungen, doch ebenso wusste er, dass er nur geringe Hilfe leisten konnte.

„Ich weiß es nicht“, sagte Yokato schließlich. „Du musst bereit sein, dich darauf einzulassen, du musst die Kraft haben, dich in diesem Fluss treiben zu lassen, diesen Fluss zu durchsuchen. Ich kann nicht viel mehr tun als neben dir sitzen und über dich wachen.“

„Du kannst mir helfen, mich zu konzentrieren“, sagte Atoeru. „Du hast uns bereits einmal zu unseren Innersten Gedanken geführt, uns schon einmal angeleitet. Kannst du das bei mir vielleicht nochmal versuchen?“

„Ich werde mein Bestes versuchen“, nickte der Krieger. „Vorher musst du mir aber erst antworten. Bist du von ganzem Herzen gewillt, diese Aufgabe anzugehen? Bist du bereit, deine Bestimmung zu erforschen und zu finden? Hast du die Kraft, alles notwendige zu tun?“

„Ja“, flüsterte der Junge, doch alles in seiner Haltung drückte Entschlossenheit aus.

„Gut“, nickte der Krieger. „Denke immer daran, egal was auch geschieht, du bist der Herr über die Situation. Du bist verantwortlich für alle Entscheidungen, die du treffen musst. Ich kann nur bei dir sein und dich beraten, die Entscheidung musst du treffen. Ich kann dir den Weg weisen, ich kann dich auf deinen Wegen begleiten, aber du musst deinen Weg wählen und betreten. Du bist in jeder einzelnen Situation der Herrscher, nichts kann ohne deinen Willen geschehen. Wenn du bereit bist, dann atme tief durch und lasse hinter dir, was dich belastet. Verlass dich auf deine ureigene Kraft, vertraue dir selbst. Atme tief ein, kontrolliere deinen Atem, lenke deinen Atem. Zähle jeden Atemzug, konzentriere dich auf nichts als auf deinen Atem, bis du bereit bist, den nächsten Schritt zu gehen. Erforsche dich, erforsche deine Gefühle, deine Stärken und Schwächen. Spüre, wie du deine innere Mitte findest, im Einklang mit dir und deiner Umwelt bist. Spüre den Fluss der Zeit, tauche ein und unterwerfe ihn deinem Willen.“

Atoeru lauschte den Worten des Kriegers, klammerte sich an dessen Anweisungen und spürte, wie seine Angst langsam verebbte. Bald war die Angst nicht mehr als eine Erinnerung, ein Schatten, der ihm nichts mehr anhaben konnte. Stattdessen gewann der Junge die Kontrolle über sich, spürte einen inneren Seelenfrieden, den er schon lange nicht mehr verspürte. Die Welt um ihn herum verschwamm und doch nahm er sie so deutlich wahr wie noch nie. Bald sah der Junge einen Fluss vor sich, der nicht aus Wasser bestand, sondern aus Bilden und ihm wurde klar, dass er gerade einen wichtigen Schritt gemacht hatte. Auch wenn Yokato nicht mehr zu sehen war, so spürte er die ruhige Präsenz seines Freundes wie ein Leuchtfeuer in der Finsternis. Eine Weile lang schwebte Atoeru über dem Fluss, unschlüssig, was er machen sollte. Zwar wusste er, was er zu tun hatte, aber er zögerte noch, spürte den Schatten seiner Angst erneut. Auch wenn es seine Entscheidung war, die Atoeru zu treffen hatte, so hatte Yokato doch in einem Punkt unrecht gehabt. Er konnte alleine durch seine Anwesenheit den Weg erleuchten und Atoeru lenken, seine Schritte führen. Doch letztendlich war es Einzig und Allein Atoeru, der den ersten Schritt machte und seinen Weg betrat. Noch immer war der Geist des Kriegers bei ihm, wies ihm den Weg und half ihm, gleichzeitig wusste der jüngere genau, was zu tun war. Entschlossen ließ er sich in den Fluss gleiten und wurde sofort von unendlich vielen Bildern bestürmt. In seinen Gedanken hörte er Yokato's Stimme, die ihm sagte, dass er allein die Macht über alles hatte, dass er entscheiden konnte, was er sehen wollte. Langsam besserte sich die Sicht des Gelehrten. Noch immer zogen die Bilder an ihm vorbei, zeigten ihm unendlich viele Möglichkeiten, zu viele, als dass er alle sehen konnte. Bevor er verzweifeln konnte, spürte er erneut Yokato's Präsenz und zog Kraft aus ihr. Mit der Kraft seiner Gedanken blendete er die Bilder aus und zwang sich, stattdessen Stränge zu sehen, die ein Anfang hatten und irgendwo endeten. Es gelang ihm jedoch nicht mehr, sich einen Strang auszusuchen, als ihm die Szene entglitt und er wieder in der richtigen Welt landete. Nach seinem Gefühl konnten erst wenige Minuten vergangen sein und er verfluchte sich, dass er nicht länger durchgehalten hatte. An seiner Schulter spürte er die starke Hand Yokato's, die ihn hielt.

„Hast du mich geweckt?“ krächzte der Junge und war entsetzt, wie seine Stimme klang.

„Ja“, antwortete der Gefragte. „Du bist seit zwei Tagen in Trance, dein Körper ist geschwächt durch die Anstrengungen. Ich musste eine Entscheidung treffen.“

„Die Verantwortung übernehmen“, flüsterte der Gelehrte. „Du hast das getan, von dem du bereits mir gesagt hast, dass ich das machen muss.“

„Ja“, stimmte Yokato dem Jungen zu. „Ich hatte eine Entscheidung zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, wie es bereits du tun musstest. Dein Zustand hat sich verschlechtert, nur wenig länger und du wärest entkräftet zusammengebrochen.“

„Zwei Tage?“ wollte der Junge wissen. Sein Gehirn verarbeitete die Informationen nicht so schnell, wie er es gerne hätte, nicht so schnell, wie er es gewohnt war.

„Hör auf zu sprechen“, mahnte der Krieger. „Jeanne bereitet gerade etwas zu essen für dich, du musst wieder zu Kräften kommen.“

„Krank“, flüsterte der Junge. „Ich fühle mich so krank.“

Atoeru spürte, wie er hingelegt wurde. Eine Hand legte sich auf seine Stirn und er spürte förmlich, wie der Krieger sich konzentrierte.

„Deine Stirn glüht“, sagte Yokato grimmig. „Ich habe zu lange gezögert, ich habe dich enttäuscht.“

„Nein“, widersprach der Gelehrte matt. „Du hast getan, was du für richtig hieltest. Du hast getan, was richtig war. Es war deine Bestimmung, so lange zu warten, mich meinen Weg gehen zu lassen. Ich musste diesen Schritt machen, denn jetzt weiß ich, wonach ich suche, wie ich meine Gabe einsetze. Wenn ich wieder gesund bin, werde ich die letzten Geheimnisse herausfinden und üben, bis ich ohne Trance dazu in der Lage bin, durch die Zeit zu finden.“

„Ich habe hier aber keine Medikamente, um dich zu heilen“, sagte der Krieger niedergeschlagen. „Ich kann nicht viel für dich tun.“

Ohne es zu wollen, musste Atoeru lachen. Es tat ihm weh und doch musste er lachen. „Du hast genau so viel Angst wie ich“, stieß er hervor und sah Yokato's überraschten Blick. „Es bereitet dir so viel Angst, dass du nicht einmal weißt, dass du etwas vor uns allen verbirgst. Ich wusste gar nicht, wie recht ich hatte, als ich sagte, dass es Bestimmung gewesen sei. Dadurch, dass ich meine Bestimmung erfüllen wollte, zwinge ich dich, die deine zu erfüllen.“

Erschöpft brach der Junge ab und er spürte, wie er drohte, besinnungslos zu werden. „Du bist der Herr über die Situation“, setzte der Junge an, dann versank seine Welt in Finsternis.

„Jeanne“, rief der Samurai. „Ich brauche hier deine Hilfe. Atoeru ist nicht einfach nur entkräftet, er hat sich so übernommen, dass er krank geworden ist. Er hat das Bewusstsein verloren, aber er braucht dringend Flüssigkeit.“

„Ich bin sofort da“, antwortete Jeanne, die gerade fertig geworden war. Mit einem Becher Wasser ging sie zu ihrem Freund, der Atoeru etwas aufgerichtet hatte.

„Lass das Wasser langsam auf seine Lippen tröpfeln“, wies der Junge sie an. „Nur so viel, dass seine Lippen benetzt werden.“

„Ich weiß“, nickte das Mädchen. „Er braucht zu trinken, aber wenn wir nicht aufpassen, ertrinkt er. Vertrau mir, ich weiß, was ich zu tun habe.“

Der Krieger nickte nur und ließ die Kriegerin machen. Es verging eine Stunde, bis der Becher leer war, doch für den Anfang musste es reichen.

„Was machen wir jetzt mit Atoeru?“ fragte sie. „Wir haben keine Medikamente hier.“

„Ich weiß“, sagte der Krieger leise. „Keine Medikamente, nur zwei Digiritter, die ihre Bestimmung erfüllen müssen.“

Verwirrt starrte das Mädchen ihn an, dann traf sie die Erkenntnis. „Bist du denn ernsthaft bereit dazu?“

„Wenn ich es jetzt nicht bin, dann niemals“, antwortete Yokato, während er den Jungen wieder zu Boden gleiten ließ und sich im Schneidersitz neben ihn kniete. „Hier geht es nicht um mich, es geht um einen Freund, der Hilfe braucht.“

Der Junge blendete alles aus, was ihn ablenken würde und begann, genau das zu machen, was er vor zwei Tagen seinem Freund gesagt hatte. Er suchte nach seiner inneren Mitte, nach dem Ort, an dem er in Frieden mit sich und seiner Umwelt war, wo er keine negativen Gedanken mehr kannte, sondern nur noch war. Er erkannte, dass Atoeru recht gehabt hatte, der Samurai hatte so viel Angst davor, seine Bestimmung zu erfüllen, dass er selbst nicht einmal spürte, wie sehr er versucht hatte, ihr zu entgehen. Wie auch sein Freund hatte er immer wieder eine Ausrede gefunden, wieso er nicht die Zeit und Ruhe hatte, sich weiter zu erforschen. Sicherlich hatte er einige Übungen absolviert, aber das war nicht mehr als einfach nur herauszufinden, wie er die Energien um sich herum erkennen konnte. Genau das versuchte er auch jetzt, er suchte nach Atoeru's Energiestrahl. Dadurch, dass er eine Hand auf der Schulter des Jungen liegen hatte, suchte er nicht lange, aber diese Energie war erschreckend schwach. Ohne Wissen darum, was er zu tun hatte, konnte er nicht einfach irgendwas zu versuchen, also konzentrierte der Krieger sich weiter und spürte, wie aus Atoeru's Energiebündel ein Körper wurde. Keiner aus Fleisch und Blut, sondern Adern, Blut und alles, was durch die Haut verborgen wurde. Atoeru's Körper focht einen erbitterten Kampf gegen unbekannte Angreifer, mit denen auch der Krieger nichts anzufangen wusste. Sein erster Reflex war es, nach seiner Waffe zu greifen, als ihm einfiel, dass er hier kein Krieger war. Seine Aufgabe war es nicht, einen Kampf auszufechten, sondern einen jungen Menschen zu heilen. Erstaunt sah der Junge sich um. Er wusste, was Blut war, denn er hatte es oft genug fließen sehen, aber dass es durch Adern transportiert wurde, hatte er noch nicht gewusst. Er hatte immer angenommen, irgendeine Magie würde das Blut lenken, nun sah er, wie ein Körper funktionierte. Es gab ein riesiges Netzwerk aus Bahnen, durch die der Lebenssaft gelenkt wurde, durch die er verschiedenste Stellen im Körper erreichte und versorgte. Der Knotenpunkt war das Herz, dort lief das Blut zusammen, wurde erst in große Beutel gepumpt, dann kehrte das Blut zurück, ehe es vom Herzen aus in den ganzen Körper geschickt wurde. Der Körper war so viel komplizierter als der Junge sich je hatte erträumen lassen. Im Blut gab es so viele kleine Teile, die er nicht kannte, doch instinktiv schien er zu wissen, was was war. Es gab überall kleine Lebensformen, manche halfen dem Körper, andere wiederum schadeten ihm. Eine große Anzahl Formen, die wie Greifer aussahen, schwirrte um diese Lebensformen und versuchte, danach zu greifen, doch die Formen passten einfach nicht. Dann sah der Junge, wo diese Greifer herkam und er begab sich ebenfalls das Problem. Etwas Konzentration und seine Sicht verschob sich wieder, er war jetzt in dieser Produktionsstädte. Er sah die Greifer und er sah die Lebensformen, er kannte das Problem. Atoeru's Körper war nicht dazu in der Lage, die richtigen Abwehrgreifer zu produzieren, also verband sich Yokato mit dieser Produktionsstädte, bildete einige Greifer und legte dieses Wissen dort ab. Dann sah er den Körper wieder durch seine alte Sicht und erkannte, dass nun die richtigen Greifer durch das Blut schwirrten. Wann immer ein Greifer eine Lebensform zu Greifen bekam, verschmolzen diese beiden Gebilde zu einem, bis eine dritte Zelle kam, die dieses Bündel förmlich auffraß. Yokato sprang wieder eine Perspektive zurück und sah die Welt wieder in Energie. Der Körper des Gelehrten wusste zwar, wie er diese Krankheit bekämpfen konnte, doch er war noch immer zu schwach. Probeweise leitete der Krieger ein wenig von seiner Energie um und sah, wie sie sich mit dem Körper Atoeru's verband, wie dieser kräftiger wurde. Also schickte er noch etwas mehr Energie, bis er sich sicher war, dass der Körper nun gegen den Erreger kämpfen konnte, dann zog er sich zurück. Schwankend kehrte er in seinen Körper zurück und erblickte Jeanne's besorgte Augen.

„Was ist passiert?“ fragte sie sofort. „Du siehst schrecklich aus.“

„Ich bin nur erschöpft“, wehrte der Junge ab. „Ich habe gerade gelernt, dass alles, was ich über Körper zu wissen glaubte, ein Irrtum war. Sie sind so viel komplexer, so viel komplizierter. Ich habe Atoeru's Körper beigebracht, wie er gegen die Krankheit kämpfen muss und ich habe ihm etwas von meiner Energie geliehen. Jetzt brauche ich eine Pause, um mich zu regenerieren. Und vielleicht etwas zu essen.“

Fürsorglich setzte das Mädchen etwas Brot und Obst im Schoß des Jungen ab, dann reichte sie ihm einen Trinkbecher mit Wasser. Gierig verschlang der Junge alles, dann legte er sich hin und schloss die Augen.

„Wenn sich Atoeru's Zustand verschlechtert, dann weck mich bitte auf“, bat er Jeanne, bevor er einschlief.

Einige Tage später war Atoeru wieder vollständig gesund. Nach einigen Mahlzeiten und viel zu trinken war er bereits kräftig genug, einen erneuten Versuch zu wagen, in der Zeit zu lesen. Jetzt, da er bereits wusste, wie er vorgehen musste, kam er wesentlich schneller voran. Der Gelehrte lernte, wie er sich durch die Zeit bewegen musste, wie er gezielt nach Ereignissen suchen konnte, selbst, wie es möglich war, das alles auch ohne Trance zu schaffen. Doch er hatte dabei so viel Leid gesehen, dass es sein Herz bekümmerte. Nun wusste er, welche Digiritter nicht überleben würden. Gleichzeitig jedoch hatte er verschiedene Kreuzungen der Zeit gesehen, Schicksalspunkte, die über den Verlauf des Krieges entscheiden würden. Selbst mit diesem Wissen würde es noch ein harter Krieg werden, doch er wusste, dass der Krieg gewonnen werden konnte.
 

„Du bist dir sicher, dass sie hier landen werden?“ fragte Fudo. Die beiden Jungen diskutierten schon seit Stunden darüber, wie sie Yokato und dessen Armee empfangen wollten.

„Ja, ich bin sicher“, sagte Raidon. „Weiter nördlich sind die Strände zu rau, da kann niemand mit einer großen Armee landen. Weiter südlich ist die See zu rau. Strategisch gesehen befinden wir uns hier am besten Punkt, um einen Brückenkopf zu errichten.“

„Genau deswegen denke ich ja, dass es der schlechteste Ort ist“, beharrte der Ninja. „Yokato wird das genauso gut wissen, dass hier der beste Abschnitt ist und so dumm ist er nicht, dass er nicht denkt, dass wir ihn hier erwarten.“

„Er weiß, dass wir hier auf ihn warten“, nickte Raidon. „Er weiß, dass es riskant sein wird, genau hier zu landen, doch er wird auch wissen, dass er hier die besten Chancen hat. Im Norden kannst du mit nur wenigen Truppen eine Armee aufhalten, weil es zu wenig Platz gibt, um mit ausreichend Flößen anzulegen. Noch am Strand wäre seine Armee praktisch aufgerieben. Und was den Süden betrifft, so haben wir selbst die Stürme erlebt, die dort auftreten können. Nichts wäre peinlicher für einen Krieger, zu ertrinken, ehe man das Ufer erreicht hat. Da lässt Yokato sich lieber auf dem Floß erschießen als einfach nur unterzugehen.“

„Also müssen wir uns nur überlegen, wie wir sie hier erledigen können, bevor sie sich wehren können“, sagte Sakura. „Ich persönlich denke, wir sollten so früh wie möglich mit dem Beschuss beginnen.“

„Nein“, widersprach der Samurai. „Wir lassen sie sogar ziemlich nahe kommen, denn wenn wir dann angreifen, ist es zu spät, nochmal umzudrehen und sich neu zu formieren. Dann können sie nur noch in eine Richtung weiter, und das ist das Verderben.“

„Das sehe ich ähnlich“, nickte der schwarzhaarige Junge. „Wenn wir zu früh angreifen, drehen sie ab, sind gewarnt und können ihre Situation neu überdenken. Das bietet ihnen die Möglichkeit, vielleicht doch weiter zu reisen. Wir können zwar von hier aus recht schnell im Süden sein, aber bis wir eine Armee im Norden haben, dauert es einfach zu lange. Raidon hat genügend Digimon dagelassen, mit denen wir die feindliche Armee hinhalten können, aber das reicht möglicherweise dann nicht mehr. Wir lassen sie rankommen, bis Alles zu spät ist. Dann haben wir die Oberhand, nicht sie.“

„Werden uns die Digimon vom anderen Kontinent, die sich uns angeschlossen haben, uns dabei unterstützen, ihre Heimat anzugreifen?“ fragte Sakura. „Oder müssen wir dann erst einen Aufstand niederschlagen, nachdem wir die Schlacht gewonnen haben?“

„Diese Digimon haben keine Ehre“, spuckte Raidon aus. „Sie haben ihre Heimat bereits verraten, als sie sich uns angeschlossen haben, wenn wir dort einmarschieren, machen sie uns keine Probleme. Sie kämpfen für den, der ihnen am meisten Macht verspricht, gegen wen sie kämpfen, interessiert sie nicht.“

„Diese Wesen verachten ihre eigene Heimat“, stimmte Fudo der Einschätzung zu. „Mit ihnen werden wir vorerst keine Probleme haben.“

„Das Wetter schwingt um“, sagte Tsukaimon und deutete in den Himmel. Raidon blickte auf, doch er konnte nichts erkennen. Erst viele Sekunden später bemerkte er, wie der Himmel dunkler wurde.

„Ein Sturm zieht auf“, sagte er nachdenklich. „Vielleicht ist das ein Zeichen, dass sich unser Glück endlich wendet.“

„Auf jeden Fall bietet der Sturm uns einen weiteren Vorteil“, grinste der Ninja. „Auf dem Meer ausharren und nachdenken stellt nun auch keine Option mehr dar.“
 

Auch Yokato bemerkte den Sturm und seine Lippen verzogen sich zu einem finsteren Lächeln. Die anderen Kinder waren eher besorgt, doch für den Krieger schien das erfreulich zu sein. In der Ferne war der Strand bereits zu erkennen, zweifellos würde die feindliche Armee bereits dort warten. Der Samurai hatte lange mit sich gerungen, denn eigentlich hatte er weiter nördlich landen wollen. Dort war das Land rau und wild, die Strände waren eng und leicht zu verteidigen, doch er wusste, dass sein Bruder ihn hier erwarten würde. Dennoch hatte er sich letztlich dagegen entschieden, Kurs nach Norden einzuschlagen, denn er musste sich zu allen Nachteilen, die sie wegen ihrer Position hatten, nicht noch weitere dazu suchen. Also waren sie nun hier und segelten der wartenden Armee entgegen. Dennoch war der Junge zuversichtlich, dass sie den Strand erreichen würden, denn tatsächlich waren die Meeresdigimon eine unschätzbare Hilfe. Sie kannten verschiedene Techniken, mit denen sich das Meer wie eine Art Schild einsetzen ließ, mit dem zumindest einige Angriffe abgewehrt werden konnten. Noch immer lächelnd zog der Krieger sein Katana und stellte sich an die Spitze seines Floßes. Sein Floß segelte an der Spitze der Armada, hinter ihm kamen die Anderen in einer breit gefächerten Formation, damit ein Angriff nicht mehrere Flöße versenken konnte. Der Wind wurde kräftiger und erste Regentropfen fielen, doch noch immer grinste er breit. Vom Strand kamen bereits die ersten Angriffe, doch die meisten verfehlten ihr Ziel und die, die zu nahe kamen, wurden abgelenkt. So bahnte sich die Armee ihren Weg über See, bis das Ufer nur noch wenige Dutzend Meter weit weg war.

„Jetzt scheucht sie auf“, rief der Samurai und sein Grinsen wurde noch ein wenig finsterer, noch etwas breiter.

Eine Welle rauschte unter ihm hindurch, doch außer einer leichten Erhebung spürte er noch nichts. Erst viele Meter weiter, als das Wasser flacher wurde, zeigte die Welle sich als Erhebung, die mit jedem Meter weiter anwuchs, bis das Wasser als Wand auf den Strand zuraste. Was am Strand geschah, konnte der Samurai zu seinem Bedauern nicht erkennen, er konnte es sich jedoch gut vorstellen. Dann prallte die Wand auf den Strand und richtete verheerende Schäden an. Einige Digimon hatten sich in die Luft erhoben, darunter auch eine Art Schlange, die Yokato als Partner seines Bruders erkannte. Als das Wasser wieder abfloss, landeten die Flöße am Strand und Yokato sprang runter.

„Zum Angriff“, donnerte er und stürmte los. Überall erhoben sich benommene Digimon, die der Angriff vollkommen unerwartet traf. Die meisten von ihnen wurden einfach niedergemäht, bevor sie ihren Orientierungssinn zurückgewonnen hatten. Nach und nach erst bildete sich Widerstand, hauptsächlich von Truppen, die bislang zurückgehalten wurden oder in der Luft flogen.
 

Grimmig betrachteten Sakura, Fudo und Raidon, wie die Flöße näher kamen. Die Gestalt ganz vorne war unverkennbar der Zwillingsbruder des Samurai.

„Wie naiv er doch ist“, grinste Fudo. „So wie er da vorne steht, bittet er doch förmlich darum, dass wir ihn abschießen oder nicht?“

„Das ist kein bitten mehr, das ist betteln“, lachte Raidon. „Was meint ihr, sind wir heute so gut gelaunt, dass wir ihm diesen Wunsch gewähren?“

„Ausnahmsweise“, grinste Sakura. „Normal bin ich ja nicht so gütig, aber wir wollen ja mal nicht so sein. Schickt sie in ihr nasses Grab!“

Überall am Strand begannen die Digimon, auf den sich nähernden Feind zu schießen, doch seltsamerweise gingen alle Angriffe fehl. Selbst Angriffe, die eigentlich hätten treffen müssen, änderten kurz vor dem Einschlag die Richtung, sodass sie irgendwann einfach wirkungslos verpufften.

„Ich hasse ihn“, knurrte Raidon. „Kann er nicht einfach mal wie ein ganz normaler Mensch sterben? Jetzt bettelt er schon darum, dass wir ihn abschießen, aber er lässt sich nicht treffen.“

„Er könnte wirklich mal etwas hilfsbereiter sein“, nickte Fudo. „Aber sein Glück wird nicht ewig anhalten.“

„Braucht es auch nicht“, zischte Sakura, die als erste bemerkte, dass mit dem Wasser etwas nicht stimmte. „Das Wasser verhält sich gerade nicht so, wie es das normal sollte. Die Welle hier wird ja immer größer.“

„Stimmt“, staunte Raidon. „Sie wächst und wächst. Ich hab da ein ganz mieses Gefühl.“

„Wenn die Welle nicht auf einmal die Richtung wechselst, werden wir uns gleich alle ganz mies fühlen“, brummte Fudo, der von der Größe der Welle sichtlich beeindruckt war.

„Ich hasse meinen Bruder“, brüllte Raidon wütend, als die Welle am Strand ankam. Dem Samurai war klar, dass die Gewalt alle am Strand befindlichen Digimon umhauen würde, dass sie danach alle kampfunfähig sein würden. Was die Welle mit den Menschen anstellen würde, wollte er sich gar nicht erst vorstellen. In letzter Sekunde ließ er Tsukaimon digitieren, packte seine Verbündeten und wurde dann von Airdramon in die Luft gezogen. Unten am Strand wirbelten die Digimon unkontrolliert durch die Gegend und blieben dann benommen liegen. Alle, die nicht fliegen konnten, wurden erwischt, die Kinder waren nur froh, dass der größte Teil der Armee außerhalb der Welle warteten. Doch auch so verloren sie in wenigen Augenblicken mehr als eintausend Digimon, die nicht mal eine Sekunde bekamen, um nach diesem Schlag wenigstens die Orientierung zurückzugewinnen. Nach wenigen Minuten war der Strand vollständig von gegnerischen Truppen besetzt, die es nun mit den zurückgehaltenen Truppen aufnahmen. Der anfängliche Feldvorteil war dahin, es entwickelte sich eine ausgeglichene Schlacht.

„Schickt die Luftverteidigung in den Kampf“, zischte Fudo. „Die schnappen wir uns.“

„Nein“, widersprach Raidon. „Das wäre ein fataler Fehler.“

„Hast du mal auf die Lage da unten geschaut?“ rief der Ninja aufgebracht. „Ich befehle den Luftangriff.“

„Anscheinend habe ich mir die Lage besser angeschaut als du“, hielt der Samurai ungerührt gegen. „Von wie vielen Kindern wird die gegnerische Armee angeführt?“

„Müssten sechs sein“, meldete Sakura sich zu Wort. „Zumindest, wenn meine Erinnerungen mich nicht täuschen.“

„Ich habe ebenfalls sechs im Kopf“, nickte der Rothaarige. „Wie viele Kinder sind unten zu sehen?“

„Drei“, sagte Fudo. „Wo also sind die Anderen?“

Wenige Sekunden später bekamen die Menschen die Antwort, doch sie gefiel ihnen gar nicht.
 

„Yokato und die Anderen haben den Strand eingenommen“, teilte ein Bote mit. „Etwa tausend feindliche Digimon sind gefallen, die restliche Armee rückt nach. In der Luft befinden sich verschiedene Einheiten, die noch darauf warten, in den Kampf einzugreifen.“

„Dann wollen wir dem Warten doch ein Ende bereiten“, sagte Ely. Ihr Gesicht war ernst, die sonst lachenden und kindlichen Züge waren verschwunden, jetzt war nur eine entschlossene, grimmige Miene übrig. „Macht eure Waffen bereit, wir gehen in den Angriffsflug.“

Das Mädchen hatte einen Pfeil eingespannt und klammerte sich mit ihren Schenkeln fest, als ihr Digimon in den Sturzflug ging. Hinter ihr folgten die Digimon, auch Riro hatte seinen Bogen bereit. Als sie weit genug runter waren, dass er mehr als nur dunkle Punkte sehen konnte, schickte er seinen Pfeil los, der Ely's verfolgte. Auch die Digimon griffen an, richteten die Angriffe aber so aus, dass sie nicht die eigenen Reihen treffen konnten. Die Verteidiger drehten sich zu der Bedrohung um, einige jedoch wurden getroffen und stürzten ab.

„Ausschwärmen“, rief Ely, als der Gegenangriff eröffnet wurde. Sie gab noch eine Reihe weiterer Befehle, bis sie Fudo und die beiden Anderen entdeckte. Grimmig riss das Mädchen einen Pfeil aus dem Köcher, legte an und schickte den Pfeil auf Reisen.
 

Raidon sah den Pfeil kommen und duckte sich zur Seite, Fudo hüllte sich einfach in seinen Schutzschild, von dem das Geschoss wirkungslos abprallte.

„Vorsicht Mädchen, die Dinger sind gefährlich“, brummte Raidon trocken, nachdem er wieder gerade saß. „Wenn man nicht aufpasst, kann man Leute damit verletzen.“

„Du Idiot“, zischte Sakura. „Das war ihre Absicht. Pfeile schickt man fast immer los, um jemanden damit zu verletzen.“

„Sakura, du solltest lernen, wann ein Kommentar ernst gemeint ist und wann nicht“, sagte Fudo mit gerunzelter Stirn. Er errichtete einen weiteren Schild, von dem weitere Pfeile abprallten. „Ansonsten möchte ich euch bitten, diese Diskussion auf später zu verschieben, ich denke, unsere Aufmerksamkeit sollte anderweitig eingesetzt werden.“

„Setzt mich am Boden ab“, sagte das Mädchen. „Hier in der Luft bin ich nur Ballast, am Boden kann ich mehr ausrichten.“

Der Samurai lenkte sein Partner zu Boden, damit Sakura abspringen konnte. „Fudo, wie sieht's mit dir aus?“

„Ich bleibe in der Luft und kümmer mich um das Mädchen“, antwortete der Ninja. „Wenn sie weiter so macht, schaltet sie noch unsere halbe Armee aus, bis sie mich endlich getroffen hat.“

„Ich halten dann den anderen Jungen beschäftigt“, nickte der Samurai.

Fudo ließ sein DemiDevimon zu Devimon digitieren, wechselte auf seinen Partner und flog Ely entgegen. Raidon trieb sein Partner an und flog dem Jungen entgegen. Dieser war gerade damit beschäftigt, die Luftdigimon auszulöschen und schien so beschäftigt, dass es Raidon fast schon wie eine Verschwendung vorkam, den Jungen so aus dem Nichts abzuschießen, aber da er bereits gelernt hatte, was passierte, sobald man diesen Kindern die Möglichkeit zum Gegenangriff gab, zögerte der Samurai nicht, eine Kugel finsterer Energie loszuschicken. Im letzten Moment jedoch riss der Junge sein Digimon zur Seite und entging dem Angriff. Wie der Junge das geschafft haben konnte, war dem Samurai ein Rätsel, denn die Kugel kam aus dem Rücken und bewegte sich lautlos.

„Bei den Ahnen“, knurrte der Junge. „Wieso stirbt denn niemand, wenn wir versuchen, sie zu töten?“

Plötzlich musste Raidon sein Digimon zur Seite lenken, denn der feindliche Junge hatte ihn bemerkt und mit einem Pfeil angelegt. In kurzer Folge schickte Raidon drei Kugeln los, denen der andere Junge mühelos auswich. Im Gegenzug musste Raidon mehreren Pfeilen ausweichen. Die Sorglosigkeit, mit denen der Junge seine Pfeile verschoss, ließ den rothaarigen Jungen übles ahnen.

„Jetzt sag mir nicht, dass du dir um deinen Pfeilvorrat keine Sorgen machen musst?“ zischte Raidon, nachdem er fünf weiteren Pfeilen ausgewichen war. „Das macht doch langsam keinen Spaß mehr, gegen euch zu kämpfen.“
 

Fudo flog dem Mädchen entschlossen entgegen. Drei Pfeile prallten von seinem Schild ab, von der Geschwindigkeit, mit der die Pfeile geschossen wurden, beeindruckten selbst ihn. So präzise hatte er noch nie jemanden schießen sehen. Noch reichte seine Energie, aber wenn er den Schild dauerhaft hochhalten musste, wusste er nicht, wie lange das so halten würde. Trotzdem begann er, etwas zu experimentieren und formte Pfeile aus schwarzer Energie. Elegant wich das Mädchen diesen aus und erwiderte das Feuer mit ihrem eigenen Pfeil. Frustriert bemerkte der Junge, dass seine Gegnerin überhaupt keine Pfeile zu verlieren schien. Schlimmer noch, das Mädchen ließ ihr Digimon näher ranfliegen und schoss weiter. Sein Devimon wich den Pfeilen so gut aus wie es ging, doch der Schild fing immer noch zu viele Pfeile ab. Sein Digimonpartner griff das Vogeldigimon an, auf das Mädchen saß, dieses spukte einen Blitz und schlug die Todeskralle zurück. Ein lautes Keuchen verriet, dass Devimon von diesem einen Angriff ziemlich geschwächt worden war.

„Was bist du denn für ein Schwächling?“ rief Fudo. „Du greifst einmal an und bist danach erschöpft?“

„Yatagaramon ist eine Stufe über mir, es hat viel mehr Kraft als jedes Digimon auf meinem Level“, erklärte Devimon. „Die meisten anderen Digimon wären nach diesem Blitz bereits auf dem Weg zu Boden.“

Das Gespräch dauerte nicht lange, aber diese wenigen Sekunden hatten bereits ausgereicht, dass es dem Mädchen gelungen war, einen Pfeil an Fudo's Verteidigung vorbeizubringen. Entsetzt sah der Junge, wie ein Pfeil direkt in die Brust seines Partners flog. Sofort digitierte Devimon zu DemiDevimon zurück und fiel bewusstlos dem Boden entgegen. Der Junge selbst fiel einige Sekunden, bevor er herausfand, wie er seine Macht dazu einsetzen konnte, der Schwerkraft zu trotzen. Als er sah, dass Sakura's Partner hochflog, um seinen Partner aufzufangen, stieg er wieder hoch und schoss so viele Pfeile aus schwarzer Energie ab, dass seine Gegnerin unmöglich ausweichen konnte. Doch bevor die Pfeile ihr Ziel treffen konnten, wurden diese von einer unsichtbaren Kraft gepackt und zurückgeschleudert.

„Du verdammtes Biest“, knurrte Fudo, als sein Schild die Energie absorbierte. Dann riss er überrascht seine Augen auf, als er sah, wie das Mädchen das Digimon wegschickte und mit einem wilden Schrei vom Digimon sprang. Der Vogel hatte noch nicht abgedreht, dass prallten schon fünf Pfeile von seinem Schild ab. Dann steckte das Mädchen ihre Waffe weg und konzentrierte sich kurz, um dann einfach in der Luft stehen zu bleiben.

„Ich kann das auch“, rief es dem Jungen entgegen. „Jetzt bereite dich auf dein Ende vor.“

„Komisch“, erwiderte Fudo. „Genau das gleiche wollte ich auch gerade sagen. Aber wenn du dich ergibst, verschone ich dein Leben.“

„Danke, ich verzichte Fudo“, rief das Mädchen. „Ich denke nicht, dass ich Grund dazu habe, mich zu ergeben.“

„Du kennst also meinen Namen?“ fragte der Ninja. „Ich hätte nicht gedacht, dass Yokato über mich sprechen würde.“

„Er hat uns alles verraten, was wichtig sein könnte, um euch zu töten“, sagte das Mädchen und streckte eine Hand aus.

Der Junge spürte, wie er nach hinten gerissen wurde, es kostete ihn beinahe seine ganze Kraft, diesen Angriff abzuwehren. Dennoch formte er einen Pfeil, den er gegen seine Kontrahentin schleuderte. Diese umfasste diesen jedoch mit ihrer Gabe und lenkte ihn in eines der am Boden kämpfenden Sealsdramon, welches gerade dabei war, einen Strandabschnitt zu erobern. Ohne jedoch einen Laut ausstoßen zu können, zerfiel es in Staub.

„Beeindruckend“, nickte der Junge scheinbar unbeeindruckt, innerlich fluchte er jedoch. „Du hast mir nicht mal deinen Namen verraten, oder woher du kommst.“

„Ich bin Elyna“, stellte das Mädchen sich vor. „Woher ich komme, braucht dich nicht zu interessieren. Und jetzt erlebst du dein Blaues Wunder.“

Mit einem Schrei stürzte das Mädchen sich auf den Jungen und krachte gegen ihn. Er hatte nicht mehr die Zeit gehabt, einen Schild hochzureißen, jetzt wirbelte er durch die Luft, bis er die Kontrolle über sich zurückerlangte. Ely war jedoch schon da und verpasste ihm einen kräftigen Fausthieb, der den Jungen wieder wegschleuderte. Dieses Mal jedoch fing er sich schneller und blockte den nächsten Schlag mit seinem Arm ab. Es folgte ein Schlagabtausch, in dem allerdings niemand mehr einen richtigen Treffer anbringen konnte. Mit einem Mal wurde der Himmel richtig finster und die beiden Kämpfer ließen voneinander ab. Der Sturm legte an Intensität zu, der Wind zerrte an der Kleidung und die Regentropfen fielen nun wie ein dichter Vorhang. Ein lautes Grollen donnerte durch die Finsternis und hinterließ eine angsterfüllte Stille. Am Himmel erschien ein Wirbel, es donnerte und Krachte, Blitze erhellten die Dunkelheit. Dann gab es einen ohrenbetäubenden Krach und eine gewaltige Druckwelle erfasste alle Wesen, die sich in der Luft befanden. Selbst die Digimon am Boden wurden davon umgerissen. Ely und Fudo wirbelten durch die Luft dem Boden entgegen, unfähig, den Sturz abzufangen. Trotz der Angst, die den Beiden ins Gesicht geschrieben stand, schwiegen die Beiden. Aus Fudo's Perspektive raste der Boden mit atemberaubender Geschwindigkeit auf ihn zu und noch immer gelang es ihm nicht, seinen Sturz zu bremsen. Neben ihm zischte Ely einmal wütend, dann hörte er wieder einen Knall und spürte, wie eine Druckwelle gegen ihn krachte und seinen Sturz abbremste. Anscheinend war seiner Gegnerin doch noch etwas eingefallen, wie sie sich retten konnte und hatte ihn dankenswerterweise in dieser Rettungsaktion eingeschlossen. Dennoch schlug er unsanft auf dem Boden auf und kämpfte um seine Besinnung. Würde ihn das Mädchen jetzt angreifen, hätte er keine Chance mehr, sich zu verteidigen, aber entweder Elyna ging es ähnlich oder sie verzichtete auf den Gnadenstoß.

Am Himmel tauchte eine Gestalt auf, die der Ninja als Deemon erkannte. Überall erklangen panische Schreie und das Entsetzten griff um sich. Ein grausames Lachen erklang und selbst Fudo musste sich beherrschen.

„Elendes Gewürm“, donnerte Deemon. „Schon bald wird diese Welt mein sein und jene unter euch, die mich nicht so dermaßen enttäuscht haben, wie meine bisherigen Heerführer, dürfen mir dienen.“

Ein Blitz leuchtete auf und Fudo nahm eine menschliche Gestalt wahr, die sich aufgerichtet hatte. Stolz und grimmig stand sie da und der Ninja dachte zuerst, er würde Raidon stehen sehen, doch es handelte sich um dessen Bruder.

„Deemon“, rief der Samurai. „Bevor du diese Welt dein Eigen nennen kannst, musst du erst an uns vorbei. Ich verspreche dir, solange ich lebe, wird dir die Herrschaft über diese Welt verwehrt bleiben.“

Entschlossen richteten sich auch die anderen fünf Kinder auf und fixierten Deemon.

„Was immer auch dazu nötig sein wird, dich zu vernichten, wir werden nicht zögern, es zu tun“, rief Ely grimmig. „Stell dich uns, wenn du bereit bist, nach dieser Welt zu greifen.“

„Bald schon werdet ihr eure Worte bedauern“, lachte Deemon. „Sammelt euch, meine treuen Krieger, sammelt euch bei meiner Burg. Dort werde ich euch prüfen und die Fähigsten unter euch werden meine neuen Kriegsherren. Für jeden, der mir diese Schwächlinge bringt, die sich hier irgendwo verstecken, gibt es eine fürstliche Belohnung. Doch nun kommt zu mir.“

Mit diesen Worten verschwand das Digimon und die Armee, die bis zum heutigen Tag Fudo und seinen Verbündeten gefolgt war, zogen ebenfalls ab und zumindest solange noch so viele Feinde in der Nähe waren, traute sich niemand, nach ihm zu suchen. Doch ihm war klar, dass er und die beiden Anderen schon sehr bald in ziemlichen Schwierigkeiten stecken würden. Vorsichtig erhob er sich, um unbemerkt zu verschwinden, doch sowohl Yokato als auch Elyna standen beide vor ihm.

„Für eure Taten müssten wir euch hier und jetzt richten“, sagte Yokato mit finsterer Stimme. „Doch heute sind genug Leben zerstört und beendet wurden. Such deine beiden Freunde zusammen und dann flieh. Amaya würde nicht wollen, dass wir dich hier so kaltblütig und herzlos umbringen. Aber ich warne dich, wenn wir einander das nächste Mal begegnen, werden wir wieder Feinde sein.“

Fudo nickte. „Deine Entscheidung mag vielleicht noch grausamer sein, als mich einfach hinzurichten“, sagte er. „Dennoch danke ich dir.“

Raidon und Sakura traten zu Fudo und musterten Yokato finster. Der Ninja drehte sich um und wollte gehen, ebenso wandte sich auch das Mädchen ab, aber der Samurai baute sich vor seinem Doppelgänger auf.

„Wir werden einander wiedersehen, Bruder“, sagte er. „Ich weiß nicht wann, ich weiß auch nicht, wo, aber unsere Pfade werden einander noch kreuzen.“

„Vielleicht“, sagte Yokato. „Doch sei gewarnt, denn wir haben noch eine Menge Rechnungen offen.“

Mit einem Nicken verabschiedete Raidon sich, dann drehte auch er sich um und verschwand mit seinen beiden Verbündeten in der Hoffnung, keinem Digimon Deemon's in die Arme zu laufen.



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Von:  fahnm
2013-12-25T23:57:01+00:00 26.12.2013 00:57
Hammer Kapi


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