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Life of the Vampires

von

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Von Müttern und Vätern

Vollkommen unerwartet fand sich der Jüngere auf einmal auf dem Rücken liegend, weshalb er recht fragend in das Gesicht direkt über dem eigenen blickte. Was genau den Älteren nun zu dieser Tat verleitet hatte, wusste er nicht und er hatte auch nicht die geringste Idee. Da er jedoch diese blauen Augen sehen konnte, wie sie ihn eingehend musterten, lief ihm ein leichter Schauer durch den Körper. Solch eine Situation war noch nicht vorgekommen und er war sich auch noch nicht sicher, wie er damit umgehen sollte. Dennoch vertraute er ihm blind, sodass er lediglich die Hände hob, um sich leicht an ihm festzuhalten.
 

„Du hast von mir so viel mehr als von deiner Mutter…“, stellte Lestat leise fest, senkte den Kopf und setzte einen Kuss nach dem anderen auf die weiche Haut von der Wange den Hals hinab, „Oder hat sich das bei ihr geändert? Ich kannte sie eher als eine regelrechte… Sonnenanbeterin.“
 

„Das war sie auch bis zum Schluss… Dafür hab ich Sonne schon als Kind nicht besonders gut vertragen.“, entkam es dem Jüngeren mit leisem Seufzen, da er an ein Erlebnis zurück dachte. Eine Tatsache, die sein Vater irgendwie wohl spürte, denn er senkte seinen Kopf seitlich neben den seines Sohnes und rieb den eigenen leicht an dem seines Lieblings. Manchmal wünschte er sich, er hätte so vieles anders gestalten können, er wäre für den Jungen damals da gewesen und hätte ihn beschützt. Aber er wusste auch, dass dann alles anders gelaufen wäre und er könnte nicht sagen, ob sie dann wirklich so zusammen hier liegen würden…
 

„Willst du mir erzählen, was dir passiert ist?“, fragte er vorsichtig nach, wobei das schlicht immer so sein würde. André musste ihm nichts erzählen. Nie. Dennoch erkundigte er sich immer und immer wieder, weil es für ihn nichts Interessanteres gab. In dem Fall war er vielleicht blind vor Liebe, oder er trug solch sprichwörtliche Scheuklappen, dass er nichts anderes mehr sehen konnte. Aber ehrlich gesagt war ihm das vollkommen egal, denn zum ersten Mal fühlte er in seinem Herzen solch eine Wärme, die ihm viel mehr bedeutete als alles andere. Es war ein Empfinden, das nicht nur von ihm selbst kam, sondern vor allem deshalb so intensiv war, weil André es ihn in jeder einzelnen Sekunde spüren ließ.
 

„Kurz gesagt, hatte ich als kleiner Junge einen besonders schlimmen Sonnenbrand.“, verriet der Jüngere erst einmal, worauf sich sein Vater leicht löste und ihn gespielt streng ansah. Den Grund dafür offenbarte er ihm auch gleich: „Du weißt, ich mag keine Kurzfassungen. Schon gar nicht, wenn es um dich geht, André.“
 

„Am liebsten möchtest du jedes noch so kleine Detail wissen und sei es noch so unwichtig, mh?“, schmunzelte der unten Liegende und erhielt eine Art kleine Strafe, als ihm spielerisch in die Nase gebissen wurde. Natürlich überhaupt nicht bedrohlich oder verletzend. Es war wohl auch eher ein Haschen denn ein richtiger Biss. Die Geste wurde hingegen schon verstanden.
 

„Für mich ist nichts unwichtig, wenn ich dadurch mehr über dich erfahren kann. An deinem Leben konnte ich als Vater leider nie teil haben… Dafür möchte ich es zumindest ein klein wenig wieder gut machen, indem ich mir alles erzählen lasse.“, lächelte Lestat so unglaublich liebevoll, zärtlich und auch verliebt, dass das Lächeln eines Engels nicht schöner hätte sein können. Genau dieser Anblick war es, der André jedes Mal aufs Neue Herzklopfen bescherte, denn er konnte einfach ganz deutlich spüren, dass so etwas nie jemand vor ihm erlebt hatte. Niemand würde diesen Vampir, den man als so kaltes und blutrünstiges Monster oftmals betitelte, je so sehen, wie er es durfte. Für ihn war das… wahrhaft höchstes Glück. Deshalb konnte er ihm alles ohne großes Zögern anvertrauen…
 

Im letzten Sommer, bevor André in die Schule kam, besuchte seine Mutter mit ihm gemeinsam seine Tante in Spanien. Das Wetter war schön und entsprechend heiß. Für Selina genau richtig, denn sie liebte die Sonne, genoss entsprechend den großen Garten ihrer Schwester und lag dort oftmals mehrere Stunden auf einem Strandtuch nahe dem Swimmingpool. Die Verantwortung für ihren Sohn übertrug sie einfach ihrer Schwester, dass Arisa sich doch um den Jungen kümmern sollte. Dass sie zu der Zeit ebenfalls ein kleines Kind hatte, wurde von der Älteren einfach außer Acht gelassen.
 

André war mit seiner Tante drinnen im großen Haus und beobachtete sie recht neugierig, wie sie sich um den kleinen Jungen kümmerte. Allerdings blieb er aus Vorsicht heraus ein wenig auf Distanz. Aber Siro konnte schon einzelne Schritte machen, was er sehr interessiert verfolgte. Immerhin sah das auch süß aus, wie sich so ein kleiner Fratz bewegte. Nur wie Kinder eben waren, war ihm das nach einer Weile etwas zu langweilig…
 

„Du..? Tante Arisa..?“, fragte der Junge richtig lieb und auch teilweise mit lang gezogenen Lauten, weil er auf sich aufmerksam machen wollte, was ihm durchaus gelang. „Darf ich raus in den Garten?“
 

Verbieten wollte sie es ihm nicht, aber ihre Schwester hatte ihr auch gar nichts Genaueres hierzu gesagt. Ob der Junge erst mal ordentlich mit Sonnencreme versorgt werden sollte oder dergleichen. Sie selbst würde ihren Kleinen nicht ohne ausreichend Schutz hinaus lassen. Aber das war eine andere Geschichte, denn hierfür gab es durchaus einen guten Grund. Vielleicht würde André das auch irgendwann einmal erfahren. Im Augenblick dachte seine Tante nur nach, wie genau sie handeln sollte.
 

„Natürlich darfst du raus, aber nicht zu viel in der Sonne bleiben, okay?“, lächelte sie dann nach kurzem Überlegen, worauf der Junge regelrecht zu strahlen begann. Eifrig nickte er, weil er ja auch gar nicht so sehr in die Sonne wollte, sondern einfach mal draußen den Garten und die vielen Pflanzen erkunden. Natur war nämlich etwas ganz Tolles, wie er fand.
 

Draußen staunte er nicht schlecht. Das Gras hatte so ein dunkles Grün und viele verschiedene Blumen konnte er entdecken. Manche mitten drin im Gras und andere in eigenen, kleinen Beeten angelegt. Richtig fasziniert kam er die Stufen von der Terrasse hinab und folgte einem kleinen Weg, der mit Kies vorgegeben war. Ganz genau wurde alles betrachtet und gemustert. Sonst lebte er mitten in Rom, durfte nur sehr wenig wirklich hinaus mal in den Park oder so, weshalb er es hier ganz besonders genoss.
 

An einem schattigen Platz kniete er sich dann ins Gras und beobachtete einen kleinen Vogel, der ein wenig entfernt gerade durchs Gras sprang. Zumindest würde er es als Springen oder Hüpfen bezeichnen, so wie das kleine Wesen sich bewegte. Da vergaß er ein wenig die Zeit, bis er ganz plötzlich etwas spürte, das er gar nicht kannte…
 

Durch das Blätterdach eines großen Baumes gelangten einzelne Sonnenstrahlen bis zu André. Sie berührten kleine Stellen in seinem Gesicht, färbten die Haut ein wenig rot und ließen ein leicht brennendes Gefühl zurück, das ihm bis eben unbekannt gewesen war. Da er sich selbst jedoch nicht sehen konnte, entging ihm diese zarte Rötung. Nur berührte er seine Wangen, spürte auch da eine gewisse Hitze, die ihn verwunderte und verwirrte. Dennoch nahm er das gelassen, kam hoch auf die Beine und folgte dem Weg ein wenig weiter, sodass er kurz darauf das Sonnenlicht erreichte, wo er eine ganz besonders schön blühende Blüte sah.
 

Als er gerade die Hand nach ihr ausstreckte, um dieses zarte Orange der Lilie mit den Fingern zu berühren, begann es auch hier zu brennen und er sah hinab, wo er die rote Färbung nun am Handrücken erkannte. Es dauerte auch gar nicht lange, da bildeten sich leichte Blasen, sodass er richtig erschrocken beide Hände näher zog und sie abwechselnd musterte. Auch auf der zweiten Hand merkte er langsam die Rötung genauso wie die Blasen, die sich langsam bildeten.
 

Ein hilfloser Schrei ging durch den Garten, der Arisa nach draußen lockte und sogar Selina von ihrem Badetuch aufschrecken ließ. Beide stürmten in die Richtung, aus der sie die Stimme vernommen hatten und fanden André mit leicht panischem Blick vor. Zwar spürte er eine enorme Hitze, es brannte auch recht stark, aber sein Schmerzempfinden war, zu seinem Glück sollte man sagen, im Vergleich zu normalen Menschen doch deutlich anders. Für ihn war am schlimmsten eher, dass sich seine Haut gerade so sehr verändert hatte und dass es sich total seltsam anfühlte für ihn.
 

Bevor Selina ihrem Sohn aber half, hielt sie ihrer Schwester erst einmal noch eine Predigt über Vernachlässigung: „Du bist doch echt zu blöd, Arisa… Da bitte ich dich ein Mal auf meinen Sohn aufzupassen und was machst du? Lässt ihn einfach allein raus gehen in die Sonne und dann passiert DAS!“
 

André kam es wie eine Ewigkeit vor, in dem diese Frau einen Monolog von sich gab, bei dem seine Tante kein einziges Wort erwidern konnte. Nicht, weil ihr nichts eingefallen wäre. Aber sie kam einfach nicht zu Wort. Selina sprach immer weiter, bis sie irgendwann doch wieder einmal Luft holte und ihr dabei auffiel, dass André leichte Tränen in den Augen hatte. Sie schrieb das den Schmerzen zu, die der Junge doch haben musste, hob ihn hoch und trug ihn gleich direkt ins Haus, wo sie aus der Küche Eiswürfel holte und damit erst einmal den Sonnenbrand zu kühlen versuchte.
 

„Sie hat erst deiner Tante so eine Standpauke gehalten und sich nicht einmal gleich um dich gekümmert?“, fragte Lestat plötzlich entsetzt nach, wobei er André direkt ansah und eingehend musterte. Mit leichtem Nicken senkte der Jüngere aber den Blick, weil ihm das schon etwas unangenehm war. Diese Frau war in vielen Dingen seltsam gewesen und langsam verstand sein Vater, wieso er nicht gut auf sie zu sprechen war.
 

„Es wäre viel wichtiger gewesen, dir so schnell wie möglich zu helfen… Arisa Vorwürfe machen hätte sie später immer noch gekonnt. Obwohl deine Tante nichts falsch gemacht hat.“, sprach der Ältere seine Gedanken aus und sank wieder neben seinen Sohn, den er nahe an sich heran zog und beschützend in seine Arme schloss, „Es tut mir so leid, was da passiert ist… Ich wünschte, ich hätte früher für dich da sein können, dich beschützen und dir helfen…“
 

„Das weiß ich doch.“, meinte André und lächelte, was sogar in seiner Stimme zu hören war, auch wenn ein wenig Wehmut durchaus mitschwang, „Manchmal kam es mir so vor, dass sie anderen die Schuld für ihre Fehler gab. Immerhin hätte sie auf mich aufpassen müssen und nicht die Verantwortung einfach mal eben so an meine Tante abgeben. Aber das hat sie oft gemacht… Wenn etwas passiert ist, waren immer alle anderen Schuld. Nur ihr selbst war vorher egal, was ich gemacht habe.“
 

„Ich hätte dich selbst im Sonnenlicht nicht allein gelassen.“, kam ganz unerwartet von Lestat, worauf der Jüngere aufsah und ihn nach einem Moment der Stille anlächelte. Solch ein Satz bedeutete ihm sehr viel und das ließ er ihn auch wissen: „Du wärst eben nie mein Vater gewesen sondern mein Papa. Sie hat es in meinen Augen nicht einmal verdient, dass ich sie jemals ‚Mutter‘ genannt hätte.“
 

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Nach längerem gibt es ein neues Kapitel. Da ich mit Freitag erst mal in Urlaub fahr, wollte ich davor aber zumindest eines noch fertig schreiben und Tada... HIER ist es auch schon!
 

Hoffe, es gefällt ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bella-Estrella
2011-07-04T10:12:09+00:00 04.07.2011 12:12
Mhm, es gefällt *schmunzel* Habs leider erst spät gesehen, da ich selber auch grad wenig Zeit hatte, online zu gehen. Habe ich schon mal erwähnt, daß ich André's Mutter nicht mag/mochte? *gg*
Aber wieder schön erzählt *nick* Wie immer eigentlich, gell^^

lG
~Bell



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