Zum Inhalt der Seite

Sonnenuntergang

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

So, das hier ist meine neuste FF. Sie ist am anfang ziemlich düster, wie die meisten, aber lasst euch nicht davon abschrecken. Ich hoffe, sie gefällt euch. ^-^
 

Aleksiel
 

--------------------------------------------
 

Flammen erhellen die düstere Szenerie. Die Decke und die Wände erinnern an eine Gruft, wie in den Katakomben alter Klöster und Kirchen. Spinnenweben hängen an modrigem Gestein und Fledermäuse regen sich ab und zu an ihren dunklen Schlafplätzen. Eine Atmosphäre von Tod und Verfall liegt über dem düsteren Ort.

Das blasse junge Mädchen auf dem kalten Stein starrt blicklos ins Nichts. Ihr schlanker Körper steckt in einem weißen langen Kleid, das ihre Schultern frei lässt. Ihr blondgelocktes Haar ist wie ein Schleier um ihren Kopf verteilt und im flackernden Schein des nahen Feuers wirkt sie wie ein zur Erde gestiegener Engel. An einem dünnen goldenen Kettchen hängt eine tränenförmige Perle auf ihrer weißen Stirn. Ihre Haut ist blass, fast durchsichtig. Wie Pergamentpapier.

Große blaue Augen voller Leere. Wie tot. Sie hat keine Erinnerung mehr. Schon lange nicht mehr. Lange nicht mehr? Seit hundert Jahren. Hundert Jahre... Aber welche Erinnerung? Sie spürt es in sich, dass da etwas ist. Wo kommt sie her?

Einige dunkle Gestalten sehen auf, als sie sich erhebt. Über den schmutzigen Steinboden schwebt, als wäre es das glänzende Parkett eines Ballsaals, aus dem sie gerade zu kommen scheint. Die kurze Schleppe ihres Kleides schleift auf dem Boden, ohne durch einen Fleck beschmutzt zu werden. Ihre blonden Locken fallen perfekt über ihren Rücken bis hinab zu ihrer Taille, obwohl sie darauf geschlafen hat. Den Tag verschlafen, wie sie jeden Tag verschläft. Egal ob auf kaltem Stein in düsteren Krypten oder blutrotem Samt in einem dunklen Eichensarg. Doch wie kam sie hier her?

Eine Hand bietet sich ihr an. Ohne zu zögern greift sie danach. Fühlt die kühle Glätte von schwarzem Leder. Rafft graziös die weiße Seide ihres Gewandes und schreitet neben einem schwarz gekleideten Mann an den Reihen soeben erwachender Vampire vorbei, hinab in tiefere Gefilde, in denen sich die Gemächer des Meisters befinden. Die letzten schwachen Strahlen der untergehenden Sonne erhellen Teile verfallener Grabgewölbe, die sie durchschreiten. Kein Licht berührt sie, bis sie zu einem Tor kommen, verschlossen von einer Gittertür, die sie hinab führt in das Reich der Toten.

"Lady Lucrifera, der Meister lässt überall nach Euch suchen." Ein kleiner Diener läuft neben ihr her, halb gebeugt, vor Ehrfurcht zu ihr aufsehend. Ihr leerer Blick streift ihn, ohne ihn zu sehen. "Der Meister..." Verständnislos formen ihre Lippen die zwei Worte. Verständnislos. Erkennungslos. Desinteressiert.

"Ich bringe dich zu ihm." Die tiefe Stimme des Mannes neben ihr. Samael. Der Name taucht auf aus dem Nichts. Sie kennt ihn. Aber woher... Nein, es ist unwichtig.

Am Ende des langen dunklen Gangs zuckt Feuerschein. Fackeln erhellen Marmorwände und Alabastersäulen. Die Flügel eines Tores aus schwarzem Ebenholz stehen weit offen, das Innere des dahinter liegenden Raumes ist verhangen mit blutrotem Brokat. Ein schwarzer Handschuh schiebt den schweren Stoff zur Seite und führt sie hinein.

"Da bist du ja, mein Kind." Eine rot gefleckte Hand mit Nägeln wie Krallen streckt sich nach ihr aus und nimmt ihre weißen Finger. Ein merkwürdig verzerrtes Gesicht, dämonisch. Der Mund rot umrandet wie blutig. Ein kahler Schädel, ohne ein Haar. Ohren, die spitz zulaufen. Rote Augen, leblos und kalt. Der Meister. Ein Lächeln von ihm, das seine Augen nicht erreicht, nicht einmal seine Lippen, obwohl sie sich merkwürdig nach oben verziehen.

Seine andere Hand hebt ein Kristallglas, in dem eine rote Flüssigkeit schimmert wie Rubin. "Trink, mein Kind." Gehorsam schließen sich ihre Finger und sie setzt den kühlen Becher an ihre blutleeren Lippen. Legt den Kopf langsam in den Nacken, während der köstliche Saft ihre Kehle hinab rinnt. Lebenssaft. Als sie das Glas zurück gibt, sieht sie aus den Augenwinkeln einen leblosen Körper liegen. Ein junges Mädchen, hübsch, wie es alle sind, die der Meister fordert. Tot. Nur ein Opfer, kein Anwärter. Eine der Niederen. Diejenigen, die nicht freiwillig zu Nachtschwärmern werden, sind nur Sklaven. Sie dienen den Untersten derer, die zu ihnen kommen und um die Ehre bitten, aufgenommen zu werden.

Sie knickst leicht. Noch nach hundert Jahren hat sie es nicht vergessen. Nicht lassen können. Es ist ihre Erziehung. Ihre Erziehung... Sie merkt, dass der Meister sie fragend ansieht. Hat sie etwas übersehen? Ja, eine Frage... Wo sie gewesen ist. "Mein Meister, ich verbrachte die Nacht nicht sehr komfortabel in den Grüften der Niederen."

"Aber wieso bist du nicht zurück gekommen, mein Kind?" Er ist leicht erschreckt. Schockiert? Besorgt? Nein, das kann es nicht sein. Wesen der Nacht haben keine Gefühle. Kaum Gefühle. Keine Besorgnis. Aber niemanden sonst nennt er sein Kind.

"Carpe Noctem, Dominus meus." Erneut neigt sie den Kopf, knickst kurz. Wartet auf seine Worte.

"Carpe Noctem, Filia mea." Er lächelt ihr wieder zu. Ob freundlich, ob... etwas anderes...

Sie wendet sich um und schwebt an ihm vorbei. Durch die schweren Vorhänge aus Brokat, vorbei an den Fackeln im Marmorgang, durch die Dunkelheit der Katakomben, die schwach erhellt werden von ihren jetzt leuchtenden Augen. Nicht mehr blau, wie noch vor Minuten, jetzt rot wie das Blut, das auf ihren Lippen zu kleben scheint. "Süße Nacht..." Ihre Worte verhallen ungehört in der Finsternis, dann tritt sie hinaus in die Schatten des Friedhofs. Die Jagt beginnt.
 

Nacht. Sterne stehen am klaren Himmel. Düstere Sterne. Ein düsterer Mond. Mitternacht. Zwölf dumpfe Schläge einer Turmuhr. Schatten huschen über andere Schatten. Ein Friedhof. Grabsteine ragen auf über kleinen Hügeln. Namenlose Engel senken ihre milden Blicke auf welkende Blumen.

Eine Gestalt wandelt ziellos über unsichtbare Wege. Kurzes Haar, das ab und zu vom Wind gestreift wird. Ein weißes Hemd, das leicht leuchtet im Mond, der Kragen steht offen, ein dunkler Anzug, die Hände in den Hosentaschen. Ein junger Mann. Sein Blick ist gesenkt auf seine Füße, auf das bisschen Gras, das er zertritt. Er achtet nicht auf die Umgebung, scheint nachdenklich vertieft in die unerfindlichen Gründe, die ihn zu so später Stunde an diesen ungastlichen Ort lockten.

Bäume rauschen. Welke Blätter werden durch die Luft gewirbelt. Und irgendwo ein weiterer, einsamer Schatten, der zwischen den Gräbern wandelt. Ein heller Schatten, silbrig glitzernd vor dem schwach leuchtenden Mond. Silbrig und weiß, mal schwebend wie ein Geist, mal starr und perfekt wie eine der Marmorstatuen.

"Süße Nacht..." Ein Ton, als höre man die Engel singen. Eine Stimme, so süß und lockend wie der schöne Körper einer Frau. Der Körper dieser Frau, der zwar verhüllt ist von weißer Seide, aber doch sichtbar. Eine helle Hand streckt sich nach ihm aus, winkt ihn gestenlos näher. Er merkt, dass er auf sie zu tritt, obwohl er sich wehren will. Kann nicht anders, als diesem betörenden Ruf zu folgen.

"Engel..." Er weiß selbst nicht, wie er darauf kommt. Blonde Locken, die über schmale weiße Schultern wallen wie ein Heiligenschein. Ein langes, weißes Gewand über einem schmalen, fast jungenhaften Körper. Weiße Haut wie Pergament, fast durchsichtig, doch man sieht keine Ader. Als flösse kein Blut in ihr. Und doch rote Lippen. Blutrot. Und dazwischen schimmernde weiße Zähne, wie Diamanten und Rubin. Unschuld. So viel Unschuld in diesem Engel. Und doch wollüstige Versuchung. Verlockung, die Sehnsucht in ihm weckt.

"Nein..." Er spürt schon ihren eisigen Atem an seinem Hals, ihre zarten Finger, deren krallenartige Nägel er gar nicht wahrgenommen hat. Glaubt schon das Eindringen der Zähne in seine Haut zu fühlen. War es nicht das, was er wollte? Warum wehrt er sich? Warum sträubt sich sein Innerstes dagegen? ,Kämpfe nicht', scheinen ihre Blicke zu flüstern. ,Gib auf. Erliege meinem Liebreiz. Gib dich mir hin.' So süß lockt die willkommene Dunkelheit des Todes...

"Nein." Eine weitere Stimme. Ein Mann, der neben ihn tritt, zärtlich sanft ihre weißen Finger von ihm zieht und ihre kindliche Unschuld zurück bringt, als der Vampir in ihr erlischt. "Jage wen du willst, doch das ist nicht dein Opfer." Samael, der Hohepriester des Meisters. Einer der höchsten Vampire.

"Lass mich meinen Durst stillen..." Verlangend streifen ihn ihre Blicke. Unschuld? Nein, nicht mehr. "Quäl mich nicht." Jetzt ein bittender Blick an Samael, der sogleich wieder auf ihn zurück schweift, mit der selben Intensität wie gerade noch.

"Junge." Er sieht auf, in die kalten schwarzen Augen Samaels. Der große dunkle Mann reicht ihm ein silbernes Kettchen mit einem Kreuz, in dessen Mitte ein Rubin im Mondschein flimmert. Ein silbernes Kreuz... Er glaubt einen Moment lang Rauch aufsteigen zu sehen von den schwarzen Handschuhen des Vampirs, dann hält er das Kettchen in der Hand, zögernd, bevor er es sich umlegt.

"Trage das, und sie werden dich nicht anrühren. Es ist Schutz und Erkennung." Er nickt dem Vampir zu, der sich schon umgedreht hat und mit weit ausholenden Schritten über den Gottesacker schlendert, wobei sich sein langer, hinten geschlitzter Mantel wie schwarze Vogelschwingen im Wind bläht.

Er sieht ihm nach, dann bemerkt er das Mädchen, das ihn halb interessiert, halb belustigt mustert. Wie alt mag sie sein? Fünfzehn? Sechzehn? Hundert? "Wie heißt du?", wagt er zu fragen.

Sie lächelt nur weiter, betörend schön, doch er spürt die Kraft des kleinen Kreuzes, das ihn davon abhält, ihrem Reiz zu verfallen. "Namen sind Schall und Rauch."

"Bitte sag ihn mir", fragt er erneut, auch wenn es sich nicht gehört. Oder doch? Darf er sie denn überhaupt ansprechen? Zu stören scheint es sie nicht.

"Was ist ein Name? Würde eine Rose nicht ebenso lieblich duften, nannten wir sie anders?" Ihr Engelslachen verklingt in der Dunkelheit, als sie durch die Gräber davon schwebt. Er starrt ihr nach, bis das strahlende Weiß ihres Gewandes nicht mehr zu sehen ist, vielleicht auch länger. Es scheint ihm, als erwache er aus einer Trance.

Schweigend beginnt er seinen Marsch nach Hause, durch dunkle Menschenleere Straßen, allein und einsam. Doch er fühlt sich beobachtet. Er weiß, dass sie ihm folgen. Das tun sie immer. Sein Vater hat es ihm gesagt. Das und mehr. ,Man muss Opfer bringen', sagt er. ,Seit Generationen dienen unsere Ahnen den Vampiren, für Gegenleistungen, die uns Macht, Ruhm und Reichtum garantieren. Wir sind groß geworden durch die Vampire. Schon dein Urgroßonkel hat für seine Familie das Opfer gebracht, dem Meister zu dienen. Er und viele andere.'

Er erinnert sich nur zu genau an die Worte seines Vaters. Er weiß, was es für seine Familie bedeutet, so auserwählt zu sein. Nur wenige besitzen diese Ehre. Und dieses mal ist er es, der das Opfer bringen wird. Auch wenn sie es nicht verlangen. Für die Familie. Und für sich selbst.

"Sorako..." Wie Trauergesang klingt der Name durch die Nacht. Gesang eines Toten...
 

Eiskalte Blicke streifen trostlose Häuserfassaden, die im schwachen Mondlicht wirken wie höhnisch grinsende Gesichter. Eine weiße Gestalt, wie ein Geist, die mit den Schatten verfließt wie Wasser. Die immer dann unsichtbar zu werden scheint, wenn der junge Mann auf der Straße stehen bleibt und sich umsieht nach ihr. Sie weiß, dass er sie nicht sieht, aber er spürt ihre Anwesenheit.

Ein junger Mann... So gern hätte sie ihre Zähne in seinen Hals versenkt und sein süßes, jugendliches Blut getrunken. Sein Hals ist so appetitlich, so frisch... Was macht schon ein Leben? Ihr würden sie es verzeihen...

Er ist wieder stehengeblieben und hat sich umgesehen. Sie erblickt. Stört es sie? Wo er sie doch so gern zu sehen scheint... Sie erinnert sich noch genau an seinen sehnsüchtigen Blick, auch nachdem sie ihren Zauber über ihn gelöst hatte.

"Hallo." Er starrt sie an.

"Hallo", antwortet sie und lächelt ihn an. "Darf ich dich ein Stück begleiten?" Er nickt leicht, bevor er weiterhin mit gesenktem Kopf die Straße entlang schlendert. Sie beobachtet ihn stumm aus den Augenwinkeln, während sie neben ihm her läuft.

"Warum beobachtest du mich?", fragt er irgendwann, ohne sie anzusehen. Fürchtet er, dass sie ihn wieder versuchen könnte zu beißen? Wenn ja, hätte er doch gar nicht so unrecht, oder?

"Samael ist nicht immer zu Stelle", antwortet sie. Sie weiß zwar nicht, warum er sie um ihr Mitternachtsopfer gebracht hat, aber er wird seine Gründe haben. Er sagt nichts weiter. Sie lächelt wieder. Ein Vampirlächeln, wie es andere nenne würden. Kalt und seelenlos.

"Wie heißt du?" Erneut fragt er. Sie hatte ihm nicht geantwortet, vorhin.

Ihr Blick ist ernst. "Sie nennen mich Lucrifea." Man nennt sie so. Aber ihr wahrer Name... Sie erinnert sich nicht mehr. Schon lange nicht mehr. "Wie heißt du?", fragt sie irgendwann zurück, als er tatsächlich fragend aufsieht, ihres Schweigens wegen.

Das entlockt ihm ein schwaches Lächeln. Schwach... fast gequält, dass er überhaupt lächeln muss. "Welchen Namen meinst du?"

"Hast du zwei?" Als er nickt, ist sie fast neidisch. Er kennt sein Leben... Er kennt seine Vergangenheit.

"Keiji Nakazawa." Nakazawa... Dieser Name bewirkt irgend etwas in ihr. Sie weiß nicht, was, aber... in ihrem Inneren fühlt sie... eine seltsame... Anziehung. "Die anderen nennen mich Raven."

Irgendwann tauchen sie ein in Dunkelheit und ein riesiges Haus steht vor ihnen. In der ersten Sekunde sieht er fast ehrfürchtig dazu auf, dann wendet er sich ihr zu. Würde es tun, aber er sieht sie nicht mehr. Er scheint verwirrt, dreht sich immer wieder um, doch sie lächelt nur still, in der tiefsten Dunkelheit stehend, unsichtbar trotz ihres weißen Kleides. Nicht einmal ihre Augen, die sonst wie Sterne strahlen in der Nacht, mal wie Katzenaugen oder kleine Feuer, sind jetzt noch zu sehen.

Er scheint traurig, dann öffnet er eine kleine Tür, versteckt hinter Büschen, die an der großen Außenmauer des Grundstücks entlang wuchern, ein Stück neben dem eisernen Eingangstor, und verschwindet dahinter. Sie sieht ihm noch eine Weile nach, wie er einen unsichtbaren Weg entlang schlendert, traurig, verlassen, als wäre er der einsamste Mensch der Welt. Deckungslos. Ein leichtes Opfer für sie. Sie bräuchte nur durch das kleine Tor zu treten und ihn zu rufen. Und er scheint sogar darauf zu warten.

Hofft er denn so sehr auf den Tod? Auf seinen Tod? Sie fühlt sich, als würde ihr Herz heftiger schlagen, wenn es das denn noch könnte. Das verwirrt sie einen Moment. Noch mehr, als das Gefühl der Leere, das sich seit einiger Zeit in ihr ausgebreitet hat. Das Gefühl, dass sie alles verloren hat. Wer ist sie? Wer oder was? Sie hat keine Vergangenheit mehr. Keine Zukunft. Wie er. Er wird seine Vergangenheit ebenso verlieren wie sie. Seine Identität. Irgendwann wird auch er nur noch einer der vielen Nachtschwärmer sein, die einsam durch die Dunkelheit streifen, auf der Suche nach einem Opfer. Irgendwann wird auch er die Finsternis der Gruft sein Heim nennen und doch heimatlos sein. Wenn sie weinen könnte, hätte sie eine Träne für ihn vergossen.

"Lass dir niemals einen Kuss rauben", flüstert sie in den lauen Nachtwind. "Sonst rauben sie dir deine Seele und irgendwann bist du... nichts mehr."

Hat er sie gehört? Er ist stehen geblieben, oben auf der großen Treppe, und sieht in ihre Richtung. Ob er sie sieht? Dieser Gedanke lässt sie lächeln, emotionslos. Einfach lächeln, weil es sie amüsiert. Sie dreht sich um und schlendert den Weg zurück, durch die Halbschatten, durch tiefe Dunkelheit. Sie weiß, dass er ihr nach starrt, wenn er sie sieht. Sie fühlt seinen Blick auf sich.

Seinen Blick... irgendwann schwindet er. Schwindet, wie das leise Mitleid mit ihm. Warum sollte sie um ihn weinen? Warum sollte sie sich um ihn kümmern? Um seine Vergangenheit... vielleicht war es auch nur Neid, weil er sein Leben kennt.

Nakazawa... Woran erinnert sie das? Was ist es, das in ihrem Kopf dröhnt und sie nicht zur Ruhe kommen lässt? Was ist es, dass sie jede Nacht vergessen lässt? Nicht einmal an das Gestern erinnert sie sich. Das Gestern... Sie ist in den Ruinen erwacht, dort, wo die Diener wohnen. Diejenigen, die als Opfer zu ihnen gekommen sind.

Samael taucht in ihrem Kopf auf. Ist er daran Schuld?
 

Das Haus ist leer. Leer und dunkel. Minutenlang bleibt er in der großen Eingangshalle stehen und genießt die Einsamkeit. Fast wie in einem Grab.

Dann schüttelt er den Kopf, als würde er erwachen, und geht weiter, die Treppe hinauf in sein Zimmer. An ihm vorbei ziehen die Bilder seiner Ahnen. Frauen und Männer, die dafür sorgten, dass der Name Nakazawa mit Ehrfurcht ausgesprochen wird.

Dann ist er in seinem Zimmer, sitzt auf seinem Bett und sieht sich um. Die Wände mit Regalen verstellt, alles düster. So wie er es mag. Schränke aus schwarzem Holz. Gardinen aus dunklem Samt. Er weiß nicht mehr, wann er seine Einrichtung geändert hat. Sein Leben...

"Sorako..." Wieder flüstert er den Namen in die Nacht. Wie das traurige Grollen eines Wolfes. Warum nur? Warum nur wollen sie ihn nicht glücklich werden lassen? Und dann das... Er ergreift das Bild auf dem kleinen Tischen neben seinem Bett. Das Mondlicht ist nicht hell genug, um ihn die beiden auf dem Foto erkennen zu lassen, aber er hat es sich so oft angesehen, in den letzten Wochen, dass es sich unauslöschlich in sein Gehirn eingebrannt hat.

Sonnenschein. Rauschende Bäume vor einem azurblauen Meer. Und davor sie. Sie beide. Er und Sorako. Sie waren damals glücklich. Sie fehlt ihm so... Hat ihm gefehlt... Ihr Lachen. Ihre brauen Augen. Ihr langes, schwarzes Haar, so weich. Ihr Duft, der er noch manchmal wahrzunehmen glaubt. Ihr ganzer Körper, den er so gern gespürt hat.

Blicklos starrt er ins Nichts. Hat ihm gefehlt... Irgendwann hat Leere die Sehnsucht nach ihr ausgelöscht. Resignation. Er hat sie so sehr geliebt und jetzt sollte das alles so einfach vorbei sein? Manchmal wünscht er sich, so normal zu sein wie so viele andere. Nicht immer die Verantwortung auf seinen Schultern tragen zu müssen, die mit dem Namen Nakazawa zusammenhängt. Er hätte sich so gern in die Dunkelheit gestürzt. Einfach in den Tod.

Zum tausendsten Mal holt er eine 44er Magnum aus ihrem gläsernen Schutzkasten. Einfach abdrücken und alles wäre vorbei. Schon tausend mal hat er diese Möglichkeit durchdacht. Schon tausend mal sie immer wieder verworfen. Ehre. Das ist wichtig. So einfach aufzugeben ist Schwäche.

Er legt die Waffe zurück und wirft sich auf sein Bett. Starrt an die Decke wie jede Nacht. In fünf Stunden ist Sonnenaufgang. Er sollte schlafen, aber er tut es nicht. Schon lange hat er nicht mehr geschlafen. Und wenn, dann nicht viel. Wozu noch? Bald wird er nur noch tot sein.

Er denkt an Samael und dessen Versprechen. Vampire fühlen nichts. Sie sind kalt und seelenlos. Er wäre tot, aber untot. Noch immer da für seine Familie. Hätte sich nicht geändert, da er tagsüber sowieso niemals draußen ist. Würde es überhaupt jemand merken, wenn er stirbt? Würde es jemanden interessieren?
 

Sonnenschein dringt gleißend hell durch die leicht geöffneten Vorhänge. Schon lange spielen goldene Strahlen auf dem dunklen Holz der Regale, auf verstaubten Büchern. Noch immer liegt er auf dem Bett, die Hände unter dem Kopf verschränkt, und starrt an die Decke.

Leises Knarren sagt ihm, dass jemand das Zimmer betritt und seine Mutter erscheint in seinem Gesichtsfeld. Er macht sich nicht die Mühe, sie anzusehen.

"Oh Keiji..." Besorgnis liegt in ihrer Stimme, auf ihrem Gesicht. "Es ist nun schon so lange her - du musst sie vergessen." Er schweigt. Straft sie mit Verachtung. Ignoriert sie. Es ist ihre Schuld, dass... "Du hättest sie nicht retten können." Sie versucht es ihm einzureden.

"Ach, nicht?" Jetzt dreht er seinen Kopf zu ihr. Sieht sie an mit freundlicher Herablassung. Mit Spott. "Ich hätte sie also nicht retten können?" Seine Mutter weicht zurück, als er die Beine auf den Boden schwingt und sich aufsetzt. Hat sie Angst vor ihm? "Du weißt, dass das nicht wahr ist."

"Ich..." Sie fasst sich an den Hals, versucht ihm tapfer in die Augen zu sehen, aber sie zittert. Zuckt. Und blickt zur Seite.

"Wäre ich nur einmal so verlogen schwach gewesen, wie ich es niemals sein sollte. Hätte ich nur gesagt, ich würde sie nicht lieben, sie wäre mir egal und alles, was ich ihr je versprochen hätte, wäre eine Lüge gewesen, um sie ins Bett zu bekommen. Ist es nicht so?" Verächtlich sieht er auf sie herab, jetzt wo er vor ihr steht. "Sie hätte niemals sterben müssen, wenn ich nicht getan hätte, was Vater von mir verlangt."

Eine Hand rast zu auf sein Gesicht, trifft es und wird zurückgezogen. Wütend, aber ängstlich sieht seine Mutter ihn an. Mehr wütend als letzteres. "Wie kannst du es wagen? Das unterstellst du ihm? Er ist dein Vater!"

"Er ist ein Mörder." Er geht an ihr vorbei aus dem Zimmer. Sonnenlicht trifft ihn schmerzhaft, als er die Treppe hinab steigt. Er ignoriert es. Wie alles andere. Alle anderen, die ihn ansehen. Fragend. Ängstlich. Verwirrt. Betritt den Speisesaal, in dem sein Vater die Morgenzeitung liest.

Ein freundliches: "Guten Morgen, mein Sohn", klingt ihm entgegen. Er sendet dem Mann nur einen herablassenden Blick. Nicht mehr. Wozu? Sein Vater. Ein Mörder. Der Mörder von Sorako. Er lässt sich auf einem Stuhl nieder, einfach der Gewohnheit wegen. Essen... Er kann sich nicht mal mehr erinnern, wie das schmeckt. Aber ein Satz lässt ihn aufsehen: "Ich muss mit dir reden, mein Sohn."
 

Wieder Nacht. Wieder eine düstere Gestalt, die über den Friedhof wandert. Vor einem jungen Grab stehen bleibt. Weiße Lilien. Blumen der Trauer.

Ein Kopf mit blonden Locken lehnt an einem Baum, eine weiße Hand streichelt unbewusst über dessen Rinde. "Er sieht so traurig aus..." Eine melancholische Stimme.

"Seine Freundin ist tot." Sie sieht Samael an. Er klingt so unbeteiligt. Als er ihren Blick bemerkt, wird der seine fragend. "Sieh mich nicht so entrüstet an. Fühlst du etwas für ihn?"

Sie will es abstreiten, dann erschrickt sie leicht. Abstreiten... Wann hat sie das letzte mal etwas für jemanden empfunden? Hat sie das jemals? "Er sieht traurig aus", wiederholt sie leise und sieht wieder zu ihm. "Aber warum sind seine Augen so leer?" Kein Mensch hat leere Augen. Kein lebender Mensch.

"Er ist tot. Fast tot. Er weiß es nur noch nicht. Aber er wird bald sterben müssen, wenn er sie nicht vergisst." Samaels Hand wandert ihre Taille hinab, bis fast auf ihren Po, wie so oft, wenn sie allein sind. Wenn der Meister nicht da ist. Sie ignoriert es.

"Warum?", fragt sie weiter. Sterben, weil man jemanden nicht vergessen kann? Sie fühlt sich eher, als müsste sie sterben, gerade weil sie alles vergessen hat.

"Weil er sie geliebt hat. Die Lebenden verschenken ihr Herz an Menschen, die sie lieben. Und wenn diese Menschen von ihnen gehen, bricht ihr Herz. Wenn sie sich nur trennen, ist es nicht so schlimm. Irgendwann schlägt ihre Liebe in Hass um, weil sie verletzt wurden. Aber wenn der geliebte Mensch stirbt, bricht ihr Herz nicht. Ein Teil davon, der Teil, den sie verschenkt haben, stirbt mit dem anderen. Und wenn sie ihr ganzes Herz vergeben haben, sterben sie selbst, wenn sie nicht vergessen."

"Und er kann nicht vergessen...?" Als sie ihre Hand ausstreckt, scheint es, als könne sie ihn berühren. Bald wird er sterben... Sterben, egal was passiert. Und er wird vergessen. Alles. Er wird sich selbst verlieren.

Sie stößt sich sanft vom Baum ab und schlendert über den Friedhof, zwischen Grabsteinen und Kreuzen hindurch, beschattet von Trost heuchelnden Engeln und Heiligenstatuen. "Hallo." Sie lächelt ihn an, so freundlich, wie sie jeden anlächelt. Jeden...? Eine winzige Nuance schwindet, wird durch eine andere ersetzt und ihr Lächeln wird von der freundlichen Herablassung für gleichgestellt zum sanften Engelszauber, den sie dem Meister schenkt. Sie weiß nicht einmal, wieso sie das tut.

"Hallo", antwortet er, senkt dann wieder den Blick. Sieht hinab auf das Grab, als könnte er nicht fassen, dass es existierte. Sie hockt sich hin und nimmt eine der Lilien und steht dann wieder auf. Riecht daran und schlendert weiter über den Gottesacker, wie über eine schöne Wiese.

Wieder spürt sie seinen Blick. Verwundert. Wer nimmt auch schon eine Blume von einem Grab? "Sie sind schön."

"Warum bist du hier?" Einen Moment lang glaubt sie, er frage nach dem Grund für ihre Anwesenheit in dieser Nacht, aber dann hört sie die Betonung auf das Du und sie spürt die Leere, die Melancholie in sich aufsteigen. "Ich weiß nicht. Ich erwachte eines Tages. Ich war einfach hier. Ich... habe niemals darüber nachgedacht. Glaube ich. Ich war eben hier."

"Und du hast dich niemals gefragt, warum? Ob es freiwillig war?"

"Es war freiwillig", widerspricht sie leise. "Nur wer sich ihnen freiwillig anschließt, kann hoch steigen. Die Opfer sind nur die Sklaven." Dann schweigt sie. Zupft die Blütenblätter von der Lilie und lässt sie auf den Boden fallen, neben ihren schwebenden Schritten. "Ich habe es vergessen... Ich weiß nicht mehr, was ich hier will. Wollte." Sie spürt die Dunkelheit um sich, die Einsamkeit. Samael ist weg. Er hat es ihr erzählt. Ein Freiwilliger. Wieder einer, der zu ihnen stoßen will. Ein neues Opfer, der Anziehung der Nacht verfallen.

Sie dreht sich um. Sieht ihn an. Sie weiß nicht, wann sie das letzte mal jemanden auf diese Weise angesehen hat... Es scheint ihn zu erschrecken. "Warum willst du dein Leben verlieren?", flüstert sie. Ihre Hand streicht sanft über seine Wange. "Ein warmer Körper... ein schlagendes Herz... süße Atemzüge bei Nacht... Sag mir - wie ist es, zu leben?"

Er sieht sie nur an, antwortet nicht, verwirrt und fragend. Da legt sie auf die andere Hand auf sein Gesicht, auf die andere Wange. Tritt einen kleinen Schritt näher an ihn heran, ihre Augen in seinen, ihr Blick in seinem, tief, unausweichlich. "Wie ist es, zu leben?" Ihr Gesicht so nah an seinem, näher und näher... "Zeig es mir... bitte..."

Wärme. Sie spürt nur Wärme. Wie ein Feuer, dessen Wärme sie durchflutet. Wie Flammen und doch anders. Ihre Lippen auf seinen. Diese kurze Berührung, nur einen winzigen, unendlichen, ewigen Moment. Dann tritt sie zurück. Leckt sich über die Lippen. Versucht es zu schmecken. Das... Leben.

Er sieht sie an. Noch immer ruhig. Verwirrt. Ein bisschen, aber nicht sehr. "Fühlst du es?", fragt er leise. Sie nickt nur. Ein wenig, nur ein wenig. Wärme. Feuer. Leben. "Dann sag mir, wie fühlt es sich an? Wie ist es, zu leben?" Seine Stimme ist ernst. Fragt er wirklich nach dem Leben? "Ist es das wert?"

Sie legt zwei ihrer Finger an ihre Lippen, spürt das letzte bisschen Wärme, das sich in der Kälte verflüchtigt. "Wer weiß..." Worte, die in der Nacht verhallen. "Mehr als du denkst..."
 

"Warum bist du hier?" Ihre Stimme ist süß. Noch immer? Er hat noch immer ihren Geschmack auf den Lippen. Nach Kälte und Blut.

Er betrachtet die Blume in ihrer Hand. Das, was davon übrig ist. Eine weiße Lilie. Sie scheint zu ihr zu passen, mehr als alles andere, auch wenn er einen Moment vergisst, wer... was sie ist. Dann setzt er sich in Bewegung, läuft neben ihr her. "Mein Vater."

Sie legt den Kopf schief. "Dein Vater?" Sie versteht es nicht. Wie auch...

"Ich dachte immer, ich wäre ihm egal. Er hat sich nie um mich gekümmert, immer um meinen Bruder." Er weiß, dass er nicht einmal traurig klingt. Eher unbeteiligt. Als würde es ihn nicht einmal betreffen. "Und auf einmal kommt er zu mir und sagt, ich hätte ihm einen Dienst zu erfüllen." Nur verwundert. Es wundert ihn selbst, warum er das merkwürdig findet. Stört es ihn denn, was sein Vater von ihm verlangt? "Seit Generationen opfert meine Familie den Vampiren ein Mitglied, um Macht und Stärke zu erlangen. Seit Jahrhunderten. Ich weiß nicht mal, wie lange schon. Und dieses mal bin ich wohl dran."

Er sieht sie an, wie sie neben ihm her geht, den Blick nach vorn gerichtet, ein merkwürdiger Ausdruck auf dem Gesicht. Fragend. Verwirrt. Als würde sie sich an etwas erinnern.

"Warum bist du hier", fragt sie erneut, nachdem sie den Friedhof hinter sich gelassen haben. Durch finstere Straßen wandern. Er will ihr sagen, dass er gerade geantwortet hat, doch sie unterbricht ihn. "Nein. Sag mir, ist es das wert?"

Er sieht sie an. Lange. Ausdruckslos. Dann wendet er sich ab und geht weiter. "Das war das Grab meiner Freundin. Sie gefiel meinem Vater nicht. Sie war unter meinem Niveau. Ich weiß nicht... Irgendwann wachte sie nicht mehr auf. Man fand einen Abschiedsbrief. Schlaftabletten. Aber ich glaube ihnen kein Wort."

Schweigend gehen sie eine Weile nebeneinander her. Wie jede Nacht. Er weiß nicht mehr, wie lange es her ist, seit er sie das erste mal getroffen hat. Seitdem treffen sie sich jeden Abend auf dem Friedhof. Wie eine stumme Abmachung. Und kurz vor dem Sonnenaufgang verschwindet sie. Jedes mal. Wie sie auftaucht. Aus dem Nichts. Als wäre sie ein Geist, käme von nirgendwo und würde auch wieder dort hin verschwinden.

Er sieht sie von der Seite an. Sie ist blass. Blasser als sonst. Ihre Lippen, die so oft rot waren, wie von frischem Blut, sind jetzt heller. Fast rosa. Und ihr Gang ist... schwächer. Wie lange ist es her, dass sie sich verändert hat?

Als sie stehen bleibt, merkt er, dass sie sich im Park befinden. Vor ihnen, vom großen runden Vollmond beleuchtet, sitzt ein Pärchen auf einer Bank und küsst sich. Von irgendwo her versetzt ihm das einen Stich in seinem Herzen. Sie blickt nur emotionslos auf die beiden. Dann steht der Junge auf, das Mädchen auch und unter weiteren Küssen verabschieden sie sich. Scheinen gar nicht voneinander lassen zu können. Aber dann geht er und sie sinkt zurück auf die Bank. Sieht ihm unendlich lange nach und seufzt leise, aber hörbar.

"Süße Nacht...", flüstert Lucrifea und er hört den lockenden Klang in ihrer Stimme. Kann sich selbst einen Moment lang nicht von ihr losreißen, aber dann entfernt sie sich von ihm, geht auf das Mädchen zu und sein Verstand befreit sich von ihrem Zauber. Und er sieht unbeteiligt, wenn auch fasziniert, zu. Entschließt sich dann, es aus der Nähe zu beobachten.
 

Das Mädchen starrt noch immer mit verklärtem Blick in die Dunkelheit, da hin, wo ihr Freund verschwunden ist. Sie bemerkt die schattenhafte weiße Gestalt gar nicht, die langsam auf sie zu schwebt. "Süße Nacht..." Zwei kleine Worte dringen durch die Nacht. Jetzt erst sieht sie auf, weltentrückt.

"Ein Engel..." Weltentrückt, verzaubert. Aber nicht gebannt. "Engel..." Ihre Hand streckt sich aus nach der schlanken Gestalt. Ihr Körper folgt der Bewegung. Bis ihre Finger die Wange der anderen Berühren, sie vor einander stehen und sich anblicken. In die Augen. "Du bist echt..."

Lucrifea scheint verwirrt. Unschuld hat sich wieder in ihre Bewegung geschlichen und das Lockende, das Verführende verdrängt. Dann legt sie ihre Hände an das Gesicht des Mädchens und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. "Bewahre deinen Zauber. Bewahre dein Leben. Das ist es wert."

Das Mädchen strahlt sie an, voller Wärme, dann dreht es sich um und verschwindet in der Dunkelheit. Ein kleines Jauchzen, ein Lachen auf den Lippen. "Bewahre deine Wärme...", flüstert der Vampir, bevor sie sich zu ihm umwendet. Ihn ansieht, verwirrt, fast verzweifelt. Fragend. "Was ist los mit mir? Ich konnte nicht. Ich konnte sie nicht beißen..."

Er steht neben ihr, weiß nicht was er tun soll. Dann legt er zögernd eine Hand auf ihren Arm. Er will sogar etwas sagen, aber er weiß nicht was. Irgendwie schließen sich ihre Finger ineinander. Wie von selbst, als wäre es natürlich. Hand in Hand gehen sie weiter die Straße entlang. Schweigend. Und er fühlt, dass es vielleicht das beste ist. Zu schweigen... die Nacht zu genießen...

Leiser Wind kommt auf. Säuselt in den Blättern der Bäume, streichelt liebkosend ihre Haut, erfüllt einen Moment lang die Luft mit schwerer Süße, mit Musik wie Kristall und Engelsstimmen. Kühlt ab und schwindet. Wind des Vergessens...
 

Die Luft lastet schwer auf ihnen. Klebrige Süße umhüllt sie, lässt sie sich fühlen, als würde sie ersticken, auch wenn sie nicht atmet. Tausend Stimmen schwirren um ihren Kopf, süß, verlockend, anziehend. Erfüllen sie mit Schmerz, der sie zum Zittern bringt und sie bleibt stehen. Hätte gern geatmet, tief durchgeatmet, als die quälenden Momente vergehen. Hätte gern das Nachlassen des Schmerzes genossen, aber in ihrem Körper gibt es keine Seele mehr, die etwas hätte genießen können.

Erst jetzt merkt sie, dass sich ihre Finger fest um Ravens geschlossen haben. Vielleicht zu fest, denn sie sieht Blut auf seiner Hand. Ihn scheint es nicht zu stören. "Tut... mir leid", sagt sie entschuldigend und nimmt ihre Hand aus seiner.

Er nickt nur. Sagt nichts dazu, nur: "Kristallwind." Und sie sieht verwundert auf. "Wind des Vergessens. So nannte es meine Mutter. Es bedeutet, dass bald jemand sterben muss. Das Locken des Todes." Dann schweigt er eine Weile, scheint zu überlegen, was er sagen soll. "Der Atem der Vampire. Vampire sind Legende. Niemand kann von ihnen erzählen, weil jeder starb, der sie traf. Und die, die es könnten, schweigen. Aber wenn Kristallwind dich trifft, spürst du, dass es sie gibt. Das passiert nicht oft. Weil es zu wenige Dinge gibt, die das Locken eines Vampirs besiegen können."

Sie senkt den Kopf und betrachtet die Straße. "In ihrem Blick lag so viel Glückseligkeit... So viel Wärme... Ich konnte nicht... In ihrem Blick war das Leben..."

"Sie ist verliebt." Diese Worte kommen fast gequält aus seinem Mund, aber er spricht sie aus. "Sie ist so verliebt, dass sie der Verlockung widerstehen kann, weil sie nur noch an den Jungen denkt. Weil sie keinen Platz in ihrem Herzen hat für andere. Du bist für sie ein Engel, weil sie nur noch im siebenten Himmel schwebt."

"Verliebt..." Das Wort kommt ungeübt und zögernd aus ihrem Mund. Wie lange hat sie nicht mehr an Liebe gedacht...? So lange, wie sie schon das ist, was sie jetzt ist. "Kristallwind..." Er hätte es nicht erklären brauchen. Sie kennt es. Schon oft hat sie den Meister davon erzählen hören. Der Anfang vom Ende. Das ist es. Wenn die Menschen in ihrem Herzen keinen Platz mehr haben für ihre dunkelsten Ängste... für die Angst vor dem Tod, allein für den Gedanken daran, dann gibt es für Vampire keine Chance mehr, sie zu locken.

Sie hebt seine Hand hoch, betrachtet die vier kleinen Wunden auf seinem Handrücken, riecht das Blut, das langsam gerinnt, und ehe er etwas tun kann, küsst sie sanft jede einzelne. Spürt den Geschmack auf den Lippen und das Verlangen nach mehr davon.

Sie spürt, dass er darauf wartet. Fast hofft, dass sie es tut. Und lässt ihn los. Sieht ihn an, spürt das Leuchten in ihren Augen, das nur schwach ist, weil ihr die Kraft fehlt. "Verschwinde. Geh nach Hause. Die Nacht ist kein Ort für kleine Jungen."

Sie dreht sich um, schlendert über die Straße. So gern wäre sie geblieben, doch das Verlangen nach Blut ist stärker. Und ihn wird sie nicht beißen. Das Risiko ist zu groß, dass...

Eine einsame Stimme hallt flüsternd durch die leeren Straßen. Nicht seine. Nicht ihre. Eine fremde Stimme. Einsam und allein. Traurig. Ein Opfer, dass niemand vermisst...
 

Düsterer Nebel wallt über den Friedhof. Verbirgt die finsteren Höhlen, in denen die Nachtschwärmer hausen. Wie ein Geist schwebt sie durch plötzlich aufragende Steine. Engelsgestalten mit sanft blickenden Augen, unwirklich und trostlos. Sie lacht leise, aber ohne Freude. Wie dumm die Menschen doch sind. Es gibt keinen Himmel. Schon lange nicht mehr.

Schwärze umfasst sie, durchdringt sie, dass sie nicht atmen kann. Sekundenlang nach Luft zu ringen versucht. Glaubt, zu ersticken. Doch dann denkt sie wieder daran, dass sie tot ist. Sie kann nicht atmen. Niemals mehr.

Sie durchschreitet die Katakomben, vorbei an Katzbuckelnden Sklaven und schmeichelnden Dienern. Noch als Nachtschwärmer unterscheiden sie sich nicht sehr von den Menschen. Nur in ihrem Blutdurst sind sie schlimmer. Wenn es auch unter den Lebenden einige gibt, die denen ihrer Rasse um nichts nachstehen.

Ein dunkler Mann taucht neben ihr auf, wie ein Schatten, doch sie hat seine Anwesenheit schon gespürt, als sie den Friedhof betrat. Seine Finger gleiten über ihre Taille, auf ihren Po hinab, dann bietet er ihr seine Hand an zum Geleit und ohne zu zögern legt sie ihre hinein. Sie ist es gewöhnt. Er hat es schon getan, als sie ihn noch dafür gehasst hat. Er hat schlimmeres getan als das und sie hat es nie registriert. Nie wirklich.

"Der Meister erwartet dich", sagt er ruhig lächelnd.

"Der Meister erwartet mich immer, Samael", erwidert sie emotionslos. Ihre Augen sind nach vorn gerichtet, wie immer, doch er starrt sie einen Moment lang von der Seite an, als würde er etwas sehen, das anders wäre. Selbst die Diener starren ihr nach und sie fühlt ihre Blicke im Rücken. Aber sie starren ihr immer nach. Jedes mal, seit sie hier ist. Jedes mal in den... Jahrhunderten.

"Er erwartet mich immer", wiederholt sie tonlos, doch sie ist sich nicht mehr sicher, ob sie noch vom Meister spricht...
 

Die Sonne verschwindet gerade erst am Himmel, doch er spürt das Böse, das sich nähert. Seine Präsenz, so nah... Er dreht sich um, als die Gestalt einen Mondschatten auf ihn wirft und sieht in die leeren kalten Augen Lucrifeas. "Ich habe auf dich gewartet", sagt er nur.

Sie nickt und lächelt stumm und tonlos. "Ich weiß." Dann wartet sie, bis er ihr seinen Arm anbietet und schreitet an seiner Seite über die düstere Szenerie des Friedhofs, vorbei an den Toten, deren verborgene Blicke sie verfolgen, mustern. Deren lautlose Stimmen ihnen hinterher flüstern: ,Wir kriegen euch'.

Dann steht da die große, schwarze Limousine vor dem Tor und ein in schwarz gekleideter Mann mit einer dunklen Sonnenbrille öffnet ihnen die Tür. Sein Gesichtsausdruck ist völlig leer. Er hilft Lucrifea in den Wagen, "Madam", fragt weder nach, wer sie ist noch, warum sie auf dem Friedhof war. Dann wartet er, bis Raven eingestiegen ist, dann macht er die Tür zu, steigt ein und fährt los. Die Limousine rollt beinahe geräuschlos die Straße entlang. Die verspiegelten Fensterscheiben, die von außen keinen Blick durchlassen, zeigen einen von violett in Mitternachtsblau übergehenden Himmel mit blinkenden Sternen und einem hellen Vollmond, der die wenigen Schatten hell und weniger bedrohlich scheinen lässt als in anderen Nächten.

Sie sieht aus dem Fenster, mustert die vorbeiziehenden Häuser und die wenigen von Straßenlaternen beleuchteten Flecken, an denen manchmal Menschen vorbeilaufen. Dann hält der Wagen geräuschlos und ohne den leisesten Ruck vor einem großen, hell beleuchteten Haus, auf dessen Vortreppe Pagen warten, um ihnen die Tür zu öffnen, ihnen beim Aussteigen zu helfen und sie hinauf geleiten.

Wieder nimmt er ihre Hand, so als wäre das normal. Als würde er es immer tun. Gemeinsam steigen sie die Treppe hinauf, gehen durch das offene Portal, über die roten Teppiche, durch die golden glänzenden Gänge. Der Musik entgegen. Blicke folgen ihnen, mustern sie neugierig, ihn noch mehr.

"Nakazawas Sohn", hört er sie sagen. "Der missratene Sprössling", flüstern sie hinter vorgehaltener Hand. Kichern leise. Lachen verstohlen. Und ihre übertrieben gespielte Freundlichkeit, die nur Herablassung verbirgt. Herablassung und Arroganz. Sie halten sich für etwas besseres, aber er weiß, dass sie alle vor ihm kriechen werden, wenn er nur mit dem Finger zu Boden zeigt.

Lucrifea drückt leicht seine Hand. Als er sie ansieht, lächelt sie. Ein Lächeln, das ihre Augen nicht erreicht. Es erreicht sie nie. Er hat noch nie Freude in ihren Augen gesehen. Oder Wärme... Dann öffnen ihnen Pagen eine weitere Tür. Kristallglas mit goldenen Ranken und Rosen. Dahinter drehen sich tanzende Paare zu zarten Walzerklängen und hochnäsige Butler schlängeln sich mit Silbertabletts voller blitzender Gläser mit teurem Champagner durch die Reihen überheblicher Gäste.

Er schüttelt unmerklich den Kopf. Einer der großen Bälle seines Vaters. Um Beziehungen aufzufrischen, zu knüpfen. Geld. Immer geht es nur um Geld, Macht und Ansehen. Niemals um... Einen Moment lang stoppt er und starrt überrascht zu Boden, bevor er etwas bemerkt, den Kopf hebt und in tiefe, meerblaue Augen sieht. Irrt er sich, oder ist es wirklich Sorge?

"Niemals geht es um die Wahrheit", flüstert er und lacht dann humorlos. Sie lächelt wieder. Genauso kalt, wie immer. Er hört, was man über sie sagt. Wie schön sie ist. Wie unschuldig. Wie exotisch sie aussieht. Wie geheimnisvoll... Und wie eiskalt ihre Blicke sind.

Verstohlen mustert er sie von der Seite. Schlank. Fast kindlich. Fast knabenhaft scheint der Körper unter der weißen, dünnen Seide ihres Kleides. Das Kleid... noch nie hat es so gestrahlt wie hier. Weiß wie der Himmel. Unschuldig. Silberfäden glitzern an der Spitzenverzierung des Dekolletés, der Ärmel und am Saum, der ein Stück über den Boden schleift. Die weiße Perle an dem dünnen Kettchen auf ihrer Stirn schimmert geheimnisvoll. Ihre Locken wallen hinunter zu ihrer Taille, eine Strähne fällt über ihre Schulter.

Wieder muss er lächeln, diesmal amüsiert. Sie wirkt so unschuldig. So rein und... Fast hätte er gelacht. Ein trockenes Lachen. Aber er lacht nicht. Das hat er zu lange nicht mehr getan, um noch genau zu wissen, wie es geht.

Als einer der Butler an ihm vorbei rauscht, nimmt er zwei Gläser von dem Silbertablett und bietet ihr eines davon an. Sie sieht ihn erst fragend an, dann umfassen ihre schlanken Finger das Glas, das trotz seines eisgekühlten Inhalts wärmer scheint als ihre Haut, und setzt es an ihre toten Lippen. Er wundert sich, dass sie es trinkt, aber nicht, als ihre Augen durch die Massen schweifen, ein leichter Hauch von Blutdurst darin, ein anderer, der Zurückhaltung ausdrückt.

Hinter ihm ertönt die Stimme seines Vaters. Aufgesetzte Freundlichkeit. Gespielter, verhöhnender, Stolz. Er dreht sich um. Den Gesichtsausdruck freundlich, aber abweisend gehalten. Lucrifeas Hand hängt noch in seiner Armbeuge, das Glas hält sie gesenkt, leicht schräg, dass der perlende Inhalt bei jeder Bewegung verschüttet werden könnte, doch ihre Hand ist so ruhig bewegungslos wie die einer Statue. Auch sie lächelt. Freundlich und zurückhaltend.

"Keiji, mein Junge! Wie schön dich zu sehen!" Mit einem breiten Lachen klopft ihm sein Vater auf die Schulter, grinst in die Kameras, deren Blitzlichter ab und zu den Saal flackern lassen.

"Hallo Vater", antwortet er. Abweisend. Noch immer. "Es freut mich ebenfalls..."
 

Der Raum ist erfüllt von Kälte. Sie dringt aus jeder Ecke, aus jeder Ritze. Sie ist wie zähflüssiger Honig, der dir über die Haut fließt und dich einhüllt. Am liebsten hätte sie ihren Körper dem Mond entgegen gestreckt und in dieser süßen, alles vernichtenden Kälte gebadet. Dieser Kälte, die jedes Gefühl abtötet. Und besonders von diesem Mann geht sie aus. Besonders von ihm. Ravens Vater.

"Willst du mir deine charmante Begleitung nicht vorstellen?" Der Mann lächelt immer noch. Künstlich. Aufgesetzt. Er hat sie noch nicht einmal richtig angesehen. Er hat sie noch gar nicht angesehen. Nicht ihr Gesicht. Sein Blick streicht nur über ihren Körper. Über die Rundungen ihres Busens, die Ansatzweise über dem Spitzenbesatz ihres Dekolletés zu sehen sind. Sie kann seine Gedanken fast hören. Seine widerlichen, schmutzigen Vorstellungen, die jeder Mann von einer schönen Frau zu haben scheint.

"Das ist..." Raven sieht sie an. Jetzt fragend. Sie sieht zurück. Wartet. Wird er ihren Namen nennen? Wird er lügen? Ist es ein Verbrechen, das zu sein, was sie ist, wo doch die Hälfte seiner Familie das zu sein scheint?

"Manon..." Verblüfft, fast erstickt klingt der Name halblaut durch den Saal. Köpfe drehen sich zu ihnen. Blicke mustern sie herausfordernd. Wartend. Misstrauisch und kalt. Ravens Vater starrt sie an. Seine Augen scheinen ihm fast aus den Höhlen zu quellen. Dann schnappt er unterdrückt nach Luft und dreht sich um. "Begleitet mich bitte", sagt er in gezwungener Freundlichkeit, gezwungener Ruhe und geht energisch voraus, durch die Reihen der Gäste, die ihnen freiwillig Platz machen.

Eine große Freitreppe taucht vor ihnen auf, an deren Fuß die Leute stehen. Keiner scheint dort hinauf gehen zu wollen. Fast scheint es wie ein Verbot zu sein, unausgesprochen, aber von jedem beachtet. Der Mann, Nakazawa, erklimmt die Stufen energisch, zielgerichtet und strebt eine große, aus schwarzem Holz gefertigte Tür mit einfachen Schnitzereien an, die er aufstößt, als wäre sie leicht wie Federn.

"Kommt schon, kommt", sagt er halblaut und betritt den düsteren Raum, der nur von schwachen Mondstrahlen erhellt wird, die durch die Ritzen zugezogener Vorhänge gleiten. Als sich die Tür hinter ihnen schließt, flammt wie von Zauberhand Licht auf. Gleißende Helligkeit blendet sie für einen Moment, aber niemand blinzelt.

"Manon..." Wieder hallt der Name durch den Raum. Jetzt weniger Aufsehen, aber mehr Aufmerksamkeit erregend. "Ich hatte nie gedacht..."

Nakazawa dreht sich zu ihr um und sieht sie an. Findet nur ein kaltes, Aussageloses Gesicht vor, das ihn unbeteiligt mustert. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Ein Name... Wieder einer von tausend Namen in ihrem Kopf, die nichts bedeuten. Und doch klingt etwas an... Etwas, was sie nicht benennen kann.

"Vater?" Das Wort klingt fremd aus Ravens Mund. Ungewohnt, aber er sagt es.

Nakazawa sieht ihn an, als würde er ihn erst jetzt bemerken. "Wie hast du sie gefunden? Wie hast du sie hier her gebracht?? Hast du sie etwa...?! Nein, sag mir nicht, dass du..."

Seine Worte verklingen, als sie einen Schritt nach vorn macht, sich dreht, den Raum mustert. Kühl. Herablassend. Nur ein menschlicher Ort. Nicht geschaffen für die Ewigkeit. Zum Verfall bestimmt. Zum Sterben. Ewig ist nur der Tod selbst.

Doch dann stoppt sie. Nichts ist ewig. Kein Bild, kein etwas. Kein gar nichts, aber hier... Ihre Schritte sind fest und ohne Schwanken. Sie ist völlig ruhig, doch sie spürt, wie ihre Nägel gefährlich fest über die Innenflächen ihrer Hände streichen. Und dann steht sie vor dem Bild, das sie in seinen Bann zieht. Dass sie mehr gelockt hat als damals der süße Ruf des Todes, der sie einfing und für immer festhielt.

Ihre Hand streicht zärtlich über die fast lebendig scheinende Haut eines jugendlichen Gesichtes, umrahmt von blonden Engelslocken, auf dessen weißer Stirn eine glänzende Perle zu hängen scheint, gehalten von einem dünnen Goldkettchen. Ein langes, weißes Seidenkleid schmiegt sich um einen knabenhaften Körper, betont die wenigen Reize der jungen Frau. Ein süßer Mund, wie eine erblühende Rose, lächelt zaghaft in den Raum, doch meerblaue Augen sehen traurig und leer auf den Betrachter herab.

"Manon...", murmeln blutig rote Lippen. Ein Name... Ihr Name? Sie dreht sich um, steht halb neben dem Portrait. Mustert die beiden Männer abwartend. Was ist das auf ihren Gesichtern, was sie sieht? Nakazawa scheint... befriedigt? Hat er es gehofft? Und Raven? Fassungslosigkeit. Fassungslosigkeit, die schon bald in Wut und... Ekel?... umschlägt.

"Du hast es gewusst, nicht wahr?", fragt er, während er sie angewidert mustert. "Du hast es gewusst... Worauf warst du aus? Dass ich dir zu Füßen liege? Dass sie mich noch mehr unter ihre Kontrolle bringen? War es das? Vergiss es. Noch bin ich ein Mensch und niemand von euch verdammten Blutsaugern wird mich jemals beherrschen."

Das Champagnerglas zerschellt am Boden und seine energischen Schritte gehen im allgemeinen Lärm des Getümmels unter. Sie beobachtet die sprudelnden Überreste des Getränks, das in dem teuren Teppich versickert und die blinkenden Glasscherben. In ihrem Herzen breitet sich eine Leere aus. Eine weitere Leere... die sie nicht versteht.

"Manon... Nakazawa..." Bilder springen in ihre Gedanken. Vergangenheit...
 

"Wie konntest du nur?!" Furchtlos sah er geradeaus, ohne mit der Wimper zu zucken. Die junge Frau, die am Fenster stand und gespielt unbeteiligt auf den weißen Schnee im Garten hinaus starrte, schien keiner zu bemerken. Jeder, selbst die Diener, behandelte sie wie Luft. Der wütend dreinblickende Mann mäßigte sich nicht einmal, wie er es in Gegenwart anderer Frauen sicher getan hätte.

"Wie kannst du es wagen, sie hier her zu bringen? Wie kannst du es wagen, zu behaupten, sie wäre deine Frau?!" Ein Schlag erfolgte, der noch lange im Raum nachhallte, der auf einmal von Stille erfüllt war. Langsam rötete sich die Wange des Mannes, der noch immer wie versteinert da stand, hoch aufgerichtet, den Blick starr nach vorn gerichtet. Sein Kopf hatte nur kurz geruckt, als die Hand des anderen ihm den harten Schlag versetzt hatte.

Jetzt erst sah er den Mann an, der vor ihm stand. Den Mann, der sich sein Vater nannte. "Sie ist meine Frau", wiederholte er mit fester Stimme. "Wir sind rechtmäßig getraut worden. Nach meinem Glauben. Nach ihrem Glauben. Das kann nicht gelöst werden."

Yoshihiro Nakazawa, das Oberhaupt der Nakazawafamilie, schnaubte verächtlich und musterte die junge Frau am Fenster von oben bis unten. Ihr Körper war schmal und flach. Ein Kind fast noch. Und doch lag in ihrem Blick die Erfahrung einer Frau. Blonde Locken, bis zur Taille. Augen, so blau wie das Meer im Sommer. Ein Lächeln auf den Lippen und doch sah sie traurig aus.

Sie war wirklich hübsch. Trotz ihrer Kindlichkeit, aber... es gab Männer, denen gefiel diese Art von Schönheit. Von Unschuld und Unberührtheit. Von Jugend. Wie alt mochte sie wohl sein? Fünfzehn? Oder Sechzehn? Aber spielte das eine Rolle?

Er schnaubte noch einmal, abwertend, und wandte sich dann von ihr ab, seinem unsäglichen Sprössling zu. "Nun, mein Sohn, du wirst dich entscheiden müssen. Wir alle müssen Opfer bringen. Jeder von uns. Aber macht das nicht die Familie aus?" Er lachte leise und legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. "Du wirst dich richtig entscheiden, ich weiß es. Ob so oder so -", wieder lachte er, mit so offensichtlichem Spott, so offener Überlegenheit, dass es weh tat, "ich werde sowieso gewinnen, meinst du nicht?"

Seine hallenden Schritte, langsam leiser werdend, sagten dem jungen Mann, dass sein Vater den Raum verlassen hatte. Die anderen im Raum sahen ihn halb mitfühlend, halb spöttisch an. Sie alle wussten, das es seine eigene Schuld war, in diese Lage gekommen zu sein. Dann gingen auch sie.

Jetzt war er allein, mit dem jungen Mädchen. Mädchen... siebzehn war sie, nicht viel älter. Höchstens ein paar Monate. "Manon..." Mehr brauchte er nicht zu sagen, schon lächelte sie ihn an. Dieses merkwürdige, leere Lächeln. Niemals erreichte es ihre Augen. Niemals. Niemals hatte er sie lächeln sehn, niemals war Wärme oder Freude darin gewesen. Nur dieses unglaublich schöne, aber fast tote Lächeln. Als würde ihr Körper keine Seele mehr beherbergen.

"Ich möchte... dass sie ein Bild von dir machen", flüsterte er mit rauher Stimme, als sie in seinen Armen lag, sich an ihn kuschelte. Nur leise nickte. Er wusste es und sie wusste es auch, dass es keinen anderen Weg gab als den, den sie gehen würden.

"Ich liebe dich", flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er sie los lies, bevor er zurück trat und wieder die ruhige, gelassene Miene annahm, die man immer bei ihm sah.

"Ich weiß", antwortete sie leise mit ihrer Engelsstimme, die allein schon reichen würde, dass ihr die ganze Welt zu Füßen liegen würde.
 

Der Vollmond schien hell über dem schattigen Garten. Ließ Bäume und Sträucher wirkten wie seltsame Tiere und ihre Schatten wie die verzerrten Abbilder der schrecklichen Wirklichkeit. Nichts war wie am Tag und doch war es ähnlich.

Auf einer Bank im Schatten des Hauses, allein und einsam, saß eine Gestalt in einem weißen, mit Spitze besetzten Seidenkleid, das lange lockige Haar frei über den Rücken wallend. Sie sah hinauf zu den Sternen. Worauf wartete sie?

Ein hochgewachsener Mann schlenderte durch die Düsternis der Schatten langsam auf sie zu. Sein Lächeln war kalt und erreichte seine Augen nicht. Der ganze Mann schien... tot. Und doch war er wie ein gefährliches Tier. Alles in ihm drückte Gefahr aus. Jede Bewegung, jeder Schritt, selbst jeder seiner Blicke zeigte Gefahr und die Erwartung von allem und jedem.

"Süße Nacht...", flüsterte er und seine Worte ließen den Kopf des Mädchens hoch rucken. Angsterfüllt starrte sie ihn an, schien einen Ausweg zu suchen, doch er kam unaufhaltsam näher, ließ sie nicht fliehen. "Kleiner Engel, wehre dich nicht..." Lockend klang seine Stimme durch die Nacht.

Als sein Arm sich um ihre Taille legte, ihren Körper näher zu seinem zog, hatte sie schon lange die Kontrolle über ihren Körper verloren. Ihr leerer Blick war von lang bewimperten Lidern verschlossen und ihr Mund leicht geöffneter, während nur noch flache Atemzüge ihre Brust hoben und senkten.

Seine Finger streichelten zärtlich die sanft geschwungene Kurve ihres Halses nach, verloren sich auf der Linie ihres Schlüsselbeins und berührten die Rundungen ihres Busens, bevor ihr Körper erzitterte von der Gewalt seines Bisses, als er seine Zähne in ihre zarte Haut schlug, um ihr warmes Blut zu trinken. "Lucrifea... Engel der Nacht..."
 

Ihr Blick ist wieder klar. Sieht wieder die Umgebung. Nimmt wieder den Mann vor sich war, der sie wartend mustert. Die Wollüstigkeit ist aus seinem Blick geschwunden, seit er sie erkannt hat. Erkannt hat, was sie ist. "Was werde ihr mit ihm tun?", fragt er irgendwann, als sie nichts sagt, nichts tut.

"Sein Leben zu nehmen ist nicht meine Aufgabe", antwortet sie. Sieht, wie er unmerklich zusammenzuckt. Wie sein Blick zu dem Bild schweift und er nervös die Lippen befeuchtet. ,Ein französisches Mädchen in einer japanischen Familie...' Mit einem innerlichen Kopfschütteln vertreibt sie die plötzlichen Gedanken. Alles schließt sich wieder zusammen. Langsam finden sich die Bruchstücke ihrer Vergangenheit. Alles... scheint einen Sinn zu ergeben.

"Sagt mir, was bekommen wir zum Dank?" Emotionslos mustert sie den Mann vor sich, der noch vor ein paar Minuten so bedrohlich wirkte und jetzt so unterwürfig schwach wie eine Maus tut, die vor einem Löwen kauert.

Ihre Locken wirbeln herum, als sie sich energisch umdreht, schnell und gleichzeitig graziös, und aus dem Zimmer schwebt, die Treppe hinunter, durch die sich öffnende Gasse der Gäste, die ihr flüsternd hinterher starren. Auf einmal nicht mehr herablassend und arrogant, jetzt nur noch ängstlich und ehrfurchtsvoll. Selbst die Diener, deren Verhalten noch hochnäsiger ist als das mancher Gäste, treten furchtsam beiseite. Senken betreten die Blicke, wenn ihre kalten Augen sie blicklos streifen.

Dann umhüllt kalte Nacht sie, süße tötende Kühle, die in ihr das bisschen Wärme tötet, das ihr der Körper Ravens vermittelt hat. Raven... Am Fuß der Außentreppe bleibt sie stehen. Sieht sich um, bevor sie sich ohne zu zögern gen Osten wendet. Sie spürt seine Nähe. Spürt sie einfach. Sie weiß, warum. Sein Blut pulsiert noch in ihr. Das wenige, was sie von ihm bekam. Es lockt sie. Und es wird solange locken, bis sie den letzten Tropfen aus seinem Körper gesaugt hat und seine weiße, leere Leiche zusammengesunken am Boden liegt.
 

"Wen suchst du?" Wie aus dem Nichts wandelt eine schwarze Gestalt neben ihr durch die kühlen Wiesen. "Ist er es denn wert?", fragt der Mann weiter, ohne die Antwort abzuwarten. Wieder legt sich seine Hand um ihre Taille, streicht herab auf ihren Po, dann zieht er sie an sich, presst ihren Körper gegen seinen, seine Lippen auf ihre. Sie will reagieren wie immer. Warten, dass es aufhört. Unbeteiligt, als würde es nicht ihr passieren, bis es vorbei ist. Bis er aufgibt, weil er keine Erwiderung zu erwarten hat.

Aber sie kann nicht. Ihre Hände stoßen ihn wie von selbst weg und als er sie festzuhalten versucht, versetzt sie ihm mit ihren Krallen einen Schlag. Rote Striemen ziehen sie über seine Wange und sie hätten geblutet, würde nicht zu wenig Blut in seinem Körper fließen.

Er streicht verwundert über die Kratzer, betrachtet seine Finger, an denen ein wenig Blut klebt, und leckt es ab, bevor er selbst ausholt und ihr eine Ohrfeige verpasst, die sie zurücktaumeln lässt. Dann schüttelt er den Kopf, klopft sich imaginären Staub von seinem schwarzen Mantel und mustert sie so kalt wie immer, vielleicht sogar kälter. "Du bist mutig." Dann macht er einen Schritt auf sie zu, aber sie weiß, dass nichts mehr passieren wird.

"Läufst du mir nach?" Raven taucht neben ihr auf. Wie zufällig hackt sein Daumen im Bund seiner Hose, direkt neben einer silbrig glänzenden Waffe, die ebenfalls darin steckt. Fast zärtlich streichen seine Finger darüber, während er sie noch immer ansieht.

"Vielleicht", erwidert sie, dreht sich um und geht weiter, da entlang, wo sie ihn noch hatte suchen wollen. Wo sie ihn ohne Samaels Unterbrechung gefunden hätte. Weder sie noch Raven beachten den dunklen Mann, bis dieser ausdruckslos verschwindet. Wortlos. Stumm.

"Ich habe es nicht gewusst", sagt sie irgendwann. Hofft, dass er es ihr glaubt. Hofft? Für einen Moment macht ihr dieser Gedanke Schwierigkeiten, dann verwirft sie ihn und spricht weiter. "Ich hatte es vergessen. Alles hatte ich vergessen. Es war seine Schuld. Ich spüre noch die süße Erfüllung, die mich durchrieselte, als er mir meinen letzten Atemzug aussaugte. Und ich spürte das langsame qualvolle Vergessen. Ich spürte den Schmerz, der mich erfüllte. Lange... Und dann war er weg. Verschwand aus meinem Körper, wie das Leben verschwand. Was du siehst ist nur Schein. Schönheit gibt es nicht im Tod. Ewigkeit ist ein Märchen. An nichts wirst du dich erinnern. Weder an dein Leben noch an die, die du jemals geliebt hast."

"Ich weiß", sagt er leise. Schluckt. "Ich will es. Den Schmerz vergessen, den sie mir gaben. Lieber ertrage ich, was mir die Hölle gibt, als jemals wieder diese Enttäuschung zu spüren."

"Ein Mädchen?", fragt sie. "Es ist immer ein anderes Wesen, das dir den Schmerz zufügt, nachdem es dir das Leben schenkte."

Er nickt. Sie spürt seine Hand, die zärtlich sanft über ihre Wange streichelt. Leicht wie eine Feder. Sie schließt die Augen, schmiegt ihren Kopf dagegen. Fühlt seine andere Hand, seine Finger, die ihren Kopf näher ziehen. Seine Lippen, die ihre vorsichtig berühren. Nur ganz zart, wie ein Windhauch, dann ist es vorbei und sie öffnet die Augen. Das Gesicht in seinen Händen. Sieht ihn an. Sein Blick... ein grünes Leuchten, geheimnisvoll. Anziehend.

"Gib mir Leben", flüstert sie, schließt die Augen und wartet...
 

Wie ein Feuerball steigt die rote Morgensonne über den fernen Horizont. Badet die Welt in Lichtschimmer, in Engelsleuchten. Auf einer Parkbank sitzt ein junger Mann, gekleidet in eine schwarze Hose, ein zerknittertes weißes Hemd und ein nicht weniger ramponiertes schwarzes Jakett. Sein schwarzes Haar ist zerzaust, unter seinen Augen sind dunkle Ränder, doch sein Blick, der das leuchtende Smaragdgrün der Bäume widerspiegelt, ist voller Leben, voller Lebendigkeit. In seinen Händen hält er eine weiße Lilie, deren Blütenblätter er langsam auszupft, während sich ein winziges warmes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet.

Irgendwann erhebt er sich. Der Stiel der Blume fällt zu Boden wie die herausgerissenen Blütenblätter und er schlendert die taufeuchten Parkwege entlang, bis er irgendwann stehenbleibt und ein Lachen durch die Bäume hallt. Laut und glücklich scheint er seine Freude hinaus zu schreien. Die silberne Waffe in seinem Hosenbund bleibt unbeachtet, als er die Hände in die Taschen steckt und weitergeht. Den Kopf erhoben, den Blick fest nach vorn gerichtet. Aus seinem Blick strahlt Lebendigkeit.

So früh morgens, bei Sonnenaufgang, sind kaum Menschen unterwegs. Müde Gestalten kommen ihm entgegen. Jeder sieht ihm fragend nach. Fragend oder verständnisvoll. Und nicht nur einer murmelt dabei gedankenverloren: "Ja, ja, die Liebe..."
 

Behende erklimmt der junge Mann die Stufen zur Eingangstür der Nakazawa-Villa, stößt die Tür auf und schlendert durch die von Dienern bevölkerte Eingangshalle. Lächelt, begrüßt und verschwindet dann, nachdem er die Freitreppe mit jeweils zwei Stufen auf einmal bezwungen hat, hinter der Tür seines Zimmers. Fast klingt ihm ein Lied nach.

Verwunderte Blicke werden ausgetauscht, flüsterndes Raunen erfüllt die Halle, doch schon bald geht wieder jeder geschäftig seiner Arbeit nach.
 

Goldenes Sonnenlicht flutet in den noch immer leicht düster wirkenden Raum. Die schweren, blutroten Samtvorhänge sind zur Seite gezogen und lassen die Helligkeit das Zimmer erfüllen. Der junge Mann liegt auf seinem Bett und starrt an die Decke. Es ist Mittag vorbei, doch er sieht nicht zur Uhr. Stört sich nicht an dem vergehenden Tag. Lässt nur immer wieder seinen verklärten Blick zu dem Portrait des Mädchens mit den traurigen Augen schweifen. Betrachtet es lächelnd. Scheint jede einzelne Kontur mit den Augen nachzuziehen.

Doch irgendwann erhebt er sich, geht darauf zu, sieht in tiefes Meerblau und lächelt. Fast sanft scheint es. Fast glückselig. Dann schlendert er daran vorbei, seine Finger streifen noch die rosige Wange des Mädchengesichtes und noch immer lächelt er, schüttelt den Kopf, als könnte er es nicht glauben, was passiert.
 

"Er hat sich verändert." Die hübsche Frau in mittleren Jahren blickt mit einem warmen Strahlen in den Augen zu ihrem Sohn, der ein Stück entfernt von ihr und ihrem Mann an den Stamm eines Baumes gelehnt im Gras sitzt und sich von den Sonnenstrahlen wärmen lässt.

"So schnell?" Ihr Mann schüttelt ungläubig den Kopf. "Einer seiner dummen Pläne, mit denen er mich..."

"Unterstell ihm das nicht. Er ist ein guter Junge." Aber in ihrem Blick liegt Zweifel an ihren eigenen Worten.

"Ich werde ihm sein Grinsen schon austreiben", murmelt er unterdrückt und erhebt sich aus seinem Stuhl auf der Sonnenterrasse. "Junge, ich muss dich sprechen!" Seine Worte, laut und deutlich geäußert, verlieren ihre Wirkung auf die offensichtlich gute Laune des jungen Mannes nicht.

Dennoch dauert es eine Weile, bis man eine Reaktion sieht. Zuerst verschwindet das Lächeln. Scheint langsam zu gefrieren, bevor es gänzlich erlischt. Dann öffnet er die Augen und auf einmal erfüllt ihn wieder diese kalte Gefühllosigkeit. Betont langsam erhebt er sich, klopft sich imaginäre Stäubchen von seinem schwarzen Anzug. Betont langsam wandert er durch das Stückchen Garten, die Treppe hinauf, bis er vor seinem Vater steht. Ihn genauso finster ansieht.

"Ich höre, Vater." Das Wort ,Vater' klingt merkwürdig aus seinem Mund, ekelerregt, als würde er am liebsten ausspucken. Aber er tut es nicht. Erwidert nur weiter den harten, kalten Blick.

Der Mann lässt sich auf seinem Stuhl nieder, legt die Handflächen aneinander und lächelt überheblich, bevor er spricht. "Du denkst wohl, du hast etwas zu entscheiden. Du denkst wohl, dein Leben würde in deinen eigenen Händen liegen, was? Glaubst du wirklich, irgend etwas von dem, was du dir wünschst, ist von Bedeutung? Denkst du, irgend jemand achtet auf deine Ziele und Träume? Hast du jemals geglaubt, du würdest ein eigenes Leben haben?" Ein kaltes spöttisches Lachen erfolgt, dann wieder der stahlharte Blick.

"Du wirst tun, was wir dir sagen. Du wirst so leben, wie wir es bestimmen. Und du wirst sterben, wenn wir sagen, stirb. Es steht zu viel auf dem Spiel für uns, als dass du deine Spielchen treiben könntest. Hast du mich verstanden?" Keine Antwort erfolgt. Aber das ist auch nicht nötig. "Etwas anderes habe ich nicht erwartet..."
 

Wärme hüllt sie ein, umfängt sie wie eine Decke aus goldenen Sonnenstrahlen, lässt sie fühlen, als würde ihr Herz schlagen. Aber es ist nicht ihr Herz, das diesen süßen Ton erzeugt. Es ist nicht ihr Körper, dem die Wärme entspringt.

"Wie jeden Morgen die Sonne erwacht...", flüstert sie, legt den Kopf zurück und wartet. "Ich wusste, dass du kommen wirst." Lippen berühren sanft ihren Hals, ohne Schmerz zu erzeugen. Ein so schönes Gefühl... "Und doch lebe ich, trotz dem ich dem Tod meine Hand reichte..."

"Ich werde bald für immer bei dir sein", sagt er irgendwann und sie erstarrt. Dreht sich um und sieht ihn an, in seine Augen, in dieses wunderschöne grüne Leuchten. Er lächelt leicht, ganz leicht. Kaum sichtbar. "Ich werde bald wie du sein und dann..."

"Nein..." Sie taumelt zurück, schlägt seine Hände zur Seite und starrt ihn an. "Nein, du wirst nicht..."

Er scheint nicht zu verstehen, wenn auch sein Gesichtsausdruck sich verdüstert. "Samael hat mir das Angebot gemacht. Ewiges Leben. Ewig mit dir zusammen..."

"Ewiges Vergessen", murmelt sie tonlos und wendet sich ab. "Dann geh, wenn du willst. Lauf in die Arme des Todes und vergiss mich. Gib ihm deine Seele, deine Vergangenheit. Dann wirst du niemals wieder den Schmerz fühlen."

Nichts passiert. Gar nichts. Doch als sie sich umdreht, umarmt er sie, drückt sie an sich und sein warmer Atem streift ihr Ohr. "Nein, ich will nicht. Vergessen will ich das nicht. Ich will dich... gibt es nichts, das mir die Ewigkeit mit dir versüßt? Was kann ich tun, damit du für immer mir gehörst?"

Sie legt die Arme an seine Brust, versucht ihn weg zu stemmen, doch sie schafft es nicht. Nur ein winziges Stück, dass sie ihm in die Augen sehen kann. "Ihr seid nicht geschaffen für die Nacht. Die Lebenden sollen die Sonne sehen, nicht nur den Mond. Versuch nicht, mir zu gleichen. Es gibt keine Zukunft für dich."

Dann krallen sich plötzlich ihre Fingernägel in seinen Nacken, dass er schmerzerfüllt zusammenzuckt. "Was denkst du, bin ich?", faucht sie, die blitzenden Reißzähne gut sichtbar vor ihm. "Bin ich ein Engel? Bin ich die Unschuld? Bin ich schön? Ich bin der Tod, mein süßes Opfer, also wage es nicht, mich haben zu wollen!" Dann krallen sich ihre Finger in sein Haar und sie reißt seinen Kopf zur Seite. "Niemals wird ein Mensch mich beherrschen."

Langsam senken sich ihre Zähne herab, genüsslich auf die weiche Haut seiner Halsschlagader zielend. Sie spürt das Zittern in seinem Körper. "Beiß zu", flüstert er plötzlich und ein heiseres Lachen folgt. "Glaubst du, ich fürchte den Tod und das Vergessen? Wenn du mich nicht willst, habe ich dann noch ein Lebensziel?"

Mit einem wütenden Schrei stößt sie ihn weg. Dreht sich um, keuchend vor Anstrengung, ihren Blutdurst zu unterdrücken. "Nein, du wirst leiden wie ich gelitten habe... Kein Mensch auf dieser Welt soll jemals mit der Liebe glücklich sein..." Dann spürt sie Ruhe, die durch ihre dünnen Adern fließt, ihren Körper durchdringt und sie wieder kalt werden lässt. Seine Nähe schwindet aus ihr, verlässt ihren Körper. Das Eis des Todes gefriert die wenigen, nutzlosen Gefühle in ihr.

Als sie ihn wieder ansieht, schrickt er zurück vor ihrem abweisenden Blick. "Das nächste mal werde ich keine Gnade kennen. Dann wirst du dir wünschen, es wäre nur der Tod, der dich ereilt."
 

"So still, meine Tochter?" Zärtlich streift ein knochiger Finger über den Hals eines Kristallglases, halb gefüllt mir rubinglänzender Flüssigkeit. Als wäre sie nicht immer still...

"Wie meint ihr, Meister?" Sie stellt ihr eigenes Glas ab, wendet sich zu ihm und sieht ihn an. Sein Lächeln schwindet für einen Moment, als er ihr Gesicht sieht. Die Kälte in ihren Augen. Dann taucht es wieder auf. Wäre er ein Mensch gewesen, wäre sein Gesichtsausdruck ein triumphierendes Grinsen. Doch so ist es nur das leichte Verziehen seiner Mundwinkel nach oben, das seine Zähne blitzen lässt und dieser gierige Ausdruck in seinen Augen.

"Mir scheint nur, du hast heute ein wenig deiner sonstigen Lebendigkeit eingebüßt." Er spricht von ihren Unterhaltungen. Dem philosophieren über das Leben der Menschen und deren frühen Tod. Von dem, was er erzwungen hat und was sie in ihrer Lethargie still er- und geduldet hat. Seine Annäherungsversuche. Seine Wünsche, obwohl sein toter Körper zu nichts von dem mehr fähig ist, was er bezweckt hat.

"Meint ihr?", wiederholt sie desinteressiert, stellt ihr Glas ab und knixt dann höflich. "Ich muss euch enttäuschen, mein Meister, aber ich werde diese Nacht nicht in eurer von mir so geschätzten Gegenwart verbringen können. Carpe Noctem." Dann dreht sie sich um und schwebt aus dem Raum, sich seinem fragend verwirrten Blick wohl bewusst.

"Meine Tochter, du wirst doch nicht untreu?!", ruft er ihr hinterher und dem klingt ein kaltes, höhnisches Lachen nach. Sie weiß, dass sie nicht viel Zeit hat. Sie weiß, dass Samael überall auf sie lauert.

"Wem sollte ich die Treue brechen", flüstert sie in den Wind, als sie aus der Gruft tritt, "wenn ich sie niemandem geschworen habe?" Dann verschmilzt sie mit der Dunkelheit und ein Schwarm Raben erhebt sich krächzend in die finstere Nacht.
 

,Dann wirst du wünschen, es wäre nur der Tod, der dich ereilt.'

Raven sitzt in seinem Zimmer. Die geöffneten Fensterflügel lassen das helle Mondlicht hinein fluten und verleihen der Atmosphäre einen merkwürdig verlorenen Hauch. Verloren wie in einem Grab. Dann tritt ein geisterhaftes Wesen durch den Vorhang von weißem Schimmer und schwebt wie ein Engel durch das Zimmer. Es braucht keinen Blick, die düstere Aura zu erkennen, die das Wesen einhüllt, trotz seines unschuldigen Äußeren.

"Hast du mich gefunden?", fragt er nüchtern ohne aufzusehen.

"Habe ich dich denn gesucht?", fragt die Engelsgestalt zurück und setzt sich neben ihn.

Er tut nichts, gar nichts, dann springt er fast auf und läuft unruhig durchs Zimmer. "Was willst du von mir? Glaubst du, du kannst auftauchen, mich beschimpfen und später ist alles wieder gut?" Er schreit sie regelrecht an, aber sie reagiert nicht. Hält nur weiter gelassen seinem Blick stand. "Glaubst du das? Bist du so naiv?!"

Sie steht auf, streicht ihr Kleid glatt, während er, schwer atmend vor Ärger, sie nur anstarrt und wartet. Dann tritt sie auf ihn zu, bis sie vor ihm steht, so nah vor ihm, dass sie sich fast berühren. Sie sieht ihm in die Augen mit diesem merkwürdigen Blick. Er hat es nie verstanden, was dieser Blick bedeutet, dieser Blick voller Trauer und Melancholie. Doch jetzt, wo sie ihn so eindringlich ansieht, so tief... und alles verschwunden ist von Trauer...

Ihre Lippen streifen seine ganz sanft, wie die Nägel ihrer rechten Hand seine Wange. "Nur ein Kuss und ich gehe, wenn du das willst. Nur ein Moment dein Leben in mir und ich verschwinde für immer aus deiner Welt. Nur ein Wort von dir und du wirst mich niemals wiedersehen."

Er sagt kein Wort. Sieht sie nur an, wie sie da so vor ihm steht. Fühlt ihre Hand auf seiner Wange, ihre Haut, die so kalt ist. Fühlt seine Hände, die sie an sich ziehen, näher und näher, bis er glaubt ihren zarten Körper zu zerdrücken. Aber sie hält sich noch mehr an ihm fest, dass es scheint, als würde sie mit ihm verschmelzen wollen.

Er presst sein Gesicht gegen ihr weiches Haar, atmet den süßen Duft ein, nach Nachtluft und weißen Lilien. "Nein", flüstert er. "Niemals." Und braucht keine weiteren Worte, damit sie versteht, was er meint.
 

Als er erwacht ist es heller Tag und Sonnenschein dringt durch die winzigen Ritzen geschlossener Vorhänge. Alles ist still und düster in dem großen Raum und Sekundenlang starrt er nur an die Decke. Wartet darauf, dass sich die letzten Reste seines Traumes verflüchtigen, dass er wieder in die Realität zurück kehrt, damit er sich nicht im Wünschen verliert. Damit er nicht sein Leben verliert.

Irgendwann dreht er den Kopf zur Seite, lächelt noch in Erinnerungen versunken, glaubt noch halt zu träumen, als er das im Schlaf sanft lächelnde Gesicht neben sich erblickt, umrahmt von blonden Engelslocken. Ein Bild, an dem er sich nicht satt sehen kann.

Er haucht einen zarten Kuss auf die kühle Haut und erhebt sich dann leise. Prüft die Türen, ob sie verschlossen sind, die Fenster, dass kein Luftzug die Gardinen zur Seite wehen und alles zerstören kann. Dann öffnet er eine kleine Tür, einen Geheimgang, der in ihn tiefste Schwärze führt...
 

Das Licht schimmert wie blutigstes Rot. Samt und Brokat spiegeln Reichtum und Macht, doch es ist eine vergehende Epoche, die langsam in der Vergessenheit verschwindet. Auch wenn ihre Angehörigen es nicht wahr haben wollen.

"Du wagst dich tatsächlich hier her." Ein halb spöttisches, halb desinteressiertes Lachen aus einer dunklen Ecke lockt seinen Blick in eine bestimmte Richtung des Zimmers, nachdem er die Einrichtung ruhig gemustert hatte.

"Ich will nur ein Versprechen einlösen." Ein Antwortlächeln. Genauso spöttisch, so desinteressiert. Genauso kalt. "Ich will nur, was mir zusteht."

"Du glaubst also, UNS Forderungen stellen zu können? Wir leben schon viel länger, als ihr es euch vorstellen könnte. Wir sind das, was in der tiefsten Dunkelheit eurer Angst lauert. Wir sind das, wovor selbst der Tod flieht." Wieder ein Lachen.

Die Reaktion darauf ist spärlich. Kaum wert, als solche bezeichnet zu werden. Schritte tönen durch den Steinraum, Blicke schweifen an Wänden entlang, über den düsteren Schmuck. "Du bekommst, was ich dir versprochen habe", ein mörderischer Blick auf diese Respektlosigkeit, ein fast heiteres Lachen, als er es bemerkt. "Oh entschuldigt, ich meine Euch versprochen. Ihr werdet alles zu Eurer Zufriedenheit vorfinden, wie ich es sagte. Nur gebt mir, was ich will." Die letzten Worte sind voller Eindringlichkeit, voller Zwang gegenüber dem viel mächtigeren Mann.

Dieser bleibt Sekundenlang ruhig, reglos, auf seinem Platz stehen, dann tritt er zu einem Tisch und nimmt einen Flakon in seine Hand. "Wenn du glaubst, dass dir das helfen würde, dann weißt du nichts. So leicht wirst du uns nicht entkommen. Einmal unser wirst du immer unser bleiben."

Der andere nimmt das Fläschchen an sich. Lächelt mit verstecktem Triumph. "Niemals sprach ich von mir." Sein Lachen verklingt in der Dunkelheit...
 

Dämmrige Sonnenflecken verhindern ein Erkennen, ein genaues Erkennen, aber sie weiß, wer das Mädchen mit dem traurigen Blick ist, dass sie von einem Regal aus ansieht. Sie kennt das Bild, erkennt es, obwohl sie es nicht lange genug angesehen hat. Doch sein eigenes Gesicht erkennt man immer noch am besten, auch nach hunderten von Jahren.

Sie wünscht sich, sie könnte aufstehen, doch sie wagt es nicht. Noch ist es Tag und nur die in einem dunklen, blutigen Rot gefärbten Gardinen verhindern, dass es heller als dämmerig in dem Zimmer ist. Dämmerig... für ihre Augen, doch sie ist gewöhnt an die Dunkelheit.

Irgendwo knarrt eine Tür und sie richtet sich erschrocken auf. Sie weiß nicht, wie spät es ist, doch nach den Zahlen auf dem kleinen viereckigen Kasten, der wohl eine Uhr ist, müsste es bald Sonnenuntergang sein. Bald, aber nicht bald genug, denn noch ist sie ungeschützt.

"Du bist wach?", kommt die verwunderte Frage, als Raven hinter sich die kleine Tür geschlossen und sie auf dem Bett hat sitzen sehen.

"Es ist zu hell", erwidert sie, fast ein wenig schüchtern, und sieht zum Fenster. Das bisschen Licht blendet in ihren Augen, obwohl es schwächer ist als manches Feuer, doch es ist Sonnenlicht, keine Flamme.

Er nickt leicht, dann kommt er auf sie zu, nebenbei mit der Hand nach den Gegenständen tastend, damit er nicht dagegen läuft. Er wird sie nur gesehen haben, weil ihr Kleid ein wenig leuchtet. "Hast du Durst?" fragt er, als er neben ihr sitzt, auf dem Bett, sie nicht ansieht. Er hält ihr eine kleine Flasche hin, die mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt ist. "Ich weiß nicht, wie lange es her ist..."

Sie nimmt sie ihm ab, betrachtet sie unschlüssig. "Wo hast du das gefunden?"

Er senkt den Kopf, "Ich hab lange gesucht...", und versteckt dabei fast schuldbewusst eine Hand hinter dem Rücken. Als er ihren Blick bemerkt, lächelt er sie an und tut ungezwungen. Sie lächelt zurück, dann öffnet sie den Verschluss. Sie sieht in seinem Blick, dass er sich Sorgen macht. Die Art, wie er sie beobachtet, als sie das kühle Glas an ihre Lippen setzt...

Sie würgt, als sie den letzten Schluck aus der Flasche genommen hat. Lässt diese beinahe Fallen und presst eine Hand auf ihren Bauch. Er muss sie stützen, bevor sie auf das Laken fällt. "Was..." Sie keucht unterdrückt, obwohl keine Luft in ihren Lungen ist. "Was ist da drin?"

"Ich..." Panik schwingt in seiner Stimme mit. "Es ist nicht frisch... Vampire trinken nur frisches Blut..." Er starrt die Flasche an, als könnte er sie mit seinem Blick verschwinden lassen und ihren Inhalt mit, aber natürlich geht das nicht.

Und irgendwann ist es dann vorbei. Irgendwann lässt der Schmerz nach, der sie sich fühlen lässt, als würde ihr Körper zerrissen. Es muss viel Zeit vergangen sein, denn sie findet sich in seinen Armen liegend wieder, tatsächlich schweißgebadet, und durch die geöffneten Fenster dringen Mondschein und kühler Nachtwind ins Zimmer.

Die Uhr, wenn es eine ist, zeigt viele Stunden später an. Drei? Oder vier? Sie kann sich nicht mehr erinnern. Die Flasche steht auf einem Schränkchen neben dem Bett. Sie ist sauber, wie ausgewaschen. Das Bett ist groß, ein Doppelbett mit Bezügen aus schwarzer Seide. Der Teppich auf einem Teil des Bodens, der Rest ist Parkett, ist dick genug, dass man darauf schlafen könnte. Die Schränke sind einheitlich und aus dunklem Zedernholz, verziert mit Schnitzereien, die sie nicht deuten kann. An den Wänden stehen Regale voller Bücher und Waffen. Eines davon, daran erinnert sie sich noch, verbirgt die Geheimtür.

Sie richtet sich auf, befreit sich aus seinen Armen und wischt kalten Schweiß von ihrer Stirn. Sie fühlt noch seine Wärme in sich, so lange, wie sie so nah bei ihm war. "Wann wirst du gehen?" Ob er weiß, was sie meint?

Er zögert lange mit der Antwort. Wieder steht er auf und läuft durch das Zimmer. Nimmt einige der schön gearbeiteten Revolver in die Hand und betrachtet sie prüfend. Tritt ans Fenster und starrt hinaus. "Ich will nicht sterben", sagt er irgendwann. "Ich habe immer gedacht, damit könnte ich Probleme lösen. Das würde... mir den Schmerz nehmen. Aber der Tod ist nur... etwas wie Flucht. Als würde man aufgeben und sein Selbst verlieren." Er dreht sich um und sieht sie an. So eindringlich, dass sie nicht weiß, wo sie hin blicken soll und verlegen die Augen niederschlägt wie damals als junges Mädchen.

"Ich will dich nicht vergessen." Er hockt sich vor sie, nimmt ihre Hände in seine, so dass sie ihn ansehen muss. "Ich will dich nicht verlieren. Ich brauche dich!"

,Ich brauche dich...'

Sie kann ihn nur ungläubig ansehen.

,Ich brauche dich...'

"Du... brauchst... mich?", wiederholt sie dann leise und zögernd. Und zweifelnd. Niemals hat jemand ihr gesagt, er würde sie brauchen. Immer war sie im Weg...

"Ich brauche dich", wiederholt er eindringlich. "Du bist das, was ich zum Leben brauche. Zum Überleben. Du bist meine Sonne. Ich brauche keinen Tag mehr, wenn ich dich habe." Sie fühlt, dass er noch etwas sagen will, aber er schweigt, zögert noch... "Ich... liebe dich..."
 

Sie schweigt. Sieht zu Boden. Verwirrt. Vampire zeigen keine Gefühle, ist es nicht so? Warum sollte ausgerechnet sie... jetzt und hier... Warum sollte ausgerechnet er Glück haben?

"Warum tust du das?", fragt sie stockend und jetzt endlich sieht sie ihn an, nachdem so lange Stille herrschte. "Warum...? Jemanden wie mich zu lieben... Eine Tote... Warum...?" Sie scheint es nicht zu verstehen. Vertraut sie ihm nicht? Aber nein, warum erwartet er das auch? Er hatte lange genug Zeit an diesem Tag, als er gesucht hat, um etwas über sie herauszufinden. Heute und die Tage davor.

"Ich weiß nicht", antwortet er und lächelt sie ermutigend an. "Es ist so. Es ist schön so. Ich will es nicht anders." Hat er früher auch so reagiert? So sorglos? Nein, es ist nicht sorglos. Sie als Vampir... "Es ist meine Entscheidung."

"Aber die Liebe ist nichts wert", sagt sie leise, diesmal mit festerer Stimme. Leicht verzweifelt. "Wie kannst du darauf vertrauen, dass du mit ihr glücklich wirst, wo sie dich doch schon oft enttäuscht hat? Dein Vater, der dich niemals gewürdigt hat, deine Mutter, die dich nicht verstand, dein Bruder, der dich nicht kennt... Sorako..." Dann schweigt sie verschüchtert, obwohl er keine Reaktion zeigt.

Sorako... Wie lange hat er nicht mehr an sie gedacht? Wie lange schon regt sich nichts mehr in ihm, wenn er an sie denkt? Wie lange kennt er sie schon, dieses Mädchen, das ihm dieses merkwürdige Kribbeln im Bauch verschafft, wenn er nur ihren Namen denkt? Lucrifea... "Manon..."

"Hm?" Ihr fragender Blick zeigt ihm, dass er es laut ausgesprochen hat.

"Manon", wiederholt er leise. "Ich mag diesen Namen. Er klingt so... er klingt weich und zart, nicht so... Er klingt nicht tot wie der andere."

"Lucrifea", sagt sie. Jetzt klingt es anders als damals, als sie ihm zum ersten mal den Namen genannt hat. Weniger herausfordernd. Nur noch... vertraut. Alles an ihr ist vertraut. Erst jetzt fällt ihm das auf. Erst jetzt... fällt ihm auf, dass er nicht mehr weiß, wie alles ohne sie ist.

"Wie lange bist du schon wach", flüstert sie. Besorgnis. Es ist schön, das zu hören. "Seit Sonnenaufgang? Länger?" Sie zieht ihn näher, neben sich auf das Bett. Legt sich hin und bettet seinen Kopf an ihre Brust. "Schlaf. Du musst schlafen." Hat sie Angst? Angst... aber wovor?

Er legt einen Arm um sie, zieht sie näher zu sich, bis ihre Gesichter voreinander sind. Legt seine Lippen auf ihre, zärtlich und warm. Spürt den leisen Druck der Erwiderung. Er kann nicht anders. Will das alles vertiefen. Er weiß, dass sie zu Recht Angst hat. Die Situation... wird gefährlicher. Gefährlich in einer Art, dass er selbst nicht weiß, worauf das hinauslaufen wird.

Irgendwann sind ihrer beider Küsse fordernder. Verlangender. Seine Hände halten sie fest. Nicht so fest wie am Abend zuvor, aber fest genug, dass sie sich ihm nicht entziehen kann. Aber will sie das denn? Er weiß, dass sie das nicht will.

Doch dann beginnt sie sich zu wehren. Erst schwach, versucht es selbst zu unterdrücken, will viel lieber noch mehr, doch dann stößt sie ihn weg, so gut sie kann. Flüstert ein heiseres "Nein" und wendet sich ab. Setzt sich auf und beschienen vom hellen Mondlicht wirkt sie auf einmal wieder so unnahbar war am ersten Tag.

Er seufzt leise, setzt sich neben sie und zögert, bevor er einen Arm um sie legt, sie leicht an sich zieht. "Was ist? Warum hast du Angst? Ich würde dir niemals weh tun."

Sie schluckt, will etwas antworten, doch dann überlegt sie es sich anders und sieht in beinahe finster an. "Du kannst mir nicht weh tun. Niemals könntest du das, auch wenn du es versuchst. Nicht äußerlich. Nicht körperlich. Eine tote Hülle fühlt keinen Schmerz. Aber ich könnte..." Und dann sucht sie nach Worten, bis sie aufsteht und in der Dunkelheit der das Zimmer verhüllenden Schatten verschwindet, so dass er sie nicht mehr sehen kann, trotz des weißen Kleides, das doch immer im Mondschein schimmert.

"Eine Sekunde nur, in der du mich die Kontrolle vergessen lässt, in der das niedere, das animalische Etwas in mir die Oberhand gewinnt und dein Leben wird niemals mehr so sein können, wie du es dir jetzt wünschst." Ihre Stimme dringt von irgendwo her, irgendwie nah und doch weit weg, aber er kann nicht ausmachen, wo sie ist. "Ein winziger Kontrollverlust und die... die Vampire gewinnen. Und sie gewinnen immer... Verstehst du?"

"...Nein..." Er versteht es wirklich nicht. Die Vampire gewinnen? Wenn sie ihn nicht beißen will, wenn sie ihm nicht das Blut aussaugt, dann gewinnen doch die Vampire nicht? "Was meinst du damit?"

"Ich wäre gern aus Eis..." Sie flüstert nur und jetzt hört er, wo sie ist. "Dann müsste ich nicht so viel für dich empfinden... Aber ich bin zu schwach..." Sie unternimmt nichts dagegen, dass er zu ihr kommt, ihr aufhilft. Ihr in die Augen sieht, in ihre schönen Augen, die jetzt voller Tränen sind. "Ich wünschte, du wärst mir egal..." Weint sie wegen ihm?

"Aber warum denn? Warum willst du das?" Er fühlt Verzweiflung. "Ich will dich nicht verlieren! Ich werde dich niemals verlassen, wenn du das nicht willst! Wir... wir können doch zusammen sein!"

Sie schluchzt leise und presst ihr Gesicht gegen seine Brust. Er merkt, wie menschlich sie ist. Irgendwie, trotz ihrem kalten Körper, dem nicht mehr schlagenden Herzen... "Ich will es doch so gern", flüstert sie mit erstickter Stimme. "Aber wir... ein Wir gibt es doch nicht. Nicht so, wie wir es wollen..." Dann hebt sie den Kopf und sieht ihn unglücklich an. "Wir können niemals ZUSAMMEN sein."
 

Sie weiß nicht, ob er es jetzt versteht, oder ober noch immer nicht weiß, was sie meint. Wieder ist die Zeit vergangen. Wieder haben sie lange nur nebeneinander gesessen, geschwiegen. Beide wussten nichts zu sagen. Sie fühlt die getrockneten Tränenspuren auf ihren Wangen, fühlt das Menschliche in ihr und weiß nicht zu sagen, woher es kommt.

"Und es gibt keine andere Möglichkeit?", fragt er jetzt leise. "Keinen Weg, dass wir..." Er braucht nicht weiter zu sprechen. Es gibt nichts anderes, was er meinen könnte.

"Ich würde es nicht schaffen... nicht so, wie ich jetzt bin... Nicht bei dem, was du bist... Und ich würde langsam zugrunde gehen... Einen Menschen zu lieben..." Sie blickt nicht auf, als er sie überrascht ansieht. Tut, als hätte sie nichts gesagt. Es steht ja auch nicht zur Debatte, dass sie weiß, dass sie ihn... tatsächlich liebt. Einen Menschen... dass sie überhaupt noch jemanden lieben kann... "Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder das tun kann, was die... die Vampire mit Menschen tun, um zu überleben. Ich könnte nicht... Und wie sollte ich sonst überleben...? Bei dem, was gestern war..."

Er zuckt schuldbewusst zusammen. Schuldbewusst... Er kann es ja nicht wissen... oder doch? Dann hebt sie den Kopf, als sie plötzlich eine Erkenntnis durchzuckt. "Die Flasche...", murmelt sie ungläubig und ihr wird schlecht. Sie greift nach der Flasche auf dem Schränkchen, merkt wie ihre Hände zittern. Das Glas ist kühl und glitzert.

Mit lautem Klirren zersplittert das Gefäß auf dem Boden, doch sie beachtet es nicht. Starrt ihn nur an. Ungläubig und entsetzt. "Was hast du getan...?" Er sieht zurück, überrascht und ein bisschen ängstlich, so dass er zu spät merkt, dass sie seine Hand ergreift, den Ärmel seiner Jacke weg schiebt... "Nichts..." Die andere Hand: "Nichts?!"

Sie springt auf und stolpert rückwärts durch das Zimmer, um ihn nicht aus den Augen zu lassen. "Was hast du getan? Wo warst du? Hast du etwa...?"

"Ich wollte dir nur helfen!", versucht er sich zu entschuldigen. "Ich will dich nicht verlieren! Ich will mit dir zusammen sein!"

"Was hast du ihm gegeben?", unterbricht sie ihn. "Dein Leben? Was hast du dem Teufel versprochen, um ein Wesen aus der Hölle zu holen? Deine Seele?" Er kommt langsam auf sie zu, versucht sie zu beruhigen, versucht sie zu erreichen, doch sie läuft auf den Balkon. "Komm nur einen Schritt näher und ich springe!"

Das lässt ihn stehenbleiben. "Bitte, tu mir das nicht an!" Sein Gesichtsausdruck ist so unglücklich, dass sie ihm fast in die Arme fallen möchte, aber sie tut es nicht. "Ich habe... den Preis bezahlt, den ich zahlen musste! Aber ich habe es für dich getan! Nur für dich..."

"Deine Seele...", flüstert sie abwertend, verächtlich. "Wie konntest du nur...?" Dann aber verstummt sie, als er lächelt. So glücklich... so glückselig, dass sie nichts mehr zu sagen weiß.

"Meine Seele ist dein gewesen seit dem ersten Augenblick, als ich dich gesehen habe. Ich kann nichts vergeben, was nicht mir gehört und meine Seele gehört dir. Völlig und vollständig und ich will sie niemals wieder zurück."

"Wie...?" Verständnislos sucht sie nach Worten, nach einer Frage, die ihr hilft, das zu verstehen, aber sie findet nichts außer einem "Was dann?", durch das sich sein Gesichtsausdruck verdüstert.

Er senkt den Kopf, fast traurig aber auch irgendwie... als wüsste er, dass er das richtige getan hat. "Ein Vater, der mich niemals gewürdigt hat. Eine Mutter, die mich niemals verstand. Ein Bruder, der mich nicht kennt. Eine Familie, der ich keinen Cent wert bin. Die Herrschaft der Vampire wird untergehen. Aber sie wird die Nakazawa-Familie mit in die Tiefe reißen." Bitterkeit liegt in seiner Stimme und erfüllt sie mit Trauer. Sie weiß, dass er gern ein Leben gehabt hätte wie so viele andere.

Sie versucht ein Lächeln, doch dann färbt sich die Fassade des Hauses, die über ihr aufragt, weit hinauf, die Wand vor ihr, alles färbt sich golden und rot, wie Feuer... Ihr Lächeln erstirbt und sie wirbelt herum. "Die Sonne geht auf...!" Alles ist vergessen, was vorher war, alles verschwindet aus ihren Gedanken und sie sieht nur noch die Röte, das Gold, das orange, das sich am Horizont ausbreitet, unglaublich schnell... tödlich schnell!

"Ins Zimmer!", ruft er ihr zu, will sie hinein ziehen, doch es ist zu spät.

"Das ist mein Schicksal", flüstert sie ihm zu. "Es ist mein Schicksal, noch einmal die Sonne zu sehen, bevor ich sterbe." Sie spürt schon die Wärme, die sich immer mehr ausbreitet auf ihr, auf ihrem Körper... in dem, was einmal ihre Seele war. Sie spürt schon den Schmerz. Sie dreht sich halb zu ihm wie er so neben ihr steht und lächelt ihn an. "Ich liebe dich. Das ist alles, was ich sagen kann. Ich liebe dich." Dann küsst sie ihn zärtlich auf die Lippen, dreht sich zurück zur Sonne und wartet.

Die Strahlen sind warm auf ihrer toten Haut. Erfüllen sie zum letzten mal mit Leben. Neben sich hört sie sein Flehen, ihn nicht zu verlassen, doch sie weiß, dass es keine Zukunft geben kann für sie beide. Dass sie niemals miteinander glücklich werden können.

Sie spürt die Flammen auf ihrer Haut, die langsam ihren Körper zerfressen würden, die Hitze, die sich immer mehr ausbreitet... Rauch hüllt sie ein und die Schmerzen, von denen sie gewusst hat, dass sie kommen würden, breiten sich aus zum unerträglichen. Und dann ist da die Dunkelheit und sie hofft, dass das der Tod ist...
 

Als sie erwacht flutet helles Tageslicht in ein Zimmer voller Schönheit. Voller Schönheit, weil es das Leben ist. Sie spürt, dass es das ist. Dass es nichts anderes sein kann als das Leben. Dass es in ihr pulsiert, frisches Blut und ein schlagendes Herz, so heftig, so innig, dass sie weinen möchte vor Glück.

"Lu... Manon...?" Seine Stimme klingt leise zögernd an ihr Ohr. Fragend. Und sie dreht sich zu ihm um, sieht ihn an und wartet. Es ist merkwürdig, noch immer, wenn er sie so nennt, auch wenn es ihr Name ist. Sie weiß es, jetzt wo sie sich wieder daran erinnern kann.

Sie atmet tief durch - hält für Sekunden den Atem an, als sie merkt, dass tatsächlich wieder Luft durch ihre Lungen fließt - dann will sie aufstehen aber als die Decke um ihre Schultern verrutscht und sie einen kalten Lufthauch spürt, merkt sie, dass sie nichts mehr an hat. Oder nur ein dünnes Hemdchen.

Trotzdem steht sie auf, die Decke um sich gewickelt, und tapst mit nackten Füßen über den gewärmten Marmorfußboden. Die Balkontür ist offen und sie tritt hinaus. Draußen ist die Sonne dabei, unterzugehen, aber wieder scheint sie in wärmenden Strahlen gegen das Gebäude. Und nichts passiert mit ihr.

Sie sieht sich um. Um sie ist Freies Feld, hier und da begrenzt von wogenden Baumwipfeln. Sie fragt sich, wie hoch oben sie ist, aber als sie hinunter sieht, fällt alles steil ab, so steil, dass ihr schwindelig wird und sie stolpert zurück, gegen einen warmen Körper und zwei kräftige Arme umfassen sie schützend.

Sie schließt die Augen, genießt einen Moment lang die Schönheit des Augenblicks, die Geborgenheit, dann dreht sie sich um und sieht ihm in die Augen. Fragend und wartend. "Wo bin ich? Was ist passiert? Warum bin ich hier?"

Er lächelt sie an. "Ich liebe dich. Und ich würde dich niemals sterben lassen. Ganz egal, wie. Ich würde immer etwas finden, damit wir zusammen sein können." Er hebt die Hand mit dem kleinen Fläschchen, aus dem sie das Blut getrunken hat. Es scheint ihr jetzt unendlich lang her. "Es gibt eine Möglichkeit, einen Vampir zu retten. Ich weiß nicht wie, aber..." Dann wird sein Gesichtsausdruck düster. "Ich habe meine Familie niemals verstanden, genauso wenig wie sie mich. Es tut mir nicht leid, sie für dich geopfert zu haben."

Sie will heftig erwidern, dass er das nicht hätte tun dürfen, dass es falsch war, dass sie ihn dafür hassen würde, aber... sie tut es nicht. Denn es ist nicht so. Sie hasst ihn nicht und sie denkt auch nicht, dass es falsch war. "Es muss getan werden, was getan werden muss. Was den Mord beendet ist gut, egal welche Methoden man nutzt." Und es beendet den Mord. Das weiß sie.

Er lächelt sie dankbar an. "Ich liebe dich." Es hört sich ehrlich an. Warm. So warm, dass es ihren ganzen Körper durchflutet und sie nicht los lässt. Sie weiß nicht, ob sie antworten soll, dass sie ihn auch liebt, viel mehr als sie jemals geglaubt hätte, aber sie tut es nicht. Zieht nur seinen Kopf zu ihrem heran und küsst ihn. So innig, dass es keiner Antwort bedarf, um ihm das zu zeigen. Und während noch die Decke von ihren Schultern gleitet und sie die Arme um ihn legt, sich näher zu ihm heran zieht, endlich einmal näher zu einem Menschen, als ein flüchtiger Kuss, ein Händeschütteln, weiß sie, dass es diesmal das richtige ist...
 

<Ende>
 

So, ich hoffe, sie hat euch gefallen. Ich hab mal versucht, etwas freundlicher zu schreiben. Ich hoffe, es ist mir gelungen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nara_x3
2009-07-18T10:17:27+00:00 18.07.2009 12:17
Awww~
Die Story ist einfach toll *_* ... Und das obwohl ich gestehen muss gerade mal Seite 1 und 2 gelesen zu haben ^^"
Nya ich finds schade, dass das hier erst dein dritter Kommie ist, obwohl sie schon so lange on ist q_q Nya da verpassen die Leute eben was, wenn sie das hier nicht lesen ;D
Denn ich finde, du hast es total aufregend geschrieben, spannend. Super beschrieben alles *_* Ich hatte alles bildlich vor Augen, wie bei einem Film X3 Super!
Und ich kann den anderen beiden Kommies nur zustimmen ^o^

Vllt kannst du mir bei meinen Stories ja mal ein paar Tips geben :3
LG, Nara x3
Von: abgemeldet
2002-10-17T14:20:39+00:00 17.10.2002 16:20
Deine Geschichte ist einfach toll, toll, toll. Habe alles auf ein Mal gelesen, so spannend war sie, und diesen tollen Beschreibungen!!!
Von:  SailorTerra
2001-10-10T13:13:20+00:00 10.10.2001 15:13
War ja richtig düster, aber auch fesselnd. Ich hab sie heute Morgen in einem Rutsch gelesen. (Ausgedruck waren es bei mir 10 Seiten) Ich fand sie schön. Obwohl auch traurig. Die Gefühle kamen gut rüber... auch wenn diese Gefühle nur aus desinteresse bestand. ein großes Lob. Toll...

Bye Miriam


Zurück