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My beloved... ?

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Unerwartete Begegnung

Titel: My beloved… ?

Teil: 5/?

Autor: kurikara_sama

Fandom: Yami no Matsuei

Warnung: n`bisschen gewalt??? Bin mir nicht ganz sicher…

Pairing: Hisoka x Kurikara ; Nagare x Yato

Disclaimer: Außer der Idee zu dieser FF und Charakteren wie Seku gehört mir leider nichts von YnM und ich verdiene kein Geld. Alles ist Yoko Matsushita.
 

Kommentar:

Zu aller erst:
 

@Minastira: Vielen, vielen Dank, für deinen Kommentar und deine Mail; ich hab mich wirklich riesig gefreut und daher widme ich dir auch dieses Kapi ^^.
 

@Terazuma: Auch über deinen Kommentar hab ich mich gefreut. Vielen, vielen Dank.
 

So, das wäre dann das fünfte Kapitel, das bisher Längste. Mir ist aufgefallen, dass das letzte reichlich wenige Absätze enthalten hat. Tut mir echt leid. Das ist mir beim Durchlesen gar nicht richtig aufgefallen. Erst als ich dann das Ergebnis nach dem Hochladen betrachtet hab, hab ich gedacht `Oh, Sch***´. Daher habe ich mich bemüht dieses Kapitel etwas leserfreundlicher zu gestalten. Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel und lest weiterhin die FF. Ich weiß, es hat dieses Mal etwas gedauert und jetzt laber ich auch noch so viel… *sich den Mund zuklebt*

Betaleser: Hier habt ihr das nächste Kapi. ^_^
 

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Chapter 5 - Unerwartete Begegnung (Traumwelt - Himmelpalast)
 


 

Die Nacht war über Gensoukai[1] hereingebrochen und das Mondlicht schien durch die offenen Vorhänge des Zimmers, in dem der kleine Todesengel ruhte. Stille. Nichts, als eine fast schon erdrückende Stille um ihn herum. Dann Stimmen. Zwei Personen, die sich angeregt unterhielten. Eine der Beiden klang besorgt, die Andere wütend. Hisoka versuchte die Augen zu öffnen, versuchte, die Stimmen, die ihm wohl bekannt waren, zuzuordnen, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Seine Lider waren schwer und wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich keinen Millimeter bewegen. Nur zuhören. Mit einem innerlichen Seufzen fand er sich damit ab und lauschte.
 

Tsuzuki hastete durch die Gänge. Er war auf dem Weg zu Toda, um sich dessen Hilfe zu sichern. Vor knapp einer halben Stunde waren er und Soryu – der Himmelsdrache des Wassers und sein dienstbarer Geist – von ihrem Ausflug in die Wüste des treibenden Sandes zurückgekehrt. Tsuzuki hatte gehofft seinen Freund dort zu finden, doch Kurikara hatte ihnen erklärt, dass einer der Krähen den Jungen bereits mitgenommen hatte. Zuerst war der Todesengel beruhigt gewesen, seinen Partner in der Obhut der Tengus zu wissen, doch als er endlich wieder im Himmelspalast angekommen war, hatte er in Erfahrung bringen müssen, dass sein Hisoka schon wieder verschwunden war. Natürlich wusste Tsuzuki, dass Kotaro keine Schuld traf; er hatte sich schließlich um Futsu, die Rechte Hand des Drachenkönigs, kümmern müssen. Und trotzdem war er wütend. Wie konnte man bitte einen schwer verletzten, eigentlich nicht bewegungsfähigen, ohnmächtigen Jungen verlieren?
 

Frustriert bog er um eine Ecke, nur um direkt in Soryu hineinzulaufen. Mit einem überraschten Schrei seitens Tsuzuki gingen sie beide zu Boden. Der Mann mit den langen, blauen Haaren rieb sich den Kopf, der, nach dieser unliebsamen Bekanntschaft mit den harten Dielen, mit Sicherheit noch eine Weile schmerzen würde. Leicht genervt half er seinem etwas tollpatschigen Herrn auf die Füße. Dieser wollte mit einem `Entschuldigung´ auf den Lippen auch schon wieder losrennen, doch Soryu bekam gerade noch den Zipfel von dessen Mantel zu fassen und zog leicht daran. Das Ergebnis war ein erneuter Fall, auf den ein sicherlich unangenehmes Aufschlagen folgte. Verwirrt blickte Tsuzuki den mächtigen Wassergeist an. „Was soll denn das, Soryu? Ich muss ganz schnell weiter, wegen…" „Ich weiß." , unterbrach ihn dieser. „Und genau darüber wollte ich mit dir reden. Ich habe gerade die Nachricht erhalten, dass dein Partner hier abgeliefert wurde. Er liegt im Augenblick im Westflügel von Sekus Palast." „Waaas?! Hisoka ist hier? Warum hat mir das denn keiner gesagt? Moment, wer war noch mal Seku?" Soryu seufzte resignieren. Wie hätte er auch erwarten können, dass Tsuzuki sich die Namen der mächtigsten Geister der Traumwelt merkte? Und so antwortete er dem Kleineren geduldig: „Seku ist der Himmelsdrache des Windes, Tsuzuki. Und warum ausgerechnet er Hisoka hierher gebracht hat, wirst du ihn selbst fragen müssen – ich weiß es nicht."
 

Für einige Sekunden saß der Angesprochene einfach nur da und starrte sein Gegenüber entgeistert an, bis er zu realisieren begann, was dieser ihm in den letzten paar Minuten zu erklären versucht hatte. Dann sprang er mit einem Ruck auf und zerrte seinen dienstbaren Geist hinter sich her. „Soryu, wo ist dieser Palast? Zeigst du mir den Weg? Ich will sofort zu Hisoka!" Auch wenn er seine Forderung als Frage formuliert hatte, war der Befehlston in der Stimme seines Herrn doch eindeutig gewesen. Der blaue Drache befreite sich aus dessen Griff, drehte sich um und bewegte sich raschen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung. Tsuzuki folgte ihm dichtauf.
 

Bei Hisokas Zimmer angekommen, öffnete Soryu leise die Tür und trat vorsichtig ein. Er wollte den erschöpften Jungen, der vor ihm im Bett lag, die Ruhe gönnen und ihn auf keinen Fall wecken. Doch dieses Vorhaben wurde so ziemlich zunichte gemacht, als Tsuzuki mit einem lauten `Hiiiisooookaaaa!!!´ in das Gemach des Schlafenden stürzte.
 

Soryu reagierte schnell und packte seinen Herrn am Kragen. „Ssssch Tsuzuki! Reiß dich zusammen! Der Junge braucht jetzt nichts mehr als Schlaf!" Mit einem kurzen Seitenblick auf selbigen, stellte er erleichtert fest, dass dieser wohl über alle Maßen erschöpft sein musste, da er selbst von Tsuzukis schwer zu überhörendem Schrei nicht wach geworden war. Bestimmt schleifte er den immer noch Überraschten aus dem Zimmer hinaus in den Garten. Er hoffte, dass sie weit genug von dem Jungen entfernt waren, sodass dieser selbst bei einem Streit ihrerseits nicht aufwachen würde, denn Soryu hatte noch andere Neuigkeiten für seinen Herrn, als einfach nur das Wiederauftauchen von Hisoka. Zum Einen – und dass wusste er, würde Tsuzuki nicht gerne hören – musste der Junge noch für sein verantwortungsloses Handeln bestraft werden und zum Anderen gab es da noch eine bestimmte Person, um die sie sich kümmern mussten. Er begann also mit dem seiner Meinung nach einfacheren der beiden Themen und redete beruhigend auf Tsuzuki ein, der ihm zur Abwechslung sogar zuhörte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Perspektivenwechsel~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Soryu, ich finde, du solltest es nicht übertreiben. Schließlich hat er bisher noch nichts falsch gemacht." „Tsuzuki, du weißt genau, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er sich wieder gegen uns stellt. Ganz davon abgesehen habe ich seine Festnahme bereits angeordnet. Er wird schon in diesem Moment hierher gebracht und ich werde dafür sorgen, dass die Verhandlung auch so bald wie möglich stattfinden kann und nichts, was du sagst, wird meine Meinung ändern. Dies ist eine Sache der Traumwelt und muss daher auch nach unseren Gesetzten und Traditionen gehandhabt werden. Ich dulde keine Einmischung deinerseits. Ich werde…"
 

Langsam entfernten sich die Stimmen und Hisoka war nicht mehr in der Lage dem Gespräch zu folgen, zum einen, weil sich die beiden Personen zu weit entfernt hatten und zum anderen, weil ihm einfach zu viele Gedanken durch den Kopf gingen. Er wusste jetzt, wem die Stimmen gehörten, doch was ihn viel mehr interessierte, war, über was sie gesprochen hatten. Er konnte sich absolut keinen Reim auf das Gehörte machen. Ihm schwirrten dutzende, unbeantwortete Fragen durch den Kopf. Wer war diese Person, die hierher gebracht werden sollte? Was hatte sie verbrochen und was hatte es mit der Verhandlung auf sich? Doch vor allem: Warum hatte er so große Angst bei Soryu gespürt, als dieser gesprochen hatte? Er seufzte in sich hinein und kuschelte sich tiefer in die ihn wärmende Decke. Er musste zugeben, dass er wirklich sehr, sehr müde war und entschied sich dazu, sich jetzt erst einmal noch ein bisschen auszuruhen. Er würde Tsuzuki morgen darauf ansprechen und die gewünschten Antworten aus diesem herausholen. Langsam sank er wieder in das Reich der Träume.
 

Das Sonnenlicht, das wegen der noch immer geöffneten Vorhänge ins Zimmer fiel, kitzelte ihn im Gesicht und er schlug die Augen auf. Noch ein wenig verwirrt setzte er sich auf und blickte sich im Zimmer um. Er war erstaunt, als er merkte, wie wertvoll die Ausstattung von diesem sein musste. Die zurückgezogenen Vorhänge waren aus Seide und er selbst lag in einem riesigen Himmelbett, so, wie man es sonst nur im Fernsehen sah. Naja, wenn er sich recht erinnerte, hatte sein Vater vermutlich auch so ein Bett gehabt, aber das interessierte ihn im Augenblick reichlich wenig. Viel wichtiger war jetzt, wo er überhaupt war, wie er hierher gekommen war, und wie lange er geschlafen hatte. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war der Angriff des Wassergeistes, an dem See und wie er sich danach innerlich dazu entschlossen hatte nicht aufzugeben. Ab dem Moment, war alles dunkel, bis auf ein Gespräch zwischen seinem Partner und Soryu, an das er sich aber nur noch mäßig erinnern konnte. Die Schmerzen in seinem Körper waren verschwunden, lediglich etwas steif war er noch.
 

Er versuchte aufzustehen, was ihm - wenn man seinen vorherigen Zustand bedachte - auch relativ gut gelang und beschloss sich ein wenig an diesem Ort, an dem er nun gelandet war, umzusehen. So schritt er hinaus in den Garten. Als er seinen Körper im Sonnenlicht badete, begann er sich auch wieder etwas lebendiger zu fühlen und konnte sich auch besser bewegen. Die Müdigkeit war aus seinen Knochen verschwunden. Er blickte sich um, konnte aber weit und breit nur Bäume, Blumen und andere Pflanzen entdecken. Nachdem die frische Luft seine Lebensgeister zumindest teilweise wieder geweckt hatte, ging er zurück in sein Zimmer, nur um jenes auch schon wieder - dieses Mal durch die Tür - zu verlassen. Er trat hinaus in einen langen Gang, der - wie er bemerkte - sehr viele Abzweigungen besaß. Mit einem Seufzen wählte er einen von diesen aus und begann, jenem zu folgen.
 

Schon seit Stunden wanderte Hisoka durch dieses endlose Wirrwarr von Gängen, dass sich sämtlicher Logik entzog. Ihm war, als würde er im Kreis laufen und vermutlich tat er das auch, denn er war schon öfters an Kreuzungen vorbeigekommen, die ihm seltsam bekannt vorkamen. In diesen Fällen hatte er dann immer andere Wege eingeschlagen, mit dem Ergebnis, dass er sich nun völlig verlaufen hatte. Er konnte nur hoffen, dass er bald einer lebenden Person begegnen würde, denn die bleierne Müdigkeit war in seinen Körper zurückgekehrt und er fühlte sich, als würde er jeden Moment zusammenbrechen, wenn er nicht bald einen Ort fand, an dem er sich ausruhen konnte. Er hätte sein Zimmer wohl doch nicht verlassen sollen, doch es war ihm unsinnig erschienen, einfach so im Bett zu liegen, ohne etwas tun zu können. Er hatte viel Zeit gehabt, seine Gedanken zu ordnen und es war ihm gelungen, das Gespräch von Tsuzuki und Soryu, das er unfreiwillig mit

angehört hatte, wieder einigermaßen in sein Gedächtnis zu rufen. Immer wieder fragte er sich, wer diese geheimnisvolle Person wohl war.
 

Er bog um die Ecke, nur um plötzlich vor einer hölzernen Tür zu stehen. Da ihm nichts Besseres einfiel, drückte er die Klinke hinunter, um festzustellen, ob sie verschlossen war. Hisoka erschrak, als die Tür sich ohne Vorwarnung einfach öffnete und den Blick in ein edel eingerichtetes Zimmer freigab. Zögernd machte er einen Schritt hinein, nur um einen weiteren Schock zu erleiden, als die Tür hinter ihm wieder ins Schloss fiel. Ein Blick auf selbige verriet ihm, dass diese nun wirklich verschlossen war und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich weiter in dem Zimmer umzusehen. Obwohl dieser Begriff reichlich untertrieben war, wie er schon bald feststellen musste. Es handelte sich hierbei eher um eine Eigentumswohnung, als ein Gemach. Der Raum, in dem er stand, fungierte offensichtlich als eine Art Aufenthaltsraum, denn er war mit dem weichen Teppich, den vielen Schränken und dem kleinen Tisch aus dunklem Holz, und dem großen, roten Sofa in der Mitte hübsch eingerichtet.
 

Hisoka ließ seine Sinne schweifen und versuchte herauszufinden, wer hier Quartier bezogen hatte, doch seine Fähigkeiten ließen ihn im Stich. Kein einziger Gedanken, nicht mal der Hauch eines Gefühls, das auf ein lebendes Wesen hingedeutet hätte, drang an sein Bewusstsein. Sich nun doch etwas unwohl fühlend, da er sich bisher immer auf seine Empathie hatte verlassen können und dieses Gemach eindeutig nicht vernachlässigt wurde, erkundete er weiter das ihm unbekannte Gebiet. Als er im Bad stand, staunte er nicht schlecht, da vor ihm ein riesiges Becken in den Boden eingebaut war. Hier hatte man wahrlich mehr als genug Platz. Auch das Bett im Schlafzimmer hatte eine nicht gerade bescheidene Größe und der müde Junge musste sich arg zusammenreißen, um nicht einfach darauf zu springen und auf der Stelle einzuschlafen. Obwohl das im Moment wirklich eine äußerst verlockende Vorstellung war.
 

Er ging zu der geöffneten Schiebetür neben dem Bett, die den Blick auf den Garten freigab und starrte nach draußen. Überall standen Bäume und Blumen, die in den unterschiedlichsten Farben blühten und man hatte einen wundervollen Ausblick auf den Horizont, an dem die Sonne, nun da es Abend geworden war, langsam unterging, während sich der Himmel um sie herum von mattem Rosa bis hin zu eindringlichem Rot verfärbte. Der Anblick hatte etwas Beruhigendes an sich. Da er in einer ländlichen Gegend aufgewachsen war, vermisste er die vielen Sonnenuntergänge, an die er gewohnt gewesen war, bevor er begonnen hatte, in Tokio zu leben. In seiner Kindheit waren sie das einzig wirklich Schöne gewesen und es war ihm sehr schwer gefallen, sich von eben diesen zu trennen.
 

„Schön, nicht war?“ Unwillkürlich zuckte Hisoka zusammen und sein Herz setzte einen Schlag aus, bevor es seine Aufgabe, dieses Mal in einem wesentlich schnelleren Rhythmus als zuvor, wieder aufnahm. Langsam drehte sich der Junge mit vor Schreck geweiteten Augen um, nur um in ein ihn anfunkelndes, rubinrotes Auge zu sehen, während das Andere von einer langen Narbe durchzogen war, die im Licht der untergehenden Sonne ebenfalls karmesinrot leuchtete.
 

Hisoka hatte nicht bemerkt, dass sich ihm jemand genähert hatte. Umso überraschter war er jetzt ausgerechnet IHN vor sich zu sehen. Entsetzt starrte er seinen Gegenüber an, unfähig sich zu bewegen. Er wollte schreien, doch kein Laut entwich seiner Kehle. Er taumelte ein paar Schritte zurück und spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen entzogen und sein Sichtfeld in tiefe Schwärze getaucht wurde. Das Letzte, was er sah, war der erschrockene Ausdruck im Gesicht des Drachenkönigs, als er endgültig das Bewusstsein verlor.
 

Benommen öffnete er die Augen, nur um direkt in Kurikaras Gesicht zu blicken, der sich besorgt über ihn gebeugt hatte. Erleichtert erhob dieser sich, um etwas Abstand zwischen sie Beide zu bringen. Er wollte den jungen Shinigami auf keinen Fall wieder so sehr erschrecken, dass dieser ohnmächtig wurde. Letzteres hatte mittlerweile auch Hisoka bemerkt und ein leichter Rotschimmer schlich sich auf seine Wangen, als er daran dachte, wie panisch er gewesen war. Das hatte auch eigentlich gar nichts mit Kurikara selbst zu tun gehabt, sondern eher mit der Tatsache, dass er diesen bis zu dem Zeitpunkt, wo der ihn ansprach, überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Innerlich verfluchte er seine blöden Fähigkeiten, auf die er sich offensichtlich sowieso nicht vollständig verlassen konnte.
 

Hisoka sah auf und beobachtete den Drachenkönig vorsichtig. Anders, als viele andere Geister, fürchtete sich der blonde Todesengel nicht, wenn er sich in der Nähe des weitaus Mächtigeren befand. Im Gegenteil. Er fühlte sich geborgen und beschützt, was, wenn man bedachte, dass ihn dieser fast umgebracht hätte, doch reichlich merkwürdig war, aber so empfand Hisoka es nun mal. Kurikara strahlte so eine beruhigende Wärme aus, etwas, das Hisoka sich schon immer gewünscht, doch niemals wirklich bekommen hatte. Trotz alle dem war er nicht so blöd, den Kleineren ein weiters Mal zu unterschätzen. Dieser hatte mittlerweile bemerkt, dass sich der Shinigami vor ihm bereits wieder beruhigt hatte und ihn nun mit kritischen Augen musterte. Leicht über das Verhalten des Blonden schmunzelnd ging Kurikara wieder ein Stück auf diesen zu und setzte sich schließlich, ohne Vorwarnung, einfach auf den Boden, den Rücken an die Seite des großen Himmelbettes gelehnt.
 

Als Hisoka merkte, dass von dem Feuergeist offensichtlich keine Gefahr auszugehen schien, entspannte er sich merklich und ließ sich ebenfalls, gegenüber von dem bereits Sitzenden, zu Boden gleiten. Dutzende Fragen schossen ihm durch den Kopf und er beschloss, dass Kurikara derjenige sein würde, der ihm jetzt die gewünschten Antworten liefern würde. Entschlossen sah er diesem in die Augen und ordnete seine Gedanken.
 

Der Drachenkönig derweil hatte den Jungen beobachtet. Auch in seinem Kopf schwirrten Fragen umher. Eigentlich hatte er angenommen, der junge Shinigami wäre längst von seiner Kraft zerfressen worden, nur ein weiteres Opfer seiner Ungeduld. Und nun? Nun saß er eben jenem tot geglaubten Menschenkind gegenüber und der starrte ihn trotz allem, was er ihm angetan hatte, ohne Furcht, direkt in seine Augen. So etwas hatte Kurikara noch nie erlebt. Kaum jemand traute sich, ihn so anzusehen, und schon gar nicht, wenn sie nicht wussten, wie er zu ihnen stand. Er hatte den Jungen offensichtlich unterschätzt. Dieser hatte wohl sehr viel Mut und Selbstvertrauen - Fähigkeiten die der Drachenkönig schätzte, wenn sie nicht in zu hohem Maße vorkamen. Ob das bei seinem Gegenüber nun der Fall war, konnte er noch nicht richtig einschätzen - dafür kannte er ihn einfach noch nicht gut genug.
 

Hisokas Augen verrenkten sich und er begann, Kurikara mit seinen Fragen zu überhäufen. Er wollte endlich wissen, wo er war, wie er hierher gekommen war, wer ihn hierher gebracht hatte, warum er plötzlich keine Wunden mehr hatte, wo doch die Kraft des Drachenkönigs ihn hatte zerfressen sollen, und natürlich wollte er auch wissen, was dieser überhaupt hier zu suchen hatte; schließlich war das hier offensichtlich nicht die Wüste des treibenden Sandes. Ob ihm sein Gegenüber seine Fragen überhaupt beantworten konnte, war Hisoka in diesem Moment völlig egal.
 

Nachdem ein paar Minuten des Schweigens vergangen waren, wurde der junge Shinigami langsam ungeduldig. Frustriert stand er auf und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Kurikara indessen hatte etwas perplex versucht, die Fragen des Jungen überhaupt zu verstehen und nun, da dieser eine in seinen Augen sehr respektlose Geste machte, war sein Geduldsfaden mal wieder zum Zerreißen gespannt. Sah er etwa wie ein allwissendes, wandelndes Lexikon aus? Er war doch genauso verwundert wie sein Gegenüber, dass es diesem gut ging und woher in aller Welt sollte er wissen, wie der Junge hierher gekommen war, geschweige denn, wer ihn hergebracht hatte? Also beantwortete er mit einem ruhigen, leicht genervten Ton die einzigen beiden Fragen, von denen er die Antwort kannte, nicht jedoch ohne den Shinigami zuvor noch seines unverschähmten Verhaltens wegen zurechtzuweisen.
 

„Jetzt pass mal auf, Junge! Ich bin weder dein persönlicher Diener, noch in irgendeiner Art dazu verpflichtet, dir zu antworten. Also schlage ich dir vor, dass du, wenn du wirklich Antworten auf deine Fragen haben willst, erst einmal aufhörst so arrogant dazustehen, als ob du was Besseres wärst - das bist du nämlich nicht! Und dann wäre ein `Könntest du mir bitte ein paar Fragen beantworten, Kurikara´ sicherlich auch ganz angebracht, findest du nicht?“ Seine letzten Worte waren sehr sarkastisch gewesen, doch seine anfängliche Wut war aufgrund der Tatsache, dass der Junge während seiner Rede augenblicklich Rot angelaufen war und seine Position sofort verändert hatte, sodass er jetzt etwas steif dastand, längst einem inneren Lächeln gewichen, wobei sein Gesichtsausdruck sich jedoch nicht verändert hatte, was zur Folge hatte, dass Hisoka langsam unbehaglich zumute wurde.
 

Der Drachenkönig merkte dies und sofort schlich sich etwas Wärme in seine Augen, als er sah, wie verunsichert sein Gegenüber war. Hisoka entspannte sich sichtlich, als Kurikara jetzt mit einer wesentlich sanfteren Stimme, als zuvor, erneut zu reden anfing.
 

„Hey, ganz ruhig Kleiner, ich wollte dich nicht verschrecken. Und was deine Fragen angeht, kann ich verstehen, dass du Antworten haben willst. Allerdings kann ich mir selbst nicht erklären, warum du jetzt unverletzt bist. Und wer dich hierher gebracht hat, weiß ich auch nicht. Was ich dir aber sagen kann, ist, dass du dich hier im Himmelspalast befindest. Und was mich betrifft, ich bin auf Soryus Befehl hier, wobei ich aber keine Ahnung habe, warum oder was der mit mir vorhat. Im Grunde weiß ich also nicht viel mehr als du und glaub mir: MIR gefällt das genauso wenig.“
 

Bei seinen letzten Worten hatte er nickend seine Augen geschlossen, und so konnte er auch nicht sehen, wie sich Hisokas Augen weiteten. Von dem Moment an, wo der Drachenkönig Soryus Namen ausgesprochen hatte, war ihm das belauschte Gespräch wieder in den Sinn gekommen. War Kurikara etwa diese unbekannte Person, von der der Mann mit den blauen Haaren gesprochen hatte? Wenn das stimmte, dann konnte er Kurikara doch wenigstens etwas aufklären, was dessen Aufenthalt hier betraf, denn er wurde sich seiner Sache, je mehr er darüber nachdachte, immer sicherer. Er entschied sich, dass es besser wäre, sein Wissen sachlich und ohne seine eigene Meinung preiszugeben. Sollte doch Kurikara entscheiden, ob er diese geheimnisvolle Person war. Und offensichtlich war dieser zum selben Ergebnis wie der junge Shinigami gekommen, denn er sah letzteren grimmig und mit weiteren, für Hisoka aber undeutbare Gefühlen, direkt ins Gesicht.
 

„W-Was bedeutet das jetzt für dich?“, stammelte dieser leise. Er wusste nicht warum, doch er fürchtete sich vor der Antwort. Er machte sich ehrlich Sorgen um Kurikara, doch dieser gab ihm keine Antwort, sondern starrte nur abwesend und gedankenversunken auf einen nicht definierbaren Punkt auf der Wand hinter Hisoka.
 

Die Worte des jungen Shinigami hatten ihn härter getroffen, als er zugeben wollte. Er verlor sich in seinen Gedanken und blendete die gesamte Welt um ihn herum aus. Erinnerungen an seine Vergangenheit kamen in ihm auf. Er sah sich selbst, im Kindesalter, wie er schwer verletzt am Ufer eines rauschenden Flusses lag. Um ihn herum waren Bäume gewesen, die auf einen dichten Wald hingedeutet hatten und in der Ferne hatte man Berge erkennen können. Er hatte einige ziemlich schlimme Prellungen und Quetschungen davongetragen und mehrere seiner Knochen waren gebrochen gewesen. Und trotz alledem hatte er noch Glück gehabt, dass keiner seiner Knochensplitter eines seiner Organe verletzt hatte. Zwar hatte er vermutlich leichte innere Blutungen gehabt, doch diese waren, wenn man seinen übrigen Zustand bedachte, eher ungefährlich bzw. weniger gefährlich gewesen, als seine stark blutende Kopfverletzung. Er hatte keinerlei Erinnerungen an sein bisheriges Leben gehabt und diese, so wusste er nun, würden vermutlich auch niemals wieder kommen.
 

Wie durch ein Wunder war es ihm damals gelungen mit Hilfe seiner für sein Alter recht ausgeprägten Fähigkeiten und seiner Schläue zu überleben. Er hatte sich mit letzter Kraft in eine Art Höhle geschleppt und diese für sich beansprucht. Von diesem Zeitpunkt an war er auf sich allein gestellt gewesen. Er war, wenn auch langsam, genesen und hatte angefangen, seine Kräfte weiter auszubauen und seinen Körper zu trainieren. Sein Territorium war gewachsen und er hatte sich immer größeren Herausforderungen gestellt.
 

Irgendwann hatte er dann mit einem verhältnismäßig starken Feuergeist kämpfen müssen, der ihn seines Alters wegen gewaltig unterschätzt hatte. Kurikara hatte auch diesen besiegt und von ihm den Tipp bekommen zum sogenannten Himmelspalast zu gehen, wo er seine Kräfte für die Traumwelt würde einsetzten können.
 

Später, im Alter von ca. 100 Jahren, hatte sich Kurikara tatsächlich dazu entschlossen, diesen ihm beschriebenen Ort aufzusuchen. Er war voller Tatendrang und von seiner Macht zu recht überzeugt gewesen. Kurikara lächelte leicht, als er sich daran erinnerte wie er, im Palast angekommen, bei der Aufnahme in selbigen spontan ein falsches Alter angegeben hatte. Er war der Meinung gewesen, dass man ihn wesentlich erster nehmen würde, wenn er 1763 Jahre alt war, anstelle von 100. Er hatte nämlich absolut keine Lust gehabt, wie ein Kind behandelt zu werden. Damit hatte er, wie er sich selbst eingestehen musste, auch heute noch ein Problem, was vermutlich auch der Grund dafür war, dass er die Lüge noch immer nicht aufgedeckt hatte, obwohl er von allen Geistern der Traumwelt respektiert und größten Teils auch gefürchtet wurde. Doch er wollte eben kein Risiko eingehen. Ganz davon abgesehen hatte auch keiner daran gezweifelt. Im Gegenteil. Die meisten waren der Ansicht, dass er, wenn man seine Stärke bedachte, eigentlich viel älter sein müsste. Wenn sie die Wahrheit kennen würden, hätten sie ihn vermutlich schon vor langer Zeit hingerichtet, aus Angst vor der Macht, die noch kommen würde.
 

50 Jahre lang hatte er im Himmelspalast studiert, während sein Wissen und seine Macht stetig gewachsen waren. Viele waren seine Lehrer gewesen, wobei er sich mit Rikugo von allen am besten verstanden hatte. Mit ihm hatte er auch oft über seine Ideen und Gedanken geredet und sie hatten Themen besprochen, die eigentlich nicht für seine Ohren bestimmt gewesen waren, doch Rikugo hatte seinen gelehrigen Schüler sehr geschätzt und ihm großes Vertrauen entgegengebracht. Vertrauen, dass sich spätestens zu dem Zeitpunkt ausgezahlt hatte, an dem der vorherige Himmelsdrache des Feuers auf einer seiner Reisen nicht zurückgekehrt war. Nach langem hin-und-her hatte der Rat, in dem die Geister mit großen politischen Positionen saßen, ihn aufgrund seiner großen Fortschritte, seit seiner Ankunft vor nicht allzu langer Zeit, zu des Feuerdrachens Nachfolger erwählt. Diese Position hatte Kurikara natürlich auch mit Freuden angenommen.
 

Viel zu schnell flogen die nächsten 150 Jahre an dem älteren Beobachter vorbei. Diese Zeitspanne war die bisher schönste seines Lebens gewesen und er wollte lieber gar nicht an die Geschehnisse denken, die darauf folgen würden. In dieser Zeit hatte er sein Wissen über die Traumwelt und deren Geschichte vertieft, hatte die einzelnen Informationen zu allen mächtigen Geistern und natürlich allen Feuergeistern, die ja unter seiner Obhut standen, auswendig gelernt [2], hatte Reisen unternommen, Bündnisse und auch Freundschaften geschlossen, auch wenn letzteres nur sehr selten vorgekommen war. Seine Macht war weiter gewachsen und er hatte den fast schon legendären Titel `Drachenkönig´ erworben. Auch war er seinem persönlichen Hobby, dem Schmieden nachgekommen und es hatte nicht lange gedauert, bis er in der gesamten Traumwelt als `Herr der Schmiede´ bekannt gewesen war - der beste Schwertschmied in der Geschichte.
 

Und dann hatte es begonnen. Mit einem schmerzvollen Ausdruck im Gesicht erinnerte sich Kurikara, wie sein Leben langsam angefangen hatte, sich zum schlechteren zu wenden. Damals waren die ersten Berichte von Wurmlöchern, die das dimensionale Gleichgewicht der Traumwelt zerrissen, abgegeben worden und der ganze Himmelspalast hatte in heller Aufregung gestanden. 10 Jahre lang waren alle damit beschäftigt gewesen herauszufinden, was diese Anomalien verursacht haben könnte. Er selbst hatte diese Studien geleitet, denn er wollte auf keinen Fall, dass seine Heimat unterging. Es hatte lange gedauert, doch schließlich hatten sie Fortschritte gemacht. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass nur die seit kurzem bestehende Elektrizität der Menschen [3], diese schwerwiegenden Veränderungen im Gleichgewicht der Traumwelt hätten auslösen können.
 

Sofort war ein Rat einberufen worden, an dem dieses Mal auch alle teilgenommen hatten, was normalerweise eigentlich nicht der Fall war - irgendjemand fehlte eigentlich immer. Die Himmelsdrachen hatten den Rat geführt, und trotzdem kam es Jahre lang zu keinem Entschluss, wie sie nun mit dieser Bedrohung umgehen sollten und die Situation verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Die Berichte der Wurmlöcher häuften sich und Soryu war schließlich derjenige, der den Vorschlag machte, den legendären ` Gelben Kaiser´ um Hilfe zu bitten. Er meinte, es sei ihre einzige Möglichkeit, sich auf diese sagenumwobene Gestalt zu verlassen, die, wenn man den Mythen Glauben schenkte, dann erscheinen würde, wenn die Traumwelt in Gefahr war. Der Rat hatte in seiner Verzweiflung dem Vorschlag zugestimmt und Soryu hatte seine Bitte im Namen des Rates an dem alten Schrein vorgetragen. Und sann mussten sie warten.
 

Kurikara allerdings hatte sich nur ungern auf irgendwelche Märchen verlassen und in der Zeit, in der der Rat untätig herumgesessen hatte, hatte er alleine im Geheimen weitergeforscht, in der Hoffnung etwas zu finden, dass ihnen und der Traumwelt helfen konnte. Und nach Jahren, intensivster Beschäftigung mit diesem einen Thema und nach unzähligen Versuchen und Experimenten, hatte er gefunden, was er gesucht hatte, nämlich den wahren Grund, für das Erscheinen der Wurmlöcher. Natürlich war klar, dass die fremde Elektrizität daran schuld war, doch warum diese die Risse im dimensionalen Gefüge auslöste, diese Frage hatte sich noch keiner gestellt gehabt.
 

Kurikara war sich sicher, dass er mit dieser Entdeckung die Traumwelt hätte retten können, wäre er dazu gekommen seine Forschungen dem Rat zu präsentieren. Doch dieser hatte anscheinend während seiner langen Abwesenheit eine Art `Befehl´ vom Gelben Kaiser erhalten. Und Kurikara musste mit Schrecken feststellen, dass der Rat durchaus geneigt war diesem Befehl, die Menschen ein für alle mal zu vernichten, auszuführen.
 

Der Drachenkönig war sich ziemlich sicher gewesen, dass dieser Befehl seinen Ursprung weniger beim Gelben Kaiser selbst hatte, sondern aus der Angst und der Unruhe des Rates aufgrund des nahenden Zerfalls der Traumwelt entstanden war. Er hatte Soryu aufgesucht, der bis zu diesem Moment sein bester Freund gewesen war. Er hatte versucht ihm zu erklären, dass dieses Handeln absolut unverantwortlich wäre, da die Menschen der vereinten Macht der Geister von Gensoukai völlig hilflos ausgeliefert waren. Und ganz davon abgesehen, zerstörten diese die Traumwelt ja nicht bewusst. Er hatte ihm gesagt, dass er eine Lösung gefunden hatte, bei der keiner würde sterben müssen, doch Soryu war nicht darauf eingegangen.
 

Traurig dachte der sich Erinnernde daran, dass sein damaliger Freund ihm vermutlich ab dem Punkt, wo er ihm vorgeschlagen hatte, den Befehl des Gelben Kaiser zu missachten, nicht mehr zugehört hatte. Kurikara war sich ziemlich sicher, dass der Blaue Drache vermutlich immer noch nicht wusste, dass es eine andere Möglichkeit gegeben hatte. Eine friedliche Möglichkeit, ohne Krieg. Doch es half alles nichts, jetzt darüber nachzudenken, was gewesen wäre, wenn sein Freund sich anders entschieden hätte. So jedenfalls hatte Kurikara keinen anderen Ausweg gehabt, als das zu tun, was er als gerecht empfunden hatte. Und das hieß in diesem Fall sich gegen den Rat zu stellen und für die Menschen zu kämpfen.
 

100 Jahre hatten sie gekämpft, 100 Jahre Krieg, Tod und Zerstörung. Er hatte die Standarte der Feuergeister erhoben und war gegen Soryu marschiert, der ebenfalls seine Verbündeten gesammelt hatte. Es hatte viele unschuldige Opfer gegeben und der Lebensraum von Millionen von Geistern war zerstört worden, als Kurikara seine volle Macht entfaltet hatte. Soryu war zurückgedrängt worden und es schien, als wäre der Sieg für Kurikara bereits greifbar, doch sein Gegner hatte sich nicht unterkriegen lassen. Von irgendwoher, hatte er eine Kraft bezogen, die seine eigene vervielfacht hatte. Er selbst hatte behauptet, dass die Kraft vom Gelben Kaiser höchstpersönlich käme, doch einen Beweis dafür, hatte es nie gegeben. Die Kraft an sich war jedoch real gewesen und Soryu war es mit eben dieser tatsächlich gelungen, den Drachenkönig in seine Schranken zu verweisen.
 

Als sich die Bilder der Zerstörung in seine Gedanken drängten, war sich Kurikara sicher, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben, als er sich ergeben hatte. Er wusste, dass die Traumwelt untergegangen wäre, hätte er den Kampf fortgesetzt. Ganz davon abgesehen hatte er sein Ziel schon längst erreicht. Der Rat würde es nicht wagen, die Menschen anzugreifen, wenn er selbst so geschwächt war. Und außerdem hatte es dafür auch keinen Grund mehr gegeben, denn Kurikaras Theorie, die die Wurmlöcher betraf, hatte sich bewahrheitet. Er hatte nämlich herausgefunden, dass jene durch die überschüssige Energie entstanden, die die Traumwelt der Menschen wegen durchflutete, sich an einzelnen Orten sammelte und dann zu Rissen in der Dimension führten. Die Energien jedoch, die bei dem 100 jährigen Krieg freigesetzt worden waren, hatten dafür gesorgt, dass diese Überschüsse nun aufgebraucht worden waren, sodass die Traumwelt nun wieder einigermaßen im Gleichgewicht gewesen war. Das war natürlich keine lang anhaltende Lösung, doch was sollte man machen, wenn man die Vorrichtung, die alles ändern könnte aufgrund einer dummen Meinungsverschiedenheit nicht bauen konnte?
 

Er erinnerte sich, wie er kapituliert und sich seiner Verhandlung wegen in den Himmelspalast begeben hatte. Dort hatte er auch noch einmal versucht mit Soryu zu reden, doch der hatte auf stur geschaltet und war regelrecht ausgerastet, als Kurikara erneut an der Existenz des Gelben Kaisers gezweifelt hatte. Der Drachenkönig hatte einsehen müssen, dass Soryu bei diesem Thema jegliche Vernunft außer Acht ließ und so hatte er sich auch nicht gewehrt, als dieser ihn mit einem seiner eigenen Messer attackiert und einen langen Schnitt durch sein rechtes Auge, bis hin zu seinem Kinn gezogen hatte, eine Narbe hinterlassend, die wohl niemals völlig verschwinden und ihn sein restliches Leben lang kennzeichnen würde.
 

Bald darauf hatte die Verhandlung begonnen und Kurikara war als schuldig befunden worden. Man hatte ihn als Aufrührer bezeichnet und ihm alles genommen - seinen Titel, seine Ehre, seine Besitztümer. Lediglich seine Kleider hatte man ihm gelassen und er war ohne jegliche Vorwarnung in die Wüste des treibenden Sandes verbannt worden.
 

Dort hatte er dann 500 Jahre lang leben müssen, allein. Die Einsamkeit war für ihn schier erdrückend gewesen und viele Male hätte er sich fast der Verzweiflung hingegeben. Doch er war bei Verstand geblieben, hatte durchgehalten, für den Fall, dass die Traumwelt seine Kraft doch noch einmal benötigen würde. Seine Macht war ins Unermessliche gewachsen. Bitter dachte er daran, dass Soryu vermutlich der Schlag treffen würde, wenn dieser wüsste, über welche Kraft er nun gebot.
 

Langsam kehrten Kurikaras Gedanken in die Gegenwart zurück und ihm fielen aufs Neue die Worte des blonden Jungen ein, der immer noch zögerlich vor ihm stand. Warum in aller Welt wollte Soryu seinen Fall wieder aufrollen? Was erhoffte er sich davon? Wollte er seine Strafe etwa verschlimmern? Der letzte Gedanke ließ Kurikara auflachen. Als ob es überhaupt möglich wäre, seine Situation noch zu verschlimmern.
 

Hisoka währenddessen hatte sich Kurikara, nachdem dieser jetzt seit fast einer Stunde immer noch reglos dastand, vorsichtig genähert und umarmte den Kleineren zaghaft. „Kurikara?“, flüsterte er unsicher, denn er wollte dem Drachenkönig auf keinen Fall zu nahe treten, wenn dieser Zeit brauchte, um das Gehörte zu verarbeiten. Doch der Feuergeist erwachte augenblicklich aus seiner Starre, verweilte kurz in der Umarmung und trat dann einen Schritt zurück. So als wäre nichts gewesen, wechselte er das Thema und fragte den jungen Shinigami, was eigentlich passiert sei, nachdem ihn der Tengu mitgenommen hatte.
 

Gerade als Hisoka etwas enttäuscht antworten wollte, öffnete sich die Tür und ein ziemlich gereizter Soryu betrat den Raum, dessen Gesichtsausdruck sich, nachdem er den Blonden erblickt hatte, noch weiter verfinsterte, wenn das überhaupt noch möglich war. Hisoka fühlte sich ertappt und wollte etwas zu seiner Verteidigung herausbringen, doch der mächtige Wassergeist ließ ihn nicht zu Wort kommen. Ohne zu zögern packte er den Partner seines Herrn am Arm und zerrte ihn aus dem Raum, während er ihn heftig anschrie.
 

Kurikara war von dieser Aktion seitens Soryu so überrascht gewesen, dass er erst einmal völlig perplex dastand. Fassungslos hatte er mitangesehen, wie der Mann mit den blauen Haaren seinen Gesprächspartner aus dem Raum gezerrt hatte, diesen dabei heftig anschrie und die Tür hinter sich zuknallte. Noch lange, nachdem diese geschlossen war, stand der Drachenkönig mit offenem Mund da und starrte seinem ehemaligen Freund hinterher, wobei er auch einen jungen, blonden Shinigami mit smaragdgrünen Augen nicht vergessen konnte.
 

Soryu indes war dabei Hisoka eine gehörige Standpauke zu halten, von wegen, was dieser sich eigentlich dabei dachte erneut zu der Person zu gehen, die fast seine Existenz ausgelöscht hätte. Soryu war außer sich. Wie hätte er Tsuzuki das bitteschön erklären sollen, wenn sein Partner verletzt worden wäre? Und überhaupt, wie konnte man nur so verantwortungslos sein, und sein Leben derart in Gefahr bringen? Je mehr Soryu darüber nachdachte, Hisoka anschrie und Vorwürfe machte, desto wütender wurde er. Er merkte gar nicht, wie verzweifelt der Junge war und wie nichts als Panik in dessen Augen stand, als er versuchte sich dem schraubstockartigen Griff des Größeren zu entziehen.
 

Alles in Hisoka zog sich zusammen. Wut, Hass und Empörung brannten sich in sein Fleisch, wurden immer intensiver, je mehr ihn der blauhaarige Mann anschrie. Verzweifelt zappelte er, wand sich, warf sich hin und her, doch er konnte sich nicht aus den Fängen Soryus befreien. Eine tiefe Hoffnungslosigkeit überkam ihn und Tränen liefen über seine Wangen. Er war dem mächtigen Wassergeist völlig hilflos ausgeliefert. Er hasste sich selbst, für seine Unfähigkeit sich zu wehren. Die Gefühle desjenigen, der ihn festhielt trafen ihn mit solcher Wucht, dass er glaubte, wahnsinnig werden zu müssen. Ein letztes Mal sammelte er alle Kraftreserven, die er noch erübrigen konnte, und versuchte vor dem personifizierten Grauen davonzulaufen.
 

Soryu merkte, wie der Junge versuchte sich aufzubäumen. Noch immer hatte er dessen Zustand nicht wahrgenommen und ohne groß darüber nachzudenken hob er seine Hand und schlug dem Shinigami mitten ins Gesicht, verpasste diesem eine heftige Ohrfeige, wobei er ihn endlich losließ. Hisoka erstarrte augenblicklich. Schockiert hielt er sich seine rot werdende Wange, auf der deutlich des Größeren Handabdruck zu sehen war. Er zitterte am ganzen Körper und seine Knie waren so weich, dass er dachte, er müsse jeden Moment zusammenbrechen.
 

Als der Emphat jedoch realisierte, dass er nicht mehr festgehalten wurde, und auch die Gefühle, die noch vor wenigen Sekunden sein Bewusstsein fast zerschmettert hätten, nachgelassen hatten, hielt ihn nichts mehr an diesem Ort. Langsam kehrte seine Kraft zurück und obwohl ihm immer noch schlecht war und sein Kopf dröhnte, fing er an zu laufen. Er wollte nur weg. Weg, von dieser schrecklichen Erfahrung. Weg, bevor Soryu sich erneut dazu entscheiden würde, ihn zu packen.
 

Dieser jedoch war genauso erschüttert von seiner eigenen Tat gewesen, wie Hisoka selbst. Wie tief war er doch gesunken! Er hatte einen Wehrlosen geschlagen! Er wollte den Jungen aufhalten, ihm sagen, dass es ihm leid tat, doch alles was er noch sah, war der Rücken des blonden Shinigami, der sich für Soryus Geschmack viel zu schnell von ihm entfernte. Mit einem traurigen Kopfschütteln kehrte er in seine Gemächer zurück, mit seinen Gedanken längst wieder bei einem gewissen Verräter, der endlich seine gerechte Strafe erhalten würde!
 

Tbc
 

[1] = Ich glaube `Gensoukai´ bedeutet soviel wie Traumwelt.
 

[2] = Wow, Kurikara! Du kannst dir aber viel merken! Respekt!
 

[3] = In der Traumwelt vergeht die Zeit wohl etwas anders…
 

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Anmk.:
 

Katsuya: Hey Kurikara! Hisoka hatte wohl doch nicht ganz unrecht, dich als Kind zu bezeichnen, was? *lacht* (siehe Band 11)

Kurikara(mit deutlich abgebildeter Ader auf der Stirn): Was.hast.du.gesagt?!

Katsuya: Ehm…Äh… Hisoka? *sich hilfesuchend umblickt*

Hisoka: Schau mich nicht so an. Damit hab ich nichts zu tun!

Katsuya: Ach komm schon! Dafür kriegst du Kurikara im nächsten Kapitel als dienstbaren Geist, Ok?

Hisoka (mit leuchtenden Augen): Echt??!

Kurikara: He? Was? … NIEMALS!!!

Hisoka: Ach komm, ich pass schon auf dich auf.

Kurikara: N.E.I.N!!! Was ist daran so schwer zu verstehen? *Katsuya finster anblickt*

Katsuya: Starr mich nicht so an! Du vergisst, dass ich mit dir machen kann, was.immer.ICH.will!!! *devilgrin*

Kurikara: *Katsuya mit großen Augen anstarrt und überlegt ob er sie rösten oder zerstückeln soll*

Hisoka: DAS hättest du nicht sagen sollen…

Katsuya (mal wieder): *schwitz*
 

Wird vielleicht fortgesetzt… (sofern mir die Ideen nicht ausgehen und mich keiner der Charaktere vorher umbringt…XD)



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