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The Right Touch

von

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Black Out

Als Zoey mit gemischten Gefühlen das "Black Out" erreichte - eine typische Mischung aus Diskothek und Bar, die populäre Musik spielte -, dachte sie zunächst, dass sie viel zu früh aufgetaucht war, da sie Nathalie auf den ersten Blick nirgends ausfindig machen konnte. Sie fühlte sich unwohl, so allein inmitten einer so belebten Bar herumzustehen und nicht zu wissen, wohin mit sich. Einerseits war sie froh, abends etwas unternehmen zu können, andererseits waren Josh und seine Freunde - vor allem aber Josh -, nicht gerade ihre Wunschbesetzung. Aber nun war sie schon einmal hier, und vielleicht würde es ihr ja gelingen, ihren Groll für einen Moment zu vergessen und tatsächlich ein wenig Spaß zu haben.

Sie betrachtete eine Weile ihre Umgebung. Dem Namen angemessen war es eine verhältnismäßig schummrige Bar, in der die Farbe schwarz dominierte. Sogar die ledernden Polstersitze waren schwarz. In der Mitte der Bar befand sich die Theke, links davon die gemütlich aussehenden Sitzecken, mit niedrigen Couchtischen, Sofas und Sesseln, rechts davon die Tanzfläche, von der die Musik herüberschallte. Nichts Besonderes also, aber ganz nach dem Geschmack junger Leute. Es gab noch ein weiteres Stockwerk, denn eine Treppe führte nach oben, und Zoey vermutete, dass es sich dort oben um weitere Sitzplätze handelte, doch der Zugang war durch ein rotes, dickes Seil versperrt, wahrscheinlich, weil heute nicht allzu viel Betrieb herrschte.

Da entdeckte sie Nathalie. Ihre neue Freundin saß, wie eine Königin, inmitten von vier Kerlen in einer hufeisenförmigen Sofanische und amüsierte sich blendend, in einer Hand ihr Cocktailglas schwenkend, mit der anderen wild gestikulierend. Zoey erkannte, dass es sich bei zwei von ihnen um Josh und Sam handeln musste. Die zwei anderen kannte sie nicht.

Vorsichtig kam sie näher und besah sich das Grüppchen erst einmal von weitem, um eine erste Einschätzung zu bekommen. Sam lauschte mit einem höflichen Lächeln Nathalie Geplapper, Josh warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sein Cocktail stand vor ihm auf dem niedrigen Couchtisch und ganz offensichtlich hatte er ihn noch nicht angefasst. Der dritte im Bunde hatte kurze schwarze Haare und eine Brille auf der Nase. Angestrengt beugte er sich vornüber und tippte wild auf etwas Kleines in seinen Händen ein, das möglicherweise sein Handy sein könnte. Aus der Nähe kam ihr auch der letzte der Jungs bekannt vor, der gelangweilt seinen Blick im Raum schweifen ließ, und dann erinnerte sie sich wieder! Es war der blonde Typ, der ihr an ihrem ersten Arbeitstag in der Cafeteria so dämlich zugezwinkert hatte. Den musste Nathalie gemeint haben, als sie über die "IT-Kerle" gesprochen hatte.

Zoey wappnete sich innerlich. Sie musste sich wohl oder übel der Gruppe anschließen, wenn sie nicht den Rest des Abends allein und verloren in dieser Bar herumstehen wollte. Als sie ein paar Schritte auf Nat und die Jungs zumachte, hob Josh den Kopf und starrte ihr geradewegs verständnislos ins Gesicht. In diesem Moment fiel auch der Blick des blonden Cafeteria-Zwinkerers auf sie und, sich innerlich windend, ließ sie es geschehen, dass er sie von oben bis unten taxierte, wobei er an einigen Stellen ihres Körpers länger verweilte, als an anderen. Zoey hätte am liebsten auf der Stelle umgedreht, aber da wurden auch schon Nat und Sam auf sie aufmerksam und Nathalie winkte sie fröhlich herbei.

"Hi, Zoey! Da bist du ja. Wir haben dich schon vermisst", grinste sie und rutschte zur Seite, ein Stückchen näher an den Zwinkertyp heran, sodass Sam und Josh ebenfalls gezwungen waren, aufzurutschen, damit Zoey sich dazusetzten konnte.

"Hi, Leute", murmelte Zoey und bemerkte mit zunehmender Besorgnis, dass Zwinkerjoe schon den nächsten Hintern musterte, der eben am Tisch vorbeigelaufen war.

"Zo, das sind Andy-" Josh nickte mit dem Kopf Richtung Handynerd, "und Liam." Der Typ mit den Augenzuckungen. "Wir arbeiten alle in einer Abteilung", erklärte er und klang dabei ein bisschen pflichtbewusst, da sich niemand sonst anschickte, sich vorzustellen.

"Hey, Zo." Liam - oder, wie Nat ihn nennen würde: Lee M. -, grinste, wackelte mit den Augenbrauen und es fehlte nur noch, dass er sich die Lippen leckte. "Wie geht's?"

Er war Zoey jetzt schon unsympathisch, obwohl er richtig gut aussah. Wahrscheinlich lag es auch genau daran, dass er ihr schon nach nur vier Wörtern wie ein Arschloch vorkam.

"Ich heiße Zoey", erwiderte sie verdrossen. Liam hob amüsiert eine Augenbraue.

"Hallo Zoey. Andrew", stellte sich nun auch der Handytyp vor, der anscheinend nicht mitbekommen hatte, dass Josh sie bereits bekannt gemacht hatte. Er schob sich die Brille auf die Nase, die ein wenig heruntergerutscht war, und hielt ihr zu ihrem Erstaunen die Hand hin.

Überrascht schüttelte Zoey über dem Tisch und über Josh's Cocktail seine Hand, und kaum hatten sie sich losgelassen, versank Andy wieder in seinem mobilen Telefon, das so viel interessanter zu sein schien. Sam fing ihren verwirrten Blick auf und lächelte ihr zu, und Zoey war froh, wenigstens jemanden zu haben, den sie, mal abgesehen von Nathalie, sympathisch fand. Auch, wenn Sam, wie Josh es ausgedrückt hatte, "vom anderen Ufer" war.

Sie saß Liam nun gegenüber, doch dieser stand schnell auf und entschwand sang- und klanglos, wahrscheinlich angezogen von einem weiteren vorbeischwebenden Hintern.

"Zoey", ereiferte sich Nat begeistert, "was willst du trinken? Stell dir vor, Sammy kennt den Barkeeper und wir kriegen alles billiger!" Nathalie quietschte vor Vergnügen und strahlte übers ganze Gesicht, sodass Zoey gar nicht anders konnte und auch grinsen musste.

"Ist egal, irgendwas, ich-"

"Wir bringen dir was Tolles!" Sofort sprang Nat auf, und mit dem gutmütigen Sam im Schlepptau drängelte sie sich an Andrew vorbei, um Zoey mit Getränken zu beliefern.

Nun war Zoey allein mit Andy, der sich lediglich seinem Handy widmete, und Josh, dem letzten Typen auf der Welt, mit dem sie allein sein wollte.

Mit einem mulmigen Gefühl drehte sie sich zu ihm um. Viel schlimmer, als sich mit ihm zu unterhalten war es, die ganze Zeit zu schweigen. Das wäre peinlich.

"Sammy?", fragte sie deshalb leicht irritiert.

Josh grinste. "Ja, diese Nathalie ist schon lustig, nicht?" Er sagte es nicht verächtlich, sondern im Gegenteil ganz so, als fände er sie tatsächlich lustig und sogar irgendwie sympathisch.

"Äh... ja", stimmte Zoey zu. Aber andererseits brauchte sie sich nicht zu wundern. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte Nat es geschafft, sich Zoey’s Freundschaft zu verdienen, sie mit ihrem Kindheitsfeind zu vereinen und mit diesem sogar ein Treffen auszumachen, also was machte es schon, wenn sie jemandem einen Kosenamen gab. Das war ja noch gar nichts!

Josh's Stimme holte sie aus ihren Gedanken zurück. "Du hast mit Melissa geredet?" Es war vielmehr eine Feststellung als eine Frage.

Zoey dachte missmutig an das Telefon und daran, was sie erfahren hatte, zurück. "Ja."

"Du warst ganz schön sauer, was?", lachte Josh und nahm einen Schluck von seinem Cocktail. Er trank ihn nicht durch den Trinkhalm, sondern direkt aus dem Glas, wie Wasser.

"Bin", präzisierte Zoey. "Außerdem ist das gar nicht witzig."

"Ich finde, schon", widersprach Josh ihr. "Wer hätte gedacht, dass die Welt so klein ist?"

"Nur dank deiner Hilfe ist sie es", murmelte Zoey.

Josh zuckte gleichgültig mit den Schultern und lehnte sich entspannt zurück. Das alles schien ihn nicht im Geringsten zu stören, ganz im Gegensatz zu Zoey, die noch immer nicht darüber hinwegkommen konnte, dass sie ausgerechnet bei ihrem Kindheitsfeind gelandet war!

"Ich wollte nur behilflich sein. Das war nichts Persönliches, Zo", sagte er kühl. "Glaub bloß nicht, dass ich scharf drauf war, dich hier zu haben."

Obwohl sie genauso empfand, fühlte sie sich ein wenig gekränkt von seinen Worten, was Zoey noch mehr dazu brachte, in die Defensive zu gehen.

"Schön", fauchte sie, "dann sind wir uns ja einig."

"Sind wir", bestätigte er ungerührt, und fügte dann mit einem berechnenden Lächeln hinzu: "Wie geht es eigentlich Janie?"

Zoey hätte sich fast an ihrer eigenen Spucke verschluckt und ihre nächsten Worte blieben ihr im Halse stecken. "Janie?!" Seit wann redete Josh so vertraut über ihre beste Freundin - und wieso redete er überhaupt über sie?

"Jane", korrigierte er ihr zuliebe. "Wie geht es ihr? Hab sie lang nicht mehr gesehen."

Verstört starrte sie ihn an. "Was geht dich das an? Was hast du mit Jane zu schaffen?"

"Oh." Josh grinste wie ein Honigkuchenpferd und warf ihr einen höchst unschuldigen, und gerade deshalb beunruhigenden, Blick zu. "Wir sind Freunde, wusstest du das nicht?"

"Seit wann denn das?", höhnte Zoey, konnte aber einen misstrauischen Unterton nicht vermeiden.

Josh warf ihr einen vielsagenden Blick zu, dann beugte er sich näher zu ihr hinüber, um ihr leise etwas anzuvertrauen: "Wir waren mal ein Paar, weißt du."

Zoey schnappte nach Luft. "Du lügst", fauchte sie. So jemand wie Jane würde nie und nimmer mit so jemandem wie Josh... aber dann hielt sie inne. So jemand wie Jane würde mit so jemandem wie Josh...!

Dieser zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Wie du meinst."

"Wann?", verlangte sie grimmig zu wissen.

Josh winkte ab. "Vor ein paar Jahren. Ähm-" Er bemerkte Zoey's wütenden Blick. "Sechs vielleicht? Sieben? Es waren nur zwei Wochen, keine Panik, Zo."

Zoey wusste nicht, was sie mehr schockierte. Die Tatsache, dass Jane etwas mit Josh hatte, oder, dass sie es vor ihr verheimlicht hatte!

"Wieso erfahr ich das jetzt erst?!"

Josh grinste. "Janie hat mir gedroht, Dinge mit mir anzustellen, die ich im Beisein von Frauen lieber nicht erwähnen möchte, sollte ich auch nur ein einziges Wort zu dieser Sache an dich verlieren."

Das klang ganz nach Jane. "Jetzt hast du es mir aber gesagt", stellte Zoey fest und musterte ihren Feind skeptisch.

"Tja, Janie ist weit, weit weg, und wer weiß, ob ich sie je wiedersehe. Du verrätst ihr doch nichts, oder?" Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu, aber Zoey schüttelte angewidert den Kopf.

"Du träumst wohl, Michaels. Nie im Leben würde ich mir die Chance entgehen lassen, dich auf der Folterbank zu sehen." Sie versuchte, sich ein zufriedenes Lächeln zu entlocken, aber innerlich war sie immer noch aufgewühlt und geschockt von dieser so unerwarteten Nachricht.

Josh war kein bisschen beeindruckt. "Das glaub ich dir auf's Wort, Zo", erwiderte er trocken, und lächelte ihr dann wieder zu, ganz das Unschuldslamm. "Das war es trotzdem wert, um deinen entgleisten Gesichtsausdruck zu sehen."

Zoey brodelte. Es war genauso wie damals, nur, dass sie sich nicht mehr mit materiellem Gut und Krabbelviechern bekämpften, sondern mit Worten. Josh wollte sie nur ärgern, das war schon immer so gewesen, und das würde auch immer so bleiben.

"Zoey." Liam stand unerwarteterweise vor ihr und langte nach ihrem Handgelenk. "Lust zu tanzen?" Wie selbstverständlich zog er die irritierte Zoey hoch und presste sie nah an sich heran.

"Igitt, nein!", entfuhr es ihr unwillkürlich und sie drückte ihn forsch von sich weg.

Hinter ihr gluckste Josh belustigt.

Liam fuhr sich ratlos durch die Haare, als würde ihn eine Abfuhr derart aus dem Konzept bringen, betrachtete sie skeptisch und lächelte dann schief. "Überleg's dir." Dann verschwand er.

"Es ist so widerlich hier", murmelte Zoey zu sich selbst und ließ sich wieder auf ihrem Platz neben Josh nieder. Der war ihr sogar fast noch lieber als dieser schmierige Möchtegernmachoverschnitt.

"Die Würfel sind gefallen", kommentierte Josh grinsend, und als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf, erklärte er: "Du bist sein neues Opfer."

Verständnislos schaute Zoey ihn an, und obwohl ihr langsam dämmerte, was Josh meinte, hakte sie nach, was er damit sagen wollte

"Liam ist ein Schürzenjäger, Zo."

"Was du nicht sagst", konterte sie. "Soviel habe ich auch schon gemerkt."

"Dann weißt du ja", fuhr Josh sachlich fort, ohne sich von ihr provozieren zu lassen, "dass du dich besser nicht mit ihm einlassen solltest."

"Oho!", spottete sie. "Ein guter Rat von dir? Womit hab ich das bloß verdient?"

Josh's Miene verfinsterte sich. "Du hast das gar nicht verdient. Ich versuche nur, Liam vor deiner Kratzbürstigkeit zu bewahren, kapiert?", blaffte er sie unfreundlich an und erhob sich plötzlich, versuchte, sich grob an Zoey vorbeizudrängeln, um aus seiner Sitznische herauszukommen.

Im Weggehen hörte sie ihn verärgert etwas murmeln, das verdächtig nach "undankbare Göre" klang.

"Zoeeey", ertönte wieder die ihr mittlerweile sehr bekannte Stimme, noch bevor sie das Gespräch eben analysieren und verarbeiten konnte, und drei bunt gefüllte Cocktailgläser wurden vor ihr auf dem Tisch abgestellt. "Such dir eins aus."

Zoey seufzte und schnappte sich wahllos ein grünliches Getränk. Das würde ein langer Abend werden...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  il_gelato
2009-11-11T00:21:13+00:00 11.11.2009 01:21
Was lange währt, wird endlich gut, oder so ähnlich?!?!
Hast dir verdammt viel zeit gelassen! Ist ja mal wieder ein guter Start zwischen den beiden! Erst dachte ich, "Black Out" wäre nicht nur der Clubname, sondern Programm, aber vielleicht nächstes Kapitel?!

Bin gespannt, wie sich das noch entwickelt.
Bitte schreib bald weiter und lass und nicht mehr so lange warten!
Von:  Foresight
2009-11-09T20:44:01+00:00 09.11.2009 21:44
Oh ja, da kann ich Zo nur Recht geben *gg*. Ich brenne schon regelrecht darauf zu erfahren, wie der Abend noch so verläuft. Also schreib schnell weiter. XD So ein schönes Kapitelchen von dir zu lesen tur richtig gut. :) *Honig ums Maul schmier* XDDD Im Ernst, das bringt mich auf andere Gedanken.
Fehler hab ich jetzt keine gefunden (und wenn, hätt ich sie behalten XP) und es ist wieder ein schönes Pitelchen geworden. Vor allem die Namenskreativität fin dich klasse. (Handynerd XD *merken muss*)
Hui, für mich wird das heute auch noch ein laaaanger Abend. >.> Blödes Referat. Nuja. ^^ Vielen dank für die kleine(n) Aufheiterun(en).
Biba
HDL

P.S.: Weiter so!!! *Fähnchen schwenk*
Von: abgemeldet
2009-11-09T14:45:24+00:00 09.11.2009 15:45
aiih endlich ein neues kapitel ^^
tja da muss Zoe erst mal was verdauen XD
bin schon aufs näcshte kapitel gespannt

glg Mei-Linn



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