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Vampire Knight - Behind the Shadows of the Night

Mein Leben als Vampir auf der Cross Academy...
von

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Rückkehr zur Cross Academy und Überraschungen

Die letzte Wochen waren Akatsuki und ich oft im hauseigenen Fitnessraum und probierten alle Geräte aus. Der Sandsack war am Ende mein Favorit und ich würde vermutlich in der Schule weitertrainieren. Akatsuki war beim Gewichtheben und hatte innerhalb der Woche schon mehrmals das Gewicht erhöht.

Nun war es aber Zeit, dass ich zu mir nach Hause fahren würde, um mir noch Sachen zu besorgen. Akatsuki und ich packten unsere Sachen zusammen und ließen uns die Koffer nach unten schleppen. Wir liefen gemütlich hinterher. Akatsukis Eltern kamen, um uns zu verabschieden.

„Viel Spaß in der Schule, auch, wenn es nicht gerade wieder spaßig werden wird. Aber ihr habt ja euch.“, sagte Hitomi.

„Richtig. So werden wir auch ein weiteres Jahr in Qualen überleben.“ Akatsuki hatte mich im Arm und gab mir nun einen Kuss. Seine Mutter lächelte mich an und auch sein Vater sah zufrieden aus. Wir drehten uns um und stiegen in die Limousine ein. Das Auto startete und nach wenigen Minuten waren wir um die Ecke gebogen. Wir fuhren als erstes zu meinem Anwesen, wo wir nach einer Stunde ankamen. Ich stieg aus und zeigte Akatsuki mein Anwesen. Meine Haushälterin empfing mich freudestrahlend.

„Lady Sai! Schön, dass Ihr wieder da seid. Ihr habt wieder einen Gewinn von mehreren Millionen gemacht. Ich habe alles aufgeschrieben. Wollt ihr die Bücher sehen?“, sprudelte sie los.

„Ja gern. Aber ich weiß nicht, ob wir noch so viel Zeit haben.“ Ich sah Akatsuki fragend an.

„Klar. Die Schule geht doch erst morgen los. Aber wir sollten spätestens vor Sonnenaufgang da sein.“

„Gut. Dann lasst uns reingehen.“

Meine Haushälterin marschierte vor uns die Auffahrt hoch und wir hinterher. Ein Butler öffnete die Tür und wir traten ein. Die Halle sah noch genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Sauber und der Boden glänzte wie nie. Ich machte mich auf den Weg hoch zu meinem Zimmer und Akatsuki folgte mir stumm. Oben angekommen, machte ich meine Tür auf und wir traten ein. Mein Zimmer sah ziemlich leer aus, weil man meine halbe Möblierung zur Cross Academy geschickt hatte. Ich ging in meinen begehbaren Kleiderschrank und schaute nach, was ich noch mitnehmen könnte. Ich zog einen Koffer unter dem Regal hervor und packte meine Sachen hinein. Als ich die Schubladen mit der Unterwäsche öffnete, schaute Akatsuki mir interessiert über meine Schulter. Ungeachtet dessen, stopfte ich die Wäsche einfach hinein. Es dauerte nichtmal fünf Minuten und der Koffer war voll. Dafür war der Schrank jetzt aber auch leer. Freundlicherweise nahm Akatsuki meinen Koffer. Wir gingen ins Wohnzimmer und er blieb dort. Ich öffnete eine weitere Tür und fand meine restlichen Bücher. Hier stand ein Karton, den ich jetzt mit den übrigen Büchern füllte. Den Karton schleifte ich zu Akatsuki und rief einen Butler, der den Karton für mich schleppen konnte.

Nachdem alles in der Limousine verstaut war, ging ich zu meiner Haushälterin und sah in die Geschäftsbücher. Wir hatten einen Geschäftsanstieg von mehr als siebzig Prozent. Ich war begeistert und lobte meine Haushälterin. Nachdem ich mir noch eine Menge Bargeld mitgenommen hatte, mussten wir auch schon los. So machte ich mich auf den Weg runter zu Akatsuki, der schon im Auto saß. Ich stieg ein und endlich konnten wir zur Cross Academy fahren. Um ehrlich zu sein, freute ich mich schon darauf, alle meine Freunde wieder zu sehen. Und so war ich ziemlich hibbelig. Auch war ich gespannt auf die neuen Schüler. Vor allem auf den, den wir in die Night Class bekommen würden. Ich sah die ganze Zeit aus dem Fenster und dachte nach. Akatsuki bemerkte es und sah mich etwas genervt an.

„Kannst du das nicht mal einen Moment lassen?“, fragte er mich und ich sah ihn fragend an.

„Was denn?“ Ich verstand nicht ganz.

„Mit dem Nachdenken.“

„Entschuldige. Aber ich kann nicht mit Denken aufhören.“ Ich sah ihn immer noch verständnislos an.

„Du bist immer so apathisch. Das gefällt mir überhaupt nicht.“

„Dafür kann ich doch nichts! Wenn ich nachdenken muss, tu ich das auch!“ Ich wandte mich etwas von ihm ab und starrte weiterhin nach draußen. Meine Miene hatte sich verdunkelt. Ich lag immer noch in Akatsukis Arm. Aber egal. Für fünf Minuten war absolute Funkstille. Dann spürte ich, wie Akatsuki seine Hand an meiner Schulter verkrampfte. Dann zog er mich zu sich heran.

„Es tut mir Leid. Ich habe das nicht so gemeint. Ich mache mir nun mal Sorgen.“, sagte er leise. Ich nahm meine Arme und legte sie um seinen Körper.

„Schon gut. Ich habe auch etwas überreagiert.“

„Aber du hattest recht…“ Ich legte meinen Finger auf seine Lippen, um ihn so zum Schweigen zu bringen.

„Ist okay. Ich habe verstanden. Belassen wir es dabei.“ Ich nahm meinen Finger weg und Akatsuki wollte wieder zu einem Satz ansetzten, doch ich verhinderte das geschickt mit einem intensivem Kuss. Einen Moment lang sah ich Akatsukis verdutzten Blick, bevor ich meine Augen schloss, um das Ganze zu genießen. Nun wollte er scheinbar auch nicht mehr von mir lassen, doch ich löste mich einfach von ihm.

„Eine tolle Art, mich zum Schweigen zu bringen. Wenn ich mal wieder einen Kuss von dir will, muss ich nur ganz viel erzählen.“ Wieder grinste er und ich war froh, dass es wieder wie vorher war. Ich schmiegte mich wieder an ihm an und wir verbrachten den restlichen Fahrtweg in dieser Position. Dann kamen wir endlich an der Academy an und wir stiegen aus. Ich atmete einmal tief ein und fühlte mich schlagartig wieder wie zu Hause. Wir brauchten eine halbe Ewigkeit bis wir unsere Koffer und meinen Karton hoch zum Haus ‚Mond’ geschleppt hatten. Als wir dort ankamen, stand schon Kaname in der Tür. Er begrüßte uns mit einem Lächeln und hielt uns die Tür auf. Wir schlurften mit unserem Gepäck vorbei und versuchten, die Treppe hinauf zu kommen.

„Warte, Sai. Ich nehme dir was ab.“, sagte Kaname und nahm sich meinen schweren Karton. Zusammen marschierten wir zu meinem Zimmer und Akatsuki ging in sein Zimmer. Kaname brachte den Karton in mein Wohnzimmer. Dann ließ er mich allein. Ich öffnete erstmal alles Fenster, weil es hier absolut stickig war. Das tat ich in allen Räumen mit Fenstern und es kam mir gleich viel besser hier vor. Und wie auch schon beim ersten Mal musste ich wieder alle meine Sachen im Kleiderschrank verstauen. Nach einer Stunde hatte ich auch das geschafft. Nun räumte ich auch noch das bisschen Blut in den Kühlschrank, was noch in meinen Koffer gepasst hatte und die Bücher mussten auch ins Studierzimmer gebracht werden. Alles in allem brauchte ich so fast zwei Stunden um alles dahin zu bringen, wo es hin gehörte. Dann ließ ich mich erstmal auf meine Couch sinken und verschnaufte für ein paar Minuten. Doch dann wurde wie immer meine Ruhe gestört. Komisch, dass das immer hier im Haus passierte.

Ich stand auf und vor mir stand Kaname. Doch er war nicht allein. Er hatte einen gebückt dastehenden Jungen bei sich, der schwarze, strubbelige Haare hatte und seine Augen sahen aus, als hätte er mit Kajal herumexperimentiert und es unter seinen Augen verschmiert. Er sah mich mit seltsamen Augen an. Es sah aus, als wär er etwas irre im Kopf. Aber ich will keine Vorurteile haben, bevor ich ihn nicht kannte.

„Sai, das hier ist Ryuzaki. Er gehört jetzt zu unserer Klasse und ich möchte, dass du dich um ihn kümmerst.“

Ich wusste es. Irgendwie hatte ich gewusst, dass wir einen Jungen in die Night Class bekommen werden. Und er sieht gar nicht mal so schlecht aus. Die Haare fand ich besonders cool.

„Schön. Mal wieder jemand Neues. Freut mich, dich kennen zu lernen.“ Ich streckte meine Hand aus und Ryuzaki ergriff sie. Seine Hand fühlte sich seltsam kalt an.

„Gleichfalls.“, erwiderte er und lächelte. Er richtete sich aber nicht auf.

Dann gingen die beiden und ich war wieder allein. Irgendwie war ich gespannt darauf, ihn mit Uniform zu sehen. Als ich Ryuzaki hinterher sah, fiel mir auf, dass er gar keine Schuhe trug. Ich wunderte mich einen Moment und ging dann zurück in mein Zimmer. Ich sah durch das geöffnete Fenster und sah, dass die Sonne bald aufgehen würde. Also kippte ich die Fenster an und zog die Vorhänge zu. Ich gähnte einmal herzhaft und machte mich dann auf den Weg in mein Schlafzimmer. Dort zog ich mich um und haute mich ins Bett. Schade, dass Akatsuki nicht hier ist. Aber heute werde ich wohl ohne ihn einschlafen müssen. Und das tat ich auch.
 

Am nächsten Abend war auch schon wieder Schule angesagt. Heute würde ich die neuen Day Class Schüler kennen lernen. Ich hatte ein seltsames Gefühl dabei. Aber ich konnte es mir nicht erklären. Gedankenverloren zog ich meine Uniform an und schnappte mir meine Bücher. Als ich die Tür öffnete, stand gegenüber von mir Ryuzaki. In Uniform. Er wirkte etwas verloren darin, aber sie stand ihm auch gut. Nun war er schon der dritte Kerl, der es nicht schaffte, seine Uniform richtig anzuziehen. Das Hemd hatte er nicht in der Hose und die Unifomjacke war offen. Aber scheinbar hatte man ihm Schuhe aufgezwungen. Er rieb das rechte Bein ständig am linken und er schien sich nicht wirklich wohl zu fühlen. Trotzdem sah er unheimlich cool aus.

„Guten Abend, Sai. Ich hoffe, dass ich dich nicht störe.“

„Ach was. Ist schon gut. Dann kann ich dich gleich mit zum Unterricht nehmen, Ryuzaki.“

„Du kannst mich ruhig L nennen. So nennen mich alle…“, sagte er und sah nach unten.

„Hat das einen Grund warum du L heißt?“

„Mein Nachname lautet Lawliet. L ist einfach nur die Abkürzung…“ Aus irgendeinem Grund sah er mich nicht an. Ich wusste nicht wieso, aber ich fand es seltsam. Angst würde er aber wohl kaum vor mir haben.

Ich ließ von diesem Gedanken ab und wir gingen runter in die Empfangshalle. Dort standen schon die anderen, aber nicht Akatsuki.

„Ich muss noch Akatsuki holen. Warte bitte hier auf mich. Nur, wenn du willst…“, sagte ich an L gewandt.

„Klar…“, sagte er, zog seine Schuhe aus und hockte sich auf das Sofa. Ich meine, er hatte seine Beine hochgezogen und legte seine Arme auf seine Knie. Das ganze sah schon etwas seltsam aus, aber ich machte mir nichts daraus und ging einfach die Treppe hoch. Die anderen sahen L auch komisch an, sagten aber nichts.

Ich stieg die Treppe hoch und bog um die Ecke, um die nächste Treppe hochzusteigen. Da lief ich Akatsuki direkt in die Arme. Ich erschrak etwas, sah dann in sein Gesicht und lächelte.

„Guten Abend, meine Schöne. Warum so stürmisch?“, fragte er mich und hielt mich noch fester in seinen Armen.

„Ich wollte dich gerade holen kommen. Du warst nicht unten und ich habe mich etwas verlassen gefühlt.“

„Oh, meine Süße war einsam.“ Akatsuki gab mir einen langen Kuss.

„Jetzt müssen wir aber langsam los.“

Er ließ mich los und ich drehte mich um. Wir gingen die Treppe hinab und ich winkte L zu. Dieser zog seine Schuhe wieder an und kam auf uns zu.

„Was ist das für ein komischer Typ?“, flüsterte Akatsuki mir fragend ins Ohr.

„Das ist Ryuzaki. Aber alle nennen ihn L. Er ist ganz in Ordnung. Aber scheinbar etwas schüchtern.“

L war jetzt bei uns. Jetzt bemerkte ich, dass er gebückt gerade mal so groß war wie ich. Wenn er mal gerade stehen würde, würde er sicher fast an Akatsuki ranreichen. Ich schätze ihn auf einen Meter achtzig. Wenn sich er doch mal richtig hinstellen würde…

„Hi. Ich bin L.“, sagte er und hob die Hand zur Begrüßung.

„Ich bin Akatsuki.“, erwiderte Akatsuki und sah nicht gerade fröhlich aus. Ich konnte mir das aber jetzt noch nicht erklären. L hingegen grinste Akatsuki an. Um diese komische Stille zu beenden, stiefelte ich einfach los. Die Jungs mussten mir folgen – ob sie wollten oder nicht.

So machte sich der Tross auf den Weg zur Schule. Heute war die erste Stunde mit Senkai. Ich war gespannt auf ihn.

Aber erst mussten wir das Tor passieren und da würden wir die neuen Schüler sehen. Ich war nun noch gespannter. Das Tor öffnete sich und die Day Class Schüler standen auch schon wieder bereit. Als wir an ihnen vorbeigingen, sah ich mich gründlich um.

Und dann traute ich meinen Augen nicht. In der ersten Reihe standen Ichiru und Misa. Ich konnte nicht anders als zu ihnen hinzugehen.

„Ihr seid jetzt auf der Cross Academy? Aber wieso?“, fragte ich erstaunt.

„Wir haben einfach die Schule gewechselt. Hier sind wir vor Ryo sicher. Er dachte, dass wir deinem Freund verraten hätten, dass du von ihm gefangen gehalten wirst. Aber da das nicht so war, wir aber nichts gegen ihn tun konnten, mussten wir fliehen. Und du hattest uns ja gesagt, dass Zero und Flitti hier ebenfalls zur Schule gegangen wären. Wir wollten uns außerdem ihre Gräber ansehen. Ich denke, du weißt, wo sie begraben sind.“, erzählte mir Ichiru.

„Ja, weiß ich. Wenn ihr wollt, zeige ich sie euch morgen Früh. Jetzt haben wir erstmal Unterricht. Kommt morgen zum Haus und wartet da auf mich.“

Ich winkte ihnen und ging weiter.
 

Kaname war etwas hinter den anderen geblieben und wollte auch die neuen Schüler sehen. Er erblickte Sai, wie sie auf zwei zuging, die wie Zero und Flitti aussahen. Dass das natürlich unmöglich war, wusste er. Aber sein Blick wurde auf jemand anders gezogen. Es war ein hübsches Mädchen. Warum dachte er so was? Außer Ruka hatte er sonst keine richtig hübsch gefunden. Seine Freunde ausgenommen. Sie durfte er nicht hübsch finden. So wie Sai oder Flitti. Denn sie waren ja in festen Händen. Aber dieses Mädchen war anders. Irgendwie hatte er eine dunkle Erinnerung an jemanden, der ihr sehr ähnlich sah. Aber das war schon Jahre her. Kaname konnte seinen Blick trotzdem nicht von ihr wenden. Sie hatte lange, braune Haare und türkise Augen. Sie war vielleicht nur einen Meter fünfundsechzig groß. Aber trotzdem war er von ihr fasziniert. Und sie musste das auch von ihm sein, denn ihr Blick klebte förmlich an ihm. Sie sah Kaname mit großen Augen an und folgte ihm mit ihrem Blick. Kaname schenkte ihr ein Lächeln und sie erwiderte es schüchtern. Leider musste er den Blickkontakt unterbrechen, denn nun ging es weiter zur Schule.
 

An der Schule angekommen, gingen wir ohne Umwege in unseren Klassenraum. L klebte fast an mir und auch, als ich hoch zu meinem Platz ging, kam er ohne Verzug hinterher. Er nahm neben mir Platz, wo sonst niemand saß. Als wir saßen, sah ich mich um. Alle Schüler plus Lehrer waren anwesend. Alle? Nein. Reno fehlte. Wieso? Ich sah mich um, ob er sich nicht vielleicht einen Scherz erlaubt hatte und sich umgesetzt hatte. Aber ich konnte ihn nirgends entdecken. Irgendwie versetzte das meinem Herzen einen Stich. Warum war er nicht da? Mein Gesicht wurde eine traurige Maske, die weder von Akatsuki, noch von L ungesehen blieb. Doch bevor L auch nur den Mund aufmachen konnte, hatte Akatsuki schon das Wort übernommen.

„Was ist? Suchst du jemanden?“

„Ist dir nicht aufgefallen, wer außer Ruka noch fehlt?“

„Nein.“

„Reno…“

„Stimmt.“ Akatsuki sah sich kurz um. Er zuckte mit den Schultern. Eine Aktion, die ich nicht von ihm sehen wollte.

„Wie kann sich das so kalt lassen?“, fragte ich ihn mit einem verständnislosen Blick.

„Ich hatte nicht mit ihm zu tun und immerhin hat er dich einfach geküsst. Und wer weiß, wie oft…“ Da wurde L hellhörig. Er lauschte aufmerksam unserem Gespräch, was mir aber im Moment völlig egal war.

„Er war einer meiner besten Freunde! Und das mit dem Küssen…du hast gesagt, dass du nichts dagegen hattest. Also reg dich bloß nicht auf!“

„Entschuldige mal. Aber mich geht das schon was an, wenn ein anderer meine Freundin küsst.“ Akatsukis Aura hatte sich ziemlich verändert. Er war angespannt und verärgert. Zum Glück kam jetzt Senkai rein. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre.

Ich wandte mich von Akatsuki ab und starrte angenervt nach vorn. Warum wir uns stritten, verstand ich nicht wirklich. Es war jetzt schon das zweite Mal innerhalb von wenigen Stunden. Aber egal. Ich würde mich jetzt auf den Unterricht konzentrieren. Aber irgendwie lenkte mich L ab. Er hatte wieder seine Schuhe ausgezogen und saß so, wie vorhin auf der Couch. Mich störte das ja nicht. Ich fand es eine seltsame Art zu sitzen, aber irgendwie war er total cool. Ob er so was auch über mich dachte? Das würde mich schon irgendwie freuen… Ich sah ihn einen Moment lang an, sah dann aber schnell wieder weg, bevor er das merkte.

Da es der erste Schultag war, bekamen wir auch keine Hausaufgaben oder so auf. So konnte ich nachher in Ruhe Misa und Ichiru die Gräber zeigen. Der Unterricht ging ziemlich schnell vorbei und ich machte, dass ich raus kam. L folgte mir.

„Du hast jetzt sicher etwas zu tun, oder? Kann ich… nachher mal bei dir vorbei kommen?“, fragte mich L.

„Klar. Warum nicht. In ein oder zwei Stunden habe ich Zeit.“

„Okay. Bis nachher.“, sagte er fröhlich und schlurfte den Weg zum Haus ‚Mond’ hoch. Ich wartete hier vor dem Eingang. Misa und Ichiru kamen auch schon des Wegs und sie begrüßten mich, als sie bei mir ankamen. Aber ohne ein weiteres Wort führte ich sie um das Haus herum zu den Gräbern. Je näher ich den Gräbern kam, umso seltsamer kam es mir vor. Ich hatte ein seltsames Gefühl, welches ich nicht beschreiben konnte. Als ich vor den Grabsteinen stand, war es sogar in der Luft spürbar.

Ichiru und Misa stellten sich jeweils vor Zeros und Flittis Grab. Und was dann geschah, würde mir kein Schwein glauben.

Die beiden Gräber leuchteten hell und es sah so aus, als würde etwas Durchsichtiges daraus hervorkommen. Ich sah einen Augenblick lang näher hin und dachte, dass ich jetzt Zero und Flitti in dem Nebel erkennen würde. Misa und Ichiru standen erstarrt da und stierten in die nebeligen Dinger. Und dann verschwanden diese geisterähnlichen Teile in den Körpern der beiden. Einen Moment lang leuchteten Misa und Ichiru wie von innen heraus und dann war alles vorbei.

Ich hatte den Eindruck, dass die beiden jetzt anders waren. Misa sah Ichiru an und Ichiru sah Misa an.

„Flitti?“, kam es von Ichiru.

„Zero?“, fragte Misa.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Dann dämmerte mir etwas. Das Durchsichtige, was ich gesehen hatte, waren die Seelen von Zero und Flitti gewesen. Nun hatten diese die Körper ihrer Zwillinge übernommen. Wie das möglich sein konnte, wusste ich allerdings nicht. Aber das war mir egal, denn Zero und Flitti waren wieder zurück.

Ich stand neben den beiden und kämpfte mit den Tränen.

„Flitti… Zero… Seid ihrs wirklich…?“, brachte ich hervor. Nun sahen die beiden mich an und als sie mich erkannten, lächelten sie.

„Sai!“, sagte Flitti und umarmte mich. Jetzt konnte ich nicht anders als loszuheulen. Auch Flitti konnte ein paar Tränen nicht unterdrücken. Sie hatte vermutlich jetzt erst kapiert, dass sie wieder am Leben war. Als ich an ihr vorbei sah, bemerkte ich Zero, der seinen Körper prüfte. Scheinbar war ihn aufgefallen, dass es nicht sein richtiger war. Zum Glück hatten ihre Seelen auch ihre richtigen Stimmen mitgebracht. Ich hätte es nie ertragen, wenn Flitti mit der nervigen Quietschstimme von Misa gesprochen hätte. Aber Zeros und Ichirus Stimme unterschieden sich kaum.

„Ich…es ist wirklich unglaublich… Ihr seid wieder da… Und ich dachte, ich hätte euch für immer verloren…“

„Dachte ich auch… Weißt du, der Tod ist komisch. Zero und ich haben ein paar Leute getroffen, die zur selben Zeit wie wir gestorben sind. Ist das nicht verrückt?“, fragte Flitti. Dann bemerkte sie ihre Kleidung.

„Ist das Misas Körper? Uah… der muss generalüberholt werden. Komm Zero. Lass uns unsere zweite Chance genießen.“

„Aber immer doch. Ich muss unbedingt zum Frisör…“, meinte er und zupfte an seinen Haaren herum.

Die beiden ließen mich einfach stehen und wollten gehen.

„Halt! Ihr könnt nicht gehen.“, rief ich.

„Was? Wieso nicht?“, fragte Zero verwundert, nachdem sie stehen geblieben waren.

„Eure Zimmer sind beide belegt. Geht zu Kaname und fragt, ob er noch irgendwo ein Zimmer frei hat.“

„Alles klar!“ Nun verschwanden sie endgültig. Ich fühlte mich wieder allein. Mir kam wieder der Gedanke an Akatsuki und meine Miene verfinsterte sich aufs Neue. Ich beschloss in mein Zimmer zu gehen.

Dort zog ich mir erstmal kurze Sachen an, weil ich mich darin wohler fühlte. So ging ich in einem Top und einer kurzen Hose bekleidet in mein Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Dann kam mir ein komischer Gedanke. Ich ging ihm nach und setzte mich mal so hin, wie L es tat. Irgendwie war es total bequem. Es klopfte an der Tür und ich erschrak mich so, dass ich fast vornüber von der Couch gefallen wäre. Ich setzte mich wieder richtig hin und rief: „Wer ist da?“

„Ich bin’s. L.“

„Komm rein. Die Tür ist offen.“

Die Tür ging auf und L trat herein. Er hatte jetzt ebenfalls leichtere Klamotten an. Er trug ein einfaches, weißes Sweatshirt und eine blaue Jeans. Und keine Schuhe. L lief wieder so gebückt wie sonst auch und er hatte eine kleine schwarze Tüte bei sich.

„Komm ruhig her.“, sagte ich und bot ihm einen Platz auf dem Sofa an. Er kam zu mir und setzte sich, wie er sich immer setzte. Dann sah er mich erwatungsvoll an.

„Dich bedrückt etwas.“, sagte er auf einmal unvermittelt.

„Wa-? Wie kommst du darauf?“, entgegnete ich verwundert.

„Deine Stimme, deine Gestik, deine Mimik… Eigentlich gibt es nichts, was nicht darauf hindeutet.“

Ich war ernsthaft beeindruckt. Akatsuki hätte dafür bestimmt zehn Minuten gebraucht. Toll. Wieder dachte ich an ihn.

„Ja, du hast recht. Aber eigentlich müsstest du wissen, was mich bedrückt.“

„Das Gespräch, das du vor dem Unterricht mit Akatsuki hattest.“ Er sagte es als Feststellung, nicht als Frage.

„Wieder richtig. Wir sind nun schon fast ein Jahr zusammen und auf einmal Streiten wir uns wegen solchen Kleinigkeiten. Obwohl Reno ja nun keine Kleinigkeit ist… Ich werde Kaname mal fragen, wo er ist. Ich mache mir Sorgen um ihn…“ Ich starrte traurig auf meine Hände und dann tauchte eine Tafel Schokolade vor meinem Gesicht auf. L hatte sie aus seiner Tüte geholt und hatte in der anderen Hand ebenfalls eine.

„Hier. Für dich. Ich hoffe, sie schmeckt dir.“ Schüchtern lächelte er mich an.

Ich nahm die Tafel und schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln.

„Danke. Ein paar Glückshormone können nie schaden.“ Ich entpackte die Schokolade und brach ein Stück ab. L tat dies ebenfalls und steckte sich das Stück gleich in den Mund. Ich biss ab und musste feststellen, dass die Schokolade verdammt gut schmeckte.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll… Akatsuki macht sich zwar immer um mich Sorgen, aber wenn ich einmal zu lange in Gedanken versunken bin, regt er sich gleich wieder auf.“

„Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber versuch doch mal, dich eine Weile von ihm zu entfernen. Wenn ihr euch dann in einem besonderen Moment wieder trefft, ist es für euch wieder wie am Anfang.“, überlegte L.

„Ja, du könntest recht haben. Ich werde es mal versuchen. Da du mein Schützling bist, kann ich ja die dadurch entstandene Freizeit mit dir verbringen.“

L sah mich freudestrahlend an. „Tolle Idee. Darüber würde ich mich sehr freuen.“

Wir redeten noch eine ganze Weile, bis es fast hell wurde. Dann musste L aber auch schon gehen. Irgendwie fand ich das Schade. Als wir an der Tür standen, richtete sich L für mich zu seiner vollen Größe auf und ich war ehrlich überrascht, wie groß er eigentlich war. Er umarmte mich kurz.

„Bis morgen Abend, Sai.“, sagte er und schlurfte dann in seiner üblichen Haltung den Gang hinunter. Ich schloss die Tür, nachdem ich ihn noch eine Weile hinterher gesehen hatte. Ich ging ins Schlafzimmer und zog mich um. Kurz nachdem ich im Bett lag, schlief ich auch schon ein. Und seltsamerweise träumte ich von L…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-12-04T12:04:07+00:00 04.12.2008 13:04
Diese Kapitel is ja geil...
Freu mich schon wens weiter geht XD


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