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Dreaming Society

Fortsetzung von Dead Society
von

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Loverboys

Big revelation! Dieses Kapitel liegt mir wirklich sehr am Herzen. Ich freue mich schon auf eure Rückmeldungen ^.^

Und ich hoffe, alle sind gut durchs Abitur gekommen! (so ihr eins geschrieben habt)
 

Warnung: Dieses Kapitel hat Potential verstörend zu sein.
 

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„Langsam wieder ruhiger?“, fragte Katsuya nach einer Weile, in der er Yami stumm im Arm gehalten hatte.

„Ja... danke...“, mit einem Seufzen löste dieser sich, rutschte hoch und lehnte sich gegen die Armlehne der Couch, während der Blonde liegen blieb, „Hast du Hunger? Oder Durst? Kann ich dir sonst etwas Gutes tun?“

„Erzähl mir, wie man sich selbst glücklich macht.“, verlangte Katsuya lächelnd und legte den Kopf gegen die Hüfte des anderen, was diesen dazu brachte ihn wieder zu kraulen.

„Fragst du ja jetzt genau den Richtigen...“, mit einem leisen Seufzen legte Yami den Kopf zur Seite, „Ich denke, sehr viel hängt von der Einstellung und den Erwartungen an sich selbst und der Umwelt zusammen. Wenn du stets den Anspruch stellst, der Beste zu sein, bist du natürlich auch andauernd enttäuscht. Man sollte wohl nicht zu perfektionistisch und selbstkritisch sein.“, er warf Katsuya einen Blick zu, „Das bedeutet auch, dass man darauf achten muss, mit wem man sich vergleicht. Wenn du meinst, dass es dein Traum ist gut in der Schule zu sein, solltest du dich nicht gleich mit Seto oder Ryou vergleichen. Fang klein an und arbeite dich voran, auch mit deinen Idolen.“

„Meinst du, es wird enttäuschend, wenn man seinen Erfolg an Typen festmacht, die fehlerlos durch Prüfungen kommen?“, der Blonde lächelte. Natürlich war dem so. Wer käme auch auf die beknackte Idee sich für minderwertig zu halten, weil er nicht hundert Prozent in jedem Test hatte? Außer vielleicht Seto und Ryou.

„Glücksgefühle werden außerdem durch Momente hervor gerufen, in denen man stolz auf sich ist oder wo man Normalität als Geschenk empfindet. Also nach bestandenen Herausforderungen oder einer schweren Zeit, durch die man es geschafft hat.“

„So wie ich nach dem Gerichtsbescheid.“, ein Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen, „Ich hatte das erst gar nicht realisiert, aber dann gab es immer wieder kleine Momente, wo der Gedanke plötzlich in meinen Kopf schoss und ich mich freute.“

„Leid und Schmerz können uns schwach machen.“, der Ältere klang traurig, den Blick dabei auf die Wand gerichtet, „Aber sie können uns auch unglaublich stark machen. Es kommt ganz darauf an, wie wir mit den Erfahrungen umgehen und wie wir sie beurteilen. Ob die zurück gebliebenen Spuren uns Angst und Trauer bereiten oder ob wir sie als Herausforderungen sehen, die es noch zu überwinden gilt.“

Katsuya ließ einen Moment des Schweigens vergehen, in dem er sich seine Worte zurecht legte, bevor er fragte: „Wenn du jetzt plötzlich mit der Prostitution aufhören würdest – was für Wunden würden bleiben? Wie würdest du mit ihnen umgehen?“

Wieder Stille. Er hatte auch sicher nicht direkt eine Antwort erwartet. Für so eine Antwort brauchte man sicher Zeit – erst recht, wenn man ehrlich sein wollte. Aber würde Yami überhaupt antworten? Katsuya schluckte. War das vielleicht eine dumme Frage gewesen? Es war schon irgendwie ziemlich dreist eine solche Antwort haben zu wollen, oder? Bohrte er da nicht einfach nur in offenen Wunden?
 

„Ich werde mich stets für minderwertig halten.“, flüsterte der Ältere nach einer halben Ewigkeit, nachdem die Hand auf dem blonden Schopf begonnen hatte zu zittern, „Ich werde meinen Körper auch weiterhin als Werkzeug ansehen statt als Möglichkeit gute Gefühle zu empfinden.“

Katsuya hob den Kopf und stützte den Oberkörper auf beide Arme, um sich etwas aufzurichten. Sein Blick fuhr über Yamis Gesicht, das sich von ihm abgewandt hatte. Hieß das nun, dass er es nicht mochte, wenn man ihn berührte? Oder dass er einfach gar nichts empfand? Er hob die Hand, um sanft über die Wange des anderen zu streichen und fragte: „Was fühlst du dabei?“

„Eine Berührung.“, erwiderte Yami monoton.

„Keine Gefühle?“

„Nicht wirklich.“, trotz des abgewandten Blicks hielt Yami zielsicher eine Hand vor Katsuyas Augen, die praktisch bebte, „Ich unterdrücke gerade die Bewegung meiner Hand nicht. Wenn ich die meines Körpers nicht unterdrücke, passiert dies.“, mit einem schnellen Griff war die Hand des Jüngeren gepackt und schmerzhaft verdreht, bevor sie losgelassen wurde, „Wenn ich jedoch meine Gefühle durchlasse...“

Katsuya schluckte und zog sich ein wenig zurück.

Von einer Sekunde auf die andere waren Tränen in Yamis Augen, quollen über und liefen seine Wangen hinab. Er sprach weiter: „Da hört es auf. Näher komme ich nicht. Ich sehe die Reaktionen meines Körpers, aber Gefühle habe ich dabei nicht. Ich kann nur Vermutungen anstellen, warum ich so reagiere.“

„Und was vermutest du?“, Katsuya griff hinter sich und reichte dem anderen eine Packung Taschentücher.

„Danke.“, dieser putzte sich die Nase und wischte die Tränen von seinen Wangen, „Damals...“, er säuberte noch einmal die Nase, „Damals, als ich mit der Prostitution begann... da wurde ich so angefasst.“, er schmiss das Tuch hinter sich auf den Boden, wo es nicht mehr zu sehen war, „Ich habe... ich habe weggesehen, aber... erst haben sie meine Wange gestreichelt...“, Yami schloss die Augen und sog die Luft ein, „Sie haben mich am Kiefer gepackt und mir gesagt, ich soll sie ansehen. Und ich sollte stöhnen. Ich sollte... ich musste so tun, als würde es mir gefallen. Sonst wurden sie gewalttätig.“

„Tut mir Leid.“, Katsuya senkte den Kopf, „Daran wollte ich dich nicht erinnern.“

„Kannst du ja nicht wissen.“, ein liebloses Lächeln legte sich auf Yamis Lippen, „Du warst ja nie mein Freier. Genau genommen bist du der einzige meiner Freunde, mit dem ich noch nie geschlafen habe.“

Wie unschwer. Wer außer Seto und ihm war auch wirklich als Yamis Freund zu bezeichnen? Die Liste war nicht gerade lang. Vielleicht noch Marik? Obwohl, jetzt wahrscheinlich nicht mehr. Hiroto? Nun ja... eher spärlich.

Katsuya schloss die Lider und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand die Stirn. Hatte es denn damals für Yami wirklich keine Alternative gegeben? Warum gerade Prostitution? Selbst als Bettler hätte er besser leben können. Er atmete tief durch. Die Lider hoben sich leicht. Mit einer langsamen Seitenbewegung des Kopfes drehte er sich Yami zu.
 

„Wie bist du damals in die Prostitution gekommen?“, der Rothaarige wandte sich ihm blinzelnd zu, „Ich weiß, du hattest deine Papiere nicht, aber es war sicher nicht dein erster Gedanke als Lösung Stricher zu werden.“

„Hm...“, dieser seufzte, hob seinen Blick kurz, doch wandte ihn wieder ab, „Ehrlich gesagt... habe ich damals gelogen, als ich dir das erzählt hatte.“

„Äh... hö?“, Katsuya blinzelte überrascht, „Du hast gelogen?“, ein weiterer Moment des Schweigens, „Warum das denn?“

„Weil... was genau hatte ich erzählt? Dass ich ohne Ausweis war, deswegen zum Amt gerannt bin, aber dass sie den neuen Ausweis verschickt hatten? Und dass ich nicht wusste, dass es Hilfsorganisationen gab? So etwas, oder?“

„So ziemlich genau das.“, bestätigte der Blonde, schlang einen Arm um Yami und legte seinen Kopf darauf.

„Tja... ich meine, man muss schon ziemlich blöd für so eine Aktion sein, oder?“, der Ältere schüttelte den Kopf, „Das, was wirklich geschah, zeugt von weit mehr Idiotie meinerseits. Ich war so... naiv und jung und dumm und...“, sein Gesicht verzog sich schmerzhaft, „Verdammt, es... es macht mich so unglaublich wütend... ich wollte... wenn ich ändern könnte, was damals geschah, wenn ich gewusst hätte, was ich heute weiß, wenn ich nur... nur...“

„Yami.“, sagte Katsuya nur mit ruhiger, doch leicht ermahnender Stimme.

„Ich war dumm.“, wiederholte dieser trotzdem, „Ich war wirklich, wirklich dumm. Meine Eltern mochten mich nicht, ließen mich schlecht fühlen und das war für mein damaliges Ich praktisch das Ende der Welt. Ich dachte, ich hätte wahrlich Besseres verdient.“, er schnaubte, „Ich glaubte sogar, anderen würde es besser gehen als mir. Ich war einfach nur dumm und verblendet.“

„Yami, was deine Eltern gemacht haben, war schlimm.“, stellte Katsuya klar, „Sie haben dir ebenso, wenn nicht sogar mehr weh getan als meine Eltern mir. Nur weil du nicht geschlagen oder vergewaltigt wurdest, als du dort gelebt hast, musst du nicht sagen, dass es dir dort gut ging.“

„Aber ich hatte zum Beispiel zu essen.“, argumentierte Yami und sah ihm wieder in die Augen, „Ich hatte ein Dach über dem Kopf, ein Bett und konnte zur Schule gehen!“

„Hatte ich auch, bis meine Eltern sich trennten.“, konterte der Jüngere, „Würdest du sagen, mir ging es in der Zeit gut?“

„Ich... nein...“, mit einem Seufzen wandte der Rothaarige wieder seinen Kopf ab, „Du hast wohl Recht...“

„Natürlich habe ich das.“, er streckte die Nase in die Höhe, „Und für was für eine Dummheit von damals schämst du dich heute noch so sehr, dass du sogar mich dafür angelogen hast?“

„Es... nun... weißt du, ich bin natürlich erstmal zu einem Bekannten.“, Yami hob seine Arme und verschränkte sie vor seiner Brust, „Habe mich nach einem Job umgesehen, aber nicht wirklich ernst. Er meinte, ich kann ruhig eine Runde bei ihm bleiben. Wir sind tanzen und trinken gegangen und... nun... ich habe diesen Typen kennen gelernt. Du weißt schon, gut aussehend, reich, interessiert.“, er atmete tief durch, „Praktisch Seto in nett und im Verführermodus. Natürlich war ich Feuer und Flamme. Wie konnte ich Idiot ihm schon widerstehen?“

Klang nicht so, als wäre das gut ausgegangen. Aber bis hierhin hörte es sich doch wie eine gute Partie an. Katsuya löste seine Muskeln und bereitete sich auf eine längere Geschichte vor. So direkt war ja noch nicht zu sehen, wie das zur Prostitution geführt hatte.

„Er holte mich nach seiner Arbeit ab und-“, Yami stockte, „Genau genommen weiß ich gar nicht, ob er wirklich noch irgendwo arbeitete oder es nur erzählte. Er kam auf jeden Fall immer wieder abends, nahm mich in seiner Limousine mit und lud mich zum Essen ein.“, er schnaubte, „Ich war so stolz und glücklich und fühlte mich besser als alle anderen. Ich stellte mir immer wieder vor, wie ich zu meinen Eltern gehen und ihnen ins Gesicht schmeißen würde, wie glücklich ich ohne sie war. Ich verlor echt komplett den Bezug zur Realität. Ich hechelte ihm hinterher. Ich war verrückt nach ihm. Ich erzählte ihm alles, die Sache mit meinen Eltern, meinem Bruder, meinem Ausriss.“, er schüttelte den Kopf, das Gesicht in Verbitterung und Ekel verzogen, „Ich dachte immer wieder, wie verständnisvoll er doch war. Und als er mich fragte, ob ich zu ihm ziehen wollte... ich war einfach so verblendet. So was von...“

„Jung.“, warf Katsuya ein, „Außerdem hörte sich bis hierhin nichts irgendwie verdächtig an. Eher wie die perfekte Beziehung. Bisschen zu perfekt vielleicht.“, einen Moment richteten sich die Amethyste in seine Richtung, „Mir wäre da nichts Ungewöhnliches aufgefallen.“
 

„Vielleicht.“, murmelte Yami unbestimmt, „Trotzdem, mir hätte etwas auffallen sollen. Ich meine... ich weiß nicht genau, was, aber irgendetwas... dass er mich gar nicht liebte! Dass er... ich weiß auch nicht. Manchmal war da so ein Brennen in seinen Augen. Andererseits hat Seto das auch und die beiden sind sich vom Charakter her... na ja, sie sind sich von ihrer Handlungsweise her nicht ähnlich.“, seufzend wandte er wieder den Kopf ab, „Mir hätte etwas auffallen müssen. Aber das tat es natürlich nicht. Ich zog bei ihm ein. Hmpf...“, er schüttelte den Kopf, „Ich war sogar Feuer und Flamme, als er meinte, ich habe etwas Besseres als seine schäbige Wohnung verdient. Er sagte, wir sollten zusammen etwas suchen und zusammen einrichten...“

„Er muss ziemlich viel Geld gehabt haben.“, warf Katsuya ein.

„Ja, ich hatte da auch meine Zweifel... aber er meinte, das sei kein Problem, mit einem Kredit ließe sich das alles regeln. Er würde mir die Welt zu Füßen legen... Himmel, was der alles geschwafelt hat. Und ich treudoofes Ding habe es natürlich geglaubt.“, der Ältere legte eine Hand an seine Stirn und schloss die Lider, „Ich war so blind. Selbst mir hätte damals klar sein sollen, dass etwas faul war, wenn irgendein Typ von Anfang zwanzig eine Wohnung mitten in der Innenstadt mietete. Aber ich verbrachte meine komplette Zeit mit dem Einrichten und damit ihn sehnsüchtig zu erwarten. Irgendwo in all dem Trubel hatte ich mein erstes Mal mit ihm. Das war noch auf einer auf dem Boden liegenden Matratze, weil wir noch kein Bett hatten.“

Scheiße. Es klang ja so, als wäre der Typ dafür verantwortlich, dass Yami in die Prostitution gegangen war. Wenn er mit dem sein erstes Mal gehabt hatte, hatte er auch nur einmal Sex gehabt ohne im Nachhinein nur schlecht davon zu denken?

„Wir waren gerade mal einen Monat zusammen zu dem Zeitpunkt.“, die Mundwinkel des anderen zogen sich nach unten, mit tiefen Falten, die sich hoch zur Nase in die Haut furchten, „Ich war unglaublich unsicher, ob das alles so richtig war, aber gleichzeitig fühlte ich mich schrecklich erwachsen. Ich lebte mit meinem Freund in einer Wohnung und wir hatten jede Nacht Sex. Ich vertraute ihm und ließ mich mitziehen. Er schlug andauernd irgendwelche Sexspielzeuge vor, die immer abartiger wurden. Wir gingen in Clubs und aus Cocktails wurden Aufputschmittel und schließlich Drogen. Er meinte, ich soll ruhig auch mit anderen rummachen, er nähme mir das nicht krumm. Und ich war jung und naiv und probierte das Leben aus...“

Ein typischer Jugendlicher, dem keine Grenzen mehr gesetzt wurden. Dessen Bezug zur Realität schwand, weil er nur noch einen Menschen hatte, an dem er sich orientieren konnte. Und dieser lenkte ihn in genau die Bahnen, in denen er ihn brauchte. Katsuya schluckte. Langsam konnte er sich den Rest der Story zusammen spinnen.

„Wir gingen in Swinger-Clubs. Ich trieb es mit massig Männern, sah ihm zu, wie er es mit anderen trieb und schließlich nahmen wir Typen aus Diskos mit zu uns nach Hause. Er lud Freunde ein, mit denen wir schliefen. Schließlich lud er Freunde ein, die mit mir schliefen. Er machte mir Komplimente, er machte mir Geschenke und irgendwann meinte er, dass es diesen Monat vielleicht mit der Miete knapp werden würde. Er erzählte, dass einer seiner Bekannten, mit dem wir schon geschlafen hatten, ihn gefragt hätte, ob er nicht mal allein mit mir ausgehen könnte. Er meinte, der Typ hätte ihm Geld geboten. Ob ich etwas dagegen hätte. Es wäre ja nur ein Date.“

Genau so. Katsuya schloss die Lider. Wenigstens war es nicht über Drogenabhängigkeit, Gewalt oder Erpressung gelaufen. Andererseits... machte es die Sache wirklich besser? Ob man nun ein Junkie abhängig vom Dealer war, ob man von seinem Zuhälter geschlagen wurde oder mit dem Tod der eigenen Familie bedroht wurde... oder von seinem Freund langsam in die Prostitution gedrängt. Alles schädigte das Vertrauen in die Menschheit irreperabel.
 

„Es war wirklich nur ein Date. Da waren wir gerade drei Monate zusammen. Er meinte, damit könnte ich echt was verdienen. Er hätte einen Bekannten, der würde solche Dates vermitteln. Und ich sähe aus, als hätte ich meinen Spaß daran...“, eine Träne rann über Yamis Wange, „Ich hatte mich wirklich amüsiert. Es hatte sogar Geld gegeben. Ich dachte, ich sei charmant und wunderschön und jeder wäre hinter mir her. Ich fühlte mich noch immer unbesiegbar. Ich erstickte all diese Unsicherheit und sagte mir, ich würde jetzt mein eigenes Leben leben.“

Stark. Unbesiegbar. Unabhängig. Dieses Bild, das Yami vor sich selbst hatte aufrecht erhalten müssen. Er hatte vor sich selbst nicht zugeben können, dass das alles nicht mit rechten Dingen zuging.

„Aus Dates wurden Liebeleien. Daraus Vorspiel. Daraus Sex. Ehe ich mich versah, war ich nur noch eine Hure. Arbeite in diesem Betrieb, der sich freundlich Eskortservice nannte und nicht mehr als ein Puff war. Warum sollte ich mit den Typen noch groß ausgehen, wenn wir genau so viel Geld bekamen, wenn ich nur mit ihnen schlief? Und es machte mir doch Spaß, nicht wahr? Und mein Freund war immer da und meinte, das sei voll in Ordnung, das würden viele so machen.“

Katsuya strich die Tränen von Yamis Wangen, obwohl er wusste, dass es ein sinnloses Unterfangen war. Es würden immer neue kommen. Aber andererseits hatte er keine Ahnung, wie er anders sagen sollte, was ihn das alles empfinden ließ. Wie konnte man das einen Menschen antun? Wie konnte man nur...

„Ich hatte ein schönes Zimmer im Bordell. Zwei weitere Monate und er fragte, ob es nicht umständlich war stets zur Wohnung zurück zu fahren. Außerdem seien die Straßen bei Nacht ja nicht gerade sicher. Er mache sich Sorgen um mich. Ich solle doch am besten dort bleiben und er käme mich besuchen. Ja, warum auch nicht, was?“, Yami hob seine Hand, unter denen völlig verweinte, gerötete Augen mit geweiteten Lidern zum Vorschein kamen, deren Blick sich auf die Wand richtete, „Erst kam er noch täglich. Dann hatte er natürlich immer mehr mit der Arbeit zu tun. Und es hat Monate gebraucht, bis es mir dämmerte... er kam tagsüber. War das nicht die Zeit, wo er arbeiten ging? Was arbeitete er überhaupt? Ich wurde aufmerksam... ich befragte die anderen im Bordell. Und es dauerte noch acht Monate, bis ich die Wahrheit nicht mehr vehement verneinte.“, plötzlich legte sich der Blick auf Katsuya, der als Reaktion zusammen zuckte, „Er war das, was man einen Loverboy nannte. Einen Mann, der andere verführte, bis sie für ihn anschaffen gingen. Der vorspielte der einzige und wahre Geliebte zu sein, obwohl er nichts Besseres war als ein Zuhälter. Denn alles Geld war natürlich in seine Taschen geflossen. Ich hatte anderthalb Jahre im Bordell verbracht und nicht einmal einen Personalausweis.“, er lachte plötzlich auf, als hätte der Wahnsinn von ihm Besitz ergriffen, „Genau genommen hatte ich einen! Einen gefälschten. Yami Isukara hieß ich darauf. Ich war zwei Jahre älter als ich es in Wirklichkeit war. Auch das fand ich alles nur raus, indem ich ins Büro der Puffmutter einbrach.“

Katsuya schwieg und schlang seine Arme um Yami. Nicht, nicht Yami... Atemu. Sein Name war Atemu. Zumindest steckte Atemu noch irgendwo hinter diesem Wesen, das sich Yami nannte. Yami, dem Stricher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Akira_kun
2010-07-22T19:45:07+00:00 22.07.2010 21:45
Das ist wirklich Scheisse.
einfach nur, shit! ><

Wie konnte er, dieser mistkerl hat meinen Atemu/Yami verletzt! *Säbel raus holt* der kann was erleben! ><

Yami's Vertrauen in die Liebe ist sicher schwer getroffen, aber er soll aufhören sich desshalb zu hassen. Klar was er tat war Gedankenlos und naiv,
wenn er so Paranoid wie ich gewesen wäre wäre das nie passiert. Aber Yami hatte eine schwere Zeit und brauchte einen "Partner" wie diesen der ihn "liebte".

Aber jetzt ist ja Kats da und der rest der Bande, das wird schon.

Das Pitel hat mir wieder gezeigt, dass ich Männer an den Haken hängen kann.

Danke fürs schreiben:

akira_kun
Von:  Blanche7
2010-05-23T07:55:47+00:00 23.05.2010 09:55
Da läuft einem wirklich ein kalter Schauer über den Rücken...
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel!

Blanche7
Von: abgemeldet
2010-05-22T14:27:48+00:00 22.05.2010 16:27
OMG so schnell kan das gehen ?? der arme yami er dachte er hat die liebe seines lebens gefunden und dabei wurde er nur verarscht

wie konnte der typ in sowas bloß an tun

Von:  breath_less
2010-05-22T11:45:19+00:00 22.05.2010 13:45
WOW
Krasses Kapitel
Weiß gar nich was ich sagen soll
Armer "Yami"

Von:  Closer
2010-05-22T11:43:02+00:00 22.05.2010 13:43
echt krasse kapitel. besonders Loverboy. ich würde diesem kerl wenn ich ihn auf der straße begegnen würde, ihm ein schein für die unterwelt in die hand drücken. <.<. armer Yami. ich hoffe alles gute für ihn >,<

lg taria
Von:  Shakti-san
2010-05-19T09:36:16+00:00 19.05.2010 11:36
so leicht kann es passieren, das man von seinem weg abkommt. man will eig glücklich sein, sein leben leben und dann kommt ein arsch und schafft es, weil man unwissend, naiv und jung ist, einen so in den dreck zu ziehen. igwie hat mich das an den babystrich erinnert. da fängt es meist auch mit den eltern an, die sagen, das man so der familie hilft etc und im endeffekt, ist man nichts anderes als eine marionette. mal schaun wies weiter geht
LG Ran
Von:  Liare
2010-05-19T08:07:56+00:00 19.05.2010 10:07
hi,
die menschheit ist karnk! und geldgeil! wahnsinn, wie leicht manche menschen opfern, einfach so, ohne jeden skrupel!
tu mir den gefallen und mach atemu wieder so heile wie möglich, ok?
bis nächste we
lg li
Von:  Lunatik
2010-05-18T20:27:27+00:00 18.05.2010 22:27
Wie war das?
"(...)Tief in die Dunkelheit.
In die Finsternis meiner Seele.
Und nur mein Name wird mich daran erinnern.
Yami."

Daran musste ich jetzt unwillkürlich denken... Übrigens, wieso hat das Kapitel keinen Titel? O.o

Es ist bderückend, am Inneren zerrend und sehr realistisch. Yamis Erzählung treibt Tränen in die Augen, Wut und doch irgendwo auch Scham in die Seele. Tränen, weil es zum an der Wand zerbrechen ist - eine so hilflose Geschichte - eine brutale Realität, was uns zur Wut führt. Wut über diese Loverboys, Wut über die Gesellschaft, über die Leute, die wegsehen. Letztlich Wut über sich selbst - ich weiß, dass es soetwas gibt, ich weiß, dass viele Seelen auf solch eine Art zerschmettert werden - und doch geht es mich nichts aus, doch tu ich nichts, im Gegenteil - ich verschwende keinen Gedanken daran bis man mich mit dem Gesicht in den Dreck hält. Scham. Aber auch Scham aus den Erinnerungen aufsteigend über die eigenen pubertär-naive Vergangenheit.

Wie mein sieht ein doch emotional anregendes Kapitel ^^
Ich leide zweifellos mit Yami mit - wobei nichtsdestotrotz in mir der empörte - etwas brutale - Teil aufschreit: Helfe dir selbst! Lass dir helfen! ÄNDERE ES, VERDAMMT!
Och, er ist übrigens immernoch "Yami" für mich. Ein verhasster Name und doch der Name, den er gewählt hat. Er sollte lernen ihn zu lieben, mit ihm auch sich selbst. Sich soweit entwickeln, dass der Name Stolz hervorruft - bei ihm selbst. Genauso wie er es Kats erklärt hat. Kleine Schritte, bis hin zum großen Erfolg.
Auf jeden beobachte ich das gespannt weiter =)


Ein gutes Kapitel!
*knuddel*
Dein Töchterchen
Von:  mu_chan
2010-05-18T11:51:52+00:00 18.05.2010 13:51
woa....ein echt tolles kapitel zwar traurig aba toll!
schon krass wie er in die prostitution gekommen is!
er kann einem echt leid tun...
wenn man jung is macht man viele fehler aba das andere es zu ihren gunsten ausnutzten is echt hart!
freu mich schon wenn es weiter geht!
glg mu_chan
Von: abgemeldet
2010-05-17T23:05:13+00:00 18.05.2010 01:05
Oh Gott, das Kapitel hat mich grade echt zum Weinen gebracht...
Aber ich bin momentan eh in einer depri-selbstzweifel-Phase und könnte/würde mich gerne heulend in eine Ecke verkriechen -.-

Och Mensch, ich möchte Yami oder halt eher Atemu ganz lieb drücken und umarmen. Ja, er war naiv, ja, er war jung, aber das ist echt hart und Yami ist so ein lieber und toller Mensch... :/
Krass, wie "leicht" man in so eine Scheiße reinrutschen kann...


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