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The most important .. never let it go!

Sho/Ohno
von

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Prolog

„Nee Ohno-kun, was machst du gerade?“ Sakurai Sho ließ sich neben Arashi’s Leader auf das Sofa der Umkleide nieder. Die 5 Jungs hatten heute einen Aufnahmentag für eines ihrer neuen PVs, doch es konnte immer nur ein Member gefilmt werden und so mussten die anderen vier irgendwie die Zeit, bis sie an der Reihe waren totschlagen. Sho hatte bereits seinen Stapel an Zeitungen gelesen und musste sich nun also eine neue Beschäftigung suchen. Und da Jun gerade sehr vertieft in einen seiner Mangas war und er besser einen großen Bogen um Aiba machte, der ihn sonst womöglich wieder eine seiner tollen Ideen erzählte, bei der er dann als Versuchskaninchen endete, entschied er sich zu Arashis Leader zu gehen. Ohno blickte kurz zu ihm auf, wandte sich dann aber wieder seinem Zeichenblock zu, den er auf seinem Schoß liegen hatte. „Na, wie du siehst zeichne ich.“ Ein kurzes verschmitztes Lächeln erschien auf dem Gesicht des älteren, ehe seine Miene wieder volle Konzentration widerspiegelte. Sho spitzelte auf das Blatt Papier .. dort entstanden gerade einige dieser lustigen Figuren, die Ohno schon so oft gezeichnet hatte, wenn ihm gerade langweilig war.
 

Sho fand es schon immer faszinierend, wie Ohno es schaffte aus einem einzelnen Blatt Papier und ein paar Stiften lustige Cartoons, Figuren und atemberaubende Zeichnungen zu erschaffen. Ohno beim Zeichen zuzusehen, gab ihm ein Gefühl der Ruhe, der Geborgenheit und es machte ihn unglaublich stolz, wenn Ohno wieder eines seiner Bilder vollendet hatte. Aber nicht nur die Bilder, auch die Figuren, Statuen, Fotografien .. all dies erfüllte Sho mit unglaublichem Stolz .. Und dieser Stolz war auch Ohno bekannt, denn Sho war derjenige gewesen, der sich am meisten für seine Kunstwerke interessierte. Sho war es immer gewesen, der zu ihm kam und ihn fragte, ob er denn wieder etwas Neues fertig gestellt hatte und ob er nicht einmal vorbei kommen könnte um es sich anzusehen. So geschah es sehr oft, dass Sho nach getaner Arbeit mit zu Ohno kam um dort die neu entstandenen Kunstwerke zu bewundern. Immer wieder hatte er Ohno angespornt, und ihm Mut zugesprochen, doch einmal eine eigene Ausstellung zu machen, selbst bei Johnnys Jimusho (Büro) hatte er öfters verlauten lassen, dass er der Meinung wäre, Ohno hätte eine Ausstellung mehr als verdient und dass es sicherlich viele Zuschauer anlocken würde, denn die Kunstwerke wären einfach einmalig! Ohno fühlte sich geschmeichelt über Shos Enthusiasmus, doch er hätte es nie für möglich gehalten, dass er wirklich einmal eine Gelegenheit bekommen würde, seine Werke in einer Ausstellung dem Publikum präsentieren zu können. Umso mehr hatte er sich gefreut als er eines Tages von seinem Manager angesprochen wurde, der ihm Glückwünsche zu seiner ersten eigenen Ausstellung in Omotesandou mitteilte. Ohno konnte sein Glück nicht fassen!! Und er wusste sofort wem er einen großen Teil dieses „Erfolges“ zu verdanken hatte.
 

Nämlich Sho-kun, denn ohne seine immer wieder aufbauenden Worte und sein Interesse für seine Kunstwerke hätte er es nicht soweit geschafft. Und genau deswegen, bat er Sho auch mit zu der Pressekonferenz zu kommen, die am ersten Tag seiner Ausstellung stattfinden sollte. Die Anwesenheit des Jüngeren verlieh Ohno eine innere Ruhe, von Nervosität war keine Spur. Doch diese spiegelte sich in dem Gesicht von Sho wieder. Obwohl es sich um die Ausstellung des Arashi Captains handelte, war doch Sho-kun derjenige der am nervösesten von beiden war. Doch eigentlich gab es hierfür absolut keinen Grund, alles lief bestens und jedermann war erstaunt und begeistert von Ohnos Kunstwerken. Sho’s Nervosität ließ somit nach einiger Zeit nach, doch schlich sich nun ein anderes Gefühl ein. Ein Gefühl von dem er nicht sagen konnte, ob es gut oder schlecht war.

Sho ertappte sich seit der Pressekonferenz der Ausstellung immer wieder, wie seine Augen auf dem Arashi-Captain haften blieben, wie er ihm faszinierend zusah, bei jeder einzelnen Bewegung. Auch jetzt, wo er neben ihm auf dem Sofa saß und ihm beim zeichnen zusah, wie seine langen grazilen Hände den Stift über das Papier gleiten ließen, seine mandelförmigen Augen konzentriert nach unten gerichtet waren, wie eine Strähne seines Ponys in sein Gesicht fiel und er diese schnell mit der linken Hand zur Seite strich. Sein Puls wurde schneller und sein Herz klopfte lauter und lauter als er bemerkte dass seine rechte Hand nun nur wenige Zentimeter von Ohnos linker entfernt war .. nur ein kleines Stück und er würde sie berühren .. nur ein kleines Stück…
 

BAM!!!
 

Die Tür zur Umkleide wurde aufgerissen und ein leicht erschöpfter Nino kam hereingestapft. Er schwang sich über die Lehne des Sofas und ließ sich mit vollem Schwung auf der anderen Seite von Ohno nieder. „Ah wie anstrengend! Ich bin kaputt! … Ah Ohchan, du bist wohl als nächster dran! Sie sind zwar noch am vorbereiten, aber du kannst schon kommen!“ Ohno nickte kurz, legte dann sein Zeichenmaterial auf den Tisch vor ihm und stand schließlich auf. Er entschied sich an Ninos Seite vorbeizugehen, was dieser auch gleich ausnutzte und dem älteren mit einem breiten Lächeln einen Klaps auf den Hintern gab. Natürlich war dies nichts was Ohno störte, er blickte sich nur kurz noch einmal nach hinten um und ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Was jedoch niemand mitbekam war, dass dieses Lächeln eigentlich einem anderen galt. Einem, der sich durch Ninos lautem Erscheinen schnell ans ganz andere Ende des Sofas verkrochen hatte und etwas aufgelöst vor sich hinstarrte. „Go Ohchan go!“ rief Nino ihrem Captain noch hinterher, ehe dieser im Aufnahmestudio verschwand. Kurze Zeit war wieder Stille in dem Raum eingekehrt, ehe Nino aufstand und nach seinem Nintendo DS griff, der auf dem Tisch vor ihm lag. Statt diesen einzuschalten, wanderte sein Blick jedoch zu Sho, der noch immer leicht verkrampft am anderen Ende des Sofas saß und verwirrt vor sich hin starrte. „Sho-kun? Alles ok?“ Ninos Frage ließ ihn aufschrecken. „Ähm, jaja .. alles klar .. ah ich muss nur mal kurz … ehm wohin!“ Und mit dieser Antwort sprang er auf und eilte aus dem Zimmer. Die anderen konnten ihm nur verwirrt hinterher schauen und mit den Schultern zucken.
 

Sho’s Weg führte in die Männertoilette, wo er sich über das Waschbecken beugte und immer wieder mit den Händen Wasser in das Gesicht spritzte. Was war nur los mit ihm?? Wieso verhielt er sich seit einiger Zeit so seltsam, wenn Ohno in seiner Nähe war? Hatte er sich etwa in ihn .. Nein nein nein nein nein, das war absurd. Das konnte nicht sein. Riida war sein Bandmitglied, sein Freund … mehr . nein nein nein. Das war unmöglich! Er atmete ein/zweimal tief durch, griff nach ein paar Papierhandtüchern und trocknete sein Gesicht wieder ab. Yosh, er hatte sich wieder gefangen. Doch das sollte nicht von langer Dauer sein. Eigentlich hatte Sho vorgehabt auf direktem Wege wieder zur Umkleide zurück zu gehen, doch seine Beine hatten einen anderen Plan. Als er nämlich am Aufnahmestudio vorbei kam in dem Ohno gerade noch dabei war seinen Teil des PVs zu drehen, konnte er nicht anders als im Türrahmen stehen zu bleiben. Sein Blick fiel automatisch auf den Bandleader, von dem gerade die Tanzsequenz aufgenommen wurde. Es war allgemein bekannt, dass Ohno ein sagenhafter Tänzer war, doch für Sho war es das erste Mal, dass er sprachlos war beim Anblick des tanzenden Ohnos. Er konnte nur wie angewurzelt dastehen, zuschauen und sich wünschen, Ohno würde nie mit dem Tanzen aufhören. Doch es war nur von kurzer Dauer. Schon bald erklang ein „CUTTO!“ und Ohno ließ sich in den ihm an nächsten stehenden Stuhl fallen. Sein Dreh war noch nicht vorbei. Der Regisseur kam zu ihm herüber gelaufen und gab ihm die nächsten Instruktionen, welche Sho von seinem Standpunkt aus auch gut hören konnte. „Ohno, das war wunderbar! Als nächstes hatten wir gedacht, wir nehmen eine Aufnahme mit dir und Nino. Ihr wisst ja, Ohmiya kommt gut beim Publikum an, wenn ihr zwei also…“ Sho sah wie Ohno mit einem verlegenen Lächeln dem Regisseur einwilligend zunickte, was ihm jedoch den Grund gab, sich wieder Richtung Umkleide zu begeben.

Ohmiya war im Moment etwas, das er sich nicht ansehen konnte, denn es bereitete ihm dieses seltsame Gefühl, das Gefühl das er sich selbst nicht eingestehen wollte,… das was andere als „Eifersucht“ bezeichneten.
 

Am Abend nach dem Dreh, hatte sich Sho von den anderen abgeseilt und sich mit Freunden aus seiner Uni-Zeit in seiner Stamm-Bar verabredet. Normalerweise gehörte Sho mit zu denjenigen die gute Trinker waren, doch an diesem Abend konnte er mit den anderen nicht mithalten. Er saß noch immer vor seinem ersten Glas und starrte Löcher in die Luft. Michiru, eine seiner besten Freundinnen, sehr attraktiv, mit langen dunklen Haaren und großen dunklen Augen, merkte, dass etwas mit ihm nicht stimmte und wandte sich zu ihm um. „Sho, ist alles ok bei dir? So kenne ich dich ja gar nicht!“ sie zeigte auf sein noch halbvolles Glas. Sho zuckte mit den Schultern „Mir ist heute einfach nicht nach trinken!“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Du warst schon immer ein schlechter Lügner! Sag schon, was liegt dir auf dem Herzen?“ Sho wusste, dass er ihr eigentlich alles anvertrauen konnte, sie hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme anderer und sie war ihm immer eine gute Freundin gewesen. Doch in dieser Umgebung, mit seinen anderen Freunden außen rum, konnte er ihr schlecht seine Gefühlswelt offenbaren, außerdem hatte er einfach keine große Lust darüber zu reden. Er kramte kurz in seiner Tasche bis ihm ein paar Geldscheine in die Hände fielen, die er daraufhin auf den Tisch legte. „Gomene, ich geh nach Hause.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und ließ eine verwirrt dreinschauende Michiru zurück.
 

Sho war noch keine 5 Schritte aus der Bar gegangen, da merkte er, wie ihn jemand am Handgelenkt packte. Als er sich umwandte, blickte er in das schmollende Gesicht von Michiru. „Ich mach mir Sorgen um dich und du lässt mich einfach sitzen ..“ „Hör zu, es ist nichts, wirklich … ich hab nur gerade ein Gefühlschaos, aber das bekomme ich schon hin!“ Als sie diese Antwort hörte, zog sie eine Augenbraue nach oben. „Ein Gefühlschaos? Hmmm … das ist ungewöhnlich für dich. Hast du dich etwa verliebt??“ Ein verschmitztes Grinsen erschien auf ihrem Gesicht und aus einem unerfindlichen Grund wurde Sho plötzlich ganz rot im Gesicht. „Ich weiß es nicht .. oder eher gesagt, ich bin mir nicht sicher. Aber ist ja egal.“ Michiru überlegte kurz. „Eventuell könnte ich dir helfen raus zu finden, ob du verliebt bist oder nicht.“ Herausfordernd sah sie ihn an. Doch Sho wusste nicht was sie meinte und wie er reagieren sollte .. „Eh? Wie meinst du das?“ Sie lächelte verschmitzt. „Wenn du gleich an diese Person denkst, dann bist du ganz sicher in sie verliebt!“ Sho verstand immer noch nicht was sie meinte, er wollte ihr gerade noch eine Frage stellen, als er plötzlich ihre Lippen auf den seinen spürte… es fühlte sich nicht schlecht an, in der Tat es war ein guter Kuss, doch er konnte ihn nicht genießen. Etwas hinderte ihn daran … seine Gedanken.. ja seine Gedanken wanderten immer wieder zu Ohno. Wie würde sich wohl ein Kuss mit Ohno anfühlen? Ob seine Lippen wohl auch so weich wären? „Sho-kun?“ Und selbst Ohnos Stimme hallte in seinem Kopf wider. Aber wieso lag ein geschockter Unterton in ihr??… Moment .. war Ohnos Stimme wirklich gerade in seinem Kopf gewesen oder war es etwa …

Ruckartig trennten sich seine Lippen von Michirus und er wandte sich in die Richtung um, aus welcher er die Stimme vermutete. Seine Augen weiteten sich geschockt, als er realisierte, dass Ohno wirklich nur ein paar Meter von ihnen entfernt auf der Straße stand. Ein Gedanke schoss ihm in den Sinn: Hatte er gesehen wie er und Michiru gerade...? Es dauerte einen Augenblick bis er seine Stimme wieder gefunden hatte.

„Ohno, ich kann das erklären.. es ist nicht so wie..“. Doch Ohno unterbrach ihn mit einer leicht gebrochenen Stimme.

„Es tut mir leid ich wollte euch nicht ... jedenfalls, ehm, du hattest dein Handy im Studio vergessen“.

Er kramte etwas hilflos in seiner Tasche herum bis er das Handy schließlich fand und es Sho entgegen streckte. „Ich wollte es dir nur zurückgeben, ich wusste ja wo du steckst. Nur hätte ich gewusst dass du…“. Sein Blick fiel auf Michiru, welche sich leicht hinter Sho verdeckt hielt.

„... hätte ich es dir auch morgen geben können.“ Verlegen kratzte sich der Ältere am Hinterkopf. Sho wusste, er musste etwas sagen, doch er fand einfach keine Worte. „Naja, ich möchte euch dann nicht weiter stören… Wir sehen uns dann morgen!“ Ohno drückte ihm das Handy in die Hand, warf einen letzten Blick auf Michiru, dann auf Sho und wandte sich lächelnd von den beiden ab. Doch niemand außer Ohno selbst wusste, dass dieses Lächeln das aufgezwungenste und unehrlichste Lächeln war, welches er jemals von sich gegeben hatte.
 

Während Ohno sich immer weiter von den beiden entfernte, schlugen Sho’s Gedanken Purzelbäume. Diese Situation überforderte ihn gerade, nicht nur, dass er sich nun bewusst war für wen sein Herz schlug - das war eigentlich schon genug um ihn aus der Bahn zu bringen; Nein, auch dass ausgerechnet in diesem Moment Ohno vorbei kam und sah wie er und Michiru sich küssten. Was nun? Was sollte er nun tun? Riida einfach gehen zu lassen wäre wohl die vernünftigste und einfachste Lösung. Der Ältere würde seine Gefühle sicherlich nicht erwidern. Sho wusste auch, dass seine Eltern eine Beziehung mit einem Mann, niemals akzeptieren würden. Das wäre ja ein Skandal. All die Schwierigkeiten, die seine Gefühle mit sich brachten, wurden ihm bewusst, doch nein, er konnte hier nicht einfach so stehen bleiben und zusehen wie Ohno verschwand. Er musste etwas tun! Er musste Ohno unbedingt einholen und die Situation klären, auch wenn er ihm seine Gefühle eventuell nicht mitteilen konnte, so musste Ohno doch wissen, dass er nichts weiter für Michiru empfand.

Ohne weiter auf sie oder sonst etwas zu achten, begann Sho zu rennen. Ohno hatte schon ein gutes Stück zurückgelegt und so dauerte es einen Moment bis Sho ihn wieder eingeholt hatte.

„Ohno, bitte warte!! Warte bitte!!“. Nach Luft ringend blieb Sho einige Meter hinter Ohno stehen, welcher erst nach der zweiten Bitte stoppte.

„Hör zu Ohno, das alles ist ein großes Missverständnis…". Während Sho das sagte, wand sich Ohno zu ihm um und sah ihn mit müden Augen an. „Es ist doch ok, du brauchst dich doch nicht...“. Doch diesmal war es Sho, der den anderen unterbrach.

„Nein, es ist nicht ok! Ich möchte nicht dass du ein falsches Bild von mir hast, Ohno.“

Er stockte kurz, sein Herz begann zu rasen … sollte er es sagen oder nicht? Es stand so viel auf dem Spiel … würde Ohno es verstehen? Oder würde ihre Freundschaft dadurch eventuell sogar in die Brüche gehen? Die beste Lösung wäre wohl es nicht ganz so direkt zu gestehen. Ja, jetzt oder nie. Er erhob noch einmal seine Stimme: „Denn du...“ … 'bedeutest mir sehr viel', so wollte er den Satz eigentlich zu Ende bringen, doch diese Worte sollten seine Lippen nie verlassen. Denn genau in diesem Moment ertönte lautes Hupen und Reifenquietschen. Sho erstarrte zu Stein. Er hatte nicht bemerkt, dass er mitten auf der Straße angehalten hatte, während er zu Ohno sprach und somit ebenfalls nicht bemerkt wie ein Auto um die Ecke bog und auf ihn zugerast kam. Als ihm bewusst wurde, in welcher Situation er sich gerade befand, konnte er nur noch das immer näher kommende Auto im totalen Schockzustand anstarren. Seine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Stein und wollten sich nicht mehr vom Fleck bewegen. Als das Auto trotz bremsen näher kam, wusste er, dass es keinen Ausweg mehr gab. Aus Angst schloss er die Augen und wartete auf das, was passieren würde.
 

Es dauerte ein wenig, dann merkte er wie seine Füße den Halt verloren, wie er durch die Luft flog und schließlich wieder auf dem Boden landete. Doch etwas war seltsam... er hatte sich alles viel schlimmer vorgestellt. Ihm tat zwar der Rücken und der Kopf ein wenig weh, aber das war nicht weiter schlimm. Langsam öffnete er seine Augen wieder und sah ängstlich an seinem Körper hinunter. Er hatte aufgeschürfte Ellenbogen aber sonst war nirgends Blut zu sehen. Er betastete vorsichtig seinen Kopf, doch bis auf die Kopfschmerzen, welche vom Aufprall herrührten, war auch hier nichts weiter. Doch plötzlich hielt er inne … das Auto .. das Auto das ihn eigentlich hätte erwischen müssen, war einige Meter seitlich von ihm zum Stillstand gekommen, obwohl es doch direkt auf ihn zugerast war. Sein Blick wanderte langsam mit einer bösen Vorahnung an dem Auto entlang. Angst machte sich in ihm breit .. Angst, die immer größer wurden je weiter sein Blick an dem Auto entlang glitt … und dann erstarrte er. Sho hätte jeden Schmerz, jede Qual auf sich genommen wenn ihm dieser Anblick erspart geblieben wäre … denn er sah Ohno.

Ohno der bewusstlos auf dem Boden hinter dem Auto lag. Und eine Blutlache, die sich immer mehr ausbreitete.
 

Ohno hatte das Auto ebenfalls aus dem Augenwinkel gesehen, doch im Gegensatz zu Sho hatten seine Sinne noch genauso reagiert, wie er es wollte. Ohne groß nachzudenken war er losgerannt, so schnell er nur konnte; Und als er bei Sho angekommen war stieß er diesen mit all seiner Kraft, die er aufbringen konnte, zur Seite. Doch für ihn selbst gab es kein Entkommen mehr. Ohno wurde von dem Auto erfasst.

Verzweiflung war das Einzige, was Sho gerade fühlen konnte. Pure Verzweiflung, die ihm seine Kraft raubte und ihn unfähig machte etwas anderes zu tun als auf die Stelle zu starren, wo Ohno noch immer regungslos lag.

Gerade eben hatte er noch mit ihm gesprochen und jetzt…

Während Sho noch seinem Schockzustand verfallen war, hatte es der Fahrer des Autos mittlerweile geschafft aus dem Wagen zu steigen. In totaler Panik rannte er zu Ohno, dann wieder zurück zu seinem Auto um dort in seiner Tasche nach seinem Handy zu kramen. Mit zitternden Fingern tippte er die Nummer des Notrufs ein um schließlich mit verzweifelter Stimme einen Krankenwagen zu rufen.
 

Der Himmel über Tokyo war mittlerweile wolkenverhangen, aus der Ferne konnte man ein leises Grollen vernehmen. Shos Augen hafteten noch immer auf Arashis Leader. Doch als der erste Regentropfen auf seine Hand niederfiel, wurde er allmählich aus seinem Schockzustand befreit. Er blickte kurz nieder auf den kleinen Wassertropfen.

‚Erste Regel bei einem Unfall: Ruhe bewahren’. Die Worte seines Fahrlehrers beim Erste-Hilfe-Kurs halten plötzlich in seinem Kopf wider. Er schloss die Augen, atmete ein, zweimal tief durch bis sein Puls sich wieder etwas beruhigt hatte. Schließlich sprang er auf, rannte so schnell er nur konnte zu Ohno und kniete sich neben ihn. Das Erste, was er erblickte, war eine große klaffende Wunde am Bauch des Älteren, die sehr stark blutete.

‚Ich muss die Blutung stoppen!’ Kaum kam ihm der Gedanke, hatte er auch schon seine Jacke ausgezogen und presste sie so fest wie nur möglich auf die Stelle. Der Autofahrer hatte mittlerweile seinen Notruf beendet und kam nun zu Sho geeilt.

„Oh Gott, oh Gott, es tut mir so leid, ich konnte nicht mehr rechtzeitig …“

„Wie lange braucht der Krankenwagen noch?!“ Sho’s Augen funkelten zu dem Mann auf.

„20 Minuten… ungefähr …haben sie gesagt“, antwortete der Mann stammelnd.

‚So lange noch!’ Besorgt blickte Sho zu Riida, wessen Zustand sich zunehmend verschlechterte, da die Wunde einfach nicht aufhören wollte zu bluten. Schweiß stand auf seiner Stirn und immer öfter stöhnte er vor Schmerzen auf und verkrampfte sich.

‚Wenn der Krankenwagen nicht bald kommt…’

„Sie! Drücken sie bitte so fest sie können auf die Wunde! Die Blutung muss gestoppt werden! Können sie das bitte tun?“

Zuerst blickte der Mann etwas überrascht, doch nach wenigen Sekunden kniete er sich nieder und übernahm diese Aufgabe. Sho hingegen wandte sich nun Ohnos Gesicht zu. Er beugte sich über ihn und überprüfte dessen Atem.

„Zu schwach!“ Mit tiefer Besorgnis kamen diese Worte über seine Lippen. Der Fahrer blickte geschockt zu ihm auf.

„Wird er es schaffen bis der Notarzt hier eintrifft?“ Sho wusste darauf nicht wirklich eine Antwort, trotzdem kamen entschlossen die Worte: „Ich lasse es nicht zu, dass er hier stirbt!“ über seine Lippen. Vorsichtig winkelte er Ohnos Kopf etwas an und erwischte sich dabei, wie er sanft mit dem Daumen über dessen Wange fuhr. ‚Sie ist so weich und… nein, jetzt ist keine Zeit für so etwas!“ Er öffnete Riidas Mund ein wenig und beugte sich über ihn. Doch dann hielt er kurz inne. Der Anblick von Ohnos Lippen und der Gedanke diese gleich mit seinen zu berühren, ließ sein Herz schneller schlagen. Doch er durfte nicht weiter darüber nachdenken, schließlich bangte der Ältere noch immer um sein Leben. Langsam und vorsichtig platzierte Sho seine Lippen auf Ohnos. ‚Sie sind so sanft wie ich sie mir vorgestellt habe’, schoss es ihm automatisch durch den Sinn und sein Herz begann wie wild zu rasen. Er wusste selbst wie absurd das in diesem Moment war, doch er konnte nichts dagegen tun. Sein Herz zeigte ihm nur auf ein Neues was ihm die Person, die er gerade versuchte am Leben zu erhalten, doch bedeutete. Als er schließlich seinen Atem in den Mund des anderen blies, bemerkte er wie Ohnos Körper unter ihm zitterte. Doch dieses Zittern wurde nicht durch ihn hervorgerufen, sondern durch die Schmerzen, die den Älteren durchfuhren. Sho wusste, er durfte nicht mit der Beatmung aufhören, er musste weitermachen, bis der Krankenwagen kam, denn sonst würde nicht nur Riidas Atem bald aufhören sondern auch dessen Herzschlag. Wenn er doch nur etwas von seinem wild schlagenden abgeben könnte…
 

Shos Erleichterung war unermesslich, als schließlich der Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene bei ihnen ankam. Zwei Notärzte hetzten mit einer Trage und Ärztekoffer zu ihnen. Erst als die Ärzte sich neben den Verletzten niederknieten, ließ der Jüngere von Ohno ab. Besorgt beobachtete er wie die zwei sich um den Verletzten kümmerten, ihn notversorgten, schließlich vorsichtig auf die Trage hoben und mit ihm zum Krankenwagen eilten. Sho rannte neben ihnen her und bat darum mitfahren zu dürfen. „Sie sind ein Angehöriger von ihm richtig? Ok, gut, aber bitte steigen sie vorne ein!“, kam die hastige Antwort von einem der Ärzte, während dieser die Trage in den Wagen lud. Sho missfiel es zwar, nicht bei Ohno hinten im Wagen sein zu dürfen, doch zumindest konnte er ihn so zum Krankenhaus begleiten. Er warf noch einmal einen sorgenvollen Blick auf Ohno, dann eilte er auf den Beifahrersitz und der Krankenwagen fuhr mit lauter Sirene los.
 

Die Fahrt kam Sho wie eine Ewigkeit vor. Er hielt seine Hände fest umschlossen und starrte einfach nur aus dem Fenster des Wagens. Der Himmel war nun erleuchtet von grellen Blitzen und lauter grollender Donner hallte durch die Straßen. Der Regen hatte sich verschlimmert und prasselte regelrecht gegen das Auto.

‚Der Himmel weint’, war Shos Gedanke beim Anblick der vielen Wassertropfen die gegen das Fenster schlugen. Er drückte seine Hände nun noch stärker zusammen, so fest, dass seine Knöchel weiß hervorschienen.
 

Kaum kam der Wagen vor dem Krankenhaus zum Stehen, war Sho auch schon herausgesprungen und eilte nach hinten um wieder an Ohnos Seite zu sein. Als die Ärzte die Bahre mit dem Verletzten ausgeladen hatten, griff Sho nach dessen Hand. Es zerriss ihm fast das Herz, als er merkte wie kalt und leblos diese mittlerweile geworden war. Noch vor ein paar Stunden hatte diese die schönsten Bilder hervorgezaubert und nun… Seine Sorge wuchs wieder um ein ermessliches und er schwor sich, er würde Ohnos Hand festhalten so lange er nur konnte! Sie eilten nun durch die langen weiten Gänge, die Ärzte riefen Krankenschwestern irgendwelche Anweisungen zu, die sich daraufhin sofort in Bewegung setzten. Doch Sho’s Augen hafteten auf Ohno. Ohno dessen Gesicht schrecklich an Farbe verloren hatte.

„Ohno-kun! Du hältst durch, hörst du! Du darfst nicht aufgeben! Du musst durchhalten, hast du gehört?!“ Er hörte wie die Verzweiflung sich in seiner eigenen Stimme widerspiegelte. Schließlich tauchte der OP-Saal vor ihnen auf. Eine Krankenschwester kam herübergelaufen und fasste ihn am Arm um ihm am Weiterlaufen zu hindern. Er merkte wie Ohnos Hand seiner entglitt. Er wollte sie nicht loslassen, doch er musste. Das Einzige was er tun konnte, war den Ärzten nachzusehen, wie sie im OP verschwanden.
 

Die Krankenschwester wandte sich nun mit ihrer sanften und beruhigenden Stimme an ihn.

„Es tut mir leid, aber Sie müssen jetzt hier warten. In den OP dürfen nur die Ärzte. Aber machen Sie sich bitte keine Sorgen, die Ärzte werden ihr Bestes geben um ihren Freund zu retten. Vertrauen Sie ihnen!“ Sho konnte ihr nur kurz zunicken während seine Augen weiterhin auf die Türen des OPs gerichtet waren. Er hörte, wie die Schwester in ihrem Kittel kramte und ihm daraufhin ein feuchtes Tuch entgegen hielt. Langsam wanderte sein Blick zu ihrem lächelnden Gesicht. „Hier, für Ihre Hände.“

Das plötzliche Gefühl der Übelkeit stieg in ihm hoch, als er auf seine Hände starrte, welche rot gefärbt von Ohnos Blut waren und in diesem Moment wie von selbst anfingen zu zittern; dies blieb aber nicht ungesehen von der Schwester. Sofort fasste sie ihn am Ellenbogen und führte ihn langsam zu den, an der Wand stehenden Sitzen. Zögernd ließ er sich dort nieder, doch starrte er noch immer auf das Rot seiner Hände. Zärtlich nahm die Schwester seine rechte Hand und wischte mit dem Tuch darüber. Das Gleiche tat sie mit seiner Linken und schon bald waren keine Blutspuren mehr zu sehen.

„Geht es wieder besser?“, wand sie sich mit einem Lächeln an Sho. Er atmete tief ein und aus und nickte dann schließlich langsam.

„Vielen Dank“. Ein müdes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich wollte Ihnen das hier noch geben. Das sind die Dinge die Ihr Freund bei sich hatte. Keine Sorge, ich gebe sie Ihnen nur, damit sie nicht abhanden kommen. Schließlich möchte Ihr Freund sie sicherlich gern wiederhaben“. Ihr Gesicht strahlte so viel Freundlichkeit aus. Sie reichte ihm einen kleinen Beutel, den er dankend entgegen nahm.

„Ich muss jetzt wieder auf meine Station, bitte machen Sie sich keine allzu viele Gedanken. Ihr Freund ist in besten Händen!“ Sanft strich sie über seinen Oberarm, dann wand sie sich ab und ging davon.
 

Nun saß Sho alleine auf dem weiten Gang, vor der riesigen Tür über der rot das OP-Schild aufleuchtete.

‚Nein ich darf hier nicht alleine sitzen bleiben! Sonst werde ich wahnsinnig! Ich muss den anderen bescheid sagen… und Ohnos Familie!’

Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Zögernd zückte er sein Handy um seinen ersten Anruf zu tätigen.

„Ja hallo?“ vernahm er die verschlafene Stimme von Jun. Sho wusste, eigentlich hätte er zuerst Ohnos Mutter anrufen sollen, doch der Gedanke daran, ihr erzählen zu müssen, dass ihr Sohn wegen ihm… nein er konnte den Mut dafür nicht aufbringen. Wenn jemand in einer solchen Situation einen kühlen Kopf bewahren konnte und wusste, was zu tun war, dann war das Jun, so war er sich sicher.

„Jun? Hier ist Sho…“ Er konnte das Zittern in seiner Stimme nicht verbergen. Und wie es auch nicht anders zu erwarten war, wusste Jun sofort, dass etwas nicht stimmte. „Was ist passiert?“, fragte er besorgt und nun wacher als zuvor.

„Ohno-kun .. es gab einen Unfall… er ist ... kannst du den anderen bitte bescheid geben? ... Und mit ihnen nach Shibuya ins Krankenhaus kommen?“ Er schaffte es gerade so diese Sätze hervorzubringen.

Es dauerte ein Weilchen ehe Jun seine Stimme erhob. „Alles klar, ich sag den anderen bescheid und Ohnos Familie ebenfalls.“ Er machte eine kurze Pause. „Sho, wie schlimm ist es?“ Arashis Rapper konnte die Besorgnis aus der Stimme des anderen nun heraushören und dies schnürte ihm die Kehle ab. „Ich .. ich weiß es nicht.“ Die Worte kamen hart über seine Lippen und wieder herrschte Stille. „Ich verstehe. Wir kommen so schnell wir können!“ und damit hatte Jun aufgelegt.
 

Sho war etwas erleichtert, dass er Ohnos Familie erst einmal nicht konfrontieren musste und Jun dies für ihn übernehmen würde. Langsam steckte er sein Handy wieder in seine Tasch und blickte zu der OP-Tür auf. Noch immer leuchtete warnend das rote Schild darüber auf. Sho ließ sich langsam wieder auf einem der Stühle nieder. Es war ruhig. Zu ruhig.

Er merkte wie seine Gedanken wieder abschweifen wollten, wie die Angst und die Verzweiflung wieder in ihm hoch kommen wollten. Dann bemerkte er jedoch, dass er noch immer den kleinen Beutel mit Ohnos Sachen in der Hand hielt, den er von der Schwester erhalten hatte. Langsam öffnete er ihn und kippte den Inhalt auf seinen Schoß. Zum Vorschein kam ein kleines Notizbuch und eine Kette: Ohnos Kette mit dem silbernen „S“ Anhänger. Sie war Ohnos kostbarstes Stück. Er trug sie immer; selbst bei Photoshootings hatte er sie stets um den Hals. Sho nahm sie in die linke Hand und umschloss sie mit seinen Fingern so feste er nur konnte. Er würde diese Kette festhalten, so lange bis er sie dem Älteren wieder zurückgeben konnte.

Die Traurigkeit stieg wieder in ihm hoch, doch zu seiner Erleichterung blieben die Tränen fern.

Sein Blick fiel nun auf das Notizbuch. Sho nahm es in die Hand und schlug die erste Seite auf. Er erblickte einen dieser typischen Comic-Strips, die Ohno immer zeichnete. Es zauberte ihm ein kurzes Lächeln auf das Gesicht. Auf den nächsten paar Seiten ging der Comic weiter und Sho las ihn sich interessiert durch. Doch dann hörte er plötzlich auf; die nächsten Seiten waren leer. Hatte Ohno es etwa nicht geschafft ihn zu Ende zu zeichnen? Er blätterte weiter; weitere leere Blätter, doch dann hielt er inne. Im hinteren Teil fingen plötzlich wieder Zeichnungen an, doch diese ließen ihn erstarren. Mit ungläubigem Blick und einem immer mehr zuschnürenden Herzen betrachtete er Zeichnung für Zeichnung. Fünf, zehn, fünfzehn; es waren einige und alle hatten das gleiche Motiv:
 

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http://www.postimage.org/gx1Eb1Sr.jpg

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http://www.postimage.org/gx1EaGq9.jpg

Ungläubig blätterte Sho in dem kleinen Notizbuch hin und her. Immer und immer wieder, als ob er sich vergewissern musste, dass die Zeichnungen, die er sah, wirklich vorhanden waren und es keine bloße Einbildung war. Aber egal wie oft er das Buch auch zu und wieder aufschlug, die Bilder blieben an ihrem Platz.

Sho fuhr sich mit der linken Hand zuerst über die Augen, dann durch die Haare.

Was hatte dies zu bedeuten? Ohno hatte diese Zeichnungen von ihm heimlich angefertigt… es waren alles Motive in denen er dem Älteren nicht wirklich Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Und doch war da immer dieses Gefühl gewesen, dass ihn jemand beobachtete. Trotzdem er ihn zwar des Öfteren während den Proben oder Aufnahmen zeichnen gesehen hatte, war Sho nie der Gedanke gekommen, dass es sich dabei um Bilder von ihm handelte. Warum hatte Riida ausgerechnet ihn gezeichnet?

Obwohl die Wahrheit so nah war, sträubte sich sein Geist diese zu akzeptieren. Er suchte nach allen möglichen anderen Begründungen. Vielleicht war es ja ein Geburtstagsgeschenk? Es waren zwar noch sehr viele Monate bis dahin, aber das Zeichnen brauchte ja auch seine Zeit.

Oder vielleicht war es auch ein neues Thema für seine eventuell zweite Ausstellung: Ein Corner mit Zeichnungen von seinen Bandmitgliedern. Möglicherweise hatte er die anderen ja auch schon gezeichnet?
 

Während er weiterhin krampfhaft nach, für ihn sinnigen, Erklärungen suchte und das Notizbuch immer und immer wieder von vorne bis hinten durchblätterte, hörte er, wie sich ihm hektische Schritte näherten. Sie wurden lauter und zwangen ihn schließlich von dem Buch abzulassen und aufzusehen.

Er erkannte Jun, Nino und Aiba, die hastig zu ihm eilten. Als sie so gut wie bei ihm angekommen waren, legte er das Notizbuch schließlich zur Seite und stand auf.

Auf den Gesichtern der drei konnte man die Sorge und die Traurigkeit erkennen und selbst bei dem sonst als Sunnyboy bekannten Aiba war an diesem Abend kein Lächeln auf dem Gesicht zu erkennen. Stattdessen blickten feuchte Augen zu Sho, die verrieten, dass Aiba vor kurzem geweint haben musste.

„Und? Wie geht es ihm? Weißt du schon etwas?“ Sorgenvoll und gehetzt klangen diese Worte aus Juns Mund über den Gang und brachten Sho zurück in die Realität. Das Notizbuch und die darin enthaltenen Zeichnungen hatte ihn die schrecklichen Geschehnisse für kurze Zeit vergessen lassen. Doch nun prasselten diese wieder auf ihn ein und der Kummer schnürte ihm all sein Inneres schmerzhaft zusammen. Er konnte keine Worte finden und so bestand seine Antwort nur aus einem langsamen Kopfschütteln.

„Er ist also noch immer im OP…“ Mehr zu sich selbst als zu den anderen murmelte Jun diese Worte. Es war eine beklemmende Stimmung auf dem Gang. Aiba starrte vor sich auf den Boden und kämpfte mit den Tränen, Jun war Gedanken versunken und auch Nino hatte innerlich mit sich zu kämpfen um ruhig zu bleiben.

„Wo sind … Ohnos Eltern?“, fragte Sho schließlich und brach die für kurz entstandene Stille.

„Ah richtig, ich hatte sie zwar telefonisch erreicht, aber sie befinden sich gerade außerhalb Tokyos in Urlaub. Sie versuchen schnellstmöglich zu kommen, aber das könnte etwas dauern.“ Jun machte eine kurze Pause. „Ah verdammt! Warum musste das denn passieren?! … Ich kann nur hoffen, dass hier bald mal ein Arzt auftaucht … der uns sagt was Sache ist… sonst dreh ich noch ab!“ Obwohl das jüngste Mitglied versuchte seine Gefühle ruhig zu halten, brachen sie nun doch etwas aus ihm heraus, was Sho wieder einen schmerzhaften Stich versetzte. Er musste hart schlucken und schließlich konnte er nicht anders: Er verbeugte sich tief vor seinen Bandkollegen.

„Es tut mir leid! Es ist meine Schuld … nur wegen mir wurde er von dem Auto erfasst … es tut mir so leid!“ Es war ein schrecklicher Anblick für die Jungs ihren Rapper so zu sehen.

„Sho-chan!“ Nur ein lautes Schniefen war von Aiba zu hören, Jun dagegen war sofort an Shos Seite geeilt, fasste mit seiner Hand an dessen Schulter und versuchte ihn wieder nach oben zu bewegen.

„Red keinen Unsinn! Das ist sicherlich nicht deine Schuld. Hör bloß auf so etwas zu denken!“ Es brauchte einige Sekunden ehe Sho den Mut fasste, sich von seiner Verbeugung zu erheben. Als sein Blick auf Juns Gesicht fiel, konnte er ein leicht ermutigendes Lächeln erkennen. Bis auf Aibas Schniefen herrschte nun wieder beklemmende Stille.

Doch dann sah Jun aus den Augenwinkeln wie Nino, der bis jetzt nur stumm und wie erstarrt neben ihnen gestanden hatte, etwas aus seiner Hosentasche zog; den eisblauen Nintendo DS. Es dauerte keine Sekunde und Zorn überzog das Gesicht des jüngsten Arashi Member und mit grimmig zusammengezogenen Augenbrauen wandte er sich nun an den Game-Freak.

„Nino, das ist nicht dein Ernst? Du willst hier nicht ernsthaft anfangen DS zu spielen, oder?“ Dieser zuckte nur leicht mit den Schultern.

„Warum nicht? Wir können hier doch sowieso nichts anderes tun als warten. Dann kann ich die Zeit auch nutzen und weiterspielen. Außerdem, ihr wisst gar nicht wie es gerade in mir drinnen aussieht! Wenn ich hier weiterhin tatenlos dastehe und nichts tue, dann werde ich noch wahnsinnig vor lauter Sorge und Gedanken! Also lasst mich bitte mein Spiel spielen, sonst weiß ich nicht was mit mir noch passiert!“ Die anderen drei verstanden was Nino meinte und so erhielt er keine Widerworte sondern nur kurzes zustimmendes Nicken.
 

Er begab sich nun zu den Stühlen an der Wand und wollte es sich gerade dort mit seinem DS gemütlich machen, als ihm Ohnos Notizbuch ins Auge fiel, welches Sho dort liegen gelassen hatte.

„Ah Oh-chans Notizbuch!“ Die anderen drei wandten überrascht ihre Köpfe zu ihm um.

„Was? Was ist das?“ Einen kurzen Moment lang war Aibas Traurigkeit verschwunden und nun blickte er neugierig über Shos Schulter hinweg.

„Ohno hatte es bei sich. Eine Schwester gab es mir zusammen mit seiner Kette.“ Sho öffnete kurz seine rechte Hand, in der sich noch immer die silberne Kette befand, um sie den anderen zu zeigen, umschloss sie aber schnellstmöglich wieder so fest er konnte.

„Nee, Sho-kun. Hast du dir das Notizbuch angesehen?“ In Ninos Stimme lag neben deutlicher Neugierde noch etwas anderes. Ein Unterton, der sich so anhörte, als wüsste der Videospielefan etwas, dass was die anderen Member noch nicht wussten.

„Ja habe ich, warum fragst du?“ Misstrauisch blickte Sho nun zu dem, im Moment kleinsten anwesenden, Arashi Member hinunter.

„Hast du dich nicht gefragt, warum darin so viele Zeichnungen von dir sind?“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, weiteten sich die Augen der anderen drei. Aiba und Jun weil sie bis dato keine Ahnung gehabt hatten, dass Ohno Zeichnungen von Sho angefertigt hatte und Sho, weil er überrascht war, dass Nino darüber bescheid wusste, obwohl dieser nicht einmal hineingesehen hatte seit sie in dem Krankenhaus angekommen waren.

„Woher … woher weißt du davon?“, fragte er mit zitternder Stimme.

„Eigentlich hatte ich Ohno versprochen, niemanden davon zu erzählen, aber ich glaube die Situation lässt es nicht anders zu…“
 

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Flashback

Es war vor einiger Zeit während einer ihrer Konzertproben. Nachdem sie sich am Morgen dem harten Training ihrer Tanzschritte unterziehen mussten, stand nun endlich die lang ersehnte Pause bevor. Dieses Mal hatten die fünf Arashi Member alle getrennte Aufenthaltsräume. Doch natürlich konnten sie nicht voneinander lassen und so war es nicht verwunderlich, dass man zum Beispiel Aiba Süßigkeiten mampfend neben dem Zeitung lesenden Sho in dessen Raum vorfand. Nino genoss die Ruhe in seinem eigenen Raum zwar auch, doch irgendwie… ihm fehlte etwas. Und so nahm er seinen Nintendo und machte sich auf den Weg um seinen liebsten Arashi Member heimzusuchen.

Die Tür zu Ohnos Raum stand weit offen. Nino sah, dass der Ältere gedankenverloren auf dem Sofa saß; den Rücken zu ihm gewandt. Dem Gamefreak kam ein Gedanke: Er wollte sich einen Spaß erlauben und den anderen erschrecken. Und somit schlich er sich leise auf Zehenspitzen an. Langsam kam er näher und in dem Moment in dem er seine Tat durchführen wollte, fiel sein Blick auf das Notizbuch, welches Ohno gerade in den Händen hielt. Nein eher gesagt auf die Zeichnung, welche dieser gerade dort anfertigte. Ninos eigentliches Vorhaben war komplett vergessen, stattdessen beobachtete er wie der Ältere den Stift über das Papier gleiten lies und dort das Gesicht von Sho immer detaillierter zum Vorschein kam. Sein Blick wanderte daraufhin zu Riidas Gesicht und dort sah er etwas, was er vorher noch nie an diesem gesehen hatte. Während seine Augen auf das Papier fixiert waren, spiegelten sie solch eine Wärme und ein Strahlen wider! Es kam Nino so vor als würde der Ältere die Zeichnung so ansehen, wie sich ein frisch verliebtes Pärchen ansah. Irgendwie ließ ihn diese Erkenntnis etwas erschaudern und er musste einfach seine Stimme erheben.

„Oh-chan was machst du da?“ Nino sah wie Riida zusammenzuckte vor Schreck, da er ihn nicht hatte kommen hören und ebenfalls wie er versuchte schnellstmöglich das Buch zuzuschlagen. Unglaublich nervös blickte der Ältere sich zu ihm um.

„Du … du hast mich aber erschreckt! Ich hab dich gar nicht kommen hören!! Seit wann stehst du denn schon da?!“ Seine Augen weiteten sich vor Schock, als Ninos Antwort erklang:

„Lang genug um zu sehen, dass du gerade dabei bist Sho zu zeichnen. Und das mit einem sehr verliebten Blick!“ Er musste lachen bei seinem letzten Satz, den er aber mehr spaßeshalber von sich gegeben hatte, doch sein Lachen blieb ihm in der Kehle stecken, als er Ohno, zu Stein erstarrt, dasitzen sah. Sein Gesicht hatte plötzlich an Farbe verloren und schließlich kam Nino die Erkenntnis, dass er mitten ins Schwarze getroffen hatte.

„Eeeehhh? Du hast dich wirklich in…“ Seine Stimme erschallte lauter als er es eigentlich vorgehabt hatte, doch der Satz wurde durch eine Hand, die sich hart auf seine Lippen presste, abgebrochen.

„Nino du darfst das niemanden verraten, hörst du! Niemand darf das erfahren! Es muss ein Geheimnis bleiben, verstanden?!“ Ohno sah ihn mit einem durchdringenden Blick in die Augen und dieser wusste sofort, dass sein Gegenüber diese Worte todernst meinte.

„Eh aber weiß Sho denn davon? Oder wirst du es ihm noch sagen?“ Nino sah, wie der ernste Blick aus Riidas Gesicht verschwand und stattdessen müde, traurige Augen ihn ansahen. Langsam wandte der Ältere sich von ihm ab und ließ sich wieder auf dem Sofa nieder. Für einen kurzen Moment herrschte Stille, ehe er seine Stimme erhob.

„Nein, er weiß es nicht und ich kann es ihm auch nicht sagen.“

„Aber warum nicht?“

„Weil es nur Probleme hervorrufen würde! Ich bezweifle, dass Sho das gleiche für mich empfindet, wie ich für ihn … eventuell würde es sogar unseren guten Zusammenhalt den wir hier in der Gruppe haben zerstören. Wenn ich es sage, könnte ich damit alles kaputt machen! Ich bin der Leader, ich muss die Gruppe doch zusammenhalten. Deswegen... sag es bitte keinem!“ Sein Blick war ernst und entschlossen doch Nino konnte darin auch unglaubliche Traurigkeit und Schmerz entdecken.

Es tat dem jüngeren weh ihn so zu sehen; mit seinen Gefühlen und gleichzeitig seiner Aufgabe als Leader kämpfend.

„Aber Oh-chan, wenn du es nicht sagst, dann wirst du vielleicht für immer…“ Er konnte seinen Satz nicht beenden, denn Ohno unterbrach ihn:

„Ich komme schon klar. Das Zeichnen hilft mir; ich kann all meine Gefühle dort hineinstecken. Deshalb… solange ich meine Gefühle auf das Papier übertragen kann, ist es ok.“ Bei diesen Worten fing er an durch sein Notizbuch zu blättern und wieder sah Nino diesen unglaublich warmen Ausdruck auf seinem Gesicht, den der Ältere sonst nicht zeigte.

Der Jüngere musste hart schlucken. Nie hätte er geahnt, welchen Kampf Ohno mit sich und seinen Gefühlen Tag ein Tag aus austragen musste. Er konnte sich nur schwer vorstellen, wie hart es für ihn sein musste.

„Oh-chan... wenn es mal nicht mehr gehen sollte … ich bin für dich da, ne?!“ Riidas Blick erhob sich von dem Notizbuch und ließ ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen.

„Danke!“
 

Flashback Ende

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„Also diese Bilder bedeuten Oh-chan wirklich sehr viel. Sie zeigen seine wahren Gefühle.

Sho, du hättest ihn übrigens beinahe heute Morgen erwischt! Denn eigentlich hatte er gerade zu dieser Zeit wieder an einem Bild von dir gearbeitet. Doch er sah dich kommen und versteckte das Notizbuch rechtzeitig. Das hatte er mir später am Tag erzählt. Und als ich nach meiner Aufnahme wieder in die Umkleide kam, wusste ich, dass ich etwas tun musste! Denn ich hatte dich eine Zeit lang beobachtet und erkannte, dass sich etwas an dir geändert hatte, etwas das für mich nach Hoffnung für Ohno aussah. Deswegen versteckte ich dein Handy und ließ es wieder auftauchen, als du schon gegangen warst. Ich wand mich an Oh-chan und meinte zu ihm, er solle es dir bringen, da du es sicherlich suchen wirst und sprach ihm auch wie so oft noch einmal Mut zu, dir endlich zu sagen was Sache war. Er wollte sich wieder drücken, doch ich beharrte darauf, dass er es dir endlich sagen sollte und das letzte was ich von ihm, mit einem verlegenen Lächeln auf dem Gesicht, hörte war ‚Ok, ich bringe ihm das Handy, aber was das andere angeht … ich schau mal’. Ich weiß ja nicht genau was heute Abend passiert ist, aber ich denke, diesmal wollte er es wirklich versuchen. Er wollte dir heute Abend gestehen, was er für dich empfindet…“
 

Die letzten Worte drangen nur stumpf an Shos Ohr. Ein kalter Schauer durchfuhr ihn und eine unsichtbare Hand begann seine Kehle zuzudrücken. ‚Ohno wollte mir seine Gefühle gestehen... heute Abend, als ich mit Michiru... hätte ich sie nicht geküsst, dann …!’

Plötzlich fiel ihm das Atmen schwer; all seine Kraft wich aus seinen Gliedern und das Bild vor seinen Augen fing an langsam zu verschwimmen. Er wollte noch nach Aibas Schulter greifen um dort Halt zu finden und sich darauf zu stützen, doch er war zu schwach. Seine Knie gaben nach, er merkte noch wie sein Körper Richtung Boden sackte, hörte wie Aiba entsetzt aufschrie, doch dann legte sich Dunkelheit und Stille über ihn.

Aiba Masaki saß, die Hände nervös reibend, an der Seite des Krankenbettes in dem Sho noch immer bewusstlos lag. Bis auf das leise ploppen des Tropfs der mit der rechten Hand des Rappers verbunden war, herrschte Stille in dem Zimmer. Aiba fühlte sich unbehaglich, hilflos und besorgt. Sein Blick wanderte alle paar Sekunden von Shos Gesicht hinauf zu der Wanduhr, dann hinüber zu dem großen Fenster, wo er das ferne blinken der Wolkenkratzer und das prasseln der Regentropfen gegen die Scheibe ausmachen konnte.

Er fühlte wie die Müdigkeit sich langsam bemerkbar machte, doch zu sehr waren seine Gefühle in Aufruhr, als dass er an Schlafen denken konnte. Und schließlich hatte er nun auch eine Aufgabe zu erfüllen: an Shos Seite weilen und für diesen da sein.

Aiba konnte sich nur bedingt vorstellen, wie der Ältere sich fühlen musste. Zu sehen, wie ihr Leader von einem Auto erfasst wurde, dann um sein Leben zu bangen und auch noch zu erfahren, dass dieser Gefühle für ihn hegte und, so nahm Aiba an, diese von dem Rapper erwidert wurden. Welch großen Schmerz musste all dies verursachen? Er konnte es sich nicht wirklich ausmalen. Er wusste nur, dass er Sho dabei helfen wollte, diese schlimme Zeit zu überstehen.
 

Als sein Blick nun wieder auf das Gesicht des Bewusstlosen fiel, bemerkte er wie sich etwas regte. Langsam öffneten sich Shos Augen und verwirrt blickten diese nun an die weiße Zimmerdecke.

„Sho-kun“. Sanft und leise hallte Aibas Stimme in dem Raum wieder. Langsam begann der Ältere den Kopf zu seinem Besucher zu drehen.

„Aiba-chan … was ist passiert?“ Fragende und müde Augen blickten zu dem Größeren auf.

„Du bist ohnmächtig geworden, Sho-kun. Die Ärzte meinten, dass das die Folge eines Nervenzusammenbruchs war, aber keine Sorge, du brauchst nur ein wenig Ruhe, dann kommst du wieder auf die Beine!“ Aiba versuchte sein wärmstes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. Sho starrte ihn für einen kurzen Moment an; keine Gefühlsregung war auf seinem Gesicht zu erkennen. Ein kurzes Nicken, dann brachte er seinen Kopf wieder in die aufrechte Lage; sein Blick an die Decke gewandt.

‚Was war passiert? Wieso liege ich hier? Was war es?’ seine Gedanken fingen an zu kreisen und plötzlich weiteten sich seine Augen.

„Ohno!“ Die Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse kam zu ihm zurück. Mit Mühe raffte er sich auf und wollte sich gerade an dem Tropf zu schaffen machen, der mit seiner rechten Hand verbunden war, als ihn sanft, doch auch mit etwas Druck, Aibas Hände zurück in die Kissen drückte.

„Sho, du darfst jetzt noch nicht aufstehen! Bleib bitte noch liegen! Sei kein Dummkopf!“ Sho vernahm zwar die Sorge in der Stimme des Jüngeren, doch sein einziger Gedanke galt Ohno. Er wusste nicht wie lange er hier schon gelegen hatte, eventuell war Arashis Leader bereits aus dem OP entlassen worden, vielleicht konnte er schon zu ihm; er wollte nichts sehnlicher als aus dem Bett und zu ihm! Und so versuchte er sich weiterhin aus dem Bett zu stemmen, doch nun wurde Aibas Griff um seine Schultern stärker.

„Sho! Hör auf und bleib liegen! Es bringt nichts! Ohno ist noch immer im OP!“ Erst als der letzte Satz zu Shos Ohren drang ließ er ab von seinen Bemühungen.

„Er ist noch immer…?“ Seine Stimme war gebrochen.

„Ja. Wir wissen leider noch immer nichts Neues. Nino hat sich bereit erklärt vor dem OP-Saal zu warten und uns sofort bescheid zugeben, falls sich etwas tut. Jun spricht gerade mit Ohnos Manager. Er fand, auch wenn es spät in der Nacht ist, sollte dieser Bescheid wissen. Um alles weitere zu planen. Tja und wie du siehst bin ich hier bei dir um auf dich aufzupassen. Darum sei bitte brav und bleib liegen!“ Ein kleines Lächeln erschien auf Aibas Gesicht.

„Es tut mir leid Aiba!“

„Hör auf dich ständig zu entschuldigen! Es wird alles gut werden!“ Aiba schaffte es immer wieder andere Menschen aufzumuntern, ihnen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern und Sho war ihm hierfür wirklich sehr dankbar. Zum ersten Mal an diesem Abend ließ er ein kurzes Lächeln aufleuchten, ehe er sich wieder der Zimmerdecke zu wand und Stille über sie hereinbrechen ließ.
 

„Nee, Sho-kun“, durchbrach Aiba schließlich mit einem ernsten Ton in der Stimme das seit einigen Minuten herrschende Schweigen. Ein einzelnes „Hm?“ erklang leise als Antwort.

„Du warst dabei als es passierte, richtig? Und wie wir erfahren haben, warst auch du derjenige, der Erste Hilfe geleistet hatte, du hast ihn bis ins Krankenhaus begleitet, hast die ganze Zeit vor dem Operationssaal gewartet und hast seine Wertsachen entgegen genommen…“ Sho starrte nur weiterhin vor sich, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. „Aber .. was mir auch aufgefallen ist … du hast nicht eine Träne vergossen!“ Diese Worte ließen den Älteren nun stocken. Langsam setzte er sich auf und sah seinem Gegenüber fragend in die Augen. „Was meinst du?“

Aiba zwang sich ein leichtes Lächeln auf das Gesicht ehe er weiter sprach.

„Sho-kun, wir wissen alle, dass du immer stark und für uns da sein möchtest. Aber weißt du, das brauchst du nicht immer zu sein. Es gibt Momente in denen man mal seine eigene Stärke vergessen und lieber die anderen für einen stark sein lassen sollte. Es ist wirklich unglaublich nett von dir, dass du versuchst unsere Sorge zu nehmen indem du deine Stärke zeigst, doch in diesem Fall solltest du lieber du selbst sein. Lass uns diesmal bitte die Starken sein, die für dich da sind. Friss nicht alles in dich hinein! Wir können nur ahnen, wie es in dir aussehen muss, doch wenn du alles für dich behältst, gehst du noch kaputt daran! Also bitte, Sho-kun, lass es raus… du brauchst keine Angst zu haben, wir sind für dich da!“
 

Die viele Zeit die Aiba mit dem Älteren bisher verbracht hatte zahlte sich aus. Mittlerweile kannte er den Rapper so gut, dass dieser ihm nichts mehr vormachen konnte und somit war ihm klar, dass seine Worte Mitten ins Schwarze treffen würden. Kaum hatte er seinen letzten Satz beendet, füllten sich Shos Augen auch schon mit Tränen. Er versuchte noch dagegen anzukämpfen, doch als der Jüngere sich schließlich von seinen Stuhl erhob, sich neben ihn auf das Bett setzte und sanft seinen Rücken streichelte, da konnte er die Tränen nicht mehr zurück halten. Bitterlich fing er an zu weinen, worauf Aiba ihn zärtlich in die Arme nahm, weiterhin sanft über seinen Rücken streichelte und immer wieder die Worte „Es wird alles Gut werden! Ganz sicher!“ erklingen ließ.

Shos gesamte Gefühlswelt explodierte in diesem Moment regelrecht in ihm. All die Sorgen, all die Ängste, die er in seinem Inneren gesammelt hatte, brachen aus ihm heraus. Es stimmte, er hatte versucht stark zu sein, den anderen nicht noch mehr Sorgen zu bereiten, doch er hatte es nicht mehr durchhalten können. Es musste nun einfach alles heraus und er war seinem besten Freund von tiefstem Herzen dankbar, dass dieser zur rechten Zeit seine Schmerzen erkannt hatte.

„Aiba-chan … ich habe… solche Angst!“ Mit Mühe brachte Sho diese Worte über seine Lippen.

„Solche Angst … dass er…! Und ich ihn nicht mehr .. sehen kann… Aiba-chan, er darf nicht gehen! Ich konnte ihm doch noch nicht… er darf mich nicht … verlassen!“ Seine Stimme brach ab und schluchzend grub er seine Hände tief in Aibas Schultern, als hätte er Angst, dass wenn er den Jüngeren los ließe alles über ihm zusammen brechen würde.

Auch Aiba musste nun hart schlucken um seine Tränen zurück zu halten. Er blinzelte ein paar Mal, atmete tief ein und strich schließlich beruhigend über Shos Kopf.

„Keine Sorge, es wird alles gut werden! Riida wird es mit Sicherheit schaffen! Wir müssen nur an ihn glauben!“

Der Jüngere merkte, wie Shos Kopf, der auf seinen Schultern ruhte, leicht nickte. Doch noch immer flossen die Tränen und so blieb Aiba weiterhin bei dem Älteren sitzen; seine Arme fest um ihn geschlossen und immer wieder ließ er eine seiner Hand beruhigend über dessen Kopf und Rücken streichen.
 

Es war wohl eine kleine Ewigkeit gewesen, bis Sho sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Nun saß er mit roten Augen und Nase schnäuzend aufrecht auf dem Bett, während Aiba sich wieder auf den Stuhl neben ihn setzte.

„Geht es wieder?“ Die Stimme des Sunnyboys war noch immer sanft.

„Ja, danke!“ kam die Antwort von dem Älteren unterstützt von einem leichten Nicken. Auf Aibas Gesicht entfaltete sich ein breites Grinsen.

„Das ist gut, das ist gut!! Ah da fällt mir ein…“ Er griff hinter sich auf das kleine Schränkchen.

„Ohnos Kette! Sie ist dir aus der Hand gefallen, als du Ohnmächtig wurdest. Vielleicht solltest du sie lieber selbst tragen, damit sie nicht verloren geht.“ Er reichte Sho die Kette hinüber, die dieser dankend entgegen nahm und laut Aibas rat sogleich auch um seinen Hals legte.

Als er es geschafft hatte den Verschluss zu schließen, hob er die Anhänger mit seinen Fingern an und betrachtete diese noch einmal sorgfältig. Auch der Blick des Jüngeren viel noch einmal auf die Kette.

„Haha, die Kette könnte auch von dir sein Sho-chan! Ihr habt ja beide den Anfangsbuchstaben S! Wobei … findest du es nicht auch seltsam wenn jemand seine eigenen Initialen um den Hals trägt?“ Shos Blick haftete weiterhin auf den Anhängern als er dem Jüngeren mit einem ernsten, Gedankenversunkenen Ton in der Stimme antwortete: „Aiba-chan … ich glaube, das S steht nicht für Satoshi!“ Die Augen des Sunnyboys weiteten sich vor Überraschung.

„Eh? Nicht? Aber für… Ah!“ Er brauchte seine Frage nicht zu Ende zu stellen, denn beim Anblick von Arashis Rapper, der noch immer die Anhänger in seiner Hand hielt und betrachtete, schoss ihm die Antwort auch schon so in den Sinn.
 

Doch seine Überraschung und Feststellung wurde jäh unterbrochen. Denn schwungvoll öffnete sich plötzlich die Zimmertür und brachte einen aufgeregten Nino zum Vorschein. Fragend blickten beide zu ihm hinüber und Sho merkte, wie sich in ihm ein merkwürdiges Gefühl breit machte. Ob dies ein gutes oder schlechtes war, konnte er noch nicht sagen. Seine Augen hafteten auf Ninos Lippen; was war es, dass er den beiden zu berichten hatte?

‚Gut oder schlecht? Gut oder schlecht? Bitte lass es etwas Gutes sein?’, waren Shos einzige Gedanken.

„Die OP … ist beendet! Sie bringen Oh-chan nun auf die Intensivstation!“ Aufgeregt und gleichzeitig mit einem erleichterten Ton in der Stimme, richtete der Kleinste seine Worte an die anderen beiden.

Die Sätze waren kaum gesprochen, da griff Arashis Rapper auch schon mit der linken Hand nach dem Tropf, der mit seiner Rechten verbunden war und mit einem starken Ruck hatte er ihn entfernt. Sho wusste zwar ganz genau, dass dies etwas war, das er nicht tun durfte, doch in diesem Moment kümmerte ihn nichts und niemand. Das Einzige, das jetzt zählte, war so schnell es nur ging wieder an Ohnos Seite zu gelangen! In Windeseile hatte er sich aus dem Bett geschwungen und hetzte nun vorbei an Aiba und Nino, aus dem Zimmer und den weiten Gang entlang.

Sho eilte über den weiten Flur. Eigentlich wusste er nicht so recht, wo er genau hin musste, doch seine Füße wollten einfach nicht mehr stehen bleiben. Erst als er um eine Ecke bog und etwas weiter entfernt Jun stehen sah, der sich gerade vor einem Mann im Kittel verbeugte, verlangsamten sich seine Schritte.

Nachdem der andere Mann verschwunden war, wand sich das jüngste Arashi Member um und war überrascht, als er Sho auf sich zukommen sah. Grimmig zog er seine Augenbrauen zusammen.

„Eigentlich müsste ich dir jetzt eine Standpauke halten, wie du es wagen kannst dich ohne ärztliche Zustimmung aus dem Krankenbett zu entfernen.“ Er trat einige Schritte näher zu dem Älteren und ließ ein leichtes, verständnisvolles Lächeln auf dem Gesicht erscheinen. „Doch ich kann es dir nicht verübeln. Schließlich geht es hier um unseren Riida.“ Sanft platzierte er seine Hand auf Shos Schulter.

„Jun, das eben war ein Arzt richtig? Einer der Ohno behandelt hat? Wo ist er? Wie geht es ihm? Kann ich zu ihm?“ Ein leicht flehender Unterton lag in der Stimme des Rappers und mit erwartungsvollem Blick sah er seinem Gegenüber nun direkt in die Augen.
 

„Hör zu Sho, ich habe mit den Ärzten abgeklärt dass du zu ihm darfst, da seine Familie nicht da ist. Aber was sein Zustand angeht…“ Er ließ für einen kurzen Moment seinen Blick auf den Boden gleiten und überlegte wie er seinem Gegenüber wiedergeben konnte, was er soeben von dem Arzt erfahren hatte.

„Was ist mit ihm Jun?“ Sho packte ihn mit beiden Händen an den Schultern. Besorgnis und Angst lagen in seiner Stimme.

„Also eigentlich hatte er ziemliches Glück, er hat ein paar Brüche aber die würden ohne weiteres wieder heilen meinte der Arzt. Seine Wirbelsäule ist ohne einen Kratzer davon gekommen! Doch…“

Juns Stocken ließ Sho fast wahnsinnig werden, sodass sich sein Griff um dessen Schultern mehr und mehr festigte. Er spürte, wie sich ihm vor lauter Angst um den Älteren sein Hals zuschnürte. Dazu kam die noch immer andauernde Pause, die nichts Gutes verheißen mochte.

„Ärztesprache ist nicht wirklich mein Ding, doch wie ich verstanden habe, hatte er eine Wunde an seinem Abdomen, die wohl sehr tief gewesen sein musste und durch die er sehr viel Blut verloren hatte.“ Wieder folgte eine kurze Pause. „Sho, hör zu… erst wenn Ohno diese Nacht hier übersteht, können die Ärzte sagen dass er über dem Berg ist! Erst morgen Früh…“ Jun merkte wie sich der Ältere neben ihm verkrampfte, wie sein Blick trüber wurde, seine Hände ihren Halt verloren und langsam nach unten an seinen Körper glitten.

Shos Herz schmerzte. Er hatte so sehr auf eine andere Nachricht gehofft. Eine, die all seine Sorgen und Ängste verbannen würde. Doch diese blieb aus. Er würde weitere Stunden damit verbringen müssen zu bangen und zu hoffen.

Er spürte Juns warme Hand auf seiner Schulter, die diese ermutigend drückte. Langsam wand er seinen Blick zu dem Jüngeren und war überrascht darüber wie dieser ihn hoffnungsvoll ansah.

„Keine Sorge. Ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird! Wir kennen Riida! Er ist jemand, der niemals einfach so aufgibt! Er ist stark! Er wird kämpfen und es schaffen!“ Sho merkte wie die Hoffnung langsam wieder zu ihm zurückkehrte und sein Körper sich allmählich wieder entspannte. Flüchtig huschte ein Lächeln über sein Gesicht „Danke Jun!“ Doch sein Gegenüber schüttelte nur leicht den Kopf: „Ich habe doch gar nichts getan. Aber du solltest nun langsam etwas tun. Riida wartet doch schon auf dich! Mach, dass du zu ihm kommst! Und pass gut auf ihn auf; Aber auch auf dich! Versprich mir, dass du dir trotz allem auch ein wenig Ruhe gönnen wirst! Und lass dir von einer Schwester vielleicht noch den Katheter vom Tropf entfernen“. Mit einem Zwinkern zeigte er auf Shos rechte Hand. Der Ältere hatte in seiner Hast zwar die Verbindung zum Tropf gekappt gehabt, doch noch immer steckte der Katheter in seiner Hand.

„Also dann, worauf wartest du noch? Dritter Stock! Geh!“ Leicht stupste das jüngste Arashi Mitglied Sho an, damit dieser sich endlich in Bewegung setzte. Er sah, wie der Ältere noch einmal tief durchatmete und sich danach schließlich mit entschlossenen Schritten in Richtung Aufzug begab. Kaum war er in diesem verschwunden, atmete auch Jun nun einmal tief durch. Bis gerade eben hatte er sich mit allen möglichen Aufgaben überhäuft. Er hatte in ständigem Kontakt mit Ohnos und auch seinem eigenen Manager gestanden, ihnen von der Situation berichtet, versucht schon einmal einen Notfallplan einzuleiten, die weitere Vorgehensweise zu besprechen, sie zu besänftigen. Dazwischen hatte er für sich, Aiba und Nino etwas zu Trinken und eine Kleinigkeit zu Essen besorgt und letztendlich einen der Ärzte abgefangen um diesen über Ohnos Zustand auszufragen und die Bitte zu äußern, dass zumindest Sho der Zugang zu dem ältesten Arashi Member gewährt würde. Während dieser Zeit hatte Jun keine wirklich freie Minute gehabt um groß über etwas nachdenken zu können. Doch nun waren all seine Aufgaben erledigt - es gab nichts mehr, was er noch tun konnte und er merkte, wie dieses schrecklich bedrückende Gefühl wieder in ihm hochkam. Auch wenn er es sich in den letzten Stunden nicht hatte ansehen lassen, doch auch er hatte große Angst; ein Gefühl, dass ihn innerlich zerriss. Noch einmal sah er hinüber zu dem nun geschlossenen Fahrstuhl in welchem Sho verschwunden war.

„Sho-kun, du wirst gut auf ihn aufpassen! So dass wir fünf bald wieder gemeinsam lachen können!“ Die wichtigste Aufgabe lag nun in den Händen des Rappers und für Jun und die anderen gab es nun nichts weiter zu tun, als zu Hause etwas Ruhe zu finden, zu warten und zu hoffen.
 

Als sich die Fahrstuhltür im dritten Stockwerk langsam öffnete und Sho sogleich ein Schild mit der Aufschrift „Intensivstation“ erblickte, machte sich ein beklemmendes Gefühl in ihm breit. Mit jedem Schritt den er tat, fing sein Herz mehr zu rasen an, sein Puls stieg und er wurde immer nervöser. Eigentlich wollte er sich darüber freuen, dass er in wenigen Minuten wieder an Ohnos Seite sein konnte, doch die ständige Angst die sich tief in seine Seele gefressen hatte, tat alles daran dieses Gefühl zu unterdrücken.

Mit immer schwereren und immer langsamer werdenden Schritten erreichte er schließlich das Schwesternzimmer, wo er nervös und die Hände reibend nach Ohno fragte und sich ebenfalls von einer der Schwestern den Katheter des Tropfs entfernen lies. Für einen kurzen Moment beruhigte sich sein Inneres. Die Freundlichkeit der Schwester, ihre sanfte Stimme, ließen ihn etwas zur Ruhe kommen.

„Sie haben wir jetzt wieder versorgt, dann wollen wir sie doch endlich zu ihrem Freund bringen. Er wartet sicherlich schon auf sie.“ Mit diesen Worten platzierte sie sanft ihre Hand auf seiner Schulter und führte ihn langsam aus dem Schwesternzimmer. Wieder stieg dieses beklemmende Gefühl in ihm hoch. Dieses Gefühl, das daher rührte, dass er nicht wirklich wusste was genau auf ihn wartete. Er hatte Angst, große Angst vor dem was hinter der Tür, vor der sie nun zum Stehen kamen, auf ihn wartete.

Freundlich lächelte die Schwester ihn an. „Hier sind wir. Ich lasse sie nun alleine. Falls etwas sein sollte, können sie uns jederzeit rufen.“ Sho nickte ihr dankend zu.

Als die Schwester aus seinem Blickwinkel verschwunden war, stand er noch immer zögernd vor der verschlossenen Tür. Er wollte sie öffnen, wollte endlich wieder an Ohnos Seite weilen, doch war er wirklich schon bereit für das was ihn erwartete? Sein Herz pochte nun wie wild in seiner Brust, er atmete tief ein, schloss die Augen und packte schließlich mit seiner Hand den kalten eisernen Stahlknauf.
 

„Jetzt oder nie!“ Mit einem Rück öffnete er die schwere, weiße Tür und machte einen großen Schritt in den Raum.
 

Sein Blick fiel augenblicklich auf das Bett, welches am Ende des Raumes stand. Dort lag er – umringt von viel zu vielen Maschinen – regungslos und still. Nur ein stetiges Biepen und ein auf und ab gehender Strich auf einem Bildschirm einer dieser Maschinen verriet ihm, dass das Herz des Älteren so schlug wie es sollte. Doch in Anbetracht der vielen Schläuche, die mit dem viel zu blass aussehenden Riida verbunden waren und der vielen Verbände, der Atemmaske die auf dessen Mund und Nase platziert war, konnte ihn dieses Geräusch alles andere als beruhigen. Sein Herz schmerzte, so sehr, dass er dachte es würde von zig Millionen einzelner Nadeln durchstochen werden. Etwas schnürte seine Brust ab, das Atmen fiel ihm schwer und er merkte wie die Tränen in seine Augen schossen.

Dieser Anblick war einfach zu viel für ihn.

Es war sogar noch schlimmer, als das Bild des Verletzten direkt nach dem Unfall. Ohno hilflos an Maschinen angeschlossen; etwas das Arashis Rapper nie sehen wollte.

Er machte sich Vorwürfe. Nur wegen ihm war Ohno nun in dieser Situation.

Doch Sho wusste, so durfte er nicht denken! Die anderen Member hatten ihn diesbezüglich schon genug gerügt und er musste nun für Ohno da sein!

Langsam setzte er einen Fuß vor den nächsten bis er schließlich direkt vor dem Bett stehen blieb. Mit feuchten Augen und schwerem Herzen sah er hinunter zu seinem Leader. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange, als er bemerkte, dass auch Ohnos rechte Hand bandagiert war. Die Hand die wohl für den Bewusstlosen das Wichtigste war, denn mit ihr zauberte er seine Kunstwerke und hielt mit starkem Griff die Angel. Sho rief sich Juns Worte wieder in den Sinn: ‚Er hat ein paar Brüche aber die würden ohne weiteres wieder heilen …’

Doch das änderte einfach nichts an der Tatsache! Vorsichtig nahm er Ohnos linke Hand in die seine und setzte sich langsam auf den Stuhl, der neben dem Bett bereit stand. Sanft streichelte er über die blasse, doch so weiche Haut. Könnte er diesen Tag doch nur ungeschehen machen, könnte er nur an Ohnos Stelle liegen, könnte er doch etwas für seinen Leader tun! Sho fühlte sich so hilflos und verloren und nun konnte er seine Tränen nicht mehr unterdrücken. Eine nach der anderen verließ seine Augen und rollte über seine Wangen.

„Ohno vergib mir bitte! Es tut mir so leid. Ich möchte nichts sehnlicher, als dass du wieder zu uns zurückkommst! Darum, bitte halte durch! Bitte!“ Sein Griff um dessen Hand verstärkte sich. ‚Bitte lieber Gott, lass ihn diese Nacht überstehen! Bitte lass ihn wieder ganz gesund werden! Ich habe ihm doch noch soviel zu sagen! Und ich möchte ihn wieder gesund und munter bei uns haben, ihn tanzen und singen und lachen sehen!’ Normalerweise war Sho keiner, der Gebete Richtung Himmel schickte, doch er wusste in dieser Situation konnte ihm nur dieser jetzt helfen.

Lange saß er einfach nur stumm da; hielt weiterhin Ohnos Hand. Sein Blick war auf das friedliche Gesicht des anderen gerichtet und er lauschte dem stetigen Biepen dessen Herzschlages. Doch langsam merkte er wie ihn die Müdigkeit überkam. Er zwang sich wach zu bleiben, seine Augen nicht von Ohno abzuwenden, doch nach einiger Zeit konnte er nicht mehr.

Seine Augen wurden schwerer und schwerer und langsam schlief er auf dem Stuhl neben Ohnos Bett ein.

KAPITEL 7
 

Es war dunkel. Dunkel und kalt war dieser Ort, an dem Ohno Satoshi sich vorfand. Es war seltsam, gerade eben hatte er noch das Gefühl gehabt, sein komplettes Leben wie ein Film vor Augen gesehen zu haben. All die Dinge die er getan und erlebt hatte, all die Menschen, die er getroffen und mit denen er sich angefreundet hatte und die, die ihm besonders am Herzen gelegen hatten. Doch kaum war dieser „Film seines Lebens“ zu Ende, waren Ohnos Erinnerungen wie weggeblasen. Er wusste nicht wo er war, was passiert war und selbst seine eigene Existenz war ihm nun ein großes Rätsel. Als hätte jemand einen Radiergummi genommen und alles in seinem Kopf, so wie die Schrift auf einem Papier, wegradiert.

Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern; an irgendeine Kleinigkeit, die ihm vielleicht Aufschluss geben könnte, wer er war und was er hier tat. Doch es war vergebens, egal wie sehr er sich auch anstrengte, es half nichts. Was sollte er jetzt tun? Er, der noch nicht mal seinen eigenen Namen kannte.

Ohno versuchte sich umzublicken, doch es herrschte solch eine Dunkelheit, dass selbst die besten Augen nichts in dem Raum hätten erkennen können. Langsam stand er von dem kalten Boden auf, auf dem er bis gerade noch gesessen hatte und tastete sich vorsichtig voran. Erst jetzt bemerkte er, dass dieser Raum nicht nur stockdüster war, er gab auch keinen einzigen Ton wieder. Es herrschte absolute Stille und selbst seine eigenen Schritte machten keine Geräusche. Was war das hier für ein Ort? Panik machte sich langsam in ihm breit, als er sich Schritt für Schritt weiter an einer Wand entlang tastete. Etwas stimmte hier nicht! Ganz und gar nicht! Egal wie weit er auch lief, der Raum schien kein Ende zu nehmen. Doch er wollte nicht aufgeben, weiter und immer weiter tastete er sich voran. Denn das einzige, was er im Moment wusste war, dass er schnellstmöglich diesen Ort verlassen musste. Doch je weiter er voranschritt, desto kälter wurde ihm und desto träger seine Schritte. Er merkte wie ihn seine Kraft ganz allmählich verließ und sich Müdigkeit in ihm breitmachte. Nach ein einigen Schritten konnte er schließlich nicht mehr weiter und wieder ließ er sich auf dem kalten Boden nieder.

‚Werde ich hier für immer bleiben müssen? Alleine, mit diesem schrecklichen Gefühl der Leere in mir?’ Dieser grausame Gedanke huschte ihm durch den Sinn und er bemerkte wie seine Hände vor Verzweiflung zu zittern anfingen. Er wollte weg von hier, an einen warmen, hellen Ort. Einen Ort wo er sich geborgen fühlen konnte. Was sollte er nur tun? Was nur? Er vergrub sein Gesicht in seinen noch immer zitternden Händen.

Doch dann, ganz plötzlich, erblickte er aus den Augenwinkeln einen hellen Lichtstrahl. Als er aufschaute, erkannte er, dass sich wie aus dem Nichts in einiger Entfernung ein Tor geöffnet hatte, aus dem dieses Licht in den dunklen Raum strahlte. Bei diesem Anblick keimte Hoffnung in Ohno auf. Er würde diesen schrecklichen Ort hier verlassen können; er musste es nur bis zu diesem Tor schaffen. Mit all seiner verbliebenen Kraft stemmte er sich wieder vom Boden ab, fand halt an der Wand und tat einen Fuß vor den anderen. Er wusste nicht was ihn hinter diesem Tor erwarten würde, doch es konnte nur besser sein als dieser trostlose Ort. Das Licht das von dort her strahlte hatte so etwas beruhigendes, etwas, das ihm Hoffnung gab und das Gefühl von unendlicher Geborgenheit; etwas, dass ihn denken ließ, dass er von dort nie wieder weggehen wollte.

Diese Gedanken feuerten ihn an und so gab er alles um voran zu kommen - mit jedem Schritt ein wenig weiter Richtung seines Ziels.
 

Kurze Zeit nachdem er eingeschlafen war, wurde Sho durch ein seltsames Geräusch wieder wach. Er befand sich noch halb im Dämmerschlaf und konnte so zuerst nicht registrieren um was für ein Geräusch es sich handelte. „Wieso ist hier ein durchgängiges Biepen? ... Ah was für ein unangenehmes Geräusch! Da tun einem ja die Ohren weh!“, dachte er noch zu sich.

Doch plötzlich kam ihm ein schrecklicher Gedanke und mit einem Mal war er von seinem Stuhl aufgesprungen und mit weit aufgerissenen Augen blickte er hinüber auf die Anzeige von Ohnos Herzschlag-Monitor. Aus der bis vor kurzem noch auf- und abgehenden Linie war nun ein durchgängig waagerechter Strich geworden. Sho erstarrte zu Stein. Er konnte nichts anderes tun als stocksteif da zu stehen und ungläubig auf den Monitor zu starren.

„Das ist nicht wahr! Das kann nicht wahr sein! Nein, nein, das ist nicht…“ waren die einzigen Worte die über seine Lippen kamen. Doch als er plötzlich von einer heraneilenden Krankenschwester unsanft zur Seite gestoßen wurde und sah, wie der Arzt hastig Ohnos Hemd aufriss und den bereitstehenden Defibrillator auflud, wurde ihm die Realität nur zu deutlich wieder vor Augen geführt. Als die Pads des Defibrillators zum ersten Mal Ohnos Brust berührten und sich der Körper des Älteren durch die Kraft der Stromstöße unnatürlich aufbäumte, war es, als wäre Shos Herz zu Eis erstarrt und in einen tiefen dunklen Abgrund gefallen, wo es schließlich in Millionen kleine Splitter zersprang.

Der Arzt legte ein zweites Mal die Pads an und jagte den nächsten Stromstoß durch den leblosen Körper von Arashis Leader. Doch noch immer änderte sich nichts an dem waagrechten Strich des Monitors. Sho war am Ende, mit jedem weiteren Stromstoß, wurde ihm mehr und mehr Energie aus seinem Körper entzogen, mehr und mehr stiegen ihm die Tränen in die Augen und seine Brust schnürte sich so sehr zu, dass ihm das Atmen schwer fiel. In ihm brodelte es: Angst, Wut, Verzweiflung. Er musste etwas tun; etwas um Ohno zu retten, doch es gab nur eine Sache die er in diesem Moment tun konnte. Seine Gefühle hinausschreien in der Hoffnung, dass er erhöht wurde „Ohno! Verdammt noch mal! Du kannst doch jetzt nicht einfach schlapp machen! Du bist stark! Du hast das Meiste überstanden, es sind doch nur noch wenige Stunden bis zum Morgen! Du musst durchhalten! Du kannst uns jetzt hier nicht einfach im Stich lassen! Du bist unser Leader! Wir brauchen dich!“

Doch was Sho half, sich etwas wieder zu finden, war etwas das dem Arzt und der Schwester in dieser Situation missfiel. Ein kurzer Blick zur Schwester und der Arzt gab ihr zu verstehen, den hysterischen Mann aus dem Zimmer zu führen. Sie nickte nur kurz und wand sich daraufhin zu Sho, um diesen aus dem Zimmer zu geleiten. Doch Arashi Rapper dachte gar nicht daran, seinen Leader im Stich zu lassen. Er nutzte all seine noch vorhandene Kraft um sich gegen das Abführen zu wehren und so im Zimmer zu bleiben. Es wand sich in dem Griff der Schwester, krallte sich in den neben ihm stehenden Stuhl.

Sein Gerangel dauerte einige Zeit an, doch plötzlich hielt er inne, ebenso wie die Schwester. Sein Blick haftete auf dem Arzt, der in diesem Moment seine Gerätschaften zur Seite legte und neben sich nach einer Akte und einem Stift griff. Der Monitor zeigte noch immer den waagrechten Strich an.

Shos Bewusstsein war plötzlich wie leer gefegt. Einige Sekunden starrte er hinunter auf den still daliegenden Ohno.

„Nein, nein, nein, nein, nein, nein…. Das ist nicht wahr, das geht nicht! Nein, Satoshi! Das ist nicht dein Ernst! Satoshi! Du darfst nicht… Ich brauche dich doch! Du kannst mich nicht allein lassen! Nein .. ich brauche dich, Satoshi! SATOSHI!!!“

Langsam sackte Sho auf den Boden; die Schwester hatte keine Kraft ihn fest zu halten. Die Tränen flossen in Strömen. Seine beiden Arme umschlossen seinen Körper feste und langsam wippte er mit seinem Oberkörper vor und zurück, in der Hoffnung dies würde ihn etwas beruhigen und ihm vorm Wahnsinnig werden abhalten können. Doch auch er fühlte sich, als hätte er gerade eben den letzten Lebenshauch verloren.

KAPITEL 8
 

„Satoshi!“ Plötzlich erklang eine Stimme wie aus dem Nirgendwo und obwohl Ohno es mittlerweile geschafft hatte nur noch wenige Meter von seinem ersehnten Ziel entfernt zu sein, blieb er reflexartig stehen. Warum er dies tat, konnte er sich selbst nicht wirklich erklären. Der Name Satoshi war ihm nicht geläufig und diese Stimme konnte er ebenfalls nicht zuordnen. Doch warum fing sein Herz plötzlich so stark zu schlagen an? Nein er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen, er musste zu dem Tor welches ihm Licht, Wärme und womöglich seinen Frieden geben konnte. Doch bei jedem weiteren Schritt den er nun in Richtung seines Zieles machte, durchfuhr ein Schmerz sein Herz. Einer, der ihm vermittelte, dass er womöglich etwas bereut, würde er sich nicht noch einmal umdrehen. Und obwohl er immer noch den Drang verspürte schnellstmöglich aus dem Dunkel zu entkommen, wand er sich langsam in die Richtung aus der diese mysteriöse Stimme gekommen war. Zuerst konnte er bis auf die totale Finsternis nichts erkennen. Doch dann, ganz allmählich, nahm etwas in gleicher Entfernung wie das Tor das nun hinter ihm lag, Gestalt an. Ohno konnte die Umrisse eines Menschen erkennen, dann wurde es deutlicher und er blickte in das Gesicht eines Mannes. Ohno musterte ihn langsam und eingehend von oben bis unten. Dieser Fremde war ein klein wenig größer als er, hatte dunkelbraune Haare, volle Lippen, schöne dunkle Augen; vom Alter her durften sie sich nicht viel unterscheiden. Ohnos Blick blieb bei dessen Augen haften, die ihn seltsamer Weise in ihren Bann zogen. Ihm überkam das Gefühl, als hätte er schon einmal in genau dieselben Augen geblickt, doch konnte das sein? Er versuchte erneut sich zu erinnern, aber noch immer war es zwecklos.
 

Er bemerkte nun wie die rechte Hand des Fremden sich langsam erhob und sich ihm entgegenstreckte. Mit einem warmen, freundlichen und strahlenden Lächeln auf dem Gesicht, ließ dieser nun seine Stimme ein weiteres Mal erklingen: „Ich brauche dich …Satoshi“ Ohno wusste nicht warum, doch beim Klang dieser Stimme hatte sein Herz plötzlich einen Hüpfer gemacht. Ebenfalls steckte ihm nun ein riesiger Klos in seinem Hals und er merkte, wie seine Augen aus einem unerfindlichen Grund feucht wurden. Warum hatten diese Worte so einen großen Effekt auf ihn? Warum ließ ihn dieser Mann nun an seinem Vorhaben, durch dieses Tor zu gehen, zweifeln? Was sollte er jetzt nur tun? Sein Kopf sagte ihm, er solle sich wieder umdrehen in Richtung des Lichts, denn dort würde ein friedvoller Ort auf ihn warten, doch sein Herz sprach auf ihn ein, diesen Ort zu vergessen und stattdessen die Hand seines Gegenübers zu nehmen. Seine Gedanken spielten verrückt, wie ein Wirrwarr. Er wusste, er musste sich entscheiden und so schloss Ohno nun die Augen. Er atmete tief ein. „Alleine in das Licht oder zu zweit in der Dunkelheit?“ Noch einmal atmete er tief ein und als er schließlich die Augen wieder öffnete, hatte er sich entschieden!
 

Langsam wand er seinen Kopf in Richtung des Lichtes, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.

„Ich bin dir sehr dankbar, doch warum sollte ich alleine an einen hellen Ort gehen, wenn ich hier jemanden habe, dem ich anscheinend etwas bedeute? Zu zweit kann man ebenfalls die Finsternis vertreiben!“ Kaum kamen diese Worte über seine Lippen, hatte er sich auch schon umgewand und war mit einigen Schritten zu dem Fremden geeilt. Noch einmal blickte er zu diesem auf, ehe sein Blick auf dessen Hand fiel und er nun langsam seine ebenfalls erhob. Er zögerte noch einmal; war dies wirklich die richtige Entscheidung gewesen? Doch nun gab es kein Zurück mehr! Ohne weitere Gedanken zu verschwenden, griff er nun nach der ihm entgegen gestreckten Hand. Kaum hatten sie sich berührt, durchfuhr es ihn wie ein Schlag. Alles war auf einmal wieder so klar vor seinen Augen, alles war zu ihm zurückgekehrt; all seine Erinnerungen, als wären sie nie fort gewesen. Wärme durchflutete ihn und er erhob noch einmal seinen Blick um in das Gesicht seines Gegenübers zu blicken.
 

Kaum hatten seine Augen diesen fixiert, nahmen seine Gefühle überhand. Tränen rannen ihm über die Wangen und sein Körper begann zu zittern. Doch all dies passierte nicht aus Traurigkeit, sondern aus Erleichterung die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Denn ihm gegenüber stand der Mensch, der ihm so viel bedeutete, derjenige den er nie in seinem Leben missen wollte.
 

Sakurai Sho.
 

Ohno sah, wie sich ein warmes Lächeln auf dessen Lippen bildete, doch dann umfasste sie beide plötzlich ein grelles weißes Licht und er verlor das „Bewusstsein“.
 

In sich zusammen gesunken saß Sho auf dem kalten Boden des Krankenzimmers und konnte nicht glauben was soeben passiert war. Er spürte kaum wie sich die Hand der Krankenschwester vorsichtig auf seine Schulter legte und sie sich zu ihm kniete.

„Es tut mir…“, wollte sie gerade ansetzen, als plötzlich ein lauter Biep durch das Zimmer hallte. Es war nicht der einzige, denn es folgte ein zweiter und dritter. Sho zwang sich langsam aufzusehen, während die Tränen immer weiter über seine Wangen liefen. Sein Blick wanderte durch das kleine Zimmer auf der Suche nach der Quelle dieses Geräusches und blieb schließlich auf dem kleinen Monitor neben Ohnos Bett haften. Die bis eben noch waagrechte Linie, die dort zu sehen war, hatte sich wieder in Kurven verwandelt. Auf und ab gingen sie mit jedem Biep, welcher durch das Zimmer schallte.
 

„Was… wie... wieso...?“ Zitternd kamen die Worte über Shos Lippen. Er konnte nicht glauben was er sah. Spielten ihm seine Augen und sein Gehör etwa einen Streich? Wurde er nun komplett verrückt? Verwirrt sah er hinüber zu dem Arzt, der sich nun, ebenfalls verwundert, wieder dem Patienten zuwandte. Für einen kurzen Moment lag eine Spannung in dem kleinen Zimmer; alle Augen hafteten auf dem Mann im weißen Kittel. Mit geschultem Blick betrachtete er Ohno und die Maschinen, tat ein paar Handgriffe und legte schließlich die Patientenakte beiseite.

„Wir… wir haben ihn wieder!“

Sho vernahm zwar die Worte, doch konnte er sie erst einmal überhaupt nicht fassen. Als er seinen Blick wieder auf den starr im Bett liegenden Ohno richtete, schaffte er es ein paar Worte zu formen, auch wenn sie nur leise über seine Lippen kamen.

„Ohno … er … er ist ... nicht…?“ Weiterhin blickte er ohne ein einziges Zwinkern gerade aus auf seinen Leader.

Während der Arzt langsam seine Sachen zusammen packte, kniete sich die Schwester vor Sho und legte sanft ihre Hände auf dessen Schultern. Somit versperrte sie ihm die Sicht und er wurde regelrecht dazu gezwungen kurz zu zwinkern und ihr in die Augen zu sehen. Ein freundliches und warmes Lächeln umspielte nun ihre Lippen.

„Keine Sorge, ihm geht es wieder gut. Ihr Freund hat seinen Weg zurück gefunden. Er ist wirklich ein ziemlich starker Mensch, der Sie hier wohl auch nicht alleine lassen möchte. Also seien Sie unbesorgt.“

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, schnallten plötzlich Shos Arme um ihren Körper und er drückte sie fest an sich. Wieder stiegen ihm blitzschnell Tränen in die Augen, doch nach allem was er durchgemacht hatte, waren dies wohl die angenehmsten Tränen in dieser Nacht.

Er war durch die Hölle gegangen; er hatte bis vor einigen Sekunden noch geglaubt, dass er den wichtigsten Menschen in seinem Leben verloren hatte, ohne diesem sagen zu können, wie viel er ihm doch bedeutete. Nach Ohnos letztem Herzschlag hatte sich auch sein Herz wie tot angefühlt. Doch für ihn war ein Wunder geschehen und das laute Biepen, welches das Zimmer erfüllte war der Beweis dafür.

„Oh Gott sei dank! Gott sei Dank! Er ist… wieder da! Er hat... mich... nicht... verlassen! Er ist... wieder... da!“. Seine Stimme zitterte, seine Augen waren rot unterlaufen von den unendlich vielen Tränen die er an diesem Tag schon vergossen hatte, sein Herz hämmerte wie wild in seiner Brust und seine Arme schlangen sich feste um die junge Frau, die ihm sanft auf den Rücken klopfte und immer wieder versichernd nickte.
 

Als Shos Tränen allmählich getrocknet waren und er langsam seine Umarmung löste, hatte der Arzt bereits seit einiger Zeit das Zimmer verlassen. Mit seiner linken Hand wischte er sich die letzten übrig gebliebenen Tränen aus dem Gesicht und atmete einmal tief durch.

„Wieder alles in Ordnung?“, klang die besorgte Stimme der Schwester an seinem Ohr. Er gab ein leichtes Nicken zu erkennen.

„Ja, vielen Dank und tut mir leid, dass ich sie hier…“ Die Frau schüttelte leicht ihren Kopf. „Nein, nein, schon in Ordnung. Hauptsache ihnen beiden geht es wieder besser! Ich werde nun auf die Station gehen. Wenn ich noch etwas für sie tun kann...“ Sho überlegte kurz und ihm kam tatsächlich ein Gedanke.

„Ja, könnten sie mir vielleicht meine Sachen bringen? Sie befinden sich noch in dem Zimmer in dem ich für kurze Zeit gelegen hatte, wäre das möglich?“ Als Antwort erhielt er ein warmes Lächeln und zustimmendes Nicken.

„Aber natürlich. Sollte noch etwas sein, kommen sie und rufen sie uns. Ach und geben sie uns bitte gleich bescheid, sobald ihr Freund aufwacht.“

Nachdem Sho ihr versprochen hatte, dass er sich bei ihr melden würde sobald etwas passiert und die Schwester schließlich das Zimmer verlassen hatte, stand Arashis Rapper schließlich mit wackeligen Beinen vom Boden auf. Noch immer steckte all der Schock des Erlebten in seinen Gliedern. Vorsichtig machte er einen Schritt vor den anderen, konzentriert darauf, dass seine Knie nicht nachgaben. Er war erleichtert als er schließlich wieder an Ohnos Seite stand und sich auf den dort immer noch bereitstehenden Stuhl setzen konnte. Seine Hände zitterten als er vorsichtig ein paar vereinzelte Strähnen aus Riidas Stirn strich. Sanft ließ er seine Hand an Ohnos Gesicht entlangfahren und auf dessen Wange etwas ruhen.
 

„Das war wohl eine schlimme Nacht für uns beide, was? Ich bin so heilfroh, wenn sie nun bald vorbei ist und du mich wieder mit deinen strahlenden Augen ansehen kannst.“ Er ließ weiterhin seine rechte Hand sanft über die Wange des Älteren streichen, während er mit seiner linken dessen Hand ergriff und sie fest drückte. Ein sanftes Lächeln umspielte dabei seine Lippen. Es waren nur noch wenige Stunden bis zum Sonnenaufgang. Wenn Ohno diese überstand, dann konnte Sho sich endlich sicher sein, dass sein Riida wieder zu ihm zurückkommen würde.
 

Leise vernahm Ohno Satoshi das gleichmäßige Biepen einer Maschine, als er langsam sein Bewusstsein wieder erlangte. Seine Augenlider fühlten sich so schwer an. Nur mit großer Anstrengung gelang es ihm nach einigen Minuten diese ein wenig zu öffnen und sah schließlich mit verschwommenem Blick hinauf an eine weiße Decke, die ihm alles andere als bekannt vorkam. Wo war er und was war passiert?
 

Das Denken fiel ihm schwer, da eine unglaubliche Müdigkeit über ihm lag. Er wollte sich mit seiner Hand über die Augen fahren, doch durch die ihm eingeflössten Medikamente war er zu schwach um sich zu bewegen. Erstaunt und leicht panisch darüber, dass er keine Kontrolle über seinen Körper hatte, blickte er nun langsam an sich hinunter. Erst jetzt bemerkte er, dass eine Atemmaske auf seinem Mund platziert war und starrte hinab auf seine verbundene rechte Hand und die Schläuche, die mit seinem Körper verbunden waren.

Ein kurzes Stechen durchfuhr seinen Kopf als sich Erinnerungsfragmente vor seinem Inneren Augen abspielten: Wie er eine Straße entlang lief, nervös vor der ihm bevorstehenden Aufgabe, wie Sho eine Frau küsste, wie er sich abwandte, wie Sho ihm nachlief, das rote Licht einer Ampel und die grellen Scheinwerfer eines Autos.

Ja richtig, er war herangeeilt um Sho vor dem um die Ecke biegendem Auto zu retten. Es musste ihn also erwischt haben… aber Moment: SHO! Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen! Was war mit ihm passiert? Hatte er ihn schützen können? Wo war er?

Hätte er es gekonnt, wäre Ohno sofort aufgesprungen und hätte alles auf den Kopf gestellt um herauszufinden wie es Sho ging. Doch seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er plötzlich einen leichten Druck an seiner linken Hand spürte.

Es fiel ihm schwer, seinen Kopf zur Seite zu bewegen, doch schließlich schaffte er es und blickte hinab auf seine Hand, welche von einer anderen umschlossen war. Ohno war überrascht, er hatte nicht bemerkt, dass sich noch jemand in diesem Zimmer befand und sogar seine Hand hielt. Doch noch immer konnte er nicht ausmachen um wen es sich hier handelte. Seinen Blick etwas zu heben half ihm auch nicht großartig weiter, denn alles was nun in seinen Blickwinkel fiel, war ein dunkler Haarschopf der auf der Bettkante ruhte.
 

Neugierde packte Arashi Leader nun. Er wollte wissen, wer die ganze Nacht neben ihm am Bett gesessen und seine Hand gehalten hatte. Ohno schloss seine Augen und begann sich zu konzentrieren. Seine Augenbrauen zogen sich angestrengt zusammen als er versuchte seine ihm verbliebene Kraft in seiner linken Hand zu konzentrieren. Er merkte wie sich sein Zeigefinger ganz leicht nach oben bewegte. Doch als dieser sich wieder auf der Hand des anderen niederließ, schaffte er es nicht Druck auszuüben. Sein Zeigefinger tippte nur ganz leicht auf der Haut des anderen auf.

Frustriert ließ er ein leises Seufzen ertönen; so würde er es niemals schaffen Aufmerksamkeit zu erregen.

Doch Ohno hatte sich geirrt. Kurze Zeit später bemerkte er, wie sich der Haarschopf langsam bewegte und ein kurzes verschlafenes Brummen aus dessen Kehle ertönte. Langsam bewegte sich der Kopf weiter nach oben und als ihn schließlich zwei ihm bekannte Augen müde anblickten, stockte Ohnos Atem für kurze Zeit. Diese Person an seinem Bett war niemand geringeres als Sakurai Sho. Die Person mit der er am wenigsten gerechnet hatte, aber jene, welche ein großes Glücksgefühl in ihm hervorrief.

Einige Sekunden sahen sich die beiden nur schweigend an, doch dann breitete sich langsam ein strahlendes Lächeln auf Shos Lippen aus.

„Ohayou Satoshi!“ Die Augen des Jüngeren funkelten ihn bei dieser Begrüßung strahlend an. Ohno wusste nicht wie ihm geschah, er konnte seinen Gegenüber einfach nur anstarren und ein kurzes Nicken entgegnen.

Er merkte, wie seine Hand losgelassen wurde und sah zu wie Sho sich müde streckte, ein Gähnen verlauten ließ und plötzlich inne hielt. Er war für ein paar Sekunden wie zu Eis erstarrt.

Dann jedoch schnellte der Blick des Jüngeren zurück zu ihm.

„Du… du bist wach!“ Fassungslos schallte Shos Stimme durch den Raum. Es brauchte eine Weile bis Arashis Rapper die Situation wirklich begriffen hatte.

„Oh Gott, du bist wach Satoshi! Du bist wach!“ Shos Gesicht erstrahlte daraufhin so wie Ohno es noch nie zuvor gesehen hatte. Er konnte pure Freude erkennen, Erleichterung, so viel mehr, doch Riida selbst konnte noch immer nicht wirklich begreifen, was hier genau vorging. Als Sho sich immer noch freudestrahlend zu ihm hinunter bückte und begann sanft mit seiner Hand durch sein Haar zu fahren, brachte ihn dies komplett aus der Fassung. Sein Herz begann zu rasen, er merkte wie sich seine Wangen röteten und seine Augen feucht wurden. Das was gerade passierte gefiel ihm, kein Zweifel, doch er hatte Angst, dass dies nur ein Traum war, nicht real, dass ihm seine Fantasie nur einen Streich spielte. Er wollte, dass dieser Moment für immer anhielt, nie vorüber ging. Shos Hand in seinen Haaren war so warm und sanft. Doch er durfte sich in dieser Berührung nicht verlieren!
 

Ohno öffnete vorsichtig seinen Mund um etwas zu sagen, doch er bekam keinen Ton raus und auch Sho schüttelte nun seinen Kopf und lies ein sanftes „Pssst“ verlauten. Der Rapper hatte nun wohl die Unsicherheit von ihm bemerkt, denn sein Blick wurde auf einmal ganz sanft und sein Streichen durch die Haare hörte auf. Stattdessen setzte er sich wieder neben das Bett und nahm die Hand des Älteren in die seine.

„Du brauchst nichts sagen. Spar dir bitte deine Kräfte, damit du schnell wieder auf die Beine kommst. Außerdem bin ich es der dir etwas sagen sollte.“ Sanft strich sein Daumen über Ohnos Hand und er blickte dem Älteren tief in die Augen.

„Es tut mir leid Satoshi! Das alles … es war meine Schuld“ Seine Stimme war sanft, doch Ohno konnte ebenfalls Traurigkeit heraushören.

„Nur wegen mir ist es alles so weit gekommen. Ich hatte keine Ahnung und war blind. Blind was meine Gefühle anging und … deine.“ Während er immer noch sanft Ohnos Hand streichelte, griff er mit seiner rechten an seinen Hals und zog langsam die Kette des Älteren hervor, welche er noch immer trug. Beim Anblick dieser weiteten sich Riidas Augen. Was hatte dies alles nur zu bedeuten? Sein Kopf fing an zu schmerzen von den ganzen Geschehnissen, die gerade auf ihn einprasselten.

„Satoshi oder Sho, nicht wahr?“, fuhr der Jüngere fort und ließ die Kette nun offen auf seinem Hemd ruhen, ehe er hinter sich nach etwas auf der Ablage griff.
 

„Genauso wie das hier“. Während er das sagte hielt er das geschlossene Notizbuch von Ohno vor sich. In diesem Moment war es für Arashis Leader so, als würde die Zeit kurz stehen bleiben. Es war draußen! Sein tiefstes Geheimnis war gelüftet! Sho, derjenige der ihm am meisten am Herzen lag, wusste über seine Gefühle bescheid. Panik überfiel ihn. Was sollte jetzt geschehen? Wie würde es nun zwischen ihnen weitergehen? Hatte dies ihre Freundschaft zerstört? Eventuell sogar Arashi? Was dachte Sho nun von ihm? Wahrscheinlich verachtete dieser ihn jetzt! Nun war wohl alles vorbei; während sich solche Gedanken in dem Kopf des Älteren breit machten, sprach Sho weiter: „Es tut mir wirklich leid, dass ich es all die Zeit nicht bemerkt habe. Dass du wegen mir all das durchmachen musstest. Aber ich kann dir etwas versprechen!“ Während er das sagte, fing er an in dem kleinen Notizbuch zu blättern, bis er eine bestimmte Seite gefunden und aufgeschlagen hatte. „Von jetzt an wirst du nicht mehr alleine sein müssen. Ich werde immer an deiner Seite sein! Denn…“ Langsam begann er das kleine Notizbuch in seiner Hand zu drehen, bis schließlich die von ihm aufgeschlagene Seite sich Ohno offenbarte. Auf der einen Seite war das letzte Portrait, das der Ältere angefertigt hatte, doch auf der gegenüberliegenden Seite, die bis vor kurzem noch leer gewesen war, erblickte Riida etwas, das nicht von ihm angefertigt war:
 

I Love You
 

Sprachlos starrte er auf das Papier. Das konnte nicht sein! Das war sicherlich… doch als er hinauf in das ihn liebevoll anblickende Gesicht des Jüngeren sah und ein sanftes „Aishiteru yo!“ aus dessen Mund vernahm, war es als würde ihm eine riesige Last von seinem Herzen genommen werden. Augenblicklich begannen Tränen über seine Wangen zu rollen und bitterliche Seufzer erklangen in dem kleinen Raum. Alles was er sich die ganze Zeit erhofft hatte, war gerade wahr geworden. All die Zeit hatte er sich Sho an seiner Seite ersehnt, doch nie hatte er sich erträumen lassen, dass dieser Wunsch wirklich in Erfüllung gehen würde. Er hatte damit gerechnet, dass er für immer nur Shos Leader sein würde, nicht mehr, doch jetzt…

Eine Träne nach der anderen bahnte sich ihren Weg über das Gesicht des Älteren. Sho legte das Notizbuch zur Seite, rutschte mit seinem Stuhl noch näher an das Bett heran und begann zärtlich mit seinem Daumen die einzelnen Tränen wegzuwischen.

„Shh shh, es ist alles in Ordnung, Satoshi! Ich bin ja jetzt da!“, ließ er zärtlich verlauten während seine Finger weiter sanft über das Gesicht des anderen fuhren.
 

Mit der Zeit wurden die Tränen weniger und nur noch ein leichtes Schniefen war zu hören. Langsam beugt sich Sho nun zu Ohno hinunter und platzierte sanft einen Kuss auf dessen Stirn. Während ihn der Ältere ein paar Mal anblinzelte, erschien auf seinem Gesicht ein breites, strahlendes Grinsen.

„Jetzt ist alles gut, nicht wahr?“ Auch Ohno schaffte es ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht erscheinen zu lassen. Doch plötzlich merkte er, wie Sho langsam von ihm abließ und sich von dem Stuhl erhob. Automatisch schnallte seine linke Hand nach oben und griff nach dem Hemd des Jüngeren. Mit einem starken Griff hielt er das bisschen Stoff in seinen Händen um den anderen daran zu hindern ihn in diesem Zimmer alleine zu lassen.

Angst fing an, seinen Körper zu durchströmen, Angst, dass die Dunkelheit, in der er sich befunden hatte bevor er in dem kleinen weißen Zimmer aufgewacht war, ihn wieder holen und er sich wieder in dieser verlieren könnte.

„Keine Sorge, ich bin gleich wieder zurück! Ich sag nur schnell den Ärzten bescheid, dass du wach bist dann bin ich wieder da! Ich lass dich von jetzt an nicht mehr alleine, das habe ich dir doch versprochen!“ Ein weiteres warmes Lächeln erstrahlte auf Shos Gesicht und als der Ältere dieses erblickte, wusste Arashis Leader, dass er von jetzt an wirklich keine Angst mehr zu haben brauchte. Egal was von nun an passierte, Sho würde an seiner Seite sein! Sho, den er liebte und der diese Liebe erwiderte! Er lockerte seinen Griff etwas und ließ so zu, dass der Jüngere sich langsam von ihm entfernte.

Kurz nachdem er von Sho abgelassen hatte, spürte Ohno plötzlich wieder diese unendliche Müdigkeit, welche vor ein paar Minuten noch seinen ganzen Körper in Beschlag genommen hatte. Doch er zwang sich seinen Blick weiterhin auf Sho zu richten, der nun mit dem Rücken zu ihm stand und langsam die Tür öffnete, hinter der er einen Augenblick später schließlich verschwand.
 

Doch es schien als hätte die an ihm nagende Müdigkeit nur auf genau diesen Moment gewartet. Kaum war Ohno allein in dem Zimmer, begannen seine Augenlieder von einem Augenblick auf den nächsten immer schwerer zu werden. Alles um ihn herum schien zu verschwimmen und zu verblassen. Die Geräusche der Maschinen, die das Zimmer bis gerade eben noch erfüllt hatten, wurden dumpfer und leiser. Die Kraft in seinen Armen, die er bis gerade eben noch gespürt hatte um Sho vom Gehen abzuhalten, verließ ihn. Ohno versuchte dagegen anzukämpfen. Er wollte bei Bewusstsein bleiben, so lange bis Sho wieder zu ihm zurückkam. Er wollte den Kampf gegen die näher rückende Dunkelheit gewinnen! Er durfte nicht verlieren, denn er wünschte sich so sehr noch einmal in das strahlende Gesicht von Sho zu blicken.
 

Doch bereits nach wenigen Sekunden war der Kampf entschieden. Arashis Leader konnte keine Kraft mehr aufbringen seine Augen offen zu halten. All seine Gedanken die er bis gerade eben noch hatte, verblassten. Das Letzte was vor seinem inneren Auge aufflackerte, war ein ihn anlächelnder Sho.
 

Wie ein Schleier legte sich nun Dunkelheit und Stille über ihn.
 

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Ihr habt es sicherlich gemerkt.... das ist ein offenes Ende! Es schreit regelrecht nach einem Epilog .. denn man weiß ja nicht wirklich genau was mit Ohno passiert ist.... schläft er nur oder hat er es doch nicht geschafft, die Nacht zu überstehen? Was findet Sho vor, wenn er zurück in das Zimmer kommt? Die Antwort gibt es im Epilog ^.~
 

Aber ich habe noch etwas für euch .. ein kleines Geschenk, dafür dass ihr immer so lange warten musstet und zwar einen Teaser. Ich habe einen kurzen Teaser gemacht, der zeigt, was am Anfang des Epiloges passiert... es ist Sho POV...
 

Zu dem Video noch kurz ... ich habe mich von Yayas Ohchan Birthday fanvid inspirieren lassen. Ich habe ihr Fanvid so geliebt dass ich meine eigene Version davon machen wollte und das ist dabei rausgekommen. Also einiges kommt wohl sehr bekannt vor, da ich gleiche Szenen benutzt habe aber im Prinzip ist mein Vid doch etwas anders als ihres ^.~
 

Hier der Link zum runterladen des Epilog-Teasers:

http://www.mediafire.com/download.php?yoyynn2wl3i

Epilog

Eine sanfte Brise umspielte leicht Sakurai Shos Gesicht. Die Sonne stand weit oben am Firmament und strahlte ihre wunderbare Wärme auf die Erde nieder. Sho befand sich am Rande eines Berges, die Hände auf dem Geländer ruhend und blickte hinunter auf das weite Tokyo, welches vor ihm lag. Unmengen an Häusern waren zusehen, doch ebenfalls viel Grün und am Horizont konnte man leicht den Rand des Meeres ausmachen. Verträumt lies er seinen Blick über die Szenerie gleiten. Dort oben, wo er sich befand, war es ruhig; nichts war zu vernehmen von dem Lärm der Stand nur das Zwitschern der Vögel drang an sein Ohr.
 

„Ne Satoshi, der Ausblick hier gefällt dir, nicht wahr? Er ist wirklich wunderschön!“ Sho blickte weiter hinunter auf die belebte Stadt in der ein Auto nach dem anderen die Hochstraßen passierte. So vergingen einige Minuten und erst als ein leises Knacken hinter ihm zu hören war, wandte er ruckartig seinen Blick ab und drehte sich um. Jedoch war das Einzige, was er erblickte ein kleines Eichhörnchen das flink über den Boden zu dem nächstgelegenen Baum huschte.

Enttäuschung und Traurigkeit spiegelten sich in Shos Augen wieder als er langsam seinen Blick hob und auf einen großen düsteren Stein blickte, der ihm gegenüber aufragte. Bei diesem Anblick spürte er plötzlich einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen, ein Kloß setzte sich in seinem Hals fest und es war ihm als würde eine unsichtbare Hand sein Herz ganz langsam aus seiner Brust reißen.

So war es jedes Mal. Jedes Mal wenn seine Augen die Inschrift dieses Steines erblickten und er von der schrecklichen Realität wieder eingeholt wurde. Langsam sackte er auf die Knie, sein Blick weiterhin auf die Zeichen gerichtet, die dort vor ihm eingraviert waren.

Ohno Satoshi *26.11.1980 †24.04.2008

Er merkte wie ihm die Tränen in die Augen schossen und wie sein Körper vom Schmerz der Wirklichkeit geschüttelt wurde.
 

Es waren schon viele Monate vergangen seit der unheilvollen Nacht die sein Leben aus der Bahn geworfen hatte.

Als Ohno diese Welt verlassen hatte, verließ Sho ebenfalls der Grund seines Lebens. Er hatte sich tagelang nicht blicken lassen, nicht gegessen, nicht geschlafen, seine Arbeit vernachlässigt. Er saß zu Hause, abgeschottet von der Außenwelt; sein Blick ständig auf den Fernseher gerichtet, auf dem ein Arashi Video nach dem anderen lief. Seine Wohnung glich schon bald einer kleinen Müllhalde, doch nur so war er glücklich, nur so konnte er weiterleben. Denn die Videos waren das Einzige was von seinem Satoshi übrig geblieben war und sie gaben ihm das Gefühl als wäre dieser noch immer am Leben; und bei ihm. Er konnte Ohno sehen, wie er freudestrahlend zum Publikum winkte, wie er mit ihnen Spaß hatte, wie sein strahlendes Lächeln hell über den Bildschirm flimmerte. Die DVDs gaben Sho das, was er so sehnlich vermisste. Ohnos atemberaubende Tanzkünste, seine Stimme die ihn so sehr berührte, das strahlende Lachen bei dem die Sonne aufging.
 

Es waren Juns Worte, die Sho wieder einigermaßen zur Vernunft brachten. Er hatte sie noch genau im Ohr, erinnerte sich noch zu gut daran, wie das jüngste Mitglied eines Tages ganz plötzlich in seine Wohnung einfiel, ihn am Kragen packte und ihm folgendes mit durchdringender Stimme zu verstehen gab:

„Meine Geduld mit dir ist am Ende! Es ist eine Sache zu trauern aber eine andere seine Arbeit zu vernachlässigen, seine Freunde und vor allem sich selbst! Schau dir doch nur mal an was aus dir geworden ist! Glaubst du Ohno wäre glücklich dich so zu sehen?! Heruntergekommen und auf einer Müllhalde lebend?! Mein Gott, er würde sich in Grund und Boden schämen! Das hier Sho-kun, das ist nicht was Ohno wollte! Ganz sicher nicht! Ohno wollte immer das Beste für alle! Er hätte gewollt, dass du dein Leben weiterlebst und es geniest, dass du all das tun und erleben kannst was er nicht mehr konnte! Verdammt noch mal Sho! Lebe dein Leben! Wirf es nicht weg! Lebe für dich und für Ohno! Das ist es was sich Ohno wünscht! Das und nichts anderes!“
 

Erst diese Worte hatten Sho wieder aus seiner Trance erweckt und ihm einen Grund gegeben, sein Leben wieder so normal wie nur möglich zu leben. Er wollte für seinen Satoshi weiterleben, all das tun und sehen was dieser nicht mehr konnte.

Und so kämpfte er sich von einem Tag zum anderen, versuchte sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, doch egal wo er hinging, egal was er tat, immer erinnerte ihn irgendetwas an seinen Leader und der tief sitzende Schmerz kam wieder in ihm hoch. Und jedes Mal, wenn er zu dem Grab des Älteren ging und hinunter auf die weite Stadt blickte, kam aus einem unerfindlichen Grund in ihm die Hoffnung hoch, dass Ohno nicht dort unter dem Stein ruhte, sondern gleich hinter einem der Bäume hervor springen und ihm mit einem verschmitzen Lächeln ansehen würde. Er hoffte jedes Mal wenn er dort oben stand und immer brach auf ein Neues seine Welt zusammen wenn seine Hoffnung zerstört wurde. So wie auch dieses Mal.
 

Mit tränenüberströmtem Gesicht saß er nun vor dem Stein. Eine Hand umschloss den Stoff seines Hemdes genau an der Stelle über seinem Herzen. Ein Gedanke hämmerte in seinem Kopf:

‚Meine Welt zerstörte sich an jenem Abend und egal wie sehr ich versuche diese wieder aufzubauen, es wird nie wieder so sein wie damals... nie wieder…’

Mit dieser Erkenntnis im Sinn erhob er langsam seine Stimme.

„Satoshi, es …tut mir leid. So leid…!“, kam es zitternd über seine Lippen. „Ich schaff es nicht... ich schaff es… einfach nicht. Ich kann nicht… für dich... weiterleben... ich kann nicht mal... für mich weiterleben... ich bin... zu schwach! Ich vermisse dich so schrecklich… Vergib mir!“

Daraufhin griff Sho langsam in seine Jackentasche. Unter der hellen Frühlingssonne blitzte plötzlich eine Messerklinge in seinen Händen auf. Er holte aus und…
 

Schweißgebadet, mit wild schlagendem Herzen und schwer atmend schreckte Sho in seinem Bett hoch. Durch die Jalousien seines Fensters drangen ein paar vereinzelte Lichtstrahlen des Mondes und bis auf das Ticken seiner Uhr herrschte absolute Stille. Ein Blick auf die LED Anzeige des Weckers neben ihm auf dem kleinen Nachttisch verriet, dass es erst drei Uhr morgens war. Langsam hob Sho seine Hände und legte seinen Kopf in diese. Er versuchte sich von dem Schock des gerade geträumten zu beruhigen, doch sein Atem und sein durchdrehender Puls wollten einfach nicht zur Ruhe kommen. Zu deutlich konnte er sich an den Traum von gerade eben erinnern und zu sehr schmerzte ihn dieser. Er spürte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten. „Satoshi…!“ Zitternd kam der Name über seine Lippen. Die erste Träne wollte gerade über seine Wange rollen, als er plötzlich einen Druck um seine Brust spürte, ebenso ein leichter Hauch, der seinen Nacken streifte. Ein leichter Schauer durchfuhr ihn und seine Augen weiteten sich vor Überraschung.

„Sho, du hattest schon wieder diesen Traum… aber es ist alles in Ordnung, ich bin hier bei dir! Deswegen leg dich wieder hin, wir müssen morgen früh raus!“ Verschlafen wurden diese Worte ganz nah an seinem Ohr gesagt. Daraufhin spürte Sho, wie sich sanfte Lippen auf seinem Nacken platzierten und diesen leicht liebkosten; aus dem unangenehmen Schauer von gerade eben wurde ein nur zu angenehmer. Die beiden zarten Hände, die sich um seine Brust gelegt hatten, zogen ihn nun mit entschlossenem Griff nach unten und schon bald merkte er wieder die warme Matratze unter seinem Rücken. Die beiden Hände waren jetzt zu seiner Hüfte geglitten und als er hinunter zu seiner Brust sah, entdeckte er einen dunklen Haarschopf, der es sich dort gemütlich gemacht hatte und bereits wieder ruhig und gleichmäßig atmete. Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf Shos Gesicht ab. Vorsichtig strich er ein paar mal durch die weichen Haare, ehe er sich hinunter beugte, zärtlich einen Kuss auf dem Haarschopf platzierte, den Geruch des anderen einatmete und diesen schließlich fest in seine Arme schloss um ihn noch näher an sich zu drücken. Mit dem Gefühl, seinen Liebsten in den Armen zu halten, waren alle Albträume gleich wieder vergessen und er konnte sich erneut beruhigt dem Schlaf hingeben.
 

Wie froh Sho doch über den Verlauf der ganzen Dinge war, die ihm in letzter Zeit passiert waren, wurde ihm auch am nächsten Tag wieder klar. Eigentlich an jedem Tag, der verging, an dem sie zusammen sein konnten. Und es waren die Kleinigkeiten, die er daran liebte, einfach das Gefühl, Satoshi an seiner Seite zu wissen. So wurde auch ein kurzer gemeinsamer Weg zum Aufenthaltsraum von TV Nihon zu einem seiner schönsten Momente im Leben. Einfach zusammen sein.

Und auch das Ohno sofort zu Nino huschte und sich neben diesem niederließ, als sie den Raum betraten, störte ihn keinesfalls, denn er wusste für wen dessen Herz ganz alleine schlug.

Sho setzte sich neben Aiba, schlug entspannt seine Zeitung auf, während sein Blick noch einmal freudig zu seinem Freund huschte. Ja, er konnte nichts anderes als glücklich sein.
 

Während er sich also langsam in seiner Zeitung vertiefte, rutschte Nino, sein Blick unaufhaltsam auf seinen DS gerichtet, etwas näher zu Ohno, so dass sich ihre Knie leicht berührten.

„Na, gut geschlafen?“, erhob er schließlich zum ersten Mal seine Stimme, seine Augen aber immer noch auf seine Konsole fixiert.

Ohno gab ein leichtes Nicken zu erkennen. „Ja ich schon, nur Sho nicht.“

Besorgt mischte sich nun auch Aiba in ihr Gespräch ein. „Eh? Warum denn nicht?“

Er rutschte näher an Sho heran und blinzelte ihn mit sorgenvollem Blick an. Doch statt von diesem erhielt er die Antwort von Ohno: „Er hatte schon wieder diesen Traum.“ Kaum waren die Worte ausgesprochen, gab es auch schon ein leicht überraschtes und gleichzeitig genervtes ‚Schon wieder?’ von Nino zu hören, denn wie es schien war es nicht das erste Mal, dass Arashis Rapper solch einen Traum hatte. Sho hingegen hatte eigentlich nicht gewollt, dass es groß die Runde machen würde und so versuchte er die Situation etwas zu entschärfen: „Ach, das kommt sicherlich nur davon, dass ich gestern wieder so einen super traurigen Film im Fernsehen gesehen habe… das nimmt mich immer so mit!“

Für einen kurzen Moment herrschte Stille, ganz so als ob die anderen Jungs prüfen würden, ob dies eine akzeptable Antwort wäre.

Doch schon gleich war klar, dass Sho damit keinen Erfolg hatte, denn Aiba gab kurz darauf seine Gedanken zu dem Thema zum Besten: „Hm, ich glaube eher, dass Sho-chan Angst hat Oh-chan zu verlieren!“ Dabei breitete sich ein riesiges Grinsen auf seinem Gesicht aus und er begann Sho neckisch mit seinem Ellenbogen in die Seite zu stupsen, wobei der Ältere versuchte, dies so gut es ging zu ignorieren und sich weiterhin auf seine Zeitung zu konzentrieren.

Doch es gab einen anderen, der Aibas Worte ziemlich interessant fand. Nino hatte sofort aufgehorcht und war sogleich Feuer und Flamme von dieser Idee. Grinsend legte er seinen DS beiseite und platzierte seinen Kopf auf Ohnos Oberschenkel. Ein prüfender Blick glitt zu Sho, doch als dieser nicht mal eine Augenbraue hob, kuschelte er seinen Kopf immer weiter in den Schoß des Kleineren.

„Sho-chan hat ja auch Grund genug Angst zu haben, seinen Oh-chan zu verlieren. Kann man ihm nicht übel nehmen, ne?“ Auf Zustimmung hoffend sah er nun auf zum Älteren, welcher ihm nur ein Grinsen schenkte. Aber das reichte Nino schon vollkommen.

„Ich finde, wir sollten Ohmiya SK dringend wieder aufleben lassen!“ Um seine Worte noch etwas zu unterstreichen, reckte Nino seinen Arm langsam Ohnos Kopf entgegen, platzierte seine Finger sanft auf der Wange von Arashis Riida.

„Eh…?“, kam nur als überraschte Antwort zurück.

Sho schaute kurz von seiner Zeitung auf, interessierte es ihn doch ein wenig, was dort mit seinem Freund gemacht wurde. Aber er wusste, was Nino zu erreichen hoffte.

„Wenn du denkst dass du mich hier irgendwie eifersüchtig machen kannst, hast du dich geschnitten.“ Ein kurzer Blick wurde mit Nino ausgetauscht und schon blickte Sho wieder auf die angeblich viel interessantere Zeitung in seinen Händen. Jedenfalls wollte er das so darstellen.
 

Ein Grummeln kam von der anderen Seite des Raumes. Nino hatte wirklich eine andere Reaktion erhofft. Aber er war ja nicht umsonst der gerissenste und gemeinste Member der Band, hatte er doch noch viel mehr in Petto.

„Echt nicht? Noch nicht mal wenn ich mit Oh-chan… jetzt…? Hier auf der Couch…?“ Mit einem Ruck hatte er den Älteren gepackt, ihn auf der Couch umgeschmissen und sich fix über ihm platziert. Ein Blick glitt wieder zu Sho, fies grinsend.

Ein belustigtes Glucksen kam aus der Kehle des Rappers, er richtete seinen Blick noch nicht mal auf, sah nur aus dem Augenwinkel zu, was Nino mit seinem Freund veranstaltete.

„Vergiss es! Funktioniert nicht!“

Doch Nino wollte nicht aufgeben, beugte sich nun immer näher zu dem Kleineren unter ihm, so nah, dass sich fast ihre Nasenspitzen berührten. Ein Grinsen umspielte seine Lippen, als er Sho noch weiter reizen, ja ihm wenigstens eine kleine Reaktion entlocken wollte, doch plötzlich hielt er inne. Ein Staff-Mitglied betrat den Raum.

„Wir gehen gleich auf Sendung! Matsumoto-san ist bereits im Studio!“, verkündete dieser und verließ auch schon gleich wieder den Aufenthaltsraum, ohne überhaupt einen Blick auf Nino und Ohno zu werfen. Dass die beiden so körpernah miteinander umgingen, war längst Normalität geworden und wunderte schon lange niemanden mehr.

„Na wir werden ja sehen…“ Die Worte mehr zu sich selbst sagend, erhob sich Nino grinsend von Ohno, richtete noch mal seine Klamotten und betrat dann mit seinen anderen Kollegen das Studio.
 

Während den Aufnahmen wurde es nicht besser. Nino nutzte jede Gelegenheit um an Ohno kleben zu können, achtete sorgfältig darauf, immer neben diesem zu stehen und jede auch nur erdenkliche Situation zu nutzen, in der er dem Älteren näher kommen konnte.
 

Wieder im Aufenthaltsraum angekommen, ließ der Jüngere natürlich keinen Moment vergehen um Sho direkt anzusprechen:

„Und nun Sho-chan? Eifersüchtig? Ich hab ihn sogar gefüttert!“, grinste er den Älteren an, sich schon auf die endlich ersehnte neidische Antwort einstellend.

Doch zu seiner nun wirklich großen Verwunderung lachte der Rapper. Er lachte, schüttelte grinsend den Kopf. Nino konnte es langsam nicht mehr verstehen.

„Das hat mich kalt gelassen“, antwortete Sho und wieder unterstrich ein Hauch Belustigung seine Worte, die Nino fast in den Wahnsinn trieben.

Die Augen des Jüngeren wurden größer und schauten den Rapper entgeistert an. Sein Mund öffnete sich und ein langes Seufzen verließ seine Kehle.

„Das gibt’s doch nicht! Du musst doch eifersüchtig werden! Schau doch was ich hier mit deinem Freund anstelle!“ Die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, lehnte sich Nino auch schon wieder auf Ohno, legte sein Gesicht an dessen Nacken und fing an sanft und vorsichtig den Hals des Älteren zu küssen. Aber nur kurz, schließlich wollte er es auch nicht übertreiben, obwohl Sho ihn schon fast dazu zwang.

Ein leichtes Giggeln kam von Ohno. Diesem schien die ganze Sache scheinbar überhaupt nichts auszumachen, ganz im Gegenteil, er freute sich wohl über die Aufmerksamkeit und die Zärtlichkeiten von Nino.

Sho ließ sich als Antwort nur gemütlich auf der gegenüberliegenden Couch nieder und packte langsam seine Sachen zusammen. Das innerliche Grinsen drang aber gekonnt nicht auf seine Lippen, hatte er doch mehr als Spaß daran Nino mit seiner Reaktionslosigkeit in den Wahnsinn zu treiben.
 

Ein leiser Schrei kam nun von der anderen Seite. Nino sah wirklich so aus, als wäre er dem Wahnsinn nahe. Ungläubig hob er seinen Kopf, starrte Sho einen Moment lang einfach nur an.

„Warum wirst du nicht eifersüchtig? Das gibt’s doch nicht!“

Nun erhob sich der Rapper doch, schaute lächelnd zu Nino, während er langsam näher zu den Beiden trat.

„Warum sollte ich denn?“, fing er in sanftem, überzeugtem Ton an, als er sich auf den Platz neben Nino und seinem Freund niederließ „Erstens… das bist du, Nino! Und zweitens kann ich mir bei Satoshi zu hundert Prozent sicher sein, dass es nur einen in seinem Herzen gibt. Und das bin nun mal ich!“

Bevor Nino überhaupt auf Shos Rede eingehen konnte, mischte sich direkt, über beide Ohren grinsend, Aiba ein. Dieser sprang von seinem Platz auf und lief kichernd zu den Dreien.
 

„Ah! Das erste Mal das ich euch wirklich als ein Paar sehe!“ Sein Grinsen wurde bei seinen Worten noch breiter, was eigentlich fast unmöglich schien.

„Huh?“, kam dabei nur von Sho, dem in diesem Moment nicht ganz klar war, was der Größere mit seinem Satz meinte.

„Na ja… wenn man euch sieht, dann ist es so wie immer. Ihr verhaltet euch normal und redet normal… man bekommt eher den Anschein, dass Nino mit Ohno zusammen ist. Die beiden sehen eher aus wie ein Paar ... ihr zwei... das ist so normal.“

Nino konnte auf Aibas Worte hin nur bestätigend nicken und hoffte dabei die ganze Zeit, dass die Eifersucht nun wirklich Sho überkommen würde. Jetzt wurde immerhin sogar davon gesprochen, dass er mit Ohno zusammen sein könnte. Das musste den Rapper doch aus seiner Reserve locken!

Nino und Aiba wären beinahe klischeeartig umgefallen, als Sho nun wieder zu lachen anfing.

„Ach… wenn ihr das so meint… Wir können auch anders!“, fing der Rapper plötzlich in zuckersüßem Ton an, während er seinen Blick langsam auf seinen Freund fallen ließ.

„Ne, Toshi-chan~?“

Als ob Ohno bereits auf diesen Moment gewartet hätte, riss er sich direkt von Nino los, sprang eilig auf und ließ sich lächelnd auf dem Schoß seines Freundes nieder.

„Haaaai~ Shosuki~“. Ein liebevoller Blick wurde nun zwischen den beiden Verliebten ausgetauscht, bevor Ohno auch schon seine Arme anhob und sie um Shos Nacken schlang.

Wie programmiert öffnete sich in diesem Moment die Tür und ein unwissender Matsumoto Jun trat ein. Ein Blick auf das Pärchen richtend reichte schon aus, damit er seine Augen verdrehte.

„Oh Gott, wer hat das denn bitte hervorgerufen?! Demjenigen dreh ich persönlich den Hals rum. Kann das mal bitte jemand wieder abstellen?! Da wird’s einem ja spei übel!“, kam im genervten Ton über seine Lippen. Alle anderen fingen plötzlich lauthals an zu lachen.
 

Doch die entspannte Atmosphäre wurde plötzlich gestört, als Shos Blick zur Uhr ging und er betrübt aufseufzte.

„Mist, ich muss los zu Zero! Sorry, wir sehen uns dann später, ne?“, sagte er im gehetzten Ton, bevor er seinem Freund einen kleinen Kuss auf die Stirn drückte. Der Ältere konnte nicht anders als grinsen, während er sich schnell von diesem erhob, damit Sho auch ja nicht zu spät zu seiner Arbeit kam.

Der Rapper war noch nicht ganz aufgestanden, da schallte schon Aibas laute Stimme durch den Raum.

„Awwww~ ich hab’s gesehen! Ich hab’s genau gesehen! Süüüüß!“, kicherte dieser, während er seine Handflächen freudig zusammenklatschte.

Das ließ Sho dann doch nicht ganz unberührt, und leicht errötet wand er sich ab, während er verlegen den Blick zur Tür richtete.

„Satoshi, du brauchst nicht auf mich zu warten.“, sagte er noch leise an seinen Freund gerichtet und beeilte sich dann aus dem Aufenthaltsraum zu kommen. Schließlich war es ja doch das erste Mal gewesen, dass er seinen Freund vor allen anderen geküsst hatte.

Das freudige ‚Hai hai’ und leichte Winken Ohnos’ bekam er dabei gar nicht mehr wirklich mit.
 

Als die Tür ins Schloss fiel, erwachte dann plötzlich wieder alles in Nino und er ergriff sofort die Gelegenheit. Er rutschte näher an Ohno, legte Besitz ergreifend und breit grinsend einen Arm um diesen.

„Und was machen wir zwei Süßen jetzt?“

Der Ältere zuckte nur mit den Schultern, von der Annäherung des Jüngeren total unberührt.

„Also ich nutz die Gelegenheit und geh jetzt unser Abendessen fischen. Und du? Kannst gern mitkommen“, antwortete dieser im lockeren Ton, wusste aber zugleich, dass er da bei Nino einen wunden Punkt getroffen hatte.

Ein genervtes Augenverdrehen, welches locker mit dem von Jun konkurrieren konnte, kam direkt als Antwort und wurde von einem leisen Seufzen unterstrichen.

„Du bist ein hoffnungsloser Fall…“
 

Auch wenn ihm gesagt wurde, er solle nicht warten. Ohno hatte es doch getan.

Wie jedes Mal, wenn Sho zu Zero musste, hatte Ohno gewartet, das vorbereitete Essen in der Küche stehen gehabt und sich einfach nur darauf gefreut, dass sein Freund jeden Moment die Tür reinkommen müsste.

Und wie jedes Mal saßen sie nun auf der Couch, den Duft des fertigen Essens ignorierend, Shos Kopf in Ohnos Schoß. Sanfte Finger kraulten den angespannten Nacken des Rappers, strichen durch die feinen Haare.

„Toshi…?“, klang leise Shos Stimme im stillen Raum.

„Hm…?“

„Es tut mir leid.“

„Was tut dir leid?“

„Es ist gerade so schön… darf ich noch ein bisschen weiter so liegen bleiben?“

Ein Lächeln zierte die Lippen des Rappers bei seiner Frage.

„Natürlich…. Aber wieso entschuldigst du dich dafür?“

„Weil das schöne Essen kalt wird und ich eventuell gar nicht mehr hoch komme und auf deinem Schoß einschlafen werde“

Ohnos Lachen erfüllte den Raum, sanft und glücklich. Shos Lächeln wurde größer.

„Es gibt sowieso nur Sashimi.“

Ohnos Worte drangen gar nicht mehr richtig in sein Bewusstsein, spürte der Jüngere doch, wie er langsam dem Schlaf verfiel. Die Anstrengung des Tages hatte nun mal seinen Preis…

„Sho-chan…?“

Nur noch am Rande bekam er mit, wie sein Freund ihn ansprach.

„Hm?“

„Arigatou!“

Sein Gehirn arbeitete zwar nur noch langsam, aber wunderte er sich doch über diese plötzliche Bedankung.

„Eh?“

„Nur so…“

Doch nun hatte Ohnos beruhigende Stimme ihn vollkommen eingelullt. Das Kraulen an seinem Nacken wurde langsamer, zarter, und irgendwann bekam er gar nichts mehr um sich herum mit und schlief entspannt und zufrieden auf dem Schoß seines Freundes ein.
 

Während Ohno weiterhin sanft seine Hand durch Shos Haare gleiten lies, fiel sein Blick auf den Wohnzimmertisch vor ihm. Dort lagen sie ausgebreitet: ihre gemeinsamen Erinnerungen, festgehalten auf Polaroid. Ein breites Lächeln überzog Ohnos Gesicht. Es waren schon genug um ein Album zu füllen, doch für ihn waren es noch lange nicht genug. Es sollten noch viele, viele weitere hinzukommen.
 

Polaroids
 

Ohno lächelte, reckte seinen Kopf kurz nach unten und hauchte Sho in einer schnellen Bewegung einen sanften Kuss auf die Stirn.

„Aishiteru“

Ja… er liebte ihn. Nach allem was nun passiert war, was sie zusammen durch gestanden hatten, konnte er fest behaupten, dass er Sho bedingungslos und von ganzem Herzen liebte.
 

THE END



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Tomo-chan
2009-03-13T17:14:30+00:00 13.03.2009 18:14
wooooaaaa ur geile story ^^
hab ewig gesucht bis ich endlich eine gescheite deutschsprachige arashi ff finde (sonst eher nur im englischen bereich) aba ich find die echt toll ^^
hoffe du schreibst noch viiiiel mehr ffs weil die is wirklich verdammt gut ^^
byeee (^.^)/)
Tomo
Von:  Ayumi_chan
2009-01-26T20:10:59+00:00 26.01.2009 21:10
Also echt *böse sei*. Ich habe am Anfang fast einen Herzkasper bekommen. Wie kann man nur so gemein sein? ;-) War aber trotz allem ein sehr gelungener Einstieg ^^

Auf alle Fälle ist das ein sehr würdiger Epilog. Alles super schön geschrieben, als ob Du dabei gewesen wärst. Am besten fand ich natürlich die Einblicke in Sho und Ohnos neues Leben. Danach folgt gleich der Versuch von Nino, Sho eifersüchtig zu machen =3

Könnte mir deine FF als Movie sehr gut vorstellen. Würde ich vom Fleck weg kaufen. =D

Würde mich freuen wenn es noch ein paar mehr FF´s von den Beiden geben würde. Man könnte ja die Rollen von Sho und Ohno tauschen oder ein neuer Mitarbeiter vom Management versucht Ohno, Sho auszuspannen… Au Backe ich schweife schon wieder ab. Sorry.

Ganz liebe Grüße



Von:  Ayumi_chan
2008-12-27T14:38:18+00:00 27.12.2008 15:38
Nein ist das ein schönes Kapitel *schnif*
Das hat mein Weihnachten so richtig schön abgerundet, da ich so gehofft hatte dass Du es noch schaffst ein neues Kapi in diesen Jahr hochzuladen.

Es hat mir sehr gut gefallen. Besonders der Kampf gegen die Dunkelheit. Es ist Dir richtig gut gelungen die Gefühle rüberzubringen. Am meisten hat mich dieser Satz bewegt: “ Zu zweit kann man ebenfalls die Finsternis vertreiben!“ Dieser Satz ist sowas von schööön!!

Natürlich fand ich auch das ersehnte Aufwachen von Ohno toll =3 Das mit dem Notizbuch war eine sehr gute Idee. (Das Bild mit dem Herzchen ist knuffig)

Freue mich schon sehr auf den Epilog und ich hoffe es bleibt nicht nur bei der einen FF =D
LG

Von:  Ayumi_chan
2008-11-20T15:39:32+00:00 20.11.2008 16:39
DAS IST JETZT NICHT WAHR T.T

Der arme Sho. *mitfühl* Nach so einen Nervenzusammenbruch brauchte es aber ein großen Wunder das ihn aufpäppelt. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.
Ich dachte erst: oh nein, jetzt hat er noch ein Gedächtnis verloren. Damit wird Sho doch nicht fertig. Aber das war ja noch der schönere Gedanke *schnief*

Schreib bitte schnell weiter

Von:  Ayumi_chan
2008-11-14T21:20:45+00:00 14.11.2008 22:20
Ist das eine schöne FF auch wenn sie einen traurigen Inhalt hat *schnief*

Deine Art zu schreien gefällt mir richtig gut und es macht riesigen spaß diese FF zu lesen. Würde mich freuen wenn du sie beenden würdest. Möchte doch unbedingt wissen wies zwischen den beiden weitergeht und es gibt kaum Deutschsprachige FF´s über die Beiden. Soweit ich das schon sagen kann, bin erst seit kurzen auf den ARASHI-Trip ^^°

Mach weiter so und bis hoffentlich zum nächsten Kapitel
LG



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