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Animaa

Das Tier in DIR
von

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Eine Geschichte beginnt

Es war eine kalte Nacht in den Bergen von An’gocth. Nonan drückte seine kleine Schwester Lisané an sich, um sich an ihrem heißen Körper zu wärmen. Obwohl er den ganzen Tag in Angst verbracht hatte und die ganze Zeit wie ein Verrückter durch die Gegend gerannt war, konnte er keinen Schlaf finden. Er war zu verstört und zu besorg um den Zustand Lisanés, als dass er auch nur ein Auge hätte schließen können.
 

Immer wenn er sich kurz davor befand in tiefen Schlaf zu fallen, schossen im die Bilder, toter Menschen durch den Kopf. Den Körper seines Vaters, die Leiche seiner Mutter, das Blut seiner Eltern, welches den Boden rot färbte. Doch weinen durfte er nicht. Er musste jetzt stark sein, für seine Schwester und für das Andenken, derer die an jenen Tag im Dorf Karsh‘ion ihr Leben lassen mussten.

Sie waren gekommen wie ein Gewitter. Genau so schnell, genau so zerstörerisch.
 

Schwarze Reiter auf pechschwarzen Pferden. Nitheen, wurden sie genannt, die Jäger des Kaisers. Seit seiner Geburt hatte man Nonan vor den Nitheen und dem Kaiser gewarnt: „ Wenn du jemals einen Reiter siehst der unter der Fahne Azu’s reitet Junge, dann renn, renne und bete, auf dass dich der große Rabe erhöre.“ Vater Komaron hatte ihm viele Geschichten über Kaiser Azu erzählt, aber in Momenten, in denen keine anderer zuhörte, fantasierte er von einem Mann, der aus dem Geschlecht der Animaa kommen, den Kaiser stürzen und Frieden nach An’gocth bringen würde.
 

Nonan hatte sich kurz vor dem Überfall nicht mehr mit den anderen Kindern die Geschichten des Greises anhören wollen. Er war in ein Alter gekommen, in dem es sehr schwierig für einen heranwachsenden Animaa war, sich in größeren Menschenmengen zu befinden. Die Zeit, in der der Animaa seinen Tiergeist findet, ist eine Zeit, in der man sich in den Schutz der Bäume der Oase begab und auf einen Namen wartete und erst wenn man ihn hört, weiß man, dass dieser nun Teil seiner eigenen Seele ist. Der Name des Geistes, den man von da an beherbergt.

Seinen Schutzpatron, den Verbündeten, sein eigenes Licht.
 

Obwohl der Animaa schon die Gestalt des Tieres annimmt, das seinem Wesen entspricht, kommen die Seele und der Name erst eine Weile später. Das „Hören“, kann nur in völliger Abgeschiedenheit geschehen, also befand sich Nonan immer wenn man ihn suchte entweder unter den alten Palmen die dort schon standen solange Menschen gedenken, oder am Bett seiner kranken Schwester. Am Tag des Angriffes, schlenderte er gerade unter ein paar Dattelpalmen entlang, als er in die Hütte des Dorfältesten gebeten wurde. Eigentlich verspürte Nonan nicht den Wunsch, in irgendein Haus zu gehen, doch der Dorfführer hieß es nicht gut wenn man seinen Bitten nicht nachkam und so lenkte Nonan seine Füße, müden Schrittes, in Richtung Dorfmitte.

Er hatte keine Ahnung, was der Führer wohl von ihm wollte und deshalb setzte er seine überzeugendste Unschuldsmiene auf, als er den Vorhang beiseite schob und den kühlen Schatten im Inneren des Lehmhäuschens betrat. Er betrachtete das schweigende, argwöhnische, zerfurchte Gesicht des Kriegers, welches über und über mit Bart bedeckt war und vor ihm in einem hohen Lehnstuhl saß, kniete am Eingang nieder und formte mit seinen Fingern schweigend ein Dreieck, welches er an seine Stirn hob und dann aufstand. Sein Gegenüber machte es ihm nach und wies mit seiner mächtigen Bärenpranke auf den Stuhl, rechts von ihm.
 

„Nun Nonan“, seine Stimmer klang wie Donner und Regen zugleich und lies das Zwerchfell des Jungen vibrieren, „ich hab gehört, du hast in letzter Zeit immer öfter das Bedürfnis allein zu sein?“

„Ja, Sir“, Nonan war sich immer noch bewusst, dass er sich dem Mann gegenüber so höfflich wie möglich zu verhalten hatte. Nicht umsonst hatte ihn seine Mutter mit diesen Floskeln gequält. „ Gut, dann weißt du auch, was es damit auf sich hat, oder?“

„ Wenn ich ehrlich sein soll, nicht so wirklich, Sir. Die anderen Erwachsenen reden kaum darüber. Sie sagen nur »Nonan, Junge geh einfach deinem Herzen nach. «“ Der stark bärtige Mann lachte bei der naturgetreuen Nachahmung seines Vaters. „ Ja, das passt zu ihnen. Sie werden alle so reagieren. Vielleicht bin ich der einzige Animaa in ganz An’gocth, der es nicht als etwas zu privates sieht, um es mit seinen Schützlingen zu besprechen, sondern als seine verdammte Pflicht, euch darauf vorzubereiten. Es sind schon genug Kinder an dem Schock gestorben, als ihre Geister einen Teil ihrer Seele ersetzten.“

Nonan war bei seinen Worten sichtlich geschockt und verblüfft zugleich. Er hatte davon gehört, dass der Geist des Tieres, dessen Gestalt er bereits annahm, kommen und er dann erst komplett sein würde, doch wusste er nicht dass der Geist einen Teil seiner Seele ersetzen würde. Nonan hob seine Hand und lies sie über die kleinen Hörner auf seinem Kopf gleiten.
 

„ Also werde ich irgendwann meinem Büffelgeist begegnen und er wird einen Teil meiner Seele nehmen und sie ersetzen. Hab ich Euch grad richtig verstanden?“

„Ja, hast du. „ Nonan runzelte die Stirn und fragte mit Bedach: „ Was passiert denn dann mit dem Teil den der Geist vertreibt, wo geht er hin, was passiert mit ihm? Warum bekommen eigentlich nur Animaa Tiergeister und normale Menschen nicht? Sind wir deshalb so gefürchtet und kann man sich als Animaa auch weigern einen Geist aufzunehmen? Wie kann man sagen dass ein Animaa erst komplett ist wenn er seinen Begleiter gefunden hat? Sind die anderen Menschen deswegen nicht komplett, aber warum bezeichnen sie uns dann seelenlose Monster wenn eigentlich sie es sind die unvollständig sterben?“
 

Der Alte fing wieder an zu lachen: „Du meine Gute so viele Fragen auf einmal, da weiß man ja gar nicht wo man anfangen soll…“, doch bevor er weitersprechen konnte kam Hin einer der Späher des Dorfes in die Hütte gerannt. Er war rot angelaufen und keuchte. Der Dorfführer stand auf und rief mit verärgerter Stimme „Hatte ich nicht gewünscht allein zu sein? Was fällt dir ein Kerl mich und meinen Gast zu stören?“
 

„Horde…. Reiter kommen schnell… Azu’s Fahne…Nitheen!“ stammelte Hin.

Der Häuptling sprang auf. „Wann werden sie hier sein, Hin?“ „So in 2 Stunden ungefähr. Schätze ich.“ Nun drehte der Anführer sich zu Nonan: „Lauf schnell zu deiner Mutter Nonan. Sag ihr was geschehen wird und gib ihr dies von mir.“ Er drückte ihm ein Medaillon in die Hand. Als Nonan es genauer betrachtete, sah er dass es sich bei dem darauf abgebildeten Symbol um ein geschwungenes „s“ handelte. Als Nonan es in seinen Händen hielt, fühlte es sich auf einmal sehr heiß an. Er wollte es schon fallenlassen, als die Hand drückte „Lass es nicht fallen denn nur in deinen Händen erfüllt sich die Prophezeiung. Lass es nicht fallen und nun lauf!“ er stieß ihn grob aus dem Zelt und Nonan rannte. Rannte so schnell wie ihn seine Beine trugen vorbei an aufgeregten Animaa, bis er schließlich in seinem Zuhause angelangt war. Er musste die Hände in die Seiten pressen und tief um Luft ringen um die Seitenstiche zu beseitigen. Seine Mutter war im Inneren der Lehmhütte. Nonan trat ein und lief ihr entgegen. „Mutter! Schwarze Reiter sind auf dem Weg hierher und sie reiten schnell.“, keuchte er und Angst machte sich auf dem Gesicht seiner Mutter breit.
 

„Woher weißt du das Nonan?“, fragte sie zitternd. „Ich war gerade im Zelt des Häuptlings als Hin mit der Nachricht kam, schwarze Reiter seien im Galopp hierher unterwegs. Mutter was sollen wir jetzt tun?“
 

Für wenige Sekunden stand Nonans Mutter einfach nur so da ohne sich zu bewegen. Sie schaute einfach nur so in der Gegend umher, bis sie sich fang und wie panisch um sich schaute. „Ihr müsst fort“ ,stammelte sie. Ging ins Nebenzimmer zu dem Bett von Nonan kleiner Schwester Lysaria und strich ihr liebevoll über die fiebrige Stirn. Das Mädchen schlug zaghaft die Augen auf und ihr Blick verlor sich in der Ferne. „Ihr müsst fort“, wiederholte sie, „Weit weg. Du und Lysaria flieht gen Norden dort lebt ein befreundeter Animaa-Stamm. Der Onkel eures Vaters ist dort Häuptling. Er wird euch gewiss Unterschlupf gewähren.“
 

Sie zog Nonan an sich und küsste seine Stirn, dann eilte sie zur Kiste zu Lysarias Fußende und entnahm einige Kleiderstücke für die Geschwister, dann ging sie in die Küche holte einen Leib Brot und eine Stange Wurst von den Dachbalken. Sie füllte einen Weinschlauch voll Wasser, verpackte alles zu einem Bündel und steckte es in eine Umhänge Tasche, die sie Nonan um die Schultern legte.

Sie nahm Nonan an der Hand führte ihn ins Kinderzimmer und ließ ihn Lysaria aus dem Bettchen heben. Nonan spürte den verschwitzten, heißen Körper seiner Schwester ganz nah an seinen eigenen. Er fühlte ihren Schmerz und als er sie empor hob, stöhnte sie vor Schmerzen. Nonan deckte sie sorgfältig mit einer grobgewebten Wolldecke zu um sie warm zu halten und schaute seine Mutter erwartungsvoll an.

Noch einmal zog diese ihre Kinder an die Brust und hauchte beiden einen Kuss auf die Stirn, dann formte sie mit ihren Fingern ein Dreieck vor ihrer Stirn.

„Mögen die Geister der Animaa mit euch sein meine Liebsten!“ und mit diesen Worten schob sie sie aus der Hütte. Draußen war nun die pure Hölle losgebrochen. Nonan musste sich seinen Weg schier durch die Menge kämpfen doch mit genügend Ellbogen Einsatz schaffte er es schließlich bin an die Stadtgrenze.
 

Die Stadt war in einem Tal gelegen, eingeschlossen von mehreren Hügel- und Bergketten. In diesem kleinen Gebirge gab es unzählige Höhlen und Unterschlupfe, das wusste Nonan auch einige von deren Existenz ausschließlich er wusste da sich niemand so viel und lange in ihnen aufgehalten hatte wie Nonan. Hinter den Bergen lag eine große weite Steppe, mit wenig Wasser oder Futterquellen.

Ohne Medizin für Lysaria und ohne Schatten. Er wusste dass er durch diese Einöde laufen musste doch wusste er nicht wie er Lysaria da hindurch zu helfen ohne dass sie starb. Ihr Fieber war schlimm. Sie war schon immer nicht die Stärkste gewesen sondern war anfälliger für Krankheiten als die anderen Kinder gewesen und schaffte es trotzdem ihre fehlende Stärke durch überdurchschnittliche Intelligenz zu kompensieren. Sie war ein Liebling der Lehrer, Eltern und besonders ihres älteren Bruders gewesen, der durch seine Fröhlichkeit es stets schaffte die Menschen in seiner Umgebung zum Lachen zu bringen.
 

Nonan seufzte nur alleine der Gedanke ihr könnte etwas zustoßen erfüllte ihn von tiefster Traurigkeit. Er machte einen Schritt nach dem anderen und begann mit dem Aufstieg er entschied sich für eine etwas entfernte Höhle die zwar leichter zu erreichen war als manch andere jedoch besser getarnt war und leicht übersehen werden konnte außerdem besaß sie einen Hinterausgang für den Fall der Fälle. Der Aufstieg war mit Lysaia schwierig und langwierig doch schaffte er es innerhalb von 20 min. Nicht seine Bestzeit aber immerhin. In der Höhle angekommen legte er seine Schwester vorsichtig auf dem Boden auf nahm sein Paket aus der Tasche öffnete es entnahm den Weinschlauch und ließ etwas Wasser in Lysarias leicht geöffneten Mund fließen. Nach ihr war er selbst an der Reihe. Er nah wenige kleine Schlucke schnitt sich mit seinem kleinen Jagdmesser ein winziges Stück Brot ab und steckte es sich in den Mund. Er schloss kurz die Augen und kämpfte gegen den Drang gegen die Höhlenwände zu schlagen und laut die Verzweiflung aus sich heraus zu schreien stattdessen rutschte er zu seiner Schwester hinüber legte ihren Kopf auf seinen Schoß und lehnte sich gegen die Wand.
 

Er hatte nur kurz seine Augen geschlossen als er erste Schreie hörte. Schreie von Männern und Geräusche einer Schlacht. Hörte Schwerter Klirren und Frauen weinen. Kurzdarauf schrien die weinenden Frauen und unter ihr Geschrei mischte sich das heulen sterbender Kinder. Die Laute waren so schrecklich sie ließen Nonan das Blut in den Adern gefrieren. Die Kinder weinten und jammerten während ihre Mütter um Gnade bettelten. Nonan hielt seiner Schwester die Ohren zu damit sie nicht von den Schreien geweckt wurde und miterleben musste wie ihre Freunde und Familie starb. Sie hätte gelitten noch viel mehr gelitten als er es tat.

Ihm stockte der Atem und seine Augen füllten sich mit Tränen die langsam seine Wangen hinunterliefen, an seinen Lippen hängen blieben und auf seine Handgelenke fielen. Ein zittern ging durch seinen Körper und er wurde von seinen Schluchzern geschüttelt.
 

Mit vielen aus dem Dorf war er eine sehr tiefe Verbindung eingegangen und er konnte die Schmerzen physisch wirklich miterleben. Er spürte wie ihm die Gliedmasen abgeschlagen wurden, den Schmerz Angesicht seiner sterben Kameraden um ihn herum und als er fühlte wie sein Vater im Kampf fiel fühlte es sich so an als hätte ihm jemand einen Teil von sich selbst aus dem Herzen gerissen. Durch Lysarias Körper ging ein Stoß und er begann sich zu winden und zu zucken ganz so als ob auch sie diese Erfahrung teilte. Nonan versuchte sich so gut wie es ging abzuschirmen doch hatte er noch nicht sehr viel Erfahrung damit. Und dann spürte er es. Es war ein purer Schock. Er spürte seine Mutter sterben.
 

Der Schmerz blendete ihn , sein Körper krampfte und tief in seinem Innersten fühlte sich etwas an als würde es in tausend Stücke zersplittern. Lysaria riss sich aus seiner Umarmung los und schrie, „Mutter! Und sank zurück in gnädige Ohnmacht. Auch Nonan fiel mit dem Kopf zur Seite zu schwach um sich zu halten und ohne jeglichen Lebensmut versank er in tiefer Dunkelheit, während sich das Amulett ,das er immer noch in seiner Rechten trug,weiter in seine Haut fraß.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-03-20T20:15:59+00:00 20.03.2010 21:15
*^^*erstes kommi^^
das kapitel ist voll hammer =O echt spannend ich hoffe du schreibst bald weiter ;) nonan ist ein alkan xD bei dem namen muss ich voll lachen^^


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