Zum Inhalt der Seite

Ein Valentinsproblem

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

wie jemand Trennungsschmerz ertänkt

Ich stand vollkommen ratlos in meinem begehbaren Kleiderschrank und wunderte mich, wie ich mit so verdammt wenigen und eintönigen Klamotten überhaupt zu Recht kam. Doch zum shoppen hatte ich viel zu wenig Zeit! Irgendetwas, was einigermaßen ansehnlich war musste her, schließlich war Valentinstag und ich wollte nicht zu spät zu meinem dritten Valentinsdate kommen. Natürlich mit meinem Freund, bei dem ich mir fast sicher war, dass er mir an diesem besonderen Tag einen Antrag machen würde. Aus diesem besonderen und wichtigen Grund musste ich etwas Passendes anziehen, was ich leider schon seit geschlagenen zwei Stunden suchte. Eigentlich war das gar nicht meine Art, so lange nach Klamotten zu suchen, normalerweise griff ich verpennt in die verschiedenen Schubladen und zog Sachen von den Regalen und Bügeln, was manchmal doch ziemlich bescheuert aussah. Deshalb wurde ich nicht nur einmal gefragt, ob ich mich denn im Dunkeln anziehe.

Aber an so einem wichtigen Tag musste ich doch super aussehen! Wenn ich mit dem Antrag Recht hatte, dann wollte ich nicht in irgendwelchen versifften Klamotten „Ja!“ sagen. Wobei nur „Ja.“ doch bestimmt doof klingen würde… Was konnte ich denn noch dazu sagen? Ja, natürlich? Na klar? Oder sollte ich doch schlichtweg beim „Ja.“ bleiben?

Ich hatte nur noch eine Stunde Zeit, deshalb hielt ich mir mit einer Hand die Augen zu, drehte mich im Kreis und griff irgendwo rein. Ich hatte Hotpants rausgezogen und suchte jetzt nach dem Rest des dazugehörigen Outfits. Nach 10 Minuten in meinem typischen Chaos, fand ich es schließlich komplett zerknittert. Wieso musste ausgerechnet heute alles schief gehen? Ich schnappte mein Bügeleisen und bügelte, mehr schlecht als recht, meine Sachen, schlüpfte schnell hinein und rannte ins Bad, denn auch meine Haare hatten schon bessere Tage gesehen.

Dank meines Haarsprays, das beschlossen hatte den Geist aufzugeben, kam ich tatsächlich fünf Minuten zu spät ins Restaurant, wo Iori eigentlich hatte sein sollen, doch er war nicht da. Vielleicht war bei ihm auch alles schief gegangen und er verspätete sich auch. Ich wartete also vor dem Restaurant. Doch als er 20 Minuten später immer noch nicht da war, holte ich mein Handy heraus und rief ihn an. Zumindest versuchte ich es, denn er nahm den Hörer nicht ab, weder auf Handy, noch auf dem Haustelefon. War ihm vielleicht etwas passiert? Ich versuchte es noch einmal auf dem Handy – und wurde knallhart weggedrückt! Empört starrte ich mein Handy an, als könnte es etwas dafür, was gerade passiert war. So schnell ließ ich mich jedoch nicht abwimmeln, ich wählte Ioris Handynummer noch mal, diesmal ging jemand ran, doch es war nicht Iori. „Wer stört?“ Das war eindeutig eine Frauenstimme!

„Wer verdammt bist du denn?!“

„Wer will das wissen?“

„Wo ist Iori?“

„Bei mir.“, antwortete die Frau und kicherte unnötigerweise, dass mir wirklich schlecht wurde.

„Hier ist Ioris Freund.“, antwortete ich verspätet und versuchte ruhig zu klingen, was mir jedoch nicht besonders gut gelang.

„Du meinst wohl Ex-Freund.“

„Wieso?“

„Weil ich seine neue Freundin bin.“

„Seit wann? Ich will mit Iori sprechen!“

„Seit heute, aber das kann er dir ja auch selber erzählen. Iori-Schatz! Hier möchte dich jemand sprechen.“ Der Kosename erweckte in mir den Wunsch, mich sofort zu übergeben.

„Ja?“

„Wo bist du, du Mistkerl?“

„Jun! Hey, mit dir hatte ich ja gar nicht gerechnet. Ich hatte dir vorhin auf den Anrufbeantworter gesprochen.“ Ich hatte zwar mitbekommen, dass jemand angerufen hatte, doch war ich viel zu beschäftigt mit meinem Klamottenproblem und hatte einfach vergessen, den AB abzuhören.

„Ich hab gesagt, dass es mir wirklich leid tut, aber ich habe eine wirklich tolle Person kennen gelernt und mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Tut mir wirklich leid. Ich hab ja nichts gegen dich! Du bist wirklich ein toller Kerl, aber diese Frau hat einfach etwas, was du nicht hast.“ Wieder kicherte die Frau.

„Und was hat sie bitte? Hältst du das für in Ordnung, mich am Valentinstag nach drei Jahren so mir nichts, dir nichts zu verlassen?!“, schrie ich und kassierte verschiedene Blicke der Passanten.

„Es tut mir doch leid.“ Ich hörte genau, dass er log. „Aber ich liebe dich einfach nicht mehr. Du musst das akzeptieren. Ich wünsche dir noch einen schönen Valentinstag!“ Bevor ich noch etwas sagen konnte, legte er auf und ich schmetterte mein Handy gegen die nächstbeste Wand. Wie konnte er mir das antun?

„Glotz nicht so!“, schrie ich ein Mädchen an, dass mich erschrocken ansah. Sie dachte eindeutig, dass ich verrückt geworden war, schließlich hatte ich mein wirklich teures Handy gegen eine Wand gepfeffert.

Noch weiter bei meinen Handytrümmern zu stehen, erschien mir ziemlich bescheuert, schließlich konnte jemand mich dazu auffordern, meinen Müll zu beseitigen. Ich setzte mich in Bewegung und ging planlos durch die Straßen. Ich wusste nicht einmal, ob ich traurig oder sauer sein sollte. Ioris neuer Freundin hätte ich am liebsten die Gurgel umgedreht, damit sie nie wieder so albern kichern konnte und ihm selbst wünschte ich die schlimmsten Schmerzen herbei. Ich setzte mich auf eine Bank im Park und merkte erst dort, wie müde ich eigentlich war. Ich schloss kurz die Augen und es kam mir albern vor, dass ich mir tatsächlich vorgestellt hatte, wie Iori mir einen Antrag machen würde. Ich lachte kurz über mich selbst.

„So witzig fand ich das nicht.“, sagte jemand vor mir. Ich öffnete die Augen und sah einen blonden jungen Mann vor mir auf dem Boden sitzen.

„Was denn?“, fragte ich, denn ich hatte keine Ahnung, was Lustiges passiert sein sollte.

„Lachst du gar nicht über mich?“

„Nein, wieso sollte ich?“

„Weil ich mich gerade richtig peinlich abgeledert habe.“

„Das hab ich nicht gesehen.“ Das erklärte also, wieso er auf dem Boden lag.

„Da will man mal etwas für seine Gesundheit tun und geht joggen und dann packt man sich ab und hat blutige Knie. Boah! Ist dir nicht kalt?“, fragte er und zeigte auf meine freien Oberschenkel

„Nein, ich bin mittlerweile schon dran gewöhnt.“

„Ach so. Mir wird trotzdem kalt, wenn ich dich so ansehe. Wieso hast du dich so hübsch gemacht oder siehst du jeden Tag so aus?“

„Ich hab den Laufpass gekriegt.“

„Und da ziehst du dich hübsch an? Macht man da nicht normalerweise einen Depri-Tag zu Hause mit viel Schokolade?“

„Ja schon, aber nicht, wenn man sich fertig gemacht hat und dann die Trennung verkündet wird.“ Wieso erzählte ich diesem Kerl eigentlich das alles? Na gut, er war ganz niedlich, aber das war kein Grund ihm von meiner Trennung zu berichten.

„Hm… schon scheiße. Und das am Valentinstag? Muss aber ein ziemliches Arschloch sein. Wenn du mich nicht ausgelacht hast, wieso hast du dann gelacht?“

„Darf ich nicht?“

„Doch, klar! Aber ich frag ja nur.“

„Das geht dich absolut nichts an.“

„Okay… Ich jogge dann mal weiter und überlasse dich deinem Trennungsschmerz.“

„Den will ich aber gar nicht. Kennst du jemanden, der ihn mir wegnehmen kann?“

„Wie wäre es mit einer neuen Beziehung?“

„Dauert zu lang.“

„Na dann gib ihn mir! Dann jogge ich zum Fluss und ertränke ihn dort.“, sagte er und hielt mir beide Hände hin, als ob er erwartete, dass ich ihm etwas gab.

Ich lachte. Das war so eine süße Idee, mit der ich gar nicht gerechnet hatte. „Ich weiß gar nicht, wo er sich versteckt.“

„Im Herzen vermutlich. Soll ich ihn holen? Ich sehe den Übeltäter schon! Ist ein verdammt großes Vieh.“

„Nein ich behalte ihn erstmal, aber danke für den Vorschlag.“

Er nahm die Hände wieder weg und grinste mich an. „Gerne doch. Na wenigstens hast du jetzt mal über mich gelacht. Ist doch mal was! Das Leben ist nicht halb so schlimm, wie du gerade vielleicht denkst. Plane keinen Selbstmord, nur wegen irgendeiner Frau.“

„Mann.“

„Was?“

„Ich hatte einen Freund und keine Freundin.“

„Auch egal. Beide Geschlechter sind es nicht wert. Ich jogge dann mal weiter. Vielleicht fallen vor dir heute ja noch andere Kerle auf die Knie. Bye.“ Er winkte und joggte weiter. Ich sah ihm noch eine Weile hinterher und fand ihn noch knuffiger als zuvor.

Leider fiel mir an dem Tag keiner mehr auf die Knie. Ich beschloss als frischgebackener Single wiedermal wegzugehen, weil ich sowieso schon gestylt war. Ich versuchte mich mit allen Mitteln davon abzulenken, dass ich verlassen wurde, denn deprimiert sein, wollte ich nicht. Ich setze mich an den Tresen ohne etwas zu trinken, denn Durst hatte ich nicht, außerdem war mir gerade jemand ins Auge gefallen, der auf der Tanzfläche auf eine eigenartige Weise tanzte, die bei jedem anderen bescheuert hätte ausgesehen, doch bei ihm nicht. Er tanzte als einziger und um ihn herum hatte sich eine Menge angesammelt, die johlte und klatschte und ihn anfeuerte nicht aufzuhören. Ich gesellte mich zu der Menge und mir klappte die Kinnlade herunter, als ich den Jogger im Park erkannte. Jedoch war er extrem gestylt und kaum wiederzuerkennen.

Er beendete seinen Tanz, verbeugte sich ein paar Male, sah mich und grinste. „Danke! Danke! Danke! Autogramme gibt’s später.“ Er kämpfte sich durch die Menge auf mich zu, denn ich stand ganz hinten. Ein paar sehr interessiert dreinblickende Mädchen steckten ihm ihre Handynummern zu, die er grinsend entgegennahm und einen Moment später auf den Boden segeln ließ. „Hi.“, begrüßte er mich. „Wie geht’s denn so? Alles wieder okay bei dir?“

Ich nickte. „Natürlich. Noch ging es mir nicht schlecht.“ Ich sah an seinem Blick, dass er mir nicht glaubte, doch er sagte nichts in der Richtung. „Ich wollte mir gerade etwas zu trinken holen, kommst du mit?“ Wieder nickte ich nur.

ein ungebetener Gast

Wir setzten uns an den Tresen, wo ihm schon wieder Handynummern zugeschoben wurden, die er aber schnell in den nächsten Aschenbecher beförderte.

„Hast du eine Freundin oder wieso behältst du die Nummern dieser wirklich hübschen Mädchen nicht?“, fragte ich, weil er wirklich nicht nach dem Typ aussah, der besonders lange single blieb.

„Nein, eigentlich nicht. Ich hab aber kein Interesse an den Personen, die mir hier irgendwelche Zettelchen zu schieben. Schade ist nur, dass die Leute kein Interesse an mir zeigen, deren Handynummern ich annehmen würde.“ Er grinste mich an, als mir einfiel, dass ich gar nicht nach seinem Namen gefragt hatte. Das beschloss ich natürlich sofort zu ändern, denn er schien doch recht freundlich zu sein. „Darf man fragen, wie du heißt?“

„Wenn du mir sagst, wie du heißt.“

„Jun.“

„Riku.“

Und damit war unser Gespräch zunächst auch beendet. Wir saßen schweigend auf unseren Stühlen und ich sah in mein leeres Glas, das mal Bailey’s enthalten hatte. Einfach um irgendwas zu tun, bestellte ich noch ein Glas. Und noch eins. Und dann noch ein viertes.

„Wieso hast du keine Freundin?“, fragte ich plötzlich, ohne, dass es mich wirklich interessierte.

„Muss ich etwa eine haben?“

„Nein. Aber du scheinst keine Schwierigkeiten zu haben, eine zu finden.“

„Ich will aber keine finden. Ich hab mir schon jemanden rausgeguckt.“

„Ehrlich? Wen? Wenn du dich nicht traust, sie anzusprechen, dann mach ich’s für dich!“

„Es ist keine Frau.“

„Na dann sprech ich eben auch einen Kerl für dich an.“

„Lass das mal lieber sein. Du solltest dich nicht in meine Sachen einmischen.“

„Schade.“

Ich sah zur Tür und sofort klappte mir die Kinnlade herunter. Da kam Iori mir einem wirklich abscheulichen Weibsbild herein. Händchenhaltend.

„Wo guckst du hin?“, fragte Riku und folgte meinem Blick. Doch in der Richtung standen sehr viele Menschen, deshalb sah er mich wieder fragend an. „Jun?“

„Ich werde sie erwürgen.“, knurrte ich und hoffte, dass dieses Dreckstück meinen Blick spürte, was sie aber nicht tat.

„Wen willst du erwürgen?“, fragte Riku und sah wieder zur Tür.

Bevor ich wirklich wahrnahm, was ich tat, war ich schon aufgestanden und ging auf Iori zu. Uns trennten nur noch zwei Meter, als er tatsächlich seine Freundin umarmte und ihr dann auch noch unnötigerweise einen Kuss gab. Sofort blieb ich wie angewurzelt stehen und von einem Moment auf den anderen wurde mir plötzlich klar, dass er nicht mehr mein Freund war, dass er sich von mir getrennt hatte. Ich hatte es wohl doch nicht so gut vertragen, wie ich dachte. Im nächsten Augenblick fand ich mich auf dem Boden kniend wieder und Tränen rannen mir über die Wangen. Jemand kniete sich neben mich und fing an, mir vorsichtig den Rücken zu tätscheln. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich auf dem Boden hockte, doch als ich mich wieder beruhigt hatte, war weder Iori noch seine Freundin zu sehen. Irgendwelche Leute starrten mich mitleidig oder amüsiert an.

„Na komm. Wir setzen uns draußen auf eine Bank.“, sagte Riku, der neben mir hockte und mich tröstend anlächelte. Er half mir hoch und begleitete mich dann nach draußen, wo wir uns auf eine Bank niederließen und Riku wieder anfing meinen Rücken zu tätscheln.

„Ist schon okay. Ich werd’s überleben. Danke.“, schniefte ich und versuchte ihn dankend anzulächeln. Sofort nahm er seine Hand weg und sah mich immer noch besorgt an.

„Du hättest mein Angebot im Park annehmen sollen. Dann würde dein Kummer jetzt auf den Grund des Sees vor sich hin blubbern. Willst du ihn mir jetzt geben? Dann werfe ich ihn in eine Mülltonne.“

„Na gut, wenn du mir sagst wie.“

„Also: du musst dich darauf konzentrieren, dass du wirklich all deinen Kummer rausgeholt bekommst und dann holst du alles mit beiden Händen aus deinem Herzen raus und gibst es mir.“

Ich war mir ziemlich sicher, dass es total bekloppt aussah, was ich da tat, aber wenigstens konnte ich über Riku lachen, der „meinen Kummer“ wie etwas sehr Ekliges schnell zur weit entferntesten Mülltonne brachte uns es hinein warf. „So! Jetzt ist es weg. Wie fühlst du dich?“

„Besser als ich aussehe.“

„Dann muss es dir fabelhaft gehen, denn schlecht siehst du auf keinen Fall aus. Aber wenn du dir die verschmierte Schminke wegwischt, dann siehst du noch besser aus.“

„Ich geh jetzt einfach nach Hause.“, sagte ich und stand auf. „Dann leg ich mich einfach hin, denn ich bin todmüde.“ Auch Riku stand auf und drückte mich kurz an sich. „Das wird schon! Liebeskummer vergeht schneller, als du denkst. Schließlich hab ich ihn weggeworfen.“

Doch leider konnte ich nicht schlafen, obwohl ich das Gefühl hatte, dass ich selbst im Stehen einschlafen könnte. Morgens um 3:00 Uhr beschloss ich einfach mal aus Rache bei Iori anzurufen, weil ich wusste, dass er sein Handy nie ausschaltete, also stellte ich mein eigenes so ein, dass der Angerufene meine Nummer nicht sehen konnte und wählte die bekannte Nummer. Ich fragte mich ob ich noch etwas Anderes machen sollte, als nur anzuklingeln, doch mir fiel leider nichts Besonderes ein, also ließ ich es bleiben und ließ es nur ein paar Male klingeln. Noch bevor er den Hörer abnehmen konnte, legte ich schnell auf und hoffte, dass ich ihn geweckt hatte. Eigentlich war das eine ziemlich alberne und kindische Aktion, aber ich fand sie in dem Moment einfach passend. Da ich sowieso nicht schlafen konnte, setzte ich mich vor den Fernseher und schob einen DVD rein.

Den ganzen Morgen über gammelte ich in meiner Wohnung herum und suchte alles raus, was mich in irgendeiner Weise an Iori erinnerte, denn ich beschloss die Dinge wegzuwerfen, auf denen zu sehen war, dass ich mal so einen bescheuerten Freund gehabt hatte. Schmuck und alles andere, was wertvoll war, behielt ich natürlich. Komischerweise schaffte ich es gerade mal ein paar Klamotten, die er bei mir vergessen hatte, in die Altkleidersammlung zu werfen. Sogar die Fotos von ihm und mir, waren mir zu schade, um sie wegzuwerfen.

Nachdem ich also aufgeräumt und meine Augenringe begutachtet hatte, schmiss ich mich aufs Sofa und fragte mich, was ich den Rest des Tages machen sollte. Doch mein Magen gab mir die Antwort sehr schnell, denn kaum hatte ich mich bequem hingelegt, fing er an zu knurren und ich spürte das tiefe Loch, das unbedingt gefüllt werden wollte. Ich bewegte mich schlurfend zum Kühlschrank und öffnete die Tür; prompt lachte mich ein schimmelnder Käse an, der mich auch noch mit seinem Geruch überwältigte. Schnell knallte ich die Tür wieder zu und sah ein, dass ich mich wohl doch aus meinem Schlafanzug schälen und etwas anziehen musste, womit ich mich auf der Straße blicken lassen konnte. Im Bad ertappte ich mich dabei, dass ich hoffte, ich würde Riku treffen, denn der Kleine war mir innerhalb von einem Tag sehr ans Herz gewachsen, allein schon, weil er sich so niedlich anstellte.

Nachdem ich mich fertiggemacht hatte, fiel mir ein, dass ich mir auch etwas hätte liefern lassen können, doch jetzt war es auch zu spät. Ich schlenderte zur nächsten Fressbude, bestellte und nahm mein Essen mit, denn ich wollte mich in den Park setzen, schließlich könnte Riku wieder joggen und dann würde es sich doch anbieten ein bisschen mit ihm zu reden.

Ich setzte mich auf eine Bank und schaute nach rechts und links, doch von Riku war nichts zu sehen, dann begann ich damit, mein Essen aus dem reichlich vorhandenen Einwickelpapier zu holen. Natürlich war mir klar, dass ich für den Burger, den ich mir gerade in den Mund stopfte, mindestens zwei Tage hungern musste, aber das war mir egal. Für wen sollte ich denn versuchen, gut auszusehen? Als Single muss man ja nicht auf sowas achten, nur wenn man tatsächlich auf der Suche nach jemandem ist.

Zehn Minuten später, war Riku immer noch nicht vorbeigejoggt und wieder sah ich in beide Richtungen, aus denen er hätte kommen können, doch es gab kein Anzeichen auf einen blonden kleinen Jogger. Fast schon beleidigt warf ich meinen Müll weg und begab mich wieder nach Hause. Vielleicht joggte er ja nur abends und so hatte ich wenigstens einen Grund, meinen Hintern noch einmal aus der Wohnung zu bewegen. Doch wieder war er nicht zu sehen. Schade.

Stattdessen sah ich Iori, als ich auf dem Weg nach Hause war. Er stand vor meiner Haustür.

„Was machst du hier?“, fragte ich.

„Ich wollte dich besuchen.“

„Wieso?“

„Darf ich nicht?“

Ich sah ihn misstrauisch an. Was sollte er schon bei mir wollen? Schließlich hatte er mich eiskalt abserviert.

„Willst du mich nicht herein lassen?“, fragte er, nachdem ich ihn nur angestarrt hatte.

„Nein. Was willst du? Ich hab keine Zeit.“

„Na gut. Dann komm ich morgen mal vorbei okay? Bye.“ Noch bevor ich antworten konnte, hatte er sich schon umgedreht und war abgehauen.

Besäufnis

Am nächsten Morgen ging ich bei McDonald’s frühstücken und traf dort tatsächlich mal Riku an. Ich setzte mich neben ihn und sagte fröhlich: „Hi.“ Überrascht sah er mich an und grinste dann. „Hallöchen. Wie geht’s uns denn so?“

„Gut. Joggst du denn nicht regelmäßig?“

„Nö. Nur dann, wenn ich mal Bock dazu habe. Wieso fragst du?“

„Nur so.“, log ich. Wieso sollte ich ihm auch erzählen, dass ich mich in den Park gesetzt hatte und auf ihn gewartet hatte. Das würde doch fast so aussehen, als ob ich etwas von ihm wollte, doch das war nicht der Fall. Ich würde mich niemals nach zwei Begegnungen in jemanden verlieben.

„Und wie geht es deinem Ex?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Der ist gestern tatsächlich bei mir zu Hause aufgetaucht.“

Riku sah mich mit großen Augen an. „Nicht im Ernst.“

„Doch.“

„Du darfst ihn nicht so schnell wieder an dich ran lassen, sonst denkt er, dass er das immer wieder mit dir machen kann.“

„Ich habe ihn weggeschickt.“ Ein bisschen irritiert war ich schon. Wieso sollte ich Iori wieder zu mir lassen? Ganz bekloppt war ich auch wieder nicht, obwohl ich doch schon ein paar Mal darüber nachgedacht hatte, wie ich reagieren würde, wenn Iori zu mir zurückkommen wollen würde.

„Also wie ich dir eben schon gesagt habe: wenn er wieder bei dir auftaucht und nach einer neuen Chance bettelt, dann kannst du ihm die ruhig geben, aber dann würde ich an deiner Stelle ein bisschen Abstand zu ihm halten. Ich möchte mich ja eigentlich gar nicht in dein Leben einmischen, aber ich fände es schade, wenn dein Herz schon wieder gebrochen werden würde. Tut mir leid, aber ich muss dann mal los. Meine Eltern erwarten mich. Bye.“, sagte Riku, umarmte mich kurz und ging dann. Ich hielt es natürlich für selbstverständlich, dass ich Iori nicht sofort wieder verfallen würde.

Am Abend – ich war wieder wo anders essen gegangen – stand er jedoch schon wieder vor meiner Haustür und wartete.

„Was machst du schon wieder hier?“, fragte ich so genervt ich konnte.

„Na das klang aber gar nicht nett. Meine angebliche Freundin hat mich ganz fies hintergangen. Schon am zweiten Tag! Und dann ist mir plötzlich klar geworden, was ich eigentlich an dir hatte und wie bescheuert ich war, dich abzuservieren. Es tut mir so leid.“ Bei diesen Worten umarmte er mich und gab mir anschließend einen Kuss.

Mir fiel Rikus Rat wieder ein, deshalb stieß ich Iori von mir weg und sah in böse an. „Wieso hast du das gemacht? Denkst du wirklich, dass ich dich wieder zu mir lasse, nur weil du mir so eine herzerweichende Geschichte erzählt hast?“

„Ich habe mir schon gedacht, dass du so denken würdest. Aber ich hab wirklich an deine Liebenswürdigkeit appelliert.“ Und dann sah er mich so an, wie er es immer getan hatte, um mich weich zu kriegen und auch dieses Mal klappte es; ich ließ ihn tatsächlich in meine Wohnung.

„Ich hole mir mal eben etwas zu trinken. Möchtest du auch etwas, Schatz?“, fragte er und lächelte mich zuckersüß an. Das, was er zu trinken holte, stellte sich als Alkohol raus und es blieb nicht nur bei einem Glas.
 

Am nächsten Morgen machte ich erschrocken die Augen auf und starrte die Wand an. Jemand atmete mir in den Nacken und ich musste erschrocken feststellen, dass es Iori war. Krampfhaft versuchte ich mich an den restlichen Verlauf des Abends zu erinnern, doch es misslang mir. Ich hatte mich bis zum Filmriss betrunken und das auch noch mit meinem Ex, der jetzt bei mir im Bett lag und aufgrund meiner nicht vorhandenen Klamotten konnte ich mir gut vorstellen, was noch passiert war.

Ich sammelte ein paar Klamotten ein, fühlte mich durch meine Kopfschmerzen und die Übelkeit komplett erschlagen und eilte ins Bad, wo ich mich unter die Dusche stellte und mich selbst verfluchte! Riku hatte mich doch davor gewarnt. Ich hätte auf ihn hören sollen. Doch so eine gute Eingebung kam leider immer zu spät bei mir.

Ich zog mich an, schmiss ein paar Kopfschmerztabletten ein und stellte mich dann vor den Spiegel. „Wieso muss immer mir so ein Scheiß passieren?“, flüsterte ich in meinem Spiegelbild zu, da klopfte es an der Tür. „Bist du fertig? Ich muss mal ganz dringend ins Bad.“, sagte Ioris Stimme auf der anderen Seite der Tür.

„Hau ab! Ich will dich nicht sehen. Verschwinde, du wohnst doch nicht besonders weit weg.“

„Na das ist aber gar nicht nett. Erst so tun, als ob du mich immer noch liebst und dann schmeißt du mich raus.“

Ich stieß die Tür auf, die genau Ioris Nase traf und fauchte ihn an: „Du hast mir Alkohol angedreht und dann ausgenutzt, dass ich komplett hacke war!“

„Jetzt brauch ich aber ein Taschentuch. Meine Nase blutet.“ Doch ich dachte gar nicht daran, ihm auch nur irgendetwas zu geben. Ich schob ihn meinen Flur entlang und schubste ihn aus meiner Wohnung ins Treppenhaus. „Ich will dich nie wieder sehen, klar?!“, schrie ich ihn an und knallte dann die Tür zu.

„Du weißt schon, dass du mich grad klamottenlos ausgesperrt hast oder?“, fragte Iori und zu meinem Vergnügen klang er panisch. Aus Spaß tat ich so, als ob ich ihn nicht hören konnte, stattdessen legte ich mich aufs Sofa und sah die Decke an. Eine ganze Weile lang hämmerte er gegen die Tür und schrie, dass ich ihn gefälligst wieder hereinlassen sollte, aber ich ließ mich nicht stören und schaltete den Fernseher an, sodass er das Geklopfte komplett übertönte.

Nach fast zehn Minuten gab er schließlich nach, jedenfalls klopfte er dann nicht mehr gegen die Tür. Doch um ganz sicher zu gehen wartete ich bis zum Abend, um meine Wohnung zu verlassen und irgendwo essen zu gehen, denn mein Kühlschrank war immer noch leer und nachdem meine Kopfschmerzen beinahe vollständig verschwunden waren, kam auch mein Appetit wieder. Ich öffnete die Tür einen Spalt breit und schielte ins Treppenhaus, obwohl es mir unsinnig vorkam, dass Iori immer noch splitterfasernackt in einem Gebäude sitzen würde, statt sich von sonstwem abholen zu lassen.

Ich holte mir mal wieder etwas bei McDonald’s und setzte mich damit in den Park. Kaum hatte ich mir eine Pommes frites in den Mund gesteckt, da ließ sich Riku auch schon schwer atmend neben mir auf die Bank fallen.

„Boah bin ich fertig! Ich jogge schon seit einer geschlagenen halben Stunde.“, schnaufte er. „Wieso stopfst du dir nur solchen Fastfood-Kram rein? Du wirst noch dick, wenn du so weiter machst. Kannst du nicht kochen?“

„Doch… aber ehrlich gesagt habe ich im Moment keine Lust zu kochen und außerdem hat mein Kühlschrank ordentlich abgespeckt. Und, wie der Name schon sagt, bekomme ich Fastfood schneller, als wenn ich kochen würde. Das bieten sich nun mal an, wenn man Hunger hat.“

„Und hast du rausbekommen, was dein Ex bei dir wollte?“

„Ja, das hab ich.“

Er sah mich erwartungsvoll an. „Und?“

„Du hattest recht und ich habe trotzdem nicht auf dich gehört.“

Riku starrte mich ungläubig an. „Nicht im Ernst oder?“

„Doch… aber ich war komplett betrunken.“

„Das ist keine Entschuldigung.“

„Ich weiß.“ Mein Appetit war mir vergangen, deshalb starrte ich meinen Burger nur an und wieder wurde mir klar, was für einen Mist ich eigentlich gebaut hatte, indem ich Iori einfach nur in meine Wohnung gelassen hatte.

„Jetzt guck doch nicht so traurig.“, sagte Riku. „Ich würde dich ja knuddeln, aber im Moment bin ich ziemlich verschwitzt und das wäre nicht so wirklich angenehm für dich. Stattdessen lade ich dich in zwei Stunden auf einen Drink ein. Was hältst du davon?“

Ich überlegte kurz. Es würde eigentlich nichts dagegen sprechen, mit ihm irgendwo hinzugehen, aber immerhin kannte ich ihn noch nicht so lange und da war es doch ganz bestimmt nicht ratsam, mich in seiner Gegenwart zu betrinken, schließlich weiß so ziemlich jeder, wie liebesbedürftig man besoffen wird und was man alles in dem Moment zu tun bereit ist. Aber ich schätze Riku nicht so ein, als ob er solche Absichten verfolgte, deshalb sagte ich zu und traf mich zwei Stunden später mit ihm in einer Bar, wo wir uns an einen Tisch auf eine Eckbank setzten und nachsahen, was es hier zu trinken gab. Als wir bestellten, beließ ich es erst bei einem alkoholfreien Drink, dann noch einen und danach nur noch Caipirinhas und Smirnoffs.

So kam es leider genau dazu, was ich hatte vermeiden wollen: ich wurde betrunken. Immer wieder rückte ich ein Stückchen näher an Riku heran, ohne wirklich zu wissen wieso. In dem Moment fand ich ihn nur allzu anziehend und irgendwann saß ich genau neben ihm und lachte über so ziemlich alles, was er sagte, auch wenn es eigentlich im „normalen“ Zustand kein bisschen witzig war. Dabei kam ich mir ziemlich blöd vor, aber immerhin hatte ich erreicht, dass ich jetzt schon fast auf seinem Schoß saß und sein Parfum riechen konnte.

Ich bestellte noch einen Smirnoff und legte mich auf Rikus Schoß. „Bei mir dreht sich schon alles.“, lachte ich und malte mit dem Zeigefinger ein paar Kreise in die Luft.

„Das glaub ich dir aufs Wort.“, nuschelte Riku. „Mir geht’s auch nicht besser. Vielleicht sollten wir jetzt gehen.“

„Aber wir haben doch grad erst bestellt.“

„Dann trinken wir noch zu Ende, bezahlen und gehen.“

„Okay. Das können wir so machen.“

Unsere Getränke wurden recht schnell gebracht, sodass ich mich wieder hinsetzen musste. Im Liegen hatte sich alles nicht so schnell gedreht. Ich schloss kurz die Augen und hoffte, dass sich nichts mehr drehen würde, wenn ich sie wieder öffnen würde, doch es hatte sich gar nichts geändert. Ich drehte mich zu Riku um, der gerade einen tiefen Schluck seines Caipirinhas nahm und verspürte plötzlich das Verlangen, seinen Hals zu liebkosen. Ich bückte mich gerade zu ihm, als er aufstand, „Bad.“ sagte und wegtaumelte.

Eine Minute später kam er wieder. Ich hatte mittlerweile meine Flasche halb geleert, hatte aber immer noch dieses Verlangen, das eindeutig durch den Alkohol ausgelöst worden war. Als Riku sich wieder neben mich setzte, wollte ich gerade meine Chance ergreifen, als er plötzlich seinen Kopf drehte und ich stattdessen einmal über seine Lippen leckte. Wir sahen uns erschrocken an. Ich hatte erwartet, dass er nach so einer peinlichen und misslungenen Aktion, aufstehen und gehen würde, doch stattdessen lachte er und fragte: „Was sollte das denn werden? Das geht doch ganz anders!“ Schade wäre es gewesen, wenn er nicht darauf bestanden hätte mir zu zeigen, wie man es eigentlich richtig machte.

Ende

Wie und wann ich nach Hause gegangen war, wusste ich nicht mehr, aber ich wachte vollständig angezogen und verkatert auf. Ich sah auf meine Uhr, die verkündete, dass es Nachmittag war.

Ich schleppte mich unter die Dusche, zog mich an und betrachtete mein Spiegelbild. „Du siehst schlimm aus, mein Lieber.“, sagte ich laut und dann: „Ach du Scheiße!“ Ich drehte meinen Kopf ein Stück zur Seite, sodass ich meinen Hals sehen konnte, der von einem nicht zu übersehenden Knutschfleck geschmückt war. „Ach nö. Das kann doch nicht wahr sein! Jun, du bist ein verdammter Idiot! Wieso machst du die letzten paar Tage alles falsch?“ Ich jammerte noch eine Minute vor mich hin und kroch dann unter meine Bettdecke. „Das habe ich alles geträumt. Wenn ich aufwache, dann bin ich weder Single, noch habe ich so ein verdammtes Ding am Hals.“, dachte ich und schlief sofort ein.

Als ich aufwachte, hatte sich aber leider überhaupt nichts geändert. Mein Kopf fühlte sich immer noch so an, als ob er jeden Moment explodieren würde und der Knutschfleck war leider auch noch da.

Den Rest der Woche setzte ich keinen Fuß vor die Tür und so scharf darauf Riku wiederzusehen, war ich komischerweise auch nicht, obwohl ich den Abend mit ihm sehr genossen hatte und auch Spaß hatte. Leider war es mir viel zu peinlich wieder mit ihm zu reden und vermutlich wollte er mich nach dieser Aktion auch nicht mehr wiedersehen, aber natürlich konnte ich mich in dieser Sache auch irren. Wäre alles ohne das Zutun von Alkohol von statten gegangen, wäre es auch nur halb so schlimm, wie ich es im Moment fand.

Am späten Nachmittag zwangen mich mein Kühlschrank und mein Magen nach draußen und in den Supermarkt, wo ich – wie sollte es auch anders sein – Riku begegnete. „Hi!“, rief er quer durch das ganze Gebäude und winkte mir grinsend zu, wobei sein T-Shirt ein Stückchen nach oben rutschte und einen wunderhübschen Bauch enthüllte.

„Hallo.“, sagte ich, als ich schließlich neben ihm stand.

„Muss ich mich dafür entschuldigen, was passiert ist?“, fragte er und sah mich fragend an.

Ich zuckte nur mit den Schultern und sagte dann: „Nö… eigentlich nicht. Das war doch auch meine Schuld und du hast ja auch nichts gemacht, was in irgendeiner Form schlimm war. Wir können es doch einfach vergessen und so tun, als ob dieser Abend niemals stattgefunden hat.“

„Und wenn ich das nicht möchte?“

„Dann musst du mir einen Grund sagen, wieso du es nicht vergessen willst.“

„Ich hab einen ganz einfachen Grund. Und zwar fand ich es weder schlimm noch sonst etwas, außer klasse.“, sagte er und grinste mich an. „Ich wollte doch gerade nur wissen, ob du es so schlimm findest, dass du sogar eine Entschuldigung von mir erwartest. Erklärst du mir, wieso du es vergessen willst?“

Mit dieser Antwort hatte ich gar nicht gerechnet und schon gar nicht damit, dass er den Abend klasse fand. „Also… so furchtbar fand ich es ehrlich gesagt nicht, aber es stört mich doch sehr, dass es mit viel Alkoholeinfluss passiert ist und somit vielleicht von dir gar nicht ernst gemeint war.“

„Na wenn der Alk dein einziges Problem ist, dann lade ich dich jetzt ganz alkoholfrei zum Grillen bei mir zu Hause ein. Was sagst du dazu?“

„Na gut… Wann?“

„Jetzt.“

„Jetzt gleich?!“

Riku nickte lebhaft. „Ja! Ich kaufe gerade alles Nötige ein und dann kannst du ja gleich mit zu mir kommen und dann grillen wir. Oder hast du etwas Anderes und viel Wichtigeres vor?“

Und so kam es, dass ich eine knappe halbe Stunde später auf Rikus Balkon auf einer Bank saß und zusah, wie er seinen Grill mit Mühe und Not zusammenbaute. Zwar hatte ich ihm angeboten, zu helfen, aber er hatte darauf bestanden, alles allein zu machen. Ich sollte es mir nur bequem machen und ihn den Rest erledigen lassen.

„So! Fertig. Jetzt hol ich nur noch alles, was wir brutzeln lassen können. Bist du Vegetarier?“, fragte Riku, nachdem er – endlich – den Grill komplett aufgebaut vor sich stehen hatte. Ich schüttelte den Kopf und sah schon die Sonne untergehen.

„Gib mir einen Moment, dann hast du gleich etwas zu Essen auf dem Teller.“, sagte Riku und verschwand in der Küche. Währenddessen saß ich immer noch auf dem Balkon und fror mir den Hintern ab. Mittlerweile hatte ich schon das Gefühl, dass ich festgefroren war, als Riku auf den Balkon gelaufen kam: „Ich hab ja total vergessen, dass du hier draußen in der Kälte sitzt! Komm schnell rein. Jetzt wo es dunkel ist, wird es auch immer kälter und ich will doch nicht, dass du krank wirst!“ Er schob mich in die Küche, wo ich mich dann schließlich auf einen Stuhl setzte und Riku beim Herumwerkeln zusah, was tatsächlich mehr Spaß machte, als ich es gedacht hatte, denn immer wenn er sich streckte um irgendetwas zu holen, entblößte er seinen wirklich sehr hübschen Bauch.

„So! Jetzt hab ich alles fertig! Gib mir zehn Minuten, dann ist das auch alles gegrillt.“

„Kein Problem. Lass dir Zeit. Ich hab noch gar keinen richtig großen Hunger.“, log ich. Riku grinste und hoppelte auf den Balkon, gerade in dem Moment fing mein Magen armselig an zu knurren. Doch er musste nicht besonders lange warten, da kam Riku auch schon wieder hereingelaufen und deckte ganz schnell den Tisch. „So!“, sagte er und setzte sich mir gegenüber. „Guten Appetit!“

Die ganze Zeit über, als ich bei ihm war, quatschten wir über alles Mögliche und lachten uns zum Teil richtig schlapp. Es kam mir nur so vor, als würde ich mit einem guten Freund etwas Zeit verbringen. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt, als er mich eingeladen hatte. Niemals hätte ich erwartet, dass wir einfach nur zusammen am Tisch sitzen und wie Bekloppte über jeden Mist lachen würden.

Sehr spät nachts beschloss ich schließlich doch nach Hause zu gehen, obwohl Riku mir angeboten hatte, bei ihm zu schlafen, weil es doch so „dunkel und gruselig“ draußen war. Doch weil ich es von Grund auf nie mochte, bei anderen zu schlafen, lehnte ich ab.

„Ich ruf dir ein Taxi!“, rief Riku und holte sein Handy hervor.

„Ich hasse Taxen.“

„Dann bringe ich dich eben nach Hause!“

„Ich kann auch alleine gehen. Wieso willst du nicht, dass ich in der Dunkelheit nach Hause gehe? Das mache ich seit mindestens einhundert Jahren.“

„Na und?! Es ist dunkel und widerlich draußen und in meiner Gegend laufen immer gruselige Gestalten durch die Gegend und die sehen ganz fies aus. Also lass mich dir ein Taxi holen oder schlaf einfach bei mir. Ich habe ein wunderbar weiches Gästebett, in dem du schlafen könntest. Und morgen mache ich dir meinetwegen auch Frühstück oder sonst was, aber BITTE geh nicht nach Hause. Also im Sinne von mit den Beinen gehen.“ Er verschränkte dir Arme vor der Brust. „Also? Taxi oder Gästebett?“

„Zu Fuß nach Hause.“

„Gut. Dann komme ich aber mit.“

Ich sah ihn erstaunt an. „Wie mitkommen?“

„Gib mir eine Minute, um meine Sachen zu packen. Ich bringe dich nach Hause und dann traue ich mich nicht allein zurück und muss dann einfach bei dir schlafen.“, antwortete er und lief den Flur entlang in sein Schlafzimmer, aus dem er eine Minute später mit einem Rucksack und den Worten: „Wir können.“, wieder auftauchte. „Also? Taxi, Gästezimmer oder ich geh zu dir.“

„Na dann musst du eben zu mir. Ich hasse nämlich Taxen, wie ich dir eben schon gesagt habe, und bei anderen Leuten zu schlafen, finde ich furchtbar.“

Als wir bei mir ankamen, fiel mir ein, dass ich gar kein Gästebett hatte, doch als ich dies Riku offenbarte, schlug er einfach vor, dass wir doch beide in meinem Bett schlafen könnten, wenn es mir denn nichts ausmache. Natürlich machte es mir nichts aus! Ganz im Gegenteil sogar! Wir machten uns beide fertig und ich hatte mich sogar schon aufs Bett gesetzt, als Riku meine Fernsehzeitschrift in die Hand nahm, ein paar Sekunden drauf starrte und dann begeister fragte, ob wir nicht SAW gucken wollten, der gerade angefangen hatte. Obwohl ich absolut keine Lust hatte, einen Horrorfilm meinem Schlaf vorzuziehen, tat ich es trotzdem.

Während des Films krallte ich meine Fingernägel immer wieder in mein Kissen und vergaß sogar manchmal zu blinzeln. Das war jedoch nicht das schlimmste, denn ich saß an der offenen Tür zum dunklen Flur und hörte alle möglichen Geräusche, die gar nicht da waren und meinte immer aus dem Blickwinkel eine Bewegung wahrzunehmen, was ich mir jedoch einbildete, aber trotzdem alle fünf Sekunden ängstlich in die Dunkelheit starrte.

Nachdem der Film – endlich – vorbei war, quatschte Riku darüber, wie toll der Film doch war und dass er ihn sich wesentlich gruseliger vorgestellt hatte.

Kaum hatte er sich hingelegt, schon war er eingeschlafen, während ich noch an meine Decke starrte und die Ohren spitzte, ob jemand meinen Flur entlang schlich. Jedoch wurde mir die Decke zu langweilig und ich drehte mich auf die Seite, sodass ich genau in Rikus Gesicht schaute. Er war so furchtbar niedlich! Hatte ich überhaupt die Haustür abgeschlossen? Schnell stand ich auf und machte das Licht im Flur an und rannte beinahe zur Tür, um dort feststellen zu müssen, dass ich tatsächlich bereits abgeschlossen hatte und mit meiner Lichtaktion hatte ich auch noch Riku geweckt.

„Was machst du denn?“, nuschelte er.

„Nichts. Geh wieder schlafen.“

„Du aber auch.“

„Natürlich.“

Ich träumte die ganze Zeit über von irgendwelchen dunklen Räumen, in denen die SAW-Puppe auf mich wartete und immer wieder kicherte, so wie sie es in dem Film immer getan hatte. Das war auch der Grund dafür, wieso ich schlecht schlief und morgens um fünf Uhr aufwachte und auch gleich, nachdem ich Riku ein Wenig angehimmelt hatte, aufstand und zum Bäcker ging.

Wieder zu Hause angekommen stellte ich erst einmal die Brötchen auf meinen Esstisch und sah dann nach Riku, der aber nicht mehr im Bett lag, sondern vermutlich unter der Dusche stand, was ich an den Geräuschen erkannte, die (natürlich) aus dem Bad kamen. Um nicht einfach nur blöd herumzustehen, beschloss ich einfach schon mal, den Frühstückstisch hübsch zu decken. Ich packte den ganzen frühstückstauglichen Kram aus meinem Kühlschrank auf den Tisch und verbreitete es so, dass es nicht mehr aussah, wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen Zeug, den ich im Kühlschrank gefunden hatte.

„Oi! Du hast den Tisch aber schön gedeckt.“, sagte Riku, der gerade mit klitschnassen Haaren die Küche betreten hatte und mich dabei zu Tode erschrocken hatte, da ich ganz in meine Dekoarbeiten vertief gewesen war. Er setze sich auf einen Stuhl und bestaunte mein Werk.

„Und wie fandst du den Film gestern eigentlich? Ich hab die ganze Zeit über gequasselt und dabei gar nicht bemerkt, dass du noch gar nichts gesagt hattest.“

„Also… ich fand den ganz okay.“, log ich. „Na dann, guten Appetit.“ Ich setzte mich gegenüber von ihm auf einen Stuhl und betrachtete meine wirklich gelungene Tischdeko. Wir frühstückten, ohne auch nur ein einziges Wort zu wechseln. Egal wie krampfhaft ich nach einem Thema suchte, über das man sich unterhalten konnte, mir fiel einfach nichts ein.

Nachdem wir unser Frühstück beendet hatten, stand Riku auf und sagte: „Danke schön, dass ich hier schlafen durfte und vielen Dank für das Essen. Ich werde dann auch mal nicht weiter stören und nach Hause gehen.“ Er stand auf und ging zur Tür, wohin ich ihm natürlich folgte. „Ciao.“, sagte er und gab mir einen Kuss auf den Mund. „Du kannst mich jederzeit besuchen kommen, wenn du willst.“, sagte er schließlich noch und lächelte mich an.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  julien
2008-10-05T12:05:35+00:00 05.10.2008 14:05
huch, das war jetzt das ende? also das ist ja echt nicht so ganz abgerundet. mmh ja schade dass es nun schon vorbei ist. hätte gerne noch mehr gelesen. den rest muss man sich dann wohl denken ;)

Von:  maJinMa0
2008-09-21T18:08:14+00:00 21.09.2008 20:08
eh...wasn das fürn ende ;_;
also ich hatte mir was adneres erwartet *drop*
*snüff*
da fehlt das schnulzige irgedwas...
Von:  maJinMa0
2008-09-07T12:11:24+00:00 07.09.2008 14:11
wieder ein echt tolles kapi *-*
der arme iori xDD
aber kein mitleid für so jemanden ><'''''
(auch wenn ich ihn eigentlich mag xD)
ich find das mit riku wird immer niedlicher *.*
schnell weiter schreiben hai
ich hab so auf das kapi gewartet...jetzt muss ich wieder warten ;_;
Von: abgemeldet
2008-09-02T17:02:39+00:00 02.09.2008 19:02
promiskuitives stück^^

dein irori ist argh....unsymphatisch xD

freu mich aufs nächste kapitel
Von:  julien
2008-08-31T16:18:04+00:00 31.08.2008 18:18
naja man kann es jun ja eigentlich nicht verübeln, dass er bei so jemanden wie iori wieder schwach wird^^ und da die trennung ja noch nicht lange her ist, ist es nur verständlich, dass er sich halt so schnell wieder weich klopfen lässt. aber iori ist trotzdem ein arsch und damit meine ich nicht das betrunken machen, sondern dass er jun erst verlässt, von seiner trulla betrogen wird und dann meint zu jun zurückgehen zu können.
riku ist niedlich. irgendwann musste ja mal was zwischen den beiden passieren und dass er ihm zeigt, wie man richtig küsst, ist auch niedlich^^
schönes kapitel.
Von:  maJinMa0
2008-08-11T20:07:12+00:00 11.08.2008 22:07
ja das 2. kap is auch sehr süß geschrieben^^
mach wirklich lust auf mehr...und ich muss es wissen xD ich penn beim lesen immer ein xD
vor allem wenns nicht sehr spannend ist^^
aber die story is so niedlich, dass meine augen offen bleiben und ich mich auch aufs nächste kap freue
Von:  _Cross_
2008-07-29T08:39:03+00:00 29.07.2008 10:39
Ich will auch so ein blondes Wuschelchen u.u
Der einen-anlächelnde Käse ist auch sehr nett, aber die Hamster toppt glaub ich nichts mehr...XD
Von:  julien
2008-07-15T20:25:14+00:00 15.07.2008 22:25
woah. wie ist iori denn drauf? :|
der hat ja nerven nach 3 jahren so was abzuziehen.
die szene mit dem jogger (riku?) fand ich total toll.
das mit dem trennungsschmerz suchen und in den fluss werfen. da musste ich glatt awwwwwen ;)
nun bin ich ja mal gespannt, wie es mit riku weitergeht. ich schätze jun tröstet sich mit ihm über den trennungsschmerz hinweg? ;)
Von:  maJinMa0
2008-07-13T16:45:24+00:00 13.07.2008 18:45
was schon alle? ._.'
schreib schnell weiter ja^^
das ne schöne ff *.*
riku is so plüschig süß^^
Von: abgemeldet
2008-06-28T17:54:28+00:00 28.06.2008 19:54
erste<3
viele entwicklungen für nur eine seite text...aber es hat mich zum schmunzeln gebracht und das is schon mal gut<3
mal sehen wie es weitergeht
*wink*


Zurück