I
Eine recht kurze Ff, ein One-Shot.
Den hab ich vom PC runtergesucht als Entschuldigung für die Leser von After the Rain.
Im Moment kann ich einfach noch nicht so lange Kapitel schreiben, weil meine Handverletzung noch nicht ganz verheilt ist.
Gomen.
Und viel Spaß beim Lesen.
Kennst du das Gefühl? Du, alleine, inmitten einer großen Gruppe, einsam, verlassen. Mit einem klammen Gefühl, einer Enge um deinen Brustkorb, du kriegst kaum noch Luft. Das Veilchen unter den Rosen. Die Wüstenkaktee zwischen den Urwaldbäumen.
Du stehst da. Beobachtest. Das Lachen, die Vertrautheit untereinander. Und dann spürst du die abwertenden Blicke. Das Desinteresse, ja, eigentlich sogar die Abneigung dir gegenüber. Hörst das Flüstern, das Zischen, hörst, dass sie über dich reden. Über den Außenseiter in ihrer Mitte.
Verzweiflung, Wut, Angst, Resignation geben sich die Hand. Du weißt nicht mehr, was du fühlen sollst. Du drehst dich um dich selbst. Im Kreis. Immer schneller. Außer Atem taumelst du hin und her. Hasserfüllte Blicke, angsterfüllte Blicke. Du kannst sie nicht mehr ertragen. Immer wieder und wieder erkennst du die Botschaft darin. Furcht, große Furch und Abneigung, sogar Hass. Nicht gegen dich. Sondern gegen das Monster in dir. Doch ist dies nicht ein Teil von dir? Gehört es nicht zu dir dazu? Du selbst bist das Ungeheuer, das Angst und Schrecken sät. Ja, so ist es.
Du drehst dem hämischen Gelächter, den argwöhnischen Blicken, den verletzenden Gesprächen den Rücken zu. Es ist zu viel. Du kannst nicht mehr lachen, nicht mehr fröhlich sein. Es ist vorbei. Stattdessen rennst du. Fliehst. Um dein Leben. Um deine Seele. Um dich vor dir selbst zu bewahren. Ungeweinte Tränen bahnen sich nun doch ihren Weg. Sie erleichtern dich, sie bedrücken dich. Zur selben Zeit. Endlich von den Tränen befreit aufatmen. Vorher waren deinen Augen trocken, schmerzend. Doch das kühle, salzige Nass, das dir die Wangen runterläuft, hat sie besänftigt. Keine Schmerzen mehr, zumindest nicht mehr dort.
Du schließt die Augen. Wartest. Endlich sind die Tränen trocken. Du öffnest die Augen und dann...
Dann erkennst du sie, die Einsamkeit, die wie eine schwarze Wolke um dich herumhängt. Sie umgibt dich, schneidet dich vom Rest der Welt ab, von deinen Mitmenschen. Diese schlagen einen großen Bogen um dich. Deinen traurigen Blick hinter der fröhlichen Fassade bemerken sie nicht. Oder kümmert er sie nicht? Deine verlorene Kindheit interessiert sie nicht. Der Verlust deiner Eltern berührt sie nicht. Dein Leben hat für sie nur einen Nutzen, ein Gefängnis für ihre größte Angst. Ansonsten ist es wertlos für sie, genau wie für dich.
Die Trauer, die Einsamkeit, sie drohen dich zu überwältigen. Dich immer tiefer in die Schatten zu ziehen. Verzweiflung treibt einen oft zu weit. Wenn das Leben keinen Sinn hat, dann hat es keinen Sinn zu leben. Als einsame Insel inmitten des Meeres angefüllt mit Menschen. Verlassen. Unbewohnt. Einsam. Unbeseelt?
Doch, gibt es in der Dunkelheit, die dich erfüllt, vielleicht noch einen winzigen Schimmer Hoffnung?
Ein schwaches Leuchten, auf das mit letzter Kraft zugehst. Für dich ein Leuchten, für die Menschen eine weitere Wolke voll Finsternis und Einsamkeit. Du zögerst, bleibst stehen und schaust diese Wolke an. Zweifelnd. Misstrauisch. Kann es noch jemanden geben, der so einsam ist? So allein? So verloren?
Ja, es ist wahr. Das wird dir plötzlich klar. Die Tränen versiegen vollends. Ein vorsichtiges Lächeln breitet sich aus. Du spürst den Blick deines Gegenübers, richtest dich auf, wirst mit Energie durchströmt. Das ist es. Deine Chance, deine Möglichkeit. Das Lächeln wird stärker, erreicht deine Augen, erfüllt dich mit neuem Leben. Mit neuer Kraft. Und in diesem Moment fasst du einen Entschluss: Das hier wird dein Freund. Mit ihm zusammen willst du die Finsternis besiegen und mehr Freunde kriegen. Deine Zukunft soll angefüllt werden mit Leuten, die dir am Herzen liegen.
Und so wird es kommen. Du weißt es. Es wird Zeit, dass du Fliegen lernst.
Danke fürs Lesen
Hab euch lieb
Eure Chimikochan
