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Das Leben danach

Kriegsende und jetzt?
von

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Yuma

Das königliche Flaggschiff landete im Raumflughafen Yuma. Commander Eagle und ein Krankenwagen standen bereit und warteten. Die Rampe öffnete sich. Wenig später trat der König aus dem Schiff heraus und ging auf Aprils Vater zu. Die beiden Männer reichten sich die Hände zur Begrüßung.

Nach und nach trat auch der Rest heraus.

Saber Rider, Colt, Fireball und Mandarin salutierten vor ihrem Boss.

April hingegen rannte zu ihrem Vater und fiel ihm um den Hals.

Einige Wachen des Königs schoben ein Krankenbett aus dem Schiff. Deena, sie hatte ihre Tasche geschultert, und Prinz Roland begleiteten Trista, die immer noch sehr geschwächt von ihrer Verletzung war. Die Wachen schoben Trista, in ihrem Bett liegend, an Commander Eagle vorbei und brachten sie zum Krankenwagen.

Deena trat auf Aprils Vater zu. „Sir“, begrüßte sie ihn.

„Schön euch beide wieder zu sehen“, lächelte der Kommandant erleichtert.

Die Schwarzhaarige umarmte ihre Freundin, drückte ihr ein Küsschen auf die Wange und stieg in den Krankenwagen ein. Zuallererst musste Trista in die Klinik.

Prinz Roland stellte sich zu den anderen.

„Lasst uns in mein Büro gehen“, verkündete der Kommandant. Gemeinsam gingen sie ins Hauptquartier und saßen wenig später in der Besprechungsecke zusammen, jeder mit einer Tasse Kaffee vor sich.

Nach einigen Stunden und mehreren Tassen Kaffee war der Kommandant über alles Geschehene informiert. Und er verstand jetzt auch, woher Fireball seine Verletzungen im Gesicht hatte. Sein Team stand wie immer mit vollem Körpereinsatz vor den Feinden.

Schließlich stand König Jarred auf. „Wir werden uns jetzt auf den Heimweg begeben. Mein Land regiert sich nicht von selbst.“

Kommandant Eagle stand ebenfalls auf und reichte ihm die Hand. „Vielen Dank für eure Hilfe, König Jarred. Ich weiß gar nicht, wie ich mich dafür revanchieren kann.“

„Nichts zu danken, Kommandant. Hätten wir Schwierigkeiten sind Sie genauso für uns da.“

„Ich schicke Ihnen in Kürze die Star Sheriffs zur Monarch Supreme. Sie werden die Sternengleiter wieder herausholen.“

„Ist gut, Kommandant Eagle.“ Die beiden reichten sich nochmals die Hände. Auch Prinz Roland stand auf und verabschiedete sich.

Die beiden königlichen Hoheiten verließen das Büro.

Commander Eagle blickte seine Truppe an: „Euer Urlaub ist vorbei. Ich brauche eure Entscheidung. Team Ramrod wird mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Könnt ihr euch vorstellen weiterhin für die Kavallerie zu arbeiten? Euer Einsatzgebiet wird Alamo werden. In der Ausbildungsstätte werdet ihr wohnen und unterrichtet die Kadetten in euren Spezialgebieten. Wir brauchen dort erfahrene und gute Ausbilder. Ihr könnt mit eurer Kampferfahrung mit jedem gut ausgebildeten Kavalleristen mithalten.“

„Ich bin Wissenschaftlerin, Daddy“, erinnerte April ihren Vater.

„Du wirst auch auf Alamo gebraucht. Die Wissenschaftler dort werden deine Unterstützung brauchen.“

April nickte.

Saber antwortete, als erster von allen. „Ich werde nach Alamo gehen. Ich habe selbst die Ausbildungsstätte durchlaufen und kann den Kadetten bestimmt einiges an Erfahrung mit auf den Weg geben.“

Auch Colt stimmte zu: „Ich stehe für Alamo bereit. Dann lernen die Kadetten endlich mal ordentlich schießen. Aber eines vorweg, Commanderchen. Da ich in absehbarer Zeit heiraten werde, brauche ich gleich ein größeres Appartement.“

„Bring erstmal deinen Heiratsantrag über die Bühne, du Komiker“, mischte sich Fireball ein.

Ehe ein Streit ausbrechen konnte, stimmte Commander Eagle zu. „Ist gut, Colt. Das lässt sich einrichten.“

Eagles Blick blieb auf dem Jüngsten des Teams hängen. „Was ist mit dir?“

„Ich bleibe auch dabei, Commander“, erwiderte der den Blick. Natürlich spielte es dabei eine große Rolle, dass auch April auf Alamo war. Aber auch so zog es ihn nicht sonderlich in den Rennzirkus zurück. Nur auf ein größeres Appartement kam er nicht zu sprechen. da seine Beziehung zu April noch nicht offiziell war. Niemand außer seinen Freunden wusste bisher davon. Und so sollte es vorerst auch bleiben. Commander Eagle würde ihm den Kopf abreißen, wenn er Wind davon bekam.

„Ich erwarte morgen Nachmittag eure Berichte. Auch von Ihnen, Captain Yamato. Ihr könnt abtreten und bringt die Sternengleiter in den Hangar. Sagt den Kavalleristen sie mögen die Gleiter überprüfen.“

Die Truppe stand auf, salutierte und ging zur Türe, aber seine Tochter ließ er noch nicht gehen. „April, du bleibst bitte noch.“

Sie wusste nicht worüber ihr Vater noch mit ihr sprechen wollte. April setzte sich wieder, während ihre Freunde das Büro verließen. Ihr entging nicht, wie Fireball ihr einen aufmunternden Blick zuwarf, ehe er die Tür schloss.
 

Gemeinsam gingen die Star Sheriffs in den Raumflughafen und holten die Sternengleiter, sowie den Bronco Buster und ihr Gepäck heraus. Steed folgte Saber Rider von alleine.

Kurz darauf hob die Monarch Supreme ab und verließ Yuma um nach Hause zu fliegen.

Die Sternengleiter flogen langsam zum angegebenen Hangar und parkten. Ein paar Kavalleristen traten auf die Star Sheriffs zu und nahmen den Befehl vom Oberhaupt der Kavallerie entgegen. Sie kümmerten sich um die Gleiter und prüften diese auf Schäden.

Mandarin blickte die Jungs an. „So, jetzt werden sich unsere Wege trennen“, meinte sie traurig. Es hatte Spaß gemacht, mit ihnen die Zeit zu verbringen, mit ihnen im All unterwegs zu sein. Sie war gerne mit den Star Sheriffs auf der Suche nach April gewesen. „Ich muss zu meiner Einheit zurück.“

Fireball umarmte die Rothaarige. „Wir bleiben in Kontakt, versprochen?“

„Natürlich, Kleiner“, lachte sie und knuffte ihn in die Seite.

„Besuch uns doch mal auf Alamo“, verabschiedete sich Colt fröhlich. „Wenn wir mal Urlaub haben kommen wir auch nach Yuma.“

Mandarin nickte: „Alles klar, Cowboy.“

Auch von Saber wurde sie gedrückt. „Vielen Dank für deine Unterstützung. Pass auf dich auf.“

„Werde ich“, antwortete sie. Zum Abschied winkte sie noch einmal.

Saber schnappte sich seine Tasche und ging zu Steed, der am Eingangstor zum Hangar wartete. „Ich werde mich ins Appartement zurückziehen und mit Sincia telefonieren.“

Auch Colt ging zu seinem Bronco. „Ich hau mich dann auch mal aufs Ohr.“

Fireball nickte seinen Kumpels zu. Ein ungutes Gefühl in seinem Bauch, sagte ihm, dass er noch nicht in sein Appartement zurückgehen sollte. Er schnappte sich seine und Aprils Tasche und ging wieder zurück zum Büro von Kommandant Eagle.
 

April hatte ihrem Vater alles erklären müssen.

Zum einen wollte er wissen, was es mit dieser Trista auf sich hatte, dann wollte er alles über ihre Gefangenschaft wissen. Er stellte die Fragen, sie antwortete so ehrlich sie konnte. Sein Tonfall wurde immer strenger. „Und kannst du mir bitte erklären, was dich geritten hat in mein Büro einzubrechen?“, erhob er letztendlich stinksauer die Stimme.

April fuhr zusammen. „Ich musste herausfinden, wo sie wohnt. Daddy, ich traf sie in der Stadt, sie erzählte etwas von einer verletzten Person. Ich musste ihr einfach helfen.“

„So, du musstest ihr helfen“, wiederholte Commander Eagle verständnislos. „Dafür begehst du eine Straftat?“

„Daddy“, fing sie an, doch er unterbrach sie sofort wieder.

„Einbruch, Diebstahl, Entwenden verschlüsselter Daten, Vertrauensmissbrauch“, warf er ihr an den Kopf. „Du bist meine Tochter, ich habe dir vertraut“, hielt er ihr wütend vor. „So hab ich dich nicht erzogen, April! Deine Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie das wüsste.“

April stiegen Tränen in die Augen.

„Ich habe den Vorfall der Dienstaufsicht gemeldet. Du hast morgen Nachmittag ein Gespräch mit Colonel Smith.“

„Dienstaufsicht?“ Die Tränen waren im Ansatz erstickt, dafür sprang sie jetzt wütend auf. „Du hast mich der Dienstaufsicht gemeldet?“ Nun war sie es die ihren Vater anschrie.

„Ich bin dazu verpflichtet“, widersprach Commander Eagle.

„Ich bin deine Tochter“, erwiderte sie harsch.

Kommandant Eagle duldete ihren Ton nicht: „Und ich bin Ihr Vorgesetzter, Offizier Eagle.“

April stellte sich plötzlich kerzengerade hin. Wenn ihr Vater so einen Ton anschlug, sprach er wirklich, als ihr Vorgesetzter. Sie schwieg.

„Die Dienstaufsicht wird sich Ihren Fall ansehen.“

„Welche Konsequenzen erwarten mich“, hakte April nach. Ihr wurde bewusst, dass sie ihren Job verlieren könnte.

„Das wird sich zeigen, April.“ Ihr Vater blickte sie sorgenvoll an. Verstand sie denn nicht, in welche Zwickmühle sie ihn manövriert hatte?

„Gibt es sonst noch etwas, Sir?“ April behielt ihre Haltung. Ihr Vater hatte sie zurechtgestutzt, das nahm sie ihm übel.

„Nein, April, das war es.“ Seine Stimme klang sanft mit einem sehr besorgten Ton. Er sah sie salutieren, ehe sie zur Tür ging und das Büro verließ.

Erst als sie sich unbeobachtet und allein fühlte, flossen die Tränen. Sie bemerkte nicht, wie jemand auf sie zutrat. Aber sie erkannte die sanfte Stimme, mit der er tröstende Worte murmelte.

Fireball war zurückgegangen und wartete vor dem Büro des Kommandanten auf seine Freundin. Da ihr Vater so lospolterte, verstand er jedes einzelne Wort auf dem Korridor und zog selbst den Kopf ein. Nun lag es an ihm sie zu trösten, wenn sie heraus kam.

Kaum stand sie im Flur, begann sie zu weinen. Er trat zu ihr, zog sie in seine Arme, küsste sanft ihre Stirn und begann sie zu trösten. In diesem Moment gab es nur April für ihn.

So fiel es auch keinem von beiden auf, dass die Tür zum Büro des Kommandanten wieder aufging und Eagle in der Tür stand. Eigentlich wollte er jetzt auch gehen, da er seine Konzentration eh nicht mehr auf die Arbeit lenken konnte. Doch was er dann sah ließ ihm den Atem stocken.

April und Fireball wirkten so vertraut miteinander. Ganz anders als noch vor zwei Wochen. Auf der Siegesfeier vermittelten sie ihm, dass die Freundschaft zerbrach, jetzt schien sie zu innig. Der Rennfahrer murmelte etwas, woraufhin seine Tochter nickte. Er schulterte sich eine Tasche, die andere nahm er in die Hand und gemeinsam gingen sie den Flur entlang.

Eagle seufzte. Vielleicht war es ganz gut, wenn ein Freund jetzt bei ihr war. Er selbst sah ja ein, dass er viel zu hart mit seiner Tochter ins Gericht gegangen war. Auch er verließ sein Büro und ging nach Hause.
 

Fireball schloss die Tür zu seinem Appartement auf und führte April in seine vier Wände. Schnell bemerkte er die Unordnung, die er in seiner Wohnung hinterlassen hatte. Ein bisschen schämte er sich. Was sie wohl von ihm dachte?

April bemerkte allerdings das Chaos nicht. Viel mehr beschäftigten sich ihre Gedanken mit dem Streit. Sie verstand die Welt nicht mehr.

Sanft dirigierte Fireball sie zur Couch. Er ging noch kurz in die Küche, holte für sie beide etwas zum Trinken und kehrte schnell zu ihr zurück. Er setzte sich zu ihr und zog sie in seine Arme.

Dankbar kuschelte sich April an seine Brust. Sie spürte seine feste Umarmung, fühlte sich bei ihm geborgen und es kam ihr so vor, als wäre es nie anders gewesen. Sie begann von sich aus zu erzählen, was im Büro ihres Vaters vorgefallen war.

Fireball hörte ihr aufmerksam zu, auch wenn er den Streit selbst mit angehört hatte. Immer wieder strich er ihr sanft über den Rücken, hauchte ihr ein Küsschen auf die Stirn, ermunterte sie zum weitererzählen. Er verstand Commander Eagle ein bisschen. Immerhin war er selbst schon vor Sorge fast durch die Decke gegangen, wie musste es da wohl ihrem Vater gegangen sein.

„Wieso tut er so was?“, fragte April verzweifelt.

Fireball suchte ihr Gesicht und fand ihre blauen Augen. „Weil er dich liebt“, antwortete er. „Er hat sich große Sorgen um dich gemacht, April. Welcher Vater würde nicht so reagieren?“

Sie löste sich ein wenig von ihm. „Ist dein Vater auch so… so stur?“ Sie blickte ihn aufmerksam an. Sie wusste gar nichts über seine Familie, seine Herkunft.

Dieses Thema behagte ihm nicht. Er ließ sie los und wandte sich ab. Nach einem Blick in ihr leeres Glas stand er auf. „Möchtest du noch etwas trinken?“

April bemerkte, dass er vom Thema abwich. „Nein, danke“, antwortete sie. Besorgt richtete sie ihre Augen auf ihn. „Hab ich etwas Falsches gesagt?“

Fireball ging zum Fenster und blickte hinaus. Es wurde Abend, die Sonne stand schon sehr tief am Horizont. „Nein, das hast du nicht“, murmelte er. Eines Tages würde sie sowieso alles erfahren, wieso also nicht jetzt? Tief holte er Luft. „Mein Vater lebt nicht mehr. Ich habe ihn nie kennen gelernt.“

April stand auf und ging besorgt zu ihm. „Das ist ja schrecklich“, hauchte sie. „Wie ist er gestorben?“ Sie spürte, dass sie alte Wunden aufriss, aber sie ahnte auch, dass er ihr nichts von sich aus sagen würde.

„Er ist im Krieg gegen die Outrider gefallen.“

Der weibliche Star Sheriff berührte ihn sanft am Arm, doch Fireball entzog ihr diesen.

Er wollte ihre Nähe jetzt nicht. „Meine Mutter ist mit mir schwanger gewesen, aber mein Vater hat es nicht mehr erfahren.“

„Und deine Mutter…“, bohrte April weiter.

„Sie ist gestorben, als ich vierzehn Jahre alt war. Kurz darauf lernte ich meinen Manager kennen, der mich aufnahm und in den Rennzirkus brachte. Und zwei Jahre später lernte ich dann dich kennen und Colt und Saber.“

April blickte ihn an. „Wie heißt du? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fireball dein wirklicher Name ist.“

Matchbox sah ihr Spiegelbild im Fenster. Er schloss seine Augen: „Shinji Hikari.“

„Shinji Hikari“, wiederholte April ehrfurchtsvoll, als hätte dieser Name eine ganz besondere Bedeutung.

Fireball hörte seinen Namen zum ersten Mal aus ihrem Mund und es gefiel ihm wie sie ihn aussprach.

„Darf ich dir noch eine Frage stellen, Shinji?“

„Mach schon, ob ich dann antworte wirst du schon sehen“, antwortete er bedrückt.

„Eure Schlägerei… Jesse und du… ging es um … um mich?“

Er drehte sich ihr zu, strich ihr eine störrische Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte. „Jesse und ich hatten noch eine Rechnung offen.“ Er suchte ihre blauen Augen. „Jetzt weißt du alles über mich.“ Er drückte ihr noch ein Küsschen auf ihren blonden Haarschopf. „Hast du Hunger, Kleines? Ich hab nämlich einen Bärenhunger.“ Mit diesen Worten ging er in seine Küche und kramte nach etwas essbarem. Immerhin hatte er noch Nudeln und ein bisschen Tiefkühlgemüse zu Hause, aus den Zutaten ließ sich bestimmt etwas Feines zaubern.

April sah ihm lächelnd nach: „Wann hast du denn mal keinen Hunger?“
 

Am Dienstagnachmittag meldete sich April bei Colonel Smith, schilderte die gesamte Geschichte zum vierten Mal innerhalb weniger Tage.

Hier und dort hakte der Colonel, der ihr sympathisch war, nach, arbeitete offene Punkte und Fragen ab und ließ sie dann nach mehreren Stunden endlich wieder ziehen. „Vielen Dank, Offizier Eagle. Sie werden von uns hören.“

Als sie aus dem Büro heraustrat, war es bereits dunkel über Yuma. Sie blickte auf ihre Uhr und fragte sich, ob sie noch bei Fireball vorbeisehen durfte. Kurzerhand beschloss sie ihm einen Besuch abzustatten. Sollte sie unerwünscht sein, könnte sie immer noch in ihr eigenes Appartement gehen.

So ging sie zu dem Wohnblock der Kavalleristen und strebte auf Fireballs Wohnung zu. Zögernd klopfte sie.

Es dauerte ein bisschen bis er zur Türe kam und ihr öffnete: „Hallo, Süße“, begrüßte er sie überrascht. Er zog sie in eine Umarmung, drückte ihr ein Küsschen auf die Stirn und führte sie in seine Wohnung.

Zuerst hatte sie vermutet, dass er schon geschlafen hatte, doch als er sie ins Wohnzimmer führte, entdeckte sie Colt und Saber, drei Weingläser und die zweite offene Weinflasche auf dem Tisch stehen.

„April, möchtest du auch ein Glas trinken?“, lud der Cowboy sie ein und deutete mit seiner Hand auf den freien Platz neben sich auf der Couch.

Sie schüttelte den Kopf, setzte sich aber zu ihrem Kollegen. „Veranstaltet ihr hier ein Saufgelage?“, hakte sie irritiert nach.

„Nein“, antwortete Saber. „Wir haben nur überlegt, was die von der Dienstaufsicht von dir wollen und welche Konsequenzen dir drohen könnten.“

Vorwurfsvoll blickte sie ihren Freund an. „Du hast es ihnen erzählt?“

„Natürlich, Prinzessin, wir sind ein Team, hast du das schon wieder vergessen?“, nahm der Cowboy seinen Hombre in Schutz.

April sank in sich zusammen. „Ich hab dem Colonel alles gesagt. Er meldet sich bei mir“, erzählte sie.

Saber nickte und stand auf. „Ich geh jetzt lieber mal, nicht dass ich hier wirklich noch versumpfe.“

Colt folgte dem Beispiel, verabschiedete sich und rief den Jüngsten noch zu: „Tut nichts, was ich nicht auch tun würde.“ Schon zog der Cowboy die Türe hinter sich zu.

Fireball setzte sich zu ihr auf die Couch und April kuschelte sich an ihn. Er begann sie zaghaft zu streicheln. Nicht ohne Hintergedanken flüsterte er: „Wollen wir nicht ins Schlafzimmer wechseln? Da ist es doch viel gemütlicher, als hier auf der Couch.“

April errötete leicht, dennoch nickte sie: „Du hast recht, lass uns ins Bett gehen. Da fällt uns bestimmt eine Beschäftigung ein, die uns auf andere Gedanken bringt.“

Sie küsste ihn, stand auf und zog ihn mit sich.

Wenig später verschwanden sie im Schlafzimmer, wo ein wildes Liebesspiel entbrannte. So hätte er es sich nicht einmal erträumen können. Und er hatte bereits einmal davon geträumt.
 

April, wie auch ihre Kollegen und Commander Eagle erhielten am Donnerstag die Information, dass Aprils Anhörung bei der Dienstaufsicht Freitagvormittag stattfand.

Nach einer Nacht bei Fireball, in der sie kaum ein Auge zugetan hatte, was nicht an ihrem feurigen Freund, sondern lediglich an der Nervosität lag, fand sie sich mit ihren Kollegen und ihrem Vater im Anhörungszimmer ein.

Colonel Smith, Colonel Etkins und Colonel Dawn saßen auf der einen Seite des länglichen Tisches, während die Star Sheriffs mit ihrem Oberhaupt sich auf die andere Seite setzten. Die Namensschilder der Dienstaufsichtsmitarbeiter glänzten im hellen Licht der Lampe.

„Offizier Eagle“, eröffnete Colonel Etkins, er war der älteste der drei Männer, die Anhörung. „Wir sind heute hier versammelt, weil Sie sich unerlaubten Zutritt zum Büro von Kommandant Eagle verschafft haben, auf illegaler Weise Daten gesammelt und diese dann zu allem Überfluss auch noch entwendet haben. Dabei begangen sie einen Vertrauensbruch.“

April zog den Kopf ein.

Sie saß zwischen Saber und Fireball, neben Saber saß ihr Vater und neben Fireball saß Colt.

Der Cowboy rutschte schon bei der Eröffnung unruhig auf seinem Stuhl umher und übertrug seine Unruhe auf den Teamkollegen.

Zugern hätte der Rennfahrer seiner Freundin aufmunternd über den Arm gestrichen, doch Berührungen jeglicher Art waren verboten. Er würde sie nur tiefer in diesen Schlamassel ziehen.

„Was hat Sie zu der Tat bewegt, Offizier Eagle?“

„Ein Mädchen steckte in Schwierigkeiten. Ich wollte ihr helfen. Nachdem sie sich mir nicht anvertraut hatte, beschloss ich es selbst herauszufinden.“

„Nur weil Ihnen jemand nichts anvertraute, begehen Sie eine Straftat?“ Misstrauisch beobachteten die drei Männer den weiblichen Star Sheriff. Der Redner fügte noch hinzu: „Ich hatte von Ihnen mehr Professionalität erwartet, Miss Eagle.“

April erwiderte prompt: „Mein Bauchgefühl sagte mir, dass da etwas nicht stimmen konnte. Und wie es sich zeigte, behielt ich Recht. Immerhin bin ich auf Jesse Blue gestoßen.“

„Was letztendlich dazu geführt hatte, dass Sie nicht nur sich selbst, sondern auch noch Ihre Freundin, Doktor Willard, in Lebensgefahr gebracht haben.“

April senkte schuldbewusst die Augen.

„Wenn das alles nicht passiert wäre, wäre dieser Verräter immer noch auf freiem Fuß“, mischte sich Colt wütend ein. Ihm gefiel nicht, wie die drei Herren der Dienstaufsicht mit April umsprangen.

„Mister Willcox, ich kann mich nicht erinnern, Sie nach Ihrer Meinung gefragt zu haben“, erhielt der Cowboy prompt einen Rüffel.

„Offizier Eagle, wieso haben Sie sich in diesem Verdachtsfall nicht an Ihren Vater oder an Ihre Teamkollegen gewandt?“

„Meine Kollegen befanden sich im Urlaub, Sir“, antwortete sie, erwähnte aber mit keiner Silbe den Streit zwischen Fireball und ihr. Das ging die Herren nichts an. „Und ich sagte bereits, dass ich einem Bauchgefühl nach ging. Ich hatte keine Beweise, nicht mal einen konkreten Verdacht.“

„Sie sagten soeben, dass sich Ihre Kollegen im Urlaub befanden. Für Offizier Rider und Mister Willcox mag das zutreffen, aber Mister Hikari befand sich auf Yuma. Wieso sind Sie nicht zu ihm gegangen?“

Fireball mischte sich ein: „Nur weil wir beide auf Yuma sind, heißt das noch lange nicht, dass wir unseren Urlaub gemeinsam verbringen.“

April blickte ihn dankbar an. Er lächelte kurz zurück. Jeder von ihnen würde für sie einspringen, um sie unbeschadet aus dieser Situation zu bringen.

Der kurze Blickwechsel entging den drei Herren nicht. Ihrer Meinung nach, steckte da viel mehr dahinter, als die Star Sheriffs zugeben wollten. Colonel Etkins funkelte den Japaner an. „Mister Hikari, wenn ich mit Ihnen spreche, werde ich es Sie wissen lassen.“

Colonel Smith überflog kurzerhand einige Blätter. Es waren die Berichte der Star Sheriffs und von Sterncaptain Yamato über ihren Einsatz auf der Suche nach April und über den Kampf gegen die Outrider bis zur Verhaftung von Jesse Blue. Jeder Bericht deckte sich mit dem anderen und alle Berichte fügten sich mit Miss Eagles Bericht zu einem großen Puzzle zusammen. Es fehlte nicht das kleinste Detail.

„Wieso haben Sie nicht sofort Meldung erstattet, als Sie Jesse Blue enttarnt hatten?“ Die Antwort stand im Bericht, dennoch wollte Colonel Etkins sie noch mal hören.

„Da war es bereits zu spät. Mit diesem Mädchen hatte er mir eine Falle gestellt und ich bin darauf reingefallen“, gestand sie leise. „Ich konnte doch nicht wissen, dass er dahinter steckt. Ich habe ihn für tot gehalten“, fügte sie impulsiver hinzu.

„Wir alle haben ihn für tot gehalten, Sir“, stimmte Saber nun auch zu.

Colonel Etkins blickte böse zu den Star Sheriffs. Warum mischten sich die anderen ständig in das Gespräch ein? „Offizier Rider, ich muss Ihnen die Regeln einer Anhörung nicht erklären, oder?“

„Nein, Sir“, antwortete Saber und verstummte wieder.

Der Colonel stellte noch einige Fragen zu den Weltraumpiraten, zu den Outridern bis er letztendlich auf ihre Flucht zu sprechen kam. „An dem Tag, als die Star Sheriffs auf Laramy eintrafen, sind Sie geflohen, Offizier Eagle“, stellte Etkins fest. „Wieso haben Sie ein so gefährliches Unterfangen gestartet und damit Doktor Willard und sich selbst so in Gefahr begeben?“

„Wie?“, fragte April verwirrt nach.

Der Colonel verbesserte sich: „Die Star Sheriffs waren bereits auf Laramy, Sie hätten nur darauf warten müssen, befreit zu werden.“

April blickte dem Mann entrüstet entgegen: „Woher hätte ich denn wissen sollen, dass sie auf Laramy sind? Ich wusste es doch selbst nicht einmal. Jesse hat dafür gesorgt, dass ich nicht herausfinde wo ich bin und er hat auch dafür gesorgt, dass ich keinen Hilferuf schicken konnte.“ Sie atmete tief durch. „An diesem Tag waren die Outrider dabei die Basis zu räumen. Es hätte nicht mehr lange gedauert und sie wären in die Phantomzone zurückgekehrt. Mich hätten sie mitgenommen. Deena wollten sie in der Basis zurück lassen. In diesem Moment blieb mir nichts anderes übrig, als die Flucht. Erst als ich meine Kollegen traf, wusste ich, dass sie uns gefunden hatten.“

Etkins blickte nun zu Fireball. „Mister Hikari, Sie haben gegen Mister Blue gekämpft, sind sogar handgreiflich geworden und der Kampf endete in einem Handgemenge. Wie kam es dazu?“

„Es ging um Jesses Verhaftung“, antwortete der Japaner.

„Sind Sie sich sicher, dass es keine persönlichen Probleme zwischen Ihnen und Mister Blue gab?“, hakte der Colonel nach.

„Ich verstehe nicht“, stellte sich Fireball dumm.

„Es geht das Gerücht um, dass Mister Blue in Miss Eagle verliebt ist und auf Sie sehr eifersüchtig war. Ging es in Ihrem Kampf nicht eher um Miss Eagle selbst, als um Ihren Einsatz?“

April funkelte den Colonel wütend an. „Was erlauben Sie sich eigentlich? Natürlich ging es nur um die Verhaftung!“

„Miss Eagle, diese Frage war an Herrn Hikari gestellt und nicht an Sie“, wies der Colonel sie in ihre Schranken und blickte aufmerksam zu dem jüngsten Star Sheriff.

Fireball schluckte. Was sollte er sagen? Natürlich ging es einzig und allein um April. Er selbst hatte alles andere in diesem Moment vergessen. Für ihn galt es Jesse zu zeigen, dass April zu ihm gehörte. Wenn er dies zugab, würden sie mehr auf ihn und April eingehen und wissen wollen, welche Art von Verhältnis die beiden zueinander hatten. Und wenn sie erklären würden, dass nie mehr außer Freundschaft gewesen war, glaubte ihnen sowieso keiner, auch wenn es der Wahrheit entsprach. „Jesse und ich hatten zwischenmenschliche Probleme, die aber nichts mit unserem Kampf in der Outriderbasis zu tun haben. In diesem Kampf galt es einzig und allein ihn zu schnappen und einzusperren. Nachdem er mir die Waffe aus der Hand schlug, musste ich mich mit meinem ganzen Körper einsetzen, sonst wäre er entkommen.“

Colonel Etkins blickte die Star Sheriffs an, dann zu Commander Eagle. „Sir, wir werden uns kurz besprechen.“

Die Star Sheriffs standen auf und verließen den Raum. Im Gang draußen begann April zu zittern. Sofort standen ihre Kollegen bei ihr um sie zu beruhigen. Commander Eagle trat zum nächsten Fenster und blickte sorgenvoll hinaus.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete Colonel Smith die Türe und bat darum, wieder Platz zu nehmen. Nachdem Ruhe eingekehrt war, begann er zu erklären. „Ihre Aussagen in den Berichten decken sich miteinander. Ihre Erklärungen stimmen mit den Berichten überein, wie auch mit Jesse Blues Aussage.“ Seine Augen glitten zu Fireball. „Selbst Ihre Aussage, Mister Hikari, haben wir mit Jesse Blues Aussage verglichen. Auch wenn der Wortlaut etwas anders war, so findet sich hier auch inhaltlich eine Übereinstimmung.“

In diesem Moment fiel Fireball ein Stein vom Herzen. In Gedanken bedankte er sich bei seinem Erzfeind.

„Normalerweise steht auf diese Vorkommnisse eine fristlose Entlassung an“, übernahm Colonel Etkins wieder das Wort. „Da aber in diesem Fall die Outrider ihre Finger im Spiel hatten und auch Jesse Blue verhaftet werden konnte, gilt diese Mission als erfolgreich beendet. Offizier Eagle, Sie werden zur Strafe eine Woche vom Dienst suspendiert. Selbstverständlich setzen wir absolutes Stillschweigen voraus.“ Er pausierte kurz um die Star Sheriffs anzusehen. Dann ruhte sein Blick wieder auf April. „Sie kommen heute mit einer Verwarnung davon, Miss Eagle. Nehmen Sie sich das zu Herzen und überlegen Sie in Zukunft zweimal, wie Sie vorgehen werden.“

Erleichtert stand April auf. „Vielen Dank, Sir!“

Auch Saber stand auf und umarmte seine Kollegin.

Fireball und auch Colt schlossen sie ebenfalls nacheinander in die Arme.

Währenddessen verschwanden die Colonel’s und kehrten wieder zu ihrer Arbeit zurück.

Zu guter Letzt trat ihr Vater an sie heran. „Ich bin froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist.“

„Es tut mir so leid, Daddy“, schniefte April an seiner Brust. „Es kommt nie wieder vor.“

Commander Eagle drückte sein Mädchen an sich und nickte erleichtert. „Ich weiß.“ Er löste sich von seiner Tochter und blickte die Jungs an. „Ramrod ist wieder einsatzbereit. Nachdem April nächste Woche suspendiert ist und euer Urlaub zum wiederholten Male ausgefallen ist, möchte ich euch eine Woche in den Urlaub schicken. In dieser Woche räumt ihr eure Wohnungen und zieht mit Ramrod nach Alamo um. Mit den restlichen Tagen könnt ihr planen wie ihr wollt.“

Dankbar umarmte April ihren Vater und grinste die Jungs an. „Und ich hab schon gedacht, ich müsste sterben vor Langeweile.“

Colt zwinkerte. „Als erstes fliegen wir nach Tranquility.“

Saber nickte. „Dann müssen wir zu Sincia. Ich habe ihr etwas versprochen, dass ich noch erledigen muss.“

Fireball nickte zustimmend. „Dann nichts wie los. Wenn wir morgen starten haben wir mehr Zeit für eure Herzdamen.“

Gemeinsam verließen sie das Kavallerie Oberkommando.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CharmedWitch
2013-11-04T21:45:13+00:00 04.11.2013 22:45
Mir ist grad augefallen,dass ich noch nichts zu diesem Kapitel geschrieben hab. :-(
Also tue ich es eben jetzt! :-)
Es ist mal wieder ein super Kapitel,du schreibst echt schön! Ich hoffe,du schreibst gaanz bald weiter. Ich bin ja soo gespannt,was noch so passieren wird! :-)


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