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Liquid Poison

von

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Als ich aufwachte spürte ich den weichen Stoff des Lakens unter meinen

Fingerspitzen. Ein wenig rau vielleicht doch gerade so, dass es sich angenehm anfühlte. Meine Augen ließ ich geschlossen. Ich versuchte mich auf den Moment zwischen Schlaf und dem Aufwachen zu konzentrieren. Es ist der Moment, in dem Gedanken und Erinnerungen präsent werden. Ich wartete. Mein Kopf war wie leer gefegt. Ich erinnerte mich daran wie mir jemand einen Schlauch aus dem Hals entfernte. Ich wusste nicht ob ich es geträumt hatte und so schluckte ich probeweise. Schon im nächsten Moment holte mich die bittere Realität in Form eines Hustenreizes ein. Ruckartig setzte ich mich auf, hielt mir eine Hand vor den Mund und keuchte herzerweichend.
 

Eine Hand legte sich auf meinen Rücken und begann mit leichtem Druck hinab und wieder hinauf zu streicheln. Der Reiz in meinem Hals trieb mir die Tränen in die Augen. Ich blinzelte sie weg um zu erkennen wer mich anfasste. Ein junger Mann mit auffällig blonden Haaren saß neben meinem Bett. Seine Haare waren im Nacken zusammengebunden. Nur einige Strähnen hingen ihm frech in das wohlgeformte Gesicht. Ich sah auf sein rundes Kinn als er mich ansprach. Seine Worte drangen an mein Ohr doch ich war nicht in der Lage sie zu verstehen. Ich konnte ihn hören, nur die Aneinanderreihung der Buchstaben geriet in meinem Kopf so sehr durcheinander, dass ich den Sinn nicht erfassen konnte.
 

„Bitte, was sagten Sie?“, fragte ich und erschrak zugleich beim Klang

meiner Stimme. Sie war so rau wie Schmirgelpapier. Ich glaubte sie schon ewig nicht mehr benutzt zu haben. Der Blick des Mannes wirkte überrascht und er schien kurz nachzudenken ehe er antwortete.
 

„Ich fragte wie sie sich fühlen“, wiederholte er.
 

Seine Stimme war hell, zumindest für die eines Mannes. Fast klang es so als

würde er die Worte singen. Es gefiel mir, denn es beruhigte mich. Mein Herz hatte aufgehört in meiner Brust zu hämmern und schlug nun in einem gleichmäßigen Rhythmus. Erst da bemerkte ich das stetige Piepen, das den Raum erfüllte.
 

„Was ist das?“, wollte ich wissen und sah auf den Monitor neben mir.
 

Der junge Arzt folgte meinem Blick, das nahm ich aus dem Augenwinkel wahr.
 

„Das ist ein EKG-Gerät“, antwortete er schließlich so melodisch wie zuvor,

„Nur um sicher zu gehen, dass Ihr Herz so arbeitet wie es soll. Ich werde Sie gleich davon befreien.“
 

Ich mochte seine Art zu sprechen. Nicht, dass ich nicht wusste, was ein EKG-Gerät war, doch fachchinesische Erklärungen hätten mich in diesem Moment mehr als verwirrt. Kurz blickte ich auf die sich hebenden und senkenden Linien des Gerätes. Ich spürte noch immer eine seltsame Leere in meinem Kopf. Fragen die sich zuvor in Luft aufgelöst hatten, keimten erneut auf und ich überlegte wo ich anfangen sollte. Es war so als würde mein Gehirn seine Arbeit erst langsam wieder aufnehmen, so träge und zäh floss mein Gedankenstrom. Ich wusste, dass ich in einem Krankenhaus war. Schon der sterile Geruch ließ mich dessen sicher sein. Die Frage nach dem Warum drängte sich augenblicklich in den Vordergrund und ich gestand ihr höchste Priorität zu. Alles andere würde sich daraus ergeben.
 

„Wieso bin ich hier?“, fragte ich den jungen Arzt also.
 

Mit seinen schmalen Fingern strich er sich eine seiner losen Haarsträhnen hinter das Ohr. Er suchte nach den richtigen Worten und das machte mich nervös. Was war passiert? Wieso lag ich hier ohne Schmerzen aber mit einem Kopf, der einem trockenen Schwamm glich und jede noch so kleine Information aufsaugen wollte.
 

„Wir sind fast im gleichen Alter“, sagte er schließlich, „Stört es Sie

wenn ich Sie duze?“
 

Ich verneinte. In Japan war dies zwar sogar zwischen gleichaltrigen unüblich, aber wenn es ihm so leichter fiel mit mir zu sprechen, dann hatte ich nichts dagegen einzuwenden. Er sollte nur endlich mit der Sprache rausrücken! Er lächelte. Ein Eckzahn ragte ein wenig über seinen

linken Schneidezahn. Viel mehr gab er bei seinem Lächeln nicht preis, doch es kam mir seltsam bekannt vor. Wie von selbst tastet meine Zunge die Stelle an meinen Zähnen ab.
 

„Ich heiße Satsuki“, sagte er.
 

„Ein schöner Name“, bemerkte ich, „Ich bin Jui, aber das weißt du

vermutlich schon.“
 

Er nickte. Dabei fiel ihm die zuvor zurückgestrichene Haarsträhne ins

Gesicht. Ich wartete darauf, dass er sie erneut weg strich, doch er tat nichts dergleichen. Ich wurde unruhig, zupfte an meiner Decke.
 

„Du weißt also noch wer du bist?“, fragte er, meines Erachtens

überflüssigerweise, nach.
 

„Ja, ich weiß wer ich bin“, antwortete ich, meine nestelnden Finger unter Kontrolle haltend.
 

Doch wenn ich ehrlich sein sollte war ich mir dessen gar nicht so sicher. Ich wusste meinen Namen und das war momentan das Einzige, dessen Gewissheit ich nicht in Frage stellte.
 

„Ich kann mich aber nicht daran erinnern wie ich hier her gekommen bin.“
 

Ich wiederholte mich nicht gerne. Meine Stimme klang ungeduldig und gereizt. Doch Satsuki nickte ruhig und die lose Haarsträhne wippte dabei rhythmisch. Augenscheinlich fiel es ihm schwer mir meine Frage zu beantworten. Er räusperte sich.
 

„Dein Mitbewohner hat dich Zuhause bewusstlos aufgefunden und dich sofort hier her gebracht.“ Er machte eine kurze Pause. „Das war vor fünf Tagen.“
 

Vor fünf Tagen? Ich lag also seit fünf Tagen hier? Hatte ich all die Zeit geschlafen?
 

„Was ist mit mir? Was fehlt mir?!“, platze es nun aus mir heraus. Mein Inneres brannte und auch mit meiner äußeren Ruhe war es vorbei. Mein Blick bohrten sich förmlich in die Augen des jungen Arztes. Satsuki schluckte. Das sah ich an der Bewegung seines Adamsapfels.
 

„Wir konnten nicht feststellen durch was du ins Koma gefallen bist. Es war im Blut nicht mehr nachweisbar. Dein Mitbewohner hat das Glas, das laut seiner Aussage neben dir gestanden hatte schon ausgewaschen bevor wir es auf Rückstände untersuchen lassen konnten. Alles sah danach aus als hättest du dich von dieser Welt verabschieden wollen.“
 

Zum Ende hin wurde Satsukis Stimme leiser. Fast schon klangen seine Worte

poetisch in diesem jambischen Rhythmus.
 

„Ich wollte mich umbringen?“
 

Ich erwartete keine Antwort auf diese Frage. Woher sollte Satsuki die Antwort auch kennen, wenn sie selbst mir verborgen blieb. Langsam sank ich zurück in die Kissen. Ein Cocktail aus Angst und Verzweiflung gemischt mit Adrenalin schoss durch meine Blutbahnen. Ich unterdrückte den Impuls zu weinen.
 

Satsuki befreite mich schweigend von dem EKG-Gerät. Er wirkte betroffen. Meine Augen folgten seinen Bewegungen, die so fließend ineinander übergriffen, dass mir bewusst wurde, dass es für ihn reine Routine war. Ich hielt ihn sicher nur auf mit meiner Fragerei. Irgendetwas in mir ließ mich wütend werden und etwas anderes hielt diese Wut umfangen wie eine Zellmembran. Dieser Gesichtsausdruck kam mir bekannt vor. Ich war ihm nicht egal.
 

Als Satsuki das Zimmer verlassen hatte, versuchte ich seinem Ratschlag, mich auszuruhen, folge zu leisten. Doch es gelang mir nur halb. Mein Körper ruhte, mein Kopf arbeitete. Ich schaffte es nicht ihn zur Ruhe zu zwingen. Unstetig grub ich nach verschütteten Erinnerungen. Ich sah mich als kleines Kind, sah die Gesichter meiner Eltern, wie sie mich anlächelten, während ich auf dem kleinen Spielplatz hinter den Hochhäusern schaukelte. Alles was mein inneres Auge erkennen konnte, war verschwommen, so als würde man unter Wasser die Augen öffnen.
 

Ich wusste, diese Häuser standen in Kobe. Dort war ich aufgewachsen. Die Erinnerung an meine Kindheit erschien mir am deutlichsten. Was ich von meinem derzeitigen Leben wusste, war, dass ich an der Kyotoer Universität als Philosophiestudent eingeschrieben war. Details dessen blieben mir aber verwehrt. Außerdem konnte ich mich weder an die Struktur, noch an die Adresse meiner Wohnung erinnern. So musste sich ein Demenzkranker fühlen, wenn er mitten in der Stadt den Weg nach Hause nicht mehr fand. Ich seufzte tief.
 

Außer den Schock darüber, dass ich mich angeblich umbringen wollte, fühlte ich nichts. So stark konnte mein Wunsch nach dem Jenseits also nicht gewesen sein. Oder war er so stark gewesen, dass mein Unterbewusstsein es erst recht verdrängte?
 

Ich drehte mich im Kreis und verlor dabei den Boden unter den Füßen. Ich fiel tiefer und tiefer und merkte dabei nicht einmal, dass ich vor lauter Verzweiflung angefangen hatte zu weinen. Das sterile Weiß der Wände verschmolz zu einer ebenso leeren Fläche wie der Nebel in meinen Gedanken.
 

Am frühen Abend brachte mir eine Schwester das Essen auf einem grauen, abgenutzten Tablett. Misosuppe und Risotto. Nicht unbedingt eine Mischung, die ich bevorzugte. Mein Magen rebellierte schon nach dem ich die Suppe zu schnell geleert hatte und so ließ ich den Rest unangetastet.

Mein Blick glitt durch den Raum und blieb für eine Sekunde an der rot umrandeten Uhr hängen. Es war 18:09 Uhr. Ich überlegte, ob ich den Fernseher anschalten sollte. Irgendwie musste ich mir die Zeit vertreiben.
 

Auf dem Tisch neben mir fand ich die Fernbedienung. Ich hielt in meiner greifenden Bewegung inne, als ich Stimmen vor meinem Zimmer hörte.

Ich schob das Tablett zur Seite und wandte mich, den Magen reibend, zur Türe. Ohne eine Ankündigung flog diese schwungvoll auf. Ich fuhr erschrocken zusammen und spürte einen unangenehmen Stich in meiner Magengegend.
 

Ein junger Mann mit schwarzem Stufenschnitt und auffälligem

Kleidungsstil hastete zu meinem Bett. Bevor die Türe gänzlich ins Schloss

fiel, konnte ich einen blonden Haarschopf erkennen. Hatte er mit Satsuki

gesprochen? Ich kam nicht dazu mir weiter Gedanken darüber zu machen, schon

wurde ich an die Brust des jungen Mannes gedrückt.
 

„Jui, ich bin so froh!“, sagt er und seine Stimme klang vertraut in meinen

Ohren. Auch sein Parfum war mir nicht unbekannt. Ich lächelte zum ersten Mal seit ich aufgewacht war.
 

„Giru“, wisperte ich, froh den anderen zu sehen. Ich spürte seine Hände an

meinen Schultern und zaghaft wurde ich zurück in Kissen gedrückt. Er musterte mich freudig.
 

„Du weißt wer ich bin?“, strahlte er und wieder lächelte ich.
 

„Im ersten Moment hatte ich einen Hänger“, gab ich zu.
 

Ein sorgenvoller Ausdruck lag in seinen Augen als er sich einen Stuhl

heranzog und sich neben das Bett setzte.
 

„Satsuki, der blonde Student“, fügte er nach kurzem Zögern an, „Hat mir

gesagt, dass du an Gedächtnisverlust leidest.“
 

„Ach, Satsuki-san ist noch Student?“, stellte ich neugierig eine Gegenfrage.
 

Giru nickte langsam. Sein Blick ruhte noch immer auf mir. Es war nahe liegend, wenn ich genauer darüber nachdachte. Schließlich sagte Satsuki selbst, dass wir seine im selben Alter.
 

„Er hat mir gleich das Du angeboten“, berichtete ich, „Er scheint wirklich

nett zu sein.“
 

Girus Mine veränderte sich bei meinen Worten, doch ich konnte die Veränderung nicht deuten.
 

„Hör mal“, sagte er schließlich um das Thema zu wechseln, „Weißt du schon wann du hier raus darfst? Man hört doch immer wieder, dass Menschen sich erinnern, wenn sie in ihre vertraute Umgebung kommen.“
 

Ich runzelte die Stirn. Danach hatte ich Satsuki nicht gefragt. Ich rechnete damit morgen mehr zu erfahren. Das sagte ich auch Giru. Er seufzte.
 

„Ich hoffe du kommst hier bald raus. Das war ein ganz schöner Schock dich so in der Wohnung aufzufinden. Außerdem ist es ziemlich einsam ohne dich.“
 

„Das tut mir leid, Giru.“
 

Dabei fühlte ich mich tatsächlich schuldig.
 

„Du kannst dich entschuldigen wenn du dich wieder erinnert hast“, winkte Giru ab, „Außerdem bist du seit einer Vorlesung über deutsche Philosophen Feuer und Flamme für Kant und laut diesem ist Selbstmord ein Verbrechen. Es fällt mir deshalb schwer, der Vermutung der Ärzte zu glauben. Wenn du

dich erinnerst, klärt sich sicher alles auf.“
 

In seiner Stimme schwang Zuversicht und Überzeugung und es munterte mich auf. Sein Blick wanderte zu meinem Tablett.
 

„Isst du das noch?“
 

Ich lachte leise auf und schüttelte den Kopf. Ich erinnerte mich. Giru hielt nicht viel davon sich seinen Kühlschrank zu füllen. Lieber versuchte er bei anderen etwas abzugreifen. Amüsiert sah ich ihm zu während er aß. Ich war froh ihn an meiner Seite zu wissen. Seine Worte hatten mir neuen Mut gemacht. In diesem Moment wagte ich nicht zu fragen, ob es nicht doch einen Auslöser gegeben hatte. Einen Auslöser, der mich in ein Krankenhaus gebracht hatte. Ich wollte diesen Augenblick nicht zerstören. Ich fühlte mich neben ihm in Sicherheit.
 

Satsuki sah nach mir als Giru den Heimweg bereits angetreten war. Ich blickte ihn müde an als er an mein Bett trat. Die Erfahrungen der letzten Stunden, die Unterhaltung mit meinem Kommilitonen und die Suche nach

meinen Erinnerungen hatten mich schläfrig gemacht. Satsuki trug keinen Kittel mehr. Seine Schicht sei beendet, erklärte er mir. Ich freute mich, dass er mich nach Dienstschluss besuchte. Ich konnte mir vorstellen, dass er mindestens so müde sein musste wie ich selbst. Ich wollte ihn nicht davon abhalten nach Hause zu kommen, also fiel ich mit der Tür ins Haus.
 

„Wann werde ich entlassen!?“, möchte ich wissen.
 

„Du scheinst schon voller Tatendrang zu stecken“, lächelte Satsuki.
 

Ich blickte ihn erwartungsvoll an, beobachtete wie Satsuki sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht strich. Er sah in der Tat geschafft aus.
 

„Wir behalten dich einige Tage zur Beobachtung hier. Wir haben hier im Haus

einen guten Psychoanalytiker. Er würde sich gerne mit dir unterhalten, wenn du das magst.“
 

Ich zog die Brauen zusammen.
 

„Ich dachte nachdem was geschehen ist, würdest du es vielleicht in einem

Gespräch Revue passieren lassen wollen.“
 

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das will“, sagte ich ehrlich.
 

Satsuki nicket. Er wirkte dabei nachdenklich und ruhig und das gab mir das

Gefühl, dass er meine Entscheidung respektieren würde. Ich spürte, er würde nicht versuchen mich zu überreden.
 

„Du kannst es dir ja überlegen“, meinte er und seine Stimme nahm erneut

diesen eigentümlich, melodischen Klang an.
 

Ich beobachtet ihn während er sich erhob. Er klopfte seine Kleidung ab und ich fragte mich, was ihn wohl dazu bewogen hatte Arzt zu werden. Ich würde es nur allzu gerne herausfinden. In meinen Fingerspitzen kribbelte es.
 

„Gute Nacht, Jui-kun“, wünschte er mir und ich dachte an einen Singvogel, der in die Nacht entschwirrte.
 

Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Ich spürte selbst im Traum meinen Kopf, der sich anfühlte wie ein Nadelkissen. Im Hintergrund lief „Free as a

Bird“ von den Beatles. Ich saß auf einer Holzschaukel und flog auf ihr

hin und her. Bei jedem Quietschen der Kettenhalterung stach es in meinem

Kopf. Ich hörte John Lennon singen.
 

“Free as a bird, it’s the next best thing to be.”
 

Ich fühlte wie mich jemand berührte. Mein Haar wehte mir ins Gesicht als ich mich umwand. Ich sehe Satsuki, der mich in weißem, wehendem Kittel

anschubste.
 

“Can we really live without each other? Where did we lose the touch that

seemed to mean so much?”
 

Ich konnte seine Augen nicht sehen. Sie waren von Haarsträhnen verdeckt. Ich blicke auf seine Lippen und erkenne den leicht schiefen Zahn. Er lächelte. Die Eisenketten, die ich soeben noch mit beiden Händen umfasst hatte, lösten sich in Nichts auf. Ich schrie als ich tiefer und tiefer fiel.
 

Schweißgebadet schlug ich die Augen auf. Mein eigenes Schreien hatt mich aus dem Schlaf gerissen. Das Licht der Deckenlampe zwang mich, die Augen zusammenzukneifen. Bunte Punkte tanzten vor meinen halb geschlossenen Lidern. Ich hielt mir eine Hand vor die Augen und blinzelte.
 

„Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“, fragte mich eine sanfte Männerstimme und

ich versuchte ihn durch meine gespreizten Finger zu erkennen. Meine Augen

gewöhnten sich erst nach und nach an die Helligkeit. Als sie aufhörten zu brennen ließ ich meine Hand sinken. Ein junger Pfleger stand an meinem Bettende und sah mich schüchtern an. Der Ausdruck seiner braunen Augen ließ mich augenblicklich an ein verschrecktes Reh denken.
 

„Es geht mir gut“, antwortete ich nach einer Ewigkeit, wie es mir vorkam. Ich strich mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, bevor ich die Bettdecke zurückschlug. Der Krankenhausschlafanzug klebt förmlich an meiner Haut.
 

„Ich habe vorhin erfahren, dass Sie aufgewacht sind“, sagte der Pfleger leise, „Soll ich Ihnen einen frischen Anzug bringen?“
 

Ich nickte noch etwas benommen und zog mir das Oberteil über den Kopf. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie er aus dem Schrank, der ebenso weiß war wie die Wände, einen frischen Schlafanzug holte. Er trat zu mir ans Bett und auf seinem Ansteckschild konnte ich seinen Namen lesen.
 

„Du heißt Shun?“, fragte ich und lächelte als er mich zuerst irritiert

musterte, bevor ihm wohl sein Schild in den Sinn kam. Dann erwiderte er das Lächeln und nickte.
 

„Ich bin Jui. Tut mir leid, dass ich dir jetzt noch solche Umstände

mache.“
 

„Das sind keine Umstände“, sagte er freundlich.
 

Die Sanftheit in seiner Stimme ließ sie beinahe monoton wirken. Ich schälte

mich aus meiner Hose und unweigerlich stellte sich mir die Frage, wer mich in den letzten Tagen, in denen ich geschlafen hatte, umgekleidet hatte. Ich hievte mich mit beiden Händen auf den Bettrand und spürte dabei deutlich, wie geschwächt mein

Körper noch war. Shun half mir in die frische Hose. Das Hemd zog ich mir selbst an und knöpfte es mit zittrigen Fingern zu. Shun schüttelte lächelnd den Kopf als ich mich für seine Hilfe bedankte.
 

„Das ist meine Arbeit“, erklärt er, „Kann ich noch etwas für dich tun,

Jui-san?“
 

Ich freute mich darüber, dass er mich beim Vornamen nannte.
 

„Nein“, antworte ich, „Hast du die ganze Nacht Schicht?“
 

Shun nickte erneut und rieb sich den Nacken.
 

„Morgen Nachmittag bin ich auch wieder auf Station. Dann sehen wir uns

sicherlich“, fügte er hinzu, „Ich hoffe du kannst jetzt besser schlafen.“
 

Wieder lächelte er. Scheinbar hielt dieses Krankenhaus einige interessante

Persönlichkeiten für mich bereit. Er wünschte mir eine gute Nacht und löschte

das Licht beim Hinausgehen. Ich sank zurück in die Kissen. Mit der Dunkelheit kehrte auch die Müdigkeit in meine Glieder zurück und ich hoffte darauf den Rest der Nacht traumlos zu überstehen.
 

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Ich hoffe das erste Kapitel gefällt euch! Lasst mich wissen ob ihr es mögt! ^o^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kaei
2008-08-08T15:03:29+00:00 08.08.2008 17:03
Aw~ schreib mir wenn das nächste Kapi kommt, ja? >.<~
Ich bin seit neustem sowieso auf nem Vidoll-Trip und du schreibst ne FF mit Jui als Hauptchara *-*~
Super toll bislang.
Ich liebe deine FFs total, weil du einen so guten Stil hast Dinge zu beschreiben. Man kann sich voll in die Personen reinfühlen, man kann ebenfalls sehen, was sie sehen. Das kann nich jeder ^o^

*klatsch*
Hab dich lieb, Schischter
*kisu*~
Von:  kaburu
2008-07-07T16:31:48+00:00 07.07.2008 18:31
hallo!
leider bin ich nicht erster, aber zweiter ist auch ok :-)

alsooooooo, mir gefällt deine ff jetzt schon total gut. ist mal was anderes was ich zu lesen bekomme und edin schreibstil finde ich auch klasse.

bin ja mal gespannt, was die beiden für ein geheimnis haben? wahrscheinlich kein gutes, sonst wäre es wohl nicht mehr geheim, richtig??????

soviel zum thema, dass keiner diese ff liest hihi

ok, na dann bis zum nächsten kapi. würde mich über ne ens freuen, wenns weiter geht.

bis dann XDDD
Von:  -Kei-
2008-06-30T12:59:23+00:00 30.06.2008 14:59
So, ich lass dich jetzt wissen, ob ich es mag:

Ja! Ich find es sehr, sehr schön.
Du hast wirklich eine wundervolle Art zu schreiben und das gefällt mir sehr. Ich finde, dass du die Dinge aus Juis Sicht sehr schön beschreibst und ich kann gar nicht verstehen, warum diese verdammte FF hier eigentlich keiner liest.
Also, ich mag sie sehr gerne und ich bin schon sehr, sehr gespannt, wie das weiter geht~ ^.~

Also dann, schreib schön weiter und meld dich wieder, wenn das nächste Chap on ist ja?

Lieben Gruß

-Ruiza-


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