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Des Schicksals Zöglinge - Die Mitte des Irrgartens

Fortsetzung von "Im Irrgarten des Schicksal"
von

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Des Schicksals Zöglinge

Die Mitte des Irrgartens
 

(Fortsetzun der Fanfiction "Im Irrgarten des Schicksal")
 

Die Jahre zogen ins Land und Landora entwickelte sich unter der Führung von Ivar, mit der Unterstützung von Hogarth und Torae zu einem reichen und mächtigen Land. Auch die anderen ehemaligen Bewohner des versteckten Dorfes hatten sich ein rechtschaffenes Leben aufgebaut, an ihrer Stelle hatten sich jüngere Tagediebe ins Land geschlichen, welche von Ivars Soldaten und Schutzmännern gut in Schach gehalten wurden.

Der Magier hatte sich mit der Rolle des Lebensgefährten des Königs sogar soweit angefreundet, dass ihm die wenigen spitzen Zungen am Hofe, welche sich über ihn lächerlich machten und ihn als ‚Königin’ bezeichneten, nichts mehr ausmachten. Er war inzwischen völlig zufrieden mit seinem Leben, denn er hatte nicht nur seinen Partner, der ihn und er diesen über alles liebte, sondern Ivar hatte sich sogar nach einigen Monaten mit Grid ausgesöhnt. Seine göttliche Mutter kam deshalb seit dem häufig zu Besuch.

An einem schönen Sonnentag herrschte gespannte Vorfreude im Palast, denn für den Erzherzogen Hogarth stand ein besonderes Ereignis an, er wurde Vater.

Nach der Aussöhnung mit Grid, hatte man auch Sidonie häufiger im Schloss gesehen, die zu der Zeit für ihre Göttin arbeitete. Bei einem dieser Besuche war sie Hogarth begegnet und zumindest bei dem Bärtigen war es Liebe auf dem ersten Blick gewesen. Sidonie hatte noch Überzeugungsarbeit gebraucht, doch schon ein halbes Jahr später war es zur Hochzeit gekommen.

Beruhigend strich Torae über die Hand seiner Mutter, welche sich Sorgen um ihre Dienerin und inzwischen Freundin machte. "Es geht alles gut, vertrau mir Mum!" Auch wenn er sich dessen bewusst war, sah er etwas Hilfe suchend zu Ivar, der mit seinem Freund beschäftigt war.

Hogarth tigerte wie so mancher werdender Vater nervös vor der Tür des Zimmers, in dem seine Frau grade schwer beschäftigt war, die Tatsache, dass er nichts tun konnte, als warten trieb ihn noch in den Wahnsinn. Auch Ivar war dem Wahnsinn nahe, doch das eher, weil er schon geraume Zeit vergeblich versuchte seinen Freund zum Sitzen zu bewegen.

Einige Stunden stand, lief oder saß jeder der einzelnen Personen nun schon im Flur und hörte immer wieder das Schreien der blonden Frau, welche ein Kind versuchte aus sich heraus zu pressen. Dann herrschte Stille für einige Sekunden, gefolgt vom Geschrei eines Neugeborenen. Torae und Grid atmeten erleichtert aus und fielen sich in die Arme.

Hogarth schien vor Freunde und Spannung beinahe vom Boden abzuheben und so konnte Ivar ihm nur gratulierend auf die Schultern klopfen.

Es dauerte noch einige weitere Minuten, dann öffnete sich, lang ersehnt die Tür zum Zimmer. Eine Frau in mittleren Jahren, jedoch in durchgehend weiße Kleidung und sogar einem Kopftuch gehüllt verließ den Raum. Sie war ziemlich erschöpft.

Müde, aber mit einem Lächeln nickte sie den Herrschaften zu und ließ sie in den Raum herein. „Mutter und Kind sind wohl auf.“

Nickend stürmte der ehemalige bärtige Räuber an der Hebamme vorbei ins Zimmer. "Sidonie... Schatz..." Kurz vor dem Bett blieb er stehen und bekam Tränen in die Augen.

Hogarth sah seine zwar erschöpfte, aber glückliche Frau, die sein Kind in den Armen hielt. Er konnte gar nicht anders als vor Glück zu weinen. Am Bett angekommen setzte er sich an die Kannte und küsste sie auf die Stirn. Nicht wissend wie er sich ausdrücken sollte.

Die anderen Drei, die mit ihm in den Raum gekommen waren fühlten sich bei diesem Anblick beinahe als Störenfriede.

"Sieh her, dass ist deine Tochter!" Vorsichtig gab Sidonie ihm zuerst Sicht auf das Kind und legte es ihm dann in die Arme. Fast schon ängstlich hielt er seinen größten Schatz fest und gab ihr instinktiv seinen kleinen Finger zum nuckeln. "Meine Tochter...", wiederholte der Erzherzog und strahlte. „Ich habe eine Tochter!" Wie alle frischgebackenen Eltern Zählte er mit Entzücken die zehn Finger und zehn Zehen nach.

Nun waren auch ihre Freunde an der Reihe zu gratulieren. Mit staunen lugte Ivar über die Schulter seines Freundes. „Wer hätte gedacht, dass du so was Süßes in die Welt setzen könntest.“ Der König winkte der Kleinen zu. „Hallo du, ich bin dein Onkel Ivar.“

Mit einem grinsenden Schnauben entzog er Ivar die Sicht auf das kleine Bündel Leben. "Werd ja nicht frech, Ivar!" Dann küsste er die Kleine auf die Stirn und setzte sich wieder zu seiner Frau. "Wie geht es dir denn, mein Engel?"

Auch Torae und Grid waren näher getreten und sahen mit leuchtenden Augen das Neugeborene in dem ganzen Stoff.

„Ich bin furchtbar müde, aber viel zu glücklich um zu schlafen.“ Die junge Frau und Mutter lächelte ihren Ehemann an.

Dann erklang ein lautes und verlangendes Schreien. Panisch sah der frisch gebackene Vater auf seine Tochter. "Sie... Sie schreit... Meine Tochter weint... Aber was hat sie denn?"

Auch seine Frau war recht ratlos, wusste aber instinktiv, dass der Kleinen nichts fehlte.

Ivar konnte sich einen Scherz nicht verkneifen. „Wahrscheinlich hat sie realisiert, dass dieser Bär ihr Vater ist“, flüsterte er Torae zu. Dieser kicherte leise und lehnte sich an seinen Liebsten. "Ein großer Teddybär für den Knirps..." Dann sah er wie die Hebamme wieder herein kam und begann die Besucher heraus zu scheuchen.

"Wenn ich sie bitten darf zu gehen! Die Kleine hat Hunger!"

„Woher weiß sie das?“ fragte der König, als sie wieder auf dem Flur standen. „Hatte die Kleine irgendwo ein Schild ‚Füttere mich’?“

Herzhaft lachte die Göttin auf. "Das ist ihr Job das zu wissen! Aber nur soviel, so ein süßes kleines Kind hat immer Hunger, wenn es gerade zur Welt gekommen ist!" Während sie sprach sah sie Hogarth glücklich seufzend an der Wand hinunter rutschen. "Und das ist ebenfalls normal!"

„Und weißt du auch, ab wann er wider unter uns normalen Menschen weilt?“

Grid überlegte verspielt. "Ich denke, sobald er realisiert hat, dass er jetzt nicht mehr machen kann, was er will!"

„Ich dachte, dass kann man schon nach der Hochzeit nicht mehr.“, spottete Ivar lachend.

Torae zog eine Augenbraue hoch. "Ach deshalb hast du dir einen Kerl gesucht..."

„Oh Hilfe, man hat mich durchschaut!“ Theatralisch griff Ivar sich ans Herz.

"Mach dir keine Sorgen, mein Sohn. Ihr seid enger verbunden, als es jede Heirat bewirken kann!"

Spielerisch griff der Magier nach Ivars Hand und legte sie auf seine Brust. "Du vergisst, dein Herz hast du mir vor langer Zeit gegeben!"

„Ah ja, da war ja was.“ Grinsend beugte sich Ivar zu seinem Gefährten und küsste ihn mit extra nassen Lippen.

Durch das Schmatzen der Liebenden sah der Erzherzog wieder auf und schüttelte tadelnd den Kopf. "Wenn ihr das bitte unterlassen würdet! Meine Tochter ist unschuldig und das soll sie bleiben!"

„Hat die Vaterschaft schon jetzt dein Hirn vernebelt? Wir sind nicht mal im selben Raum mit deiner Kleinen?!“

"Was haltet ihr davon, wenn wir alle etwas runter kommen und einen auf die kleine Herzogin trinken gehen?", mischte sich Grid wieder ein. "Ich bin so froh, dass alles gut gegangen ist. Ich hatte Angst um die beiden Frauen dort im Zimmer..."

„Das ist mal ne gute Idee!“ stimmte Ivar tat kräftig zu und auch Hogarth schien die Idee zu gefallen.
 

Grinsend steckte sich Torae noch ein Stück Torte in den Mund. Heute wurde Hogarths Tochter auf den Namen Lara getauft und Ivar ließ dieses kleine Mädchen hochleben. Er hatte den Tag sogar als Feiertag für zukünftige Jahre festgelegt.

Der König ging ganz in der neuen Rolle als Onkel auf und verwöhnte die kleine Lara wo er nur konnte. Einige spitze Zungen am Hof sahen das bereits als Zeichen, dass sich ihr Herr bald eine Mutter für künftige Thronfolger suchen würde.

"Hey Ivar, wenn du das die nächsten Jahre so weiter treibst, wird mein Engel noch eine Zicke! Du kannst sie ruhig mal schreien lassen, das schadet ihr nicht!" Hogarth hatte einen Arm um seine Frau gelegt und war der Ansicht, bei einem solchen König, bräuchte er keinen Babysitter, wenn er mal mit Sidonie allein sein wollte.

„Nun lass mich doch!“ beschwerte sich besagter König, der seine kleine Nichte/Patentochter auf dem Arm hielt.

"Und wenn du mich so in den Arm nehmen würdest... Also ich meine als Ersatz?", lieb klimperte der Magier mit den Wimpern. Er sah, dass es Sidonie wohl lieber wäre, wenn die kleine Lara bald schlafen würde und nicht von Ivar weiter wach gehalten wurde.

Ivar sah, wie die kleinen Äuglein seiner Nichte schwerer wurden und gab nach. „Na ausnahmsweise.“

Mit einem bekräftigenden Nicken nahm ihm Sidonie das Kind aus dem Arm. "Recht so! Ich möchte auch irgendwann einmal schlafen und wenn sie jetzt nicht ihr Mittagsschläfchen bekommt, sondern erst später, lässt sie uns diese Nacht wieder nicht schlafen. Das ist immer so, wenn ihr Onkel da ist!"

„Es ist nicht meine Schuld, dass ich besser bin, als ein Schläfchen!“

Jetzt lachte Hogarth. "Dann bekommst du vorerst Lara verbot, bis sie auch so Nachts durchschläft!" Während sie sprachen brachte seine Frau das kleine Mädchen in ihr seidenes Himmelbett.

Unterdessen war Ivars Kinn heruntergeklappt. „Das wagst du nicht.“

"Wollen wir wetten?", lachte sein Freund weiter und hob sein Glas. "Stoß mit mir an, auf so ein bezauberndes Kind, welches sogar schon den König um ihren winzig kleinen, niedlichen Finger gewickelt hat!"

Ivar ließ sein Glas gegen das seines Freundes klingen. „Auf ihr Wohl!“
 

Die Wochen vergingen und trotz kindlichem Geschreie, war für Jedermann sichtbar, wie viel die kleine Lara nicht nur ihren Eltern, sondern auch ihrem König bedeutete. Auch Torae fand das Baby niedlich und freute sich sehr für Hogarth und Sidonie. Er würde wohl nie so ein süßes Wesen mit Ivar haben können. Doch seine Freude war auch etwas mehr getrübt, denn die Stimmen bei Hofe wurden lauter und verlangten immer deutlicher nach einem Thronfolger.

Auch Ivars eigene Sehnsucht blieb ihm nicht verborgen, denn da Ivar außer seinem Großvater nie eine richtige Familie hatte war sein Wunsch nach einer eigenen verständlich groß.

Sie waren an jenem Tag wieder an 'ihrem' See verabredet. Doch Torae verspätete sich. Er war bei Grid gewesen und hatte ihren Erzählungen vergangener Tage, wie immer mit größter Aufmerksamkeit gelauscht.

Ivar wartete bereits auf ihn und nervös spielten seinen Finger mit einem bezaubernden Diamantring, der ein Familienerbstück war. So sehr er auch immer über Hochzeiten und die Ehe gespottet hatte nun war es in seinen Augen so weit, diesen Schritt mit Torae zu wagen. Auch wenn der Erzbischof von dem Plan wenig begeistert gewesen war.

Leider ließ sein Liebster wirklich lange auf sich warten und so geschah es, dass Ivar einen hellen, göttlichen Gesang vernahm. Es war keine Sprache, die fast unhörbar über das Wasser klang, doch diese langsame Melodie war wie hypnotisierend.

Der goldene Ring fiel unbeachtet in Gras, als seine Füße Ivar wie selbst zum See trugen. Immer weiter lockte ihn das Summen und schon bald fühlte er das Wasser um seine Knöcheln spülen. Doch immer noch blieb er nicht stehen, bis er fast völlig vom Wasser umgeben war.

Die warme Melodie wurde zu Worten und ließ dem König keine Kraft sich gegen diese zur Wehr zu setzten.

"Komm zu uns... Sei bei uns..."

Nur Momente später war Ivar völlig unter dem Wasser verschwunden. Wie von allein trug ihn das Nass immer weiter.

Eine Strömung erfasste den willenlosen Körper und verfrachtete ihn in die dunklen Tiefen des Sees. Doch als man meinte, man könnte die Hand vor Augen nicht mehr sehen, ergriff einen ein leuchtendes Blau.

Einen Moment verspürte Ivar so etwas wie Furcht, bevor ihn dieses Licht gänzlich um schloss.
 

Viel zu Spät trat Torae endlich am See ein. Doch obwohl er laut nach seinen Geliebten rief, antwortete ihm niemand. Als er näher an das Wasser ging und das verlassene Pferd und den im Sonnenlicht glitzernden Ring fand, umfing ihn Furcht. "IVAR...", rief er noch einmal panisch. Doch niemand antwortete ihm, sein Liebster war spurlos verschwunden.

Einen Wimpernschlag später stand der Magier völlig durcheinander und ängstlich vor Hogarth. "Wo ist er?"

Der sah ihn nur verwirrt an, wusste er doch von Ivars Plänen. „Wer? Ivar? Wolltet ihr euch nicht am See treffen?“

Hilfe suchend packte Torae den Bärtigen am Kragen. "Ja, aber er ist nicht da gewesen... Wo ist Ivar, du musst es wissen!"

„Ich hab ihn seit Stunden nicht mehr gesehen.“, gestand nun Hogarth, selbst leicht beunruhigt. „Und du bist sicher, dass ihr euch nicht bloß irgendwie verpasst habt?“

Tränen rannen über Toraes Wangen, denn er wusste wie zuverlässig Ivar war. "Nein, unmöglich! Sein Pferd war noch da und..." Mit zitternden Fingern holte er den gefundenen Ring hervor. "Bitte sag mir irgendetwas! Das ist überhaupt nicht Ivars Art!"

Nun ergriff auch Hogarth die Angst. „Ich lasse sofort einen Suchtrupp erstellen!“

Torae zitterte noch immer, doch er ließ seinen Freund langsam los. "Mach das, sie sollen jeden Stein umdrehen! Ich werde ebenfalls noch mal alles absuchen!" Er legte Hogarth einen Finger auf die Stirn und danach leuchtete kurz ein Punkt auf dieser. "Wenn du etwas hörst, sag es mir einfach! Ich hab so Angst, dass ihm irgendetwas zugestoßen ist oder ihm jemand etwas angetan hat!"

Unbewusst rieb der Erzherzog sich die Stirn. „Das werde ich, aber mach dir nicht so einen Kopf, Ivar ist hart im nehmen.“

Doch Torae hörte ihn schon nicht mehr. Etwas, eine Ahnung oder eine Art innere Stimme verriet ihm, dass etwas Schlimmes geschehen war. Er tauchte wieder am See auf und suchte jeden Millimeter ab.
 

Bis in die späten Abendstunden suchten alle verfügbaren Männer die Gegend nach ihrem König ab, doch die gründliche Suche blieb ohne Ergebnis.

Der Magier wusste von den Geschehnissen im Palast und sank am Ufer auf die Knie. "Wo bist du nur... Ivar..." Er wusste nicht, dass seine Stimme sanft vom Wasser in die Tiefe getragen wurde.

Tief unten in den kalten Tiefen vernahm ein Wesen seine Stimme und sie rührte es, denn sie klang vertraut und unbekannt zugleich.

Als Torae wieder aufsah, bemerkte er etwas.

Stiefelabdrücke!

Bei genauerem Hinsehen, war er sich sicher, dass waren Abdrücke von Ivars Schuhen. Denn nur er hatte das Siegel des Landes, also sein eigenes Familienwappen mit in die Sohle eingearbeitet.

Seine Augen folgten den Spuren und sie führten eindeutig ins Wasser. „Was hast du getan?“ Erneut stieg Panik in ihm auf und er befürchtete, dass sein Liebster sich in den letzten Wochen zu viele Gedanken um Kinder, die er mit ihm nicht haben konnte, gemacht und um den Magier nicht zu enttäuschen einen endgültigen Schlussstrich gezogen hatte.

Ohne darüber nach zu denken stand Torae wieder auf und folgte den Abdrücken. Er würde Ivar überall hin folgen, egal wohin es gehen würde.

Das Wasser stieg immer Höher und stand dem Weißhaarigen inzwischen bis zum Kinn, bevor er seine Gefühle aussprach. „Wo auch immer du bist. Ich lasse dich nicht allein, niemals ... versprochen!“ Dann tauchte auch er in den nassen Schlund hinunter.

Ohne Furch glitt er immer weiter hinab und suchte alles ab. Dabei wurde auch er unbewusst von der fremden Melodie zum richtigen Ort gezogen.

Was er unter dem blauen Schein entdeckte und durch diesen beleuchtet war, erschien atemberaubend. Eine ganze Stadt war dort am tiefsten Punkt des Sees und die Einwohner erwartete wohl einen Gast von außerhalb. Denn der ‚Marktplatz’ war gut bevölkert. Außerdem sahen diese Wesen auf Torae der immer näher kam.

Die Gestalten waren Menschenähnlich. Elfengleiche, filigrane Figuren, eine leicht grünliche Haut und große dunkle Augen. Ganz versteckt hinter den Ohren waren noch kleine Kiemen zu entdecken.

Der Magier wusste, er spürte tief in sich, dass Ivar hier irgendwo zu finden war. Weshalb er sich nicht die Mühe der Höflichkeit gab. Mit beiden Beinen fest auf dem Grund, rief er deshalb sofort zornig. „Wo habt ihr den Menschen hingebracht?“ Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass seinen Mund nur Blubberblasen verließen.

Hoffentlich lebte Ivar noch! , dachte er. Dann verwandelte er sich in eines der Wasserwesen und versuchte noch immer so zornig sein Glück. „Wo ist der Mann, der Mensch, der heute hier her gekommen ist?“ Diesmal konnte man ihn verstehen.

Die fremdartigen Wesen sahen ihn ehrfürchtig, aber auch ängstlich an. Doch einer schien seinen Mut zusammen zusammeln und wagte das Wort zu erheben. „Hier gibt es keine Menschenwesen.“

Torae zog wütend eine Muschel, die seine Augenbraue darstellte hoch. "Aber er ist hier im See, ich weiß es! Was ist heute hier geschehen?"

Leises Gemurmel brach unter den Wasserwesen aus und auch der Mutige wagte nicht, sich erneut zu äußern.

"Bitte, ihr müsst es mir sagen...!", flehte der Magier jetzt mit einer weicheren Stimme.

„Der den du suchst, ist nicht mehr dein.“ Torae wusste nicht wer das gesagt hatte, denn ein Tumult brach aus, als würde man den bestrafen wollen, der ein großes Geheimnis verraten hatte.

"Was?" Hilfe suchend sah sich Torae um. "Wer... Wer hat das gesagt?"

Doch die seltsamen Wesen schienen nicht sehr kooperativ zu sein.

Die Wut in dem Magier, welche sich kurz zurückgezogen hatte kam wieder zum Vorschein und das Wasser um ihn herum begann zu brodeln und zu kochen. "Ich wiederhole mich ungern, also wer will meine Fragen beantworten?"

Erschrocken wich die Menge zurück, doch eine neue Gestallt löste sich von der Gruppe und trat ihm verängstigt entgegen, bereit ihm zu antworten.

Torae grüne Haut war inzwischen rot geworden, doch er bemerkte, dass dieses Wesen ihm wohl endlich etwas sagen konnte. Das kochende Wasser um ihn kühlte etwas ab und er winkte die, allem Anschein nach Jugendliche an sich heran. Nur zögernd kam sie zu ihm.

Das Rot wich wieder dem Grün und sie sah ein Nicken. "Komm her, bitte..."

Sein Anblick schien deutlich Furcht in ihr auszulösen, dennoch tat sie wie geheißen.

Als sie Torae endlich erreicht hatte, ließ er sich auf Augenhöhe zu ihr herunter. "Weißt du, ob der Mann noch lebt?" Er hatte einen flehenden Ton in der Stimme.

Wild nickte sie mit dem kopf, um die Frage zu bestätigen.

"Heißt das, Ivar ist hier?", platzte der Magier nun heraus und klang freundlicher und erleichtert.

Wieder nickte sie, doch diesmal wesentlich zurückhaltender.

"Wo? Wo ist er denn jetzt?"

Sie zuckte unwissend mit den Schultern. „Er gehört jetzt zu uns und wir sind alle eins. Du kannst ihn nicht finden.“

Ausdruckslos starrte er sie an. "Was... A... Aber warum? Was wollt ihr von ihm?"

Ihre Augen bekamen ein Leuchten. „Er kam von oben, wie sahen ihn bei unserer Schöpfung, er hörte unser Lied und jetzt ist er Teil von uns.“

Die Halbwüchsige spürte einen vertrauten Arm, der Sich um ihre Schultern legte. "Ist gut Saria..." Dann sah der Wassermann den Magier an. "Ihr habt uns geschaffen und wir möchten euch ehren, in dem Ihr zu uns gehört, für jetzt und für immer!"

Das junge Seemädchen drückte sich an den Neuankömmling und sah Torae ehrfürchtig an, so wie alle anderen herumstehenden Wesen.

Ihr Erzieher erklärte Torae noch weiter, dass sie während eines gleißenden Lichtes erschaffen wurden und der Magier begann zu verstehen. Er hatte damals, als er den See und seine Umgebung wieder regeneriert hatte, auch diese menschenähnlichen Wesen geschaffen. Doch er verstand nicht, warum sie Ivar festhielten. "Freut euch doch des Lebens, aber lasst uns in Ruhe! Was wollt ihr von uns? Warum lockt ihr uns her und habt Ivar seinen Willen beraubt?"

„Seines Willens beraubt?“ Diesen Gedanken schien der Wassermann nicht zu verstehen. „Er ist jetzt Teil des Kollektivs und ist so Teil des gesamten Willens.“

"Jeder hat doch seine eigenen Wünsche, der Eine möchte eine glückliche Ehe, der Andere eine Reise. Ich liebe Ivar... und niemanden sonst, er ist das Wichtigste in meinem Leben! So etwas gibt es nicht als Eins in einer Gruppe, das hat jeder für sich allein!"

„Solche Dinge sind uns fremd, wir leben nur, um das allgemeine Wohl zu fördern, das macht uns glücklich, mehr brauchen wir nicht.“

Kopfschüttelnd wandte Torae sich ab und ging auf die Menge der Wasserwesen zu. "Bitte Ivar... Du bist doch hier irgendwo... Komm zu mir zurück, ohne dich ist mein Leben nichts wert!"

Der Wassermann, der zu ihm gesprochen hatte schüttelte nur mitleidig den Kopf. „Selbst wenn er hier ist, wird er euch nicht erkennen, er ist jetzt einer von uns.“

Doch das interessierte den Magier nicht und so sprach er weiter. "Weißt du nicht, du selbst warst es, der mir sagte, dass keiner wie der andere ist. Jeder hat seine eigene Geschichte, seine Erinnerungen, seine Gefühle. Wenn du tief in dein Herz hinein hörst, wirst du wissen wovon ich spreche. Du hast immer alles dafür gegeben, dass es mir gut geht. Du hast mir das Leben gerettet und mich aufgegeben, weil du glaubtest, ich könnte nicht glücklich bei dir sein. Aber ich bin nur glücklich, wenn du bei mir bist! ... Ivar ... Du vervollständigst mich, dir gehört mein Herz, so wie du mir deines gabst. Bitte... bitte hör auf deine eigene Stimme!"

Die Meerleute sahen sich verwirrt an, konnten sie doch mit solchen Gefühlen nichts anfangen, doch Torae konnte spüren, dass ihn jemand verstanden hatte, irgendwo in dieser Gruppe war Ivar.

Langsam ging er in die Menge hinein. "Ivar... Bitte, du musst dich erinnern. Lara und Hogarth brauchen dich doch auch. Deine Nichte und dein bester Freund. Du musst mir nur ein Zeichen geben und ich kann dir helfen... Bitte... Hase... Gib dich selbst nicht auf, niemals! Das hast du mir auch beigebracht..."

Etwas außerhalb der Gruppe stand eine Schule, mit kleinen Kindern, die von drei Männern behütet wurden, einer dieser Männer sah Torae seltsam an.

Der Magier sah den Blick nicht, weil ihn zu viele Augen ansahen. Aber er bemerkte die Schule und ihre 'Lehrer'. Wenn er an die letzte Zeit an Ivar mit Lara dachte, führten ihn seine Schritte von ganz allein dort hin. Lächelnd kniete er sich vor ein kleines Mädchen und strich ihr zart über die Wange. "So neugierig wie du, guckt die kleine Lara auch und das obwohl sie noch viel jünger ist als du!"

Der Erzieher strich dem kleinen Mädchen über den Kopf, als es ängstlich von Torae zurückwich.

Aber er war nicht schnell genug. Diese winzige Geste war Torae nur all zu bekannt. Beherzt griff er nach der Hand und hielt sie fest. "Ivar? Ich weiß du bist es..."

Nun war es an dem Lehrer erschrocken zu sein, unverständlich sah er den Fremden an.

"Du musst es sein!" Auch wenn sie in der Tiefe des Sees waren, bildeten sich deutlich sichtbare Tränen in des Magiers Augen. "Das hast du bei mir auch immer gemacht und ich hatte immer Schmetterlinge vor Glück im Bauch. Fühlst du denn gar nichts, wenn du meine Stimme hörst? Haben dir meine Worte gar nichts gesagt?"

Ein Wirbel von Gefühlen spiegelte sich in den Augen des Mannes, Gefühle, die die Seebewohner eigentlich nicht kannten. „Ich… ich kenne dich nicht.“

Schmerzhaft schloss Torae seine Lider. "Das hab ich auch mal gesagt. Ich wollte dich bestehlen, doch du hast mich festgehalten... Ich weiß nicht, ob du nicht willst oder nicht kannst. Aber hier bei diesen Kindern, du musst es sein ... Ivar ... So liebevoll wie du mit Lara umgegangen bist und ich habe deinen Wunsch, ein eigenes Kind zu haben immer deutlicher in dir gesehen und gespürt.... Es tut mir so Leid..."

„Das ist jetzt wohl mehr als genug!“, mischte sich der Mann von vorher wieder ein. „Ihr solltet unseren armen Bruder nicht noch mehr verirren.“

Torae vollzog nur eine kleine Handbewegung und das Wasserwesen wurde von allein nach hinten geschoben. "Halt dich da raus! Wenn er wirklich nicht Ivar ist, kann ich ihn gar nicht verwirren!" Dann erschien Iskanders Dolch auf seiner Handfläche und er hielt ihm den Erzieher hin. "Ich glaube fest daran, dass du Ivar bist. Denn mein Herz hat mich zu dir geführt. Sollte ich mich irren, so nimm das Messer und stich es mir ins Herz, denn dann ist meine Liebe zu dir nicht stark genug!"

Fasziniert beobachtete das Wesen die Waffe und kam zu einem für ihn selbst überraschenden Schluss. „Das ist meiner.“

Mit einem Raunen war die gesamte Aufmerksamkeit der restlichen Bewohner dieses feuchten Ortes nicht mehr bei Torae sondern bei ihrem Bruder. "Ja, das ist dein Dolch...", sprach der Magier leise.

„Woher weiß ich das?“, fragte ihn der Wassermann verwirrt und sah ihn dabei an, als wäre er noch selbst ein Kind.

"Weil er dir viel bedeutet! Dein Großvater hat ihn dir vererbt und du hast ihn immer gehütet wie den größten Schatz der Welt!" Er reichte das scharfe Metall seinem Besitzer.

„Aber… ich habe keinen Großvater, wir alle hier sind eins.“ Noch immer nicht verstehend, was in ihm selbst vorging starrte er auf die schöne Waffe.

"Doch, du hattest einen Großvater und du hast Freunde, Menschen die dich lieben ... und mich... ich gebe alles für dich, wenn du es nur von mir verlangst!"

„Aber ich kenn dich doch gar nicht.“ Selbst in seinen eigenen Ohren klang das nicht sehr überzeugend.

Lächelnd strich Torae ihm über die Wange. "Nein, DU kennst mich nicht ... Aber dein Herz weiß wer ich bin!" Er schöpfte Hoffnung aus der Unsicherheit dieses Wesens vor sich und er wusste, wenn er lange genug mit ihm sprach, würde er Ivar erreichen.

„Du verwirrst mich.“, gestand der anderen zögerlich.

"Fühlst du denn tief in dir drin, dass es eine gute Verwirrung ist oder möchtest du, dass ich damit aufhöre?" Fest sah Torae ihm dabei in die Augen und zeigte Ivar so seine ganze Liebe.

„Es ist schon ok, aber es macht mir auch Angst.“

Der Magier lächelte weiterhin. "Was macht dir denn Angst?"

„Das ich dich verstehen könnte.“ Plötzlich fielen ihm die Blicke seiner Brüder und Schwestern auf und Entsetzen machte sich in ihm breit, als er realisierte, dass er da bei war sch zu unterscheiden.

"Ich verstehe!" Langsam ließ Torae seine Hand los und sah zum Grund. "Ich möchte dir nur noch eine Frage stellen... Bitte schließ dafür deine Augen und tu nur das, was du möchtest! ...Willst du mich verstehen?"

Nur zögernd ging der Erzieher dem Wunsch nach. Fest schloss er die Augen und nach mehreren Minuten Stille brachte er tatsächlich ein „Ja“ hervor.

"Ivar?"

Und zum ersten Mal reagierte er auf diesen Namen und sah den bekannten Fremden an.

Er hörte ein sehnsuchtsvolles Seufzen und der Magier ließ sich fast erleichtert auf die Knie nieder. "Ich dachte du seiest tot..."

In dem Wasserwesen stieg der Wunsch auf, den Neuankömmling in die Arme zu schließen, doch die verachtenden Blicke seiner Kameraden hinderten ihn daran.

Ohne darauf zu reagieren stand Torae wieder auf und küsste Ivar. Er hoffte, dass dieser den Kuss erwiderte.

Und das tat er, überwältigt von einem Schwall von Erinnerungen, die über ihn hereinstürmten.

Fast hätte der Magier vergessen wo sie waren. Doch die erboste Aufregung der Wasserwesen blieb ihm nicht verborgen. Deshalb brachte er sich und seinen Liebsten binnen eines Momentes zum anderen Ende des Sees, jedoch weiterhin unter Wasser, weil Ivar darüber wohl noch sterben würde.

„Torae, Torae, Torae!“, hauchte Ivar immer wieder, kaum glaubend, was da mit ihm passierte.

Tränen der Freude rannen jetzt aus Toraes Gesicht. "Du weißt meinen Namen!"

„Oh Gott, wie ist nur… wie konnte nur…“

Liebevoll legte der Magier wieder seine Hand an Ivars Wange. "Sie haben dich in ihren Bann gezogen. Aber du hast ihn gebrochen!"

Auch Ivars Hände fanden ihren Weg in Toraes Gesicht und tasteten es ab. „Liebes… du bist da...“

Glücklich legte Torae seine Wange noch mehr in Ivars Hand. "Es tut mir leid, dass ich zu spät war!"

„Schon ok, jetzt ist ja alles gut.“ Lächelnd kniff er Torae in die Wange. „Grün steht dir übrigens.“

"Ich lege mir jede Farbe zu, solange sie mich zu dir bringt!" Er vergaß gänzlich, dass sein normales Outfit auch schwarz / grün war.

„Nein nein, hier nach will ich dich ganz normal für mich haben.“

Torae wurde etwas rötlich um die Nase. "Du kannst mich immer für dich haben!" Er schmiegte sich Ivar.

„Auch jetzt?“ Ivar ließ eine Hand über Toraes grünen Rücken gleiten, er konnte nicht leugnen, dass diese Situation etwas Aufregendes hatte.

„Immer!“, hauchte Torae nur.

Ivars Lippen suchten Toraes und ungeahnt gierig presste er dessen Körper an sich.

Der erwiderte den verlangenden Kontakt und rieb sich an seinem König. "Du kannst aussehen wie du willst, ich werde dich immer finden. Denn ohne dich kann ich nicht mehr leben!"

„Ich hätte wissen müssen, dass sie uns nicht trennen können.“

Torae griff gerade an das einzig bekleidete Körperteil, die Hüftengegend und somit Ivars Hintern. "Hast du etwa an mir gezweifelt?", flüsterte er, knabbernder weise ins sein Ohr.

„Nieee!“, stöhnte Ivar hervor.

Sie ließen sich von der angenehm warmen Strömung nah unter der Wasseroberfläche treiben und schon bald darauf fühlte Torae die Hände seines Geliebten unter dem bisschen Stoff um seine Lenden. Doch er hielt sie noch fest. "Kannst du mir verzeihen, dass ich dir keinen kleinen Engel schenken kann?"

„Oh, Torae...“, hauchte Ivar und küsste ihn zärtlich. „Ich hab dich, mehr brauch ich nicht.“

Er ließ die Hände an sich wieder los und schmiegte sich an. Torae war zwar bewusst, wie groß Ivars Kinderwunsch war und er würde alles dafür geben ihm dieses Geschenk zu machen. Doch er vertraute ihm und liebte ihn auch über alles, so dass er ihm glaubte. "Dann nimm mich und lass mich dir beweisen, dass es bei mir genau so ist!"

„Dein Wunsch ist mir Befehl.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-11-30T18:53:13+00:00 30.11.2008 19:53
hallo,gefällt mir was ich bis jetzt gelesen habe.Schon alles im ersten Kapitel an Drama enthalten,wo andere Autoren ne ganze Story für brauchen würden(grins).Dann lese ich jetz mal schnell weiter ,bin schon gespannt wie es weiter geht.Bye tigrelilie
Von:  ReinaDoreen
2008-06-06T19:34:05+00:00 06.06.2008 21:34
Torae und Ivar haben auch im zweiten Teil ein bewegtes Leben vor sich. Schon jetzt wären sie um ein Haar wieder getrennt gewesen.
Torae ist zwar ein Magier, aber ob er ein Kind bekommen kann?
Reni
Von:  saspi
2008-06-04T20:29:39+00:00 04.06.2008 22:29
Hey!!!
Super kappi!!! Bitte schreib schnell weiter!
Bin schon neugierig wie 's weitergeht!!!
ich finds auch supi das es weiter geht. toll das er ihn finden konnte. kann Torae wirklich keine kinder bekommen?? kann seine mutter nichts machen immerhin ist sie eine göttin. währe echt toll wenn die beiden ein kind bekommen könnten.
Freu mich aufs nächste kappi.
Bye

Von:  Allmacht
2008-06-04T17:11:14+00:00 04.06.2008 19:11
*seufz*
Ich bin so glücklich, dass ihr euch schon so bald für das Posten der Fortsetzung entschieden habt.
Es hat ja gleich wieder spannend begonnen.
Obwohl es wirklich schade ist, dass die beiden keine Kinder bekommen können.
Aber irgendwoher wird wohl ein Thronfolger herkommen müssen.

lg


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