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Pardon him

Aoi x Uruha
von

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16. Kapitel

Aoi

Uruha schien sich an mich gewöhnt zu haben. Ich war jeden Nachmittag bei ihm. Inzwischen war es so zur Gewohnheit geworden, sodass sich keiner mehr darüber wunderte, das Uruha nur mir zu vertrauen schien, denn alle anderen mied er noch immer.

Ich hatte mich an die Arbeit in der Kfz-Werkstadt gewöhnt, aber sie gefiel mir nicht sonderlich. Uruha hingegen schien es in der Näherei zu gefallen.

Auch an diesem Tag ging ich nach meiner Schicht sofort zu Uruhas Zelle und er schien mich, wie in den letzten Tagen, zu erwarten und das freute mich mehr, als ich sagen konnte.

Schnell saß ich an seiner Seite.

"Na, wie war die Näherei heute?", fragte ich lächelnd.

Wie immer lag der Block bereits neben ihm, denn wir kommunizierten immer noch so, er konnte ja nicht sprechen, noch immer wusste ich nicht so ganz warum, denn das hatte er mir noch nicht mitgeteilt. Auch wusste ich noch immer nicht, was in seiner Vergangenheit vorgefallen war, ich wusste nur, dass er manchmal mehr Abstand brauchte, als an andren Tagen.
 

Uruha

Ich lächelte Aoi an als er den Raum betrat - es machte mir inzwischen gar nichts mehr aus, er konnte sich frei in der Zelle bewegen, ohne dass ich Angst bekam. Nur der letzte Meter, mich berühren, sich direkt neben mich setzen - Aoi musste immer noch nachfragen, denn ich musste mich noch immer darauf vorbereiten, konnte seine Berührungen nicht einfach so zulassen, ohne in Panik zu geraten.

Heute hatte ich eine Überraschung für ihn. Ich schnappte mir sogleich den Block, schrieb darauf.

'Ich habe dir in der Näherei was gemacht, ich hoffe es gefällt dir!'

In der Näherei hatte ich ein schwarzes Unterhemd gefunden, es lag kein Zettel dabei, also war nichts daran zu machen - aber auch ein Besitzer fand sich nicht. In den letzten Tagen hatte ich dann also endlich mal wieder kreativ sein können und das Shirt mit Bunten Fadenmustern dekoriert und sogar einige Stoffreste hatte ich eingenäht. Insgesamt war es sehr 'punk' aber es würde perfekt an Aoi aussehen – das tat alles was ich entwarf.
 

Aoi

Ich war etwas überrascht, aber auch wahnsinnig gespannt, was es wohl sein würde.

"Mir gefällt es bestimmt.", versicherte ich ihm. Als er mir das Kunstwerk zeigte, denn anders konnte man es nicht bezeichnen, war ich völlig baff. Offensichtlich hatte er wirklich ein Talent für so etwas.

"Warum bist du eigentlich kein Modedesigner?", fragte ich völlig überrumpelt.

Ich sah wie Uruha lächelte, etwas was immer noch selten war und so machte mein Herz jedes Mal einen riesigen Hüpfer.

"Darf ich dich umarmen?", fragte ich vorsichtig, wusste noch nicht, ob ich ihm heute näher kommen durfte.
 

Uruha

Klar freute ich mich, dass es ihm gefiel, aber seine Frage stimmte mich traurig. Klar wäre ich es gerne geworden, aber so weit kam es nicht.

Ohne seine nächste Frage zu beachten wandte ich mich um, schrieb wieder auf den inzwischen doch etwas dünner gewordenen Block. 'Ich durfte es nie studieren.'

Ich spürte wie ich innerlich erzitterte als ich es aufschrieb, mich sogar hinsetzten musste nachdem ich das Papier Aoi zu lesen gegeben hatte.

Eine Träne lief über meine Wange - ich wollte nicht an den denken, der es mir verboten hatte.
 

Aoi

Anscheinend hatte ich es mal wieder geschafft, eine falsche Frage zu stellen, zumindest machte seine Reaktion das deutlich. Am liebsten hätte ich ihn sofort in den Arm genommen, aber er hatte mir noch nicht sein okay gegeben, also fragte ich nochmals nach und diesmal nickte er.

Langsam und vorsichtig legte ich meine Arme um ihn und er ließ sich gegen mich sinken.

"Sch...es ist alles okay. Jetzt kann dir keiner was tun.", versuchte ich ihn zu beruhigen und streichelte ganz, ganz vorsichtig über seinen Rücken.

"Wer hat dir denn das Studieren verboten?" Ich flüsterte die Frage, war mir nicht sicher, ob ich nicht zu weit ging.
 

Uruha

Ich wusste das Aoi eine Antwort auf seine Frage verdient hatte, er hatte so viel für mich getan, und er hatte so vieles nicht getan, wofür ich ihm auch dankbar war.

Ich griff zum Nachttisch, genauer gesagt in das Schubfach, in dem ich unsere Gespräche aufbewahrte. Ich war froh, dass Aoi sich nicht löste, denn das hätte ich nicht ertragen.

Gleich auf einem der ersten Zettel stand das Wort das ich suchte - ich wollte es auf keinen Fall noch mal aufschreiben, also zeigte ich auf das Wort 'Vater' - schon allein es zu lesen war grausam.

Aber Aoi hatte so viel Geduld mit mir gezeigt, er hatte ein Recht darauf etwas über mich zu erfahren - und dass mein Leben nicht so toll wie seins verlaufen war, war ja nicht seine Schuld. Also konnte ich ihn dafür auch kaum strafen, indem ich mich ihm so verschwieg.
 

Aoi

Ich wusste nicht genau, wonach er suchte, bis ich die Zettel sah. Er hatte anscheinend alle Gespräche aufgehoben und das machte mich unglaublich glücklich.

Er hatte sehr schnell gefunden, was er suchte und zeigte auf das Wort 'Vater'. Ich erinnerte mich nur dunkel an den Tag, an dem er es geschrieben hatte und bereits damals hatte er komisch reagiert.

"Dein Vater hat dir also verboten, Design zu studieren. Und warum? Ich meine, hatte er irgendwas persönlich dagegen, oder wollte er nur nicht, dass du studierst?", ich fragte etwas ins Blaue, war mir immer noch nicht sicher, warum er immer so heftig auf seinen Vater reagierte? Was war zwischen den beiden nur vorgefallen? Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas ziemlich offensichtlich übersah.

Noch immer hielt ich Uruha im Arm und konnte nicht genug davon bekommen.
 

Uruha

Ich griff nun wieder nach dem Block, musste mich immer wieder selbst dadurch motivieren, dass ich mir sagte, dass Aoi es verdient hatte, die Wahrheit zu erfahren.

'Er wollte nicht, dass ich das Haus verließ. Ich musste immer bei ihm oder seinem Bruder sein. Der lebte auch mit im Haus.'

Ich schloss die Augen, als die Bilder mich wieder zu übermannen drohten, öffnete sie aber sofort wieder, als ich merkte wie die Bilder deutlicher, schrecklicher wurden.

Aoi hatte ein Recht darauf, es zu erfahren.

'Ich musste alles tun, was sie sagten, den Haushalt und alles, was sie sonst noch von mir verlangten...'

Ich konnte einfach nicht schreiben, was sie verlangt hatten - aber ich hoffte Aoi würde verstehen.
 

Aoi

Uruha quälte sich, das war nur zu deutlich und ich zog ihn noch etwas zu mir, bevor ich seine Antwort las und erstarrte.

Nein, das konnte doch nicht sein, oder doch? Konnte er wirklich das meinen, was ich dachte? Aber sein eigener Vater, würde doch nicht...? Nein, so etwas Schreckliches war unmöglich.

Ich war völlig geschockt von meinen Gedanken, aber dann würde alles einen Sinn ergeben, trotzdem konnte ich es mir nicht vorstellen.

"Uruha, heißt das etwa,...", ich machte eine Pause, wusste nicht, wie ich es aussprechen sollte. Aus einem Reflex heraus zog ich ihn zu mir und flüsterte.

"Willst du mir sagen, dass du von deinem Vater und deinem Onkel als Sklave gehalten wurdest und ihnen auch ...sexuell dienen musstest.", selbst beim Flüstern stockte ich und hoffte so sehr, dass er es als völligen Blödsinn abtun würde, aber irgendwas sagte mir, dass ich mit meiner Vermutung genau ins Schwarze traf.
 

Uruha

Ich zuckte zusammen als ich seine Worte hörte, brachte Abstand zwischen uns geriet einfach in Panik bei seinen Worten - dienen - ja so hatten sie es auch immer gesagt und dass ich es nicht anders verdient hatte - dass es das war, wozu ich geboren wurde.

Ich rollte mich auf meinem Bett zusammen, vergrub das Gesicht im Kissen. Ich weinte wieder.

Ich wollte den Männern nicht mehr dienen und so wie Aoi das Wort ausgesprochen hatte, wollte er doch auch sicher nur das eine...

Ich wollte nicht mehr, wollte das alles nicht mehr, nicht den Schmerz, nicht die Demütigung, nicht das Leid.

Aber nur der Tod konnte mich erlösen.
 

Aoi

Unter Schock hatte ich anscheinend die falschen Worte gewählt, aber wie hätte ich es sonst anders sagen sollen?

Ich war immer noch erstarrt und wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, mein Gehirn war noch zu sehr mit dem eben Erfahrenen beschäftigt.

"Uruha...", fing ich an, aber wusste nicht, wie ich weiter machen sollte, ohne ihn weiter in die Enge zu treiben.

Ganz vorsichtig bewegte ich mich zu ihm, sah, dass er weinte und konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen.

"Uruha, sch.. es ist alles okay. Sie sind nicht hier.", versuchte ich fast schon verzweifelt ihn zu beruhigen.

Ich hob meine Hand, wollte ihn berühren, ließ sie aber sinken, wollte ihm keine zusätzliche Angst machen.

"Es ist alles okay, du brauchst keine Angst zu haben.", flüsterte ich mit zitternder Stimme.
 

Uruha

Aois Worte drangen erst nach einer Weile zu mir vor. Ja, sie waren tot - alle beide - aber gab es nicht noch viele mehr, die genauso waren wie sie?

Ich wusste doch, dass Aoi nicht so war wie sie, aber warum konnte ich es nicht akzeptieren, warum hatte ich so schnell Angst, dass er doch nicht anders war?

Ich sah die Blätter neben mir. Die beschriebenen lagen inzwischen auf dem Bett verteilt. Es war mir egal.

'Sie sind tot - alle beide.' schrieb ich darauf, spürte wie ich zitterte weil die Erinnerungen wieder drohten mich zu übermannen.
 

Aoi

Ich konnte seinen Reaktionen immer noch nicht folgen.

Warum schrieb er mir das auf? Aber die wichtigere Frage war, wenn er wusste, dass sie tot waren, warum hatte er dann immer noch solche Angst vor ihnen, oder machten ihm wirklich alle Menschen Angst?

"Aber, wenn sie tot sind können sie dir doch nichts mehr antun, Uruha.", versuchte ich erneut ihn zu beruhigen, "Und ich werde dir garantiert nicht sowas antun, das hab ich dir beim ersten Gespräch versprochen und das werde ich auch halten.", beteuerte ich. Uruha sollte keine Angst vor mir haben, denn dann würde ich ihn nie mehr in meinen Armen haben.

"Uruha, warum schreibst du mir das auf? Du musst mir nicht alles sagen, wenn es dich so fertig macht." Natürlich freute es mich, dass er mir das alles anvertraute, aber wenn es bedeutete, dass er sich durch seine Erinnerungen von mir entfernte, wollte ich lieber nichts wissen.
 

Uruha

Aoi hatte ja Recht, ich hatte nichts zu befürchten zumindest nicht von ihm. Aber das konnte ich einfach in Moment nicht spüren, aber ich wollte ihm sagen das sie tot sind, warum sie tot sind - denn das hat mich vor dieser Hölle bewahrt, hatte ihm ein Ende gemacht.

'Vater starb vor ein paar Jahren an Krebs, dann war ich mit meinem Onkel allein. Ich hab ihn umgebracht.'

Ja und er hatte es verdient - viel lieber erinnerte ich mich daran, wie er tot vor mir lag, wie das Blut langsam aus seiner Kopfwunde floss und in den Teppich sickerte. Ja, es war ein schönes Bild gewesen.
 

Aoi

Ich wusste inzwischen nicht mehr, wie ich den heutigen Tag verbracht hatte, oder welche Uhrzeit war. Mit jeder neuen Nachricht von Uruha schien sich mein Bewusstsein zu drehen.

"Was?", seine Nachricht schockte mich noch mehr als die vorherigen Neuigkeiten.

Ich kannte Uruha, er war kein Mörder, auch wenn er auf andere losging, das hatte ich selbst zu spüren bekommen. Aber doch nur weil er sich bedroht gefühlt hatte.

"Uruha, wie ist das passiert?", ich wollte und konnte nicht glauben, dass er wirklich jemanden getötet hatte, schon gar nicht nach dem, was er mir grade gesagt hatte.

"Uruha bitte, erzähl mir alles.", bat ich verzweifelt. Diese ganzen Kurzaussagen und Andeutungen machten mich wahnsinnig.

Wieder rutschte ich weiter zu ihm.

"Bitte, du kannst mir alles sagen, du brauchst keine Angst vor mir zu haben." Ganz langsam ließ ich meine Hand über seine Streichen.

"Es ist alles okay."
 

Uruha

Ich ergriff seine Hand, lies sie nicht los, auch wenn es so schwer war zu schreiben, ich konnte ihn jetzt nicht los lassen - wie musste ich nur auf ihn wirken, als Mörder?

'Ich hab ihn geschubst, ich habe es geschafft, dass er mit dem Kopf auf die Tischkante stieß. Ich hab gewartet, bis er verblutet war. Dann habe ich ihn im Garten vergraben, es war mitten in der Nacht.'

Erst jetzt fiel es mir ein - würde ich Aoi jetzt nicht Angst machen wenn ich ihm so detailiert erklärte wie ich einen Menschen umgebracht hatte, mal davon abgesehen das er es verdient hatte?
 

Aoi

Ich war froh, als er meine Hand ergriff und fest hielt, zeigte es doch, dass er nicht wollte, dass ich ging.

Ich las seine letzte Botschaft mehrere Male und wurde nicht ganz schlau daraus.

"Uruha, ich weiß es ist schwer für dich, aber du wurdest doch von diesen Mann, naja gefangen gehalten und so weiter.", ich wollte nicht noch einmal alles wiederholen, schließlich war das alles schon schwer genug für ihn.

"Kann es dann nicht sein, dass der Stoß nur eine Reaktion auf eine Handlung von deinem Onkel war, dann war es doch Notwehr Uruha, und kein Mord."

Es konnte nur so gewesen sein, schließlich würde er sonst nie auf jemanden los gehen.

Mein Daumen strich zart über seinen Handrücken und ich sah ihn direkt an.

"Uruha was hast du dem Gericht gesagt?", ich musste es wissen, als Anwalt war mir klar, dass er in solcher Situation eigentlich nicht zu lebenslang hätte verurteilt werden dürfen, oder hatte Uruha auch da schon geschwiegen?
 

Uruha

Aoi schien nicht geschockt zu sein, zumindest nicht so sehr, dass er Angst vor mir hatte. Viel mehr schien er einfach nur wissen zu wollen, wie es weiterging. Also schrieb ich weiter.

'Ich konnte damals schon nicht sprechen - aber sie haben es nicht anerkannt und so hab ich geschwiegen. Aber was macht das schon - ich hab zugelassen, dass er stirbt weil ich ihn so gehasst hab - wenn ich ihm geholfen hätte würde er jetzt noch leben ... aber so eine Chance konnte ich doch nicht verstreichen lassen, verstehst du?'

Ich sah ihn wieder an - konnte nicht so ganz verstehen, wie er keine Angst vor einem Mörder wie mir haben konnte.
 

Aoi

Noch immer zitterte seine Hand heftig beim Schreiben.

"Sch, schon okay, lass dir Zeit.", immer wieder versuchte ich ihn so zu beruhigen.

Ich wusste, dass er recht hatte, er hätte ihn nicht sterben lassen müssen, aber die Umstände sprachen eindeutige für Notwehr. Dieser Mann hatte es wirklich verdient.

Ich konnte nicht verstehen, wie man so etwas zugelassen hatte. Ein Betroffener musste immer die Chance haben eine Aussage zu machen, besonders ein Beschuldigter. Und wie konnte so ein Urteil verhängt werden, ohne dass man die Hintergründe beleuchtet hatte, man hätte es doch herausfinden müssen, oder war er einfach so verurteilt wurden?

"Uruha, ich kann nicht verstehen, wie du verurteilst werden konntest. Es war kein Mord, sondern eindeutig Notwehr.", beteuerte ich und beugte mich zu ihm herunter und nahm ihn sanft in den Arm.

Eins stand fest, ich würde seinen Fall neu aufrollen lassen, er musste hier raus und wieder leben und diesmal glücklich.
 

Uruha

Es störte mich merkwürdigerweise nicht, dass er mich ungefragt in den Arm nahm auch wenn ich mich über seine Worte wunderte - er war doch Anwalt, also musste er doch wissen, dass ich nicht so einfach Menschen umbringen konnte - auch wenn es sich bei mir alles zusammenzog IHN als einen Menschen zu bezeichnen.

Als sich Aoi nach einer Weile wieder etwas löste, schrieb ich wieder etwas auf.

'Aber er ist doch tot - und es ist meine Schuld - wie könnte ich da ungestraft bleiben?'

Es war doch alles richtig, so wie es war.
 

Aoi

Uruhas Sicht war nur allzu verständlich, vor allem da er anscheinend nicht den Unterschied zwischen Notwehr und Mord kannte, dabei hätte es ihn jemand bei seiner Verhandlung erklären müssen, zumindest sein damaliger Anwalt.

"Uruha, dass du einen Menschen getötet hast steht außer Frage, aber es spielt nicht nur das eine Rolle, sondern auch die Umstände, wie es dazu gekommen ist.", ich machte eine Pause, in der ich leicht über seinen Rücken strich und überlegte, wie ich es ihm am besten erklärte, ohne zu viel Paragraphen hinein zu bringen.

"Also wenn man bedroht wird, darf man sich wehren und wenn es, wie in diesem Fall, eine Situation ist, die für einen selbst lebensbedrohlich ist, darf man sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren und wenn man dabei seinen Angreifer tötet, gilt das als Verteidigung seines eigenen Lebens und es wird keine Bestrafung dafür ausgesprochen, da man ja nur sich selbst gerettet hat. War das verständlich?", fragte ich mit einen sanften Lächeln, wusste ich doch, dass so etwas relativ kompliziert war.

Ich hoffte nur, dass er sich noch nicht aufgegeben hatte.
 

Uruha

Seine Erklärungen verwirrten mich – nicht, dass ich sie nicht verstand, denn das tat ich durchaus, aber was wollte er nur bewirken indem er mir das erklärte?

'Dann war es eben Notwehr - das ändert doch nichts. Ich werde hier drin bleiben, so oder so.'

War es vielleicht das was er wollte, dass ich hier rauskam? Zurück in diese Welt, wo ich den Männern schutzlos ausgeleifert war? Wo kein Aufseher mich vor ihnen schützen konnte, wo es keine Gitterstäbe gab die mich vom Rest der Welt abtrennten und mir so zumindest etwas Schutz boten?
 

Aoi

Ich konnte nicht glauben, was ich da las. Wollte er etwa hier drin bleiben, für immer?

"Uruha, wenn das Verfahren nochmals aufgerollt wird, musst du hier nicht bleiben, sondern kannst frei sein und dann auch Design studieren, dass wolltest du doch?", versuchte ich ihn auf zu muntern.

Er könnte dann all seine Träume erfüllen, warum wollte er das nicht?

Als ich sah, wie er noch immer leicht zitterte, wusste ich was los war.

"Du brauchst keine Angst zu haben. Keiner wird dir was antun, dafür werd ich schon sorgen.", flüsterte ich sanft.

Ich konnte es mir richtig vorstellen, wie ich mit Uruha zusammen wohnen würde, natürlich nur um ihn zu beschützen und vielleicht würde sich ja mehr ergeben.

Fast unbewusst lächelte ich bei diesem Gedanken und begann wieder mit dem Daumen über Uruhas Handrücken zu streichen.
 

Uruha

Hastig schüttelte ich den Kopf, so lange bis mir davon unweigerlich schwindelig wurde und ich damit aufhören musste.

'Ich will nicht hier raus - ich hab da draußen nichts. Ich will nicht raus - und ich werde auch nicht studieren - wie sollte das denn auch aussehen? Extra Vorlesungen nur für mich und wenn ich ne Frage hab halt ich den Block hoch?'

Ich musste selbst etwas schmunzeln bei der Vorstellung - aber es war nun einmal so - hier war meine Welt - hier gehörte ich hin - was sollte ich denn schon da draußen? Da bin ich doch in gewisser Weise nie gewesen ...
 

Aoi

Ich musste etwas zurück weichen, um nicht Uruhas Haare im Gesicht zu haben und seine Worte ließen mich schmunzeln, als ich es mir bildlich vorstellte.

Wie konnte man sich nur so gegen die Freiheit wehren?

"Aber du kannst von Neuem beginnen. Diesmal kannst du ganz allein bestimmen, wie dein Leben verlaufen soll. Und vielleicht kannst du ja dann auch wieder sprechen lernen."

Erst jetzt fiel mir auch, dass es auch besser wäre, wenn er bereits zum Gerichtverfahren sprechen könnte.

"Außerdem stimmt es doch nicht, dass du nichts hast, du hast doch mich.", ich grinste ihn an.
 

Uruha

Wieder einmal seufzte ich lautlos - konnte Aoi mich in diesem Punkt nicht verstehen oder wollte er es vielmehr einfach nicht?

'Ich bin 27 - habe nie etwas selbst bestimmt - wozu sollte ich in so einem Alter damit anfangen? Und reden will ich auch nicht - nur mit dir und das kann ich auch so tun.'

Ich stand auf, steckte mir eine Zigarette an und öffnete das Fenster - es war ein ungewöhnlich kalter Tag und so erzitterte ich leicht als ein Windstoß in die Zelle hineinkam. Ich hielt Aoi die Packung ebenfalls hin, doch er schüttelte den Kopf - war vielleicht auch besser so - ich konnte mir diesen Monat sowieso keine mehr leisten.
 

Aoi

Wie konnte ich ihm nur klar machen, dass das Leben auch durchaus schön sein konnte?

Auf jeden Fall würde ich nicht aufgegeben, Uruha sollte glücklich sein, und ich würde alles dafür tun, ob er wollte oder nicht.

"Uruha, es gibt einiges was schön ist.", meinte ich nur und erhob mich.

Langsam trat ich hinter ihn und schlag ganz vorsichtig meine Arme um ihn. Ich mochte keine Raucher, aber er zitterte vor Kälte, und wegschieben konnte er mich jederzeit, das wusste er.

"Wie kann ich dich nur glücklich machen?"

Erst als Uruha sich versteifte, merkte ich, dass ich meine Frage laut ausgesprochen hatte.

Ups.
 

Uruha

Seine Worte erschreckten mich. Wie konnte er nur so etwas sagen? Wie konnte er nur wollen, dass ich glücklich bin? Und was war Glück denn überhaupt - und warum wollte er dafür sorgen, dass ich es wurde? Ich konnte nicht behaupten, dass ich es verstand.

Aber irgendwann ließ ich mich einfach gegen ihn sinken - immerhin waren die Worte lieb gemeint.

Ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen - was hatte er gesagt? Zwei Jahre dann war er hier raus - und ich, ich wäre wieder allein.

Dabei... war er doch der Einzige den ich hatte, der Einzige dem ich zumindest etwas vertraute.

Ich löste mich, um ihm etwas aufzuschreiben.

'Verlass mich nicht... das hier ist so schön.'
 

Aoi

Mein Herz blieb fast stehen, als ich seine Worte las, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlug.

Seine Worte waren bestimmt nicht so gemeint, wie ich dachte. Ich sollte ganz dringend meine Gefühle für Uruha kontrollieren, bevor sie mit mir durchgingen.

"Keine Sorge, ich werd dich garantiert nicht allein lassen. Allerdings wäre es dafür hilfreicher, wenn du auch in 2 Jahren hier raus kommst.", meinte ich leise zu ihn.

Ich wollt ihn nicht dazu zwingen, eine weiter Aussage zu machen, aber hier würde er untergehen und das konnte ich nicht zulassen.

Sanft zog ich ihn wieder in eine Umarmung und legte meinen Kopf auf seine Schulter, atmete tief ein und zog so seinen Duft in mich auf.
 

Uruha

Ich konnte nicht anders als noch immer verwirrt zu gucken. Ich hier raus? Nicht mit mir!

'Kannst du nicht einfach hier drin bleiben oder fandest du es da draußen wirklich so toll?'

Ich verstand nicht wie er sich so auf seine Entlassung freuen konnte, schließlich war er jetzt vorbestraft und würde keine Arbeit mehr finden, als Anwalt sicherlich sowieso nicht mehr, zumindest hielt ich es für unwahrscheinlich. Aber ich setzte die Frage noch hinzu.

'Darfst du überhaupt noch als Anwalt arbeiten wenn du hier raus bist?'
 

Aoi

Seine Frage schockte mich etwas. Wie konnte man es hier drinnen nur so toll finden, dass man andere fragen musste, was denn an der Freiheit so toll war?

"Natürlich war es draußen toll. Man hatte niemanden, der einen die ganze Zeit beobachtete, man konnte sich jederzeit überall hinbewegen, man kann sich treffen mit wem man will, man kann arbeiten, was man will, man kann in den Freizeitpark gehen und Spaß haben, man kann essen, was man will... Das alles ist einfach toll und ehrlich gesagt, vermisse ich hier so einiges, und wenn es nur mein einfaches Bett zu Hause ist. ", seufzte ich.

Allerdings hatte das Gefängnis einen Vorteil: Uruha gab es hier.

"Ich kann zwar nicht mehr als Anwalt arbeiten, aber da ich gute Freunde und Kontakte habe, glaube ich nicht, dass es mir schwer fallen wird, wieder Arbeit zu finden. Und außerdem kenne ich genügend Anwälte, die dich sehr gut vertreten könnten, wenn du das willst. Glaub mir draußen ist es wirklich toll. Überlegst du dir mein Angebot nochmals?", fragte ich leise nach.

Die Gedanken an das Leben außerhalb dieser Mauern hatten mich traurig gemacht und ich lehnte mich etwas stärker gegen Uruha.
 

Uruha

Wie immer seufzte ich lautlos. Den Block hatte ich inzwischen vorsichtig aufs Aois Schulter abgelegt nachdem er sich noch etwas gedreht hatte, es war merkwürdig denn ich hielt ihn gerade fast in den Armen. Es war wohl seine Sehnsucht, nach dem was hinter diesen wunderbar dicken Mauern lag und so nickte ich stumm, auch wenn ich schon jetzt wusste, dass ich nie etwas von dem was er vorschlug tun würde.

'Bleibt mir ja nichts anderes übrig, hmm?' Ich lächelte etwas, damit er meine Worte nicht ernst nahm, obwohl sie das irgendwie auch waren.

Auch er lächelte jetzt, schmiegte sich an mich und ich konnte nicht mehr anders als es zu genießen, auch wenn ich nie geglaubt hätte, dass die Nähe eines anderen Körpers mir jemals diesen Schutz hätte bieten können wie diese Mauern, Zäune und Gitterstäbe es sonst getan hatten.

Wenn Aoi ging so musste ich das auch tun können und wenn er meinte, mich hier mit sich raus zu bekommen, dann musste ich im wohl die Möglichkeit dazu geben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Aya_ko
2009-07-06T14:49:07+00:00 06.07.2009 16:49
ist echt toll zu lesen das uru fortschritte macht und aoi immer mehr vertraut!er hats echt verdient das sich entlich jemand richtig um ihn bemüht und für sein glück kämpfen will!
bin schon gespannt wies jetzt weitergehen wird XD
mach weiter so!!!

bis zum nächsten kapi! ^-^v
Von:  theon-vergil
2009-07-04T20:49:40+00:00 04.07.2009 22:49
XD freu mich riesig, dass es weiter geht
wow so viel aus Uruha's Vergangenheit T'T er hat's verdammt schwer gehabt, ich kann ihn deshalb verstehn warum er sich im Gefängnis wohler fühlt
ich find's super von Aoi, dass er weiterhin versucht Uruha zu helfen X3

ein tolles kapi *daumen hoch* XD
freu mich schon auf die nächsten! >.<
Von:  Tatsu-addict
2009-07-04T12:39:55+00:00 04.07.2009 14:39
es freut mich wirklich zu lesen, dass uruha sich so weit öffnet!
er hat es mehr als verdient jemanden zu haben, der ihn beschützt und ihm hilft!
ich hoffe sehr, dass er bald da raus kommt und noch alles ein happy end findet. ^^

wieder ein tolles kapitel!
hoffentlich kommt bald mehr!!!

bis zum nächsten kapi!
Von:  psycho-kissen
2009-07-04T10:23:33+00:00 04.07.2009 12:23
also erstmal freu ich mich, dass es weiter geht~ *feier* xDD
und ich fand des kapiteli-wie sehr schön ^-^ auch wenns jetzt hauptsächlich um uruhas vergangenheit ging
aba finds süß wie aoi sich um uruha bemüht *~* ich will auch nen aoi xDDD"
obwohl mir jetzt auch ruki und reita nen bissl fehln ^-^'''' könnt ja nen special dazu machn xD
freu mich schon drauf wie es mit uru und aoi weiter geht! obwohl ich keine ahnung hab, was nu passiern soll oo
bis zum nächstn kapitel ^-^

kissen


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