Caramell

Memory

Der nächste Morgen kam dann mit schrecklichen Kopfschmerzen.

“Oh Gott”, war das erste, was Sasuke raus brachte. Seine Kehle fühlte sich staubtrocken an und sein ganzer Körper schien aus Blei. So schaffte er es nur langsam sich zu seinem Freund zu drehen und sah ihn ein Stück weiter von sich merkwürdig verdreht liegen. “Naruto? Steh auf…”, murmelte der Uchiha und rieb sich die Augen. Erst da kamen ihm die Erinnerungen des letzten Tages in den Sinn; Naruto war in ihn verliebt!

Nachdenklich betrachtete er den blonden, der noch immer schlief und leise atmete. Sein Herz begann schneller zu klopfen- wie so oft in der letzten Zeit, wenn der Uzumaki in der Nähe war. Wo Sasuke Naruto so betrachtete, bemerkte er nicht, dass sich seine Tür öffnete und sein Bruder hinein trat. Erst als dieser ihn beim Namen rief, zuckte er erschrocken zusammen und rückte schnell von seinem Freund weg. “Was willst du?” Mit einem breiten Grinsen trat Itachi ans Bett: “Du bist zu jung für sowas, Sasuke.” Da wurde Sasuke bewusst, dass sein Bruder es anscheinend wusste, dennoch war ihm die Situation unangenehm. “Was meinst du?”, fragte er deshalb nur leise. “Du solltest dich nicht mit deinem besten Freund einlassen. Das ist doch nur eine Phase. Du liebst ihn nicht”, erklärte Itachi ruhig, sein Grinsen war nun verschwunden. Still hörte Sasuke sich an, was sein Bruder sagte und senkte den Kopf. Ihm war seine Meinung immer sehr wichtig gewesen und er wusste auch, dass Itachi ziemlich intelligent war und meist recht hatte. //Aber ich bin mir doch sicher…// dachte sich der junge Uchiha während er Naruto wieder betrachtete.

Itachi setzte sich neben seinen Bruder aufs Bett und legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Selbst wenn du wirklich daran glaubst, dass du ihn liebst”, fuhr er fort. “Naruto ist fast zwei Jahre jünger als du, und er wird ganz sicher nicht für immer bei dir bleiben. Er ist in Sachen Liebe noch wankelmütiger als du. Also lass den Unsinn und konzentrier dich erstmal auf deine Schule.” - “Woher weißt du das alles denn?”, wollte Sasuke wissen, sah seinen Bruder nun deutlich verunsichert an. “Ich habe es doch selber erlebt. Ich hatte schon mehrere Freundinnen, das weißt du doch. Ich konnte mich eben nicht entscheiden… hatte ich eine mehrere Wochen, war mir plötzlich eine andere interessanter.”

“Scheiße…”, flüsterte Sasuke kaum hörbar. “Mann, Itachi. Warum sagst du sowas? Ich will es wirklich!” Ungläubig sah der ältere ihn an: “Das glaubst du doch jetzt selber nicht mehr. Du zweifelst schon nach ein paar meiner Worte an deiner Liebe zu ihm. Jetzt denk doch mal nach- was genau willst du von ihm? Was ist so tolles an ihm? Fällt dir da überhaupt was ein?” Nervös überlegte Sasuke eine ganze Weile. //Warum tut er das nur? Ich weiß ja wohl was ich will…//

“Na ja”, kam es dann endlich von ihm. “Ich mag es, wenn er so lacht. Wenn er albern ist. Und ich fühl mich immer wohl in seiner Nähe…” - “ ‘Mögen’ ist aber nicht lieben”, seufzte Itachi und stand wieder auf. “Hör mal, ich meine es nur gut. Ich weiß, dass er eben dein bester Freund ist, aber nicht mehr. Rede dir nichts ein- damit würdest du nur eure Freundschaft kaputt machen.” Damit war das Gespräch erstmal für ihn beendet und er verließ Sasukes Zimmer. //Hoffentlich denkt er mal richtig nach// wünschte er sich für seinen Bruder.
 

Sasuke saß nun auch ratlos und verwirrt nachdenkend neben seinem Freund auf seinem Bett. Der Gedanke, dass sein Bruder es immer gut mit ihm meinte und immer ehrlich war beschäftigte ihn so und ließ ihn an seiner Liebe zu Naruto zweifeln.

Wie war es denn nur dazu gekommen?

Dass er es genoss, in Narutos Nähe zu sein?

Dass er ihn gern berührte?

Dass er sogar von ihm träumte?

Dass er den Gedanken, für immer mit ihm zusammen

zu sein nicht vergessen konnte?
 

Ah ja… er erinnerte sich.
 

Es war kurz vor den Sommerferien diesen Jahres gewesen. Ein herrlich warmer Tag mit hellblauem Himmel. Naruto, Sakura und er waren am Strand gewesen und spielten Volleyball. Es machte echt Spaß- er war am Besten gewesen. Alles war gut, bis plötzlich irgendwelche älteren, größeren Typen auftauchten und meinten, sie müssten nun spielen. Sasuke hatte sich das nicht gefallen gelassen und sie angeschrien, dass sie sich verpissen sollten. Natürlich wurden die Kerle da aggressiv und in seiner Wut sah Sasuke nicht, dass einer ihren Ball hob und ihm direkt ins Gesicht knallte. Noch heute zuckte er bei dem Gedanken an den Schmerz zusammen. Damals war er sogar zu Boden gegangen.

Doch dann…

Als er die Augen wieder öffnete, waren eben Sakura und Naruto über ihm. Sein Freund Naruto blickte ihn mit so sorgvollen, blauen Augen an, dass Sasuke ganz komisch wurde. Und als der blonde die gewalttätigen Jungen ohne angst seinetwegen anbrüllte, wurde dem Uchiha merkwürdig warm. Er konnte sehen, regelrecht spüren, wie wütend Naruto war. Und dass nur, weil man ihn verletzt hatte. Beeindruckend fand Sasuke besonders, dass Narutos Zorn die älteren Jungen zur Einsicht brachte und sie sich sogar entschuldigten.

Nie, nie würde Sasuke diesen Tag vergessen.

Zum ersten Mal hatte er wirklich gewusst, wie wichtig er jemanden sein konnte. Und seit da meinte er Naruto zu lieben.
 

“Hm?”, machte der blonde leise und öffnete die Augen einen Spalt. Sasuke sah es und spürte sein Herz schneller klopfen. //Was soll ich machen??// fragte er sich überfordert. Entweder er bekannte sich vollkommen zu Naruto oder sagte ihm nun klipp und klar, dass er ihn doch nicht liebte.

Keines von beiden war leicht...