Endlich frei
Wo ich hier bin?
Keine Ahnung, wirklich. Es ist mir auch egal.
Wie lange ich schon hier bin?
Eine Woche, einen Monat, wer weiß.
Warum ich hier bin?
JA, das weiß ich ganz genau.
Es ist wirklich schön hier. Die Sonne wärmt mich. Der Wind rauscht durch die Bäume und die Vögel zwitschern um die Wette. Es ist wirklich schön hier, aber meine Gedanken rasen.
Ich liege im Gras auf einer großen Wiese. Seit Stunden oder Tagen.
Doch meine Gedanken rasen.
Ich denke an Sirius und wie er fiel. Ich sehe sein Lächeln und weiß, er ist nun glücklich, frei. Er fehlt mir.
Ich denke daran wie ich von der Prophezeiung erfuhr, an meine Wut, an meine Angst. Wie Ron und Hermine immer zu mir standen, mich unterstützten.
Und an Ginny, die mir zeigte, wie man liebt und wie der Krieg uns voneinander entfernte. Bis wir einander fremd wurden.
Der Krieg, der so lange dauerte und so viel kostete.
Ich denke an Hermine. Wie schlau sie war, wie sie immer eine Antwort auf alles hatte. Ihr Lachen schallt durch meinen Kopf. Wie glücklich sie aussah an ihrer Hochzeit mit Ron. Ich werde sie nie wieder sehen.
Und Ron, mein Freund Ron. Wie Hermines Tod ihm alle Kraft genommen hat. Ich erinnere mich an das Strahlen in seinen Augen, wenn wir etwas Verbotenes vorhatten. Er ging verloren. Er wird nie wieder strahlen. Ich sehe ihn trauern, für immer.
Der Kampf hat so viele Opfer gekostet und zu viele Freunde.
Ich höre Rufe, Schreie, Flüche, Schmerzenslaute.
Ich erinnere mich an Nächte voller Angst. Immer wieder dieses bange Warten. Kommen sie zurück. Von Aufträgen, Wachen und Streifzügen.
Das furchtbare Nichtstun an Ruhetagen, die Angst bei Aufträgen.
Mein Herz rast.
Ich sehe mich immer wieder am Kamin sitzen, wartend. Dann dein Erscheinen in den Flammen. Am Anfang war es Erleichterung, dann Zufriedenheit, irgendwann Freude.
Ich sehe deinen geschunden Körper, dein Gesicht. Nie war Schmerz darin. Ich versuchte immer darin zu lesen. Es gelang mir nicht oft. Aber wenn ich es schaffte, war es das, was mich wachliegen lies. Diese Tiefe, diese unendliche Ruhe.
Ich erinnere mich an jede Einzelheit in deinem Gesicht, jede Narbe an deinem Körper. So oft habe ich dich versorgt.
Ich spüre deine Haut unter meinen Fingern. Meine Hände gribbeln.
Der Endkampf ist vorbei.
Der Krieg aus.
Ich frei.
Meine Gedanken stehen still.
Es ist schön hier, ich sehe die Farben, aber etwas fehlt mir.
Ich muss nicht lange überlegen. Ich weiß es. Weiß es schon lange.
Du fehlst.
Das Schwarz deiner Augen, deine Stärke, deine Ruhe, deine Stimme, die stumme Vertrautheit zwischen uns, deine Unterstützung.
Du fehlst.
Ich habe meine Gedanken geordnet. Ich bin frei. Frei endlich eigene Gefühle zu haben.
Ich spüre wie mich die Gedanken an dich überfluten. Dein Geruch verursacht Erregung in mir, deine Augen lassen mich schwach werden. Ich spüre dich im meinem Herz. Es ist so warm.
Ich stehe auf und sehe mich um.
Die Vergangenheit ist vorbei.
Endlich bin ich frei.
Frei dich zu lieben.
~~Ende~~