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Sport ist Mord

Taito
von

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Wunschdenken?

Matt sah, wie sich der Kopf von Tai langsam hob und er sich zu ihm drehte. Die Lippen des Braunhaarigen schienen zu zittern, als er den Mund öffnete.
 

„Ich liebe dich.“
 

Okey, das war eindeutig ein Witz. Tai zog hier irgendeinen Scherz ab, oder wie meinte er das?
 

„Uhm, ja... ich hab dich auch lieb, Tai“, sagte Matt nach einigem Überlegen.
 

„Nein, nicht so“, seufzte Tai und raufte sich die Haare. „Nicht nur... lieb haben...“
 

„Taichi Yagami, mach keine Scherze! Ich finde das langsam nicht mehr lustig“, sagte Matt, als er den kalten Schweiß auf seinem Rücken spürte.
 

„Ich mach keine Scherze! Ich... hach, verdammt. Ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll. Ich musste es dir einfach sagen, tut mir Leid, Matt. Du musst nichts dazu sagen, ja? Ich wollte es nur los werden und... uhm ich erwarte nichts von dir... nicht nach all der Zeit un-“
 

„Sag mal willst du mich verarschen? Macht dir das Spaß? Wie kannst... Wie kannst du...“
 

Matt Stimme brach ab. Er wollte nichts mehr davon hören. Ohne zu Tai zu sehen, stand er auf und ging den Abhang hinauf zum Fußgängerweg. Wollte Tai ihn foppen oder meinte er es etwa wirklich ernst? Nein, das war unmöglich. Tai war doch nicht in ihn verliebt! Er war bis vor kurzem mit einer Frau, mit dieser Sakuya, zusammen und nun sollte er aus heiterem Himmel in ihn verliebt sein? Abwegiger ging es ja wohl kaum.
 

Matt biss sich auf die Unterlippe und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Wie verflucht noch mal war es dazu gekommen? Er wollte nur einen gemütlichen Abend mit seinem Freund verbringen und nun so was?
 

„Matt“, schrie Tai hinter ihm. „Warte doch!“
 

Tai hatte alles stehen und liegen lassen und war dem Blonden hinterhergelaufen. Unterwegs wäre er den Hügel beinahe „hoch“-gefallen, doch nichts desto trotz sprintete er dem Blonden hinterher und erreichten diesen auch nach wenigen Augenblicken.
 

Mit einem festen Griff packte er Matt am linken Arm und hielt ihn davon ab noch einen Schritt zu gehen. Doch dieser versuchte sich aus den Fängen seines Freundes zu befreien und schüttelte vehement seinen Arm.
 

Es war nicht nur der Gedanke, dass Tai womöglich einen Scherz machte, nein, es war der Gedanke, dass Tai es nicht ehrlich meinte. Ihm Worte sagte, die er immer hören wollte und am Ende eine Lüge waren. Es war beinahe so wie die Angst von damals, die ihn davon abgehalten hatte seinem Freund die Wahrheit über seine Gefühle zu sagen. Insgeheim wünschte er sich, dass die Worte von Tai echt waren, doch das konnte einfach nicht sein.
 

„Verflucht, Tai, lass mich los!“, fauchte der Blonde ihn an.
 

„Nein“, antwortete der Angesprochene mit fester Stimme und packte ihn nun auch am anderen Arm, so, dass dieser direkt vor ihm stand. „Warum bist du weggerannt? Lass mich doch weni-“
 

„Das fragst du noch? Rate doch mal! Du verarschst mich hier und ich weiß nicht warum du das tust. Ich dachte, wir wollten wieder Freunde sein und dann sagst du 'Ich liebe dich'? Einfach so? Warum machst du solche Scherze mit mir?“
 

„Das ist kein Scherz, Matt“, seufzte Tai. „Bitte, lass mich es wenigstens erklären, ja? Du kannst danach immer noch gehen.“
 

Matt starrte nach unten. Dort wo seine und Tais Füße waren. Wie konnten ihn Worte, die er schon immer hören wollte, nur so aus der Fassung bringen?
 

„Warte hier. Ich geh schnell unsere Sachen holen. Du hast deine Tasche auch liegen lassen.“
 

„Oh“, nuschelte der Blonde und merkte erst jetzt, dass er mit leeren Händen gegangen war.
 

Immer noch aufgelöst sah er zu, wie Tai zu ihrem Sitzplatz zurück rannte und bald darauf mit seiner Tasche, der Decke und der Tüte voll Fresszeug zurückkam.
 

„Hey, ich hab doch gesagt, dass du warten sollst“, rief Tai, als er merkte, dass Matt bei dessen Anblick wieder kehrt gemacht hatte und den Weg entlang ging. „Meine Güte, warum läufst du schon wieder weg?“
 

„Frag nicht so dumm. Gib mir meine Tasche“, sagte Matt und hielt seine Hand auf, ohne Tai dabei anzusehen.
 

Der Braunhaarige seufzte hörbar auf und reichte seinem Freund dessen Tasche, die er sich sofort aufschulterte.
 

„Willst du mir jetzt zuhören?“, fragte der Braunhaarige, als er neben Matt herlief.
 

„Was gibt es denn noch? Du verarschst mich, warum auch immer. Hätte nicht gedacht, dass du eine Ader für makabre Witze hast.“
 

„Tu ich nicht. Ich...“, Tai stockte und schien zu überlegen.
 

„Du was? Macht es dir Spaß auf meinen Gefühlen herumzutrampeln? Gerade jetzt, wo wir wieder Freunde sind und ich gedacht habe, dass wir alles vergessen können, was war.“
 

„Das ist auch für mich nicht einfach...“
 

„Ah so? Nicht einfach? Was denn? Dass du mich aufziehst? Trägst du es mir etwa immer noch nach, was ich vor zwei Jahren gemacht habe?“, giftete Matt wütend und umfasste den Henkel seiner Tasche mit einem harten Griff. Am liebsten würde er Tai mit seiner Tasche eine runterhauen wollen.
 

„Nein“, winkte Tai ab. „Ich trage dir gar nichts nach. Ich bin es eher, der Mist gebaut hat.“
 

„Bitte?“, fragte Matt mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Was hast DU denn bitte gemacht? Ich war doch derjenige, der abgehauen ist und gemacht habe, was ich wollte.“
 

„Das ist nicht wahr. Ich hätte sehen sollen, was in dir vorgegangen ist. Was du damals durchgemacht hast. Vielleicht war ich noch grün hinter den Ohren und wusste nicht mit meinen eigenen Gefühlen umzugehen.“
 

„Was meinst du damit?“, fragte Matt und blieb stehen.
 

„Ich will damit sagen, dass ich dich all die Jahre vermisst habe und den Grund erst richtig verstanden habe, als ich dich wieder gesehen hab. Ich muss ziemlich bescheuert gewesen sein, es nicht eher gemerkt zu haben“, erklärte der Braunhaarige und sah Matt in die Augen. „Ich habe dich damals glaube ich schon mehr für dich empfunden, als nur Freundschaft. Vielleicht lag es daran, dass ich meine Gefühle nie einordnen konnte oder nicht wusste, was sie bedeuten und deswegen habe ich sie wohl nur für Freundschaft gehalten.“
 

Kurz hörte Tai auf zu reden und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Er schien angestrengt nachzudenken, was er als nächstes sagen sollte. Mit betrübten Augen sah er nun wieder in die blauen Augen.
 

„Wir sind von klein auf befreundet und ich habe damals gedacht, dass es immer so sein würde. Ich dachte ich würde immer in deiner Nähe sein, bei dir übernachten, dass du zu mir nach Hause kommen würdest und mich besuchst, dass wir beide zusammen etwas unternehmen. Ich habe es für selbstverständlich gehalten! Erst als du weg warst, ist mir klar geworden wie weh es mir tut, wenn du nicht um mich herum bist“, erklärte Tai mit einer aufgeregten Stimme und versuchte sich nun wieder ruhiger zu reden. „Ich habe beinahe jeden Tag an dich gedacht und mich gefragt wie es dir geht. Warum ich dich jedoch so sehr vermisst habe, ist mir erst vor Kurzem klar geworden. Der Grund war nicht, dass wir einfach nur Freunde waren und unser Kontakt abgebrochen war, sondern dass ich wohl schon lange in dich verliebt war und dich mehr als nur vermisste. Das mag jetzt ein wenig schulmädchenhaft klingen, aber ich glaube ich hatte Herzschmerz.“
 

„Das ist Schwachsinn, Tai. Du verwechselst was“, sagte Matt und wendete seinen Blick ab. „Du bist nicht in mich verliebt, glaub mir. Du hattest eine Freundin und ich glaube, du bist mit deinen Gefühlen überfordert, weil wir uns so lange nicht gesehen haben. Ich freue mich ja auch, dass wir wieder Freunde sind und Zeit miteinander verbringen können, aber das, und was du denkst zu fühlen, sind grundsätzlich andere Dinge.“
 

Tais Hände ballten sich wieder zu Fäusten und seine Zähne drückten sich schmerzhaft aufeinander. Matt betrachtete den angespannten Körper seines Freundes und er konnte nur erahnen, dass dieser wütend war. Kurz atmete der Braunhaarige hörbar ein, bevor er anfing zu sprechen.
 

„Sag mir nicht, was ich fühle und was nicht!“, sagte Tai laut. „Du kannst nicht in meinen Kopf sehen und das ist genau der Grund, warum ich dir hier versuche klar zu machen, was ich empfinde! Das ist nicht einfach für mich, weil ich WEIß, dass du nicht mehr das selbe empfindest. Das ist nur eine gerechte Strafe für mich, weil ich zu dumm war es nicht eher zu merken.“
 

Es klang alles so falsch. Tais Stimme war mit jedem Wort leiser geworden. Wie konnte es dazu kommen? Matt merkte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammen zog und es ihm seine Luft abzuschnüren schien. Tai hatte ihm gerade gesagt, dass er schon früher mehr für ihn empfunden hatte und es nie einordnen konnte? Wenn er es eher gemerkt hätte, schon damals zur Schulzeit, dann wäre alles anders gelaufen. Er wäre nie mit dieser Sakuya zusammen gekommen und ihnen würden vielleicht keine zwei Jahre fehlen.
 

„Meinst du das ernst?“, fragte der Blonde trocknen und versuchte den Blick von Tai vorerst zu meiden.
 

„Das meine ich“, sagte Tai und schluckte hart. „Es tut mir Leid.“
 

„Du denkst, mich zu lieben?“
 

„Das denke ich nicht nur einfach... ich weiß es.“
 

Matt sah ihn herausfordernd an und öffnete wieder seinen Mund. „Weißt du, was das heißt?“
 

„Was?“, harkte Tai mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
 

„Das würde heißen, dass du schwul bist oder wenigstens bisexuell. Ist dir das klar?“
 

„Hm ja, schon.“
 

Matt seufzte und fuhr sich durch die Haare.
 

„Das würde heißen, dass du mich küssen willst. Willst du das etwa?“, fragte der Blonde genervt. Irgendwie hatte er das Gefühl in naher Zeit Kopfschmerzen zu bekommen.
 

„Ja“, sagte Tai gerade heraus.
 

Matts Augen weiteten sich bei der eindeutigen Antwort. Der Wuschelkopf hatte nicht mal eine Sekunde gezögert. Wenn das ein Scherz war, dann hatte Tai es gut eingeübt.
 

„Willst du etwa auch...“, Matt stockte kurz und überlegte. Sein Herz schlug schneller. „... Sex mit mir?“
 

Plötzlich herrschte Stille und Matt konnte nur das Rauschen der vereinzelten Bäume hören und das Plätschern des Flusses. Tai antwortete nicht. HA! Da hatte Matt ihn. Was für ein Schwachsinn. Liebe, Liebe, Liebe, das war Humbug gewesen und Tai hatte wirklich gedacht, dass es so war?
 

Ein finsteres Lächeln umspielte Matts Lippen. Was hatte er erwartet? Dass Tai wirklich 'ja' sagen würde? Das war wohl mehr als abwegig. Der Braunhaarige war einfach verwirrt und wusste nicht mit seinen Gefühlen umzugehen.
 

Langsam drehte Matt seinen Kopf zu Tai, um dessen angeekelten Gesichtsausdruck zu sehen. Sex mit einem Mann? Never! Nicht Taichi Yagami. Doch was Matt dann sah, ließ seinen Atem für kurze Zeit aussetzen. Sein Freund stand vor ihm und hatte die Hand leicht vor dem Mund gehalten, als ob er seinen Gesichtsausdruck verstecken wollte. Doch seine leicht gesenkten Augen und die knallroten Wangen sprachen Bände! Es war ihm peinlich, dass Matt ihn das gefragt hatte? Hatte sich Tai etwa ertappt gefühlt?
 

„Ernsthaft?“, fragte Matt leise und merkte selber wie sein Gesicht heiß wurde. „Du hast ernsthaft dran gedacht?“
 

„Ich...“, flüsterte Tai abgehakt. „Sorry...“
 

„Oh Gott“, schrie Matt und setzte wieder zum Gehen an.
 

„Warte, Matt, es tut mir wirklich Leid!“, rief Tai und rannte dem Blonden wieder hinterher. „Bitte vergiss das alles wieder! Ich habe dir gesagt, dass ich nichts erwarte, weil ich weiß, dass du nichts mehr für mich empfindest und ich nehme dir das auch nicht übel!“
 

„Das möchte auch so sein“, fauchte der Blonde.
 

Tai war... verliebt in ihn? Ernsthaft? Ok, zuerst hatte er es für einen schlechten Scherz gehalten, dann für eine Art Rache, weil Tai ihm vielleicht etwas nachtrug und dann schien es ihm wirklich ernst zu sein? War es wirklich wahr? Er hatte Tais Worte immer auf die Goldwaage gelegt und wie gerne würde er dies wieder tun.
 

Matt wusste nicht, ob er glücklich sein sollte oder verzweifelt. Konnte er mit Tai zusammen sein? Durfte er wirklich? Würde dieser nicht irgendwann einen Rückzieher machen und sich doch entscheiden, dass das alles falsch war?
 

Plötzlich erinnerte sich Matt an das Gespräch mit Majima. Er hatte ihm gesagt, dass es in Ordnung war. Dass er ihm den Rücken freihalten würde, wenn etwas schief ging. Und was war dann noch? Sein kleiner Bruder TK hatte mit Tai geredet? Und TK war der Meinung gewesen, dass er Tai noch immer lieben würde? Das war doch der Anstoß zu dieser verfluchten Frage von vor einigen Tagen gewesen. „Bist du noch in mich verliebt?“ Und was hatte er gesagt? „Nein“! Er war wieder ein Hasenfuß gewesen und war weggelaufen und was tat Tai? Er hatte den Mut gefunden und ihm stattdessen das gesagt, was Matt nicht gekonnt hatte. Und dann schien der Braunhaarige das auch noch ehrlich zu meinen, wenn man dessen Reaktionen betrachtete!
 

Er wollte Matt küssen, verdammt! Und mit ihm Sex haben! Mit ihm zusammen sein? Das war genau das, was Matt immer wollte und nie haben konnte. Da waren die Nächte gewesen, in denen er allein in seinem Bett gelegen hatte, an denen den tollpatschigen Wuschelkopf dachte und seine Nähe vermisste. Er hatte damals geweint, doch irgendwann hatte er sich gezwungen aufzuhören. Er war sich damals so armselig vorgekommen.
 

Schweigend gingen beide den Fluss entlang und Matt konnte hören, dass Tai immer wieder bedrückte Laute von sich gab und wahrscheinlich versuchte etwas zu sagen. Was sollte er tun, verdammt? Da war nun alleine mit Tai, mitten in der Nacht, auf einem sperrlich beleuchteten Weg und leise konnte er wahrnehmen wie wohl auch die anderen Menschen, die beim Feuerwerk gewesen waren, ihren Weg nach Hause suchten. Sie waren dicht hinter ihnen und schwatzten laut. Er konnte doch keine Show abziehen, wenn andere sie hören würden.
 

'Sei kein Dummkopf', ermahnte sich Matt. Sein Herz schlug immer noch schneller und er könnte schwören, dass Tai es hören musste. 'Warum kann er es sagen? Wie konnte er es so einfach sagen? Wie kann er nur so mutig sein, obwohl ich ihn doch erst vor wenigen Tagen angelogen habe, dass ich nicht mehr in ihn verliebt bin?'
 

Matt merkte, wie sie wieder zu den Wohnhäusern angekommen waren und unweit von Tais Apartment entfernt waren. Nun, er hatte sein Auto nicht weit von dort geparkt, also hätte er so oder so in diese Richtung gemusst.
 

'Warum kann ich nicht auch so waghalsig sein wie er? Vor was habe ich schon Angst? Schlimmer als vor zwei Jahren kann es nicht kommen... und jetzt habe ich wenigstens so etwas wie eine Gewissheit, dass Tai auch mehr will als nur Freundschaft.'
 

„Willst du noch mit... in meine Wohnung kommen?“, fragte Tai, da er sein Apartmentkomplex erblickte.
 

„Nein“, sagte Matt nach einigem Zögern.
 

„Oh... in Ordnung“, sagte Tai monoton.
 

'Ah, shit, jetzt habe ich ihn verletzt. Nun kein Wunder, er denkt, dass ich ihn abserviert habe und deswegen nicht mit ihm in seine Wohnung will. Er denkt.... er denkt... ich wäre sauer auf ihn! Natürlich...'
 

„Du musst dir nichts dabei denken“, sagte Tai und kratzte sich verlegen an der Wange. „Auch, wenn ich in dich verliebt bin, werde ich nichts tun, glaub mir. Du musst dich nicht bedrängt von mir fühlen und Angst haben, dass ich irgendwas mache.“
 

„Hmm“, grummelte der Blonde, als er merkte wie er rot wurde. Schnell sah er zur Seite, so, dass der Braunhaarige es nicht sehen konnte. „Ich habe keine Angst...“
 

„Das ist gut“, nuschelte Tai und atmete erleichtert aus. „Ich will nicht, dass wegen mir alles wieder kaputt geht.“
 

Matt nickte zustimmend und zog die Jacke, die er anhatte ein Stück enger um seinen Körper. Die Jacke! Es war die von Tai. Er hatte sie beinahe vergessen und erst jetzt merkte er es wieder, als er das Leder unter seinen Fingern spürte. Sie war schon ein wenig alt und abgenutzt, eine typische Lederjacke eben, doch sie roch nach Tai! Nach seinem Tai! Nach seinem verfluchten Aftershave und seinem Parfüm oder Deodorant.
 

'Oh Gott, ich bin doch nicht gerade dabei an Tais Lederjacke zu schnüffeln?', schrie Matt in Gedanken und merkte wie ihm noch ein Stück heißer wurde. 'UND OB ICH DABEI BIN!!!'
 

„Da sind wir“, sagte Tai und blieb stehen.
 

„Hm?“, murmelte der Blonde und sah, dass sie vor einer Haustür angekommen waren.
 

Es war Tais Apartmentkomplex. Hinter dieser Haustür würde ein Flur kommen und dann ein Fahrstuhl und dieser würde zu Tais Stockwerk hochfahren. Und dann würde seine Apartmenttür kommen. Wenn er mit ihm reingehen würde, wären sie allein!
 

„Vor meinem Apartment, da sind wir“, erweiterte Tai seine Aussage. „Matt, bitte bestrafe mich nicht mit Schweigen, ja?“
 

„Tu ich nicht.“
 

„Doch tust du“, lächelte Tai traurig. „Ich merke doch, dass die Stimmung zwischen uns unbehaglich ist.“
 

„Nein, Tai, mach dir keinen Kopf“, winkte Matt ab und atmete schwer aus. „Ich bin nur noch etwas überfordert. Ich habe damit nicht gerechnet, um ehrlich zu sein.“
 

„Ja, ich auch nicht“, lachte Tai verlegen. „Matt, ich weiß, was du für mich fühlst, aber ich will dir eins sagen.“
 

Matt sah fragend zu Tai und erkannte einen ersten Gesichtsausdruck. Diesen hatte er nur selten bei Tai gesehen und er wusste, dass egal, was Tai jetzt sagte, er es ernst meinen würde.
 

„Ich will, dass du weißt, dass ich immer bei dir bleiben will und egal was kommen wird, ich mit dir befreundet bleiben möchte. Ich will einfach nur in deiner Nähe sein und mit dir Zeit verbringen. Das reicht mir völlig aus“, sagte Tai und kramte in seiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel. Kurz blickte er zu Matt und ging zu ihm, um ihn seine Hand auf den Kopf zu legen und darüber zu streichen. „Von daher ist es besser, wenn du das, was heute Abend passiert ist, vergisst und du mich wie früher behandelst. Diese Stimmung zwischen uns gefällt mir gar nicht. Also hör auf dir den Kopf zu zerbrechen.“
 

Die Hand auf seinem Kopf hatte sich so warm angefühlt! Eine Berührung hatte ausgereicht und Matt spürte wie sein ganzer Körper prickelte und zu brennen schien.
 

„M- mhm“, stotterte Matt und kniff seine Augen zusammen.
 

Wir konnte Tai nur erwarten, dass er es vergessen könnte? Worte, die er immer hören wollte, Gefühle, die echt waren! Und dann wollte der Wuschelkopf das für diese Freundschaft aufgeben? Nur damit er weiterhin bei ihm sein konnte? Wieso hatte er nur so eine Kraft? Matt hatte diese damals nicht besessen und war weggelaufen, nur damit er nicht mehr der Nähe des Braunhaarigen ertragen musste.
 

„Ich werde jetzt mal hochgehen“, sagte Tai und steckte den Haustürschlüssel in das Schluss. „Pass auf den Nachhauseweg auf, ja?“
 

Matt nickte stumm und besah Tai, der den Schlüssel rumdrehte und die Türe öffnete.
 

„Ich weiß, dass dir jetzt viel durch den Kopf geht, aber du musst dir da keine Gedanken machen. Was ich gesagt habe, ist mein Problem und nicht deines“, lächelte der Braunhaarige müde und zog den Schlüssel wieder ab. „Schlaf gut, und melde dich, wenn du wieder Zeit hast, ja?“
 

Tai verschwand hinter der Tür. Langsam wollte diese in ihre Ursprungsposition zurückfallen. 20cm, 10cm, 4cm. Immer weiter näherte sich die Tür daran zuzufallen.
 

Als hätte ihn eine Biene gestochen schreckte der Blonde auf und rannte zur Tür, die kurz davor war sich zu schließen und stieß diese auf. Dort stand Tai vor dem Fahrstuhl und war dabei einen Knopf zu drücken, damit sich dieser öffnete.
 

„Tai, warte!“, schrie Matt und stürmte auf den Braunhaarigen zu.
 

„Wa- ah!“
 

Tai hatte sich umgedreht und im nächsten Moment spürte er zwei Arme um sich. Erschrocken sah er nach unten und erkannte die schwarze Mütze von Matt, welche nun schief hing und einige blonde Strähnen hervorblitzen ließ.
 

„Du bist ein Idiot!“, schrie Matt und drückte ihn noch fester.
 

Die Hände des Blonden krallten sich regelrecht in Tais Hemd und schien die Haut darunter zu zerkratzen.
 

„Ich weiß, tut mir Leid“, lachte Tai.
 

„Nein, weißt du nicht!“, sagte Matt mit belegter Stimme. 'Toll, jetzt fange ich auch noch an zu flennen!'
 

Matt biss sich auf die Unterlippe, doch es brachte nichts. Kleine Tränen kullerten aus seinen blauen Augen. Er wollte es nicht vergessen! Er wollte nicht schon wieder einen Fehler machen und seinen Schwanz wie ein feiger Köter einziehen.
 

„Du bist ein Arschloch“, schluchzte Matt und presste seinen Kopf näher an Tais Brust.
 

War Tai schon immer so groß gewesen? So warm? So bescheuert? Sie konnten die Zeit, die sie verloren hatten nicht zurückdrehen und auch, dass Tai erst jetzt bewusst geworden ist, dass er mehr als nur Freundschaft für ihn empfand, konnte er nicht ungeschehen machen.
 

„Weinst du, Matt?“, fragte Tai vorsichtig, als er merkte, dass der Körper des Blonden bebte. „Warum?“
 

„Weil du mich nicht noch einmal gefragt hast“, schluchzte Matt in das Hemd des Braunen.
 

„Was gefragt?“, harkte Tai nach. Langsam legte er nun auch seine Arme um Matt und strich über dessen Kopf.
 

„Ob ich dich noch liebe...“
 

„Ja, aber du hast doch-“
 

„Frag mich noch mal, du Hirni!“, schrie Matt nun wütend und löste sich aus der Umarmung, um in Tais Gesicht zu sehen.
 

Matt sah wie Tai seine Augen schloss und langsam einatmete. Seine Lippen fingen an leicht zu lächeln, als er seine Augen wieder öffnete. „Liebst du mich noch?“
 

„Ja, du Trottel, das tu ich!“, brach es aus dem Blonden beinahe heraus.
 

„Ah~“, sagte Tai und sein Lächeln wurde breiter.
 

„Ah? Das ist alles, was du sagen kannst?“, fauchte Matt und wischte sich die Tränen weg. Aus Frust boxte er mit halber Kraft gegen die Brust seines Gegenübers und wischte sich dann wieder über die Augen.
 

„Ich bin gerade nur etwas... überrumpelt?“, lachte Tai und kratzte sich am Kopf.
 

„Das sagst DU zu mir? Sag mal, spinnst du? ICH bin hier derjenige, der überrumpelt wurde.“, giftete Matt. „Gott, ich muss hier raus und meinen Kopf abkühlen.“
 

Matt machte kehrt und ging wieder zur Haustür, um frische Luft zu schnappen. Er hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Eine Umarmung und er glaubte vor Freude sterben zu müssen. So hatte er sich noch nie gefühlt. Was sollte er jetzt tun? Er hatte es ihm gesagt und musste erst Mal weg von ihm, um seine Gefühle neu zu ordnen.
 

„Hey, Matt, warte doch“, sagte Tai in einer überschwänglichen Stimme.
 

„Was denn noch?“, fragte Matt mit hochroten Kopf. Er traute sich kaum den Wuschelkopf anzusehen.
 

„Sage es noch mal“, grinste Tai und machte die Tür, die Matt bereits halb geöffnet hatte, wieder zu.
 

„Was?“
 

„Du weißt schon...“
 

Matt sah mit zusammengekniffenen Augenbrauen zu Tai. Dieser hatte einen breites Grinsen auf dem Gesicht und sah aus wie ein Kleinkind, das gerade Geschenke zu Weihnachten bekam.
 

„Einmal reicht“, sagte Matt und sah ihn mit roten Wangen an.
 

„Bitte, ich will es richtig hören“, bettelte Tai und ging einen Schritt näher an Matt, der nun die Wand hinter sich spürte. „Bitte...“
 

„Tai, was zum Teufel machst du da?“, fragte Matt überrascht, als er eine Hand an seiner Hüfte spürte und die andere an seinem Hals.
 

Tai kam immer näher und plötzlich spürte Matt dessen Stirn an seiner. Der heiße Atem von Tai streifte seine Lippen und Matt konnte sehen, wie diese leicht zitterten.
 

„Ich will es noch mal hören, Yama“, flüsterte der Braunhaarige und strich mit seiner linken Hand über den Hals des Blonden.
 

Matt schloss seine Augen. Diese Berührungen, dieser heiße Atmen und diese raue Stimme, die er noch nie bei Tai gehört hatte. Wie er mit dieser Stimme seinen alten Spitznamen sagte, das alles war einfach zu viel. Wie lange hatte er diesen Namen nicht mehr gehört. Sein Kopf fühlte sich an, als ob er in Watte gepackt war. In diesem Moment könnte Tai alles von ihm verlangen und Matt würde es wahrscheinlich tun.
 

„Ich... liebe dich“, flüsterte Matt schlussendlich und atmete stockend aus.
 

Auf einmal war die warme Stirn des Braunhaarigen verschwunden und kaum eine Sekunde später waren dessen Lippen auf denen von Matt.
 

Matt hatte sich ewig vorgestellt, wie sich diese wohl auf seinen anfühlen würden und nun konnte er es endlich wissen. Sie waren unglaublich weich und heiß. Oh Gott, was sollte er tun? Wie von selbst griffen seine Hände nach Tais Hemd und verhakten sich abermals in dieses. Das, was er immer haben wollte, konnte er nun haben. Seinen Tai. Er zog Tai wie aus Reflex fester an sich.
 

Vorsichtig bewegten sich die Lippen von Tai und Matt versuchte, es ihm gleich zu tun. Es war nicht sein erster Kuss, aber noch nie hatte es sich so angefühlt. Es war nicht mal ein Zungenkuss und trotzdem fühlte es sich an, als ob er im nächsten Moment zusammenbrechen würde vor Glück. Tai war so sanft und Matt konnte an dem bebenden Körper nur erahnen, dass sich der Braunhaarige wohl zurückhielt. Leicht musste Matt schmunzeln.
 

Der Kuss dauerte nicht lange, doch als sich ihre Lippen wieder trennten, japsten beide nach Luft, als hätten sie während der Zeit vergessen zu atmen.
 

„Hehe“, grinste Tai verspielt und leckte sich kurz über die Lippen.
 

„Nichts 'hehe', du Trottel“, schmollte Matt und sah beschämt zur Seite. „Du- wuha!“
 

Auf einmal wurde die Haustür aufstoßen und eine ältere Frau trat herein. Wie von einer Tarantel gestochen sprang Matt ein Stück von Tai fort.
 

„Uhm, guten Abend, Frau Sawada“, sagte Tai verlegen.
 

Beinahe hätte irgendeine Nachbarin die beiden in einer höchst pikanten Situation erwischt! Gott, jetzt musste Matt echt hier raus.
 

„Du, Tai, ich geh jetzt“, sagte Matt. „Ich melde mich dann bei dir.“
 

„Oh? Ok, komm gut nach Hause“, sagte Tai und lächelte ihm verschmitzt zu.
 

Schnell ging der Blonde an Tai vorbei und verbeugte sich kurz vor der alten Frau, bevor er das Haus verließ.
 

'OH MEIN GOTT', dachte Matt, als er zu seinem Auto ging. 'Er hat mich geküsst, oh mein Gott...'
 

Mit zitternden Fingern suchte er nach seinem Schlüssel und fand diesen auch nach einigen Bemühungen. Er versuchte diesen in das Autoschloss zu stecken, doch es misslang ihm. Klirrend viel dieser nach unten.
 

„Ah, verdammt!“, fluchte Matt. Seine Hände wollte nicht aufhören zu zittern.
 

Wieso war er noch immer so aufgeregt? Schüttelnd schlang er seine Arme und seinen Oberkörper. Er musste sich beruhigen, sonst würde er noch einen Unfall bauen. Erschrocken stellte er fest, dass er noch immer die Jacke des Wuschelkopfs trug. Sanft strich er über das Leder und senkte seinen Kopf.
 

„Komm runter, Matt!“, ermahnte er sich und beugte sich nun nach unten, um den Schlüssel aufzuheben.
 

Endlich schaffte er es die Tür zu öffnen und seine Tasche auf den Rücksitz zu werfen, doch dann wurde er aus heiterem Himmel an der Schulter gepackt und herumgerissen. Noch bevor er realisieren konnte, was passiert war, spürte er die Lippen von vor einigen Minuten wieder auf seinen.
 

Im Gegensatz zu dem ersten Kuss war dieser das völlige Gegenteil. Matt spürte, wie sich der Druck erhöht hatte und unwillkürlich öffnete er seinen Mund leicht. Die Augen von Matt waren noch immer vor Schreck geöffnet und er konnte erkennen, dass Tais geschlossen waren. Plötzlich spürte er die verschmitzte Zunge, die kurz über seine Lippen leckte und sich dann von ihm trennte.
 

„Sag mal spinnst du?“, japste Matt und befühlte sich seine Lippen. „Man kann uns hier sehen!“
 

„Sorry, wollte einen 'Gute Nacht'-Kuss“, feixte Tai und strich dem Blonden eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er wieder zum Gehen ansetzte. „Vergesse nicht, mich anzurufen!“
 

Verdattert stand Matt immer noch an sein Auto gedrückt da und musste die Situation erst mal verarbeiten. Wie sich Tai benahm... es war so wie früher! Nur, dass er ihn geküsst hatte. Schon das zweite Mal! Sein Grinsen, sein Benehmen, seine Selbstsicherheit, das alles war der Tai von vor zwei Jahren. Er hatte sich nicht verändert und Matt konnte fühlen wie ihm buchstäblich eine Tonne Steine vom Herzen fielen. Es war als wäre ein Knoten gerissen, der bisher zwischen ihnen war.
 

Langsam merkte er, wie seine Knie weich wurden und er es gerade noch schaffte sich in sein Auto fallen zu lassen.
 

„Verdammt, dieser Idiot“, nuschelte Matt und streifte sich seine Mütze vom Kopf. „Ist das gerade wirklich passiert?!“
 

Der Blonde saß noch einige Minuten still im Auto und versuchte sein Herzklopfen zu beruhigen. Er musste langsam wirklich nach Hause fahren. Kurz fragte er sich, wie spät es eigentlich war.
 

Suchend kramte er in seiner Tasche nach dem Handy. 23:12 Uhr. Zudem konnte er auf der rechten oberen Seite erkennen, dass er eine Textnachricht hatte.
 

'Von TK?', wunderte er sich und öffnete die Nachricht.
 

„Hey, Bruderherz. Wie geht es dir so? Wollen wir uns die Woche mal wieder treffen? Ich habe dich so lang nicht mehr gesehen. Liebe Grüße, TK.“
 

„Ta... ke... ru“, grummelte er. Er erinnerte sich an die Worte von Tai.
 

TK schien Tai irgendwas erzählt, als dieser bei den Yagamis zu Hause war. Er hatte den Anstoß gegeben, für all das Chaos. Na, der konnte was erleben!
 

Und diese geheime Drohung sollte sich zwei Tage später bewahrheiten. Matt konnte sich zwei Stunden von seinen Verpflichtungen freinehmen und hatte sich mit seinem kleinen Bruder verabredet, der bereits aufgeregt vor seiner Agency auf ihn wartete.
 

„Hey, TK“, rief ihm Matt zu, als er aus dem Haupteingang kam. „Hast du lange gewartet?“
 

„Ne, nicht wirklich“, grinste der Jüngere und lief auf seinen Bruder zu. „Wo wollen wir denn hingehen?“
 

„Ich denke wir sollten erst mal hier rein, ich muss mit dir was besprechen.“
 

„Bitte?“, fragte Takeru und runzelte seine Stirn. „Was denn? Hast du irgendeinen Mist gebaut?“
 

„Ich?“, sagte Matt und schnalzte mit seiner Zunge. „Ganz im Gegenteil.“
 

Matt öffnete die Tür zum Haupteingang und ging zusammen mit TK in das Gebäude. Kurz schien er zu überlegen, welchen Weg er gehen sollte und entschied sich dann den Fahrstuhl zu nehmen und zu seinem Tonstudio zu fahren.
 

„Was ist denn nun?“, fragte Takeru nach. „Wenn du keinen Mist gebaut hast, heißt das dann, dass es etwas Gutes ist? Hast du irgendwas gewonnen?“
 

„Nein, hab ich nicht“, sagte Matt genervt und ging in den Fahrstuhl, gefolgt von dem Jüngeren. „Was hast du denn die letzten Wochen so gemacht?“
 

Matt hatte ihn scheinheilig gefragt und sah ihn erwartungsvoll an.
 

„Ich? Uhm, nicht viel. Schule, Basketball, mich auf die Prüfungen vorbereiten. Warum fragst du?“
 

„Hmm“, summte der Blonde und trat wieder aus dem Fahrstuhl. Er ging vor TK, um ihn den Weg zu seinem Tonstudio zu zeigen. Flink öffnete er die Tür und gab seinem Bruder zu verstehen, dass er eintreten sollte. Als beide in dem von Technik beladenen Raum waren, schloss Matt geschickt die Tür zu und drehte sich zu Takeru.
 

„Du hast dich nicht zufällig mit Kari getroffen?“
 

„Uhm, ja, doch. Warum?“, TK trat einen Schritt zurück, als er erkannte, dass sein großer Bruder die Tür zugeschlossen hatte.
 

„Bei ihr zu Hause?“
 

„Äh ja?“
 

„Und?“
 

„Was und?“
 

„Hast du mir nichts zu sagen?“
 

Takeru überlegte kurz und zupfte an seinem nicht vorhandenen Bart. Nach einigen Sekunden sah er dann zu Matt und versuchte seine Kleine-Burder-Kulleraugen-Masche abzuziehen.
 

„Nein, eigentlich weiß ich nicht, was ich dir zu sagen hätte“, lachte er schief.
 

„Ah, ist das so?“, fragte Matt und erkannte genau, dass TK wusste, wovon er hier sprach.
 

Langsam ging Matt zu einem kleinen Tisch, der am Ende des Raumes stand und nahm von dort eine Zeitschrift. Er drehte sich wieder um und sah zu TK.
 

„Deine letzte Chance. Du hast mir nichts zu beichten?“
 

„Uhm nein?“, sagte Takeru ein weiteres Mal und ging einen Schritt zurück.
 

Nun reichte es Matt. Da log ihn sein kleiner Bruder doch wirklich frech ins Gesicht. Na, der konnte was erleben. Zielstrebig ging Matt auf seinen Bruder zu und rollte die Zeitschrift zusammen, um ihn damit einen Klaps auf den Haarschopf zu geben.
 

„Aua!!! Sag mal spinnst du? Warum machst du das?“, schrie TK aus Reflex und versuchte seinen Kopf zu schützen.
 

„Tsk, hab dich nicht so! Ich hab dir sicher hundertmal gesagt, dass du mich nicht anflunkern sollst“, schimpfte Matt auf den Kleineren ein. Wieder schlug er mit der Zeitung auf den Kleineren ein. „Na los! Sag, was du verbrochen hast!“
 

„Ah, Matt, hör auf! Ich weiß nicht wovon du redest.“
 

„Wen hast du bei Kari zu Hause getroffen. Uhn?“ Es folgte wieder ein Klaps auf den Kopf und TK versuchte zum anderen Ende des Zimmers zu flüchten.
 

„Ah, Matt, hör auf, ja? Du zerstörst meine Frisur!“
 

„Dann mach sofort deinen Mund auf“, fauchte der Blonde und holte wieder zum Schlag aus, als TK endlich die „richtige“ Antwort von sich gab.
 

„Tai, Tai!!! Ich habe Tai getroffen!“
 

„Richtig. Und was noch? Na?“, ermahnte Matt ihn, während er die Zeitung in seiner Hand drehte.
 

„Ich habe mich mit ihm unterhalten.“
 

„Ja? Und?“
 

„Über dich, über dich. Bitte hör auf mich zu hauen, Matt, ja? Wir haben uns nur unterhalten.“
 

„'Nur' unterhalten? Willst du mich verarschen, Takeru? Hast du nicht irgendwas zu ihm gesagt, was du bereuen solltest?“
 

„Ich weiß nicht, wir haben uns lange unterhalten...“
 

„Na, das ist ja noch schöner. Lange unterhalten? Und hast du während der Unterhaltung etwa was erwähnt, wie zum Beispiel, dass ich in ihn verliebt bin?“
 

„WAS? Uhm, vielleicht? Kann sein. Warum sollte ich? Ich, uhm... verdammt...“
 

„Na toll, dann hast du ihm also wirklich diesen Floh ins Ohr gesetzt?“, fragte Matt und schmiss nun die Zeitschrift auf den Tisch. Langsam ging er zu der kleinen Couch, die in der Ecke stand und ließ sich dort fallen.
 

„Sag mal, warum hast du das gemacht?“, fragte der Blonde gespielt ernst.
 

„Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht“, sagte Takeru schnell und ging in seine Richtung. „Ich habe doch gemerkt, dass mit dir was nicht stimmt. Und, dass du Tai damals die Freundschaft gekündigt hast, ist mir immer schon merkwürdig vorgekommen. Ich habe dann Satoshi vor einem Jahr oder so in der Stadt getroffen und er hat mir alles erzählt.“
 

„Satoshi? Na toll, das Plappermaul“, seufzte der Blonde und vergrub seine Hände im Gesicht. „Warum zum Henker kann denn keiner von euch den Mund halten?“
 

„Ich, es tut mir Leid, Matt. Hat Tai was zu dir gesagt? Habt ihr auch gestritten?“
 

Matt saß immer noch zusammengesackt auf der Couch. Seine Hände verbargen immer noch sein Gesicht. Von Weiten sah es so aus, als ob er weinen würde.
 

„Matt, oh Gott, es tut mir Leid! Ich wollte nicht, dass ihr euch streitet. Ich habe gedacht, dass du ihn auch noch liebst. Du hast immer so betrübt ausgesehen und wolltest nie über ihn reden. Ich dachte meine Bruder-Instinkte liegen richtig. Wenn ich nun alles zerstört habe, dann kannst du mich weiter schlagen“, rasselte TK herunter und setzte sich nun neben Matt. „Hier, mein Kopf gehört ganz dir, also bitte ignoriere mich nicht.“
 

„Du...“, nuschelte Matt. Er klang merkwürdig und das gefiel Takeru überhaupt nicht. Er musste echt Scheiße gebaut haben mit dem Gespräch, das er mit Tai hatte.
 

Ohne Ankündigung umarmte Matt ihn von der Seite und wuschelte ihn durch die Haare, bis diese quer zu allen Seiten abstanden.
 

„TK...“, seufzte Matt. „Du hast gar nichts falsch gemacht. Du hast alles richtig gemacht.“
 

„Was? Hab ich das? Echt?“, harkte der Kleine nach und sah zu, wie Matt langsam die Umarmung löste.
 

„Ja, hast du. Dein loses Mundwerk hat mir dieses eine Mal echt geholfen.“
 

„Eh? Wie muss ich das jetzt verstehen? Heißt das, dass du echt noch in ihn verliebt bist? Aber warum hab ich dir dann geholfen? Ich meine, wenn Tai dich das gefragt hat und du es immer noch bist... dann würde das ja heißen, uhm, dass du und er...?“, TK stoppte in seinem Redefluss und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
 

„Tsk“, sagte Matt und streifte sich einige Haare aus dem Gesicht. „Mal dir aus, was du nicht lassen kannst.“
 

„Ernsthaft? Ihre beide seit echt...? Aber Tai! Ich versteh das gerade nicht.“
 

„Musst du auch nicht“, lachte Matt und wuschelte ihm noch ein letztes Mal durch die Haare. „Aber, wenn du es unbedingt wissen willst, erzähle ich dir alles und danach geh ich dir ein Eis kaufen.“
 

„Uhm, danke? Aber nun erzähl schnell, ja?“
 

Matt und TK saßen noch gut eine halbe Stunde im Tonstudio und unterhielten sich. Es tat gut endlich auch seinem kleinen Bruder davon zu erzählen. Und da er eh schon die halbe Geschichte wusste, konnte er ihm nun auch alles beichten.
 

Er fühlte sich gut. Als ob er endlich frei wäre von all der Last, die im Jahre lang auf den Schultern gelegen hatten. Die Ängste, die er immer gehabt hatte, schienen nie da gewesen zu sein. Abgewiesen zu werden, von Tai getrennt zu sein, mit dem Gedanken leben zu müssen, dass er ihn hasste. Aber jetzt? Oh, wie er hoffte, dass es doch so bleiben könnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  -Miaka-
2012-09-11T00:43:39+00:00 11.09.2012 02:43
Hier bin ich wieder. Das Kapitel war SO GUT, mit Abstand das beste bisher (warum nur? xD) Ich hatte richtig Kribbeln im Bauch. So schön! Und super geschrieben und noch immer ist die Spannung da, das muss man erst einmal schaffen. Das einzige Manko: 'Tut mir leid' schreibt man immer noch klein. Und andere kleine Rechtschreibfehler ;) Das ist aber im Grunde nicht der Rede wert, weil du ansonsten nicht viele Fehler machst. Jetzt lese ich noch das letzte bzw. aktuelle Kapitel.
Von:  Maron89
2012-09-02T23:18:22+00:00 03.09.2012 01:18
Heey^^

*__________________________________________*
Na ENDLICH!!!!!!!!!!!!!!!! *im kreis hüpf*
Juhuuuuuuuuuuuuuuu sie sind endlich zusammen!!!! Ich bin total happy!!! Das schaffen die beiden schon!!!! Ohhh *____________*
Tolles Kapi und ich freu mich wahnsinnig aufs nächste!! :D

LG Maron :D
Von:  Yurii-chan
2012-09-01T20:50:43+00:00 01.09.2012 22:50
Erst dachte ich bei der Länge "Wie soll ich das schaffen?" und ehe ich mich versah, war ich durch und begeistert wie schon lange nicht mehr =D
Yeah! Endlich haben sie sich geküsst~
ENDLICH haben sie sich ihre Liebe gestanden!!
Das könnte glatt als Happy End durchgehen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass da noch etwas schief gehen wird...


LG Yurii-chan
Von:  aki_ayatoru
2012-08-26T00:56:50+00:00 26.08.2012 02:56
Das war das schönste Kapitel! *-*
Es ist so ... aaawwwwrr ...
Ich kann mir das zwischen Matt und Tai soooooo gut vorstellen.
Du schaffst es, dass man die Gefühle von beiden wahnsinnig gut nachvollziehen kann ... aber am besten hat mir das Ende mit Matt und TK gefallen :D
Das war echt süß! <3
Von:  LittelLina
2012-08-25T23:37:17+00:00 26.08.2012 01:37
Juhu, endlich haben die beiden sich geküsst. Und Matt hat Tai gesagt das er ihn auch noch liebt.
Aber der letzte Satz klingt irgendwie nich so optimistisch. Da bin ich echt gespannt wies weiter geht
Mach schnell weiter
Von:  StoneLyrics
2012-08-25T20:59:02+00:00 25.08.2012 22:59
OH MEIN GOTT!!!! sie haben sich endlich geküsst O.O
yay!!! endlich <3
wehe Matt macht jetzt wieder alles kaputt....*Ihn böse anfunkel*
war ein suuuuuuuper kapi *daumen hoch* mach schnell weiter *____*
Von:  GeezKatsu
2012-08-25T17:52:37+00:00 25.08.2012 19:52
Yay, es geht vorran *fähnchen-wedel*
wie ich das Kapitel fand ect weißt du ja schon. Bleibt nur noch zu sagen: go go go! :D


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