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Kitetsu

von

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Gefunden!

Ich konnte mein Glück immer noch nicht fassen. Erst vor drei Wochen hatte ich mich auf die Suche nach diesem Mann gemacht und nun lief er mir wie zufällig fast in die Arme. Die Route der Strohhutbande war aber nun wirklich kein Geheimnis mehr, dazu waren sie viel zu berühmt geworden. Ich selbst war ja das beste Beispiel dafür: sogar ich hatte ihn gefunden: Lorenor Zorro.
 

Der Mann mit dem undurchdringlichen Blick, der wilden, zerzausten, grünen Haarmähne und vor allem einem: den drei Schwertern.
 

Wie auf einem Präsentierteller baumelten sie an seiner rechten Hüfte, schwangen bei jedem Schritt mit und klackten leise aneinander.

Eines war schöner als das andere. Und wertvoller.
 

Es kribbelte in meinen Fingern, als ich sie sah und ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinab. Sie waren so nah und doch so fern, denn, so groß die Freude des Findens war, das Schwierigste stand mir ja noch bevor.
 

Wie sollte man einem Schwertkämpfer die Schwerter rauben? Genauso gut hätte ich es auf seinen Augapfel abgesehen haben können!
 

Jetzt, wo er so dicht an mir vorbeischlenderte und mich dabei keines Blickes würdigte, wurde ich doch ein bisschen unsicher.
 

Eines stand fest: ich war wirklich keine Diebin.

Eigentlich war mir die Aktion sowieso etwas zuwieder.
 

Aber es musste einfach sein. Das Ganze hatte einen Grund. Einen guten Grund.

Ich wollte jemanden beschützen. Und das ging eben nur so.
 

Ich ließ noch ein paar Sekunden verstreichen, gerade so, dass ich ihn nicht aus den Augen verlor.

Unauffällig begann ich ihm zu folgen, blieb hie und da stehen, um nicht aufzufallen, ließ meinen Blick über einen Obststand wandern oder beobachtete ein Kind, das mit einem Ball spielte.

Doch immer hatte ich noch einen grünen Schopf im Augenwinkel und so sehr ich auch abgelenkt wirkte blieb mein Blick doch starr auf ihn gewandt.

Ich durfte ihn einfach nicht verlieren, dafür war mir mein Ziel zu wichtig.

Er schien auf ein Gasthaus zuzusteuern.

Die Verfolgung würde bald ein Ende haben. Zielstrebig verschwand er darin.
 

Erleichtert setzte ich mich auf eine Treppe und begann mit einer Katze zu spielen. Rot-weiß war sie und schnurrte herzhaft, als ich ihr schließlich das dichte, flauschige Bauchfell kraulte.
 

Einige Minuten ließ sie mich gewähren, schloss genussvoll die Augen und wälzte sich leicht auf dem Rücken hin und her wenn ich hie und da absetzte.

Schließlich aber hatte sie genug, strich mir noch einmal um die Beine und verschwand hinter dem nächsten Marktstand.

Kurz noch konnte ich ihren buschigen Schwanz erkennen, dann lehnte ich mich an die aufgehitzte Mauer des Gasthauses und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen.
 

Wie lange er wohl dort drinnen bleiben würde? Er durfte jetzt auf keinen Fall wieder hinausgehen!
 

Die Zeit müsste gereicht haben, die ich dort draußen gewartet hatte. Ich atmete noch einmal tief ein und erhob mich dann von der Treppe. Ab jetzt musste einfach alles klappen!
 

Mit einem etwas klammen Gefühl im Magen schob ich mich durch die Tür des Gasthauses hinein. Das morsche Ding war sehr schwer und knarrte leise.
 

Man hatte schon von draußen gesehen, dass es nicht mal die beste Spelunke in der Stadt war, aber vielleicht waren ja die geringen Preise ein Anreiz, diese Gaststätte aufzusuchen.
 

Etwas muffig riechende Luft schlug mir entgegen, vermischt mit billigem Zigarettenrauch und sonstigen, übelriechenden Gerüchen.
 

Ich wäre jetzt auf der Stelle wieder umgekehrt, wenn sich Zorro nicht hier drin befunden hätte.
 

Es waren nicht viele Tische in der Stube und noch weniger Leute, so dass es kein Problem war, ihn auszumachen.

Er saß direkt neben dem Fenster, sich mit einem Ellbogen auf das schwarze Holz des Tisches stützend und gedankenverloren in seinen Bierkrug starrend.

Die schon golden leuchtende Abendsonne schien noch mit letzten Strahlen in den Raum hinein und ließ seine Strähnen giftgrün glühen.
 

Mir fiel erst einige Herzschläge später auf, dass ich ihn ziemlich lange angestarrt hatte und war froh darüber, dass er nicht aufgeblickt hatte.
 

Hurtig setzte ich mich an einen benachbarten Tisch und bestellte mir auch ein Bier.

Von meinem Platz aus konnte ich ihn unauffällig aus dem Augenwinkel beobachten und ihm gleichzeitig im Notfall den Weg abschneiden.
 

Erneut nippte ich an meinem Krug, ließ das kühle Bier langsam die Kehle hinabrinnen und setzte wieder ab. Ich hatte ja keine Ahnung, wie lange er noch hier drinnen bleiben würde und ich hatte keine Lust mich zu betrinken.
 

Er rührte sich, hob seine Hand, nickte dem Wirt zu und kramte missmutig in seiner Hosentasche.

Ein paar letzte Berry fand er in den Untiefen und gab sie dem Wirt, der einen weiteren Krug an den Tisch brachte. Der etwas rundliche Mann war mit seinem Kunden anscheinend hochzufrieden – in Massen bestellen und auch noch zu zahlen – so viel Glück hatte er wohl nicht oft bei seinen Gästen und er zeigte es mit einem breiten Grinsen, als er die Berrys in seine Schürzentasche stopfte.
 

Der Grünschopf hob den Krug und trank in gierigen Schlücken den Gerstensaft. Wenn ich mich nicht verzählt hatte, so musste es sein 55. Bier sein, mir war sowieso schleierhaft, wie man so viel in sich hineinschütten konnte und das auch noch ohne offensichtliche Nebenwirkungen. Aber das konnte mir fürs Erste egal sein, ich musste jetzt handeln.



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