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Buffy: Projekt 8

Die virtuelle achte Staffel
von

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Folge 5: Home, Sweet Home

Länge: ca. 45 Seiten

Autor: Soulsister

Co-Autoren: Mel und Yamato

Bildcopyright: Chris

Credits: Projekt 8 ist ein Projekt von slayerfanfic.de mit spezieller Unterstützung durch buffy-online.com als auch slayerzone.de, slayerworld.info, virtuelleserienonline.de sowie weiteren Partnern.
 

Disclaimer: Die virtuelle, achte Staffel baut auf das von Joss Whedon erschaffene Buffy-Universum auf. Sie wurde von Fans für Fans geschaffen, ohne dem Ziel damit Geld zu verdienen. Das Universum und seine Charaktere sind das alleinige Gedankengut von Joss Whedon, Mutant Enemy, FOX, WB und Paramount.
 

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"Und am Ende stand die Erkenntnis,

und sie war schmerzhaft.

Doch ich habe verstanden

und meine Lektionen gelernt!".

(Soulsister)
 

Auf dem Weg nach Boston:

Mit angestrengtem, wenig interessiertem Blick starrte sie aus dem Fenster und beobachtete die vorbeirauschenden Bäume. Das monotone Surren des Motors wurde gelegentlich von einem, gefährlich nach Motorschaden klingendem, Stottern unterbrochen.

'Auch Busse sind nicht mehr das, was sie mal waren', dachte Faith mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen, 'genauso wenig wie ich'. Nur hin und wieder glitt ihr Blick nach vorne auf die Straße und noch seltener zu - IHM.
 

Sie sah Robin kurz an, wendete ihren Blick aber sofort wieder ab. Sie wollte nicht, dass er sie fragte, was los war. Niedergeschlagen, den Kopf voller wirrer Gedanken, biss sich Faith nachdenklich auf die Unterlippe.
 

'Reiß dich endlich zusammen', schalt sie sich selbst und starrte erneut aus dem Fenster. Draußen flogen noch immer die Bäume in rascher Folge vorbei. Wie sollte es auch anders sein?
 

Gelangweilt wendete sie sich ab und starrte in den Rückspiegel. Ein zusammengerolltes Etwas bewegte sich auf der Sitzbank hinter ihnen. Ein blonder, zerzauster Haarschopf lugte unter der grauen Decke hervor.
 

'Seelig sind die Schlafenden, denn sie sind mit Vergessen gesegnet'. Faith seufzte. 'Könnte ich doch nur vergessen'.
 

Sie drehte den Kopf etwas und beobachtet Vi und Ronah, die sich bei scheinbar bester Laune angeregt unterhielten. Hin und wieder warfen die beiden verstohlene Blicke zu dem blonden Haarschopf, um sicher zu gehen, das Mädchen nicht geweckt zu haben. Dann diskutierten sie weiter.
 

Seufzend sank Faith tiefer in ihren Sitz, zog die Knie eng an den Körper, legte ihre Arme schützend darum und starrte mit traurigem Blick durch die viel zu dreckige Frontschreibe des Busses. 'Könnte auch mal wieder `ne Wäsche vertragen', dachte sie ironisch und verzog ihre Lippen zu einem müden Lächeln.
 

Es wäre wohl vergebene Liebensmühe, zu versuchen, den Dreck der vergangenen Tage, Wochen und hunderten von Kilometern abzuwaschen. Wozu auch? Es würde nicht lange dauern und derselbe Dreck würde wieder da kleben, wo er jetzt war.
 

Faith rollte die Augen, als sie feststellte, worüber sich gerade Gedanken machte. Für eine Sekunde war sie versucht zu lachen. Nach eingehender Prüfung stellte sie jedoch fest, dass es ihrer allgemeinen Stimmungslage widersprach und beschloss, dass es nicht die adäquate Weise wäre, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Und so gab sie sich wieder dem sinnlosen vor sich hinstarren hin, wie sie es schon die Stunden zuvor getan hatte.
 

++++
 

Sie beugte sich etwas vor, ihre Hand nach dem Radio ausstreckend. Suchend glitten ihre Finger über die vielen kleinen Knöpfe, blinkenden Dioden und blieben schließlich auf einem Schalter mit der Aufschrift Power liegen. Sie drückte ihn nach unten und verzog angewidert das Gesicht, als klassische Musik aus den Lautsprechern des Busses drang und ihre Ohren malträtierte.
 

'Grrr…wer hatte schon wieder an dem verdammten Radio rumgespielt?'
 

Sie grollte und wechselte schnell den Sender. Ein erleichterter Seufzer entrang sich ihren Lippen, als ihr aus dem Radio endlich erträgliche Klänge entgegenschlugen. Sie sank wieder in ihrem Sitz zusammen und lauschte mit geschlossenen Augen den Gitarrenrhythmen einer, ihr unbekannten Band, die der RJ als 'Ghost of the Robot' angekündigt hatte.
 

What is this crap,

I'm going through?
 

Where am I at,

and who are you,
 

to make me feel,

like I'm so scared.
 

Caught me off guard,

Was not prepared,
 

for you, so smart,

so cool.
 

To me life seems,

it shouldn't be this way.
 

So here I am,

and there you are,
 

sitting so close,

feeling so far,

from me and,
 

I try to figure out,

what shoul I say,

what´s this about.
 

To you, to smart,

to cool.
 

It shouldn't be this

way
 

'Gar nicht mal so schlecht', dachte sie anerkennend und ließ ihren Kopf in den Nacken rutschen. 'Gar nicht mal so schlecht…'
 

Langsam entspannten sich ihre, schon den ganzen Tag verkrampften, Muskeln. Sie sank noch tiefer in den Sitz und genoss den schnellen, rhythmischen Beat, der an ihr Trommelfell klopfte.
 

Ab und zu öffnete sie kurz die Augen, nur um festzustellen, dass die Bäume noch immer monoton an ihnen vorbei flogen und sich die eine oder andere Fliege mehr auf der Frontscheibe wieder fand.
 

Sie seufzte, schloss die Augen wieder und wollte sich entspannen, sich eine Weile dem süßen, von Vergessen gesegnetem, Schlaf hingeben. Doch irgendetwas sagte ihr… nein, das war falsch… es war eher eine Art Gefühl - das Gefühl, dass sie die Augen wieder öffnen musste…

'Na ja… was soll's', dachte sie, öffnete die Augen und zuckte im gleichen Moment, wie von einem harten Schlag getroffen, zusammen. Sie starrte auf das große grüne Straßenschild, dem sie sich mit stetiger Geschwindigkeit näherten. Und mit jedem Meter, den sie zurücklegten, stach diese weißen Buchstaben, dieser Name deutlicher in ihre Augen - BOSTON.
 

Sie wollte sich abwenden, doch ihr Blick hing wie gebannt an den großen, schwarzen Buchstaben, die sich plötzlich so sehr vom Rest des Schildes abzuheben schienen. Ihre Augen brannten, als Bilder und Erinnerungen davor aufflammten. Ihr Herzschlag beschleunigte in Schwindel erregende Höhen und sie hatte plötzlich das dringende Bedürfnis nach… nach… Luft. Sie machte einen scharfen Atemzug.
 

Robin sah von der Straße auf und blickte nach rechts, wo Faith zusammengesunken auf ihrem Sitz kauerte und mit starrem Blick das Straßenschild fixierte. Er folgte ihrem Blick und suchte nach dem Grund für ihr merkwürdiges Verhalten. "Faith? Was ist los?". Seine Stimme klang verwirrt und besorgt. 'Was war bloß mit ihr?'
 

Faith schreckte, von seiner Stimme zurück in die Realität gerissen, auf. 'Nein', jetzt hatte er sie es doch gestellt, die Frage - die Frage, die sie nicht hatte beantworten wollen. 'Da war sie!'

Sie kniff die Augen zusammen und atmete tief durch, dann wendete sie ihren Blick von der Straße ab, und sah ihn an. "W-Was…?". Faith tat so, als hätte sie seine Frage überhört. Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

.'Oh Gott, warum muss er mich so ansehen?' .Sie konnte seinen Blick nicht länger ertragen. Diese dunklen, tiefgründigen Augen, die sie so besorgt ansahen, und starrte zu Boden.
 

"Faith?!". Diesmal klang seine Stimme eindringlicher. Sie biss sich auf die Lippe und sah auf.
 

"Sorry… ich... - ich war abgelenkt!", sagte sie abtuend und tat so, als wäre Nichts gewesen. Aber innerlich ohrfeigte sie sich dafür, dass sie ihre Fassade scheinbar so hatte fallen lassen. 'Verdammt noch mal Faith…'..
 

Sie setzte sich aufrecht hin und spielte nervös mit ihren Händen. Und schon wieder wollte sie sich dafür ohrfeigen. Mittlerweile dürfte selbst der Letzte kapiert haben, dass sie nicht nur abgelenkt gewesen war. So aufgeschreckt, wie sie sich verhielt. Und das hatte auch Robin bemerkt.
 

Robin nahm etwas Druck von dem überdimensionierten Gaspedal des Busses und sah Faith beobachtend an, wie sie da saß und so tat, als wäre Nichts… als ginge es ihr gut. Doch er wusste, dass dem nicht so war.
 

Er war ja schließlich nicht blind, hatte es schon an dem Tag bemerkt, als der Name BOSTON zum ersten Mal gefallen war. Irgendwas beschäftigte diese junge, sonst so vor Energie strotzende, Frau. Sie wirkte alt und müde, als würden Jahre auf ihren Schultern lasten, die sie noch nicht einmal gelebt hatte.
 

'Schon merkwürdig, was von äußerer Schönheit übrig blieb, wenn Innen plötzlich die Dunkelheit an einem zu nagen begann', schoss es ihm durch den Kopf. Er seufzte. Wenn sie doch bloß sagen würde, was sie bedrückte.
 

Er wollte es noch einmal versuchen und streckte seine Hand nach ihr aus, um sie zu berühren, doch er zog sie wieder zurück und fragte: "Faith, willst du mir nicht endlich sagen was los ist? Hältst du mich für so dumm, dass ich nichts merke?".
 

++++
 

Faith starrte ihn ungläubig an. . 'Wie konnte er es wagen… wieso… was…?' .Er hatte sie total aus dem Konzept gebracht mit seiner offensiven Haltung. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte… konnte… musste…
 

Dieses Gefühl in die Ecke gedrängt zu sein, nicht zu wissen, was sie tun oder gar antworten sollte, war ihr unerträglich. Und sie hatte das dringende Bedürfnis, etwas dagegen unternehmen zu müssen.
 

Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. "Was bemerken?", fragte sie und der Ton klang schärfer als sie es eigentlich beabsichtigt hatte. Erst wollte sie sich entschuldigen, doch dann übernahm wieder das Verlangen nach Selbstschutz den Vorrang in ihren Gedanken und sie warf Robin einen grimmigen Blick zu.
 

"Es ist nichts!", raunte sie, wendete sich ab und starrte einmal mehr aus dem Fenster, um die monoton vorbei fliegende Landschaft zu beobachten, die nun ab und zu auch Anzeichen von Zivilisation zeigte.
 

.'Na toll…das hast du wieder super hinbekommen Faith… machst den einzigen Kerl, der mehr von dir will als nur Sex, dumm an…'.
 

Robin, starrte Faith verunsichert an. Er wusste nicht, wie er ihr Verhalten interpretieren sollte. Sie hatte wie ein trotziges kleines Kind geklungen, dem jemand sehr, sehr weh getan hatte und das nun keinem mehr vertraute, aus Angst jemand könnte sie noch einmal so verletzen.

Und im Prinzip war sie das auch - ein Kind… vielleicht nicht äußerlich… oh nein, dass auf gar keinen Fall. Aber in ihr, da wer er sich sicher, sah es ganz anders aus. Und er wollte wissen wieso, wollte verstehen und ihr helfen. Doch das konnte er nicht, wenn Faith es nicht zuließ. Er seufzte…
 

Gedankenverloren warf er einen beiläufigen Blick in den Rückspiegel und versicherte sich kurz, dass alles in Ordnung war. Dann sah er wieder nach vorne, und konzentrierte sich auf die Straße.
 

Etwas, dass er schon viel zu lange nicht getan hatte. Sein Fuß senkte sich wieder mit mehr Druck auf das Gaspedal und der Bus beschleunigte, wenn auch nur widerwillig und mit scheinbar endloser Verzögerung…
 

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Cleveland

Lake Erie:

Ein leichter Ruck ging durch den Rumpf des Ausflugdampfers, als er am Dock anlegte. Eine Menschentraube bildete sich am Ausgang zum Steg. Jeder wollte der Erste sein. Menschen knufften sich, Kinder schrieen nach ihren Müttern, und Männer suchten verzweifelt nach ihren Ehefrauen - die meisten jedenfalls.
 

Auf einigen Gesichtern spiegelte sich deutliche Erleichterung, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Andere hingegen schienen das Ende des Ausfluges aufrichtig zu bedauern und warfen noch einen letzten Blick hinaus auf den Erie-See.
 

Nur eine Gruppe von vier Jugendlichen schien es nicht wirklich eilig zu haben.
 

Dawn beugte sich über die Reling und starrte interessiert in das dunkle Wasser des Erie-Sees. Mit zusammengekniffen Augen versuchte sie die Oberfläche zu durchdringen, dann zuckte sie mit den Schultern und drehte sich zu den anderen um.
 

"Also gibt es jetzt Monster in diesem See, oder nicht?". Sie sah Sam mit fragendem Blick an.

Mit einem Seitenblick auf Josh begann dieser zu grinsen. "Du solltest Josh nicht immer alles glauben, was er erzählt. Der hat zu viele Bücher über Loch Ness gelesen. Jetzt spinnt er 16 Stunden am Tag, und den Rest verpennt er für gewöhnlich…!".
 

Josh grollte. "Jaja… aber ihr kennt doch die Legende… über…!".
 

"Alles Humbug… ihr glaubt das doch nicht etwa im Ernst, oder? Ich meine… das sind alte Lagerfeuergeschichten, die Eltern ihren Kindern an irgendwelchen Familienabenden erzählen, … nicht mehr und nicht weniger!". Mara schüttelte lachend den Kopf und sah Josh an.

"Meine Großmutter hat sie mir einmal erzählt. Kurz vor Halloween… buhu… undurchdringlicher Nebel kriecht über den See… ein Schifferboot verschwand… und einige Leute die riesige, schlangenähnliche Monster auf dem See gesehen haben wollen.". Mara begann zu lachen.
 

"Nein… aber…?", wollte Josh protestieren, aber dieses Mal war es Dawn die ihm das Wort abschnitt.
 

"Halloweengeschichten also…hm...", sie lachte kurz und warf dann einen nachdenklichen Blick hinaus auf den See. "Also mit 99,9% Wahrscheinlichkeit ja…", sinnierte sie geistesabwesend, dann drehte sie sich wieder zu den anderen um und grinste breit.
 

"Ja… Halloweengeschichten!".
 

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Etwas später

vor Giles Apartment:

"Hey… geht ihr eigentlich auf den Halloween Ball?". Dawn drehte sich zu den anderen um, während sie mit dem Schlüssel am Schloss der Haustür herum fuchtelte.
 

Als das Schloss sich nicht öffnen wollte, drehte sie sich schnaubend um und durchbohrte es mit bösen Blicken, als könne sie es so dazu bringen sich endlich zu öffnen. "Komm schon!", murmelte sie leicht genervt.
 

"Wir ja!", begann Josh zu erklären während er grinsend beobachtet, wie Dawn sich damit abmühte das Schloss zu entriegeln. "Sam hier, hält sich im Allgemeinen lieber von solchen Großereignissen fern!".
 

Sam nickte zustimmend und grinste breit. "Na ja… ich mach mir halt nichts aus solchen Kindereien!", sagte er und grinste mit einem frechen Seitenblick auf die anderen.
 

Schließlich fand Dawns Schlüssel doch den Weg in den Zylinder und das Schloss entriegelte mit einem leisen Klick. "Willkommen in der Casa Summers… Giles… ähm… ich erklär' euch das ein andermal!". Sie wartete bis die anderen eingetreten waren und schloss die Tür. Zusammen gingen sie die Treppe zu Giles Apartment hinauf.
 

Der Rucksack landete achtlos neben der Couch und die Jacke gleich daneben. Was in der allgemeinen Unordnung nicht weiter auffiel.
 

'Halt… Unordnung… Freunde… hier…'
 

Dawn begann verlegen zu grinsen und notierte sich, dass nächste Mal aufzuräumen, bevor sie ihre NEUEN Freunde einlud mitzukommen. Die Tatsache, dass Giles sie sowieso ständig ermahnte endlich aufzuräumen, verdrängte sie schnell wieder. 'Reiß dich zusammen Dawn Summers… nicht rot werden… nichts anmerken lassen…'
 

"Sagt mal… wollt ihr etwas trinken?", versuchte sie die Aufmerksamkeit ihrer drei neuen Freunde auf sich zu lenken, während sie mit der Hand ein paar ihrer Klamotten unauffällig hinter die Couch schob.
 

"Klar… immer her damit. Cola bitte… on the Rocks.". Sam warf Dawn einen zwinkernden Blick zu. Mara und Josh nickten, um ihre Zustimmung zu signalisieren.
 

Dawn notierte die Bestellung mit einem kurzen Kopfnicken und drehte sich um, um in die Küche zu gehen. Bevor sie den Durchgang erreichte, drehte sie sich noch einmal um, denn ihr war etwas in den Sinn gekommen. "Ähm… wie ist das eigentlich mit dem Halloween-Ball… wollt… ihr…".
 

"Ball?", wurde sie unterbrochen, bevor sie die Frage zu Ende stellen konnte. Ein Gesicht, verborgen unter einer schwarzen Kapuze, die zu einer schwarzen Kutte gehörte, schob sich durch den Türrahmen und zwei Augen blickten neugierig in Dawns Richtung.
 

Dawn sprang erschrocken zwei Schritte zurück, kniff die Augen zusammen und…

"Andrew?", stellte sie entsetzt fest. "Was machst du hier? Und was soll dieser Aufzug.". Sie schob die Unterlippe vor, musterte Andrew von oben bis unten und errötete…
 

'In seiner Kutte musste Andrew für die anderen aussehen wie... wie…'. Dawn errötete noch mehr und verfluchte sich für ihre eigene Blödheit. Wie hatte sie nur vergessen können, dass sie heute mit Andrew Dungeons&Dragons hatte spielen wollen…
 

'Ok, durchatmen Dawn… lächeln… und das Beste aus der Situation machen…'

Sie warf Mara, Josh und Sam einen kurzen verlegenen Blick zu und erwartete breit grinsende Gesichter zu sehen, die sich über Andrews Aufzug amüsierten, doch dem war nicht so. Hatte sie ihre neuen Freunde so unterschätzt?
 

"Cooles Outfit!", warf Sam grinsend ein.
 

Dawn sah wieder zu Andrew - Andrew sah zu Boden und trat von einem Bein aufs andere. "Na ja… hattest du nicht gesagt wir wollten heute Abend Dungeons&Dragons spielen?", fragte er mit großen Augen, die bei diesem Namen wie die eines kleinen Kindes aufleuchteten.
 

"Ja, das hab ich total vergessen…!". Sie sah Andrew entschuldigend an. "Entschuldige, ich habe wirklich nicht dran gedacht…tut mir leid!", erklärte sie kleinlaut und fühlte sich richtig schuldig.
 

'Argh… wieso muss er mich bloß mit diesen großen Hundeaugen ansehen… da bekommt man ja … nein halt, ich hab schon Schuldgefühle…. Aaaaaandrew…'. Dawn seufzte.
 

Andrew nickte traurig und sah die drei Neuankömmlinge kurz an, dann blickte er wieder zu Dawn. "Ja, schon klar… ich gehe... deine Freunde sind wichtiger, als… als so ein blödes Spiel. ", seufzte er traurig und wollte zurück in die Küche verschwinden, um seine Sachen zusammenzusuchen, und die Cracker, die er doch tatsächlich in Giles Vorratsschrank gefunden hatte, mitgehen zu lassen.
 

Dawn warf ihren Freunden einen kurzen, entschuldigenden Blick zu und folgte Andrew dann in die Küche. "Hey, jetzt warte doch mal. Es war doch keine Absicht. Ich… ich habe einfach nicht dran gedacht. Tut mir Leid.".
 

Andrew drehte sich um. ' Wieder dieser Blick!' Und das Schuldgefühl, das eh schon an Dawns Gewissen nagte, schien in unermessliche Höhen zu steigen, doch dann kam ihr eine Idee.
 

"Hey... ich habe eine Idee…!". Ihre Augen begannen zu leuchten. "Was hältst du davon, wenn ich die anderen frage …".
 

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"Na toll! Und wie kriegen wir den Zwerg jetzt wieder aus dem Bierfass raus?". Grübelnd kaute Mara auf ihrem Bleistift.
 

"Das ist euer Problem, Gruppe!". Bedauernd zuckte Andrew die Achseln. "Ich kann euch da leider nicht weiterhelfen! Ich kann euch nur daran erinnern, dass immer noch mindestens zwanzig Orcs vor eurer Kneipe stehen, also solltet ihr euch lieber was einfallen lassen!".
 

"Es ist alles deine Schuld!", schimpfte Sam, und warf Dawn einen bösen Blick zu. "Ich trink jetzt erstmal das Fass leer, und du betest lieber mal zu deiner Elfengöttin, dass ich danach zu blau bin, um dich zu verprügeln. Nichts als Schwierigkeiten hat man mit euch spitzohrigen Baumfetischisten!".
 

"Was muss ich würfeln, wenn ich das Fass zersäbeln will, ohne den Zwerg zu treffen?". Spielerisch machte Josh eine Bewegung, als ob er ein Schwert zöge. Andrew wollte gerade antworten, als Dawn einfiel: "Nee, lass mich das mal machen.". Betont freundlich grinste sie Sam an.
 

"Wenn du meinen Bart erwischst, bist du tot, Elfe!", drohte Sam und gab sich Mühe, dabei möglichst wie ein wütender Zwerg auszusehen…
 

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Boston

Salem Inn:

Ok, da waren sie nun, Boston, 7th Summer Street. SALEM INN prangte in großen leuchtenden Lettern auf einem viel zu kleinem Schild, das an einem, marode wirkendem, Masten gefährlich hin und her schwankte.
 

Faith glitt müde von ihrem Sitz und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Ok, es kam natürlich auf die Definition des Wortes kühl an, aber wenn man Sunnydale zum Vergleich nahm, dann war es verdammt kühl.
 

Neugierig ließ sie ihren Blick schweifen und stellte schnell ernüchtert fest, dass diese Absteige auch nicht besser war, als all die Nächte, die sie im Bus hatte verbringen dürfen. Hatte sie etwas anderes erwartet?
 

'Billig. Schäbig. Heruntergekommen'. Und so ziemlich das Einzige, was sie sich von dem knappen Budget, das ihnen der Rat zur Verfügung gestellt hatte, leisten konnten. Aber immerhin endlich einmal eine Abwechslung zu dem, zu einem unbequemen Schlaflager umfunktionierten, Bus.

Sie seufzte resignierend, wartete bis die drei Grazien aus den hinteren Bänken auch endlich den Weg nach Draußen gefunden hatten und ließ die Tür ins Schloss gleiten. 'Auf in den Kampf', dachte sie selbstironisch und drängte sich an Vi, Ronah und der Neuen vorbei, zum Heck des Busses, wo Robin gerade damit beschäftigt war das "Reisegepäck" auszuladen. Er griff noch einmal durch die Tür, hinein in den Innenraum des Bus' und zog Faiths Tasche vom Sitz.
 

Als er gerade im Begriff war sie auf dem Boden abzustellen, bemerkte er zwei Füße und eine Schuhspitze, die sich abwartend in den Kies bohrte. Er sah auf und blickte in Faiths Gesicht, das ihn ohne jede Regung anzusehen schien. Er hob den Rucksack wieder hoch und drückte ihn ihr in die Hand.
 

Faith nahm ihn entgegen. Für einen kurzen Moment berührten sich ihre Finger. Sie hielt in ihrer Bewegung inne, doch dann zog sie ihre Hände, samt Rucksack schnell weg und drehte sich um.

Sie konnte seinen verletzten Blick spüren, wie er sich fragend in ihren Rücken bohrte. In ihr keimten Schuldgefühle auf, doch sie brachte es nicht fertig etwas zu sagen, oder sich umzudrehen. Ihr Hals war wie zugeschnürt und sie musste heftig schlucken, um nicht die Beherrschung über ihre Gesichtszüge zu verlieren.
 

' Wieso… wieso konnte sie ihm nicht sagen, was sie beschäftigte? Wieso konnte sie ihre Gefühle nicht mit ihm teilen? Wieso hatte sie Angst davor?'
 

Faith schloss kurz die Augen. Ihr war nur all zu klar, warum sie es nicht konnte. Sie hatte Angst davor, weil sie sich dann selbst eingestehen musste, dass sie nicht die war, die sie nach Außen hin vorgab zu sein - Jägerin! Stark! Unangreifbar! Aber war sie das wirklich? Ein bitteres Lächeln stahl sich auf ihre schmalen Lippen.
 

'Nein… war sie nicht… nicht mehr…'
 

Das bittere Lächeln auf ihren Lippen erstarb und machte wieder der regungslosen Maske Platz, die sie über viele Jahre hinweg einstudiert hatte. 'Ein Glück, dass dich darin so viel Übung habe…' dachte sie traurig, warf den Mädchen, die mittlerweile ebenfalls ihre Taschen entgegen genommen hatten, einen auffordernden Blick zu und ging zum Eingang des Motels.
 

Während ihr die drei jungen Jägerinnen folgten, blieb Robin zurück. Er warf ihnen einen Blick nach, schloss die Hecktür des Busses und zog den Schlüssel ab. Seinen eigenen Rucksack schulternd, ließ er den Schlüssel in seiner linken Hosentaschen verschwinden und setzte sich ebenfalls in Bewegung.
 

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"Bett…", seufzte Faith, ließ ihren Rucksack achtlos zu Boden gleiten und sich im gleichen Atemzug auf das Bett vor ihr fallen. Sie wollte schon zu einem weiteren, wohligen Seufzer ansetzen, als sie merkte, dass sich etwas unangenehm in ihren Magen bohrte. Sie setzte sich ruckartig auf und starrte auf das Stück Bett unter ihr, auf dem sie nur Sekunden zuvor noch gelegen hatte… und stöhnte.
 

"Nein… nein… nein… n-e-i-n…, das darf doch alles nicht war sein!?", rief Faith völlig entnervt und betrachtet das Ende der spitzen Feder, die ihr aus der Bettdecke entgegen lugte.
 

"Es reicht! Ich gebe auf!", seufzte sie, stand auf und packte ihren Rucksack. Mit ein paar schnellen Griffen hatte sie den Verschluss geöffnet, das Innere durchsucht und gefunden, was sie suchte.

'Ich brauch eine Dusche, ich brauche dringend eine Dusche…'
 

Als sie den Rucksack wieder zu Boden gleiten ließ, öffnete und schloss sich hinter ihr die Zimmertür. Sie musste sich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass es Robin war. "Na hast du unsere drei Grazien zu Bett gebracht und ihnen ihre Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen?", fragte sie mit unüberhörbarer Ironie in der Stimme. Sie hatte gerade furchtbar schlechte Laune…
 

Er stellte seinen eigenen Rucksack auf der Kommode neben der Tür ab, ging zu Faith und schlang zärtlich seine Arme um ihre Taille. "Sicher doch!", antwortete er mit der gleichen Ironie in der Stimme, lachte dann aber und küsste sanft den weichen Flaum in ihrem Nacken.

Für einen kurzen Moment war Faith versucht sich seiner Umarmung hinzugeben, sich einfach nur fallen zu lassen… 'Ein wirklich verlockender Gedanke…', doch dann entwand sie sich plötzlich seinem Griff.
 

"Ich gehe Duschen!", sagte sie knapp, nahm ihr Duschzeug und verschwand ohne ein weiteres Wort im Bad. Zurück blieb ein verdutzt drein blickender Robin.
 

'Was hatte das Alles bloß zu bedeuten?'
 

Nachdenklich starrte er die Tür an, hinter der Faith nur 2 Sekunden zuvor verschwunden war. 'Was sollte er bloß mit dieser sturen Jägerin anfangen? Wieso reizte sie ihn so?' Ok, das war eine dumme Frage. Gerade, dass sie so stur und eigensinnig war, reizte Robin so sehr an ihr. Er lächelte tiefgründig.
 

"Na gut… gehen wir in die Offensive!".
 

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Faith seufzte müde, ließ den Kopf in den Nacken sinken und stemmte ihre Hände gegen die kalten Fliesen. 'Oh Gott, das hab ich jetzt gebraucht…' Sie schloss die Augen, hielt ihr Gesicht in den dampfenden Wasserstrahl und genoss das prickelnden Gefühl, der Wassertropfen, die über ihr Gesicht perlten. 'Herrlich…'
 

Sie atmete einmal kurz durch, öffnete die Augen wieder und fuhr sich mit beiden Händen durch die nassen Haare. Mit einem kurzen Griff hatte sie den Regler weiter aufgedreht. Der Wasserstrahl prasselte nun deutlich härter auf sie nieder und massierte ihre verspannten Muskeln.
 

Das warme Nass lief in kleinen Rinnsalen über ihr Gesicht und ihre Haare, suchte seinen Weg über ihren Hals hinunter zu ihrem Dekolletee, wo es sich teilte, ihre Brüste umspülte, wieder vereinte und seinen Weg über ihren Bauch fortsetzte, nur um sich dann an der Innenseite ihrer Schenkel zu sammeln und sich in Tiefen zu stürzen, aus denen es keine Wiederkehr gab. Es wurde von einem reisenden Strudel in den Abfluss der Duschwanne gezogen. Faith beobachtete wie in Trance den sich stetig windenden Strudel zu ihren Füßen. Als sich eine kalte Hand auf ihre Schulter legte, fuhr sie erschrocken zusammen.
 

Nur mit Mühe konnte sie den Reflex unterdrücken, die Hand zu packen, über ihre Schulter zu ziehen, und mit deren Eigner auf die gleiche Weise zu verfahren. 'Die Instinkte einer Jägerin…'

Sie drehte sich um und sah in Robins Gesicht. Seine Augen strahlten sie an und auf seinen Lippen lag ein schelmisches Lächeln. Er drehte sich kurz um und zog den Duschvorhang zu, dann widmete er Faith wieder seine ganze Aufmerksamkeit.
 

Sie sah ihn mit ihren großen, rehbraunen Augen lang und unverwandt an ohne etwas zu sagen. Doch ihr Blick sprach mehr als tausend Worte und mehr als all die Abweisungen die sie ihm seit Tagen entgegen gebracht hatte. Sie wollte, dass Robin sie in den Arm nahm, wollte gehalten werden, wollte sich endlich wieder geborgen fühlen, sie…
 

Er verstand. Seine Arme öffneten sich für sie und Faith nahm das Angebot nur zu bereitwillig an, flüchtete sich in seine Umarmung. Sie fühlte, wie sich seine starken Arme um ihren Rücken schlossen und zärtlich begannen sie zu streicheln. Plötzlich bemächtigte sich eine ungekannte Müdigkeit und Erschöpfung ihres Körpers. Sie ließ ihren Kopf gegen seine Brust sinken und schloss die Augen. 'Fallen lassen…'
 

Robin fing sie in seiner Umarmung auf, küsste sie auf den Scheitel und strich ihr zärtlich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann wagte er noch einmal den Schritt und fragte: "Willst du mir nicht erzählen, was dich bedrückt?".
 

Faith zuckte kurz zusammen. Er konnte es deutlich spüren. Aber er spürte auch, dass sie sich diesmal nicht von ihm entfernte. Sie war da und er spürte ihre Nähe - körperlich… ja, und… geistig. Und er wusste, dass sie den ersten Schritt getan hatte, sich ihm zu öffnen.
 

Faith fuhr mit ihren Zeigefinger über die Muskeln seines Oberarmes, so als verfolge sie ein gedankenverlorenes Spiel. Sie setzte zu einer Antwort an, öffnete den Mund… und schloss ihn wieder.

'Ist es richtig, dass ich ihm das erzähle?' Die Stimme in ihrem Inneren war laut und sie begann zu zweifeln, doch dann sagt ihr eine anderen Stimme, dass sie es tun sollte. Sie setzte erneut an, und diesmal drang ein Wort über ihre Lippen. "Erinnerungen!". Das war das Einzige, was sie fertig brachte.
 

Noch im selben Moment, wo sie dieses einfache, dieses simple Wort ausgesprochen hatte, fühlte sie wie eine Last von ihren Schultern genommen wurde, wenn es auch nur ein kleiner Teil war. Sie hob den Kopf und sah in Robins strahlende Augen, die ihr in diesem Moment die Welt verhießen - ihre Welt.
 

Sie reckte sich ihm entgegen, schloss die Augen und erwartete seinen Kuss. Als sie seine Lippen spürte, wie sie zärtlich über ihre strichen - es war kaum mehr als ein sanfter Hauch - rann eine Schauder der Erregung durch ihren Körper. Sie drückte sich an ihn und ihr ganzer Körper signalisierte, dass sie mehr wollte.
 

Robins Hand glitt von ihrem Rücken hinauf zu Faith Nacken, wo sie kurz zu verharren schien. Dann zog er Faith näher zu sich heran und vertiefte den Kuss. Er presste seinen Mund leicht auf ihren und fuhr mit seiner Zunge die Konturen ihrer Lippen nach - ganz zärtlich - bis Faith ihm endlich Einlass gewährte.
 

Er drang mit seiner Zunge in ihren Mund vor und begann ihre zu umkreisen. Faith ließ ihn gewähren und stieg in sein Spiel ein. Ein steter Reigen begann, in dem mal er, mal sie die Führung übernahm, bis sich beide nach Atmen ringend voneinander, lösten. Faith stieß ein leises, gelöstes Lachen aus und Robin erwiderte es mit einem Lächeln.
 

Die beiden sahen sich eine ganze Weile einfach nur an, als würden sie überlegen, was der nächste Schritt sein würde. Dabei wussten sie es nur zu genau - oder glaubten es zu wissen. Faith atmete ein paar Mal tief durch, um ihre bebende Brust unter Kontrolle zu bringen, doch es gelang ihr nicht wirklich. 'Egal, was soll´s…' dachte sie grinsend und sah ihn auffordernd an. Robin zog die Augenbrauen hoch…
 

'Na na na… wer wird denn gleich so stürmisch sein?'. Er grinste, packte sie bei den Oberarmen und zog sie ganz nah zu sich heran, um mit ihr in einem weiteren, tiefen und leidenschaftlichen Kuss zu versinken. 'Und die Welt um sie verschwamm…'
 

Er löste den Griff um ihre Oberarme wieder und nahm ihren ganzen Körper in Besitz, als er seine Arme um ihren Rücken und ihren Po schlang. Faith seufzte und genoss es, Robin zu spüren.

'Er war so stark… es tat so gut… nicht mehr stark sein zu müssen… sich einfach nur fallen lassen… einem anderen die Kontrollen zu überlassen'.
 

Er schloss seine Arme noch etwas enger um ihren Rücken und hob sie hoch. Faith warf ihren Kopf in den Nacken und lachte, dann schlang sie ihre Arme und Beine um ihn. 'Schließlich wollte sie dem armen Kerl nicht die ganze Arbeit überlassen…'
 

Sie schob ihren Kopf etwas nach vorne und ließ ihn gegen Robins Nacken sinken, den sie mit zärtlichen Küssen verwöhnte. Und als Robin leise stöhnte, wusste sie, dass es ihm gefiel. 'Männer, so was von berechenbar…'
 

Sie löste sich etwas von ihm, sah Robin tief in die Augen und drohte darin zu versinken. 'Warum musste er sie auch immer so ansehen?' Faith schüttelte den Kopf um sich wieder zu besinnen.

Ein vielsagendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie löste eine Hand aus seinem Nacken und strich zärtlich die Konturen seines Gesichtes nach, während sie ihre Stirn gegen seine lehnte. Ihr Haar fielen über sein Gesicht. Wasser rann in kleinen Strömen darüber und dann auf seine Schultern, von wo aus es seinen Weg in die Tiefe suchte.
 

Ihr kam es so vor, als hätten sie Stunden in dieser Position verharrt, tatsächlich waren es vielleicht wenige Minuten gewesen. Aber spielte das eigentlich eine Rolle? Nein! Also, was machte sie sich eigentlich Gedanken darüber? Sie wusste es nicht. Vielleicht, weil sie es so genossen hatte, weil sie die Zeit um sie herum für einen kurzen Moment hatte vergessen können, oder weil…
 

Sie lachte… 'Jetzt mache ich mir schon wieder Gedanken… Faith, hör' auf zu denken - handle endlich!'.
 

Während sie sich mit der einen Hand an Robins Nacken festhielt, begann sie ihn mit der anderen zärtlich zu streicheln, was er mit einem leisen, aber unüberhörbaren Seufzer quittierte. Sie wanderte an seiner Seite entlang hinab in tiefere Regionen und wieder nach oben. Robin schloss die Augen. Faith folgerte daraus, dass es ihm gefiel und machte weiter. Sie konnte nur zu deutlich spüren wie seine Erregung wuchs… mit jeder Sekunde…
 

'Hab ich dich endlich'. Sie grinste triumphierend. 'Na, dann wollen wir mal…'.

Sie führte ihre Hand wieder zu der anderen, die in seinem Nacken ruhte. Ihre Finger verhakten sich, sie grinste wissend, spannte ihre Beinmuskulatur kurz an, und zog sich etwas hoch, um sich dann mit einem gedehnten Seufzer wieder in seinen Schoss sinken zu lassen. Dann begann sie sich in langsamen Rhythmus zu bewegen. Und das leise Plätschern der Dusche untermalte ihren Reigen mit sanftem Rhythmus…
 

++++
 

Cleveland:

Lautes Hämmern drang durch die offene Apartmenttür in den Raum, ab und zu ein gepresster Fluch, gefolgt von noch lauterem Hämmern.
 

"…und die Möbel kannst du auch behalten!", beendete Xander seine Ausführungen und sah die blonde Jägerin erwartungsvoll an.
 

"Will ich wissen, wieso?". Sie warf Xander einen eindeutigen Blick zu.
 

Er schüttelte den Kopf, setzte dann aber doch zu einer Erklärung an. "Ähm… der letzte Mieter soll die Wohnung wohl etwas überstürzt verlassen haben".
 

"Ich wusste doch, dass ich es nicht wissen will!", stellte Buffy resignierend fest.
 

Skeptisch ließ sie ihren Blick durch den hellen Wohnraum schweifen. Eine kleine offene Küche, die direkt an den Wohnraum anschloss, zwei getrennte Zimmer, ein Bad. Eigentlich alles, was sie und Dawn brauchten, und doch…
 

"Hm… also ich weiß nicht, sie ist ja ganz schön…".
 

"… aber?". Xander sah sie fragend an und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Irgendwie sah Buffy mit der graus gezogenen Stirn, dem angestrengt überlegendem Blick und den Grübchen in den Wangen süß aus. Er wurde von Buffy aus seinen Gedanken gerissen…
 

"… aber ich weiß nicht!", wiederholte sie und seufzte. "So klein…".
 

Xander begann zu grinsen. "Hör mal Buffy. Es ist wirklich das beste Angebot was du derzeit bekommen kannst… die Wohnung ist fast geschenkt.", erklärte Xander wissend. "Giles Wohnung ist zwar groß… ok, sehr groß… aber es ist auf Dauer keine Lösung, wenn du und Dawn… na ja… du weißt schon was ich meine… Giles…und seine Ordnungsliebe.… und… ".
 

"Jaja… ich weiß …", seufzte Buffy und rollte die Augen. Giles tauchte vor ihrem geistigen Auge auf und hielt eine seiner Standard- "Buffy-würdest-du-bitte-deine-Sachen-nicht-überall-herumliegen-lassen" oder "Daaaaawnn-könntest-du-bitte-endlich-das-Popcorn-von-gestern-Abend-aus-den-Couchritzen-entfernen"- Reden.
 

Dabei waren es das letzte Mal doch wirklich nur zwei, oder drei… Teile gewesen. Na ja…ok… vier… aber auf keinen Fall mehr, da war sie sich ganz sicher. Giles konnte wirklich pingelig sein.
 

Buffy wollte etwas sagen, doch sie wurde durch das laute Kreischen einer Kreissäge unterbrochen. Sie schloss den Mund wieder und seufzte.
 

'Gott, wenn das so weitergeht bekomme ich noch einen Nervenzusammenbruch. Wäre ich doch bloß nicht wieder her gekommen'.
 

Als die Kreissäge ihren Dienst beendete, nutzte Buffy die kurze Ruhephase und wendete sich an Xander. "Wie sieht es mit Kaution und Miete aus?".
 

"Kaution fällt flach. Ich habe für dich gebürgt. Und die Miete solltest selbst du dir leisten können Buffy Summers! Ich sag doch, das ist ein klasse Angebot, und du könntest nächste Woche schon einziehen. Sobald die Bauarbeiten im Treppenhaus beendet sind.", erklärte Xander.
 

"Gott sei Dank, ich dachte schon ich müsste die noch die nächsten 4 Wochen ertragen!", stellte sie nüchtern fest, begann zu lächeln und warf Xander einen zweideutigen Blick zu. Xander sah sie grinsend an. "Ha…, ich wusste es!", stellte er triumphierend fest. "Du nimmst die Wohnung, stimmt's?".
 

Buffy nickte. "Ja, ich nehm' sie. Jetzt muss ich nur noch das Geld zusammenkratzen. Hm…vielleicht sollte ich doch Giles Angebot annehmen. Und zusammen mit Dawns Job… das sollte…", sinnierte sie leise.
 

"Welches Angebot?". Xander sah Buffy neugierig an. "Dir ne Wohnung zu bezahlen, damit er endlich wieder seine geliebte Ruhe hat?". Xander begann breit zu grinsen.
 

"Hä? Was?". Buffy sah verwirrt auf. "Ach so… nein. Giles weiß noch gar nichts von seinem Glück. Ich meine… er weiß zwar, dass ich eine Wohnung für mich und Dawn suche… aber noch nichts … von diesem Angebot.". Sie machte eine ausladende Handbewegung und deutete in den Wohnbereich. Nachdenklich sah sie Xander an…
 

"Weißt du, er hat mir einen Job angeboten…im Rat… eigentlich eher für den Rat zu arbeiten!", erklärte sie und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
 

"Na ja… ist doch besser als gar nichts. Ein Job, ne neue Wohnung… ist es nicht das, was du wolltest? Ein halbwegs normales Leben?". Xander sah Buffy plötzlich ernst an.
 

"Ja!", gab sie kleinlaut zu.
 

"Na, also!".
 

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Boston

Salem Inn:

Faith räkelte sich müde im Bett und seufzte. Diese Nacht hatte es wirklich in sich gehabt. Ein wissendes Grinsen umspielte ihre Lippen…
 

Sie schloss die Augen und versuchte noch ein wenig zu dösen, doch der Schlaf wollte nicht wieder einkehren. Faith gähnte müde und lauschte dem Geräusch des plätschernden Wassers. Eigentlich hatte sie gedacht, dass Robin nach dieser ereignisreichen Nacht, erst einmal genug vom Duschen haben würde, doch da hatte sie sich scheinbar getäuscht. Sie musste schon wieder grinsen und schwang die Beine aus dem Bett.
 

Als sie den weichen Flaum des Teppichs zwischen ihren Zehen spürte, stand sie auf und schlang das Laken um ihren Körper. Mit zwei Schritten war sie am Fenster und mit einer kurzen Handbewegung hatte sie den Vorhang zur Seite gezogen.
 

Das Licht des Sonnenaufgangs flutete durch das Fenster ins Zimmer und tauchte es in intensives Rot. Ein seltsamer, aber auch wunderschöner Anblick und Faith gönnte sich einen Augenblick, um ihn zu genießen.
 

Draußen war noch nicht viel los. 'Kein Wunder um diese Uhrzeit', dachte Faith lächelnd, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und beobachtete die vereinzelten Autos, welche hin und wieder am Motel vorbei rauschten …
 

Plötzlich spürte sie zwei Hände auf ihren Hüften, die sich erst zärtlich, dann energischer werdend unter das Laken schoben, welches ihre Blöße bedeckte. Sie drehte sich lachend um und gab Robin einen leichten Klaps auf die Finger.
 

"Du wirst doch wohl nicht…!". Sie begann schelmisch zu lächeln, nahm seine Hand und zog sie wieder unter dem Laken hervor. "Schäm dich Robin Wood… einer Frau so unter den Rock… ähm… das Laken zu fassen!". Ein gelöstes Lachen drang über ihre Lippen. Selten hatte sie sich in der Gegenwart einer anderen Person so gut gefühlt. Sie seufzte…
 

"Komm mach dich fertig!", sagte Robin und küsste sie kurz auf die Stirn, "Ich trommle den Rest zusammen!". Er schob Faith Richtung Bad und ging dann zu seiner Tasche. Als Faith noch einmal einen Blick zurückwarf, ließ er demonstrativ grinsend das Handtuch fallen, das seine Hüften bedeckt hatte.
 

Doch Faith verkniff sich den Seufzer, der ihr auf der Zunge lag und schloss die Badezimmertür hinter sich. 'Na warte, das bekommst du zurück…'
 

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Cleveland

Ratsgebäude:

"Wieso hast du mich nicht informiert?". Die vorwurfsvolle, leicht gekränkte Stimme von Lily drang zu Giles durch, der müde und irritiert über Lilys Art, von seinen Papieren aufsah. Sie stand im Türrahmen und hielt etwas in ihren Händen, das verdächtig nach einem FAX aussah.
 

"Was habe ich nicht?".
 

"Mich über Wood informiert.".
 

"Ich verstehe nicht ganz?". Giles schob die Akte von sich und lehnte sich nach hinten. Sein Rücken protestierte und er spürte jeden einzelnen, verspannten Muskel.
 

"Das er diese Kim nach Boston bringt.". Lily klang sehr ungeduldig.
 

"Oh... DAS!", sagte Giles wenig begeistert, aber erleichtert. Er hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Auch wenn er nicht wusste, was das Schlimmste gewesen wäre. "Wieso hätte ich dich informieren sollen?". Er zog sich wieder die Akte heran. Das Problem war doch kein Problem. Jedenfalls nicht für ihn. "Wood hat mich angerufen. Ich habe ja gesagt. Es spricht nichts gegen meine Entscheidung. Woher weißt du überhaupt davon?".
 

"Nun... jemand wollte wissen, wohin er den nächsten Scheck schicken soll.". Sie hob das FAX in die Höhe. "Und du hättest mich trotzdem fragen können. Schließlich hast du mich zu deiner Stellvertreterin gemacht.". Lilys Worte entlockten Giles ein Schmunzeln. "Was ist daran komisch.".
 

"Nichts, entschuldige. Du fühlst dich also übergangen?".
 

Er klang so verständnisvoll und Lily wusste im ersten Moment nicht, wie sie auf Rupert reagieren sollte. Aber letztendlich überwog ihre Enttäuschung. "Nein. Aber ich hätte gerne dazu meine Meinung gesagt.".
 

"Das kannst du noch immer. Nur wird es nichts mehr an meiner Entscheidung ändern.".
 

"Du hast dich nicht einmal gefragt, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn jede Jägerin auf der Welt plötzlich alles bekommt, was sie sich in den Kopf setzt?". Lily trat ein und zog sich einen Stuhl heran. Giles sah auf. Es stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, dass er keine Lust auf diese Diskussion hatte und andere Dinge im Moment wichtiger waren. Es galt einen neuen Finanzierungsplan zu erstellen und neue Anwärter direkt nach einem raschen Auswahlverfahren in den Wächterstand zu erheben.
 

"Nein habe ich nicht. Weil ich nichts Falsches darin sehe.".
 

"Oh ja, sieh dir Buffy an.". Lilys Stimmte drifte vor Zynismus.
 

"Was soll das jetzt wieder heißen?". Giles hingegen klang verstimmt.
 

++++
 

Buffy betrat gutgelaunt das Ratsgebäude durch den Hintereingang. Die Wohnung, die ihr Xander gezeigt hatte, war besser als erwartet. Sie war nicht groß, sie war nicht luxuriös, aber sie konnte sie sich leisten. Giles hatte versprochen für die ersten anfallenden Kosten aufzukommen, bis sie sich entweder einen Job gesucht hatte oder sein Angebot annahm.
 

Sie sah Lily in Giles Büro verschwinden und hörte die leicht verärgerten Stimmen der beiden Wächter. Besorgnis schlich sich auf Buffys Gesicht und sie blieb in der Nähe der Türe stehen, als sie auch schon einen recht verärgerten Giles fragen hörte: "Was soll das jetzt wieder heißen?".
 

"Sie war eine Ausnahme. Nicht wahr? Etwas Besonderes!". Lily klang spöttisch. "Du hast Ausnahmen gemacht, ihr Dinge durchgehen gelassen, die ein anderer Wächter vielleicht verboten hätte. Die Liebe zu einem Vampir! Freunde, Schule... Privatleben. Und was hat es dir gebracht? Du wurdest deswegen gefeuert, wieder eingestellt... ein hin und ein her. Und jetzt weiß sie nicht einmal ob sie noch jagen will oder nicht. Sie geht auf Patrouille wann immer sie Lust dazu hat oder eben nicht. Sie hat keine Arbeit, sie wohnt auf deine Kosten und weiß wahrscheinlich nicht einmal, was sie an dir hat.".
 

Buffy schluckte schwer auf ihrem Lauschposten und wünschte sich, sie wäre doch weiter gegangen und hätte ihre Anwesenheit bemerkbar gemacht. Doch jetzt war es zu spät. Sie wollte mehr hören, wissen, wieso Lily versuchte Giles gegen sie aufzubringen.
 

Giles schob nun doch wieder die Akte zurück und stand auf. Lilys Worte trafen. Sie waren vielleicht ein wenig übertrieben und hart, aber nicht ganz unwahr. Er nahm sein Brille ab und rieb sich die schmerzenden Augen. "Buffy und ich.. ich denke, dass geht dich nichts an.".
 

"Ich habe wohl einen wunden Punkt getroffen?".
 

"Und wenn schon... was hat das alles mit Kimberly zu tun?". Giles setzte wieder seine Brille auf und verschränkte abwehrend die Arme vor seiner Brust.
 

"Sie ist eine von vielen. Morgen kommt die nächste und bildet sich ein sie könnte Dämonen jagen, wenn sie mit ihrem Wächter auf Weltreise geht.. oh halt.. nein.. das ist ja Faith.. siehst du? Es fehlt die Ordnung, die Struktur...wie sollen wir die Jägerinnen ausbilden und vorbereiten, auf das Dunkle, auf das Böse, wenn sie tun was ihnen gefällt, nur weil es keine Auserwählte im engeren Sinn mehr gibt?".
 

"Denkst du die alten Methoden wären besser?".
 

"Nein. Doch.. ja. Ich meine.. die Jägerinnen hatten noch Respekt...". Lily klang ein wenig verunsichert.
 

Giles lachte auf. "Ich sehe... du hast KEINE Ahnung von der Beziehung Wächter und Jägerin.".

"Ich habe eine bestimmte Vorstellung... und ich kenne dich und Buffy. Ihr seid eine Ausnahme. Der Anfang vom Ende.". Lily sah ihn herausfordernd an und wusste gar nicht, woher auf einmal die ganzen Worte kamen.
 

"Was soll das heißen? Gibst du uns die Schuld an dem was passiert ist? Meine Güte, Lily.. du solltest dich reden hören.".
 

"I-ich weiß nicht was ich damit sagen möchte, aber in den ganzen Jahren in denen es Jägerinnen und Wächter gab, kam es nie zu einem ähnlichen Vorfall wie diesem... und kaum kommst du und änderst die Spielregeln bedroht das Urböse die Menschheit.".

"Also gibst du mir und meinen Methoden jetzt die Schuld?". Giles klang nun wirklich verärgert und er funkelte Lily wütend an.
 

"Vergiss es...,", versuchte Lily einzulenken und das Gespräch vorzeitig zu beenden. Sie war zu weit gegangen.
 

"Nein, dass kann ich jetzt ganz sicher nicht.", fuhr ihr Giles dazwischen. "Du kannst solche Anschuldigungen nicht stellen ohne gewisse Ahnung. Du hast dich ein Leben lang auf den Lorbeeren deines Vaters ausgeruht, der auf Grund von Erbrechten auf einer verdammt guten Position im Rat saß. Er hat außer Quellenvergleiche und dem Sammeln alter Schriften nichts Weltbewegendes für einen Wächter oder eine Jägerin im aktiven Dienst getan. Sein Verdienst war es, Geld und Macht zu haben. Und du willst mir sagen, was ich hätte anders machen sollen?".
 

Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden und Buffy nutzte den Moment leise an der offenen Türe vorbei zu schleichen. Sie warf einen besorgten Blick ins Innere, doch keiner der beiden nahm sie wahr. Sie standen sich streitlustig gegenüber, halb zur Tür gewand, halb zum Raum. Buffy huschte die Treppe nach oben. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, was sie gehört hatte. Egal wie wahr vielleicht Lilys Worte gewesen waren. Es bestätigte nur, was Buffy schon die ganze Zeit über vermutet hatte - das Giles Plan mit dem Rat kein guter gewesen war.
 

Lily und Giles sahen sich noch immer aufgebracht an. Er hatte ausgesprochen, was schon damals zu ihrem Bruch geführt hatte. Sie waren beide so unterschiedlich in ihren Ansichten gewesen und in dem, was einen guter Wächter ausmachte, dass nicht nur ihre Herkunft der Grund von Meinungsverschiedenheiten gewesen war. Damals hatten sie es nie laut ausgesprochen, aber bei der Trennung war es ihnen beiden klar geworden, dass sie nicht zu einander passten.
 

"Es.. es tut mir Leid.", brach Giles schließlich das Schweigen und sah verlegen zur Seite. Sein Angriff gerade eben war nicht sehr... nett gewesen, aber sicher nur eine natürliche Reaktion auf Lilys Angriffe. Aber er hatte sich gewöhnlich besser unter Kontrolle und schob seinen Ausbruch auf die Anspannung und auf den Stress.
 

"Vergiss es.", murmelte Lily erneut und ließ ihn einfach so verlegen, verdutzt und verärgert stehen.
 

++++
 

Boston

On the Road again…

Ich dachte du kennst dich hier aus!". Robin sah Faith fragend an. Diese wendete ihre Augen aber nicht von der Karte ab, die auf ihrem Schoss lag, sondern grollte nur: "Hör' zu, weißt du, wann ich das letzte Mal hier gewesen bin!". Dann sah sie aber doch kurz auf und ließ zur Bestätigung ihren Blick suchend aus dem Fenster, hinaus auf die Straße gleiten.
 

"Und hier bin ich noch nie gewesen… glaube ich jedenfalls… ähm… oder so!", sie knüllte die Karte zusammen und stöhnte verzweifelt. "Dieses Ding ist nicht mal ansatzweise sein Geld wert! Um das lesen zu können, brauch man ja ein Diplom!". Sie warf die zusammengeknüllte Karte auf den Boden des Busses und trat noch einmal mit dem Fuß darauf. 'So…'
 

Ihr Blick glitt wieder hinaus. Am Busfenster zogen schmutzige Hausfassaden vorbei, aufgereiht wie an einer endlosen Perlenschnur. Robin fuhr langsam, so dass Faith die dreckigen Fenster und Hausfassaden ausgiebig betrachten konnte.
 

Hinter Vorhängen lugten hier und da vereinzelt Köpfe hervor. Aber sobald die Leute bemerkten, dass sie entdeckt worden waren, verschwanden sie wieder hinter der sicheren Anonymität ihrer Vorhänge.
 

Hier wollte jeder ungesehen bleiben, ein Gesicht unter vielen… unerkannt und unbekannt.

Faith ließ sich in ihren Sitz sinken und versuchte ihre Gedanken und Erinnerungen zu ordnen. Schließlich war sie in dieser Stadt groß geworden. Also sollte sie sich verdammt noch mal auch hier auskennen. Angestrengt begannen ihre grauen Gehirnzellen zu arbeiten und suchten in der Umgebung nach Anhaltspunkten und nach Orten, die ihr bekannt vorkamen. Es verstrich eine halbe Stunde, bevor sie fand, wonach sie suchte.
 

++++
 

"Halt an!", rief Faith plötzlich wie aus der Pistole geschossen und saß aufrecht in ihrem Sitz. Robin fuhr erschrocken zusammen und trat auf die Bremse. Der Bus kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und es dauerte keine zwei Sekunden, bevor die erste Hupe hinter ihnen lautstark protestierte.

Robin atmete kurz durch, sah Faith aus zusammen gekniffenen Augen an und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Doch statt zu erklären, was in sie gefahren war, öffnete Faith einfach die Tür und sprang aus dem Bus.
 

Robin wollte etwas sagen, ihr hinterher rufen, doch ihm wurde das Wort durch die immer lauter werdenden Hupen im Heck des Busses abgeschnitten. Er schloss den Mund wieder, legte den ersten Gang ein und steuerte den Bus an den Straßenrand.
 

Aus den vorbeifahrenden Autos wurden ihm wenig freundlich klingende Flüche an den Kopf geworfen, doch er ignorierte sie einfach, stellte den Motor ab und folgte der dunkelhaarigen Jägerin. Sie stand auf dem Gehweg und ließ ihren Blick schweifen.
 

"Faith?". Er sah sie fragend an. Faith drehte sich grinsend zu Robin um. "Hier war ich schon mal. Ich denke jetzt kenne ich mich aus!", sagte sie triumphierend.
 

"Ach und deshalb musst du uns und Bill Cosby hier so einen Schrecken einjagen?", stichelte Ronah, die hinter Robin aus dem Bus gestiegen war, "Und was soll d…".
 

Faith warf Ronah einen kurzen aber eindeutigen Blick zu, worauf diese verstummte und den Rest des Satzes hinunterschluckte. "Schon ok… ich habe nichts gesagt!", wehrte sie ab und drehte sich zu Vi und Kimberly um, die hinter ihr standen, "Wehe man sagt mal was!".
 

Doch die Strafe folgte auf dem Fuße, den Faith erwiderte nüchtern: "Das habe ich gehört", und beobachtet zufrieden wie Ronah ertappt zusammenzuckte.
 

++++
 

20 Minuten später:

"Kim?!". Faith warf einen suchenden Blick in den Bus, wo Kim angespannt auf ihrem Sitz hin und her rutschte. Ihre Finger spielten nervös mit den Trägern ihres Rucksacks. Faith musste unwillkürlich lächeln. Irgendwie wirkte dieses Mädchen… na ja… süß! Faith begann zu grinsen. Ja genau, unschuldig und süß. Dabei trug sie die Kräfte der Jägerin in sich. 'Schon irgendwie ein seltsamer Gegensatz', dachte Faith.
 

Als das Mädchen Faiths Stimme hörte, sah sie auf. "Ja?". Faith warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu, "Es ist Zeit!".
 

Der Blick des Mädchens glitt hinaus aus dem geschwärzten Busfenster zu dem Haus. Hinter den schwarzen Schlieren war es nur schemenhaft zu erkennen. Ihr unsicheres Lächeln spiegelte sich an der schmutzigen Scheibe wieder. Kim wandte ihren Blick wieder von dem Haus ab und nickte Faith zu. "Ok!".
 

"Na dann wollen wir mal!", schaltete sich Robin ein, stellte den Motor ab und stieg aus. Faith folgte ihm und winkte der jungen Jägerin zu. Kim warf Vi und Ronah, die ihr in den wenigen Tagen, die sie die beiden nun kannte, zu engen Freundinnen geworden waren, noch einen kurzen Blick zu, murmelte eine kurzes "Good Bye!". Mit wenigen Schritten hatte sie den Ausstieg erreicht und mit einem weiteren stand sie neben Faith und Robin auf der Straße. Ein trauriger Seufzer drang über ihre Lippen.

Sie schloss ihre Hände fester um den Rucksack, in dem alle ihre Habseeligkeiten waren und presste ihn wie einen Schutzwall vor ihre Brust. Robin legte ihr eine Hand auf die Schulter und gab ihr mit leichtem Druck zu spüren, dass alles in Ordnung war.
 

Faith wollte gerade den ersten Schritt Richtung Haus wagen, als Vi und Ronah aus dem Bus sprangen - genau vor ihre Füße. Ein müdes Augenrollen und ein genervtes "Was denn nun?", später, bekam Faith eine Erklärung.
 

"Wir können Kim doch nicht einfach so gehen lassen!", sagte Vi mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und warf Kim einen vielsagenden Blick zu. "Ja, genau!", bestätigte Ronah und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

"Ja und?". Faith bedachte die beiden Jägerinnen mit fragendem Blick. "Was wollt ihr uns damit jetzt sagen?".
 

Ronah ging gar nicht auf Faiths Frage ein, sondern wendete sich Kim zu. "Wir dachten… du weißt schon… Vi und ich… na ja…!", sie brach ab und sah zu Vi. "Na hohl ihn schon raus!", zischte sie nervös und grinste dann verlegen.
 

Vi begann unter Ronahs abwartenden Blicken in ihrer Tasche rumzukramen. "Moment… hier… nein… warte… Mist, das ist er nicht!". Ronah wurde ungeduldig und seufzte. "Hast du ihn etwa im Bus vergessen?".
 

Vi grinste triumphierend, als sie ihre Hand wieder aus der Tasche zog. "Nein, hier ist er!". In ihrer Hand ruhte ein Pflock. "Danke!", sagte Ronah knapp, nahm in Ronah aus der Hand und hielt ihn Kim ohne Worte entgegen.
 

"Also… na ja… wir dachten… den könntest du vielleicht gebrauchen. Schließlich gehörst du ja jetzt zu uns. Und.. als kleine Erinnerung und so… ach du weißt schon!", stotterte Vi sichtlich nervös.

"Den haben wir selbst gemacht!", warf Ronah kurz dazwischen, als ihr das Ganze zu lange dauerte.

"Oh… dan.. danke!", erwiderte Kim und nahm zögerlich den Pflock aus Ronahs Hand. Als sie ihn prüfend in der Hand wog, stahl sich ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht. "Danke!", sagte sie mit fester Stimme, lies den Rucksack fallen und umarmte erst Ronah und dann Vi.
 

"Ich werde an euch denken, wenn ich ihn benutze!", sagte sie mit einem dankbaren Lächeln und wandte sich dann von beiden ab, um Faith einen Blick zuzuwerfen.
 

"Ok… war´s das?", fragte Faith, "Oder gibt es noch was, das ihr erledigen müsst?". Ronah zuckte die Schultern. "Nein, ich denke wir sind fertig!", sagte sie und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Zufrieden?".
 

"Ja!", erwiderte Faith grinsend und warf Kim einen auffordernden Blick zu, woraufhin diese ihren Rucksack wieder vom Boden aufhob. "Bin so weit!", sagte sie mit fester Stimme und schlang die Arme um das Stück Stoff vor ihrer Brust.
 

Robin trat hinter Kim und warf Vi und Ronah einen kurzen Blick zu. "Es ist wohl besser, wenn ihr hier bleibt. Es ist schon so schwer genug, eine halbwegs plausible Erklärung zu finden, die ihre Eltern zufrieden stellt, aber ihre wahre Identität nicht gefährdet.", stellte er nüchtern fest. Die beiden Jägerinnen nickten, warfen Kim noch einen kurzen Blick zu, und verschwanden im Bus.
 

Faith machte den ersten Schritt und ging auf das Gebäude zu, dessen Fassade ihr in dreckigem Braun entgegen starrte. "Herrliche Aussichten…!", murmelte sie leise und öffnete die Tür. Hinter ihr folgte Kim und dann Robin, der der blonden Jägerin beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte und sie nun hinter Faith den Treppenaufgang hinauf steuerte.
 

Oben öffnete sich eine Tür…. "K - i - m?".
 

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"Das hätten wir hinter uns… Mission erfüllt!", seufzte Faith und ließ die Tür des heruntergekommenen Mehrfamilienhauses hinter sich ins Schloss fallen. "Was nun?", fragte Robin, blieb neben ihr stehen und verstaute das Handy, mit dem er Giles über Kims Ablieferung bei ihren Eltern berichtet hatte, wieder in der Hosentasche.
 

Sie sah unschlüssig zum Bus, dann wieder zu Robin. "Ich würde gerne noch eine Weile hier bleiben… - ich meine hier in Boston!", erklärte sie und ließ ihren Blick die Straße hinunterschweifen.

An der Kreuzung kickten ein paar Kinder, kaum älter als 10 oder 11 Jahre, mit einer Dose herum. Faith beobachtete sie kurz gedankenverloren. 'Sie sahen so unbeschwert aus, kannten noch nicht die Last des Erwachsenseins, wussten nichts von den Gräueln diese Welt, oder denjenigen, die sie davor beschützten. Unwissenheit konnte manchmal ein richtiger Segen sein.'
 

Sie blies angestrengt Luft zwischen ihren zusammengepressten Lippen hindurch, seufzte kurz und sah Robin an. "In Ordnung?".
 

Er nickte und lächelte. "Ich denke schon. Die Mädchen können bestimmt auch mal etwas Abwechslung von unserem Roadtrip gebrauchen!", stellte er nüchtern fest. "Und ich auch!". Er sah Faith grinsend an.
 

Faith boxte ihn locker auf den Oberarm. "Jaja… du armer Kerl du. Mit drei Weibern durch die Lande fahren zu müssen, ist ja auch so schlimm!", neckte sie ihn. Er verzog die Lippen zu einem gespielten Schmollmund und sah sie aus seinen dunklen Augen heraus an. Dann schnaubte er und reckte die Schultern.
 

"Nein, als ehemaliger Direktor der Sunnydale High bin ich viel Schlimmeres gewöhnt!". Er lachte amüsiert. "Auf einer Skala von 1 bis 10 bekommt ihr von mir höchstens eine 5!", stellte er grinsend fest, ließ Faith stehen und ging zum Bus.
 

"Was nur eine 5? Hey… warte…. Woody!", sie folgte ihm zum Bus… "Du willst damit doch nicht sagen…hey… Robin…".
 

++++
 

Cleveland

West Lincoln High:

Stimmengewirr, Gelächter und wütende Rufe schallten über das große Schulgelände. Mitschüler strömten an Dawn vorbei, drängten sich an ihr vorüber und kreuzten ihren Weg, um zu ihren Freunden und Freundinnen zu gelangen.
 

Dawn ließ ihren Blick über die Tribüne des Baseball-Feldes zu ihrer Rechten gleiten, hielt nach Mara, Josh und Sam Ausschau. Es war ein beliebter Treffpunkt während den Pausen und die Drei waren oft hier zu finden, doch heute … nicht…
 

Sie seufzte, schob ihre Hände in die Taschen ihrer Jeans und wollte weiter gehen, als ein Baseball vor ihren Füßen, auf dem Boden aufschlug, Kies und Staub aufwirbelte, und dann einige Meter weiter sprang...
 

Dawn zuckte erschrocken zusammen und sah sich um. Ihr Blick fiel auf den Ball. Sie zog eine Grimasse und murmelte leise: "Deja Vu…!". Sie sah auf und ihr Blick glitt vom Ball weg, hin zum Spielfeld…
 

Da waren sie! Gut aussehende, durchtrainierte Jungs, die über das Spielfeld liefen sich gegenseitig anbrüllten, anfeuerten, oder sich irgendetwas zuriefen, und die Stimme eines Trainers, die alles andere übertönte und versuchte Anweisungen quer über das Spielfeld zu geben. Das übliche Training der 'Pushy Wasps'. Doch nun starrte das halbe Team in ihre Richtung. Dawn errötete…

Einer der Spieler gestikulierte wild in ihre Richtung und deutete auf den Ball. Erst beim zweiten Blick erkannte Dawn, wer dieser Spieler war - Leroy.
 

Dawns Blick wechselte von Leroy zum Baseball, der einige Meter von ihr entfernt aus dem Gras hervorlugte. Sie drehte sich um und hatte ihn mit ein paar schnellen Schritten erreicht. Ohne weiter darüber nachzudenken, hob sie ihn rasch auf und schleuderte ihn in Leroys Richtung.

Leroy ging ein paar Schritte zurück, dann noch ein paar und versuchte die Flugbahn des Balles im Auge zu behalten, die scheinbar höher war, als er gedacht hatte. Denn er musste seine Position noch um einige Meter nach hinten korrigieren...
 

Der Ball neigte seine Flugbahn und sauste auf Leroy zu. Er hob den Handschuh um den Ball zu fangen. Doch er hatte die Wucht unterschätzt, die hinter dem Wurf steckte, und als der Ball in seinen Handschuh einschlug, wurde Leroy von den Beinen gerissen…

… was ihm Gelächter und Spott von seinen Mannschaftskameraden einbrachte. "Lässt du dich jetzt schon von Mädchen flachlegen Leroy?".
 

Leroy warf den anderen Spielern ein ironisches Grinsen zu und sah dann wieder zu dem Baseball in seinem Handschuh. Neugierig beäugte er das weiße Stück Leder, doch wie nicht anders zu erwarten, sah er nicht anders, als all die anderen Bälle.
 

Aber das war ja grad das Seltsame. Als der Ball in seinen Handschuh einschlug, hatte es sich gefüllt, als wäre er von einem Vorschlaghammer getroffen worden. Verdammt, seine Hand tat jetzt noch weh… aber wie konnte das sein?
 

Dawn sah Leroy entsetzt an, dann ein panischer Blick zur Tribüne. Doch außer den Spielern schien keiner etwas bemerkt zu haben, was ja schon schlimm genug war. Dawn wollte schon aufatmen, doch als sie Leroy ihren Namen rufen hörte, blieb ihr die Luft im Hals stecken.
 

"Hey Summers…!".
 

'Nein…'. Dawn zuckte entsetzt zusammen. 'Was hast du bloß wieder angerichtet Dawn Summers'. Sie schulterte ihren Rucksack noch enger und ergriff panikartig die Flucht. Ohne sich umzusehen stürmte sie dem Ausgang der Sportanlage zu, drängte sich an anderen Schülern vorbei, die in die selbe Richtung gingen, bis ihr plötzlich jemand die Hand auf die Schulter legte… Dawn blieb wie erstarrt stehen.
 

"Hey Summers… verdammt starker Wurf.". Leroy trat vor Dawn und schenkte ihr ein breites Sunnyboy Grinsen. "Wie hast du das gemacht?". Er sah sie forschend an.
 

"Äh… was gemacht?". Dawn tat so, als wüsste sie nicht, was Leroy meinte und versuchte seinen Blicken auszuweichen, was bei diesen Augen und dem dazugehörigen Body zu geistiger Höchstleistung ausartete. Sie seufzte in Gedanken…
 

'Verdammt reiß dich zusammen Dawn… bloß nichts anmerken lassen… lächle… und tue so, als wüsstest du von nichts…'. Sie sah auf und setzte ein breites Lächeln auf. 'Oh Gott, ich sehe bestimmt aus wie ein grinsendes Honigkuchenpferd…'
 

Leroy begann zu lachen. "Komm schon… du weißt genau was ich meine… dieser Wurf grade eben. Wie hast du das gemacht? Ich meine…nicht jeder schafft es mich von den Beinen zu holen, aber du…?". Er musterte Dawn neugierig, als könne er so eine Erklärung dafür finden. "Hey, ich meine, du bist ein Mädchen…".
 

Dawn blinzelte. "Ach ja, und das heißt dann, dass ich nicht werfen kann oder wie?", wollte sie wissen. 'Nein, erst denken, dann reden', schalt sie sich selbst, für ihren unbedachten Ausbruch.

Leroy hob abwehrend die Hände. "Hey, das hast du jetzt gesagt Summers!". Er grinste breit und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Also?".
 

Dawn konnte nicht anders, als sein Grinsen zu erwidern, doch dann besann sie sich. "Nichts… das war bloß… Zufall…ja Zufall", versuchte sie sich aus der Affäre zu ziehen, und hoffte um Gottes Willen, dass es glaubwürdig klang, was es natürlich aber nicht tat…
 

"Aha, Zufall also? Und was…", Leroy kam nicht dazu seinen Satz zu beenden, denn die Stimme seines Trainers schallte quer über den Platz. "Verdammt Leroy, beweg deinen Hintern wieder aufs Spielfeld. Flirten kannst du auch nach dem Training noch!". Und mit ihm, das Gelächter seiner Teamkameraden.
 

Leroy grinste verlegen. "Tja Summers, sieht wohl so aus, als dürfest du dein kleines Geheimnis für dich behalten! Für heute!". Er schenkte ihr ein letztes Lächeln, drehte sich um, winkte ihr noch einmal zu und trabte zurück zum Spielfeld.
 

Dawn sah Leroy verträumt hinterher. Dieser Junge hatte etwas. Leroy war nett und charmant, nicht so rüpelhaft wie die anderen Spieler seines Teams… und… er sah verdammt gut aus... Dawn seufzte… dieses Mal laut…
 

'Gott, kannst du eigentlich auch noch an etwas anderes denken als Kerle?'. Dawn begann vor sich hin zu grinsen und machte sich auf den Weg zurück zum Schulgebäude…
 

Chreston Hall

Zimmer Nr. 145

Hastiges Klopfen an ihrer Zimmertür ließ Willow von ihren Büchern aufsehen. Ihr Blick glitt zur Uhr - kurz nach Drei. 'Wer konnte das sein? Um diese Uhrzeit? Hatte sie etwa eine Verabredung vergessen? Womöglich auch noch eine zum Lernen?' Entsetzt sah Willow zur Tür.
 

Nach einer weiteren Sekunde, kam ihr der Gedanke, hin zu gehen und aufzumachen. Sie stand auf, durchquerte ihr Zimmer, blieb vor der Tür stehen und kramte in ihrem Gedächtnis, doch das Ergebnis blieb das gleiche - sie konnte sich an keine Verabredung erinnern. Sie drehte den Knauf und öffnete die Tür.
 

"D a w n…?".
 

++++
 

"… und alle haben es gesehen?". Willow saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und sah Dawn entgeistert an, als diese nickte. "Du meinst wirklich alle?".
 

Dawn nickte noch einmal. "Ja alle!", bestätigte sie, ließ sich neben Willow aufs Bett fallen und blies in die Backen.
 

Willow sah sie nachdenklich an. "Hm…".
 

"Allerdings denke ich, dass sie gedacht haben, Leroy wäre ausgerutscht… jedenfalls glaube ich das… ach ich weiß nicht…?". Dawn ließ sich nach hinten sinken und starrte Löcher in die Decke.

"Hast du es einfach nur vergessen, oder hattest du keine Kontrolle über deine Kräfte?", wollte Willow neugierig wissen.
 

Dawn setzte sich wieder auf und sah Willow verlegen an. "Ich hab's vergessen!", gab sie zu, "Ich meine… weißt du… ach… es hat so lange keine Rolle gespielt. Und nun habe ich diese Kräfte plötzlich… ich muss mich erst daran gewöhnen!".
 

Willow nickte verstehend. "Wann willst du es Buffy erzählen?".
 

"Ich weiß nicht... ich finde wir… sollten erst noch etwas mehr über meine Kräfte herausfinden. Könntest du nicht noch etwas nachforschen? Quellen befragen… du weißt schon…".
 

Dawn fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, "…Übernatürliche … und so!". Resignierend ließ Dawn ihre Hände sinken und sah Willow ernst an.
 

"Ich will einfach nicht mit der Tür ins Haus fallen, wenn ich Buffy und Giles meine Kräfte offenbare. Ich brauche Beweise! Verstehst du?".
 

Willow legte Dawn beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Keine Angst, ich glaube deine Kräfte sprechen eigentlich für sich. Aber ich werde trotzdem ein wenig recherchieren, wenn es dich beruhigt, ok?".
 

Dawn nickte. "Ok!".
 

Universitätsbibliothek:

Früher Abend, ein müder Seufzer drang zwischen den zwei großen Bücherstapeln hervor, die den grauen Computermonitor säumten, gefolgt vom dem rhythmischen Stakkato zweier Hände, deren Finger unentwegt auf die Buchstaben einer Tastatur einhämmerten.
 

Eigentlich hatte sie vorgehabt zu lernen… doch jetzt…
 

"Verdammt… es muss doch mehr, als das hier geben!". Willow fixierte die Zeilen auf dem Monitor mit starrem Blick, nur um festzustellen das sich doch nichts änderte. ‚…sie alleine besitzt die Kräfte, um…. Ein leises Grummeln entwich ihrer Kehle. Sie sank zurück in den unbequemen Bibliotheksstuhl und ließ ihren Blick durch die langen Bücherreihen schweifen.
 

Es war ruhig… zu ruhig. Ok, eigentlich war es üblich, dass es in einer Bibliothek ruhig war, es war auch schon spät, aber Willow machte es traurig, dass dieser Ort nicht mit mehr Leben erfüllt war.

Sie wendete sich wieder dem Bildschirm zu. Noch immer flimmerten ihr die schwarzen Buchstaben entgegen. Sie hatte nichts gefunden, was sie nicht sowieso schon wusste. 'Vielleicht war es doch an der Zeit andere Maßnahmen zu ergreifen', überlegte Willow nachdenklich…
 

"Ha, wusste ich doch, dass ich dich hier finde?", erklärte eine Stimme hinter ihr.
 

Willow fuhr erschrocken zusammen und sah auf. "Kennedy?", stellte sie erstaunt fest und warf ihrer Freundin einen fragenden Was-machst-du-hier-Blick zu.
 

Kennedy lachte amüsiert. "Was ist? Hast du etwa gedacht, dass ich mich nicht an einen Ort wie diesen trauen würde? Bücher… Wissen… Grusel…". Kennedy schenkte Willow ein warmes Lächeln. Ihr Blick glitt von Willow zum Monitor und flog über die Zeilen.
 

"Was machst du?".
 

Willow starrte zum Monitor. "Ähm… ach…nichts… nichts Wichtiges!". Ihre Finger glitten zur Tastatur und das Fenster schloss sich. "Lernen!".
 

Kennedy begann zu Grinsen. "Ach so nennst du also, wenn du im Internet über Jägerinnenkräfte recherchierst?". Sie zog die Augenbrauen hoch und sah Willow neugierig an. "Kannst du mir mal verraten wofür?".
 

Willow grinste verlegen. 'Erwischt'. "Als Hüterin sollte ich doch alles über eure Kräfte wissen, meinst du nicht auch? Und es gibt noch so vieles was ich nicht weiß…". Willow biss sich auf die Lippe und betete inständig das Kennedy ihr den kleinen Schwindel abkaufte.
 

"Jaja... schon gut… ich stell keine Fragen mehr.", gab Kennedy mit einem Wink zu verstehen. "Kommst du mit? Kenne einen coolen neuen Club unten am Pier…!".
 

Willow starrte unentschlossen zwischen Monitor und Kennedy hin und her, doch ihr wurde die Entscheidung abgenommen, denn ihre Freundin packte sie bei der Hand und zog sie weg vom Computer…
 

"Kennedy… die Bücher… ich muss sie…!", …
 

++++
 

Boston:

Irgendwo am späten Abend

Der Wind strich kühl über das Flachdach hinweg und zersauste ihre Haare in wildem Spiel. Sie hob die Hand und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihr Blick glitt hinunter in die dunkle Gasse…

Menschen… jung und noch jünger… strömten aus dem Eingang des Clubs im gegenüberliegenden Gebäude. AFTER DARK stand auf dem bronzefarbenen Schild über dem Eingang, dessen Licht sich in den schmutzigen Wasserlachen spiegelte, die hier und da den Boden zierten. Doch die Clubber schien es wenig zu stören…
 

Faith hockte lauernd auf der Außenmauer des Flachdachs und beobachtete mit wachsamen Augen das muntere Treiben in der Gasse. Blonde, schlanke Mädchen buhlten um die Gunst der Türsteher und wenn sie Glück hatten, und genügend weibliche Reize, wurde ihnen die Tür zu einer anderen Welt geöffnet. Die Welt des Sein und Schein, des Geldes und des Alkohols, eine Welt bestehend aus Glamour und Glitter. Und hier und da ein paar unechten Körperteilen.
 

Ihre Hand auf die Kante stützend, beugte sich die dunkelhaarige Jägerin etwas vor, um einen besseren Blickwinkel zu bekommen. Dass es unter ihr 5 Meter in die Tiefe ging, schien sie wenig zu stören…

Faiths Blick fiel auf einen Mann, der etwas Abseits im Schatten eines Müllcontainers stand und das rege Treiben ebenso neugierig zu beobachten schien, wie sie selbst. Abgesehen von der Tatsache, dass dieses Verhalten an sich schon verdächtig wirkte, brauchte Faith nicht lange um festzustellen, dass dieser Typ sicherlich der ganze Stolz von Mami und Papi Spitzzahn war. Vorausgesetzt Mami und Papi hatten nicht schon mit den Van Helsings dieser Welt Bekanntschaft gemacht. Jedenfalls waren seine Klamotten einfach nicht von dieser Welt!
 

'Scheinbar geht mit dem Verlust des Lebens auch der Verlust jeglichen Modegeschmacks einher…', stellte Faith grinsend fest und tastete mit ihrer freien Hand, nach dem Pflock in ihrem Hosenbund. Als sie das vertraute Gefühl des glatten, abgegriffenen Holzstücks unter ihren Fingern spürte, packte sie zu und zog ihn hervor, "Lets hunt some Vamps!", und sprang in die Tiefe…
 

++++
 

"Hey, jetzt renn doch nicht gleich weg!", rief Faith ihm schmollend hinterher. "Van Helsing will doch nur mit dir spielen!", versuchte sie den flüchtenden Vampir zu überzeugen, doch scheinbar schien ihr untoter Freund hier wenig von ihrer Aufrichtigkeit überzeugt zu sein. Vor allem seit er das spitze Stück Holz in Faiths Hand entdeckt hatte.
 

"Ok, wäre ja auch zu einfach gewesen!", seufzte Faith und setzte dem fliehenden Vampir mit schnellen Schritten nach.
 

Sie entfernten sich immer weiter aus dem Einzugsbereich des AFTER DARK, was Faith nur Recht war. Keiner der bei der Jagd störte, oder dazwischen funkte, und noch wichtiger - die Anzahl von potentiellen Toten verringerte sich mit jedem Schritt, den sie sich vom Club entfernten.

Sie musste kurz grinsen, beschleunigte noch einmal ihre Schritte, bog um die Ecke hinter der schon ihr untoter, blonder Freund zwei Sekunden zuvor verschwunden war und prallte dabei beinahe mit ihm zusammen.
 

"Ach nein, wen haben wir denn da!". Sie blieb stehen und verschränkte, den Pflock noch immer in der Hand, die Arme vor der Brust und grinste den Vampir gut gelaunt an.
 

Der Vampir stand mit dem Rücken zu ihr und starrte in die dunkle Gasse. Auch wenn Faiths Augen den schwarzen Mantel der Nacht, der über der Gasse lag, sicherlich nicht so gut zu durchdringend vermochten, wie die das Vampirs, wusste sie welcher Gedanke gerade sein Gehirn gerade beschäftige.
 

'Drei Jägerinnen?'
 

"Tja, was soll ich sagen? Ich hab' mich eben einsam gefühlt. Da dachte ich mir, ich lade meine beiden Freundinnen hier zu unserem kleinen Spiel ein!", erklärte Faith mit ernster Miene, doch die Ironie in ihrer Stimme war kaum zu überhören.
 

Der Vampir drehte sich um und stieß ein wütendes Grollen in ihre Richtung. Seine gelben Augen starrten sie wutentbrannt an. Faith beantwortete seinen Blick wenig beeindruckt und betrachtete scheinbar gedankenverloren den Pflock in ihrer Hand.
 

Er machte einen Schritt auf sie zu, doch Faith hob drohend den Finger. "Ah, ah! Da spielt die Musik!", erklärte sie belehrend und deutete ausdruckslos in die dunkle Gasse, wo nun Vi und Ronah aus den nächtlichen Schatten auftauchten und ins Licht der Straßenlaterne traten.
 

Blondieboy folgte ihrem Fingerzeig, drehte sich um und starrte die beiden Jägerinnen unsicher an. Er war sich durchaus bewusst, dass seine Chance zu überleben auf ein Minimum geschrumpft war. Aber kampflos würde er sich dennoch nicht aufgeben. Er sprang nach Vorne…
 

Faith lehnte sich gegen den Müllcontainer zu ihrer Rechten und beobachte mit zufriedenem Gesichtsausdruck, das Schauspiel, das sich ihr bot…
 

Ronah wich dem Vampir mit einem schnellen Schritt zur Seite aus und sein Angriff verpuffte in der Luft. Er landet zwischen Vi und Ronah, die sich beide kurz grinsend ansahen und nun ihrerseits zum Angriff übergingen.
 

Vi landete einen gezielten Schlag auf dem Solarplexus des Vampirs, der mehr durch ihre Kraft, als durch die Tatsache, dass ihm die Luft wegblieb beeindruckt war - Luft die er sowieso nicht brauchte. Er stolperte rückwärts gegen Ronah, die ihn packte und gegen die Wand schleuderte.
 

"Siehst du Vi, so macht man das!", erklärte sie, setzte dem Vampir nach, der sich noch nicht vom Aufprall gegen die Mauer erholt hatte und landete einen gezielten Tritt unterhalb der Gürtellinie. Der Vampir sank stöhnend vor Schmerzen auf die Knie…
 

Faith sah der Aufführung gelassen zu und spielte mit dem Pflock in ihren Händen, ließ ihn von der einen, in die andere Hand gleiten und zurück. Doch ihr gedankenverlorenes Spiel wurde jäh unterbrochen, als sich etwas anderes in ihr Aufmerksamkeitsfeld stahl. Sie drehte sich ruckartig um. Ihr Pflock aber, ruhte in entspannten Fingern, denn sie wusste, dass es keine Vampire waren, die sich da näherten. 'Zu laut, zu langsam, zu lebendig…'
 

Zwei Schatten wanderten an den Wänden an ihr vorbei - einer groß, einer klein - und ihnen folgten bald darauf zwei Gestalten. Faiths Augen musterten zuerst das Mädchen. Sie mochte vielleicht 12 oder 13 Jahre alt sein, hatte etwas mehr als schulterlanges dunkles Haar und ihr Gesicht war gezeichnet von Kummer und Erfahrungen, die ein Kind in diesem Alter nie hätte machen sollen. An ihrer Hand hing eine zweite Gestalt - eine Frau. Das Mädchen zerrte an ihr…
 

"Komm schon Mom…!", flehte das Mädchen und zog immer wieder an der Hand der blonden Frau, deren Blick scheinbar völlig geistesabwesend in der Gegend umherschweifte und nur gelegentlich das kleine, dunkelhaarige Mädchen - ihre Tochter - zu bemerken schien.
 

"Was… was willst du?! La - h - as … mich… geh - e weg… weg…", lallte die Frau, stolperte und fiel auf die Knie. Scheinbar völlig verwirrtes Kichern drang über ihre Lippen.
 

"Mooooooooooommmm!"…
 

Faith wendete betroffen ihre Augen ab, um den Anblick des Mädchens nicht länger ertragen zu müssen… wie sie ihre Mutter anflehte, endlich mitzukommen… anflehte, endlich wieder Mutter zu sein…
 

Sie kannte den Blick in den Augen des Mädchens, den Blick in den Augen der Frau, nur zu gut...
 

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Flashback:

'Blau konnte eine sehr schöne Farbe sein. Der Ozean war blau und der Himmel… und…', versuchte sich Faith einzureden und schnitt eine Grimasse in den Spiegel, als ihre Hand tastend über das Feilchen unter ihrem rechten Auge glitt.
 

"Arschloch!", fluchte sie gepresst und ließ resignierend die Hand sinken. 'Hätte er sie nicht wenigstens dahin schlagen können, wo es niemand gesehen hätte? Hier würde selbst das beste MakeUp kläglich versagen'. Sie seufzte und strich sich eine Strähne ihres dunklen Haares aus dem Gesicht.
 

Auf dem Flur gingen Gebrüll und Gekeife wieder los. Faith stöhnte genervt, ließ sich auf ihr Bett fallen und versuchte es zu ignorieren, aber die Lautstärke war wirklich nicht zu überhören. Die Nachbarn würden ihren Spaß haben.
 

'Familiendrama aus erster Hand. Mutter Säuferin und Vater Schläger. Eine Freude für jeden Familienberater und guter Stoff für jedes Hollywood Drama, oder Zeitung: "15 jähriges Mädchen entkam höllischem Elternhaus".'
 

Das übliche Gezeter und Faith begann zu überlegen, wann sie das letzte Mal einen 'ruhigen' Abend verbracht hatte, und kam zu dem Schluss, dass es sehr, sehr lange her gewesen sein musste, denn sie konnte sich nicht mehr daran erinnern.
 

Ihr Blick glitt zur Decke, dann zu ihrer Garderobe und noch ein Stück weiter, bis er an der Tür hängen blieb. "Was soll's!", sinnierte sie, sprang auf, krallte sich ihre Jeansjacke, öffnete ihre Zimmertür und trat auf den Flur.
 

"Wo willst du hin?".
 

Faith blieb Augen rollend stehen und drehte sich um. "Geht dich das was an?", antwortete sie mit einer Gegenfrage und warf dem Mann, der sich als ihr Vater betrachtete, einen mehr als nur genervten Blick zu.
 

"Ja! Ich bin dein Vater!", heischte er und machte einen Schritt auf Faith zu.
 

"Du meinst wohl biologischer Erzeuger! Vater sein ist für dich doch nur ein Wochenendjob, der daraus besteht Mom und mich zu verprügeln.".
 

Sie warf ihm einen funkelnden Blick zu und drückte die Türklinke des Zwei-Zimmer-Apartments nach unten. Doch bevor sie die Tür öffnen konnte, spürte sie einen harten Schlag in ihrem Rücken… "Na warte, ich werde dich lehren…!", zischte er und holte zu einem neuen Schlag aus. Doch…
 

"Doug… was ist los?", lallte eine Frauenstimme und ein blonder, strähniger Haarschopf tauchte aus dem Türrahmen zur Küche auf. Faith hob ihren Kopf und sah ihre Mutter an. Auch wenn sie die Alkoholfahne nicht gerochen hätte, der glasige Blick, die dunklen Ränder unter den Augen, das fahle leichenblasse Gesicht… es war einfach…
 

Faith sah weg…
 

++++
 

Gegenwart:

"Hey, ich wollte ihn pfählen!" stichelte Ronah und wischte sich den Staub von den Klamotten. "Was soll´s… er hat mir seinen Rücken gerade so schön angeboten!". Vi grinste Ronah frech an.
 

"Ja, aber nur, weil ich ihn abgelenkt habe!", erklärte Ronah und reckte die Brust. Vi begann loszuprusten. "Jaja… du bekommst halt den Nächsten… versprochen!", bot Vi an und als Ronah zustimmend nickte, grinste Vi triumphierend. Die beiden Jägerinnen blickten zu Faith…
 

"Faith?". Vi warf der dunkelhaarigen Jägerin, die scheinbar regungslos dastand und in die Gegend starrte, einen fragenden Blick zu. Faith zuckte zusammen, als hätte man sie unsanft aus einem Traum geweckt. 'Aber in diesem Fall war wohl der Begriff Alptraum passender…'
 

"Ja?", sie drehte sich um und sah die beiden Jägerinnen entschuldigend an. "W-was ist?". Die beiden Jägerinnen warfen sich unsichere Blicke zu. "Das sollten wir wohl eher dich fragen!", entgegnete Ronah und sah Faith besorgt an.
 

"Was? Hä… wieso…?". Faith brach ab und drehte sich wieder um. Ihr Blick glitt suchend durch die Straße, hinter jeden Container und zu jedem Hauseingang, doch das Mädchen und die blonde Frau - beide waren verschwunden.
 

"Nichts… ich dachte… ich hätte was gesehen!", log Faith und begann zu grübeln.
 

'Wie lange hatte sie wohl hier gestanden? Geistesabwesend Löcher in die Luft gestarrt, und jedem daherkommendem Vampir eine herrliche Zielscheibe geboten?'
 

Sie wusste es nicht. Sie wusste es wirklich nicht. Aber dafür reifte in ihrem Kopf plötzlich ein anderer Gedanke. "Ich muss weg!", erklärte sie knapp, warf den beiden jungen Jägerinnen einen entschuldigenden Blick zu und verschwand in die Dunkelheit.
 

"Hey… Faith… wo willst du hin?", rief Vi irritiert doch ihre Worte verhallten unbeantwortet an den Mauern der Gasse, die sie umgaben. Faith war verschwunden…
 

"Hast du `ne Ahnung, was in die gefahren ist?", fragte Ronah, bekam aber von Vi nicht mehr als ein Schulterzucken als Antwort. "Ja schon gut… ich weiß…dämliche Frage. Aber irgendwas muss doch gewesen sein. Hast du ihren Blick gesehen? Sie wirkte so abwesend.". Vi setzte gerade zu einem Nicken an, als hinter ihr eine Stimme laut wurde…
 

"Wer wirkte abwesend? Und wo ist Faith?". Robin holte die beiden Jägerinnen mit ein, zwei schnellen Schritten ein und blieb vor ihnen stehen, als sie sich herum drehten. Er sah in zwei verstörte Gesichter.

"Das ist es ja eben. Wir reden über Faith!", begann Ronah zu erklären und zog nachdenklich die Stirn kraus, "Wir haben diesen blonden Vampir gejagt. Wir haben ihn gestellt… und… na ja… eben gepfählt… dass heißt Vi und ich.".
 

Ronah wollte fortfahren, doch Vi fiel ihr ins Wort und setzte da an, wo Ronah abgebrochen hatte. "Sie hat ihn uns überlassen. Wir haben ihn fertig gemacht und wollten weiter. Doch Faith ist einfach verschwunden. Sie war ganz komisch drauf!", versuchte wie auszudrücken, was sie dachte. "Du weißt schon - komisch im Sinne von seltsam… nicht normal!", stotterte sie, "Ich meine damit nicht verrückt… nur… komisch eben!".
 

Robin legte ihr eine Hand auf die Schulter und nickte. "Schon gut, ich weiß, was du meinst!", bestätige er und Vi atmete erleichtert auf. Aber das unsichere Gefühl blieb. Robin drehte sich um und starrte in die dunkle Gasse, aus der Vi und Ronah gekommen waren. 'Faith, wo bist du?'
 

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Irgendwo in Boston:

Das kalte Metallgeländer der Feuertreppe unter ihren Fingern fühlte sich gut an. Sie schloss ihre Hände darum und lehnte sich dagegen. Kalter Schweiß trocknete an der frischen Nachtluft und kühlte ihren erhitzen Körper. Sie war die ganze Zeit nur gelaufen… gerannt… gelaufen… quer durch die Stadt…
 

Faith atmete tief ein und stieß die Luft durch bebende Nasenflügel wieder aus. Ihre Atmung normalisierte sich. Ihr Blick glitt zu dem gegenüberliegenden Gebäude. Es war alt, schäbig und dem Verfall näher als einer Renovierung.

Nichtsdestotrotz war noch Leben in diesen Mauern. Hinter den vielen hell erleuchteten Fenstern waren Männer, Frauen und Kinder damit beschäftigt ihr kleines, unbedeutendes und anonymes Dasein zu fristen. 'Leben…'
 

Doch Faiths Blick galt nur einem Fenster - einem allein. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie das Geschehen hinter der schmutzigen Scheibe zu erkennen…
 

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Flashback:

… sie konnte den Anblick ihrer Mutter, nicht ertragen, wollte ihn nicht ertragen! Denn jedes Mal, wenn sie es tat, wenn sie ihre Mutter so sah, starb ein Teil in ihr. Der Teil, der ihr sagte, dass ihre Mutter eine gute Mutter war, der ihr sagte, dass ihre Mutter sie liebte…der… Faith schluckte… 'Es tat weh.'
 

Getrieben von dem Gedanken, einfach nur weg zu wollen, weg von ihrer Mutter, die den Alkohol scheinbar mehr liebte als ihre eigene Tochter. Weg von einem Vater, dessen Hand nur eines kannte - den Weg in ihr Gesicht - sprang Faith auf die Füße, riss die Tür auf und stürzte aus der Wohnung…

Ungeweinte Tränen brannten heiß in ihren Augen, wollten endlich frei gelassen werden, doch Faith kämpfte und gewann. Oft hatte sie diesen Kampf schon gefochten, und auch dieses Mal hatte sie ihn wieder gewonnen. Nein, für diese Menschen würde sie keine Tränen vergeuden… niemals…
 

"Hey Faithy… wie geht's dir?". Der graubärtige Mann trat aus dem Schatten neben dem Müllcontainer hervor, schloss den Deckel und grinste das junge Mädchen gut gelaunt an.
 

"Mies. Nenn mich nicht Faithy. Halt die Klappe und gib mir lieber ne Kippe!", kam die schlecht gelaunte Antwort. Faith trat in den Lichtkegel, den die Lampe über der Hintertür zu irgendeiner drittklassigen Bar produzierte. Seiner Bar…
 

Das Grinsen wich aus dem Gesicht Mannes. "Du weißt, dass ich das eigentlich nicht tun sollte!", erklärte er mit hochgezogenen Augenbrauen, holte dann aber dennoch eine Schachtel hervor und reichte sie dem dunkelhaarigen Mädchen.
 

Mit traurigem Blick beobachtete er, wie Faith mit fahrigen Bewegungen die letzte Zigarette aus der Schachtel fischte und sie mit dem sich ebenfalls in der Schachtel befindlichem Feuerzeug anzündete.

"Ja, weiß ich…!". Faith nahm einen tiefen Zug. Das Ende der Zigaretten glühte in Schattierungen von Rot bis intensivem Orange und tauchte ihr Gesicht in einen rötlichen Schimmer. Als sie den Qualm ausstieß, drang mit ihm ein entspannter Seufzer über die Lippen des jungen Mädchens. Sie warf dem Mann das Feuerzeug wieder zu.
 

"Was war es dieses Mal?". Er sah sie fragend an, während er das Feuerzeug in seiner Hosentasche verschwinden ließ. "Alkohol? Oder hat ER dich wieder geschlagen?". Er packte Faith und zog sie zu sich heran. Widerwillig wollte Faith ihren Kopf wegziehen, doch er hatte Faiths Kinn in festem Griff und betrachtete ihr Gesicht. "Dieser Bastard!", zischte er wütend und sah Faith in einer Mischung aus Wut und Bedauern an.
 

Als er seinen Griff lockerte, zog sie ihren Kopf weg und strich sie verlegen übers Gesicht. "Ist nicht so schlimm!".
 

Er seufzte…. "Na komm!". Er wuschelte ihr kurz durch die Haare und lachte, als sie murrend gegen diese Behandlung protestierte. "Mal sehen, ob ich hier ein Plätzchen für dich finde.", sagte er und lächelte sie einladend an.
 

"Würdest du bitte aufhören mich ständig wie ein Kind zu behandeln, Charlie!". Sie warf die halb gerauchte Zigarette auf den Boden, trat sie aus und folgte dem grauhaarigen Mann durch die schäbige Tür in das Hinterzimmer. Auf ihren Lippen lag ein dankbares Lächeln.
 

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Gegenwart:

Die Tür öffnete und schloss sich wieder. Eine blonde Frau stand in dem Raum, den man mehr oder weniger als Küche bezeichnen konnte. Zumindest hatte sich seit damals nichts geändert, dreckig und verwahrlost. Faith zuckte zusammen, als sie die Frau erkannte. Sie war es tatsächlich… es war ihre Mutter…
 

'Mom…'
 

Faiths Finger bohrten sich in das kalte Metall unter ihren Händen. Sie hielt für einen kurzen Augenblick die Luft an. Aus ihren Fingern wich das Blut, Knöchel traten weiß hervor. Erst als sie wieder ausatmete, entspannten sich Finger und Gesichtszüge wieder.
 

'Mom…'
 

Es war seltsam, wirkte so surreal, so unwirklich. Sie stand hier, auf dieser Feuertreppe und starrte durch ein Fenster in das Haus… in die Wohnung, die einst ihr Zuhause gewesen war. Beobachtete die Frau, die sie geboren und großgezogen hatte…
 

Faith lachte bitter… 'großgezogen'… ja… eine tolle Erziehung hatte sie genossen. Wie nannte man das noch gleich so schön? Zuckerbrot und Peitsche. Das heißt, eigentlich waren es eher Schläge und zum Ausgleich ein wenig Geld für Kippen gewesen, von einer Mutter, die sich damit von dem schlechten Gewissen freikaufen wollen, das sie plagte. 'Tja, Mom… mit Alkohol kann man leider nicht alles ertränken…'
 

Faith schüttelte den Kopf um ihre Gedanken wieder auf die Gegenwart zu fokussieren. Ihr Blick beobachtete jeden Schritt ihrer Mutter, und ihr wurde schnell klar das sich nichts geändert hatte… gar nichts…
 

'Zittrige Finger, die auf der Suche nach dem nächsten Schluck Alkohol durch die Schränke glitten und sich gierig um den Flaschenhals einer halbleeren Whiskeyflasche schlossen. Beine, die sie mit wackeligen, unsicheren Schritten durch die Küche trugen, bis sie den Tisch erreicht hatte, wo sie sich auf einen schäbigen Stuhl fallen ließ…'
 

Die blonde Frau machte sich erst gar nicht die Mühe den Inhalt der Flasche in ein Glas zu kippen, setze die Flasche an ihre Lippen und trank in hastigen Zügen. Eins, zwei, drei Züge und die Flasche war geleert…
 

Faith sah weg - und wieder hin. Irgendetwas drängte sie dazu. Sie wusste nicht wieso, aber sie tat es.

Ihre Mutter saß noch immer da, starrte die leere Flasche mit ausdruckslosem Blick an und schien zu überlegen wo sie den nächsten Stoff herbekommen konnte. Es schmerzte Faith ihre Mutter so zu sehen, aber sie kannte diesen Schmerz… so lange hatte sie ihn mit sich herumgetragen… zu lange…
 

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Flashback

1 ½ Jahre später:

Sie nahm einen letzten tiefen Zug, warf den Zigarettenstummel in die Gosse hinter Charlies Laden und trat ihn aus. Die Tür hinter ihr fiel mit einem leisen Klick zurück ins Schloss. Faith seufzte, schob die Hände in die Taschen ihrer Jeansjacke und machte sich auf den Heimweg. 'Vielleicht würde sie dabei noch den einen oder anderen Vampir erwischen…'. Ihre Hände schlossen sich um den Pflock in ihrer Jackentasche.
 

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"Wo warst du?". Eine Flasche fiel klirrend zu Boden und zersprang in hunderte kleine, glitzernde, grüne Teile. Der Inhalt der Flasche - dem Gestank nach zu Urteilen Whiskey - schwemmte die winzigen Scherben mit sich in jeden Winkel der Küche und da würden sie vermutlich auch den Rest ihres Lebens liegen bleiben. Das 16 jährige Mädchen seufzte…
 

"Mom!". Faith stöhnte genervt und sah die Frau, die sich ihre Mutter schimpfte und auf wackeligen Beinen vor ihr stand, mit müdem Blick an. Doch die einzige Antwort ihrer Mutter bestand darin, über die zerbrochene Flasche zu wimmern.
 

"Siehst du was du angerichtet hast? Wegen dir hab ich die Flasche fallen gelassen!". Ein weinerlicher Seufzer drang über ihre Lippen.
 

Faith kniete sich hin und begann die Scherben aufzufischen, wie sie es schon so oft getan hatte - und sicherlich noch öfter tun würde - wenn ihre Mutter mal wieder nicht dazu in der Lage war.
 

Das Wimmern und Heulen ihrer Mutter ignorierend, sammelte Faith die letzten großen Scherben ein und wischte die Lache mit einem Tuch auf. 'Wenn sich nicht bald jemand diesem Boden mit einem feuchten Wischmopp annehmen würde, dürfte der Alkoholgestank in nicht all zu ferner Zukunft, wohl unerträglich werden…'
 

Faith stand auf… 'Ich werde es jedenfalls nicht tun…' beschloss sie mit bitterem Lächeln auf den Lippen und sah ihre Mutter an. Diese stand einfach nur da und starrte Faith geistesabwesend an.
 

"Mom?!".
 

Ihre Mutter fuhr sich mit zittrigen Fingern durch das Gesicht, verschmierte die Überreste ihres sowieso schon ruinierten Mascaras und strich sich dann die strähnigen blonden Haare aus der Stirn. Mit glasigem Blick sah sie ihre Tochter an.
 

"Mom?!", rief Faith frustriert und stöhnte noch frustrierte um ihrem Ausruf Nachdruck zu verleihen.
 

"Ja… Faithy Baby…?". Der Blick ihrer Mutter schien sie plötzlich wieder zu registrieren.

Faith rollte mit den Augen. Wie sie diesen Namen hasste. Und sie hasste ihn noch mehr, wenn ihre Mutter sie so nannte. Und erst recht, wenn sie es tat wenn sie wieder einmal betrunken war, und das war sie eigentlich immer…
 

"Vergiss es einfach!", erklärte Faith mit einem bitteren Ton in der Stimme. "Als würde es dich interessieren, wo ich gewesen bin. Das hat es doch noch nie. Dir ist doch nur wichtig, wie du an die nächste Flasche kommst und womit du sie bezahlen sollst!". Sie sah ihre Mutter wütend an.
 

'Verdammt… sie war es so leid… so unendlich leid…'
 

"Wie redest du eigentlich mit mir?". Ihre Mutter sah Faith entsetzt an und schwankte für einen Moment. Suchend glitten ihre Hände nach einem Halt und fanden die Tischkante. "Wenn dein Vater noch hier wäre…".
 

"Fuck…ist er aber nicht. Und selbst wenn, ich würde genau dasselbe sagen, dafür ein blaues Auge kassieren…", erklärte Faith wenig gerührt über die Tatsache, dass ihr so genannter Vater nicht mehr da war. "…und du auch!".
 

Sie drehte sich um, ließ ihre Mutter stehen, warf im vorbeigehen noch das nach Whiskey stinkende Tuch in den Mülleimer und verließ wütend über sich, die Welt und ihre Mutter den Raum. Die Küchentür flog krachend gegen den Rahmen.
 

Gegenwart:

Faith wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie ein dumpfer Schlag an ihr Ohr drang. Sie sah auf und fuhr im gleichen Moment wieder zusammen, als sie ihre Mutter erblickte. "Mommmmmmmm!". Sie sprang über die Geländer der Feuertreppe in die Tiefe und rannte über die Straße.
 

Es hatte begonnen zu regnen. Schwere Tropfen trommelten auf das Dach des Krankenwagens und das rotierende Licht darauf tauchte die Gasse abwechselnd in Blau und Rot und dann wieder in Dunkelheit.
 

Ein seltsames Schauspiel, das schnell seine neugierigen Zuschauer fand. Heimlich lugten sie hinter ihren schmutzigen Vorhängen hervor und beobachteten das Geschehen, tuschelten hinter verschlossenen Türen…
 

'Arme Frau'…

'Selbst Schuld…'

'Säuferin…'
 

"Kennen sie die Frau?". Der Mann sah die junge, dunkelhaarige Frau fragend an. "Hey Miss, kennen sie diese Frau?", wiederholte er die Frage, als Faith ihm nicht antwortete und sah sie besorgt an.

Faith richtete ihren Blick auf. In ihren Augen lag ein gleichzeitig verwirrter und besorgter Ausdruck.
 

Sie sah den Sanitäter an. Er schob gerade die Trage, auf der ihre Mutter lag, in den Krankenwagen.

"Hä? Was? Uhm ja…ich kenne sie. Sie...", stotterte Faith abwesend und starrte die blasse Figur auf der Bare an. "… sie ist meine M- … eine Verwandte!".
 

"Na dann kommen sie Miss! Sie wollen doch sicher mit, oder?". Der Sanitäter bedachte Faith mit einem warmen, wissenden Lächeln. Wie oft hatte er wohl so etwas schon erlebt, schoss es Faith plötzlich durch den Kopf. Sie fuhr sich nervös mit den Händen über das Gesicht und strich sich die nassen Haare aus der Stirn. Als er ihr seine Hand anbot, schluckte sie und nickte stumm, dann nahm sie das Angebot an und stieg in den Wagen. Die Türen schlossen sich hinter ihr.
 

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Cleveland

Xanders Apartment:

"Xander und ich haben gestern ein Bein gefunden. Nämlich das linke Vorderbein."

Die Kerzenflamme tauchte den winzigen Balkon in einen warmen Lichtschein. Wenn man hier auf dem Boden saß, und nach oben blickte, fand Andrew, fühlte man sich wie in einem großen Betonkasten. Aber es verlieh einem eher das Gefühl von Sicherheit, als von Eingesperrt sein. Der dunkle Sternenhimmel über ihm war so riesig, dass man sich darin verlieren konnte, aber zum Glück auch weit weg über den Rändern des Balkons.
 

Er wandte sich wieder der Kerze zu und zog die Wolldecke fester um seinen Körper. Die Abende waren schon ziemlich kühl geworden, und er fror leicht. Er vermisste das warme Klima Kaliforniens.
 

"Jetzt fehlen uns nur noch drei Beine und der Kopf. Und weißt du was? Wenn das nächste Bein, das wir finden, ganz zufällig das rechte Hinterbein ist, dann kann der Dinosaurier sogar schon stehen. Aber da müssten wir schon sehr viel Glück haben, die Dinoteile sind nämlich nur in jeder dritten Packung. Soviel Cornflakes können wir ja gar nicht essen.".
 

Ein plötzlicher Windstoß brachte die Flamme zum Flackern. Andrew legte schützend die Hände darum, damit sie nicht ausging.
 

"Hab' ich dir erzählt, dass Xander mit mir auf eine Convention gehen will? Erst hab ich mich riesig gefreut, aber irgendwie ist es auch komisch. Es fühlt sich komisch an, mein ich. Schließlich hat Warren mir damals versprochen, dass er mit mir geht. Und wenn ich jetzt mit jemand anderem gehe, ist das doch echt gemein von mir, oder nicht?".
 

Er schwieg einen Moment lang und senkte den Blick. "Ich wollte ihn mir zurückwünschen, und dich und meine Eltern natürlich auch, aber es hätte nicht geklappt, weil die Lampe verflucht war, sagt Miss Usher. Und selbst wenn nicht, dann.".
 

"Andrew?", erklang Xanders Stimme von drinnen. "Wo steckst du? Babylon 5 fängt in fünf Minuten an.".
 

Andrew wandte den Kopf in Richtung Balkontür und sah Xander vor dem Fernseher sitzen, in welchem bereits der Abspann einer alten The Next Generation-Folge lief. Genau genommen sah er nur zwei Füße und eine Hand mit Fernbedienung, denn der restliche Xander wurde von der Rückenlehne der Couch verdeckt. Beinahe so, als wäre er auch noch nicht vollständig zusammengebaut.
 

Auf dem Couchtisch davor waren bereits zwei Flaschen Coke, und eine Chipstüte bereitgestellt. Und die Box mit den Kleenex, weil es diesmal eine traurige Folge sein würde.
 

Einen Moment lang betrachtete er den Ausschnitt des Wohnzimmers, der von draußen so friedlich und gemütlich aussah. 'Kleine warme leuchtende Matrix inmitten hölzerner Türbalken!' Und dann wandte er den Blick wieder zum Himmel. 'Nachtschwarze Ewigkeit umrahmt von kaltem Beton!'
 

"Ich konnte mich nicht entscheiden, weißt du?". Andrews Stimme zitterte. "Ich kann so eine Entscheidung nicht treffen. Drei Wünsche, vier Leute, ganz egal, wen ich nicht zurückgewünscht hätte, es wäre immer falsch gewesen. Es ist sowieso alles nicht richtig! Anya sollte den Dino mit Xander bauen! Nicht ich!".
 

Er schluckte heftig, dann lehnte er sich nach vorne, um die Kerze auszupusten. "Ich geh' dann mal wieder rein. Wir reden anderes Mal weiter, okay? Bis dann, Jonathan!".
 

++++
 

Boston Medical Center

Wartezimmer:

Es roch nach Krankheit, Desinfektionsmittel und - Tod. Faith seufzte und fuhr sich mit der linken Hand über die müden Augen. Dann legte sie die Finger wieder um den Pappbecher mit heißem, dampfendem Kaffee, der in ihrer rechten Hand ruhte und wärmte ihre Finger.
 

Ihr war kalt… sie fror… ob es an der Tatsache lag, das ihre Kleidung nur so vor Nässe triefte, oder ob es das Gefühl war, das dieser Ort in ihr auslöste, wusste sie nicht. Noch enger schlossen sich ihre Finger um das dampfende schwarze Gold in ihren Fingern, doch helfen wollte es nicht…
 

"Miss?".
 

Faith sah auf und blickte in das Gesicht einer jungen Frau, nicht viel älter als sie selbst, vielleicht ein Jahr, maximal zwei, schätzte Faith. Sie hatte blondes langes Haar, das in einem lockeren Pferdeschwanz leger nach hinten gebunden war. Nach ihrem weißen Kittel zu urteilen, schien dieser jungen Frau jedoch ein besseres Schicksal beschieden gewesen zu sein…als ihr selbst, stellte Faith fest.
 

Die junge Ärztin lächelte als sie den Ausdruck in Faiths Augen sah. "Ich bin nur Assistenzärztin, also noch in Ausbildung, falls sie sich über mein Alter wundern sollten!", erklärte die Frau und ließ sich neben Faith in einen der freien Stühle sinken. "Mein Name ist Dr. Julia Westland, aber sie dürfen mich Julia nennen! Wir sind ja fast im selben Alter.". Sie lachte.
 

Faith sah die junge Ärztin gedankenverloren an und nickte. Mit aufgeschlagenem Krankenblatt auf den Knien, begann Dr. Westland zu erläutern und Faith lauschte stumm den Erklärungen der blonden Frau.
 


 

"… und wir mussten ihr den Magen auspumpen. Aber ich nehme an, dass das nicht das erste Mal war, oder… Miss? Wie war noch gleich ihr Name?". Faith schrak aus ihren Gedanken hoch, als sie merkte, dass man sie direkt angesprochen hatte.
 

"Ähm… Faith. Meine Name ist Faith!", stotterte sie irritiert und sah in das lächelnde Gesicht der jungen Ärztin. Es hatte irgendwie etwas Beruhigendes an sich…
 

"Ok… Faith… ich darf Sie doch Faith nennen… übrigens hübscher Name… oh…", die Ärztin stockte und sah die junge Frau neben sich unsicher an, bis diese nickte, erst dann fuhr sie fort: "Wie gesagt, wir haben ihrer… ihrer…". Die junge Ärztin sah Faith fragend an.
 

"Mutter!". Faith sah zu Boden und begann sich zu fragen, warum sie dieser wildfremden Person gestand, dass sie die Tochter dieses körperlichen Wracks war.
 

"Oh…ok…also…ihre Mutter hatte eine Alkoholvergiftung, und ihren Leberwerten nach zu urteilen war es, so wie ich das sehe, sicher nicht die erste!".
 

Faith nickte. "Nein, ich denke wohl nicht!", erklärte Faith ironisch und stand auf. Mit einem Zug leerte sie den Pappbecher in ihrer rechten Hand und warf ihn in den Mülleimer. 'Zielen, werfen…. Treffer!'
 

Die Ärztin stand ebenfalls auf, bedachte Faith mit einem fragenden Blick und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Faith wollte sich wegdrehen. Ihre gewohnte Reaktion. 'Bloß niemanden ranlassen… zurückziehen… flüchten… keine Gefühle zeigen!' Doch irgendetwas ließ die dunkelhaarige Jägerin inne halten. Sie drehte sich zu der Ärztin um…
 

… und blickte in wissende Augen. Wissend, weil sie das Leid kannten. Diese Augen sahen es Tag für Tag, immer und immer wieder. Menschen, die nicht weiterdachten, als an den nächsten Schluck Alkohol. Menschen, denen ihre Familien egal waren, denn alles was zählte war das nächste Glas Wodka.
 

Und die Mutter dieses Mädchens - nein dieser jungen Frau - machte da keine Ausnahme, da war sich die junge Ärztin sicher. Sie seufzte und ließ von Faiths Schulter ab. Stattdessen lächelte sie nur verständnisvoll.
 

"Kommen Sie Miss… kommen sie Faith, ich bring sie zu ihrer Mutter!", schlug die Dr. Westland vor. Als Faith einfach nur unschlüssig zur Tür starrte, packte die junge Ärztin Faith kurzerhand einfach am Arm und zog sie mit sich.
 

' Wieso lass ich mir das eigentliche gefallen', dachte Faith mit bitterem Lächeln, 'schließlich bin ich eine Jägerin'., folge aber schließlich doch Dr. Julia Westland.
 

Cleveland

Xanders Apartment:

"Findest du nicht auch, dass Liz Recht hat, Xander? Es kann doch nicht gut für Sheridan sein, dass er nicht über die Sache mit Anna redet, sondern alles nur verdrängt!".
 

Unsanft riss Andrews Frage ihn in die Gegenwart zurück. Er hatte ein wenig abgeschaltet, zum einen war es ein anstrengender Tag gewesen, und zum anderen war die heutige Babylon 5 Folge einfach nicht sein Fall. Am liebsten hätte er sie ausfallen lassen, und sich stattdessen in sein Zimmer verzogen. Aber dann wäre Andrew sicher enttäuscht gewesen, und das wollte er ihm nicht antun. So begnügte er sich also damit, nur körperlich anwesend zu sein, und mit leerem Blick in die Luft vor dem Bildschirm zu starren. Schließlich konnte er getrost davon ausgehen, dass sein SF-verrückter Mitbewohner viel zu sehr in die Folge vertieft sein würde, um auf die Umgebung zu achten.
 

"Liz taucht nie wieder auf, hast du das schon vergessen, du Schlaumeier? JMS musste Sheridan in aller Eile einen Charakter Background verpassen, und hat mal eben schnell ne Schwester, und ne tote Ehefrau für ihn erfunden.".
 

Irgendwas war heute merkwürdig an Xander. Anders als sonst. Er hatte eine ganze Weile gebraucht, um herauszufinden, was es sein könnte, doch jetzt war er sich ziemlich sicher, dass es mit der Chipstüte zusammenhing. Normalerweise lag sie auf dem Tischchen, oder zwischen ihnen auf der Couch, und knisterte dann und wann, wenn einer hineingriff. Heute aber hielt Xander sie die ganze Zeit in den Händen, und zwar so, dass seine Finger sich richtig in die Folie krallten. Als müsse er sich daran festhalten.
 

"Ich find das ziemlich heftig, du nicht auch? Da fliegt Anna einfach auf diese komische Mission, und Sheridan kann sich gar nicht richtig von ihr verabschieden. Und dann kommt sie nicht wieder zurück!".
 

Verdammt, er hatte absolut keine Lust, mit Andrew über diese Folge zu quatschen. Was musste der Junge auch um alles, was in der Glotze lief, ein solches Trarah veranstalten! Als ob es auf der Welt nichts Wichtigeres gebe, als Filme, Serien, und den ganzen Comic Krempel!
 

Nein, das war nicht der Grund, und das wusste er. Es hatte nichts mit Andrew zu tun, und nichts mit der verdammten Folge. Es hatte mit Dingen zu tun, über die er nicht sprechen - an die er nicht mal denken wollte. Weil sie einfach zu weh taten...
 

Mit Absicht, oder ohne es überhaupt zu merken, hatte Andrew einen Finger in eine offene Wunde gelegt. Es war nicht seine Schuld, er konnte es ja nicht wissen! Es war auch nicht seine Schuld, dass er hier neben ihm auf der Couch saß, während sie...
 

"Blödsinn, Andrew! Das ist doch alles nur, damit der Kerl mit einer tragischen Vergangenheit aufwarten kann, und wir Zuschauer ihn nicht für einen oberflächlichen Sunnyboy halten, wie den guten alten Riker.".
 

Da war ein Zittern in Xanders Händen, er konnte es nicht sehen, aber er hörte das Knistern der Chipstüte. Er hatte ihn verletzt, das wusste er, und es tat ihm auch leid, aber es war so verdammt schwierig. Immer den Mund halten! Immer so tun, als wäre nichts gewesen! Warum redete Xander nie mit ihm über das, was passiert war?
 

Hast du es gesehen? Einmal, ein einziges Mal hatte Xander ihn gefragt. Und dann hatten sie nie wieder davon gesprochen. Natürlich war es furchtbar schwierig, über so etwas zu reden! Man konnte nicht einfach zu jemandem hingehen, und sagen: Hey, hör mal zu, ich hab' die Liebe meines Lebens verloren und alles was von mir noch übrig ist, ist ein schwarzes Loch!
 

Es tat ja noch nicht einmal weniger weh, wenn man darüber redete. Im Gegenteil, für den Moment wurde es sogar schlimmer. In der Nacht bei Dawn war es wie eine Lawine gewesen. Aber trotzdem... trotzdem, danach wurde es leichter, auch wenn er nicht sagen konnte, wieso. Wenn er es Xander nur erklären könnte!
 

"Früher hab' ich immer gedacht, dass er sehr tapfer ist, weißt du? Er will nicht zulassen, dass sein persönlicher Schmerz die Mission gefährdet, deshalb verdrängt er ihn.".
 

Also doch! Andrew redete nicht zufällig über diese Dinge, es war glatte Absicht. Das ließ sich wohl nicht mehr leugnen, auch wenn er es gern getan hätte. Da blieb nur eines, einfach weiterhin so tun, als ginge es um das Geschehen in der Glotze! Wenn er Andrew in dem Glauben ließ, er verstehe ihn nicht, würde dieser auch nicht wirklich nachhaken, und irgendwann würde sich das Gespräch verlieren...
 

Es waren immer wieder dieselben Gedanken, und jedes Mal, wenn sie kamen, riss er sie heraus, wie rostige Nägel aus einem alten Schrank. Wieder und immer wieder. Solche Fragen hatten in seinem Kopf nichts verloren, es war Unrecht, so etwas zu denken. Anya hatte ihre Entscheidung selbst getroffen, sie hatte sich dafür entschieden, alles zu geben, um Andrew zu beschützen. Warum hatte sie das nur getan? Sie war stark gewesen, sie konnte mit einem Schwert umgehen, sie hätte es schaffen können! Er hätte mit ihr ein neues Leben angefangen, hier in Cleveland, und vielleicht hätte es auch irgendwann mit Hochzeit, Ehe, und Familiengründung geklappt, wer weiß? Irgendwann, wenn sie älter und reifer waren!
 

Aber sie hatte es nicht geschafft! Und warum nicht? Weil sie unbedingt diesen durchgeknallten kleinen Jungen retten musste, der jetzt hier auf dem Sofa saß, und wegen einer Fernsehserie heulte. Er hatte keine Pläne für die Zukunft. Ein normales Leben mit Hochzeit, Ehe und Familie war ihm so vollkommen fremd, wie eine andere Realität. Seine Welt hatte nur darin bestanden, mit seinem psychopathischen Freund Superschurke zu spielen, und seine verdrehten Comic Phantasien auszuleben!
 

Ein rostiger Nagel nach dem anderen! Wieder und immer wieder, bis sein Kopf endlich wieder klar war. Er biss sich auf die Zunge, damit der Schmerz diese furchtbaren Gedanken vertrieb. Nur gut, dass Andrew sie nie erfahren würde! Nur gut, dass überhaupt niemand sie jemals erfahren würde. Er schämte sich schon genug dafür...
 

"Ja, manchmal ist die Mission einfach wichtiger, als das Privatleben, da kann man nichts dran ändern. Worf musste ja auch damit klarkommen, dass er zuerst K'Ehleyr, und danach Jadzia verloren hat. Aber in diesen Serien dürfen die Charaktere eben keine glücklichen Beziehungen haben, das war schon immer so!".
 

Ein scharfer Schmerz zuckte durch den Ringfinger seiner rechten Hand. Wie es schien, hatte er sich an einem Kartoffelchip geschnitten.
 

Boston Medical Center

Zimmer Nr. 301

'Blass und farblos, wie ein Schatten lag sie da. Kaum mehr als ein Hauch ihrer selbst. Eine Hülle aus Haut und Knochen…'
 

Faith starrte durch die Glasscheibe in das Krankenzimmer und studierte die Frau, die dort auf dem Bett lag. ' War diese Person wirklich ihre Mutter?' Faith legte ihre Hand an die Glasscheibe und fuhr die Konturen nach. 'Ja… sie war es…'
 

Aber Faith war sich nicht sicher, welche Tatsache sie mehr erschreckte. Dass ein Mensch so leben konnte, als einziges Nahrungsmittel nur den Alkohol kannte, der den Körper und den Geist langsam verdorren ließ, oder dass dieser Mensch ihre Mutter war?
 

Faith zog ihre Hand zurück…
 

"Wollen sie nicht reingehen?". Dr. Westland sah die dunkelhaarige Frau zu ihrer Rechten fragend an und legte ihre ermutigend eine Hand auf die Schulter. Dieses Mal verspürte Faith nicht den Drang sie wegzuziehen.
 

"Ich… ich weiß nicht…!", stotterte Faith und sah die blonde Ärztin unsicher an. "Es ist… es ist so lange her… seit wir uns das letzte Mal gesehen haben… seit… seit ich von zu Hause abgehauen bin!", erklärte Faith und wusste selbst nicht warum sie es dieser Frau, dieser fremden Person einfach so erzählte.
 

Vielleicht eben genau aus diesem Grund. Eben weil sie eine fremde Person war, Faith nicht die bedauernden Blicke ihrer Freunde ertragen musste… Freunde, denen sie Tag ein, Tag aus ins Gesicht sehen musste. Sie wollte kein Mitleid…
 

"Na dann sollten sie erst recht hinein gehen!", forderte die junge Ärztin Faith mit einem strengen Blick auf, in dem zu Faiths Verwunderung, nicht das geringste Mitleid lag.
 

Faith trat unsicher von einem Bein aufs andere und starrte wieder durch die Glasscheibe. Plötzlich fühlte sie sich wieder wie ein kleines Kind, das an die Hand genommen werden musste, nur das sie noch nie von jemand an die Hand genommen worden war. Diese Erfahrung war ihr verwehrt gewesen.

Dr. Westland öffnete die Tür zum Zimmer und winkte Faith auffordernd zu. "Na kommen sie schon!". Sie sah Faith mit dem strengen Blick einer Schulleiterin an, die keine Widerrede duldete. "Kommen sie!".
 

Faith sah kurz zu Boden, dann trat sie zur Tür und mit einem weiteren Schritt hindurch. Mit einem letzten aufmunternden Klaps auf die Schulter schloss Dr. Westland die Tür hinter Faith.
 

Die klägliche Gestalt auf dem Bett bewegte sich. Faith trat einem Schritt zurück, legte ihre Hand auf den Knauf und wollte sie öffnen, doch sie tat es nicht. Sie drehte sich wieder um und sah die Frau, die einst ihre Mutter gewesen war trotzig an. 'Nein, noch mal würde sie nicht weglaufen. Es war an der Zeit die Vergangenheit endlich zu besiegeln'.
 

Sie trat zum Bett…
 

"Faithy…?". Zwei müde, glasige Augen starrten die junge Frau, die ihrer Tochter so unglaublich ähnlich sah, fragend an. 'Nein, das kann nicht sein… sie ist verschwunden… sie ist es nicht'.. Resignierend drehte sie sich weg, doch eine Stimme ließ sie aufhorchen.
 

"Mom?".
 

"Baby?". Die blonde Frau fuhr herum, schluckte und sah Faith an. "Faithy? Bist du es…". Sie fuhr sich mit fahrigen Bewegungen durchs Haar, als könnte sie damit ihre ruinierte Frisur retten, "… bist du es wirklich?".
 

Faith sah ihre Mutter mit kühlem Blick an und nickte, gefolgt von einem eben so kühlen "Ja!", dass sie mühevoll über ihre Lippen presste. Als Antwort bekam sie ein leises Wimmern. Doch Faith Blick blieb kalt.
 

"Oh Faithy… Baby… wo warst du… wo bist du gewesen?". Ihre Mutter streckte ihre zittrigen Finger nach Faith aus, um die dunkelhaarige Frau zu berühren. Vielleicht war es nur wieder eine Halluzination. Ihr Verstand, der ihren einen Streich spielte. Wie so oft, wenn sie Nachts zu Hause einsam in ihrem Bett gelegen hatte, geplagt von Fieberträumen, weil sie auf Entzug war… kein Geld für die nächste Flasche gehabt hatte…
 

"Weg!", antwortete Faith knapp und wandte ihren Blick von der kläglichen Gestalt im Bett ab. Eingefallene Wangen, glasige Augen, zittrige Finger… das alles war mehr, als Faith vertragen konnte… oder vielmehr - wollte!
 

Sie wollte ihre Mutter nicht so sehen, wollte nicht mehr an ihr altes Leben erinnert werden. Sie wollte endlich davon wegkommen. Aber gerade deswegen war sie hier - um ein für alle mal mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Sie musste es hinter sich bringen, erst dann würde es ihr gut gehen. Deshalb sah sie ihre Mutter wieder an.
 

"Faithy… es… es tut mir so leid!", wimmerte ihre Mutter und Tränen traten in die glasigen Augen. Faith lächelte bitter. "Was tut dir leid? Das du eine Säuferin bist? Das du zugelassen hast, dass Dad mich geschlagen hat? Das du nicht mit dem Trinken aufhören konntest?". Faith lachte traurig. "Sag es mir?".
 

"Faith… ich… ich… es tut mir so leid… ich konnte nicht! Es war… es war einfach zu … zu schrecklich…", flüsterte die blonde Frau und wendete ihren Blick ab. Sie konnte die Wut in den Augen ihrer Tochter nicht länger ertragen.
 

"Du konntest was nicht? Dir die nächste Flasche leisten?". Faith schnaubte wütend und sah die bemitleidenswerte Gestalt, die vor ihr im Bett hockte, an. Doch im Moment war sie weit davon entfernt Mitleid zu empfinden. Mitleid für eine Frau, die sich nicht anders zu helfen wusste, als vor ihrer eigenen Situation in den Alkohol zu flüchten.
 

'Ja… Alkohol machten Schläge doch so viel erträglicher…'
 

"Weißt du eigentlich wie es mir ergangen ist? Hat es dich interessiert wo ich nachts gewesen bin, wenn du dein Leid in Alkohol ertränkt hast?". Faith kniff die Augen zusammen und wartete auf die Reaktion ihrer Mutter, doch es geschah nichts.
 

"Nein, hat es nicht! Dabei hätte ich dich so gebraucht. Vielleicht wäre dann nicht das aus mir geworden, was ich heute bin!". Faith schluckte plötzlich und stoppte ihrer Tirade, verfiel in stumme Gedanken. 'Ja…was war sie eigentlich? Und wie war sie dazu geworden?'
 

Ihre Mutter sah Faith entsetzt an, als könne sie nicht fassen, was ihre Tochter gesagt hatte. Sie schluchzte. "Nein Baby… nein… so ist das nicht gewesen… glaub mir doch Faithy…!". Sie krabbelte aus dem Bett und kam auf wackeligen Beinen zu stehen. "Faith… bitte glaub mir doch… ich… ich… liebe dich!", schluchzte sie und machte einen Schritt auf die dunkelhaarige Jägerin zu… dann noch einen, bis ihre Fingerspitzen kurz davor war Faiths Gesicht zu berühren.
 

Doch Faith blieb regungslos stehen. Gedankenverloren, sah sie ihre Mutter traurig an. ' War es das Verhalten ihrer Mutter gewesen? Der Tod ihrer Wächterin?'
 

Faith schluckte… erneut.
 

' War es das Gefühl gewesen als die Neue nach Sunnydale zu kommen und neben der berühmten Buffy nicht bestehen zu können? Das Gefühl das Buffy alles hatte… Freunde, ein Leben… eine tolle Familie… und sie NICHTS? War es Wilkins gewesen, der diese Gefühle korrumpiert hatte, um sie für seine Zwecke zu gewinnen?'
 

Faith sah ihre Mutter an. So viele Gefühle brodelten in ihrem Inneren. Gefühle, die sie nun da sie hier war, hier vor ihrer Mutter stand, nicht mehr zu kontrollieren vermochte. Und sie wusste nicht warum…
 

' War es ihre Rache an Wesley gewesen, an dem sie all ihre unbeherrschte Wut ausgelassen hatte? Ihm einfach nur hatte wehtun wollen? War es Angel gewesen, der sie trotz alledem aufgenommen hatte, um ihr zu helfen, den richtigen Weg wieder zu finden? Oder ihre Zeit im Gefängnis? Was hatte sie an diesen Punkt gebracht?'
 

All der Schmerz, all die Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit und Schuldgefühle waren plötzlich wieder da und drohten sie zu überwältigen und in einen Abgrund zu ziehen, aus denen es keine Wiederkehr gab. Doch es geschah etwas, dass sie aus ihren Gedanken und von diesem Abgrund zurückriss…
 

Aus den Gliedern ihrer Mutter schien alle Kraft und Spannung zu weichen und sie sank vor Faith zu Boden. Aus dem Schluchzen wurde ein ersticktes Weinen. Und erst da verstand Faith, ihre Wut versiegte und der dunkle Abgrund war plötzlich nur noch ein kleiner Graben.
 

'Denn plötzlich schien alles so klar zu sein. Sie selbst war es gewesen, hatte sich an diesen Punkt gebracht. Alles was sie gesagt und getan hatte, all das hatte sie bis hier hin gebracht'.

Sie schüttelte den Kopf.
 

'All die Jahre hatte sie sich als das Opfer gesehen. Das kleine Mädchen, das von ihrer Mutter nicht geliebt worden war, das sich so sehnsüchtig einen kleines Hündchen zum spielen gewünscht hatte und es nie bekommen hatte. Das Mädchen, das neidisch auf Buffy gewesen war, weil sie Freunde hatte, eine Familie… alles das, was sie nie gehabt hatte…'
 

Faith lächelte bitter.
 

'Ja, sie war dieses Mädchen gewesen. Aber nein, sie war nie das Opfer gewesen, als das sie sich über all die Jahre hinweg gesehen hatte. Sie war nur all zu willig in diese Rolle geschlüpft, um ihre Taten zu rechtfertigen, um zu rechtfertigen was und wer sie war. Niemand anderes für ihr verkorkstes Leben Schuld, als sie selbst. Und auch nur sie selbst würde die Kraft haben es wieder zu richten'.

Angel hatte so oft versucht ihr das zu erklären, doch erst jetzt hatte sie es wirklich verstanden. 'Erst jetzt'. Faith seufzte. 'Eine verdammt bittere Erkenntnis…'
 

"Ich war ja so dumm!", flüsterte sie und blickte hinunter auf die zusammengekauerte Figur zu ihren Füßen. "Ich…!". Faith stockte und lächelte traurig, denn plötzlich erschien alles einen Sinn zu ergeben. Und nun wusste sie auch, wo sie beginnen musste, ihr Leben wieder neu zu ordnen.

Faith ging in die Knie und beugte sich zu ihrer Mutter vor, die als schluchzendes Häufchen Elend auf dem Boden kauerte und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Das Schluchzen verebbte und ihre Mutter sah auf. Als sie erkannte, dass auf Faiths Lippen ein Lächeln lag, blinzelte sie erstaunt und fragte hoffnungsvoll: "Faithy?".
 

Das Lächeln auf Faiths Lippen verschwand. "Ich verstehe es jetzt!", erklärte sie mit fester Stimme, doch bevor ihre Mutter etwas zu sagen vermochte, fuhr sie fort: "Aber erwarte nicht von mir, dass ich vergesse oder verzeihe, denn dafür ist zu viel geschehen!".
 

Mit diesen Worten stand Faith auf und verließ ohne sich noch einmal umzusehen das Zimmer, ging vorbei an einer verständnislos dreinschauenden Dr. Westland, dir ihr ebenso hinterher rief.

Aber Faith ging einfach weiter. Doch dieses Mal war es anders als damals, denn sie floh nicht vor ihrem Leben. Sie ging ihm entgegen.
 

Flashback:

Hastig stopfte sie alles was ihr Lieb und Teuer war in ihren Armee-Rucksack. Ihr schwarzes Tank-Top, die enge Lederhose, die sie so gerne anzog, ihre Lederjacke… ihre…

"Verschwinde!", brüllte sie wütend und warf einen wütenden Blick zur ihrer verschlossenen Zimmertür, vor der ihrer Mutter eine ihrer üblichen Tiraden losließ, an die sie sich dann nicht einmal mehr erinnern konnte, wenn sie ausnahmsweise mal nüchtern war…

Faith schluckte und wischte sich trotzig die Tränen aus den Augen. Jägerinnen weinen nicht, versuchte sie sich einzureden, doch so oft sie es auch tat, die Gesichter verschwanden nicht.

Sie schniefte. 'Nein… niemals… niemals wieder würde sie zu irgendeinem Menschen Zuneigung empfinden… nie wieder jemanden an sich ran lassen. Alle hatten sie enttäuscht… alle hatten sie verlassen… und verletzt. Von nun an würde sie sich nur noch auf sich selbst verlassen…'
 

Da war es wieder - das schmerzverzerrte Gesicht ihrer Wächterin - glasigen Augen die sie weit aufgerissen anstarrten und sagten 'Flieh, flieh so lange du noch kannst!'. Dann verblasste das Gesicht und eine dämonische Fratze nahm ihre Stelle ein. Teuflisch grinste es Faith an. Der Name dieses Grauens - Kakistos.
 

Und dann war da immer wieder diese Bild, diese Szene, die sie nicht mehr aus ihren Gedanken verbannen konnte und die sich immer wieder aufs Neue vor ihrem geistigen Auge abspielte. 'Kakistos… ihre Wächterin… Tod…'
 

Mit ein, zwei hastigen Handgriffen hatte sie die Schnallen ihres Rucksacks verschlossen und warf ihn sich mitsamt Inhalt über die Schulter. Ein schneller Griff in ihre Jackentasche versicherte ihr, dass Pflock und Zigaretten an der richtigen Stelle waren.
 

Noch einmal schluckte sie, sah sich um und kontrollierte ob sie alles, was ihr wichtig war mitgenommen hatte. Es war nicht viel, stellte sie ernüchtert fest. 'Ok… verschwinden wir von hier…'. Vielleicht konnte sie für ein paar Nächte bei Charlie unterkommen. Sie wusste das Moms Bruder für sie immer ein Bett im Hinterzimmer hatte und eine Schachtel Kippen im Schrank. Faith lächelte kurz. Aber was dann? Hier konnte sie nicht bleiben… Kakistos würde sie finden…
 

Sie öffnete ihre Zimmertür, drängte sich an ihrer Mutter vorbei, die ihre Tirade unterbrach und Faith verständnislos ansah, als sie den Rucksack auf dem Rücken ihrer Tochter entdeckte. "Faithy… was soll das? Was hast du vor?", lallte sie irritiert.
 

Faith drehte sich einen kurzen Moment lang um, sah in die glasigen Augen ihrer Mutter und wusste, dass sie es nicht bereuen würde von hier zu verschwinden, und so antwortete sie mit kühler Stimme: "Weg!".
 

Ihre Finger glitten zum Knauf der Tür, der die letzte Hürde auf dem Weg in ihre Freiheit darstellte. Sie drehte ihn, öffnete die Tür und trat ins Treppenhaus, nur um von der Hand ihrer Mutter auf ihrer Schulter zurückgehalten zu werden.
 

"Du bleibst hier, du… du undankbare Göre!", fauchte ihre Mutter wütend und wollte Faith zurück in die Wohnung ziehen, doch als ihre Tochter sich umdrehte, wurde sie von wütenden Blicken durchbohrt.
 

In ihrem Inneren musste Faith darum kämpfen nicht die Kontrolle zu verlieren. Diese ganze Situation… einfach alles… war zu viel. Ihre Gedanken glichen einer tosenden See und ihre Wut richtete sich im Moment in einer einzigen Welle gegen ihre Mutter. Sie entwand sich mühelos dem laschen Griff ihrer Mutter, warf ihr einen letzten bitteren Blick zu, drehte sich um und verschwand.
 

"Faaaaaaaaaaaaaaaaaitttttttthy…. Baby… bitte…. bleib hier!". Der Ruf ihrer Mutter verhallte unbeantwortet im Treppenhaus.
 

++++
 

Boston Medical Center

Gegenwart:

Die Tür des Treppenhauses schwang mit einem lauten Klack wieder zurück in ihre Verriegelung. Faith sah sich kurz um. Draußen vor dem Eingang herrschte reges Treiben. War wohl auch so üblich in einem Krankenhaus. Ironisch an der ganzen Sache war nur, dass hier sicherlich niemand freiwillig hinkam. Faith begann zu grinsen. Nein, dass wohl wirklich nicht…
 

Sie kramte in ihrer Jackentasche herum und zog eine arg in Mitleidenschaft gezogene Zigarettenschachtel hervor. Den Zigaretten in der Schachtel war es leider nicht viel besser ergangen, stellte sie seufzend fest. Sie zog eine hervor, steckte sie sich in den Mundwinkel und kramte in ihrer anderen Jackentasche missmutig nach dem Feuerzeug, bis sie bemerkte, dass die Frau an der Rezeption sie mit bissigem Blick anstarrte.
 

Augen rollend nahm Faith die Zigarette aus dem Mund, winkte der Frau mit einem ironischen Grinsen auf den Lippen zu und wendete sich dann Richtung Ausgang. "Was soll´s…".
 

Die großen Türen öffneten und schlossen sich automatisch wenn jemand hindurch trat. Ein kühler Windstoß blies Faith ins Gesicht als sie hinaus an die frische Nachtluft trat, und sie zog ihre Jacke enger an sich. Dann steckte sie sich die Zigarette wieder in den Mund, kramte des Feuerzeug hervor und mit einem kurzen Dreh an dem Rädchen, hatte sie das Ende des Glimmstängels in intensives Orange getaucht…
 

Einen tiefen Atemzug später ließ sie das Feuerzeug wieder in ihrer Jackentasche verschwinden und zog ihren Pflock hervor.
 

"Nicht jetzt … Süßer!", seufzte sie müde, trat um die Ecke und rammte dem Vampir, der sich dort versteckte, sie heimlich und gierig angestarrt hatte, ohne hinzusehen den Pflock ins Herz. Erst sein erstickter Aufschrei ließ Faith aufsehen und zufrieden beobachtete sie, wie aus dem untoten Stück Fleisch Staub wurde.
 

Sie gähnte kurz und steckte den Pflock wieder weg...
 

Es war eine lange Nacht gewesen und sie brauchte dringend etwas Schlaf. "Home, sweet Home!", flüsterte sie leise und machte sich auf den Weg zurück ins Hotel. Grinsend stellte sie fest, dass sie sich sogar auf Robins 'Wo-warst-du-Standpauke', freute…
 

++++
 

Cleveland

City:

Der Asphalt war holprig und nass. Irgendwann in der Nacht musste es wohl geregnet haben. Auch jetzt war der Himmel noch grau und die Luft kalt. Sie ließ ihren Blick schweifen. Es war Rushhour, die Autos zogen sich in nicht enden wollenden Schlangen durch die engen Straßen, Hupen und das monotone Surren der Motoren füllten die Lupft… Autofahrer schimpften und pöbelten sich gegenseitig an… so wie jeden Tag.
 

Dawn grinste und war froh auf ihrem Fahrrad zu sitzen, statt in einem Auto im nachmittaglichen Stau zu stecken. Da störte sie auch das schlechte Wetter nicht. Sie sah zu Shin, der stumm neben ihr her radelte. In der Tasche auf seinem Rücken steckte ein Umschlag - die letzte Lieferung für heute, dann waren sie durch…
 

Die Ampel vor ihnen sprang wieder einmal von Grün auf Rot. Dawn brachte ihr Fahrrad neben Shin zum Stehen, ließ ihren Blick über die Autoreihen gleiten und sah dabei in wenig glückliche Gesichter. Sie sah wieder zu Shin, der sie breit angrinste…
 

"Was ist?", wollte sie irritiert wissen.
 

"Ach nichts!". Als die Ampel wieder auf Grün sprang, trat er in die Pedale und ließ Dawn stehen.

Dawn schüttelte den Kopf und wurde von der Hupe des Autos hinter ihr aus den Gedanken gerissen. Sie setzte sich ebenfalls in Bewegung…
 

"Hey, warte… wieso hast du mich so dämlich angegrinst…?".
 

"Ich sagte doch, es ist nichts… na ja… bis auf die Tatsache, dass du Öl im Gesicht hast…!". Er grinste amüsiert.
 

"W-was…?", Dawn fuhr sich entsetzt mit einer Hand durchs Gesicht. "Mist…!". 'Kommt davon, wenn man die Kette mit der Hand wieder aufzieht', dachte sie ironisch und starrte auf ihre Hand…

"Noch ein bisschen mehr und du könntest dich damit als Halloween-Monster schminken!", scherzte er und bog von der Hauptstraße ab in eine kleinere Gasse. Dawn folgte ihm.
 

"Jaja… lach du nur…!", stellte sie fest, musste aber selbst Grinsen. "Sag mal… warst du je auf `nem Halloweenball… ich meine… so richtig ... es ist mein erster… ich hab noch nicht mal was zum anziehen… und…!", stellte sie entsetzt fest.
 

Shin sah sie an und begann zu lachen. 'Mädchen' "Ja… aber das ist schon…Eeeewwigkeiten her!", sagte er gedehnt und sah sie grinsend an.
 

"Ja klar… wie alt warst du noch mal? 200?". Dawn zog eine Grimasse und trat in die Pedale…
 

"Komm beweg dich… O - P - A".
 

++++
 

Boston:

Unruhig holperte der Bus über die Straße. Faith blickte hinaus und beobachtete die Autos, die sie überholten und die sich gemeinsam mit ihnen von der Stadt entfernten. Mit jedem Meter den sie zurücklegten, schrumpften die Hochhäuser und Gebäude, Bäume und Autos, bis sie nur noch kleine schwarze Flecken im Rückspiegel waren.
 

Müde schloss Faith die Augen und die Aussicht die kommenden Nächte wieder in diesem ach so tollen Bus verbringen zu dürfen ließ sie leise seufzen und lauschte dem stotterndem Geräusch des Busmotors, der sie langsam aber sich in eine erschöpften Schlaf wiegte…
 

Grrrargh....



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