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Somewhere

von

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Dunkelheit

Disclaimer: „Yellow“ und seine Charaktere gehören nicht mir sondern Makoto Tateno (hätte mir auch keiner geglaubt ;-)
 

Das Lied „Somewhere“ stammt ursprünglich aus der West Side Story von Leonard Bernstein.
 

Diese FF ist eigentlich aufgrund einer anderen entstanden ^^ die ich zufällig im Netz gefunden und gelesen hatte... und die war so schrecklich traurig, dass ich in der Nacht eine Fortsetzung geträumt habe... Anscheinend wollte mein Unterbewusstsein das traurige Ende partout nicht akzeptieren. Nun gut, hier ist das Ergebnis ;-)
 

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There’s a place for us

Somewhere a place for us

Peace and quiet and open air

Wait for us

Somewhere
 

There’s a time for us

Some day a time for us

Time together with time spare

Time to learn, time to care
 

Some day

Somewhere

We’ll find a new way of living

We’ll find a way of forgiving

Somewhere...
 

Das Lied verfolgt mich. Seit Tagen geht es mir im Kopf herum, immer wieder. Oder seit Wochen. Ich weiß es nicht mehr.

Mein Gott, wie hat sich alles verändert...
 

Zwei Jahre haben wir zusammen gelebt, zusammen gearbeitet, uns gegenseitig aus Gefahren geholfen. Sind uns gegenseitig auf die Nerven gefallen, haben gestritten, fanden kaum Gemeinsamkeiten.

Mit dir in einer Wohnung, das kam mir manchmal vor wie in einem Zirkus. Deine Anwesenheit war weder zu übersehen noch zu überhören. Deine Schlamperei war kaum zu ertragen. Deine Essgewohnheiten, deine ungesunde Lebensweise zerrten an meinen Nerven. Dafür durfte ich mir deine Wutanfälle anhören, wenn ich mitten in der Nacht eine Frau mitbrachte.

Deine Angewohnheit, minderjährige Jungs zu verführen, war schlimm genug. Aber dann musstest du dich auch an mir vergreifen.

Weiß Gott, wie oft ich dich deswegen geschlagen, angepöbelt, mit der Knarre bedroht habe. Ich wollte nicht mit dir schlafen. Aber du wolltest kein „nein“ verstehen.

Dann kam immer mehr von dir, immer mehr Wärme, mehr Zärtlichkeit. Deine Jungs sah ich immer seltener. Du schienst nur Augen für mich zu haben, deine Frechheit zielte auf mehr als auf meinen Körper ab. Du wolltest mich ganz haben.

Ich war wie ein einsamer Wolf, gewöhnt, mich allein durchzuschlagen. Seit ich von meinen Zieheltern davongerannt bin, war ich allein auf der Welt. Du wolltest mich nicht allein lassen, nicht allein auf der Welt sehen.

Irgendwann konnte ich mich nicht mehr wehren. Ich war müde, abgekämpft. Mir war kalt, und du hast mir Wärme angeboten.

Ein einziges Mal konntest du mich verführen. Ich hatte keine Kraft mehr für Zweifel oder Vorbehalte. Mann oder Frau, du warst jemand, der mir etwas anbot, wonach ich mich verzweifelt sehnte. Nun gut, und ganz nüchtern war ich an diesem Abend auch nicht mehr. Aber es war nicht so, dass du dir das zunutze gemacht hättest, ich wusste noch ganz genau, was ich tat.

Danach war ich verwirrt, überrascht. Und glücklich. Ich hatte nicht geahnt, dass es wirklich schön sein könnte. Du hast mich, uns beide mit deinen Gefühlen erfüllt und überschwemmt. Währenddessen und danach fühlte ich mich so wohl wie seit Jahren nicht mehr. Ich habe sehr viel erfahren in dieser Nacht, über dich und auch über mich.

Am anderen Morgen bin ich von deinen Küssen aufgewacht. Ich lag auf dem Bauch, weil ich noch leichte Schmerzen hatte, aber ich schlief tief und ruhig; dann habe ich deine leichten Küsse auf meinem Rücken, meinen Schultern gespürt und musste beim Aufwachen lächeln.

Ich habe mich verändert – in meiner Seele war danach mehr Tiefe als vorher. Viel mehr. Ich hatte in mir keinen Platz für all diese Gefühle, und konnte nichts anderes tun als den Raum in meinen Gedanken, in meinen Gefühlen zu vergrößern, um für das alles Platz zu schaffen.
 

Ich dachte, jetzt beginnt ein neues Kapitel in meinem Leben. Ein besseres, wie ich hoffte. Auch für dich.

Ich dachte, wir hätten alle Zeit der Welt. Um uns gegenseitig zu entdecken, vielleicht eine Entscheidung zu treffen. Irgendwann.

Wir hatten keine Zeit mehr.

Ich konnte nicht ahnen, dass nur fünf Tage später alles vorbei sein würde.
 

Wir waren in einem neuen Fall verwickelt. Handel mit explosivem Material. Sollten unauffällig recherchieren. Es dauerte nicht lange, bis wir begriffen, dass wir es mit einem Verrückten zu tun hatten. Einem, der nicht zögern würde, tausende Menschen zu töten, um den einen zu treffen, auf den er es abgesehen hatte.

Wir hatten uns vor dem Nataki-Hochhaus postiert, erwartet, den Verdächtigen gleich herauskommen zu sehen. Wir kannten ihn aus einem Bild von der Online-Personalakte der Firma, in die wir uns gehackt hatten: ein Mann mittleren Alters, durchschnittliches Aussehen, eher klein gebaut. Wir wussten, dass er auf das Material aus war, aber ahnten nicht, dass seine Zielperson in dem gleichen Gebäude war. Einer der Führungskräfte, von dem er sich ausgenutzt und weggeworfen fühlte. Mit einem seltsamen Sinn für Ironie hatte er das Material von der gleichen Firma entwendet, für die er jahrelang gearbeitet hatte und die ihn dann unter einem Vorwand an die Luft gesetzt hatte. Eine Firma, die mit... Chemikalien handelte.

Er war mit deutlichen Drohworten gegangen, die aber niemand ernst genommen hatte. Bis jemand zufällig mitbekam, dass er gewisse Bauteile und Komponente nach und nach unter der Hand erwarb, von einem ehemaligen Kollegen, der nicht wusste, was er damit auslöste.

Itsuki. Der Name hat sich genau so in mein Gedächtnis gebrannt wie alles, was ich von diesem Tag noch weiß.

Scheinbar kannte er das Gebäude in- und auswendig: noch an Ort und Stelle bastelte er heimlich das Material zusammen und verließ das Gebäude, nachdem er die tödliche Gerätschaft unauffällig irgendwo untergebracht hatte.

Aber das wussten wir nicht. Wir sahen ihn nur von unserem Versteck aus das Gebäude verlassen und erkannten ihn nach dem Bild wieder.

Du warst vorausgegangen, um ihn unauffällig anzusprechen und nach der Uhrzeit oder dem Weg zu fragen. Wir beide zusammen, das wäre zu auffällig gewesen. Ich rief inzwischen über Handy schnell bei Hatozaki an. Er oder ein paar seiner Leute waren mit Sicherheit daran interessiert, sich ein wenig mit ihm zu unterhalten, und du konntest inzwischen unauffällig wieder verschwinden.

Ich sehe dich noch die Straße überqueren, dann habe ich kurzzeitig nicht aufgepasst. Ich dachte, bald würde alles vorbei sein, und wir könnten... vielleicht miteinander sprechen. Das stand noch aus nach unserer gemeinsamen Nacht. Ich war noch durcheinander, aber ich ahnte bereits etwas, tief in mir.
 

Dann ging das Gebäude in die Luft.

Ein fürchterlicher Krach ist alles, woran ich mich erinnere. Etwas Hartes traf mich an der Schläfe und mir wurde schwarz vor Augen.

Ich kam im Krankenzimmer von Tsunega’s Bekannten wieder zu mir, dem Arzt, der uns beide manchmal auch behandelt hat. Ich hatte nur eine leichte Verletzung.

Du warst nicht da. Ich brauchte lange, um zu begreifen, warum. Richtig begriffen habe ich es bis heute nicht. Wie... es passieren konnte. Und warum.
 

Das ganze Gelände war abgesucht worden. Es bestand nur noch aus Schutt und Asche.

Es wurde alles abgetragen, alles durchgesucht.

Nichts.

Auch nichts von Itsuki. Der Mann musste wirklich von Hass zerfressen sein, dass er die Detonation ausgelöst hatte, während er noch nahe genug war, um von der Druckwelle selbst erfasst zu werden.

Niemand hatte überlebt. Wer sich zum Zeitpunkt der Explosion dort befunden hatte, war völlig verbrannt. Kaum menschliche Überreste. Nichts identifizierbares.

Itsuki hat seine Rache bekommen, wenn auch zum Preis seines eigenen Lebens. Und zum Preis des Lebens und des Unglücks zahlreicher anderer Menschen.
 

Wochenlang hing über dem Café eine fast unheimliche Stille. Nur ich konnte nicht reagieren. Ich war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Noch weniger, etwas zu fühlen.

Wir haben nach einer Weile einen Grabstein als Erinnerung aufgestellt. Wir dachten, es würde helfen, aber eigentlich war es sinnlos. Manchmal besuche ich den Friedhof, manchmal kommt einer der anderen mit, aber das bringt mir nichts.

Ich bin ruhig. Zu ruhig. Fast wie ein Schlafwandler.
 

Mir ist nichts ist von dir geblieben.

Nichts außer dem, was ich in meiner Erinnerung habe, und die paar Habseligkeiten, die in unserer Wohnung waren.
 

Das Leben geht weiter.

Ich arbeite jetzt mit Kidaka zusammen. Er ist ganz in Ordnung, schlau und zieht sich vor nichts zurück. Aber ich kann es kaum ertragen, dass er deinen Platz eingenommen hat. Er ist auch schwul, und manchmal zieht er abends seine Lederjacke an und geht, und ich weiß, er zieht durch die Bars und reißt jemanden auf. Er glaube, er sieht ganz gut aus, aber ich kann mich kaum an sein Gesicht erinnern. Er sagt mir nichts.

Ich bin jetzt in deinem ehemaligen Zimmer, ich wollte deine Sachen nicht wegwerfen. Kidaka ist in meinem Zimmer, daran liegt mir nichts. Das hier war auch das Bett, in dem wir beide miteinander geschlafen hatten.

Ich beneide ihn manchmal, wenn er ausgeht. Am Anfang schlug Kidaka vor, wir könnten mal zusammen ausgehen, in der Stadt gäbe es schließlich Läden und Clubs für jeden Geschmack. Dabei zwinkerte er, er weiß, dass ich nicht auf Männer stehe. Aber für Frauen ist auch kein Platz. Ich weiß nicht mehr, auf wen der was ich stehe. Es ist mir auch egal.

Kidaka geht allein aus, ich kann es ihm nicht verdenken. Er nimmt es mir nicht krumm. Eigentlich ein anständiger Kerl. Die Typen, die er manchmal mitgebracht hat, waren in seinem Alter, Anfang oder Mitte zwanzig, keine sechzehnjährigen Bubis. Außerdem fängt er keinen Streit an, lässt die Finger von mir, ist sogar leidlich ordentlich.
 

Ich vermisse dich. Du fehlst mir so höllisch, alles, was mich an dir früher zur Verzweiflung gebracht hat. Es ist ein halbes Jahr vergangen und ich kann es noch immer nicht fassen, dass du ganz einfach nicht mehr da bist. Wir waren beide so jung, ich dachte, wir hätten alle Zeit der Welt.

Ich bin es gewohnt, allein zu sein. Aber erst jetzt schmerzt es. Erst nachdem ich dich gekannt habe, merke ich, dass der Mensch nicht dazu geschaffen ist, immer allein zu sein. Noch etwas, was du mich gelehrt hast, über das Grab hinaus. Du hast mich gelehrt, was wirkliche Einsamkeit ist.

In unserer gemeinsamen Nacht war ich durcheinander, aber der Grund dafür wurde mir erst viel später klar. Es lag nicht daran, dass ich noch nie mit einem Mann zusammen gewesen war. Es lag daran, dass ich vorher noch nie verliebt gewesen war.

Wie und wann hast du so tief in mein Inneres gegriffen, und warum habe ich es nicht bemerkt? Erst jetzt weiß ich, dass zwischen uns etwas schönes und ernstes war. Jetzt, wo du nicht mehr da bist, ist alles in mir wie eingefroren. Wenn ich Wind um mich streichen fühle oder unerwartet eine traurige Melodie an mein Ohr dringt, fühle ich mich, als wärst du bei mir. Als wärst du noch am Leben und derjenige, der tot ist, bin ich.
 

Manchmal gehe ich am Strand entlang, allein, sehe den Möwen nach, schaue auf das Wasser und lasse Erinnerungen an mir vorüberziehen. Dann fühle ich etwas in mir, einen dumpfen Schmerz, eine Melancholie, die kein Ende findet. Irgendwann werde ich auch das satt haben. Ich weiß es. Nur was dann aus mir wird, weiß ich noch nicht.
 

Somehow

Some place

Somewhere...

Tiefe Nacht

Taki saß im Café Roost ruhig vor seinem Kaffee. Er hielt die Tasse mit einer Hand, mit der anderen rührte er gedankenverloren mit dem Löffel in der dunklen Flüssigkeit. Still über einer Tasse Kaffee zu sitzen war zu seinem Morgenritual geworden. Er wollte nicht in der Wohnung frühstücken und von Erinnerungen daran überfallen werden, wie er und sein ehemaliger Partner schon morgens ohne jeden Ernst zu streiten angefangen hatten. Er war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass er Kidaka mochte, aber er wollte ihn nicht mit Go vergleichen. Der Gedanke an ihn versetzte ihm immer noch jedes Mal einen Stich ins Herz.

Er hörte nicht, wie die Cafétür hinter ihm geöffnet wurde.

Ein hochgewachsener, vornehm aussehender Mann kam an seinen Tisch und räusperte sich leise.

Taki drehte sich um.

„Guten morgen, Hatozaki-sama.“

„Hatozaki-sama!!! Wie geht es Ihnen??“ jubelte eine junge Stimme über den Tresen hinweg. „Was kann ich Ihnen bringen?“

„Guten morgen, Kanji-kun... Ich möchte im Moment nichts, danke.“ Hatozaki hob ein wenig die Hand in Kanji’s Richtung, als würde er ‚Stop’ sagen. Er mochte den Jungen, aber so viel Fröhlichkeit am frühen Morgen, noch dazu angesichts von Taki’s unnatürlich stillem Gesichtsausdruck, war nichts für ihn.

„Ich muss mit Ihnen sprechen,“ sagte der hohe Polizeibeamte so leise, dass ihn niemand außer Taki ihn hören konnte.

„Kidaka ist im Augenblick nicht da,“ informierte ihn der junge Mann.

„Das macht nichts, ich werde später mit ihm sprechen.“ Taki sah ihn fragend an. „Es ist sehr vertraulich,“ fügte Hatozaki hinzu.

„Sprechen wir oben darüber.“ Taki’s Stimme war fast ausdruckslos. Hatozaki voran ging er langsam treppauf.

Hatozaki sah ihm kurz nach, bevor er ihm folgte und die Wohnung betrat, die Taki jetzt mit Kidaka teilte. Es war ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass Go nicht mehr da war. Nach dessen Verschwinden war Hatozaki nicht mehr hier gewesen, es hatte sich keine Gelegenheit ergeben, aber er war auch selbst gehemmt gewesen, obwohl er eigentlich nicht zu Schüchternheit neigte.

Äußerlich hatte sich die Wohnung kaum verändert, aber es fehlte irgendwie die Lebhaftigkeit von früher. Kidaka war eine freundliche, offene Natur, aber längst nicht so laut und chaotisch wie Taki’s früherer Partner. Das war einerseits ganz angenehm, aber andererseits merkte man dadurch erst recht Go’s Abwesenheit.

Taki bot Hatozaki einen Sitzplatz und etwas zu trinken an, aber dieser lehnte ab und nahm in einem Sessel Platz, Taki gegenüber, der sich aufs Sofa gesetzt hatte. Dieser schien ausgeglichen und ruhig, sah ihn aber nicht an. Früher hatte er bei einem Gespräch jedem offen ins Gesicht geblickt. Irgend etwas war in der Luft, Hatozaki spürte es deutlich. Jetzt, wo er hier war, ahnte er zum ersten Mal, was der junge Mann, der vor ihm war, seit den letzten Monaten empfinden musste.

Er war besorgt, und mit seiner Besorgnis war er nicht allein. Mehr als einmal hatte Kidaka ihm und Tsunega gesagt, dass Taki bei der Ausführung irgendwelcher Aufträge wenig auf sich selbst aufpasste. Als ob es ihm gleichgültig wäre, was mit ihm geschah.

Kidaka trug einen Ohrring, der identisch mit dem von Taki war, doch dieser trug seinen nicht.

Kidaka hatte am Anfang seiner Zusammenarbeit von Tsunega erfahren, dass Taki mit seinem ehemaligen Partner sehr verbunden gewesen war. Er erkannte aber bald, dass Tsunega und Hatozaki nicht alles gewusst hatten: die beiden waren nicht nur eng befreundet gewesen, Taki hatte seinen Partner geliebt. Und so hatte Kidaka nie gewagt, den Blonden nach seinem Ohrring zu fragen. Aber auch die anderen, weder Hatozaki noch jemand aus dem Café Roost, hatten nicht danach fragen mögen, nicht einmal der sonst so offenherzige Kanji.

Hatozaki zwang sich, ruhig zu atmen, fühlte sich aber nach wie vor unruhig. Aber er musste es aussprechen, wohl oder übel.

Sachlich erklärte er: „Wie es scheint, geht der Nataki-Fall in die nächste Runde.“

Taki rührte sich nicht und sagte kein Wort, aber Hatozaki meinte förmlich zu spüren, wie sich der junge Mann innerlich anspannte. Rasch sprach er weiter:

„Offenbar haben wir es mit einer Art Mafiabande zu tun.“

Taki sah ihn zum ersten Mal am heutigen Tag an. „Der Kollege von Itsuki?“

„Ja. Sein Name ist Yamada. Offenbar war nicht nur Itsuki hierin verwickelt. Es handelt sich um einen ganzen Ring von Verbrechern. Nur wollen sie die Nataki-Firma ruinieren, während Itsuki ein persönliches Motiv hatte.“

„Und warum?“

„Das müssen wir erst herausfinden.“ Hatozaki machte eine Pause. „Offenbar ist der Sitz dieser Personen nicht in Tokyo. Wir haben die Spuren erst kürzlich zu... einem anderen Ort verfolgen können.“

„Sie möchten, dass wir an diesem... anderen Ort verdeckt weiter ermitteln, Hatozaki-sama?“

„Nein, ich möchte, dass du das allein übernimmst,“ antwortete Hatozaki bestimmt. „Kidaka bleibt hier, um den Fall erst einmal in Tokyo weiter zu überwachen. Die Details lasse ich ihm wie üblich über ein Passwort zukommen. Eventuell reist er dir nach, aber im Moment brauche ich ihn hier.“

Taki nickte, resigniert. Mit diesem verfluchten Fall hatte er eigentlich nichts mehr zu tun haben wollen, aber Arbeit war Arbeit.

„Wohin geht die Fahrt?“

„Es ist besser, wenn du das nicht weißt. Die Situation ist immer noch gefährlich, je weniger und je später du die Details erfährst, desto sicherer ist es für dich. Die Zugfahrkarte hat Tsunega, er gibt sie dir später. Sie ist auf einen anderen Namen ausgestellt. Es ist ein Nachtzug, dadurch dauert die Fahrt zwar länger, aber es ist unauffälliger. Das offizielle Ziel ist Kyoto. Ich werde dir an Bord Bescheid geben lassen, wann du aussteigen kannst.“
 

Es war später Abend, die Sonne ging unter. Bald würde der Himmel völlig dunkel sein. Der schrille Pfiff des Bahnbeamten, kurz bevor der Zug abgefahren war, zerschnitt immer noch die Luft. Vielleicht kam ihm das auch nur so vor. Taki hatte das Gefühl, als wäre er in letzter Zeit hellhöriger gegen Geräusche. Überhaupt war er überempfindlich geworden, fühlte sich oft müde. Nicht, dass er darauf besonders geachtet hätte. Er wusste ohnehin nicht, was er dagegen hätte zu sollen. Gegen das, was ihn zerfraß, gab es kein Heilmittel.

Taki lud seinen Rucksack ab.

«Ich weiß nicht einmal, wohin ich fahre... Aber das ist mir auch egal. Jeder Ort ist mir recht. Somewhere...» Das Lied hatte sich wieder in seinen Kopf verirrt.

Taki schüttelte den Kopf, um die Melodie loszuwerden. Ohne Erfolg.

Schließlich sah er sich um und stellte fest, dass er den Schlafwagen für sich allein hatte. Hatozaki hatte das arrangiert, wahrscheinlich wollte er ihm etwas gutes tun. Stockbetten, sogar ein mittelgroßer Tisch und Stühle, ein kleines Bad mit Dusche. Nichts fehlte, es war hübsch eingerichtet, für Taki’s Gewohnheiten sogar fast luxuriös. Unter den Fenstern war eine lange, gepolsterte Bank an die Wand montiert, damit man die Landschaft in aller Ruhe an sich vorüberziehen lassen und genießen konnte.

Taki trat vor eines der großen Fenster, die Arme gekreuzt, die Hände auf dem jeweils anderen Oberarm. Er hätte die Fahrt auch in einem einfachen Abteil überstanden, das machte ihm nichts aus. Gut zu sich selbst zu sein, das hatte er in den letzten Monaten gründlich verlernt. Wenn er es jemals gekonnt hatte.

Langsam legte er eine Hand an die Fensterscheibe, dann die Stirn. Er schloss die Augen.
 

Taki war so lange schweigend und in sich gekehrt am Fenster stehen geblieben, dass er verspätet feststellte, dass es um ihn herum stockdunkel geworden war. Offenbar fuhr der Zug durch einen Tunnel und die Notlichter funktionierten nicht. Dies war keiner von den modernen Schnellzügen, die bis in den letzten Winkel technisch ausgestattet waren, da passierte das oft genug.

Er gab ein leises, bitteres Lachen von sich. Wie gut das zu ihm passte. Um seine Seele herum war auch alles dunkel.

Die Fahrt durch die tiefe Dunkelheit ging weiter, der Tunnel schien kein Ende zu nehmen.

Das Rauschen des Zuges übertönte fast alles. Trotzdem hörte Taki hinter sich ein leises Geräusch.

Auf einmal wurde er hellhörig, irgend etwas in ihm reagierte. Hatozaki hatte ihm gesagt, dass man ihm Nachricht zukommen lassen würde, aber die Fahrt hatte erst vor kurzem angefangen, und der Job war noch immer verdammt gefährlich, er war auf Überfälle gefasst, Erpressungsversuche, Bedrohungen und schlimmeres.

Noch ehe er sich ganz umdrehen konnte, legten sich zwei Arme um seine Taille. Fest. Zogen sich um seinen Rücken, hielten ihn, dass es fast schmerzte.

Sekundenlang wurde er festgehalten, versuchte sich zu befreien, da kam das Ende des Tunnels.

Taki drehte endlich den Kopf herum und sah im Licht der untergehenden Sonne die fremde Person vor sich.

Riss die Augen auf. Er schwankte, fiel fast gegen das Fenster, wurde festgehalten.

„...!“

Er brachte kein Wort hervor.

Arme zogen ihn an einen festen Körper.

„Sssscht... Alles in Ordnung.“
 

Go.

Die frechen schwarzen Augen, die ihn jetzt leicht verlegen ansahen, die leicht zerzausten dunklen Haare, die fein gezeichnete Nase, der warme Mund... Er sah fast genau so aus wie in Taki’s Erinnerung. Nur sein Gesicht hatte rechts, unten am Kinn eine längliche Narbe, die vorher nicht da gewesen war.

Taki schnappte nach Luft, hatte einen Augenblick das Gefühl, in einen Abgrund zu fallen.

Der Dunkelhaarige zog ihn wieder eng an sich. Schmiegte seine Wange in das blonde Haar, warf einen Blick zu dem, was von der untergehenden Sonne noch zu sehen war, und schickte ein kurzes Dankgebet an jeden Gott, der ihn hören konnte oder wollte.
 

Nach dem ersten Schock fing der Blonde an, am ganzen Körper zu zittern.

„Taki, beruhig dich bitte.“ Der andere hielt ihn, und langsam erkannte er die Berührung, den Körper, die Wärme, die Stimme, den Geruch.

Er sank auf die Sitzbank, die vor dem Fenster war.

Der dunkelhaarige junge Mann vor ihm grinste etwas schief, er fühlte, dass der Freund seinen Augen, seinem eigenen Verstand in diesem Moment nicht traute. Langsam setzte er sich neben ihn auf die Bank, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Was geschehen war, würde er ihm später erklären. Taki stand unter Schock, es hatte keinen Sinn, ihn jetzt mit irgendwelchen Erläuterungen zu quälen.
 

Nach einigen Minuten klopfte es an der Tür. Go stand auf und riss sie ärgerlich auf. Wer störte ausgerechnet jetzt?

„Wer zum Teufel...“

Draußen stand ein junger Bursche in Zuguniform, ein Tablett in den Händen, und sah ihn leicht verstört an.

„Ich... bringe das Abendessen für Sie.“

„Oh... Meinetwegen.“

Der Bursche arrangierte die Speisen schnell auf dem kleinen Tisch und verschwand aus der Tür.

„Komm, lass uns etwas essen,“ sagte der Dunkelhaarige etwas sanfter.

Taki zwang sich, ihn anzusehen. Langsam stand er von der Sitzbank auf.

Go streckte eine Hand nach ihm aus, wagte dann aber doch nicht, ihn zu berühren und wies statt dessen auf einen der Stühle.

Sie setzten sich und aßen langsam und fast schweigend ihr Abendessen.

Taki hatte kaum Appetit, aber wenigstens hatte er aufgehört zu zittern. Er sah den anderen noch immer kaum an, und nie direkt in die Augen.
 

Nachdem sie gegessen hatten und das Tablett von dem jungen Burschen fortgebracht worden war, versuchte Go, mit Taki zu sprechen, bekam aber nur ein stummes Kopfschütteln und eine abweisende Geste. Offenbar stand sein Partner noch immer unter Schock.

Kommentarlos war Go schließlich die Metalltreppe des Stockbetts hinaufgeklettert und hatte sich in das obere Bett zurückgezogen.
 

Taki lag in dem unteren Bett und konnte nicht schlafen. Er lag mit den Armen hinter dem Kopf und starrte in die leere Luft. Hunderte Gedanken jagten durch sein Hirn. Nur fühlen konnte er nichts.

Schließlich schob er die Bettdecke zurück, richtete sich auf und setzte seine Füße auf den Boden.

Fast ohne darüber nachzudenken, was er tat, sehr langsam und fast lautlos kletterte er die Metalltreppe hinauf.

Go schien ruhig zu schlafen, im blassen Mondlicht konnte Taki ein wenig sein Profil und sein Haar sehen. Er streckte eine Hand halb aus, hielt sie dann aber zurück und berührte den anderen nicht.

Go bewegte sich etwas. Er hatte einen leichten Schlaf, bei diesem Job konnte man es sich nicht angewöhnen, tief zu schlafen.

Taki kehrte still zurück zu seinem eigenen Bett.
 

Go schlief längst nicht mehr. Er war auch unruhig, und er hatte Taki’s verstohlenen Besuch an seiner Bettkante bemerkt.

Als er ihn vorhin an sich gezogen hatte, hatte er seine Rippen gespürt. Taki war immer schlank gewesen, aber jetzt wirkte er fast übertrieben dünn. Das blasse Gesicht und die Augenringe waren ihm gleich aufgefallen. Aber das war nicht das schlimmste. Das schlimmste war die fast geisterhafte Stille, die aus Taki ausstrahlte. Seine Lebendigkeit schien ganz abhanden gekommen zu sein. Er schwieg meist, lächelte nie, seine Bewegungen waren auf ein Minimum eingeschränkt.

An ihre gemeinsame Nacht konnte er sich noch genau erinnern. An jede Berührung, alles, was er in dieser Nacht über den Blonden erfahren hatte. Jede empfindliche Stelle, den Geschmack seiner Haut, seiner Lippen, sein Stöhnen, das Beben seines Körpers unter ihm. Ein Gefühl, ein Anblick, die der Dunkelhaarige nie vergessen würde, da war er sicher, und wenn er hundert Jahre alt werden sollte.

Danach hatten sie sich nach einer Weile wieder scherzhaft gekabbelt; schließlich hatte Go ihm einfach den Mund mit einem Kuss geschlossen und Taki noch einmal verführt. Der Blonde hatte sich nach einem kurzen anfänglichen Protest darauf eingelassen und nach und nach immer mehr entspannt. Sein Gesicht, sein Körper, seine Stimme hatten Go allmählich nur vermittelt, dass sich sein Partner unglaublich wohl fühlte.

Bald darauf waren sie eingeschlafen; Go war zuerst eine Weile wach gelegen, aber Taki hatte sich im Schlaf umgedreht und Go unbewusst einen Arm über die Brust gelegt, so dass dieser grinsen musste und bald darauf auch einschlief.

An das leise, glückliche Lachen, mit dem der Blonde ihn am anderen Morgen begrüßt hatte, nachdem er ihn mit seinen Küssen auf Rücken und Schultern aufgeweckt hatte, konnte Go sich noch genauso erinnern.

Jetzt kam ihm das alles unendlich fern vor. Als wäre es nie geschehen. Oder als würde er Taki in diesem Leben nie wieder lachen hören.

Flackern

Am nächsten Tag verließen Go und Taki den Zug in einem Kleinstädtchen, ein halb verschlafenes Nest an der Westküste. Sie sollten in einem Hotel übernachten, das nur zwanzig Minuten vom Bahnhof entfernt war, also beschlossen sie, nach der langen Fahrt zu Fuß zu gehen.

Taki sah Go die ganze Zeit nicht an.

„Warum dieser Ort?“ fragte Taki nach einigen schweigsamen Minuten.

„Die meisten Mitglieder dieser Bande schienen sich hier niedergelassen zu haben. Oder hierher verdrückt,“ spöttelte Go. „Eine sehr einfache, aber wirksame Methode, um die Ermittlungen in und um Tokyo im Sand verlaufen zu lassen.“

„Weißt du näheres?“

„Eine kleine Gruppe von gewissenlosen Idioten, die dachten, sie könnten den großen Reibach machen, indem sie die verhasste Firma unter Druck setzen. Fast Dilettanten. Wahrscheinlich hätten sie nichts auf die Reihe gebracht, wenn ihnen nicht ein begnadeter Bastler wie Itsuki begegnet wäre, der zufällig das gleiche Ziel hatte. Ihr einziger geschickter Zug war der, ihren Sitz hierher zu verlagern und ihre Aktionen in Tokyo von hier aus zu koordinieren. Hatozaki und seine Leute haben Monate gebraucht, um die Spuren hierher zurück zu verfolgen.“

Go wusste, dass er seinem Partner zuviel zumutete. Aber er fühlte auch, dass er dieses Schweigen nicht mehr lange ertragen würde.
 

Schließlich erreichten sie ein Hotel in Strandnähe. Wenn sie zum Urlaub hergekommen wären, wäre der Ort schön dafür geeignet gewesen, aber so war daran nicht zu denken. Nun gut, davon abgesehen, dass es fast Winter war und das Wasser zum Baden zu kalt. Außer ihnen waren nur wenige Gäste da.

Nach dem Einchecken zog sich Taki sofort zurück. Go stand noch eine Minute lang auf dem Flur und sah auf die Tür, hinter der sich sein Partner zurückgezogen hatte.

Allmählich fragte er sich, ob er wirklich in die normale Welt zurückgekehrt war. Oder ob er sich geirrt hatte und nicht er fort gewesen war, sondern Taki. Sein Geliebter, sein kühler aber sonst fürsorglicher Partner, den er jetzt kaum wiedererkannte.
 

Der Tag verlief schweigend und ohne Vorkommnisse; von Hatozaki war noch keinerlei nähere Information erfolgt. Go versuchte einmal, Taki fast zum Reden zu zwingen, aber der wandte sich ab. Allmählich wurde Go wütend; aber er wusste aus Erfahrung, dass er mit Gewalt bei seinem Partner nichts erreichte. Den Rest des Tages schlichen sie umeinander herum und versuchten, die Nähe des anderen zu vermeiden.

Am Abend saß Taki im Aufenthaltsraum des Hotels. An der einen Seite war der Kamin, an der anderen eine kleine Bar, die jetzt aber nicht bedient wurde, an den anderen große Fenstertüren, von denen man das Meer sah. Draußen nieselte es, der Himmel war grau und es wurde um diese Uhrzeit schon recht kalt, darum hatten die Angestellten ein kleines Feuer angeschürt.

Er saß mit übereinander geschlagenen Beinen in einem der Sessel, ein halbvolles Glas Rotwein auf dem Tischchen neben sich, und starrte, in Gedanken verloren, in die knisternden Flammen. Langsam schlug sein Herz wieder in einem normaleren Rhythmus.

Am schlimmsten waren für ihn in den vergangenen Monaten die Schuldgefühle gewesen. Es war so vieles unausgesprochen geblieben, und ihm war nicht bewusst gewesen, ob es bei dieser einen Nacht bleiben oder ob sie mehr bedeuten würde. Immer wieder hatte er sich gefragt, warum er so lange gezögert hatte, seinem Partner eine Chance zu geben.

Er kannte die Antwort: er war einfach noch nicht so weit gewesen. Erst als er Go für tot halten musste, quälte er sich immer wieder mit dem Gedanken, dass es seine Schuld gewesen war, wenn ihnen so wenige gemeinsame Augenblicke geblieben waren.

Taki hörte ein Geräusch und sah sich um.

Go. Natürlich. So leicht gab er nicht auf.

Taki seufzte innerlich. Er konnte nicht ewig davonlaufen, auch wenn er es am liebsten getan hätte. Go war kein Mensch, der es einem leicht machte, vor sich selbst zu fliehen.

Der Dunkelhaarige war vor ihm in die Hocke gegangen, stützte sich mit einem Knie am Boden ab. Sein Blick war sanfter als sonst. Er wollte zu Taki durchdringen, und dazu würde er alles an Einfühlungsvermögen aufbringen, das ihm nur möglich war.

Nach einem Augenblick legte er seine rechte Hand legte leicht auf die von Taki, die auf dessen Oberschenkel war. Die Geste brachte Taki dazu, sein Gegenüber anzusehen.

Nein, mehr Nähe konnte er nicht zulassen. Nach einer kurzen Weile löste er seine Hand unter Go’s hervor.

„Taki... Kann ich mit dir reden?“

Keine Antwort, nur Taki’s Fingerspitzen legten sich, sehr leicht, wieder über Go’s.

„Ich war nicht mehr beim Nataki-Gebäude, als es hochging.“

Eine Weile war es still. Schließlich zwang sich Taki, dem Blick seines Partners nicht mehr auszuweichen und die Frage zu stellen, die unvermeidlich war.

„Was... ist passiert?“

„Dieser Mistkerl von Itsuki hat mich durchschaut. Er hat mich zur Seite gestoßen und als die Bombe gleich darauf detonierte, hat er mir in dem Durcheinander etwas auf den Kopf geschlagen. Dann hat er mich verschleppt, er wollte wissen, wie viel ich herausgefunden hatte. Ich war dann ein paar Tage... zu Gast... bei Yamada und einigen seiner Komplizen.“ Taki hörte die altbekannte Spöttelei in Go’s Stimme.

„Wie...?“

„Ich war durch den Schlag auf den Kopf nur halb bei Bewusstsein, bekam nichts mehr mit. War allein und dämmerte vor mich hin. Bis der Hausmeister des Gebäudes auftauchte. Er wusste nicht, wer diese Typen waren, sie hatten ihn erpresst, um die Wohnung eine Zeitlang nutzen zu können. Danach wollte er einfach wieder normal vermieten. Aber anstatt einer Leiche fand er mich... Er hat jemanden alarmiert, sie haben mich ins Krankenhaus geschafft und dort bin ich in ein Koma gefallen. Anständiger Kerl, hat mich danach noch ein paar Mal im Krankenhaus besucht und mir erzählt, was er wusste.“

„Das kann nicht alles sein.“ Taki atmete durch, zwang sich, den anderen anzusehen, auch wenn er immer noch das Gefühl hatte, einen Geist vor sich zu haben. „Warum hast du dich nicht gemeldet? Diese ganzen Monate...“

Das ganze war wieder seine Schuld gewesen. Er hatte sich von seinen Gedanken ablenken lassen, hatte einen Augenblick nicht aufgepasst. Er hatte nicht mitbekommen, wie sein Partner verschleppt wurde, weil er... in Gedanken woanders gewesen war.

Taki stand auf, ging zu einer der Fenstertüren, drehte Go dabei den Rücken zu.

„Was verschweigst du?“

„Taki...“ Go schnaubte, stand auf und starrte nun selbst in die Flammen. Da war noch etwas, aber daran wollte er sich nicht erinnern. Was machte es für einen Sinn, jetzt noch alles auszugraben? „Es war nicht deine Schuld. Wir haben nur observiert, mehr sollten wir nicht. Wer sollte ahnen, dass in diesem verfluchten Moment alles in die Luft fliegt?“

„Gott...“ Taki atmete erschöpft aus. Schon einmal war Go schwer verwundet worden, weil er sich nicht genau an ihren Plan gehalten und statt dessen vor sich hin geträumt hatte. Und dieses hier war viel schlimmer.

„Also gut. Sie haben mich einfach liegen gelassen, als sie abgehauen sind... sagten, dass ich ohnehin bald verrecken würde, weil sie meine Kopfverletzung nicht verbunden hatten. Sie haben auf alle Arten versucht, etwas aus mir herauszubekommen. Aber ich war wohl zäher, als sie dachten.“

Eine kurze Erklärung, aber Taki konnte zwischen den Worten hören. Er wusste, dass das bedeutete, dass der Dunkelhaarige stunden-, vielleicht sogar tagelang gefoltert worden war. Dem Blonden lief ein Schaudern durch den ganzen Körper.

„Lass es gut sein, Taki. Es ist vorbei.“ Go’s Stimme war fast zornig.

Dann beruhigte er sich wieder etwas, legte eine Hand an den Kaminsims und sprach weiter, diesmal etwas leiser. „Als ich im Krankenhaus war, waren meine Kleider halb zerfetzt, auch mein Gesicht hatte was abbekommen. Den Ohrring müssen sie mir sofort abgenommen haben, um mich zu verarzten. Er war verkohlt und als ich danach gefragt habe, wusste niemand, wo er hingekommen war. Der Sender war wohl längst nicht mehr funktionsfähig.“

Das war klar genug. Offiziell waren sie beide Diebe, hatten Strafregister und ihre Personalausweise waren nicht sauber, weswegen sie diese auch nie bei sich hatten. Wenn sich einmal einer von ihnen schwerer verletzte, wurde er von einem Bekannten von Tsunega behandelt, der Arzt war und Privatzimmer hatte, aber wie er das arrangierte oder bezahlte, hatten sie nie genauer erfahren.

Die Explosion des Nataki-Gebäudes war für alle ein Schock gewesen. Niemand hatte daran gedacht, in den folgenden Tagen die „offiziellen“ Krankenhäuser nach Verwundeten abzusuchen oder Go’s Lage anhand des Ohrrings zu orten. Es hatte auch niemand daran gedacht, dass Go die nähere Umgebung des Gebäudes verlassen haben könnte.

„Ich bin erst nach über vier Monaten wieder zu mir gekommen. Unser Gesundheitswesen ist wirklich großzügig, dass es so einen no name so lange am Leben gehalten hat.“ Ein Anflug der alten Frechheit in Go’s Augen. „Ich war völlig verwirrt, wusste meinen eigenen Namen nicht mehr. Erst nach vier Wochen war mein Hirn halbwegs wieder hergestellt.“ Go’s Stimme wurde heiser. „Du warst der erste, der mir wieder einfiel. Aus der Presse wusste ich, dass der Fall noch immer heiß diskutiert wird und die Öffentlichkeit Angst hat vor weiteren Anschlägen. Mir wurde schnell klar, dass ich dich gefährde, wenn ich dich kontaktiere. Ich habe zum Glück Hatozaki erreicht. Er hat gesagt, dass ich in Deckung bleiben soll und er sofort zu mir kommt.“

„Und dann hat er diese Zugfahrt arrangiert.“ Taki’s Stimme war fast ausdruckslos.

„Ja. Es tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe... Ich war ein paar Wagen weiter, sollte warten und dich erst in der Nacht sehen, wenn alle schlafen würden. Aber ich hab’s nicht mehr ausgehalten.“

Go hielt es auch jetzt nicht mehr aus. Er ging die wenigen Schritte, die ihn von Taki trennten, schlang von hinten die Arme um ihn und zog ihn an sich. Taki zuckte zusammen und wendete das Gesicht ab. Es war lange her, dass ihm jemand körperlich nahe gekommen war.

„Taki...“ Go’s Stimme klang verletzt. „Du hast dich verändert. Ich dachte... du wärst froh, dass... ich wieder da bin.“

„Natürlich freut mich das.“

„Warum bist du dann...“ Go konnte an Taki nicht herankommen, das spürte er deutlich. Unvermittelt drückte er ihm ein paar Küsse auf den Nacken. Leicht, dann heftiger. „Ich habe mich nicht geändert. Und... das... hat sich auch nicht geändert.“

Taki nahm Go’s Hände von seiner Taille, hielt sie einen Moment länger als notwendig. Drehte sich um, sah ihn aber nicht direkt an.

„Ich...“ fing er an. Abrupt schwieg er aber wieder. „Wir sehen uns morgen,“ sagte er leise. Fast geräuschlos verließ er den Raum und zog sich in sein Zimmer zurück. Hinterließ seinen Freund, der das Gefühl einer plötzlichen Leere in seiner Brust hatte.
 

Über dem Meer ging langsam die Sonne unter. Taki stand lange am Fenster in seinem Zimmer, sah aufs Wasser, beobachtete, wie es sich rotgolden färbte, wie er es so oft in letzter Zeit getan hatte. Lange Zeit rührte er sich nicht. Es wurde dunkel.

Langsam konnte er in Gedanken zurück - daran, bevor der Schmerz über ihn hereingebrochen war. Monatelang hatte er sich in sich selbst zurückgezogen, sich selbst betäubt, hatte die Erinnerung nicht ertragen können.
 

~~~~~
 

...Du bist über mir liegen geblieben, und trotz deines Gewichts habe ich nichts dazu gesagt. Eine Weile lagen wir einfach da und warteten darauf, dass sich unser Herzschlag wieder beruhigte. Du hast deinen Körper schließlich so verlagert, dass du halb neben mir lagst, ein Knie noch zwischen meinen Beinen, so dass auch ich mich halb auf die Seite legen konnte. Dein Gesicht lag an meinem Hals, ich konnte deinen warmen Atem auf der Haut spüren. Ich war müde und fiel schließlich in einen Halbschlaf, in dem ich ein Gefühl hatte, als würden wir beide langsam ineinander zerfließen.

Irgendwann bist du aufgestanden. Ich dachte zuerst, du würdest nicht bei mir bleiben wollen; aber du warst nur kurz ins Bad gegangen, um etwas zu holen, womit du uns etwas saubermachen konntest. Wir hatten noch die Spuren an unseren Körpern, die nun mal unvermeidlich sind, wenn zwei Männer miteinander schlafen.

Wir haben beide geschwiegen, uns nur angelächelt. Fast verschwörerisch. Ich brachte es nicht heraus, dir zu sagen, dass ich glücklich war, aber ich glaube, du hast es gesehen. Danach hast du das obere Laken über mich gezogen, es war Sommer und wir schliefen nicht unter Decken.

Ich spürte noch deinen Blick auf mir, während mir langsam die Augen zufielen.

Ich weiß erst jetzt, warum ich mich so wohl fühlte. Ich vertraute dir. Was zwischen uns passiert war, hatte nur die Geborgenheit vertieft, die schon so lange da war.

Und gleich darauf habe ich dich wieder enttäuscht. Noch einmal war auf mich kein Verlass. Immer wieder musst du wegen mir leiden. Ich kann nicht mehr... Wenn ich dich schon nicht glücklich machen kann, will ich wenigstens nicht, dass du wegen mir leidest.
 

~~~~~
 

Taki legte sich eine Hand an die Stirn, wischte über die Augen. Dann kamen ihm die Tränen. Das erste echte Gefühl nach so langer Zeit. Es fühlte sich an, als würde eine Kruste in ihm aufbrechen. Er sank in die Knie, Tränen liefen ihm übers Gesicht, nach einer Weile fing er an, hart zu schluchzen.

Erschöpft fiel er schließlich auf das Bett und sank in einen tiefen Schlaf.

Dämmerung

Am nächsten Morgen wurde Taki unsanft geweckt durch einen plötzlichen Lärm. Es dämmerte erst, das konnte nicht der normale Hotelbetrieb sein.

Taki war sofort hellwach und setzte sich ruckartig auf. Durch die jahrelange Arbeit als Drogendieb waren seine Instinkte geschärft; er hatte böse Ahnungen. Er stand auf, stellte fest, dass er sich am Abend vor Erschöpfung nicht ausgezogen hatte und sich entsprechend fühlte - ungewaschen, zerknittert und schlecht ausgeschlafen. Mit einem Laut, der zwischen Stöhnen und Fluchen lag, zog er seine Kleidung zurecht und rieb sich das Gesicht. Als er seine Schuhe anziehen wollte, ratterte es am Fenster.

Taki hob den Kopf und traute seinen Augen nicht: draußen auf der Fensterbank hockte Go, hielt sich am Fensterrahmen fest und fuchtelte wild, dass Taki ihn hereinlassen sollte.

Der Blonde riss das Fenster auf und sein Partner fiel ihm zuerst fast entgegen, kam dann aber ziemlich behände auf beiden Füßen auf.

„Spinnst du? Was zum Teufel machst du...“

„Beeil dich! Unsere Deckung ist aufgeflogen! Zieh dich an und komm!“
 

Sekunden später verließen beide schnell das Zimmer. Sie waren zwar bewaffnet, aber Taki fragte sich, ob ihnen das irgend etwas nützen würde.

Sie kamen am Treppenabsatz an, hörten laute Stimmen und sahen ein paar Männer die Treppe heraufrennen. Go schien sie zu erkennen, jedenfalls packte er Taki sofort hart am Oberarm, zog ihn zurück auf den Flur, und sie rannten beide in die entgegengesetzte Richtung.

Aus dem Hotel und der näheren Umgebung konnten sie Schreie und schnelle Schritte hören, das Personal und die anderen Gäste schienen zu begreifen, was los war.

«Verdammt, nur das nicht!» dachte Taki. Wenn jetzt auch noch Panik ausbrach...

Sie kamen in eine kleine, noch halb dämmrige Halle und plötzlich stand noch ein Mann vor ihnen. Schnell und unerwartet verpasste er Go einen Schlag gegen die rechte Kinnseite. Der Dunkelhaarige schrie vor Schmerz auf und fiel auf die Knie, presste seine Hand auf die getroffene Stelle. Taki ging erschrocken neben ihm in die Hocke.

„Den Tipp habe ich von deinem Freund Yamada,“ kam es frech von dem Typen. „Erinnerst du dich? Ein gebrochener Kinnknochen verheilt nicht so schnell...“

Go warf dem Fremden einen hasserfüllten Blick zu.

Der Fremde grinste frech und Taki sah seine Chance. Er nutzte den Überraschungseffekt, sprang rasch auf und schlug dem Kerl die Waffe mit einer oft erprobten Geste aus der Hand.

Während der Fremde aufschrie und sich fluchend das Handgelenk hielt, riss Taki Go am Arm hoch und lief mit ihm in den nächsten Seitenflur.

Go’s Kinn tat nicht mehr so höllisch weh, trotzdem verzog er das Gesicht. „Was hast du jetzt vor?“

Der schmale Flur war nur durch ein mittelgroßes Fenster erleuchtet; Taki sah es und hatte plötzlich eine Eingebung. „Komm!“

Er hatte gesehen, dass vor dem Fenster die Feuerleiter verlief. Er öffnete das Fenster und kletterte hinauf. Go fluchte noch einmal kurz, weil seine Verletzung schmerzte, folgte ihm dann.

Auf dem Dach schienen sie vorläufig in Sicherheit zu sein; sie wollten gerade aufatmen, als ein Schuss an ihnen vorbei ging. Sie duckten sich und sahen, dass auf dem Parkplatz des Hotels auch zwei Männer waren. Go schnaubte, er kannte sie allzu gut.

Der Dunkelhaarige zog impulsiv seine Waffe und schoss zurück, ohne richtig zu zielen. Er hatte nicht so viele Skrupel wie Taki, aber er war kein Mörder; trotzdem wollte er diese Kerle wissen lassen, dass sie nicht hilflos waren.

Danach machte Go eine rasche Geste zu Taki, und sie liefen hinter einem Dachvorsprung in Deckung. Go war auf der Lauer, sah über seine Schulter, die Waffe noch in der Hand. Ohne darüber nachzudenken, legte er den freien Arm um seinen Partner und zog ihn an sich.

Als Taki bewusst wurde, dass er instinktiv in diese Geste gelehnt hatte, spürte er, wie ein Teil der Anspannung der letzten Monate von ihm abfiel. Es war lange her, dass er sich seinem Partner so nahe gefühlt hatte. Oder irgend jemandem. Das Leben packte ihn wieder. Hier, auf einem Hausdach und verfolgt von vier oder fünf Verbrechern, die wahrscheinlich zu allem bereit waren.

In den Räumen unter ihnen wurde es allmählich auch laut, man hörte schnelle Schritte. „Sie sind auf dem Dach!“ rief eine raue Stimme.

«Verdammt...!» dachte Taki.

Einen Augenblick später wurden sie entdeckt; drei nicht gerade vertrauenswürdig aussehende Männer waren die Feuerleiter heraufgekommen und bauten sich vor ihnen auf, einer davon war bewaffnet.

Go biss die Zähne zusammen und packte seine eigene Waffe fester. Das war genau die Situation, die er und Taki immer hatten vermeiden wollen: ein bewaffneter Kampf. Sie wollten beide niemanden töten, aber sie konnten sich auch nicht einfach so ergeben.
 

Auf einmal zerriss ein gut gesetzter Schuss die Luft: der Bewaffnete ließ mit einem leisen Aufschrei die Pistole fallen und hielt sich die Hand. Er verzog das Gesicht und der Ärmel seines Hemdes verfärbte sich rot. Seine Kumpanen waren dadurch kurz abgelenkt, da tauchten hinter ihnen auf einmal einige andere Figuren auf.

„Schön ruhig!“ sagte einer und packte den Bewaffneten mit dem Arm um den Hals, während ihm ein anderer rasch die Waffe entriss.

Taki hörte sich selbst tief ausatmen. Die neu hinzugekommenen waren Polizeibeamte.

Als letzter kletterte ein Bekannter die Leiter herauf: „Hatozaki!“

„Alles in Ordnung mit euch?“ fragte der dunkelhaarige Polizist die beiden.

„Ich denke ja,“ brummte Go und rieb sich noch einmal sein Kinn. „Aber wer...“

Hinter dem Kaminschacht tauchte ein braunhaariger junger Kerl auf, gut gebaut, mit einem frechen aber liebenswürdigen Gesichtsausdruck. Er hatte seine Waffe noch in der Hand, steckte sie jetzt ein.

„Kidaka!“ stieß Taki hervor.

„Ja, ich persönlich,“ grinste der andere.

Taki setzte sich auf den Dachfirst, hinter dem er und Go sich eben noch versteckt hatten, und legte den Kopf in die Hände. Nach der ganzen Aufregung überlief ihn ein Zittern.

Go stellte fest, dass er seine eigene Waffe noch in der Hand hielt. Er schob sie schnell in den Gürtel und legte eine Hand auf Taki’s Schulter. Hatozaki warf er aus blitzenden Augen einen wütenden Blick zu.

„Hatozaki, was soll das alles? Wie konnte das passieren?“

„Yamada hat euch beobachten lassen. Er dachte sich, dass ihr noch an dem Fall dran seid. Er wusste auch von Kidaka. Aber Tsunega hat wie üblich dichtgehalten. Niemand wusste, dass ich dahinter stecke und meine Leute sofort losschicken kann.“

„Soll das bedeuten, Sie wussten davon?“ tobte Go. „Und haben uns beide als Köder hierher geschickt?? Sie sind wohl nicht mehr ganz...“

„Beruhig dich bitte,“ kam es von Taki. „Das hilft doch alles nichts.“ Der Blonde stand auf. „Wenigstens ist dieser Fall endlich gelöst. Und die Schuldigen bekommen so bald nicht mehr die Chance, jemandem etwas anzutun.“

„Ich denke auch, dass das das wichtigste ist,“ sagte Hatozaki.

Eine kurze Weile standen sie alle vier zusammen und taxierten sich gegenseitig mit Blicken. Taki fühlte sich, als wäre eine schwere Last von seinen Schultern gerollt. Kidaka schaute leicht verlegen zu Boden, Hatozaki war ungerührt wie immer. Go schnaubte immer noch vor sich hin.

Kidaka ging als erster, behauptete, jetzt eine Zigarette zu brauchen. Hatozaki sagte, „Danke an euch. Wegen eurer Entlohnung...“

„Ach hören Sie auf, Hatozaki!“ schnappte Go. „Kein Geld ist das hier wert. Das nächste Mal werden wir wahrscheinlich aus Versehen umgebracht, und das wird Sie genauso wenig interessieren.“

Hatozaki zuckte zusammen. „Ich werde jetzt meine Männer beaufsichtigen. Die Kerle, die euch das angetan haben, kommen hinter Gitter, darauf könnt ihr euch verlassen.“

„Schwacher Trost. Noch einmal möchte ich in einen Job nicht so persönlich hineingezogen werden.“ Go drehte den anderen beiden den Rücken zu. Als er über den Dachfirst sah, wurden die ersten Männer bereits abgeführt. Ein Offizier sprach mit den Angestellten, erklärte ihnen, dass sie den normalen Hotelbetrieb wieder aufnehmen konnten.

„Vielen Dank für das schnelle Eingreifen, Hatozaki,“ sagte Taki, der nicht unhöflich sein wollte.

Der schwarzhaarige Polizist machte eine Abschiedsgeste mit der Hand und ging.

Auf dem Dach wurde es ruhig. Taki wandte sich an seinen Partner.

„Komm. Noch mal gut gegangen.“

„Wenn du das gut nennst...“ Go rieb sich wieder das Kinn.

„Kidaka war zuverlässig war er immer,“ kommentierte Taki, um den Dunkelhaarigen abzulenken.

„Soll das heißen...“ Jetzt, wo die Gefahr gebannt war, dämmerte es Go allmählich. Er riss den Kopf hoch. „...Der Kerl arbeitet... ich meine... wohnt bei dir?? Bei uns? In unserer...“

„Reg dich wieder ab.“ Um Taki’s Mundwinkel zuckte es. „Er musste bei mir leben, wegen des Jobs. Das hast du mir bei unserem ersten Treffen auch erklärt.“

„Aber... Moment...!“

„Bist du etwa eifersüchtig?“ fragte Taki mit einem angedeuteten Grinsen.

Go gab ein Schnauben von sich.

«Großartig,» dachte sich Taki. «Ich könnte ihm sagen, dass er nicht in seinem Zimmer wohnt, sondern in meinem. Und dass ich die ganze Zeit in seinem Bett... Statt dessen ziehe ich ihn auf. Hervorragend! Wirklich toll, Taki!»

„Was erwartest du?? Soll mir das etwa gefallen, dass du die ganze Zeit mit diesem Schönling unter einem Dach warst?“ knurrte Go bedrohlich. „Taki... wenn...“

„Jetzt reg dich ab! Du weißt doch, dass ich nicht auf Männer stehe.“

Taki biss sich auf die Unterlippe. «Ich Idiot...»

Go war abrupt stehen geblieben. Er sah Taki in die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. «Also so denkt er darüber. Es war nur ein Unfall. Ein kleines Zwischenspiel!»

„Danke,“ sagte er bitter und wandte sich ab. „Das war eindeutig.“

„Go...! Wohin willst du?“

Ehe Taki ihn aufhalten konnte, war der Dunkelhaarige die Feuerleiter hinuntergeklettert und aus seinem Blickfeld verschwunden.

Der Blonde schluckte. Ihm wurde klar, dass er vorhin, zum ersten Mal nach dessen Wiederauftauchen, den Namen seines Freundes ausgesprochen hatte.

Lichtstrahlen

Am Nachmittag rief Go bei Tsunega an. Ihr heimlicher Auftraggeber war auch erleichtert gewesen, als er erfuhr, dass der Dunkelhaarige noch lebte, konnte seine Gefühle Go gegenüber aber nicht so gut ausdrücken. Aber das wollte Go im Moment ohnehin nicht hören, seine Gedanken waren mit etwas ganz anderem beschäftigt.

„Chef, bitte seien Sie ehrlich. Ist er... ist Taki krank gewesen?“

„Nein, keineswegs. Warum fragst du?“

„Er ist... so seltsam. Wir waren zwar eine Weile getrennt, aber ich erkenne ihn kaum wieder.“

„Er war nicht krank, Go. Mach dir keine Sorgen.“

Sie sprachen noch kurz über einige Details des eben abgeschlossenen Falls, dann wollte sein Auftraggeber wieder auflegen. Go stieß hervor:

„Chef...“

„Ja?“

„Hat...“ Er schluckte. „Hat Taki... Wie hat er reagiert? Als er glauben musste, ich sei nicht mehr am Leben?“

„Ich weiß es nicht, Go. Ich habe nicht mit ihm über dich gesprochen. Ich habe ihn aber auch nie weinen sehen.“

„Verstehe.“

„O.k. Die Hotelzimmer sind noch für eine Woche gebucht, wenn ihr wollt, könnt ihr ja noch ein paar Tage dranhängen. Erholt euch mal ein wenig.“

„...Vielen Dank. Bis dann,“ antwortete Go und hängte den Hörer ein.
 

Go blieb in seinem Zimmer, er saß auf dem Bett mit dem Rücken zur Lehne. Es wurde dunkel, aber er machte sich nicht die Mühe, das Licht anzumachen. Er war wütend wie schon lange nicht mehr. Vor allem verletzt und enttäuscht, aber das ließ noch auf sich warten.

Im stetig dunkler werdenden Zimmer sah man nur das Glühen seiner Zigarette. Es war nicht die erste, die er in der letzten halben Stunde geraucht hatte.

Wie oft hatte er an seinen Geliebten gedacht, während er festgehalten und gequält wurde.

Wie lange hatte er, bevor sie diese eine Nacht zusammen verbrachten, darauf hingearbeitet und gewartet, wie viel dafür eingesetzt, mit ihm zusammen sein zu können.

Als er im Krankenhaus wieder zu sich gekommen war, in der untersten Abteilung, umgeben von Pennern und Bettlern, Leuten, auf die niemand wartete, die niemanden auf der Welt hatten, die vom Staat nur aus Mitleid über das Gröbste hinweg gesund gepflegt wurden... hatte er als erstes an Taki gedacht. Daran, dass er jemanden hatte, der ihn wollte und sicher wegen ihm litt. Mühsam hatte er sich danach aufgerappelt, sich zu Therapien und Übungen gezwungen, obwohl er so etwas hasste, um sein gemartertes Gehirn wieder klar zu bekommen.

Und alles das, um jetzt zu erfahren, dass er Taki nichts besonderes bedeutete. Er war sein Freund, sein Arbeitskollege... wohl hatte sich der Blonde um ihn Sorgen gemacht, aber offenbar nicht mehr als um einen mehr oder minder beliebigen Bekannten.

«Ich habe nur eine wirkliche Schwäche, Taki. Dich. Warum? Warum zum Teufel muss ich mich ausgerechnet in einen verlieben, der so kalt ist?»
 

Am nächsten Morgen trafen sich alle in der Lobby: Kidaka und Hatozaki hatten die Nacht im Hotel zugebracht, würden aber heute zurück nach Tokio fahren. Go war noch immer wütend auf Hatozaki, brummte nur kurz ein paar Worte, weigerte sich, ihm zum Abschied die Hand zu geben und sah ihn nicht an.

Taki war während der Abschiedsworte freundlich wie üblich; Go wurde wieder aufmerksam, als Kidaka dem Blonden noch schnell einen Kuss auf die Lippen drückte.

Taki war so verblüfft, dass er es zuließ, ehe es ihm richtig bewusst war.

„Das reicht!“ kam es von Go, der Taki trotz dessen Protest einen Arm besitzergreifend um die Schulter legte und ihn mit sich zog.

„Dann kann ich mir wohl einen anderen Arbeitskollegen suchen,“ grinste Kidaka zu Hatozaki.

Go sah sich noch kurz über Taki’s Schulter um, und Kidaka zwinkerte ihm frech zu. Er war zwar schwul, aber das musste man nicht sein, um zu erkennen, was mit den beiden los war. Er mochte Taki und hoffte, dass der Dunkelhaarige seinen unterkühlten blonden Kollegen glücklich machen würde.
 

Auf dem Flur angekommen hörte Go das Telefon in seinem Zimmer klingeln und Taki nutzte die Gelegenheit, um sich von ihm zu lösen und in sein eigenes Zimmer zu gehen.

Als Go missmutig antwortete, stellte sich heraus, dass der Anrufer der sechzehnjährige Kanji war.

Go konnte den Jungen nur mühsam daran hindern, ihn mit einer Wortflut zuzutexten. Der Junge hatte die beiden jungen Männer von Anfang an sehr gemocht und Go’s Verschwinden hatte ihn tief getroffen.

Zwischen Kanji’s lauten und mehr als lebhaften Sätzen war Go’s Verstimmung trotzdem kaum zu überhören.

„Was bitte??“ platzte der Junge auf einmal heraus. „Ich meine... GO?! Was hat dir der Chef erzählt?“

„Taki scheint mein Verschwinden ziemlich schnell verwunden zu haben,“ brummte Go.

„Spinnst du? Ich meine, spinnt ihr beide??“

„Warum?“

„Weil Taki total zusammengebrochen ist! Er hat nicht geweint, fast nie mit uns gesprochen, kaum noch gegessen... Wenn er konnte, ging er allein am Strand spazieren, ich bin ihm manchmal heimlich gefolgt, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Mimi und ich wussten nicht mehr, was wir mit ihm tun sollten.“

„Was...?“

„Ich glaube, der Chef hat’s nicht so mitbekommen, aber wir schon. Mimi hat mal gesagt, wenn sie jemals jemanden mit einem gebrochenen Herzen gesehen hat, dann war das Taki, nachdem wir dachten, du seist tot. Ich habe noch nie jemanden so trauern sehen. Er hat sich total in sich eingeschlossen... wie in einen Eisberg.“

Go sank auf das Bett. „Oh Gott...“

„Mensch, Go, jetzt mach was!! Wenn er immer noch so schlimm mit ihm ist, dann kann er’s wahrscheinlich einfach noch nicht fassen.“

Go hatte den widersprüchlichen Drang, gleichzeitig zu lachen und zu weinen.

„Mach ich. Danke, Kanji!“

„Klar doch! Ich will euch beide doch so schnell wie möglich zurück haben! So, wie ihr immer wart!!“

„Das will ich auch. Grüß Mimi von mir.“

„Echt?? Ein Mädchen?? Go, geht’s dir noch gut?“

„Schon gut. Bis dann,“ Go legte den Hörer auf. Nach diesem Gespräch hielt es ihn nicht mehr, er musste Taki sofort finden, mit ihm sprechen... Was weiter werden sollte, wusste er noch nicht. Aber als er aus seinem Zimmer stürmte, dachte er, dass ihm selten in seinem Leben irgend etwas so egal gewesen war.

Helligkeit

Taki saß auf einem Felsen am Strand, strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die vom frischen Wind verföhnt waren. Es war niemand außer ihm am Strand, die wenigen Gäste oder Einwohner waren wohl beim Abendessen. Um ihn herum war es ruhig und friedlich. Es wurde langsam Abend, die Sonne ging über dem Wasser unter. Taki lächelte ein wenig vor sich hin. An seine einsamen Strandspaziergänge in den Monaten nach der Todesnachricht wollte er nicht denken.

Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken schweifen. Allmählich wurde ihm klar, dass er Angst gehabt hatte. Go’s unerwartetes Auftauchen hatte ihm diese Angst eingejagt, denn es bedeutete für ihn vor allem eines: Taki musste sich nun endlich mit seinen Empfindungen für den Dunkelhaarigen auseinandersetzen, offen mit ihm reden - entscheiden, ob er mit ihm zusammen sein wollte oder nicht. Er hatte nach Go’s Verschwinden heftige Schuldgefühle gehabt, aber jetzt fragte er sich, ob das nicht auch eine Flucht vor sich selbst gewesen war. Schuldgefühle zu ertragen war irgendwie einfacher gewesen, als offen vor sich zuzugeben, dass er sich in seinen Partner verliebt hatte, diesen impulsiven, oft rücksichtslosen und egoistischen Chaoten, der Taki’s Vorstellungen von einem Lebenspartner so gar nicht entsprach. Davon abgesehen, dass er lange Zeit nicht im Traum darauf gekommen wäre, für einen anderen Mann mehr als Freundschaft zu empfinden.
 

Nach einer Weile meinte Taki, aus dem Augenwinkel von sich etwas wahrzunehmen, und wandte seinen Blick um. Er irrte sich nicht, Go kam vom Hotel aus zu ihm. Taki war eine Weile gegangen, von hier aus war das Gebäude kaum noch zu sehen.

Go kam langsam auf ihn zu, ließ keinen Blick von ihm ab. Zielstrebig wie immer. Taki wusste, dass er nicht mehr würde davonlaufen können.

Er schluckte. Das unheimliche aber schöne Gefühl stieg in ihm auf, das er schon früher in Go’s Gegenwart wahrgenommen hatte: eine seltsame, aber herrliche Mischung aus Aufregung und Geborgenheit, unbegreiflich und verwirrend. In seinem Bauch prickelte es, das Gefühl wanderte langsam durch seinen Körper, ließ sein Herz schneller schlagen, das Blut stieg ihm ins Gesicht, sein Kopf war klar und frei. Er war nur noch im Hier und Jetzt.

Go hatte ihn fast erreicht; als er näher kam, sah er Taki’s Gesichtsausdruck, die leuchtenden Augen und das leichte Rot auf den Wangen und Lippen. Sein Haar umspielte weich sein Gesicht, und er saß so ruhig und natürlich da, als wäre er ein Teil seiner Umgebung.

Nicht zum ersten Mal dachte Go, dass er ihn stundenlang hätte ansehen können.

«Wie bin ich nur darauf gekommen, dass du kalt bist, Taki?» fragte er sich.
 

Taki stand auf und lächelte den Dunkelhaarigen offen an.

„Go.“ Jetzt fühlte es sich wieder gut an, den Namen auszusprechen.

Go fühlte sich unerwartet verlegen und sogar etwas ratlos. Was zum Teufel wollte er hier eigentlich? Er konnte Taki nicht einfach in den Sand werfen und über ihn herfallen... obwohl, irgendwie gefiel ihm der Gedanke schon...

„Wollen wir spazieren gehen?“ fragte Taki unvermittelt in Go’s irr gehende Gedanken.

Ohne ein weiteres Wort gingen beide weiter den Strand entlang.

Eine Weile sagten sie nichts, aber Go fand keine Ruhe. Er fing an, Taki mit frechen Bemerkungen zu ärgern und jede Gelegenheit auszunutzen, um ihn zu berühren, bis Taki sich vorkam, als wären sie wieder am Anfang ihrer Beziehung.

Taki wehrte ihn zuerst ab, musste schließlich aber fast lachen.

„Verdammt, Go, hör auf!“ Er grinste schief. Er war amüsiert, aber selbst das war eine Gefühlsregung, die nach der langen Zeit der inneren Kälte wie neu für ihn war. „Warum sagst du nicht einfach, dass du mit mir schlafen willst?“

Go rieb sich die vernarbte Kinnseite und verzog das Gesicht. „Ich brauch im Moment keine Kinnhaken.“

Taki grinste. „Gestern war dir das aber egal.“

„Der Job ist was anderes.“

„Wirst du jetzt romantisch?“ spöttelte Taki.

„Das war nicht romantisch gemeint.“ Go blieb stehen. „Außerdem will ich damit aufhören.“

„Womit?“

„Ich will, dass wir beide damit aufhören. Ich habe diesen verdammten Job nie besonders gemocht.“ Der Dunkelhaarige sah ihn an. „Die Anstrengung macht mir nichts aus. Auch, wenn ich grün und blau geschlagen werde, oder angeschossen, oder monatelang im Koma liege. Aber ich will nicht dich... oder uns beide... in ein Unglück reißen, aus dem wir vielleicht nie wieder herauskommen.“

Taki wandte sich verlegen ab. Go griff sich schnell die Hand seines Partners.

„Taki, sag einfach ja oder nein. Ich will es wissen.“

Der Blonde sah ihn eine Weile schweigend an. Dann breitete sich ein Grinsen langsam über sein Gesicht. Er entzog Go seine Hand, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging langsam weiter.

„Das hängt davon ab.“

„Wie bitte? Wovon?“

„Was bietest du an?“ grinste Taki.

„Ich fass es nicht...!! Ich werde dich gleich übers Knie legen!!“

„Auf so was stehe ich nun gar nicht.“ Taki grinste, reckte sich dann und ließ wie beiläufig seine Blicke schweifen. „Und jetzt, wo du’s erwähnst... Kidaka sieht wirklich ziemlich gut aus...“

„Verd...! Taki!“ Go wollte ihn packen, der wich aber aus und lief ihm voraus.

Nach einer kurzen Verfolgung holte Go Taki ein. Er packte den Blonden und zog ihn an sich. Taki legte seine Arme um Go’s Taille und schnappte nach Luft.

„Also, was bietest du an?“

„Für den Anfang... kann ich dich heute nacht um den Verstand bringen,“ antwortete der Dunkelhaarige bedrohlich.

„Und dafür sorgen, dass ich morgen früh nicht mehr gehen kann.“

„Mindestens.“

„Scheißtyp.“

Go beendete die Neckerei, indem er Taki dicht an sich zog.

„Ich biete dir mein Leben an. Ich will es mit dir teilen. Ist das genug?“

„Ja,“ sagte Taki leise. Sein Gesicht lag an Go’s Hals. Er atmete tief aus. Der Dunkelhaarige strich leise durch das glatte blonde Haar. „Tut mir leid, Go. Ich glaube, ich bin einfach... etwas stur.“

„Etwas ist gar kein Ausdruck.“

„Sonst wäre ich nicht so... skeptisch gewesen.“

„Mh? Was meinst du?“

Der Blonde wurde rot, machte sich etwas los und sah über das Wasser. Er traute sich nicht, seinen Geliebten dabei anzusehen.

„Ich habe nicht... gedacht... Ich meine, nicht...“

„Was?“

Taki räusperte sich. „Als wir... miteinander geschlafen haben. Ich dachte einfach nicht, dass es mir gefallen würde. Ich konnte es mir nicht vorstellen, bis wir... Nicht weil ich dich nicht mochte, aber ich dachte einfach nicht... Ich war immer davon überzeugt gewesen, rein heterosexuell zu sein.“

Go grinste ihn an. „Ich weiß, dass dir das so ging. Habe ich mir schon lange vorher gedacht.“

Taki sah ihn wieder an, er war noch etwas rot, aber nicht mehr ganz so. „Im Ernst? Aber trotzdem wolltest du...“

„Ja. Weil ICH mir immer gedacht habe, dass wir wunderbar harmonieren würden.“ Er grinste frech.

Taki hatte gute Lust, ihm wieder eine runterzuhauen. Er brummte etwas Unverständliches vor sich hin und ging weiter.
 

„Und - was machen wir jetzt?“ fragte Go nach einer Weile.

„Was meinst du?“

Go rollte die Augen. „Mit dem Rest unseres Lebens, du Idiot.“ Taki grinste. „Ich meine, willst du wirklich weiter für Tsunega arbeiten?“

„Nein,“ gab Taki offen zu. „Der Job hat zuerst Spaß gemacht, aber... noch mal so etwas erleben, nein.“

„Und, was machen wir dann?“ Glücklich über diesen Teilsieg (oder was er dafür hielt), wurde Go übermütig und schlang einen Arm um Taki’s Schultern. „Aufklärungsunterricht geben an einer Schule für pubertierende Jungs... einen Blumenladen eröffnen...“

„Notfalls bringe ich dir fürs erste bei, wie man kellnert,“ grinste der Blonde. „Aber Kanji und Mimi werden mir fehlen.“

„Mir auch.“

„Und auch Tsunega und Hatozaki, trotz allem.“

„Wir können den Kontakt sicher beibehalten. Hey, mach dir doch nicht solche Sorgen.“

„Wenn du vorhast, Teenager zu unterrichten, mache ich mir allerdings Sorgen.“ Taki grinste bei dem Gedanken. Der Wind zerzauste seine Haare, als er sich zu Go umdrehte. Nicht ahnend, was für einen Sturm er damit in dem Dunkelhaarigen auslöste.

„Komm, lass uns langsam zurückgehen. Es wird dunkel.“ Taki nahm Go’s Hand und zog ihn mit sich in die Gegenrichtung, zurück zum Hotel.

„Zu dir oder zu mir?“ fragte Go.

„Werd nicht frech. Was schwebt dir vor?“

„In meinem Zimmer steht ein Doppelbett...“ kam es von Go. Dann räusperte er sich.

„Idiot...!“ Taki zog den Freund an sich und drückte ihm die Lippen auf den Mund.
 

~~~~~
 

Danach gingen wir noch lange den Strand entlang und sahen der untergehenden Sonne zu. Go versuchte immer wieder, meine Hand zu ergreifen oder seine Arme um mich zu legen, oder mir einen Kuss zu stehlen, und wie immer wehrte ich ihn ab, mit wechselndem Erfolg. Er wurde nicht böse, und ich auch nicht. Ich bringe es nicht mehr fertig, wirklich wütend auf ihn zu sein. Und ohne unsere ewigen Kabbeleien wären wir nicht mehr wir. Es fällt mir schwer genug, endlich daran zu glauben, dass wir beide immer noch hier sind, nach allem, was war.

Wir haben die Nacht dann trotz allem zusammen verbracht. Wir blieben fast zwei Wochen in diesem Hotel, das Personal ließ uns kommentarlos zusammen in Go’s Zimmer einziehen, weil es größer und bequemer war.

Nach dem ersten Mal bin ich in Go’s Armen in haltloses Weinen ausgebrochen. Der Schock ließ langsam nach, aber die Trauer war noch nicht überwunden. Er hielt mich beruhigend, sagte nichts. Er hat auch noch viele Verletzungen in sich, die die Zeit heilen muss.

Es wird noch dauern. Es gibt so vieles über mich, das Go nicht weiß. Und es gibt auch vieles, das ich über ihn nicht weiß. Aber ich glaube, dass wir am Ende dort sein werden, wo wir zusammen sein wollen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  Onlyknow3
2019-05-27T15:56:21+00:00 27.05.2019 17:56
Die Story ist zwar was älter, aber mir hat sie gefallen. Weiter so, freeue mich auf mehr.

LG
Onlyknow3
Von:  Schwarzer_Fussel
2009-05-11T10:32:46+00:00 11.05.2009 12:32
i love it ^^
*schwärm*
das is so süß!
und ich liebe deine schreibweise!>.<
*schleim*
kann mir mal jemand einen lappen geben?... ich muss kurz den ganzen schleim wegwischen -.-'
*wisch wisch*
Von: abgemeldet
2009-04-23T20:17:42+00:00 23.04.2009 22:17
das war der wahnsinn!!!!!!!!!!
ich hab geheult so schön war es!!! du hast einen großartigen schreibstil!!! einmalig!!! eigentlich lässt sich meine begeisterung gar nicht in worte fassen!!!!!!!!!!
Von:  Schwarzer_Fussel
2009-03-20T10:12:40+00:00 20.03.2009 11:12
schön ^^
so jetzt hab ich alles alles und ich liebe die story! <3
scheib schnell weiter ^^
pls!! =3
mach die beiden glücklich <3
Von:  Schwarzer_Fussel
2009-03-20T09:26:30+00:00 20.03.2009 10:26
*schnief*
ich liebe den Manga und dein schreibstil ist auch schön ^^
ich schreibe für gewöhnlich keine kommis, also ist die FF wirklich gut oder das was ich bisher gelesen hab ^^
ich mag das Kapitel, mal schaun wie's weiter geht
Von: abgemeldet
2009-02-09T19:43:55+00:00 09.02.2009 20:43
cooles kapitel mach weiter so. Ich bin mal gespannd wann die beiden sich wieder einkriegen.
Von:  -Ray-
2009-02-02T11:42:26+00:00 02.02.2009 12:42
Das der Chef auf die Frage keine ehrliche Antwort gegeben hat ist schon komisch. Auch dass er so kurz angebunden war am Telefon.
Wenigstens Kanji kann wie eh und je seine Klappe nicht halten.
Ich bin auf das Gespräch gespannt, und darauf, wie Taki reagieren wird, wenn Go ihn mit den gewonnenen Informationen konfrontiert.

Von:  -Ray-
2009-02-02T11:41:01+00:00 02.02.2009 12:41
Taki ist für mich ein einziges Fragezeichen. Statt wirklich froh zu sein und seinen Partner wieder in die Arme zu schließen, schiebt er ihn ab...

Ich hoffe dass er bald die Augen geöffnet kriegt :)


Von:  Mikito
2008-12-26T13:51:36+00:00 26.12.2008 14:51
Also erst mal das Kapi ist wie die anderen davor auch toll geschrieben. Alles lief Hand in hand. Das erst mal vorneweg.
Die Flucht war gut durchdacht und auch die Verfolgung stimmte. Nur schade das es nicht etwas länger gedauert hat.
Was mich gefreut hat, das Taki wohl wieder ein wenig mehr auf Go eingeht, und auch anders herum, denn würde er sich nicht auf den Partner verlassen wäre er wohl nicht so brav mitgekommen.
Das Taki Go dann aber auch noch hinwirft das er nicht auf Männer steht, fand ich lustig. Denn es stimmt ja. Taki steht ja nicht auf männer sondern nur auf Go. Und das dieser so einfach abdampft ohne Taki zu Rede zu stellen, passt wie die Faust aufs berühmte auge. Bin nur mal gespannt was da noch so alles auf sie zukommt..
Von:  Mikito
2008-11-05T17:33:57+00:00 05.11.2008 18:33
Das Kapitel ist erst mal sehr gelungen. Keine plötzlich aufkommende Freude, sondern dieses in sich gehen, dieses Abwarten, heran tasten und sich dem stellen was war und was sein könnte. Du gibst beiden Charas wieder sehr viel GEfühle mit, die wohl auch jeder Leser nur zu gut nachvollziehen kann. Go ist ein wenig.. ich weiß nicht wie ich es am besten schreibe.. auch wenn seine Sprache und so alles stimmt, so habe ich das GEfühl, das er weniger Gefühl zeigt wie Taki. Der ärmste tut mir eh richtig leid. Ich hoffe für Beide das sie wieder einen Weg zueinander finden und ich muss wohl auch noch erwähnen das man Hatozaki ruhig auch mal eine reinfegen kann, weil er die beiden doch länger als nötig getrennt gehalten hat.. /das erinnerte mich wage an meine Story../ aber das passt hier perfekt. Zumal du hier die beiden dann ja auch zusammen bringst und nicht ewig durch den Trennungsschmerz jagst.. Genau der fehlte mir bei Go, jetzt weiß ich es wieder... Auch wenn sein hirn mal verwurstelt war, könnte er dort, gerade dort noch eine spur mehr von sich bringen.. mehr gefühl eben hinter den Worten zeigen. Gott, ich hoffe das mich jemand versteht, was ich will.. *seufz* bevor ich es noch komplizierter mache..
Schreib weiter so...


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