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Wie das Leben so spielt

von

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Kapitel 3

Viel Spass beim lesen! ^^
 

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Kapitel 3
 

„So, meine Lieben! Das goldene Trio hab ich vorhin schon eingenordet, sie wollten ja unbedingt schon los. Nun seid ihr beide dran. Also kommt her!“ Mrs Belzen winkte Swentje und Jyri zu sich, die gerade auf dem Sofa lümmelten und sich >Genial daneben< über Satelit ansahen. Beide warfen sich einen fragenden Blick zu, als sie sich erhoben und zu ihr in den Flur gingen. Total unerwartet umarmte sie Swentje und drückte sie an sich.

„Ich muss mich jetzt auf den Weg machen, sonst verpass ich noch meinen Flieger“, erklärte sie kurz. „Ich wünsch euch eine schöne Zeit hier in Kitee, macht nicht zu viel Unsinn, lasst das Haus stehen und vergesst ja nicht, meine Pflanzen zu giessen!” Bei letzterem wurde ihre Stimme fast drohend und sie warf Jyri über Swentjes Schulter hinweg einen bezeichnenden Blick zu. „Hey! Schau mich nicht so an! Sie ist diejenige, die ihren Pflanzen aktive Sterbehilfe leistet, nicht ich!“, verteidigte sich Jyri.

Swentje schwieg vorsichtshalber.

„Und du pass mir gut auf meinen Jungen auf, ok?“, fügte sie an Swentje gewandt hinzu. Auf Jyris Einwand ging sie gar nicht erst ein. „Du weisst ja selbst, wie er manchmal ist...“

„Ey! Was soll das denn jetzt? Bin ich 5 Jahre alt oder was?“, fassungslos funkelte er abwechselnd seine Mutter und seine beste Freundin an. „Ja, doch... Also manchmal benimmst du dich echt so...“, feixte Swentje und seine Mutter nickte nur bestätigend. Jyri konnte die beiden nur fassungslos anstarren.

„Hallo? Dieses Mädel da“, er zeigte anklagend auf Swentje, “macht alle möglichen Extremsportarten und du sorgst dich um MICH???? Die Frau klettert Steilwände hoch, teilweise ohne Sicherung!!! Die Frau da fährt Motorrad wie der letzte Henker! Sie springt von Brücken, aus Flugzeugen, macht allen möglichen gefährlichen Scheiss und du sagt IHR, dass sich auf MICH AUFPASSEN soll??? Geht’s noch!?“ Doch Mrs Belzen schien von Jyris gestenreich untermaltem Einwand wenig beeindruckt und drückte stattdessen Swentje etwas kleines silbernes an einem schwarzen Lederanhänger in die Hand. „Ich weiss, du wirst sie wie deinen Augapfel hüten und sie gut behandeln, deshalb...“, sie drückte ihr die Hand, in der Swentje den Gegenstand hielt und sah sie warm an. „beweg sie etwas für mich! Nicht, dass sie mir einrostet.“ Mrs Belzen zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Verwirrt blinzelte Swentje Jyris Mutter an und senkte dann den Blick auf den kleinen Gegenstand in ihrer Hand.

Es war ein Schlüssel. An einem ledernen Anhänger. Mit einer metallenen Plakete, auf der in roter Farbe >Suzuki< gedruckt stand...

Sie starrte den Schlüssel sekundenlang an, bevor sie den Blick wieder hob und Mrs Belzen fassungslos ansah. „... Das...“ Doch Mrs Belzen schüttelte nur lächelnd den Kopf und gebot ihr so, zu schweigen. „Was... Was hast du ihr da gegeben?“ Beunruhigt trat Jyri näher und schielte ihr über die Schulter. Was ihm nicht wirklich schwer fiel, da er sie mit seinen 1,85 um gute 15cm überragte. Als er den Schlüssel sah, schienen bei ihm alle Stricke zu reissen. „Sag mal, sprech ich vielleicht japanisch oder sowas?!?!?“, polterte er los. „Halloohoo~!!!! Hat hier irgendjemand gehört, was ich grad gesagt hab!?!? Die Frau fährt wie der Henker und du hast nichts besseres zu tun, als ihr deine Motorradschlüssel zu geben!?!?!?! BIST DU WAHNSINNIG?????“ Doch auch dieses Mal, stiess er bei seiner Mutter auf taube Ohren. Swentje starrte immernoch wie hypnotisiert auf den Schlüssel und konnte ihr Glück nicht fassen.

„Ich glaub das alles nicht....“ Jyri starrte seine Mutter zutiefst fassungslos an. Doch dann schien er einen Entschluss zu fassen. „Ich werd das nicht erlauben!“ Er versuchte ihr den Schlüssel aus der Hand zu reissen, doch Swentje reagierte instinktiv und zog die Hand weg. Im gleichen Augenblick duckte sie sich unter Mrs Belzens Armen hindurch und brachte sich hinter ihr in Sicherheit. Nun schloss Mrs Belzen ihren Sohn in die Arme, der unterdessen versuchte, seine Freundin hinter seiner Mutter zu fassen zu kriegen.

„Wenn du dich schon nicht ordentlich von mir verabschieden willst, dann gib mir wenigstens einen Abschiedskuss“, kommentierte sie seine Unwilligkeit, stillzustehen und sie zu umarmen. Er streckte sich noch einmal in der Umarmung seiner Mutter, als Swentje sich unter seinem Arm hinwegduckte und an ihm vorbei Richtung Treppe sprang. Jyri wollte herumwirbeln und ihr folgen, doch seine Mutter hielt ihn immernoch eisern fest. „Ich will einen Kuss!“, schnitt ihre Stimme scharf und bestimmend durch den Flur. Er erstarrte kurz in der Bewegung und überlegte einen Sekundenbruchteil, ob er sich einfach losreissen sollte. Dann hauchte er seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und stürmte hinter Swentje die Treppe hinauf.

Guter Junge, dachte Mrs Belzen lächelnd, als sie ihm hinterherblickte, wieder einmal in ihrer Erziehung bestätigt. Ausserdem liebte sie es einfach, von ihrem grossen Sohn geküsst zu werden. „Viel Spass!“, rief sie den beiden hinterher, die nun in das hinterste Zimmer stürmeten, doch nur von Swentje kam ein gedämpftes „Danke! Ihnen auch!“ zurück. Guter Laune summte Mrs Belzen vor sich hin, als sie sich die Schuhe anzog, ihre Handtasche nahm und das Haus verliess.

Währenddessen war Swentje auf dem Balkon angekommen und wirbelte herum. Verdammt! Sie musste sich was einfallen lassen!

Als Jyri sie auf dem Balkon in der Falle sitzen sah, verlangsamte er seine Schritte und trat fast schon gemächlich nach draussen. Fordernd streckte er die Hand aus. „Gib ihn mir.“

Swentje trat ein paar Schritte zurück, bis sie mit dem Rücken an das Gelände stiess. „Vergiss es!“ Sie funkelte ihn kampfeslustig an. Dann griff sie blitzartig mit der freien Hand nach ihrem Ausschnitt und platzierte mit der anderen den Schlüssel in ihrem BH.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass mich das davon abhält, mir den Schlüssel zu holen!“, meinte Jyri, dessen spöttischer Tonfall verriet, dass er trotz angespannter Körperhaltung immernoch der Verhandlung eine Chance gab.

„Hm, vielleicht sollte ich ihn dann-“ „Glaub mir, auch da werd ich ihn kriegen!“, unterbrach er sie und deutete mit einem Kopfnicken an, dass er ganz genau wusste, dass sie jetzt überlegte, den Schlüssel im anderen Teil ihrer Unterwäsche zu verstecken.

Grimmig starrte sie ihn an. Er starrte mit ernstem Gesichtsausdruck zurück. Beide waren wild entschlossen, ihren Willen durchzusetzen. Sie spannte ihren Körper und Jyri Augen verengten sich. Sie wollte kämpfen? Gut, das konnte sie haben!
 


 

Die Bar war verraucht und in einem dämmrigen Licht gehalten. Halblaute Musik war zu hören und wie nicht anders zu erwarten, handelte es sich dabei um Rock und Heavy Metal.

Sie durchqürten einen kurzen Flur und sahen sich dann suchend in dem Lokal um, welches mit Hilfe einiger Trennwände in zwei offene Räume unterteilt worden war. In dem Abschnitt rechts von ihnen befand sich eine Tanzfläche, an dessen gegenüberliegender Wand sich eine langgezogene Bar befand. An der Stirnseite des Raumes standen drei Tische, von denen zwei belegt waren. Einige der Gespräche in der Bar waren verstummt und sie wurden neugierig gemustert. Ihre Bandkollegen hielten sich nicht in diesem Teil der Bar auf, woraufhin sich Jyri und Swentje nach links wandten und den offener gehaltenen der beiden Lokalräume betraten. Nach einer Begrüssung auf finnisch von Jyri und einem Kopfnicken ihrerseits, wanderte ihr Blick an den Tischen entlang, die links von ihnen, direkt gegenüber der etwas kleineren Bar, in einer grossen Nische standen. Sie sahen die Drei fast sofort.

Sie hatten sich den hintersten Tisch direkt in der Ecke ausgesucht und vor ihnen standen bereits drei nur noch halbvolle Flaschen Bier. Ausser ihnen befanden sich nur noch sechs weitere Personen in diesem Teil der Einrichtung.

Jyri und Swentje bahnten sich ihren Weg durch den Gang, der sich zwischen der Bar und den Tischen befand und gaben nach einer kurzen Begrüssung der Jungs, ihre Bestellung beim Barkeeper auf. Jyri bekam ein Bier und Swentje ein Glas Wodka, sowie ein grösseres leeres Glas und eine Flasche Cola. Sie bezahlten und begaben sich mit den Getränken in den Händen zu ihren Bandkollegen, um sich dann auf je einen der beiden freigebliebenen Stühle am Tisch fallenzulassen.

Überrascht zog Stefan die Stirn kraus, als er Jyris grimmigen Gesichtsausdruck bemerkte. „Was ist denn mit dir los?“ Doch Jyri murrte nur etwas unverständliches und wandte den Blick ab, um sich in der Bar umzusehen. Fragend blickte Stefan zu Swentje, doch sie zuckte nur lächelnd mit den Schultern. Im Gegensatz zu ihm, schien sie prächtige Laune zu haben. Stefan runzelte verwirrt die Stirn. Als Jyri nach seinem Bier griff und es an die Lippen setzte, zog Kim scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Mein Gott, was hast du denn gemacht?“ Geschockt starrte er auf seine Hand, die das Bier hielt und auf der sich deutlich ein böse aussehender Bissabdruck abzeichnete. Jyris Blick verfinsterte sich und wieder knurrte er irgendwas unverständliches als Antwort. Hilfesuchend wanderte Kims Blick zu Swentje, nur um sie im nächsten Augenblick genauso geschockt anzustarren. Oder besser gesagt, ihr Dekoilte anzustarren. Sie reagierte zu langsam, als Kim nach ihrem Ausschnitt griff und ihn nach unten zog. Ihr Dekoilte war mit roten Striemen überzogen und wies einige Kratzer auf, deren Blut allerdings schon getrocknet war. Sofort liess er ihr Oberteil wieder los und starrte Jyri an. Swentje war nur bis zu einem scharfen Einziehen der Luft gekommen, als ihr Oberteil sich wieder an seinem Platz befand.

„Was zum Henker... Nein, wartet! Ich will’s gar nicht wissen.“ Kim hob abwehrend die Arme und seufzte. “Ich will’s gar nicht wissen...” Kopfschüttelnd nahm er einen grossen Schluck Bier und bedachte die beiden mit einem vielsagenden Blick, der klarmachte, dass er seine Schlüsse aus der vorhergegangenen Szene in ihrem Zimmer und ihrem jetzigen Zustand zog. Eindeutige Schlüsse. Bastian und Stefan blickten die beiden einfach nur schweigend und mit hochgezogenen Augenbrauen an. Jyri sagte noch immer nichts und seinem Gesichtsausdruck nach, würde sich daran auch so schnell nichts ändern.

Schliesslich seufzte Swentje ergeben. „Jyris Mom hat mir ihre Motorradschlüssel gegeben und das hat Jyri nicht gepasst, deshalb haben wir uns schliesslich wie kleine Kinder darum gezankt“, erklärte sie ergeben. Die Augenbrauen der Drei wanderten noch höher und man konnte in ihren Gesichtern lesen, für wie überzeugend sie diese Ausrede hielten.

„Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich die Schlüssel in meinem BH versteckt hatte...“, fügte sie unschuldig hinzu, was die Augen der Jungs gross wie Untertassen werden liess und die schliesslich wieder zu Jyri wanderten, nachdem sie anfügte: „Woher hätte ich ahnen sollen, dass ihn das nicht aufhalten würde!?“

Jyris Gesichtsausdruck war mit jedem ihrer Worte finsterer geworden und nun bedachte er sie mit einem Blick, der sie auf der Stelle tot umfallen lassen sollte. Sie tat so, als bemerke sie es nicht und lächelte ihn schlicht und ergreifend lieb an. Jyri schien kurz vor dem Platzen zu stehen. War vielleicht ganz gut, wenn sie ihn jetzt nicht nach dem Befinden seiner Schulter fragte...

„Ihr habt euch wegen nem Schlüssel fast zerfleischt, versteh ich das richtig?“, harkte Bastian schliesslich ungläubig nach.

Langsam drehte Jyri den Kopf und man konnte regelrecht fühlen, wie sehr er sich zusammenriss. „Hast du die Frau schonmal Motorradfahren sehen?“, presste er zwischen den Zähnen hervor. Er funkelte Bastian böse an. “... Nein~”, antwortete dieser gedehnt, “aber du wirst mir bestimmt gleich erzählen, was du davon hältst...”

Als Jyri tief Luft holte, um ihrer Erfahrung nach, wieder einmal weit auszuholen, klingte sie sich geistig aus der Unterhaltung aus. Sie hatte diese Laier schon zig Mal über sich ergehen lassen, sie konnte fast schon mitsprechen. Also goss sie den Wodka in das grössere Glas, füllte es mit der Cola auf und lehnte sich dann, das Glas an die Lippen setzend, zurück. Sie verstand nicht wirklich, warum Jyri sich so aufregte. Gut, ihr Fahrstil war nicht unbedingt risikofrei zu nennen, aber so schlimm war er nun auch nicht. Sie kannte Leute, die sehr viel agressiver, riskanter und leichtsinniger fuhren, als sie es tat. Sie genoss lediglich ab und an mal die Geschwindigkeit. Kurven waren viel eher ihr Ding.

Sie lächelte kurz in sich hinein, als sie an die letzte Tour in den Vogesen in Frankreich zurückdachte.

Sie stellte das Glas wieder auf den Tisch. Jyri hatte sich vorgebeugt und redete wild gestikulierend auf die drei Jungs ein, deren Blicke ab und an zu ihr wanderten. Sie seufzte leise. Man kann auch übertreiben, dachte sie und verdrehte innerlich die Augen. Doch sie hielt sich weiterhin aus der Diskussion raus. War ganz gut, dass sich das Feuer mal nicht auf sie konzentrierte... Stattdessen liess sie ihren Blick durch die Bar schweifen.

Da sie genau an der Wand und mit dem Rücken zum Raum sass, musste sie sich dazu seitlich auf den Stuhl setzen.

Mit dem Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand fuhr sie immer wieder auf dem Rand ihrers Glases entlang, während sie entspannt an der Wand lehnte und ihre Linke locker auf der Stuhllehne lag. Geistesabwesend tippte sie mit ihr im Takt der Musik auf das Holz.

Viel gab es allerdings nicht zu sehen. Um die Bar in diesem Teil des Lokals, konnte man wohl herumgehen, um dann zu den Toiletten und den Privaträumen der Einrichtung zu gelangen. Den anderen abgetrennten Bereich des Etablissements konnte sie von hier nur schwer einsehen. Der Durchgang liess nur einen Blick auf die Tische im anderen Teil des Lokals zu, die Tanzfläche war von hier aus gar nicht zu sehen...

Laut Jyri sollte diese Bar der Mittelpunkt des Kittee’er Nachtlebens sein... Na gut... Es war noch relativ früh, es war mitten in der Woche und Kitee war ja nun auch alles andere, als eine Weltmetropole... Würden Tarja und Tuomas hier nicht wohnen, würde dieses etwas zu grossgeratene Dorf wohl kaum ein Arsch ausserhalb Finnlands kennen... Aber gemütlich war es hier, das musste man schon sagen...

Draussen wurde es langsam dunkel und Swentje stand schliesslich auf, um den Jungs die nächste Runde zu besorgen. Sie bestellte vier weitere Biere und während der Wirt die Flaschen unter dem Tresen hervorholte und öffnete, machte er eine Kopfbewegung in ihre Tischrichtung und fragte sie etwas auf finnisch. Swentje war im ersten Moment ziemlich überrumpelt und konnte nur entschuldigend lächeln. Mit einer Handbewegung zum Ohr meinte sie dann auf englisch, dass sie des Finnischen nicht wirklich mächtig sei.

Daraufhin gab der Wirt ein verstehendes Geräusch von sich und schien zu überlegen.

Also fasste sich Swentje schliesslich ein Herz, beugte sich vor und machte mit einer auffordernden Handbewegung zum Wirt deutlich, dass er die Frage wiederholen sollte. Ein erfreutes Lächeln huschte über sein Gesicht und nachdem er die vier geöffneten Flaschen vor ihr auf den Tresen gestellt hatte, kam er ihrer Aufforderung nach.

Da Swentje pauschal das finnische Wort für >langsam< vergessen hatte, war sie dementsprechend froh über das Mitdenken ihres Gegenübers, der auch ohne diesen Zusatz seine Frage langsamer und deutlicher als zuvor wiederholte. Als sie schliesslich verstand, was er wissen wollte, konnte sie sich gedanklich nur an den Kopf fassen. Aber irgendwie war es ja auch normal, dass man selbst die einfachsten Dinge erst nicht verstand, wenn man eine Sprache neu lernte.

Sie lehnte sich etwas zurück und atmete geräuschvoll aus. Gut, er wollte wissen, was mit den Jungs oder besser gesagt, mit Jyri los war... Nur, was sollte sie darauf antworten? Besonders in finnisch???

Ächzend fuhr sie sich durch die mittellangen Haare. Super! Ein halbes Jahr lang finnisch gelernt und sie bekam trotzdem nix gebacken...

Sie gab dem Wirt mit einer weiteren Handbewegung zu verstehen, dass er kurz warten sollte, nahm zwei der Biere und reichte sie nach hinten weiter. Als niemand reagierte, tickte sie Kim mit den Flaschen an, der diese erst überascht ansah, sie ihr dann aber dankend abnahm. Währenddessen suchte ihr Hirn fieberhaft nach passenden Worten, um ein paar möglichst simple Sätze als Antwort zu kontruieren. Sie gewann noch etwas Zeit dazu, als sie in ihren Taschen nach Geld kramte.

Kurze Zeit später hatte der Wirt das Geld vor sich liegen und lauschte schmunzelnd ihren abgehackten und höchstwahrscheinlich auch mit einem starken Akzent versehenden Ausführungen. Begleitet wurde diese mit erklärenden Gesten, was auch ein paar umsitzende Gäste zum Zuhören zu animieren schien. Swentje versuchte das zu ignörieren und nicht allzu rot anzulaufen, aber es schien auch so, als ob der Wirt verstand, was sie da an Sätzen zusammenschusterte. Letztendlich hatte sie das Ganze darauf reduziert, dass sie und Jyri sich um die Motorradschlüssel gestritten hatten und er als Verlierer aus dem Kampf hervorgegangen war.

Als sie geendet hatte, blickte der Wirt sie überrascht an, musterte Jyri, der mit dem Rücken zu ihnen sass und dann wieder sie. Dann winkelte er grinsend den linken Arm an und schlug sich mit der rechten Hand auf den Oberarm, während er etwas auf finnisch sagte, dass die Männer, die das Gespräch mitangehört hatten, auflachen liess. Swentje grinste leicht und zuckte verlegen mit den Schultern. Aber es stimmte schon, als schwach konnte man sie nicht wirklich bezeichnen. Ausserdem machte sie Kampfsport...

Der Wirt lachte nochmal laut auf und Swentje griff nach den beiden verbliebenen Bierflaschen, die noch vor ihr standen. Sie wollte sich gerade umdrehen und wieder zu den anderen gehen, als der Wirt ihr das Geld für ein Bier zurückschob. Fragend blickte sie ihn an und er deutete schmunzelnd auf eins der Biere, dann auf sich und danach auf Jyri. Der Blick, mit dem er sie dann angrinste, machte deutlich, warum er Jyri das Bier ausgeben wollte. Swentje schüttelte nur grinsend den Kopf, bedankte sich und ging nach dem Einstreichen des Geldes zum Tisch zurück. Männer mussten ja auch immer zusammenhalten.

Sie stellte das Bier direkt vor Jyri und meinte in einem beiläufigen Ton: „Dein Bier geht aufs Haus.“ Überrascht blickte er auf. „Warum?“, fragte er irritiert. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Als Aufmunterung vom Barkeeper, weil du gegen mich verloren hast.“

Jyris Kopf zuckte herum, als müsse er sich mit einem Blick auf besagte Person vom Wahrheitsgehalt ihrer Aussage überzeugen. Da diese immernoch zu ihnen hinübergrinste, boxte sie Jyri hart gegen die Schulter und funkelte sie böse an. Swentje sagte lieber nichts und liess sich, ihre Schulter reibend, auf ihren Stuhl fallen.

Als Jyri nicht mehr hinsah, tauschte sie allerdings einen amüsierten Blick mit dem Wirt und proteste ihm mit ihrer Wodka-Cola zu.
 


 

Die Sonne war gerade hinter dem Horizont verschwunden, als er die Haustür hinter sich ins Schloss zog. Beschwingt lief er die paar Stufen der Veranda hinunter und warf sich im Gehen seine rotbraune Lederjacke über. Ein paar Bier im Karhu und gute Gesellschaft waren jetzt genau das richtige, um den Tag abzuschliessen...

Kurz darauf zog er die Tür zur Bar auf und wurde sofort von der altbekannten und vertrauten Atmosphäre seiner Lieblingsbar umfangen. Als der Wirt ihn sah, rief er ihm eine Begrüssung zu und hob die Hand. An ihrem Stammtisch, direkt am Durchgang zum rechten Teil der Bar, sassen bereits ein paar seiner Freunde und protesten ihm lauthals willkommen heissend zu.

Ein befreites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das war sein Zuhause. Hier würde sich nie etwas ändern und das war mit das Schönste an diesem kleinen Ort am Rande Finnlands. Seiner Heimat. Der Ort, wo er seine Wurzeln hatte und wohin er immer wieder zurückkehren konnte, um sich von den Strapazen des Lebens zu erholen. Sein Platz, um sich auszuruhen und wieder zu sammeln.

Mit einem Bier in der Hand gesellte er sich schliesslich zu seinen Freunden, die am Rande der Tanzfläche sassen. Es wurden Schultern geklopft, Handschläge ausgetauscht und es war fast so, als ob er nie weggewesen wäre.



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