I - Mechanic Soul
Ein Schritt, zwei Schritte. Langsam bewege ich mich. Unbeholfen, schwankend, mechanisch, wie eine Aufziehpuppe. Ich gehe und doch schwebe ich. In der Luft, weit über meinem Körper. Ist da noch ein Band? Kann man den Faden noch sehen? Schwach leuchtet er, kaum noch sichtbar, durchsichtiges Grau. Heißt das, ich lebe noch? Aber wie kann man leben, wenn man über sich schwebt, seine leere Hülle betrachtet? Sich tot fühlt? Wenn nur der Körper zurück bleibt? Er bewegt sich, verrichtet seine Arbeit, wie ein Roboter, nicht mehr, nicht weniger, eben nur eine leere Hülle.
Wenn ich lache, fehlt etwas. Spürt ihr es nicht?
Wenn ich rede, klingt es falsch. Hört ihr es nicht?
Wenn ich mich bewege, wirkt es steif. Seht ihr es nicht?
Verdamm, schreie ich in meiner Leere, das bin nicht ich! Die Worte, ich kann sie sehen, so langsam bahnen sie sich ihren Weg durch das Nichts, das mich umgibt. Doch lange bevor sie aus meinem Mund, nein, dem Mund meines Körpers kommen können, verpuffen sie. Kein Wort, kein Satz, erklingt so, wie ich es will.
Ein Lachen, das die Augen nicht erreicht.
Viele Worte ohne Gefühle darin.
Die steifen Bewegungen eines Roboters, einer seelenlose Hülle.
Selbst wenn ich noch so tobe und verzweifle, die Tränen bleiben ungeweint, die Schreie ungehört.
Heißt es nicht, Schweigen ist oft lauter als ein Schrei? Das bezweifle ich.
Oder hört ihr es raus? Das Schweigen zwischen den Zeilen?
Könnt ihr sie sehen? Die Leere in meinen Augen?
Fühlen? Die stummen Hilfeschreie...
Ich weiß es nicht, bin zu weit entfernt, um es zu erkennen. Und so kommt es so weit, dass ich über euch und mir selbst schwebe und beobachte. Einfach nur zuschauen kann. Unmotiviert, lustlos, zu müde um noch etwas zu bewegen und zu verändern. Eine aussichtslose Situation.
Ich habe aufgegeben. Besser: Ich habe mich aufgegeben.
Mein Zustand: Mehr tot als lebendig. Das ist es, was ich noch fühle.
Ich bin verloren, verloren in meinen Gedanken. Und diese ergeben ein undurchdringliches Labyrinth. Es sind erdrückende Erinnerungen, große Zukunftsängste und die abgestumpften Gedanken an die Gegenwart, an alles, was um mich herum geschieht.
So lebe und schwebe ich vor mich hin, erfülle die Erwartungen und rede sinnloses Zeugs.
Keiner möchte wissen, wie es einem wirklich geht. Ich verstehe das sogar. Denn jeder hat mit sich selbst zu kämpfen. Die Dramen aus der Vergangenheit eines anderen: Ohne Interesse.
Während ich mein mechanisches Ich beobachte kommen viele neuen Gedanken hinzu, das Labyrinth wird ausweglos. Meine Tränen fließen in die Leere dahin.
Verloren in mir selbst, zurück bleibt nur eine leere Hülle, ein Roboter, mein mechanisches Ich.