Zum Inhalt der Seite

Alles was zählt

Riff & Cain
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auch Chefbutler müssen mal essen

Hallöchen zusammen. ^^
 

Zuerst wollte ich mich entschuldigen, daß dieses Kapitel solang auf sich warten lies. Aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen es in den Computer hineinzubringen. Auf dem Papier war etwa die Hälfte schon seit zwei Wochen oder so fertig. *schäm*

Aber jetzt ist es ja da, obwohl ich eigentlich erst geplant hatte es nach meinem Urlaub online zu stellen. Also mitte September. Da mein Onlinestoffgeschäft jedoch etwas trödlig mit dem Versenden der satinbänder war,hab ich mich gestern Abend dazu entschlossen, die Story abzutippen, zu überarbeiten und heute nach meinem verdienten Schläfchen online zu stellen.

Bitte nicht wundern, daß es ein ziemlich aktionfreies Kapitel ist, aber mitten in der Nacht klappt es einfach nicht besser. Außerdem wollte ich die Köchin vorstellen. Ich mag sie einfach.^^

Zuerst wollte ich den Grund warum Riff zu Jezebel gebeten wurde noch in dieses Kapitel hineinschmuggeln, doch zwischendurch entschied ich mich dagegen und werde es als Anfang des nächsten Kapis benutzen. Dann ist dieses Thema in einem Teil zusammengefasst.

Ganz nebenbei, ich hab null Ahung von der Französischen Sprache. Wenn irgendwer Fehler findet, ich kann nichts dafür. Der Abacho Übersetzer ist schuld. XD

Und wenn Mademoiselle Sabine was zu sagen hat stellt euch dabei einen mörderischen französischen Akzent vor.^^
 

Öhm, was wollte ich sonst noch sagen..., Hatte ich schon erwähnt, daß ich mich auf die Connichi freue? Hat zwar nichts mit der Ff zu tun, aber das mußte jetzt einfach mal erwähnt werden. XD
 

So, und nun hab ich euch lange genug warten lassen und mir bleibt nur noch eine Kleinigkeit zu sagen.
 

Viel Spaß beim lesen und vielen Dank an die flotten Freischalter, die ihre Freizeit dafür nutzen um den Lesestoff so schnell es ihnen möglich ist freizuschalten. *Blümchen an die Freischlalter verteil*
 

Kapitel 9-Auch Chefbutler müssen mal essen. -
 

Schweigend blickten wir uns einige Augenblicke an. „Ich denke, der Doktor kann warten. Riff kümmere dich zu allererst darum, daß alle Angestellten informiert werden, dann bringst du Sophie heim und lieferst die Schreiben ab und wenn du dann wieder zurück bist, komm zu mir und wir besuchen unsere Gäste. Ich werde mich nachher in meine Räume zurückziehen. Ach, und schick alle während des Sonnenuntergangs heim. Ich hab keine Lust in nächster Zweit eine weitere Beerdigung zu besuchen.“ Er nickte mir kurz zu und verschwand aus dem Arbeitszimmer.

Wenige Minuten später war aufgeregtes Getuschel und das Trappeln vieler Füße zu hören. Nach nur 15 Minuten wurde es wieder ruhig und ich öffnete langsam die Tür meines Arbeitszimmers um einen kleinen Spalt. Es interessierte mich einfach, wie Riff es schaffen wollte, all meine Bediensteten in so kurzer Zeit über ihre Freizeit zu unterrichten. Ein leichter Schauer schlich sich über meinen Rücken, als Riff die Stimme erhob und ruhig mit der Ankündigung begann, während ich mich an die Wand neben der Tür lehnte und zuhörte.

„Sie alle werden sich wahrscheinlich wundern, daß ich eine so kurzfristige Versammlung einberufen habe. Ich habe Ihnen allen eine wichtige Mitteilung zu machen, jedoch hätte ich zuvor erst einen Bericht wer sich momentan nicht im Haus befindet. Mister O´Connor, würden sie bitte den Anfang machen?“ Kurz spähte ich durch den Spalt als der grauhaarige Mann Riff kurz zunickte. „Natürlich Mister Raffit. Ich kann vermelden, daß alle Butler sich hier befinden und auch an dieser Versammlung teilnehmen.“

Riff wandte sich dem Nächsten zu. „Mister Martin?“ „Alle Kutscher, Stallburschen und für den Stall eingeteilten Hilfsarbeiter sind anwesend, Sir.“ „Miss Ally…, Entschuldigung. Mademoiselle Sabine?“

Riffs Gesicht wurde etwas blasser und er schloss kurz die Augen bevor er sich auf die junge, dunkelhaarige Frau konzentrierte. Ich musste dabei über den extremen französischen Dialekt lächeln. „Bis auf drei Mädchen sind alle hier.“ Kurz sah ich Verwunderung in seinen blauen Augen aufflackern. „Welche Dienstmädchen fehlen?“ Die Namen der fehlenden Hausmädchen herunterrasselnd, zählte sie an den Fingern ab.

„Mademoiselle Franziska, Mademoiselle Sonja und Martha“ Ich fixierte durch den Spalt hindurch, der auf der Treppe stand und in einem Ordner herum blätterte. Vor der Treppe hatte sich eine kleine Volksmenge aus meinen Angestellten gebildet die ihn schweigend musterte. Riff hob den Kopf und sah sich suchend um, bis sein Blick auf einem blonden Jungen hängen blieb.

„Steven, warum ist deine Schwester mal wieder nicht anwesend, und vor allem, warum weiß ich nichts davon?“ Der Junge stieg von einem Fuß auf den Anderen, während ich beobachten konnte wie sich seine Augen leicht weiteten. „Mister Raffit, es tut mir leid. Bitte glauben sie mir, es ist nicht Marthas schuld. Ich hab vergessen ihnen bescheid zu geben. Martha kann nichts dafür.“ Tief durchatmend stand Riff einige Sekunden schweigend da bevor er den Burschen vorlud. „Steven, ich möchte dich später unter vier Augen sprechen.“ „Jawohl Sir.“ Der Junge senkte betreten den Kopf und ich beobachtete ihn, während Riff sich weiterhin um die Anwesenheitsliste kümmerte. Erst als dieser Zinnober beendet war, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Chefbutler.

„Nun denn. Meine Damen, meine Herren, Master Cain muss kurzfristig verreisen. Aus diesem Grund brauch niemand für die nächsten drei Wochen zu seinem Dienst erscheinen.“ Ein erschrockenes Raunen und Murmeln begann und Riff wurde etwas lauter um dieses zu übertönen. „Beruhigen sie sich Bitte. Ich bin noch nicht fertig. Seine Lordschaft war sehr großzügig. Damit sich niemand so kurzfristig eine Zwischenstelle suchen muss wird er ihnen für diese Zeit den gesamten Wochenlohn auszahlen lassen.“

Das Raunen wurde lauter. Wenige Sekunden später begann jemand zu klatschen und alle Anwesenden fielen ein. Riff hatte einiges zu tun um wieder auf sich aufmerksam zu machen und die Menschen zur Ruhe zu bewegen. Er hob die Hände und als es langsam etwas leiser wurde sprach er weiter. „Ruhe Bitte. Danken sie nicht mir. Danken sie Master Cain. Sie alle können ab Morgen zu Hause bleiben. Jedoch bräuchte ich noch einige Freiwillige, die den Fehlenden noch heute bescheid geben, daß sie nicht zur Arbeit erscheinen sollen, da sie sonst vor verschlossenen Türen stehen werden.“ Einige hoben die Hand und Riff teilte ihnen mit, wer zu wem gehen sollte.

Kaum hatte er geendet als die schwarzhaarige Französin die Hand hob. „Mister Raffit, was ist mit uns Dienstmädchen, sollen wir nicht zwischendurch zum Putzen kommen?“ Kurz musterte er sie bevor er abwehrend den Kopf schüttelte. „Das wird nicht nötig sein. Es werden einige Dienstmädchen extra eingestellt um einen Tag vor Master Cains Rückkehr die Putzarbeiten zu beginnen und auch fertig zu stellen.“ Entsetzt blitzen ihre bernsteinfarbenen Augen Riff an. „De facon impossible. Mister Raffit, Das ist unmöglich. Allein das Staubwischen wird länger als einen halben Tag dauern.“ Riffs Stimme klang beruhigend als er zu einer Erklärung ansetzte. „Miss Sabine, es werden genügend Hilfen anwesend sein um das Haus sauber zu bekommen.“ Er atmete tief ein, hielt die Luft für Bruchteile von Sekunden in seinen Lungen gefangen und atmete dann langsam aus bevor er fortfuhr. „Und nebenbei können sie sich dadurch etwas extra verdienen.“

Wo wollte er denn jetzt das Geld wieder herbekommen? Er würde doch nicht ein weiteres Mal sein Gespartes antasten? Die kleine Französin schien zwischenzeitlich jedoch beruhigt zu sein, doch nun meldete sich einer der Kutscher zu Wort. Ich erkannte in ihm John, welcher mir an dem Nachmittag von Allys Tod schon über den Weg gelaufen war. „Drei Wochen Frei ist ja schön und gut, aber was ist mit den Pferden? Irgendjemand muss sich um die Tiere kümmern. Solange halten sie es nicht ohne Futter und Wasser aus.“

An die Pferde hatte ich nicht gedacht und an Riffs Reaktion erkannt ich, daß es ihm nicht besser ging. Einige Sekunden überlegte er. Sicherlich überdachte er die Idee sich selber um die Tiere zu kümmern, aber wann würde er das denn machen? Er musste doch schon drei mal am Tag für uns Kochen, danach das Geschirr spülen, schließlich durfte niemand merken, daß in diesen drei Wochen Jemand hier lebte, alles aufräumen und zusätzlich muss er sich ja auch noch um mich kümmern. Kurz gesagt, auch ohne 24 Pferde hatte er alle Hände voll zu tun.

Eine leise Stimme erklang und ich konzentrierte mich wieder auf das Geschehen an der Treppe. Der blonde Junge, den Riff zuvor noch nach den verbleib seiner Schwester gefragt hatte, schluckte und fuhr sich fahrig durch sein kurzes Haar, während sich seine Wangen röteten. „Mister Raffit, ich…, ich könnte mich…, ich könnte doch die Pferde versorgen. Ich werde sie morgens füttern, sie dann auf die Weide bringen und die Ställe ausmisten und abends bringe ich sie wieder in den Stall.“ Einige Sekunden musterte Riff den Jungen bevor er verneinend den Kopf schüttelte und abwiegelte. „Hhmm, Steven, das schaffst du nie alles allein an einem Tag zu erledigen.“ Er wandte sich an den Kutscher, welchen er zuvor schon nach der Anwesenheit der Stallmannschaft gefragt hatte. Es schien, als hätte sich eine Idee hinter seiner Stirn vermanifestiert.

„Mister Martin, Können wir nicht die Pferde ab heute Abend einfach auf der Weide hinter dem Garten lassen?“ „Nun, wir könnten schon Mister Raffit, doch dann kann ich nicht die Verantwortung übernehmen, daß alles mit ihnen in Ordnung ist wenn Master Cain und Sie wieder zurückkommen.“ „Dafür übernehme ich dann die Verantwortung. Steven, du wirst den Tieren täglich frisches Heu und Wasser zur Weide bringen. Das ist dann in einer Stunde erledigt und wenn du fertig bist, kannst du wieder heim. Falls dir ein krankes Tier auffallen sollte, holst du den Tierarzt. Gibt es sonst noch Fragen oder Einwände?“ Er wartete einige Sekunden, diskutierte mit dem Gärtner, versprach auch ihm Verstärkung, damit der Garten innerhalb eines Tages wieder auf Vordermann gebracht werden konnte, gab noch die Anweisung, daß Jeder sich noch während des Sonnenuntergangs auf den Heimweg zu machen hatte und ging von dem Jungen gefolgt in ein kleines Zimmer, welches ihm als Arbeitszimmer diente.

Die Bediensteten begannen, kaum daß sich die Tür hinter Riff geschlossen hatte, miteinander zu tuscheln und stoben schwatzend in alle Himmelsrichtungen auseinander um ihren Aufgaben wieder nachzugehen.

Ganz leise schlicht ich regelrecht aus meinem Arbeitszimmer nachdem sich die Halle geleert hatte und begab mich in mein Zimmer. Dort öffnete ich eines der Fenster und blickte in den Garten hinab, nachdem ich das Lachen der Mädchen vernommen hatte. Die Beiden saßen gemeinsam auf einer Decke und waren von Merrys Puppen und Teddybären regelrecht belagert. Sooft hatte ich meine kleine Schwester also schon verärgert und ihr als Entschuldigung einen Stoffbären oder eine Puppe geschenkt. Ich sollte mir Merrys Ratschlag zu Herzen nehmen und mir eine neue Taktik überlegen. Vielleicht sollte ich es in Erwägung ziehen, sie nicht mehr ganz sooft auf die Palme zu bringen.

Eine mir wohlbekannte Stimme drang an mein Ohr und erneut legte sich eine Gänsehaut über meinen Körper. Riff schien hier fertig zu sein und holte nun Sophie um sie heim zu bringen. Er lächelte Merry an und fuhr ihr tröstend über den Kopf, was bei mir ein plötzliches Stechen in der Brust auslöste. Das war ein schlechtes Zeichen. Mein Körper verbaute mir soeben eine glückliche Zukunft.

Endlich hatte ich Riff soweit, daß er mir gegenüber seine Gefühle zeigte, daß er in mir einen Menschen sah, den er nebenbei bemerkt auch noch begehrte, und jetzt fraß sich die Eifersucht in meine Eingeweide obwohl er nur meiner Schwester ein Lächeln und eine Berührung geschenkt hatte. Wenn das so weiter ging, würde ich für nichts garantieren können. Wahrscheinlich würde ich alles was wir bisher so mühevoll aufgebaut haben vom Angesicht der Erde tilgen, auch wenn ich es nicht wollte, denn meine Selbstkontrolle ließ momentan, zumindest wenn es um Riff ging, sehr zu wünschen über.

Ich spürte Blicke auf meiner Haut, entdeckte Riff, der zu mir hinaufsah, während er gemeinsam mit einem Hausmädchen und den Mädchen die Spielsachen in einen großen Korb packte und mir dann zulächelte, bevor er den Korb nahm und von Sophie gefolgt im Haus verschwand. Just dieses Lächeln verbannte die düsteren Gedanken und ließ mein Herz vor Freude in meiner Brust hüpfen.
 


 


 


 

Sophie im Schlepptau holte ich die Schreiben, welche Master Cain mir anvertraut hatte und verließ mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend das Haus. Ich fühlte mich sehr unwohl bei dem Gedanken Master Cain und Miss Merry allein in demselben Gebäude zu wissen, in dem sich auch der Doktor und sein Gehilfe befanden. Ich half Sophie in die Kutsche, stieg, nachdem ich Joseph die Adresse angegeben hatte, dazu und steckte dann die Briefe in die Reverstasche meines Jacketts und beobachtete das Mädchen dabei, wie sie am Fenster saß und mit strahlenden Augen die Umgebung an der Kutsche vorbeihuschen sah. Ich fragte mich kurz wie Sophie sich in der Eisenbahn benehmen würde, da diese um einiges schneller als eine Pferdekutsche über das Land jagte.

Ich hielt mich so kurz wie es mir die Höflichkeit gebot bei Sophies Familie, Miss Katina und auch bei Master Oskar auf. Auf dem Heimweg, ließ ich meinen Blick über die Straßen Londons gleiten.

Welch heruntergekommen Anblick die ärmlichen Viertel boten und wie strahlend die Villen des Adels dagegen aussahen. Man konnte regelrecht sehen, wie groß die Kluft zwischen Arm und Reich war. Diese Kluft, die man nur in eine Richtung überwinden konnte und zwar nur vom Reichtum zur Armut. Man musste schon mehr als nur Glück haben um aus den Slums herauszukommen. Miss Merry hatte dieses Glück, als sie von Master Cain aufgenommen wurde. Sie war eine, die es geschafft hat, dafür würden es hunderte vergeblich versuchen.

Ich wandte meinen Blick von der Scheibe ab und schob den Vorhang zu. Mein Blick ruhte auf dem roten Samt des Bezuges während ich etwas zusammensank und mich in den Sitz kuschelte. Das Klappern der beschlagenen Hufe hallte in meinen Ohren und das sanfte Schaukeln der Kutsche ließ mich ermüden. Langsam schlossen sich meine Augen und ich begann dagegen anzukämpfen. Zum Schlafen war heute Nacht noch genügend Zeit. Was würde sich der Kutscher denken, wenn ich die Ankunft verschlafen würde.

Meine Gedanken sprangen zu dem Doktor und seinem Gehilfen. Was würde er von mir wollen? Ob bei Master Cain alles in Ordnung war? Ob sich der Doktor an die Abmachung hielt und Master Cain in Frieden ließ? Ich wusste es nicht und ich würde es erst erfahren, wenn ich zuhause angekommen war.

Ich streckte mich etwas, verbarg ein Gähnen hinter der Hand und rieb mit Zeigefinger und Daumen der anderen Hand meine Nasenwurzel. Einen spaltweit schob ich den Vorhang zur Seite und spähte hinaus. Die Sonne war am untergehen, spendete aber noch genügend Licht, so daß ich die Umbebung erkannte. Wir waren fast schon angekommen und ich setzte mich anständig hin, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust.

Die Kutsche hielt und ich blieb noch solange sitzen, bis Joseph die Kutschtür öffnete und ich dann in gemessenem Tempo das Vehikel verließ um die Stufen zum Haupteingang hinauf zu schreiten.

Kaum dort angekommen wurde die Tür schwungvoll aufgerissen. „Riff, ist Sophie gut heimgekommen und darf sie mich auch bei Tante Katina besuchen?“ Ich musste erst tief durchatmen, da mir Miss Merrys spontane Aktion mal wieder gehörig in die Knochen gefahren war.

„Schönen Abend Miss Merry. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß ihr noch wach seid. Schließlich ist es schon nach neun Uhr.“ Ein leicht missbilligender Ausdruck lag in ihrem Blick. „Riff, wie währe es mit Antworten? Ich geh dann auch brav schlafen, aber solange ich nichts weiß kann ich sowieso nicht schlafen.“ Master Cain legte Ihr eine Hand auf die schmale Schulter und lächelte sie leicht an. „Merry, lass Riff doch erstmal ablegen und außerdem, der Flur ist nicht der richtige Ort um sowas zu besprechen. Riff, bring Tee in den Saloon.“ „Sehrwohl Sir.“ Ich hängte meinen Mantel und die Melone an meinen Haken und verschwand in die Küche, um den Tee zu breiten.

Master Cain und Miss Merry warteten schon im Saloon und kaum daß ich eingetreten war, sprang das Mädchen auf, schob die Tür wieder zu und griff, nachdem ich das Tablett auf dem Tisch platziert hatte, nach der Kanne um mir zu helfen. „Miss Merry, es geziemt sich nicht für die Schwester des Hausherren den Tee einzuschenken. Bitte gebt mir die Kanne.“ Der Porzellandeckel klapperte leise als Miss Merry die Kanne etwas schwungvoll auf das Tablett zurückstellte und mich anfunkelte. „Ach ja, und für den Chefbutler geziemt es sich oder was?“

Ich griff nach der Kanne, befüllte Master Cains Tasse mit dem dampfenden Getränk, süßte den Tee wie immer mit einem Stück Zucker und stellte sie vor ihm auf dem Tischchen ab, bevor ich Miss Merry antwortete. „Natürlich. Ich bin hier um Master Cain und Euch zu dienen.“

Missbilligend sah mich Master Cain einige Sekunden an, doch dann wurde der Ausdruck seines Gesichts undeutbar. „Und, hast du alles erledigt?“ „Natürlich Sir.“ „Und was für Antworten bekamst du?“ „Jeder überreichte mir ein Schreiben für Euch.“ Eine Mischung aus Unglaube und Verwirrung legte sich auf Merrys junge Gesichtszüge als sie nachfragte. „Auch Sophies Vater?“ Ich schenkte Miss Merrys Tasse ein, während ich ihr mit einem belustigten Lächeln antwortete. „Ja Miss Merry. Auch Sophies Vater.“ Ich reichte Master Cain die drei Briefe und ging einige Schritte zurück um in angemessenen Abstand auf weitere Befehle zu warten, während Master Cain zu lesen und Miss Merry mich mit vor Aufregung geröteten Wangen auszufragen begann. „Und was ist Riff, darf mich Sophie besuchen? Hat Tante Katina es erlaubt?“ „Dies Miss Merry solltet ihr Euren Bruder fragen. Die Antworten auf Eure Fragen stehen in den Schreiben.“ Sie wandte sich von mir ab und Master Cain zu. „Cain, darf sie?“ Master Cain legte die Schreiben von Mister Simons und das von Miss Katina zur Seite und öffnete das Schreiben von Master Oskar, während er auf Merrys Frage antwortete.

„Sophies Vater möchte erst Oskar sehen. Von seinem ersten Auftreten hängt es ab. Verständlich, daß er erst prüfen will, ob er ihm seine Tochter anvertrauen kann. Laut Tante Katina darfst du von Sophie und Oskar besucht werden, zumindest solange du deine Studien nicht vernachlässigst.“

Master Cain zerknüllte das Schreiben in seinen Händen und ließ das Knäuel auf den Tisch fallen bevor er fortfuhr. „Und was Oskar angeht, …, vielleicht sollte ich dir doch Riff für deine Sicherheit überlassen.“ Verwirrt musterte ich ihn, ebenso wie Miss Merry es tat, doch während ich schweigend auf eine Erläuterung wartete, platzte die kleine Miss mit der Frage die uns Beide quälte heraus. „Warum denn das?“

Mit einem abfälligen Blick begutachtete Master Cain das zerknüllte Blatt Papier. „Wer schon mit ^Lieber Schwager^ beginnt, dem kann ich weder das Leben noch die Unversehrtheit meiner Schwester anvertrauen.“ Zwischenzeitlich glaubte ich nicht mehr daran, daß Master Oskars erster Eindruck Sophies Vater überzeugen könnte. Ich hoffte nur, daß Master Cain nur deswegen etwas gereizt auf Master Oskar reagierte, da es um seine kleine Schwester ging. Deren Stimme war es auch, die mich aus meinen Gedanken riss und mich dazu brachte dem Gespräch zu lauschen.

„Aber Cain, du brauchst Riff doch mehr als ich. Schließlich trinkst du nur seinen Tee und wer soll dir außer ihm beim Ankleiden helfen? Du schickst doch jeden außer Riff weg, weil Niemand deine Haut sehen darf, selbst mir verheimlichst du etwas. Was ist es Bruder? Warum darf Niemand deine Haut sehen?“ Hilflos musste ich mit ansehen, wie sich Master Cains Augen zuerst panisch weiteten, bevor er abrupt aufstand und mit den Händen auf den Tisch schlug, wobei er seine Tasse umwarf. „Was weißt du schon Merryweather?“ Eilig verließ ich den Platz an dem ich die letzten Minuten verbracht hatte und stellte mich zwischen die Geschwister. „Master Cain, beruhigt Euch. Bitte Sir.“

Während er mich mit blitzenden Augen musterte, war auch Merry aufgesprungen und verbarg sich jetzt hinter mir. Einige Sekunden musste ich seinem Blick standhalten, doch dann wandte er sich von uns ab und verließ schweigend den Raum.

„Riff, was hatte er denn? Hab ich irgendwas Falsches gesagt?“ Kurz strich mein Blick über den verschütteten Tee, der langsam in großen Tropfen von der Tischkante riss und auf den beigen Teppich hinab fiel, bevor ich mich um die leise schluchzende Miss kümmerte. Langsam wandte ich mich zu ihr um, strich ihr leicht durch das goldblonde Haar bevor ich in die Hocke ging um mit ihr in Augenhöhe zu sein. Als ich die dicken Tränen über ihre Wangen kullern sah, zog ich mein Taschentuch hervor und wischte sie ihr ab, wobei ich sie aufmunternd anlächelte.

„Miss Merry, nun ist aber gut. Ihr kennt doch Master Cain. Er hat es bestimmt nicht so ernst gemeint wie ihr es aufgefasst habt.“ Merry überdachte meine Worte einige Augenblicke und ließ mir Zeit es ihr gleichzutun und ein ungutes Gefühl begann in meinem Magen zu brodeln. Wie war ich nur auf solch einen abgedroschenen Satz gekommen? Mir musste definitiv etwas besseres Einfallen wenn ich den verschreckten Blick von Miss Merry lösen wollte. Jedoch was sollte ich ihr sagen, ohne das Geheimnis der Narben aufzudecken?

„Bitte glaubt mir Miss Merry. Ich weiß, daß Ihr gekränkt seid und Euch erschrocken habt, aber Master Cain…, er hat in seinem Leben auch schon einiges erlebt. Die schöne Kindheit die Ihr Euch vorstelltet hatte auch er nicht. Nun schaut nicht so ungläubig.“ „Warum versteckt er seine Haut? Was ist so schlimm, daß er es noch nicht einmal mir zeigen kann, sondern nur Dir? Vertraut er mir denn nicht?“ „Miss Merry, wie könnt ihr so etwas nur denken? Natürlich vertraut er Euch. Doch gebt ihm noch etwas Zeit. Wenn er bereit dazu bereit ist, wird er den Grund nicht länger vor Euch verheimlichen.“ „Aber warum war er so sauer auf mich?“ Einige Sekunden dachte ich über eine beruhigende, aber nichts aussagende Antwort nach. „Ich denke, daß er nicht auf euch wütend war.“ „Sicher?“ Beruhigend lächelte ich ihr zu, bevor ich antwortete. „Natürlich Miss Merry.“ Sie blickte mich einige Sekunden schweigend an und ich sah ebenso zurück. Es war totenstill im Zimmer was nur durch das Tropfen des Tees und das Ticken der Uhr unterbrochen wurde. Unnatürlich laut erschien mir das zehnmalige Schlagen der Kaminuhr. Ich erhob mich und vergewisserte mich, daß ich mich zuvor nicht verzählt hatte.

„Miss Merry, ich denke Ihr solltet ins Bett. Es ist schon sehr spät. Ich bringe Euch in euer Zimmer.“ Merry rieb sich ein Auge und wollte mir gerade zur Tür folgen, als ihr Blick auf das Teegeschirr und das verschüttete Getränk fiel. „Und der Tee?“ „Ich räume ab, nachdem ich weiß, daß Ihr schlaft.“ Beschämt färbten sich ihre Wangen rot und sie blickte zu Boden. „Riff, es tut mir leid. Jetzt hast du wegen mir noch mehr zu tun.“ „Ist schon gut Miss Merry. Darüber braucht Ihr Euch nun wirklich keine Gedanken machen. Das ist in wenigen Minuten erledigt.“ Voller Enthusiasmus blickte sie mich an. „Ich helfe dir. Dann ist hier alles noch schneller wieder sauber.“ „Miss Merry, das geziemt sich nicht…,“ Barsch unterbrach sie mich. „Ja, ja, ich habe verstanden.“

Sie zog eine Schnute, die mich schmunzeln lies, während ich die Tür öffnete und diese für das Mädchen aufhielt. „Nun seid eine brave Miss und kommt mit.“ Merry nickte nur und folgte mir durchs Haus zu ihrem Zimmer. Dort angekommen hatte die kleine Miss eigentlich vor sich allein aus ihrem Kleid herauszukämpfen, da das Hausmädchen, welches ihr sonst immer behilflich war, schon schlief und Merry sie nicht wecken wollte, doch nachdem sie sich darin verheddert und zwischenzeitlich schon sehr unherrschaftlich zu fluchen begonnen hatte, fragte ich, ob ich ihr behilflich sein konnte, wobei ihre Antwort mich amüsierte und zum schmunzeln brachte. „Nein, ich komm aus dem verflixten Teil schon alleine raus.“ Sie kämpfte weiterhin mit den Stoffschichten, verlor das Gleichgewicht, plumpste auf einen der großen Teddybären, welche vor ihrem Bett am Boden saßen, strampelte noch einige Augenblicke um dann erschöpft und nach Atem ringend aufzugeben.

„Riff, könntest du mir doch etwas zur Hand gehen?“ Zügig entwirrte ich die Stoffe, löste einige Strähnen des Haares, welche an Häkchen fest hingen und entfernte schnell ein Seidenband, das sich ziemlich eng um ihren Hals geschlungen hatte. Dann half ich ihr noch zügig in das bodenlange Baumwollnachthemd und deckte sie zu, nachdem sie in ihr Bett gekrabbelt war.

„Gute Nacht Miss Merry. Schlaft gut.“ Sie unterdrückte ein Gähnen, rieb sich ein weiteres Mal die schläfrigen Augen, zog einen Teddy heran und lächelte mich müde an. „Gute Nacht Riff und danke für deine Hilfe.“ „Dafür braucht Ihr mir nicht zu danken.“ „Ah Riff, könntest du mir einen Gefallen tun? Würdest du Cain sagen, daß es mir leid tut, und daß er bitte nicht mehr böse sein soll?“ Beruhigend lächelte ich ihr zu. „Ich werde es Master Cain ausrichten.“

Bevor ich das Licht löschte sah ich noch, wie die kleine Miss einschlief.

Leise schloss ich hinter mir die Tür und nachdem ich einen Putzeimer mit heißem Wasser gefüllt hatte machte ich mich daran den Saloon aufzuräumen. Zuerst stellte ich das Geschirr zusammen, wischte den Tisch ab und kniete mich dann davor. Eingehend musterte ich den Fleck, der zwischenzeitlich beinahe Handflächen groß geworden war. Wie sollte ich den nur wieder aus dem hellen Teppich herausbekommen?

Es währe um einiges einfacher gewesen, wenn noch eines der Hausmädchen hier gewesen währe, doch da Master Cain darauf bestanden hatte, daß alle schon während des Sonnenuntergangs den Heimweg antreten sollten, war das Haus bis auf Master Cain, Miss Merry, dem Doktor, Cassian und mir verwaist. So begann ich den Teppich auf gut Glück zu putzen.

Ich vernahm das Klicken der Tür, kümmerte mich aber nicht darum, sondern widmete mich weiterhin dem Teefleck. „Mon Dieu, Mister Raffit, was ist hier geschehen?“ Verwirrt blickte ich zu der dunkelhaarigen Französin auf. „Mademoiselle Sabine, was suchen sie denn noch hier? Sie hätten schon seit Stunden daheim sein sollen.“ Ihre Wangen färbten sich leicht rötlich. „Ma foi, nachdem ihr das Haus verlassen habt, hat sich Emmy verletzt und ich blieb länger um ihre Aufgaben noch zu erledigen. Pardon, aber ich hatte bisher noch nicht die Zeit um Ihnen bescheid zu geben. Ah Mister Raffit, bitte lassen sie das. Ich kann den Teppich…,“ Ich unterbrach sie und wiegelte ab. „Es ist in Ordnung Mademoiselle. Begeben sie sich lieber nach Hause. Ihre Familie wird schon auf sie warten.“ Entsetzt sah sie mich an, verfiel kurz in ihre Muttersprache. „ Mais, je vous en prie…, Ich bitte Sie Mister Raffit, lassen sie mich den Teppich reinigen. Sie machen es doch nur schlimmer…, Pardon. Ich wollte sie nicht belehren oder kränken.“

Sabines Wangen röteten sich vor Scham, doch als ich den Fleck begutachtete, musste ich ihr zustimmen, denn zwischenzeitlich war die mit Tee getränkte Stelle beinahe zur doppelten Größe angewachsen. Langsam stand ich auf, überreichte Sabine den Lappen und schnappte mir das Tablett mit dem Geschirr. An der Tür blieb ich noch mal kurz stehen und wandte mich zu der Französin um.

„Wenn Sie den Fleck entfernt haben, geben Sie mir bitte Bescheid. Ich werde sie dann Nachhause begleiten.“ „Mister Raffit, das muss nicht sein. Ich kann allein…,“ Als ich sie unterbrach konnte ich den belehrenden Unterton aus meiner Stimme nicht ganz verbannen. „Miss Sabine, es ist für eine Frau ohne Begleitung auf Londons Straßen zu riskant. Vor allem zu dieser Uhrzeit.“ „Sie müssen sich deswegen keinerlei Gedanken machen. Es ist nicht das erste Mal, daß ich so spät unterwegs bin. Ich passe schon auf mich auf.“ Ein Seufzen unterdrückend gab ich klein bei. Diese Frau war aber auch stur. „Bestellen Sie sich wenigstens eine Droschke.“

Sie wollte etwas erwidern, doch ich hob die Hand um anzuzeigen, daß ich noch etwas hinzufügen wollte, bevor sie sprach und fuhr, nachdem ich das Tablett wieder auf den Tisch gestellt hatte, fort. „Die Kosten übernehme natürlich ich. Schließlich habe ich Sie angewiesen zu fahren.“ Um meine Worte zu untersteichen, kramte ich ein paar Münzen aus meiner Westentasche und überreichte sie der Französin, die mich erstaunt musterte. Das Erstaunen wechselte zu Unglaube und abwechselnd sah sie die Münzen in ihrer Hand und mich an. Ich wandte mich nach einigen Augenblicken ab, nahm das Tablett auf und wollte soeben das Zimmer verlassen.

„Attendez s´il vous plaît. Warten Sie Sir.“ Sabine lief mir die wenigen Schritte bis zur Tür, hinterher und legte die Münzen auf das Tablett in meinen Händen. „Ich zahle die Droschke selber, aber trotzdem Merci bien. Gute Nacht Sir.“ „Gute Nacht.“

Ich begab mich zur Küche, öffnete die Tür und blieb verdutzt im Rahmen stehen. „Martha, was machst du denn noch hier?“ Die 50 jährige Köchin, die schon während meiner Kindheit bis zu dem Tag des tragischen Unfalls, bei meinen Eltern gearbeitet hatte und auf meine Empfehlung vor einigen Jahren von Master Cain eingestellt worden war, blickte kurz von dem Gemüse, welches sie zerkleinerte, auf und lächelte mich breit an.

„Ah, Junge, setzt dich und iss etwas. Du bist ganz blass.“ Ich musste ein Lächeln unterdrücken, als sie mich mit dem vertraulichen ^Junge^ ansprach. Wir waren zu der Übereinkunft gekommen uns zu duzen, da sie schon vor mehr als zwanzig Jahren eine Art Vertraute für mich war. Ich erinnerte mich, wie ich als Achtjähriger zu ihr geflüchtet war, weil einige ältere Jungen mich verprügelt hatten, als ich einen kleinen Hund vor ihren Quälereien gerettet hatte und dabei mein Hemd etwas gelitten hatte. Martha hatte damals meine Abschürfungen behandelt und das Kleidungsstück geflickt und nebenbei gekocht, wobei sie etwas für den Welpen abzweigte.

Ich verscheuchte die Erinnerungen und begann die ältere Frau, so ernst wie es mir in ihrer Gegenwart gelang, auszufragen. „Martha, warum bist du noch nicht zuhause? Ist denn in diesem Haus niemand fähig sich an Anweisungen zu halten? Master Neal hat wohl doch Recht, wenn er sagt, ich währe zu grün für einen Chefbutler.“ „Riffuel, rede nicht immer so einen Unsinn. Du machst deine Arbeit gut. Aus dir wurde ein vorbildlicher und verantwortungsbewusster Mann. Deine Mutter währe bestimmt ebenso stolz auf dich wie ich es bin.“

Sie war während ihrer Worte aufgestanden und fuhr mir jetzt leicht durch mein Haar. „Und ich bin nur hier, weil ich das Frühstück für den jungen Herrn, seinen Gast und dessen Sohn und natürlich auch für dich vorbereite, damit du Morgen, bevor ihr abreist, etwas ausschlafen kannst. Du bürdest dir einfach zuviel auf. Und jetzt setz dich und iss etwas. Ich hab den Eintopf extra für dich warm gehalten.“ Soviel Aufmerksamkeit war mir schon unangenehm und ich stellte das Tablett zur Spüle bevor ich ihr ausweichend antwortete. „Ich habe gerade keine Zeit. Eigentlich wollte ich jetzt nur schnell das Teegeschirr säubern. Aber später werde ich auf dein Angebot zurückkommen und mir eine Kleinigkeit holen.“

Die Hände in die breiten Hüften gestemmt musterte sie mich und schüttelte ungehalten den Kopf. „Auch ein Chefbutler muss mal was essen und ein paar Stunden schlafen. Du kannst dem jungen Herrn nicht deine volle Aufmerksamkeit schenken, wenn dir die Augen vor Müdigkeit zufallen. Ebenso unvorteilhaft währe es, wenn du vor Hunger…,“ Bevor ihre Standpauke aus dem Ruder lief unterbrach ich sie und versuchte sie zu beschwichtigen. „Ist schon gut Martha. Ich habe verstanden. Jedoch wird auf mich gewartet. Master Cain und seine Gäste…, Martha, woher weißt du denn schon wieder von den Gästen?“

Sie begann zu lachen bevor sie mich aufklärte während mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben stand. „Der Junge kam und brachte das Geschirr. Ein netter Kerl. Etwas laut und barsch, aber mir scheint es, als würde sich dahinter ein sehr sensibler und gefühlvoller Bursche verstecken. Und jetzt setz dich, sonst wird der Eintopf noch einmal kalt.“ Ich wandte mich zur Tür, während ich mich ein weiteres Mal zu erklären versuchte. „Martha ich sagte schon, ich werde mir später einen Teller besorgen.“

Sie schien mein Tun zu missbilligen, denn sie versuchte schon wieder mich zu überzeugen, mich zu setzten und etwas zu mir zu nehmen. „Junge, du kannst doch nicht immer die kalten Reste essen. Das ist nicht gut. Du brauchst auch ab und zu etwas Warmes in den Magen und das ohne daß du gestört wirst.“ Leise seufzte ich. Martha konnte ich ebenso wenig etwas ausschlagen, wie ich es bei meiner Mutter gekonnt hatte. „Na gut, ich erledige noch schnell etwas und dann werde ich mir deinen guten Eintopf aufwärmen.“ „Jetzt reicht es Junge.“

So aufgebracht hatte ich Martha noch nie erlebt. Sie packte mich an der Hand, zog mich quer durch das Haus ins obere Stockwerk hinauf und riss ohne anzuklopfen die Tür auf. Master Cain blickte uns erstaunt an, doch noch bevor er etwas sagen konnte platzte sie mit ihrer Beschwerde heraus.

„Junger Herr, jetzt sagen sie ihm mal, daß es reicht. Das kann nicht wahr sein, daß der Chefbutler keiner Zeit erübrigen kann um etwas zu essen oder um anständig zu schlafen. Auf mich hört der Junge ja nicht.“ Total verwirrt musterten mich die Katzenaugen von Master Cain, der scheinbar mit der plötzlichen Informationsflut total überfordert war und keinerlei Ahnung hatte was die Köchin mit ihren Worten erreichen wollte.

„Riff? Ich verstehe nicht ganz um was es geht. Wieso keine Zeit zum essen?“ Empört schnaubte Martha und bluffte Master Cain ungehalten an. „Na hören sie mal junger Herr. Denken sie etwa Riffuel lebt von der Luft allein? Andauernd muss er sich mit irgendetwas herumärgern…,“ Das wurde nun doch langsam peinlich und ich unterbrach ihre Meckerei. „Zum Beispiel mit vorlauten Köchinnen.“ Drohend fuchtelte sie mit dem Zeigefinger unter meiner Nase herum, begann mich zu belehren und Master Cain aufzuklären.

„Junge, ich bin nicht vorlaut, aber das muss ihm jetzt einfach gesagt werden.“ Sie wandte sich wieder Master Cain zu und erklärte ihre Ansicht weiter. „Also er muss sich mit Dingen herumschlagen, die sich nie aufschieben lassen. Es passierte nicht nur einmal, daß er sich gerade zum essen gesetzt hatte und keinen Bissen zu sich nehmen konnte, weil irgendwas wieder war, und wenn ich nach Mitternacht noch durchs Haus geistere um den Hefeteig zu schlagen ist Riffuel auch noch unterwegs und erledigt Dinge, oder begleitet Euch durchs Londoner Nachtleben. Aber um fünf Uhr morgens steht er wieder auf, um anwesend zu sein wenn die ersten Arbeiter um halb sechs auftauchen. Und jetzt sagen Sie doch mal, daß er etwas besser auf sich aufpassen soll. Heute hat er zum Beispiel noch überhaupt nichts gegessen und als ich ihm etwas hingestellt hatte kam seine typische Aussage er hätte noch keine Zeit.“ Die intensive Musterung von Master Cain überzog meinen Körper mit einer Gänsehaut und ich versuchte ein weiteres Mal die Köchin zu beruhigen, doch ich kam nicht weit, sondern wurde nur von ihr angefaucht, wobei ihr trauriger Blick mir Schuldgefühle an den Hals hetzte.

„Martha…,“ „Verdammt noch mal Junge, du klappst irgendwann zusammen. Ich habe mir vorgenommen, in Gedenken an deine Eltern, etwas auf dich zu achten. Du bist schon richtig vom Fleisch gefallen. Nichts als Haut und Muskeln.“ „Jetzt übertreibst du aber.“

Bevor Martha etwas erwidern konnte mischte sich Master Cain ein. „Stimmt das Riff? Isst du wirklich an einigen Tagen nichts?“

Oh je, jetzt hieß es Sorgen zerstreuen, aber wie sollte ich das nur tun ohne ihm einige Einzelheiten zu unterschlagen? Tja, alles konnte ich tun, aber Master Cain anlügen, und das während er mich so besorgt musterte ging auf alle Fälle nicht. Mir blieb also nur die Wahrheit. „Na ja Master Cain, manchmal fehlt mir wirklich die Zeit.“ Entsetzt blickte er mich an. „Aber das darf nicht sein. Danke Martha, daß Sie mich informiert haben. Und dein Problem werde ich noch überdenken. Das währe doch gelacht, wenn wir keine Lösung finden würden.“ Ich wiegelte ab, doch Master Cain funkelte mich nur kurz an. „Master Cain ich habe damit kein Problem.“ „Ich habe es aber. Das letzte was ich brauchen kann ist ein Butler der zu schwach ist um meine Schuhe zu binden.“ Wut ließ seine Augen in einem dunklengrün glimmen und die goldenen Sprenkel wie flüssiges Gold leuchten. In diesen Sekunden schnürte es mir den Hals zu und ich glaubte fast, daß ich auf der Stelle vor Scham und auch Trauer tot umfallen würde. Die nächsten Worte brachte ich nur mit viel Anstrengung über meine Lippen, während ich mich an einer Stuhllehne festhalten musste. „Ich verstehe Sir.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-09-27T19:02:49+00:00 27.09.2008 21:02
Waah!! Cain soll Riff nicht immer so böse ansehen...
Der Arme-.- Aber Martha is echt cool XDDD
Bin schon gespannt was als nächstes passiert*u*
Und Danke fürs schicken^^
leonie

Von:  Sephie
2008-08-24T15:10:06+00:00 24.08.2008 17:10
XDDDD
woahhXD riff wird zurecht gewiesen ><b
ich find diese martha tollXD
stell es mir regelrecht bildlich vor wie sie riff belehrt XDDD
och cain ><
bekommst auch gar nichts mit junge XD
freu ma schon auf das nächste kappi**b

lg das söckchen^^
Von: abgemeldet
2008-08-23T13:38:29+00:00 23.08.2008 15:38
Also echt Riff!! Kaum wieder auf den Beinen und dann so was! -.- Du fällst Cain noch von Fleisch! Und mit dem müssten wir dann auch nochmal ein Wörtchen wechseln... Er ist doch sonst so klug...
Tja, ich wollte mich nochmal für die regelmäßige Benachrichtigung bedanken^^
LG Angel


Zurück